Antifa-Newsflyer für
Leipzig & Umland Hundert Nazis randalierten am Abend des 23.02. in Colditz, beschädigten u.a. dieses Geschäft
Der südliche Muldentalkreis ist seit langem ein Elektrogeschäft, eine Turnhalle sowie einen Döner-
Tummelplatz von Nazis. Nach einigen Jahren imbiss. Die Angreifer warfen mehrere Brandsätze,
Vor 10 Jahren, genauer: am bescheidener Ruhe nahmen deren Aktivitäten eine Nebelgranate und demolierten das Ladenge-
in den letzten Monaten wieder massiv zu. schäft des Elektrohändlers. Dieser hatte zuvor ei-
9. Juli 1998, erschien nigen alternativen Jugendlichen die Nutzung der
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NPD-Erfolge bei Wahlen in Sachsen
“Freie Kräfte” mischen auf Partei-Listen mit
Wenig überraschend verliefen am 8. Juni und Jens Gatter (22) beteiligten sich zwei weitere, zum parteiunabhänigen Spektrum der dort ansäs-
die sächsischen Kreistags-, Landrats- und bemerkenswert junge Mitglieder der „Freien Kräfte“ sigen Naziszene. Die 25-jährige Nicole Fortak spielt
Bürgermeisterwahlen an der NPD-Liste. Die enger werdende Zusammen- inzwischen eine wichtige vermittelnde Rolle beim
arbeit der „Freien Kräfte“ mit der nordsächsischen Schulterschluss der sächsischen Naziszene. Sie ist ei-
NPD nahe fühlen, in Hamburg unterwegs gewesen hof und in Kleinzschocher. Außerdem sprühten sie Prozess gegen Repaczki. Isztvan Repaczki,
sein. Einige Leipziger Kameraden schlossen sich Graffitis (darunter Hakenkreuze) und verklebten Kader der Freien Kräfte Leipzig, musste sich am 17.
außerdem einer „Propaganda-Fahrt“ der NPD über Aufkleber und Plakate. Auf ihrer Tour wurden sie- Juli vor dem Amtsgericht verantworten. Ihm wur-
sachsen-anhaltinische Dörfer an. (Bericht Seite 4) ben der Nazis in Kleinzsocher (Rolf-Axen-Straß) de Beleidigung vorgeworfen. Hintergrund: Er soll
von der Polizei aufgegriffen. Noch während sie un- bei einem der Überfälle der „Freien Kräfte“ auf das
Am 8. Mai marschierten unter dem Motto „Unsere terwegs waren, erschien auf „Freies Netz Leipzig“ Grünauer AJZ „Bunte Platte“ eine der dort Anwe-
Kinder - Unsere Zukunft“ etwa 150 Nazis in Borna der offenbar vorgefertigte und rasch wieder entfernte senden mittels Naziparolen beschimpft haben. Zum
auf. Der Aufruf ging zurück auf das „Freie Netz“, als Aktionsbericht, der später mit neuer Datierung wie- ersten Prozesstag brachte er sich 30-40 Kameraden
Redner wurde u.a. Tommy Naumann eingesetzt. der eingesetzt wurde. mit, die teilweise im Saal saßen, teils vor dem Gericht
herumlungerten und PassantInnen anpöbelten. An-
Schiefgelaufen. In der Nacht zum 8. Mai ver- GroSSzschocher-Kundgebung. Am 19.Juni schließend lieferte man sich mit einer eintreffenden
teilten Nazis der FKL Holzkreuze - nach eigenen versammelten sich ca. 80 Nazis, vor allem aus dem Gruppe Antifas eine Auseinandersetzung. Am 23.
Angaben über einhundert Stück mit Inschriften zu Umfeld der FKL, zu einer angemeldeten Kundge- Juli, zum zweiten Prozesstag, tauchten trotz groß-
deutschen „Opfern“ des 2. Weltkrieges und der so bung in Großzschocher. Die Polizei hielt protestie- spuriger Ankündigung keine Nazis auf, nicht einmal
genannten „Vertreibung“ - in Mölkau, am Südfried- rende Antifas wie üblich mit Gewalt auf Abstand. Repaczki. Er wurde in Abwesenheit freigesprochen.
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Termine Noch eine offene Rechnung
16. August: Der traditionelle „Trauermarsch“ In der Nacht vom 19. auf den 20. April wurde ein Anschlag auf den
zu Rudolf Heß‘ Todestag wird nach aktueller
Rechtslage weder in Wunsiedel, noch an einem „Fischladen“, das Fan-Geschäft des „Roten Stern Leipzig“, verübt
Ausweichort stattfinden dürfen. Derzeit berei-
ten Nazis eine geschlossene Saalveranstaltung Die unerkannt gebliebene Besatzung eines Autos hat auf der Wolfgang-Heinze-
für mehrere hundert Teilnehmer vor. Straße zunächst mit einem Pflasterstein ein Schaufenster des Ladens durch-
schlagen. Anschließend wurde ein „Molotow-Cocktail“ geworfen, der sein Ziel
6. September: Bundesweite „Anti-Kriegs“- jedoch verfehlte und im Eingangsbereich eines benachbarten Gardinenge-
Demonstration freier Kräfte in Dortmund. schäfts zündete.
