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Beide Bücher sind in der Schule vorhanden und können ausgeliehen werden.
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Inhaltsverzeichnis
Sport-Theorie-Skript Oberstufe................................................................................................................................ 1
Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................................................... 2
1 Biologische Grundlagen ................................................................................................................................. 3
1.1 Bewegungsapparat ................................................................................................................................ 3
1.2 Energiebereitstellung im Muskel ............................................................................................................ 4
1.3 Herz-Kreislauf-System ........................................................................................................................... 9
2 Training ........................................................................................................................................................ 11
2.1 Ziele und Bereiche des Trainings ........................................................................................................ 11
2.2 Allgemeine Gesetzmäßigkeiten des Trainings ..................................................................................... 13
3 Ausdauer...................................................................................................................................................... 17
3.1 Ausdauerarten...................................................................................................................................... 17
3.2 Ausdauertraining .................................................................................................................................. 18
3.3 Methodik des Ausdauertrainings .......................................................................................................... 19
3.4 Möglichkeiten zur Steuerung der Belastungsintensität......................................................................... 22
3.5 Anpassungen des Stoffwechsels und des Herz-Kreislauf-Systems, Trainingswirkungen .................... 23
4 Kraft ............................................................................................................................................................. 25
4.1 Wozu Krafttraining?.............................................................................................................................. 25
4.2 Aufbau und Funktionen eines Skelettsmuskels .................................................................................... 26
4.3 Welche Kraftfähigkeiten sind für Gesundheit und Fitness wichtig? ...................................................... 30
4.4 Krafttraining .......................................................................................................................................... 32
4.5 Ausgewählte Sportarten und ihre Kraftfähigkeiten ............................................................................... 35
5 Aufwärmen ................................................................................................................................................... 37
5.1 Prinzipien für die Gestaltung einer Aufwärmphase .............................................................................. 37
5.2 Wirkung des Aufwärmens: ................................................................................................................... 37
6 Abwärmen .................................................................................................................................................... 38
6.1 Wirkung des Abwärmens ..................................................................................................................... 38
7 Dehnen/ Streching ....................................................................................................................................... 39
7.1 Ziele des Dehnens: .............................................................................................................................. 39
7.2 Was passiert bei einseitigen Belastungen? .......................................................................................... 39
7.3 Wie Dehnen? ....................................................................................................................................... 40
7.4 Welche Effekte ergeben sich durch das Dehnen? ............................................................................... 41
7.5 Was muss beim Dehnen beachtet werden? ......................................................................................... 42
7.6 Wann dehnen? ..................................................................................................................................... 42
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1 Biologische Grundlagen
1.1 Bewegungsapparat
Praxisbeispiel:
Beim Sporttreiben spielt die menschliche Muskulatur durch die Bewegungsmöglichkeiten, die sie dem
Sportler erschließt, und ihre spezifische Anpassungserscheinungen eine zentrale Rolle. Die Muskulatur
erlaubt einem Ringeturner den sog. Kreuzhang, lässt einen Weltklassesprinter auf 100m unter 10
Sekunden sprinten oder ermöglicht es dem Menschen, Triathlonbelastungen auf sich zu nehmen. Der
Volleyballspieler setzt bei einem gelungenen Lob gezielt seine Muskulatur ein, genau wie der
Handballspieler beim präzisen Sprungwurf aufs Tor, der Basketballspieler beim Korbwurf oder ein
Tischtennis- bzw. Tennisspieler beim gefühlvollen Vorhand-Topspin.
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1.2 Energiebereitstellung im Muskel
Gesamtsituation:
Für die oben beschrieben Gleittheorie ist das Myosinfilament auf Energie in der Form des ATP
(Adenosintriphosphat) angewiesen, welches als einziger direkter Energiespeicher in allen lebenden Zellen
vorhanden ist. Es besteht aus der Base Adenin, dem Zuckermolekül Ribose und drei energiereichen Phosphat-
gruppen. Organismen sind auf die kontinuierliche Nachlieferung der Energie angewiesen. Ausgangsstoffe für die
Energiebereitstellung sind die Nährstoffe Kohlenhydrate, Fette und Eiweiß. Lediglich aus diesen drei Nährstoffen
kann Energie gewonnen werden. ATP wird beim Kontraktionsvorgang verbraucht; es wird eine Phosphatgruppe
abgespalten und es entsteht Adenosindiphosphat (ADP). Die Muskelzelle muss ATP selbst wieder synthetisieren.
Auch alle anderen Zellen gewinnen ihre Energie durch Spaltung von ATP. Da ATP auf Grund seiner
Säurewirkung nicht gespeichert werden kann, hat ein Mensch von 70kg Köpergewicht aktuell nur einen Vorrat
von etwa 7g ATP in seinem Körper. Die pro Tag benötigte ATP-Menge beträgt jedoch schon ohne besondere
körperliche Betätigung ca. 70kg ATP (Vorratsmenge x 10 000). Die Zellen unseres Körpers müssen daher ATP
ständig neu synthetisieren. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten für die Muskelzelle ATP herzustellen. Auf
welchem Weg Muskelzellen ATP gewinnen, hängt primär von der Belastungsintensität ab. Der Grund liegt in
der Unterschiedlichen Geschwindigkeit, mit welcher die einzelnen Energiebereitstellungswege ATP nachbilden
können.
Die ATP-Bildungsrate aus Fetten (D) ist am geringsten. Die Bildungsgeschwindigkeit verdoppelt sich jeweils bei
den folgenden Bildungsarten ATP aus Kohlenhydraten mit Sauerstoff (C), aus Kohlenhydraten ohne Sauerstoff
(B) und zuletzt aus dem ATP/KP- Speicher (A).
Je nach Belastungsdauer entscheidet auch die Größe der Energiespeicher über die Art der Energiebereitstellung.
Der ATP/KP-Speicher reicht bei hoher Belastungsintensität nur für wenige Sekunden. Der Kohlehydratspeicher
reicht ohne besondere körperliche Belastung etwa für einen halben Tag (Tagesbedarf ca. 10 000kJ) und bei
Belastungsintensitäten wie sie z.B. im Marathonlauf auftreten für eine bis zwei Stunden (ca. halbe
Marathonstrecke).
Der Fettspeicher ist im Normalfall eine fast unerschöpfliche Energiequelle; bei normaler körperlicher Belastung
reicht er etwa für drei Wochen.
Die Energiegewinnungswege lassen sich in zwei Gruppen einteilen: ATP-Bildung mit Sauerstoff (aerob)
und ATP-Bildung ohne Sauerstoff (anaerob).
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Laktat: Salz der Milchsäure
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Glykogen: Speicherform der Glukose
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Praxisbeispiel:
Bei hohen Belastungsintensitäten wie bei einem 100m-, 200m- oder 400m-Lauf wird diese Art der
Energiegewinnung schon nach wenigen Sekunden benötigt. Die Übersäuerung der Muskulatur in den
Oberschenkeln ist deutlich spürbar; die Laufgeschwindigkeit kann nicht mehr gehalten werden.
Bei erschöpfenden Anstrengungen mit einer Belastungsdauer von etwa einer Minute wird der anaerob-laktazide
Stoffwechsel ausgereizt; mit einem Anteil von maximal rund 70 % an der Gesamtenergieproduktion wird ein
Höhepunkt etwa 45 Sekunden nach Beginn der harten zusätzlichen körperlichen Belastung erreicht. Im
Spitzenbereich werden bei Auslastung des anaerob-laktaziden Stoffwechsels Laktatkonzentrationen bis zu 25
mmol/Liter im Blut gemessen; in dieser Hinsicht Untrainierte erreichen 7-8 mmol/l.
Der Abbau der Milchsäure im Herzmuskel, in der Leber und in der weniger belasteten Muskulatur verläuft relativ
langsam. In ca. 15 Minuten wird der Laktatspiegel jeweils um die Hälfte gesenkt. Der Abbau von Milchsäure ist
nur mit Hilfe von Sauerstoff über die aerobe Energiegewinnung möglich. Hier wird deutlich, wie wichtig eine gut
funktionierende aerobe Energiegewinnung (allgemeine Ausdauerfähigkeit, Grundlagenausdauer) für die
Erholungsfähigkeit nach intensiven Belastungen ist.
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1.2.3 Belastungsintensität und Zusammenwirken der Energiegewinnungswege
Die einzelnen Energiegewinnungswege laufe in den Muskelzellen immer parallel ab; wie hoch der jeweilige Anteil
an der Energiebereitstellung ist, wird zunächst durch die Belastungsintensität bestimmt.
Mit relativ einfachen Testverfahren kann man den Anteil der anaerob-laktaziden Energiegewinnung an der
Gesamtenergiebereiststellung in Abhängigkeit von der Belastungsintensität ermitteln:
Die Versuchsperson läuft auf einem Laufband bei vorgegebenen Geschwindigkeiten. Die Laufgeschwindigkeit
wird dabei alle drei Minuten um 2km/h erhöht. Die erste Belastungsstufe lag bei dem in Abbildung 2 dargestellten
Test bei 6km/h. Am Ende jeder Belastungsstufe wird durch Blutentnahme am Ohrläppchen die
Laktatkonzentration im Blut gemessen. Um gleichzeitig auch die Auslastung des Herz-Kreislauf-Systems
festzustellen, wird parallel die Herzfrequenz registriert.
In Abbildung 2 ist die Untersuchung von zwei Schülerinnen dargestellt, die unterschiedlich gut ausdauertrainiert
sind. Bei gleicher Laufgeschwindigkeit (gleicher Belastungsintensität) hat die Tennisspielerin vor allem im oberen
Belastungsbereich einen deutlich höheren Laktatspiegel; sie musste den Test auf Grund von starker
Übersäuerung bei 15km/h abbrechen. Die Mittelstreckenläuferin hingegen konnte selbst bei 18km/h noch gut 3
Minuten durchlaufen, ihre aerobe Energiebereitstellung hat also eine deutlich höhere Kapazität als die der
Tennisspielerin.
Unabhängig von diesen Unterschieden steigt bei beiden die Laktatkurve erst langsam und dann immer schneller
an. Dieser Kurvenverlauf lässt sich auf jeweils vergleichbare Stoffwechselsituationen zurückführen, die bei den
beiden Läuferinnen jedoch bei unterschiedlichen Laufgeschwindigkeiten eintreten. Diese Stoffwechselsituationen
können folgendermaßen charakterisiert werden:
Abb. 2: Veränderung von Laktatspiegel und Herzfrequenz bei ansteigender Belastung auf dem Laufband.
