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Der rechte Rand des 1.

FC Lokomotive

gamma
Nr. 179 – August/Sept. 2007

Antifa-Newsflyer für
Leipzig & Umland NPD-Veranstaltung am 6. Mai im “Lokomotion”: “Blue Caps”-Hools sorgten für den “Schutz”

Updates “D er sächsische Verfassungsschutz schätzt


den Anteil von Rechtsextremisten an den
Gruppen gewalttätiger Fußball-Fans auf 15 bis 20
“Blue Caps LE”, die zuvor als “Fanclub Kulturverein
Ost” eher unbeachtet blieben. Nach Eigendarstellung
zählt die Gruppe rund 20 Mitglieder, ihre auffällig
Am 8. Juni führten Nazis in der Innenstadt Prozent”, berichtete unlängst die Zeitschrift Focus. bedruckten Textilien sind aber weitaus häufiger zu
eine unangekündigte Kundgebung durch. An- Noch ein Jahr zuvor lag die amtliche Schätzung bei sehen. Der Selbstdarstellung gemäß halte man nichts
lass war eine zeitgleich stattfindende PR-Aktion 3 bis 5 Prozent. In der Zwischenzeit ist der 1. FC von Politik, die “Blue Caps” wollen “auch weiterhin
einer Fastfood-Filiale. Die etwa 20 Nazis spann- Lokomotive Leipzig um einige Skandale reicher ge- unsere Priorität auf die akustische und optische Un-
ten zwei Transparente auf, schwangen eine JN- worden: im Februar 2006 formierte sich bei einem terstützung des 1. FC Lokomotive Leipzig” legen.
Fahne und hielten einen Redebeitrag. Bei ihrem A-Jugend-Derby gegen den FC Sachsen Leipzig in Das entspricht nicht ganz der Wahrheit. Im März
Rückmarsch zum Hauptbahnhof verteilten sie der Fankurve ein menschliches Hakenkreuz, am fanden sich am Bruno-Plache-Stadion Graffitis, die
mit “Freie Kräfte Leipzig” gekennzeichnete 10. Februar diesen Jahres kam es nach einem Spiel sich gegen den Präsidenten des FC Lok richteten.
Flugblätter. Einige der Teilnehmer waren offen- gegen Aue zu heftigen Ausschreitungen und immer Text: “Verrätersau”, “Kubald Rücktritt Jetzt”, verziert
bar aus Dessau und Delitzsch angereist. wieder tauchen Nazi-Graffitis am und im Probst- mit einem Davidstern und einem Hakenkreuz, und
heidaer Bruno-Plache-Stadion auf. An einer Über- dazu die “Unterschrift”: “Hooligans Blue Caps LE”.
Am 11. Juni ging das “Freie Netz Leipzig” on- schneidung von Teilen der Fan-, Hooligan- und Na- Zwar distanzierte man sich umgehend von der
line. Mittlerweile wird auf der Website im Stile ziszenen kann nicht mehr gezweifelt werden. Urheberschaft - aber eine offen zur Schau getragene
des drei Tage später eingestellten “Nationalen Kriminalhauptkommissars Jack Dietrich, Leiter Sympathie mit derlei Sprüchen ist nicht in Abrede
Beobachters Leipzig” über Nazi-Aktionen in einer “szenekundigen” Einheit der Polizeidirektion zu stellen. Das öffentlich zugängliche Webforum der
der Region berichtet. Leipzig, kommentierte den Hakenkreuz-Vorfall “Blue Caps” liest sich denn auch wie ein astreines Na-
gegenüber der LVZ vor knapp anderthalb Jahren ziforum. Gefragt nach ihrer Parteienpräferenz klick-
Am 17. Juni führten acht Nazis eine folgendermaßen: „Hier handelt es sich um Einzelne, ten 40% der angemeldeten User die NPD an, dazu
Gedenkveranstaltung auf dem Südfriedhof die ihren Unmut zum Ausdruck bringen, ohne zu wurde kommentiert: “Grundsätzlich NPD, da der rest
durch, um an die Opfer des so genannten wissen, welchen Schaden sie bei Verein und Stadt an- für mich alles Schrott ist und die falschen Werte vermit-
“Volksaufstandes” von 1953 zu erinnern. Sie richten.“ Ähnlich lief es infolge der Ausschreitungen telt” und “meiner meinung nach ist die NPD die einzige
legten mehrere Kränze nieder und posierten nach dem Aue-Spiel: große Bestürzung, Sorgen um alternative zu den heuschelnden und multikulturellen
mit schwarzen Fahnen. Mindestens drei Perso- den Ruf von Verein und Stadt - aber niemand will parteien der BRD.” Der einzige Widerspruch bestand
nen hatten sich in Braunhemden gekleidet. davon wissen, dass während beinahe jedes Spiels in der Aussage, die NPD sei nicht radikal genug. An
an rassistischen Beschimpfungen für Spieler und anderer Stelle heißt es: “Ausländer sind das Symptom
Am 30. Juni fand in der “Gedächtnisstätte” in antisemitischen Parolen gegen die jeweils andere von dem was hier seit 1945 passiert!”, und: “ich glaub
Borna ein geschichtsrevisionistischer Vortrag Mannschaft nicht gespart wird und sich nach dem unsere großväter sind nicht gestorben damit wir uns
statt, an dem etwa 100 Personen teilnahmen. Spiel auch etliche Nazis austoben können. Der Alten- von irgendwelchen idioten unterdrücken lassen...”
