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Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft

(DESI) 2021

Deutschland
Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021 2
Deutschland

Der DESI
Seit 2014 überwacht die Europäische Kommission den Stand der Digitalisierung in den
Mitgliedstaaten und dokumentiert die erzielten Fortschritte in den jährlich veröffentlichten Berichten
zum Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI). Die DESI-Berichte umfassen jedes Jahr
sowohl Länderprofile, die die Mitgliedstaaten darin unterstützen, prioritäre Handlungsfelder zu
ermitteln, als auch themenbezogene Kapitel mit EU-weiten Analysen zu den wichtigsten Bereichen
der Digitalpolitik.
Im Jahr 2021 passte die Kommission den DESI an die beiden zentralen politischen Initiativen an, die
sich in den kommenden Jahren auf den digitalen Wandel in der EU auswirken werden: die Aufbau-
und Resilienzfazilität und den Kompass für die digitale Dekade.
Um den Index mit den vier Kernpunkten sowie den Zielen des digitalen Kompasses in Einklang zu
bringen, die Methodik zu verbessern und den jüngsten technologischen und politischen
Entwicklungen Rechnung zu tragen, nahm die Kommission mehrere Veränderungen am DESI 2021
vor. Die Indikatoren wurden entsprechend den vier Hauptbereichen des digitalen Kompasses
strukturiert, die die fünf Dimensionen der bisherigen DESI-Struktur ersetzen. Elf der Indikatoren im
DESI 2021 dienen der Messung von im digitalen Kompass festgelegten Zielvorgaben. In Zukunft wird
der DESI noch stärker am digitalen Kompass ausgerichtet, um sicherzustellen, dass alle Zielvorgaben
in den Berichten berücksichtigt werden.
Daneben enthält der DESI nun einen Indikator, der aufzeigt, in welchem Maße neu eingeführte
Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) die Unternehmen bei der Umsetzung von
Umweltschutzmaßnahmen unterstützt haben (IKT für ökologische Nachhaltigkeit), sowie Angaben
zur Nutzung Gigabit-fähiger Dienste und zum prozentualen Anteil der Unternehmen, die IKT-
Weiterbildungsmaßnahmen anbieten bzw. die elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing)
verwenden.
Die DESI-Werte der Vorjahre wurden unter Berücksichtigung der Änderungen in der
Indikatorenauswahl und vorgenommener Berichtigungen der zugrunde liegenden Daten für alle
Länder neu berechnet.
Weitere Informationen finden Sie auf der DESI-Website unter: https://digital-
strategy.ec.europa.eu/en/policies/desi.
3 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021
Deutschland

Überblick

Deutschland EU
Rang Wert Wert
DESI 2021 11 54,1 50,7

Deutschland steht im Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) 2021 unter den
27 Mitgliedstaaten an elfter Stelle. Im Bereich Breitbandkonnektivität erzielt Deutschland relativ
gute Ergebnisse, obgleich der Netzausbau von Engpässen bei Planungs- und Baukapazitäten
beeinträchtigt wird und nach wie vor eine digitale Kluft zwischen ländlichen und städtischen
Gebieten besteht. Bei der 5G-Bereitschaft ist das Land einer der Spitzenreiter, bei der allgemeinen
Festnetzbreitbandnutzung steht es EU-weit an zweiter Stelle. Obwohl sich die Abdeckung mit
Festnetzen mit sehr hoher Kapazität verbessert hat (von 33 % auf 55,9 %), liegt sie weiter unter dem
EU-Durchschnitt (59,3 %). Im Bereich Humankapital schneidet Deutschland bei fast allen Indikatoren
(abgesehen vom Anteil weiblicher IKT-Fachkräfte) im EU-Vergleich überdurchschnittlich gut ab.
Mindestens grundlegende digitale Kompetenzen und mindestens grundlegende
Softwarekompetenzen sind im Land weitverbreitet, doch der Mangel an IKT-Fachkräften besteht
weiter. Dieser Mangel beeinflusst auch die Integration der Digitaltechnik durch Unternehmen.
Weniger als ein Drittel der Unternehmen (29 %) tauscht Informationen auf elektronischem Wege
aus, und nur 18 % der KMU stellen elektronische Rechnungen aus. Bei beiden Indikatoren hat
Deutschland in den letzten Jahren kaum Verbesserungen erzielt. Bei den digitalen öffentlichen
Diensten sind insgesamt Verbesserungen zu verzeichnen. Allerdings sind weitere Anstrengungen
erforderlich, beispielsweise um die Interoperabilität der bereitgestellten Dienste sicherzustellen. Im
November 2018 veröffentlichte die Bundesregierung ihre Umsetzungsstrategie „Digitalisierung
gestalten“. Inzwischen wird der Schwerpunkt zunehmend auf die Umsetzung der Strategie gelegt.
Die Fortschritte werden im Dashboard Digitalpolitik „digital-made-in.de“ festgehalten. Die Wirkung
der zahlreichen Digitalisierungsmaßnahmen könnte durch einen eng koordinierten, zielgerichteten
Ansatz, der sich auf eine effiziente Umsetzung konzentriert, weiter gesteigert werden. Darüber
hinaus beschloss die Bundesregierung im Januar 2021 ihre erste Datenstrategie. Mit über
Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021 4
Deutschland

240 Maßnahmen zielt die Datenstrategie darauf ab, das innovative Nutzen und Teilen von Daten zu
verbessern. Zu den Handlungsfeldern der Strategie zählen u. a. die Bereiche Dateninfrastruktur,
Datennutzung und Datenkompetenz.
Im Rahmen des Corona-Aufbaupakets „Corona-Folgen bekämpfen, Wohlstand sichern,
Zukunftsfähigkeit stärken“, das im Juni 2020 beschlossen wurde, investiert die Bundesregierung
130 Mrd. EUR in ein breites Spektrum an Maßnahmen, um den wirtschaftlichen Folgen der Corona-
Pandemie entgegenzuwirken. Mehrere Maßnahmen zielen auf eine digitale Transformation der
folgenden Bereiche ab : öffentliche Verwaltung, Kultur, Forstwirtschaft, Bildung, Mobilität
(beispielsweise Schifffahrt), künstliche Intelligenz, Quantentechnologien, 5G, Glasfaser-
Breitbandausbau, Programm „Smart City“, digitale Souveränität und Modernisierung von
Krankenhäusern. Mehrere dieser Maßnahmen wurden in den Aufbau- und Resilienzplan
übernommen, den Deutschland der Europäischen Kommission am 28. April 2021 vorlegte.

