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Bibl. Mont.

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US
3489 % Bibl.Mont.

1
< 36609396020012
^
< 36609396020012

Bayer. Staatsbibliothek
1
.

1
Geographiſch - hi ft ó r iſ de

Beſchreibung

öftlichen Raukaſus,
zwiſchen den

Flüſſen Jerek , Aragwi, -fur und dem


Kaſpiſden Meere.

Von

Julius V. Klaproth.
t

8 e imar
im Berlage des bandes Induſtries Comptoirs.
.

1814 .
ê

Bayerische
Staatsbibliothek 3
München

1
Ein lei t u n a ng.
i

Diet Wert erſcheint als ein'nothwendiger Anhang


zu meiner Reiſe in den Kaukaſus , weil ich auf dem
Hitel derfelben eine vollftandige Beſchreibung dieſes
berühmten Gebirgés, und ſeiner Bewohner verſprochen
habe. Verſchiedene "Hinderniſſe , und beſonders der
Umſtand, daß das Buds bloß auf zwei Bånde berech
net war , verurſachten , daß ich in demſelben nur den
weſtlichen Kaukaſus, den ich ſelbſt bereiſ't hatte,
ausführlich beſchrieb. Dennoch hatte ich während der
Reiſe nicht verabſåumt, duru mündliche und ſchrift:
liche Nachrichten und Anfragen, mir eine vollſtåndige
Kenntniß der Gegenden zu erwerben , die ich felbſt
nicht beſuchen Forinte.

Meiner Inſtruction gemåß , follte ich die Nach


1

richten früherer Reiſender in den Kaukaſus prüfen, ſie


beſtåttigen, berichtigen oder widerlegen. Dadurch habe
ich viele Bemerkungen über Reineggs und Gúls
denſt & ot geſammelt, die mid in den Stand feben,
IV Einleitung.
die Irrthümer des erſten aufzudecken und daß ſchåb:
bare Werk deß anderen , von den unzähligen Druck
Wern in den Eigennamen , zu reinigen. Wenn man
daher bei mir Namen anders geſchrieben findet, ſo
muß man ſic nicht für fehlerhaft, ſondern als berich
tigt anſehen. Da ich die Werke jener beiden Reiſen
den oftmals mit Eingebočnen durchgegangen bin , ſo
konnte ich Vieles hinzufeßen und erweitern , und dieſe
Materialien haben zu der Abfaſſung der gegenwärtigen
Schrift gedient, indem ich nur die wa hren.Nach
richten meiner Vorgånger benußte. Sie füllt eine
betråchtliche Lücke in der Erdkunde aus , denn der
öftliche Kaukaſus war bisher weniger und unvoll:
tommener bekannt, als der weſtliche.
hi
Weimar d. 22. Dec. 1813 .
S. 0.
4

ܲ‫ܢ‬ ‫ ܇‬:? : ‫܃‬ , et

‫ و‬. ... ‫انه و‬

ition Go junior

Inhalts - Verzeichniß .

Seite

Einleitung 3
Mizdſhegiſche Diſtricte 5

Die kleine Rabardah 19


Iataren am unteren Seret 21

t'adhethiſche Diſtricte am Uragwi 36


Diſtrict von Sharthli an der linken des Aur 40
Beldreibung von S'achethi . 46
fand der buſchi 71
Dagheſtan und Schirwan 75
Derbend namen 84
III
Lesghiee
Gebiet des Schamdal von Xarchu 147
Gebiet des uß mei der Ckaitadt und @karackaitace 155

Xbabaßeran 164
218 Inhalts - Verzeichniß.
Seite
Chanat von Derbend
167
Gebiet von Gkurah 181
Chanat von Gkuba
183
Chanat von Batu 200
Chanat von Schamachi 201
hanat von Schathi
213

nii

1,
N
I o

159
Geographisch shiftoriro e

Beſchreibung
des

dftlichen Kaufa fu 6 ,
zwiſchen den

Flüſſen Ierek , aragwi , tur und dem


Kaſpiſchen Meere.
i
Bon

Sulius D. Klaproth.

Y 2
(
:: '7 sonde .

Geographiſch - hiſtoriſche

Befdyr é ibung .. vi, 1:37

oft I i chene a uka u $,


zmiſchen den

ftüffen Ierek," Aragwin kur uab dem


Karpifcren Meere.

Der ndrdliche Kaukafug wird von dem Thale mitten


durchſchnitten , in dem der wilde Gebirgsfluß Deret
mit ſchäumendem Joben über mächtige Felſenſtúde nach
Norden zu ſtürzt. Sehr wahrſcheinlich iſt dieſes der
Strom , den fchon Claudius Prøremåus im zweiten
Fahrhunderte unter dem Namen Udon kannte , und
den Plinius Diriodoris nennt und durch die bes
rühmte Kaukaſiſche Pforte fließen läßt. Die Georgier
nannten in åtteren Zeiten den Teret bomek'i und auch
29
4
Aragwi, eben ſo wie den Fluß, welcher nicht weit von
feinen Quellen entſpringt, aber einen entgegengefekten
Lauf nach Süden nimmt. Von dieſer Benennung ſtammt
auch , in den Georgiſchen Geſchichtsbüchern , der Uus
drud ber : Unwohner der beiden Ur agwi , wenn
ſie die Wilker von Khartsli aufzählen ; weil der obere
Derek bis Dariela in Georgien fließt und zum Theib
von Georgiern bewohnt wird.

Die Quellen bieres Fluſſes find erſt durch meine


Reiſe in den Kaukaſus beſtimmt worden, und liegen an
der Südſeite des hohen Schneegipfels Chochi, zwiſchen
dem Eis- und Schieferråden . Pon ihnen fließt der
Derek erft 25 Werſt nach Dſten ,i durch das Felſenthal
des Ofſetiſchen Stammes irgi ,1 Shru Bo oder
I hur ß o. Er wird von Schiefer , Baſalt - und
Granitporphyr -Gebirgen eingeſchloſſen , und iſt an den
meiſten Stellen febr ,eng. Hohe Bafaltkoppen und zera
ftreute Dörfer der DBeten ſind die einzigen Gegenſtån :
de, die man um den wilden Fluß erblidt. Da wo der
Derek dies Thal verläßt, fångt der Georgiſche Diſtrict
Obewi oder Moldewi an und erſtređt fich bis Das
tieta oder Dairan , der Kaukaſiſchen Pforte. Da
man dieſen Diftrict und ſeine Merkwürdigkeiten ; fo
wie den ganzen Lauf des Terets in meiner Reiſe genau
beſchrieben findet, fo gebe ich jegt gleich zu den , vom
1
Derek links oder dſtlich gelegenen Gegenden des Kaukaſus
über.

fire 6 8
5

Mizo Thegiſche Diſtricte.

Nördlich vom Schneegebirge und öſtlich vom Zeret


bewohnen die Schiefer - und Kalkgebirge die Mizorhea
giſchen Völkerſchaften , von denen die weſtlichen
von den Georgiern Khiſti, und ihr" Land Shiftethii
die in der Mitte liegenden Ghlighw i und die öſtlichen
Mitsch chifi genannt werden . Nördlich erſtriden ſie
fich bis an die S undba , die bei ihnen S soltſch
heißt , und fie von der kleinen ' Kabardah 'trennt, in
Diten aber bis zum oberen Sach fai® und den les:
gbiern und Ckumúden. Wie alle Kaukaſier ſind ſie
große Räuber , und leben größtentheils mit den Kuſſen
in Feindſchaft , beunruhigen die Linie und die kleine
Kabardab 1, und machen felbft Ueberfälle auf die am
Teref gelegenen Kofakenſtannigen. Von der großen
Unternehmung , die fie 1785 i unter ihrem Scheich
Manzur , gegen Kislar machten , habe ich in meiner
Reiſe ( Th . 1. S. 380.) geſprochen . Seitdem find fie
niemals in Ordnung zu halten geweſen , und beſonders
reken die Clarabuladen und Tſchetſchenzen ihre Ráus
bereien bis jeßt fort. Diere Stämme ſind gewiß alte
Ureinwohner des Kaukaſus und kommen ſchon ſehr früh
in der Georgiſchen Geſchichte vor ; auch ſcheint és,' daß
Strabo und Zonaras dié Inguſchen , welche ſich
Ghalgha nennen , unter dem Namen Selai oder
Sellai gekannt haben .

1
Was die Sprache der M izoſhegi anbetrifft, ſo
ift ſie zwar von den übrigen Kaukaſiſchen, dem größeren
Sheile der Wörter nach verſchieden , , doch beut ſie viele
Qehnlichkeiten mit den Lesghiſchen Sprachen , und bes
ſonders mit der Uwariſchen und Ckadhi - Ckumudiſchen,
bar. Uuch finden ſich viele Wörter, die mit Sšamos
jediſchen , Möguliſchen und anderen Sibiriſchen verwandt
zu ſeyn (cheinen. Deshalb, und weil die Georgiſche Ses
ſchichte ſehr früh von den Mijdſhegi ſpricht, halte ich ſie
für eines der alteſten Völker im Kaukaſus; und kann
alſo nicht der Meinung des Herrn Grafen Poto di
und des berühmten Pallas feyn , welche Beide ſie für
Ueberreſte der älanen halten, wozu fie keinen anderen
Grund haben , als eine einzige , ſehr ſchwankende, Ety :
mologie. Nach dem , von I. Voßius herausgegebenen,
anonymen Periplus, ward nämlich die Stadt I beos
dofia in der Skrym ardauda genannt, welches, in
der Alaniſch - Tauriſchen Sprache, die ſieben Götter
.

bedeuten ſoll
fod. Pallas -- bemerkt hierbei : Man
,, ' findet
noch in der Kiſtiſchen Sprache diefelbe Bedeutung, denn
win derſelben beißt uor ſieben und dada Vater und
..Gott. Dieſer Behauptung iſt beſonders das entgegen
zu leben , daß in den Dialekten der Mizoſhegi u or
zwar ſieben bedeutet, aber Dada weder Gott noch
Vater ; denn bei allen Stämmen heißt Dåle Gott
und Da Bater. Da aber iſt nicht Dada und Gott
nicht Vater, alſo ſteht die ganze Wortableitung nicht
feſt genug, um auf biſtoriſches Gewicht Unſpruch machen
jų können .
7

:. Die Mizoſhegi zerfallen in mehrere. größere und


kleinere Stämme, die von Weſten nach Often in fols
gender Ordnung wohnen.
1

: ' I. Die Ingurden , welche fich - felbft Ghalgbar


ódet Halha; auch Lamut, 10. i. Bergbewohner nens,
nen, haben die Gegenden an den Flüſſen Matal : don
(Mukila ) und Kumbatai (bei ihnen Ghalun )
die in den Zeret fallen , inne, auch an der S Sundſba
(Stoltſd ) und am fai, 2 bai ober Shadjir ,
der in jene fåüt. Sie theilen ſich in folgende Stämme :
Tergimchar Agi , Chamhoy , Chattoi, Zimtais
boch, Geulawy ' und Wapi: Der legte wohnt am
>

weſtlichſten , in mehreren Dörfern am Mabal - don, von


denen das unterſte nicht weit vom Teret entfernt ift
und Schuaſchi. Dsbariech i oder Dohairad ges ,
nannt wird . Die oberen Gegenden am Makat : don
find das Dsurdsut'ethi der Georgier , die unteren
das eigentliche biftethi ; Namen, welche nachher alle
gemein geworden und auf das ganze Land der Mizorbes
giſchen Stämme bezogen werden .

* In dem fruchtbaren Shale des Rumbalai wohnen


dann die ſogenannten großen Inguſchen oder Uns
gufch th. die von den Ruffen auch alte Inguſchen
genannt werden, und weiter unten , da wo der Fluß
in die Ebene tritt , ſind die Solonien der Schalcha,
die dort fehr glüdlich leben und fruchtbare Leder" baben.
Im Thale der großen Inguſchen , nabe, bei dem großen
Dorfe Chamboy weſtlich iſt eine große mit grauecall
8

verhärteten Thon angefüllte. Kiluft. Die Oberfläche dies


ſes Thons verwittert ſehr ſtark, wird durch Regen und
Schnee erweicht, ſpringt beim Austrocknen ab und fällt
in das Thal herunter. Dieſer Jhon enthält keine
Schwefelkies . Cheile ,, wohl aber findet man in ihm
ganz fteinbarte Stúde eines weißen Shons , mit abs
drůden von Seegraſe und auch , wiewohl felten, von
+

Meerſchaalthieren . Man verfertigt aus dem weißen


zerſtoßenen Thone verfchiedene Trinkgeſchirre und Waſs
fergefäße; allein ſie müſſen mit großer Behutſamkeit
getrocknet und eben ſo nach und nach gebrannt werden ,
5

weil fie fonft leicht in Stúden ſpringen. Dergleichen


2
Trink - und Waſſergefäße erhalten im Sommer das Ges
tránk kühl, obgleich ein großer Theil durchichwigt. In
Georgien, Armenien und Schirwan ſind dieſe irdenen
Gefáße ſehr geſchaft; allein wegen des beſchwerlichen
Transportes theuer und nicht häufig, und auch bei den
Inguſchen, wegen ihrer Trägheit, nicht überflüffig.
Deftlich hinter diefer Ebonkluft geht der Weg durch ein
Khal, welches Sierku beißt, und daſelbſt find Zeichen
.
eines ſehr ſchönen fowarz-, grún - und gelbgeflecten
Saſpisbruchs. Seine Breite beträgt gegen 200 Fuß ;
attein die vielen, ihn durch freugenden Quarzadern, und
ſeine eigenen Riffe, benehmen ihm einen Theil ſeines
Werths. . Die meiſten , aber brauchbarſten Stúde, find
zwiſchen drei und fünf Fuß an Hobe machtig.

Wenn man von den Quellen des Rumbalei node


hober geht , und das Gebirge åberſteigt, das ihn von
dem bale des fair oder Schadjir trennt, fo kommt
A
3

man in die Gegend Ghargha ( Georgiſch Ghlighwa),


die der Stammort der Inguſchen iſt, und von den
Quellen der Ssundſba gerade eine Teutſche Meile in
Súden liegt. Noch hóber im Schneegebirge iſt der
Diſtrict Meeſti, der mit den Phichawi- und Thufchi
>
in Georgien grånzt ., und an einem Nebenbache liegt
Narch achi. Unter Ghalgha wohnen die Schalcha
oder kleinen Inguſchen , in einem großen Thale , auf
der linken des Ubai. Ihre Hauptdörfer find Wapis
la , Oheirechi und 4 sai. Wegen der Unfruchtbars
keit der Gegend wanderten viele von ihnen nach der
kleinen Rabarbab aus , wie ichon vorher bemerkt wora
1

den . Im Diſtricte. Datach , an der Rechten des Abaie


unter Schalcha, giebt es eine ſehr ſtarke Salzquelle,
und unter dieſem erſtredt fich an der Linken des
Fluſſes Galaſchka und Altun, vom Kalkgebirge bis
in die Niederungen der Ssundſha. Noch gehört der
Diſtrict Adkinjurt oder a chiurt hierher , im Stalts
gebirge an der oberen Ssundſha. Seine Bewohner
find ein Gemiſch von Inguſchen und Clarabuladen , und
ihre guten Ländereien , ihre Schwache und wenig feſte
Lage macht, daß fie tot ſo ausſchweifend und raus
beriſch als ihre Nachbarn ſind. - Kafadakeru , ein
Dorf von 35 Häuſern, Selaſchka gegenüber, an der
Linken der Stundſha , wird auch von Inguſchen bes
wohnt. 1

Am Bache Baſeren , der Rechten des A Bai, wohnt


der kleine Stamm meredſhi. Unter dieſem auf der:
ſelben Seite, am Bache SSoßlandi , folgen die
Serli und Retuch .
1

1
10 .

Da ich im acht und zwanzigſten Kapitel meiner


Reiſe von den Sitten und der Lebensart der Inguſchen
ausführlich gehandelt habe, ſo will ich nur noch ans
führen , daß fie weniger räuberiſch , als ihre' anderen
Mijdrhegtfchen Nachbarn find, und fich theilweiſe zu
verſchiebenen Zeiten , unter Ruſſiſchen Schus begeben
haben .

2. Deftlich von den Inguſchen wohnt bas , unter


bem Tatariſchen Namen Clarabulad (Schwarzquell )
bekannte Bólfchen , das fich ſelbſt arſch te nennt,
ebenſo bei den Inguſchen heißt und von den Iſchetſchen
zen Uriſch : Togai genannt wird. Der nördlicher
畫 3

wohnende Theil deſſelben náhrt ſich beſonders von Bies


nenzucht, und heißt deshalb , ſo wie ihr kleiner Bach
Balzßu, ' D. i. Honigwaſſer, bei den Sataren und
Ifchetſchenzea.
1.

Sie ſprechen die Mizoſhegiſche Sprache im Oſchets


fchenziſchen Dialect, der von dem Inguſchiſchen etwas
abweicht , und ihre Wohnplåge fangen ficha weftlich
beim Bache Schelmigor, der unter dem Ubai in
die Rechte der Sundſha fåut, an, wo das Dorf Boko
mit 40 Familien ſteht. Darauf folgt das Thal, worin
der Fluß Martan (in der Landesſprache Farthan)
der Sundſha zufließt, der, zum Unterſchiede 'von einem
anderen, auch den Namen des Ckarabuladiſchen Martan
führt. Dies Jhal mag am Unfange i eine Werft breit
reyn, und zieht fich zwiſchen zwei waldigen Vorgebira
gen, gegen acht Werſt ſúblich , immer enger zuſammen.
II

Der Hauptort in demſelben iſt Farthansaul (80 Håus


fer ), am Bache Schell an der Linken. Jede Familie,
oder kleine Gemeinde , von vierzig bis ſiebenzig Perſo
nen , hat bei ihren Wohnungen einen , aus Feldſteiren
erbauten Schießthurm , wie im ganzen Kaukaſus gewöhns
lich iſt. Ein eingezäunter Hof mit ſchlechten Hütten
umgiebt einen ſolchen Thurm , in dem die Vornehmſten
wohnen , und dieſe Hütten ſind von Balken oder Steis
nen , bei den Armen aber von geflochtenen , mit Lebih
beworfenen Reiſern , aufgeführt. In der Mitte der
Wohnung brennt das Feuer ; 9'10 Licht fällt durch die
Thúr hinein. Sie haben einigen Gartenbau , wodurch
guter Hanf , Bohnen , Rettige , Mais und Tabat ges
wonnen werden . Unter dem Einfal des Martan in die
Rechte der SSundfba baben ſie an den Bächen arcs
gau , Walarek und Ifchalarch ihre Biehtriften , an
welchem leßteren ein Dorf gleiches Namens mit 100
Häuſern ſteht. Um linken Ufer der Ssundſha liegen ,
noch folgende ihrer Dörfer: S semaſchi (49 Häuſer),
Kakujurt (60 H.), Groß - Kulari (150 H.), Klein
3

Kulari (25 H.) und Salijurt (30 H. ).

Die Gharabulad haben keine Fürften , fondern


nur Weltefte, und waren ehemals den Skumüdiſchen
Fürſten von U & Bai zinsbar. Einigemale haben ſie
fich auch unter Ruffiſchen Shut begeben , und fchicten
Geißeln nach sislar, find aber ſehr wankelmüthig , und ,
tonnen daber nicht als Unterthanen angeſehen werden,
Sonſt waren ſie große Freunde und Bundesgenoſſent
der Iſchetſchenzen , allein , ta dieſe anfiengen fie zu be
12

tauben , gerfielen fie; mit ihnen und beide Volker leben


ſeitdem in Feindſchaft. Sie ſind mittelmäßiger Statur,
mager , ſtark, wild und feurig von Unſehen , freund
1

ſchaftlich aus Neigung. und räuberiſch aus Gewohnheit


und Noth. Sie gehen ſchlecht uno: Ichmurig , auf Tas
tariſche Urt, gekleidet und leben máßig. Etwas Hirſens
brod. oder Kåſe in Waſſer aufgelöſt , felten Fleiſch , bes
friedigt ihren Hunger: Mit Mundvorrath auf ſechs
Wochen und ihren Waffen überſteigen ſier: bei Sago
und Streifereien die Gebirge mit Leichtigkeit. Ihre
Lebensart und, das beſtandige Beſtreben, das Ihrige zu
beſchůben , ihre Freiheit zu erhalten , zu rauben und za
jagen , erhält ſie wild , ſtreitbar und bis zur Verwe
genheit kühn. Da ihr kleines Thal zum Uderbau nicht
hinlänglich iſt ,. To find Streifereien ihre Hauptbeſchåf:
tigung. Die Sicherheit der Geſellſchaft bildet bei iha
nen, ſo wie bei allen Kaukaſiern , die vollkommenſte
ihrer Tugenden , die Gaſtfreundſchaft , als hei:
lig und unverlegbar ; ſo wie auch die Blutra che, die
fie erhalt. Sie haben eine natürliche Religion , ver:
ehren ein höchſtes Weſen , aber auch alte Gebäude, Felp
ſen und Haine , und äußern aus alter Gewohnheit viel
Neigung zum Chriſtenthum , das ſonſt durch die Geor:
gier im Kaukaſus verbreitet war. Die Berzierung der
Grabmåler auf Muhammedaniſche Weiſe," mit hölzernen
Turban's auf Stangen , mit Fahnen , ſcheinen fie von
ihren Nachbarn entlehnt zu haben. Die Clarabuladen
führen, wie die Inguſchen , kleine Schilde, einen fünf
Fuß langen Speer , ein , gut gezogenes Rohr , leichte
Såbel ,, nebft Dold und Meſſer. Des kurzen Spießes,
13
welcher einige Backen bat bedienen ſie ſich theils zum
Auflegen des Rohrs, da ihre Kolben und Schäfte ſehr
leicht find '; am meiſten aber quer, hinter dem Schilde
zum Pariren , und im Nothfall als Wurfſpieß. Den
Hieo mit dem Schilde aufzufangen, betrachten ſie als:
eine große Geſchicklichkeit, und mehrere Angreifende kona
nen einem Einzelnen nichts anhaben. Das Schild,1 vom
hárteſten und ſtärkſten Leder , iſt mehr oval und über
eine Elle lang , mit Blechſtreifen in concentriſchen Kreis
fen beſchlagen; ivermittelft vernieteter Någel, deren hópfe
hervorragen :, und gegen alle Såbelhiebe ,dauerhaft ges
nug. Uuf beri unteren Seite ſind zwei Kieme für den
Arm befeſtigt und ein Filzkiſſen ſchůzt gegen die Ers
ſchütterung, die der Hieb verurſacht. Ein långerer Riemen
dient dazu, um das Schild bei'm Gehen über die Schuls
ter zu hången. Ohne Schild und kurzen Spieß - treten
ſie nicht aus dem Hauſe, und nicht aus dem Dorfer
ohne völlig bewaffnet zu ſeyn. Wenn ſie ſtehen , oder
mit einander reden , lehnen ſie ſich auf den Spieß und
balten mit der linken das Schild vor fich. Im Gans,
zen roll dies Bolk 1500 ſtreitbare Månnet ſtark ſeyn.
Lesröst .
5:23. Die I fchetſchenzen (Georgiſch :Is chatfchani)
Find die öftlichſten Mizoſhegi und ihre Wohnplåke fans
gen am Fluſſe Gidha an , an dem ein Dorf gleiches.
1

