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Doch warum braucht man eigentlich beim Boxen eine gute Technik? Weil ein technisch sauberer
Schlag mehr Kraft hat und schneller durchführbar ist. Man sucht sich den kürzesten Weg um mit der
Faust den Gegner zu treffen. Aber auch was die Verteidigung angeht bringt eine gute Technik viele
Vorteile. Es ist wichtig Schlägen ausweichen zu können, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, denn es
bringt nichts einem Schlag auszuweichen, nur um dann kein Gleichgewicht mehr zu haben um den
Folgeschlag verteidigen zu können. Auch was die Beinarbeit angeht, ist es wichtig immer das richtige
Gleichgewicht beizubehalten. Das hört sich leichter an als es ist. Denn im Kampf muss man sich auf
andere Sachen konzentrieren. Deshalb ist es so wichtig, dass diese Sachen automatisiert sind. Denn
wenn man über solche Sachen nicht mehr nachdenken muss, hat man mehr Zeit sich darauf zu
konzentrieren was der Gegner macht. Das ist nämlich das allerwichtigste, das unterscheidet zum
Beispiel Floyd Mayweather von den meisten seinen Gegner. Er war in der Lage seine Gegner zu
analysieren und seine Taktik soweit anzupassen, dass er die Gegner in Fallen locken konnte und
jeden ihrer Fehler zu seinem Vorteil nutzte. Selbst die Profis haben keine perfekte Technik und
machen Fehler. Um diese Fehler erkennen und ausnutzen zu können, muss man sich auf seine
Technik verlassen können.
3 Was ist die Technik beim Boxen?
Die Technik beschreibt die optimale Ausführung der Bewegungen in einem Boxkampf. Bei ihr geht es
um präzise Bewegungen, denn oft können Zentimeter entscheidend sein ob ein Schlag trifft oder
nicht. Eine gute Technik erlaubt es einem bei jeder Bewegung ein optimales Gleichgewicht
beizubehalten. Man ist in der Lage sich energieeffizient durch den Ring zu bewegen und bietet dem
Gegner durch die technisch korrekte Ausführung der Schläge wenige Möglichkeiten einen zu treffen.
Gleichzeitig ist man durch technisch saubere Schläge in der Lage kräftigere und schnellere Schläge zu
bringen. Bei der Technik im Boxen sei gesagt, dass es zwar Fehler gibt die man vermeiden sollte,
manche Boxer jedoch bewusst Bewegungen ausführen, die allgemein als technisch falsch angesehen
werden. Sie schaffen es aber trotzdem diese technischen Fehler zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dazu sei
aber gesagt, dass dies Ausnahmen sind und die meisten von diesen Ausnahmefällen in der Lage sind
die Bewegungen technisch korrekt auszuführen, aber aus taktischen Gründen auf eine saubere
Technik verzichten. Auch wenn es beim Boxen zahlreiche Möglichkeiten gibt den Kampf zu
bestreiten, sollte man sich trotzdem an gewisse technische Richtlinien halten, um den effektivsten
Weg zu wählen an sein Ziel zu kommen. Zumindest sollte man die technisch korrekte Ausführung der
Bewegungen im Boxen kennen und beherrschen, um diese bei Bedarf gezielt anpassen zu können,
wenn die Situation danach verlangt.
4 Haltung
Bevor man überhaupt beginnt sich mit der Offensive und der Defensive zu beschäftigen, braucht man
die richtige Haltung. Diese kann auch als das Fundament eines Boxers bezeichnet werden. Ohne eine
gute Haltung hat man kein Gleichgewicht und ist somit nicht in der Lage Schläge verteidigen und
selber mit Kraft zuzuschlagen. Auch wenn es dort wieder einige Unterschiede gibt und eine in jeder
Situation richtige Haltung nicht existiert, gibt es trotzdem einige Sachen die auf jeden Fall zu
beachten sind.
Um jederzeit bewegungsbereit zu sein empfiehlt es sich die Knie stets leicht gebeugt zu lassen. Dabei
haben kleinere Kämpfer die sich mehr in der Nahdistanz bewegen meistens eine stärkere Beugung im
Kniegelenk als große Kämpfer, da diese ihren Größenvorteil ausnutzen wollen. Der Abstand zwischen
den Füßen ist auch sehr wichtig und sollte in keiner Situation zu gering sein, da man wenn beide Füße
zu nah beieinander sind kein gutes Gleichgewicht hat und somit keine Kraft in den Schlägen
generieren kann und selber leicht umgeworfen werden kann. Wie groß man den seitlichen und
länglichen Abstand letztendlich jedoch wählt, ist sehr stark situationsabhängig.
Länglicher Abstand: Sind die Füße weiter auseinander steht man stabiler,
allerdingst reduziert sich durch eine größere Entfernung zwischen den Füßen auch
die eigene Schlagreichweite und zu einem gewissen Teil Bewegungsfreiheit, da
man durch den größeren Abstand zwischen den Füßen weniger
Bewegungsspielraum hat. Ist der längliche Abstand zwischen den Füßen jedoch zu
gering, hat man nach vorne und nach hinten wenig Gleichgewicht, kann sich aber
auch um einiges agiler bewegen. Ob man nun einen eher längeren und stabileren
Stand oder einen agileren und kürzeren Stand wählt, kommt meist auf die
Vorlieben und den individuellen Stil des Kämpfers an. Meist lassen Kämpfer die
sich gerne viel durch den Ring bewegen einen kürzeren Fußabstand, als Kämpfer
die sich auf ihre rohe Kraft verlassen und eher plattfüßig unterwegs sind.
Seitlicher Abstand: Befinden sich die Füße eher weiter hintereinander, bietet man
seinem Gegner ein kleineres Ziel und ist besser geschützt, da man sein Kinn hinter
der vorderen Schulter verstecken kann. Dadurch kann man sich zwar schneller vor
und zurück bewegen, seitliche Bewegungen funktionieren mit einer schmaleren
Fußstellung jedoch nicht so gut. Steht man mit seinen Füßen jedoch breiter da,
sind Bewegungen zur Seite einfacher möglich und man kann seinen Oberkörper
auch freier bewegen um Schlägen auszuweichen. Allerdings ist durch die breite
Fußstellung in den meisten Fällen der Oberkörper auch breiter, wodurch man dem
Gegner eine größere Angriffsfläche für Schläge auf den Körper bietet. Allgemein
kann man sagen, dass in der Nahdistanz ein breiterer Stand mehr vom Vorteil ist,
da man das breitere Arsenal an Schlägen zur Verfügung hat und sich seitlich besser bewegen kann. In
der Langdistanz kann einem der schmalere Stand vom Vorteil sein, da man sich schnell in
Schlagreichweite und wieder raus bewegen kann.
4.1.1 Füße
Was die Füße angeht gibt es auch Unterschiede. Wenn man die Ferse der Füße angehoben sind, ist
man auf jeden Fall agiler und kann sich schneller rein und raus bewegen, da man sich von seinen
Fußballen einfach abstoßen kann. Aber in manchen Situationen macht es auf jeden Fall auch Sinn
plattfüßig dazustehen, da man bei korrekter Technik aus einem plattfüßigen Stand bei dem beide
Füße komplett auf dem Boden sind, mehr Kraft im Schlag erzeugen kann. Das liegt daran, dass es
einem leichter fällt das Körpergewicht nach vorne oder hinten zu übertragen und gleichzeitig kann
man die Füße in Schlagrichtung eindrehen, was einem auch Hilft noch mehr Energie zu erzeugen.
Befinden sich nämlich beide Fersen in der Luft, ist es schwieriger das Körpergewicht zu übertragen,
da der Fuß, wenn er komplett auf dem Boden ist mehr Gewicht tragen kann. Hat man die Fersen vom
Boden abgehoben, wird man in den meisten Fällen sein Gewicht nicht komplett übertragen, da das
um einiges mehr Kraft kostet. Und wenn das Gewicht nicht komplett übertragen wird, verzichtet man
auf Schlagkraft, die ja sehr wichtig ist um den Kampf zu gewinnen. Im Optimalfall lässt man die
Fersen oben, während man sich viel durch den Ring bewegt und stellt diese aber sobald man kräftige
Schläge bringen möchte auf den Boden, um maximale Rotationsenergie erzeugen zu können. Wie
genau das funktioniert wird im Kapitel zu den Schlägen beschrieben.
4.2 Der Oberkörper
4.2.1 Positionen
Was den Oberkörper angeht unterscheidet man zwischen 3 Positionen zwischen welchen man sich
dynamisch bewegen sollte.
Position 1: Das Körpergewicht ist auf das vordere Bein verlagert. Man befindet sich mit Kniegelenk
und dem Kopf in einer Linie über dem vorderen Sprunggelenk. Das ist die gefährlichste Position, da
man sich mit dem Kopf näher beim Gegner befindet.
Position 2: Das Körpergewicht ist auf das hintere Bein verlagern. Man befindet sich mit dem
Kniegelenk und dem Kopf in einer Linie über dem hinteren Sprunggelenk. Diese Position ist um
einiges sicherer und defensiver, da man sich mit dem Kopf weiter vom Gegner entfernt befindet.
Neutrale Position: Das Körpergewicht ist Gleichmäßig auf beide Beine verteilt. Der Kopf befindet sich
dabei in der Mitte zwischen beiden Beinen. Diese Position lässt ziemlich viel Handlungsspielraum
offen. Man kann so ziemlich jede defensive Bewegung und jeden Schlag aus dieser Position
ausführen. Manche Schläge können jedoch mehr Kraft erzeugen, wenn sie aus einer der anderen
beiden Position geschlagen werden, da man aus diesen Positionen sein Körpergewicht über eine
weitere Distanz hinweg auf den Schlag übertragen kann. Prinzipiell kommt es immer auf die Situation
an aus welcher Position heraus man zuschlägt.
Wann man welche Position benutzt, wird im Laufe des Buches noch genauer erläutert. Um offensive
und defensive Bewegungen durchführen zu können, sollte das Wechseln dieser Positionen fließend
beherrscht werden. Man sollte nie zu viel Zeit in einer Position zu verbringen, da man sonst für einen
Gegner ein einfaches Ziel bietet. Viele Kämpfer machen den Fehler stets in einer neutralen Position
zu bleiben und sind dadurch nicht in der Lage viel Kraft in ihre Schläge zu bringen und werden häufig
gekontert, da ihr Kopf beim Angriff immer auf derselben Stelle bleibt. Wechselt man zwischen
Positionen muss man jedoch sehr vorsichtig sein, da gerade der Wechsel in Position 1 sehr gefährlich
ist und man sich dabei in einen Schlag reinbewegen kann, wenn man nicht aufpasst.
4.2.2 Ausrichtung
Außerdem kann man wie bei der Fußpositionierung entweder breiter mit dem Oberkörper nach
vorne ausgerichtet sein, oder den Oberkörper seitlicher zum Gegner ausrichten.
Breiter Oberkörper: Ist der Oberkörper breiter und mehr nach vorne ausgerichtet, bietet man dem
Gegner zum Körper natürlich mehr Trefferfläche. Man selber kann sich dadurch aber auch besser
Bewegen mit dem Oberkörper und kann dadurch den Schlägen des Gegners leichter ausweichen.
Außerdem sind dadurch dass die hintere Schultern, bei einem nach vorne ausgerichteten
Oberkörper, weiter vorne ist kurze runde Schläge mit der Schlaghand besser verfügbar. Deshalb ist es
auch vor allem in der Nahdistanz zu empfehlen den Oberkörper mehr nach vorne auszurichten, wenn
man offensiv handeln möchte.
Seitlicher Oberkörper: Bei einem mehr seitlich ausgerichteten Oberkörper bietet man weniger
Trefferfläche für den Gegner und ist generell, besser geschützt da man auch sein Kinn hinter der
vorderen Schulter verstecken kann besser geschützt. Die hintere Schulter ist bei einem seitlichen
Oberkörper jedoch um einiges weiter vom Gegner entfernt, was zu einen den Vorteil bringt, dass
man bei Schlägen mit der Schlaghand mehr Kraft erzeugen kann, da man den Oberkörper mehr
eindrehen muss, zum anderen gibt man dem Gegner dadurch auch mehr Zeit darauf reagieren zu
können. Man muss die Schlaghand also gut vorbereiten um mit dieser in einer seitlichen
Körperhaltung treffen zu können.
Um gut geschützt zu sein sollte das Kinn generell möglichst weit zur Brust gezogen werden.
Außerdem sollte man die Schultern leicht nach vorne und nach oben ziehen um das Kinn noch besser
zu verbergen. Ob man den Oberkörper eher etwas krümmt und kleiner macht, oder sehr aufrecht
steht, kommt ganz auf die Situation an. Ein größerer Kämpfer ist meist etwas aufrechter um seine
Reichweite auszunutzen, während der kleinere Kämpfer, seinen Oberkörper krümmt und mehr in die
Knie geht um ein kleineres Ziel darzustellen.
4.2.3 Hände
Bei den Händen unterscheidet man grundsätzlich einmal die Führhand und die Schlaghand. Die Hand
auf der Seite des vorderen Fußes ist die Führhand. Die andere Hand auf der Seite des hinteren Fußes
wird als Schlaghand bezeichnet. Allgemein kann man aus den Namen schon ableiten, dass die
Führhand eher dazu da ist den Gegner zu kontrollieren und zu „führen“. Das ist ja auch die Hand die
sich weiter vorne und näher beim Gegner befindet. Man kann sie sehr vielseitig benutzen und sollte
viele Techniken beherrschen den Gegner mit ihr zu kontrollieren. Bei der Schlaghand ist im Vergleich
zur Führhand in der Offensive eher für die harten Schläge zuständig. Schläge bei denen man seine
ganze Kraft entfalten möchte. Pauschal lässt sich jedoch nicht sagen, dass man nur mit der Führhand
den Gegner kontrolliert und nur mit der Schlaghand harte zuschlagen kann. Wie man die beiden
Hände genau nutzen kann wird in den folgenden Kapiteln noch detaillierter beschrieben.
Für die Platzierung der Hände gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Welche Methode man
nutzen sollte hängt zum einen von der Situation ab und ist zum anderen auch auf individuelle
Vorlieben zurückzuführen. Wichtig ist nur, dass ein guter Boxer eine dynamische Deckung hat. Wenn
man sich nicht gerade in einer gefährlichen Situation befindet, ist es vorteilhaft mit seinen Händen
immer in Bewegung zu bleiben, um einen eigenen Rhythmus zu etablieren und diesen gezielt
unterbrechen zu können. Man sollte in der Lage sein fließend zwischen verschiedenen Haltungen der
Hände zu wechseln und diese Situationsabhängig anzupassen. Grundsätzlich lässt sich sagen, je näher
man sich zum Gegner befindet, desto enger und höher wird die Deckung. In der Nahdistanz sollten
sich die Hände näher beim Gesicht befinden und man sollte die Deckung stets oben halten, da man
nicht viel Zeit hat um auf Schläge reagieren zu können. Befindet man sich weiter vom Gegner
entfernt, kann man seine Deckung auch weiter öffnen und die Hände weiter nach vorne bringen, um
die Linie zwischen sich und dem Gegner zu kontrollieren.
