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PETER KOS

(Ljubljana)

Die Goldmünzen der norischen Kelten

(Taf. 1)

Im Sommer 1983 konnte das Numismatische Kabinett des National-


museums in Ljubljana eine keltische Goldmünze erwerben 1, die kurze Zeit
vorher im Savinjafluß in Celje (Slowenien, Jugoslawien) gefunden worden
wart:
Vs.: Buckel.
Rs.: Pferdchen nach rechts; der Leib besteht aus zwei durch einem Steg ver-
bundenen Kugeln. Die abgewinkelten Beine setzen sich aus stabförmi-
gen Elementen mit kleinen Kugeln als Kniegelenke und Hufe zusam-
men. Punktmähne. Der Pferdekopf erscheint nicht mehr auf dem
Schrötling.
Gewicht: 0,99 g. Dm. 0,8 cm, vgl. Taf. 1, 1.

Die Goldmünze wurde auf ihre chemische Struktur hin im Institut „ Joief
Stefan" in Ljubljana mit nicht zerstörender PIXE Methode untersucht B.
Die Analyse bezieht sich nur auf die dünne Oberfläche der Vorder- und
Rückseite der Münze und ergibt die folgenden prozentualen Anteile der
Hauptelemente:
Vs. Rs.
Au 87,52 0/0 87,51 0/0
Ag 12,08 °/0 11,69 (Vo
Cu 0,36 O/0 0,35 °/0
Fe 0,04 O/0 0,46 °/0

Die stempelfrische Goldmünze — gewichtsgemäßig handelt es sich um


einen Achtelstater — ist in die norische Prägegruppe einzureihen. Die Dar-

1 Für die Erwerbungsvermittlung sei Herrn M. Caek aus Ljubljana vielmals gedankt.
Herrn A. JeloZnik (Numizmati&ii kabinet, Narodni muzej v Ljubljani) danke ich herz-
lichst für die Publikationserlaubnis.
2 Zahlreiche norische Groß- und Kleinsilbermünzen sowie Silberschrötlinge wurden an
derselben Lokalität entdeckt und kommen noch immer zum Vorschein; vgl. P. Kos,
Die keltischen Münzen Sloweniens (Situla 18) Ljubljana 1977, 73.
3 Dafür danke ich Herrn 2. gmit herzlichst. über die Analysenmethode vgl. 2. gmit
et alii, The Analysis of Thidt Target Metal Alloys, Nuclear Instruments and Methods
in Physics Research B 4, 1984, 114-119. Für die gleiche Analyse norischer Silber-
münzen siehe 2. Smit, P. Kos, Elemental Analysis of Celtic Coins, Nuclear In-
struments and Methods in Physics Research B 3, 1984, 416-418.
8 Peter Kos

stellung auf dem Revers zeigt nämlich alle Eigenheiten der zweiten Gruppe
der typologisch gegliederten norischen Kleinsilbermünzen von der Karl-
steiner Art'. Die Goldmünze wurde m. E. mit dem Stempel der Kleinsilber-
münzen dieser Gruppe ausgeprägt und muß mit jener Prägung als gleich-
zeitig betrachtet werden.
Im Sommer 1984 wurde im Savinjafluß in Celje ein Goldklümpchen
gefunden, das sich jetzt im Numismatischen Kabinett des Nationalmuseums
in Ljubljana befindet. Das Klümpchen mit dem Gewicht von 0,965 g wurde
ursprünglich auf eine glatte Fläche gelegt und dann leicht geschlagen, so daß
es auf beiden Seiten eine glatte Oberfläche mit einem Durchmesser von 0,5 cm
zeigt. Die Dicke des Klümpchens beträgt 0,3 cm (Abb. 2a, b). M. E. nach
handelt es sich um einen Schrötling, der für die Ausprägung eines Achtel-
staters vorbereitet wurde. Für diese Annahme spricht auch das Schrötlings-
gewicht, das dem Gewicht eines Achtelstaters gut entspricht. Die Analyse der
chemischen Struktur auf einer Seite des Schrötlings (PIXE Methode) zeigt
die folgenden prozentualen Anteile der Hauptelemente:
Au 93,31 0/0
Ag 6,10 90
Cu 0,15%
Fe 0,43 0/0
Der Schrötling kann als der Beweis für die Prägung der norischen kleinen
Goldmünzen im Gebiet von Celje betrachtet werden. Vgl. Taf. 1, 2 a—b.
Die goldene Kleinmünze erweitert nun endgültig das Spektrum der nori-
schen Münzprägung auch auf die Goldprägung, deren Existenz bislang teil-
weise angezweifelt wurde.
Ein Goldstater, der den ostnorischen Tetradrachmen des Typs ON/1
Warasdin/A entspricht', wurde schon 1904 von Luschin v. Ebengreuth publi-
ziert ". Die Echtheit der Münze zweifelte Pink gerade aufgrund der Tatsache
an, daß sich eine Goldprägung bei den Norikern nicht sicher nachweisen
ließ '. Göbl, der die Problematik der Goldprägung bei Norikern und die
frühe Beurteilung der Goldmünze zusammenfaßte, warnte jedoch mit Recht
davor, daß uns zu wenige Argumente zur Verfügung stünden, um das Stück
für falsch zu erklären'. Er erachtete das Stück für möglicherweise echt.

