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Nr. 18 Februar/Maerz 2001
Seite 2 Fight Back!
Kein Vergeben, kein Vergessen:
Zum Gedenken an den ermordeten Flüchtling Zdravko Nikolov Dimitrov
und allen anderen Opfern der rassistischen Flüchtlingspolitik
Mehrere Aktionen im Dezember 2000 Gegen den Leiter der Ausländerbehörde
erinnerten an den durch die Polizei Edgar Wrobel hatte die PDS Anzeige
ermordeten Flüchtling Dr. Zdravko wegen „Körperverletzung, Freiheitsbe-
Nikolov Dimitrov und die damit zusam- raubung, Nötigung und Rechtsbeugung
menhängende Flüchtlingspolitik. erstattet“ (BZ, vom 23. 12.99).
Am 10.12.1999 hatte die Braunschwei- Auch letztes Jahr war einiges los:
ger Polizei versucht, eine Weisung der Am 18.12.2000 seilten sich
Ausländerbehörde durchzusetzen und AktivistInnen der Gruppe Feuerstaine
den bulgarischen Flüchtling in Ab- vom Dach der Ausländerbehörde ab
schiebehaft zu nehmen. Dieser drohte und spannten ein großes Transparent
allerdings damit, sich eher selbst zu mit der Aufschrift: “Abschiebung ist
töten, als sich in ein Land abschieben Mord! Dimitrov erschossen von der
zu lassen, aus dem er wegen erlittener Polizei!”. Die Polizei traute sich gar
Folter geflohen war. Das aus Hannover nicht erst auf das Dach und so konnten
hinzugezogenen Sondereinsatz- die AktivistInnen nach Ablauf ihrer
kommando (SEK) stürmte, angeblich selbstgesetzten Zeit unter freiem Ge-
„zu seinem eigenem Schutz“, die Woh- leit abziehen.
nung und erschoß ihn. (nähere Infos in An Dimitrovs Todestag organisierte die
der FB! Nr. 14 und auf unserer Jugend Antifa Aktion (JAA) eine
homepage: www.puk.de/antifacafe). Gedenkkundgebung. Rund 40 Perso-
nen zogen vor das Polizeirevier
Lauter Protest und stilles Geden- Münzstraße.Dort wurde ein Gesteck
ken niedergelegt und eine Schweigeminu-
Schon 1999 war dieser staatliche Mord te im Gedenken an Dimitrov und alle
Anlaß für zahlreiche Proteste. Damals anderen Opfer der rassistischen
protestierten rund 70 AntifaschistInnen Flüchtlingspolitik abgehalten. Anschlie-
vor dem Polizeirevier Münzstraße und ßend zogen sie Parolen rufend in die
dem Braunschweiger Ordnungsamt. Innenstadt, um die Versammlung dann
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Fight Back! Seite 3
dort aufzulösen. Motto: “Die Würde des Menschen ist
Auch tags zuvor auf der SchülerInnen- unantastbar” reden. Um die Heuchelei
Demo, ausgelöst durch die rassisti- der bürgerlichen Politiker bloßzustel-
schen Äußerungen von Schülern der len, wurden die Reden von Gabriel und
Neuen Oberschule (NO) auf deren Steffens durch laute Parolen gestört
Internetseite, waren kritische Töne zu und das Rednerpult durch ein Stangen-
hören. Ein Schüler des Braunschwei- transparent der JAA mit der Aufschrift:
ger Kollegs kritisierte in seiner Rede “Rassisten morden, der Staat schiebt
die Flüchtlingspolitik der BRD. Eine ab - das ist das gleiche Rassisten-
angenehme Rede zwischen den gan- pack!” verdeckt.
zen ,,wir-alle-gegen-rechts” Labereien
von Politikern, wie dem Ministerpräsi- Der Staat schiebt ab, egal ob le-
dent von Niedersachsen Gabriel (SPD) bend oder tot.
oder Oberbürgermeister Steffens Diese Aktionen sollten nicht nur an den
(SPD), denen man ihr heuchlerisches ermordeten Flüchtling Dimitrov erin-
Getue ohnehin nicht abnimmt. Schließ- nern - sie richteten sich vorallem gegen
lich wirken Politiker, die zwar von einer die rassistische Flüchtlingspolitik der
härteren Gangart gegen Nazis reden, BRD.
