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Die Strahlentherapie (Radiotherapie) ist neben Operation und Chemotherapie eine der
zentralen Säulen der bewährten Krebstherapie. Alle wichtigen Informationen erhalten Sie
nachfolgend.
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Eine Strahlentherapie ist ein lokales und regionales Behandlungsverfahren. Es wird nicht der
ganze Körper behandelt, sondern ein genau definiertes Volumen des Körpers. Damit
können Nebenwirkungen eingegrenzt werden. Voraussetzung ist, dass mittels
Bildgebungsverfahren oder Information aus vorausgegangenen Operationen festgelegt werden
kann, welche Strukturen im Körper bestrahlt werden sollen.
Das kann der gut abgrenzbare Tumor - umgeben von gesunden Gewebe - sein, aber auch die
Stelle, aus der zuvor in einer Operation ein Tumor entfernt wurde, das sogenannte
„Tumorbett“, oder die Ausbreitungswege über die benachbarten Lymphabflusswege (feine
Lymphgefäße mit den zwischengeschalteten Lymphknoten, in denen sich Krebszellen
absiedeln können).
Eine Radiotherapie kann mit dem Ziel erfolgen, einen sichtbaren Tumor anstelle einer
Operation zu verkleinern, völlig abzubauen oder bislang unsichtbare Krebszellen
abzutöten, bevor sie innerhalb von Monaten und Jahren wachsen und einen Krebsrückfall
darstellen, der dann schwer zu behandeln ist. Um das Zielvolumen zu definieren und so einen
unsichtbaren Krebsbefall auszuschalten, muss der Radioonkologe über viel Wissen zum
Verhalten von Tumorerkrankungen und Rückfallrisiken verfügen. Wissen, das durch
Beobachtungen an früheren Patienten der letzten 30 bis 40 Jahren zusammengetragen wurde.
Bei einer perkutanen Radiotherapie (Einstrahlung von außen durch die Haut) werden die
Bestrahlungsdosen in kleinen täglichen Dosen verabreicht, so dass mitbestrahltes gesundes
Gewebe wenig geschädigt wird, Krebszellen aber abgetötet werden. Dieses Behandlungsziel
wird „adjuvant“ genannt, da die Bestrahlung den Nutzen der Operation unterstützen und
vergrößern soll.
Krebsarten, die sehr gut auf Bestrahlung ansprechen, können sich mit Bestrahlung - meist
als Radiochemotherapie in Kombination mit einer verstärkenden Chemotherapie - unter
Verzicht auf eine Operation komplett abbauen. Hierzu zählen Tumorarten, deren Entstehung
auf Viren (am häufigsten des HPV-Virus) zurückzuführen ist, wie z.B.
Gebärmuttermundkrebs, Analkarzinome, manche Karzinome des Rachens und des
Nasenrachens. Die Radiochemotherapie ersetzt hier die Operation und die befallenen
Strukturen können erhalten werden.
Wichtig zu wissen: Moderne Radiotherapie mit kleineren und mittelhohen Dosen erzeugt
heute kaum mehr Nebenwirkungen. Davon profitieren Patienten mit metastasierten
Tumorerkrankungen, bei denen bestimmte Tumorabsiedlungen (z.B. Knochenmetastasen)
große Beschwerden bereiten. Eine kurze palliative Radiotherapieserie führt oft zu guter
Schmerzlinderung und kann zusätzlich zu Systemtherapie eingesetzt werden.
Ja! – Die Art der Radiotherapie, auch die Höhe der Bestrahlungsdosis, wird immer
bestimmt von Tumortyp und Tumorstadium. Die meisten der unterschiedlichen
radiotherapeutischen Methoden können an ein und demselben modernen Linearbeschleuniger
durchgeführt werden. In den letzten 30-40 Jahren wurden zahlreiche Behandlungsstudien zum
Nutzen der Strahlentherapie bei allen soliden Tumoren durchgeführt. Die Ergebnisse wurden
in Leitlinien zusammengefasst und werden immer wieder überarbeitet.
Zu fast jeder Tumorart existieren mittlerweile deutsche und internationale Leitlinien. In den
Leitlinien ist definiert, wie Strahlentherapie bei einer Tumorart eingesetzt werden sollte: Beim
Ziel der Tumorheilung (in kurativer Absicht) als alleinige Radiotherapie oder in
Kombination mit Chemotherapie (Radiochemotherapie) oder in Kombination mit einer
Operation (davor oder danach).
Dabei liegen uns meist verlässliche Zahlen zur Abschätzung des Nutzens in Abhängigkeit von
Tumortyp und Stadium vor. Patienten werden nur Bestrahlungen angeboten, deren Effekt in
Studien nachgewiesen wurde. Bei manchen Tumorarten und Ausbreitungsstadien kann der
Patient zwischen Operation oder Radiotherapie wählen, da die Ergebnisse vergleichbar sind.
Das Patientenschutzgesetz verpflichtet die Ärzte, den Patienten über alle konkurrierenden
Behandlungsmethoden aufzuklären, sofern diese ähnliche Heilungsergebnisse erwarten
lassen.
Eine Strahlentherapie wird meist als Bestrahlungsserie durchgeführt, mit typischerweise fünf
Bestrahlungen pro Woche.
Ängste führen zu Anspannungen. Sprechen Sie diese ruhig aus, das Behandlungsteam wird
darauf eingehen. Wenn bei den Behandlungen eine verständnisvolle und vertrauensvolle
Atmosphäre herrscht, gelingt die tägliche Lagerung der Patienten gewöhnlich sehr gut.
Bei Bestrahlungen im Becken muss die Füllung von Organen wie die Blase ebenfalls täglich
gleich sein. Hierzu erhalten Sie Anleitungen.