Digitalisierung im deutschen Aufbau- und Resilienzplan


Mit einem Gesamtbudget von bis zu 26,5 Mrd. EUR1 (Deutschland erhält 25,6 Mrd. EUR im
Rahmen der Aufbau- und Resilienzfazilität, die Differenz wird aus nationalen Budgetmitteln
finanziert), wird der deutsche Aufbau- und Resilienzplan die wirtschaftliche Erholung weiter
fördern, u. a. durch erhebliche Investitionen in die Digitalisierung (der für die Digitalisierung
vorgesehene Zielwert von 20 %2 wird weit übertroffen, da der Beitrag zu den
Digitalisierungszielen mehr als 50 % der geplanten Mittelzuweisung ausmacht), die
Dekarbonisierung der Industrie und die klimafreundliche Mobilität.
Der Plan umfasst zwei bedeutende Mehrländerprojekte im Bereich Digitalisierung: das wichtige
Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI) „Mikroelektronik und
Kommunikationstechnologien“ und das IPCEI „Nächste Generation von Cloud-Infrastruktur
und -Services“ (IPCEI-CIS).
Mit dem Plan will Deutschland seine wichtigsten digitalen Herausforderungen angehen.
• Den digitalen Kompetenzen ist die Komponente Digitalisierung der Bildung gewidmet,
die Investitionen in Endgeräte für Lehrkräfte, eine Bildungsplattform,

1
Dies ist der Nettobetrag ohne Mehrwertsteuer.
2
Mindestens 20 % der Gesamtausgaben im Rahmen der nationalen ARP sollen dem digitalen Wandel
zugutekommen.
5 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021
Deutschland

Bildungskompetenzzentren und die Modernisierung der Bildungseinrichtungen der


Bundeswehr vorsieht.
• Die Digitalisierung von Unternehmen und die Entwicklung und Integration von
fortgeschrittenen digitalen Technologien werden in der Komponente Digitalisierung der
Wirtschaft adressiert. Dabei liegt mit dem Investitionsprogramm
Fahrzeughersteller/Zulieferindustrie ein besonderer Schwerpunkt auf der
Automobilindustrie. Weitere Maßnahmen stehen im Zusammenhang mit dem Aufbau
von Weiterbildungsverbünden sowie dem Zentrum für Digitalisierungs- und
Technologieforschung der Bundeswehr. Die Komponente Daten als Rohstoff der
Zukunft umfasst zudem eine Maßnahme zur innovativen Datenpolitik sowie die beiden
IPCEI.
• Mehr als die Hälfte der im Plan für Digitalisierung bestimmten Investitionen sind für die
Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung vorgesehen, die von der Komponente
Moderne öffentliche Verwaltung unterstützt wird. Diese umfasst Projekte im
Zusammenhang mit einem europäischen Identitätsökosystem, der Umsetzung des
Onlinezugangsgesetzes sowie der Umsetzung der Registermodernisierung. Darüber
hinaus umfasst die Komponente Stärkung der Sozialen Teilhabe eine Maßnahme, die
Bürgerinnen und Bürgern über eine digitale Plattform besseren Zugang zu
Informationen über ihre Rentenansprüche bieten wird. Die Komponente Digitalisierung
der Wirtschaft enthält eine Maßnahme, die die Digitalisierung der Bahn unterstützt. Die
Komponente Stärkung eines pandemieresilienten Gesundheitssystems beinhaltet zwei
relevante Vorhaben: die digitale und technische Stärkung des öffentlichen
Gesundheitsdienstes und das Zukunftsprogramm Krankenhäuser. Die Komponente
Abbau von Investitionshemmnissen umfasst Reformen, mit denen die Umsetzung
öffentlicher Investitionsvorhaben vereinfacht und beschleunigt erreicht werden soll.
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Deutschland

1 Humankapital

Deutschland EU
1 Humankapital
Rang Wert Wert
DESI 2021 7 55,2 47,1

Deutschland EU
DESI DESI DESI DESI
2019 2020 2021 2021
1a1 Mindestens grundlegende digitale Kompetenzen 68 % 70 % 70 % 56 %
% der Einwohner 2017 2019 2019 2019
1a2 Mehr als grundlegende digitale Kompetenzen 37 % 39 % 39 % 31 %
% der Einwohner 2017 2019 2019 2019
1a3 Mindestens grundlegende Softwarekompetenzen 70 % 72 % 72 % 58 %
% der Einwohner 2017 2019 2019 2019
1b1 IKT-Fachkräfte 3,9 % 4,0 % 4,7 % 4,3 %
% der Beschäftigten (15–74 Jahre) 2018 2019 2020 2020
1b2 Weibliche IKT-Fachkräfte 17 % 17 % 18 % 19 %
% der IKT-Fachkräfte 2018 2019 2020 2020
1b3 Unternehmen, die IKT-Weiterbildung anbieten 30 % 32 % 24 % 20 %
% aller Unternehmen 2018 2019 2020 2020
1b4 IKT-Absolventen 4,7 % 4,9 % 4,5 % 3,9 %
% aller Absolventen 2017 2018 2019 2019

Im Bereich Humankapital rangiert Deutschland auf Platz 7 der 27 EU-Mitgliedstaaten und liegt damit
über dem EU-Durchschnitt. Bei den Indikatoren Mindestens grundlegende digitale Kompetenzen und
Mindestens grundlegende Softwarekompetenzen liegt das Niveau deutlich über dem EU-
Durchschnitt. Bei beiden Indikatoren belegt Deutschland den vierten Platz. Knapp ein Viertel (24 %)
der Unternehmen bietet seinen Beschäftigten IKT-Weiterbildungsmaßnahmen an. Der Frauenanteil
unter den IKT-Fachkräften insgesamt liegt bei 18 % und damit leicht unter dem EU-Durchschnitt.
4,5 % aller Absolventen in Deutschland sind IKT-Absolventen, dies ist deutlich höher als der EU-
Durchschnitt von 3,9 %. Der Anteil der IKT-Fachkräfte an der Erwerbsbevölkerung liegt mit 4,7 %
oberhalb des EU-Durchschnitts von 4,3 %. Dennoch besteht in einigen IKT-Bereichen in Deutschland
ein erheblicher Fachkräftemangel. 66,1 % der Unternehmen berichten von Problemen bei der
Besetzung von Stellen, die IKT-Fachkenntnisse erfordern (EU-Durchschnitt: 55,4 %). Derzeit ist dieser
Fachkräftemangel in den Bereichen Informatik, Softwareentwicklung und -implementierung sowie
bei IT-Fachkräften besonders hoch3.
Im Jahr 2019 wurde in Deutschland die „Nationale Weiterbildungsstrategie“4 verabschiedet, die
unter Federführung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie unter Mitwirkung von 15 weiteren
Partnern einschließlich Sozialpartnern entwickelt wurde. Das Hauptziel der Nationalen

3
https://statistik.arbeitsagentur.de/SiteGlobals/Forms/Suche/Einzelheftsuche_Formular.html?nn=27096&topi
c_f=fachkraefte-engpassanalyse
4
https://www.bmbf.de/de/nationale-weiterbildungsstrategie-8853.html
7 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021
Deutschland

