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Fight Back!

Antifaschistisches (Jugend) Info Braunschweig

Antifaschistischer Spaziergang nach Übergriffen


auf das Falken-Zentrum SUB

Nr. 46 August 2010


Seite 2 Fight Back!
NAZIÜBERFALL
auf das Jugendzentrum der Falken “SUB”
und die REAKTIONEN
Am Abend des 05.07.2010 men hatten, sich ungestört in
überfielen zwei Nazis, einer von der Nähe aufhalten konnten. Ein
ihnen Anhänger der „Burschen- Dutzend AntifaschistInnen wurde
schaft Thormania“, das Falken- festgesetzt. Am SUB formierte
zentrum SUB und versuchten sich währenddessen eine kleine
gewaltsam in die Räumlichkeiten Demo, die nun lautstark durch
einzudringen. Durch das Ver- das Viertel zog, auf den Überfall
schließen der Türen konnte ein aufmerksam machte und die
Eindringen verhindert werden, Freilassung der festgesetzten
wobei eine Scheibe der Ein- AntifaschistInnen forderte. Die
gangstür von den Nazis einge- Polizei nahm im Anschluß zwei
schlagen wurde. Nur wenige Zeit AntifaschistInnen fest. Wie
nach dem Angriff erreichten wei- schon in der Vergangenheit, war
tere antifaschistische Unterstüt- die Polizei wieder einmal mehr
zerInnen die Gegend. Es dau- damit beschäftigt, antifaschis-
erte nicht lange, bis die Polizei tische Selbsthilfe und Solidarität
gegen diese vorging, während zu kriminalisieren , statt gegen
die Angreifer, die inzwischen faschistische Gewalttäter vor-
Unterstützung von weiteren zugehen.(siehe S.4)
Nazis der „Thormania“ bekom- Bereits am 06.07.2010 versam-

Impressum: Fight Back!, Cyriaksring 55, 38118 Braunschweig


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SUB,wohnt.
Daran anknüpfend fand am
19.07.2010 ein antifaschistischer
Stadtspaziergang statt. Dazu
aufgerufen hatten das Antifa-
schistische Plenum, die Jugend
Antifa Aktion (JAA), die Ultras
Braunschweig 2001, sowie die
Falken. Ca. 250 Menschen
beteiligten sich. Auf Transpa-
renten forderten die Demon-
strantInnen unter anderem
“Stoppt den Naziterror” und
melten sich ca. 150 Menschen “Weg mit der Nazi-Kamerad-
vor dem Falkenzentrum SUB, schaft Thormania!”. Es wurden
um ihre Wut über den Übergriff Flugblätter an die Passanten
und ihre Solidarität mit den Op- verteilt, welche über die Hinter-
fern faschistischer Übergriffe auf gründe des Überfalls und die
die Straße zu tragen. Nazikameradschaft “Burschen-
Die Demonstration führte unter schaft Thormania” aufklärten.
anderem an der Wohnung von Viele Passanten zeigten sich
Oliver “Ollo” Sulz vorbei, einem interessiert, teilweise auch er-
der an dem Übergriff beteiligten schrocken über das offene und
Nazis, welcher in der Kuhstr. gewaltsame Agieren der Nazis in
15, in unmittelbarer Nähe zum Braunschweig.

Nazikameradschaft “Burschenschaft Thormania”


Bei der sogenannten “Burschenschaft Thormania” handelt es sich nicht um
eine Burschenschaft im herkömmlichen Sinn (also eine Studentenverbin-
dung mit reaktionärem Weltbild) sondern um eine ganz “gewöhnliche”
Nazikameradschaft. Gegründet 2004 organisieren sie faschistische Vor-
träge, beteiligen sich bei Naziaufmärschen und vernetzen sich mit anderen
Nazis in der Region. Bei der Gründung des sogenannten “KdF-Museum”
in Wob stellten sie den Schutz bei Veranstaltungen. Dabei kam es u.a. zu
einem Übergriff auf einen Journalisten. Federführend bei der “Thormania”
sind die Gebrüder Sören, Sebastian und Christian Högel. Die Mitglieder
der Thormania rekrutieren sich aus Nazis aus Braunschweig, Bad Lauter-
berg und Gifhorn.
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Beispiele von faschistischen Übergiffe gegen die Falken
und die Reaktionen der Polizei