Sind Patienten jedoch durch die Erkrankung geschwächt, müde und behindert, auf starke
Schmerzmittel angewiesen oder werden am Gehirn bestrahlt, sollten sie nicht selbst zum
Steuer greifen. Ein Patient sollte auch an Tagen, an denen gleichzeitig zur Bestrahlung eine
Chemotherapie verabreicht wurde, nicht selber ein Auto lenken. Kosten werden von den
Kassen für die Fahrt zur Strahlentherapie übernommen, egal ob der Patient selber oder
Angehörige fahren. Auch Kosten für Taxi- oder Krankentransporte werden übernommen,
sofern vom Arzt bescheinigt wird, dass diese erforderlich sind.
Dies sollte nur geschehen, wenn ein zwingender Grund (etwa ein Unfall oder eine weitere und
plötzliche ernste Erkrankung, die eine Bestrahlung verhindert) vorliegt.
Wie stark sich eine Unterbrechung der Bestrahlungsserie auswirkt, hängt allerdings auch
wieder von der Tumorart, genauer von deren Reparaturgeschwindigkeit, ab. Zur
Kompensation von Bestrahlungspausen kann nach der Pause an einigen Tagen zweimal pro
Tag behandelt werden – eine Erhöhung der Gesamtdosis dagegen ist nicht zu empfehlen.
Das Gerät, mit dem in einer modernen Strahlentherapie (RadioOnkologie) der Strahl erzeugt
wird, nennt sich Linearbeschleuniger. Ein Linearbeschleuniger arbeitet nicht mit
radioaktivem Material! In einem Linearbeschleuniger werden zunächst winzige, elektrisch
geladene Teilchen, die Elektronen, erzeugt. Diese werden dann durch Magneten nahezu auf
Lichtgeschwindigkeit beschleunigt - daher auch der Name des Gerätes.
Am Ende der Beschleunigungsstrecke treten Sie entweder als Therapiestrahl aus dem
Gerät aus oder treffen auf eine Wolframplatte im Gerät. Durch diesen Aufprall entstehen
sogenannte Photonen, die sich durch Ihre physikalischen Eigenschaften hervorragend dazu
eignen, Regionen zu behandeln, die tiefer unter der Haut liegen.
Während man also mit Elektronen oberflächliche Erkrankungen behandelt, nutzt man für
Therapien der meisten Erkrankungen die Photonen.
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Bei der Strahlentherapie dringen ionisierende Strahlen in das Körpergewebe mit gesunden
und den bösartig veränderten Zellen ein. Im wasserhaltigen Gewebe entstehen freie Radikale,
die die Strukturen der Zellen angreifen.
Früher ging man vor allem von Schäden an der Erbsubstanz der Zellen aus. Man beobachtete,
wie sich diese Schäden bei anschließenden Zellteilungen auswirkten und die Zellpopulationen
nicht mehr weiterwuchsen, sondern an Zahl abnahmen oder komplett abstarben. Genau
diese Dezimierung der Krebszellen stellt den gewünschten Effekt einer Krebstherapie dar.
Wichtig zu wissen: In den letzten Jahrzehnten wurde aber viele weitere Beobachtungen an
bestrahlten Zellen und Geweben gemacht. Strahlentherapie wirkt sich auf die Blut- und
Sauerstoffversorgung in Tumoren aus und setzt immunologische Vorgänge in Gang.
Die Strahlen greifen vor allem die Erbsubstanz des Tumors an – die DNS oder DNA, also das
„Gehirn“ der Zelle. Die Tumorzelle versucht, diesen Schaden zu reparieren, was ihr mit
steigender Strahlendosis immer schwerer gelingt. Ziel ist es, durch kontinuierliche
Wiederholung der durch die Strahlen verursachten Schädigung schließlich
die Reparaturfähigkeit der Tumorzelle zu erschöpfen. Dann zerbricht die DNS und die
Krebszelle stirbt ab.
Was passiert mit den gesunden Zellen?
Um einen selektiven Effekt auf Krebszellen und gesunde Zellen zu erzielen, nutzt man
das bessere Reparaturvermögen normaler Zellen aus. Diese Zellen können wiederholte
kleine Dosen gut reparieren, während die Krebszellen diese Eigenschaften teilweise
verloren haben. Daher erfolgt die Verabreichung von Bestrahlungsserien mit kleinen
Tagesdosen, wenn viel gesundes Gewebe mitbestrahlt werden muss.
Wichtig zu wissen: Hohe Einzeldosen dagegen sind zerstörerisch auch für gesunde Zellen.
Solche Dosen können nur sehr scharf begrenzt (konformal) auf umschriebene Tumorknoten
verabreicht werden, was dem Prinzip der stereotaktischen Bestrahlung bei der Bestrahlung
von außen entspricht.
Ablauf einer Strahlentherapie
Auf einen Blick
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Zunächst lernen sich der Patient und der Facharzt für Strahlentherapie oder Radioonkologie
kennen. In einem ausführlichen und einfühlsamen Erstgespräch werden gemeinsam
die vorhandenen Unterlagen ausgewertet – falls unvollständig, müssen weitere Arztbriefe
und Untersuchungsberichte noch angefordert werden - und schließlich gibt der
Strahlentherapeut eine Empfehlung ab.
In der Regel dient der erste Termin nach dem Aufklärungsgespräch zur detaillierten
Festlegung der Lagerung des Patienten zur Strahlentherapie und einer Planungs-
Computertomographie. Da sich der Patient während der 5 bis 15 Minuten einer
Bestrahlungsbehandlung möglichst nicht bewegen soll, müssen Körperregionen wie der Kopf-
Hals-Bereich mit eigens für den Patienten geformten Masken fixiert werden. Auch ein dem
Körper angeformtes Vakuumkissen trägt zur Stabilisierung der Lagerung bei. Der Patient
soll sicher, entspannt und schmerzfrei liegen.
