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Bei sechs Kindern braucht man auf jeden Fall zwei Waschmaschinen und
auch zwei Trockner, und trotzdem hängt noch die ganze Waschküche voller
Wäsche.
Papa hat auch für die Wäsche ein super System erfunden. Jedes Kind hat
eine Farbe.
Henry hat Schwarz, weil er Schwarz am liebsten mag, auch wenn alle sagen,
„Was soll es denn dann sein?“, fragt er darauf immer. »Schwarz ist einfach
Er mag auch Hellgrau und Dunkelgrau. Er ist ja auch schon älter. Da findet
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Malin hat Lila, Marlene Rosa, Oskar Gelb, Blümchen Grün und ich Rot.
Jedes Kind hat einen Korb in eben genau dieser Farbe und in den kommt die
schmutzige Wäsche.
Außer bei den Socken. Die liegen in einem großen Korb und einmal pro
Wenn einem vorher die Socken ausgehen, muss man eben selbst in den
Jedenfalls standen nun Malin, Marlene, Blümchen und ich in der Waschküche,
nur ein riesiger Wäschehaufen auf dem Boden in der Mitte. Plötzlich fing der
Er zuckte einmal, dann noch einmal, und dann hörte es sich an, als würde der
Wäschehaufen schluchzen.
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Und dann sahen wir es. Mitten im Haufen kauerte unsere Mama. Sie war fast
nicht zu sehen.
Wir angelten sie aus dem Haufen heraus, befreiten sie von Socken und
Unterhosen, die noch an ihr hingen, und brachten sie ins Wohnzimmer.
Dort legten wir sie auf das Sofa. Sie schluchzte immer wieder und ich
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Wenn es nicht so ein trauriger Anblick gewesen wäre, wäre es fast auch ein
Blümchen streichelte ihr über den Kopf, Malin und Marlene standen mit
„Was ist denn nur passiert?“, flüsterte ich und versuchte meine Stimme so
Doch statt einer Antwort kamen wieder nur ein paar Schluchzer und seltsame
Worte heraus:
Die Wohnungstür ging auf und Oskar und Henry kamen nach Hause.
„Was ist denn hier los?“, fragte Henry. »Oma Radieschen sagt mir gerade,
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„Oh! Ich mach ihr einen Kamillentee!“, sagte Henry und ging in die Küche.
„Wir holen Schokolade!“, sagten Malin und Marlene wie aus einem Mund.
Sie hatten das in ihren Köpfen bereits besprochen. Wir deckten Mama zu und
Eine dicke Träne kullerte ihre Wange hinunter. Die Worte formten sich
Sie nippte vorsichtig an dem Tee, den Henry ihr hingestellt hatte. Ich ließ den
Man muss aufpassen, dass man ihn nicht überkühlt und er zu Eis wird, aber
Er war genau richtig kühl, um ihn zu trinken und genau richtig warm, um zu
wärmen.
Henry schrieb Papa eine Nachricht, dass wir Mama im Wäscheberg gefunden
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aber Papa hatte wohl gerade eine Besprechung und konnte nicht antworten.
„Is hab Hunger!“, verkündete Blümchen. »Und wenn is nis bald was zu essen
krieg, geh is runter in die Wasküsse und fall wie Mama im Wässeberg um!«
„Wir müssen jetzt alle zusammen helfen!“, sagte ich und übernahm das
Kommando.
„Oskar, kurbel den Tisch runter!“, sagte ich zu meinem Bruder, der hob die
Hand an die Stirn wie ein Seemann und sagte: „Aye, aye, Captain!“
»Malin und Marlene, ihr deckt den Tisch. Henry und ich setzen Wasser auf
und kochen Spaghetti und Blümchen, du bleibst hier bei Mama und passt auf
sie auf!«
»Oma Radieschen fragt, ob ihr nicht was anderes kochen könntet, weil die
»Nein, Oma Radieschen, du kannst froh sein, wenn es heute überhaupt was zu
essen gibt.