29. April 2006: Im Kinder- und Jugendzentrum der Falken in der


Böcklerstraße wird ein Fenster eingeschlagen.
Bereits drei Wochen zuvor wurde die Fassade mit Nazi-Schmiere-
reien verunstaltet.
21.Juli 2006: Brandanschlag auf den Bully der Falken

Die Falken machten diese und andere rechtsextreme Übergriffe


öffentlich. Daraufhin eröffnete die Polizei ein Ermittlungsverfahren
gegen die Falken wegen angeblicher “Vortäuschung von Straftaten”.
Sie unterstellten den Falken, sich einen Teil dieser Übergriffe bzw
deren rechtsextremen Hintergrund erfunden zu haben. Im Falle des
Brandanschlag auf den Falkenbully verstiegen sie sich gar zu der
Behauptung, dieser wäre nicht von Nazis, sondern von den Falken
selbst verübt worden um einen Angriff von Nazis vorzutäuschen.Ein
sehr durchsichtiges Manöver von seiten der Bullen, um faschistische
Übergriffe zu leugnen und Antifaschisten zu kriminalisieren. Nach
massiver Kritik von Seiten der Öffentlichkeit wurden diese Ermittlun-
gen sang- und klanglos eingestellt.

In der Nacht vom 18. auf den 19. Juni 2010 schlagen Unbekannte
die Scheibe des Bezirksverbandes der sozialistischen Jugend die
Falken in der Tuckermannstraße ein.
Am Abend des 05.07.2010 überfielen zwei Nazis das Falkenzentrum
SUB und versuchten gewaltsam in die Räumlichkeiten einzudringen.
Von den zu Hilfe kommenden Antifaschisten werden zwei festgen-
ommen, von den Nazis dagegen nicht einer.

Man darf gespannt sein, in welche Richtung die Polizei ihre Ermit-
tlungen diesmal ausdehnen wird: gegen zunehmend gewalttätig
agierende, organisierte Nazis? Oder gegen Menschen , die sich an-
tifaschistisch organisieren? Die Vergangenheit lässt jedenfalls nichts
gutes vermuten.
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Für die FIFA und an-


dere Geschäftemacher
mag dies mal wieder
eine hervorragende
Chance gewesen sein,
ordentlich Profit zu
machen. Die Masse
der Menschen hatte auf
verschiedene Weise
ihr Kreuz mit der WM
zu schleppen. Für die
BewohnerInnen in den
Armenvierteln (Townships) waren die Ticketpreise unerschwinglich, man-
che Menschen wurden wegen WM- Baustellen zwangsumgesiedelt und an
den Rand der Stadt gedrängt, mehr Polizei auf den Straßen vertrieb jedeN,
der/die potentiell das polierte WM- Bild stören könnte, Märkte wurden weit
weg von ihren NutzerInnen verlegt und so weiter. Eigentlich nix neues bei
Großereignissen, wie den olympischen Spielen, der Fußballeuropameister-
schaft, Industriemessen wie der EXPO oder eben der Fußballweltmeister-
schaft, die für die Außendarstellung des jeweiligen Landes genutzt werden
und mit denen neue kapitalstarke Investoren umworben werden sollen.

Das alte Prinzip: Brot und Spiele für die Massen, damit die das Maul halten,
während man ihnen eine Schweinerei nach der anderen auftischt.
So auch wieder bei der diesjährigen WM. Mit einem Blick nach Südafrika
soll gezeigt werden, dass ArbeiterInnen sich trotz oder vielleicht sogar we-
gen dem WM-Hype nicht verarschen lassen müssen.

