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nachrichten g 3336 10.8.2006 22. jahrg./issn 0945-3946 1,30 ¤
www.antifaschistische-nachrichten.de
Antifaschistische Kampagne
mobilisiert weiter
Wunsiedel. Trotz des derzeitigen
Verbots des „Heß-Gedenkmar-
sches“ mobilisiert die linke Kampagne
„NS-Verherrlichung stoppen“ weiter für
den 19. August 2006 nach Wunsiedel.
Kampagnensprecher Peter Brock ver-
wies auf die Unklarheit darüber, ob der
Aufmarsch und eventuelle Ersatzveran-
staltungen untersagt bleiben. „Wir wol-
len vorbereitet sein, falls die Neonazi-
Demonstration kurz vorher genehmigt
wird, ob in Wunsiedel oder Fulda oder
sonstwo.“ Brock erwartet, dass zwischen
1.000 und 2.000 Antifaschisten aus der
ganzen Bundesrepublik nach Wunsiedel
kommen werden, um gegen die Glorifi- „Sofortiger Waffenstillstand“ war die Forderung auf vielen Kundgebungen,
zierung des Nationalsozialismus zu pro- Mahnwachen und Demonstrationen, die in den letzten Tagen gegen den Krieg im
testieren.
Brock verwies ferner auf die Attrakti- Nahen Osten stattfanden. Wir veröffentlichen die Erklärung der FIR (Föderation
vität von NS-Themen für die rechte Sze- der internationalen Widerstandskämpfer) und der VVN-BdA – siehe Seite 5
ne: „Auch wenn sich die NPD oder die
Kameradschaften mit Sozialpopulismus
profilieren wollen – ihr Angelpunkt ist
und bleibt der Nationalsozialismus. Der
Proteste gegen NPD-
Bezug auf den Nationalsozialismus
schafft gruppenübergreifend Identität
und lässt die Rechte ihre Zersplitterung
Pressefest in Dresden
vergessen. Deshalb sind die Aufmärsche Dresden. Mit einem Bürgerfest masten und Gartenzäunen zeigten viele
in Halbe, Dresden und Wunsiedel mit ih- und einer Demonstration haben Anwohner ihren Unmut über die neofa-
rer offenen Bezugnahme auf Hitler-Zeit am 5. August hunderte Men- schistische Veranstaltung in ihrem Stadt-
und Krieg die europaweit größten Ver- schen gegen das „Deutsche-Stimme“- teil.
anstaltungen der Neonazis.“ Dem stelle Pressefest der NPD, das diesmal auf ei- Zum Pressefest der Parteizeitung der
sich die Kampagne „NS-Verherrlichung nem privaten Tennisgelände in Dresden- NPD kamen nach Polizeiangaben etwa
stoppen!“ entgegen, so Brock. Pappritz stattfand, protestiert. Bei strö- 3000 bis 4500 Neonazis, deutlich weni-
Dass sich die rechte Szene wieder stär- mendem Regen hatten sich etwa 600 ger als im letzten Jahr. Nichtsdestotrotz
ker mit der Umdeutung historischer Er- Menschen zu meldet die
eignisse befasst, zeigen auch andere Ver- der Demons- NPD auf ihrer
anstaltungen. So fand am 29. Juli in Bad tration einge- Homepage
Nenndorf ein „Gedenkmarsch“ zu einem funden. Be- 8000 Teilneh-
ehemaligen britischen Internierungslager gleitet von ei- merInnen.
statt. Und im Oktober soll in Nürnberg nem großen Neben Udo
unter Führung des bekannten Neonazi- Polizeiaufge- Voigt waren
Aktivisten Christian Malcoci für eine bot zogen sie als Redner
„Revision der Nürnberger Prozesse“ de- zu dem Bür- Holger Apfel,
monstriert werden. gerfest nach Vorsitzender
Termine und aktuelle Informationen Dresden-Büh- der NPD-
finden Sie unter www.ns-verherrlichung- lau. Dorthin Fraktion im
stoppen.tk hatte das Bündnis „Bürgercourage – Sächsischen Landtag, der Rechtsanwalt
Kampagne NS-Verherrlichung stoppen! Freundeskreis gegen rechtsextremes Jürgen Rieger, der gerade wieder mit
wunsiedel-presse@gmx.net ■ Denken“ eingeladen, dem sich unter an- Immobiliengeschäften in Delmenhorst
derem Politiker von Linkspartei.PDS, von sich reden macht, José Fernando
FDP, CDU, SPD und Grünen sowie der Cantalapiedra, Vorsitzender der La Fa-
DGB und die jüdische Gemeinde Dres- lange, Spanien, und Dimitris Zafiropu-
Aus dem Inhalt: den angeschlossen hatten. los, Generalsekretär der Patriotischen
Französische Regierung „Pappritz ist bunt, keine Rechten auf Allianz Griechenland angekündigt.