Abgesehen davon, isst du doch sowieso nicht mit und sitzt nur immer dabei!«,
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Alles lief wie am Schnürchen. Und kaum hatten wir die Spaghetti auf dem
„Was ist denn nun passiert?“, fragte er aufgeregt. Dann sah er Mama völlig
Kurze Zeit später saßen wir um den Hängetisch und es gab einen Familienrat.
„Mama ist mit der Wäsche überfordert!“, sagte Papa. Ich machte mir nun
Denn ich glaube, ich hatte sie noch nie am helllichten Tag schlafen sehen.
„Nur mit der Wäsche? Oder vielleicht mit uns?“, fragte Marlene und guckte
Papa beruhigte uns und meinte, dass es nur mit der Wäsche zu tun hätte.
„Wir müssen ihr helfen“, sagte er weiter, »sonst versinkt sie demnächst noch
tiefer im Wäscheberg. Und dabei hat sie diesmal noch Glück gehabt."
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Oskar stand auf und setzte sein Gruselgesicht auf. Das kenne ich schon.
Er erzählt dann mit so einer Stimme, die einem richtig Gänsehaut macht.
flüsterte Oskar und ließ seine Stimme ganz gruselig klingen. „Und wenn man
„Vielen Dank für die anschauliche Darstellung, Oskar, aber das meine ich
„Also schlimmer, als in der frischen Wäsche zu versinken, wäre gewesen …"
mussten ein bisschen kichern. Aber nur ganz leise, damit Mama nicht
aufwachte.
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„Wie wäre es, wenn jeder nur noch eine Hose und ein T-Shirt und vielleicht
Henry vor. Doch Malin meinte, dann würde er noch mehr stinken als jetzt.
Und sie hielt sich die Nase zu. Ich ließ die Wasserkaraffe über den Tisch zu
Marlene schlug vor, dass wir uns einfach nicht mehr schmutzig machen
Doch Malin war mit dieser Lösung nicht einverstanden und komplett
dagegen.
Ich musste ihr zustimmen, denn draußen spielen und toben, ohne sich
„Dann gehen wir eben gar nicht mehr raus!“, schlug Marlene vor. »Oma
aber sie kann leider nicht. Sie meint, es liegt wohl am Alter!«, erklärte Oskar.
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Weil es natürlich daran lag, dass Oma Radieschen nicht mehr lebte und
Aber wir sagten es nicht laut, weil Oma Radieschen auf dieses Thema nicht
„Und wenn wir alle zusammen helfen?“, überlegte ich. „Wir sind ja jetzt auch
und wenn jeder mithilft, wächst Mama der Wäscheberg nicht über den Kopf!"
Obwohl ich es schon toll fand, Dinge schweben oder zu mir kommen zu
lassen, war es eine Fähigkeit, die man nicht so oft einsetzen konnte.
Nicht direkt unnütz, aber auch nicht wirklich von Nutzen. Viel besser wäre
doch zum Beispiel, man hätte doppelte Hände, damit man schneller Wäsche
zusammenlegen kann.
Oder wenn einer von uns die Zeit anhalten könnte, damit Mama für den
„Am besten wäre es immer noch, wenn wir richtige Zauberkräfte hätten, dann
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könnten wir den Dreck einfach von den Kleidern zaubern und alles wäre gut!",
sagte ich.
Denn ich fand schon immer, dass das viel mehr bringen würde. Für die Welt
„Also. Generell, finde ich, ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem ihr mehr
Ich denke, das war nur die Spitze des Wäscheberges", begann Papa und sah
Außerdem hatte er dabei eine sehr ernste Stimme, die fast ein wenig bebte.
„Am Wochenende kann ich Mama helfen, aber unter der Woche müsst ihr sie
unterstützen.
Ihr seid nun groß genug und wer Unordnung machen kann, kann ja auch
Wir nickten, aber Blümchen sagte: »Unordnung geht viel leister und sneller
auch!«
„Und ich hab mein Zimmer sowieso immer ordentlich!", sagte Henry und das
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Wir fanden die Idee gut. Papa holte einen Malblock, Lineal und Stifte.
