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Radiologe
https://doi.org/10.1007/s00117-017-0320-1
Redaktion
S. Delorme, Heidelberg (Leitung)
P. Reimer, Karlsruhe
W. Reith, Homburg/Saar
C. Schäfer-Prokop, Amersfoort
C. Schüller-Weidekamm, Wien
M. Uhl, Freiburg
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Lernziele
Nach Absolvieren dieser Fortbildungseinheit ...
4 sind Sie über die Epidemiologie der Weichteiltumoren informiert.
4 kennen Sie die wesentlichen Neuerungen der aktuellen WHO-Klassifikation der
Weichteiltumoren.
4 werden Sie mit der Stadieneinteilung nach TNM und dem „surgical staging“ vertraut
sein.
Epidemiologie
Die genaue Häufigkeit von Weichteiltumoren anzugeben ist, v. a. aufgrund der zahlenmäßig nur
ungenau erfassten benignen Tumoren und tumorartigen Läsionen, nur eingeschränkt möglich.
Das Verhältnis von benignen zu Das Verhältnis von benignen zu malignen Tumoren wird mit 100 zu 1 angegeben. Insgesamt
malignen Tumoren wird mit 100:1 machen maligne Weichteiltumoren etwa 1 % der malignen Tumoren im Erwachsenenalter aus
angegeben [1]. Bei Kindern repräsentieren maligne Weichteiltumoren etwa 15 % der Malignome.
Die topographische Verteilung der Weichteiltumoren entspricht in etwa der Volumenvertei-
lung der Weichteile. Bevorzugt sind die stammnahen unteren Extremitäten (ca. 45 %) betroffen; es
folgen der Rumpf (ca. 10 %), die oberen stammnahen Extremitäten (ca. 10 %), das Retroperitoneum
(ca. 10 %), Kopf und Hals (ca. 10 %) sowie das Mediastinum (ca. 1 %; [2]).
Die Größe ist ein wichtiges Kriterium, welches zur Differenzierung benigner und maligner
Weichteiltumoren herangezogen werden kann. Maligne Tumore weisen häufig eine Größe von
über 5 cm auf, wohingegen benigne Tumore meist unterhalb der 5-cm-Grenze liegen [1, 3]. Ein
weiterer relevanter Aspekt ist die Lage der Tumoren. Maligne Weichteiltumoren sind überwiegend
in tiefer Lokalisation zu finden [1, 3]. Eine Ausnahme stellt hier z. B. das oberflächlich liegende
Myxofibrosarkom dar.
Die Kombination der Faktoren Tu- Die Kombination der Faktoren Tumorgröße über 5 cm, Größenzunahme, tiefe Lokalisation und
morgröße >5 cm, Größenzunahme, Schmerzen spricht für einen malignen Weichteiltumor. Bei Kombination der Faktoren Tumorgröße
tiefe Lokalisation und Schmer- über 5 cm, Größenzunahme, tiefe Lokalisation und Schmerzen liegt in etwa 85 % der Fälle ein
zen deutet auf einen malignen maligner Weichteiltumor vor [3].