Namens liegt , das 300 Häuſer zählt. Dieſer Fluß iſt


klein , fließt aus dem boben Gebirge oftlich durch eine
Ebene und fälltin die linte des ſogenannten Ichet dhena:
ziſchen oder Rufiifden fartban , der fich in die
4

Sundfha..ergießt. Dieſer Fluß foll ſeinen Namen von


14
Ruſſiſchen Flüchtlingen und Altgläubigen erhalten hat
ben , die ehemals daran wohnten , und es iſt zu vers
muthen , daß hier die erſten Wohnfiße der Grebenstiſchen
Kofaken waren , die jeßt ihre Stannisen am Terek has
ben . Zum Beweis dienen die vielen Griechiſchen Kreuze,
i die man in dieſer Gegend auf den Begräbnißplapen fins
bet. Nidt weit davon öftlich ſteht uitä am Bache
soi, der in die Sundſha falt; ein großes Dorf von
350 Håuſern , das ſeinen eigenen Fürſten hat, und unter
dieſem Sangi: kend oder Neuschetſchen, ein bes
feftigtes Dorf, nicht weit vom Fluſſe. Gegenüber liegt
auf der linken der Sundfla & sin sheni mit 300 Haus
fern , und auf derſelben noch weiter Herunter 2 tſchets
din ( 300 H. ) und I ſchůrtut ( 250 H .) :- Funf
zig Werft unter a 10 a fáut der reißende Fluß Urgun ,
der bei den Georgiern Chona , bei den Tataren ulu :
Xrgun und Tſchetſchenziſd Doton Argun (beides bes
drutet den großen. Urgun ) heißt , in die Sundſha. Er
iſt ihr größter Zufluß und entſpringt auf der Südſeite
des höchſten Schneegebirges bei den Turchi, unter
welchem der Diſtrict Sdhewet oder Schabut liegta
Dann nimmt er den Stain , chi ( Weißwaſſer), mit dem
ebenfalls Mizdrhegiſchen Diſtrict D [banti , auf. Die
oberſten Iſchetſchenziſchen Dörfer am Argun find Sch a cha
keri von 40 H., auf der linken und dem gegenüber
ufedi , auf der Rechten , von 30 H. Dann folgt
links Dokon (groß) attaga von 300 H. und gegens
über Scharein ( klein) Uttaga von 250 H. , die zus
fammen ihren eigenen Fürſten haben , der ſehr mächtig
iſt. Unter Klein-Attaga folgt auf der Rechten Stam
15
tu dot mit 50 H. Da wo der Fluß aus dem Gebirge
in die Ebene tritt, faut aus Süden der kleine Argun , an
dem && chubartre liegt, in feine Rechte. Gleich uns
ter diefer Bereinigung ſieht man auf der linken im Walde
Giro Baſchetſchen, den Stammort der Iſchetſchenziſchen
Fürften , son 250 Häuſern, und gegenüber auf der Rech
ten 25 Håuſer, die Hadſhi; Xul, Argolin oder
.

Klein - Iſchetſchen genannt werden . Bon ,Groß


Iſchetſchen geht , in nordweſtlicher Richtung , ein Weg
durch die Ebene, der zu einem weldigen engen Paß des
Borgebirges führt, in dem der ikleine Bach Ckara bu
( Schwarzwaſſer .): entſpringt , * der nach Norden der
Sunbſha zufließt. Wenn man aus dieſem Paffe berauss
kommt, hat man noch eine Meile bis Jangi : fend
oder Neu - Iſchetſchen an der Rechten der Sundfha ,
in einer fruchtbaren Gegend. Von da führt ein Weg
durch die kleine Kabardah faſt nördlich nach der Stans
nike I ſicherwelona am Derek.

Uuf Groß : Iſchetſchen folgt an der Rechten des


Urgun; hocham Berge, Is chaldan, ein kleines Dorf
von 20. Häufern , und dann weiter nördlich Selacho :
fohlá (30 H.) und Is chulin ( 12 H.). Weſtlich vor
diefen , liegt noch an der Rechten der Sundſha Dtar :
dan : Jebu (100 H.). Unter Hadſhi : U ut fteht,
auf der Rechten des Urguni. Is chu noi ( von 15 H.). 1

Deſtlich vom Urgun fließt der D ſhall, an dem


Kaltgebirge der Rechten der Sunbſha zu . Un d'emſels
ben ſteht das ſchetſchenziſche Dorf Schati , von 300
16

Häufein , am Fuße des Hauptgebirges und Germenta


.

fch uf, ' auch von 300 H. im Thale zwiſchen dem Haupts
und Vorgebirge. Mit dem Dihalk pereinigt fich der
Chulchulau , der wieder den Chuntimes in feine
Dfiſeite aufnimmt, an dem das Zſchetſchenziſche. Dorf
M a iretip liegt. Bei'm Einfluſſe des Drball in die
Eunoſha liegt Chudromitſch, von 140 Häufern, das
bei den Ruſſen Beloi heißt.

In Oſten trennt die Iſchetſchenzen ein , bis zur


7

Sundſha ſtreichender, langer Fiongebirgsrüden von dem


Fluſſe 4 *Bai' und neben diefem Núden liegt der unabik
4

fehbare Salzfee Itinahorraus dem .Die Lesghier, von


Koundfach im Frühlinge Salz holen , das ſich an den
Ufern anſett.
22

ala Don allen Mijothegiſchen Båtfern ſind die ſchets


ichenzen, die auf 1200 freitbare Männer ſtark ſeyn
können , bei weitem die größten und wildeſten Räuber,
und beunruhigen beſonders den öſtlichen Theil der Linie,
von Mosdok bis Kislar hin , weshalb auch fchon öfters
Ruſſiſcher Seits Erpeditionen gegen ſie unternommer
wors :n ſind , die aber wenig gefruchtet haben. Denn
die Wege zu ihren Wohnplägen geben durch dide Wala
dungen , und ſind ſchlechte Holzwegen oft durch Seitena
gråben befeſtigt. Bei Unfällen verlegen ſie die Wege
und beſchießen ſie hinter den Bäumen, ſo daß der Feind,
turch dieſe Gråben gehindert, fidh nicht ausbreiten kann ,
um fie hinter den Bäumen anzufallen ." Sie waren fonft
dom Chan der Awaren unterworfen , mit dem quch die
:

17

familie ihrer Fürſten verwandt iſt. Dieſe Familie heißt


Jurlau , hat ihren Hauptſig in Groß: Iſchetſchen und
ihr Haupt führt immer den Namen 2rBlan : bey (lóa
wenfürſt ). Nebenlinien derſelben ſind die Fúrften von
Uttagi und U10a. Obgleich dieſe Fürſten Herrn ihrer
Unterthanen ſind , ſo giebt ihnen doch nur Tapferkeit
und Kühnheit im Rauben Anfehen bei denſelben . So
war z. B. einer der legten Fürſten von Alda , Namens
Ich uban , von tråger Gemüthsart , unanſehnlich, und
muthlos , und deshalb wenig geachtet.

1
Die Iſchetſchenzen gehen gewöhnlich in Pleinen
Haufen auf Raub über den Teret nach der Linie , und
verbergen ſich im Geſträuche. Sieht ein Reiſender, ohne "
ftárkere Bededung als ſie ſelbſt find , vorüber , ſo era
ſchießen fie feine Führer und Pferbe, legen ihm einen
Knebel in den Mund , der aus einem Stück Holz bes
ſteht, das mit einem Kiemen um das Genic befeſtigt
wird. Geht er nicht gutwillig, ſo wird er , an Armen
und Beinen gebunden , bis an das Ufer des Derek ges
tragen. Hier bindet man ihm Schläuche unter die
Urme, und legt ihm einen Strid , mit einem bewegs
lichen Kinoten , um den Sals , worauf man ihn ins
Waſſer wirft , und will er ſich nicht ſelbſt erdroſſelri, To
muß er aus allen Kräften den Strid halten . Auf dieſe
Art wird er von zwei Schwimmern fortgezogen . Selo
ten ermorden ſie diejenigen, von denen ſie ſich ein gutes
Löſegeld verſprechen , allein bei keinem Kaukaſiſchen
Volke werden die Gefangenen ſo hart gehalten, als bei .
ihnen , beſonders wenn ſie zu entfliehen geſucht has
8
18

ben. Ihre Tracht iſt die Ckumüdiſche und ſie haben


die meiſten der Iſcherkeſfiſchen und Tatariſchen Gebräuche
angenommen. So hålt fi B. kein Fürſt ſeine Söhne
im eigenen Hauſe, fondern giebt den neugebornen Sohn
* einem ſeiner vornehmſten usden (Edeleute), deffen Frau
ihn faugt und bei dem er erzogen wird , und ſo
lange bleibt , bis er ſein eigenes Hausweſen antritt.
Dieſer Pflegevater wird Tatariſch Emtſchek , d. i. die
Bruſt, genannt, und iſt unzertrennlich von der Seite
des Fürſten. Nur was das Rauben betrifft, da ems
pfångt der junge Fürſt die gewöhnliche Kaukaſiſche Mo:
ral, und die erſte Unwendung , die er von dieſem Uns
terrichte macht, iſt, daß er ſeinen Erzieher beſtiert und
davon läuft; welches der ganzen Familie die größte
Freude macht. Ueberlebt der Mentor ſeinen Telemach,
ſo erbt er deſſen bewegliches Vermögen , muß ſich aber
jedes Dhr halb abſchneiden . Quch dem Lieblingsroſſe
des Verſtorbenen werden die Ohren abgeſchnitten und
Niemand kauft es. Junge Männer ſchamen fich von
ihren Kindern zu ſprechen , indem ſie ſagen , daß nur
alte Leute mit Ruhmwürdigkeit von ihren erwachſenen,
burch Ihaten berühmten , Söhnen reben dürften. Auch
gehen ſie ſogleich aus der Geſellſchaft, wenn ihr eigenes
Kind bereingebracht wird.
19

Die Kleine Rabardah.

Die kleine Kabardah iſt die Ebene, welche zwiſchen


dem Teret und der Sundſha liegt, und von einem dopa
pelten Fldkvorgebirge von Weſten -rach Dſten durchſtrichen
wird , deſſen großte Höhe 1000 Pariſer Fuß über der
Dberfläche des Terek bétragen kann.. Da ich von ihrem
weſtlichen Theile , der von Tſcherkeſſen bewohnt iſt, im
29. Kapitel meiner Reiſe , ausführlich geſprochen habe,
ſo bleibt mir nur übrig, die warmen Båder und Bergól
quellen in ihrem éftlichen anzuführen. Dreißig Werſt
fúblich von der Feftung Naur am Terek, und fünf
Berſt von der Sundita , am ſüdlichen Abhange des
Flóggebirges, liegt das jekt fogenannte Paulsbad (wels
ches Guldenftádt auf eine ganz falſche Stelle rekt ),
in einer ſteilen tiefen Schlucht. Drei Quellen ſprubeln
unter einem, Techs Faden hohen Sandfelfen , durch vere
fchiedene Deffnungen hervor. Uuf demſelben ftehen die
Ueberbleibſel eines verfallenen Thurmes , der keinen bes
merklichen Eingang, aber gegen den Quell zu Schießs
Iodyer hat. Erwas höher, und öftlich vom Quell, find
die Spuren eines ähnlichen Thurmes. Der Hauptquell
iſt der öftlichſte und ſprudelt mit großer Heftigkeit aus
dem geſpaltenen Felſen hervor. Seine Hiße iſt weit
ſtårker, als die aller anderen heißen Båder im Kaukaſus.
Dač Bad iſt ſo ſchwefelhaltig, daß es Halme und Reiſer
ganz mit Schwefelmilch úberzieht , die bei’m Anzünden
rein wegbrennt. Einige Werft füdlicher find Naphthas
Ba
20
und andere laue Quellen . Funfzehn Werft in Nordoſten
vom vorigen und zehn Werft júdlich vom Serek, an der
Nordſeite des Flóagebirges und etwa 500 Fuß über der
Waſſe:flache dieſes Fluſſes erhaben, iſt das Selaterinen:
bad. Es beſteht aus zwei Quellen , von denen die weſt:
liche die vorzüglich ſie iſt,1 und in einer Stunde bis 300
Pfund Waffer giebt. Die nad Norden gehenden Abflüſſe
beider vereinigen und ergießen ſich in einen kleinen See,
der ſeinen Abfluß in den Terek hat. An der Oſtſeite
dieſes See's ſteht das Dorf Dewlet Geriebokent, oder
das Dorf des Dewlet Gerieb ( nicht Dewalkiſe- kent, wie
Güldenſtadt ſchreibt ), welches eine Gkumüdiſche Colonie
aus Sakbai ift. Uuch dieſes Bad iſt ftark ſchwefelhaltig
und regt Kaiktuff ab.

Im Südoſten des Jekaterinenbades, etwa 15 Werſt


bavon entfernt , und nicht weit vom Ufer der Sundſha,
fprudelt ein anderer warmer Quel, der das Georgien:
bad genannt wird , und ſeinen Abfluß in dieſen Fluß
hat. Sei'm Jekaterinenbade entſpringt ein Bach , der,
1

nach einem Laufe von 25 Werf, gegen Oſten der Sundſha


zufließt, und über deſſen Einfal Naphthaquellen find.

Das legte und oftlichſte Bad in der kleinen Rabar


dah iſt das Petersbad , das ſchon zu Peter I.
Zeiten bekannt war , und von ihm ſeinen Namen er:
halten hat. Es liegt an dem öſtlichen Zusgehenden
des Floggebirges , in dem Winkel, welchen der Urgun
mit der Sundſha macht, und auf der linken jenes Fluſſes.
Es iſt nur wenige Werfte von dem bekannten Okumudi
>

'21

ſchen Dorfe Bragun oder Boraghun , das der Fa:


milie Škutſch ück gehört , in Süden entfernt, und ſpru
+

delt aus drei Quellen hervor , von denen die weſtliche


ihren Abfluß in den Deref , die mittlere in einen kleinen
See und die öſtliche in die Sundſha hat. Dies Bad
iſt von Schober und Guldenftádt weitläuftig beſchrieben
worden .

Sataren am unteren Teret.

Der Zeref, welcher, von ſeinem Austritte aus dem


Kaukaſiſchen Gebirge , bis zu ſeiner Verbindung mit der
Malka , noch ziemlich ſchnell und reißend fließt, fångt
von da einen weit langſameren , nach Often gerichteten
Lauf an , der , je náher dem Kaſpiſchen Meere zu, immer
langſamer wird. Unter Kislar endlich theilt er ſich in
mehrere Arme , von denen der beträchtlichſte, der ehes
mals ein Canal war, und deshalb Borosda heißt, nach
Norden in mehreren Ausflüſſen , die wieder beſondere
Namen haben , in den Kolpitfchei - Kultul ( loffel:
:

gansbuſen ) des Kaſpiſchen Meeres fått. Der andere


Urm, welcher gerade nach Dſten zu geht, iſt der eigentliche
Terek und heißt deshalb bei den Ruſſen Staroi : Ie : .

rek oder der alte Terek, bei den Tataren aber Tkuru:
Seret oder der trodene Teret. Er theilt ſich nicht
weit vom Meere wieder in verſchiedene Arme , die bei'm
Ausfluffe Inſeln bilden und in das atſchinskoi Sa:
li w fallen. Auf der linken des Hauptarmes , zwei
22

Werft vom Meere , ſtand ehemals die belannte Staðt


Jerki , welche von den Tataren erbaut worden war,
und die Peter I. 1728 nach S sulak am Koißu vers
ſepte. Von Kislar an , bis zum Meere , iſt das Land
ſo flach , und der Boden ſo wenig compact , daß der
Terek und andere benachbarte Flüſſe in dieſer Gegend
håufig ihre alten Betten verfanden und ſich neue machen ;
oder einer zum andern überfließt. Ein auffallendes
Beiſpiel davon giebt der Fluß uiBai oder Fach Bai,
welcher im Kalkgebirge öſtlich vom Urgun entſpringt,
nach Norden durch die 1, Irch uwal genannten Seen,
und dann nach Oſten in das Kaſpiſche Meer fließt. Zu
dieſem Fluſſe hat ſich , aus der Gegend der Stanniße
Kargalinskaja , ein aus der Rechten des Terel abgehen:
der Abfluß gedrångt , welder Ruffiſch5 Kargina , Tas
tariſch aber Tenteg - olet heißt ; ſo wie 'unter Kizlar
2

ein anderer, Tehr breiter Canal aus dem Gkuru : Teret


:

zu ihm låuft. Dies iſt die Veranlaſſung , warum man


jekt ſagt, der Iach Ba i fållt in die Kargina, ihm ſelbſt,
nach der Verbindung mit dieſer, deren Namen beilegte
und ihn , unter dem Einfall des Canals aus dem Terek,
auch fälſchlich Derek nennt. Dieſer untere I ach Ⓡai
macht wieder Urme , die Inſeln bilden , und fålt endlich
mit vier Armen in das Meer. Auf der rechten Seite
des ſüdlichſten ſtand ehemals , in der Nähe eines Salze
rees, die berühmte Stadt I júmen, über welche im 15ten
Jahrhundert die Tataren von Aftrachan und diei Ruſſen
h ?
einen ſtarken Handel nach Perſien trieben. Der I ach Bai
batte aber ſonſt noch einen ſüdlicheren Ausfluß, der aus
1

reiner Rechten , ehe er die Seen Ilchuw al erreicht,


23

abgeht und , zwiſchen dem großen Ausfluſſe und der


Ckasma, ins Meer fiel, jeßt aber nicht weit von dems
ſelben im Sande verſiegt.

Deftlich vom Fach Bai entſpringt im Vorgebirge


der Fluß ad a taſch - ſzu ( Weißſteinwaſſer ) , welcher
anfänglich nach Norden fließt, ſich da , wo er in die
Ebene tritt , nach Dſten wendet und ſehr viele Arme
macht, die ſich jeßt alle im Sande verlieren . Der bes
deutendſte derſelben iſt der ſüdlichſte , welcher Clasma
oder der gegrabene heißt, ſonſt mit einem Canale
mit dem Ekoiſju zuſammenhieng und bis zum Meere
floß , jeßt aber ebenfalls verſandet iſt.

Auf den Udtaſch - fzu folgt der Cloiſgu ( b. i.


das dide ( trúbe ) Waſſer ), der im höchſten Schnees
gebirge entſpringt, und anfänglich nach Often und dann
nach Norben láuft. Viele größere und kleinere Bache,
und die Flüſſe von Andi und Claſi : kumud , vera
mehren ſeine ſchon beträchtliche Große und die reißende
Gewalt , mit welcher er ſich durch die Felſen drångt.
Sobald er aber die Ebene erreicht, verliert er ſeine vorige
Starke, ſein Strom wird langſam , er wendet ſich bei'm
Dorfe Temir nach Often und fållt in drei Urmen ins
Kaſpiſche Meer. Der nördlichſte derſelben heißt Dalma,
der mittlere Cloiſzu oder agrachan und der füdliche
Tkura Cloiſzu (der trođene Stoiſzu) oder auch S su:
lak und iſt mit dem vorigen durch einen ſtarken Urm
verbunden. Zwiſchen dem erſten und zweiten lag ehe:
mals Slulak ( das alte Sntſche ), das zu Peter L
24

Zeiten bekannt war, und zwiſchen dem zweiten und drita .


ten ſieht man noch die Lage der jeßt eingegangenen
Feſtung zum heiligen Kreuz ( Sświatoi - Streft ). 1

Die Gegend um den Ausfluß dieſer Flüſſe. hieß ehes


mals Stawropol, wie man ſagt, nach einer, von Grie
chen dort erbauten Stadt. Die Erzbiſchöfe von Aſtra
chan führen noch den Titel von U ſtrach an und Staws
ropol. Die Landſpike don a grach an heißt auch noch
bei den Tataren Chutſch, d. i. Kreuz .

Die Ebene unter dem Einfalle der Ssundſha, zwi:


ſchen dem Derek und Tkoiſzu , wird von dem merk:
würdigen Tatariſchen Stamm Ckumuck oder SPu my d
eingenommen, der ſeinen Namen vom Lande Slumu
et balten hat. Ich hatte ihn für die Ueberbleibfel der,
im Mittelalter fo berühmten , Obaſaren ( Chofar ) ,
und es giebt noch bis jekt einen Stamm unter den Chus
mud, der hed har beißt. Auch die Unterthanen des
S chamchal von Tarcu gehören zu den Ckumúđen,
die hier -unter verſchiedenen kleinen Fürſten ftehen , und
mit einander in großer Uneinigkeit leben. Sie treiben
Uderbau und Viehzucht , bauen auch Reiß und Baum:
wolle und ernähren fich vorzüglich durch Fiſcherei. Ihre
Wohnungen beſtehen, wie die Tſcherfeßichen , aus leich
tem Fachwerk mit geflochtenen Weidenreiſern ., die mit
Lehm útertüncht ſind.

Die begúterte Familie Elutchuď wohnt in dem,


oben angeführten , Dorfe Bragun , am Terek. Uber
die mächtigſten ihrer Fürfien ſind die von uch Bai oder

1
25

Fach Bai , welcher Ort an der Rechten ' des eben ſo ge


nannten Fluſſes , der dort ſchon die Gebirge verlaſſen
hat,; gelegen iſt. Dieſe Fürften find famit ihren Unters
thanen, eben ſo große Räuber , als ihre Nachbarn , die
Tſchetſchenzen , und werden daher von den Ruſſen öfters
mit zu denſelben gerechnet. Fach Bai iſt der Zufluchts
ort aller Kaufafiſchen Läuflinge , und deshalb ſtark be:
wohnt. Die Viehzucht iſt hier Tehr gering , ſo wie auch
der Aderbau ; nur Rüben und Kobl werden in Menge ,
und in großen Vorråthen , gefunden . Wein- und Baums
gårten giebt es nicht, denn die wenige Sicherheit des
Eigenthums hålt jeden ab, für zukünftigen , ſpåten
Nuken betriebſam zu reyn.