Aerobe Schwelle: Sie ist allgemein festgesetzt auf 2mmol 3 Laktat pro Liter Blut. Bei allen Belastungsintensitäten,
bei denen der Laktatspiegel unterhalb dieses Wertes bleibt, erfolgt die Energiegewinnung fast ausschließlich
aerob (siehe Prozesse (C) und (D)); der Laktatspiegel bleibt in der Nähe des Ruhewertes. Der Anteil der
Fettsäuren an der Energiebereitstellung liegt bei etwa 50%. Ab dieser Schwelle kann die benötigte Energie nur
durch zusätzliche Energiegewinnung aus dem anaerob-laktaziden Stoffwechsel bereitgestellt werden; der
Laktatspiegel beginnt langsam zu steigen.
Die Tennisspielerin erreicht diese Schwelle schon bei einer Laufgeschwindigkeit von 6km/h, die
Mittelstreckenläuferin erst bei 11km/h.
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1Mol Laktat = 90g, 2mmol Laktat = 180mg
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Aerob-anaerober Übergangsbereich: Dieser Belastungsbereich liegt zwischen der aeroben und anaeroben
Schwelle. Der Anteil der anaerob-laktaziden Energiegewinnung nimmt mit steigender Belastungsintensität zwar
zu, jedoch stehen Laktatbildung und Laktatabbau im Gleichgewicht, so dass der Laktatspiegel bei
gleichbleibender Belastungsintensität konstant bleibt.
Anaerobe Schwelle: Sie ist allgemeinfestgesetzt auf 4mmol Laktat pro Liter Blut. Bei Belastungsintensitäten an
dieser Schwelle liegt ein maximales Laktatgleichgewicht vor, d.h. Laktatbildung und Laktatabbau stehen gerade
noch im Gleichgewicht: maximales steady state. Die Sauerstoffmenge die aufgenommen werden kann, reicht
gerade aus, um den Gesamtenergiebedarf zu decken.
Die Tennisspielerin erreicht diese Grenzsituation bei 11 km/h, die Mittelstreckenläuferin bei 14,5 km/h.
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In vielen Sportarten/Disziplinen sind die Anforderungen nicht nur auf eine Energiebereitstellungsform beschränkt,
sondern es kommen Mischformen vor, was Abbildung 4 veranschaulicht.
Abb. 4: Anteil der Energie liefernden Prozesse an der Energiebereitstellung bei maximaler körperlicher Belastung von
unterschiedlicher Dauer (Weineck 2004)
Praxisbeispiele:
Ein Fußballspieler benötigt alle Energiebereitstellungsarten. Er muss im Spiel ca. 10-14 km im Lauftempo
zurücklegen können, wozu er eine gut entwickelte aerobe Grundlagenausdauer als Voraussetzung
benötigt. Hier ist entsprechend die aerobe Energiebereitstellung wichtig. Er legt von den 10-14 km
ungefähr 1-11% im Sprint zurück, wofür er entweder bei sehr kurzen Sprints (ca. 1-10 m) die anaerob-
alaktazide und für längere Sprints (>30 m) die anaerob-laktazide Energiebereitstellung verantwortlich
sind. Für Sprünge und Kopfbälle benötigt der Spieler die anaerob-laktazide Energiebereitstellung.
Gleiches gilt grob gesagt auch für Handball- und Basketballspieler.
Die Ballwechsel im Volleyball sind anaerob-alaktazid, die Spieldauer beträgt brutto zwischen ca. 45 min
und 120 min. es werden mittlere Laktatwerte von ca. 1,5-2,5 mmol/l gefunden. Die anaerob-laktazide
Energiebereitstellung kommt im Volleyball nicht vor.
Ein Tischtennisspieler benötigt als Basis eine gut entwickelte aerobe Grundlagenausdauer, da
Einzelspiele eventuell bis 45 Minuten, einschließlich der Pausen, dauern können. Die Ballwechsel sind mit
durchschnittlich ca. 2-5 Sekunden sehr kurz und werden energetisch über die anaerob-alaktazide
Energiebereitstellung abgedeckt. Die anaerobe-laktazide Energiebereitstellung spielt im Tischtennis keine
Rolle.
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1.3 Herz-Kreislauf-System
Werden bei sportlichen Aktivitäten wie Laufen, Rad fahren, Schwimmen oder Skilanglauf große Muskelgruppen
beansprucht, dann kommt es schon in den ersten Minuten der Belastung zu starken Veränderungen der
Organdurchblutung (siehe Abbildung 5)
Die Durchblutung der Muskulatur kann dabei lokal bis um das 20fache erhöht werden. Nur so können die
Muskelzellen über längere Zeit ausreichend Energie gewinnen. Die Energiebereitstellung wird im wesentlichen
von zwei Bereichen bestimmt:
Der Leistungsfähigkeit der Energiegewinnungswege in der Muskelzelle (siehe 2.2)
Der Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems einschließlich der Atmung:
- Zufuhr der Stoffe zur Energiegewinnung (Glukose, Fettsäuren, Sauerstoff)
- Abtransport der Endprodukte Kohlendioxid, Wasser und Milchsäure.
Je nach Intensität der sportlichen Belastung muss das Herz mehr oder weniger große Auswurfleistungen
vollbringen. Wenn der Mensch intensiv Sport treibt, benötigen die Muskeln z.B. mehr Sauerstoff zur
Energieproduktion, und den muss der Herzmuskel entsprechend „herbeipumpen“.
Definition Herzfrequenz:
Die Anzahl der rhythmischen Kontraktionen, also die Anzahl der Herzschläge pro Minute, wird als Herzfrequenz
bezeichnet. Sie beträgt beim Untrainierten in Ruhe etwa 60-90 Schläge pro Minute.
Bei Belastungen im Sport kann die Herzfrequenz beim Untrainierten etwa im das Dreifache ansteigen und Werte
über 200 Schläge pro Minute erreichen. Bei Kindern und Jugendlichen sind Belastungsherzfrequenzen bis zu 220
Schlägen pro Minute möglich.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Ruhe- bzw. Maximalpuls. Die HF stellt eine repräsentative
Messgröße zur Beurteilung der Beanspruchung des Herz-Kreislauf-Systems dar. Sie reagiert schnell
auf Veränderungen der muskulären Belastung. Am empfindlichsten reagiert die HF auf
Geschwindigkeitsveränderungen!
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Definition: RUHE-HERZFREQUENZ RUHEPULS / FRÜHPULS
Die Herzfrequenz in Ruhe gibt an wie hoch die Basisherzfrequenz in körperlicher Ruhe ist. Die Messung des
Ruhepulses sollte im Liegen (unmittelbar nach dem Aufwachen) erfolgen. Der Ruhepuls ist ein objektiver
Maßstab für die Leistungsfähigkeit unseres Herzens und damit für unseren Trainingszustand. Die Herzfrequenz in
Ruhe ist ein Indikator für Krankheiten wie auch für übermäßiges Training. Kontinuierliche, sinnvolle körperliche
Beanspruchungen in ausdauerorientierten Sportarten führen zu einer Senkung des Ruhepulses. Frauen haben
(bedingt durch kleinere Herzgrößen) einen höheren Ruhepuls.
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2 Training
2.1 Ziele und Bereiche des Trainings
Das folgende Schaubild zeigt unter welchen unterschiedlichen Zielsetzungen Training stattfinden kann.
Training findet also mit unterschiedlichen Zielsetzungen und auf unterschiedlichen Ebenen bzw. in
unterschiedlichen Bereichen (Leistungsniveaus) statt.
Unabhängig von Zielsetzung und Niveau liegen Trainingsprozesse immer einige typische für das Training
charakteristische Merkmale zu Grunde.
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Diese Definition beinhaltet die wesentlichen Bestandteile des Trainings:
Planmäßigkeit: Wenn ein im vornherein festgelegtes Vorgehen nach trainingswissenschaftlichen und
erfahrungspraktischen Erkenntnissen eingehalten wird. (Trainingsplan, -ziele, - methoden, -inhalte, -
aufbau, -organisation)
Systematik: Beachtung der in Wechselwirkung stehenden Bedingungen und Prozesse die die
Leistungsfähigkeit eines Sportlers beeinflussen. (Kennen und Beachtung des Systems)
Trainingsinhalte und –methoden: Sämtliche praktische Maßnahmen die zur Erreichung des
Trainingsziels erforderlich sind, sind Trainingsinhalte. Bei der Art der Vermittlung von Trainingsinhalten
spricht man von Trainingsmethoden.
Training ist ein sehr komplexer Handlungsprozess der darauf ausgerichtet ist, angemessene
Wirkung auf alle leistungsrelevanten Merkmale des Sportlers zu erzielen.
Die sportliche Leistungsfähigkeit hängt zum einen von den personeninternen Bedingungen und von den
Bedingungen ab, die die jeweilige Sportart vom Sportler fordert.
Abb.8: Schema personeninterner Bedingungen sportlicher Leistungen und Erfolge (Weineck 2004 a)
Abb.9: Vereinfachtes Strukturmodell der Komponenten der Sportlichen Leistungsfähigkeit (Weineck 2004 a)
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Nur wenn der Sportler/ Trainer das Anforderungsprofil einer Sportart/ Disziplin sehr genau kennt, können die
personeninterne Bedingungen dahingegen geprüft werden und genau das geübt und trainiert werden wo es noch
Verbesserungsmöglichkeiten gibt. (Kondition, psychische Fähigkeiten, etc.)
Das bedeutet, dass der Körper durch bestimmte Anpassungsreaktionen nach einer Belastung in der Lage ist bei
einer erneuten Belastung besser diesen speziellen Anforderungen gewachsen zu sein. So bilden sich z.B. beim
Reckturnen Schwielen an den Händen, durch kurze intensive Belastungsformen wird die Kraft gesteigert und
durch lange weniger intensive Belastungsformen wird die Ausdauer verbessert. Die Art des Reizes bestimmt
somit eindeutig die Form der Anpassung. Die Spezifität eines Trainingsreizes wird durch vier
Belastungskomponenten bestimmt:
Dichte (Pause): Bei nicht kontinuierlichen Belastungsreizen wie z. B. bei einem Circuittraining, ist die Pause
zwischen den einzelnen Belastungen von entscheidender Bedeutung für die Belastungsdosierung. Die höhere
Reizdichte(kürzere Pausen) bewirkt bei gleicher Intensität und Dauer der Einzelbelastungen eine Erhöhung der
Belastungsdosierung, da die Erholungszeit kürzer ist.