Weichteiltumor In dem peritumoralen Ödem maligner Weichteiltumoren können sich maligne Zellen befinden,
daher sollte dieses bei der Beschreibung der Tumoren unbedingt erwähnt werden [4]. Des
Keywords
Sarcoma · WHO classification · Surgical staging · Adipocytic tumors · Dignity
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Abb. 1 8 Rhabdomyosarkom des Unterschenkels bei einem 4-jährigem Mädchen: Zwei sagittale Schnitte,
T2wfs (T2-gewichtet, fettsaturiert; a,b), zeigen einen großen und mehrere kleine, hyperintense, solide anmutende
Tumoren im Unterschenkel sowie im Bereich der Kniekehle und im distalen dorsalen Oberschenkel. Der Tumor im
Unterschenkel zeigt ein homogenes, muskelisointenses Signal (Stern in c) im axialen T1w(T1-gewichtet)-Bild (c)
sowie eine nodulär imponierende Kontrastmittel(KM)-Aufnahme (Pfeile in d) im sagittalen T1wfs-Bild nach KM-Ga-
be (d). Die Bildgebung spricht bereits für einen malignen Tumor, histologisch zeigte sich ein Rhabdomyosarkom
Tab. 1 Verteilung von Weichteiltumoren und Pseudotumoren nach Lokalisation und Alter
Alter Kopf/Hals Stamm Retroperitoneum/ Obere Extremität Untere Extremität
(Jahre) Abdomen
0–5 Noduläre Fasziitis Hämangiom Lipoblastom Hämagiom Granuloma anulare
Fibrosarkom Fibrosarkom Fibrosarkom Fibröses Hamartom Neurofibrom
Neurofibrom Hämangioendotheliom Neurofibrom
Neurofibrom
6–15 Noduläre Fasziitis Noduläre Fasziitis Lymphangiom Fibröses Histiozytom Hämangiom
Rhabdomyosarkom Neurofibrom Rhabdomyosarkom Epitheloides Sarkom Synovialsarkom
Neurofibrom Neurofibrom Neurofibrom
16–25 Noduläre Fasziitis Noduläre Fasziitis Fibromatose Noduläre Fasziitis Liposarkom
Neurofibrom DFSP Fibröses Histiozytom Neurofibrom
MPNST Tenosynovialer Riesenzelltumor
Neurofibrom Synovialsarkom
Epitheloides Sarkom
Neurofibrom
–
26–45 Lipom Lipom Noduläre Fasziitis Fibromatose
DFSP DFSP Fibröses Histiozytom Fibröses Histiozytom
Neurofibrom MPNST Lipom Liposarkom
Neurofibrom DFSP1 Synovialsarkom
Undiff. Sarkom Neurofibrom
Neurofibrom
46–65 Lipom Lipom Liposarkom Lipom Lipom
Undiff. Sarkom Undiff. Sarkom Retroperitoneale Noduläre Fasziitis Liposarkom
Schwannom MPNST Fibrose Tenosynovialer Riesenzelltumor Fibromatose
Neurofibrom Schwannom GIST Undiff. Sarkom Undiff. Sarkom
Neurofibrom Schwannom Schwannom
Neurofibrom Neurofibrom
≥66 Lipom Lipom Liposarkom Lipom Kaposi-Sarkom
Undiff. Sarkom Undiff. Sarkom Retroperitoneale Undiff. Sarkom Undiff. Sarkom
Schwannom MPNST Fibrose Tenosynovialer Riesenzelltumor Schwannom
Neurofibrom Schwannom GIST Schwannom Neurofibrom
Neurofibrom Neurofibrom
DFSP Dermatofibrosarcoma protuberans, MPNST maligner peripherer Nervenscheidentumor, GIST gastrointestinaler Strumatumor
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Weiteren gilt eine Ausdehnung in andere Kompartimente als ein Merkmal für Semimalignität
oder Malignität. Zudem neigen Sarkome zu einer hämatogenen Aussaat mit beispielsweise häufigen
pulmonalen Metastasen.
Der häufigste maligne Der häufigste maligne Weichteiltumor im Kindesalter ist das Rhabdomyosarkom (. Abb. 1).
Weichteiltumor im Kindesal- Weitere relativ häufige Tumoren sind das synoviale Sarkom, das Fibrosarkom und das extraskelettale
ter ist das Rhabdomyosarkom Ewing-Sarkom.
Bei Erwachsenen zählt das Liposarkom (. Abb. 2) zu den häufigsten malignen Weichteiltumo-
ren, wobei die Angabe genauer Häufigkeiten wegen der teilweise substanziellen Reklassifikation
der Weichteilsarkome nur eingeschränkt möglich ist [1]. Weitere relativ häufige Weichteiltumoren
sind die undifferenzierten Sarkome (. Abb. 3), das Fibrosarkom und das Synovialsarkom.
Maligne Weichteiltumoren kommen in jedem Lebensalter vor, wobei die Häufigkeit mit stei-
gendem Lebensalter zunimmt; der Altersgipfel liegt in der 7. Lebensdekade [1]. Einen Überblick
über die Altersverteilung verschiedener Weichteiltumoren gibt . Tab. 1.