Wir hatten also während der WM in ihrem Gastgeberland Südafrika die


Gelegenheit zu sehen, dass sich KollegInnen am anderen Ende der Welt
nicht mit eingeforderten Stillhalteabkommen erpressen lassen. Im Gegent-
eil: gerade die immense Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit eben wegen
der WM galt es auszunutzen! Und das taten die ArbeiterInnen in verschie-
denen Branchen auch. Zuerst kam es bereits 2009 zu Streiks von zehn-
tausenden BauarbeiterInnen auf über 35 WM-Baustellen.
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Und nach einwöchigem Streik konnte auch eine Lohnerhöhung über 10%
durchgesetzt werden. Kurz vor dem Start der WM kam es dann zu Span-
nungen im Transportgewerbe. Die Transportarbeitergewerkschaften gingen
mit ähnlichen Lohnforderungen in die Verhandlungen und legten nach
deren Scheitern den Schienen- und Güterverkehr (auch in den Häfen)
lahm. Zwischen Durban und Johannesburg wurden die Schienen sabotiert,
so dass ein Zug mit Benzin entgleiste. Über 80.000 ArbeiterInnen schlos-
sen sich dem Streikaufruf an! Auch beim Energiekonzern ESKOM brodelt
es. Nachdem der Konzern die marode Energieversorgung des Landes mit
neuen Leitungen mit Hinblick auf die WM verbesserte, gönnten sich die
Manager entsprechende Bonuszahlungen und den 18.000 ArbeiterInnen
sollte es mal wider reichen, sich darüber zu freuen, dass sie überhaupt Ar-
beit haben. „Wir drehen der WM den Strom ab“ titelte die Braunschweiger
Zeitung noch am 17.06.2010. Soweit kam es dann doch nicht und man
einigte sich auf Lohnerhöhungen. Auch die Taxi- und Busfahrer gingen auf
die Straße und streikten, als man ihnen mitteilte, dass wegen der WM nun
andere Strecken zu fahren seien und man sich auf Überstunden einstellen
sollte. Eine gewisse Aufmerksamkeit trotz des WM- Taumels erfuhren die
Aktionen der Sicherheitskräfte.

von der Polizei verhaftete Streikende vor dem Stadion


in Durban während des BRD - Australien Spiels
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Mehrere Hundert protestierten vor Beginn des Spiels BRD-Australien vor
dem Haupteingang friedlich mit Sitzblockaden. Die Polizei trieb sie mit
Tränengas, Gummigeschossen und Blendschockgranaten auseinander und
in die Nebenstraßen. Aber die Proteste rissen nicht ab. Beim Spiel Brasilien
gegen Nordkorea demonstrierten wieder 700 vor dem Eingang. Auslöser
war der mangelnde Lohn den die ArbeiterInnen von ihrem Arbeitgeber (das
südafrikanische Sicherheitsunternehmen STALLION) ausbezahlt kamen.
Dieser sicherte mündlich (wie das in Südafrika üblich ist bei befristeten
Jobs) 550 Rand (50,- €) am Tag zu. Ausbezahlt wurden aber lediglich 190
Rand (19,- €). Auch die Arbeitszeiten betrugen nicht selten 19 Stunden am
Tag !Dies und die Tatsache, dass die Sicherheitskräfte sich teilweise nach
Feierabend den Weg nach Hause nicht leisten konnten und deshalb u.a.
in einem stillgelegten Stadion übernachteten, lassen es wie ein Wunder
erscheinen, dass die Streikenden lediglich friedlich Sitzblockaden durch-
führten. Dieser kleine Ausschnitt soll nur skizzieren, was sich die lohnab-
hängigen Massen andernorts kaum vorstellen können: gemeinsam für die
eigenen Rechte eintreten, ohne sich durch eine (meistens von Politikern
und Wirtschaftsbossen) propagierte „nationale Verantwortung“ lähmen und
sich somit zum willigen Objekt für die Interessen der herrschenden Klasse
degradieren zu lassen.