Dauer: In der Trainingspraxis bezieht sich die Reizdauer entweder auf die Einwirkungszeit des Einzelreizes
(Zeitdauer, Strecke) oder auf die Reizserie (Anzahl der Wiederholungen).
Umfang: Hiermit wird die Summe aller Einzelreize einer Trainingseinheit wie z. B. Summe der Wiederholungen in
den Serien, zurückgelegte Gesamtstrecke, Summe der bewegten Gewichte oder Gesamtübungszeit angegeben.
Wie wir beim Ausdauertraining und beim Krafttraining sehen werden, ist die Intensität die entscheidende Größe
für die spezifische Wirkung eines Trainingsreizes. Die anderen Belastungskomponenten müssen dann auf die
vorgegebene Intensität abgestimmt werden Diese spezifische Zusammensetzung des Belastungsgefüges nennt
man auch das Prinzip der richtigen Belastungszusammensetzung.
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2.2.2
.2.2 Homöostase, Superkompensation
Prinzip der optimalen Relation von Belastung und Erholung
Zwischen Belastung und Anpassungsreaktion des Körpers besteht ein dynamisches Gleichgewicht
(Homöostase). Die durch erhöhte Belastung ausgelöste Wiederherstellungsprozesse verbessern das
Leistungsniveau über den Ausgangswert hinaus (Superkompensation).
Die Superkompensation ist die Grundlage für die Verbesserung der Leistungsfähigkeit.
Ist die Pause bis zum nächsten Belastungsreiz zu lang, bildet sich aufgrund der Homöostase das
Leistungsniveau wieder zurück: negative Anpassung. Z. B. bilden sich Schwielen ohne Reckturnen oder ähnliche
Belastungen wieder zurück. Die Geschwindigkeit von Wiederherstellung und Superkompensation ist abhängig
vom Trainingszustand (Leistungsniveau), der Belastungsart und der Lebensweise. Bei mittelmäßigem
Trainingszustand werden für das Erreichen der höchsten Superkompensation nach Ende der Belastung, beim
Krafttraining etwa 72 Stunden (ca. 3 Tage) und beim Ausdauertraining etwa 36 Stunden (ca. 1,5 Tage), benötigt.
Bei Untrainierten braucht es länger, bei Hochleistungssportlern können sich diese Zeiten teilweise halbieren.
Durch verschiedene Maßnahmen wie z. B. spezielle Ernährung, ausreichend Schlaf, aktiver Erholung
(dynamische Muskelarbeit, Auslaufen), Massage können Erholung und Superkompensation beschleunigt werden.
Das Absinken des Leistungsniveaus nach Erreichen der Superkompensation ist von verschiedenen Faktoren
beispielsweise von der Höhe und Schnelligkeit der aufgebauten Leistungsfähigkeit abhängig. Im Allgemeinen
lässt sich jedoch sagen, dass die Zeit für das Absinken auf das Ausgangsniveau etwa der Zeit zum Erreichen der
Superkompensation entspricht.
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2.2.3 Reizschwellengesetz
Prinzip des trainingswirksamen Reizes
Eine Superkompensation wird nur dann erreicht, wenn eine kritische Reizschwelle überschritten wird.
Regelmäßige Belastungsreize sind nur dann wirksam, wenn die für eine Superkompensation notwendige
Reizschwelle erreicht wird. Liegt die Belastung unter der Reizschwelle erfolgt keine Verbesserung des
Leistungsniveaus.
Die Zusammensetzung eines Belastungsgefüges wird vor allem durch die Intensität und den Umfang bestimmt.
Um Über- oder Unterbelastung zu vermeiden, müssen sich diese beiden Komponenten umgekehrt proportional
verhalten: Bei hoher Intensität muss der Umfang gering sein, bei geringer Intensität hingegen kann die
Reizschwelle nur durch einen hohen Umfang erreicht werden.
Im Kindes- und Jugendalter sind hohe Kraftbelastungen und anaerobe Ausdauerbelastungen von hoher Intensität
unphysiologisch. Da der Bewegungsapparat noch nicht voll entwickelt ist, können extreme Kraftleistungen schnell
zu Verletzungen führen. Beim Ausdauertraining sollte bis zum Abschluss der Pubertät die Belastungsintensität
vorwiegend im aeroben Bereich liegen, da die Fähigkeit des Stoffwechsels, auf anaerobem Weg Energie bereit
zu stellen, erst wenig entwickelt ist.
Mit etwa 30 Jahren beginnt der altersbedingte Abfall des Leistungsvermögens. Hier ist es besonders wichtig,
durch regelmäßige Belastung die Funktionsfähigkeit der Organsysteme zu erhalten. Die Trainierbarkeit nimmt
zwar ständig ab, doch ist vor allem die Ausdauer bis ins hohe Alter gut trainierbar.
Die im Bereich von Kraft- und Schnelligkeitsleistungen unterschiedliche Trainierbarkeit und Leistungen von Mann
und Frau beruht in erster Linie auf der Wirkung der Sexualhormone. Die Unterschiede werden in der Pubertät
verstärkt und verringern sich im Laufe des Lebens wieder.
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Mit zunehmendem Alter wird regelmäßiges Bewegungstraining immer wichtiger. Körperliches Training ist bislang
die einzige wissenschaftlich gesicherte Maßnahme, den altersbedingten Leistungseinbußen von Herz, Kreislauf,
Atmung, Stoffwechsel, Immunabwehr, Skelettmuskulatur und Nervensystem entgegenzuwirken.
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3 Ausdauer
Definition Ausdauer:
Unter Ausdauer versteht man die psychische und physische Ermüdungswiderstandsfähigkeit des Sportlers. Sie
schließt die Erholungsfähigkeit mit ein.
Ausdauer
Ermüdungs- Regenerations-
widerstandsfähigkeit fähigkeit
3.1 Ausdauerarten
Im Bereich der allgemeinen Ausdauer gibt es die Einteilung in Kurzzeit-, Mittelzeit und Langzeitausdauer.
In der Kurzzeitausdauer (KZA) werden aerobe und anaerobe Formen unterschieden. Die Energiebereitstellung
erfolgt bei Ausdauerbelastungen zwischen 45 Sekunden und 2 Minuten überwiegend durch die aerobe
Energiebereitstellung. In der Leichtathletik entspricht dies dem 400m- und dem 800m Lauf.
Die anaerobe Kurzzeitausdauer liegt zwischen 10 und 45 Sekunden. Sie wird auch häufig als Sprint- oder
Schnelligkeitsausdauer (SA) bezeichnet.
Die Mittelzeitausdauer (MZA) stellt den Abschnitt dar, bei dem die aerobe Energiebereitstellung immer mehr
dominiert. In der Leichtathletik sind dies die Läufe ab 1000m bis hin zum 3000m Hindernislauf.
Die Langzeitausdauer (LZA) beinhaltet schließlich alle Belastungen, die länger als 10 Minuten dauern, und
deren Energiebereitstellung fast ausschließlich aerober Art ist. Die Langzeitausdauer wird aufgrund
unterschiedlicher Stoffwechselanforderungen noch in die Bereiche LZA I, II, III und IV unterteilt.
Ausdauerart Wettkampfzeiten
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Die unterschiedlichen Langzeitausdauerarten und ihre Anforderungen an den Stoffwechsel im Organismus
Langzeitausdauerart Stoffwechselanforderungen
LZA I (10 – 35 Minuten) Überwiegend Kohlehydratstoffwechsel
LZA II (35 Minuten – 1 ½ Stunden) Hier werden sowohl Kohlehydrate als auch Fette in
einem
zeitabhängigen dynamischen Mischungsverhältnis zur
Energiegewinnung herangezogen
LZA III (1 ½ - 6 Stunden) In der Regel dominiert noch der Glukosestoffwechsel
Nach ca. 1 ½ Stunden dominiert der Fettstoffwechsel in
der Energiebereitstellung Es werden dabei immer
weniger Kohlenhydrate verbrannt
LZA IV (über 6 Stunden) Hier dominiert der Fettstoffwechsel in der
Energiebereitstellung
Spielausdauer
Von der Allgemeinen anaeroben Ausdauer spricht man, wenn die Belastungsintensität über der anaeroben
Schwelle liegt. Die Energiegewinnung in vorwiegend anaerob-laktazid. Es entsteht ein erhebliches
Sauerstoffdefizit (Sauerstoffschuld). Das bedeutet, dass die Sauerstoffmenge, die während der Belastung für eine
rein aerobe Energiegewinnung fehlt nach Beendigung der Belastung in der Erholungsphase aufgenommen
werden muss.
3.2 Ausdauertraining
Eine entscheidende Frage ist die nach Trainingsmitteln, durch die die Ausdauerleistungsfähigkeit konkret
verbessert werden kann.
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3.2.2 Kurzcharakteristik von Ausdauersportarten:
Der Vorteil des Mountainbike- oder Rennradfahrens besteht darin, dass die Gelenkbelastung im Vergleich zum
Laufen deutlich reduziert ist. Für die Entwicklung der Grundlagenausdauer genügen geringe bis mittlere
Belastungsintensitäten im Bereich der aeroben Schwelle. Die Trittfrequenz sollt bei etwa 80 – 110 Umdrehungen
pro Minute liegen. Der zeitliche Umfang sollte ca. 1 – 3 Stunden betragen.
Das sehr populäre Inlineskating empfiehlt sich auf folgenden Grundlagen:
Die Stoßbelastungen auf den passiven Bewegungsapparat (vor allem Gelenke) sind gering.
Die Beinmuskulatur (vor allem im Knie- und Sprunggelenk) wird entsprechend gekräftigt.