Bestrahlung und bestimmte Ein Risikofaktor für die Entstehung von Weichteiltumoren ist eine vorausgegangene Bestrah-
genetische Alterationen sind lung. Die Latenzzeit beträgt mehr als 10 Jahre, und die Person muss mindestens einer Gesamtdosis
Risikofaktoren für die Entstehung von 10 Gy ausgesetzt worden sein. Das aggressive Angiosarkom kann mittels immunhistochemi-
von Weichteiltumoren scher Untersuchung auf eine vorherige Bestrahlung zurückgeführt werden, da es typischerweise
den Nachweis einer c-myc-Amplifikation trägt [5].
Weitere Risikofaktoren sind die Astbestexposition bei der Entstehung eines Mesothelioms und
ein chronisches Lymphödem bei der Entstehung eines Lymphangiosarkoms. Des Weiteren können
auch genetische Alterationen für ein erhöhtes Risiko verantwortlichen sein [6]. So entstehen bei
dem Li-Fraumeni-Syndrom (Stammzellmutation im TP53-Tumorsuppressorgen) im Alter von
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Abb. 3 8 Undifferenziertes Sarkom NOS („not otherwise specified“; ehemals malignes fibröses Histiozytom, MFH)
des Oberschenkels bei einem 67-jährigenMann: Die sagittale STIR(„short-tau inversion recovery“)-Sequenz (a) zeigt
einen teils zystischen, teils soliden unscharf zur Umgebung abgrenzbaren Tumor mit Ausdehnung entlang des Ner-
vus ischiadicus. Im axialen T2w(T2-gewichteten)-Bild (b) bestätigt sich die Ummauerung des Nervus ischiadicus
(Pfeilinb)durchdenTumor,wodurcheine extremitätenerhaltende Operationnicht mehrsinnvoll möglicherscheint.
Der Tumor stellt sich T1w (c) hypointens dar, und nochmals ist deutlich die Ummauerung des Nervus ischiadicus zu
beobachten. Nach Kontrastmittel(KM)-Gabe zeigen die soliden Anteile des Tumors im T1wfs(T1-gewichtet, fettsa-
turiert)-Bild (d) eine homogene KM-Aufnahme, deutlich ist eine Infiltration des Tumors entlang der Muskelsepten
(Pfeilspitzen in d) zu beobachten. Die starke Vaskularisation des Tumors zeigt sich anschaulich in den axialen T1w
dynamischen Bildern während der KM-Gabe (e), hierbei ist von links nach rechts deutlich die frühe und kräftige KM-
Aufnahme zu beobachten
etwa 30 Jahren Tumoren des Knochens und der Weichteile. Bei der Neurofibromatose Typ I und
Typ II entstehen häufig benigne Nervenscheidentumoren (. Abb. 4).
Der größte Anteil der malignen Weichteiltumoren entsteht jedoch de novo.
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Abb. 4 8 Neurofibromatose Typ 1 mit multiplen Neurofibromen, betont im Bereich der rechten oberen Extremität:
Die koronare STIR(„short-tau inversion recovery“)-Sequenz (a) zeigt ausgedehnte hyperintense Raumforderungen
(RF) im Bereich des Mediastinums sowie des rechten Ober- und Unterarms, diese sind inhomogen hypointens im
korrespondierenden T1w(T1-gewichtet)-Bild (b). Im axialen T2w-Bild (c) zeigt sich der komplette Arm von den hy-
perintensen Raumforderungen durchsetzt, wobei nach Kontrastmittel(KM)-Gabe im T1wfs(T1-gewichtet, fettsatu-
riert)-Bild (d) die RF zentral betont eine KM-Aufnahme (Pfeilspitzen) zeigen. Der Fall zeigt ausgeprägte Neurofibrome
im Rahmen einer Neurofibromatose Typ 1. Zerebral zeigten sich bei dem Patienten ein Optikusgliom sowie multiple
punktförmige bis flächige Hyperintensitäten im Bereich der Sehbahn, der Thalami und der Capsula interna bds. (e)
im Sinne von FASI(„focal areas of signal intensity“)-Läsionen (Pfeile)