4.7 High-Guard
Bei der High-Guard hält man beide Hände an die Schläfen, sodass man
dazwischen durchschauen kann, aber keine Faust mehr Platz hat um zum
Gesicht vorzudringen. Das ist eine sehr defensive Haltung, zu der die meisten
Boxer meist im Notfall zurückgreifen, wenn sie sich vor einer Serie an Schlägen
verteidigen wollen. Sie bietet dem Gesicht einen sehr guten Schutz, lässt den
Körper aber teilweise offen. Vor allem für Körperhaken ist die High-Guard sehr
anfällig. Ein weiterer Nachteil ist, dass man ein sehr eingeschränktes Sichtfeld
hat, und der Gegner einen sehr gut kontrollieren kann, während man sich in
dieser Deckung aufhält. Er braucht einem nur die Führhand vor das Gesicht
halten und man ist so gut wie blind. Auch um den gegnerischen Angriff zu
kontern ist diese Haltung nicht sehr gut geeignet, da sie nicht sehr viel
Bewegungsfreiheit zulässt. Da sie aber die einfachste Form ist Schläge des
Gegners zu Blocken, hat sie durchaus ihre Daseinsberechtigung und ist vor allem
für Anfänger gut geeignet, da man mit ihr ohne großen Aufwand die meisten
Schläge zum Gesicht blocken kann. Diese Deckung wird meist nur in bestimmten
Situationen angewendet zum Beispiel, wenn man mehrere Schläge des Gegners
verteidigen möchte und sollte auf keinen Fall durchgehend genutzt werden.
5 Beinarbeit
Nun da man weiß, welche Körperhaltung man wann einhalten sollte, ist es zu allererst einmal
wichtig, in der Lage zu sein sich durch den Ring zu bewegen. Das ist extrem wichtig und sollte für
jeden Anfänger eine der ersten Dinge sein, die er perfektioniert. Die Beinarbeit stellt nämlich das
Fundament dar, auf dem alle weiteren Aspekte wie Schläge, Blocken und Ausweichen erbaut
werden. Beherrscht man eine gute Beinarbeit, fällt es einem um einiges leichter in einer
Kampfsituation die gelernten Techniken anzuwenden. Das liegt vor allem daran, dass man wenn man
die richtige Beinarbeit beherrscht jederzeit in der Lage ist sich in eine vorteilhafte Position zu
begeben und den Gegner mit Schlägen zu treffen. Außerdem ist man jederzeit in der Lage sich
schnellstmöglich aus der Gefahrenzone rauszubewegen, bei einem Gegenangriff. Dabei wird es vor
allem für Anfänger eine große Umstellung geben, da sich dieser eine komplett neue Form der
Fortbewegung angewöhnen muss.
5.5 Pivot
Möchte man sich im Stand um 90 Grad drehen, um zum Beispiel einen Gegner, der gerade auf einen
zustürmt, ins Leere laufen zu lassen, eignet sich ein Pivot. Bei diesem bleibt der vordere Fuß am
Boden Fixiert und man schwingt den hinteren Fuß um 90 Grad auf eine Seite. Dabei bleibt man im
Kniegelenk gebeugt und hebt den rotierenden Fuß nicht zu weit vom Boden ab. Da man jedoch
während dem Bewegungsablauf für kurze Zeit sehr unstabil ist, da man auf einem Fuß steht und der
Kopf auch während dem ganzen Bewegungsablauf auf der gleichen Stelle bleibt, ist diese Technik
sehr gefährlich und sollte mit Vorsicht genutzt werden. In Kombination mit einem linken Haken, kann
man den Pivot aber in speziellen Situationen, wenn der Gegner unachtsam angreift, zu seinem Vorteil
nutzen.
6 Distanzen
Was ganz wichtig ist, bevor man effektiv Schläge treffen kann, zu wissen wo man im Verhältnis zum
Gegner steht. Dabei muss man ein Gefühl dafür entwickeln, wann man sich in welcher Distanz zum
Gegner befindet um im späteren Verlauf dazu in der Lage zu sein, sich gezielt in eine Distanz zu
begeben um Schläge zu landen und diese auch wieder verlassen zu können. Man unterscheidet
zwischen Nahdistanz, Mitteldistanz und Langdistanz. Das Ziel ist es immer selbst zu entscheiden in
welcher Distanz man sich gerade befindet und diese so zu wählen, wie es dem eigenen Boxstil
entsprechend am vorteilhaftesten ist.
6.1 Nahdistanz
In dieser Distanz steht man sehr knapp zu seinem Gegner. Man befindet sich in direkter
Schlagreichweite in unter einem halben Meter Entfernung. Man ist durch diese kurze Distanz
Großteils dazu gezwungen Runde Schläge zu setzen, da man zu nah ist um gerade Schläge in ihrer
vollsten Länge zu vollführen. In dieser Distanz muss man gut aufpassen und immer darauf achten die
Deckung oben zu halten. Ausruhen kann man sich in dieser Distanz kaum, außer man kontrolliert den
Gegner und fixiert seine Arme durch das Klammern. Dann muss entweder der Ringrichter
einschreiten oder man löst den sogenannten „Clinch“ von selbst. Dabei sollte man aber sehr gut
aufpassen und nicht den Überblick verlieren, da es auch möglich ist während dem Klammern vom
Gegner getroffen zu werden. In dieser Distanz halten sich am liebsten kleinere Kämpfer mit kurzen
Armen auf, da sie dort keine große Reichweite brauchen um den Gegner zu treffen. Es kostet sehr
viel Kraft sich dauerhaft in dieser Distanz aufzuhalten, da man ständig angespannt ist und nie zu 100
Prozent sicher ist davor getroffen zu werden.
6.2 Mitteldistanz
In dieser Distanz befindet man sich in Schlagreichweite und ist in der Lage gerade und runde Schläge
zu landen. Man befindet sich ungefähr eine Armlänge von seinem Gegner entfernt. In dieser Distanz
sollte man sich nicht sehr lange aufhalten, da man sich in der Schlagdistanz des Gegners befindet.
Schläge aus dieser Distanz generieren bei korrekt ausgeführter Technik am meisten Kraft, da sie mit
vollster Streckung ausgeführt werden können und sind deshalb extrem gefährlich. Man sollte genau
wissen wann man sich in dieser Distanz befindet und nur um selber Schläge zu landen diese Distanz
betreten. Man sollte sich dessen stets bewusst sein, wenn man sich in dieser Distanz befindet, da es
oft nicht sehr leicht ist die Schlagdistanz mit der Langdistanz zu unterscheiden. Kämpfer mit
schlechtem Distanzgefühl begeben sich oft unabsichtlich in die Schlagdistanz und werden dann sofort
mit Treffern vom Gegner bestraft. Begibt man sich jedoch mit Absicht in diese Distanz kann man auch
sehr gut Druck auf den Gegner ausüben, da man eine ständige Gefahr für ihn darstellt, damit sollte
man jedoch sehr vorsichtig sein und seine defensive nicht vernachlässigen.
6.3 Langdistanz
Diese Distanz ist von den 3 verschiedenen Abständen die sicherste. Man befindet sich außerhalb der
Schlagreichweite. Die meiste Zeit des Kampfes wird man sich in dieser Distanz aufhalten. Man sollte
ein genaues Gefühl für diesen Abstand bekommen, denn dann kann man gezielt von der Langdistanz
in die Mitteldistanz wechseln, um Schläge zu treffen. Wenn man immer genau weiß wann man sich in
der Langdistanz und wann in der Mitteldistanz befindet, hat man einen entscheidenden Vorteil. Man
weiß genau wann man Gefahr läuft vom Gegner getroffen zu werden und wann man sich in
Sicherheit befindet. Aus der Langdistanz kann man auch am besten auf die Schläge des Gegners
reagieren, da der Gegner erst seine Beine bewegen muss um in Schlagreichweite zu kommen.
Allerdingst fällt es einem selbst auch schwerer selber Schläge zu landen aus demselben Grund.
Gerade Schläge sind aus dieser Distanz sehr effektiv und können einem auch helfen diese
aufrechtzuerhalten, wenn der Gegner die Distanz verkürzen möchte. Hier fühlen sich vor allem große
Boxer mit langen Armen wohl, da diese dort ihre Reichweite nutzen können um den Gegner
außerhalb seiner Schlagdistanz trotzdem treffen zu können. Diese sollte alles versuchen um die
Langdistanz aufrecht zu erhalten um diesen Vorteil nicht zu verlieren.
7 Schläge
Der Schlag im Sport Boxen ist eines der wichtigsten offensiven Werkzeuge um einen Kampf zu
gewinnen. Dabei ist das Ziel eines Schlages, den Gegner mit der Faust entweder im Gesicht oder auf
dem Körper oberhalb der Gürtellinie zu treffen. Will man mit diesem Schlag genug Schaden
anrichten, dann ist es wichtig möglichst viel Kraft zu entfalten. Das erreicht man, indem man beim
Schlag nicht nur den Arm benutzt, sondern die Kraft aus dem ganzen Körper heraus entwickelt. Je
mehr man seinen Körper nutzt um Rotationsenergie in den Schlag desto kräftiger wird dieser Schlag
auch. Gleichzeitig ist er dadurch dass man sich dabei ja auch mehr bewegt, leichter erkennbar für den
Gegner. Daher muss man immer abwägen, in welchen Situationen ein Schlag mit weniger Rotation
und weniger Kraft gebracht wird, der vom Gegner nicht so gut erkannt werden kann und in welcher
Situation man kräftige auffälligere Schläge bringt.
Um zu verhindern, dass der Gegner den Schlag zu früh erkennt, muss man unbedingt das
Telegraphieren vermeiden. Mit Telegraphieren ist die offensichtliche Ausholbewegung gemeint, die
der Körper oft auch automatisch macht um mehr Kraft zu generieren. Doch diese Kraft entwickelt
man auf Kosten der Trefferquote. Daher sollte man vor dem Schlag jegliche Ausholbewegung
möglichst vermeiden oder so gering wie möglich halten.
Allgemein lässt sich sagen, dass jeder Schlag direkt aus der Deckung heraus geschlagen werden
sollte. Bewegt man die Hand zu viel vor dem Schlag, gibt man dem Gegner mehr Zeit um sich darauf
vorzubereiten. Prinzipiell kann man jeden Schlag aus der neutralen Position ausführen. Um jedoch
viel Kraft entfalten zu können, empfiehlt es sich bei manchen Schlägen das Körpergewicht zu
verlagern. Ein hilfreiches Mittel den Gegner zu treffen ist es die verschiedenen Schläge zu
kombinieren. Um diese Kombinationen später besser auflisten zu können, erhält jeder Schlag eine
Nummer. Diese Nummern werden beim Training häufig benutzt, da es dem Trainer erspart, jede
Schlagart immer wieder beim Namen zu nennen.
Jab
7.1.1.1 Jabvarianten
Der Up- Jab: Dabei wird wie der Name schon sagt die Führhand recht niedrig gehalten, wie zum
Beispiel bei er Philly Shell Position und der Schlag kommt von unten nach oben. Der Vorteil dieser
Jab-Art ist, dass der Gegner den Schlag nicht so gut kommen sieht. Gleichzeitig findet man dadurch in
manchen Situationen besser eine Lücke in der Deckung des Gegners, da der Schlag aus einem
ungewohnten Winkel kommt.
Der Power-Jab: Der Ziel dieses Jabs ist es so viel Kraft wie möglich zu erzeugen. Meistens bewegt
man dabei seine Füße mit, stößt sich vom hinteren Fuß ab und macht einen explosive Schritt auf den
Gegner zu um mehr Kraft zu generieren. Außerdem nutzt man bei dieser Jabvariation im Vergleich zu
den anderen, mehr Rotation im Oberkörper und in der Hüfte um möglichst viel Schlagkraft zu
generieren. Der Nachteil ist, dass man leichter gekontert werden kann, da man sich in die Schlaglinie
des Gegners reinbewegt. Wenn er den Schlag antizipiert, kann es sein dass man sich mit voller Wucht
in die Faust des Gegners bewegt. Daher sollte man diesen Schlag nicht jedes Mal einsetzen und mit
den anderen Jabvariationen abwechseln.
Der Pawing-Jab: Dieser Jab hat viele Funktionen. Man benutzt ihn primär um andere Schläge
vorzubereiten. Bei ihm wird mit wenig Kraft zugeschlagen und die Hand bleibt nach dem Schlag
länger ausgestreckt als normal. Das hat den Vorteil dem Gegner die Sicht einzuschränken damit und
hilft einem dabei die Distanz zum Gegner besser einschätzen zu können. Das Ziel ist es nämlich die
Schlaghand vorzubereiten. Man kann mit diesem Jab aber auch den Gegner einfach nur stören und
den Rhythmus des Gegners durcheinanderbringen, sodass er sich nie ausruhen kann und ständig die
Führhand verteidigen muss. Außerdem kann man damit gezielt einen Gegenangriff produzieren, um
diesen dann wiederum Kontern zu können. Diese Art von Jab kann mit wenig Kraftaufwand
ausgeführt werden, was ihn zu einem nützlichen Mittel macht um den Gegner zu kontrollieren und
zu beschäftigen, ohne selbst viel Kraft verbrauchen zu müssen. Man muss nur dabei aufpassen, dass
man nicht zu unvorsichtig damit wird und der Gegner über die gestreckte Hand hinweg einen
Konterschlag bringen kann.
Der Stiff-jab: Diese Art eine gerade Führhand zu schlagen, wird fast immer in Kombination mit einem
Schritt geschlagen. Dabei kann man die klassische Beinarbeit nutzen, indem man mit dem vorderen
Fuß, während man die Führhand streckt, einen Schritt nach vorne macht. Mit dem hinteren Fuß kann
man dann, wenn man den Gegner erfolgreich zurückgedrängt hat, nachsteigen. Eine weitere Variante
den Stiff-Jab zu schagen, ist es einen Pendulum Step zu machen. Man springt also mit beiden Beinen
gleichzeitig nach vorne, während man den Jab schlägt. Diese Variante kann mehr Kraft erzeugen, ist
aber auch riskanter, da man nicht mehr auf einen Konterschlag des Gegners reagieren kann und im
schlimmsten Fall genau in den Konterschlag reinspringt. Bei dem „steifen“ Jab wird die gestreckte
Hand mithilfe eines dieser Schritte wie eine Lanze in das Gesicht des Gegners geschoben. Er ist ideal
um seinen Gegner wegzudrücken und damit mehr Raum zu schaffen. Außerdem kann man mit ihm
auch die Deckung des Gegners wegschieben, um Platz für die rechte Hand zu machen.
Der Body-Jab: Dieser Jab wir zum Körper geschlagen. Er wird auch meist mit einem Schritt kombiniert
und wird auch oft als „Stiff-Jab“ geschlagen. Besonders effektiv ist er, wenn er in Kombination mit
Jabs zum Kopf geschlagen wird, da man den Gegner dazu bringt seinen Körper und seinen Kopf
verteidigen zu wollen, was eine sehr gute Koordination erfordert und meistens den Gegner dazu
bringt, die Deckung entweder am Körper oder am Kopf zu vernachlässigen. Man zielt bei diesem Jab
auf den Solar Plexus und kann damit, wenn man den richtigen Punkt erwischt durchaus guten
Schaden anrichten und dem Gegner die Luft rauben. Gerade um andere Schläge auf den Kopf
vorzubereiten ist dieser Schlag optimal, da er den Gegner dazu bringt die Hände fallen zu lassen um
ihn zu verteidigen. Außerdem ist er in den meisten Fällen recht einfach zu landen und birgt ein
geringeres Risiko. Man sollte darauf achten dass der Schlag horizontal ausgeführt wird, indem man
mit dem ganzen Körper runter geht . Außerdem sollte man den Kopf aus der direkten Schlaglinie
rausbewegen um Konterschläge zu meiden. Trifft man den Gegner im Laufe des Kampfes öfter mit
diesem Jab, kann ihn das sehr viel Energie kosten, wodurch er anfälliger für Fehler wird.