Nach Ende der Veranstaltung formierte sich burger Thomas Gerlach (“Ace”) beispielsweise fühlt Und auch das sind nicht nur irgendwelche ver-
vor dem Gelände ein “Spontandemonstration sich bei Spielen des FC LOK ganz in seinem Ele- wirrten Einzelmeinungen, sondern Hinweise auf das,
gegen linke Gewalt”. Anlass waren angebliche ment und war auch bei der Partie gegen Aue “aktiv”
Steinwürfe auf das Gebäude in der Nacht zu- dabei, wie er in einem Naziforum prahlte.
Nazis und LOK 1
INHALT

vor. Die rund 80 Nazis versuchten, zu einer Das alles sind keine zufälligen Episoden, denn
zivilgesellschaftlichen Veranstaltung zu gelang- im Umfeld des 1. FC Lokomotive hat sich - und das Updates 1
en, was durch die Polizei nach einer halben ist überhaupt keine Neuigkeit - ein rechter Rand Antifademo Grünau 2
Stunde unterbunden wurde. Schon am frühen formiert, in dem sich vor allem organisierte “Ultra”- Worch-Aufmarsch 3
Nachmittag gab es eine Aktion auf dem Leip- und Hooligan-Gruppen geborgen fühlen. Parade-
Info des EA-Leipzig 4
beispiel sind die seit September 2006 bestehenden
Der rechte Rand des 1. FC Lokomotive (Forts.)
ziger Hauptbahnhof, bei der Flugblätter der was die “Blue Caps” im “real life” treiben. Berichtet nung. Die Ultra-Gruppe “Scenario Lok ‘05” (ex-”In- “Saalefront” zugeord- rechtlich nicht verfolgbar” sei. etlichen Jahren Verwendung in der Fankurve und
“Bewegung Neues Deutschland” mit dem Titel wird nämlich auch über Begegnungen mit dem Sohn ferno Lok Leipzig”) alias “Fightclub Lokomotive” net werden kon- Die Unterstützung von Nazis und Hooligans werden auf der offiziellen Lokomotive-Website auch
“Familie statt Profite” sowie zahlreiche Schnip- des Vereinspräsidenten Kubald (der sich in Anbe- posiert auf ihrer Website mit Reichsflaggen und nten, Stadionverbot funktioniert beidseitig: der Besuch von Naziaufmär- auf Fotos dokumentiert.