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Tab. 3 Wesentliche Neuerungen der aktuellen WHO(World Health Organization)-Klassifikation von 2013
Aktuelle Klassifikation: Alte Klassifikation:
Neue Subgruppen
1) Undifferenzierte Sarkome Malignes fibröses Histiozytom (MFH; früher Subgruppe
fibrohistiozytäre Tumoren): Begriff „MFH“ existiert nicht
mehr, ersetzt durch „undifferenziertes Sarkom“
2) Gastrointestinale Stromatumoren –
3) Nervenscheidentumoren –
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Abb. 5 8 Agressive Fibromatose des rechten Oberarms: In der STIR(„short-tau inversion recovery“)-Sequenz (a)
zeigt sich eine gering hyperintense Raumforderung (Pfeil in a), welche unscharf begrenzt mit spikulierten Ausläu-
fern zur Darstellung kommt. Die unscharfe Begrenzung und das infiltrative Wachstum bestätigen sich im axialen
T1w(T1-gewichtet)-Bild (b), wobei die Ausläufer in das umliegende Fettgewebe nach Kontrastmittel(KM)-Gabe
im T1wfs(T1-gewichtet, fettsaturiert)-Bild (c) noch besser zur Darstellung kommen (Pfeilspitzen in c). Das koronare
T1wfs-Bild post KM (d) zeigt sehr gut das infiltrative Wachstum innerhalb der Muskelfaszien nach kranial (Pfeil in d),
wobei für eine R0-Resektion diese Bereiche unbedingt mitreseziert werden müssen
sich keiner definierten Liniendifferenzierung zuordnen lassen. Hier werden wiederum 5 Subtypen
unterschieden:
4 undifferenzierte pleomorphe Sarkome,
4 undifferenzierte Sarkome vom Spindelzelltyp,
4 undifferenzierte rundzellige Sarkome,
4 undifferenzierte epitheloide Sarkome,
4 undifferenzierte Sarkome NOS („not otherwise specified“).
Sehr häufig findet sich bei den undifferenzierten Sarkomen ein Malignitätsgrad 3 nach
FNCLCC(Fédération Nationale des Centres de Lutte Contre le Cancer)-Kriterien (siehe hierzu
Kapitel „Stadieneinteilung und Grading“). Die undifferenzierten Sarkome sind häufig mit einer
schlechten Prognose assoziiert [9].
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Gutartige Weichteiltumoren
Gutartige Weichteiltumoren werden nach der Musculoskeletal Tumor Society (MSTS) in 3 Sta-
dien eingeteilt (. Tab. 4). Man unterscheidet inaktive (Stadium I) von aktiven (Stadium II) und
aggressiven (Stadium III) Tumoren [10]. Zu den aggressiven benignen Weichteiltumoren zählt
beispielsweise die aggressive Fibromatose (. Abb. 5).
Maligne Weichteiltumoren
Graduierung
Der histologische Typ des Sarkoms ist allein nicht immer aussagekräftig hinsichtlich der Voraussage
des klinischen Verlaufs.
Eine Gradeinteilung nach histologischen Parametern evaluiert den Malignitätsgrad und kor-
reliert mit der Wahrscheinlichkeit von Fernmetastasen und dem „overall survival“ [11].
Das überwiegend verwendete Graduierungssystem ist das FNCLCC-System [11]. Es basiert
auf einem Score, der sich aus den Parametern Tumordifferenzierung, Mitoserate und Anteil der
Tumornekrose zusammensetzt. Es werden 3 Grade unterschieden.
Staging
Das Staging von Weichteilsarkomen basiert auf histologischer und klinischer Information. Das
Das TNM-System basiert auf Staging-System für Weichteilsarkome wurde von der UICC (Union internationale contre le cancer)
histologischem Grad, Tumorgröße und dem AJCC (American Joint Committee on Cancer) entwickelt. Dieses TNM-System basiert auf
sowie regionalen Lymphknoten- dem histologischen Grad (Grad 1–3), der Tumorgröße T sowie regionalen Lymphknotenmetastasen
und Fernmetastasen (N0 oder N1) und Fernmetastasen (M0 oder M1).