Ist die Lagerung festgelegt, so erfolgt die Computertomographie der Region, die bestrahlt
werden soll. Wichtig ist, dass zumeist kein Kontrastmittel gegeben wird, und dass der Patient
auch nicht nüchtern sein muss. Dagegen kann es erforderlich sein, dass der Patient eine volle
Harnblase beim Planungscomputertomogramm hat – wie dann später bei allen Bestrahlungen.
Wichtig zu wissen: Die Untersuchung ist völlig schmerzfrei und der Patient geht danach
wieder nach Hause. Zum Wiederauffinden der exakten Lagerung werden
kleine Markierungen, z.B. mit Filzstift, auf der Haut angebracht, alternativ auf der Maske,
sofern diese angefertigt wurde.
Die einzelnen Sitzungen laufen im Wesentlichen immer sehr ähnlich ab – nach einer
kurzen Wartezeit wird der Patient zunächst in die Umkleidekabine und von dort in
den Bestrahlungsraum begleitet.
Der Patient legt sich dann auf einen speziellen Bestrahlungstisch, auf dem er von den
MTRAs (den medizinisch-technischen Radiologie-Assistenten) anhand der
Lagerungsdokumentation und den Hautmarkierungen in die richtige
Bestrahlungsposition gebracht wird.
Der einprogrammierte Bestrahlungsplan wird aufgerufen.
Im Falle der ersten Bestrahlung erscheint zunächst immer eine digital rekonstruierte
Bildvorgabe zur Anfertigung von Lagerungsaufnahmen. Die Aufnahmen können
2D- oder 3D-Bildgebung sein. Anhand eines Abgleichs der Bildvorgabe und dem
aktuellen Bild wird die zu bestrahlende Körperregion durch eine Bewegung des
Bestrahlungstisches „fein justiert“.
Schließlich wird die Bestrahlung durch den bei der ersten Bestrahlung anwesenden
Facharzt endgültig freigegeben – die Bestrahlung beginnt gemäß der programmierten
Vorgaben und dauert wenige Minuten.
Alle weiteren Behandlungen laufen nach diesem individuellen, einprogrammierten
Programm ab, bis vielleicht im Laufe der Serie eine „Umstellung“ auf dem Plan
steht.
Die Bestrahlung ist völlig schmerzfrei, der Strahl nicht sichtbar. Insgesamt dauert die
tägliche Bestrahlung etwa 10 Minuten, wobei die Dauer abhängig ist von der Dosis und der
Komplexität des Bestrahlungsplans. Zumeist wird arbeitstäglich einmal pro Tag bestrahlt,
wobei es auch Konzepte gibt, an denen man mehrmals am Tag oder auch am Wochenende
bestrahlt.
Wichtig zu wissen: Wenn erforderlich, können bei einer Behandlung mehrere Stellen des
Körpers bestrahlt werden, z.B. mehrere Metastasen. Falls diese weit auseinander liegen, muss
jeweils eigens eingestellt werden, dadurch verlängert sich die Behandlungszeit.
Nebenwirkungen der Bestrahlung
Auf einen Blick
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Die Strahlung tritt also mit den Geweben in Wechselwirkung und man unterscheidet die
sogenannte direkte und indirekte Strahlenwirkung. Direkte Strahlenwirkung: Aus einem
organischen Molekül werden ein oder mehrere Bindungselektronen entfernt. Je höher die
Dosis ist, desto mehr „Hits“ schlagen ein. Bei der indirekten Strahlenwirkung kommt es erst
durch die Wechselwirkung der Strahlung mit Sauerstoff und Wasser zur Bildung von
Radikalen und Peroxiden. Diese schädigen dann die organischen Moleküle.
Die Strahlentherapie ist eine lokale Therapie wie die Operation. Begleiterscheinungen
treten nur dort auf, wo auch bestrahlt wird. Beispiel: wird an der Brust bestrahlt, kann es
sicher dadurch nicht zu Haarausfall am Kopf oder Zahnschädigungen kommen. So kann es in
Abhängigkeit von der Lage des bestrahlten Zielvolumens und der im jeweiligen
Organ eingestrahlten Dosishöhe zu folgenden Begleiterscheinungen kommen:
Es können auch mehrere Strahlenfolgen gleichzeitig auftreten, wenn mehrere Organe in eine
entsprechende Dosis einbezogen werden müssen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Strahlenfolgen auftreten, hängt von der Höhe der Dosis ab, mit
der um oder im Tumorbereich liegende Normalgewebe belastet werden müssen. Die moderne
Strahlentherapie wird dreidimensional geplant und die Dosis sehr präzise an das zu
bestrahlende Volumen angepasst. Trotzdem werden – egal mit welcher Strahlenart (Photonen,
Protonen, Elektronen, Gammastrahlung) - normale Gewebe durchstrahlt und eine konkret
berechnete bekannte Dosis wird dort deponiert.
Wichtig zu wissen: Hoch strahlenempfindliche Gewebe sind zum Beispiel die Stammzellen
im Knochenmark und das Dünndarmepithel, mäßiggradig empfindliche Organe, die
Augenlinse, die Haut und die Nieren und gering empfindliche Organe der Dickdarm, die
Blutgefäße und die Harnblase. Als weitgehend strahlenresistent gelten der Knochen, das
Bindegewebe und die peripheren Nerven.
Wahrscheinlichkeit und Ausmaß von Strahlenfolgen hängen von mehreren Faktoren ab:
Strahlenart: hoch energetische Strahlen (Linearbeschleuniger-Photonen, Protonen)
belasten das Gewebe durch die weitere Eindringtiefe und die geringere Streuung
weniger als niedrig energetische Strahlen (Röntgenstrahlen) oder andere Strahlenarten
(hochenergetische Ionen, Elektronen, Korpuskularstrahlung). Auch die biologische
Wertigkeit der jeweiligen Strahlenart ist dabei wichtig (relative biologische
Wirksamkeit).
Größe des Zielvolumens und damit ein zwangsläufig größeres Volumen des
gleichzeitig durchstrahlten normalen Gewebes. Je größer das Zielvolumen ist, desto
wahrscheinlicher ist das Entstehen von Begleiterscheinungen.