verbietet „Tribu K“ . . . . . . . . . . . . . 7 unserem Grund!“ – Mit Transparenten nach Presseberichten - u.b.,
und Luftballons, Plakaten an Laternen- Foto: indymedia ■
: meldungen, aktionen
ge Meter von den Nazis entfernt, diesen
durch Transparente, Trillerpfeifen und
Sprechchören klarmachen, dass diese
Rechtes Lob für „Regional- tionalen Rates“ beschlossen, dessen weder in Verden noch an einem anderen
währung“ „Hauptziel der Kampf für das weitere Ort erwünscht seien.
Weimar. Die wachsende „Regionalwäh- Bestehen der europäischen Völker und Natürlich durfte, wie bei fast allen
rungs“-Bewegung in zahlreichen Teilen die Bewahrung ihrer Identität“ sein soll. NPD-Aufmärschen in Niedersachsen,
der Republik wird nicht nur von den An- Unterzeichnet wurde die Deklaration die obligatorische „Hans-Gerd Wiech-
hängern des Sozialdarwinisten und von Pierre Krebs vom „Thule-Seminar“ mann Standart-Rede“ nicht fehlen. Ne-
„Freiwirtschafts“-Theoretikers Silvio aus Kassel, Pierre Vial, „Terre et Peuple“ ben ihm waren Adolf Dammann (Lan-
Gesell begehrt. (Frankreich), Guillaume Faye (Frank- desvorsitzender der NPD-Niedersach-
Auch die neofaschistische NPD hat reich), Yann-Ber Tillenon (Bretagne), sen) und Aktivisten der „Nationalen Of-
die „Regionalwährung“ für sich entdeckt Enrique Ravello, „Tierra y Pueblo“ (Spa- fensive Schaumburg“ anwesend, außer-
und befragte in ihrem Parteiorgan „Deut- nien), Elephterios Ballas, „ARMA“ dem Heisenhofler Neonazis.
sche Stimme“ dazu den NPD-“Wirt- (Griechenland), Anatoly M. Iwanow, Nach dem Ende der Kundgebung wur-
schaftsexperten“ Per Lennart Aae. Dieser „Synergon“ (Rußland), Wladimir B. Aw- de der NPD-Tross dann von der Polizei
drückt seine Sympathie für „Regional- dejew (Rußland), Pawel W. Tulaew, zum Bahnhof eskortiert. Auf dem Weg
währungs“-Initiativen aus, die ja Kauf- „Atenaeum“ (Rußland) und Galina dorthin wurden zahlreiche Iran-Fahnen
kraft in der Region halten würden. Lozko, „Swazoy“ (Ukraine). verteilt und geschwungen sowie über den
„Zu Ende gedacht und in die Tat um- hma ■ Lautsprecherwagen „Israel - Internatio-
gesetzt“ wäre dies „eine raumorientierte nale Völkermordzentrale“ skandiert. Da-
nationale Volkswirtschaft“ in Ablehnung Kritische Lehrer im Visier raufhin wurden alle übrig gebliebenen
„des kapitalgesteuerten „freien“ Welt- Teilnehmer der Kundgebung, inklusive
handels“, so Aae. Zu dieser Erkenntnis Oberhausen. Die neofaschistische Zeit- Bundesvorsitzendem Voigt und Anmel-
fehle es jedoch vielen „Regionalwäh- schrift „Unabhängige Nachrichten“ be- der Daniel Fürstenberg, wegen des Ver-
rungs“-Aktivisten, die mit „politisch kor- zeichnet in ihrer Juli-Ausgabe die Ge- dachts auf Volksverhetzung in Gewahr-
rekten“ Hemmungen behaftet seien, an werkschaft GEW als „Die Miesmacher sam genommen und deren Personalien
Mut. Erst wenn es gelänge, diese Men- der Nation“. Während die Deutschen festgestellt.