Den Fürften von Sachbai gehören noch folgende,


weſtlich davon am Fuße des Vorgebirges liegende ſieben
Dörfer, die von Südoſten nach Nordweſten auf einans
der folgen . 1 ) Korch gelde (300 Häuſer), 2) Giar :
tſchulak ( 20 5.), 3) Na w rus : aul (50 H. ), 4) 419r:
aut (250 H.),5) Nojimberde (350 H.), 6 )Dißungur
(350 H.) , 7) Ifti- ßu (500 H.) , Ruſſiſch Goråtſchai,
( beide Namen bereuten beißes Waſſer ). Dies lebte
bat ſeinen Namen von einer fiedend heißen Quelle , die
aus einem Hügel von abgefeptem Tuff ſprudelt, der
fich unter dem Dorfe an einen Starkberg lehnt. Das
Waſſer fáilt, nachdem es vierzig Schritte fortgefloſſen,
an der vorderen Wand des Hügels herunter , und legt
ſeine Kalk- und Eiſentheile, als eine gelbbraune Schale,
Baran ab. Dieſer Abſag bildet, nach der Form des fala
· Tenden Waſſers, eine Art offener Röhre , die deſſen Ger
26

walt ſo oft ábreißt, als der enge - Raum den freien


Durchfluß zu ſehr einſchränkt. Das abſtürzende Waſſer
fammelt ſich endlich in einem tiefen Keſſel von Tuff
ſtein , in dem feine Hige noch kochend ift. Oft ſieht
man auf der Oberfläche Schwefel in óligten Tropfen
ſchwimmen , vielmals hångt er am Rande , verhårtet,
und finkt entweder zu Boden, oder wird vom abfließen
den Waſſer auf den Sumpf getrieben , der vom Keſſel
330 Fuß entfernt ift. Das Waſſer im Keſſel iſt zum
Baden zu heiß , und deshalb bedient man fich nur des
Sumpfbabes , gegen Gicht und Gliederreißen mit gutem
Erfolge.

Noch ſtehen unter den Fürſten von Sach Bai acht


Aul ( Stamme , Dörfer ) Nogayſcher Iataren , die
im Sommer zwiſchen dem Derek und Cloiſzu herum :
ziehen , im Winter aber am Sachßai und dem Clasma
lagern. Auch die Lesghier halten im Winter und Früha
linge ihr Vieh in den Ebenen , bis der Schnee im Ges
birge geſchmolzen iſt, und entrichten , fo' wie die Nogai,
für dieſe Erlaubniß , den Fürſten von Sachßai und
den übrigen Ckumüdiſchen eine gewiſſe Ubgabe.

Andere. Glumůdiſche Fürſten haben ihren Sig in


der Stadt Endery , die von den Rufſen Andreewa
( Bergl. meine Reiſe Ihl . I. S. 16 und 430 ) genannt
wird. Sie liegt am rechten Ufer des 2d : taſch , wo
er ſchon das Gebirge verlaſſen hat, und ſich in der
Ebene ausbreitet , und iſt ein bedeutender, aber offener
Drt , der nahe an 3000 Häuſer enthält. Die täglichen
27
Bedürfniſſe der vielen Fürſten, die ſich in die Einkünfte
dieſes Orts theilen , wurde den Einwohnern noch mehr
zur Laſt fallen , wenn nicht die Mulla's und Gradi's
ihren übertriebenen Forderungen Einhalt thaten. Der
Fürſt erhålt von allen Producten den Zehnten , nimmt
die Zoligefälle ein , und bekommt von der , bei'm Raus
ben und im Kriege gemachten , Beute ſeinen Antheil.
Endery iſt eine Freiſtatt für alle Berbrecher des ganzen
Kaukaſus, die fich aber rubig und ordentlich aufführen
müſſen und hier , für neue Verbrechen , hart beſtraft
werden. Dbgleich der größte Theil der Einwohner ſich
zum Ißlam bekennt , ſo genießen doch Georgier, Armës
nier und Iuden vollkommene Glaubensfreiheit, find in der
Stadt anſäſſig und treiben einen ſtarken Handel. Außer
einigen Meßoſhets, einer Urmeniſchen Kirche und zwei
Synagogen , zieren die Stadt geräumige Marktplage
und Buden. Der Sclaven : und Raubhandel iſt hier
ſehr groß , denn alle von den Lesghiern , Tſchetſchenzen
und anderen Kaukaſiern gemachte Beute und die von
ihnen geraubten Menſchen werden , in vollkommener
1

Sicherheit, an den Meiſtbietenden verkauft , oder von


den Unverwandten und Freunden wieder ausgeloſ't.
Die Einwohner von Kislar , und beſonders die Armenier,
kaufen viele von dieſen unglüdlichen Sclavèn, entweder in
der Hoffnung eines guten Lóregeldes, oder für ſich zum
Dienſt. Wenn der Sclave, durch ſeiner Hånde Urbeit, das
Löſegeld verdient hat, ſo kehrt er frei in ſeine Heimath zurüd.

Dem Scheine nach ſind die Bewohner von Endery


Ruſſiſche Unterthanen und betragen ſich ruhig , geben
28

aber der Krone nichts , ſondern ihre Fürſten bekommen


vielmehr Geſchenke und Beſoldungen , halten es aber
doch unter der Hand mit allen benachbarten Kaukaſiſchen
Räubern. Sobald dieſer Stadt Gefahr droht, ro entfliehen
alle Einwohner , mit ihren Habſeligkeiten , auf das Ger
birge Tschumlu , von dem ſie nur der Fluß trennt ;
we fie , fobald die Brücke hinter ihnen abgebrochen iſt,
vor allen Feinden ſicher ſind. Dies Gebirge ſcheidet ſie
von dem ſüdlicher wohnenden Lesghiſchen Stamme
S6010 2: tau. Den Fúrften von Endery ſind auch
noch zwsif Qul herumziehender Nogay, die am Tko iſzu
überwintern , unterworfen .

Ehemals ſtand dieſe Stadt auf einer anderen Stelle,


nämlich an der Rechten des Sko iſzu , vierzig Werſt
ůber Koſteck, war der Hauptort der ganzen Gegend ,
und hieß vordem Bald). Den Namen Ender y er:
hielt ſie nach dem Derbend - nameh , von einem daſigen
Statthalter, im Unfange des achten Fahrhunderts; und
da dieſer ein Ohaſar war, ſo iſt es leicht möglich , daß
er ein Chriſt geweſen und André oder Andreas ges
heißen hat. Auch kann man die Arabiſchen Buchſtaben ,
mit denen dieſer Name geſchrieben wird, andern leſen ,
1

und die Ruſſen ſagen noch ſtatt Andreas André . Bei


Ult - Endery ( Eßli : Endery ) quillt das davon bes
nannte Andreasbad ," nur einige Fuß höher , als die
Oberfläche des Etoifzu , aus einem am linken , oder
weſtlichen, Ufer hinſtreichenden , ſteilen Sandſteingebirge,
das an dieſer Stelle bis an den Fluß reicht. Die in
den Fluß fallende Quelle iſt klein , und hat nur 45°
29

Reaumur Wärme. Sie halt Schwefel, und legt wäha


rend ihres Laufes keine erdigen Theile ab.
Um unteren Cloiſzu , nachdem er die Gebirge der
Lesghier verlaſſen hat, ſtehen noch von oben herab meh
tere Ekumüdiſche Dörfer , die größtentheils ihre eigenen
Fürſten haben . Die vorzüglichßen derſelben ſind fols
gende : 1 ) Tilbák auf der Rechten, an einem kleinen
Bache , der aus dem Gebirge fommt. 2) Schontus
gatfchlid, auch auf der Rechten . 3) I emirgatfch -
liď oder Temir auf der linken , einige Werft unter
dem Einfall des, aus Oſten kommenden, Fluſſes Defen .
4) Koftet oder Rufty , welches feinen Namen von
einem vormaligen Beſitzer Konſtantin haben fou, liegt
auf derſelben Seite , in einer offenen Ebene und hat
etiva 200 Häuſer, die nach Chumüdiſcher Art, von
geflochtenen Stäben , mit Ihon beworfen .' Der Fürſt
iſt aus der Familie der Schamchale von Darchu , und
ſteht in Ruſſiſchem Solde. Hier wohnen auch einige
Armenier und das Hauptgewerbe iſt Uckerbau und Fiſch
fang. Man ſieht ſchöne Waizen - , und noch mehrere
Reißfelter auf den Niederungen des Ckoiſzu , aus dem
1
.

fie überſchwemmt werden. Auch wird etwas Baum:


wolle und Seide gebaut. 5) Olafi jurt , zehn Werft
unter dem vorigen auf der linken und ſechs Werft ein
eben ſo genanntes Dorf, auf derſelben Seite , gehören
beide unter Kofter. Ueber das fechste Dorf geht jegt
der große Weg von Kislar nach Darchu. Dies iſt das
legte am Ckoiſzu , ' und von hier aus wird der Boden
bis zum Meere ſalzig.
30

Kharthliſche Diſtricte am Aragwi.

Der Fluß Uragwi, ( der weder, wie Reineggs


ſchreibt, Ural oder Irakui , noch wie Güldenſtadt,
1

Uragi , noch wie auf den Ruffiſchen Charten ſteht,


Aragwa , heißt , ) war ſchon den Alten unter dem Nas
men Uragus bekannt , und Strabo láßt ihn ganz richs
tig vom Kaukaſus kommen und dem Kyru $ zufließen .
Er entſpringt unter dem Obetiſchen Namen Chadbe :
don im Schiefergebirge , im Südoſten des hohen
Schneegipfels Chochi, und ſeine Quellen trennt ein,
nicht gar zu hoher Bergrúden von denen des Terek's.
Unfänglich fließt der Chadde : don , einige Strůmmuns
gen abgerechnet , nach Südoſten , bis zum Dorfe Roro,
dem erſten des Georgiſchen Diſtricts Garefch amo, wo
er das Gebiet der DBeten verlaßt und Georgiſch Uragwi
genannt wird. Dann fromt er in verſchiedenen 26
weichungen , von Norden nach Süden , und ergießt fich
endlich bei M z cetha in die Linke des Kur.

Oben am Urſprunge des Uragwi liegt der DBetiſche


Diſtrict Guda , am Fuße des hohen Berges gleiches
Namens, der bei den? Georgiern Dehuar : wake oder
:
der Kreuzberg heißt, über den der gewöhnliche Weg
von Mosdok nach Tiflis geht. Die ſieben Dörfer die
ſes Diſtricts liegen zu beiden Seiten des Fluſſes und
heißen : 1 ) Ereto ; 2) Chatistau (Georgiſch Chatifos
peli) ; 3 ) Falla kau ; 4 ) Jeloitestau ; 5 ). Sediates
31

tau ; 6) Noa - kau ; 7) Melet.. Uu!


Au Guba folgt am
Aragwi die Georgiſche Provinz Mthiulethi oder das
Gebirgsland , von dem aber nur der kleinſte Theil
auf ſeiner linken liegt , und alſo in unſeren Plan ges
bort. Mthiuletbi beſteht aus mehreren Diſtricten und
der, welcher zunächſt an Guda ftößt, heißt Sada oder
Kiule. Bon ſeinen Dörfern liegen folgende von oben
herab im Oſten des Fluffes, größtentheils auf den ſteis
len Gebirgen , welche das Thal beſchränken , in dem er
fließt. Noa : kau oder Neudorf ( Georgiſch Uchala
sopeli, welches gleichbedeutend iſt) dicht unter dem
Berge Guda. Es beſteht aus elenden Steinbütten und
wird von Sßeten bewohnt. Kumliß :ziche , d. i . Hos
nigkuchenſchloß, liegt ſchon ſüdlicher und dem Fluſſe
näher. Seine Einwohner find, ſo wie die aller folgen
den Dörfer , mit Ausnahme von TSchondo, Geors
gier.. Bon der Hobe bei dieſem Dorfe hat man die
herrlichſte Ausſicht. In Often ſieht man die Wohnun :
gen der Chewſuri , in Südweſten die ſchönen Thåler
von M thiulethi , und ihre unzähligen einzelnen Haus
fer , und in Norden die Wohnplåße der Beten , ſo
wie auch die, mit ewigem Schnee bededten, höchſten Gi.
pfel des Kaukaſus. Das Auge folgt mit Bewunderung
den verſchiedenen Waſſerfallen , die , ihrer Straft und
Lage wegen , nur durch den geſchickten Pinſel eines Ma
lers verſinnlicht werden können , und erſtaunt befon :
ders über die Wienge kalter eiſenhaltiger Quellen , die

hier überall hervorſpringen , aber unbenugt dahin flies
Ben . Skerl, ein kleines Dorf, höher und öſtlich
vom vorigen . Ferner Migurethi , Seturt- kari
32

und Kaiſch aurt:kari, oder die Kaiſchauriſche Pfors


te , auf einem ziemlich hohen Berge über dem Uragwi.
Segt iſt dieſer Drt befeſtigt und hat eine verhältniß,
mäßig ſtarke Ruſſiſche Beſabung, welche zur Bedeckung
der Reiſenden gebraucht wird , die von Georgien über
das Schneegebirge nach Rußland gehen. - Deba:
gumo oder De ha gumiani, Slakat: k'ari und
endlich Tschonacho, håber im Gebirge und von ars
men Beten bewohnt. Uuf Stade folgt ein anderer
Mthiulethiſcher Diſtrict Garefchamo, von dem fols
gende fünf Dörfer auf der Oſtſeite des Uragwi liegen,
nämlich : Koro, Lalat : chewi, an einem Bache gleiches
Namens , rifarani oder mitsarat k'ari , Urs
.

ganani oder Urgana u - k'ari und Beliani.


Hierauf folgt der Diſtrict Mremli , von dein die Dóra
fer Nadibani , Tsch ochelni, Sekiani, Ogbani
und Koknauri hierher gehören. - Dann die Dörfer
38miani oder smia - Schwili ,
2
Dshishiani,
Is chikani, Kobani , Is chirili, Kawfcha,1 3 is
pori und K’awturani oder R’am turi, im legten
Mthiulethiſchen Diſtricte 23 chaothi am Uragwi.

Etwa eine Viertelmeile unter Kawturi ergießt ſich


der ſtarke, aus Nordoſten kommende Gebirgsbach Gus
damagari in die linke des Uragwi. Er entſpringt.
auf dem Schneegebirge , welches Georgien von D & urs
$ ul'ethi trennt , nimmt mehrere kleinere Bäche auf,
und fließt in einem wilden bale, das fich vom Schies
fer: in das anliegende Kalfgebirge erſtredt. Dies Thal
wird von dem alten Georgiſchen Stamme gleiches Naa

8
33

mens bewohnt, der ſchon in der Armeniſchen Geogra:


phie des Muſes von Thorene Guda malart heißt und
aus einigen Hundert Familien beſteht, die in folgenden
Dörfern , von unten nach oben zu vertheilt ſind : Du :
matſch a u , Attenoli , Isch ochi, Lidda , Tscha
la , Goganurta , Matarta , Kitochi , 36 char:
of chochi ; P auch edfhi Iziba urta und Baku ra
dewi, welches das Teßte in Nordoſten iſt, und mit
I

dem Stamme Chew furi" grångt. Die Gudamaqari


gleichen in der Kleidung, den Sitten und der Lebensa
art den Bewohnern von Mtbiulethi, ſprechen einen
Alt - Georgiſchen Dialekt und bekennen ſich zum Griechis
ſchen Chriſtenthum . Sie leben ſehr armſelig und bauen ,
obgleich ſie, wo es nur möglich iſt, auch hochgelegene
ſchräge Gebirgsflåchen, wie in China, zu Ackerland bea
nußen , dennoch nicht genug Hirfe und Storn , und koms
men daher öfters nach Unanuri, und ſelbſt nach Tiflis, 1

um dort gegen ihre Producte Lebensmittel einzuhandeln.


Beſonders find in Georgien die Trinkhörner (Ssagis
daki) beliebt, bie , fie ſehr künſtlich aus den Hörnern
der wilden Ziegen ( D & hich wi) und Schſen verfertigen .
Von den Gudamagari geht ein Weg über das Schnees
gebirge zu den Inguſchen , der bei dem Dorfe D Shai
rad am Makalioon in das Jerekthal wieder her:
auskommt. Ein anderer führt von ihnen, ebenfalls
über das Schneegebirge, in das Felſenthal a chotifs
chewi , das ſich von Oſten her mit dem des Teret's
über Stephan minda dereinigt.

6
34

Deftlich von den Gudamaqari - liegen die Felſens


thåler des Georgiſchen Stammes Chew furi , welche
Che wſurethi genannt werden. Die Wohnplåke die
ſes Völkchens 'erſtrecken ſich auch noch nördlich vom
Schneegebirge , und drei ihrer Dörfer , Karg utſoa,
Miguda und Art'chmo, liegen an einem Bache, der
drei Berſt über Stephan - gminda in die Rechte des
Terek's fáut, und bei den Georgiern Ebew ſurethin :
+

von den Dßeten aber zno don genannt wird. Sie


haben in ihren Bergen fruchtbare Leder , worauf fie
beſonders Gerſte, Safer, Hirſe, aber nur wenig Waizen
4
bauen. Von den Chewſuri trennt in Dſten ein
hoher Gebirgsråden einen anderen alten Georgiſchen
Stamm , der Purchawi heißt , und durch deſſen
Wohnſige der ſtarke Gebirgsſtrom fließt, der gewöhna
lich Purch awiß - k qali, 0. i. Fluß ber Phíchawi,
oder auch Ihethri Xragwi , der weiße Uragwi, ge
nannt wird. Er entſpringt auf dem Schneegebirge,
fließt in einigen Abweichungen von Nordoſten her und
fått in den Aragwi. Vom Einfluſſe des Gudamagari,
bis zu dem diefes Fluſſes, liegen auf der linken des
Aragwi nur wenige Dörfer , von denen Schediathi,
Waſchlobi und Pamleuri von Mthiulethiſchen Co
loniſten bewohnt werden ;. U wenißi aber, welches ſud
licher und der Feſtung Ananuri , die auf der Rechten
ſteht, gegenüber liegt, gehört ſchon zum Georgiſchen Dis
ftrict S
S seerißtbo. - Im Felſenthale der Phfchawi
findet ſich die 1, vom Georgiſchen Könige Larcha * )
* ) Dieſer Konig hieß eigentlich Giorgi (IV.) und führte nur
den Beinamen barcha, der in der abchaſiſchen Sprache
35

erbaute , Kirche Lafcha3:08 b uari, in der


viele goldene und ſilberne Heiligenbilder , Kreuze und
andere, zum Gottesdienſt gehörige, Dinge aufbewahrt
werden . Sie ſteht bei dem Volke in großem Unſehen , .
und die Phſchawi bringen alles Gold und Silber, was
fie erhalten können , dahin. Uuch haben fie Wahra
fager, die ihnen , im Namen des Heiligen Giorgi,
3

das Zukünftige verkündigen , und deren Worten fie


1

nicht nur Glauben beimeſſen , ſondern deren Willen ſie


auch in allen Stücken erfüllen . Sie werden von den
anderen Georgiern für einfáltig gehalten und ſind nicht
fo tapfer, als die Bewohner von Mthiulethi. Weil ſie
aber dicht von Felfen umſchloſſen ſind, die ſie vor allen
feindlichen Sinfällen ſchüßen, ſo leben ſie in Ruhe und
Frieden, von der übrigen Welt getrennt. Um Lebenss
bedürfniſſe und andere Nothwendigkeiten einzuhandeln,
geben ſie nad . Kt'achethi und Tiflis. Shre Wohnplage
ftoßen in Weſten an das Gebirge, welches ſie von
Chewſurethi trennt , in Norden an den Schnecrúden
des Kaukaſus , durch den ſie von dem Mizoſhegiſchen
Stamm , den die Georgier Ghlighw i nennen , ges
ſchieden werden. In Often haben ſie die Berge von
St'achethi und in Oſten andere, die ſie von Machwia
loß -chewi und Mianethi trennen. In alten Zeiten
wurden die Felſenthåler der Themſuri und Phíchawi
unter dem gemeinſchaftlichen Namen Ph cho weli bea
griffen.
vortrefflich oder ftra brend bedeutet. Er regierte von
1198 bis 1211 'n . Chr. , und unter ſeiner Regierung fielen
die Mongoten des Dſhingis dan in Georgien ein.
5
36
Da wo fich der weiße Aragwi , aber der fluß der
Phſchawi, mit dem ſchwarzen oder eigentlichen Uraami
pereinigt , liegt etwas nördlich auf der Höhe , die vera
fallene Feſtung Si, ' wani (nicht Iſhinwani) , wo
ſonſt eine beträchtliche Stadt gleiches Namens ftand,
von der ſelbſt die Nuinen verſchwunden ſind. Die Ges
gend iſt hier dußerſt maleriſch , aber felſigt und unbes
wohnt. Unter der Vereinigung beider Uragwiflüſſe geht
eine (dmale, aus wenigen , neben einander liegenden
Bäumen beſtehende, Brüde über den Fluß, und dies
iſt die einzige , welche von einem Ufer auf das andere
führt. Håber hinauf giebt es Stellen in dem Aragmi,
wo man ihn durchreiten kann , aber unter der Brüde
ift er, bis ſich das Thal in der, Ragaspiri genanna
ten, Gegend erweitert, , ſo reißend, daß man ihn nicht
pafſiren kann. Dort aber theilt er ſich in mehrere
Urme , die dann ruhiger fortfließen und ſich erſt unter
Gharthiß - l'ari wieder vereinigen . Von Shin :
wani an gehören die folgenden Orte zu K’achethi.

K'achethiſche Diſtricte am Aragwi.

