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Blinde Passagiere im Aquarium


Tiere, die mit Pflanzen eingeschleppt werden können denn diese würden schon frühzeitig entdeckt. Meist sind es tropische,
kleine Libellen, die sich in unseren Breiten nicht fortpflanzen können.
Mit echten Wasserpflanzen und submers kultivierten Sumpfpflanzen,
Einmal abgesammelt oder gefangen, können also weitere
die aus den Tropen und Subtropen importiert werden, können
Unannehmlichkeiten als ausgeschlossen gelten. Um geschlüpfte
sporadisch auch unerwünschte Tiere eingeschleppt werden.
Libellenlarven gar nicht ins Aquari-
Aber auch mit Tieren, vor allem mit Wirbellosen, können bestimmte
um kommen zu lassen,
unerwünschte Gäste in den Aquarien landen. Oft finden
genügt sorgfältige Kontrolle der
sich auch im Lebendfutter, das in heimischen Gewässern gefangen
Pflanzen, die man am besten in
wird, Tiere, die man nicht unbedingt als Dauergäste im Aquarium
frischem Wasser kräftig ausschüt-
haben möchte. Die überwiegenden Zahl von Aquarienpflanzen
telt, bevor man sie einpflanzt.
wird emers (über Wasser) kultiviert. Bei ihnen sind kaum Schädlinge
zu befürchten, die im Aquarium Probleme bereiten können.
Reine Unterwasserpflanzen werden aber unter freiem Himmel
submers (untergetaucht) produziert. In solchen Tanks laichen
zwangsläufig auch Libellen und andere Fluginsekten, Vögel
baden darin und alle Tiere, die eine enge Bindung zum Wasser
haben, finden sich ebenfalls ein.

Egel (Hirudinea)
Von den rund 300 bekannten Arten leben nur rund 25 bei uns.
Tropische Arten sind meist nur sehr schwer oder gar nicht zu Wassermilben (Spinnentiere, Arachnida)
bestimmen. Egel können zwar, müssen aber keineswegs immer mit Wassermilben gehören zu den Spinnentieren und sind durch ihre 8
Pflanzen eingeschleppt werden. Gerade Schneckenegel parasitieren Beine leicht von Insekten (6 Beine) zu unterscheiden. Die kleinen
auch versteckt direkt an Schnecken und werden wegen ihrer relativen Tierchen machen nur sehr selten Probleme im Aquarium und werden
Durchsichtigkeit leicht übersehen. auch meist nur zufällig in einem
In Aquarien tauchen meist Schneckenegel auf, seltener Fischegel. Da mikroskopischen Präparat entdeckt.
aber alle Egel carnivor (fleischfressend) leben, sollten sie in Aquarien Alle bekannten erwachsenen
natürlich nicht geduldet werden. Wassermilben leben räuberisch.
Werden ihre Beutetiere knapp, hört
automatisch auch die Vermehrung
der Milben auf. Kommt es einmal zu
einem stärkeren Befall, helfen auch
hier die am Schluss genannten Me-
thoden, um sie wieder loszuwerden.

Muschelkrebschen (Ostracoda)
Süßwasserpolypen (Hydra) Die meisten in Aquarien vorkommenden Muschelkrebschen sind nur
Grüne Süßwasserpolypen, hier Chlorohydra viridissima, sind winzig 0,5 bis maximal 2 mm groß. Es handelt sich überwiegend um völlig
kleine Nesseltiere, die hauptsächlich von ihren Symbiosealgen leben. harmlose Filtrierer oder Detritusfresser. Sie werden hier nur der
Sie fangen kaum aktiv Beutetiere und sind deshalb selbst für kleinste Vollständigkeit halber vorgestellt. Häufig leben sie im oder am Boden-
Garnelen und Jungfische keine Gefahr. Eine „Bekämpfung“ ist in aller grund und fallen nur auf, wenn sie
Regel nicht notwenig und auch nicht sinnvoll. Größere Hydra-Arten sich direkt an der Frontscheibe
können Jungtieren gefährlich werden. Sie sollten mit einer der am aufhalten oder auch kurze Strecken
Ende genannten Methoden aus dem Aquarium entfernt, bzw. gar etwas taumelnd schwimmen.
nicht erst eingeschleppt werden. Eine Bekämpfung dieser harmlosen
Tiere ist nicht nötig.
Meistens werden sie von etwas
größeren Fischen als willkommenes
Lebendfutter gerne angenommen.