schen „von den antinationalen Fesseln zu „mit Flaggen und Hymne einen Auf- Insgesamt betrachtet war dies somit
befreien“, könne die NPD zu einem Mo- bruch ins Normale“ feierten, hätten die ein desaströser Wahlkampfauftakt für die
tor „vieler noch schlummernder Bewe- gewerkschaftlichen „Erzieher“ das „Lied NPD in Niedersachsen. Trotz der Ankün-
gungen, darunter auch der Regionalwäh- der Deutschen“ beschimpft. „Solange digung des Besuchs ihres Bundesvorsit-
rungs-Bewegung“ werden, so der „Wirt- wir solche Lehrer haben“, so das Blatt, zenden bekam die NPD-Verden gerade
schaftsexperte“ der NPD. Dazu bedürfe „brauchen wir zum Untergang von Volk einmal 65 Anhänger auf die Straße, alle
es „einer durchdachten völkisch-nationa- und Nation keine äußeren Feinde mehr“. ihre Reden wurden durch ein Trillerpfei-
len Weltanschauung in Verbindung mit Für den Fall der Fälle hat die Zeit- fenkonzert und Sprechchöre vollständig
politischem und ökonomischen Sachver- schrift auch gleich das Muster einer übertönt und letztendlich saßen am Ende
stand“. Während die NPD noch die Mög- Dienstaufsichtsbeschwerde abgedruckt, des Tages fast alle Teilnehmer der NPD-
lichkeiten auslotet, trifft sich die „Regio- mit der rechts-gewirkte Schüler gegen Kundgebung für einige Stunden auf der
nalwährungs“-Bewegung vom 30. Sep- missliebige Pädagogen vorgehen kön- Wache der Verdener Polizeidienststelle.
tember bis 1. Oktober in der Bauhaus- nen, die es wagen sollten, mit GEW-Ma- http://verden.antifa.net
Universität in Weimar. Zuvor findet eine terial Kritik an der Nationalhymne zu äu- artv@verden.antifa.net ■
von der Bauhaus-Universität ausgerich- ßern. hma ■
tete internationale wissenschaftliche Ta- Bald NPD-Hochburg in
gung unter dem Titel „Monetäre Regio- Desaströser NPD-Kommu-
nalisierung. Regionalwährungen als Ka- Delmenhorst?
talysatoren einer endogenen Entwick- nalwahlauftakt in Verden Delmenhorst. Wie die Delmenhorster
lung“ statt. hma ■ Verden. Mit rund 40 in Gewahrsam ge- Zeitung berichtete, plant der rechtsextre-
nommenen NPD-Anhängern in Verden me Anwalt Jürgen Rieger über seine Wil-
Konferenz in Moskau endete der Kommunalwahlauftakt der helm-Tietjen-Stiftung das Hotel am
NPD in Niedersachsen. Für Samstag, Stadtpark in Delmenhorst zu kaufen und
Moskau. Neofaschistische Ideologen den 22.7.2006, hatte der Verdener NPD- hat darüber hin-aus noch Interesse an der
aus mehreren europäischen Ländern ha- Geschäftsführer Daniel Fürstenberg zu Delmehalle und der Delmeburg.
ben vom 6. bis 8. Juni in Moskau eine einer Kundgebung vor dem Verdener Die Verhandlungen sind noch nicht
„internationale Konferenz“ unter dem Ti- Rathaus aufgerufen. Redner sollten u.a. abgeschlossen, der derzeitige Inhaber
tel „Die Zukunft der weißen Völker“ NPD-Chef Udo Voigt, der Landesvorsit- Günter Mergel will das Pleiteobjekt aber
durchgeführt. zende der NPD-Berlin Eckart Bräunin- auf jeden Fall verkaufen. Aus Befürch-
In einer Deklaration der Konferenz- ger und Hans-Gerd Wiechmann sein. An- tungen heraus, dass Delmenhorst dem-
Teilnehmer wird unter dem Motto „Wei- lässlich der bevorstehenden Kommunal- nächst Neonazi-Hochburg wird und das
ße Menschen der ganzen Welt – Verei- wahlen in Niedersachsen am 10. Septem- Hotel für Veranstaltungen und Schulun-
nigt Euch!“ die „Bildung einer Organisa- ber sollte die Kundgebung unter dem gen der Rechtsextremisten genutzt wird,
tion der völkischen Nationen“ propa- Motto „Nein zu Multikulti! Verden ist haben Privatleute zu einer Spendenakti-
giert. Diese solle „über alle Kontinente“ unsere Stadt“ stehen. on aufgerufen, um die Stadt bei einem
ausgeweitet werden, „in denen weiße Der Verdener Rathausplatz war jedoch Kauf zu unterstützen. In Verden konnte
Völker leben“. Den „Völkern europäi- für diesen Samstag schon von einem so eine drohende Zwangsversteigerung
scher Herkunft“ drohe der Verlust ihrer Kinder-Zirkus reserviert worden sodass der Stadthalle verhindert werden, auf die
„Identität“, auch deren „historische Exis- die NPD in Richtung der Straße „Herr- Jürgen Rieger ebenfalls ein Auge gewor-
tenz“ sei in Gefahr, heißt es in der Dekla- lichkeit“ ausweichen musste. Sowohl fen hatte.