Das Training sollte nach der Fahrtspielmethode durchgeführt werden bei einem Belastungsumfang von
ca. 45 – 90 Minuten. Die Belastungsintensität variiert entsprechend der Fahrtspielmethode (siehe
Methodik des Ausdauertrainings)
Ausdauernd schwimmen zu können ist stark technikabhängig. Als Schwimmtechnik ist das Freistilschwimmen zu
empfehlen. Der gesamte Bewegungsapparat wird äußerst schonend belastet. Die Beanspruchung vom Herz-
Kreislauf-System, Muskulatur und Atmungssystem kann relativ hoch sein. Die Belastungsintensität sollte im
geringen bis mittleren Bereich bei einem Umfang von 30 – 60 Minuten liegen.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, eine Ausdauergymnastik mit Musik, also Aerobic, zu machen. Aerobic
kann zur Entwicklung und Erhaltung einer insgesamt guten aeroben Leistungsfähigkeit beitragen. Step-Aerobic
schult vor allem die Kraftausdauer der Athleten. Die individuelle Steuerung ist sehr schwer, da es meist in
Gruppen stattfindet.
Für die Motivation kann es wünschenswert sein, mit Freunden oder in der Gruppe zu trainieren. Die individuelle
Steuerung ist dann zwar etwas beeinträchtigt, aber die Freude und der Spaß, etwas gemeinsam zu machen,
kann dies mehr als kompensieren.
Körpergewicht
Verletzungen
Im Ausdauertraining ist für „Trainingsanfänger“ besonders wichtig, zunächst die Belastung zu reduzieren; eine zu
schnelle Ermüdung oder gar Erschöpfung können sehr demotivierend sein. Bei hohem Körpergewicht oder
Verletzungen kann es vor allem beim Laufen zu Fehlbelastungen des Muskel-, Band-, und Stützapparates
kommen; hier sollte mit dem Rad oder im Wasser trainiert werden. Menschen mit einem hohen Anteil an
langsamen Muskelfasern sollten ihr Ausdauertraining in Sportarten mit langsamen Bewegungsabläufen wie
Radfahren, Schwimmen, Skilanglauf oder Inline-Skating durchführen.
Intervallmethoden: Die Belastung wird durch mehrere Pausen mit unvollständiger Erholung
unterbrochen, die Belastungsintensität liegt über der anaeroben Schwelle
19
3.3.1
.3.1 Dauermethoden
3.3.1.2 Fahrtspiel
Bei dieser Methode wird die Belastung spielerisch variiert. Die Intensitäten können von ganz niedrig
(Erholungsphase) bis fast maximal reichen. Wichtig ist, dass auf eine hohe Belastung (über der anaeroben
Schwelle) eine Erholungsphase mit geringer Belastung folgen muss (aerobe Schwelle oder geringer). Es gibt
aber keine Belastungspause. Diese Methode eignet sich vor allem für ein Training im abwechslungsreichen
Gelände. Sie ist sehr motivierend, erfordert aber ein gutes Belastungsgefühl, damit es nicht zu einer zu starken
Übersäuerung kommt. Wesentliche Trainingswirkung ist die Verbesserung der allgemeinen aeroben Ausdauer.
Für Anfänger ist diese Methode jedoch nicht geeignet.
20
3.3.2
.3.2 Intervallmethoden
Die Intervallmethoden zeichnen sich dadurch aus, dass die Belastung nicht kontinuierlich, sondern intervallartig
erfolgt. Die Belastungsintensität liegt dabei grundsätzlich über der anaeroben Schwelle. Zur Verbesserung der
aeroben Ausdauer wird die extensive Intervallmethode angewendet, bei der die Belastungsintensität im unteren
Belastungsbereich der Intervallmethoden liegt. Sie beträgt bei der extensiven Intervallmethode 60 – 80% im
Gegensatz zur intensiven Intervallmethode bei der die Belastungsintensität bei 80 – 90% liegt. In den Pausen
zwischen den einzelnen Belastungen wird keine vollständige Erholung abgewartet (unvollständige Erholung). Die
Pausenlänge kann stark variieren. Als Orientierungshilfe kann die Herzfrequenz dienen. Nach Erreichen einer
Pulsfrequenz von etwa 120 – 140 S/min kann der nächste Bellastungsreiz gesetzt werden.
Kurzzeit (15-60 sec), Mittelzeit- (1-8 min) und Langzeitintervallmethode (8-15
Des Weiteren unterteilt man in Kurzzeit-
min).
Da auch die Erholungspausen für das Herz-Kreislauf-System trainingswirksam sind, hat die Kombination von
Belastungsphasen und kurzen Pausen mit unvollständiger Erholung bei einer entsprechenden
Gesamtbelastungsdauer eine ähnliche Wirkung wie die intensive Dauermethode.
Bei höheren Intensitäten und längeren Pausen mit einem insgesamt geringeren Belastungsumfang können
Ausdauerfähigkeiten (aerob und anaerob) und Kraftfähigkeiten (Kraftausdauer) gleichzeitig trainiert werden.
In der Schule häufig verwendete Trainingsmittel, mit denen man nach der Intervallmethode trainieren kann, sind
z. B. das Circuittraining und Aerobic- Programme. Kennzeichnend für das Circuittraining ist die abwechselnde
Beanspruchung einzelner Muskelgruppen (Arme, Beine, Rücken- und Bauchmuskulatur). Dadurch wird eine hohe
Belastung des Gesamtkörpers erreicht, während sich für die einzelnen Muskelgruppen eine relativ lange Pause
ergibt. Im folgenden ist ein Belastungsgefüge eines Lauftrainings und eines Circuittrainings dargestellt, mit
welchen vor allem die allgemeine aerobe Ausdauer verbessert werden kann.
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3.4 Möglichkeiten zur Steuerung der Belastungsintensität
Am gebräuchlichsten ist die Intensitätssteuerung über die Herzfrequenz. Am geeignetsten zur Ermittlung der
Herzfrequenz sind die in zahlreichen Varianten angebotenen Herzfrequenzmessgeräte.
Steht kein solches Gerät zur Verfügung, dann kann die Herzfrequenz am besten über die Pulswelle an der
Halsschlagader ermittelt werden. Allerdings ist dies nur am Ende einer Belastung (und damit verbunden mit einer
Belastungsunterbrechung) möglich. Die Messung sollte dabei sofort nach Belastungsende über eine Dauer von
10sec durchgeführt werden, da die Herzfrequenz sehr schnell absinkt. Bewährt hat sich bei Pulsmessungen in
einer Klasse eine große Zeitnehmeruhr. Jeder misst dabei seine eigene Herzfrequenz!
Eine weitere Möglichkeit, die Belastungsintensität im aeroben Bereich zu steuern, bietet die Atmung. Nur wenn
Atemfrequenz und Atemtiefe über längere Zeit konstant gehalten werden können, ist der Sauerstoffbedarf
gedeckt (ruhige, tiefe Atmung = „Sauerstoffatmung“). Eine hechelnde und flache Atmung deutet auf ein
Sauerstoffdefizit und damit auf eine zu hohe Intensität (anaerober Bereich) hin.
Aussagekräftig bezüglich der richtigen (optimalen) Trainingsbelastung ist auch das Vermögen „während der
Belastung zu sprechen“. Der Slogan Laufen ohne zu schnaufen garantiert automatisch eine Belastung im
aeroben Bereich!
Das subjektive Belastungsgefühl während und nach dem Training gibt zusätzlich Auskunft über eine richtige
(oder falsche) Trainingsbelastung. Man sollte seine „innere Stimme“, also ein gut geschultes und damit sensibel
ausgeprägtes Körpergefühl nicht unterschätzen!
Beim Ausdauertraining muss berücksichtigt werden, dass die Herzfrequenz auch von der „Tagesform“ (Infekte,
Stress) und von zahlreichen äußeren Faktoren (Hitze, Luftfeuchtigkeit, Höhe, Ernährung, Medikamente usw.)
beeinflusst wird. Wenn die Belastung als zu anstrengend empfunden wird, sollte man die Intensität reduzieren.
Auf dieser Faustregel basierend lassen sich die Trainings-Herzfrequenzen für ein extensives Ausdauertraining
abschätzen. Hollmann stellte für Belastungen im aeroben Bereich eine einfache Faustformel auf:
Neuere Untersuchungen, die auch die Ruhe-Herzfrequenz berücksichtigen, führen zu folgender Formel für relativ
untrainierte Personen (zu diesem Personenkreis dürften 90% der Schülerinnen und Schüler gehören):
22
3.5
.5 Anpassungen des Stoffwechsels und des Herz-Kreislauf-Systems,
Trainingswirkungen
Anpassungen der Muskelzelle:
- Die Enzymwirkung zum aeroben Abbau von Kohlehydrate wird durch die Zunahme und Vergrößerung der
Mitochondrien („Kraftwerke der Zelle“) verstärkt
- Die Enzyme zum Abbau der Fette in Fettsäuren werden vermehrt gebildet.
Diese Anpassungen bewirken insgesamt eine höhere Kapazität der aeroben Energiegewinnung, so dass die
aerob-laktazide Energiegewinnung beim Ausdauertrainierten erst bei höheren Belastungsintensitäten erforderlich
wird.
Die Vergrößerung des Herzens hat zusätzlich zur Verbesserung der Pumpleistung noch weitere Vorteile:
Ökonomische Herzarbeit:
Das Schlagvolumen ermöglicht eine geringere Herzfrequenz in Ruhe (Ruhepuls) und bei submaximalen
Belastungen. Die Pausen zwischen einzelnen Kontraktionen werden deutlich länger und der Herzmuskel kann
besser durchblutet und mit Sauerstoff versorgt werden.
Abbau von Milchsäure, Erholungsfähigkeit:
Als Schutz vor Ermüdung sind Herzmuskelzellen darauf spezialisiert, ihre Energie unter Sauerstoffverbrauch aus
Milchsäure und Fettsäuren zu gewinnen. Ein größeres Herz kann somit zum einen den Anstieg des
Laktatspiegels im Blut verzögern und zum anderen durch raschen Abbau der Milchsäure nach der Belastung die
Erholung beschleunigen.
23
Diese und weitere Wirkungen eines regelmäßigen Ausdauertrainings sind in folgender Tabelle zusammengefasst.