Jeden Freitag ab 20 Uhr


Cyriaksring 55 • 38118 Braunschweig
www.antifacafe.de.vu
Antifaschistische Aktionen, Informationen, Diskussionen,
Veranstaltungen, Filme, Flugblätter, Zeitschriften, Bücher,
Plakate Aufkleber, T-Shirts, Anstecker, Aufnäher ...
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8. Mai 2010 –
65. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus –
Kein Fußbreit den Nazis!
Am 8. Mai 1945 kapitulierte Nazi-Deutschland. Der Faschismus war
militärisch zerschlagen worden. Zerstörte Städte, Dörfer und Landstriche
haben Wehrmacht und SS in den von ihnen überfallenen Ländern hinterlas-
sen. Verschleppung, Vertreibung, Zwangsarbeit, Folter und Massenmord –
das waren die Verbrechen, die die Nazis in ihrem völkischen Wahn und für
Macht- und Kapitalinteressen begangen hatten. Millionen von Jüdinnen und
Juden, Sinti, Roma und andere wurden systematisch in den Vernichtungs-
lagern ermordet.

Am 8. Mai 2010 rief das Bündnis gegen Rechts Braunschweig zu einer


Demonstration durch die Innenstadt anlässlich des 65. Jahrestages der
Befreiung vom Faschismus auf, rund 300 AntifaschistInnen folgten dem
Aufruf. Wie um die Aktualität der heutigen antifaschistischen Politik zu
unterstreichen, tauchten am Rande der Demonstration einige lokale Nazis
(teilweise von der Kameradschaft Thormania) auf, die versuchten Demon-
strantInnen zu fotografieren und durch Sprüche zu provozieren. Ehe die
Demonstration in ihre Nähe kam, erhielten sie von der Polizei Platzver-
weise.
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Nach der Demonstration wurde oben vom Schloss ein Transparent mit der
Aufschrift: „8. Mai 1945 – Danke!“ und einem roten Stern herabgelassen,
welches aber leider nicht lange hängen blieb. Im Anschluss fand an der KZ-
Gedenkstätte Schillstraße eine Kranzniederlegung statt.

1. Mai in Braunschweig
Am 1. Mai, dem internationalen
Kampftag der Arbeiterklasse,
beteiligten sich die JAA und das
Antifaschistische Plenum an der
DGB-Kundgebung auf dem Burg-
platz. Auf der anschließenden
Demo bildeten wir zusammen mit
anderen einen antikapitalistisch-
en Block. Lautstark zogen wir
zum 1. Mai-Fest im Bürgerpark,
an dem sich das Antifaschistische
Café mit einem Stand beteiligte.
Seite 10 Fight Back!
Ein Blick nach rechts...
Wer marschierte denn da in Hildesheim ….
Am 5. Juni fand in Hildesheim ein Nazi-Aufmarsch unter dem Motto
„Tag der deutschen Zukunft“ statt. Mit dabei war unter anderem
Oliver „Ollo“ Sulz.
Sulz war einer der beiden Män-
ner, die einen Monat später, am 5.
Juli, versuchten gewaltsam in das
Jugendzentrum SUB der Falken in
der Kuhstrasse einzudringen (ein
Flugblatt dazu gibt es unter www.
antifacafe.de.vu/nazisraus). Oliver
Sulz war als Türsteher im Pupasch
tätig. Heute soll er dort „nur“ noch als
Gast verkehren. Sulz war beim Auf-
marsch in Hildesheim zusammen mit
einer kleinen Truppe aus der Region
Braunschweig unterwegs, allesamt
Anhänger der Nazikameradschaft
„Thormania“. Dabei waren u.a. die Jonas Unverzagt in Hildesheim
Aktivisten der „Thormania“ Sören Högel und Marius Krawolitzki,
sowie Philipp Brandt. Brandt gehörte bisher zu einer Clique von
Jugendlichen aus dem Heidberg, die dort immer wieder durch rechte
Sprüche und das Verkleben von Nazi-Aufklebern auffiel. Inzwischen
gehört er zur „Thormania“. Brandt hatte auch gleich einen Bekann-
ten aus seinem Umfeld mitge-