Der Flicker-Jab: Diese Jab wird mit geringer Kraft geschlagen und hat ähnlich wir der Pawing-Jab vor
allem das Ziel, den Gegner zu nerven und andere Aktionen vorzubereiten. Der Unterschied zum
Pawing-Jab ist jedoch, dass dieser Jab um einiges schneller geschlagen wird. Das liegt daran, dass
man den Ellbogen weiter draußen hat und seine Hand quasi wie eine Peitsche nach vorne schnalzen
lässt. Da er jedoch von manchen fast als Rückhand geschlagen wird, muss man vor allem im
Amateurbereich aufpassen damit, denn man könnte eine Verwarnung dafür bekommen. Der Nachteil
ist, dass dieser Jab in den meisten Fällen wenig Schaden anrichten wird. Muhammed Ali ist ein gutes
Beispiel für einen Nutzer dieser Jab Art. Er nutze ihn vor allem in Kombination mit seiner
überragenden Beinarbeit, während er um den Gegner herum tanzte, nach dem Motto „Fly like a
Butterfly und sting like a Bee“. Dieser Jab ist ideal für Boxer die sich sehr gerne in der Langdistanz
aufhalten und ihre Kämpfe durch Punkte gewinnen möchten. Da man dieser Jab mit Abstand die
schnellste Variante ist, kann man den Gegner damit auch am leichtesten treffen, auch wenn er nicht
besonders hart ist.
Der Schlaghand-Jab: Man kann mit der Schlaghand auch einen Jab Schlagen. Um das zu tun verlagern
die meisten Boxer ihr Gewicht auf den vorderen Fuß und strecken, dann aus dieser Position ihre
Schlaghand aus, ohne viel Ausholbewegung und Oberkörperrotation. Oft überrascht man dadurch
seinen Gegner, da die Schläge von der Schlaghand ansonsten meistens eine viel größere
Rotationsbewegung haben und dadurch besser zu erkennen sind. Natürlich ist dieser
Überraschungseffekt nur auf Kosten von der Schlagkraft möglich.
7.1.2 Cross - 2
Da die Faust bei diesem Schlag einen längeren Weg zurücklegen muss, um ihr Ziel zu erreichen, kann
er um einiges mehr Kraft generieren. Das liegt daran, dass bei so gut wie jeder Box-Haltung der
Führhandfuß weiter vorne ist, als der Schlaghandfuß. Dadurch befindet sich die Schlaghand in den
meisten Fällen weiter entfernt vom Gegner. Man beginnt den Schlag mit einer Rotation im
Fußgelenk. Damit löst man eine kinetische Wirkungskette aus, in der die Kraft über eine Rotation im
Hüftgelenk und im Oberkörper übertragen wird. Mit dieser Energie lässt man seine Schulter nach
vorne katapultieren, streckt den Arm und dreht die Faust ungefähr bei halber Streckung nach innen.
Die Knie sind dabei leicht gebeugt um einen
reibungslosen Bewegungsablauf zu gewährleisten und
genug Rotation im Hüftgelenk zu ermöglichen.
Nachdem der Schlag abgeschlossen ist und man das
Ellbogengelenk zur vollen Länge gestreckt hat, zieht
man die Faust auf direktem Wege wieder zurück in
die Ausgangsposition. Wie weit man den Körper in
den Schlag rotiert und das Gewicht auf den vorderen
Fuß verlagert, ist ganz optional und
Situationsabhängig. Will man einen schnellen Cross
schlagen um den Gegner zu überraschen, kann man
ruhig etwas weniger Gewicht in den Schlag bringen
und die Gefahrenzone schnell wieder verlassen.
Wenn man jedoch möglichst viel Kraft entfalten will
und den Gegner zu Boden bringen möchte, empfiehlt
es sich den ganzen Körper nach vorne zu bringen und
das Gesamte Gewicht explosiv vom hinteren Fuß
(Position 2) auf den vorderen Fuß (Position 1) zu
verlagern. Das funktioniert jedoch in den meisten
Fällen nur, wenn man den Schlag gut vorbereitet hat.
Cross
Ob man die Faust mit der Handinnenseite nach unten oder zur Innenseite rotieren soll, bleibt den
eigenen Vorlieben überlassen. Lässt man seine Handfläche zur Innenseite zeigen, fällt es einem
leichter mehrere Haken hintereinander zu schlagen und man kann gefühlsmäßig auch schneller
zuschlagen. Rotiert man, aber die Handinnenseite nach unten, ist man in der Lage mehr Kraft zu
produzieren, durch die zusätzliche Rotation im Unterarm. Bei den Amateuren ist es auf jeden Fall zu
empfehlen die Handinnenseite nach unten zu rotieren, da die Schläge sonst oft als Ohrfeige gewertet
werden können und man dafür Strafen bekommen kann.
7.2.1 Führhand Haken - 3
Der Führhand-Haken ist der am häufigsten benutze Haken. Das liegt daran, dass man mit der
Führhand ein leichteres Spiel hat den Schlag auch zu treffen, weil diese näher beim Gegner ist. Durch
die Rotation im Oberkörper, kann man aber trotzdem noch sehr viel Kraft generieren, weswegen
dieser Schlag auch so effektiv ist. Es gibt mehrere Varianten diesen Schlag zu benutzen.
Man kann entweder die kubanische Variante anwenden, bei der man mit dem vorderen Fuß einen
kleinen Schritt zu der Seite macht. Während diesem Schritt dreht diesen Fuß um 90 Grad und schlägt
gleichzeitig seinen linken Haken. Dadurch steht man in einer anderen Auslage da und kann
anschließend wieder in seine bevorzugte Auslage zurückkehren oder in der neuen Auslage
weiterkämpfen. Diese Technik ist nur fortgeschrittenen Kämpfern zu empfehlen, da man dabei sehr
leicht sein Gleichgewicht verlieren kann und durch den Auslagewechsel ein großes Risiko eingeht.
Außerdem sollte man während des Schlages unbedingt seinen Kopf aus der Schlaglinie bewegen
indem man sein Körpergewicht zurück verlagert
Oder man hebt den hinteren Fuß an und dreht sich über den vorderen Fuß um 90 Grad um den
Gegner herum während man den Haken schlägt. Diese Bewegung wird Pivot genannt und im Kapitel
Verteidigung noch genauer erklärt. Bei dieser Taktik kann man weniger Kraft generieren, da das
Gewicht nicht auf den hinteren Fuß übertragen werden kann, da dieser ja beim Pivot abgehoben
wird. Außerdem bleibt der Kopf während dem ganzen Schlag auf derselben Stelle, was sich von
einem erfahren Gegner sehr gut zu seinem Vorteil nutzen lässt.
Der Step Back Hook wird geschlagen, während man einen Schritt zurück macht. Dabei sollte man sein
Gleichgewicht beibehalten. Es ist zu empfehlen zuerst mit dem hinteren und dann mit dem vorderen
Fuß zurückzusteigen. Dabei Schlägt man den Haken, während man mit dem hinteren Fuß
zurücksteigt. Um das Gleichgewicht beizubehalten steigt man jetzt noch mit dem vorderen Fuß nach
und landet wieder in seiner Ausgangsposition.
Der Pull Back Hook ist ein wenig riskanter und beinhaltet keine Beinbewegung. Man wartet auf den
Schlag des Gegners und verlagert, dann sein Gewicht auf den hinteren Fuß, während man den Haken
schlägt. Den Kopf bringt man dabei auch aus der Schlaglinie heraus und vermeidet somit von dem
Angriff des Gegners getroffen zu werden. Man kann um diesen Konterhaken vorzubereiten auch das
Gewicht mehr auf den vorderen Fuß verlagern und sich mit dem Kopf leicht nach vorne neigen um
dem Gegner ein einladendes Ziel zu bieten.
7.3 Aufwärtshaken
Der Aufwärtshaken wird fast ausschließlich aus der Nah- oder Mitteldistanz geschlagen. Da bei
diesem Schlag wie beim Haken der Arm nicht gestreckt wird, hat er auch keine so große Reichweite.
Man benutzt bei diesem Schlag auch wieder die Rotationskraft aus dem ganzen Körper und schiebt
damit die Faust nach oben. Zusätzlich zur Rotation kann man beim Aufwärtshaken auch noch eine
leichte Streckung der Knie- und Hüftgelenke hinzufügen, um mehr Kraft entgegen der Schwerkraft
nach oben zu übertragen, dabei sollte man jedoch aufpassen, da eine zu starke Streckung die
Mobilität einschränken kann. Man kann auch bevor man den Schlag ausführt tiefer in die Knie gehen,
um einen größeren Weg hat um die Gelenke explosiv strecken zu können. Vor dem Schlag verlagert
man sein Körpergewicht auf den Fuß, von dem aus der Schlag getätigt wird. Im Vergleich zum Haken
wird das Gewicht aber nicht von dem einen auf den anderen Fuß übertragen, da man die kinetische
Energie nach oben bringt. Die Distanz aus welcher dieser Schlag getätigt wird, kann man variieren,
indem man den Winkel ändert in dem man den Ellbogen beugt. Je weiter man das Ellbogengelenk
durchstreckt desto mehr Distanz kann man mit dem Aufwärtshaken zurücklegen. Je mehr gestreckt
das Ellbogengelenk jedoch ist, desto weniger Kraft kann man mit dem Schlag generieren. Auch beim
Aufwärtshaken benötigt man eine Ausholbewegen, welche man so gering wie möglich halten soll.
Man lässt dabei den Ellbogen nur so weit nach unten fallen, wie man es braucht um den Gegner von
unten treffen zu können.
7.4 Overhand
Diese Schlag wird mit der Schlaghand ausgeführt und lässt sich in
keine der 3 Hauptschlagarten einordnen. Dabei funktioniert dieser
Schlag ähnlich wie der im vorherigen Kapitel beschriebene Cross und
wird mit der Schlaghand ausgeführt. Der entscheidende Unterschied
zum Cross ist dabei der Winkel in dem die Faust ihren Weg zum
Gegner findet. Bei der Overhand bewegt man seine Schlag in hohen
Bogen von oben auf die Stirn des Gegners. Um möglichst viel Kraft in
diesen Schlag zu bringen verlagert man dabei sein gesamtes
Körpergewicht von Position 2 auf Position 1. Dabei sollte man seinen
Kopf möglichst weit aus der Schlaglinie rausbewegen um nicht von
einen Konterschlag getroffen werden zu können. Der Vorteil dieses
Schlages gegenüber einem normalen Cross ist, die Möglichkeit über
die Deckung des Gegners schlagen zu können. Das hilft vor allem
gegen Gegner die sich gerne in der High Guard verschanzen. Der
Nachteil ist, dass die Faust eine längere Distanz zurücklegen muss
und der Gegner dadurch mehr Zeit hat um reagieren zu können.
Man kann die Overhand, um das zu verhindern, aber auch sehr gut
als Konterschlag einsetzen, zum Beispiel während der Gegner einen
Jab schlägt. Dabei schlägt man mit seiner Schlaghand über den Jab
des Gegners und bringt dabei den Kopf aus der Schlaglinie raus um
nicht getroffen zu werden. Diesen Schlag sehen viele Gegner nicht
rechtzeitig kommen, da er ja auch aus einem ungewohnten Winkel
geschlagen wird, weshalb er in solchen Situationen sehr effektiv ist.
8 Kombinationen
Als Kombination wird die Aneinanderreihung von mehreren Schlägen in einer kurzen Zeitabfolge
bezeichnet. Die Mindestzahl an Schlägen für eine Kombination sind zwei. Der Vorteil von
Kombinationen gegenüber Einzelschlägen ist, dass je länger die geschlagene Kombination ist, desto
höher wird die Wahrscheinlichkeit den Gegner mit einem Schlag zu treffen. Selbst wenn seine
Verteidigung noch so gut ist, kann keiner jeden Schlag abwehren. Allerdingst muss man während
man Kombinationen schlägt auch aufpassen, dass der Gegner nicht dazwischen seine eigenen
Schläge anbringt. Daher sollten die Schläge dabei technisch sauber ausgeführt werden in die Hände
immer wieder zurück zur Deckung gebracht werden, nachdem ein Schlag durchgeführt wurde. Dabei
sind die Schläge im besten Fall aufeinander aufbauend und ergeben sich gegenseitig Öffnungen für
den folgenden Schlag. Man kann während einer Kombination das Schlagtempo und die Schlaghärte
variieren um den Gegner zu überraschen. Außerdem sollte man ein großes Arsenal an verschiedenen
Schlagkombinationen haben. Wenn man die Schlagarten auf die 6 wichtigsten reduziert: Jab 1 , Cross
2 , linker Haken 3 , rechter Haken 4 , linker Aufwärtshaken 5 und rechter Aufwärtshaken 6 gibt es
schon tausende verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Woher soll man jetzt wissen welche
Kombination von Schlägen man benutzen soll?
Zum einen die Powerpunch Kombination. Bei ihr bringt man mehrere Schläge hintereinander
um einen richtig harten Schlag mit möglichst hoher Kraft zu landen. Meist schlägt man den
„Powerpunch“ ganz zum Schluss und bringt davor etwas leichtere Schläge um diesen zu
verbergen.
Die andere ist die Speed Kombination. Bei ihr versucht man durch eine schnelle Abfolge an
Schlägen möglichst viele Treffer am Gegner zu landen. Dadurch dass man die Schläge ganz
schnell hintereinander bringt, hat der Gegner keine Zeit um auf die einzelnen Schläge
reagieren zu können.
Zusätzlich kann man noch zwischen Kombinationen unterscheiden, in denen man die Schlaghand und
Führhand abwechselnd benutzt und welche in denen man die eine Seite mehrmals hintereinander
nutzt.
Man sollte nachdem man die Kombination beendet hat, die Möglichkeit haben, sich vom Gegner
wegbewegen zu können oder die Schläge des Gegners zu verteidigen. Der häufigste Anfängerfehler
beim Boxen ist es, nach einer erfolgreichen Kombination einfach stehen zu bleiben und sein Werk zu
bewundern. In den meisten Fällen wird man dadurch sofort vom Gegner dafür bestraft. Eine gute
Kombination erkennt man daran, dass sie kein unnötigen Pausen beinhaltet und eine flüssige
Bewegung ergeben. Braucht man für seine Kombination zu lange oder hat man kurze Pausen
zwischen den Schlägen, kann das dem Gegner die Möglichkeit geben einen schnellen Konter
zwischen den Schlägen einzubauen, was man verhindern sollte. Kombinationen können sehr taktisch
eingesetzt werden und man sollt genau beobachten, wie der Gegner auf verschiedene
Kombinationen reagiert um herauszufinden, mit welcher Kombination und zu welchem Zeitpunkt
man ihn am besten treffen kann.
Im Folgenden werde die am häufigsten benutzten Kombination aufgelistet. Diese gehören zum
Grundarsenal eines jeden Boxers, sollten aber regelmäßig durch neue Kombinationen ergänzt
werden, da man auf keinen Fall zu berechenbar werden darf. Dabei hilft es einem auch, sich
Boxkämpfe anzuschauen und die Kombinationen seiner Lieblingsboxer zu kopieren.