ration. Darum wurde auf der Konferenz Antifaschisten als auch Verdener Bürger Bisher hatte die Stadt den Kauf abge-
die Bildung eines „alternativen, interna- (ca. 200 Personen) konnten somit, weni- lehnt, weil die Kosten den Stadtsäckel
Es ist das erste Mal, dass in der mit der unmittelbaren Androhung nicht profitieren können, und dass man
Frankreich eine Gruppe von von Gewalt verbunden war, galt nach ei- in den Medien extrem viel über sie
Nichtweißen (unter anderem) we- genen Angaben der Gruppierung der sprach, hatte sie ohnehin erreicht. Aber
gen Rassismus verboten wird. Am Mitt- rechtsextremen „Jüdischen Verteidi- zu dem Zeitpunkt wurde im Innenminis-
woch, den 26. Juli beschloss das Kabi- gungsliga“ (LDJ). Bei ihr handelt es sich terium bereits der Verbotsantrag gegen
nett auf seiner wöchentlichen Sitzung in um den französischen Ableger der rassis- die Gruppierung erarbeitet und juristisch
Paris, die ethno-zentristische und neu- tischen Kach-Bewegung des 1990 getö- geprüft.
heidnische Sekte Tribu K aufuzlösen. teten Rabbis Meir Kahane. Die Kach-Be- Gegenseitiges Ausspielen von
Die aus französischen Schwarzen beste- wegung wurde in Israel verboten, nach- «schwarzen» und «jüdischen»
hende Gruppierung hatte nach Schätzun- dem ihr Anhänger Baruch Goldstein (ei- Opfern
gen der Renseignements Généraux, einer ner der rechtsradikalen Siedler von Heb-
Abteilung der Polizei, die vergleichbare ron, im besetzen Westjordanland) 1994 Zum letzten Mal hatte die Tribu K vor
Aufgaben wie die deutschen Verfas- in der Nähe von Hebron ein Massaker an nunmehr einem Monat kurzfristig von
sungsschutzämter wahrnimmt, rund 30 30 betenden Palästinsern verübt hatte. sich reden gemacht. Damals begab sich
Mitglieder. Und auch in den USA ist sie verboten. eine Abordnung der Gruppierung nach
Andere Angaben gingen bis zu maxi- Die LDJ muss ebenso wie die Tribu K Compiègne – rund 65 Kilomter nördlich
mal 50 Mitgliedern. Manche Kenner der selbst zu den Ethnoextremisten gezählt von Paris –, an das Krankenbett eines
Szene behaupten aber, dass die Tribu K werden. Über den Versuch, Selbstjustiz Schwarzen, der zusammen mit anderen,
ihre Mitgliederzahl nach den jüngsten gegenüber den Extremisten der „anderen ausschließlich farbigen Menschen zum
Zwischenfällen, die Ende Mai dieses Seite“ zu üben, hinaus stellte der Auf- Opfer eines Amokschützen geworden
Jahres durch die militante Gruppierung marsch des Schlägerkommandos der Tri- war. Der Verletzte erklärte dazu, er schät-
provoziert worden waren (siehe unten), bu K jedoch eine klare Drohung gegen ze die Geste des Besuchs, aber er könne
und aufgrund des danach ausbre- sich mit den Ideen der Tribu K über-
chenden Mediengetöses beträchtlich haupt nicht identifizieren. Letztere
steigern konnte. So behaupten man- forderte den Innenminister Sarkozy
che Beobachter, die Zahl ihrer akti- sowie den Bürgermeister von Com-
ven Anhänger sei in jüngster Zeit bis piègne ultimativ dazu auf, ihrerseits
auf 120 angeschwollen. Der Unter- dem schwarzen Gewaltopfer einen
schied zwischen diesen divergieren- Besuch abzustatten – ansonsten wer-
den Angaben dürfte freilich letzlich de es „Aufruhr“ geben. Einmal mehr
nur darauf beruhen, dass manche verglich die Tribu K die mangelnde
Schätzungen neben den Mitglieder Aufmerksamkeit, die Schwarzen zu-
des „harten Kerns“ auch die Sympa- teil werde, mit der Aufmerksamkeit
thisanten mit einbeziehen. in Politik und Medien, die jüdische
Auflösung nach dem Verbotsge- Gewaltopfer erführen.