Gewebeart, welche mit bestrahlt werden muss.
Fraktionierung, dies bedeutet: Dosis-Zeit-Verhältnis. In kurzer Zeit verabreichte
hohe Dosen können größere Effekte bewirken als eine über einen langen Zeitraum
verabreichte Bestrahlung (Protrahierung). Diese birgt allerdings das Risiko bei
manchen Tumoren, dass sich auch die Tumorzellen während der langen Zeit immer
wieder von der Bestrahlung erholen können.
Zusätzliche schädliche Faktoren, wie Alkohol, Rauchen, Chemotherapie,
Übergewicht (z.B. sehr große Brust bei der Brustbestrahlung), manche Antibiotika und
andere Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel (z.B. Johanniskraut) können die
Strahlenwirkung verstärken – diese Wirkung der Medikamente wird am Tumor
ausgenutzt (Chemotherapie), kann aber auch ein erhöhtes Risiko für
Begleiterscheinungen mit sich bringen.
Individuelle Faktoren: Ernährungszustand (Mangelernährung), Durchblutung
(Gefäßsklerosen), Entzündungen und höheres Lebensalter können das Risiko für
Begleiterscheinungen erhöhen und auch deren Abheilen kann dabei verzögert werden.
Akute Strahlenfolgen treten schon während der Bestrahlungsserie auf, verstärken sich bis zum
Ende der Bestrahlung und eventuell noch kurz darüber hinaus, bevor sie dann über einige
Wochen wieder abheilen und meist folgenlos verschwinden. Die Nebenwirkungsgrade
werden objektiv nach CTC-Einteilung bewertet (Common Toxicity Criteria for Adverse
Events; Grade 0 „keine“ bis 4 „sehr schwere Nebenwirkungen“). Späte Strahlenfolgen
erscheinen Monate bis Jahre nach Ende der Strahlentherapie ausgehend von sich wenig oder
langsam teilenden Zellen (Gehrin, Rückenmark, Knochen, Bindegewebe). Sie werden nach
LENT-SOMA Graden eingeteilt (Late Effect in Normal Tissue; Subjective, Objective,
Management, Analytic).
Die Nebenwirkungen und der Verlauf sind organspezifisch und hängen von der applizierten
Dosis (Dosiseinheit ist das Gray = Gy) und können hier nicht alle detailliert beschrieben
werden. Die Patienten bekommen auch darüber eine ausführliche Aufklärung in den
strahlentherapeutischen Erstgesprächen vor Therapiebeginn. Im Folgenden ein Beispiel für
die Veränderungen, die während einer Bestrahlung wegen Kopf-Hals-Tumoren entstehen:
Wichtig zu wissen: Die Nebenwirkungen und der Verlauf sind organspezifisch und hängen
von der applizierten Dosis (Dosiseinheit ist das Gray = Gy) und können hier nicht alle
detailliert beschrieben werden. Die Patienten bekommen auch darüber eine ausführliche
Aufklärung in den strahlentherapeutischen Erstgesprächen vor Therapiebeginn.
Fluoride stärken die Säureresistenz der Zahnhartsubstanzen, fördern die Remineralisation und
hemmen schädliche Mikroorganismen. Fluoridierungsschienen können vom Zahnarzt
angefertigt werden. Die primäre Prophylaxe der Strahlenkaries kann mit Schienen (5 bis 10
min tgl. mit Fluoridgel) oder Fluoridlösungen/Fluoridzahnpasta erfolgen. Die
Fluoridierungsschiene wird nicht zur Bestrahlung getragen und dient nicht der
Weichgeweberetraktion. Bei Schmerzhaftigkeit durch Schleimhautdefekte kann die
Fluoridschiene während der Strahlentherapie ausgesetzt werden. Alle ein bis zwei Wochen
Inspektion der Mundhöhle durch den Zahnarzt.
Betreuung nach der Bestrahlung: Vor allem nach der Strahlentherapie sollte die
Intensivfluoridierung zur Kariesprophylaxe fortgeführt werden. Eine Prothesenkarenz
besteht für 3 bis 6 Monate (Vermeidung von Druckstellen, Infektionsherden). Jede
Karies muss durch Füllungstherapie oder Überkronung (bei Karies Grad 1 und 2) oder
Zahnentfernung (bei Grad 3 und 4) vom Zahnarzt behandelt werden. Die
Prothesentoleranz ist wegen der Mundtrockenheit oft schwierig. Der Implantat-
getragene Zahnersatz ist mit guter Prognose möglich. Regelmäßige zahnärztliche
Kontrollen mindestens alle 3 Monate, im Einzelfall alle 4 Wochen.
Spätfolgen sind Nebenwirkungen, die mehr als 3 Monate nach der Bestrahlung
auftreten
In den meisten Fällen sind keine bzw. wenige Spätfolgen zu erwarten
Beispiele für Spätfolgen: Mundtrockenheit, Zahnschäden, Impotenz /
Sterilität, Denkschwäche, Psychosoziale Spätfolgen
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Wichtig zu wissen: Spätfolgen der Strahlentherapie sind definiert als Nebenwirkungen, die
nach mehr als 3 Monaten nach der Bestrahlung bleiben oder auftreten.
Wichtig zu wissen: In den allermeisten Fällen gibt es mit den heutigen Techniken jedoch
wenig bis gar keine Spätfolgen der Strahlentherapie. Auch muss der meist hohe Nutzen der
Bestrahlung dem meist geringem Risiko von Spätnebenwirkungen immer gegenübergestellt
werden.
Bei Erwachsenen Personen liegt die Wahrscheinlichkeit, von der Bestrahlung ein
Zweitkarzinom zu bekommen, im Promille Bereich. Auch spielen hier viele Faktoren wie
zum Beispiel andere Therapien, genetische Anfälligkeit etc. eine Rolle.