linkes Bild:
Oliver Sulz im
Pupasch

rechtes Bild:
Philipp Brandt
am 5. Juni in
Hildesheim
(ganz links)
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schleppt: Jonas Unverzagt.
Etwas alleine lief Andreas Wolf (NPD
Kreisvorsitzender Braunschweig)
herum. Er trug bezeichnenderweise
ein Shirt mit dem Aufdruck „Ein-
bürgerungsstadt Braunschweig“.
Offensichtlich eine Anspielung auf
die Einbürgerung Hitlers in Braun-
schweig, die es erst möglich machte,
dass der aus Österreich stammende
Hitler überhaupt in Deutschland zur
Reichskanzlerwahl antreten konnte.

Jonas Unverzagt im „Tango“ mit


gekreuztem Hammer und Schwert,
Symbol der sogenannten
„Freien Nationalisten“

Von links: Robin Antonius, Thorben


Schnaack, Maik Paul am 5. Juni in
Hildesheim

Zusammen mit Wolf war auch Marc Stange, Besitzer


der rechten Modemarke „MaxH8“ aus Cremlingen
unterwegs. Von der „Kameradschaft Black Boots“
aus Wendeburg marschierten Maik Paul und Robin
Antonius zusammen mit einer Handvoll Aktivisten
des „Widerstand Salzgitter“, darunter z.B. Thorben
Schnaack aus Salzgitter-Bruchmachtersen.Insge-
samt zeigte auch dieser Aufmarsch, dass es den
Nazis in der Region Braunsch-
weig kaum gelingt viel mehr
als die üblichen (fast immer
gleichen) Aktivisten zu Auf-
Andreas Wolf
märschen zu mobilisieren. (NPD) mit
… und unter schwarz-rot-goldenen schwarzer
Fahnen beim Public Viewing Fahne u.a. das
(zusammen mit den NPD- Symbol der
Anhängern Sandy Uwe Kießling „Freien Nation-
und Carsten Meißner) alisten“...
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Polizei setzt Naziaufmarsch in
Hildesheim durch
Am 05.06.2010 marschierten über Neben dem bekannten martialisch-
sechshundert Faschisten unter dem en Auftreten der Polizei gab es auch
Motto „Tag der deutschen Zukunft“ einige Neuerungen im Vorgehen der
durch Hildesheim. Unter ihnen auch Polizei. So ging die Route der Na-
ein dutzend Mitglieder und Sym- zis einfach hinter dem Bahnhof die
pathisanten der Nazi-Kameradschaft Steuerwalder Straße hoch und wie-
„Burschenschaft Thormania“ aus der zurück. Leicht einzugittern und
Braunschweig. Die Polizei verlegte abzusichern.
den Aufmarsch in den Norden der Darüber hinaus wurde die Bevöl-
Stadt, der wegen Bahnschienen le- kerung, teilweise unter Strafandro-
icht vom Süden der Stadt abzutren- hung, dazu aufgefordert, Durchgän-
nen war. Demzufolge war es dann ge von Häusern zu verschließen,
zwar möglich, dass ca. 3000 Men- damit die GegendemonstrantInnen
schen auf der Gegendemonstration bspw. nicht über Hinterhöfe auf die
waren, es aber 300 Gegendemon- Route der Nazis gelangen konnten.
strantInnen in die Nähe der Nazi Bereits am Vorabend wurden Antifa-
route schafften. Lediglich kurzfris- schistInnen beim Flugblattverteilen(!)
tig konnten einmal um die zwanzig festgenommen, andere wurden nicht
AntifaschistInnen eine Sitzblockade zu ihren Übernachtungsmöglichkeit-
beginnen, wurden dann aber sehr en gelassen.
zügig durch die Polizei von der Na- Alles in allem konnte das Ziel, den
ziroute entfernt. Diese wurde dann Naziaufmarsch zu blockieren, auf-
auch noch zusätzlich mit Polizeigit- grund der massiven Polizeipräsenz
tern abgesperrt und zahlreiche Poliz- nicht erreicht werden. Es bleibt aber
isten inklusive solchen auf Pferden unter dem Strich immer noch übrig,
sicherten den Bereich um den Auf- dass mehrere Hundert Faschisten
marsch herum ab. Ein Hubschrau- (mal wieder) nur mit Hilfe tausender
ber überwachte das Geschehen aus Polizisten marschieren konnten und
er Luft. Insgesamt waren an diesem außerhalb ihres eingegitterten „De-
Tag ca. 2000 Beamte im Einsatz, monstrationsreservats“ die Straßen
um den Aufmarsch der organisier- Hildesheims voll waren mit mehr als
ten Menschenverachtung möglich fünfmal so vielen NazigegnerInnen.
zu machen.

