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XVI.

Legislaturperiode XVI legislatura

AKTUELLE FRAGESTUNDE INTERROGAZIONI SU TEMI DI


ATTUALITÀ

Sitzung Nr. 66 seduta n. 66

vom 15.9.2020 del 15/9/2020

Antwort des Landeshauptmannes Risposta del presidente della Provincia


Kompatscher auf die Anfrage Kompatscher all’interrogazione
Nr. 1/9/2020, eingebracht von den n. 1/9/2020, presentata dai consiglieri
Abgeordneten Atz Tammerle und Knoll Atz Tammerle e Knoll

KOMPATSCHER (Landeshauptmann - SVP): Wir haben natürlich bei der Postdirektion nachgefragt,
die uns in ihrer Antwort bestätigt hat, dass es die Pflicht der Beamten ist, den Bürgern in der jeweiligen Mut-
tersprache – Deutsch oder Italienisch – zu antworten. Es wird nicht bestritten, dass es den Vorfall gegeben
hat, dass ein Beamter den Kunden gebeten hat, mit ihm in Italienisch zu kommunizieren, was natürlich die-
ser Pflicht widerspricht. An die Postdirektion sind zwar keine Beanstandungen ergangen, aber man hat
nachgefragt, ob das so geschehen sein kann. Entsprechend hat die Postdirektion darauf hingewiesen, dass
das nicht geht.
Es ist ein Anliegen der Landesregierung, dass das Recht der Bürger auf den Gebrauch der eigenen
Muttersprache in der Beziehung zur öffentlichen Verwaltung sichergestellt ist. Das Amt für Landessprache
und Bürgerrechte der Abteilung Präsidium vertieft jede bekanntgewordene Verletzung dieses Rechts mit der
jeweiligen zuständigen Behörde, in diesem Fall der Postbehörde. Bei einer bestätigten Verletzung des
Rechts des Bürgers auf Gebrauch der Muttersprache wird die jeweilige Behörde aufgefordert, dem entschie-
den entgegen zu wirken und konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation zu ergreifen. Diese Maß-
nahmen werden in regelmäßigen Gesprächen mit der jeweiligen Behörde – in diesem Fall der Postdirektion
des Landes – evaluiert. Das ist insofern neu, als wir mit dem Personal Fortschritte erzielen, dass es nicht bei
der Beanstandung bleibt, sondern wir in der Lage sind, mit zusätzlichem Personal dieses Monitoring zu etab-
lieren und zu sagen, dass das behoben wird.
Zu Frage Nr. 3. Die Postdirektion bestätigt, dass alle besagten Beamten, die an besagtem Tag Dienst
geleistet haben, im Besitz des vorgeschriebenen Zweisprachigkeitsnachweises sind. Umso unerklärlicher ist
es, dass es dann nicht in deutscher Sprache abgewickelt worden ist.
Warum weigerte sich der Postbeamte Deutsch zu sprechen? Wahrscheinlich aus Überlegungen der
Kommodität – so nenne ich es -, was aber nicht zulässig ist. Das ist klar mit diesem Postbeamten geklärt
worden.
Lassen Sie mich abschließend hinzufügen, dass wir insbesondere bei der Post sehr oft schon solche
Situationen gehabt haben. Das ist in den letzten Jahren nicht unbedingt besser geworden, was auch mit
dem Personalnotstand zu tun hat. Die Wettbewerbe, die in Südtirol gemacht worden sind, sind in Vergan-
genheit sehr oft leer ausgegangen, auch aufgrund der Tatsache, wie diese Wettbewerbe abgewickelt wor-
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den sind. Zudem sind die Gehälter, die die Post zahlt, nicht konkurrenzfähig bzw. die Bedingungen, zu de-
nen die Postbediensteten arbeiten müssen, sind in einem gesättigten Arbeitsmarkt wie dem unseren nicht
dazu angetan, dass sich viele Personen bewerben, die im Besitz der notwendigen Voraussetzungen sind
und auch tatsächlich die Zweisprachigkeit beherrschen und deutscher Muttersprache sind, vor allem in den
Gemeinden, in denen der Großteil der Kundschaft deutsche Muttersprache ist.
Diesen Zustand wollen wir beheben. Es sind jetzt neue Ausschreibungen gemacht worden. Wir haben
mit der Post, wie Sie wissen, eine einjährige Verlängerung gemacht. Wir wollen dieses Jahr nützen, um tat-
sächlich die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Dinge so geschehen, wie sie eigentlich in den
Verträgen als Zielsetzungen definiert sind, de facto aber in den letzten Jahren nicht umgesetzt worden sind.
Dazu gehört auch ein neues Gehaltsschema, das die nachgewiesene Zweisprachigkeit entsprechend hono-
riert. Damit könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen würden wir Bewerber finden,
weil besser bezahlt würde, vor allem aber Bewerber finden, die kompetent zweisprachig sind.
XVI. Legislaturperiode XVI legislatura