Weiterbildungsstrategie ist die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung sowie der Entwicklung von
Kompetenzen. Der im Juni 2021 veröffentlichte Umsetzungsbericht zur Nationalen
Weiterbildungsstrategie5 bestätigt, dass eine große Zahl von Maßnahmen bereits durchgeführt
worden sind. Der Aufbau von Weiterbildungsverbünden ist ein Beispiel für die konkreten
Maßnahmen, die im Rahmen der Strategie erfolgt sind. Die Netzwerke unterstützen Unternehmen,
insbesondere KMU, die Weiterbildungsbedarf haben. Digitale Kompetenzen und Kompetenzen im
Bereich künstliche Intelligenz (KI) sind Teil des Programms. Ein weiteres Beispiel ist der
Innovationswettbewerb INVITE „Digitale Plattform berufliche Weiterbildung“, der im April 2020 vom
BMBF gestartet wurde. Die ausgewählten Projekte unterstützen die Weiterbildung über digitale
Plattformen und Inhalte.
Die Entwicklung digitaler Kompetenzen spielt auch in anderen Digitalstrategien eine wesentliche
Rolle, beispielsweise bei der Strategie „Digitalisierung gestalten“6, der KI-Strategie7, der
Digitalstrategie des BMBF „Digitale Zukunft: Lernen. Forschen. Wissen.“8 sowie beim MINT-
Aktionsplan9. Um dem Mangel an IKT-Fachkräften entgegenzuwirken, wurde mit dem
Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) vom März 2020 ein Arbeitsvisum für IT-Spezialisten mit
ausgeprägten berufspraktischen Kenntnissen eingeführt.
Im Rahmen seiner KI-Strategie startete das BMAS im Jahr 2020 das Programm „Zukunftszentren KI“.
Ein Ziel der Initiative ist es, Arbeitskräfte beim Aufbau anwendungsorientierter KI-Kompetenzen zu
unterstützen. Beispielsweise können die Zentren Beratungs- und Analysedienste zum
Ausbildungsbedarf bereitstellen oder Lernkonzepte für die Beschäftigten von Unternehmen
entwerfen, die künstliche Intelligenz nutzen möchten.
Im Jahr 2016 führte das BMBF das Sonderprogramm zur Digitalisierung ein, um überbetriebliche
Berufsbildungsstätten bei der Modernisierung ihrer Ausbildungsprogramme zu unterstützen. Das
Programm, das bis Ende 2023 verlängert wurde, verfügt über ein Budget von 224 Mio. EUR um
Ausbildungsmaßnahmen, die auf dem neuesten Stand der Technik sind, bereitzustellen.
Zur Verbesserung der digitalen Infrastruktur in Schulen trat 2019 das Förderprogramm „DigitalPakt
Schule“ in Kraft. Um den Herausforderungen zu begegnen, mit denen Schulen aufgrund der Corona-
Pandemie konfrontiert waren, erhöhte die Bundesregierung 2020 das Budget von ursprünglich
5 Mrd. EUR um weitere 1,5 Mrd. EUR. Mit den zusätzlichen Mitteln wurde der Rahmen der Initiative
auf die Finanzierung von Personal, die technische Dienste in Schulen leisten, sowie auf Endgeräte für
Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte ausgedehnt. Im Jahr 2020 wurden im Rahmen der
Initiative Projekte im Umfang von 735 Mio. EUR bewilligt, und für 2021 wird eine Verdreifachung
dieser Summe erwartet.

5
https://www.bmas.de/DE/Service/Publikationen/a805-umsetzungsbericht-nationale-
weiterbildungsstrategie.html
6
https://www.bundesregierung.de/resource/blob/992814/1605036/ad8d8a0079e287f694f04cbccd93f591/dig
italisierung-gestalten-download-bpa-data.pdf
7
https://www.ki-strategie-deutschland.de/home.html
8
https://www.bildung-forschung.digital/de/die-digitalstrategie-des-bmbf-2479.html
9
https://www.bildung-forschung.digital/de/mint-aktionsplan-3416.html
Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021 8
Deutschland

Deutschland hat keine nationale Koalition für digitale Kompetenzen und Arbeitsplätze. Das Land
beteiligte sich aktiv an der EU Code Week 2020. Rund 20 000 Personen nahmen an
966 Veranstaltungen teil, wobei der Frauenanteil 45 %10 erreichte.
Deutschland fördert digitale Kompetenzen in unterschiedlichen Strategien und hat erhebliche
Investitionen in die Digitalisierung des Bildungswesens vorgenommen. Der Zuwachs beim Anteil von
IKT-Fachkräften zeigt, dass die Bemühungen einige erste Ergebnisse zeigen. Es ist jedoch wichtig,
dass sich Deutschland weiter auf den Mangel an digitalen Fachkräften konzentriert, da seitens der
Industrie eine hohe ungedeckte Nachfrage besteht.

Humankapital im deutschen Aufbau- und Resilienzplan


Der deutsche Aufbau- und Resilienzplan umfasst sechs Maßnahmen, die gänzlich oder teilweise
mit digitalen Kompetenzen verknüpft sind. Die Gesamtmittel für die Digitalisierung der Bildung
belaufen sich auf rund 1,8 Mrd. EUR. Im Mittelpunkt der Maßnahmen stehen vor allem
Herausforderungen im Bildungswesen; einige decken auch Aus- und Weiterbildung ab. Einige
dieser Maßnahmen sind nachstehend aufgeführt:
• Lehrer-Endgeräte: Im Rahmen der Maßnahme werden Endgeräte für Lehrkräfte
(Nettobudget: 420,2 Mio. EUR) finanziert; sie ist Teil der bereits erwähnten Initiative
„DigitalPakt Schule“.
• Bildungsplattform: Im Rahmen der Maßnahme wird eine Bildungsplattform für Online-
Schulungen und -Kurse eingerichtet, zu denen Personen in den Bereichen Bildung und
Ausbildung (d. h. Schülerinnen und Schüler, Studierende, Lehrkräfte, Auszubildende)
Zugang haben (Nettobudget: 529,4 Mio. EUR).
• Bildungskompetenzzentren: Die Maßnahme sieht die Einrichtung von
Kompetenzzentren vor, in denen Lehrkräfte ihre Fachkenntnisse und Kompetenzen im
Zusammenhang mit digitalen Technologien und digitalen Lernkonzepten wie
Fernunterricht verbessern können (Nettobudget: 172,3 Mio. EUR).
• Modernisierung der Bildungseinrichtungen der Bundeswehr: Die Maßnahme zielt auf
die Modernisierung der technischen Infrastruktur in den Bildungseinrichtungen der
Bundeswehr ab, z. B. um Fernunterricht und Telearbeit zu ermöglichen (Nettobudget:
84 Mio. EUR).
• Aufbau von Weiterbildungsverbünden: Die Maßnahme dient der Finanzierung neuer
Weiterbildungsverbünde, die Unternehmen – insbesondere KMU – darin unterstützen,
Schulungsmaßnahmen in relevanten Bereichen (z. B. digitale Kompetenz) für ihre
Beschäftigten zu entwickeln (Nettobudget für digitalen Maßnahmenanteil:
12,8 Mio. EUR).
• Unterstützung von Auszubildenden: Ziel der Maßnahme ist die Stabilisierung und
Steigerung der Anzahl von Ausbildungsstellen, die aufgrund von COVID-19 gesunken ist.
Die Maßnahme umfasst auch Ausbildungsplätze in digitalen Bereichen sowie
Fernausbildungsprogramme, die digitale Technologien einsetzen (Budget für digitalen
Maßnahmenanteil: 290 Mio. EUR).