Eine kleine Meile unter der Brüde vereinigt fich


das Felſenthal und der Bach Bobawißchewi , der
auf den Gebirgen von Thianethi entſpringt und von
Often nach Weſten läuft, mit dem Aragwi. In dieſem
Thale liegt das Kloſter Bodaw i, ein ſchönes , mit
37
einem hohen Dome geziertes Gebäude ; ſüdweſtlicher
aber die Dörfer puzuari und Iſdinthi , an einem
anderen Bache des Uragwi. Hierauf folgt auf dem
Gebirge das Dorf Ssaknak’ora , und darauf das
Thal Izirdaliß - chewi, das, ebenfalls vou den Bers
gen von Thianethi fommt. In demſelben liegt Zirs
duli und nicht weit davon Pulat'ſ dyauri , am Bache
S $ a 3 ch a wotelo. Weiter unten fållt der Bach des
hales Rok'orniß - chewi, der von denſelben Bergen
kommt, in den Uragwi. Ganz hoch an demſelben
fteht ein Kloſter mit einer Kuppel , vom 44ften Könige
Artícil II. erbaut, der auch daſelbft begraben liegt.
Dieſer Urtſchil ſtarb im Jahre 718 den Märtyrertoo,
und ihm zu Ehren feiert die Georgiſche Kirche noch bis
jeßt den Dag Teines Märtyrerthums. Dieſem folgt das
Thal und der Bach Bok’otzinißchewi, 'der von
++

den Gebirgen von Erko kommt , von Oſten nach Wes


ften läuft, und ſich bei Dsbig hauri in die Linke des
Aragwi ergießt. Dies Thal wird von den vorigen
durdy einen nicht befonders huben , Gebirgsråden gea
trennt, der vom Thianethiſchen Gebirge und der jüd
weſtlichften Grange von Shianethi abgeht, und dieſe
Provinz von Sseerißtho trennt. Was füdlich davon gea
legen iſt, bildet den Diſtrict Eberk'i ( f. meine Reiſe
1

II . S. 88 ) oder Ssa Guramo , der ſeinen Namen ,


pom 4often König Guram k'urat Palati erhalten,
welcher aus jüdiſchem Geſchlechte , und vor ſeiner
Thronbeſteigung Oberanführer aller Georgiſchen Trups
pen war. Nach dem Tode des S stephanob (574)
ernannte ihn der Griechiſche Kaifer Juſtinianus, der
38

fein Idufzeuge gevoefen war, zum König von Georgien,


wo er auch biß an ſeinen Tod (690) glücklich regierte,
und ſich durch håufige Siege über die Perſer berühmt
machte. Ssa Guramoftoßt in Weſten an den
Aragwi , in Díten ' an ein Gebirge, das es von
Ergo trennt , und in Súden an das von Sedabeni
oder. K’u chethi. Zu dieſem Diſtrict gehört das, auf
Bokokiniß-chewi folgende, Felſenthal Cherk'ißchewi,
oder Ihed $ mißchewi, deffen Bach vom K'uches
thiſchen Gebirge Faloni kommt , und nach Weſten
dem Uragwi zufließt. Auf einer Höhe in dieſem Thalen,
eine gute halbe Meile vom linken Ufer des Aragvi,
liegt die, jekt wüſte, Feftung S8a - Guramo. Niedri:
ger als dieſer Bach vereinigt ſich von der anderen
Seite. der Naret'wawi mit dem Fluſſe, und ſúd:
lich von ſeinem Einfall liegt, ebenfalls auf der Weſt
feite des Uragwi, das Gebirge pon Ssarkhinethi,
auf der Oſtſeite aber das von fiu chethi. Weil die
fes nun jenem ſo ſchroff gegenüber ftehet 1, ſo hat es
die Benennung Saloni erhalten. Uuf der Hóbe
deſſelben erbaute der vierte Georgiſche König Phars
naorb , der vom Jahre der Welt 3787 bis 3837 res
giert haben foll , eine Feftung, und ſtellte in derſelben
das Gókenbild Sadeni auf, von dem der Berg ſeinen
Namen erhalten hat. Späterhin führte hier Joane,
einer der dreizehn heiligen Våter , die unter der Rea
gierung des 37ſten Königes Pharßman IV. (532-557),
aus Illyrien nach Georgien kamen , und das Chriſten :
thum ausbreiten halfen , ein Kloſter auf, in dem er
wohnte und auch begraben worden iſt. Aus dem Ges

1
1

39
wölbe der Kirche fließt eine Quelle in ein ſteinernes
Behåltniß , von dem die Georgier fabeln , daß es nie 1

ůberlaufe und immer voll bleibe , wenn gleich Waſſer


daraus abgeſchöpft würde. Auch tegen fie dieſer Quelle 1

eine heilfame Kraft gegen alle Krankheiten bei. Das


Gebirge von K’uchethi, welches aud. Sedadsni heißt,
erſtreckt ſich von udfharma (an der Rechten des Yori
in K'achethi) bis nach Choragu i wo es niedriger
wird ; gegen Norden ſtoßt es an Ergo , in Weſten
an Grdani, und iſt mit Ward bewachſen , in dem ſich
viel Wild aufhårt.. Sein ſüdlicher, ſehr hoher Rúčen
ragt, Mzcheth a gegen:ber, an der Linken des Uragwi
und des Kur boch empor, und auf dieſem Gipfel roul
die heilige Nino , welche das Chriſtenthum zu Anfang
des vierten Jahrhunderts in Georgien einführte, und
für den Upoftel dieſes Landes gehalten wird , ein aus
einer Säule geſchnigtes Kreuz errichtet haben , úber
welches nachher der 40ſte König Guram - K’urata
Palati ( . S. 37.) eine Kirche zu erbauen anfieng, die
aber erſt ſein Sohn Dimitri- vollendete. Bei derſel:
ben wohnte ſonſt ein Urchimandrit mit anderen Geiſt
lichen , jegt aber liegt ſie in Ruinen . Etwas weſtlich
davon fpringt eine ſchöne Quelle aus demſelben Felſen ,
obgleich der Boden rings umher ſalzig iſt. Ihr Waſſer
ſoll heilſame Eigenſchaften haben. Niedriger als dieſe
und als der Einfluß des Uragwi in den Kur , erſtreďt
ſich die freie Ebene zwiſchen dem Kur und dem Gebirger
an deffen Fuße ſonſt Dörfer an Quellen ſtanden , bis
zum Thale des Baches Grdani oder Ordanißchea
wi , welcher da entſpringt, wo die Berge von Erko mit
40

denen von Sebabsni- zuſammenſtoßen , erſt nach Süden


und dann nach Weſten dem Kur zufließt, mit dem er
ſich bei Iwtfchala , vereinigt. 2 wtfchala heißen
zwei kleine , nabe bei einander liegende , Dörfer am lin.
ken und nördlichen Ufer deß Kur , in einer waldigten
und zur Jagd angenehmen Gegend. Von hier aus
fieht man Tiflis in Süden liegen. Auf der Gränze
von Uwtſchala iſt ein trockenes Felſenthal, Démari,
das von Khwitbl'iris filo dem Kur zu ſtreicht,
und die Gránze von Kharthli und I'achethi macht.
Bis hierher geht der Diſtrict Ssa Guramo , welcher
ſehr fruchtbar an Getraite und Mein und reich an
Wald , Bich , Wild und Geflügel iſt, und überhaupt
eine vortreffliche Lage. hat. Leider aber iſt er gang
verwüſtet , und die Kuinen der meiſten genannten
Derter , vorzüglich die der Feſtung S8a : Gura mo,
dienen im Sommer den Lesgbiſchen Räubern , die auf
dieſem Wege nach Georgien kommen , zum Schlupf
winkel,

Diſtrict von Sharthli an der Linken


des Stur.

Der hier zu erwähnende Diſtrict wird Gagh


mam chari, d. i. jenſeits de $ Flufjes genannt,
und gehört zu k'wemo Kbarthli oder zum unteren
Kharthli. Er ſtoßt in Weſten und Süden an den
Sur , in Often und Norden aber an K'achethi. Die
vornehmſten und merkwürdigſten Orte ſind folgende:
41
Uw labari, von den Armeniern Hawlabari
genannt (nicht þallawar , wie Reineggs ſchreibt),
die Vorſtadt von Tiflis , die auf der linken Seite
des Kur's. liegt und in früheren Zeiten I ni hieß.
mit welchem Namen ſie auch ießt noch manchmal be:
nannt wird. Sie hångt mit Tiflis durch eine hölzerne
Brücke zuſammen , die , ziemlich hoch über dem Fluſſe,
zwei vorſpringende Felſen feiner beiden Ufer verbindet,
durch die er ſich mit Gewalt und heftigem Rauſchen
1
drångt, worauf er, nach etwa hundert Schritten , ſich
weiter ausbreitet und etwas ruhiger fließt. Uwlabari .
hatte ſonſt zwei Kirchen mit Kuppeln und eine ohne
Kuppel , die den Armeniern angehörte , ſie wurden
aber , ſo wie die ganze Vorſtadt, zur Zeit Nadir
Schab's verwüſtet , und erſt ſeit 1780 , iſt die lettere
wieder angebaut und mit Armeniſchen *) , Kurdiſchen
und Syriſchen Goloniſten, durch den König Frakli II.,
bevolkert worden . Auf der Südſeite von Uwlabari
ward im Jahre 1728 von den Túrken eine Feſtung
angelegt , die aber unvollendet geblieben ift. Noch
ſieht man in dieſer Vorſtadt, auf einem hohen Felſen
dicht am Kur die , der heiligen Jungfrau geweihte,
Kirche Metechi (nicht Medegh , wie Neineggs ſchreibt).
Ein ſchönes und gut aufgeführtes Gebäude, bei dem

*) Der größte Iheit der Urmenier, welche Sawrabari bewobs


nen , ſind aus der Herrſchaft Otarabag oder Sourchia
zwiſchen dem Kur und Urares , - hierher gezogen , wo ſie
Leibeigene der Armeniſchen Fürften : Familie ubi Melik
waren , deren Bedruckungen ſie aber nicht langer ertragen
wollten und konnten .

1
42

fich für den Orchimandriten ein geräumiges Wohnhaus


befindet. Sie ward vom ſechs und ſechszigſten Geors
giſchen Könige, Dimitri · Ihawdadebuli ( von
1272 --- 1289 n. Chr. Geb. ) erneuert, aber vom zwei
1

und neunzigſten , Namens Irat'li I. , der ein Mo


hammedaner war , den Perſern úbergeben , feit welcher
Beit ſie wüft und leer geſtanden hat , bis Irak'li II.
fie wieder zum Gottesdienſte einrichten ließ , ſo daß fie
jekt von den Georgiern håufig beſucht und ſehr geehrt
wird. Dicht bei Uwlabari waren ſonſt am Ufer des
Kur Schwefelbrennereien in Felſenbohlen , die aber jekt
eingegangen ſind. Man ſublimirte den Schwefel aus
einem , mit Kieſen gemiſchtem Geſtein, das man mit
Holzkohlen in einem verſchloſſenen Ofen geſchichtet hatte.
Nahe dabei tropft noch iegt in einer weiten und tiefen
Felſenſpalte vitriolhaltiges Waſſer aus den Wånden.
Südweſtlich von Awrabari liegt am Kur , in einer ets
was hügeligen Ebene , die ſich nördlich gegen das
Sandſteingebirge erhebt , und deren Oberfläche thonig
und volt von Sand - und Kalkſteinbroden iſt, das Dorf
2

Nathługh i oder N awthlugi, welches feinen Namen


von dem Bergtheer ( Georgiſch Nawthi) erhalten hat,
der hier aus den Felſen quillt, aber , wegen der Nähe
des Waſſers, nicht in großer Nenge geſammelt werden
kann . Man bedient fich deſſelben zu alle dem , wozu
man in Europa Theer braucht, und vorzüglich zum
Xuspichen der Weinſchläuche, die aus abgezogenen Ochs
fen , Ziegen - und Schaafbåuten beſtehen , deren bea
haarte Seite nach innen zugekehrt iſt. Dieſe füllt man
mit Bergtheer an, und läßt ihn dann nach und nach
43

wieder ablaufen . Im Unfange erhålt davon der Wein


einen, für den Fremden ſehr unangenehmen , Geſchmad ,
der ſich aber bei häufigem Gebrauche des Schlauches
• nach und nach verliert. Nawthlughi enthält einige
funfzig Håuſer , und außerdem noch viele , nach Geors
giſcher Art angelegte, unterirdiſche Wohnungen, die den
Ruffiſchen Semljanki nahe kommen. Die Einwohner
find Georgier. Weil der König Irat’li II, dies Dorf
mit einer , auf jeder Seite achtzig Schritt langen , Mauer
im Biereck umziehen und mit einem Schießthurme hat
verfehen laſſen , ſo wird daſſelbe auch hral'lißafiche
genannt. Die Ufer und das Bett des Kur beſtehen
hier aus grünlichgrauem , grobkörnigen , Sandſtein mit
eingeſtreutem Feldſpathe.

Zwolf Werft unter Nawthłughi liegt, an der Lina


ten des Kur, die jetzt verlaſſene Feſtung Nagebi, welche 3

ehemals der Winteraufenthalt des Königs Wachtang I.


( von 446 - 499 ) war. Sie heißt bei den Zataren
Riſch- & ala. : In einer ähnlichen Entfernung fteht in
Südoſten am Borgebirge ein anderer wüſter Drt Bera
thubani. Südlich von demſelben erſtreckt ſich die
fruchtbare Ebene Qaraya 1,, zwiſchen dem Kur und
einem Rüden des Vorgebirges, der ſie vom Fluſſe Yori
trennt. Sie ward font von Derekmeniſchen Lataren
(die ſich ſelbſt Jarekamá nennen ), und vorzüglich von
dem Stamme Demurtſchafali oder Demurtſchali
bewohnt , der ihr auch ſeinen Namen gegeben hat, jest
aber , zwiſchen den Flüſſen Ulgeti und Kabzia ,. auf
der Rechten des Kur wohnt , und iegt nur im Winter
44

ſeine Schaafe bort hålt. Dieſe Tataren bauten fonft


vielen Reiß und überſchwemmten die Gegend durch Sa
nåle . Im Sommer iſt die Hike hier . ſehr groß und
die vom ausgetretenen Waſſer zurückgebliebenen Sümpfe
machen den Zufrithalt ungeſund , ſo wie eine große
Mengė giftiger Salangen gefährlich. Im Winter aber
iſt die Kåtte nur gering , und der gefallene Schnee bleibt
nur wenige Stunden liegen. Das immer grünende
Futter iſt dann rem Bieb Tehr vortheilhaft. Faſanen
1 Chochobi) ſind Tehr häufig und fie mit Falken zu
jagen, iſt ein Hauptoergnügen der Georgier. Auch trifft
man hier eine beſondere Art ſehr wohlſchmeckenber Wach
teln , die bei ihrem großen Körper und kurzen Flügeln
einen ſehr niedrigen Flug haben . Man fångt ſie mit
Hården und nennt ſie deshalb Israelitiſche Machteln .
Qaraya erſtreckt ſich ſúdlich bis zu dem Ort , wo ſich
gegenüber der D & bagir in die Rechte des Kur ergießt.
Vier ſtarke Meiten unter Ziflis iſt die Furt Jedis
bolut ( Tatariſch : die ſieben Geſchwader ), welche durch
ben Kur führt, und von der ein Weg durch die Ebene
Qaraga nad k'achethi fúbrt, Auf demſelben kommt
man an eine udabno oder Einſiedelei, die noch von
Monchen bewohnt wird. Zellen , Kirche, Hofraum ,
Keller und Speiſeſaal ſind hier in den Sandſtein des
Vorgebirges gehauen , und da eine , zwar nicht ſehr er:
giebige, Quelle in der Kirche entdeckt wurde , po haute
man um diefelbe den Jauffefiel aus. Mit dieſem Wars
sleriwerden die Hoſtien gebacken , die Kinder der Vors
nehmen und diejenigen , welche ſich dem Mönchsſtande
widmen wollen , getauft und die Gläubigen bedienen fich
45
deſſelben gegen allerlei Krankheiten. Dieſe Einſiedelei
ift in gerader linie an ſieben Meilen füdöſtlich von Tiflis
entfernt, und auf ihrer Weſtſeite quillt in der Ebene ein
reicher Bergólbrunnen .
Eine Werft úber Uw labari liegt , am linken und
.

nórblichen Ufer des Kur , das Dorf K'uk'ia Tiflis ge


genüber , das aus einigen Häuſern und mehreren Geors
giſchen Erdhútten beſteht, und eine halbe Meile in Nords, 重

weſt an derſelben Flußſeite fielt man wenige Ruinen des


ehemaligen feſten Schloſſes Didube. Bon K'uf'ia bis
Awtschala ( ſ. oben ) und nördlich von Tiflis erſtreďt
fich die Ebene Didubiß :mindori, welche ſonſt
Izchen iß : terphi ( Pferdeweide ) hieß und in Oſten
vom Sandſteingebirge begränzt wird.
.
lilo ober bwith l'iriß -tilo, ein wüſtes, ehe
mals befeſtigtes Kloſter , liegt etwa anderthalb Meilen
von Ziflis in Often im Vorgebirge, an einer Quelle. Nabe
dabei iſt ein kleiner See, bei dem ſich eine große Menge
wildes Geflügel, porzüglich aber Gänſe und Krannide
aufhalten. Nicht weit von hier geht der gewöhnliche Weg
nach Ihelawi vorbei , auf dem man weiter öſtlich nach
Noria, am Bache Lotſchini, (der in alten Zeiten Oma:
niß - chew i hieß ) kommt , welcher zmiſchen Nawthlughi
.

und Nagebi in den Rur fált. Noch oftiicher , drei Mei:


len von Tiflis, hat man auf demſelben Wege und
an einem anderen Arm des Lotſchini das Kloſter Marts
qophi *) , das eine Kuppelkirche hat, und wie ein feſtes

* ) Oft ward auch dieſe Gegend zu f'achethi gerechnet.,


46
Schloß mit einer Mauer umgeben iſt. Sie war vom
Antoni, einem der XIII heiligen Båter ( f. S. 38.)
erbeut , der felbſt nicht weit davon auf einem hoben
Felſen in der Einſamkeit lebte , wovon ſie ihren Nas
men erhalten hat , denn Martqophi bedeutet im
Georgiſchen einen einſam lebenden. Hier iſt der Sit
des Erzbiſchofs, der den Titel Rusthaweli führt. Uns
ter Martoophi vereinigt ſich mit dieſem das Thal
von IIch otori, welches von den K'achethiſchen Bergen
kommt. Noch niedriger das von Ssazchenißi, das
bei denſelben Bergen ſeinen Anfang nimmt. Dieſe ganze
Gegend iſt ſehr fruchtbar und hat eine geſunde Luft.
Südlich von Sšazchenißi und Lotſchini ift SSamgo .
riß : k'eli oder die Ebene der drei Hügel , weil hier
drei Hügel in einer Fläche ſtehen , die gånzlich waſſer
und kråuterleer iſt, und ſich bis zu den Bergen von
Ssathiftfchala und Garedshi erſtredt. Ueber
Sšathißtſchala am Fuße des K'achethiſchen Gebirges
!

liegt Choraugi. In Weſten ſtoßt dieſe Ebene an


Isch adiwari, in pften aber an den Rüden von k'as
thethi bei'm Berge von Garedſhi.

Beſchreibung von K’ach ethi.

Die Georgiſche Provinz K'achethi erhielt , nach


der Landesgeſchichte, ihren Namen von K’acho B IV .,
Sobne des Kharthkoß , des Stammvaters der Geor:
47
gier , welcher in der fünften Generation von Noah durch
Japhet herſtammte. Ihre Grånzen waren indeſſen ebes
mals eingeſchränkter als jekt , indem nur der nördliche
Theil des jenigen K’achethi dieſen Namen führte. ES
liegt in Often von Kharthli und beſteht aus den Thås
lern der Flüſſe Yori , ulaſani und ihrer Nebenbäche,
die ſich nördlich von Danghiſſi vereinigen und ſich
dann , unter dem gemeinſchaftlichen Namen utafani ,
bei S samuchi, in die linke des Kur, oder M t k'wari,
ergießen. K'achethi gränzt in Weſten an den Diſtrict
der purchawi und Ohew furi , dann vom Einfluß
des weißen Aragwi in den großen , bis Michetha ges
genüber, an den Aragwiund von da an den Kur , bis
zum trockenen Felfenthal, das bei Lilo anfängt, und
von Oſten nach Weſten dieſem Fluſſe zuläuft. Weiter
trennt es ein niedriger Bergrúden von der Kharthliſchen
Provinz Gagh mamtari und ein anderer von der Ebene
. Dann ſtoßt ſeine öftliche Gränze wieder an
Qaraya.
den Kur und geht bis zum Einfluß des Ulaſani fort.
In Süden hat es alſo den Kur, der es von den Geois
giſch - Tatariſchen Diſtricten Schamſch adilu und
Scha mchori, ſo wie auch von Clarabeg h'trennt. In
Súd - Often ſcheidet es der Fluß Egri oder Gifchi
von dem Shanate Sch akhi , in Often der Kaukaſus von
den Ledghiſchen Bezirlen K’ulmuchi, ich und sach i
( oder Chunsag) und Didoethi und in Norden von
anderen Lesghiern und den öſtlichen Mizoſhegiſchen Ståm =
men. St’a chethi war urſprünglich eine Georgiſche
Provinzi, ward aber öfters von eigenen Fürften regiert.
Im Jahre 1424 theilte der Konig Alekbßandr. I., der
48
über alle Georgiſche Lander herrſchte; rein Reich unter
feine drei Söhne , und K'achethi fiel dem Giorgi zu,
deffen Familie es auch ſeit der Zeit behalten hat. Der legte
König von ſ'achethi war Irak'li II., der unter dem
Namen Zar Heraklius bekannter iſt, und im Sahre
1761 die Krone von K'achethi mit der von Kharthli, zum
legten Male , auf feinem Haupte vereinigte, worauf er
feine Reſidenz für beſtändig in Tiflis aufſchlug. Jebt,
da ganz Georgien unter Kufficher Oberherrſchaft ſteht,
nehmen die Kreiſe von Ihelawi und Ssignad den
größten Theil von K'achethi ein ; weil aber die Provinza
abtheitungen in Rußland ſehr oft umgeändert werden,
fo werde ich mich an die alten einheimiſchen halten.