Bei Kindern wiederum ist die Anfälligkeit deutlich höher; diese bekommen in ihrer
Lebenszeit in ca. 30% einen weiteren, möglicherweise therapieinduzierten Tumor.
Bestrahlung von außen/von innen
Auf einen Blick
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Die statische 3-D-Technik kann z.B. über Gegenfelder durchgeführt werden, wie bei der
tangentialen Bestrahlung der weiblichen Brust. Der Vorteil ist, dass außerhalb des
Strahlverlaufs keine Dosisbelastungen entstehen (von der sogenannten Streustrahlung
abgesehen). Es können aber auch Bestrahlungsfelder aus drei und vier verschiedenen
Richtungen auf ein Zielvolumen gerichtet werden.
Wenn höhere Bestrahlungsdosen erreicht werden müssen und das Zielvolumen mitten im
Körper liegt bzw. von empfindlichen Strukturen umgeben ist, ist heute der Standard
ein dynamisches Bestrahlungsverfahren mit einem modernen Linearbeschleuniger.
Wichtig zu wissen: Eine Sonderform der perkutanen Radiotherapie ist die stereotaktische
Bestrahlung. Die ebenfalls im Linearbeschleuniger erzeugten Elektronen werden für
oberflächliche Bestrahlungsvolumina, z.B. Hauttumoren, genutzt. Sie verfügen über eine
Eindringtiefe von Millimetern bis wenigen Zentimetern. Weitere Sonderformen sind
Bestrahlungen mit Protonen oder Schwerionen.
Dieses Verfahren ist die stärkste konformale Technik, d.h. bei hohen Dosen im Tumor
erreichen nur kleine Teildosen die unmittelbare Tumorumgebung. Dieses Verfahren erfordert
sehr viel Erfahrung und wird nur in wenigen Zentren durchgeführt. Oft arbeiten hierbei die
Radioonkologen mit Chirurgen anderer Fachrichtungen zusammen.
Wichtig zu wissen: Dieses Verfahren erfordert sehr viel Erfahrung und wird nur in wenigen
Zentren durchgeführt. Oft arbeiten hierbei die Radioonkologen mit Chirurgen anderer
Fachrichtungen zusammen.
Brachytherapie
Nachfolgend erhalten Sie alle wichtigen Informationen zur Brachytherapie, der
Bedeutung, den Arten und Unterschieden, Voraussetzungen, Abläufen, möglichen
Nebenwirkungen und Kosten.
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Bei der Brachytherapie unterscheidet man zwei Formen bzw. Anwendungsarten: Zum einen
die Kontaktbrachytherapie, bei welcher die Bestrahlungsquelle unmittelbar angrenzend zur
Zielregion (Tumorbereich) platziert wird. Dies kann z.B. in Körperöffnungen bzw. -
hohlräume (intracavitäre Brachytherapie) oder äußerlich im Bereich der Haut bei
oberflächlichen Tumoren erfolgen.
Bei der zweiten Form - der interstitiellen Brachytherapie - werden dauerhaft kleine
Strahlenquellen (sog. Seeds) über Nadeln und Katheter direkt in das Tumorgewebe
eingebracht und geben dort über einen längeren Zeitraum ihre Bestrahlungsdosis ab. Dieses
Verfahren wird sehr häufig zur Behandlung von Prostatakarzinomen verwendet.
Ein Vorteil der Brachytherapie ist, dass vergleichsweise hohe Strahlendosen auf einen eng
umschriebenen Bereich um die Bestrahlungsquelle bzw. den Applikator beschränkt werden
können und somit umliegendes, gesundes Gewebe und Organe (z.B. der Enddarm oder die
Harnblase) exzellent geschont werden können. Dies führt zu einem gesenkten
Nebenwirkungsrisiko. Auch sind meist nur wenige Behandlungssitzungen nötig. Die meisten
Brachytherapie-Sitzungen können ambulant erfolgen.
Als Nachteil der interstitiellen Brachytherapie kann angesehen werden, dass das Einbringen
der Strahlenquellen bzw. des Applikators teilweise in Narkose durchgeführt werden muss.
Dabei handelt es sich um invasive Eingriffe mit dem potenziellen Risiko der Verletzung von
Nachbarstrukturen. Häufig ist allerdings keine Narkose nötig.
Das Risiko und der Grad für Nebenwirkungen sind im Wesentlichen abhängig vom Ort und
der Art der Brachytherapie. Dabei werden Akut- von Spätfolgen unterschieden:
Nachfolgendes bezieht sich auf die häufig zum Einsatz kommende Afterloading-Technik:
Zunächst wird durch gründliche ärztliche Untersuchung und Sichtung der Bildgebung die
Lagebeziehung des Tumorbereichs zu benachbarten Risikostrukturen erhoben. Dabei kann
bereits eine „Vor-Planung“ der optimalen Lage des Applikators bzw. der Bestrahlungsquellen
erfolgen.
Nach Platzierung des Applikators durch einen Arzt wird zur Überprüfung der korrekten Lage
und Planung der Brachytherapie eine erneute Bildgebung (CT/Röntgen, MRT, Sonographie)
durchgeführt.
Wichtig zu wissen: Bei den Kosten der Brachytherapie besteht je nach Art und Anzahl der
Behandlungen eine große Preisspanne. Die Behandlung wird aber aktuell von den
Krankenkassen vollständig übernommen.
Stereotaxie
Auf einen Blick
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
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Aber auch die einzelnen Bestrahlungen dauern länger, da auch hier deutlich höhere
Anforderungen an Patienten-Lagerung und Fixierung, sowie an bildgebende Kontrollen vor
und während der Bestrahlung gelten.