Dann malte er viele Kästchen auf den Block. Eines für jeden Wochentag, also
sieben von rechts nach links, und das genau siebenmal untereinander.
Links schrieb er unsere Namen hin und nun hatte jeder eine komplette Woche
»Wir nennen unseren Plan: den Plan der kleinen Pflichten!«, sagte Papa
feierlich.
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Und das fanden wir alle gut. Auf Klebezettelchen wurden nun die Aufgaben
aufgemalt.
Gemalt deshalb, weil Blümchen ja noch nicht schreiben und lesen kann und
Die Zettel wurden jetzt in die Kästchen geklebt und so bekam jeder erst
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Der Plan der kleinen Pflichten kam an die Wand im Flur und nun konnte jeder
Weil der Plan so toll aussah und jeder seine Aufgabe als Erster erledigen
wollte, rannten wir alle durch das Haus und legten los.
Obwohl heute erst Montag war, war bereits am Abend alles fertig und das
Die Wäsche lag fein säuberlich in den dafür vorgesehenen Körben und wir
Sie nahm uns in den Arm und knuddelte jeden Einzelnen von uns.
„Morgen geht’s mir wieder besser!“, sagte sie. „Dann kann ich wieder helfen!“
„Und dann wird es dir morgen sicher schrecklich langweilig werden!", sagte
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"Ja, so was. Was mach ich denn dann bloß den ganzen Tag?" Doch wir waren
Am nächsten Tag sah Mama aber immer noch ein bisschen blass aus. Und
Es war Dienstag und wir waren gerade aus der Schule gekommen.
wachsen lassen,
damit wir mittags Salbeinudeln kochen konnten. Und Oskar und ich arbeiteten
an meinem Meisterstück.
das sagte ich ja bereits, aber ein Mensch, das ist die Königsdisziplin, wie
Papa sagt.
Ich übte schon eine ganze Weile an Oskar. Er setzte sich auf einen Stuhl, und
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Und Oma Radieschen kicherte jedes Mal so sehr, dass Oskar Angst hatte, sie
Was bei einem Geist ja eigentlich völlig egal ist. Trotzdem wollte es Oskar
„Schau mal, Mama, was ich kann!“, rief ich und konzentrierte mich auf meinen
Bruder.
Doch wieder mal hob er sich keinen noch so kleinen Millimeter vom Boden
„Vielleicht muss Oskar auch ein bisschen weniger essen oder du musst mit
Blümchen anfangen.
Die ist doch viel leichter!", sagte Mama, als sie mein enttäuschtes Gesicht
sah.
„Blümchen möchte nicht schweben. Das macht ihr fast genau so viel Angst
„Weißt du was, Mama? Du musst jetzt ganz schnell dein siebtes Baby
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bekommen,
dann hab ich jemanden, der ganz leicht ist und mit dem es sicher viel
Ich hielt inne, denn jetzt hatte sich Mama einfach auf den Teppich plumpsen
„Was ist denn, Mama?“, fragte ich besorgt und hockte mich neben sie.
„Ist dir schon wieder der Wäscheberg über den Kopf gewachsen?", fragte
„Is hab extra aufgepasst, dass is mis nis vollklecker!", sagte Blümchen.
„Es ist nicht die Wäsche. Und es tut mir so leid, dass ich gerade nicht so
sagte meine Mama und fing ein bisschen zu weinen an. „Ach, Mama, das
„Aber hoffentlich lässt du dich nicht von uns scheiden!", sagte ich und alle
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„Bei den Eltern von Lena war das so. Da wurde die Mutter erst traurig und
erklärte ich und guckte zu Mama, die mich gleich zu sich heranzog und
„Nein, nein, so ist es nicht!“, sagte sie und seufzte. Henry, der gerade
Dabei sah sie auf ihre Hände und das Taschentuch, das sie knetete, als wäre
„Es ist nur so: Also so, wie es aussieht, bekomme ich wohl keine Kinder mehr.