Rachethi liegt auf dem ſúdlichen Abhange ber


Kaukaſiſchen Gebirge , und erſtredt ſich bis zum Kur.
Es iſt fruchtbarer und angebauter als Kharthli, und bes
fonders wegen des Wein - und Getraidebaues berühmt.
Die Mehrzahl der Einwohner beſteht aus achten Geors
giern , unter welchen im Verbältniſſe nur wenige Tata
ren , Juden und Urmenier wohnen. Die beiden Haupta ,
flufſe, Yori und Ularani, welche vom Schneegebirge
kommen , und mit einigen Abweichungen nach Súdoſt
fließen, wäſſern und überſchwemmen das Land, wodurch
in den niedrigen Gegenden die Fruchtbarkeit des Thoa:
bodens fehë befördert wird. " Die Bauart der Häuſer
weicht von der in Kharthli ſehr ab, indem ſie, wie bei den
Iſcherkeſſen , aus leichtem Fachwerk , mit Wånden von :
Strauchwerk geflochten , und mit einem Gemenge von
Thon und Kuhmiſt beworfen ſind. Die Dächer werden
49
gewöhnlich mit Schilf gedeckt. Zu den Producten des
Bandes gehören , außer verſchiedenen vortrefflichen Frådh:
ten , Getraide und Wein , von dem der beſte bei Uch-
3
9
metba und Kiondoli gewonnen wird, Seide, Baums
wolle, Krapp , Honigi Bieb , Pferbe und Wild. Die
Mineralien dieſer Provinz find noch nicht genau unters
fucht, doch fließt in vielen Gegenden Bergtheer oder
Naphtha aus den Felſen .

S'achethi war, nach der allgemeinen Einrichtung


Georgiens, in Diſtricte, und dieſe bisweilen ' in Kreiſe
getheilt. Feber Diſtrict hatte ſeinen Kreishauptmann
oder Mourowi, die aber hier nicht, wie in Kharthli,
unter Erift hawi oder Statthaltern ſtanden . Gerdhn
lich wird das Land in folgende Provinzen getheilt :

1 ) Kuchethi, hat ſeinen Namen von St’uchoß,


Dem Bruder des K’achoß und enthält die ſchon be
fchriebenen Diſtricte an der linken des Aragwi , vom
Einfal des weißen Aragwi , bis ſúblich von 4 ms
troh ala.

2) Thianethi , nimmt die höchſten Gegenden des


Fluffes Vori um ſeinen Urſprung ein . In Weſten
Tcheidet es ein, vom Kaulaſus nach Süden ftreichendes,
Gebirge, welches Gebirge von Thianethi genannt wird,
von den Phicha w i und von k'u dethi. In Süden
trennt es der Fluß Wer chu eli und ein Gebirgsrúdent
von Ergo und Zwalbagaredſho. In Weſten hat es
das Gebirge yon l'achethi," das eß von Schignith .
50
K’achethi , fo wie in Norden, das Schneegebirge des
Kaukaſus , das eß von den Mizoſhegiſchen Stammen
fcheidet. Sekt ift dieſer Diſtrict wenig bevölkert, und
4

der Hauptort deſſelben die Feſtung Ihia nethi an der


Rechten des Vori. Bon hier geht ein Weg nach Wea
ften über das Scheidegebirge nach Kt'uchethi und zum
Aragwi, und von da nach Duſchethi; ein anderer nach
Süden långs dem Vori , über Chaſchmi , nach dem Dis
ſtrict Iwalßagaredſho.

3) Ergo, ſüdlich von Shianethi, den feine Sebirge


weſtlich von Sba : Guramo trennen , ftoßt in Often an
den Yori , und in Súden an das Gebirge von Pilo
und Martgophi. Er iſt durch die Räubereien der
Lesghier gänzlich verwüftet.

4 ) I walßagared ho , nimmt zu beiden Seiten


1

des Yori die unteren Theile des Vorgebirges unb Ebes


nen ein. In Norben hat er Erko und Schignith . It'am
s

chethi, von dem ihn die Gebirge Gombori und Ziwi trens
nen ; in Weſten den Kharthliſchen Diſtrict Gaghmams
t'ari und die Ebene von Ssamgori ; in Süden die
Ebene Daraya , und in Dſten trennt ihn der Bad
Srywe und das Gebirge von Schignith - K'achethi.
2

Die Hauptorter find : 1) udfharm an eine jest wüſte


Feſtung, dftlich von Martqophi, an der Linken des Yori,
2) Charcmi, ebenfalls eine wüfte Feftung auf der
Rechten deſſelben Fluffeß. 3) Patara - Seoli , ein
befeſtigtes Dorf, am Fuße des Vorgebirge , von etwa
100 Familien, bei dem man viel Wein baut. 4 ) Ninos
51

minda in Siboften des vorigen. Ein Dorf mit einem


Kloſter und einer kleinen feinernen, der Heiligen Nino
gewidmeten Kirche, welche die Begrábniffe Georgiſcher
Kónige enthalt. Der Erzbiſchof des Kloſters beißt alle :
mal Ninos mindeli. 5) Sagaredſbo, eine gute
halbe Stunde davon in Often , am Bache Zwaltaß .
$ qaro , der in die linte des Yori fållt, aber oft auss
trodnet, obgleich er ein febr breites Bette hat. Der
Drt iſt mit einer Mayer umgeben , die meiſten Håuſer
aber liegen außer derfelben . Man záhlt hier 500 Fa:
mjlien , und bådt eine Art langer Brode, die Stas
garebſbo genannt werden . Die Gegend iſt an Wein ,
1

Getraide und anderen Feldfrüchten reich. In der Nähe


-fino fchöne Gypsbrüche. 6) Manawi , das öſtlichſte
Dorf in dieſem Diftricte, am Ubhange des Borgebira
ges .

.; Oft wird auch die Gegend yon Martqopbi


(f. oben) mit zu dieſer Diftricte K'achethi's gerechnet.

5) Schignith R'achethi, oder das innere


S'achethi , grångt in Weſten und Süden an die Ges
birge von s'achethi und Herethi, oder Sivi , die es vont
Thianethi, Ergo und Zwalbagaredfoo trennen ; in Dften
an Khißiqi , nach einer Gränzlinie, die vom yori , dem
Bache Grywe , úber famiß - chewi, nagiß - chewi
2

und über die Dörfer Ssakhwabe und abnuri , bis


zum Alafani, geht. Mehr nördlich trennt es der Alas
fani von Gag bmamchari und in Norden der Taus
faſus von den Mizoſhegi und Zhuſhi. Das Gebirge

T
52

Ziwi, welches ihn von Khißiqi trennt , hat an beiden


Seiten ein vortreffliches Klima, iſt an Quellen reich
und ſehr fruchtbar. Es endigt beim Felſenthale von
Kardanethi , welches das ſüdlichſte im inneren R'as
chethi iſt, von diefen Bergen kommt und bis an die
Rechte des Hlaſäni läuft. Um Fuße deſſelben Gebirges,
etwas mehr nach Nordweſt , liegt wedshini und bei
demſelben auf einem Felſen eine ehemals ſtarke Feftung.
Bon hier nördlich, am Fuße deſſelben Gebirges, iſt der
Bach achtala , bei dem ſonſt ein Dorf gleiches Nas
mens geſtanden hat, das vor mehr als 60 Jahren , bei
einem @robeben , mit Menſchen und Vieh in den Abs
grund verſunken iſt. Einige ber nachſten Berghügel
zerborſten , " und Flammen drangen aus ihren Spalten
hervor , die mit ihren diden Schwefeldünften die nahe
ſtehenden Bäume verſerigten und die benachbarten Ans
wohner verjagten. Un die Stelle des Dorfes iſt ein
Sumpf von dickflüſſigem , blafenwerfenden Thon getres
ten, der im Sommer und bei ſtarken Minden ſtinkende
Schwefeldúnſte aushaucht, und mit kochender Gewalt
den Schlamm bewegt, der zuweilen Schaalen , Löffel
und andere Geråthſchaften der Bauern mit ſich herauf
bringt. Uehnliche Sümpfe findet man an mehreren Dre
ten in K'achethi, die denen bei Baku , am Kaſpiſchen ,
und auf der Inſel Thaman, am Schwarzen Meere, gang
åbnlich find. 'Bei dieſem Brauſethon quilt auch st'upri
( Bergtheer) und feine Oberfläche wird im Sommer mit
einer trockenen Rinde überzogen , die an verſchiedenen
Drten Berſtet. Sie betrügt durch den Schein der Fes
fiigkeit, und hat ſchon manchem Unwiſſenden , der darüber
53

gehen wollte, das Leben gekoſtet. Pferde, Wagen und


Menſchen ſind in dieſem Schlamine und deſſen unerreich
barem Grunde verſunken . Un manchen Drten find es
nur einige Fuß breite , aber immer runde, Lécher, an
anderen aber beträgt der Durchmeſſer des Seſſels gehn
bis zwanzig Klafter ., ohne daß man an irgend einer:
Stelle, auch mit der långſten Stange den Grund ers.
reichen kann. Dieſe Keſſel fotten die Eigenſchaft haben ,
um fich zu freſſen und öfters Båume und andere Ges
genſtände zu verſdlingen . Nordweſtlich von : Achtala
geht der Bach von IItheremi, vom Gebirge Biwi züm
Ulaſani. an demſelben liegt, in der Ebene, die Feſtung
Welißziche und die ehemalige Stadt Irderemi ,
wo Wachtang Gurgaßlan ( von 446 - 449. 1. Chr. )
eine große Kuppelkirche erbaut bat. Südlich von dama
jenſeits des Gebirges , ift .Manawi:( f. oben ), Hóber
hinauf fällt aus Weſten der Sach des Felfenthales atu at
taß = chewi' in den Olafani. Er entfpringt auf den
Bergen Ziwi und Gombori , welcher diefen Nainen
von einer bedeutenden Höbe hat und nördlich vom er:
ften liegt. Hier vereinigt fich auch mit dem Alaſani bas
That s'ißiß - chewi, das ebenfalls aus dem Gombori
kommt. In demfelben ſind viele Höhlen sin einen hohen
Felſen gehauen , in welchen ehemals Einſiedler gewohnt
baben ſollen. Hier wächſt auch , bei'm Dorfe Kions
doli , der berühmte Wrin , welcher K'ondoluri ges
nannt und in Menge nach Ziflis verſendet wird. Nård :
lich voin Gomboré liegt der Schwarmtha oder der
Mittelberg , der dieſen Namen darum erhalten hat,
weil über ſeine Mitte der Weg von Ibel awi nad
54
S Sameba ( bei Nino - gminda in Twalßagareopho )
.

führt. Xus dieſem Gebirge kommt das Thal Turdo Ba


dewi, beſſen Fluß in den Utafani faut und ebemalo
die Grange von l'ad ethi und Herethi machte. Un
demfelben liegt Gulguli, das fonſt Iqes tba hieno
und eine berühmte Stadt war . Ruißpiri, ein großes
4

Dorf mit einer kleinen Feſtung, und zwei Werft höher


das Kaſtell Artoßani
Arto Bani. Wo dies Thal im Sebirge ane
fångt, ſteht ein Kloſter Sechua mthiß -monastiri;
mit einer Kuppelkirche , das von Thiathini , der Ger
mablin des gten Königs von K'achethi, leon's des Gros
ben ( um 1520 n . Chr. ) , erbaut wurde, die darin be
graben liegt. Das, von dieſem Kloſter füblich bis nach
Chomabudshi fich erſtredende, Gebirge heißt auch
Gebirge von Her.ethi. Seine: Gipfel ſind nicht mit
Båumen , ſondern mit den ſchönſten Kräutern und Blus
men bewachſen und von kleinen Quellen bewaffert, aber
der Fuß iſt waldigt und hat viel Wilde Beide Seitert
des Gebirges find mit Dörfern , Wein- und Obſtgårten
belegt. Unter Gulguli und ſüdlich vom Fuße Iurdo
liegt Ibelawi ( Lindenſtadt ), der Hauptort in K'aa
dethi und der ehemalige Sit der Könige dieſes landes,
wo i'wiritiens, der Stifter der erſten K'achethifcheli
Regentenlinie, große Pallåſte erbaut hat. Der Ort
beſteht aus drei, mit Mauern umgebenen , Feftungen ,
oder Quabraten , bie durch tiefer an 200 Schritte breite
Klüfte getheilt werden . Die mittlere iſt die Haupts
feſtung und beißt Batoniß fiche ( Herrenſchloß), weil
die Könige dort wohnten. Sie hat 700 Schritte im Ums '
Fange und iſt durch eine Quermauer getheilt. In dem
55

einen Theile iſt das Schloß , mit alten und neuen Ges
bäuden und einer Kirche, und in dem anderen ſtehen die
Hauſer der Einwohner. Qußerhalb der füdlichen Mauet
find Armeniſche Kramladen mit ſeidenen , baumwollenen
und Lesghiſchen Waaren . Uus der Feſtung geht ein bers
borgener Weg zu einer reichen Waſſerquelle in der Kluft.
Die weſtliche Feſtung beißt, von einer fürfttichen Familier
Kortfchi baſchi B - lichwi10B-ziché, hat 600 Schritte
im Umfange, und wird von leibeigenen Bauern bes
7

wohnt. Die oftliche Feftung , W a do cha , fchwiloß


ziche, gehört den Fürſten dieſes Namens , hat 500 !
Schritte im Umfange , eine ſteinerne Kirche Hof- und
Bauergebäude. : D sweli:fiche ift klein und fo wie
ihre Kirche verfallen . Bon Ihelawi gegen den Alaſani
zu ſtehen einige Dörfer der Tataren Eereta máh.

Nördlich vom Turbo iſt das Felſenthal und der


Bach Iqalthoßchewi, der ſchon aus den Gebirgen
von k'achethi kommt und nach Dften läuft, aber ſeiner
Stleinheit wegen den Alaſani nicht erreichta Nördlich am
Fuße des Gebirges ſteht das Kloſter Sqalth or das
ſchon gebaut iſt und eine Kuppel bat. Es ward von
Senon , einem der dreizehn beiligen Båter , erbaut,
der in demſelben begraben liegt, ſo wie auch der Heilige
U beni, ein gebornet l'achethier. Noch höher im Ges !
birge liegt, am Ataſarii und am Bache uolchini sa
dhew i, das Kloſter ulaw.erdi, deffen Erzbiſchof den
Jitel Ulawerbeli jábrt. Die ſchöne und berühmte
Kreuztirche iſt mit Topfſteinflieſen belegt, und wird
von einer Mauer im Biereck umgeben , von der jede
56
Seite 120 Schritt lang iſt. Sie ward von einem der
Dreizehn heiligen Vater, Namens Sofiph erbaut, der
auch hier begraben liegt. Ulaw erdi hat ſeinen Namen,
vom Berge Utoni , der nachher Ulaweri genannt
wurde. Höher als Klawerdi vereinigt ſich mit dem Utaz ,
fani das viel gekrümmte Thal und der Bach U.ch
methiß - chewi, welcher von dem Gebirge von R'as.
dethi tommt , das die Gränze von Thianethi macht2.
In demſelben fteht die Feſtung X chmethi, die wegen !
ihres Weines berühmt iſt, der für den beſten in K'achear
thi gilt. Sie gehört den beiden fürftlichen Familien Tus;
schi -rchwili und Is.chola - foh wili, und iſt der. Sik
2

eines Erzbiſchofs, der har tſcaſchnebeli genannt


wird, und auch die geiſtlichen Angelegenheiten in Thiq -1
nethi unter fich hat. Noch höher iſt das Ihal und der
Bach Utoßchewi, der aus den Gebirgen von l'achethi
und von den , zwiſchen Marilißi und Pa'nk'wißi
gelegenen, kommt und dem Alaſani zuläuft. Der Bach
fließt bis zur Feſtung fe'weteriß - zi dhe nach Süden ,
und dann nach Often . Bei 'weteris - ziche vereinigt
fich mit ilm ein anderer, aus den Bergen von Pank'wifi
kommender, welcher von Norden nach Oſten fließt; zivis
Ichen beiden liegt dieſe ſtarke Feſtung. Ueber Utoß -chewi
geht ein Shal zum Ulaſani, das aus den kleinen Gesi
birgen zwiſchen k'weto und Pank'wißi kommt: >

Südlich davon liegt Mariligi und weſtlich im Ge:


birge das Kloſter Katsch alami; ſüdlich von dieſem
Marini- sminda und weſtlich von hier 3cra - l’ari
( die ncun Pforten ), ein Kloſter mit einer Kuppel, das
der Mutter Gottes gemeiht ift.
SZ

: * auf der Nordfeite von Marilißi iſt das große Felſene


thal von Pant'ibi ( PantißiBeoba), in dem der
obere alaſand fließt. Es hat in Dſten den Kaukaſus,
der e $ von huſchethi trennt, in Weſten das Kas
thethiſche Gebirge, das es von den Phſchawi und Jhiaa
nethi ſcheidet, nördlich das Schneegebirge und jenſeits
deffelben die Inguſchen ( Ghalgha oder Ohligbwi), in
Süden aber das erwähnte Felſenthal oon Marilifi unde
die kleinen Berge, die von den It’ach ethifchen bis
zum alafani gehen, von denen ſeine Grenze bis zum
Kautaſus geht: Adter als dieſe kleinen Berge vera
einigt ſich mit dem Ulaſani ein Bach , der von deni
K'achethiſchen Gebirge kommt, und noch hóber ein ana
derer von den , Thuſchethi begränzenden Bergen hera
Bon demſelben geht ein Weg nach Chuſchethi. Ueber
dieſem Bache theilt fich der Utafani in zwei Arme, zwis
3
fchen, welchen die Feſtung , Chord fuiß ziche liegt, die
aud M a chwili heißt. In Pant'wißiß : cheoba
Find Wein- und Fruchtgårten Aderbau , Målder mit
vielem Wilde und die Gegend ift überhaupt ſehr fruchts
bar und zur Biehzucht geeignet. Die Bewohner hatten
viele Schweine so daß mancher 200 , 400 , 1000 , ja
bis 2000 beſigt.

6 ). Gaghmam dari, d . I. jenſeits 10e8 Flufar


fes , wird derjenige Theil von l'adrethi genannt, der
auf der Oſtſeite des Alaſani liegt, welcher ihn von新

Schignith - It'achetbi trennt. Im Norden hat er das !


Ihal von Pank'wißi und einen Irm des Kaukaſus, und!
jenſeits deſſelben die Zhuldi; im Oſten die Fortfegung
58

deffelben , die ihn von den Dibo und von d une


d $ ach i (den Uwaren) trennt; in Süden aber die ſchöne
.
Provinz Elißeni. Das Land iſt ſehr fruchtbar und beſſer
als l'achethi, hat Gemaffer, Wald , Früchte , Uderbau
und Viehzucht im Ueberfluß und auch Seidenbau . ,

Dem Einfalt besu toßchewi ( oben ) in die


8
linke Seite des Ulaſani gegenüber liegt Badhtrioni,
jekt ein Dorf , der nördlichſte Ort auf dieſer Seite des
Flufſes. Dicht dabei iſt die zerſtörte.Feſtung Maghras
niß ziche. Von hier geht die Ebene uloni an,
die von einem 1, jenſeits des Fluſſes über Ulawerdi ges
legenen , Berge ihren Namen hat, und reicht in Súda
often bis zur Feftung kalißquri , die auf Kalkfelfen
fteht'und ein Biereck bildet. Die Häuſer der Einwoh
ner liegen aber größtentheils außer der Mauer. Beis
derſelben vereinigt sich das Felſenthal und der Bach
.

Schtoriß : chewi mit dem Ulaſani. Er kommt in


zwei Urmen von den Bergen pon Thuſchethi. Zwiſchen
der Vereinigung beider liegt die Feſtung I borghi auf
einem hoben Felfen . In dieſem Shale find beige Quela
len , und es feste fonft die Grenze von K'achethi und
Herethi dftlich fort. Niedriger folgt das Ihal und der
fluß von lopotbi , der aus dem Kaukaſus von Zhus
ſdhethi, kommt , und Gulguli gegenüber in den Alaſani
fáut. In demſelben ſieht man einen hohen Felſen , der
mit engen Påſſen umgeben iſt und eine ſehr feſte Lage
>

hat; unter dieſem vereinigt ſich ein anderer Bach , der


von den Gebirgen von Didoethi kommt, mit dieſen , und
zwiſchen den Baden beider liegt lopothi. Von hier
59
geht, långs dem zweiten Bache, ein Weg über das Schnees
gebirge Didoethi und dem Uwariſch - Lesghiſchen Dis
ftrict Suldadari nach S oh achar, dem Sibe des
Chamutaisch an der Ofafi: Et u mů & , und auch weis
ter oftlich nach Dagbeſtan , -långs dein Fluſſe Burieni.
Gegen den Ulaſani zu iſt der Fuß des Gebirges mit
Eichen s und Buchenwald beregt , überall fieht man
Wein - und Fruchtgårten ; auch wird hier viel Seide
10 ;
gebaut.
bring vir .

Weiter unten fällt der Fluo Bubani von den See


birgen von Didoethi aus Nordoften éin, an deſſen Rechas
ten ſteht am Bache Bolischemi, bei der kleinen
Feſtung Gremi: und dabei ein Dorf gleiches Namens,
auf den Ruinen von Gremi, der ehemaligen Reſidenz
der K'achethiſchen Könige, welche 3622 vom Schabs
Abbaß zerſtört wurde. Er verpflanzte ihre Einwohner
nach Ispahan und nach Astrabad , in Mafanderan,
welchen lebten Drt fie jebt gånzlich verlaſſen haben
und , mit Armeniern vermiſcht, die Stadt udyraf bes
wohnen. Obgleich fie noch rein Georgiſch ſprechen , lo
haben ſie duch den Ißlam angenommen ; doch fol es
auch einige heimliche Chriſten unter ihnen geben . Sie
handeln mit den benachbarter Turtomannent', & triegen
1

auch mit ihneni wenn es Noth thút, und leben übris


gens ganz frei, denn ſie haben ihre eigenen Befehlshaber ,
von denen der eine Chan, und der militäriſche Stars
firden beißt. Qußit dem Georgiſchen ſprechen ſie auch
Stadſharifch , welches ein Türkomanniſcher , und
Masanderaniſch , welches ein ungemiſchter, Perliſcher
60
ober Parfi .- Dialett ift. Bon Gremi ftehen noch
fünf Kirchen mit Georgiſchen und Armeniſchen Inſchrif
ten , von denen die eine fchón gebaut und, mit einer
Kuppel verſehen iſt. In dieſer liegt der König leon
der Große ( ſ. oben ) begraben .