9 Verteidigung
Die Verteidigung ist ein wichtiger Aspekt des Boxen, der von vielen häufig vernachlässigt wird. Dabei
ist es sehr wichtig eine gute Verteidigung zu entwickeln und in der Lage zu sein jederzeit die geballte
Kraft der Schläge des Gegners vermeiden zu können, um den Boxsport langfristig betreiben zu
können ohne körperliche und geistige Schäden davon zu tragen. Das Ziel der Verteidigung ist es
natürlich so wenig wie möglich getroffen zu werden, gleichzeitig sollte eine gute Verteidigung jedoch
mit der Offensive kombinierbar sein. Es bringt einem nämlich nichts, von keinem Schlag getroffen zu
werden, wenn man selber auch nicht die Möglichkeit hat den Gegner dabei zu treffen. Damit kann
man bestenfalls ein Unentschieden erzielen. Demnach sind also die besten verteidigenden Techniken
jene, die es einem erlauben Konterschläge zu bringen. Dabei kann man gewisse Verteidigungsarten
nutzen um sich sicher in Position 1 oder 2 begeben zu können, damit man sich in einer optimalen
Position befindet um kräftige Schläge ausführen zu können. Beim Verteidigen von Schlägen wird auch
für viele Techniken eine gute Reaktionsgeschwindigkeit benötigt. Außerdem braucht man ein gutes
Auge um genau erkennen zu können wann der Schlag kommt und im besten Fall noch um welchen
Schlag es sich handelt. Den Blick sollte man dabei auf die Schultern des Gegners richten, da man so
alles im Auge hat und Schulterbewegungen sofort erkennen kann wenn der Gegner einen Schlag
ausführt. Der Anfängerfehler ist es, zu viel auf die Hände zu schauen, da man sich dadurch leicht
ablenken lassen kann und sehr schnell überfordert wird, da diese bei einem guten Boxer ständig in
Bewegung sind. Mit der Zeit wird man immer besser darin die typischen Bewegungen zu erkennen
die bei einem Schlag ausgeführt werden und kann so seine Reaktionszeit verbessern.
9.1 Beinarbeit
Die sicherste und einfachste Methode einem Schlag des Gegners zu entkommen ist über die
Beinarbeit. Ein Schritt zurück und man entkommt jedem Schlag, egal ob es ein Haken oder eine
Gerade ist. Da es der sicherste und einfachste Weg ist sich beim Kampf in Sicherheit zu bringen wird
er auch von vielen genutzt und vor allem Anfänger nutzen sie sehr gerne. Das große Problem dabei
ist, dass diese oft viel zu weit zurückspringen mit einer übertriebenen Version des Pendulum Steps
bei dem sie sich vom vorderen Fuß abstoßen. Dadurch befinden sie sich nach 2 Angriffen des Gegners
am Ende des Rings und müssen sich auf andere Methoden verlassen Schläge zu verteidigen, da sie
keinen Platz mehr haben. Außerdem kann man bei einem zu großen Sprung nach hinten keinen
Gegenangriff mehr starten und hat ohne einen Vorteil daraus zu bekommen, dem Gegner wichtigen
Platz im Ring geschenkt.
Deshalb ist es wichtig nur so weit zurückzusteigen, wie es nötig ist. Dafür muss man ein gutes
Distanzgefühl entwickeln um genau zu wissen, in welcher Entfernung man getroffen werden kann
und wann nicht. Meist reicht, wenn der Gegner aus der Langdistanz angreift, ein kleiner Pendulum
Step um den Schlag zu meiden. Danach ist man in der Lage einen Gegenangriff zu starten und wenn
man Glück hat, besitzt der Gegner keine gute Schlagtechnik und hat dadurch, dass der Schlag ins
Leere ging sein Gewicht zu weit nach vorne verlagert und läuft nun genau in deine Faust hinein.
Man kann auch mit der klassischen Beinarbeit einen Schlag verteidigen, dabei stößt man sich wie
beim Pendulum Step vom vorderen Fuß ab und macht dann zuerst mit dem hinteren und dann mit
dem vorderen Fuß einen Schritt zurück. Da diese Methode Schläge zu vermeiden in manchen
Situationen nicht ausreicht um in Sicherheit zu kommen, wird sie oft auch mit anderen defensiven
Bewegungen kombiniert, die in den folgenden Kapiteln beschrieben werden.
Eine Kombination aus Kopfbewegung und Beinarbeit kann man mit dem Shuffle Step machen um
Schlägen zu entkommen. Man weicht dem Schlag aus, indem man seinen Kopf und den
Körperschwerpunkt auf Position 1 oder 2 verlagert und macht von dieser Position aus einen Shuffle
Step, um entweder aus Position 2 heraus nach hinten aus der Schlagdistanz zu entkommen oder aus
Position 1 heraus, sich schräg nach vorne zu Bewegen, wodurch man sich seitlich zum Gegner
befindet und für kurze Zeit nicht erreichbar ist für den Gegner. Diesen Shuffle Step kann man auch
mit einem Schlag kombinieren, was diese Technik auch sehr effektiv für Konterschläge macht. Man
kann einfach während der Gewichtsübertragung diese kinetische Energie nutzen um einen kräftigen
Schlag auszuführen. Aus Position 1 heraus schlägt man am besten mit der Führhand und aus Position
2 heraus mit der Schlaghand, um die Gewichtsübertragung optimal in Schlagkraft umwandeln zu
können.
9.2.1 Ducking
Beim Ducking, auf Deutsch ducken genannt macht man eine U-förmige Bewegung mit seinem Kopf,
während man sich unter den Schlag des Gegners duckt. Man beugt dabei die Knie, geht mit dem Kopf
gerade nach unten und bewegt dann auf der anderen Seite des Schlages den Kopf wieder nach oben
und löst die Beugung der Knie gleichzeitig wieder auf. Man kann das Ganze auch mit der klassischen
Beinarbeit verbinden, indem man einen Schritt nach rechts oder links und nach vorne oder hinten
macht. Es ist bei dieser Bewegung darauf zu Achten, dass man seinen Oberkörper nicht zu weit nach
vorne neigt und stets mit dem Blick auf den Gegner gerichtet ist. Macht man diese Bewegung
nämlich mehr aus dem Oberkörper heraus und lehnt sich zu weit nach vorne, kann man sich in einen
Aufwärtshaken des Gegners hineinbewegen. Diese Technik ist darauf ausgelegt runde Schläge wie
Haken zu verteidigen. Da man durch die seitliche U-förmige Bewegung des Kopfes ideal unter
Schlägen von der Seite durchrollen kann. Aber auch gegen Overhands und gerade Schläge kann diese
Technik genutzt werden, auch wenn gegen gerade Schläge das slippen eine effektivere und
schnellere Methode ist um auszuweichen.
9.2.2 Sliping
Diese Technik ist ideal dafür geeignet um geraden Schlägen auszuweichen. Dabei begibt man sich
einfach mit einer schnellen seitlichen Kopfbewegung in Position 1 oder 2. Somit ist der Kopf
außerhalb der Schlaglinie und man befindet sich in einer idealen Position um Konterschläge
anzubringen. Das slippen kann mit der klassischen Beinarbeit mit einem Schritt nach vorne oder nach
hinten kombiniert werden. Auch seitlich kann man sich mit der klassischen Beinarbeit in Kombination
mit einem Slip bewegen. Bei einem Slip muss man vor allem vor Haken aufpassen, da man sich mit
einem unvorsichtigen Slip mit voller Wucht in einen Haken des Gegners reinbewegen kann.
Außerdem sollte man gerade den Slip auf Position 1 sehr sauber ausführen, da man wenn man sich
zu weit nach vorne bewegt, sich in eine Faust des Gegners reinbewegen kann. Daher ist es wichtig
den Kopf zur Seite raus aus der Schlaglinie zu bewegen und den Slip auf Position 1 mit Vorsicht zu
nutzen. Nur wenn man sich absolut sicher dem Schlag ausweichen zu können, sollte man diesen Slip
nutzen. Viele Boxer machen auch den Fehler, dass sie beim Slippen ihre Hände fallen lassen. Das geht
vielleicht bei Kämpfern mit extrem viel Übung eine Weile gut, kann aber böse enden, da man sich nur
noch auf seine Reflexe verlässt und bei einer kurzen Unaufmerksamkeit getroffen werden kann.
Gerade beim Slip auf Position 1 sollte man die Schlaghand möglichst oben lassen, um einen
eventuellen Folgeschlag des Gegners blocken zu können. Trotzdem sollte man sich beim Slip nicht zu
weit bewegen, sondern nur so weit, dass man den Schlag gut meiden kann. Beweget man sich
nämlich wie die meisten Anfänger viel zu weit raus mit dem Kopf, verliert man sein Gleichgewicht
und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit vom nächsten Schlag des Gegners getroffen.
9.2.3 Pull
Pull bedeutet auf Deutsch übersetzt ziehen und genau das macht man bei dieser Technik auch. Man
zieht den Kopf nach hinten. Dabei neigt man auch den Oberkörper zurück. Man bewegt sich nur so
weit zurück um den Schlag gerade so meiden zu können, da man mit dieser defensiven Methode die
Mitteldistanz zum Gegner beibehalten möchte um Druck aufzubauen und Konterschläge zu treffen.
Gegen einzelne Schläge ist diese Technik sehr effektiv, aber sobald der Gegner eine Kombination aus
mehreren Schlägen bringt, muss man auf andere Methoden der Verteidigung zurückgreifen. Daher
sollte ein pull auch nur ein Mittel sein um Einzelangriffe des Gegners zu Kontern oder im absoluten
Notfall, wenn alle anderen Form des Headmovement nicht möglich sind. Trotzdem wird er sehr
häufig benutzt, da man damit einen besseren Überblick bewahren kann, als bei einem Slip oder
Ducken.
9.5 Blocken
9.5.1 Passives Blocken
Das passive Blocken ist die einfachste Möglichkeit Schläge zu verteidigen. Man steht nämlich einfach
in seiner Deckung mit einem stabilen Stand und absorbiert mit den Handschuhen die Kraft der
Schläge seines Gegners. Am effektivsten funktioniert das mit der High Guard mit deinen Händen fest
an der Schläfe fixiert. Diese Deckung schützt das Gesicht recht gut, lässt den Körper aber sehr offen,
weshalb man auf keinen Fall zu lange in dieser Haltung still stehen bleiben darf. Auch wenn das
Gesicht gut geschützt ist, absorbiert man trotzdem einen Großteil der Wucht der Schläge des
Gegners und kann auch wenn die Schläge geblockt werden großen Schaden erleiden. Deshalb sollte
das passive Blocken auch nur als allerletzte Notreserve genutzt werden, wenn man nicht mehr in der
Lage ist sich anders zu Verteidigen. Gerade wenn man an die Seile gedrängt wurde und keinen
anderen Ausweg mehr sieht, kann man diese Deckung nutzen. Trotzdem sollte man sich schnell
überlegen wie man diese Situation schnellstmöglich wieder verlässt.
Das passive Blocken funktioniert auch, wenn man eine gute Boxhaltung besitzt und manche Schläge
einfach nicht kommen sieht und diese quasi unbewusst verteidigt, weil man zum Beispiel einfach
seine Schlaghand konsequent am Kinn lässt und somit jeden Schlag passiv blockt. Natürlich ist das
nicht optimal, gibt einem aber eine gewisse Sicherheit, dass man selbst wenn man einen Schlag nicht
bewusst verteidigen kann, trotzdem einen Schutz hat um einen sauberen Treffer im Gesicht zu
vermeiden.
9.5.2.1 Abfangen
Beim Blocken vom Jab nutzt man meist seine Schlaghand. Diese klebt in den meisten Boxhaltungen
eh schon am Kinn. Von da aus kommt man dem Gegnerischen Schlag leicht entgegen und fängt ihn
mit der Innenseite des Handschuhs ab. Dabei bewegt man die Schlaghand nicht zu weit vom Kinn
weg, da dieses sonst für zu lange Zeit ungeschützt wäre.
Den linken Haken blockt man auf dieselbe Weise wie den Cross, nur dass man diesmal seine
Schlaghand zur Schläfe bringt und den Oberkörper in die andere Richtung rotiert. Dieser Block ist
optimal um selber mit dem linken Haken zurück zu kontern. Die Hand ist bei diesen beiden
Methoden Schläge zu Blocken ganz nah beim Gesicht und man rotiert den Oberkörper möglichst
Zeitgleich mit dem Schlag weg, um diesen abfedern zu können.
Auch mit der Schlaghand kann man gerade Schläge hervorragend nach unten parieren, indem man
sie diesmal nicht wie beim Blocken einfach nur abfängt, sondern auch nach unten ableitet.
9.7 Klammern
Diese Art der Verteidigung sollte auf keinen Fall zu oft eingesetzt werden und wird sogar bei den
Amateuren bei zu häufiger Nutzung bestraft und ist laut offiziellen Boxregeln sogar illegal.
Nichtsdestotrotz wird es von jedem Kampfrichter bis zu einem gewissen Maße toleriert. Neben dem
einfachen Schritt zurück ist das Klammern eine der sichersten Methoden um sich vor Schlägen des
Gegners zu schützen. Man befindet sich dabei in der Nahdistanz und umgreift den Gegnern mit
beiden Händen. Dabei ist darauf zu achten die Arme des Gegners unter Kontrolle zu bringen, um
sicher zu stellen, dass dieser keine Möglichkeit hat einen zu treffen. Im Optimalfall gelingt es einem
einen Arm des Gegners unter dem eigenen Arm einzuquetschen und mit der anderen Hand den
freien Arm des Gegners zu kontrollieren. Man sollte seine Arme nicht über die Schulter des Gegners
legen, da dieser sonst in der Lage ist einfach unter deinen Armen durch zu tauchen. Außerdem sollte
man möglichst nahe beim Gegner bleiben damit er keinen Platz hat um anzugreifen. Dadurch ist man
in der Lage die gesamte Offensive des Gegners lahmzulegen, ist jedoch auch selber nicht mehr in der
Lage anzugreifen. Manche Boxer nutzen diese Methode auch sehr taktisch, indem sie während dem
Klammern ihr ganzes Körpergewicht auf den Gegner drauflegen um diesen zu Ermüden. Gleichzeit
gibt es einem selbst die Möglichkeit sich für kurze Zeit zu erholen. Löst sich der Griff von beiden
Person nicht von selbst aus, greift der Ringrichter ein und löst die beiden voneinander. Es ist
durchaus möglich, während dem Klammern Schläge zu bringen, weshalb das auch geübt werden
sollte, da manche Kämpfer in der Lage sind durch verschiedene Grifftechniken kurze Schläge am
Gegner anbringen zu können. Um das zu vermeiden legen viele Kämpfer ihren Kopf gerne auf einer
der Schultern des Gegners ab, da sich dort nicht getroffen werden können. Oft greifen Kämpfer die
lieber aus der Langdistanz heraus kämpfen, sobald der meist kleinere Kämpfer es geschafft hat sich in
die Nahdistanz zu begeben, zum Klammern um die Nahdistanz so schnell wie möglich wieder
verlassen zu können, sobald dieser im Englischen genannte „Clinch“ vom Ringrichter aufgelöst wird.
Löst man den Clinch selber auf, gibt das einem eine gute Möglichkeit, während man sich vom Gegner
löst einen schnellen kurzen Schlag zu bringen, bevor dieser seine Boxhaltung wieder einnehmen
kann.
Auch um sich in vorteilhaftere Situationen zu bringen ist der Clinch sehr nützlich. Steht man zum
Beispiel mit dem Rücken an den Seilen, kann man sich bewusst in den Clinch begeben und den
Gegner während dem Clinch um 180 Grad drehen, was einem wieder viel Platz gibt und erlaubt den
Gegner an den Seilen unter Druck zu setzen. Dafür braucht man zum einen viel Kraft, aber auch eine
gute Technik. Man muss dabei während dem Klammern den Gegner aus dem Gleichgewicht bringen
und diesen Moment ausnutzen um ihn in eine Richtung zu drehen. Außerdem kann man den Gegner,
wenn man selber der kräftigere Kämpfer ist, während dem Clinch zurückdrängend um wieder
Ringmeter für sich zu gewinnen.