Schnecken (Gastropoda)
Glücklicherweise gab es in den letzten Jahren ein Umdenken bei den
Aquarianern und die Panikattacken beim Auftreten von größeren (uner-
Libellenlarven (Odonata) wünschten) Schneckenpopulationen sind etwas seltener geworden.
Viele Schnecken erfreuen sich heute sogar großer Beliebtheit bei
Libellenlarven werden manchmal mit submersen Pflanzen eingeschleppt Freunden der Wirbellosen. Dennoch gibt es auch noch immer Menschen
und sind durchweg gefräßige Räuber. Sie können Fischbrut mit tiefer Abneigung gegen diese meist völlig harmlosen Tiere.
oder Garnelen gefährlich werden und sollten deshalb unbedingt Vor allem dann, wenn sie unbeabsichtigt und überraschend in großer
entfernt werden. Glücklicherweise kommt es relativ selten vor, dass Zahl auftauchen. Vor allem die kleine Blasenschnecke Physella acuta
Gelege oder fertig entwickelte Larven mit den Pflanzen ins Aquarium macht manche Aquarianer nervös und lässt sie nach Schneckengift
gelangen. Die Larven gehören auch fast nie zu den Großlibellen, oder Fischen, die Schnecken fressen, Ausschau halten. Seit ein paar
Jahren hat die Raubschnecke Anentome helena regelrecht Karriere
gemacht. Sie frisst mit Vorliebe andere Schnecken und ist dabei sehr
effektiv. Man sollte sich jedoch bei der Anschaffung von Tieren, die Vorbeugung / Bekämpfungsmethoden
einen bestimmten Zweck erfüllen sollen, auch über deren Bedürfnisse
und ihre Ansprüche nach der „Pflichterfüllung“ im Klaren sein. Die 1. Vorbeugung
einfachste und zugleich sehr erfolgreiche Methode, eine zu große
Schneckenpopulation zu korrigieren, bietet das Ködern und Absammeln neue Pflanzen, vor allem reine Unterwasserpflanzen, vor dem Ein-
der Tiere. setzen gründlich, am besten mit einer guten Lupe, auf Gelege oder
Larven untersuchen. Bei begründetem Verdacht auf nicht erkannte
„Blinde Passagiere“ weiter mit 2.

2. Verdächtige Pflanzen vom eventuell vorhandenen Substrat befrei-


en, einzelne Pflanzen oder Stängel in einem Gefäß mit sauberem
Leitungswasser „ausschütteln“.
Zeigen sich dabei bereits irgendwelche Tiere, weiter mit 3.

3. Sind unerwünschte Tiere festgestellt, die Pflanzen für einige Minuten


Schmetterlingslarven (Lepidoptera) in frisches Mineralwasser mit Kohlensäure legen und sie am Schluss
Sporadisch treten auch Larven (Raupen) von Wasserschmetterlingen noch einmal ausschütteln. Sind die Pflanzen für Aquarien mit
in Aquarien in Erscheinung. Es handelt sich dabei um die Larven der Wirbellosen bestimmt, sollten sie ohnehin mindestens 3 Tage
artenreichen Schmetterlingsfamilie der Zünsler (Pyralidae). Von den in
gewässert werden, wobei täglich mindestens einmal das Wasser
Mitteleuropa bekannten etwa 300 Arten sind es jedoch nur 7 Arten,
deren Larven unter Wasser an und in Pflanzen leben. Sie fallen relativ komplett zu wechseln ist.
schnell auf, da sie ihre Wirtspflanze selbst fressen. Bei ihnen ist mit
dem Absammeln der Raupen das Problem gelöst, denn im Aquarium 4. Insbesondere für Schnecken und Planarien gilt ein einfacher Grund-
kommt es sicher nicht zur Fortpflanzung der Zünsler selbst. satz: Übermäßige Vermehrung entsteht nur durch viel Nahrung.
Zurückhaltung bei der Futtermenge lässt auch keine explosions-
artige und nicht mehr beherrschbare Population von Schädlingen
entstehen.