10
https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/news/eu-code-week-organisers-register-over-72000-activities-
second-year-row
9 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021
Deutschland

2 Konnektivität

Deutschland EU
2 Konnektivität
Rang Wert Wert
DESI 2021 6 58,0 50,2

Deutschland EU
DESI DESI DESI DESI
2019 2020 2021 2021
2a1 Festnetzbreitbandnutzung gesamt 87 % 88 % 92 % 77 %
% aller Haushalte 2018 2019 2020 2020
2a2 Festnetzbreitbandnutzung, mindestens 100 Mbit/s 15 % 21 % 27 % 34 %
% aller Haushalte 2018 2019 2020 2020
2a3 Festnetzbreitbandnutzung, mindestens 1 Gbit/s – 0,15 % 1,12 % 1,3 %
% aller Haushalte 2019 2020 2020
2b1 Festnetzbreitbandabdeckung (NGA) 88 % 92 % 95 % 87 %
% aller Haushalte 2018 2019 2020 2020
2b2 VHCN-Abdeckung (Festnetz mit sehr hoher Kapazität) 9% 33 % 56 % 59 %
% aller Haushalte 2018 2019 2020 2020
2c1 4G-Netzabdeckung 97,5 % 98,6 % 99,7 % 99,7 %
% der besiedelten Gebiete 2018 2019 2020 2020
2c2 5G-Bereitschaft 33 % 67 % 100 % 51 %
Zugeteilte Funkfrequenzen in % der gesamten harmonisierten 5G-Frequenzen 2019 2020 2021 2021
2c3 5G-Netzabdeckung – – 18 % 14 %
% der besiedelten Gebiete 2020 2020
2c4 Mobilfunkbreitbandnutzung 79 % 75 % 75 % 71 %
% der Einwohner 2018 2019 2019 2019
2d1 Breitbandpreisindex – 75 75 69
Wert (0–100) 2019 2020 2020

Im Jahr 2020 hat Deutschland bei den meisten Konnektivitätsindikatoren Fortschritte gemacht und
rangiert beim zusammengesetzten Gesamtindikator an sechster Stelle. Die Geschwindigkeit der
verfügbaren Breitbandanschlüsse steigt. Aus Sicht von Bürgerinnen und Bürgern, die im Rahmen der
coronabedingten Gesundheitskrise seit März 2020 mit Ausgangsbeschränkungen leben mussten, ist
dies der wichtigste Trend. Die Abdeckung mit schnellem Breitband liegt in Deutschland bei 95 %, was
eine solide Grundlage für die soziale und wirtschaftliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
mittels Digitalisierung bedeutet. Obwohl sich die Abdeckung des ländlichen Raums seit 2019
erheblich verbessert hat (von 75 % auf 81 %) und erheblich über dem EU-Durchschnitt von 60 %
liegt, besteht in Deutschland nach wie vor eine deutliche digitale Kluft zwischen städtischen und
ländlichen Gebieten. Verglichen mit anderen Mitgliedstaaten schneidet Deutschland bei der 5G-
Bereitschaft, der allgemeinen Festnetzbreitbandnutzung und den Breitbandpreisen besonders gut
ab. Was die Zukunftstrends hin zur Gigabit-Gesellschaft und die Bereitschaft für diese Entwicklungen
anbelangt, liegt die Festnetz mit sehr hoher Kapazität (VHCN)-Abdeckung bei 56 %, etwas unter dem
EU-Durchschnitt von 59 %. Vor allem infolge des Einmaleffekts der Aufrüstung älterer Kabelnetze hat
diese Abdeckung im vergangenen Jahr aber dennoch erheblich zugenommen. Parallel dazu hat die
Nutzung von Festnetzbreitbanddiensten mit mindestens 100 Mbit/s ebenfalls stark zugenommen,
Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021 10
Deutschland

dies entspricht jedoch nicht ganz der Beschleunigung beim VHCN-Ausbau. Ende 2020 waren in
Deutschland rund 1,9 Millionen. „Fibre to the Building/Home“-Verträge (FTTB/FTTH) geschaltet
(Ende 2019 lag diese Zahl bei 1,5 Millionen)11, und 1,1 % der deutschen Haushalte nutzen
Festnetzbreitbanddienste mit einer Mindestbandbreite von 1 Gbit/s. Beim Breitbandpreisindex
(basierend auf repräsentativen Warenkörben für Festnetz-, Mobil- und kombinierte Angebote,
bereinigt um das nationalen Haushaltseinkommen), steht Deutschland in der EU an achter Stelle.
Bei Netzwerken der nächsten Generation hat Deutschland die EU-Ziele für 2020 nahezu erreicht: Im
Juni 2020 hatten 94,8 % der Haushalte Zugang zu Internetgeschwindigkeiten von mindestens
30 Mbit/s. Kabelbetreiber investieren in DOCSIS 3.1. Die Telekom Deutschland GmbH (TDG)
fokussiert sich als etablierter Betreiber inzwischen hingegen auf den Glasfaserausbau. Im Bereich 5G
ist Deutschland unter den Spitzenreitern: Beim Indikator „5G-Bereitschaft“ erzielt das Land 100 %
und die 5G-Abdeckung liegt bei 18 % der besiedelten Gebiete, dies liegt oberhalb des EU-
Durchschnitts von 14 %. Die 4G-Abdeckung12 erreicht 99,7 %, dies entspricht dem EU-Durchschnitt.
Bis 2025 strebt die Bundesregierung die bundesweite Gigabit-Konnektivität an. Im April 2021 lief ein
Förderprogramm für die Einführung von 2,8 Millionen Glasfaseranschlüssen in sogenannten „Grauen
Flecken“ an, Gebieten mit Internetanschlüssen mit weniger als 100 Mbit/s (Download-
Geschwindigkeit). Die Initiative richtet sich an Haushalte und sozioökonomische Einflussfaktoren wie
Schulen, Krankenhäuser, KMU, Gewerbegebiete, lokale Behörden und Verkehrsknotenpunkte. Die
schwedische Investitionsgruppe EQT und der kanadische Investmentfonds Omers erwarben die
Deutsche Glasfaser und verschmolzen sie mit Inexio. Es wird erwartet, dass das Unternehmen stark
in den FTTH-Ausbau in ländlichen Gebieten investiert. Privatanleger bewerten den Bauprozess in
Deutschland als langsamer und kostspieliger als in anderen Mitgliedstaaten. Auf den beteiligten
Verwaltungsebenen laufen Bemühungen, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Es besteht
jedoch ein anhaltender Mangel an verfügbaren Standorten, an denen massive Infrastrukturen und
Funkmasten gebaut werden können. Engpässe bei den Planungs- und Baukapazitäten im
Baugewerbe begrenzen die Zunahme von privaten und öffentlichen Investitionen.
Betreiber führten Dynamic Spectrum Sharing (DSS) ein, eine neue Technologie, die die parallele
Nutzung von LTE und 5G in ausgewählten Frequenzbändern ermöglicht. Die Maßnahme beschleunigt
den Netzausbau und gestattet eine breite Bevölkerungsabdeckung. Im Jahr 2021 begann die
Einführung eines eigenständigen 5G-Netzes (5G Standalone), das Gigabit-Geschwindigkeiten und
kurze Latenzen bietet. Die nationale Regulierungsbehörde Bundesnetzagentur (BNetzA) hat die 6-
GHz- und 40-GHz-Bänder ermittelt, die in den kommenden Jahren für elektronische
Kommunikationsdienste zur Verfügung gestellt werden könnten. Bis Mai 2021 hatte die BNetzA
Rechte für die Nutzung des Frequenzbandes 3,7–3,8 GHz für 5G-Campus- und Industrienetze an rund
120 Einrichtungen und des Frequenzbandes 24,25–27,5 GHz an fünf Einrichtungen vergeben. Ein
Bundesförderprogramm im Umfang von 1,1 Mrd. EUR für sogenannte „Weiße Flecken“, d. h.
Gebiete, die über keine oder lediglich über eine 2G-Anbindung verfügen, will die Rentabilitätslücke
schließen, die bei der Einrichtung neuer Mobilfunkstandorte in dünn besiedelten Regionen entsteht.
Daneben stellen auch mehrere Bundesländer Geldmittel bereit.