Floyd Mayweather war bekannt dafür seinen Gegnern taktisch immer einen Schritt voraus zu sein. Er
war in der Lage gezielte Fallen aufzustellen. Ein Beispiel dafür ist sein berühmter Pull-Counter. Bei
dem bietet er seinem Gegner ein einladendes Ziel, indem er seinen Kopf nach vorne lehnt. Sobald der
Gegner auf diese Falle hineinfällt und ihn versucht zu treffen, lehnt er sich gerade so weit zurück, um
den Schlag zu meiden und Kontert sofort mit seiner Rechten über den Schlag des Gegners. Um seine
Taktik während dem Kampf ändern zu können braucht man jahrelange Erfahrung und ein
tiefgreifendes Verständnis über die technischen und taktischen Aspekte des Sportes. Dieses
Verständnis kann man zum einen dadurch entwickeln, indem man sich viele Kämpfe anschaut und
zum anderen durch viele lockere Sparring Einheiten. Doch damit sollte man erst anfangen, wenn man
eine gute Technik hat und diese Technik sollte man stetig verfeinern und nie vernachlässigen.
10.2 Wie kann man einen Kampf gewinnen
Um das Strategische Hauptziel zu erreichen und den Boxkampf zu gewinnen ist es aber erst einmal
wichtig zu wissen, was es überhaupt für Möglichkeiten gibt, den Kampf für sich zu entscheiden.
KO- Sieg: Wenn man den Gegner niederschlägt und dieser nach 10 Sekunden nicht in der
Lage ist den Kampf fortzusetzen, gilt der Kampf durch KO gewonnen. Dabei spielt es keine
Rolle ob man den Gegner mit einem Schlag zum Körper oder zum Kopf zu Boden gebracht
hat.
TKO – Sieg: Ein technischer Ko wird erzielt wenn der Ringrichter den Kampf sofort beendet
ohne vorher noch bis 10 zu zählen. Wann der Kampf beendet wird liegt in dem Ermessen des
Kampfrichters. Es gibt verschiedene Szenarien in denen der Ringrichter gezwungen ist, den
Kampf zu beenden.
1. Wenn er sieht, dass einer der Kämpfer zu viel Schaden nimmt oder einfach keine
Chance mehr hat, kann er den Kampf vorzeitig beenden. Dabei muss der Gegner nicht
einmal zu Boden geschlagen werden, es reicht auch zu viele unbeantwortete Schläge
auf einmal abzubekommen.
2. Wenn der Gegner ein Cut bekommt, sich also eine Wunde im Gesicht öffnet, die seine
Sicht einschränkt, kann der Kampf vorzeitig beendet werden. In diesem Fall gewinnt
derjenige der das Cut verursacht hat. Aber nur, wenn das Cut durch einen legalen Schlag
geöffnet wurde. Das Gleiche gilt auch für Schwellungen rund um die Augen, welche die
Sicht einschränken können. Ab welchem Zeitpunkt der Kampf dann beendet wird, liegt
im Ermessen des Ringarztes.
3. Auch wenn der Gegner entscheidet den Kampf nicht mehr fortzusetzen, wird das als
Tko gewertet. Das kann entweder in der Pause zwischen den Runden passieren, oder
aber auch während einer Runde, indem das Team ein weißes Handtuch in den Ring
wirft.
4. Bei Verletzungen die den Kämpfer daran hindern den Kampf fortzusetzen wird auch in
den meisten Fällen ein TKO gewertet. Das ist auch der Grund, warum manche Boxer,
trotz einem gebrochenen Handgelenk ihre Kämpfe oft fortsetzen.
Disqualifikation: Ein Kampf kann auch beendet werden, indem einer der Kämpfer
disqualifiziert wird. Das ist bei wiederholten Regelverstößen der Fall und wird vom
Ringrichter entschieden. Einige Beispiele für solche Regelverstöße sind, Tiefschläge,
Kopfstöße, Beißen, Treten oder Schläge auf den Hinterkopf.
Punkte-Sieg: Geht der Kampf über seine volle Distanz und wird nicht vorzeitig beendet,
entscheiden die drei Punkterichter über den Ausgang. Dabei wird ein Punktesystem
verwendet bei dem für jede Runde maximal 10 Punkte pro Kämpfer vergeben werden
können. Der Sieger der jeweilige Runde bekommt dabei 10 Punkte und der Verlierer 9 oder
in manchen Fällen sogar noch weniger, bei einem Knockdown zum Beispiel. Wird eine Runde
als unentschieden gewertet ist es sogar auch möglich, dass beide Kämpfer 10 Punkte
bekommen. Am Ende des Kampfes werden die gesammelten Punkte zusammengezählt.
Haben mindestens 2 Punkterichter eine zusammengerechnet höhere Anzahl an Punkten
gegeben, wird man zum Sieger erklärt. Wer eine Runde gewinnt wird zum einen anhand der
Anzahl an gelandeten Treffern entschieden, aber auch anhand der Effektivität dieser Treffer.
Bringt man den Gegner zum Beispiel mit einem Schlag aus dem Gleichgewicht wird dieser
natürlich besser gewertet. Außerdem spielen die Aktivität und das Beherrschen des Ringes
eine Rolle bei der Bewertung von Kämpfen.
10.3 Strategie
Nun da man weiß wie man den Kampf gewinnen kann, gilt es die richtige Strategie auszuwählen um
dieses Ziel zu erreichen. Dabei kann man verschiedene Strategien unterscheiden, die alle ihre Vor-
und Nachteile habe. Dabei kommt es zum Teil zu einem sogenannten „Schere, Stein Papier Prinzip“
bei dem eine Strategie extrem gut gegen eine andere funktioniert, diese aber wiederum gut gegen
eine weitere. Da es jedoch nicht nur 3 Strategien gibt und die Effizienz einer Strategie auch vor allem
davon abhängt wie gut man sie beherrscht, ist das Ganze in Realität um einiges komplizierter. Die
wichtigsten Strategien werden im Folgenden dargestellt.
Wichtig ist es jedoch zu beachten als Pressure Fighter, dass man sich dadurch, dass man sich immer
in Schlagdistanz befindet auch selbst in der Gefahrenzone befindet. Daher ist es so wichtig den
Gegner mit vielen Finten unter Kontrolle zu halten. Außerdem sollte man zur Sicherheit seine
Deckung oben behalten und viel Headmovement nutzen. Der Jab ist eine der nützlichsten Waffen im
Arsenal des Pressure Fighters und sollte oft genutzt werden um den Gegner nicht zur Ruhe kommen
zu lassen.
10.3.2 Counterpuncher
Der Erzfeind des Pressure Fighters ist der Counterpuncher. Dieser ist in der Lage angreifende Gegner
mit einem schnellen Konter zu bestrafen, ohne dabei selbst getroffen zu werden. Counterpuncher
warten geduldig auf den Angriff des Gegners und können blitzschnell einen Gegenangriff abzufeuern.
Kämpft man gegen einen Counterpuncher, wird jeder Fehler den man macht bestraft. Vor allem
Pressure Fighter, die keine gute Verteidigung haben, sind gefundenes Fressen für Counterpuncher,
da sich diese oft unvorsichtig in die Schlagdistanz des Counterpunchers hineinbegeben und dieser
nur noch den geeigneten Schlag auswählen muss, um diesen Fehler zu bestrafen. Der
Counterpuncher nutzt viele verschiedene Taktiken um Gegner dazu zu bringen Fehler zu machen. Er
versucht den Gegner zu provozieren um diesen dazu zu bringen unüberlegt anzugreifen. Oder er
stellt ein einladendes Ziel dar, indem er beide Hände fallen lässt, nur um sobald der Gegner angreift,
schnell zu kontern. Um ein effektiver Counterpuncher zu sein braucht man jedoch extrem schnelle
Reflexe und eine gute Verteidigung. Es ist mental extrem anstrengend gegen einen Counterpuncher
zu kämpfen, da man bei jedem Angriff Angst haben muss gekontert zu werden. Damit bringt einem
der Counterpuncher dazu immer weniger angreifen zu wollen. Außerdem vermittelt es einem das
Gefühl gar keine Chance zu haben. Auch den Kampf durch Ko zu gewinnen ist diese Strategie
durchaus effektiv, da ein Konterschlag vom Gegner oft nicht gesehen wird und Schläge die man nicht
kommen sieht, mit Abstand am gefährlichsten sind. Das liegt daran, dass man wenn man den Schlag
nicht sieht, sich auch nicht darauf vorbereiten kann, indem man die Nackenmuskulatur anspannt.
Dadurch kommt es zu einer erheblich größeren Erschütterung im Gehirn, was dazu führt, dass man
Ko geht.
Was für Möglichkeiten es gibt Schläge zu kontern und wie genau man das anstellt, wird im Laufe
dieses Kapitels noch genauer beschrieben.
10.3.3 Swarmer
Der Swarmer ist wiederum eine gute Strategie um gegen einen Counterpuncher zu gewinnen. Der
Schwärmer möchte den Gegner nicht mit einem harten Schlag ausknocken, sondern ein große Anzahl
an Schlagkombination bringen. Um ein Swarmer zu sein braucht man eine extrem gute Kondition, da
man das Ziel hat der aktivere Kämpfer zu sein und durch die schiere Anzahl an Schlägen den Gegner
zu besiegen. Gerade gegen den Counterpuncher kann diese Strategie sehr vorteilhaft sein, da dieser
bei längeren Kombinationen nicht mehr in der Lage ist jeden Schlag zu verteidigen und gar nicht die
Zeit hat seine Konterschläge anzubringen. Er ist mehr damit beschäftigt, die große Anzahl an
Schlägen zu verteidigen. Vor allem mit kreativen Kombinationen zum Körper und zum Kopf findet der
Swarmer auch bei Gegnern mit guter Verteidigung immer wieder offene Stellen. Aufpassen muss der
Swarmer jedoch, nicht seine ganze Kraft in den ersten Runden zu verbrauchen, da diese Strategie
natürlich extrem Kräftezehrend ist. Daher sollte es sich geeignete Zeitpunkte aussuchen um seine
Kombinationen loszulassen und dann aber wieder aus der Schlagdistanz rausgehen um Kraft zu
sparen.
10.3.4 Out-Boxer
Diese Strategie kann man gut beobachten, wenn man sich einen der älteren Kämpfe von Muhammed
Ali anschaut. Dieser hat es geschafft mit seiner außerordentlichen Beinarbeit seine Gegner aus der
Langdistanz mithilfe von geraden Schlägen zu treffen, ohne diesen den Hauch einer Chance zu geben,
mit ihrer eigenen Offensive antworten zu können. Gerade durch die konstante seitlich Bewegung,
schafft er es den Rhythmus des Kampfes zu bestimmen und nach jedem gelandeten Schlag, wieder
an einer neuen Position zu landen. Der Gegner ist dabei, wenn er keine so gute Beinarbeit hat, nicht
in der Lage eine Position zu finden, um einen Schlag zu treffen. Der Outboxer ist auch in den meisten
Fällen der größere Kämpfer und hat dadurch auch eine bessere Reichweite mit seinen langen Armen.
Die größte Gefahr für den Outboxer ist es, wenn ein Pressure Fighter oder ein Swarmer ihn durch das
Abschneiden des Ringes in die Ecke zwingen. Der Out-Boxer verlässt sich nämlich stark auf seine
Beinarbeit und ist ohne diese nicht in der Lage seine Größe zum Vorteil nutzen zu können. Das
Hauptziel eines Outboxers ist es oft den Kampf über Punkte zu gewinnen und nicht unbedingt durch
einen Ko. Das liegt daran, dass er kein zu großes Risiko eingehen will getroffen zu werden und
deshalb nicht sein ganzes Körpergewicht im Schlag involviert um möglichst mobil zu bleiben. Der Jab
ist dabei die wichtigste Waffe des Out-Boxers. Dieser dient dazu die Distanz zum Gegner aufrecht zu
erhalten, um immer in der Langdistanz bleiben zu können.
Die meisten Boxer sind in der Lage mehr als nur eine Strategie anzuwenden, haben aber oft eine
Strategie die sie am liebsten anwenden, da sie diese am besten beherrschen. Denn auch wenn eine
Strategie perfekt auf einen Gegner angepasst ist, wird sie trotzdem keinen großen Nutzen haben,
wenn sie nicht richtig beherrscht wird. Hat ein Kämpfer der die Strategie des Sluggers anwenden will,
nicht genug Kraft um dem Gegner zu schaden, ist sie komplett sinnlos. Möchte man die Strategie des
Outboxers anwenden und den Gegner aus der Langdistanz heraus besiegen, ist das nur möglich,
wenn man die nötige Beinarbeit besitzt um dauerhaft in der Langdistanz bleiben zu können. Ein
Swarmer kann seinen Gegner nur mit vielen Schlägen überwältigen, wenn er auch in der Lage ist
schnelle Kombinationen mit vielen Schlägen zu bringen. Auch ein Counterpuncher braucht die
Reaktionsgeschwindigkeit um schnell genug seine Konterschläge anbringen zu könne, da er sonst
keine Gefahr darstellt. Und zu guter Letzt muss der Pressure Fighter in der Lage sein, den Gegner
dauerhaft unter Druck zu setzen, ohne dabei auf seine Verteidigung zu vergessen, da er sonst
dauernd in Schläge reinläuft. Die meisten dieser Strategien sollte man in ihren Grundzügen
beherrschen, um auf jeden Gegner vorbereitet zu sein. Dazu gehört aber gesagt, dass es zum Beispiel
für einen extrem kleinen Kämpfer nur wenig Sinn macht sich viel mit der Strategie des Outboxer zu
beschäftigen, da dieser nie in der Situation sein wird, eine höhere Reichweite zu haben. Da man aber
sowieso nicht in der Lage ist alle Strategien perfekt zu beherrschen, könnte es sogar von Vorteil sein
zumindest eine oder zwei Strategien perfekt zu beherrschen.
10.4 Taktik
Bei der Taktik im Boxen geht es zum einen natürlich darum die Strategie bestmöglich umsetzen zu
können. Um das zu erreichen gibt es viele verschiedene Methoden. Um diese Methoden bestmöglich
umsetzen zu können, ist es wichtig immer die Kontrolle über den Gegner zu behalten. Man muss die
Distanz zwischen sich und dem Gegner kontrollieren. Dazu nutzen die meisten Boxer Schläge, das ist
die konventionelle Methode um den Gegner zu kontrollieren. Doch neben den Schlägen ist es sehr
wichtig auch andere Taktiken zu besitzen um die Distanz zwischen sich und dem Gegner unter seine
Kontrolle zu bringen, da man ja nicht durchgehend zuschlagen kann. Um den Gegner auch ohne
Schläge kontrollieren zu können und daran zu hindern effektive Schläge zu bringen, gibt es das
Fintieren, Manipulationstechniken und Sondieren. Diese verschiedenen Taktiken werden im späteren
Verlauf dieses Kapitels noch genauer erklärt. Um den Gegner mental zu kontrollieren kann man
Konterschläge nutzen. Man kann den Gegner mithilfe von Konterschlägen mental so stark unter
Kontrolle bringen, dass dieser bei jedem seiner Schläge Angst vor einem Kontertreffer hat und sich
nicht mehr traut anzugreifen.
