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Schriftliche Anfrage:
Aus linguistischer Sicht ergibt der Zusatz von „via“ im Italienischen unter anderem
dann keinen Sinn, wenn der Name auch im Deutschen ohne das entsprechende
Grundwort „Straße“ auskommt. Daraus lässt sich schließen, dass es eine Reihe von
Straßennamen gibt, die weder als Ganzes noch teilweise übersetzbar sind. Sie bilden
eine linguistische Einheit. Etwaige Zusätze, nicht nur in der Originalsprache, sondern
auch in der Zielsprache, sind artifiziell und aufgesetzt, weshalb es korrekterweise
auch im Deutschen z.B. „Pichl“, „Widumacker“ und nicht „Pichlstraße“,
„Widumackerstraße“ heißt. Noch deutlicher an Flurnamen erinnern die Beispiele
„Am Bühel“, „Im Bad“, weil hier der Name mit der Präposition und dem bestimmten
Artikel zu einer Einheit verschmolzen ist und ein Zusatz „Straße“ linguistisch gar nicht
möglich ist.
Anders ist die Situation in Ladinien: In Ladinien scheint sich das Problem der
Übersetzbarkeit von Straßennamen erst gar nicht zu stellen. Die ladinischen
Gemeinden führen nämlich durchwegs einnamige Straßennamen, selbst dann,
wenn ein Straßenname wie „streda Stazion“ theoretisch übersetzbar wäre. Die
Einnamigkeit von Straßennamen beruht in Ladinien offenbar auf Konsens zwischen
den Sprachgruppen, wird also allgemein akzeptiert. Außerhalb Ladiniens ist die
Situation, wie oben dargestellt wurde, völlig anders. Doch wie ist die Situation aus
juristischer Sicht?
Anfrage:
1. Gibt es ein Gesetz, das besagt, dass ein Straßenname in jedem Fall mit dem
Zusatz „via“ versehen werden muss – selbst dann, wenn das Äquivalent in der
Ausgangsprache fehlt?
2. Sollte es ein diesbezügliches Gesetz nicht geben, warum erscheint dann in der
italienischen Übersetzung dann dennoch – unnötigerweise! – der Zusatz „via“?
3. Gibt es ein Gesetz, das besagt, dass die Übersetzung von Straßennamen in
den zweisprachigen Süd-Tiroler Gemeinden verpflichtend ist, dagegen in den
dreisprachigen (= ladinischen) Gemeinden nicht?