Schon mal vorweg: Das gleiche Nazispektrum will auch


am 04.06.2011 unter dem gleichen Motto in Braunsch-
weig aufmarschieren!
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1999 wurde Hugo Chavez im südameri-
kanischen Venezuela zum Präsidenten
gewählt. Er trat an mit einer Antikorrup-
tions- und Antiarmutskampagne und wird
bis heute vor allem von den ärmeren
Schichten der Bevölkerung unterstützt.
Im gleichen Jahr wurde eine verfassungs-
gebende Versammlung gewählt, die eine
neue Verfassung verabschiedete.
Diese berücksichtigt und stärkt mehr als
zu vor die Rechte der indigenen Bev-
ölkerung, die der armen Menschen und
die der ArbeiterInnen und enthält viele El-
emente der direkten Mitbestimmung. Die
neue Verfassung und die Politik von Hugo
Chavez (der u.a. viele von den vorherigen
Regierungen privatisierte Betriebe wieder
verstaatlichte) ebneten den Weg für zahl-
reiche Verbesserungen u.a. bezüglich des
Gesundheits- und Bildungssystems. Auf
regionaler Ebene sind die Kommunalen
Räte entstanden, auf Versammlungen entscheiden die BewohnerInnen
über die Belange ihrer Stadt, diese bilden die Möglichkeit z.B. die Verteilung
von Geldern mitzubestimmen. Darüber wie das Leben in Venezuela auss-
ieht und was die Verfassung Venezuelas beinhaltet, informierte uns Yoel
Capriles, der in einem Kommunalen Rat tätig ist, auf einer Veranstaltung
in Braunschweig. An dieser Stelle drucken wir ein Interview ab, dass er der
linken Tageszeitung „Junge Welt gab:

Sie arbeiten in Ihrem Stadtviertel in einem Kommunalen Rat mit. Was


muss man sich darunter vorstellen?

Die Kommunalen Räte sind Organe zur Beteiligung des Volkes, hier wird
die Regierung auf Gemeindeebene ausgeübt. Ihre Leitungen werden
gebildet aus den Sprecherinnen und Sprechern aller Abteilungen, also den
Bereichen Exekutive, Finanzverwaltung und gesellschaftliche Kontrolle.
Die wichtigste Aufgabe eines Rates ist organisatorischer Natur –
er soll Antworten auf die Bedürfnisse der Bevölkerung in unseren
Gemeinden finden.
Seite 14 Fight Back!
Aber wäre das nicht eigentlich die Aufgabe der Regierung und der Kommu-
nalverwaltung?

Wir Venezolaner haben uns in einem Referendum eine neue Verfassung


gegeben und uns eine partizipative und protagonistische Demokratie ge-
schaffen. Seither haben wir alle das Recht, uns an den Entscheidungen zu
beteiligen. Das ist aber nicht nur ein Recht, sondern auch eine Pflicht.

Es scheint jedoch, dass nicht alle Abgeordneten der Nationalversammlung


diese Wahrnehmung der partizipativen Demokratie teilen, sondern am
traditionellen Parlamentsbetrieb festhalten…

Vor allem Abgeordnete der Opposition versuchen zu verhindern, dass


dieser revolutionäre Prozess dem Volk mehr Entscheidungsbefugnisse gibt.
Sie versuchen mit allen Mitteln, die Politik des Präsidenten
Hugo Chávez,die im Interesse unseres Volkes ist, zu torpedieren.