sel mit der Aufschrift “Nationaler Sozialismus tracht seiner eigenen Vergangenheit immer wieder T-Shirts mit Texten wie “Opa war kein Mörder”. erteilen zu wollen. schen wird in einigen Gegenden - darunter Leipzig Kein Zufall ist es, dass beispielsweise Hallenser
jetzt” verteilt wurden. fleißig von jeden rechten Tendenzen distanzierte) – Zu ihren Gruppenaktivitäten zählt das Hochhalten Im Forum der “Blue - zum Teil des “Gewalttätersports”, schließlich lässt “Saalefront”-Ultras regelmäßig Worch-Aufmärsche
ausgerechnet bei einem Konzert Frank Rennickes am von Transparenten mit Aufschriften wie “Die Anti- Caps” werden die Kol- sich dabei die Konfrontation mit Polizei und einer besuchen - und es ist auch kein Wunder, dass sich nun
Am 11. Juli verteilte eine Person während der 17. März auf dem Grundstück des NPD-Landesvor- chemiten”. Und zu einem Fanturnier fuhren sie mit T- legen von “Blue Side” aber gegnerischen Mannschaft, die hier politische Gegner “Blue Caps” für Schutzaufgaben der NPD rekrutieren
Eröffnung der Ausstellung “Antisemitismus in sitzenden Winfried Petzold in Mutzschen. Beworben Shirts, die auf der Vorderseite mit einem abgewandel- trotzdem beneidet: von der Vereinsleitung bekommt sind, fortsetzen. Umgekehrt fühlen sich Personen lassen. Auch andere Freizeit-Events werden gemein-
der DDR” Flugblätter, auf denen ein Artikel der wurde auch eine gemeinsame Fahrt zum durch Maik ten Hakenkreuz-Adler und auf der Rückseite durch “Blue Side Lok” verbilligte Tickets. Die Ermittlungen mit einem sowieso konfrontativen, gewaltgeprägten sam begangen: beim Konzert der Band “Hungrige
rechten Wochenzeitung “Junge Freiheit” über Scheffler angemeldeten Aufmarsch gegen so genann- die Aufschrift “Kameradschaft” verziert waren. wurden übrigens nach einem Jahr eingestellt. Nicht, Politikverständnis in Hooligankreisen wohl - erst Wölfe” (besser bekannt als “Kategorie C”) am 15. Juli
die Ausstellung wiedergegeben wurde. te Kinderschänder am 10. März in Delitzsch. Vor- Eine vergleichbare Vereinigung ist “Blue Side weil keine Täter ermittelt worden wären (sieben er- recht, wenn sie dort auch mit einigen politischen mischten sich unter die Besucher nicht nur LOK-
läufiger Höhepunkt war die NPD-Saalveranstaltung Lok”, die von den Blue Caps als ihr Nachwuchs hielten tatsächlich Stadionverbot) - sondern weil, so Sympathien rechnen können. Spruchbänder wie Hools von “Blue Caps” und Konsorten, die sich im
Am 15. Juli fand im “Club Lagerhof ” in der am 6. Mai im “Lokomotion”: von den Personen, die begriffen werden und die sich das Thor-Steinar-Tra- die Leipziger Staatsanwaltschaft, der „misslungene “Rudolf Hess - bei LOK rechtsaußen” und “Wir sind Voraus bereits als Kartenverkäufer einsetzen ließen -
Lagerhofstraße (nahe Hauptbahnhof) ein den Zugang zum Gelände bewachten, trug einer ein gen kultiviert hat. Freilich könnte es sich um einen Versuch der Darstellung eines Hakenkreuzes straf- Lokisten, Mörder und Faschisten” finden schon seit sondern auch Mitglieder der “Freien Kräfte Leipzig”.
Konzert der rechtsoffenen und in Hooligan- T-Shirt der “Blue Caps” - es handelt sich offenbar um Zufall handeln, dass im Frühjahr direkt nach dem
kreisen beliebten Band Kategorie C/”Hungrige Bekanntschaft Maik Schefflers. Schon drei Wochen Angriff auf das Grünauer Büro des Linkspartei-Ab-
Wölfe” mit 150 bis 180 Teilnehmern statt - unter zuvor, am 15. April, nahmen “Blue Caps”-Anhänger geordneten Dietmar Pellmann im direkten Umkreis
ihnen auch einige bekannte Leipziger Nazis. an der vorangegangenen Veranstaltung im Lokomo- zahlreiche “Blue Side”-Aufkleber zu sehen waren. Worch, die Letzte:
tion teil. Sie berichteten darüber in ihrem Forum als Es könnte sich auch um einen Zufall handeln, dass
Am 19. Juli versuchten mindestens vier Perso- “friedliche zusammenkunft von ca. 150 nationalorien- im Februar 2006 das menschliche Hakenkreuz di- Kameradenstreit und Machtprobe nach Kleinstaufmarsch
nen, NPD-Aufkleber auf der Bernhard-Göring- tierten, -freundlichen sowie neutralen bürgern” und rekt hinter einem “Blue Side”-Transparent formiert
Straße zu verkleben. Sie suchten nach kurzer
Zeit das Weite.
beschwerten sich über “Antifaterror”.
Diese Episoden verdeutlichen, dass sich Nazis
nicht nur beim Fußball im Ausüben des “Gewalttäter-
wurde; immerhin distanzierte sich die Gruppe vom
Vorfall und erklärte: “Wir waren, sind und bleiben
als Gruppe unpolitisch!”