Nicht nur die Verlagerung des Gewichts ist entscheidend was Positionen im Boxkampf angeht,
sondern auch wo man im Verhältnis zum Gegner steht. Das Ziel beim taktischen Vorgehen im Boxen
ist es sich in eine Position zu begeben, in der man Vorteile gegenüber seinem Gegner hat. Die meiste
Zeit wird man sich im Boxkampf gerade vor seinem Gegner befindet. Diese Position ist neutral und
bietet keinen der Kämpfer irgendeinen Vor- oder Nachteil, da beide Kämpfer sich in der direkten
Schlaglinie befinden. Geht man davon aus der Gegner bleibt an Ort und Stelle und man selbst bewegt
sich zur Seite, sodass man in einem 30 Grad Winkel zum Gegner steht, sieht das ganze anders aus. In
dieser Position ist man selbst nämlich in der Lage mit beiden Händen angreifen zu können. Der
Gegner ist jedoch nicht in der Lage einen mit Schlägen zu treffen, bis er sich wieder in die richtige
Richtung gedreht hat. Dieses Prinzip machten sich einige der Boxer mit der besten Beinarbeit zu
nutzte, indem sie sich mithilfe eines Shuffle Steps schnell seitlich rausbewegen. Am effektivsten
funktioniert das, wenn der Gegner gerade angreift, da er während seines Angriffs nicht in der Lage ist
sich schnell genug wieder so ausrichten, dass sich beide wieder in einer neutralen Position befinden.
10.5.1 Konterschläge
Als Konterschlag wird eine jeder Schlag bezeichnet, der entweder während oder unmittelbar nach
dem Angriff des Gegners ausgeführt wird. Einen Gegner effektiv kontern zu können ist extrem
schwierig, da man dafür sehr gute Reflexe benötigt und das Timing des Gegners verinnerlicht haben
muss. Viele Boxer nehmen sich daher einige Runden Zeit, um das Timing und die typischen
Bewegungsabläufe des Gegners herauszufinden, um dann mit gezielten Konterschlägen auf den
Angriff des Gegners zu antworten. Konterschläge sind ein sehr wichtiges taktisches Instrument und
erfordern ein gutes Verständnis über die verschiedenen Bewegungsabläufe und Techniken im Sport
Boxen. Man sollte genau wissen, welcher Schlag des Gegners wie gekontert werden kann. Wenn man
diese Fähigkeit beherrscht, hat man einen riesigen Vorteil gegenüber seinem Gegner. Ein guter Boxer
weiß zum Beispiel, dass der Jab der wichtigste Schlag im ganzen Boxsport ist. Wenn man jetzt aber
jedes Mal wenn der Gegner einen Jab schlägt, diesen mit einem schnellen Konterschlag dafür
bestraft. Wird er diesen irgendwann nicht mehr schlagen wollen und man hat ihm einen der
wichtigsten Schläge weggenommen. Dafür ist es wichtig mehrere Methoden auf Lager zu haben um
gewisse Schläge kontern zu können, sodass der Gegner immer wieder überrascht wird und nicht in
der Lage ist sich auf einen Konterschlag vorzubereiten.
Slip and Punch: Eine beliebte Methode diese Taktik anzuwenden ist es, während der Gegner eine
Gerade schlägt entweder nach links oder rechts zu slippen und gleichzeitig selbst eine gerade zum
Körper oder zum Kopf schlagen. Man bringt also während man Schlägt seinen Kopf gerade soweit aus
der Schlaglinie raus, dass man nicht getroffen wird. Das ganze kann bei Bedarf auch mit einem Schritt
nach vorne kombiniert werden, um die Distanz zum Gegner zu verringern. Weicht man nach rechts
aus, schlägt man mit der linken Hand und weicht man nach links aus schlägt man mit der rechten.
Das macht man deshalb genau so, da man ja wie beim Kapitel Schläge schon beschrieben sein
Gewicht bei den Schlägen verlagern möchte, und beim Schlag mit der rechten möchte man Gewicht
nach vorne und links in Richtung Position 1 verlagern. Beim Schlag mit der linken Hand möchte man
sein Gewicht nach Position 2 Verlagern. Bei diesem Konterschlag ändert sich also gar nicht so viel an
der Schlagtechnik, man bringt einfach bewusst den Kopf aus der Schlaglinie raus und versucht den
Schlag so zu timen, dass er annähernd gleichzeitig mit dem gegnerischen Schlag ausgeführt wird.
Block and Punch: Bei dieser Methode wird der Jab des Gegners mit dem eigenen Jab gekontert.
Dabei blockt man diesen mit der eignen Schlaghand, während man sein Führhand austreckt um
seinen eigenen Jab zu schlagen. Diese Taktik ist sehr effektiv da sie leicht anzuwenden ist und den
Gegner davon abhält den Jab schlagen zu wollen, wenn er immer wieder dabei durch einen Konterjab
getroffen wird.
Körperschläge: Bringt der Gegner einen Schlag zum Körper, kann man diesen mit dem Unterarm
oder Ellbogen blocken und sobald man spürt, dass der Schlag angekommen ist, einen kurzen
Aufwärtshaken oder geraden Schlag zum Kopf des Gegners ausführen. Wichtig bei dieser Variante ist,
dass man die Schläge so schnell wie möglich schlägt und jegliche Ausholbewegungen möglichst
reduziert. Dabei braucht man sich nur auf sein Gespür verlassen, indem man sobald man den Gegner
auf seiner Deckung spürt automatisch den Schlag ausführt. Da runde Schläge zum Körper vom
Gegner meist einen längeren Weg zurücklegen als der schnelle Konterschlag, ist diese Taktik sehr
effektiv und vor allem in der Nahdistanz ein nützliches Mittel um den Gegner zu treffen.
Kopfschläge: Auch Schläge zum Kopf kann man aus der High Guard heraus mit der gleichen Hand die
man zum Blocken nutzt kontern. Dabei wartet man einfach in der High Guard auf einen Angriff des
Gegners. Sobald man den Schlag auf seiner Deckung spürt streckt man seine Hand so schnell wie
möglich, ohne dabei zu viel Rotation und Ausholbewegung zu nutzen, da hier die Geschwindigkeit
entscheidend ist. Das funktioniert am besten wenn der Gegner einen Haken Schlägt, da dieser mehr
Ausholbewegung benötigt, wodurch man meist schneller ist. Dadurch, dass man auf zu viel
Körperrotation verzichtet hat dieser Konterschlag auch nicht viel Kraft, kann aber trotzdem gerade in
der Mittel und Nahdistanz effektiv genutzt werden um den Gegner zu frustrieren.
10.6 Rhythmus
Jeder Boxer hat seinen eigenen Rhythmus, in dem er sich bewegt. Diesen Rhythmus besitzen alle, ob
Anfänger oder Profi. Der Unterschied zwischen den beiden ist jedoch, dass der Profi seinen Rhythmus
genau unter Kontrolle hat und variieren kann. Der Anfänger hat seinen Rhythmus nicht unter
Kontrolle und passt diesen meist an den seines Gegners an, wenn dieser mehr Erfahrung hat. Damit
gibt er seine ganze Kontrolle ab und der Profi, der den Rhythmus kontrolliert hat ein leichtes Spiel
seine Schläge zu landen. Meist verlieren unerfahrene Boxer ihren Rhythmus, da sie denken sie
müssen ihn an den Gegner anpassen um eine Chance zu haben. Oft kann auch ihre Unsicherheit und
Nervosität dazu führen keinen eigenen Rhythmus zu finden, wodurch man dazu gezwungen ist im
Rhythmus des Gegners zu kämpfen.
Doch was genau ist überhaut der Rhythmus beim Boxen. Diesen kann man durchaus mit dem Tanzen
vergleichen. Da man nämlich in einem Boxkampf so gut wie immer in Bewegung ist, fällt man
automatisch in einen gewissen Rhythmus. Dieser Rhythmus bestimmt jede einzelnen Bewegung
eines Boxers ob es nun das Verteidigen von Schlägen ist oder das Angreifen mit eigenen Schlägen. Im
Laufe eines Kampfes kann man seinen Rhythmus gezielt ändern um bestimmte strategische Ziele zu
erreichen. Zu lange sollte man auf keinen Fall dieselben rhythmischen Bewegungen machen, da man
sonst zu vorhersehbar wird und der Gegner das ausnutzen kann. Das kann man aber auch zu seinem
Vorteil nutzen, indem man seinen Rhythmus gezielt unterbricht um den Gegner, der sich in den
meisten Fällen schon an den Rhythmus gewöhnt hat, zu überraschen. Zeigt der Gegner Schwäche,
kann man seinen Rhythmus zum Beispiel beschleunigen, indem man mehr Schläge bringt. Möchte
man sich etwas ausruhen, kann man aber auch einen langsameren Rhythmus nutzen um Energie zu
sparen. Dieses Rhythmusänderungen sind aber nur möglich wenn man den seinen eigenen Rhythmus
beibehält und am besten dadurch den Rhythmus des Gegners mitbestimmt.
Den Rhythmus kann man auch nutzen, um Kombinationen in der Offensive zu landen, indem man
variiert in welcher Frequenz man diese schlägt, um den Gegner aus dem Konzept zu bringen. In der
Verteidigung hilft er einem indem man, wenn der Gegner seinen Rhythmus an den eigenen
angepasst hat, ein sehr gutes Gefühl dafür bekommt, wann die Schläge kommen und in welcher
Frequenz diese geschlagen werden. Man nutzt bei den verschiedenen Verteidigungstechniken den
gleichen Rhythmus um die Schläge präzise abwehren zu können.
Einen guten Rhythmus zu besitzen ist sehr wichtig, da er es einem erlaubt sich flüssig zu bewegen.
Außerdem hilft er einem in Bewegung zu bleiben, ohne sich ständig auf die einzelnen Bewegungen
konzentrieren zu müssen, damit man mehr Zeit hat um sich mental auf den Gegner zu fokussieren.
Das allerwichtigste ist es aber, immer in Kontrolle über den Rhythmus zu bleiben und nicht die
Kontrolle an den Gegner abzugeben. Ein weiterer Grund einen gutes Gefühl für den Rhythmus beim
Boxen zu entwickeln ist, dass es um einiges Energiesparender ist, im eigenen Rhythmus zu boxen. Da
man selbst entscheidet wann man welche Bewegung macht. Wird einem ein anderer Rhythmus
aufgezwungen, kann das sehr kräftezehrend sein. Um den Gegner zu ermüden kann man auch gezielt
seinen Rhythmus unterbrechen, indem man den Gegner mit einem eigenen Angriff unterbricht wenn
er gerade angreifen will.
10.7 Fintieren
Das Fintieren ist eine der wichtigsten Methoden um den Kampf zu kontrollieren und hilft einem den
Rhythmus des Gegners zu unterbrechen und den eigenen durchzusetzen, ohne viel Kraft in Schläge
reinstecken zu müssen. Da man den Gegner über den ganzen Kampf hinweg unter Kontrolle haben
sollte, ist das Fintieren ein extrem wichtiges Werkzeug und neben dem Schlag eines der wichtigsten
offensiven Mittel um den Gegner ständig unter Druck zu setzen. Das Fintieren kann einem auch
helfen Schläge zu landen. Dabei kann man entweder mit der einen Hand antäuschen und der
anderen zuschlagen, oder man täuscht einen Schlag an und schlägt kurz darauf aber einen anderen
mit derselben Hand. Um effektiv fintieren zu können, muss diese jedoch realistisch genug sein, um
den Gegner glauben zu lassen, dass der Schlag wirklich kommt. Daher muss man wirklich so tun als
würde man den Schlag bringen. Ein einfaches Wackeln mit dem Unterarm reicht dabei in den
meisten Fällen nicht aus. Da Fintieren hilft einem auch, den Gegner besser analysieren zu können.
Macht der Gegner bei jeder Finte dieselbe verteidigende Bewegung, kann man das im späteren
Verlauf des Kampfes ausnutzen. Wichtig beim fintieren ist es, immer unberechenbar zu bleiben.
Nutzt man eine Finte zu oft, verliert sie ihre Wirkung. Außerdem sollte man das Schlagen nicht
vergessen. Konzentriert man sich zu sehr auf das Fintieren, ohne dabei harte Schläge zu landen,
verliert der Gegner irgendwann den Respekt und reagiert nicht mehr auf die Finten. Das Fintieren
kann, aber nicht nur genutzt werden um den Gegner in die Verteidigung zu zwingen. Gerade gegen
Counterpuncher kann das Fintieren sehr effektiv genutzt werden um den Gegner gezielt dazu zu
bringen anzugreifen um den Counterpuncher mit seinen eigenen Waffen zu schlagen und gezielt zu
kontern.
Die Beinarbeit Finte wird auch häufig in der Verteidigung genutzt. Gerade Outfighter nutzen diese um
mit dem seitlichen Shuffle in eine Richtung entkommen zu können. Dabei täuschen sie eine
Bewegung in auf eine Seite an, bewegen sich aber in die andere Richtung.
10.8 Manipulationstechniken
Einige Manipulationstechniken beim Boxen werden von vielen bekannten Boxern genutzt, befinden
sich aber häufig im Graubereich des Regelwerks. Da der Ringrichter jedoch nicht jeden Regelverstoß
bestrafen kann und auch nicht alles sieht, werden sie häufig nicht bestraft.. Außerdem muss man
auch zwischen Amateurkämpfen und Profikämpfen unterscheiden, da bei Amateurkämpfen, das
Regelwerk um einiges genauer eingehalten wird und Verstöße früher bestraft werden. Manche
Sachen sind jedoch auch bei den Profis verboten und sollten auf jeden Fall unterlassen werden.
Jemanden mit einer Hand von hinten festzuhalten und mit der anderen Hand zuzuschlagen, wird
sofort bestraft und ist auch nicht zu empfehlen. Einige andere Techniken werden jedoch von den
meisten Ringrichtern toleriert und können ein großes Hilfsmittel sein.
Manipulationstechniken sind ein weiteres Hilfsmittel um die Kontrolle über den Gegner aufrecht zu
erhalten. Man möchte damit den Gegner daran hindern in Positionen zu kommen, in denen er
angreifen kann. Auch um offensiv agieren zu können, sind Manipulationstechniken sehr effektiv. So
kann man zum Beispiel die Deckung des Gegners mit einer Hand nach unten ziehen, um das Gesicht
für einen Schlag mit der anderen Hand zu öffnen. Oder man schiebt mit einem Jab, bei dem man
seine Hand gestreckt lässt, die Deckung des Gegners zur Seite, um mit der Schlaghand durch die
geöffnete Lücke schlage zu können.
Generell ist es eine sehr effektiv der Manipulationstechniken den Kopf des Gegners mit den Händen
zu kontrollieren. Man kann das ganze Defensiv nutzen, indem man den Kopf des Gegners nach unten
drückt, wenn dieser nach vorne stürmt um anzugreifen. Dadurch verliert er einen großen Teil seines
Gleichgewichts und ist somit nicht mehr in der Lage harte Schläge zu bringen. Diese Kontrolle des
Kopfes kann man auch mithilfe vom sogenannten Sondieren erzielen. Man streckt seinen Arm,
meistens die Führhand, wie eine Sonde nach vorne aus und platziert den Handschuh vor das Gesicht
des Gegners. Man versucht dabei mit der Hand seine Kopfbewegungen zu verfolgen und ihn daran
hindern, zu weit in die Schlagdistanz zu kommen. Bewegt er sich doch weiter nach vorne, hat man
dadurch dass man seinen Kopf mit der einen Hand im Visier hat die Möglichkeit mit der anderen
Hand zuzuschlagen und hat eine sehr hohe Trefferwahrscheinlichkeit. Vor allem gegen kleinere
Gegner mit dem Peek a Boo Stil ist das sondieren sehr effektiv. Eine andere Situation in der es von
Vorteil ist den Kopf des Gegners zu kontrollieren ist, nachdem man angegriffen hat. Um nach dem
eigenen Angriff einen Gegenangriff des Gegners vorzubeugen, kann man den Kopf des Gegners
seitlich wegschieben, um diesem das Gleichgewicht zu nehmen. Dadurch ist er für kurze Zeit nicht in
der Lage anzugreifen.