11
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/20210519_Jahresbericht.htm
12
Die Bundesnetzagentur (BNetzA) veröffentlicht eine interaktive Karte mit der tatsächlichen
Flächenabdeckung mit 2G/3G/4G je Mobilfunkbetreiber.
11 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021
Deutschland

Wesentliche markt- und regulierungsbezogene Entwicklungen


Im Jahr 2020 erzielte der Telekommunikationsmarkt Einnahmen in Höhe von 57 Mrd. EUR, ein
leichter Rückgang um weniger als 1 % gegenüber 2019. Gleichzeitig stiegen die Investitionen in
die Telekommunikationsinfrastruktur 2020 um 7 % auf 10,5 Mrd. EUR an.13 Daneben zeichnet
sich möglicherweise eine langfristige Konsolidierungstendenz auf dem Endkunden-
Festnetzmarkt ab, obwohl weiterhin viele kleinere Anbieter aktiv sind. Seit November 2020 hat
Telefónica Vorleistungszugang zum Kabelnetz von Vodafone und stellt über dieses Netz
Festnetzbreitbandanschlüsse für Endnutzer bereit. Dies war Teil der Verpflichtungen, die
Vodafone im Rahmen des Fusionskontrollverfahrens der Europäischen Kommission 2019 im
Zusammenhang mit dem Zusammenschluss mit Unitymedia erfüllen musste.
Im Jahr 2020 wurden 5G-Dienste auf den Markt gebracht. Alle drei etablierten Betreiber bieten
5G-Dienste an, zumindest in den größten Städten. Der neue Mobilfunknetzbetreiber, die
1&1 AG, schloss im Mai 2021 einen nationalen Roaming-Vertrag mit Telefónica ab. Betreiber
von Sendemasten („Tower Companies“) spielen eine zunehmend wichtige Rolle.
Mobilfunknetzbetreiber haben ihre Mobilfunkstandorte größtenteils an verbundene
Unternehmen übertragen. Außerdem treten unabhängige Unternehmen in den Markt ein, die
meistens bundesweit aktiv sind. Weitere Neueinsteiger werden erwartet, einige davon aus dem
Energiesektor. Alle Mobilfunknetzbetreiber haben die 3G-Abschaltung bis Sommer/Ende 2021
angekündigt. Mit der 3G-Abschaltung werden die Verträge aller verbliebenen 3G-Kunden auf
4G übertragen, ohne dass den Nutzern zusätzliche Kosten entstehen. Nur wenige Kunden ohne
4G-kompatibles Mobiltelefon werden ihr Gerät austauschen müssen, wenn sie es weiter für
generelle Datenzwecke verwenden wollen. 2G steht weiterhin zur Verfügung, sodass keine
Probleme bei Telefongesprächen oder SMS erwartet werden.
Am 4. Februar 2021 leitete die Kommission Vertragsverletzungsverfahren gegen
24 Mitgliedstaaten wegen der Nichtumsetzung der neuen EU-Telekommunikationsvorschriften
im Rahmen des europäischen Kodex für elektronische Kommunikation (EKEK) ein. Die
Kommission richtete ein Aufforderungsschreiben an Deutschland. Der EKEK wird durch das
Telekommunikationsmodernisierungsgesetz (TKMoG) umgesetzt. Es wurde im Juni 2021
förmlich verabschiedet und wird am 1. Dezember 2021 in Kraft treten. Unter anderem wird das
neue Gesetz die Endnutzerrechte auf einen Universaldienst14 stärken und den
Mobilfunknetzbetreibern höhere Standards im Zusammenhang mit der Abdeckung auferlegen.
Die Möglichkeit für Vermieter, TV- und Breitbandgebühren im Rahmen des Mietvertrags auf
Mieter umzulegen, soll schrittweise wegfallen.
Im Juli 2020 entschied die BNetzA über die vertraglichen Bedingungen und Pflichten für den
Zugang zu den Teilnehmeranschlüssen der TDG; die einmaligen Gebühren wurden im
September 2020 festgelegt. Im Dezember 2020 ordnete die BNetzA ein Standardangebot für
Layer-3-Bistromzugang zum TDG-Netz an. Im Juni 2020 genehmigte die BNetzA die TDG-Preise
für native Ethernet-Mietleitungen. Im August 2020 stellte die BNetzA fest, dass die etablierten
Mobilfunknetzbetreiber ihre Versorgungsauflagen, gemäß denen eine Mindestdatenrate von

13
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/20210519_Jahresbericht.htm
14
Im Jahr 2020 gingen 1100 Anfragen von Endnutzern im Zusammenhang mit verschiedenen rechtlichen und
praktischen Aspekten grundlegender Telekommunikationsdienste bei der BNetzA ein.
Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021 12
Deutschland

50 Mbit/s pro Antennensektor für 98 % der Haushalte zu erreichen ist, nicht im vollen Umfang
erfüllt hatten. Die BNetzA gewährte eine Nachfrist bis Ende 2020, um die Auflage vollständig zu
erfüllen. Bis Ende 2022 müssen mindestens 100 Mbit/s pro Antennensektor erreicht sein. Die
Abdeckung muss 98 % der Haushalte, Autobahnen, Hauptverkehrsstraßen und Eisenbahnlinien
umfassen. Verschiedene weitere Verkehrswege müssen bis Ende 2024 abgedeckt sein. Eine
neue Marktanalyse ergab, dass Mobilfunknetzbetreiber (weiterhin) über erhebliche
Marktmacht auf ihren jeweiligen netzweiten Vorleistungsmärkten für Anrufzustellung verfügen.
Die bestehenden Verpflichtungen (Zusammenschaltung, Nicht-Diskriminierung, Transparenz
und Lizenzierungspflichten) wurden beibehalten. Die Preisregulierung wird aufgehoben, sobald
der delegierte Rechtsakt der Kommission anwendbar wird.
Im deutschen Umsetzungsplan15 für das gemeinsame EU-Instrumentarium für die Konnektivität
(Connectivity Toolbox)16 finden unter anderem Maßnahmen zur Prüfung der
Umweltauswirkung von Mobilfunknetztechnologien und Ausbaustrategien, ein bundesweites
Monitoring von elektromagnetischen Feldern (EMF) sowie die neu gegründete
Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft (MIG)17 Erwähnung, die den Zugang zur physischen
Infrastruktur unterstützt.
Die Anzahl der Verbraucherbeschwerden ging im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die Komplexität
der Fälle nahm zu, zum Teil aufgrund der technologischen Entwicklungen. Rund ein Viertel der
Endnutzeranliegen bezog sich auf den Anbieterwechsel, gefolgt von vertraglichen Problemen,
Bereitstellung von Dienstleistungen, Störungen und Umzügen, Transparenzinformationen,
Internetleistung der Telekommunikationsanbieter und Rechnungen. Im Januar 2020 senkte die
BNetzA die Vorleistungspreise für die Rufnummernmitnahme und legte Höchstpreise für
Endnutzer bei einem Anbieterwechsel fest. Im Rahmen des TKMoG wird die Bundesnetzagentur
sicherstellen müssen, dass Endnutzer nicht mehr direkt kostenpflichtig sind.