D en vermutlich letzten Worch-Aufmarsch
erlebte Leipzig am 21. Juli. Am S-Bahnhof
Stötteritz fanden sich an jenem sonnigen Samstag
Worch und den für Leipzig entscheidenden Kadern
Thomas Gerlach (“Ace”, Altenburg) und Maik Schef-
fler (“Michi”, Delitzsch). Scheffler gab als Erklärung
tik” nicht einverstanden zu sein und lieber “spontane
Aktionen” zu organisieren. Gemeinsam mit Maik
Scheffler ist er außerdem seit einigen Monaten abso-
Am 21. Juli versammelten sich vormittags sports” gefallen, sondern dass auch eine umgekehrte Weniger zufällig ist dann aber, dass der Fußbal- gerade einmal 36 Kameraden ein, um gemeinsam für das Fernbleiben vom Aufmarsch zu verstehen: lut tonangebend bei den Leipziger Kameraden - sie
rund 100 Personen auf den Burgen Saaleck und Bewegung stattfindet: organisierte Lokomotive-An- lverein damals erklärte, gegen die knapp 40 an der mit Christian Worch über sechseinhalb Kilometer “Die Aktionsfront in Lpz ist nicht ein Stück gewichen sehen sich selbst als “Kameradschafts-Führer” und
Rudelsburg nahe Bad Kösen, um den Freikorps- hänger lassen sich in Nazikreisen blicken. Die “Blue Formation beteiligten Personen, die in neun Fäl- bis zum S-Bahnhof Anger-Crottendorf zu marschie- doch besteht sie auch nicht aus Druiden, welche ir- daher in Konkurrenz zu Worch. Am 21. Juli wurde
soldaten Herman Fischer und Erwin Kern zu Caps” sind dabei keinesfalls eine Ausnahmeerschei- len namentlich “Blue Side Lok” und der Hallenser ren. Schon zu Beginn verließ drei Nazis die Lust gendwelchen toten Strategien profilneurothischer diese Konkurrenz schließlich offen ausgetragen,
gedenken, die 1922 aus antisemitischen Mo- auf diesen Umzug und sie stiegen in den nächsten Sturköppe hinterherlaufen. [...] Wir waren mit dieser indem auf dasselbe Datum das Saaleck-Gedenken
tiven den liberalen Außenminister Walther Ra- Zug. Die restlichen kamen zwar relativ zügig und Demo nicht einverstanden”. Gerlach ergänzte: “Für gelegt und tags darauf ein eigener, unangekündigter
thenau ermordeten. Am Abend desselben Tages durch einen robusten Polizeieinsatz auch weitge- mich persönlich ist diese Demonstration somit nicht Aufmarsch in Grünau mit personell größerer
kam es zu körperlichen Auseinandersetzungen Beinahe-Störaktion gegen Antifademo in Grünau hend störungsfrei zum Ziel; nur am Ende musste tragbar oder tragfähig! Vorallem weil es keine Ab- Beteiligung durchgezogen wurde. Allerdings läge
mit Nazis, die in der Aurelienstraße (Leipzig- ein kleiner Umweg genommen werden. Doch das sprachen mit Leipziger Kameraden gibt”. selbst unter Beteiligung derer, die, statt am Worch-
Plagwitz) eine Party mit eindeutigem Klientel
feierten. A m 16. Juni fand im Stadtteil Grünau eine Anti-
fa-Demo statt, an der Medienberichten zufolge
bis zu 450 Personen teilnahmen. Schon vor Beginn
Schon rund eine Stunde vor Demobeginn kam
es aus einer größeren Nazigruppe heraus zu einem
körperlichen Angriff auf einen Radfahrer. Zeitgleich
“Nachspiel” des Aufmarsches war umso einschnei-
dender.
Noch wenige Tage vor dem Aufmarsch hieß es
An die Adresse Worchs wurde der Vorwurf
gerichtet, sich in Vorbereitung des Aufmarsches
lediglich mit Jens Schober abgesprochen zu haben,
Aufmarsch teilzunehmen, zeitgleich bei Bad Kösen
antisemitischer Mörder gedachten, die Teilnehmer-
zahl nur im niedrigen dreistelligen Bereich.