Wirkungen eines regelmäßigen Ausdauertrainings
Herz Vergrößerung des Herzmuskels
Größeres Schlagvolumen
Absinken des Ruhe und Belastungspuls
Bessere Durchblutung des Herzmuskels
Geringere Belastung des Herzens bei gleicher
Leistung
Gefäßsystem/ Blut Größere Blutmenge und höherer
Hämoglobingehalt
Bessere Versorgung der Organe und der
Muskulatur mit Sauerstoff und Nährstoffen
Günstigere Blutwerte, geringeres Risiko für
Arteriosklerose
Bessere Fließeigenschaften und geringere
Thromboseneigung
Muskulatur Bessere Durchblutung
Bessere Sauerstoffaufnahme und Verarbeitung
(Energiestoffwechsel)
Leistung Bessere Ausdauerleistungsfähigkeit
Bessere Leistungsfähigkeit in Beruf, Alltag und
Freizeit (Lebensqualität)
Von der allgemeinen aeroben Ausdauer spricht man, wenn die Belastungsintensität unter der aeroben Schwelle
liegt. Die Energiegewinnung ist vorwiegend aerob. Die aufgenommene Sauerstoffmenge reicht aus, um die
benötigte Energiemenge bereitzustellen ( Sauerstoffgleichgewicht = steady state) (LZA).
Das Training der allgemeinen aeroben Ausdauer
(allgemeines Ausdauertraining) hat ein breites
Wirkungsspektrum. Die Belastungsreize erhalten und
verbessern die Funktionsfähigkeit vieler Organe und
Organsysteme.
24
4 Kraft
4.1 Wozu Krafttraining?
Jede Bewegung und jede Körperhaltung erfordert Kraft. Ohne entsprechende Kraftbelastungen kann die
Funktionsfähigkeit des Bewegungsapparates jedoch nicht erhalten werden (Homöostasegesetz). Die
Bewegungsanforderungen eines „Durchschnittsalltags“ sind heute so gering und einseitig, dass die zur Erhaltung
und Verbesserung der Kraftfähigkeiten erforderliche Reizschwelle oft nicht erreicht wird. Muskel schwächen sich
ab und/ oder verkürzen sich. Haltungsschwächen und langfristig auch degenerative Erkrankungen des Haltungs-
und Bewegungsapparats sind die Folge. Häufige Erkrankungen sind z. B.:
- Arthrosen: Durch Abschwächung und/oder Verkürzung der Muskulatur kommt es zu einseitiger Belastung der
Gelenke. Knorpel und Kapsel der Gelenke werden geschädigt. Am häufigsten sind davon Hüft-, Knie- und
Zwischenwirbelgelenke betroffen.
- Osteoporose: Knochen benötigen zur Erhaltung ihrer Stabilität regelmäßig mechanische Belastungsreise.
Fehlende oder zu geringe Krafteinwirkung führt zu einem Abbau der Knochensubstanz, die Knochen werden
brüchig. Vor allem Wirbelkörper und Röhrenknochen 11 sind davon betroffen. Die altersbedingte Osteoporose
kann durch Krafttraining verringert werden.
- Bindegewebeschwäche: Zu geringe mechanische Belastungsreize führen vor allem zu einer Abschwächung der
gelenkführenden Bänder.
Im Alltag und auch bei sportlicher Betätigung kommt es immer wieder zu unvorher-
sehbaren Störungen von Bewegungsabläufen und Stürzen. Hierbei ist der Bewegungsapparat hohen
mechanischen Belastungen ausgesetzt. Muskeln, Bänder und Gelenkstrukturen können verletzt werden. Eine gut
ausgebildete Muskulatur kann die hohen Kraftwirkungen auffangen und dadurch den Bewegungsapparat vor
Verletzungen schützen.
In vielen Sportarten sind aber selbst bei normalen Bewegungsabläufen die Krafteinwirkungen auf den Körper
(Rumpf) so gr0ß, dass es zu Verletzungen kommen kann. Als Beispiele seien hier die Landung bei einer
Hechtbagger-Abwehr im Volleyball oder die Belastung der Rumpfmuskulatur im Geräteturnen genannt.
Nur mit gut ausgebildeter Muskulatur kann man sich schnellkräftig, ausdauern und geschickt bewegen. Die für
eine Sportart oder Disziplin erforderlichen Kraftfähigkeiten müssen jeweils spezifisch trainiert werden., damit die
Leistung verbessert werden kann. So ist z.B. in der Leichtathletik bei allen Sprint-, Sprung und Wurfdisziplinen
eine gute Schnellkraft, beim Schwimmen, Radfahren oder Rudern eine gute Kraftausdauer und beim
Gewichtheben eine hohe Maximalkraft erforderlich.
Im Fitnessbereich müssen die einzelnen Kraftfähigkeiten nicht so gezielt trainiert werden. Hier steht eine
allgemeine Kräftigung des ganzen Bewegungsapparates im Vordergrund.
Ziel eines Krafttrainings kann es auch sein, z.B. bei Übergewicht durch Fettabbau das Gewicht zu normalisieren
oder umgekehrt bei Untergewicht durch Muskeltraining eine Steigerung des Körpergewichts zu erhalten.
Bodybuilding hat das Ziel, die einzelnen Muskeln so zu trainieren, dass der Muskelquerschnitt zunimmt und das
Muskelprofil deutlich sichtbar wird.
Nach dem Qualitätsgesetz muss sich ein Krafttraining an der entsprechenden Zielsetzung orientieren. Um die
unterschiedlichen Trainingsmethoden in ihrer Wirkung verstehen und anwenden zu können, sind einige
grundlegende Kenntnisse zum Aufbau und zur Funktion der Skelettmuskeln erforderlich.
25
4.2 Aufbau und Funktionen eines Skelettsmuskels
Siehe Kapitel 1.1.1
Verkürzt sich der Beugungsmuskel (Agonist), dann wird der erschlaffte Steckmuskel (Antagonist) passiv gedehnt
und umgekehrt. Bei aktiver Streckung werden die Streckmuskeln als Agonisten und die Beugungsmuskeln als
Antagonisten bezeichnet.
Sind mehrere Muskeln an der Beugung oder Streckung beteiligt, bezeichnet man sie als Synergisten.
Abb. 22: Agonisten und der Antagonist bei der Beugung des
Ellbogengelenks.
26
Das Zusammenspiel der Agonisten (Synergisten) und Antagonisten bezeichnet man als intermuskuläre
Koordination.
Die Kraftentwicklung und das Zusammenspiel der einzelnen Muskeln funktioniert dann am besten, wenn sich
Agonisten und Antagonisten in einem funktionalen Gleichgewicht befinden (muskuläre Balance), d.h. die Muskeln
dürfen nicht verkürzt sein und die Gegenspieler sollten etwa gleich viel Kraft entwickeln können.
Die motorische Nervenzelle und die von ihr innervierten Muskelfasern bilden eine motorische Einheit.
Je nach Funktion besteht ein Muskel aus mehr oder weniger solcher Einheiten. Augen und Fingermuskeln
besitzen z.B. kleine (wenige Muskelfasern pro Neuron) und relativ viele motorische Einheiten. Eine große Zahl
kleiner motorischer Einheiten ermöglicht eine gute Abstufbarkeit der Muskelkraft (Feinkoordination).
Die motorische Einheit gehorcht dem „Alles – oder – Nichts – Gesetz“, d.h. erreicht der Impuls des Motoneurons
den Schwellenwert, kann kontrahieren sich alle Muskelfasern der motorischen Einheit. Die Kraftentwicklung in
einem Muskel kann also über eine unterschiedliche Zahl gleichzeitig aktiver motorischer Einheiten gesteuert
werden. die Aktivierung der einzelnen Motoneurone geschieht entweder direkt durch das Gehirn und/oder
reflektorisch über das Rückenmark.
Die Koordination der Aktivierung verschiedener motorischer Einheiten des gleichen Muskels bezeichnet man als
intramuskuläre Koordination.
Verschiedene Schutzeinrichtungen des motorischen Nervensystems verhindern, dass alle motorischen Einheiten
eines Muskels gleichzeitig aktiviert werden können. Dadurch kann eine Überlastung des Bewegungsapparates
vermieden werden. Durch Drogen (Doping) oder in Gefahrensituationen können die hemmenden Einflüsse
ausgehoben werden, so dass eine größere Zahl motorischer Einheiten gleichzeitig eingesetzt werden kann.
Von den in einem Muskel vorhandenen Fasern kann der Untrainierte willkürlich nur etwa 14 % - 60 % gleichzeitig
aktivieren. Durch intensives Training kann die Zahl der willkürlich gleichzeitig aktivierbaren Fasern deutlich erhöht
werden (bis zu 90%). die Zahl der gleichzeitig aktivierbaren motorischen Einheiten wird in starkem Maße auch
von der Motivation und Konzentration beeinflusst.
27
4.2.4 Arbeitsweisen der Muskulatur
Wird ein Muskel innerviert, dann muss die entstehende Muskelspannung nicht unbedingt auch zu einer
Verkürzung des Muskels führen. die Längenänderung des Muskels ist abhängig vom Verhältnis der
Muskelspannung ( innere Kraft ) zum äußeren Widerstand (äußere Kraft).
In Abbildung 25 sind weitere Beispiele für die unterschiedlichen Arbeitsweisen der Muskulatur dargestellt.
Im Bereich Gesundheit und Fitness sollte man beim Krafttraining vor allem die positiv-dynamische Arbeitsweide
bevorzugen. Die können die mechanischen Kräfte, die auf den Muskel einwirken, gut kontrolliert werden. Bei der
statischen Arbeitsweise ist dies zwar auch möglich, doch wird durch Dauerkontraktion die Durchblutung der
Muskulatur unterbrochen und es kommt zur Bildung von Milchsäure (siehe 2.2). Die kann sich negativ auf die
Anpassungsprozesse (Trainingswirkungen) auswirken. Statische Arbeitsweisen werden vor allem bei
Verletzungen in der Rehabilitation angewandt.
Reine exzentrische Arbeitsweisen kommen beim Krafttraining nur im Hochleitungssport zur Anwendung. Die
Intensität liegt dabei über der Maximalkraft, die Verletzungsgefahr ist entsprechend groß. Der Muskel wird dabei
entgegen seiner maximalen Kontraktionskraft verlängert.
Die meisten sportlichen Bewegungen beruhen auf einer Kombination von nachgebender und überwindender
(reaktiver) Arbeitsweise, so muss z.B. die Muskulatur bei allen Lauf-, Hüpf- und Sprungbewegungen reaktiv
arbeiten (siehe Abb. 25). Im Gesundheitsbereich ist einspezielles Krafttraining mit reaktiver Arbeitsweise (z.B.
