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Liebe Familie, liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde

Der erste Abschnitt ist schon eine Weile her, ich hatte während ein paar
Wochen einfach keinen Biss zum Schreiben.
Ende März war ich 10 Tage auf Reisen.
Afrikanisiert bin ich noch nicht, denn meine Geduld wurde strapaziert - es
ging für mich schon in Richtung Grenzerfahrung.
Ich staunte über mein Zeitgefühl, vor allem im Vergleich zu meinen
congolesischen Mitreisenden. Eine Erfahrung, die in Vanga mit unserem
klostermässigen Rhythmus kaum ansatzweise möglich ist.
3 Tage Kinshasa, 3 Tage Meer mit je einem Tag Hin– und Rückreise, 2
Tage Kinshasa mit Br. Christian – das war meine Planung. Leider sind die
Reisen von Kin nach Moanda und zurück mit einem Tag nicht
ausgekommen, sie haben sich auf 22 und 27 std verlängert, dh ich habe
wenigstens zwei Übernachtungen gespart. Dafür wurden die Nerven nicht
geschont, besonders als ich nach langem Hoffen, es würde doch noch
reichen…, einsehen musste – für Christian und den Flughafen ist es jetzt
zu spät, dazu fiel fast zeitgleich auch noch meine Telefonverbindung aus.
In meinen doch sehr improvisierten Velotouren habe ich nichts gelernt.
Und für Afrikaner scheint ein offenes Zeitfenster nach vorne einfach
selbstverständlich. Ich konnte jedenfalls bei keinem Mitreisenden eine
ähnliches, inneres fast verzwaspeln wie bei mir feststellen. Vielmehr lässt
man immer wieder anhalten zum Austreten und für Einkäufe von
Zwischenverpflegung und Waren, die nachher in Kin gut weiterverkauft
werden können. Vorallem die Rückreise war spannend, in einem Mercedes
Minibus, aber mit über 20 Passagieren, ohne Kleinkinder. Wer denkt sich
zB schon, wenn die Abfahrt auf 8 Uhr morgens angesagt ist, dass der Bus
halt erst nach Mittag richtig voll wird und dann nach Regelung von Visa
Problemen von zwei Angolanerinnen so gegen 2 sich auf den Weg macht.
Und dann von wegen endlich auf den Pinsel treten – bei der Volladung
muss bei jeder Unebenheit in den Ersten runtergeschaltet werden. Alle
Achtung vor der Leistung des Chauffeurs. Er hat sein Gefährt sehr
zuvorkommend behandelt und war die ganze Reise allein am Steuer.

In bester Erinnerung sind, wie könnte es anders sein, der Atlantik mit
Sand und meist gemässigter Brandung. Fischer, die mit Piroggen lange
Netze auslegen und sie dann von Hand an Land ziehen. Sr. Josée, die sich
um das Wohl ihrer Gäste kümmert. Die eine oder andere Bekanntschaft
bei einem abendlichen Bier oder Sonntagmittag am Strand – da war er
richtig gut bevölkert, sonst war ich meist fast allein mit den Fischern.

Zum verpassten Prior, Br.Christian konnte ich dann erst am Nachmittag


im Hostel empfangen, kam noch ein anderer Dämpfer. Zuvor in Kin bin
ich einmal mehr unter Räuber gefallen. Der Schock ist noch nicht ganz
verkraftet, und ich habe es bis jetzt den Brüdern nicht erzählt. Ua war ich
in diesen Tagen auf der Suche nach Veloersatzteilen für Mounties. Je
nachdem wo man nachfragt, kommt man vom Hundersten ins tausendste.
So landete ich kurz vor dem Ziel, wie ich meinte, in einem Quartier, in das
man als Mundele nicht allein hingehen sollte. Als ich das realisierte, gabs
für mich nur noch die Flucht nach vorne, aber da war ich auch schon
umzingelt und der Geldbeutel aus der Hosentasche verschwunden. Durch
ein ziemlich hysterisches Getue meinerseits hielt plötzlich ein
Ladenmitarbeiter meine Börse hoch – es schien auch noch alles drin.
Gegen wackelige Knie erhielt ich einen Stuhl. Erst viel später, wieder auf
sicherem Gelände, merkte ich, wie nahtlos der Übergang von Dieben in
die Hände von Erpressern erfolgte, denn die Retter erwarteten natürlich
eine Belohnung. Mit einheimischer Währung war nichts zu erreichen – mit
20$ liessen sie mich dann springen, ca 7 junge Männer, und nicht die
schwächsten.

Die Zeit mit Br.Christian in Vanga war dann friedlicher, aber oft auch
spannend und gefüllt. Es gab einiges in den Blick zu nehmen aus unserer
Vergangenheit, dann natürlich Vanga mit seiner oft recht komplexen
Gegenwart, dazu die persönliche und gemeinsame Zukunft im Congo und
unserer Gemeinschaft. Alles auch als Vorbereitung für unser grosses
Treffen im Dezember in Deutschland mit allen Brüdern aus Anlass unseres
50 jährigen !
Br.Christian hatte massig Gepäck dabei, ua auch unser ‚Gott sei Dank’
Buch – eine echt erfreuliche Erscheinung.
Gerne will ich in Lusekele noch mit unseren Mucuna Experimenten
weitermachen, in Zukunft vermehrt auch mit ausgewählten Bauern in der
weiteren Region. Zumindest von weitem winkt da ein Töff.
Für die früher genannten Projekte hat unsere Region kein Zuschlag
erhalten – man vermutet, dass Washington einfach das Geld fehlt.
Lusekele hängt seither etwas durch. Dafür läuft etwas mit der EU, die
Verantwortlichen suchen unsere Zusammenarbeit, und haben auch
Mucuna in ihrem Programm ! Dazu wurde auf Ostern mit unserem neuen
Traktor und einem ausgeliehenen Mähwerk von der Vanga – Flugpiste die
Freiflächen ums Zentrum ausgeputzt. Das gibt auch den Mitarbeitern das
Gefühl, dass man doch noch echli dabei ist.

Von Ostern habe ich emotional auch schon mehr mitgekriegt als dies Jahr,
aber bleiben wir mal bei dem fact vom leeren Grab. Darstellung und Bilder
vom Ostergottesdienst in Lusekele, wesentlich gestaltet von unseren
Mamas
mit fröhlichen Grüssen für alle die Tage nach Ostern euer frkurt

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