In Bezug auf die Festnetzbreitbandabdeckung (NGA) besteht nach wie vor eine Kluft zwischen Stadt
und Land sowie ein Mangel an Planungs- und Baukapazitäten. Den Herausforderungen auf den
Märkten wird mit gesteigerten Privatinvestitionen und öffentlichen Fördermitteln für den
Netzwerkausbau (Festnetz und Mobilfunk) begegnet. Der Anteil der Glasfaseranschlüsse steigt,
jedoch ausgehend von einem geringen Ausgangsabdeckungsniveau.

15
https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/library/connectivity-toolbox-member-states-develop-and-share-
roadmaps-toolbox-implementation
16
https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/news/connectivity-toolbox-member-states-agree-best-practices-
boost-timely-deployment-5g-and-fibre-0
17
https://netzda-mig.de/
13 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021
Deutschland

3 Integration der Digitaltechnik

3 Integration der Deutschland EU


Digitaltechnik Rang Wert Wert
DESI 2021 18 35,5 37,6

Deutschland EU
DESI DESI DESI DESI
2019 2020 2021 2021
3a1 KMU mit mindestens grundlegender digitaler Intensität – – 62 % 60 %
% aller KMU 2020 2020
3b1 Elektronischer Informationsaustausch – 29 % 29 % 36 %
% aller Unternehmen 2017 2019 2019 2019
3b2 Soziale Medien 16 % 23 % 23 % 23 %
% aller Unternehmen 2017 2019 2019 2019
3b3 Big Data 15 % 15 % 18 % 14 %
% aller Unternehmen 2018 2018 2020 2020
3b4 Cloud 12 % 12 % 20 % 26 %
% aller Unternehmen 2018 2018 2020 2020
3b5 Künstliche Intelligenz (KI) – – 28 % 25 %
% aller Unternehmen 2020 2020
3b6 IKT für ökologische Nachhaltigkeit – – 57 % 66 %
% der Unternehmen mit mittlerer/hoher Intensität an grünen Maßnahmen durch IKT 2021 2021
3b7 Elektronische Rechnungen 17 % 17 % 18 % 32 %
% aller Unternehmen 2018 2018 2020 2020
3c1 KMU mit Online-Vertrieb 19 % 17 % 17 % 17 %
% aller KMU 2018 2019 2020 2020
3c2 Umsatz im Internethandel 9% 10 % 11 % 12 %
% des KMU-Umsatzes 2018 2019 2020 2020
3c3 Grenzüberschreitender Online-Vertrieb 11 % 10 % 10 % 8%
% aller KMU 2017 2019 2019 2019

Bei der Integration der Digitaltechnik in Geschäftstätigkeiten liegt Deutschland im EU-Vergleich auf
dem 18. Platz. 62 % der KMU erreichen zumindest eine grundlegende digitale Intensität, dies liegt
leicht über dem EU-Durchschnitt von 60 %. Weniger als ein Drittel der Unternehmen (29 %) tauscht
Informationen auf elektronischem Wege aus, und 18 % der KMU stellen elektronische Rechnungen
aus. Beide Indikatoren liegen deutlich unterhalb des EU-Durchschnitts (36 % bzw. 32 %). 23 % der
Unternehmen nutzen soziale Medien (dies entspricht dem EU-Durchschnitt), und 20 % nutzen Cloud-
Dienste (liegt unterhalb des EU-Durchschnitts von 26 %). 18 % der deutschen Unternehmen arbeiten
mit Massendatenauswertung (Big Data), dies liegt über dem EU-Durchschnitt von 14 %. Künstliche
Intelligenz (KI)-Technologien werden von 28 % der deutschen Unternehmen eingesetzt, was über
dem EU-Durchschnitt von 25 % liegt, und 57 % der Unternehmen erreichen eine mittlere/hohe
Intensität an grünen Maßnahmen durch IKT (verglichen mit 66 % in der EU insgesamt).
Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021 14
Deutschland

Im Rahmen der nationalen Mittelstandsstrategie18 richtete die BNetzA das neue Referat
„Digitalisierung/Vernetzung im Mittelstand“ ein, das den Digitalisierungsprozess von KMU aktiv
begleitet. Das Referat beobachtet die Entwicklungen im KMU-Digitalisierungsprozess und ist mit der
Sammlung und Weiterleitung von einschlägigen Informationen an KMU und andere relevante
Interessenträger betraut. Zu weiteren Aktivitäten zählt die Unterstützung des Ministeriums bei der
Umsetzung relevanter digitaler Förderprogramme. Gleichzeitig fungiert das Referat als zentrale
Anlaufstelle für KMU und Delegationen aus dem Ausland.
Im Rahmen der Initiative „Mittelstand-Digital“ wurde ein deutschlandweites Netzwerk von
26 Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren19 gegründet. Diese Kompetenzzentren sollen kleine und
mittlere Unternehmen in allen Belangen im Zusammenhang mit der Digitalisierung unterstützen und
dabei die gesamte Wertschöpfungskette abdecken. Im Jahr 2020 profitierten über 65 000 KMU von
den Angeboten der Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren. Investitionen von KMU in Digitalisierung und
Cybersicherheit einschließlich Mitarbeiterkompetenzen werden außerdem vom Förderprogramm
„Digital Jetzt“ unterstützt.
Die Digital Hub Initiative20 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützt
die Einrichtung von 12 Digital Hubs in Deutschland. Der Maßnahme liegt die Idee zugrunde, dass die
Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Start-ups innerhalb eines kleinen Gebiets Innovation
fördern wird. Die Hubs unterstützen KMU bei allen Fragen im Bereich Digitalisierung. Einige dieser
Einrichtungen und Konsortien möchten zum Netzwerk der European Digital Innovation Hubs (EDIH)
beitragen und wurden in die engere Auswahlliste Deutschlands aufgenommen.
Im Dezember 2020 aktualisierte die Bundesregierung ihre „Strategie Künstliche Intelligenz“
(beschlossen im November 2018). Die Fortschreibung umfasst fünf Schwerpunkte: Forschung, Köpfe,
Transfer und Anwendung, Ordnungsrahmen, Gesellschaft. Im Rahmen des deutschen
Konjunkturprogramms wurden die geplanten Investitionen im Bereich künstliche Intelligenz für den
Zeitraum bis 2025 von 3 Mrd. EUR auf 5 Mrd. EUR angehoben. Teil der Strategie ist die Stärkung von
Informations- und Beratungsdiensten zum Thema künstliche Intelligenz für Unternehmen,
insbesondere KMU. Seit dem Beschluss der Blockchain-Strategie im September 2019 sind fast 90 %
der vorgesehenen Maßnahmen angelaufen und sogar zum Teil abgeschlossen worden. Im BMWi
laufen mehrere wichtige Vorhaben, beispielsweise der Innovationswettbewerb „Schaufenster
Sichere Digitale Identitäten“ (rund 85 Mio. EUR, bis Sommer 2024) und das Future Energy Lab, das
Blockchain-Anwendungen für den Energiesektor fördert. Mit der Innovationsinitiative mFUND21
(Modernitätsfonds) fördert das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI)
mehrere Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu Blockchain-Anwendungen im Zusammenhang mit
datenbasierten Innovationen für die Mobilität 4.0.
Das Projekt GAIA-X ist in die Umsetzungsphase eingetreten. Inzwischen wurde ein Förderprogramm
für Anwendungen und Datenräume im GAIA-X-Ökosystem eingeleitet. Die geförderten Konsortien
werden unter Verwendung der GAIA-X-Infrastruktur an der Entwicklung datengetriebener
Geschäftsmodelle und KI-gestützter Dienste arbeiten. Im Januar 2020 startete das BMBF seine
„Strategische Initiative zum Quantencomputing“. Im Rahmen der Initiative wird die Forschung und