Tief-Hoch-Sprünge) nicht erforderlich; zur Verbesserung der sportlichen Leistung kann ein solches Training
jedoch sehr effektiv eingesetzt werden. Im Fitnessbereich sollte man darauf achten, dass die hierbei auftretenden
Kraftspitzen nicht zu hoch sind (siehe 5.4 Krafttraining).
28
4.2.5 Muskelfasertypen
Die Kraftentwicklung im Muskel wird nicht nur über die Anzahl der aktiven motorischen Einheiten sondern auch
über die Aktivierung unterschiedlicher Muskelfasertypen gesteuert. Man kann die Muskelfasern der
Skelettmuskulatur grob in zwei Gruppen einteilen:
- Schnell kontrahierende Fasern, auch FT-Fasern ( FT = fast-twitch) oder helle („weiße“) Fasern genannt.
- Langsam kontrahierende Fasern, auch ST-Fasern (ST = slow-twitch) oder dunkle („rote“) Fasern genannt. Die
dunkelrote Färbung wird durch eine hohe Myoglobinkonzentration 4 verursacht.
In der Abbildung 26 sind die wichtigsten unterschiedlichen Eigenschaften dieser beiden Muskelfasertypen
zusammengestellt.
Alle Muskelfasern einer motorischen Einheit gehören immer zum gleichen Fasertyp. Der Anteil der jeweiligen
Fasern in einem Muskel ist größtenteils angeboren und kann durch Training nur in engen Grenzen beeinflusst
werden.
Der „geborene Langstreckenkäufer“ besitzt mehr langsame, der „geborene Sprinter“ mehr schnelle Muskelfasern.
Abb. 27: Faserverteilung in Abhängigkeit von den motorischen Anforderungen ( nach Blum/Friedmann 1977, 61)
4
Myoglobin: roter Muskelfarbstoff (Sauerstoffspeicher)
29
4.3 Welche Kraftfähigkeiten sind für Gesundheit und Fitness wichtig?
Die Kräfte, die bei bestimmten Körperhaltungen, Bewegungen oder sportmotorischen Leistungen erforderlich
sind, werden im Wesentlichen durch drei Parameter bestimmt:
Entsprechend diesen Parametern lässt sich die Kraft in drei verschiedenen Kraftfähigkeiten differenzieren:
Maximalkraft (maximale Krafthöhe), Schnellkraft (möglichst schnelle Kraftentwicklung) und Kraftausdauer
(möglichst langes Halten der Kraft).
4.3.1 Maximalkraft
. Maximalkraft ist die größtmöglichste Kraft, die willkürlich gegen einen widerstand ausgeübt werden kann
Bei der Optimierung von sportlichen Leistungen ist die Höhe der erforderlichen Maximalkraft abhängig von der
Größe des äußeren Widerstandes, der überwunden werden muss, Je größer dieser Widerstand, desto höher
muss die Maximalkraft sein (z.B. Gewichtheben). Die Maximalkraft hat deshalb in den verschiedenen Sportarten
eine recht unterschiedliche Bedeutung.
Abb. 28: Einfluss der Maximalkraft auf die Wettkampfleistung in verschiedenen Sportarten (nach Blum/Friedmann
1997)
Im Bereich von Gesundheit und Fitness spielt die Optimierung einer Leistung keine Rolle. Es ist deshalb
ausreichend, wenn die Maximalkraft der einzelnen Muskeln so entwickelt ist, dass der Bewegungsapparat vor
degenerativen Erkrankungen und Verletzungen geschützt ist.
Möchte man seine allgemeine Fitness und seine sportliche Leistungen verbessern, dann ist dies nur auf der
Basis einer guten Maximkraft möglich. Die Ausprägung der je nach Sportart erforderlichen Kraftfähigkeiten
Schnellkraft und Kraftausdauer wird nämlich in starkem Maße von der Maximalkraft beeinflusst.
Die Höhe der erforderlichen Maximalkraft ist sowohl zum Schutz vor degenerativen Erkrankungen und
Verletzungen als auch bei vielen sportlichen Aktionen abhängig vom Körpergewicht. Je höher das Körpergewicht,
desto besser muss die Maximalkraft ausgeprägt sein. Die Maximalkraft wird hier als Relative Kraft bezeichnet:
- Muskelquerschnitt: Je größer der Querschnitt, desto höher ist die Zahl der Elemente Aktin und Myosin.
- Intramuskuläre Koordination: Je mehr motorische Einheiten gleichzeitig kontrahiert erden können, desto
größer ist die entwickelte Kraft.
- Intermuskuläre Koordination: Durch ein gutes Zusammenspiel der Synergisten und Antagonisten kann sich
bei einer Bewegung die Kraft der Agonisten optimal entwickeln.
Eine Verbesserung der Maximalkraft kann also durch eine Vergrößerung des Muskelquerschnitts und/oder durch
die Verbesserung der intra- und intermuskulären Koordination erreicht werden. Soll die relative Kraft gesteigert
werden, dann ist es sinnvoll, entweder nur die intra- und intermuskuläre Koordination zu verbessern oder das
Körpergewicht zu reduzieren.
Wie ist in diesem Zusammenhang das Gewichtmachen im Boxen, Ringen oder Gewichtheben zu verstehen?
30
4.3.2 Schnellkraft
Schnellkraft ist die Fähigkeit, den eigenen Körper oder ein Gerät mit hoher Geschwindigkeit zu bewegen bzw.
Widerstände mit höchstmöglicher Kontraktionsgeschwindigkeit zu überwinden.
Schnellkraft ist also die Fähigkeit, in möglichst kurzer Zeit eine möglichst hohe Kraft zu entwickeln. Für die
Gesundheit ist die Schnellkraft ohne Bedeutung, auch für eine allgemeine Fitness spielt sie nur eine geringe
Rolle.
Sportliche Leistungen werden hingegen häufig von der Schnellkraft bestimmt. Bei de meisten Sportarten
bzw. Disziplinen kommt es nämlich darauf an, dem eigenen Körper oder einem Sportgerät eine hohe
Geschwindigkeit zu verleihen.
Maximalkraft: Je größer die Kraft, um so schneller kann eine bestimmte Masse beschleunigt werden.
Intra- und intermuskuläre Koordination zu Beginn der Kontraktion: Je mehr motorische Einheiten direkt
zu Beginn der Kraftentwicklung gleichzeitig aktiviert werden können und je besser die Muskelaktionen
aufeinander abgestimmt sind, desto schneller kann sich die Kraft entwickeln.
Zahl der FT-Fasern: Auf Grund der erforderlichen hohen Kontraktiongeschwindigkeit wird die Schnellkraft in
starkem Maße von Anteil der FT-Fasern in einen Muskel bestimmt
4.3.3 Kraftausdauer
Kraftausdauer ist die Ermüdungswiderstandsfähigkeit bei langandauernden oder sich wiederholenden
Kraftleitungen mit überwiegend anaerob-laktazider Energiegewinnung.
Intensive, sich schnell wiederholenden Krafteinsätze, die insgesamt länger als 7 sec dauern, können nur mit Hilfe
anaerob-lakazider Energiegewinnung aufrecht erhalten werden. Ab einer Belastungszeit von ca. 2 min beginnt die
aerobe Energiegewinnung zu überwiegen.
Kraftausdauer ist deshalb für alle Belastungen zwischen 7 sec und 2 min die entscheidende Kraftfähigkeit.
Nur bei Belastungen mit relativ langsamer Bewegungsausführung wie z.B. Rudern, Schwimmen, Eisschnelllauf
und Radfahren ist die anaerob-laktazide Energiegewinnung auch noch bei längeren Belastungszeiten (bis ca. 6
min) ein entscheidender leistungsbestimmender Faktor. Da bei diesen Sportarten für die einzelnen Aktionen ein
hohes Maß an Kraft erforderlich ist, ist hier die Kraftausdauer bei Belastungen bis 6 min die entscheidende
leistungsbestimmende Kraftfähigkeit.
Wie lange Kraftleistungen aufrechterhalten oder wiederholt werden können, hängt also vom Kraftniveau und von
der Energienachlieferung ab.
Für die Gesundheit hat die Kraftausdauer keine größere Bedeutung, da bei entsprechend ausgeprägter
Maximalkraft die Belastungen der Alltagmotorik gut bewältigt werden können. In vielen Berufen und auch in der
schule sind die Anforderungen an die Muskulatur jedoch häufig sehr einseitig. Beim sitzen muss oft über Stunden
die gleichen Körperhaltung eingenommen werden. Hier kommt es schnell zur Ermüdung bestimmter
Muskelgruppen und dadurch langfristig zu Fehlhaltungen und degenerativen Erkrankungen.
Kraftausdauertraining, vor allem für die Rumpfmuskulatur, kann dieses Risiko verringen.
Im Bereich der Fitness ist die Kraftausdauer eine wichtige Fähigkeit, um zumindest, wie eingangs
angesprochen, „mithalten zu können“. viele Belastungen sind gekennzeichnet durch einen Wechsel der
Belastungsintensität, typisch ist dies vor allem bei allen Ballspielen. Im Kapitel Ausdauer wurde deutlich, dass es
wichtig ist, sich in den Phasen mit geringer Belastungsintensität möglichst schnell erholen zu können. Ebenso
wichtig ist es natürlich, dass es in den Phasen intensiver Belastung nicht zur schnellen Erschöpfung kommt.
Hier hat die Kraftausdauer eine entscheidende Bedeutung.
Bei längeren Belastungen kann die Kraftausdauer um so effektiver eingesetzt werden, je besser die aerobe
Ausdauer ausgeprägt ist. Durch die hohe aerobe Kapazität kann die Milchsäurebildung hinausgezögert werden.
31
4.4 Krafttraining
Ein spezifisches Training der intramuskulären Koordination ist aus o.g. Gründen im Gesundheits- und
Fitnessbereich nicht sinnvoll. Die entsprechenden Trainingsmethoden sollten nur im Leistungsport oder nah
einem längeren intensiven Vorbereitungstraining angewandt werden.
Eine schonende, wenn auch nicht so effektive Möglichkeit zur Verbesserung er intramuskulären Koordination sind
moderate Hüpf- und Sprungbelastungen.
Muskelaufbautraining zur Vergrößerung des Muskelquerschnitts kann sehr schonend durchgeführt werden und ist
für den Gereich Gesundheit und Fitness bestens geeignet.