In der 8. Auflage der TNM-Klassifikation wurden neue T-Stadien für Extremitäten und ober-
flächlichen Stamm, Retroperitoneum (. Tab. 5) sowie auch für den Kopf-Hals-Bereich und für
Thorax und Abdomen eingeführt [12]. Eine prognostische Gruppeneinteilung wird für Extre-
mitäten und oberflächlichen Stamm, Retroperitoneum sowie auch für die gastrointestinalen
Strumatumoren (GIST) angegeben. Für den Kopf-Hals-Bereich sowie für Thorax und Abdomen
wird eine Stadieneinteilung derzeit nicht empfohlen.
Die TNM-Klassifikation unterschei- Die TNM-Klassifikation unterscheidet 4 Stadien für Extremitäten, oberflächlichen Stamm
det 4 Stadien für Extremitäten, und Retroperitoneum, wobei die Stadien I–IIIB durch den histologischen Grad und die Tumor-
oberflächlichen Stamm und Retro- ausdehnung bestimmt werden. Im Stadium IIIC liegen Lymphknotenmetastasen (N1) und im
peritoneum Stadium IV Fernmetastasen (M1) vor (. Tab. 6).
Die T-Stadien der GIST sind in . Tab. 7 zusammengefasst.
Das Grading für GIST ist different Das Grading für GIST ist different und basiert nur auf der Mitoserate. Unterschieden werden
und basiert nur auf der Mitoserate eine niedrige (≤5 pro 50 hpf [„high power fields“]) und eine hohe Mitoserate (>5 pro 50 hpf).
Auch bei den GIST werden 4 TNM-Stadien unterschieden, wobei diese für GIST des Magens und
des Dünndarms different sind (. Tab. 8 und 9). Die Stadien I bis III werden in beiden Lokalisationen
durch das T-Stadium und die Mitoserate bestimmt. Das Stadium IV ist gekennzeichnet durch
das Vorliegen von Lymphknotenmetastasen (N1) und/oder Fernmetastasen (M1).
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Die Kriterien für die Stadien der Magen-GIST können auf primäre, solitäre GIST des Omentum
angewandt werden. Die Kriterien für die Stadien der Dünndarm-GIST können auf GIST in
selteneren Lokalisationen wie Ösophagus, Kolon, Rektum und Mesenterium angewandt werden.
Chirurgische/Enneking-Einteilung
Neben der TNM-Klassifikation gibt es die Stadieneinteilung für Weichteilsarkome nach Enneking.
In diesem „surgical staging“ werden lediglich die 3 folgenden Prognosefaktoren berücksichtigt In der Stadieneinteilung nach
[13]: Enneking („surgical staging“) wer-
4 Grading („low grade“, „high grade“), den lediglich 3 Prognosefaktoren
4 lokales Ausbreitungsmuster (intra- oder extrakompartimentell), berücksichtigt
4 Metastasierungsgrad.
Wegen der Seltenheit von Lymphknotenmetastasen stufte Enneking das N-Kriterium als klinisch
irrelevant ein. Er unterscheidet 3 Tumorstadien (. Tab. 10).
Aus chirurgischer Sicht ist v. a. die Unterscheidung zwischen einer intrakompartimentellen Aus chirurgischer Sicht ist v. a.
und einer extrakompartimentellen Tumorausbreitung relevant. Als Kompartimente gelten dabei die Unterscheidung zwischen
anatomische Körperräume, deren Grenzschichten lange Zeit als Barriere respektiert werden, bevor intra- und extrakompartimenteller
der Tumor diese oder benachbarte Kompartimente infiltriert. Intrakompartimentell befindet sich Tumorausbreitung relevant
ein Tumor, wenn er z. B. in einem Muskel oder einer Muskelgruppe liegt. Die Grenzen des
Kompartiments werden durch die umgebenden Faszien gebildet. Verlässt ein Tumor seinen
ursprünglichen Entstehungsort und wächst z. B. durch eine Faszie hindurch, befindet er sich
extrakompartimentell (. Abb. 6).