2. Sind trotz Vorbeugung doch Tiere ins Aquarium gelangt, kommen


folgende Maßnahmen in Frage:

1. Mechanisches Absammeln / Fangen größerer Schädlinge wie


Zünsler-Larven, Schnecken und Libellenlarven.

2. Mit Fraßködern Schnecken / Planarien an eine gut zugängliche Stelle


locken und entnehmen. Planarien bei geringem Befall beharrlich mit
Planarien, Strudelwürmer (Turbellaria) einem dünnen Schlauch von den Scheiben oder sonstigem Substrat
absaugen.
Diese Plattwürmer waren früher nur selten Thema heftiger Diskussionen,
denn sie wurden in mit größeren Fischen besetzten Aquarien Bitte nicht zerdrücken oder anders zerstören, denn auch aus kleins-
regelmäßig gefressen und die Bestände blieben immer recht klein oder ten Resten entwickeln sich neue Tiere!
verschwanden ganz. Seit dem Aufkommen der Nano-Aquaristik mit
Garnelen, Zwergflusskrebsen und exotischen Schnecken sind sie neben 3. Bei extremem Befall, wenn diese Methoden nicht mehr sinnvoll
Algen fast zum Thema Nr. 1 geworden. Sie stehen in dieser Aufzählung erscheinen, vor allem Nano-Aquarien ausräumen, die Tiere in einem
unerwünschter Tiere deshalb am Schluss, weil sie von anderen Aquarien, anderen Aquarium oder Gefäß unterbringen.
aus Verkaufsanlagen, mit Lebendfutter und eben nicht nur über Die Pflanzen wie unter „Vorbeugung“ beschrieben behandeln. Den
Pflanzen eingeschleppt werden können. Man handelt sie sich schneller Bodengrund, Steine, Wurzeln und das technische Zubehör stark
ein, als man sie wieder loswird. Trotzdem ist der Befall mit Planarien erhitzen oder mit Wasserstoffperoxid (H2O2) desinfizieren. Dann gut
kein unlösbares Problem und normalerweise auch ohne „Behandlung“
spülen und neu einrichten.
mit chemischen Mitteln wieder in den Griff zu bekommen.
Die pauschal empfohlene Bekämpfung der Planarien mit dem Wirkstoff
4. Übermäßige Vermehrung von Schnecken kann schließlich in größe-
Flubendazol („Flubenol“) funktioniert zwar in Aquarien mit Dekapoden
ren Aquarien auch durch Schnecken fressende Fische (bitte unbe-
(Garnelen, Krebse), aber es werden auch Schnecken geschädigt oder
getötet und alle nützlichen Nematoden und alle sonstigen Wurmartigen dingt auf Verträglichkeit mit dem übrigen Besatz achten!) oder durch
werden meist mit ins Jenseits befördert. Dies kann je nach die bereits genannte Raubschnecke Anentome helena verhindert
Populationsdichte dieser Tiere zu einer unglaublichen Eiweißbelastung werden.
führen, die dann auch für alle anderen Tiere höchst gefährlich werden
kann. „Operation gelungen, Patient 5. Nur bei Planarien, wenn alle genannten Methoden aus triftigen
tot“ ist sicher in solchen Fällen Gründen ausscheiden und man sich der Gefahren wirklich bewusst
nicht allzu weit hergeholt. ist, mit Flubendazol (vom Tierarzt) behandeln. Nach dem Einsatz
solcher Mittel grundsätzlich mehrere sehr starke Wasserwechsel
durchführen.

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