aber nach wie vor die Opfer faschisti- Regelmäßig sterben Flüchtlinge beim
scher Gewalt in Lager sperren, mit Versuch in die BRD zu gelangen - sie
Sondergesetzen entrechten und den ertrinken in der Oder, weil sie nicht an
Schikanen von Polizei und Behörden Land gelassen werden, werden von
ihre gesetzliche ,,Legitimation” geben den Hunden des Bundesgrenzschut-
und somit selber zu einem rassisti- zes (BGS) zu Tode gehetzt oder durch
schen Klima in der ganzen Bevölke- BGS- Beamte erschossen. Ebenso
rung beitragen, nicht sehr glaubhaft. regelmäßig sterben Flüchtlinge bei ih-
Es ist geradezu absurd, dass diese rer Abschiebung. Der Flüchtling Aamir
Politiker auf einer Demo unter dem Aageb erstickte, weil BGS-Beamte ihm
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einen Motorrad- Integralhelm (bei Ab- Flüchtlingen, sich außerhalb des ih-
schiebungen per Flugzeug werden die- nen zugewiesenen Landkreises auf-
se Helme eingesetzt, damit die Betrof- zuhalten. Um ihren Landkreis verlas-
fenen sich bei ihrer Abschiebung nicht sen zu können, müssen sie einen
wehren können) aufgesetzt und sei- Antrag bei den jeweiligen Behörden
nen Kopf beim Start nach unten ge- stellen, dieser wird in der Regel abge-
drückt hatten. wiesen.
Die hier lebenden Flüchtlinge werden
von rassistischen Sondergesetzen ter- Wir solidarisieren uns mit Flüchtlingen
rorisiert. Sie werden eingepfercht in und fordern: “Weg mit den rassisti-
Asylbewerberheimen oder in Zentra- schen Ausländergesetzen – Offene
len Anlaufstellen für Flüchtlinge (ZASt) Grenzen und Bleiberecht für alle!”
gesteckt. Ihre Einkäufe müs-
sen Flüchtlinge größtenteils
mit sogenannten „Gutschei-
nen“ erledigen, d.h. daß sie
nur in bestimmten Geschäf-
ten bestimmte Dinge kaufen
können und nicht berechtigt
sind, frei über das wenige
Geld, was sie haben zu ver-
fügen.
Einen der bisherigen Höhe-
punkte der rassistischen
Sondergesetze bildet die so-
genannte „Residenzpflicht“.
Dieses in Europa einzigarti-
ge Gesetz verbietet es
Man fragt sich, ob solch einen Schwachsinn irgend jemand tatsächlich glaubt,
der auf dem rechten Auge noch nicht ganz erblindet ist. Ein Gang durch
Braunschweigs Innenstadt reicht aus und man wird wahrscheinlich mehr Nazis
treffen, als die Polizei mit ihrer rührseligen Ermittlungsarbeit ausmachen kann.
Und weil die Nazis nach Ansicht der Braunschweiger Polizei geradezu vom
Aussterben bedroht sind, haben eifrige Antifa-Forscher es in mühseliger
Wühlarbeit geschafft, Photos von drei der letzten Exemplare dieser Gattung in
Glaubt man den Aussagen der Polizei, sieht man hier genau 1/5 aller Braunschweiger
Nazis
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einem Sperrmüllhaufen auf der Straße
ausfindig zu machen. Die Bilder zeigen
übrigens das Innenleben der ehemaligen
Nazi-WG am Frankfurter Platz über dem
Gambit (inzwischen mußten die Nazis
aufgrund von Protesten von Anwohner-
Innen und Aktionen von AntifaschistInnen
dort ausziehen – treiben sich aber wei-
terhin im westlichen Ringgebiet herum).
Wer schon immer einmal wissen wollte,
wie es so in einer Nazi-WG aussieht, der
findet weitere Bilder im Internet auf den
Seiten des Antifaschistischen Cafés (www.puk.de/antifacafe).
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