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Recht  |  Online-Verbraucherverträge

Per Knopfdruck
noch zulässig, wenn sich der Vertrag nach
Ablauf auf unbestimmte Zeit verlängert.
Danach können Verbraucher ihre Verträge

kündigen
dann mit einer Kündigungsfrist von maxi-
mal einem Monat beenden. Allerdings sind
Vereinbarungen mit einer festen Laufzeit
von zwei Jahren zu Beginn des Vertragsver-
hältnisses weiterhin möglich.
Neues Gesetz soll „faire Ein wichtiger Punkt des neuen Geset-
zes ist die Einführung eines Kündigungs-
Verbraucherverträge“ fördern buttons für online geschlossene Langzeit-
verträge: Unternehmen müssen die Mög-
lichkeit einrichten, per Knopfdruck den
Vertrag im Rahmen der Kündigungsfrist
zu beenden. Der Button dafür muss pro-
Erneut will der deutsche Gesetz­ In diesem Zusammenhang gilt eine minent und eindeutig als Kündigungs-
geber Verbraucherrechte stär­ Sonderregelung für Strom- und Gasver- funktion sicht- und erkennbar sein; er
träge. Viele Kunden hatten sich in der Ver- muss zudem auf direktem Weg eine Ver-
ken: So gelten für automatische
gangenheit bei Verbraucherzentralen da- tragsbeendigung auslösen. Das Unterneh-
Vertragsverlängerungen und für
rüber beschwert, dass sie nach Telefon- men muss die Kündigung dann sofort
Kündigungsfristen künftig ver­ gesprächen mit Anbietern oder Vermitt- elektronisch in Textform bestätigen. Diese
braucherfreundlichere Bestim­ lern ungewollt solche Lieferverträge Bestimmungen stehen nun als § 309k im
mungen. Zudem müssen Unter­ bekommen hätten. Der bereits mit Wir- BGB und sind ab 1. Juli 2022 wirksam.
nehmen einen Button zur Kündi­ kung seit 27. Juli neu ins Energiewirt- Ganz so einfach, wie es zunächst klingt,
gung online abgeschlossener schaftsgesetz (EnWG, heise.de/s/pmMG) macht der Gesetzgeber es den Verbrau-
Vereinbarungen einrichten. gekommene Paragraf 41b Abs. 1 Satz 1 chern allerdings doch nicht. Um die Ver-
EnWG erfordert dafür eine Zustimmung tragsbeendigung auszulösen, müssen Kun-
in Textform, also per E-Mail oder Brief. den zunächst einiges angeben: etwa die Art
Von Joerg Heidrich Ein solcher Vertrag kann nicht mehr wirk- der Kündigung und bei einer außerordent-
sam telefonisch abgeschlossen werden. lichen Kündigung den Grund. Zudem ist
die „eindeutige Identifizierbarkeit“ erfor-
Kündigung erleichtert derlich, auch der Vertrag ist eindeutig zu

D er Deutsche Bundestag hat im Juni das


Gesetz für „faire Verbraucherverträ-
ge“ (GffVV, heise.de/s/bYO1) verabschie-
Unter anderem für Mobilfunk und Pay-TV
sind bislang vielfach Verträge mit zwei-
jähriger Laufzeit geläufig, die sich ohne
nennen. Dasselbe gilt für den Zeitpunkt, zu
dem das Vertragsverhältnis enden soll.
Erst wenn das alles erledigt ist, wird
det. Es bringt hauptsächlich Änderungen Kündigung um ein weiteres Jahr verlän- durch einen Klick die Kündigung ausge-
ins Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) und ins gern. Wer nicht termingenau aufpasste, löst. Falls Unternehmen diese Button-Lö-
Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb handelte sich ein solches Verlängerungs- sung nicht oder nur unzureichend umset-
(UWG). Der Gesetzgeber rückt damit vor jahr schon dadurch ein, dass er nicht frist- zen, können Verbraucher die fraglichen
allem Schieflagen bei länger laufenden gerecht bis drei Monate vor Vertragsende Verträge mit ihnen jederzeit und ohne
Vereinbarungen von Unternehmen mit kündigte. Einhaltung einer Frist kündigen.
Verbrauchern zu Leibe. Im Blick ist außer- Der durchs GffVV neu gefasste Para- Weniger öffentliches Echo hat der
dem die nach wie vor wild wuchernde graf 309 Nr. 9 BGB schafft in dieser Hin- durchs GffVV ins BGB eingefügte Paragraf
Telefonwerbung. sicht für viele Verbraucher deutliche Er- 308 Nr.9 hervorgerufen: Er schließt das
leichterungen – allerdings nur bei Verträ- Verbot von Abtretungen in allgemeinen
Einwilligungen dokumentieren gen, die ab 1. März 2022 geschlossen wer- Geschäftsbedingungen (AGB) aus. Unter-
Der neu ins UWG gekommene Paragraf den. In den meisten Fällen sind auto­ nehmen hatten versucht, mit solchen
7a betrifft Telefonwerbung, die sich an matische Vertragsverlängerungen dann nur ­Vereinbarungen die Durchsetzung von
Verbraucher richtet, und ist bereits seit 1. Verbraucherrechten durch Legal-Tech-
Oktober anzuwenden. Bereits zuvor gal- Dienste zu unterbinden. Diese haben etwa
ten strenge Regelungen für diese Werbe- Reisekunden vielfach zu Rückzahlungen
form – sie ist nur dann zulässig, wenn das für ausgefallene oder verspätete Flüge ver-
werbende Unternehmen zuvor eine Ein- holfen.
willigung des Anrufempfängers eingeholt
Bild: Audible

hat. Mit § 7a UWG kommt eine Doku- Kleine Fortschritte


mentationspflicht hinzu: Unternehmen Unterm Strich stellen die erwähnten Ge-
müssen die genannte Einwilligung nun Für online geschlossene Langzeit­ setzesänderungen zwar keine Revolutio-
„in angemessener Form“ dokumentieren verträge müssen Anbieter künftig einen nen dar, sie wirken sich aber für Verbrau-
und den Nachweis fünf Jahre lang auf- deutlichen und unmissverständlichen cher durchaus in vielen Fällen hilfreich
bewahren. Kündigungsbutton verfügbar machen. aus.   (psz@ct.de) 

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172 c’t 2021, Heft 25


Persönliches PDF für Armando Urquiola Cabrera aus 10439 Berlin

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