18
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Mittelstand/mittelstandsstrategie.html
19
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Mittelstand/mittelstand-digital-
flyer.pdf?__blob=publicationFile&v=7
20
https://www.de-hub.de/
21
www.mfund.de
15 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021
Deutschland

Entwicklung im Bereich der Quanteninformatik bis 2025 mit bis zu 300 Mio. EUR gefördert. Die
Bekanntmachung zur Fördermaßnahme „Quantenprozessoren und Technologien für
Quantencomputer“ wurde im April 2020 veröffentlicht. Sie richtet sich an Projekte zu Quantenchips
der nächsten Generation (rund 100 Mio. EUR). Weitere Förderaufrufe gelten beispielsweise der
Technologieentwicklung, der Erforschung möglicher Anwendungsfälle und dem Aufbau von
Forschungsgruppen.
Im Bereich Cybersicherheit führt das deutsche Forschungsrahmenprogramm „Selbstbestimmt und
sicher in der digitalen Welt 2015–2020“ die bundesweiten Forschungsaktivitäten zur IT-Sicherheit
zusammen. Das Anschlussforschungsprogramm zur IT-Sicherheit „Digital. Sicher. Souverän.“ wurde
am 2. Juni 2021 veröffentlicht und ist bis 2026 mit Mitteln in Höhe von rund 350 Mio. EUR
ausgestattet. Im Zusammenhang mit der Umsetzung der Verordnung zur Einrichtung des
Europäischen Kompetenzzentrums für Cybersicherheit hat das Nationale Koordinierungszentrum für
Cybersicherheit für Deutschland im Oktober 2021 offiziell seine Arbeit aufgenommen. Das
Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) übernimmt darin eine zentrale Rolle.
Das wichtigste Hindernis für die Digitalisierung von Unternehmen in Deutschland ist der
Investitionsbedarf. Auch der Mangel an qualifiziertem Personal trägt hierzu bei, denn die
Weiterbildung von Beschäftigten hat ihren Preis. Die Verantwortung hierfür liegt in erster Linie bei
den Unternehmen selbst. Der Staat kann den Prozess jedoch durch Informations- und
Weiterbildungsangebote unterstützen, die sich insbesondere an KMU richten, sowie durch die
Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen.

Integration der Digitaltechnik im deutschen Aufbau- und Resilienzplan


Der deutsche Aufbau- und Resilienzplan umfasst Maßnahmen zum Einsatz von
fortgeschrittenen Technologien und zur Beschleunigung von Forschung und Entwicklung
(3,36 Mrd. EUR) sowie für die Digitalisierung von Unternehmen (1,17 Mrd. EUR). Dafür sind
Gesamtmittel in Höhe von 4,53 Mrd. EUR vorgesehen.
Nachstehend sind die im Plan vorgesehenen relevanten Maßnahmen aufgeführt:

• Die Maßnahme „Investitionsprogramm Fahrzeughersteller/Zulieferindustrie“ erfolgt im


Rahmen der Komponente Digitalisierung der Wirtschaft. Sie wird zur Digitalisierung der
Produktion und zur Entwicklung neuer innovativer Produkte in der Fahrzeugherstellung
beitragen (Budget für digitalen Maßnahmenanteil: rund 1,6 Mrd. EUR).
• Das Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung wird mehrere Forschungs-
und Entwicklungsprojekte im Bereich digitaler Technologien durchführen (z. B. Robotik,
künstliche Intelligenz und Cybersicherheit). Das Zentrum unterstützt und fördert
Forschung, Innovation und Technologie mit dem Ziel, digitale Souveränität zu
erreichen. Dadurch sollen die Selbstbestimmung von Staat und Organisationen gestärkt
und folglich die Abhängigkeiten von außereuropäischen Technologien und Wissen
reduziert werden (Budget: rund 588,2 Mio. EUR).
• Der Einsatz modernster Technologien wird im Rahmen der Komponente Daten als
Rohstoff der Zukunft ermöglicht. Die beiden Mehrländerprojekte – das IPCEI zur
Mikroelektronik (1,5 Mrd. EUR) und das IPCEI zur Cloud (750 Mio. EUR) – werden
besonders zur digitalen Souveränität der EU beitragen. Die Maßnahme „Eine innovative
Datenpolitik für Deutschland“ unterstützt diese Säule mit einschlägigen Strategien
(relevantes Nettobudget : 129 Mio. EUR).
Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021 16
Deutschland

4 Digitale öffentliche Dienste

4 Digitale Deutschland EU
öffentliche Dienste Rang Wert Wert
DESI 2021 16 67,5 68,1

Deutschland EU
DESI DESI DESI DESI
2019 2020 2021 2021
4a1 E-Government-Nutzer 61 % 63 % 69 % 64 %
% der Internetnutzer 2018 2019 2020 2020
4a2 Vorausgefüllte Formulare – – 42 63
Wert (0–100) 2020 2020
4a3 Digitale öffentliche Dienste für Bürger – – 72 75
Wert (0–100) 2020 2020
4a4 Digitale öffentliche Dienste für Unternehmen – – 88 84
Wert (0–100) 2020 2020
4a5 Offene Daten (Open Data) – – 88 % 78 %
% der Höchstpunktzahl 2020 2020

Bei den digitalen öffentlichen Diensten steht Deutschland in der EU an 16. Stelle. In diesem Gebiet
erzielt Deutschland recht gemischte Ergebnisse. Gute Resultate oberhalb des EU-Durchschnitts
werden im Bereich digitale öffentliche Dienste für Unternehmen (Punktzahl: 88) sowie bei offenen
Daten (88 %) erzielt. Deutlich unter dem Durchschnitt liegt das Land dagegen bei vorausgefüllten
Formularen (mit 42 Punkten) und etwas unterhalb des Durchschnitts bei den digitalen öffentlichen
Diensten für Bürger (72 Punkte).
Im August 2017 wurde das Onlinezugangsgesetz (OZG) verabschiedet. Das Gesetz verpflichtet Bund
und Länder, ihre Verwaltungsleistungen für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen bis
Ende 2022 auch elektronisch über Verwaltungsportale anzubieten. Die Maßnahme umfasst
575 Verwaltungsleistungen auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene, von denen 315 in
unterschiedlichem Maße bereits im Mai 2021 online zur Verfügung standen. Für einen
nutzerfreundlichen digitalen Verwaltungsdienst sind zuverlässige, vernetzte Registerdaten
erforderlich. Im März 2021 erfolgte daher mit der Verabschiedung des
Registermodernisierungsgesetzes ein wichtiger Schritt für die Harmonisierung der Register in
Deutschland. Das Gesetz sieht vor, dass administrative Daten der richtigen Person auf sichere und
datenschutzkompatible Weise mithilfe eines Ordnungsmerkmals, der Steuer-Identifikationsnummer,
zugewiesen werden können. Die ersten Phasen der Entwicklung dieser digitalen Architektur sind
bereits angelaufen, damit die Steuer-Identifikationsnummer für wichtige Verwaltungsleistungen
verwendet werden kann, die im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) bereitgestellt werden.
Deutschland hat die „Bundescloud“ eingerichtet, die für die Bereitstellung automatisierter IT-Dienste
für Bundesbehörden genutzt wird. Deutschland arbeitet derzeit an der „Deutschen
Verwaltungscloud-Strategie“, die im Oktober 2020 verabschiedet wurde. Damit soll die sichere
17 Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021
Deutschland