„Was?“, riefen wir alle im Chor und ließen uns um Mama herum auf den
„Ich hab es ihnen gerade gesagt!“, sagte Mama zu Papa und nun plumpste
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trösten.
„Aber da ist doch noch ein Platz im Auto!“, sagte Marlene traurig.
„Und ein Platz in unseren Herzen auch!“, rief Blümchen und schluchzte.
„In unser aller Herzen!“, ergänzte Oskar. Und ich konnte gar nichts mehr
sagen.
Ich sagte auch nicht, dass ich schon eine Liste angelegt hatte, mit möglichen
Und genau in diesem Moment schossen sie mir alle durch den Kopf, als
Finbar, Oleander, Cosimo, Perdita, Lisette, Mirabella! Es hatte mich viel Mühe
Jedenfalls waren wir alle sehr traurig darüber. Jetzt könnte man natürlich
sagen:
„Ihr seid doch schon so viele", oder, wie Frau Knebelding sagt: „zu viele“.
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Aber Mama sagte, sie hätte das Gefühl, da säße noch so ein Seelchen auf
Oskar sagte: „Oma Radieschen sagt dazu nur ›Pff!‹. Und jetzt noch mal: ›Pff!‹
Weihnachtsmann, was?"
Dinge glauben.
Und das war lustig, war sie doch der größte Beweis dafür, dass es Dinge gab,
Und Mama und Papa waren ja auch zufrieden mit uns. Sehr sogar. Und
So dankbar, dass wir sogar in jede kleine Kirche gingen, an der wir
vorbeikamen,
und dann zündeten wir immer für jeden von uns (einschließlich Oma
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Papa sagt, es wäre ihm dabei egal, wer von uns an Gott, Allah, das Universum
Danken kann jeder und sollte jeder! Und eine Kerze hätte noch niemandem
Und außerdem sieht es sehr schön aus, wenn da so neun kleine Kerzen
nebeneinander brennen.
Da wird mir immer ganz warm ums Herz. Und ich fühle mich irgendwie
beschützt.
Ich hab schon öfter in den Nachrichten von Kindern gehört, die niemand will,
Wir hätten ja noch einen Platz zu verschenken und einen Platz im Auto
außerdem und die Liebe würde auch noch ausreichen und dann …
Andererseits gab es ja auch Leute, die gern ein Kind hätten, nur ein einziges,
dass meine Eltern gleich sechs Kinder hatten. Und das stimmte, es war ja
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auch ungerecht.
Und weil wir nun im Helfen schon so gut waren, wollten wir Mama auch mit
zu bestellen.
Das war so ein Katalog mit Kindersachen und da konnte man eben auch für
Babys was bestellen und damit man sich besser vorstellen konnte,
„Da suchen wir uns jetzt das süßeste aus“, sagte Marlene. Das Aussuchen
Ich lag in meinem Zimmer im Bett und las und konnte sie durch die Wand
hören.
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Manchmal war das für mich das lustigste Hörspiel, wenn meine kleineren
Ich liebte das. Und schon bald konnte ich mich nicht mehr auf mein Buch
„Oh, nehmen wir das da mit den Kulleraugen und den Zöpfchen!", sagte Malin
„Nehmen wir lieber das hier, das hat schon zwei Zähne und jeder Zahn ist
und außerdem kostet das Baby mit Zähnen genau so viel wie das ohne!",
sagte Marlene.
„Und das da, wie wäre es mit dem?“, fragte Oskar. „Das ist doch lustig!“
„Das hat sicher keine Haare und sie haben ihm deshalb eine Mütze
„Es sollte nicht schon zu groß sein, dann gewöhnt es sich besser an uns!",
sagte Marlene.
„Es wäre gut, wenn es noch nis laufen könnte, damit es nis gleich wieder
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erkennen konnte.