Hierauf folgt in einem kleinen Thale, zwiſchen dem


nördlichen höheren und ſüdlichen niedrigen Kalkſteinges
birge der Fluß Is chelthi, der vom Gebirge von Di
doethi dem Ulaſani zufließt. An demſelben liegt das
Dorf S dilda, das gute Ziegen- und Schaafzucht, Wein:
und Gartenbau hat. Nördlicher kommt von dem ſelben
Gebirge der Bach Duritſch zum Ulaſani, an welchem
und am Fuße des Hauptgebirges, die Feftung 2 wareli
liegt Sie beſteht nur aus einer Mauer ; die einen
viereckigen Plak von 150 Schritt im Durchmeſſer eins
ſchließt. In dieſem Płaße wohnt faſt Niemand, ſondern
neben der Feſtung in der Kluft des fluſſes p'wo auch
die Gärten ſind. Höher im Gebirge ſtand ſonſt Nek'reßio
eine vom 4ten Könige Pharnad ( h. ( vom I. O. Welt
3837 - 3856) erbaute Stadt, wo der 28ſte König Lira
dat (von 395 - 405 , n .Obr. ) eine große Kirche mit
einer Kuppel aufführte , bei der ſich nachher der Heilige
#biboß und die übrigen der dreizehn heiligen Vater
aufhielten : Noch führt der Biſchofe der in Qwareli
ſeinen Sie hat , von dieſer Stadt den Namen und
heißt Neküreſeli. Dann folgt der Bach Schwaliß:
$ qali und auf dieſen der von Gawafi ( .a w a Bi3.2
qali), der auch von den Gebirgen von Diboethi dem
Ulafani gufließt. Daran liegen die beiden Dörfer Sa :

2
61

maſí und Izitani, welches jegt die dußerſten bes


wohnten in Often und Süden dieſes Diſtricts find,
Denn von hier bis Belakhani ift , in einer Strede
"von mehr als 30 Werft, Alles leer. Långs der Kluft dies
res Baches geht ein Weg , auf welchem man , in einer
fehr ſtarken Tagereiſe, nach dem Lebghiſchen Diſtrict Kas
butſcht, im füdlichen Schiefergebirge, kommt. Dann
eine Tagereiſe über das Schneegebirge ohne Dörfer bis
zum Dorfe betrchhom d oder atáſeruki, welches
das erſte an der Nordſeite des Gebirges ift. Die Britte
+

Tagereife geht über die Dörfer Ibarata, Unßob ,


som ß ada und Bati'o vorbei , bis zum Dorfe Kas
baiſa, das an einem kleinen , in den Jach Bai fallenden
Sache gelegen iſt. Que . dieſe Dörfer“ gehören den
Ich undeadiß batoni oder Chan der Awaren. Von
Sabaiſa hat man noch drei Tagereiſen bis I ach Bar,
dem Hauptorte der Ckumůciſchen Fürften.

Weiter abwärts fließt der Bedigriß : 6 qali vom


Kaukaſus dem Wafani zu . Un demſelben liegt das
Kloſter Stephan - minda. Dann kommt der Reinigt
qali aus Often vom Kaukaſus der Lebghier und macht
viele Krümmungen , mit den verwüſteten Orten Isch it
auri und schwablowani. Nördlich davon ftand, in
.
der Ebene , die Feſtung Moriß :*qlib.ziche. Der
legte Fluß endlich iſt der von Maſchtrohi, welcher von
14
dem Theile des Kaukaſus kommt, der die Grenze von
Kdunds adi macht und nach Südweſt bem Liaſani
zuläuft. In ſeinein Felſenthale ſtand, auf dem Gebirge.
ein ' tonigliches Sommerhaus , das ſehr ſchön war und
62

March tfchi hieß. Dort vereinigt fich noch ein Felſene


thal und Bach mit dieſem , der aus eben dem Saus
taſus aus Norden fließt. Dieſe beiden Thåler waren
ehemals ſehr bewohnt , aber zur Zeit des Schah Abbas
wart dort alles von den Reeghiern zerſtört. Nördlich
pom Fluſſe 'von Maschtſchi liegt , in der Ebene , die
Feſtung Trapagali und noch höher , ebenfalls auf
der Ebene , eine andere , lal'wathißi, die vom
44ſten König ärtſchil (von 668 - 718 n. Chr. ) eta
baut worden ist und jeßt Lagoethi genannt wird .
Derſelbe König errichtete auch die befeſtigte Kirche S $ as,
osmorißs ziche.
1
7) Elißeni, fúdweſtlich vom vorigen Diſtrict,
moyon eß das Thal des Maſchtſchiß- tqali trennt.
Es liegt zwiſchen dieſem , dem linken Ufer des Alafani,
dem Bache Egri , der es in Süden vom Chanat von
60akbi trennt, und dem Kaukaſus, der es in Diten
von den lesghiſchen Diſtricten ch und Sachi und l'ul:
muchi ſcheidet. Dieſe ganze Gegend iſt ſehr fruchtbar
und bringt alle Getraidearten hervor, wie auch Früchte,
Bein , Seide , Baumwolle, Wild und Geflügel in
Menge. Im Sommer iſt die Hiße hier febr groß, und
nur an den gebirgigten Orten etwas gelinder, Der
Winter dagegen ſehr angenehm und warm. Dieſer
Diſtrict iſt ein integrirender Theil von Georgien , obs
gleich er jegt größtentheils von Lesghiern bewohnt wird,
die , der Sprache nach , zum Stamme der Awaren ges
boren. Dieſe Lesgbier ſind unter dem Namen der von
Ischari ( eigentlich 38 dich ari ) , und Belakhani
/
63
und als große Räuber bekannt , die Georgien theils
felbft båufig verheert haben ,‫ ܙ‬theils noch jeßt ihren
übrigen Landsleuten die Wege dahin weiſen und alle
mögliche Hülfe leiſten . Sonſt wären ſie den Königen
Don K'achethi unterworfen , machten ſich aber oftmals
unabhängig und find ſeit 1803 zweideutige Unterthas
$

nen Rußlands ; geben auch einen jährlichen Tribut an


rober Seibe. Sie bekennen fich zur Stunniſchen Sette
des Sblame, waren ehemals Georgiſche Chriften und
4

haben jeßt eigentlich gar keine Religion . Man rechnet


auf 1500 ftreitbare Männer in dieſem Diſtrict... Die
Dörfer find den K'achethiſchen ähnlich, nur haben die
Einwohner ihren Getraidevorrath nicht in Erdgrubeni,
fondern auf den Boden ibrer Hauſer , daher fie, durd
das Ubbrennen der Dórfer in große Berlegenheit ges
rathen . In vielen derſelben ſieht man nach Staukaſiſcher
Art Schießthárme.' Ich verfolge nun auch in dieſer
Diſtricte die, in die linke des Ulaſani fallenden Flüſſen
von oben nach unten zu .

Der Fluß von Belalbani entſpringt auf dem


Kaukaſus von Kundsach i, fließt nach Weſten und
i bei Boetbani in den Ulaſani. Auf ſeiner linkert
liegt, am Fuße des Gebirges, die Feſtung Matabeli.
Eben daſelbſt hat auch der 44fte König Artſchil (von
668-718 . n. Chr.) eine Kirche ohne Kuppel erbaut .
ſich noch ?ein anderes Felſene
Bei der Feſtung vereinigt fide
thal mit ihm , in dem f'ated i belegen. Meiter

hinauf ſteht Belathanin das Hauptdorf der Gegenib.


Von demſelben bis zum Bache tarcta . tidai
64

(Bleßbach ) fieht man die Ruinen einer Mauer, die


böher als ein Reiter zu Pferde und anderthalb Ellen
did ift.. Sie ſoll von der Königin Ihamar (von
9171 - 1198) zur Gränze zwiſchen Georgien und den
Lesghtern aufgeführt worden feyn. Unfänglich waren
ihr dieſe unterworfen , allein fie« befreiten ſich wieder,
und darauf ward die Mauer angelegt. Der Fluß
von Phiphinet hi fommt aus dem Zuge der Kaus
tafiſchen Gebirge, der Elißeni von den K’ulmuchi trennt,
fließt erſt nach Weften , dann nach Süden , und ends

lich wieber nach Weften in den Arafani. Un demſetben


iegt Phiphinethi, wo Leon der Große" (f. oben)
Lebghier anſiedelte, damit fie im Sommer Eis vom
Gebirge bringen folten . Dies dauerte bis auf Urs
tícils ( König von K'achethi von (1670 – 1676 n .
Chr .) Seiten , dann warb der Ort sech schari ( ges
wöhnlich & chari oder Dshari ) genannt und bes
Feftigt. Ueber Tschschari kiegt ein gut gebautes Kloſter
mit einer Kuppel. In Südoſten von hier haben die
Ruſſen, auf der linken des Ulaſani, die kleine Feſtung
Ulek Bandrowskoi, dicht über der Futt úrdo , ana
gelegt, um den Lesghiern den Weg nach Khißiqi zu ver :
ſperren . Südlich von den, zur Gegend von Ischichari
gebórigen Dörfern folgen die ,1 welche f'al'i genannt
werden , ebenfalls an Bächen des Ulaſani liegen , und
.

ehemals ihren eigenen SSulthan hatten , der naments


lich dem Könige Irak'li II. oft zu ſchaffen machte.
Dazu gehörten aud : die Dörfer Illefu bei dem
warme Duelen , Badhur, und am Ulaſani von oben
berab Utika chala , Mugaulu , Kadara , Cfarkas

1
65
myro , Balmatlu , Itapö und Moßabrul , vom
Ufer entfernt. Ferner K’urm u ch i am Fluſſe f’ani
oder Etanid , der aus demſelben Gebirge kommf,
nach Süden fließt und den Egri in ſeine Linke auro
nimmt , der die Gránze von Elißeni macht. An dira
fem liegt Gilch i am Fuße des Gebirges , auf dem
eine ſchöne Kuppelkirche ſteht. Die beiden legten Orie
gehören jekt zum Gebieté des Dohaphar Okuli Ghan
von Schal bt. Der K'ani fåüty deni Einfluſſe des
Yori gegenüber , in den Ulaſani.

8) Der füdlichſte Theil von s'achethi , zwiſchen


bém , nach Südoſten ſtreichenden , · Vorgebirge auf der
Richten des Yori , und dem Alafani, heißt hißiqi
und grånzt in Norden, durch die oben angegebene Liz
nie und das Gebirge Ziwi , an Sdignith -- K’achethi.
2

In Weſten all Iwalßagaredráo, den Yori und das


erwähnte Vorgebirge, in Süden an den Stur und in
Dſten ſcheidet es der Ulafani von Elißeni. Dieſe Pros
ving hieß in "alten Zeiten , wegen der vielen Buffer
(K’ambetsch i) , die ſich dort in den Sümpfen aufa
hielten , Sa'am bets ch o wani, und iſt gewiß sa ma
byfene des Strabo und Chanbidfanie der Armes
niſchen Geographie, die fälſchlich dem Moſes von Choi
tene beigelegt wird, aber aus dem achten Jahrbuns
dert ſtammt. Nachher wars 'fie , wegen der ſchlechten
Gemüthsart ihrer Einwohner , Khißiqi genannt. Eis
gentlich aber führt dieſen Namen nur der nördliche Theil ;
denn die Ebene am Alafani, sftlich von Ssignach und
Daragadío, heißt Soirakhi , und ſüdlicher Izina
66
11

mindori. Die Gegend von Daragabfh aber , über


das Porgebirge bis weſtlich zum Yori, wird uphadari
genannt. Ganz in Süduften heißt der Winkel, welchen
der Yori und Niaſani bei ihrer Bereinigung machen ,
Choranthi , und dort ſtand die Stadt, welche Heroß,
ein Sohn des Ihergamoß , erbaut und nach ſich sez
rethi genannt haben ſoll. Kbißiqi iſt bergig und.
waſſerlos , aber dies verhindert die Fruchtbarkeit nicht,
denn alle Berge ſind hinlänglich mit lehmigter Erde beo
tedt , die zum Ufer , Garten- und Weinbau mit groſs
ſem Nuken angewendet wird , und niemals gewaſſert
I

zu werden bedarf. Doch iſt dieſe Provinz nur auf ih


Ten inneren Bergen , in der Ebene aber nicht bewohnt,
w.il der fo furchtbare und zu nahe Nachbar, der less
ghier , durch ſeine Zerſtörungen allen Inbau und die
Bevölkerung hindert. Die Bewohner ſind als tapfer,
ausdauernd und kühn bekannt , und lụcen oft ihren
Verluſt an Menſchen und Vieh, durch die Lebghier, mit
Gewinn zu erſeken ; ſie machen nämlich Uiberfále auf
die , mit ihnen grånzenden , Lesghiſchen Dörfer von
1

2 8 ch & chari, und nehmen , was; ſie finden. In den


Ebenen haben ſie , oft zebn biß zwölf Werſt von den
Dörfern, ihre Leder und Viehtriften , und bei denſelben
mehrere kleine runde und vieredige Plábe mit Erdmål
len , in welche die Einwohnern wenn ſie die Rauber
frúb genug bemerken , mit ihrem Vieh fliehen und ſich
männlich pertheidigen. Nach einem alten beobachteten
Herkommen , eilt jeder Khißig'mit ſeinem Gewehr das
bin , wo er ſchießın hört ; durch dieſe Maßregel wers
den ſie von den Legghiern weit feltener heimgeſud ;t
67
als ihre Nachbarn in Kharthli. Die Provinz hat ihrin
eigenen Mawrowi oder Statthalter. Die Hauptorte
find : Sbignachi, eine Feftung und i vige Diſtricts
ſtadt; ward erſt vom Könige Irak'li II., um den Less
ghiern befieren Einhalt zu thun , erbaut , weshalb jie
auch ihren Namen erhalten hat , der einen geheimen
Bufluchtsort anzeigt. Sie liegt am nördlichen Abhange
des fúblichen Vorgebirges, gegen daß Kalkgebirge , in
der Nähe des Dorfes Ssa kb wabe , an der Gränze
' pon Khißigi. Die Feſtung iſt von den Ruſſen anſehns
lich verſtärkt worden , hat die Geſtalt eines Quadrats
pon achtzig Faden im Durchmeſſer, an drei Seiten ein
Chor und wird von einer , aus Sand : uno Kaits
geſchieben aufgeführten , Mauer umſchloſſen , die 10
Fuß hoch und 4 Fuß dich iſt. Auch außer derſelben
find. Bohnungen von Armeniern und Georgiern.
Súdóftlich von Stignachi iſt das Felfenthal BobbiB :
dewi , das aus dem Gebirge Ziwi kommt. In dies
fem liegt das Kloſter. Rino : minda, in deſſen , mit
einer Kuppel gezierten : Kirche die Heilige Nino bes
graben liegt.. Sie ward vom 25ſten Könige Bathar
(von 342-364. 11. Chr.) erbaut und ausgeziert; iſt
7 Faden lang und 5 Faden breit und von Ziegeln auf,
geführt. Inwendig ſind die Ziegel der Weſtſeite grún,
blau und fchwarz glaſirt , fo follen alle und die Kirche
großer geweſen ſeyn. Neben derſelben iſt ein kleines
Gebäude für die Mönche und ein großeres für den Erzs
biſchof , der den Titel Bodbeli , vom nahe am Kloa,
1

fter gelegenen Dorie Bodbi, führt. Deftlich von Bodbi,


da, wo das Gebirge von herethi oder Ziw iß - mt ba
68
endigt , liegt 5 horn a bu'ophi , das jeßt auch
Is ch i cho eth i heißt. Dort ſteht auf dem Felſen
eine Feſtung und ehemalige Stadt, die aber beim Eins
fáil des Berthi zerſtört ward.

Sútlich von Thornabudréi und Boethani


( auf der öftlichen Seite des Ulaſani) liegt auf der
weſtlichen Daragaoſhi oder Topqaragadih, die
ehemalige Reſidenz der Chane , oder unter Perfiſcher
Soweit ftehender Könige von K'achethi , die wie eine
kleine Stadt erbaut war. Im Jahre 1727 legten die ?

Türken hier eine Feſtun an, welche jedoch ſogleich von


g
den Leegbiern von Tschechari zerſtört wurde, ießt aber
von den Kuſſen erneuert worden iſt.

Nördlich von Chornabudhi befindet ſich das


Klofter Chrißaß : monafteri, das von Stephan ,
einem der dreizehn heiligen Båter, erbaut worden iſt,

mit der zehn Faden langen Kirche, die , ſo wie ihr


Glockenthurm , Tehr verfallen iſt.
Das ſüdöſtlichſte Dorf in Khißigi ift Match ani,
/

und in Nordweſten liegen , am Ubhange des Ziwi,


Melani , DBiari , Pchoweli, Kubalo , Dshis
mitbi , & dabliani, Randauri und Kalabeth ,
.

welches die beiden weſtlichſten ſind , worauf der Bach


Gry w é folgt, der die Grånze mit Iwalßagaredſho
madt .
69
In alten Zeiten hieß der ſüdliche Theil von k'aches
thi Herethi. Heroß , der Sohn deb Thargamob.
erbaute dort zwiſchen den beiden atafani ( ber Yori
und Alafani) die Stadt Heretbi (jekt Ohoranthi ).
und ſein Gebiet erſtreckt ſich vom Einfall des ulaſani
in den Mit'wari , oder Kur , bis nördlich zumn
Gebirge von K'achethi und dem Felſenthale Turbo Bs
dewi und Ige - tba ( iekt Gulguli unter Thelani).
Pon Chugani (am Einfall des Kb Bia , in den Kur)
bis óftlich zum Alafani. Das zwiſchen dieſen Gränzen
liegende land iſt Şerethio : ſeine Nachkommen bresa
teten ſich dort aus und Fiedelten ſich an . Er ſtaadi
ſo wie K'a choß und se’ucho B., unter dem Befehle
des Kharthloß, bis zum erſten Könige Pharnas
waß (vom I. d. W. 3680-3712). Dieſer feste einen
Befehlshaber oder Erißthawi über K'achethi und 3

S'uch ethi. Nachher wurden auch Undere áber Hea


rethi , Ibufchethi, Didoethi und Kunds a chi
gefert, wie man zur Zeit des 44ften Königs Arildil
(von 668.718 1.. Chr.), findet. Früher machten die
Könige ihre Söhne zu Erißthawi von Herethi.. So '
gab es Mirian (vor 265-342) dem Rew Balhar
( von 342 --- 364 ). den Berwandten und Nachkommen des
Rew ;. Wachtang (von 1446 - 494) ertheilte Gora :
gali ſeinem Sohne Datfchi, und zur Zeit des Kós
niges Guram kuratparati (von 574 - 600) ward
Udarnaße , aus dem Geſchlechte der Choßronianer,
Erißthawi von Herethi. Aber dieſe Statthalter waren
immer den Königen von Kharthli untergeben. . Eri nada
dem Tode der Könige Ivane und Debuansberi
70
(von 718-787) fiel Grigol ab und beherrſchte für
fic stbartbli und Gradabani (iekt Darachi). Bon
dieſem , biß auf Dadith ughma rchenebeli (vor
1089 – 1130 ), regierten dort 14 Erißthawi als Könige,
aber in Herethi berrſchten die Vettern Ubarnaße des
Blinden , die ihrem Ontet die Augen ausgeſtochent
batten. Denn artfchil batte ihn mit Schat’isi
belehnt, und die Gemahlin des 4buchoßro und ihre
Édhne herrſchten von Schal'ißi bis (5 ulguli ; fata
ten nach dem Tode des D8 h uans hiri ganz Heres
thi inne, und den Königstitel ( Mephe) angenommen .
Sie lebten wieder Erißthawi ein , ' nämlich die don
Schtori, chorna budihi, Wed i oh ini und
.

Matroidi ; allein es iſt unbekannt , wie viel Könige


dört bis zum f'wirit'i, dem fechsten Kboril'da
ſå fi, geherrſcht haben. Seit deſſen Zeit waren fie fried
.

lich , und wenn fie von irgend Jemand angefallen wurs


den , unterwarfen fie fich und zahlten Tribut. Im
Jahre qr4 erwähnt die Geſchichte eines udarnaße
Patrit í und ſeines Sohnes Dinari, welcher der
Gemahl der Konigih war und ihres Sohnes Is ch s as
nit'i. Box 1424 ftand Herethi mit unter den Königen
vor l'achethi.
71

Land der Shurch is

Bu s'achethi wird auch dg8 Land , der Thu ,


fchi.* ), Georgiſch : Dhurchethiz gerechnet, weil es, 1

wenigſtens zum Theil, den Königen von s'achethi


unterthänig war . Seine Bewohner ſind eigentlich ein
Mizdihegiſches Stammvolk welches ſich aber: ſtark mit
Georgiern vermiſcht , und daher viel Georgiſches in
feine Sprache aufgenommen hat. . Schon Ptolemius
kannte ſie unter dem Namen Tusci, und der Ur:
meniſche Erdbeſchreibern aus dem achten Jahrhundert,
nennt ſie Thus chlo Ihre Wohnplåge fangen oben
an den Quellen des 1Fluſſes Schtori, im ſüdlichen
Schiefergebirge, an und erftreden fich nördlich über das
Schneegebirge zu den Mizdrhegi hin., weshalb der
Steinbod, den ſie Dsbiqua nennen , bei ihnen håus -
fig iſt. In Oiten haben ſie den Gebirgsrúden, welcher
fie von den & waren (Hawari) und Irchetſchenzen
( Tſchatſchani) ' ſcheidet, in Süden trennt ſie das Ge
birge von Didoethi und Gagkmam chari, und in
Súden von Pant'wißiß - cheoba in R'achethi. Eis
gentlid) beſteht ihr land aus zwei großen Felſenthålerne

*) Reinegg& will ihren Namen vom Jatariſchen Morte Duſche


Draum , ableiten und durch Iråumer überſebenz allein
di s Volk beißt bei den Georgiera Shurch in bei den Less
ghi miosol, und bat gar keine Satariſches Nachbarn ,
die itm diefen Namen nåtten geben können ; denn im
Beorgiſch in heißt Ssi mari Traum.

1
72
deren Flüſſe von Nordweſten nach Südoften laufen und
ſich mit dem großen Argun, der bei den Shuſhi Chona
heißt , verbinden . Das ſüdlichere Felſenthal, welches
auch das K’ach ethiſche Tiburchethi genannt wird,
enthält Feben " und dreißig Dörfer , von denen Djowa
das obere.iſt und Pant'wißi in ft'achethi gegenüber
liegt. Weiter unten iſt Gomekari und' noch niedriger
Is chaghma, von wo ein Weg über das Gebirge 'nach
Thorghi, und ein anderer durch das Thal von los
poti nach K'achethi führt. : Nördlich von dieſem iſt
das andere Felſenthal, das Pharmani, oder das
Pharßmaniſche Ilbuſdet hii genannt und von
jenem durch einen Gebirgszug des Kaukaſus getrennt
wird , der von den oberen Gegenden der Inguſchen
und Ghalgha (Khißt:Ghlighwa) nach Süduften ſtreicht.
Es zählt ſechs und dreißig Dórfer.