setz, das 1936 gegen faschisti- Neuheidnischer Kult mit
sche Gruppierungen entworfen rassischer Grundlage
worden war
Zu ihrem Verbot durch Beschluss Inhaltlich zeichnete sich die sekten-
des Ministerrats wurde das Gesetz Foto: www.arbeiterfotografie.com förmige Gruppierung dadurch aus,
von 1936 zur Auflösung von „Kampf- eine ganze Bevölkerungsgruppe dar. Zu- dass sie von sich behauptete, eine neue
gruppen und privaten Milizen“ herange- mal das Agieren einer militanten Split- Religion erfunden – oder historisch wie-
zogen, das in jenem Jahr dazu gedient tergruppe wie der LDJ, in der ethnizisti- der entdeckt – zu haben. Dafür hatte sie
hatte, die pro-faschistischen „Ligen“ schen Sichtweise der von einem 25jähri- den alt-ägpytischen Gott Aton ausgegra-
oder „Bünde“ der Rechten in der Zwi- gen selbsternannten Guru namens Kémi ben, dem sie einen Kult widmete. In
schenkriegszeit aufzulösen. Auch in den Séba angeführten Tribu K, angeblich auf dem, neben der Schreibweise mit K
letzten Jahren hatte dasselbe Gesetz als ihre gesamte Bevölkerungs- oder Religi- ebenfalls verbreiteten, Namenskürzel
Grundlage für die Auflösung von politi- onsgruppe zurückschlägt: In ihren Augen Tribu KA steht der letzte Buchstabe denn
schen Gruppierungen, die beispielsweise gibt es keine politischen Strömungen, auch für Atoniens (Aton-Anhänger). Das
Gewalt anzuwenden drohten oder sich sondern nur Juden, Schwarze und andere K hingegen firmiert als Platzhalter für
darauf vorbereiteten, gedient. Die Tribu „natürliche“ Gruppen, die strikt vonei- den ebenfalls durch die Sekte geschaffe-
K gehörte in diese Kategorie: Verbots- nander getrennt bleiben sollten. nen Begriff kémites. Denn als „Kemiten“
drohungen gegen sie hatte der französi- Jüdische Ladeninhaber, die nichts mit bezeichnet sie in der ihr eigenen Sprache
sche Innenminister Nicolas Sarkozy erst- der LDJ zu tun hatten, wurden an jenem die aus Afrika stammenden Menschen,
mals konkret erhoben, nachdem die Sonntag beleidigt und bedroht. Am da- die sie als „auserwähltes Volk der Ge-
Gruppierung am letzten Sonntag im Mai rauf folgenden Sonntag (4. Juni), der auf schichte“ bezeichnet und für die man die
(28. Mai) mit einem rund zwanzigköpfi- das Pfingstwochenende fiel, hatte die Bezeichnung ,Schwarze‘ als „Sklaven-
gen Stoßtrupp in den Marais – das älteste Tribu K erneut ihr Eindringen in den Ma- haltersprache“ ablehnt.
jüdische Viertel von Paris – eingedrun- rais angekündigt. Dieses Mal wurden sie Dieses Volk habe sich im alten Ägyp-
gen war. von einem bedeutenden Aufgebot von ten – das in der Vorstellungswelt der Tri-
Dort hatte sie in der rue des Rosiers, Polizisten, aber mehr noch von Journa- bu K eine Gesellschaft von Schwarzen
einer von zahlreichen Restaurants und listen und Medienleuten erwartet. Die darstellte, jedoch in Wirklichkeit sehr
Geschäften gesäumten Straße im Zen- Tribu K kam aber nicht – von einem viel „gemischter“ war – als Träger einer
trum des Marais, paradiert. Ihr Auftritt, Überraschungseffekt hätte sie dieses Mal überlegenen Zivilisation erwiesen.