Schließlich entschieden sich die vier für ein freundliches blondes Baby, nicht
drauf.
Zum Glück konnten Malin und Marlene da schon schreiben, noch etwas
Und so füllten sie das Formular aus, trugen die Nummern der Kreditkarte
unserer Mama ein, die sie aus ihrer Tasche stibitzt hatten
und die sicher nichts dagegen hatte, denn das Baby war mit 19,99 Euro
Und dann hatten sie es tatsächlich geschafft, die Bestellung mitsamt Kuvert
Ich hatte alles mitangehört. Und lächelte vor mich hin. Meine Geschwister
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Und wieder wünschte ich mir ganz fest, dass wir das mit dem
Denn ich wollte unbedingt erleben, wie lustig dieses neue Kind vielleicht wäre.
„Was ist denn das?“, fragte Mama, die das Paket entgegennahm.
„Es ist für Herrn Oskar Anders und Frau Malin und Frau Marlene und Frau
Wenn Herr Pfifferling die Briefe durch unseren Briefschlitz steckt, kommen
„Hänschen klein„, „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“, „Der Kuckuck und der
Und ob man es will oder nicht, man nimmt die Melodien von Herrn Pfifferling
in seinem Kopf mit und dort bleiben sie meist den ganzen Tag.
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Und wenn man sie zwischendrin mal vergisst, kommen sie wie ein Bumerang
Jedenfalls freuten sich die vier wahnsinnig, als Mama sie rief und ihnen das
Paket übergab.
sagte Malin.
weil sie auch noch etwas sagen wollte, aber sie sagte einfach nur „Jawooohl!“
Tür zu. Ich schlich hinterher und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
Durch die geschlossene Tür konnte ich Blümchen hören: „Wieso ist das Baby
denn so platt?"
„Ich weiß auch nicht, wie die das in dieses Paket reingekriegt haben!",
antwortete Oskar.
Und dann hörte ich, wie sie alle ganz enttäuscht die Luft einzogen, als ein
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„Und wo ist das Baby?“, fragte Marlene. „Das haben sie wohl vergessen zu
Ein bisschen lachen musste ich ja schon, als ich ihre betretenen Gesichter
sah.
„Die Blöden!“, sagte Oskar und ich merkte, wie enttäuscht er war.
„Wir haben ein Baby für Mama in einem Katalog bestellt und alles richtig
ausgefüllt.
„Und es war so süß!“, sagte Blümchen traurig. »Wir haben das süßeste
Oskar war richtig sauer. „Wir haben nicht das erstbeste genommen. Es
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Als Malin mein ernstes Gesicht sah, das natürlich nur so ernst aussah, weil
ich mir das Lachen verkneifen musste, fügte sie noch schnell hinzu:
Und Oskar sagte: „Es ist ein Supersonderangebot! Nur 19,99 Euro".
Das mit dem Baby aus dem Katalog war aber nicht die einzige nicht so gute
Als ich an einem Dienstag von der Schule kam, saßen die vier auf dem kleinen
„Nichts, nichts!“, antwortete Malin, hüpfte von der Mauer und zeichnete mit
Oskar sah in die Luft und pfiff und Marlene bekam ganz rote Wangen.
Alle taten so unschuldig, dass ich sofort wusste, die hatten irgendetwas vor.
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Als ich auf unsere Haustür zuging, entdeckte ich einen Zettel.
„Babys bitte auf den Fußabstreifer legen!“, stand da, in der krakeligen Schrift
von Malin.
Und sie hatten rechts ein Baby auf das Schild gemalt und links einen Pfeil, der
Langsam ging ich auf meine kleinste Schwester zu. „Blümchen?“, flüsterte ich
zuckersüß.
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„Was soll das heißen?“ Blümchen konnte Geheimnisse nie lange für sich
„Malin hat gesagt, dass manse Leute ihre Babys nis wollen. Und wenn sie sie
nis wollen, sollen sie sie uns auf die Fußmatte legen.