Die letzten Parlamentswahlen wurden von der Opposition boykottiert, so


dass das revolutionäre Lager eine überwältigende Mehrheit in der National-
versammlung hat. Kann die Linke diese Lage nutzen?

Wir sind ein gutes Stück vorangekommen und konnten viele Gesetze
beschließen, um den Prozess zu stärken. Zur Zeit arbeiten wir an einem
weiteren, sehr wichtigen Thema, nämlich der Vereinigung des Parlaments
mit dem Volk bei der Gesetzgebung. In Venezuela haben wir eine neue
Instanz geschaffen, das Gesellschaftliche Straßenparlament. Die meisten
der Gesetze, die in der Nationalversammlung beschlossen werden, werden
zuvor mit den Einwohnern beraten. Demnächst werden wir daran gehen,
eine neue Struktur zu etablieren: Das kommunale Parlament des
gesetzgebenden Volkes.

Was erwarten Sie von


den Wahlen im Septem-
ber?

Zuerst haben wir


in internen Vorwahlen
unsere Kandidatin-
nen und Kandidaten
bestimmt. Die Basis hat
die 110 Hauptkandi-
daten und ihre Vertreter
Fight Back! Seite 15
gewählt. Im Bündnis mit der Kommunistischen Partei Venezuelas haben wir
in der Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas außerdem die landes-
weite Kandidatenliste für die Nationalversammlung festgelegt.
Die Oppositionsgruppen hingegen haben sich an einen Tisch ge-
setzt und die Kandidaten ausgekungelt, die die Oligarchie und den Yankee-
Imperialismus repräsentieren. Ihr Ziel ist, Chávez abzusetzen. Aber diese
Kandidaten werden eine umfassende Antwort des revolutionären Volkes
bekommen, denn unser Ziel ist, mehr als zwei Drittel der Abgeordneten in
der Nationalversammlung zu stellen. Die Opposition wird dort zwar Stim-
men haben, aber wir behalten die qualifizierte Mehrheit.

Welche Rolle spielen die Massenmedien in Venezuela?

Die meisten sind in der Hand der Oligarchie. Sie nutzen die
Meinungsfreiheit, die unsere Verfassung garantiert, um den Prozeß und
unseren Präsidenten permanent anzugreifen. Allerdings legt die Verfas-
sung fest, dass jeder, der seine Meinung äußert, dies mit Verantwortungs-
bewußtsein tun muss. Es kann daher nicht angehen, dass im Internet zum
Haß und zur Ermordung des Präsidenten aufgerufen wird.
Deshalb brauchen wir Kontrolle. Zugleich hat die Regierung aber den
Zugang zum Internet demokratisiert. In unseren Gemeinden haben wir jetzt
Informationszentren und Programme zur »technischen Alphabetisierung«,
damit die Menschen mit dem Internet umgehen können, denn auch unsere
Alten und Kinder haben ein Recht auf diese neue Technik. Es ist aber not-
wendig, noch mehr alternative Medien zu schaffen. In unserer Gemeinde
bauen wir zur Zeit unser eigenes Kommunikationssystem auf.

(Quelle: jungeWelt, 22.06.10, Nr. 141)


Weitere Informationen zu Venezuela könnt ihr unter www.amerika2.de
finden.

Kommt zur Jugend Antifa Aktion (JAA)!

G E ND Aktiv werden gegen Nazis,


JU
Staat und Kapital!
AN

Jeden Montag 19 Uhr


IO

IF T Antifaschistisches Café - Cyriaksring 55


T

A AK
20. August
20 Uhr lecker Essen für 2 €
03. September
19 Uhr Offenes Antifa-Info-Plenum
20 Uhr Diskussionsveranstaltung:

“Was bedeutet links?”

im Antifaschistischen Café
Cyriaksring 55

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