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XVI.

Legislaturperiode XVI legislatura

AKTUELLE FRAGESTUNDE INTERROGAZIONI SU TEMI DI


ATTUALITA’

Sitzung Nr. 36 seduta n. 36

vom 26.11.2019 del 26/11/2019

Antwort von Landesrat Widmann Risposta dell'assessore Widmann


auf die Anfrage Nr. 16/11bis/19, all’interrogazione n. 16/11bis/19,
eingebracht von den Abgeordneten presentata dai consiglieri
Knoll und Atz Tammerle Knoll e Atz Tammerle

WIDMANN (Landesrat für Gesundheit, Digitale Infrastruktur, Genossenschaftswesen - SVP):


Verehrter Herr Präsident, werte Kolleginnen und Kollegen, Kollege Knoll! Folgendes: Der Korrektheit halber
lese ich das vor, was mir Kollege Zerzer geschickt hat. Wenn man das genau liest, ist es ein bisschen an-
ders als in der Anfrage geschildert: "Die Beschwerden der Bürger in Bezug auf die Sprache bewegen sich im
1-2-Prozent-Bereich. Bei diesen Beschwerden geht es in den meisten Fällen nicht um Arzt-
Patientengespräche, sondern um Befunde und Arztbriefe, die nicht in der Muttersprache angestellt wurden."
Das heißt, dieser Teil ist ihm sehr wohl bekannt und bewusst. Diese 1-2 Prozent sind zu verbessern, dass
also alles in Deutsch und Italienisch gemacht wird. Wenn ein italienischer Arzt den Befund in Italienisch aus-
stellt und dieser dann nach Innsbruck überstellt wird, wird der Befund ins Deutsche übersetzt. Das passiert
bereits. Aber es ist nicht immer so, dass alle Befunde – und das sind diese 1-2 Prozent - in beiden Sprachen
vorliegen. Diesbezüglich haben Sie Recht. Weiters sagt Zerzer: "Mir persönlich sind keine Komplikationen
der Patientenbetreuung bekannt, die auf mangelnde Sprachkompetenz zurückzuführen sind." Das ist die
Aussage des Generaldirektors der Sanitätseinheit. Dies zum einen.
Zum anderen ist es so, dass wir durch die Ärzteknappheit und auch durch die Pflegerinnen- und Pfle-
gerknappheit ganz klar Probleme haben. Wir haben insgesamt 204 Ärzte, davon sind 37 deutschsprachig
und des Italienischen nicht mächtig, 177 sind italienischsprachig und nicht im Besitz der Zweisprachigkeit
und somit des Deutschen nicht mächtig. Deshalb wollten wir im letzten Gesetz die Frist von drei Jahren auf
fünf Jahre anheben, um ihnen die Sprachkenntnis beizubringen. Momentan – da gebe ich Ihnen vollkommen
Recht – ist sicher ein Versäumnis der letzten Jahre vorhanden. Nachdem der Betrieb Schwierigkeiten hatte,
Leute sowohl im pflegerischen als auch im Ärztebereich zu bekommen, wurden den Betroffenen die Sprach-
kenntnisse nicht aktiv beigebracht, indem intern in der Arbeitszeit Sprachkurse usw. abgehalten wurden,
sondern man hat es ihnen überlassen. Ich habe schon das letzte Mal ein Beispiel gemacht: Wenn eine junge
Ärztin, die vielleicht zwei Kinder hat, alleinerziehend ist und in Bruneck wohnt, nach der Arbeit noch nach
Bozen fahren muss, ist das schon eine sehr große Belastung. Ich glaube, dass es richtig ist - und das viel-
leicht für Sie zur Kenntnis -, eine Arbeitsgruppe einzurichten. Sie ist schon am Arbeiten. Ich denke, dass wir
in 1-2 Monaten das Ergebnis haben, wo wir als Betrieb imstande sind, aktiv innerhalb der Arbeitszeit
Sprachkurse anzubieten, also nicht nur wie bisher "Learning by doing", dass man praktisch während des
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Arbeitens lernt. So würden die Betreffenden schon vorher einen Crashkurs für die Erlernung der zweiten
Sprache bekommen, um dann automatisch vom ersten Tag an mit Patientinnen und Patienten sprechen zu
können. Sie wissen also, dass wir uns sehr wohl bewusst sind, dass hier noch einige Verbesserungen zu
machen sind.
XVI. Legislaturperiode XVI legislatura