Bei vielen gut- und bösartigen Tumorarten, die umschrieben und klein sind, kann eine
stereotaktische Bestrahlung sinnvoll sein. Das kann ein einzelner kleiner Tumor(rest) im Kopf
sein, aber auch im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzeptes mehrere kleine Metastasen in
der Lunge, Leber oder Gehirn. Insbesondere große oder diffuse (nicht ganz genau
abgrenzbare) Tumore sollten eher großvolumiger, mit weniger hohen Einzeldosen und mehr
Sitzungen bestrahlt werden, um die Rezidiv- und Nebenwirkungswahrscheinlichkeit zu
minimieren.
Wichtig zu wissen: Vor Beginn der Stereotaxie sollte zwischen den involvierten Disziplinen
(nicht nur Strahlentherapie, sondern auch Internist, Radiologie, Pathologie, Chirurgie, etc.)
ein Konsens zum Therapiekonzept erfolgen.
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Als „Standard“ kann aber gelten, dass man - bei welchem Verfahren auch immer - auf Basis
einer Planungscomputertomographie die dreidimensionale Dosisverteilung für
Tumorbestrahlungen berechnet und dokumentiert.
Wichtig zu wissen: für alle Organisationsformen gelten die gleichen Qualitätskriterien. Alle
Einrichtungen müssen sich alle zwei Jahre einem Qualitäts-Audit der Ärztekammer
unterziehen (Begehung durch die „Ärztliche Stelle“), wobei Personal- und
Geräteanforderungen überprüft werden.
Während der täglichen Bestrahlungen muss das Befinden des Patienten durch das
Behandlungsteam wahrgenommen werden. Hierzu sollten regelmäßig Arzt-
Patientengespräche stattfinden. Akute Nebenwirkungen einer Radiotherapie sollen
leitliniengerecht gelindert werden. Bei schweren Nebenwirkungen sollte die Möglichkeit
bestehen, den Patienten stationär zu betreuen. Unterbrechungen der Radiotherapie sollten auf
diese Weise möglichst vermieden werden, da diese zu einer verminderter Wirksamkeit führen
können.
Bei dem Abschlussgespräch sollte der Patient über den weiteren Verlauf informiert werden.
Der Radioonkologe ist zur Durchführung von Kontrollen verpflichtet, bis das Ansprechen auf
die Radiotherapie klar ist, aber auch darüber hinaus. Wobei weitere langfristige Nachsorgen
auch von anderen Fachärzten übernommen werden können.
Da die Radiotherapie immer nur ein Baustein bei einer Krebsbehandlung ist, muss ein guter
Radioonkologe mit den anderen behandelnden Ärzten im engen Austausch sein. Erste
Informationen zu einem Patienten werden bereits in einer Tumorkonferenz ausgetauscht, um
die für den Patienten bestmögliche Behandlung zu erzielen.
Wichtig zu wissen: Für eine optimale Radiotherapie muss also wesentlich mehr vorhanden
sein als eine gute technische Ausstattung!
Intensitätsmodulierte Bestrahlung (IMRT /
VMAT)
IMRT bedeutet IntesitätsModulierte RadioTherapie, VMAT
bedeutet VoluMetric Arc Therapy.
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
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Bei der intensitätsmodulierten Strahlentherapie wird ein Zielgebiet über mehrere (3-
9) Einstrahlrichtungen erfasst, aus jeder Einstrahlrichtung werden mehrere verschieden
geformte Bestrahlungsfelder abgestrahlt. Der Bestrahlungsvorgang dauert 10-25 Minuten.
Wichtig zu wissen: Bei der VMAT-Technik dreht sich das Bestrahlungsgerät 1-3x um den
Patienten und gibt während der Umkreisung die Strahlung ab. Dabei verändert sich die
Feldbegrenzung stetig und fließend, die Geschwindigkeit sowie die Dosisintensität sind
ebenfalls variabel. Der Bestrahlungsvorgang dauert dabei nur 5-8 Minuten.
Wichtig zu wissen: Diese Technik eignet sich daher für die meisten Tumore, ganz besonders
für Tumore in der Nähe von sensiblen Risikoorganen, etwa bei Prostata- oder Kopf-/
Halstumoren und für stark irregulär geformte Zielgebiete, etwa bei Brusttumoren mit
Lymphabflussgebiet oder Tumore im Becken.
Durch die VMAT-Technik kann die Zielgenauigkeit noch weiter verbessert und zudem
die Behandlungszeit von circa 15 Minuten auf 5 Minuten verkürzt werden. Die verkürzte
Bestrahlungszeit stellt insbesondere bei schwierig zu lagernden Patienten/Patientinnen oder
bei Patienten/Patientinnen mit Schmerzen einen großen Vorteil dar.
Image Guided Radiotherapy (IGRT)
Auf einen Blick
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Je zielgenauer eine Bestrahlung geplant wird und je enger sich die Strahlendosis an das
Tumorbett anschmiegt, desto wichtiger ist die Kontrolle der Lagerung des Patienten/der
Patientin einschließlich der Position des Tumors und benachbarter Risikostrukturen bei jeder
Bestrahlungssitzung.
Bei der bildgeführten Bestrahlung können der Tumor und die Risikoorgane durch den CT-
Zusatz (Cone-Beam-CT) direkt am Linearbeschleuniger vor jeder
Bestrahlungssitzung dreidimensional dargestellt und mit den Planungsvorgaben am
Überwachungscomputer verglichen werden.
Die IGRT bietet bei den meisten Tumorarten deutliche Vorteile bezüglich einer optimalen
Lagerung. Dies ist von besonders großer Bedeutung zum Beispiel bei der Bestrahlung
des Prostata-Karzinoms, da unterschiedliche Füllungszustände von Darm und Harnblase die
Lage der Prostata deutlich verändern.
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Bei der SGRT kommt sowohl beim Planungs-CT als auch bei jeder Bestrahlung ein optischer
Oberflächenscanner zum Einsatz, der die Oberflächen lasertechnisch dreidimensional abgreift
und miteinander vergleicht. Die Freigabe der Bestrahlung wird an die Atemphase der
Patientin anpasst. Die Bestrahlung findet also nur in einem bestimmten vorgegebenen
Zeitfenster statt.