Am 22. Juli führten etwa 60 Nazis ab 17 Uhr sammelten sich in örtlicher Nähe etwa 60 Nazis mit Beginn der Antifademo schritt die Polizei ein: in einem Naziforum: “Glaubt mir, es werden mehr als der unter dem Namen “Nationale Sozialisten Leis- Die Machtprobe in der Naziszene ist damit
einen “Spontan”-Aufmarsch in Grünau durch. vor allem aus Leipzig, Delitzsch und Borna, “um etwa 300 Meter von der Route entfernt setzte sie 54 100, weil wir mittlerweile selber mobilisiert haben und nig” und “Gruppe Schober” firmiert, allerdings nicht nur ein für Gerlach und Scheffler alles andere
Zur Planung und Durchführung hat sich Maik die Aktion zu stören”. Sie waren zuvor gemeinsam Nazis fest und nahm sie nach ausführlichen Durch- eine Menge erreicht haben. Ihr könnt also ruhig kom- selbst in Kameradenkreisen als suspekt und un- als eindrucksvoller Erfolg, sondern wurde auch
Scheffler bekannt, zu den Teilnehmern zählten mit der S-Bahn angereist. In einem Aktionsbericht suchungen in Gewahrsam. Bei ihnen wurden un- men, müsst keine angst haben das da am Ende nur zurechnungsfähig gilt. Worch verteidigte sich: “Ein teuer erkauft. Worch will künftig nicht mehr mit
zahlreiche bekannte FKL-Mitglieder - Christian äußerten sie sich folgendermaßen zu ihren Absich- ter anderem Pfeffersprays, metallene Schlagringe, 100 Leute stehen, ich denke wir können im bestfall mit möglicher Fehler war natürlich, die Vorgaben von den beiden und ihrem Anhang, zu dem die “Freien
Trosse marschierte vorneweg. In einem Ak- ten: “Regionale Kräfte hatten sich entschieden diesem Teleskopschlagstöcke und Schreckschusspistolen 300-400 Leuten rechnen.” In Wirklichkeit bestand die Jens Schober zu übernehmen, die ich im April bekam. Kräfte Leipzig” zählen, kooperieren. Damit geht den
tionsbericht wurde die Existenz des Grünauer Treiben endlich ein Ende zu setzen und eine Spontane sichergestellt. Im Anschluss verblieb nur noch eine “Mobilisierung” in einigen Foren-Einträgen sowie Aber wenn Leute wie Thomas Gerlach oder Michi regionalen Zusammenhängen eine Integrationsfigur
AJZ “Bunte Platte” als Anlass für die Aktion Gegenaktion zu starten, von stil Präsenz zeigen bis kleine Gruppe Nazis - unter ihnen im zivilen Out- Filzstift-Schmierereien am S-Bahnhof Anger-Crot- oder wer sonst noch in der Geschichte mit drinsteckt verlustig, die für sie auch gern juristische Streiterei-
benannt. Auf dem Weg dorthin wurden die Na- ‘Palermo’ reichten die Vorschläge und was es letztend- fit auch Isztvan Repaczki - in der Nähe der Antifa- tendorf. Worch fällte öffentlich und unter Nennung mir einerseits sagen, ja, irgendwann im Sommer, aber en ausgefochten hat und als nicht unwichtige Fi-
zis nach 20 Minuten durch die Polizei gestoppt. lich werden sollte, wollte man Spontan entscheiden.” Demo, um sich als “Checker” zu versuchen und aus relevanter Namen, Email-Auszügen und sogar Tele- dann andererseits kein Termin kommt, kein Thema, nanzquelle fungierte.