Und wir kümmern uns dann darum. Aber wir warten jetzt son so lange hier
„Blümchen!“, riefen alle anderen im Chor. „Wir wollten das doch nicht
Wie ihr ja wisst, war Blümchen zu dieser Zeit ja noch winzig klein und Malin
„Moment mal!“, begann ich und sah meine Geschwister der Reihe nach an.
„Na, da gibt es ganz viele Leute!“, sagte Malin. »Papa hat es neulich in der
Einfach vor eine Tür gelegt. Mitten auf die Fußmatte. Vor ein Krankenhaus
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Weil die Mutter sich nicht darum kümmern kann. Und da dachten wir, wenn
muss sie gar nicht erst bis zum Krankenhaus oder zur Kirche laufen und freut
sich.
Und dann freuen wir uns auch, weil wir dann ein siebtes Kind haben. Und wie
Und das Baby freut sich dann auch, weil es uns als Geschwister kriegt."
„Moment, Moment!“, Mama kam auf einmal aus dem Haus. Sie hatte alles
mitangehört!
„Ich finde es ja wirklich entzückend von euch, dass ihr helfen wollt, damit wir
Und ja, es ist wahr, manchmal wird ein Baby abgegeben, weil sich die Mutter
Aber diese Babys darf man dann nicht ohne Weiteres behalten!", erklärte sie
und streichelte Blümchen über den Kopf, die besonders enttäuscht aussah.
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„Aber vielleicht vergisst ja mal eine Mutter oder ein Vater, ein Kind aus der
Kita abzuholen!
Wir könnten dort einen Zettel abgeben, auf dem steht, wenn mal ein Kind
Mama versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. „Eine Kita ist doch kein
Tierheim.
Die Kinder werden doch nur dort abgegeben, weil die Eltern arbeiten müssen."
Mama hatte sich zu den Kleinen auf die Mauer gesetzt und Blümchen auf den
Dabei malt sie aber nicht Wände weiß, sondern sie malt Bilder. Künstlerin
Nur hat sie in den letzten Jahren nicht mehr so viel Zeit, um ihre Bilder zu
malen, dafür malt sie viel mit uns und den Kindern aus der Nachbarschaft.
Martha, meine Freundin, und ich lieben es, wenn Mama mit uns allen am
großen Tisch sitzt, Papier austeilt und uns einfach malen lässt.
Neulich haben Martha und ich ein ewig langes Bild von unserer
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Hummelgasse gemalt.
Mit allen Häusern drauf und allen Leuten, die hier wohnen. Wir mussten viele
Papiere aneinanderkleben.
Und Martha meinte, wir werden sicher mal berühmte Künstler und stellen bald
und die Leute kommen aus der ganzen Welt, um das berühmte Gemälde
»Hummelgasse « zu sehen.
Wir unterschrieben mit Adetha, einer Mischung aus Adele und Martha.
Wir hätten auch Madele schreiben können, aber das klang nicht geheimnisvoll
genug.
Wenn unsere Familie mal ein bisschen Extrageld braucht, was immer mal
vorkommt, dann arbeitet Mama auch hin und wieder im Café als Bedienung,
Aber meistens ist sie eben einfach unsere Mama. Papa hat einen sehr
ungewöhnlichen Beruf.
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Außerdem prüft er Spiele, die neu erfunden wurden. Und er wurde letztes Jahr
Das hatte er natürlich ein bisschen auch uns zuverdanken, weil wir uns immer
die er nach Hause bringt, und die werden dann von uns total gut getestet.
Sogar die Kleinteile haben wir geprüft, da Oskar, als er kleiner war, alles in den
und einige Spielfiguren erst wieder nach ein paar Tagen herauskamen.
Außerdem arbeitet Papa auch noch in der Forschung. Sein Fachgebiet sind
Schnecken.
Seit Jahren erforscht er, wie Schnecken leben, wie sie Kinder kriegen und wie
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Jedenfalls war Mama noch nicht fertig mit ihrer Ansprache. „Ihr braucht euch
Alles ist gut, so wie es ist, und es können nicht alle Wünsche in Erfüllung
gehen!", sagte sie und sah dabei schon wieder ein bisschen fröhlicher aus.