AKTUELLE FRAGESTUNDE INTERROGAZIONI SU TEMI DI


ATTUALITA’

Sitzung Nr. 36 seduta n. 36

vom 26.11.2019 del 26/11/2019

Replik des Abgeordneten Knoll Replica del consigliere Knoll


auf die Antwort von Landesrat Widmann alla risposta dell'assessore Widmann
auf die Anfrage Nr. 16/11bis/2019 all’interrogazione n. 16/11bis/2019

KNOLL (SÜD-TIROLER FREIHEIT): Es geht jetzt nicht nur um die Problematik, was die Landesregie-
rung tut oder nicht tut. Herr Landesrat, es ist ein Unterschied, ob ich etwas zur Anzeige bringe, also nicht im
strafrechtlichen Sinne, sondern mich darüber beschwere oder ob eine Problematik im Krankenhaus gegeben
ist. Nur weil sich nur 1 oder 2 Prozent der Patienten mit einer offiziellen Beschwerde ans Krankenhaus rich-
ten, kann ich nicht sagen, dass die Problematik nicht gegeben ist. Der Kollege Zerzer beruft sich da auf die-
se 1-2 Prozent und sagt, dass es diese Problematik nicht gibt. Heute ist der "Tag der Gewalt gegen Frauen"
und nur weil jemand etwas nicht Anzeige bringt, kann man nicht sagen, dass es das Phänomen oder das
Problem nicht gibt. Das wissen wir ja alle. Ich finde es schon ein bisschen problematisch, wenn man so tut,
als ob dieses Problem nicht bestehen würde. Sie haben den Fall ja selber ans Krankenhaus in Brixen he-
rangetragen. Ich hatte Ihnen diesen Fall gemeldet, bei dem einem fast 90jährigen Patienten ins Gesicht ge-
sagt wurde, dass er Italienisch können muss, weil wir hier in Italien sind. Wir haben auch Fälle im Bozner
Krankenhaus. Letzte Woche hat mich ein Arzt aus dem Krankenhaus - und dazu werde ich noch eine Anfra-
ge einreichen - informiert, dass es Nächte im Bozner Krankenhaus gibt, wo in der Notaufnahme kein einziger
Arzt der deutschen Sprache mächtig ist oder vielleicht maximal noch einer in der Notaufnahme! Das sind
schon Situationen, die ich problematisch empfinde. Uns wurde zum Beispiel auch gesagt, dass beim Ausbil-
dungszentrum für Notfallmedizin in der Claudiana die Kurse nur noch in italienischer Sprache abgehalten
werden. Das ganze Kursmaterial für die Ausbildung steht nur noch in italienischer Sprache zur Verfügung.
Sie sagen selbst, dass die gesamten Geräte im Krankenhaus von Bozen nur noch in italienischer Sprache
zu bedienen sind. Wenn im Krankenhaus Bozen Mitarbeiter auf die Zweisprachigkeit bestehen, dann werden
sie als Nazis beschimpft. Das sind Situationen, bei denen ich sage, dass es schon ratsam wäre, wenn der
Direktor des Gesundheitswesens in Südtirol das Ganze einfach nicht bagatellisiert oder sich darauf ausre-
det, dass es die Leute nicht nur Anzeige bringen. Deswegen würde das Problem nicht existieren. Das Prob-
lem ist da. Ich glaube, wir müssen uns völlig emotionslos mit dieser Problematik auseinandersetzen und
etwas dagegen tun. Wir haben diese Woche auch die Gelegenheit, mit diversen Anträgen hier im Landtag
darüber zu diskutieren. Aber den Kopf in den Sand zu stecken und zu sagen, dass es das Problem nicht
gibt, ist sicherlich keine Lösung im Sinne der Patienten.

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