32
Fast alle in der obigen Tabelle genannten Trainingswirkungen eines Krafttrainings können durch Muskelaufbau-
training erreicht werden.
Für den Fitnessbereich und zur Verbesserung von sportlichen Leistungen liegt die Reizschwelle für 50% der
Maximalkraft. Dadurch werden auch bei langsamer Bewegungsausführung die FT-Fasern verstärkt aktiviert und
ihr Querschnitt als Folge des Trainingsreizes vergrößert. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine effektive
Verbesserung der Schellkraft.
Schnellkraft
Möchte man als leistungsorientierter Fitnesssportler die Schnellkraft trainieren, dann sollte man darauf achten,
dass die Maximalkraft gut ausgeprägt ist. Um das Verletzungsrisiko zu senken und die Effektivität des Trainings
zu steigern ist es in jedem Fall sinnvoll, vor einem Schnellaufbautraining ein mehrwöchiges Muskelaufbautraining
durchzuführen.
Trainingsanpassungen
Wie schon im Kapitel Ausdauer erläutert, kann eine gute Grundlagenausdauer die Effektivität des Krafttrainings
verbessern, da Regeneration und Superkompensation beschleunigt und verstärkt werden.
4.4.2 Trainingsmethoden
Im Gegensatz zu den Ausdauertrainingsmethoden gibt es im Krafttraining keine Dauerbelastung. Alle Methoden
des Krafttrainings arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip wie die Intervallmethoden, d.h. auf Grund der relativ
hohen Intensität muss die Belastung durch Pausen unterbrochen und mehrmals wiederholt werden, damit die
Reizschwelle überschritten wird (siehe Gesetze und Prinzipien 3.2). Entscheidend für die spezifische Wirkung
eines Krafttrainings ist die Belastungsintensität. Die unterschiedlichen Arbeitsweisen der Muskulatur und die
erforderlichen Belastungsintensitäten haben gezeigt, dass im Bereich von Gesundheit und Fitness vor allem
Trainingsmethoden mit positiv-dymaischer Arbeitsweise und möglichst geringer Belastungsintensität sinnvoll sind.
Aus diesem Grund werden nur das Muskelaufbautraining zur Verbesserung der Maximalkraft und Methoden zum
Training der Kraftausdauer besproche4n. Für weitere Methoden des Krafttrainings muss auf die weiterführende
Literatur verwiesen werden.
Belastungsintensität
Im Gesundheitsbereich sollte die Intensität bei etwa 40-60% der Maximalkraft liegen. Sie aus Abbildung 26
ersichtlich ist, erden bei Belastungsintensitäten bis 50 % der Maximalkraft und bei langsamer
Bewegungsausführung hautsächlich ST-Fasern aktiviert. Möchte man auch die FT-Fasern ansprechen, dann
kann man entweder die Intensität auf 30% reduzieren und die Bewegungen schnellst möglich ausführen oder
man bleibt bei der langsamen Bewegungsausführung und erhöht die Intensität deutlich über 60 %, so dass auch
vermehrt FT-Fasern aktiviert werden. Sowohl die schnelle Bewegungsausführung als auch die höheren
Intensitäten sind für Anfänger nicht geeignet.
Um das für die entsprechende Belastungsintensität erforderliche Gewicht festlegen zu können, muss man
zunächst die Maximalkraft bestimmen. Beim Hantel- und Gerätetraining lässt sich die Maximalkraft dadurch
ermitteln, dass man nach dem Aufwärmen und einigen Vortests versucht, soviel Gewicht aufzulegen, dass man
gerade eine Wiederholung schafft. Entsprechend der in % vorgegebenen Belastungsintensität lässt sich dann das
Trainingsgewicht errechnen. Dieses Verfahren ist aber auf Grund der Verletzungsgefahr für den
Bewegungsapparat und der Risiken für das Herz-Kreislauf-System nur für gut trainierte und gesunde Personen
und nicht für Anfänger geeignet.
Eine andere Möglichkeit, mit deutlich geringerem Risiko das Trainingsgewicht zu ermitteln, besteht darin, dass mit
einer gefühlsmäßig mittleren Gewichtsbelastung solange Wiederholungen durchführt, bis sich eine spürbare
Ermüdung, jedoch keine Erschöpfung in der Muskulatur bemerkbar macht. Liegt die dabei erreichte
Wiederholungszahl zwischen 6 und 12, dann war die Gewichtsvorgabe richtig. Bei geringerer oder höherer
Wiederholungszahl sollte das Gewicht verringert bzw. erhöht werden.
In der Schule stehen in der Regel keine Krafttrainingsgeräte zur Verfügung und ein Krafttraining muss mit dem
eigenen Körpergewicht oder den vorhandenen Sportgeräten durchgeführt werden. Über die Wiederholungszahl
kann man aber auch hier das richtige Trainingsgewicht annäherungsweise abschätzen.
33
Bewegungsausführung
Die konzentrische Phase (Kontraktion) sollte langsam bis zügig (Aktivierung der ST-Fasern) und die exzentrische
Phase immer langsam durchgeführt werden. Um Muskelverkürzungen zu vermeiden und um eine Kraftzunahme
über den ganzen Gelenkwirbelbereich zu erreichen, sollten die Bewegungen möglichst über den ganzen
Bewegungsradius ausgeführt werden.
Umfang ( Serien )
Um einen trainingswirksamen Reiz zu erreichen, muss eine Reizserie (6- 12) Wiederholungen mehrmals
wiederholt werden. Je nach Intensität und Trainingszustand sollten etwa 4 bis 8 Serien durchgeführt werden.
Nach der letzten Serie sollte ein leichtes Gefühl der Erschöpfung in den betreffenden Muskeln spürbar sein.
Trainingshäufigkeit
Bein Krafttraining ist Erholungszeit bis zum Erreichen de Superkompensation länger als im Ausdauertraining, da
der Aufbau der Muskelstrukturen nur langsam verläuft. aus diesem Grund sollte zwischen den Trainingseinheiten
eine Pause von 2 bis 3 Tagen liegen. Damit ergibt sich eine Trainingshäufigkeit von 2 bis 3 Trainingseinheiten pro
Woche.
Muskelaufbautraining Kraftausdauertraining
Charakterisierung Geringe – mittlere Intensität Sehr geringe bis mittlere Intensität
Hohe Wiederholungszahlen Sehr hohe Wiederholungszahlen
Belastungsgefüge Training an Stationen Circuittraining
Intensität Gesundheit Fitness Gesundheit Fitness Ca. 30-70%
40-60% 60-80% 20-40% 40-70% (abhängig von
Übungen)
Wiederholungen 12 – 8 10 - 6 25 - 12 Belastungszeit
ca. 20-30sec
Umfang/Serien 6–4 8–6 8-4 6 – 12 Stationen,
2 – 4 Rundgänge
Pause Zwischen den Serien 2 – 4 min Zwischen den
Stationen: 20-80sec
Zwischen den
Rundgängen: 2-4min
Wesentliche Zunahme des Muskelquerschnitts Verbesserung der Energiegewinnung (hpts.
Wirkung Anaerob-laktatzid)
Zunahme des Muskelquerschnitts
Abb. 29: Muskelaufbautraining und Kraftausdauertraining im Überblick
4.4.2.2 Kraftausdauertraining
Für das Training der Kraftausdauer muss das Belastungsgefüge des Muskelaufbautrainings nur insofern
verändert werden, als man die Stoffwechselanforderungen an den Muskel durch eine höhere Wiederholungszahl
pro Serie verstärkt und/oder die Pausen zwischen den Serien etwas verkürzt. Dazu muss natürlich die
Belastungsintensität reduziert werden. In Abbildung 29 sind die Belastungskomponenten wie sie für ein
allgemeines Kraftausdauertraining zutreffen zusammengefasst.
Ein sehr variables Trainingsmittel für das Training de Kraftausdauer ist das Circuittraining . Anstelle von
Wiederholungen pro Serie arbeitet man hier mit Zeitvorgaben. Das hat den Vorteil, dass die Übenden an den
einzelnen Situationen die ihrem Leistungsniveau entsprechende Wiederholungszahl selbst bestimmen
können. Um die Reizschwelle zu überschreiten, muss jedoch darauf geachtet werden, dass eine Muskelgruppe
pro Rundgang mehrmals belastet wird.
Mit dem Circuittraining vergleichbare Belastungssituationen lassen sich auch in vielen Sportarten durch
sportartspezifische Aktionen zusammenstellen (Basketballcircuit, Handballcircuit, Fußballcuircuit usw.). Das hat
den Vorteil, dass gleichzeitig auch die Technik mittrainiert wird (intermuskuläre Koordination).
Kraftausdauertraining im Gesundheits- und Fitnessbereich hat den Vorteil, dass es eine schonende Methode ist
und dass man gleichzeitig mehrere Ziele ansteuern kann: Zunahme der Muskelquerschnitts (Maximalkraft) und
Verbesserung der Energiegewinnung (Kraftausdauer).
34
4.4.3
.4.3 Trainingsplanung und Tipps zum Krafttraining
Untrainierte sollten vor Beginn des eigentlichen Krafttrainings ein sogenanntes Anpassungs- oder
Gewöhnungstraining durchführen. Hierbei sollte man über einen Zeitraum von 2-4 Wochen (1-2-mal Training pro
Woche) mit Intensitäten unter 30% trainieren. Das Belastungsgefüge sollte wie folgt gestaltet werden:
- Intensität: unter 30 %
- Wiederholungen: 15-20
- Serien: 3-1
- Pausen zwischen den Serien 3 – 5 min
Mit einem solchen „Einstiegstraining“ lässt sich Muskelkater und frühzeitiger Überbeanspruchen vorbeugen.
Außerdem kann man die Trainingsgeräte gefahrlos kennen lernen und ein technisch korrekte
Bewegungsausführung trainieren.
Im Folgenden sind noch einige weitere, besonders beim Krafttraining zu beachtende Hinweise zusammengestellt.
Vor einem Krafttraining muss man sich sorgfältig aufwärmen, nach dem Krafttraining kann durch Lockerungs-
und Dehnübungen die Regeneration beschleunigt und einer Verkürzung der Muskulatur vorgebeugt werden.