Die Ibuſch i halten ſehr viel Schaafe, und zwar


im Sommer auf ihren Bergen , die vortreffliche Beide
geben , und im Winter treiben ſie die Heerden nach
1

Gagh in a m chari herab, wodurch ſie ſonſt einigermaßen


von den Königen von k'achethi abhiengen. Sie gas
ben ihnen nämlich eine Leibwache , ftellten im Kriege
ticoeine
Hålfsvölker und ftanden unter einem beſonderen Statt:
halter, Ihuſchethiß Mawrowi, der aber nicht bei
ihnen , ſondern in der Nähe zu Lalißquri , am
Schtori ſeinen Sik batte. Abgaben entrichteten ſie
indeſſen gar nicht. Die von Pharßmani find roher
als die anderen , erhalten aber auch Lebensmittel und
nöthige Stücke zur Bekleidung aus K'achethi, wohin
73

fierhandeln , deffen Königen ſie aber nicht tributbar


Waren. Sie geben dagegen dem Nufahl oder Chan
der Uwaren einen jährlichen Tribut von zehn Maulthies
ren, oder erſeken jedes mit 60 Schaafen , die 48 Rubel
Silber werth ſind. Sie ſind tapfer , kriegeriſch , ihren
Führern gehorſam , aber ungaſtfreundſchaftlich und grob ;
gleichen übrigens in Sitten , Gewohnheiten und abers
glauben fehr den Beten und Inguſchen. Wenn eine
frau gebahren will , wird fie an einen entfernten Ort
gebracht, wo Niemand als ganz, alte Weiber zu ihr ge.
#

hen , und erſt nach vierzig Tagen wird ,ſie mit dem
Kinde zurüdgeführt. Wer ſich im Gefecht muthlos bes
zeigt, den laſſen fie nicht mit ſich zu Tiſche fißen , ſons
dern er muß mit den Hunden effen . Vom ehemaligen
Chriſtenthume, ſind noch Ueberbleibfel bei ihnen zu fins
den und die k'achethiſchen Zhuſhi ſtehen unter dem
Erzbiſchof von Alaw.erdi ( F. oben ) und gehen zuweis
len in die kleinen, aber ſehr alte Kirche, die Chart ,
ſich ach ni heißt. Doch ſind ihre Prieſter ſehr uns
wiſſend und kennen kaum die gewöhnlichen Kirchenge
bråuche. In der Nachbarſchaft iſt ein großer und hoher
Felſen , bei dem ſie ſich am Tage des Propheten Elia
(Elias ) verſammeln und Schaafe uno Kübe zum Opfer
darbringen , ſie werfen ſich vor dem Felſen nieber und
was ihnen der Geiſt im Traume eingiebt , das halten
fie für eine Offenbarung und glauben daran. Sie hala
ten zwar keine Schweine, eſſen aber doch Schweines
fleiſch. Die Pharkmaniſchen Ihuſchi ſollen kluger ſeyn
als die anderen , aber durch ſtarke Vermiſchung mit
den Khifti (óftlichen Inguſchen) iſt ihre Sprache noch
1

7+
weniger dem Georgiſchen ähnliche und vom 'Thriftens
thume wiſſen fie faſi gar nichts. Uebrigens herrſcht bei
1 diefem Boite eine große Reinheit der Sitten , und trot
feiner Dufigkeit nimmt es dennoch an der Raubſucht
feiner Kautaſiihen Nachbarn keiner Lutheil. Wenn
ein Frauenfzimmer Nothzucht erleidet, ſo bringt ſie fich
gewöhnlich ſelbſt um, der Verbrecher wird aber von der
Gemeinde mit dem Tode beſtraft. Bei dem Tode und
Begräbniſſe der Männer bezeigen ſie weder Freude noch
"Traurigkeit , dennoch hoffen ſie auf einen fortdauernden
Zuftand nach dem Tote , ohne ſich darum zu beküm:
mern , wie er beſchaffen 'Tinn werde. Wenn der Ber :
fiorbene 'bearaben iſt , io werden drei Tage mit Effen
und Trinken zugebracht , wobei feine Verdienſte und
fein Reid thum gelobt wird , der in der Menge ſeines
Hausgerå hs, feinet Weiber , ' Jodhter und des. Biebesa
beſonders aber nach der Größe ſeiner kupfernen Refſel
beurtheilt wird. Die Männer Freiben ſich nach Geors
giſcher Urt , tragen einen Stugbart und ſcheeren den
Kopf , wie die Tſcherkeßen und Mizoſhegi. Die Weiber
haben nicht die Mizdihegiſchen hornförmigen Hauben; ſons
bern hången, wie die Georgiſchen, Tücher über den Kopf.
Man rechnet die Stärke der Thuſchi auf 15 bis 1600
Familien. Pon ihren Eigennamen ſind mehrere Gedra
gifchen Urſprung , wie : Mamuka , Zifl'ari (6. i. Mors
genſtern ), Iwane ( Iohann ) , Dtar, Dai , Kaftar ( d. i.
Tieger ), Giorgi, Antau í Kautar , Gabrill, Theodor,
Miki , Dawid und Gulo ; andere ſind nicht Georgiſch ,
als : Uti , Zita , Epehe , Naberent , Darkis , Schanki,
1

Tſcherkab , Chuzer , Buto , Sage , Ito , Scha , Ufi,


75
Obolo , Sali, Sagil , Sturo , Zoe , Stagirta. Meis
bernamen find Georgiſche: Dhamar , Maria , Unna ;
nicht Georgiſche: Bai , Stabra, Ssimo : Nana , Meru
jeche, Matao; Ssoa u. i. m.

Dagheſtan und Schirwan.


Den oftlichſten Theil des Kaukaſus nehmen die, an
Das Kaſpiſche Meer ſtoßenden , Provinzen Dagbeſtart
(Bergland ) und Schirwan ein , die im Viterthume
gemeinſchaftlich den Namen Urbania führten. Umt
beſten fannte Strabo dieſe Gegenden und den Weg,
der aus Albanien nach Iberien ( Georgien ) führte,
giebt er ziemlich genau an. Zuerſt gieng er durch enger
durch den Felſen geſprengte Påffe, dann über Sümpfer
die ein, aus dem Kaukaſus kommender, Fluß machte ;
darauf kann man über den Lafontu 8 nach Stamby
,
ſene, einer bergigen und wafferteérén
die Armenien i Iberien
Wi
i banie
n
Provinsi durch
z uſamm
engrá
ng
Dieſer Weg iſt noch , bis auf den heutigen Tag,
ten .
derſelbe geblieben, von dem Ufer des Kaſpiſchen Mees
res führen nämlich zwei Hauptſtraßen nach Schama chi.
Die eine geht im Norden des Berges Birch barmad,
der an der Küſte liegt, lång$ dem Bache Uta : tfchai
bis über das Karamanferai Xity.agatſch zur Quelle
Ofurt : bulad , dann durch einen Tehr engen Paß des
Gebirges Belita dagb ; 'úbet die Bache Iſohéti:
.
26

tſchai, Stofu -tfchai und Pir Bahat-tfchai nach


411 - S chama chí, von dort aber zum neuen. Der
andere gebt von Baku nach Nordweſten , eine Zeitlang
auf der Rechten des Baches Kojutſch ai oder S Sus
gaite , und dann duro das hohe Gebirge uud über den
Pirsahat - tfchai nat alt: und Neu . S chamachi.
Dieſer Weg beißt alty : Ughial, 8. i. 'die Pectss Wål
der. Von Neu : Schamachi kommtman durch die ſunipfis
:

.
gen Gegenden , an den drei Armen , in die ſich der,
vom Kaulaſus kommende Fluß , Hertimane theilt.
Por dort über Sygir, welches ebenfalls zur Provinz
Ckabalab gehört bis zu der Furt durch den $ oka
tíchai, nur wenige Werſt úber ſeiner Zertheilung in
zwei Arme. Hier tritt man in das Gebiet von Småthi
ein , in welchen man die Bäche Geldighilani, El.
diganin Sqri und Kani , oder Kanid , paſſirta
welcher die Grånze der K’achethiſchen Provinz Elißeni
macht. Ueber den alaſani ( Ulaſonius des Strabo)
Tellt man beim Dorfe Alapo und kommt ſogleich in
dem K'achethiſchen Diſtrict sehißiqi an der vor Ul:
ters Kapambetſdowani hieß , und Kambyſene des
Strabo ift. ..
In der That grånzt derſelbe mit Albanien ,
deſſen Grange der Alaſani machter gebórt ſelbſt zu Ibe
rien oder Georgien , und wird von GeorgiſchŲrme..
nien durch den Kur getrennt. , Die Libanier wa
ren zu Strabo's Zeiten Nomaden , die mit ihren Vieh:
heerden herumzogen ; das Land brachte alle Lebens,
bedürfniſſe im Ueberfluſſe hervor ; auch wuchs der Wein
faft witd bei ihnen , doch mißbrauchten ſie ihn nicht
n
a

durch zu ſtarkes Zechen. Das Bolt war groß und


77
kraftvoll, lebte fehr einfach ,, konnte nicht über hundert
zählen ; kannte weder Münzen , noch Maß und Ges
wicht , und bandelte nur durch Tauſch. Die Albanier
führten Wurffpieße und Pfeite, batten Panzer, Schilde
und Helme von Thierfellen , wie die Iberer. Zu Ul.
banien gehörte auch Kaspiana , das , ſo wie das
1

Meer, ſeinen Namen vom Volle der Kaspierers


halten hatte, die aber ſchon damals unbekannt gewors
ben waren. Die Libanier waren gute Jáger , hatten
portreffliche Jagdhunde und waren , da Strabo fchrieb,
nur einem Könige unterworfen ; vorher batte aber jes
des Bolk, das ſeine eigene Sprache redete, aud) ſeinen
eigenen König. Weil fie in weniger Berbindung mit
einander ſtanden , ſo herrſchten hier ſechs und zwanzig
Sprachen . 18 Götter verehrren ſie die Sonne , den
Dis und den Mond ; den lekteren beſonders. Sein
Tempel war nahe an der Gränze von Iberien , u : 0
man brachte ihm Menſchenopfer. Dies war ' ungea
fähr auch die Religion der alten Georgier , deren Gei
2
ſchichte uns berichtet, daß man erſt nach dem Einfall
Alerander's bei ihnen aufhörte Menſchenfleiſch zu eſſen ;
mit Ausnahme deſſen , welches den Goben zum Opfer
gebracht ward . Erſt der 19te König von Georgien,
Rem ( von 186-213 n. Chr. ) , verbot Kinder zu
opfern " und führte dafür Opfer von Schaafen und
Kúhen "ein.

Die Nachkommen der alten Urbanier bewohnen gea


wiß noch jeßt dieſe Lånder, und find in den verſchies
denen lesghiſchen Stammen zu ſuchen ; denn man'bat
78
kein Beiſpiel in der Geſchichte , daß ein Gebirgsvolt
gånzlich ausgewandert , oder ausgerottet worden fer .
Ich muß hier einen ethnographiſchen Srrthum aufdeden,
der fich , durch eine unſtatthafte Namensåhnlichkeit , bei
uns eingejdhlichen , und zu einer Sypotheſe. Unlaß ges
geben hat , die durch kein hiſtoriſches Datum beſtåtigt
wird. Vorher fer aber die Bemerkung dorangeſchidte
daß die weſtliden Afiatiſden Bötter unſere Europäiſchen
Gelehrten im Etymologiſiren bei weitem übertreffen . Bei
ibnen , wo faſt alle Namen von Drten, flüſſen, Bergen
und Quellen eine Bedeutung als Wort haben , iſt es
ſehr gewöhnlich, das ſie dieſelben durch irgend eine wahre
oder erfundene Geſchichte zu erklären ſuchen . Das alte
Zeſtament giebt unzählige Beiſpiele davon , und Reis
neggs ſcheint alle Namenerklärungen , die ihm irgend
ein Latariſcher Mulla an die Hand gab , viel zu
gewiſſenhaft aufbewahrt zu haben ; denn ſie ſind
felten aus der Sprache des Landes , ſondern aus dem
Arabiſchen , Perſiſchen oder Türkiſchen geſchöpft, fallen
alſo ſchon dadurch über den Kaufen * ). -- · Huf eine
ähnliche Weiſe haben neuere Armeniſche Schriftfteller

*) Man Tehe z. B. sargbu, hl. I. S. 92. odamma


ghal, Ihl. I. 6. 87. Matfchar, Ihl. I S. 66w Ughir :
tane, Iht,. 1. S. 57. Obyer,
6 h . I. S. 64, chame
maghi, Sh . 1. 6. 78. urdi, 31.1.6 . 186. miunge
zag : fan, Shl. I. S. 205. Data ur, Ihl. Bar S. 223 .
Mingreul, Ihl. II. 6. 23. Soam : umid , ſtatt Sche.
motmest. & 1. II. 6. 57. aara.tarkan, Sh.II. S. 77.
Maware , . II. 6. 90. sgetta, Ihl. II. S. 85. Una
nanut, 361. II. S. 79 u. 1. m .
79

( denn áttere-wiſſen nichts davon ) die Umghanen , die


doch ſchon vor Chriſti Geburt im öſtlichen Perſien , an


ai,
der Indiſchen Grånze, wohnten , von den Uiten Ul
baniern herleiten wollen . Bloß aus dem Grunde,
weil ſie (die Urmenier ) den Buchſtaben l nicht aus:
ſprechen können , und für Tiflis , Tefchis , für Solos
man , Sochoman , fúr Lukas , Hokas , für Dalmaa
tia , Dachmatia , und endlich für Utania , Athbania
oder a chwania (prechen und ſchreiben . Sie fügen
hinzu : Ischingisch an, und einer ſeiner Nachfolger
habe dieſe Ulbanier aus ihrem alten Vaterlande ver
trieben und ſię gezwungen , in beweglichen Hütten zu
wohnen , mit welchen ſie fich immer weiter nach Pera
fien begeben und endlich in der Gegend von Grandabar
wohnen geblieben . Dieſe Fabel verbreitete ſich damals,
als Myr : Weiß und fein Sohn Myr : Mahmud,
mit Hülfe der Uw ghanen oder Afghanen, ſo große
Eroberungen in Perſien machten , und dadurch erſt den
Armeniern bekannt wurden. Für den unglåd.ichen Ges
ſchichtsforſcher Reineggs war dieſe Hypotheſe ein koſt:
barer Fund ; er tålt die afghanen ſogar für ür:
meniſche Stämme, weil ſie mit den Armeniern faſt
gleiche Sitten , Gebrauche, außeres Anſeben ( iſt uues
1

falſch ) und eben die Gewohnheit haben , einmal in


Sabre ungefåuertes weißes Brod zubaden , und daſ
felbe mit dem Kreuze zu bezeichnen . Ohne daran
zu denken , daß ichwerlich die, den afgbanen viel
nåber als die Armenier wohnenden , Perſer von dieſen
die falſche Wusſprache jenes Namens entlehnt haben
würden , finden wir ſoon din, am Indus wohnenden ,
80

Afghaniſchen Stamm der Balludfhen , der noch jekt


Balud rhiftan inne hat , bei den Ulten ermåbnt.
Die 2 fiatiſchen Geſchichtſchreiber kennen die Afgbanen
im fünften und ſechsten Jahrhunbert bei Sfandabar
und Otabul, 'und Esulthan Mahmud von Ghass
nah (von 999 bis 1030 n. Chr.) unterwarf fie und
bekehrte ſie zum Félam . Ueber dieſe hiſtoriſchen Facta
kann man meine Xbhandlung über den Urſprung
Der 4gbuanen (St. Petersburg 1810. 4.) nachſehen .
Ferner hat die Sprache dieſes Volkes weder Wehnlicha
keit mit der Aumeniſchen, noch mit irgend ciner anderen
des öſtlichen Kaukaſus, und gehört zum Japhetiſchen
Sprachſtamme. Uus allen dieſem folgt:

1) Daß die Üghuanen lange vor Is chingis.ch an


in ihrem jebigen Lande gewohnt haben , folglich
nicht von ihm dahin verſekt ſeyn können .

) Daß fie nicht Kaukaſiſchen Urſprungs find ,1 auch


mit den Urineniern und Albaniern durchaus nicht
zuſammenhängen .

Endlich muß ich noch bemerken , daß man ſich auf


neuere Armeniſche Werte nicht berufen tann, wenn man
einen hiſtoriſchen Punkt beweiſen will ; indem von Ars
meniſchen Geiſtlichen , namentlich vom Abt Mechitar,
verſchiedene, aus Europäiſchen Quellen geſchöpfte, his
1

ftoriſche Compilationen zu Venedig armeniſch gedruckt,


und in Armenien verbreitet worden ſind. Aus dieſen
Werken iſt bereits Manches in die daſige Literatur úbers
gegangen ; " es iſt alſo fchwer, das Wahrevousalichen
oder ſpäter Hinzugeregten zu unterſcheiden ; und
man kann ſich nur auf alte Urmeniſche Handſchrifter
verlaſſen . Mir iſt es oft im Saufafus ſo gegangen ,
daß ,, wenn ich gelehrte Armeniſche Geiſtliche über ver :
ſchiedene Dinge befragte , fie mich auß des Ubts Mech is
Werken belehren wollten , und ſich wunderten , daß
ich deren große Auctoritat perwarf. Juvat integros
accedere fontes. misli

In den alten Georgiſchen Seſchichtsbüchern wird


Dagbeſtan tethethi , und ſeine Bewohner Pel'tha
d . i. Lesghier genannt; denn in alten Zeiten hatten
Dieſe noch das ganze land biß: zum Meere inne, deifert
Küſten erft viel ſpäter von Tatariſchen Stammen befekt
wurden. Schirwan heißt dagegen Mon a l'anethi
.

und ſeine Einwohner Mowal'antha, und dieſe Pros


1

vinz erſtredte fich vom unteren Ataſani biß zum Kaſpi


ſchen Meere. Aller Wahrſcheinlichkeit nach war. sirs
wan in älteren Zeiten größtentheils von Armeniern bes
wohnt ; denn die1 . Geſchichtſchreiber dieſer Nation ertláren
die Einwohner von Albania oder Uchwania für års
meniſche Stamme; durch ganz Schirwan leben , die Urs
menier noch bis jegt gerſtreut, und zwar nicht nur in
1

den Städten als Kaufleute , ſondern fie haben auch im


den Provinzen Muſchkura , Rußtan und Scha :
.

machi ganze Dörfer inne , leben vom Udrbau und


von der Viehzucht, und baben ihre Letteſten , die Kaus
da und Jusbaſchi genannt werden 1, müſſen. aber,
Außer dem jährlichen Tribut, noch Charadſh oder Kopfs
82

geld geben. Endlich iſt die fruchtbare Provinz Clas


bulah faſt von lauter Armeniern bewohnt ; ſo daß
man annehmen kann , wenigſtens der dritte Theil der
Bewohner von Schirwan beſtehe aus Armeniern. Auch
der Urmeniſche Patriarch oon Schirwan , der
ju Sochian - Wank in Nordoſten von Neu -Schamachi
ſeinen Sig hat, wird in den Diplomen U ch w anaſiat
genannt. Gülbenſtadt irrt , wenn er ( ht. I. S.
328.) Rantha durch Schirwaner erklärt ; denn
Nani iſt das Land , welches zwiſchen den Flüſſen
Urares, kur und Berdudſhi (dem jebigen Des
bete oder Bortsch alo ) liegt. Auch bei den Araz

biſchen Geographen führt es den Namen Belab o'r


Ran , d. i. land von Ran ( nicht Arran oder Iran ),
nur geben fie feine Gränzen bald weiter , bald enger
an . Die Hauptſtadt Bardaah, bei den Georgiern
Bardawi; war ſehr berühmt und iſt jest zu einem
Dorfe herabgeſunken , das in Ckarábagh liegt. Mos
wat'anethi ( Schirwan) und Rani gehörten in alten
Zeiten zu Georgien , wurden aber vom Perſiſchen Ssas
Itapen Ordam (1662 v. Chr. Geb.) abgeriſſen und
zum Gebiete von Darubandi oder Derbend geſcholas
gen . Erſt 265 n. Chr. Geb. kamen beide Provinzen
wieder unter Georgiſche Herrſchaft, indem ſie der Kös
nig von Perſien ſeinem Sohne Mirian, der durch
Heirath König von Georgien geworden war , ſo wie
armenien und Herethi überließ. Unter Barfas
bakhar (von 379-395 n. Chr.) fielen die Perfer in
stbarthli, Rani und . Mow ak’ani ein, verwüſtés
1

A
ten dieſe Provinzen und unterwarfen ſie ſich, aber fein
83

Nachfolger Tiroat (bi$ 405) befreite das land von


ihrer Tyrannei. Unter Bak'ür II . (von 557 - 568 )
Vereinigte der berühmte König Kahaßre Nurch irewan
Rani und Mowat'ani mit Perſien, und ichidte feinen
Sobn Khaßre als Statthalter dahin. Die große
Königin Ihamar (von 1171 bis 1198 ) eroberte diere
fånder , und noch viele andere , und feitdem find beide
der Zankapfel zwiſchen Georgien und Perſien geblieben ,
bis wenigſtens Schirwan für die Könige von Georgien
gånzlich verloren gegangen iſt; und ſeit der Dynaſtie
der Sefi's in kleine Chanſchaften getheilt iſt, die mehr
oder weniger unabhängig waren , nachdem die Schahs
von Perſien kräftig oder ſchwach regierten .

1. ! Ehe ich zur Beſchreibung von Dagheftan ábera


gehe, halte ich es für unumgänglich nothwendig , einen
Uuszug des Derbendenamen, oder der Geſchichte
von Derbend, hier einzurüden , welches wichtige hiſtos
riſche Actenſtůd auch für die mittlere und neue Geoa
graphie dieſer Gegenden von dem höchſten Intereſſe iſt.
Den Anfang dayon fand ich unter Th. S. Bayer's
Papieren in St. Petersburg , und das Ende hatte der
würdige Herr Geheime Rath von Diez in Berlin die 1

Güte mir mitzutheilen. Die Handſchrift, aus der er


es genommen , ſtammt vom Grafen Inhalt , in St.
Petersburg , her und iſt zu Anfange mangelhaft, for
daß es wahrſcheinlich wird , die erſten Blätter derſelben
feven in Bayer's oder der Fürſten Kantemir Hans
den geblieben zumal da beide Fragmente genau an
einander paſſen und ein Ganzes bilden. Que Pas 1
8+

renthefen ſind von mir zur beſſeren Verſtändniß eina:


geſchoben. Weggeblieben iſt nur Afiatiſcher rhetoriſcher
Schmuck , aber kein einziges hiſtoriſches Factum ausa
gelaſſen .