Cloud-übergreifende Nutzung von (Open-Source-)Anwendungen in unterschiedlichen Kontexten


ermöglicht werden („Build once, run everywhere“-Prinzip). Angestrebt wird auch die Entwicklung
gemeinsamer Standards und offener Schnittstellen für verschiedene bundesweite Cloud-Lösungen.
Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens basiert auf der Telematikinfrastruktur, die
einen sicheren Austausch medizinischer Daten ermöglicht. Eine wesentliche Anwendung ist die
elektronische Patientenakte, die ab dem 1. Januar 2021 von den Krankenkassen bereitgestellt wird;
die Einführung erfolgt in mehreren Phasen. Versicherte können auf ihre gespeicherten
Patientendaten nicht nur in Arztpraxen zugreifen, sondern auch über ein geeignetes mobiles Gerät
(z. B. ein Smartphone). Eine weitere wichtige Anwendung ist das E-Rezept, das ab 2022 verpflichtend
wird. Für die grenzüberschreitende Patientensicherheit wird bis Mitte 2023 die nationale E-Health-
Kontaktstelle eingerichtet, sodass Versicherte Ärzten in anderen EU-Mitgliedstaaten ihre
Gesundheitsdaten auf sichere Weise in übersetzter Form übermitteln können. Sowohl in städtischen
als auch in ländlichen Gebieten haben Bürgerinnen und Bürger umfassenden Zugang zur
Telemedizin. Das Digitale-Versorgung-Gesetz (2019) verpflichtet die Krankenkassen, die digitalen
Kompetenzen im Gesundheitsbereich zu fördern.
Die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV) ist die zentrale Fortbildungseinrichtung der
Bundesverwaltung. Sie organisiert die Fortbildung für alle Bundesbehörden. Um die digitalen
Kompetenzen der Beschäftigten zu verbessern, werden in Zukunft alle damit zusammenhängenden
Schulungen in der separaten Digitalakademie der BAköV zusammengefasst. Mit der Initiative
„Stadt.Land.Digital“ unterstützt das BMWi Städte und Regionen bei der Digitalisierung ihrer Dienste,
um die neuen wirtschaftlichen und sozialen Chancen besser zu nutzen.
Die Bundesregierung hat mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Digitalisierung der öffentlichen
Dienste voranzutreiben und Fortschritte bei der Umsetzung des OZG zu erzielen. Diese Maßnahmen
scheinen zu ersten Fortschritten bei den relevanten Indikatoren zum Vorteil für Bürgerinnen und
Bürger sowie Unternehmen zu führen. Allerdings sind weitere Anstrengungen erforderlich,
beispielsweise um die Interoperabilität der bereitgestellten Dienste sicherzustellen.

Im Fokus 2020–2021: Beschleunigung der Digitalisierung von gesundheits- und


krisenbezogenen Diensten
Deutschland setzt derzeit das Onlinezugangsgesetz (OGZ) um, in dessen Rahmen alle Verwalt-
ungsleistungen digitalisiert werden sollen. Das Bundesministerium des Innern verwaltet die
Umsetzung, die die öffentlichen Verwaltung effizienter, nutzerfreundlicher und sicherer
gestalten soll. Aufgrund von COVID-19 wurde die Digitalisierung von gesundheits- und krisen-
bezogenen Diensten ab April 2020 priorisiert und im Rahmen mehrerer Initiativen beschleunigt.
• Express-Digitalisierungslabor: Online-Antrag auf Entschädigung für Verdienstausfälle,
die aufgrund einer Quarantäne bzw. einer Schul- oder Kitaschließung wegen COVID-19
entstanden sind (deutsches Infektionsschutzgesetz). Entwicklung und Umsetzung
erfolgten in nur 36 Tagen: https://www.ifsg-online.de.
• Entwicklung eines Online-Antrags auf COVID-19-Überbrückungshilfe für kleine und
mittelständische Unternehmen in nur drei Wochen:
https://www.ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de/.
• Schnelle Digitalisierung von Arbeitslosengeld II in kommunalen Jobcentern (Antrag wird
im Portal der zuständigen Kommune ausgeführt).
Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft 2021 18
Deutschland

Digitale öffentliche Dienste im deutschen Aufbau- und Resilienzplan


Der deutsche Aufbau- und Resilienzplan umfasst Maßnahmen, die die Digitalisierung
öffentlicher Dienste mit einem Gesamtbudget von rund 7,1 Mrd. EUR fördern.
Sieben Maßnahmen im Plan sind vollständig mit der digitalen öffentlichen Verwaltung und
digitalen Diensten verknüpft:
• Die Maßnahme „Europäisches Identitätsökosystem“ der Komponente Moderne
öffentliche Verwaltung hat ein Nettobudget von 168,1 Mio. EUR und soll den
Bürgerinnen und Bürgern eine sichere Ausstellung, Übertragung und Ablage sowie eine
nutzerfreundliche und selbstbestimmte digitale Weitergabe und Nutzung von
Identitätsnachweisen ermöglichen.
• Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) mit einem beträchtlichen
Nettobudget von 2,521 Mrd. EUR hat die Digitalisierung der deutschen
Verwaltungslandschaft zum Ziel. So soll ein vollständig digitales und nutzerorientiertes
Angebot öffentlicher Verwaltungsleistungen von Bund, Ländern und Kommunen
ermöglicht werden.
• Mit der Maßnahme „Umsetzung der Registermodernisierung“
(Registermodernisierungsgesetz RegMoG) mit einem Nettobudget von 231,1 Mio. EUR
soll erreicht werden, dass Bürgerinnen und Bürger ihre Daten nicht immer wieder neu
mitteilen und Nachweise immer wieder aufs Neue bei verschiedenen Behörden
einreichen müssen. Zu diesem Zweck wird eine eindeutige Identifikationsnummer
eingeführt.
• Die „Digitale Rentenübersicht“ unter der Komponente Stärkung der Sozialen Teilhabe
(Nettobudget: 28,8 Mio. EUR) soll einen einfachen Abruf von Informationen über die
eigene Altersvorsorge bei allen angebundenen Vorsorgeeinrichtungen sowie eine
verständliche, verlässliche und vergleichbare Darstellung der Informationen
ermöglichen.
• Die Maßnahme „Förderung der Digitalisierung der Bahn“ im Rahmen der Komponente
Digitalisierung der Wirtschaft strebt den Ersatz herkömmlicher Stellwerke an und wird
die Verwendung digitaler Komponenten im Bahnsektor fördern
(Schnellläuferprogramm, SLP), um die Umsetzung der „Digitalen Schiene Deutschland“
zu beschleunigen (Budget: 500 Mio. EUR).
• Zwei Maßnahmen im Rahmen der Komponente Stärkung eines pandemieresilienten
Gesundheitssystems fördern die Digitalisierung des Gesundheitssystems: Die
Maßnahme „Digitale und technische Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes“
(Nettobudget: 684 Mio. EUR) sowie das Zukunftsprogramm Krankenhäuser (Budget:
3 Mrd. EUR).
Die Komponente Abbau von Investitionshemmnissen enthält zudem Reformen zur
Beschleunigung öffentlicher Investitionsvorhaben.

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