4 Vgl. P. Kos, Norische Kleinsilbermünzen mit Pferdchen, Arheoloiki Vestnik 25, 1976,
213-224. Ders., o. c. (Anm. 2) 58 ss.
5 R. Göbl, Typologie und Chronologie der keltischen Münzprägung in Noricum (Öster-
reichische Akademie der Wissenschaften. Phil.-Hist. Klasse, Denkschriften Bd. 112),
Wien 1973, 40, Taf. 19, 7-9.
o A. Luschin von Ebengreuth, Keltenmünzen von der Gerlitzenalpe und aus Moggio,
Jahrbuch der k. k. Zentralkomm. II (1), 1904, 101, 102, Taf. 2, Nr. 15 a.
7 K. Pink, Keltisches Silbergeld in Noricum, Wiener Prähistorische Zeitschrift 24, 1937, 45.
Ders., Einführung in die keltische Münzkunde, Wien 19743, 46, Anm. 27.
8 R. Göbl, o. c. (Anm. 5) 39 ss. Siehe auch R. Göbl in K. Pink, Einführung, 67 ss.
Die Goldmünzen der norischen Kelten 9

Die Echtheit des Goldstaters ist jetzt schon durch den Fund des Achtel-
staters aus Celje indirekt bestätigt, daneben sind wir Dank der freundlichen
Auskunft von Diether Kramer (Landesmuseum Joanneum, Graz) nun in der
Lage, die genauen Fundumstände und das Schicksal der Goldmünze zu
rekonstruieren 9.
Die Goldmünze mit einem Gewicht von 8,41 g wurde 1901 in der Ge-
meinde Tieschen, BH Radkersburg (Steiermark) auf der Flur „Kästenrie-
gel" bei Weingartenarbeiten gefunden. Die Münze gelangte über Vermitt-
lung des Tieschener Lehrers Josef Kolleritsch in den Besitz des Grazer Alter-
tumsforschers Professor Franz Ferk, der sie später nach Amerika mitgenom-
men haben soll. Die Münze haben A. Luschin von Ebengreuth und der stei-
rische Landesarchäologe Walter Schmid gesehen. Der 81jährige Oberschul-
rat Josef Wiedner und der 85jährige Leopold Reis haben 1977 unabhängig
voneinander Kramer gleichlautende Berichte hinsichtlich der Goldmünze aus
Tieschen gegeben. So ist an der Zuverlässigkeit des Goldmünzenfundes auch
von dieser Seite nicht zu zweifeln.
Die von R. Göbl aufgrund von Auskünften von W. Modrijan angeführ-
ten Fundangaben zum Goldstater I° beziehen sich hingegen auf eine zweite
norische, ebenfalls in Tieschen gefundene Münze. Die Silbermünze, die nach
den Schriftangaben von J. Wiedner im Januar 1983 an W. Schmid in die
ostnorische Prägegruppe einzuordnen ist — genauer ist sie heute nicht be-
stimmbar — wog 10,5 g und wurde im Weingarten Krauthackl am Königs-
berg (Gde. Tieschen, KG Pichla) gefunden. Bis zum Jahre 1945 befand sich
die Silbermünze im Heimatmuseum Tieschen. Bei der Plünderung des Schul-
hauses, wo das Museum untergebracht war, wurde sie im April 1945 mit
anderen Stücken von russischen Soldaten gestohlen.
Aufgrund dieser Angaben ist endgültig anzunehmen, daß die Noriker
neben einer vielfältigen, weit verzweigten und starken Silberprägung auch
eine Goldprägung kannten, die gegenwärtig nur für die „ostnorische" Präge-
gruppe dokumentierbar ist. Von einer (ost-)norischen Goldprägung, die
metrologisch auf dem makedonischen System der Goldprägung Philipps II.
mit einem Durchschnittsgewicht des Staters von 8,60 g basierte 11, sind z. Zeit
Statere und Achtelstatere nachweisbar.

9 Der Auskunft von D. Kramer vom 3. 8. 1977 hat mir liebenswürdigerweise M. Macken-
sen (Münden) vermittelt.
1° R. Göbl, o. c. (Anm. 5) 39.
lt G. le Rider, Le monnayage d'argent et d'or de Philippe II frappe en Macedoine de
359 ä 294, Paris 1977, 408.

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