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KNOLL (SÜD-TIROLER FREIHEIT): Eine Replik! Sie sehen, Herr Landesrat, dass das im Grunde
genommen eine sehr harmlose Anfrage war. Ich sage das aus einem ganz bestimmten Grund. Die Tages-
zeitung Alto Adige hat in den letzten Tagen in übelsten nationalistischen Journalismus – ich sage das ganz
bewusst – hier eine Geschichte draus gedreht, für die man sich eigentlich nur schämen kann. Im Grunde
genommen ist das ein Generalangriff auf die Südtiroler. Derjenige, der sich mal die Mühe macht, die Kom-
mentare unter dem Alto-Adige-Artikel zu lesen, wird sehen, dass der beste noch jener ist, dass wir Südtiroler
unsere Koffer packen und über den Brenner auswandern sollen. Das von einer Tageszeitung in Südtirol! Ich
kann das nur in aller Deutlichkeit sagen. Für die Tageszeitung Alto Adige kann man sich nicht nur, sondern
muss man sich als aufrechter Demokrat schämen, wenn man sieht, was aus einer derart harmlosen Anfrage
gemacht wurde.
Ich sage aber auch bewusst, dass diese Anfrage zwar harmlos, die Problematik dahinter aber groß ist.
Die Problematik dahinter ist: Eigentlich ist es so, dass in Südtirol nicht ausgeschlossen werden kann, dass
man vielleicht irgendwo noch jemanden findet, der deutschsprachig ist. Das Problem besteht nicht nur auf
der Busersatzlinie Mals-Schlanders, sondern auf ganz, ganz vielen Linien. Wenn Sie zum Beispiel mit der
Buslinie Schenna-Meran fahren, finden Sie - glaube ich - jetzt nur noch einen einzigen Busfahrer, der über-
haupt Deutsch kann. Alle anderen sprechen nur noch Italienisch. Da gibt es zwei Aspekte. Es ist zum einen
natürlich das Recht auf Gebrauch der Muttersprache der Südtiroler. Es ist aber auch ein wirtschaftlicher
Schaden für den Tourismus, denn in Schenna sind fast hauptsächlich deutsche Touristen. Diese beschwe-
ren sich permanent. Sie sind nicht in der Lage den Busfahrer zu fragen, wo sie einen Anschlussbus finden.
Sie sind nicht einmal mehr in der Lage, ein Ticket zu kaufen, weil sie der Busfahrer nicht versteht. Vor
14 Tagen gab es einen Fall, dass eine Frau von dem Busfahrer fast aus dem Bus hinausgeschmissen wur-
de, weil sie sich bereiterklärt hatte, einem Gast etwas zu übersetzen. Der Busfahrer hat gesagt, dass er kei-
ne Zeit für solche Sachen hätte, "qui siamo in Italia" und deswegen solle sie abschieben. Das ist im Moment
leider die Realität, die wir ganz oft erleben. Wir werden diese Woche auch noch über die Etikettierung von
Handelsprodukten reden und den Omnibusgesetzantrag vom Landeshauptmann behandeln. Wir werden
auch darauf hinweisen, dass wir glauben, dass es notwendig ist, in Südtirol eine gesetzliche Anpassung
vorzunehmen, dass Artikel 99 des Autonomiestatutes nicht nur dahingehend interpretiert wird, dass die
deutsche Sprache gleichgestellt ist, im Sinne von "man kann sie zusätzlich verwenden", sondern dass wir
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eine gesetzliche Grundlage brauchen, dass die Verwendung der deutschen Sprache allenfalls notwendig ist
und nicht fakultativ zusätzlich verwendet werden kann. Aber dazu werden wir diese Woche sicherlich noch
Gelegenheit haben.