weiterer Entfernung Fotos zu machen, außerdem fonprotokollen das Urteil, dass sein Aufmarsch von keine Wegstrecke, dann nehme ich eben, was ich aus Der “Kampfbund Deutscher Sozialisten” (KDS)
kurvten zwei PKW mit eindeutiger Besatzung umher. “Kräften vor Ort” boykottiert worden sei und zog als der Region bekomme.” In der Tat war vor dem 1. Mai mahnt unterdessen zur Versöhnung. Gerlach ist
Offenbar waren Nazis schon in der Nacht zu- Reaktion am Tag nach dem Aufmarsch alle bereits noch im Zusammenwirken mit Gerlach vereinbart in diesem NS-Uniform-Fetisch-Club “Organisa-
vor “kreativ” tätig geworden: in der Lützner Straße bestehenden Anmeldungen für seine Aufmärsche in worden, die Anmeldung für Leipzig zugunsten Er- tionsleiter”, Scheffler ebenfalls Mitglied und Worch
sprühten sie an die obersten Etagen eines leerste- Leipzig zurück. furts und Dortmunds zurückzuziehen. Ersatzweise trieb sich bereits auf einigen ihrer “Führungstreffen”
henden Plattenbaus die Worte “16.6. Antifa - Nein Indizien für den “Boykott” wusste Worch gleich wurde damals schon ein “bundesweiter” Aufmarsch herum. Man habe die Hoffnung, “daß nun hinter
danke - Nationale soziale Aktion - Rotfaschos dutzendweise aufzuzählen: zufällig fuhren zahlreiche im Sommer angekündigt - an dem die “mitteldeut- den Kulissen die Wogen geglättet werden können und
stoppen”, verziert mit einer stilisierten Haken- Leipziger Nazis am selben Tag zu einer anderen Ver- schen Kameraden” aber augenscheinlich das Inter- die gleichermaßen bewährten und verdienten Kame-
kreuz-Fahne. Die Antifa-Demo endete gegen 16:30 anstaltung nahe Bad Kösen, es wurde schon Tage vor esse verloren. So jedenfalls will sich Worch erklären, raden Worch und Gerlach wieder zusammenfinden
Uhr - zu Störungen kam es nicht. Unterdessen wird dem Aufmarsch unter Leipziger Nazis per SMS zur dass man ihn “ins Messer laufen lassen würde”. mögen, zum Nutzen des Nationalen Widerstandes
Grünau für Nazis wieder ein interessantes Aktions- Nichtteilnahme aufgefordert, angeblich seien Emails In Wirklichkeit hat sich ein Bruch auf organisa- und zum Wohle Deutschlands.” Andere Kameraden
gebiet, das zeigte nicht zuletzt der “Spontan”- mit wichtigen Absprachen nie angekommen... In torischer Ebene zugetragen. Schon nach dem “Spon- befürchten dagegen, mit dem 21. Juli sei “der Nie-
Aufmarsch am 22. Juli. Als deren Anlass wurde einigen Foren sowie auf der Website “Alterme- tan”-Aufmarsch im Dezember in Gohlis gab Gerlach dergang C. Worchs und seines Konzeptes der freien
wiederum das AJZ genannt, aus dem heraus “immer dia” entspannen sich lange Diskussionen zwischen in einem Text zu verstehen, mit Worchs “Demo-Tak- Kräfte” eingeläutet worden.
offener Gewalt gegen alles Deutsche gepredigt” werde.

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Das kleine Spontandemo-ABC
Termine Ein Beitrag des EA Leipzig zur problematik unangemeldeter demos
In den letzten Monaten kam es bundesweit immer genug kein Rechtsschutz möglich ist, kommt es
03.-05. August: “Kick the Naziscum”: wieder zu zahlreichen „Spontandemos“. In Leip- dabei ausschließlich auf die Verhandlungen vor
zig demonstrierten Menschen aus verschiedenen Ort und v.a. eine realistische Einschätzung der
Antira-Fußballturnier in Grünau. Mitmachen! Spektren u.a. gegen Naziübergriffe, die Räumung Kräfteverhältnisse an. Es ist also wichtig für euch
Mehr Infos: http://www.fanpoebelgruenau. des Wohn- und Kulturprojektes „Ungdomshuset“ einzuschätzen, welche Forderungen Sinn machen
de.tl/Antira_Programm.htm in Kopenhagen und die Repressionsflut gegen ver- und diese gegenüber den Bullen auch zu ver-
meintliche „gewalttätige GlobalisierungskritikerIn- treten.
nen“ sowie jegliche Formen staatlicher Repression.
04. August: JN-”Sachsentag” in Dresden- Dafür können die TeilnehmerInnen einer Spontan-
Bei diesen Demos ging die Initiative spontan von demo einE LeiterIn „wählen“, die dann als Verant-
Pappritz, Ersatz-Event zum “Pressefest”. Gegen- losen Zusammenhängen und Einzelpersonen aus. wortlicheR mit der Polizei, z.B. über die Route usw
demo ab 12 Uhr, Parkplatz Pappritz, Haltestelle Es gab keine Vorbereitung sowie keine planenden verhandelt. Wichtig ist, dass dieseR LeiterIn die
“Am Fernsehturm”. Mehr Infos: http://vence- und koordinierenden Gruppen. Es lohnt also, Demo nicht als VeranstalterIn anmelden/sich ver-
sich ein wenig Zeit zu nehmen und sich mit den antwortlich erklären muss, da es bei einer Spontan-
remos.antifa.net/ddneonazis/npd/040807.htm Besonderheiten von „Spontandemos“ ausein- demo ja gerade keineN VeranstalterIn gibt. Ebenso
anderzusetzen, denn auch spontane Demos sind spontan können sich auch OrdnerInnen finden.
