Sie sind auf Seite 1von 3

Artenschutzkonferenz in Panama: 60 Hai-Arten stehen jetzt unter Schutz | Tages-Anzeiger 22.11.

22, 16:03

WISSEN Menü

Geschichte Medizin & Psychologie Natur Technik Klimawandel

Startseite | Wissen | Natur | Artenschutzkonferenz in Panama: 60 Hai-Arten stehen jetzt unter Schutz

Artenschutzkonferenz in Panama

60 Hai-Arten stehen jetzt


unter Schutz
Ein grosser Erfolg für Tierschutzorganisationen: Fischereinationen hatten
sich quergestellt, und dennoch wurde beschlossen, dass Haie strenger
kontrolliert werden sollen.

Tina Baier 4
Publiziert: 21.11.2022, 14:47

Bleiben Sie am Ball: 6 Monate für CHF 29.- statt CHF 114.- Nur bis 29.11.22 

https://www.tagesanzeiger.ch/60-hai-arten-stehen-jetzt-unter-schutz-689471664944 Seite 1 von 3


Artenschutzkonferenz in Panama: 60 Hai-Arten stehen jetzt unter Schutz | Tages-Anzeiger 22.11.22, 16:03

Alle Hammerhai-Arten stehen künftig unter Schutz: Hammerhai vor der mexikanischen Küste.
Foto: Jordi Chias (Imago Images/Nature Picture Libr)

Auf der Weltartenkonferenz, die derzeit in Panama tagt, hat es einen Durch-
bruch beim Schutz der Haie gegeben. Nach stundenlangen Debatten wurde in
der Nacht zum Freitag beschlossen, 60 Hai-Arten international besser zu
schützen. Umweltorganisationen sehen darin einen Meilenstein.

«Das ist ein Riesenerfolg, denn nun ist die industrielle Haifischerei weltweit
endlich stark eingeschränkt», sagt Sandra Altherr von der Tierschutzorgani-
sation Pro Wildlife. «Dieses Votum kann eine Trendwende darstellen und
auch jenen Hai-Arten den dringend benötigten Schutz bieten, die lange Zeit
übersehen wurden», sagt Barbara Slee vom International Fund for Animal
Welfare in einer Pressemitteilung der Tierschutzorganisation. Der WWF be-
zeichnete die Entscheidung als «historisch für die Gesundheit der Meere».

Auf der Weltartenschutzkonferenz treffen sich die 184 Mitgliedsstaaten des


Washingtoner Artenschutzübereinkommens, auch bekannt als Cites (Conven-
tion on International Trade in Endangered Species), bei dem es um Handels-
beschränkungen für bestimmte Tier- und Pflanzenspezies geht.

Grundgedanke des Abkommens ist, dass Handel mit Exemplaren oder Pro-
dukten einer Art nur stattfinden darf, wenn es nicht nachteilig für den Erhalt
der Tiere und Pflanzen ist. Je gefährdeter eine Art ist, desto strenger sind
die Handelsbeschränkungen.

Flossen sind nicht zu unterscheiden


Besonders schwierig war in Panama die Debatte um die Requiemhaie, zu de-
nen unter anderem der Schwarznasenhai, der Seidenhai und der Walbucht-
hai gehören. Panama, die EU und 13 weitere Mitgliedsstaaten hatten den – am
Ende erfolgreichen – Antrag gestellt, alle 54 Arten dieser Familie unter Schutz
zu stellen. Für 19 Spezies war die Begründung, dass sie vom Aussterben be-
droht sind.

Für die restlichen 35 Arten führten die Antragsteller das sogenannte Look-Ali-
ke-Kriterium an: Weil die Flossen und das Fleisch dieser Tiere im Handel
nicht von streng geschützten Arten zu unterscheiden sind, gefährdet es indi-
rekt auch vom Aussterben bedrohte Spezies, wenn mit Produkten dieser Haie
gehandelt werden darf. Da es keine Kontrollmöglichkeit gibt, wäre es für ille-
gale Fischer viel zu einfach, Fleisch und Flossen von Haien, die vom Ausster-
ben bedroht sind, einfach umzudeklarieren.

Fischereinationen wie Japan und Kanada wollten vor allem verhindern, dass
der Blauhai unter Schutz gestellt wird, der in diesen Ländern intensiv gejagt
wird. Doch ein Antrag, den Blauhai nicht auf die Liste der geschützten Arten
zu setzen, scheiterte deutlich.

https://www.tagesanzeiger.ch/60-hai-arten-stehen-jetzt-unter-schutz-689471664944 Seite 2 von 3


Artenschutzkonferenz in Panama: 60 Hai-Arten stehen jetzt unter Schutz | Tages-Anzeiger 22.11.22, 16:03

Kleinere Haie wurden vermehrt gejagt


Im Konsens wurde in Panama dagegen beschlossen, künftig alle Hammerhai-
Arten unter Schutz zu stellen. Für die drei grössten Spezies gelten bereits seit
2013 Handelsbeschränkungen. Doch als Folge wurden andere, kleinere Arten
vermehrt gejagt. Diese stehen jetzt ebenfalls unter Schutz. «Diese Entschei-
dung war überfällig», sagt Sandra Altherr.

Alle Hai-Arten wurden in den sogenannten Anhang II von Cites aufgenom-


men. Das bedeutet nicht, dass der Handel mit ihnen ganz verboten ist – das
gilt nur für Spezies, die in Anhang I stehen. Doch der Handel mit den Haien
beziehungsweise ihrem Fleisch und ihren Flossen wird künftig viel strenger
kontrolliert. Für fast jede Lieferung von Haiprodukten ist jetzt eine Genehmi-
gung erforderlich. Das macht es auch Zoll- und Strafverfolgungsbehörden
einfacher, Verstösse zu erkennen und nachhaltigen Handel sicherzustellen.
Bisher gab es nur wenige Beschränkungen – nur 25 Prozent aller Hai-Arten,
mit denen gehandelt wird, waren international geschützt.

Haie verbluten im Meer


Vor allem für die Flossen von Haien gibt es einen grossen Markt. In vielen
asiatischen Ländern gilt Haifischflossensuppe als Delikatesse. In der Traditio-
nellen Chinesischen Medizin werden Haiflossen unter anderem als Appetit-
anreger und als Potenzmittel eingesetzt.

Weil für die Fischer deshalb oft nur die Flossen der Haie interessant sind,
wird nach wie vor das sogenannte Finning praktiziert, das in vielen Ländern
zwar verboten ist, aber oft kaum kontrolliert wird. Dabei schneiden die Fi-
scher den Haien die Flossen ab und werfen sie dann lebend wieder ins Was-
ser, um Stauraum auf den Booten zu schaffen. Die Haie sinken ohne Flossen
bewegungsunfähig auf den Meeresgrund, wo sie verbluten oder ersticken.

Fehler gefunden? Jetzt melden.

4 Kommentare

https://www.tagesanzeiger.ch/60-hai-arten-stehen-jetzt-unter-schutz-689471664944 Seite 3 von 3

Das könnte Ihnen auch gefallen