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DIE AUSGRABUNGEN AN DER ENNEAKRUNOS 445

dem Areopag gegenüber gelegenen Thore, lagen nicht nur die


x?on Thukydides besonders genannten alten Heiligtümer, son-
dern auch der früher Kalirroe, später Enneakrunos genannte
Stadtbrunnen.
Von Einzelfunden müssen noch einige alte Gräber erwähnt
werden, welche gegenüber dem Stadtbrunnen am west-
lichen Abbange der Akropolis entdeckt worden sind. Ein
kleines in den Felsen gehauenes Grab enthielt ausser den Ge-
beinen zwei Vasen mit mykenischen Verzierungen, während
zwei andere grössere Felsgräber viele Holzasche, einige ver-
brannte Knochen und einzelne Vasenscherben etwa des 6.
Jahrhunderts enthielten. Diese letzteren sind also Brandgrä-
ber, wie sie auch in anderen Teilen Attikas schon gefunden
sind.
Bei der in Aussicht genommenen Fortsetzung der Ausgra-
bungen kann leicht die Probe auf die Richtigkeit der Benen-
nung unserer Brunnenanlage als Enneakrunos gemacht wer-
den. Oberhalb der Enneakrunos sah Pausanias das Eleusinion
und nach dem Markte zu, also unterhalb, ein Odeion genann-
tes Theater. Beide Anlagen müssen sich auffinden lassen. Das
Eleusinion muss am westlichen Abhänge der Akropolis, süd-
lich von dem entdeckten kleinen Asklepieion und an der Stelle
gelegen haben, wo die drei Gräber gefunden sind. Das Odeion
dagegen muss an der Westseite des Areopags liegen. Seine Auf-
suchung ist ohne Weiteres möglich und muss bald zum Ziele
führen, da die Auffindung einer runden Mauer oder Stufe ge-
nügt, um den Bau als Theater zu erkennen.
Je weniger die Lage des aufgefundenen Brunnens zu dem
Bilde passt, welches sich die meisten Fachgenossen von dem
alten Athen gemacht haben, um so mehr ist es Pflicht, die
Ausgrabungen fortzusetzen. Sichere Resultate werden nicht
ausbleiben.
WILHELM DÖRPEELD.

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Athen, mittheilungkn xvii. 30

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