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zen verziert, denen sich auch je eine zweiseitige Weintraube anschließt. Diese „Trau-
be" wurde aus schon vorher gegossenen Perlenkränzen und Filigran-, oder Perlen-
drahtringen zusammengestellt. In der Ukraine und in Ungarn kommt auch die aus
gepreßtem Silberblech erzeugte „Weintraube" häufig vor, an der eine Granulation zu
sehen ist. Nach byzantinischen Vorbildern tauchen im Gebiet der Ukraine diese
Ohrgehänge auf und auch zu den Ungarn gelangen sie durch den Handel. Dies zei-
gen die ungarischen Fundorte an der Theiß an. In je einem Gräberfeld kommen sie
gewöhnlich bloß in je einem Grab vor, deshalb können die 13 Ohrgehänge aus einem
Schatzfund stammen. Diese Ohrgehänge bilden den Kern des Tokajer Schatzes. Zu
diesem Schatz dürften auch noch die in den Hacksilberfunden üblichen, fragmentier-
ten Silbergegenstände, kleine Silberstange, zu Ohrgehängen aplizierte Anhänger mit
Blechkugel, vielleicht die Fragmente des Armringes angehört haben, ein Teil derer
bereits verlorenging.
3. Die ungarischen Grabfunde. Sie gehörten nicht zu dem „Tokajer Schatz". In
Ungarn gibt es nur einen solchen „Schatzfund", in dem Gewandzierden und Pferde-
geschirrbeschläge in einer Schale verborgen worden sind. Dieser Schatz besteht ins-
gesamt aus 11 St. (Gégény). Deshalb ist die Zugehörigkeit der Kaftanbeschläge zum
Tokajer Schatz, deren Großteil die landnahmezeitlichen Gewandzierden bilden un-
wahrscheinlich. Anderseits ermahnt die Verbreitung dieser Kaftanbeschläge in Un-
garn darauf, daß sie vielleicht gar nicht aus der Gegend von Tokaj stammen, da sie in
N O - U n g a r n ja nur einen Fundort haben: Buj.
4. Byzantinische Gegenstände. Das Alter der Gewichte (3 St.) ist unsicher, so ist
ihre Zugehörigkeit zum Schatz problematisch. Von den insgesamt 11 goldenen Solidi
sind 10 umschnitten. Die letzteren sind die Münzen von Romanos II. und Konstanti-
nos Porphyrogennetos VII. Der eine unversehrte Solidus ist die Münze von Roma-
nos Lakapenos I. und Christophoros. In dem auch ungarische Münze enthaltenden
Schatz von Nagyharsány waren derei ähnlich umschnittene Solidi, ein Solidus kam
in der Gegend des Mátragebirges (Gyöngyöspata) zum Vorschein und ein Exemplar
stammt aus Böhmen (Libice). Sämtliche Münzen stammen aus der Mitte des 10. Jh.
Das Umschneiden wurde sorgfältig durchgeführt, das Christushaupt ist unversehrt
geblieben. Theoretisch könnten diese Solidi zum „Tokajer Schatz" gehören, obwohl
solche Exemplare in den Hacksilber enthaltenden Funden in viel geringerer Menge
angetroffen werden können.
5. Urzeitliche Gegenstände, Goldreifen. Sie dürften nicht zum Schatz gehört
haben. Auch die gegossene Nachahmung eines aus vier Fäden gedrehten Halsringes
kommt „im Schatz" vor, jedoch aus Bronze. Dieser Typ fehlt auch aus dem Kreise
der landnahmezeitlichen Funde und der Schätze aus Hacksilber. Auf diese Weise
kann dieses Stück ein urzeitlicher (bronzezeitlicher) Fund sein.
6. Schläfenringe mit S-Endung. Ihr Typ ist für die zweite Hälfte des 11. Jh. bzw.
für sein Ende charakteristisch: sie sind verhältnismäßig groß, dick und ihr Ende ist
nicht breit, jedoch gerippt. Dieser Typ ist im Friedhof von Majs mit der Münze des
Königs Ladislaus I. (d. Heilige, 1077-95) datiert.
Im „Tokajer Schatz" können - nicht zueinandergehörende - Gegenstände meh-
rerer Perioden vorgefunden werden. Die Gegenstände wurden an Hampel in der
Hoffnung eines größeren Nutzens als ein geschlossener Schatzfund vom Verkäufer
angebracht und da hatte er auch Erfolg. Der „Tokajer Schatz" enthält aber auch zwei
echte Schätze. Einen selbständigen Fund bildet die Gruppe der großen balkanischen
Ohrgehänge, die vielleicht gar nicht aus Ungarn stammt, ebenso wie der Fund von
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einer unbekanntan Fundstelle, der in das UngNatMus gelangte. Der andere Schatz
kam vermutlich in der Gegend von Tokaj hervor u n d enthielt die im Kreise der
Hacksilberfunde üblichen Schmuckgegenstände, Ohrgehänge. Vielleicht gehören
auch die Solidi zu diesem Schatz. Die übrigen Gegenstände bestehen aus Grabfunden
verschiedenen Alters. Z u r Verbergung des Schatzes in der Umgebung von Tokaj
dürfte vom letzten Drittel des 10. Jh. die Reihe gekommen sein, als die Bevölkerung
der Oberen Theißgegend, wahrscheinlich im Laufe des agressiven Eingriffes der
Fürstenmacht sich ausgetauscht hat. Diesen Kämpfen ist wahrscheinlich auch der
Besitzer des Schatzes z u m Opfer gefallen.
Károly Mesterházy
FOLIA ARCHAEOLOGICA X L I I I . 1994. BUDAPEST
GEDAI István
1
Magyar N e m z e t i Múzeum; leltári szám: 3L/1982.
2
Magyar Nemzeti Múzeum; leltári szám: 1L/1983.
3
Bürkei 1902. 5 6 - 6 4 .
4
Magyar N e m z e t i Múzeum; leltári szám: 93/1884.
5
Magyar N e m z e t i Múzeum; leltári szám: 11B/1918.
''Dumas 1979. 121-123.