Das subjektive Belastungsempfinden am Ende einer Serie sollte mittel bis schwer aber nicht sehr schwer
sein (siehe Ausdauertraining S.31)
Die Übungen sollten ruhig und korrekt ausgeführt werden, in den konzentrischen Phasen sollte man
ausatmen und Pressatmung vermeiden.
In einer Trainingseinheit sollten Agonisten und Antagonisten trainiert werden (muskuläres Gleichgewicht)
Die Pausen zwischen den Serien sollten nicht nur nach der Zeit sondern auch nach dem subjektiven
Belastungsempfinden ausgerichtet werden.
Um Zeit zu sparen, kann man Übungen im Wechsel so miteinander kombinieren, dass unterschiedliche
Muskeln beansprucht werden (Prinzip des Circuittrainings).
36
5 Aufwärmen
Auf- und Abwärmen sollte Bestandteil jedes Trainings- und Wettkampfprozesses sein.
Sportler sollten wissen, dass ein gezieltes Aufwärmen die Leistungsfähigkeit verbessert und die
Verletzungsgefahr reduziert.
Beim aktiven Aufwärmen führt der Sportler mit eigener Muskelkraft Bewegungen und Übungen aus.
Unter allgemeinem Aufwärmen versteht man die Maßnahmen, die darauf abzielen, den gesamten Körper
sportartunabhängig zu aktivieren. Dies wird durch Übungen erreicht, die zu einer Erwärmung der großen
Muskelgruppen führen (z.B. beim Einlaufen).
Im speziellen Aufwärmen sind die einzelnen Übungen gezielt auf die Anforderungen einer bestimmten Sportart
ausgerichtet und beinhalten auch einfache technische Elemente wie z.B. Dribbel- und Wurfübungen. Meist steht
zwischen beiden Bereichen eine enge Verbindung, d.h. allgemeines Aufwärmen ist dem speziellen vorangestellt.
Ablauf der Übungen: Erwärmung, evtl. Dehnung (Gerätturnen etc.), sportartspezifische Vorbereitung
Herz-Kreislauf-System:
- Steigerung von Herzfrequenz, Blutdruck und Atmung
- Vermehrung der Durchblutung der in der Sportart eingesetzten Muskeln
Stoffwechsel:
- Steigerung der Körpertemperatur; Verbesserung der Energiebereitstellungsvorgänge
Aktiver Bewegungsapparat:
- Reduzierung der inneren Reibung von Muskeln, Sehnen und Bändern
- Reduzierung der Verletzungsgefahr;
- Vermehrung der Durchblutung der in der Sportart eingesetzten Muskeln
37
Gelenke:
- Vermehrung der Produktion von Gelenkschmiere
- Dickenzunahme des Gelenkknorpels durch Flüssigkeitseinlagerungen
Sinnesorgane:
- Erhöhung der Aufnahmefähigkeit der verschiedenen Analysatoren
Psyche:
- Abbau nervöser Spannungszustände; Steigerung der Motivation
6 Abwärmen
Übungen: Lockerung, Entspannung
Herz-Kreislauf-System:
- Rückkehr von Pulsfrequenz, Blutdruck, Atmung und Temperatur in die Normallage
Muskulatur:
- Lockerung der ermüdeten und verspannten Muskulatur
- Beschleunigung des Abbaus von Stoffwechselprodukten
38
7 Dehnen/ Streching
7.1 Ziele des Dehnens:
Langfristiges Ziel ist die Erhaltung und Verbesserung der allgemeinen und sportartspezifischen Flexibilität.
Kurzfristiges Ziel ist die belastungs- bzw. sportartspezifische Vor- und Nachbereitung als Teilbereich des
Aufwärmens bzw. der Entspannung und „Entmüdung“, auch „als „cooling down“ bezeichnet.
Mittels Dehnübungen kann der natürliche Bewegungsumfang der Gelenke erhalten bzw. gesteigert werden. Eine
Versteifung der Gelenke ist durch den Alterungsprozess bedingt, die Gelenkfunktion kann jedoch auch durch
einseitiges Training oder einseitige Belastung beeinträchtigt werden. Ein gezieltes Dehnungstraining sollte
deshalb im allgemeinen Fitness- Sport und natürlich im Leistungssport einen festen Standort haben.
Im Bereich des Leistungstrainings spielt die Flexibilität je nach Sportart eine unterschiedliche Rolle. In manchen
Disziplinen ist sie leistungsbestimmendes Phänomen (z.B. Rhythmische Sportgymnastik, Turnen, Speerwerfen).
Beim Aufwärmen gehören Dehnübungen allgemein zum Standardprogramm. Aus heutiger Sicht ist der Effekt des
Dehnens dabei nicht mehr unumstritten. Richtig ist, dass die Muskulatur mittels Dehnübungen erwärmt werden
kann. Vorgedehnte und erwärmte Muskulatur hat eine verbesserte inter- und intramuskuläre Koordination (=
Zusammenspiel zwischen den Muskeln und Zusammenspiel der motorischen Einheiten innerhalb eines Muskels)
und geringere innere Reibung (Viskosität) und kann daher mehr Kraft entfalten. Der Effekt einer
Muskeltonussenkung (Senkung der Muskelspannung) durch Dehnen ist laut Forschungslage nicht eindeutig
nachzuweisen. Dehnung kann auch psychologisch zur mentalen Vorbereitung genutzt werden, da ein
entsprechendes Dehnprogramm zum Abbau von Verkrampfung und Nervosität beitragen kann. Auch im Rahmen
des „cooling down“ (Abwärmen nach einer Trainingseinheit) spielt das Dehnen eine wichtige Rolle. Dehnübungen
können den Erholungsprozess positiv beeinflussen.
Begriffsklärung
Flexibilität
(allgemeine – spezielle – aktive - passive)
⇓
Gelenkigkeit Beweglichkeit
Flexibilität als Oberbegriff beinhaltet Gelenkigkeit (durch die Struktur der Gelenke vorgegebene Bewegungsweite)
und Beweglichkeit (Elastizität der Muskulatur). Man unterscheidet allgemeine und spezielle Flexibilität, aktive
und passive Flexibilität. Die allgemeine Flexibilität bezieht sich auf alle wichtigen Bereiche des Körpers,
während die spezielle Flexibilität die für eine bestimmte Sportart relevante Flexibilität bedeutet. In der
Trainingspraxis hat sich der Begriff Beweglichkeit oder Dehnfähigkeit durchgesetzt.
39
Überwiegend tonisch reagierende Muskeln (zur Überwiegend phasisch reagierende Muskeln (zur
Verkürzung neigend) Abschwächung neigend)
Das Erscheinungsbild der muskulären Dysbalance wird zwar nach wie vor anerkannt, doch die o. a. Theorien als
Erklärung dafür werden nach neuesten Erkenntnissen als strittig angesehen, insbesondere da
Forschungsergebnisse vorliegen, die die bisherige Auffassung von der strukturellen Situation der Muskelfaser
widerlegen. Die bislang als plastisch geltenden Sarkomere haben nachweislich auch elastische Strukturen, so
dass die Theorie des Dehnungs- bzw. Kontraktionsrückstands nicht aufrechterhalten werden kann. Muskuläre
Dysbalance als Folge einseitiger Belastungen und Fehlhaltungen gehen zwar mit Veränderungen innerhalb der
Muskelfaser einher.
Dehnungsmethoden
⇓
Dynamisch Statisch
⇓ ⇓
federndes Dehnen passives statisches Dehnen neuromuskuläres Dehnen
⇓
Anspannungs- Aktiv-statisches
Entspannungs- Dehnen
Dehnen
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7.3.1 Dynamisches Dehnen
Es handelt sich um federnde Bewegungen um den Punkt des stärksten Gelenkausschlages herum. Dies kann mit
Hilfe des unmittelbaren Gegenspielers (dynamisch-aktives Dehnen) oder mit Hilfe eines Partners oder der
Schwerkraft oder mit Muskeln geschehen, die nicht unmittelbare Gegenspieler der zu dehnenden Muskulatur sind
(dynamisch-passives Dehnen).
Diese Methode war lange als wenig wirksam verpönt wegen des oben dargestellten Schutzreflexes. Neuere
Untersuchungen zeigen jedoch, dass das federnde Dehnen den statischen Methoden gegenüber gleichwertig,
wenn nicht sogar hochwertiger ist, vorausgesetzt, es wird behutsam weich und nicht ruckhaft gefedert. Vor allem
beim aktiven federnden Dehnen sieht man Vorteile koordinativer Art, zudem findet im Agonisten (also dem
Muskel, der die Dehnung bewirkt) gleichzeitig eine Kräftigung statt. Dosierung des Dehnreizes: In der
Dehnposition über ca. 20-30 Sekunden weich federn und diesen Vorgang pro Muskelgruppe mindestens 3-mal
wiederholen.
7.3.3 Anspannungs-Entspannungs-Dehnen
(CHRS = contract, hold, release, stretch)
Auf eine maximale Anspannungsphase des zu dehnenden Muskels, die etwa 3-5 Sekunden gehalten werden
sollte, erfolgt eine plötzliche Entspannung und eine anschließende statische Dehnung. Diese Methode nützt die
postisometrische Hemmung im zu dehnenden Muskel aus. Dauer der Dehnphase: 20-30 Sekunden, bei
mindestens 3 Wiederholungen pro Muskelgruppe.
(Die Angaben zu Intensität, Dauer und Umfang der unterschiedlichen Dehnungsmethoden beruhen auf
Erfahrungswerten, es gibt dazu keine wissenschaftlich gesicherten Daten.)
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7.5 Was muss beim Dehnen beachtet werden?
Grundsätzlich gilt für alle Dehntechniken: Nur so weit dehnen, dass keine Schmerzen auftreten, d.h. solche
Dehnstellungen einnehmen, in denen das Dehngefühl noch angenehm ist. Ein leichtes Ziehen in der Muskulatur
ist erlaubt. Man muss ein gutes Körperbewusstsein entwickeln. Bei passivem Dehnen mit Hilfe eines Partners
muss behutsam vorgegangen werden und die beiden Partner müssen sich gut verständigen. Wichtig beim
Dehnen ist, dass man sich dabei entspannt und eine Pressatmung vermeidet. Die Angaben zur Dosierung
beruhen auf Erfahrungswerten. Vor dem Dehnen ist eine angemessene Erwärmung erforderlich.
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