Bei vielen Patientinnen liegt das Herz recht nahe an der linksseitigen Brustwand. Durch tiefes
Einatmen dehnt sich die Lunge aus, somit vergrößert sich der Abstand zwischen Herz und
Brustwand. Erfolgt die Bestrahlung in tiefer Einatmungslage, ist das Herz möglichst weit vom
Bestrahlungsgebiet entfernt und kann somit optimal geschont werden.
Wichtig zu wissen: Durch die SGRT kann die Einatmungstiefe genau definiert und mit den
Vorgaben aus dem Planungs-CT verglichen werden. Die Bestrahlung erfolgt nur bei
ausreichend tiefer Einatmung. Die Patientin wird durch Atemkommandos seitens der MRTA
angeleitet und erhält auf Wunsch ein Feedback ihrer Atembewegung über eine Videobrille.
Durch diese Technik kann die Dosis am Herzen massiv reduziert werden.
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Während einer minutenlangen Strahlentherapie bewegen sich die Organe, die nahe am
Zwerchfell liegen, mit jeder Ein- und Ausatmung. Aus diesem Grund muss der
Bestrahlungsbereich bei Krebserkrankungen im Brustraum oder Oberbauch größer sein, um
alle Positionen zu erfassen. Dies hat zur Folge, dass mehr vom benachbarten gesunden
Gewebe bestrahlt wird. Es wurden daher verschiedene Lösungsmöglichkeiten entwickelt, um
dieses Problem zu umgehen.
Unter Atemgating versteht man, dass die Bewegung des Körpers während der Atmung
aufgezeichnet wird, und die Bestrahlung nur in einer definierten Atemphase ausgelöst wird
(Gate = Schranke, Tor).
Dabei kann z.B. für eine Bestrahlung der weiblichen Brust festgelegt werden, dass die
Bestrahlung nur dann erfolgt, wenn die Brust sich in einer Position befindet, die durch
maximale Einatmung erreicht wird (durch Luftanhalten willkürlich verlängert, „Deep
Inspiration Breath Hold“, DIBH). In dieser Position befindet sich das Herz maximal entfernt
von der Brustwand, kann also gut geschont werden.
Um die Bestrahlung mit Atemgating zu planen, ist zunächst die Aufzeichnung der
Atmung während der (ohnehin notwendigen) Planungs-Computertomographie erforderlich.
Diese Aufzeichnung erfolgt in der Regel mittels einer Infrarotkamera und einem sog.
Detektor- oder Markerblock, der auf dem Oberbauch oder dem Brustkorb mit Klebestreifen
befestigt wird. Die Kamera misst die Position des Detektors und damit die Bewegung des
Brustkorbes. Alternativ kann die Bewegung des Brust- und Bauchraumes auch
mittels Oberflächenscanner erfasst werden.
Gleichzeitig wird die Computertomographie durchgeführt, so dass die Bewegung und Position
der Organe oder eines Tumors einer bestimmten Position des Detektors oder bestimmten
Messwerten des Oberflächenscanners zugeordnet werden kann.
Nun kann die optimale Atemposition für eine Bestrahlung bestimmt werden und ein
entsprechender Bestrahlungsplan berechnet werden. In der Regel nimmt dies einige Tage in
Anspruch.
Bei der ersten Strahlentherapiesitzung wird erneut mit dem Detektorblock bzw
Oberflächenscanner die Atmung aufgezeichnet. Damit die Bestrahlung freigegeben werden
kann, muss der Patient genau die Atemposition haben, für die der Bestrahlungsplan berechnet
wurde.
Bei einer Bestrahlung wegen Brustkrebs bedeutet dies in der Regel, dass die Patientin tief
einatmen und die Luft anhalten muss, meist für ca. 15-30 Sekunden. Das Kommando zum
Einatmen wird über Mikrofon gegeben. In manchen Strahlentherapieeinrichtungen kann die
Patientin selbst über einen kleinen Bildschirm oder eine Videobrille die richtige Atemposition
kontrollieren.
Es ist übrigens kein Problem, wenn ein Patient nicht lang genug die Luft anhalten kann. In
diesem Fall unterbricht das Gerät sofort die Bestrahlung und setzt erst dann wieder ein, wenn
erneut die korrekte Position erreicht wurde.
In anderen Fällen registriert das Gerät die normale Bewegung des Brustkorbes und gibt die
Bestrahlung jeweils nur in einer vorher festgelegten Atemlage frei. Dann gibt es keine
Atemkommandos, sondern der Patient kann ganz normal atmen, bis die Bestrahlung – mit
atembedingten Unterbrechungen - vollständig erfolgt ist.
Insgesamt dauert der erste Bestrahlungstermin in der Regel ca. 15 – 25 Minuten. Es ist also
ratsam, etwas mehr Zeit einzuplanen. Zwischendurch kann man immer wieder normal
durchatmen und sich entspannen. Während des Aufenthaltes im Bestrahlungsraum ist der
Patient alleine, wird jedoch stets mittels Kameras überwacht.
Wichtig zu wissen: In manchen Fällen empfehlen die behandelnden Ärzte, das tiefe
Einatmen zu Hause vorher zu üben. Tatsächlich ist oft zu beobachten, dass die Luft länger
angehalten werden kann, wenn man einige Tage zuvor immer wieder in entspannter
Rückenlage tief einatmet und langsam bis 30 zählt.
Es sind keine Risiken und Nebenwirkungen durch das Gating an sich bekannt. Ein
Nebeneffekt kann sein, dass der Vorbereitungstermin länger dauert, da zusätzlich zur
Computertomographie auch die Atmung aufgezeichnet werden muss. Auch die
Bestrahlungstermine dauern in der Regel etwas länger.