Ein weiteres Ziel der Manipulationstechniken ist es die Hände des Gegners unter Kontrolle zu
bringen. Man kann zum Beispiel in der Nahdistanz beide Hände des Gegners, abgesehen vom
Klammern, auch kontrollieren, indem man seinen Unterarm davor hält. Wenn dieser sich in der High
Guard befindet und mit dem Unterarm der Führhand beide Hände blockiert, ist der Gegner nicht
mehr in der Lage selbst zuschlagen zu können, außer er geht einen kleinen Schritt zurück oder schafft
es sich anders aus dieser Position zu lösen.
10.10 Trainingsmethoden
Das reine Wissen über die verschiedenen Taktiken und Techniken alleine reicht leider nicht aus um
ein erfolgreicher Boxer zu werden. Um dieses Wissen zu verinnerlichen und in die Tat umsetzen zu
können, braucht man viel Training. Dabei gibt es ganz viele verschiedene Methoden die Taktiken und
Techniken im Training zu perfektionieren. Einige wichtige werden in den folgenden Kapiteln
beschrieben. Das sind doch nicht die einzigen Möglichkeiten ein Boxtraining zu gestalten, lediglich
die wichtigsten und bekanntesten Formen seine boxerischen Fertigkeiten zu verbessern.
10.10.1 Drills
Um die genauen Bewegungsabläufe, die man beim nächsten Kampf nutzen möchte, einzutrainieren
sind sogenannte Drills ein sehr gutes Hilfsmittel. Ursprünglich kommt der Begriff Drill aus dem
Militär. Ein Drill ist mechanische Einüben von Fertigkeiten durch häufiges Wiederholen. In unserem
Fall von taktischen Bewegungen beim Boxen. Dabei wiederholt man diese Bewegung so oft, bis man
sie fehlerfrei beherrscht und nicht mehr über die einzelnen Bewegungsabläufe nachdenken muss. Im
Kampf hat man dann nämlich keine Zeit mehr sich Gedanken darüber zu machen, wie genau man
eine Bewegung ausführt. Das ständige wiederholen derselben Bewegung erscheint für viele sinnlos
und langweilig, ist aber wenn man eine Bewegung beherrschen und im Kampf anwenden möchte
unerlässlich. Gerade bei Anfängern die erst die technischen Grundlagen erlernen müssen, ist es sehr
zu empfehlen die richtigen technischen Bewegungsabläufe zuerst mithilfe von Drills zu erlernen,
bevor man mit fortgeschritteneren Übungsmethoden anfängt. Aber auch Profis nutzen immer noch
häufig Drills um sich für ihren nächsten Kampf, gewisse Taktiken einzustudieren, die auf den Gegner
angepasst sind. Dabei kommt es aber nicht darauf an möglichst komplexe Kombinationen
einzustudieren. Die Drills sollten möglichst realistisch gehalten werden, um sie auch wirklich im
Kampf umsetzen zu können.
Dadurch dass Schattenboxen auch sehr locker trainiert werden kann, eignet es sich perfekt um die
Boxtechnik zu verfeinern. Man kann stundenlang dieselben Bewegungsabläufe üben ohne dabei
müde zu werden. Auch für Anfänger die noch nicht so viel Kraft in den Schultern haben ist diese Form
des Trainings optimal geeignet. Die meisten Boxer bauen in fast jeder Trainingseinheit ein paar
Runden Schattenboxen ein. Oft wird es genutzt um sich aufzuwärmen und auf die muskulär
anstrengenderen Trainingsformen vorzubereiten. Aber auch als ganzheitliches Workout kann man
Schattenboxen durchaus nutzen. Möchte man das Schattenboxen etwas intensiver Gestalten und
seine Kraft damit auch verbessern kann man dafür auch leichte Gewichte nutzen. Dabei sollte man
die 3 kg aber auf keinen Fall überschreiten, da man damit sonst seine Gelenke schädigen kann.
Außerdem sollte man beim Schattenboxen mit Gewichten darauf achten, eine saubere Technik
beizubehalten, da man bei zu schwerem Gewicht häufig dazu neigt, technisch unsauber zu werden.
Eine sehr hilfreiche Übung um mithilfe von Schattenboxen seine Taktik und Strategie zu verbessern,
ist mithilfe von einem Partner möglich. Dabei steht man in einem größeren Abstand zum Partner
damit man nicht mehr in Schlagreichweite ist. Dann beginnt man mit dem Schattenboxen und tut so
als würde man seinen Partner bekämpfen. Man versucht die Schläge, welche er in die Luft ausführt
so zu verteidigen als würde er sich in Schlagreichweite befinden. Gleichzeitig versucht man ihn zu
kontern und selber Angriffe durchzuführen. Das hilft einem dabei, seine defensiven Reaktionen
einzustudieren und noch besser Konterschläge üben zu können, da man etwas hat, auf das man
reagieren muss. Dadurch schult man auch seine Reaktionsgeschwindigkeit und bekommt ein
besseres Auge dafür wie sich der Gegner in einem Kampf durch den Ring bewegt. Gleichzeitig kann
man auch seine Beinarbeit in Bezug auf den Gegner trainieren, indem man zum Beispiel versucht ihm
den Weg abzuschneiden und ihn in der Ringecke festzunageln. Gerade für Anfänger ist diese Übung
sehr vorteilhaft, da diese sich die Bewegungen des Gegners in Form von normalem Schattenboxen
noch nicht zu genau vorstellen können, da sich noch nicht genug Erfahrung haben.
Um die Technik zu verfeinern kann man sich beim Schattenboxen auch vor einen Spiegel stellen.
Dadurch kann man genau beobachten, ob die Ausführung der Schläge ihre technische Richtigkeit hat.
Dabei kann man sich ruhig etwas langsamer bewegen um die Fehler auch erkennen zu können. Das
hilft einem vor allem wenn man sich gerade neue Kombinationen mithilfe von Drills beibringen will.
Am besten man übt diese so lange vor dem Spiegel, bis man die Bewegungsabläufe verinnerlicht hat.
Dann kann man sie auch in freieren Trainingsformen Problemlos nutzen, ohne über den genauen
Bewegungsablauf mehr nachdenken zu müssen.
Hat man die Möglichkeit, während dem Schattenboxer von einem Trainer gecoached zu werden kann
das auch von Vorteil sein. Der Trainer kann einem zum Bespiel währenddessen immer wieder ein
paar Aufgaben geben oder Kombinationen ansagen, die man dann so schnell wie möglich ausführen
sollte.
10.10.5 Boxsack
Um am Boxsack trainieren zu können benötigt man zum einen Bandagen und Handschuhe und einen
passen Sandsack. Dabei gibt es verschiedene Formen von Boxsäcken. Es gibt welche die mit Wasser
gefüllt sind und dadurch gelenkschonender sind, aber auch ganz normale mit einer Füllung aus
Stoffresten oder anderen Materialien. Um einen neuen Trainingsreiz zu setzen macht es durchaus
Sinn, falls vorhanden, ab und zu auch mal mit einem wassergefüllten Sack zu trainieren. Das kommt
aber auch ganz auf die eigenen Vorlieben an und es gibt noch keine Studie darüber, welche Füllung
eines Boxsackes am besten für ein effektives Training ist. Mittlerweile gibt es schon ganz viele
verschiedene Formen und Variationen von Boxsäcken. Die wichtigsten beiden Formen sind zum
einen die klassischen Boxsäcke die von der Decke hängen, gerade sind und ausreichend Länge haben
um Schläge zum Körper und zum Kopf üben zu können und tränenförmige Boxsäcke die etwas kleiner
sind und sich ungefähr auf Kopfhöhe befinden. Diese sind deshalb wichtig, da man mit ihnen am
besten Aufwärtshaken zum Kopf üben kann. Das ist beim klassischen Sandsack nur bedingt und mit
wenig Kraft möglich, da man diesen ja nicht wirklich von unten treffen kann. Dafür kann man mit den
tränenförmigen Sack keine Schläge zum Körper trainieren, da dieser dafür zu hoch hängt. Es gibt
noch andere Formen von Boxsäcken die dem Trainierenden verschiedene Möglichkeiten geben aus
unterschiedlichen Winkeln Schläge landen zu können. Diese bringen alle gewisse Trainingsvorteile
mit sich, sind aber nicht zwingend notwendig um ein effektives Training am Sandsack durchführen zu
können.
Beim Training am Boxsack geht es im Vergleich zum Schattenboxen, neben dem technischen und
taktischen Trainingsaspekt, auch um das konditionelle Training. Man möchte also die Muskulatur
stärken, die für einen Schlag benötigt wird. Dieser Trainingseffekt wird beim Boxsack Training immer
nebenbei erzielt und kann vergrößert werde, wenn man sich zum Beispiel mal nur auf harte Schläge
konzentriert. Hat man beim Boxtraining das Ziel seine Kondition zu verbessern ist der Boxsack das
ideale Mittel dafür. Man kann aber nicht nur seine Schnellkraft mithilfe von harten Schlägen
trainieren, sondern auch seine Kraft-Ausdauer verbessern indem man für einen gewissen Zeitraum
zum Beispiel 30 Sekunden so viele Schläge wie möglich bringt. Auch die Geschwindigkeit kann man
verbessern und die schnelle Abfolge von Schlägen, indem man schnelle Kombinationen einübt.
Aber auch um die Technik zu verbessern ist der Boxsack sehr gut geeignet und kann mithilfe von
Drills genutzt werden um gewisse Bewegungsabläufe einzustudieren. Im Vergleich zu Drills beim
Schattenboxen, stärkt man somit aber auch gleichzeitig sein Muskulatur, um mehr Kraft erzeugen zu
können.
Auch die Taktik und Strategie kann mithilfe von Boxsack Training verfeinert werden. Man kann
mithilfe von Drills gewisse Strategien einlernen oder bedingtes und freies Training am Boxsack
nutzen um Kampfsituation nachzustellen. Dabei sollte man auf keinen Fall vergesse die Verteidigung
einzubauen, da diese bei den meisten im Training vernachlässigt wird. Um ein Distanzgefühl zu
entwickeln kann der Boxsack sehr hilfreich sein. Mit ihm kann man üben aus der Langdistanz
anzugreifen und die Schlagreichweite nach dem Angriff wieder zu verlassen. Im besten Fall behandelt
man beim freien Training seinen Boxsack wie einen Gegner, der auch zurückschlägt. Der Vorteil von
Sandsäcken die von der Decke hängen ist, dass sich diese Bewegen. Dadurch hat man einen besseren
Trainingseffekt, wenn man sich Vorstellt der Sack wäre ein Gegner und man muss sich so bewegen,
dass man sich immer außerhalb der Schlagreichweite befindet, wenn man gerade nicht angreift. Aber
auch um das taktische Vorgehen in der Nahdistanz zu üben ist der Sandsack gut geeignet.
10.10.6 Pratzen
Bei den bisherigen Trainingsformen war es problemlos möglich auch ohne Trainer zu trainieren. Hier
braucht man einen Partner, der einem die Pratzen hochhält. Pratzen sind die Schlagpolster, in die
man hineinschlägt. Macht man diese Übung mit einem Partner, kann man auch einfach in die
Handschuhe des Partners hineinschlagen, wenn dieser sie hochhält. Bei dieser Trainingsform ist kein
freies oder bedingtes Training möglich. Man ist komplett darauf angewiesen das zu tun, was einem
der Trainer sagt. Dabei schlägt man immer diagonal auf die Pratze, die der Trainer nach oben hält.
Also schlägt man mit seiner rechten Hand auf die rechte Hand des Trainers und mit der linken auf die
linke Hand des Trainers. Der Trainer entscheidet dadurch welche Schläge wann geschlagen werden
und was für Kombinationen man schlägt. Er sollte dabei darauf achten, realistische Kampfsituationen
nachzustellen. Der Vorteil dieser Trainingsform ist, dass man durch die Interaktion mit seinem Trainer
Konterschläge und defensive Bewegungen realistisch üben kann. Dieser kann immer wieder zwischen
den Kombinationen, selber zuschlagen, damit man seine Verteidigung schulen kann und möglichst
realitätsnahe trainiert. Man kann sich dabei auch durch den Ring bewegen und hat dadurch auch den
Aspekt der Beinarbeit mit dabei, der beim Training am Sandsack eher schwer trainiert werden kann.
Beim Pratzentraining kommt die Qualität des Trainings ganz auf den Trainer an. Wenn dieser weiß
was er tut und nützliche Kombinationen mit Konterschlägen und Defensive einbaut, dann kann ein
Pratzentraining sehr effektiv sein, da man zusätzlich auch noch seine Kondition dabei verbessert.
Auch die Reaktionsgeschwindigkeit kann man damit sehr gut schulen, da man immer wenn der
Trainer die Pratze hochhält schnell reagieren muss. Außerdem muss man zu jedem Zeitpunkt sehr
konzentriert bleiben, um genau das durchführen zu können was einem der Trainer vorgibt. Dadurch
lernt man auch unter großer Anstrengung und Erschöpfung den mentalen Fokus beibehalten zu
können, was für Boxkämpfe sehr wichtig ist.
Partnerübungen mithilfe von Drills können, bei fortgeschritteneren Boxern auch durch bedingtes
Sparring ergänzt werden. Hier steht man wieder seinem Partner gegenüber und beide Personen
bekommen eine bestimmte Vorgabe wie sie sich Verhalten sollen. Die beliebteste Vorgabe für ein
bedingtes Sparring ist zum Beispiel, dass beide Personen nur mit der Führhand zuschlagen dürfen.
Oder man lässt beide Personen nur zum Körper schlagen. Diese sehr freie Form zu trainieren ist sehr
wichtig und erlaubt es den Boxern, an ihren Taktiken zu arbeiten und die gelernten Drills
umzusetzen. Dadurch, dass man trotzdem nicht ganz frei arbeitet, hilft es den Boxern nicht in ihre
gewohnten Verhaltensmuster zurückzufallen und zwingt sie dazu neue Gewohnheiten zu etablieren.
Dadurch können Boxer gezielt an ihren Schwächen arbeiten und diese zu den Stärken zu machen.
Merkt der Trainer zum Beispiel, dass einer seiner Kämpfer immer nur aus der Langdistanz heraus
kämpft und immer sofort zum Klammern anfängt sobald es in die Nahdistanz kommt, könnte er ihm
beim bedingten Sparring die Vorgabe geben, stets in der Nahdistanz zu bleiben. Dabei kann man
sogar, um die beiden Kämpfer daran zu hindern die Nahdistanz zu verlassen einen Reifen auf den
Boden legen und die Vorgabe geben, dass ein Fuß immer im Reifen bleiben muss.
Man kann bedingtes Sparring aber auch mit Unterschiedlichen Vorgaben trainieren. Um das
Verteidigen von Haken zu trainieren kann zum Beispiel einer die Vorgabe bekommen nur Haken zu
Schlagen und der andere muss diese Verteidigen. Hier ist der Kreativität keine Grenzen gesetzt und
es gibt zahlreiche Möglichkeiten bedingtes Sparring zu trainieren.