„Und es sind doch sowieso schon sechs meiner größten Wünsche in Erfüllung
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gegangen und fünf davon sitzen hier mit mir auf der Mauer!"
„Bist du dann nicht mehr traurig, weil du kein siebtes Kind mehr bekommst?",
Sie überlegte kurz. „Doch, ein bisschen traurig bin ich schon noch.
Weil ich keinen Knopf an mir dranhab, auf den ich drücken kann, damit die
Aber wenn ich euch hier so sehe, könnte ich fast platzen vor Glück", sagte sie
und lachte.
„Dann mach lieber ganz schnell deine Augen zu!", sagte Marlene. „Wieso?“,
„Na, weil wenn du platzt, wenn du uns siehst, das wäre doch sehr schade,
„Ja, würden wir, weil eine geplatzte Mama braucht kein Mens!", sagte
vom Tisch.
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Es regnete.
Da kam Oskar die Treppe herunter. Und diesmal war es Oma Radieschen, die
sich einmischte.
hätte.“
„Wenn man ganz viel Krama sammelt, hat man einen Wunsch frei. Es muss
allerdings etwas sein, was man nicht mit Geld kaufen kann, sagt sie."
„Echt? Und wie funktioniert das?“, fragte Malin und kletterte aus dem
Hängenetz, das an der Decke angebracht war und in dem sie so gern
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schaukelte.
„Das heißt nicht Krama, das heißt Karma“, mischte sich jetzt Henry ein, der
„Sie meint aber sicher Karma. Sie verwechselt doch ständig was. Karma ist
man eben dieses Karma sammelt und dafür dann im nächsten Leben ein
Also das war jetzt einfach erklärt, damit ihr es versteht", sagte unser
Professor.
„Is hab das aber immer noch nis verstanden", sagte Blümchen und sah ihren
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„Und was soll man denn alles Gutes tun?“, fragte Marlene uns.
„Na, da fällt uns schon was ein!“ rief Malin. Wir hatten uns inzwischen im
Blümchen legte ihren Kopf auf meinen Schoß und ich streichelte sie ganz
Wir spielten manchmal Lausen. Da suchte ich ihren Kopf nach Läusen ab,
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denn dieses Durchkämmen der Haare an der Kopfhaut mit den Fingerspitzen
tat ihr unendlich gut, so gut, dass sie sogar schon öfter dabei eingeschlafen
war.
Aber heute musste sie wach bleiben. Wir hatten schließlich noch etwas vor.
„Alles kapiert?“, fragte Henry und alle bis auf Oskar nickten. „Ich konnte dir
weil Oma Radieschen wie eine Wilde Hilde hier rumrennt und zetert! Sie sagt,
Und sie meint nicht Karma, sondern Krama, sagt sie!" „So ein Quatsch!“,
entgegnete Henry.
„Es gibt so was nicht. Krama! Unsinn!" – „Das ist kein Unsinn, das ist Sinn!“,
sagte Oskar,
also Oma Radieschen. „Sie sagt, sie wäre schließlich schon viel länger auf
„Sie hat aber vergessen, dass ich schon mehrere Lexika durchgelesen habe
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„Sie sagt, Bücher, papperlapapp! Das Leben zählt und nicht die Bücher und in
Büchern würden auch viele Sachen stehen, die gar nicht stimmen!"
„Ich glaube, sie verwechselt die Bücher gerade mit dem Internet!", sagte ich
Oskar bat uns, dass wir aufhören sollen, uns über Oma Radieschen lustig zu
fragte ich und sah in die Richtung, in der ich Oma Radieschen vermutete.
„Was sagt sie?“, fragte Marlene ungeduldig, doch Oskar starrte nur auf ein
Kissen,
das am Boden lag und auf das sich Oma Radieschen wohl gerade gesetzt
hatte.