11. August: Naziaufmarsch in Burg (bei „richtige“ Demos, weisen aber ein paar nicht un-
wichtige Besonderheiten auf, die es zu beachten Es kann also unter bestimmten Umständen sinn-
Magedburg) “gegen Polizeiwillkür und Staat- gilt, um unsere Sache auch spontan auf der Straße voll sein, einE LeiterIn der Demo zu wählen, um die
sterror”. Gegendemo ab 10 Uhr, Bahnhofsvor- vertreten zu können. Dies soll keine Abschreckung Verhandlungen mit den Bullen zu vereinfachen.
sein, sondern Euch vielmehr ermutigen, auch spon- Lasst euch aber nicht verunsichern und lehnt jede
platz. Mehr Infos: http://andmore.blogsport.de/ Verantwortung als VeranstalterIn gegenüber den
tan Eure Meinung, Eure Wut oder auch mal Eure
Freude auf die Strasse zu tragen. Ihr solltet Euch Bullen ab. So kann die Verantwortung, die sich aus
18. August: “Hess-Gedenken” der Nazis. nur im Vorfeld fragen, ob ihr in der Lage seid, die dem Versammlungsgesetz für die einzelne Person
Situation zu überblicken und vielleicht den einen ergeben würde, abgewendet werden und es er-
Wunsiedel bleibt vermutlich verboten, Nazis scheint niemand namentlich als VeranstalterIn bei
oder anderen Punkt dieses Textes berücksichtigen.
rufen zu “Aktionswochen” auf, außerdem gibt’s den Bullen.
eine Ersatzanmeldung in Jena. Antifademo ab Juristisch gibt es die Unterscheidung in „normale“
Demonstrationen, Eildemos und Spontandemos. Außerdem gibt es noch ein paar Sachen die mensch
13 Uhr, Holzmarkt. Mehr Infos: http://jena.an- Generell besteht immer die Pflicht, bis spätestens beachten sollte, um den Bullen die Auflösung der
tifa.net/ und http://ns-stoppen.nadir.org/ 48 Stunden vor Veröffentlichung der Aufrufe (und Veranstaltung nicht zu einfach zu machen. Eine
nicht erst vor Demobeginn) eine Demo anzume- spontane Demo ohne VeranstalterIn liegt nämlich
lden. Bei Eildemos kann diese Frist der 48 Stunden definitiv nicht vor, wenn z.B.
08. September: Zweites “Fest der Völker” in nicht eingehalten werden. Trotzdem müssen Eil- - aufwändig neu gemalte Transpis,
Jena (Seidelparkplatz). Kundgebung und Treff- demos beim Ordnungsamt (z.B. telefonisch) an-
gemeldet werden. - Aufrufe mit ViSdP (VerantwortlicheR im Sinne des
punkt für Gegenaktionen: 9 Uhr, Holzmarkt.
Pressrechts),
Mehr Infos: http://jena.antifa.net/fdv/ Der Unterschied zwischen „normaler“ und Eildemo
einerseits und Spontandemo andererseits ist, dass - lange und deshalb nachweisbar vorgefertigte
letztere sich wegen des aktuellen Anlasses sofort Redebeiträge usw. vorhanden sind.
bildet, keinen verantwortlichen VeranstalterIn und
Nicht gegen eine spontan durchgeführte Demo
– vorerst – auch keineN (verantwortlicheN) LeiterIn
Mehr Infos benötigt. Spontandemo heißt also, dass die Demo
wegen des aktuellen Anlasses so dringend ist, dass
sprechen dagegen alle Dinge, die entweder schon
vorhanden sind (Megaphone, alte Transpis, Fah-
nen, evtl. auch ein Lauti) oder die sehr schnell
keine Zeit für eine Anmeldung bleibt bzw. das Ord-
hergestellt werden können (z.B. Handzettel, nicht
nungsamt schon geschlossen hat.
• Antifa-Rechercheteam Dresden: abgelesene Redebeiträge usw.)
http://venceremos.antifa.net/art/review/ Wichtig ist noch zu beachten, wer der Polizei ei-
Entscheidend für die Durchführung einer Spontan-
gentlich als VeranstalterIn einer Demo gilt: Sobald
demo ist die Dauer der Mobilisierung. Wenn Ihr z.B.