Diese Differenzierung ist von großer Bedeutung bezüglich der Resektionsgrenzen, da die Re-
zidivhäufigkeit bei benignen und v. a. bei malignen Weichteiltumoren entscheidend vom Ausmaß
der Radikalität der Resektion abhängt. Als generell extrakompartimentell können Weichteilsar-
kome klassifiziert werden, wenn sie entlang von Gefäß- oder Nervenbündeln, in der Kniekehle
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Korrespondenzadresse
Dr. L. Fenzl
Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum des Saarlandes
Kirrbergerstraße, 66424 Homburg/Saar, Deutschland
Lisa.Fenzl@uks.eu
Interessenkonflikt. L. Fenzl, M. Mehrmann, K. Kremp und G. Schneider geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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- Fragen und Antworten werden in zufälliger Reihenfolge zusammengestellt.
- Pro Frage ist jeweils nur eine Antwort zutreffend.
- Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen 70 % der Fragen richtig beantwortet werden.
? In welcher Lokalisation sind maligne ? Der häufigste maligne Weichteiltumor ? Sie diagnostizieren einen GIST mit
Weichteiltumoren am häufigsten? im Kindesalter ist ... Lymphknotenmetastasen. Welches
◯ Rumpf ◯ das undifferenzierte Sarkom. TNM-Stadium ordnen Sie zu?
◯ Extremitäten ◯ der GIST. ◯ IB
◯ Retroperitoneum ◯ das Rhabdomyosarkom. ◯ II
◯ Mediastinum ◯ der tenosynoviale Riesenzelltumor. ◯ IIIA
◯ Kopf und Hals ◯ das Schwannom. ◯ IIIB
◯ IV
? Welches ist kein prädisponierender ? Zu den wesentlichen Neuerungen
Risikofaktor für die Entstehung von der aktuellen WHO-Klassifikation der ? Bei einem 75-jährigen Patienten ergibt
Weichteiltumoren? Weichteiltumoren von 2013 zählt wel- die Biospsie einer Raumforderung in
◯ Bestrahlung che der folgenden Aussagen? der Kniekehle ein Liposarkom, „high
◯ Mittleres Lebensalter ◯ Die Subgruppe der fibrohistiozytären grade“. Kein Hinweis auf Fernmetasta-
◯ Asbestexposition Tumoren wurde abgeschafft. sen. Welches Stadium nach Enneking
◯ Stammzellmutation im TP53-Tumorsup- ◯ Es wurde als neue Subgruppe die der („surgical staging“) liegt vor?
pressorgen undifferenzierten Sarkome hinzugefügt. ◯ Ia
◯ Neurofibromatose ◯ Das maligne fibröse Histiozytom stellt ◯ Ib
eine neue Subgruppe dar. ◯ IIa
? Bei der Kombination verschiedener ◯ Die Subgruppe der fibrohistiozytären ◯ IIb
Faktoren liegt in ca. 85 % ein maligner Tumoren ist deutlich größer geworden. ◯ III
Weichteiltumor vor. Welcher Faktor ◯ Die zuvor bestehenden Subgruppen der
gehört nicht dazu? Nervenscheidentumoren und der GIST ? Welches der u.g. lokalen Ausbreitungs-
◯ Tumorgröße >5 cm wurden abgeschafft. muster von Weichteiltumoren ist intra-
◯ Größenzunahme im Verlauf kompartimentell?
◯ Tiefe Lokalisation ? Bei einem 65-jährigen Patienten wird ◯ Wachstum entlang von Gefäß-/
◯ Schmerzen ein dedifferenziertes Liposarkom, G3, Nervenbündeln
◯ Intrakompartimentelle Lokalisation des von 12 cm Größe am linken Oberschen- ◯ Wachstum/Lokalisation innerhalb der
Tumors kel diagnostiziert, es liegen regionale Adduktorenloge
Lymphknotenmetastasen vor. Kein ◯ Wachstum von retroperitoneal nach
? Zu den häufigsten malignen Weich- Hinweis auf Fernmetastasen. Welches intraperitoneal
teiltumoren des Erwachsenen zählt ist das zutreffende TNM-Stadium? ◯ Ausbreitung von perirenal durch die
... ◯ II Gerota-Faszie hindurch
◯ das epitheloide Sarkom. ◯ IIIA ◯ Wachstum/Lokalisation in der Kniekehle
◯ das Angiosarkom. ◯ IIIB
◯ das maligne Perineuriom. ◯ IIIC
◯ der maligne phosphaturetische mesen- ◯ IV
chymale Tumor.
◯ das Liposarkom.
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