Bei Patienten, die unter COPD oder allergischem Asthma leiden, kann es nach Absprache mit
ihrem behandelnden Arzt manchmal (in der Pollenhochsaison) hilfreich sein, kurz vor der
Strahlentherapie-Sitzung zu inhalieren, da dann besser durchgeatmet werden kann. Eine
Verschlechterung dieser Beschwerden durch die Bestrahlung ist normalerweise nicht zu
erwarten. Alle Vorerkrankungen sollten jedoch mit den Strahlentherapie-Ärzten besprochen
werden, diese werden auf mögliche Risiken hinweisen. Meist gilt, dass eine Bestrahlung mit
Atemgating für die Lunge wesentlich günstiger ist als eine Bestrahlung ohne Gating.
Für die Bestrahlung bei linksseitigem Brustkrebs konnte in vielen Fällen, insbesondere bei
ungünstiger Organlage, eine deutlich geringere Strahlenbelastung von Herz und Lunge
erzielt werden, und damit das (heute bereits ohnehin eher geringe) Risiko für eine Schädigung
nochmals deutlich gesenkt werden.
Andere Methoden zur Herzentlastung, wie die IMRT/VMAT ohne Atemgating, können Dosis
vom Herz wegverlagern, belasten dann aber andere Gewebe wie die gegenseitige Brust und
die Lungen mit größeren Bereichen von niedriger Dosis – dass dadurch mit der Verzögerung
von Jahrzehnten eine neue Krebserkrankung ausgelöst werden könnte, wird in der Fachwelt
diskutiert und derzeit überprüft.
Auch bei Lungen-, Leber- und Oberbauchtumoren kann die Bestrahlung in festgelegten
Atempositionen eine bessere Schonung des unbeteiligten Gewebes ermöglichen und
damit geringeres Nebenwirkungsrisiko (z.B. weniger Übelkeit, geringere
Wahrscheinlichkeit für eine bestrahlungsbedingte Lungenentzündung), da ohne Gating in der
Regel ein größerer Bereich bestrahlt werden muss, um einen Tumor sicher zu erfassen.
Prostata- MRT (mpMRT)
Auf einen Blick
Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung
nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Definition: Die multiparametrische MRT ist eine spezielle Untersuchung der Prostata, um ein
Prostatakarzinom zu entdecken bzw. auszuschließen. Die mpMRT stellt die Anatomie, die
Gewebedichte (=Diffusion) und die Gewebedurchblutung in der Prostata (=Perfusion nach
Kontrastmittelgabe) dar. So werden ca. 80 % aller signifikanten Tumore entdeckt.
Wenn der Verdacht auf ein Prostatakarzinom besteht, z.B. bei einem erhöhtem PSA-
Wert (=prostataspezifisches Antigen), bei einem auffälligen Tastbefund oder bei
einem auffälligen Sonographiebefund. Ziel der MRT ist es, einen Tumor und seine
genaue Lokalisation zu finden. So kann bei Bedarf später eine zielgerichtete
Gewebeprobe (=Biopsie) erfolgen. Die Trefferquote dieser gezielten Biopsie ist mit
ca. 80 % gegenüber ca. 30- 40 % bei der bisher üblichen systematischen, aber
ungezielten Biopsie ohne MRT wesentlich besser.
Zum Ausschluss eines signifikanten Prostatakarzinoms vor einer geplanten OP zur
Verkleinerung der Prostata (bei erschwertem Wasserlassen).
Zur Verlaufskontrolle bei kleinen, langsam wachsenden Tumoren, die erst einmal
nicht behandelt, sondern nur beobachtet werden (=active Surveillance).
Während der Untersuchung liegt der Patient ruhig und bequem im MRT Gerät. Gegen Ende
der Untersuchung wird normalerweise ein gut verträgliches Kontrastmittel (=Gadolinium)
über eine Armvene verabreicht, um die Durchblutung der Prostata darzustellen. Die
Untersuchung selbst dauert insgesamt – je nach MRT Gerät – etwa 20-30 Minuten.
Die mpMRT der Prostata wird – wie jede MRT- in einem Kernspintomographen mit einem
starken Magnetfeld und mit Hilfe von elektromagnetischen Radiowellen durchgeführt.
Röntgenstrahlen oder Radiaktivität kommen dabei nicht zur Anwendung.
Ein Kernspintomograph regt die Wassermoleküle des menschlichen Körpers, der bei der
Untersuchung in einem sehr starken Magnetfeld liegt, mit elektromagnetischen Wellen an und
registriert mit sensiblen Antennen (=Spulen) das Signal, das bei dieser Anregung im Körper
entsteht. Dabei entsteht durch das schnelle Ein- und Ausschalten der Spulen das bekannte,
harmlose Klopfgeräusch. Aus den gewonnenen Daten entsteht das MRT Bild.
Wichtig zu wissen: Für eine gute Bildqualität sollte die Untersuchung in einem modernen
Gerät mit hoher Feldstärke (1,5 3-Tesla) durchgeführt werden. Die Auswertung sollte durch,
mit der Methode vertrauten, erfahrene Radiologen erfolgen.
Eine besondere Vorbereitung für die Untersuchung ist nicht nötig. Zur Untersuchung
sollten Laborwerte (PSA und Kreatinin) sowie Vorbefunde (Tastbefund, Ultraschall,
Ergebnisse von Biopsien) mitgebracht werden. Um eine Beeinflussung der Bildqualität zu
verhindern, sollten zudem blähende Speisen am Vortag sowie am Tag der Untersuchung
gemieden werden.
Wichtig zu wissen: Nach der Untersuchung sollte ausreichend Flüssigkeit getrunken werden,
um die Ausscheidung des Kontrastmittels zu beschleunigen. Die Fahrtüchtigkeit wird nicht
beeinflusst.
Die MRT gilt als ausgesprochen sichere Untersuchung: Bei Berücksichtigung der üblichen
Kontraindikationen (z.B. Herzschrittmacher, andere elektrische Implantate) ist die MRT
ungefährlich. Allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel sind sehr selten.