• Recherche Roßwein-Döbeln-Leisnig: eine Gruppe oder eine Person im Vorfeld erken-
ein Posting auf Indymedia stellt und das Stunden
http://aardl.blogsport.de/recherche/ nbar die Verantwortung für eine Demo übernimmt
bevor es eigentlich losgehen soll, könnt Ihr ziemlich
(„deutlich hervorgehobene vorbereitende organi-
sicher sein, dass die Polizei das mittlerweile auch
• Antifa-Rechercheteam Nordbayern: satorische Funktion“), gilt sie als VeranstalterIn und
weiß und unter diesem Argument die Demo unter
http://www.art-nb.de/ ist damit prinzipiell anmeldepflichtig. EinE feststell-
Umständen auflösen kann. Weniger sicher weiß
bareR VeranstalterIn macht sich durch Unterlassen
die Polizei bei SMS-Ketten im Vorfeld Bescheid und
• Antifa-Infoblatt (AIB): der Anmeldung grundsätzlich strafbar.
möglicherweise keinen blassen Dunst hat sie bei
http://www.nadir.org/nadir/periodika/aib/ Eine Demo, die trotz mehrstündiger Mobilisierung der alten Taktik der Mund-zu-Mund-Propaganda.
nicht angemeldet wurde, kann – muss aber nicht
• Der Rechte Rand: Nicht zuletzt weiß mensch nie genau was auf dem
- von der Polizei aufgelöst werden. Gegen diese
http://www.der-rechte-rand.de/ weiteren Verlauf der Demo so passieren wird, des-
Auflösung kann natürlich sofort eine Spontan-
halb gilt auch und besonders bei Spontandemos das
demo durchgesetzt / versucht werden… Bei Nicht-
kleine Demo-1x1! Eine ganze Menge also, was man
auflösung kann die Polizei gegenüber der Menge
im Kopf behalten sollte für die nächste Spontan-
oder Delegierten oder einer spontan gewählten,
demo! Und zu alledem besonders eins: Lasst euch
leitenden Person Auflagen bestimmen bezüglich
nicht einschüchtern von den Tricks der Polizei!
Redaktionelles Route, Dauer, Transpis usw. Da hiergegen schnell

GAMMA ist ein antifaschistischer Newsflyer. Er Wichtig! An alle, die am 21. tungsgericht Leipzig kürzlich bestätigt, indem eine
wird von AntifaschistInnen nach Bedarf heraus- Gewahrsamnahme im Rahmen der Proteste gegen
Juli in polizeilichen Gewahr- einen Worch-Aufmarsch für rechtswidrig erklärt
gegeben und informiert über Nazistrukturen und sam genommen wurden: wurde.
-aktionen in Leipzig und dem näheren Umland. Gemäß Art. 104 des Grundgesetzes ist bei jeder Wir sind der Auffassung, dass gegen diese Praxis
Freiheitsentziehung unverzüglich eine richterliche insgesamt vorgegangen werden muss. Die Rechts-
• Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 01.08.2007 Entscheidung herbeizuführen. Unverzüglich – so widrigkeit der polizeilichen Maßnahmen kann
hat das Bundesverfassungsgericht entschieden – gerichtlich festgestellt werden. Für eine rechts-
• Kontakt-Adresse: gammazine@no-log.org bedeutet, dass die richterliche Entscheidung ohne widrige Freiheitsentziehung kann Schmerzens-
jede Verzögerung, die nicht sachlich gerechtfertigt geld verlangt werden. Allein damit kann künftigen
Hinweis: unsere Website wird gegenwärtig nicht ist, nachgeholt werden muss. willkürlichen Festnahmen Einhalt geboten werden.
aktualisiert, unsere Mailadresse ist aber in Be- Die in Leipzig zu beobachtende Praxis der Wehrt Euch gegen Polizeiwillkür! Schreibt
Polizei zeigt, dass die Entscheidung des Bundes- Gedächtnisprotokolle! Kommt zu unserer Sprech-
trieb. Ihr könnt euch das GAMMA auf Wunsch verfassungsgerichts ebenso wie das Grundgesetz stunde (jeden Donnerstag 17:30-18:30 Uhr im
regelmäßig zumailen lassen. konsequent ignoriert werden. Dies hat das Verwal- LinXXnet, Bornaische Str 3d)!
Euer EA-Leipzig
4

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