AKTUELLE FRAGESTUNDE INTERROGAZIONI SU TEMI DI


ATTUALITÀ

Sitzung Nr. 66 seduta n. 66

vom 15.9.2020 del 15/9/2020

Replik des Abgeordneten Knoll auf die Replica del consigliere Knoll alla risposta
Antwort des Landeshauptmannes Kom- del presidente della Provincia Kompa-
patscher auf die Anfrage Nr. 1/9/2020 tscher all’interrogazione n. 1/9/2020

KNOLL (SÜD-TIROLER FREIHEIT): Es gibt bei diesem Fall natürlich zwei Problematiken. Das eine
ist der Zustand bei der Post, der seit Jahren bekannt ist und sich auch nicht nach einem Jahr ändern wird.
Ich glaube gar nicht einmal, dass dieser Postbeamte aus politischen Gründen nicht Italienisch sprechen will,
sondern dass wir in Südtirol ein System haben, bei dem man nicht Deutsch können muss, um hier zu arbei-
ten. Wenn man nicht Italienisch kann, kommt man in Südtirol nirgends durch, aber man kommt ohne Prob-
leme durch, wenn man nicht Deutsch kann. Das ist das Grundproblem! Deshalb sage ich immer wieder,
dass das eine gefährliche Entwicklung ist, denn das, was wir in anderen Bereichen erleben, lässt sich auf
alle Bereiche des Lebens ausweiten. Wir hatten in den Krankenhäusern die Diskussion mit den Ärzten, mor-
gen wird heißen: "Wenn Ihr wollt, dass die Post überhaupt ausgetragen wird, dann wird es Postbeamte ge-
ben, die nur Italienisch können." Dasselbe Problem gibt es mit den Polizisten in den Gemeinden draußen. Es
lässt sich auf fast alle Bereiche des Lebens ausweiten, und die Konsequenz ist, dass von der deutschen
Muttersprache nichts mehr übrigbleibt. Deshalb sollte man immer von vorneherein klar definieren, dass die
Kenntnis der deutschen Sprache Pflicht ist, weil es die Mehrheitssprache im Land ist. Sonst wird man immer
Wege finden, um davon abzuweichen.
Ein zweiter Aspekt ist der Zweisprachigkeitsnachweis, und da müssen wir uns selbst ein bisschen an
die Nase greifen. Da läuft in unserem Land etwas schief. Das haben wir hier im Landtag ja selbst erlebt. Wie
kann es sein, dass jemand, der einen Zweisprachigkeitsnachweis A hat, nicht in der Lage ist, sich mit einem
Menschen zu verständigen. Bei der Anhörung betreffend die Kinder- und Jugendanwaltschaft und die Volks-
anwaltschaft gab es Kandidaten mit dem Zweisprachigkeitsnachweis A, die weder in der Lage waren, eine
Frage, die in Deutsch gestellt wurde, zu verstehen, geschweige denn in deutscher Sprache darauf zu ant-
worten. Das Phänomen beobachtet man sehr oft bei den italienischsprachigen und weniger oft bei den
deutschsprachigen Mitbürgern. Deshalb würde ich Sie bitten, einmal Überlegungen anzustellen, ob nicht ein
Fehler im System ist. Sonst ist es mir nicht erklärlich, wie jemand mit dem Zweisprachigkeitsnachweis A
nicht in der Lage sein, eine Minimalkommunikation durchzuführen.

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