10.10.8 Sparring
Beim Sparring gibt es keine Vorgaben mehr. Man steht seinem Gegner gegenüber und hat das Ziel
ihn zu treffen, ohne getroffen zu werden. Dabei geht es aber auch nicht darum, wie in einem Kampf
den Gegner auszuknocken. Sondern es geht darum, alles was man gelernt hat in einem nicht allzu
harten Übungskampf umzusetzen. Man sollte noch die Möglichkeit haben, Taktiken ausprobieren zu
können, ohne Angst zu haben sofort einen harten Schlag abzubekommen. Beim Sparring tragen die
meisten einen Kopfschutz und Tiefschutz um sich nicht zu verletzen. Für Kampfboxer ist das Sparring
unerlässlich, da man sich dadurch am besten auf die reale Kampfsituation vorbereiten kann. Man
sollte jedoch nicht zu häufig hartes Sparring machen, da man sich dadurch schwere Gesundheitliche
Schäden zuziehen kann. Lockere Formen von Sparring sollten jedoch häufig geübt werden und sind
ideal um Strategie und Taktik zu verbessern. Durch lockere Sparring Einheiten bekommt man mit der
Zeit ein immer besseres Verständnis dafür wie die Interaktion zum Gegner abläuft. Man lernt, welche
Bewegungen man vermeiden sollte und wie man den Gegner kontrollieren kann. Man lernt beim
lockeren Sparring etwas weiter voraus zu denken. Man sollte nämlich nicht nur wissen wie man
angreift, sondern auch was man nach dem Angriff macht. Das kann sogar manchmal so weit gehen,
dass man den Angriff plant, den Angriff des Gegners verteidigt und dann noch einen Gegenangriff
durchführt. Solche komplexen Abfolgen kann man beim lockeren Sparring üben, da man keine Angst
haben muss, sich ernsthaft zu verletzen, wenn die Taktik einmal nicht funktioniert.
Double End Bag: Der Double End Bag ist ein sehr nützliches Trainingsgerät um die
Reaktionsgeschwindigkeit und vor allem das Timing zu trainieren. Der Double End Bag ist ein
mittelgroßer Ball, der mithilfe von zwei elastischen Seilen, die jeweils am Boden und an der Decke
befestigt sind, ungefähr auf Kopfhöhe gehalten wird. Trifft man ihn mit einen Schlag, wird er dadurch
in Schwingung versetzt. Das Ziel ist es nun diesen schwingenden Ball im Richtigen Zeitpunkt zu
erwischen. Dabei kann man jeden Schlag üben und braucht sehr gutes Timing um den Ball im
richtigen Zeitpunkt treffen zu können. Man kann sogar defensive Bewegungen wie Slips damit
trainieren, wenn man dem schwingenden Ball ausweicht. Beim Speed Bag kommt es nicht darauf an
möglichst hart zuzuschlagen. Es geht darum seine Geschwindigkeit und sein Timing zu trainieren. Das
richtige Timing ist sehr wichtig beim Boxen, da es einem Erlaubt den Gegner im richtigen Moment zu
treffen, zum Beispiel wenn er sich mit dem Kopf gerade in Schlagrichtung bewegt. Dadurch richtet
der Schlag um einiges mehr Schaden an. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert auch das Training am
Speed Bag, man muss ihn zum richtigen Zeitpunkt treffen, da man ihn sonst nicht dazu bringen kann,
weiter zu schwingen.
10.10.10 Krafttraining
Über das Krafttraining alleine könnte man schon ein ganzes Buch schreiben, weshalb ich mich hier
nur auf die wesentlichen Informationen beschränke. Prinzipiell sollte man bei seinem Boxtraining auf
jeden Fall eine gewisse Form von Krafttraining einbauen. Man sollte es aber auch nicht übertreiben,
da einen ein zu häufiges Krafttraining, vor allem wenn man oft Übungen macht, die keine sehr
funktionalen Bewegungsablauf darstellen, langsamer machen kann. Am besten man trainiert
Übungen und macht Bewegungsausführungen, die der Anatomie eines Schlages angepasst sind. Da
man bei einem Schlag im Boxen, durch die Rotation im Oberkörper, die Bauchmuskulatur stark
beansprucht macht zum Beispiel ein regelmäßiges Bauchtraining Sinn. Dabei sollte man nicht nur
Übungen für die gerade Bauchmuskulatur machen, aber auch die schrägen Bauchmuskeln trainieren.
Aber auch ein Training für die Schultermuskulatur ist für einen Boxer sehr wichtig, da diese bei einem
Schlag auch immer beansprucht wird, vor allem der vordere Schultermuskel. Was auch auf keinem
Fall vernachlässigt werden darf, ist das Beintraining. Ein großer Teil der Kraft die bei einem Schlag
erzeugt wird, kommt aus den Beinen. Dabei sollte man möglichst explosiv trainieren, da genau diese
Schnellkraft auch beim Schlag benötigt wird.
Allgemein lässt sich sagen, dass mehrgelenkige Übungen fürs Boxen mehr Sinn machen, da man als
Boxer eine gute Intermuskuläre Koordination braucht. Diese ist das Zusammenspiel der
verschiedenen Muskeln und wird vor allem bei komplexeren Mehrgelenkigen Übungen geschult wie,
Kreuzheben, Kniebeugen, Liegestütze und Bankdrücken. Diese Übungen sind sehr gut um die
Boxspezifische Muskulatur zu trainieren.
Die Art und Weise wie man trainiert sollte immer mal wieder variiert werden. Da der Boxsport von
seinen Partizipanten sehr große Muskuläre Belastung abverlangt sollte man seine Kraftausdauer und
seine Maximalkraft trainieren. Bei einem Boxkampf muss man nämlich sowohl in der Lage sein
Maximalkraft bei einem Schlag zu generieren, als auch über den ganzen Kampf hinweg die Muskeln
dauerhaft belasten zu können.
10.10.10.1 Kraftausdauer
Die Kraftausdauer trainiert man, indem man das Gewicht leicht reduziert und die Anzahl der
Bewegungsausführungen dafür erhöht. Man befindet sich ab einer Wiederholungszahl von 20 Stück
im Bereich des Kraft-Ausdauer Training. Das Kraftausdauer-Training ist wichtig um die Laktattoleranz
der Muskulatur zu erhöhen, um im Boxkampf länger Kraftreserven zu besitzen ohne zu ermüden.
Bildet sich im Muskel nämlich zu früh das Laktat und besitzt man keine gute Laktatresistenz, kommt
es zu einer Übersäuerung des Muskels und man sich nicht mehr in der Lage diesen effektiv zu nutzen.
Das passiert sehr häufig mit den Schultern, was dazu führt, dass man seine Hände fallen lässt, da man
sie nicht mehr oben halten kann. Die Übungen beim Kraft-Ausdauer Training können sehr vielseitig
sein und sind im besten Fall möglichst mehrgelenkig und gleichen von der Bewegungsausführen am
besten annähernd der eines Schlages. Auch ein Training am Sandsack zählt zum Bereich des
Kraftausdauer Trainings. Einige der klassischen sehr nützlichen Übungen für die Kraftausdauer im
Boxsport ist zum Beispiel das Medizinballwerfen. Dabei wirft man einen Medizinball entweder zu
einem Partner oder gegen eine Wand. Diesen wirft man so, dass die Bewegungsausführung einem
Cross gleicht. Also wirft man den Ball mit nur einer Hand und Rotiert den Oberkörper während den
Wurf nach vorne.
10.10.10.2 Maximalkrafttraining
Beim Maximalkrafttraining nimmt man ein sehr hohes Gewicht und reduziert die Anzahl an
Wiederholungen auf maximal 5 Stück. Die Ausführung der Übungen erfolgt dabei möglichst explosiv
und man wählt ein Gewicht, dass einen so nahe wie möglich an die Grenze des Muskelversagens
bringt. Das Maximalkrafttraining ist vor allem um die Inter- und Intramuskuläre Koordination zu
verbessern sehr wichtig und führt dazu, dass man bei einem Schlag möglichst viel Muskelfasern von
möglichst vielen Muskeln auf einmal rekrutieren kann. Dadurch bekommt man mehr Schlagkraft und
kann diese um einiges schneller entwickeln. Um die Ansteuerungsgeschwindigkeit der einzelnen
motorischen Einheiten im Muskel zu beschleunigen, empfiehlt es sich die Übungen möglichst
explosiv auszuführen.
10.10.11 Ausdauertraining
Da man beim Boxen nicht nur Schnellkraft, sondern auch eine gute Ausdauer braucht, sollte man
diese als Boxer auch regelmäßig trainieren. Die klassische Methode das zu tun ist einfach Laufen zu
gehen. Wie weit man läuft hängt ganz vom Trainingsplan und von der Rundenanzahl ab, die man vor
hat zu kämpfen. Man sollte aber auf jeden Fall ab und zu auch ein paar längere Läufe einplanen, um
die Grundlagenausdauer zu stärken, sodass man für länger Zeit auf aeroben Weg Energie verbrennen
kann. Das hilft es einem länger durchzuhalten und nicht so früh die Kraft zu verlieren. Eine weitere
Form des Ausdauertrainings ist das Seilspringen. Das ist sehr nützlich um die Wadenmuskulatur zu
trainieren und länger eine gute Beinarbeit im Boxkampf aufrecht erhalten zu können und nicht so
schnell zu ermüden. Außerdem kann man mithilfe von Seilspringen auch wieder sehr gut seinen
Rhythmus trainieren.
Mike Tyson
Mike Tyson war ein Pressure Fighter mit der Peek a Boo Deckung. Er war zwar sehr stark und
muskulös, war aber nicht gerade sehr groß für einen Schwergewichtskämpfer. Deshalb konnte er sich
auch nicht auf seine Reichweite verlassen und musst Wege finden um in die Nahdistanz zu kommen,
wo kleiner Kämpfer oft mehr Vorteile haben. Daher hatte Mike Tyson ein sehr gutes Headmovement
und war in der Lage Schläge zu slippen oder sich drunter zu ducken, während er sich nach vorne
bewegt. Durch seinen kompakten Körper und den Boxstil, indem er sich oft duckt um unter Schlägen
durch zu tauchen, war er in der Lage extrem viel Kraft in seine Schläge zu bringen. Immer wenn er
nämlich nach unten ging um einen Schlag zu verteidigen konnte er aus dieser Bewegung heraus noch
mehr Kraft erzeugen, da er die Energie explosionsartig nach oben übertragen konnte. Diese geniale
Technik führte dazu, dass die meisten seiner Kämpfe schon in der ersten Runde zu Ende waren, da er
den Gegner sofort ausknockte. Durch seinen Kompakten Körper konnte er vor allem bei runden
Schlägen sehr viel Kraft erzeugen indem er den ganzen Körper nutzte um die Energie zu übertragen.
Erst mit dem Alter bekam Tyson im späteren Verlauf seiner Karriere Schwierigkeiten, da er nicht
mehr in der Lage war den Schlägen des Gegners effektiv auszuweichen und auch nicht mehr so
schnell auf den Beinen war um seinen stetigen Druck aufrecht erhalten zu können.
Floyd Mayweather
Floyd Mayweather war ein defensiver Genie. Die meiste Zeit nutzte er die Philly Shell um sich zu
verteidigen und war damit sehr erfolgreich. Die Philly Shell erlaubt es ihm mithilfe der Sholder Roll
die Schlaghand des Gegners regelmäßig zu kontern. Es muss sehr frustrierend gewesen sein gegen
Floyd Mayweather zu kämpfen, da es fast unmöglich war ihn mit einem sauberen Schlag zu treffen.
Das führte dazu, dass viele seiner Gegner schnell frustriert wurde und dadurch zu waghalsige
Aktionen ausführten, die Mayweather natürlich sofort mit schnellen Konterschlägen bestrafte. Wenn
er mal in gefährliche Situationen kam, in denen er sich nicht mehr so gut verteidigen konnte, nutzte
er auch häufig das Klammern und andere Manipulationstechniken, um aus diesen Situationen zu
entkommen. Floyd Mayweather wird auch häufig als einer der schlausten Boxer im ganzen Sport
bezeichnet, da er in der Lage war seine Gegner genau zu analysieren und ihr Schwächen Schritt für
Schritt auszunutzen. Er war taktisch sehr gut gebildet und wusste genau wie er seine Gegner dazu
bringen konnte, das zu tun was er möchte. Aber auch außerhalb des Ringes wusste er sich zu
vermarkten und bekam nicht umsonst den Namen Floyd „Money“ Mayweather, da er so viel pro
Kampf verdiente wie noch kein Boxer vor ihm. Er wusste wie man Werbung für seine Kämpfe machte
und bot mit seinem provokanten Charakter gerade bei den Pressekonferenzen einen sehr hohen
Unterhaltungswert.
11 Abschluss
Abschließend lässt sich sagen, dass Boxen ein wunderschöner Sport ist der so facettenreich ist wie
fast keine andere Sportart. Für Leute die sich noch nie damit befasst haben, mag es vielleicht brutal
und stumpf wirken, doch gerade im Profi Bereich, gleicht das Boxen eher einer Partie Schach, als
einem Brutalen Gemetzel. Um das zu erkennen, braucht man jedoch ein gewisses Verständnis für
den Sport, welches man erst mit der Zeit entwickelt je länger man sich mit dem Sport beschäftigt. Je
mehr man sich nämlich damit befasst, desto mehr Komplexitäten und faszinierende taktische
Aspekte fallen einem dabei auf. Die in diesem Buch beschriebene Technik und Taktik, stellt dabei nur
die absolute Grundlage dar. Der Boxsport entwickelt sich stetig weiter und es werden ständig neue
Taktiken entwickelt die es zu entdecken gibt. Dabei sind einem der Kreativität keine Grenzen gesetzt,
solange man bei einer technisch sauberen Ausführung bleibt und die Taktiken auch in realen
Kampfsituationen austestet. Leider gibt es viel zu viele Coaches, die ihren Schülern Taktiken
beibringen, die in einem echten Kampf sehr uneffektiv sind und sogar in manchen Fällen sehr
gefährlich für den Anwender werden können. Daher sollte man immer hinterfragen, ob man das
gelernte auch in einem Kampf umsetzen kann und wie der Gegner auf die Bewegungen reagieren
könnte. Man sollte dabei berücksichtigen, dass es zahlreiche verschiedene Möglichkeiten gibt wie der
Gegner reagiert, was diesen Sport auch so unglaublich Komplex macht. Trotzdem kann man mit
Erfahrung feststellen, welche Bewegungsmuster am häufigsten in gewissen Situationen ausgeführt
werden und daraus lässt sich dann eine Taktik entwickeln. Auch die eigenen Vorlieben und der
eigene Stil spielen eine große Rolle dabei. Das faszinierende beim Boxen ist ja, dass es nicht die eine
richtige Art gibt einen Boxkampf zu bestreiten. Es gibt so viele Möglichkeiten und jeder hat dabei
seinen eigenen Stil. Hat man einmal einen eigenen Stil entwickelt gilt es die Vor- und Nachteile dieses
Stils zu erkennen und daran zu arbeiten die Vorteile zu verstärken und die Nachteile zu minimieren
oder zumindest sich ihnen bewusst zu werden, um zu wissen wovor man sich in Acht nehmen sollte.
Auch den mentalen Aspekt, welcher in diesem Buch nicht wirklich zum Thema gemacht wurde, sollte
man auf keinen Fall vernachlässigen. Ein guter Boxer ist gelassen und lässt sich nicht so leicht aus der
Ruhe bringen. Dabei hilft einem regelmäßige Meditation, um in der stressigen Kampfsituation stets
die Ruhe behalten zu können. Dadurch kann man besser auf die Aktionen des Gegners reagieren und
lässt sich nicht so leicht aus dem Rhythmus bringen. Außerdem sollte man als Boxer einen starken
Glauben an sich selbst haben. Man muss fest davon überzeugt sein, besser als der Gegner zu sein,
um diesen besiegen zu können. Das ist enorm wichtig, da man ohne die Überzeugung den Kampf
gewinnen zu können, gar keine Chance hat.