„Sie sagt gar nichts mehr!“ „Oje, ich glaub, wir haben sie verärgert“, sagte ich
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„Liebe Oma Radieschen. Du hast bestimmt recht. Sicher hat dein Krama
von dem Henry gerade erzählt hat. Wir möchten Mama so gern helfen und
wenn wir Krama sammeln, dann tun wir das", versuchte ich, Oma Radieschen
wieder zu versöhnen.
Mir war es egal, ob ich Krama oder Karma oder Koma oder Cola sammeln
würde, Hauptsache,
„Dann bleibt es wohl bei sechs Anderskindern!“, sagte Malin traurig und zog
Sie zwinkerte mir allerdings zu und ich wusste auch gleich, was sie vorhatte.
Auch Marlene wusste es, denn die beiden waren ja über ihre Gedanken
miteinander verbunden.
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Und deshalb hielt Marlene so lange die Luft an, bis sich ihre Augen mit Tränen
füllten.
allein, wie wir sind. Nur wir sechs allein auf der Welt!",
stieg ich theatralisch mit ein. Ich seufzte, so tief ich konnte, und Malin und
„Macht ja nichts, Mama wird schon irgendwann wieder fröhlich. So in ein oder
zwei Jahren!",
fügte ich noch hinzu. Im Theaterspielen war ich schon immer gut.
„Na ja, dann sitzt das kleine Seelchen eben da oben auf seiner Wolke und
bleibt da sitzen.
Was meinst du, wie viele Seelchen da rumsitzen und es nicht schaffen, zu der
sagte ich und tat, als würde ich meine Schwester damit trösten wollen.
„Lasst uns rausgehen und spielen. Das lenkt uns ein wenig ab!" Henry stieg in
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Doch gerade, als wir alle schon aufgestanden waren, grinste uns Oskar an.
„Wartet!“, begann er, »Oma Radieschen meint, dann erklärt sie es euch eben
doch."
Wir versuchten, uns nicht anmerken zu lassen, dass wir genau das geplant
dass Oma Radieschen uns nicht länger beim Traurigsein zusehen konnte.
„Also? Was meint sie – wie geht das mit dem Krama?", fragte ich und Oskar
Tagen. Wenn man das geschafft hat, darf man einen Wunsch aussprechen.
Das muss man in der Nacht des siebten Tages machen und die Nacht sollte
Sieben Kinder sollen sich an den Händen halten, unter dem Mond stehen und
Dann klappt es. Es sollte aber etwas sein, was man nicht mit Geld kaufen
kann.
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Also wäre zum Beispiel ein Geschirrspüler nicht möglich!", beendete Oskar
seine Erklärung.
„Aber einen Gesirrspüler brauchen wir auch gar nis. Wir brauchen ein
„Das ist doch gar nicht so schwer. Das schaffen wir!", sagte Henry und legte
„Wer ist dabei?“ Einer nach dem anderen legte seine Hand in die Mitte. Und
Henry sagte:
Und wir alle riefen: „Für unser siebtes Geschwisterchen!" Dann warfen wir
In dieser Nacht konnte ich erst nicht einschlafen. Ich musste ständig an die
die da auf einer Wolke sitzt und wartet, dass sie zu uns kommen kann.
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„Wir tun, was wir können, hörst du? Hab noch ein bisschen Geduld!", flüsterte
ich
und blickte dabei aus dem Dachfenster über meinem Bett, aus dem ich die
Oder vielleicht waren sie da und man konnte sie nur nicht sehen, weil es
dunkel war.
So wie die Sterne ja auch am Tag da sind und man sie nur nicht sieht, weil es
so hell ist.
Vielleicht hatte Henry recht und Oma Radieschen hatte sich das alles nur
ausgedacht.
Vielleicht war es aber auch wahr. Auf jeden Fall kann man nicht viel Schaden
anrichten,
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Im Gegenteil. Ich freute mich darauf und gleich morgen nach der Schule sollte
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