Mehr Infos
• Leipzig-Blog - Schwerpunkt Leipziger Osten
http://leipzig.noblogs.org
• Antifa-Rechercheteam Dresden:
http://venceremos.antifa.net/art/review/
• Recherche Roßwein-Döbeln-Leisnig
http://aardl.blogsport.de/recherche/
1. Mai: Nazi-Aktionstag in Sachsen gefloppt
• Antifa-Rechercheteam Nordbayern
http://www.art-nb.de D as Begehen des 1. Mai als „Kampftag der Arbeit“
ist seit langem eine feste Tradition in der Na-
ziszene. Nicht zuletzt gelang es in den letzten Jahren,
u.a. Dorffeste an, um dort Flugblätter zu Themen wie
„Globalisierung“ zu verteilen.
Bereits am Vorabend des 1. Mai fand ein unange-
• Antifa-Rechercheteam Thüringen (ArtThur)
http://artthur.antifa.net an diesem Tag „Großaufmärsche“ durchzuführen und meldeter Fackelmarsch durch ein Cottbusser Neubau-
dafür Klientel aus allen relevanten Nazispektren zu gebiet statt. Vertreten waren hier etliche „Freie Kräfte“
• Antifa-Pressearchiv und Bildungszentrum
mobilisieren. Noch im letzten Jahr gab es eine - für die - nach Eigenangaben etwa 350 -, inklusive Leipziger
http://www.apabiz.de
zerstrittenen Kader ungewöhnliche - Koordination der Nazis. Nach dem Aufmarsch nahm die Polizei offen-
• Zeitschrift “Antifa-Infoblatt” (AIB) rechten Aktivitäten an diesem Tag. Damals fanden die bar einige abreisende Nazis fest. Am Abend des 1.
http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/ beiden zentralen Aufmärsche in Dortmund und Erfurt Mai schließlich griff ein Nazimob einen Jugendclub
• Zeitschrift “Der Rechte Rand” statt. Diesmal konnte zwischen Nürnberg und Ham- im sächsischen Rochlitz an. Hierbei kam es zu hand-
http://www.der-rechte-rand.de burg gewählt werden, die Region „Mitteldeutschland“ greiflichen Auseinandersetzungen mit nicht-rechten
wurde ausgespart. Deswegen waren AntifaschistInnen Personen. Die Polizei nahm die Personalien von 50 Be-
• Zeitschrift “Lotta” (NRW)
davon ausgegangen, dass hiesige Nazis versuchen wür- teiligten auf. Das Umfeld, von dem die Aktion ausging,
http://projekte.free.de/lotta/
den, ihre „dezentrale Taktik“ auszuweiten. In den letz- ist allerdings unklar.
ten Jahren fanden an Tagen wie dem 1. Mai nämlich Klar ist dagegen, dass die Ankündigung Thomas
auch mehrere kleine, „spontane“ Aufmärsche statt, au- Gerlachs nicht in die Tat umgesetzt wurde: Der hatte
Redaktionelles ßerdem Demo-Touren in Auto-Kolonnen. nach dem letztjährigen 1. Mai angekündigt, zu solchen
Vielleicht ahnten das auch örtliche Nazis, die sich Gelegenheiten künftig das Leipziger Umland besonders
GAMMA ist ein antifaschistischer Newsflyer. Er scheinbar schon im Vorfeld entschlossen haben, klei- ins Visier zu nehmen. Womöglich haben sich die per-
wird von AntifaschistInnen nach Bedarf heraus- ne Brötchen zu backen. Der Kern der „Freien Kräfte sonellen Möglichkeiten der Kameradschafts-Nazis an-
gegeben und informiert über Nazistrukturen und Leipzig“ nahm an der „bundesweiten Demonstration“ gesichts der Vielzahl von Aktionsangeboten erschöpft,
-aktionen in Leipzig und dem näheren Umland. der NPD in Nürnberg teil. Internetberichten zufolge schließlich ist die in der rechten Szene geführte Diskus-
schlossen sich allerdings etliche Kameraden nicht an sion um zentrale und dezentrale Konzepte an solchen
• Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 31.07.2008 - sie bevorzugten das Reiseziel Hamburg. Dort hatte Tagen noch immer unausgefochten. Gerlachs Umfeld
• Kontakt-Adresse: gammazine@no-log.org sich ein „nationaler schwarzer Block“ angesagt, der beschränkte sich am 1. Mai übrigens auf eine Flugblatt-
• Kontakt-Adresse: http://gamma.antifa.net sich dadurch hervortat, JournalistInnen anzugreifen. verteilung im Thüringischen Altenburg. Gerlach zeigte
Parallel dazu tourte eine kleine Gruppe Leipziger Nazis sich zudem erfreut darüber, dass wenigstens in Thürin-
Hinweis: Ihr könnt euch das GAMMA auf gemeinsam mit örtlichen Kameraden über sachsen-an- gen - mit den Stationen Meiningen, Zella-Mehlis und
Wunsch regelmäßig zumailen lassen. Schreibt haltinische Dörfer. Mit einem mit Transparenten und Altenburg - eine kleine Serie von Aufmärschen mit 50
uns einfach eine E-Mail. schwarz-weiß-roter Fahne behangenen Auto fuhren sie Kameraden stattgefunden habe.