Derbend - aameh.

Zu der Zeit, als der Iblam in der Nachbarſchaft


pon Derbend ausgebreitet wurde, und Gerai - chan
(von der Cfrym , aber welcher ?) bas land zwiſchen der
Kuma und dem Staſpiſchen Meere, ſo wie auch Ens
dery , das die Hauptſtadt davon iſt, erobert hatte , bes
fahl er einem gelehrten Einwohner dieſer Stadt , Nas
mens Mohhammed I wabi atraſchi, aus den
beſten Arabiſchen und Perſiſchen Geſchichtſchreibern , wels
che von der alten Geſchichte von Dagheftan handeln,
einen Auszug in reiner Türkiſcher Sprache zu machen .
Dbgleich die Zeitumſtånde Tehr ungünſtig waren und
ihn lange von der Abfaffung dieſes Werkes abhielten ,
ſo vollendete er es doch endlich und ſein Inhalt iſt
folgender :

Die Geſchichtſchreiber, welche von den alten Zeiten


handeln , erzählen , daß der berühmte Perfiſche König
Trobad (von 491 bis 531 n. Chr. ) , der Dater des
Nufdhirwan (von 531 bis 579) , einen langen und
blutigen Krieg mit dem S ha d an der Türken und
85
Chazar geführt habe. Dieſer Chaďan hatte ein Heer,
von 40,000 Mann und beherrſchte Mißdath , Nowos
grat (Nowgorod) und Uruß (die Nuſſen ),, die ihm *

alle tributbar waren. Als nun der König Ckobad


ſabe, daß die langen und mühſamen Kriege für keinen
Theil entſcheidend waren , ſondern ſich beide ohne Ers
(folg fchwächten , ſo folgte er dem klugen Rathe reiner
Miniſter, und ſowohl er , als auch der Chadan , legte
die Waffen nieder , um Friede und Freundſchaft mit
7 * einander zu ſchließen . Um dieſe noch feſter zu knüpfen,
ſchidte der Chackan einen Geſandten an den König
2
Globad , und bot ihm ſeine Tochter zur Gemahlin an,
die dieſer auch annahm. Nachdem die Heirath volla
zogen und der Friede abgeſchloſſen war ; ſchickte Globað
gleichfalls eine Geſandtſchaft an den Chagan und ließ -

ihm ſagen : „ Wir wollen an der Grånze deines 'und


j ,meines Gebiets eine Mauer ziehen , damit weder ich
wnoch du ſich im Zorne foaden und einander mit Krieg
„ úberziehen können ." - als dies wechſelſeitig vers
abredet worden , machte Globað ſogleich Unſtalten zur
Erbauung der Mauer. Da man indeſſen nicht recht
wußte, wo man den Grundſtein dazu legen ſoute , po
zeigte der Engel Dus hebrail (Gabriel) 1 den Ort' an,
wo vormals I Blender D såldarnain (nicht der
Makedoniſche Uterander) eine ähnliche Mauer aufgeführt
hatte, und Clobad ließ diefelbe auf dem alten , noch
vorhandenen Fundamente aufführen. Da es aber vom
Šande des Meeres bebedt und nicht fichtbar war; -fo
mußte erſtauf
Arbeit , esund die aufgegreben
wieder werden
Wiederherſtellung einen auf dieſe
. Auf
86 V

Mauer wendete er alle Kräfte ; und als dieſe beendigt


war, fieng er eine andere an, vom Meere bis zur áußerſten
Gránze von Thabaßeran , die go Ugatſch von Derbend
entfernt war. Da, wo es nöthig und thunlich war,
brachte er in derſelben eiſerne Thore an, und vollendete
das Ganze in Zeit von ſieben Jahren. Dadurch ward
nicht nur Derbend , fondern auch ſein ganzes Reich
vor den Einfällen der Chaſaren geſichert. Denn huns
bert Mann an jeder Pforte der Mauer fonnten hundert
Tauſende von Feinden abhalten ; und ſo genoſſen die
Provinzen Schirwan und 203 erbaitſch an einer
dauernden Ruhe. 216 Ckobab die Grånze feines Reichs
fo ftark beſchüßt hatte, ſchickte er die Tochter des Chadan,
mit der er nur eine Nacht geſchlafen , ihrem Vater zus
rúd ; damit nicht etwa ein, von ihr geborener Sohn
' den Perfiſchen Thron erhalte. Der Chadan mußte dies
fe, ihm und ſeiner Tochter zugefügte , Schmach ver:
ſchmerzen , weil er , durch die Aufführung der Mauer,
außer Stande war , ſich zu reden. Ekobad kehrte,
nachdem er die Bewachung derſelben ſeinen beſten und
tapferſten Kriegern überlaſſen hatte, nach udzerbaitſchan
und Yrad zurück. Eben ſo begab ſich der Chadan in
feine Staaten . Zu dieſen gehörte Dascht: Skiptichad
(die Steppe zwiſchen dem Don , der Wolga und dem
Staſpiſchen Meere) . Ssemender, das jegt Tarcu
beißte Baldi , welches das jekige Endery (nåmlich
Ult - Endery) iſt, die Herrſchaft Ihran , die jest Gůl:
bach beißt (dies iſt die Gegend zwiſchen dem Troißu
und Derbend), und Debulad (in der kleinen Kas
bardah , am Terek. S. meine Reiſe, Shl. II. S. 359.)

1
87

oder Patari Sdheber; 6. i. die Stadt der Zataren


( iegt Tartartup. S. m. Reiſe II. S. 365.), die dieſen
Namen erhielt, weil , nach ihrer Zerſtörung , ſich alle
ihre Einwohner unter die Herrſchaft des Ckrymſchen
Chan's begaben, und ſpäterhin mit vielen Ekrymſchen
Iataren dahin zurúdkeyrten. Außer dieſen Herrſchaften
beſaß der Chadan noch mehrere andere , und ſein erfter
Feldherr wohnte in Ihran , an dem Fluſſe, der jegt
verdorben ug brachan genannt wird , eigentlich aber
agbir - chaneh heißt. ( Dies ift der mittlere Arm des
Ckoißu). Die Kupferbergwerke des Chadkan waren an
der Gränze von Ihran und die Silbergruben über
Darchu ; aus deren Ertrag das ganze Heer , das dieſe
Gegenden bewachte , beſoldet wurde.

Die Herrſcher , welche, nach dem Friedensſchluſſe


zwiſchen Globað und dem Thadan , den Perſiſchen
Thron beſtiegen , befeſtigten Derbend und die Mauer
immer mehr und mehr , und Nufdhirwan erbaute
ſowohl an dieſer Gränze , als auch nach Weſten an
der Griechifchen , mehrere Stadte. Derbend war
zwar ſchon vom Ißtender Dsúlkarnain erbaut , und
der ſüdliche Theil der Stadt vor Globab vom Sesdes
ofberd , dem Sohne des Babram úr (von 440
bis 457) , vom Sande gereinigt worden ; allein erft
Nuſchirwan vollendete und befeſtigte fie gånzlich , etwa
1

achtzig Jahre vor der Flucht des Propheten (542 n.


Ohr. ) Andere Geſchichtſchreiber wollen , daß Global
und Nuſchirwan , nach der Befeſtigung von Derbend,
viele Colonien aus Perfien nach dieſer Gegend geſchidt,
88
und mehrere Städte und feſte Kaſtelle (SS e80) erbaut
hátten , von denen das vorzüglichſte Elpen ober. Kila
mich ein hieß. In der Mauer , die von Derbend bis
zur Pforte von allan (Babi aitan) gezogen war,
legten ſie dreihundert und rechszig Thürme an. Alleint,
auch die Feftung Elpen eriſtirte fchon lange vorher und
ward vom Ißfendiar erbaut. U18 Nuſhirwan an
der Pforte von Alan ftand, erbaute er, mit ſeines Vas
ters Ckobað Erlaubniß, folgende Städte : Schabran ,
Kůrkúreb und eine Meile von da Gúrbar in der
Provinz Múſhkuri und Giral , die er durch Bez
wohner aus anderen Provinzen bevölkerte. Dieſen ges
gen Norden legte er noch die fünfte Scheheri Ssa !
(Stadt des Ssal) , und endlich , etwa drei Meilen von
Derbend ., eine Befeſtigung an , die 92 Meilen *) lang
war ; und in beiden Gebieten , in einer Entfernung
von acht Stunden , " eine Stadt , von der man nach
Ibran kam , welches die Hauptſtadt in der Provinz
Gúlba ch und die Reſidenz des Kriegs - Oberſten des
Cbadan iſt, der ſich dort immer aufhält. Zwanzig
Meilen von Derbent erbaute der Chadan Ssemens
der , welches Jardu iſt. Er hat auch die Feſtung
Indſbi (oder Intſche, nachher S sulak) aufgeführt.
Der Zwed Nudirman's des Gerechten war , Derbend
vor den unglaubigen Chaſaren in Sicherheit zu
reben; und um ſich gleichſam ſelbſt zu beruhigen, reste

*) Im Ouiginalagati. Cew dönlich rechnet man 25


1 a gation auf einen @rad. In Dag beftan wirb er auf
fünf, aud fedh Berft geld pt , welded wohl etwas 30
bir if .
89

ér Statthalter von ſeinem eigenen Stamme in dieſe


Grånzpláte. Die Geſchichtſchreiber erzählen , daß fich
vom Bouwerte Elpen bis nach Ihran ſieben Klimate
fånden. Jene Feſtungen ſind vor Nuſhirwan in den
Hånden des Shah 3 Bfenbiar geweſen , welcher Leute
aus ſeiner eigenen Dienerſchaft in allen jenen Gegenden
als Befehlshaber beſtellte. Er hielt ſich damals in
Shran oder Gülbad auf, aber die Einwohner jener
Stådte hatte er aus Thoraßan dahin verſegt. Uuch
fand er für gut , ben Fluß Shranitschai, aus dem
Inneren von Gülbach , mit dem Namen a char -úl.
hbol zu belegen , wie bekannt iſt. Die Feſtung Nas
rindalah war auf der Seite von Olibdſhad , und es
hat daſelbſt ein Befehlshaber geſtanden. Gegenwärtig
iſt ſie unter dem Namen Olojunstend bekannt, und
Gülbach ſelbſt beißt joki & ndery (d. i. die Gegenb
von Endery ).

.
Dieſe Städte wurden von Nufdhirwan dem Ge.
rechten verſchönert und mehr ausgebaut. Hier gab es
auch ein Bolk , Namens Iuman , welches ſich von
Shran bis Hhumrieb (f. weiter unten) erſtredt, und
über daſſelbe regte er einen Statthalter , der nachher
Juman : &tab genannt und ſehr berühmt wurde.
Weiter bin findet fich das Land der Olaitad. Der
obere Theil von Claitad ift die Landſchaft der Gold:
fchmiede (Sertieran) ; das unter dem Namen Ku :
bitſchi belannt iſt. Auf Kubitſch i folgt das Land
von Ihabaß eran , welches der Vorpoſten der Kriegs
teute von Derbend ift. Weil man in das Klima (Land)
go

der lesghi Leute aus Isfahan ( Ispahan ) gebracht


hatte , ſo nannte man ihren Statthalter Hidſhrana
schah (o. i. Fürſt der Getrennten ). In einem anderen
.

Klima liegt das Schloß habaBeran in der Ebene.


Das , Lesghi genannte , Volt auf den Bergen von
Ckumud , iſt aus Gilan dahin geführt worden.
Es heißt feilan und ihre Statthalter nannte man
Geilan : 6& chah. ( ude biere Etymologien ſind ſehr
unwahrſcheinlich ). Ein anderes Klima iſt Midath ,
welches angenehmer als Thabaßeran und Claitad ift.
Seine Bewohner ſind von Schiras , und ihr Statts
halter ward Husschab genannt. Ueber die ſchönſten
Gegenden , deren es in dieſen Klimaten nur wenige
giebt , beſtellte Nuſchirwan der Gerechte Statthalter aus
ſeiner eigenen Familie . In alem erneuerte er 160
Städte von Derbend an, die zwar früher vorbanden,
aber doch ſehr verfallen waren. Dieſe veródeten Städte
wurden damals von ihm mit Reuten aus Perſien bes
volfert , wobei er die Abſicht hatte , daß fie Derbend
beſchüren und bewachen ſollten , damit die ungläubigen
Chaſaren nicht mehr in dieſe Gegend kommen , noch
Adzerbaitſchan und das Land Yrad verheeren möchten .
Aus dieſer Urſache erhielt die Stadt den Namen Ders
bend ( verſchloſſene Pforte ), weil ſie das Land Yrad
ſeit jenen Zeiten beſchüßte.

Nachdem der Prophet, über den Segen komme,


erſchienen und ſich der Glaube des Iblams befeſtigt
hatte , war die Regierung des Landes Perſien in Vers
fall gerathen , und die unglaubigen Chaſaren und das
91
Griechiſche Volk wagten Ungriffe auf daſſelbe. Gott
aber verlieh dem Glauben des Islams, dem Propheten,
über den Segen komme , und ſeinen Anhängern Beis
ſtand und Glúd , und man ſchickte nach allen Welts
gegenden Heere ab ,1 die mit Eroberungen erfreut wura
ben . Der Propbet hatte mündlich , der Ueberlieferung
nach , den Uusſpruch gethan : Derbend hat viele
Borzügen und deshalb entſtand der Kampf , der
den Zwed hatte , die Ungläubigen von dem geſegneten
Beſige ' von Derbend abzuhalten , denn fobald es in
den Händen derſelben war , war auch Adzerbaitſchan
vor ihren Einfällen nicht geſichert.

Die Geſchichtſchreiber erzählen , daß Ibrahim ,


Sohn des biats , der heilige S Selman und Ras
biat úl Bably , denen Gott barmherzig rey , in dies
1

ſchone land, 'nach der Flucht des P.opheten, gekommen,


und mit 4000 tapferen KriegSleuten , in der Abſicht
Eroberungen zu machen , nach Derbend gezogen ſind.
Da gieng ihnen der Chadan Ischin ( Chadan von
Tschin ) unit 300,000 Mann entgegen , um gegen Ssela
man zu ſtreiten. Weil er aber von der Tapferkeit der
Heere des Islams gehört hatte , fo wagte er es nicht,
mit ihnen zu kämpfen. Auf dieſe Art war er bis zum
Fluſſe Derwad - tfd ai ( Darbach ) gekommen. Hier
wollte er die Flucht ergreifen, aber feine Weſire ſprachen
zu ihm : ,,Kaifer ! es geziemt ſich nicht für den Staat
n,und iſt eine Schande für eine ſo große Armee. Mit
Ehren zu ſterben iſt beffer, als in Unruhe leben . “
Da antwortete der Chadan von Tschin : ,, D Beſire !
92

,, Sábel und Pfeite und alle andere Waffen ſind uns


,,Wirkſam gegen jenen Haufen , und ihn zu tódten , iſt
ornicht möglich. Deshalb kann ihnen auch Niemand
1,widerſtehen. Sie werden noch viele, ſehr viele Länder
i, erobern. Schon gegenwärtig ſind ſie gekommen, um
nach dem Unfrigen zu trachten. Wenn dies nicht wåré,
',wo würden ſonſt Araber in dieſer Gegend reyn ?
,,Wo ? Mit ihnen iſt unſere Urmee nicht im Stande
ožu kämpfen ."

Dieſe Worte hörte ein verwünſchter unglaubiger,


nahm ſeinen Bogen und Pfeile, und gieng, um ſeinen
Muth zu bewähren. Er nåberte fich ro bem Heere des
Iblamß und verbarg fich am Waſſer im Schilfe. Ein

Moslemin, dem die Abwaſchung nöthig geworden war,


gieng unbeſorgt bis zum Sthilfe, legte die Rüſtung ab
und ſprang ins Waſſer , worauf ihn der Unglaubige
mit einem Pfeile von weitein tödtete, den Kopf abhieb
und dieſen dem Chadkan brachte, indem er ſagte: ,,
,,Chadan von Tschin ! dieſer Kopf iſt von dem Heere
der Araber , von denen man ſagt, daß keine Waffen
,,wirkſam gegen fie feven . Schau , dieſer Kopf iſt von
wihnen. Als der Chadan dieſe Worte gehört und den
Kopf geſehen hatte, faßte er Muth, ließ das Heer aufs
ſiken und griff mit ſeinen 300,000 Mann die 4000
Moslemin an . Dieſe erhoben ihr Kriegsgefchrei # 1 :
lah ekber (Gott iſt allmächtig) und hieben, vom Glau:
ben beſeelt, tapfer ein. Sie tódteten viele Unglaubige
und ſchickten ſie zur Hölle, weil aber der Abend das
93

zwiſchen kam, po zogen ſie ſich aus dem Gefechte zurück


und verrichteten ihr Gebet.

Kuch die Unglåubigen hatten ſich zurückgezogen, und


der Kampf erneuerte ſich an jedem der vier folgenden
Tage , in welchen die Araber Wunder der Tapferkeit
thaten und die Chafaren völlig ſchlugen. Beſonders
tapfer bewieſen fich am letten Tage vierzig Mosles
min , die allein 50,000 Feinde niedergemacht haben
ſollen ( ! ), und den Märtyrertod - auf dem Schlachtfelde
ſtarben. Dieſe vierzig Tapfere liegen zu Bab úl Ebs.
wab oder Derbend begraben , an dem Ort, den man
Ckirchlar oder die Vierziger nennt. Nach dieſer
großen Niederlage entfloh der Chadan bis zur Feſtung
Settin Dshinaber, die oberhalb des Fluſjes Hums
rytsch ai ( ießt. Hhamrů Oren ), auf einem Berg=
gipfel liegt, und von der das Méér zu ſehen iſt. Ges
genwärtig nennt man fie Gkajeh -kend (etwa acht
Werſt vom Meere , auf der Linken des Fluſſes ). Don
hier aus ließ er die Moslemin recognoſciren , die ſich
nach der Schlacht in ihr lager zurü & gezogen hatten,
fuchte Derbend zu decken und begab ſich mit dem übri:
gen Theile ſeines Heeres nach der Feſtung Indſhi;
die unterhalb Darchu am Meere lag. Uuch von hier
zog er wieder weg 'und gieng nach Ihran.

In Indfhi entſtand eine große Hungersnoth, bei


der viele Menſchen umkamen , die nicht eher aufhörte,
als bis die Einwohner , auf den Nath der Mönche und
Sterndeuter , die Körper der vierzig Märtyrer nebſt des
94
hen des Sselman und Rabiat ůl Bably auf dem Schlachta
felde aufgeſucht und mit allen den Gebräuchen , die der
1
Iblam vorſchreibt, beerdigt hatten. Dadurch wurden viele
von ihnen glaubig und machten fromme Stiftungen und
Waſſerleitungen . Die Gegend von Indſhi war ſehr
angebaut und die Stadt ſelbſt bedeutend.

Seitdem vergieng eine geraume Zeit bis auf den


Chalifen Welid , Sohn des Ubd úl Melik. Dieſer bea
dachte die Worte des Propheten : ,,Bab át Ebm ab oder
Derbend hat ſehr viele Vorzüge " , und befahl,
im Jahre 64 der Flucht ( 684 n. Chr. ) , feinem Bruder
Mublem nach Syrien zu gehen , und dort 40,000 det
tapferſten Truppen in Bereitſchaft zu regen , jedoch ro,
daß Niemand erfahre , wohin feine Abſicht gerichtet rey .
1

Nachdem dieſer ſeinen Befehl vollzogen , berief der Chas


lif den Bad , Sohn des Sefir, der damals Statthale
ter im glänzenden Medina war , zu fich , und fchicte
ihn an ſeinen Bruber Mußlem mit der geheimen Nacha
richt, er folle mit dieſen 40,000 nad Bab úl Ebwab
( Derbend) gehen und dieſe Statt einnehmen . Mußlem
eroberte Feftungen und Städte , drang bis Schirwan
vor, welches er ebenfalls belegte, und fam an den Fluß
Baß (vielleicht der Rubaß , füdlich von Derbend). In
1

Derbend waren 3000 ungläubige Chafaren , und Muß ,


lem ſchloß dieſe Stadt ein. lange kämpfte er , ohne fie
erobern zu können , und war auf dein Punkte umzukeh :
ren , als ein Berråther aus der Stadt zu ihm kam, und
ſich erbot , ihn hinein zu führen , wenn er ihm einen
Untheit an der Beute geſtatte. Mußlem berief ſeine
95

Kriegs-Oberften zuſammen und fragte, wer fich an dieſe


Unternehmung wagen wolle ; allein alle ſchwiegen , bis
auf Abbulafis Bahly, Sohn des bathem Bably ogblu ,
der ſie mit der Bedingung übernahm , daß ihm und ſeis
nem Stamme die ganze Beute zufallen rolle. 218 dies
genehmigt worden , machte er ſich mit 60,000 Mann der
Seinigen auf, und kam vor Derbend. Der Verråther
führte ihn zu einer Thúr am Ufer des Derwal ( Dare
bach ), die einen unterirdiſchen Gang verſchloß, der in
die Stadt führte, den er und ſeine Krieger einſchlugen ,
und in der Nacht in Derbend eindrangen . Die Unglau:
bigen leiſteten zwar tapferen Widerſtand, weil ſie für
Weib und Kind fochten ; allein da Mußlem zu gleicher
Zeit angriff, die Thore ſprengte und eindrang , mußten
fie unterliegen und die Stadt fiel in die Hände der Ura
ber. Einigen Nachrichten zu Folge rollen fie zwar wieder
berausgejagt worden ſeyn , welches aber ungegründet ift.
Sonft waren die Chaſaren alljährig nach Yrack und Uds
zerbaitſchan gezogen , und hatten Mord und Plünderung
verbreitet, denn Schirwan und Gandſha waren das
mals noch nicht ftark genug , um ihnen zu widerſtehen .
Sie ſchidten auch zum zweiten Male ein Heer gegen
Mußlem , allein ſie wurden zurůdgeſchlagen und er be
ſepte Derbend mit tapferen Kriegern und kehrte nach
Syrien zurüd.

Unter der Regierung des Chalifen abbul Melil, der


auf Welib folgte , mußten die Araber Derbend råumen,
und konnten ſich dort nicht gegen die Ungläubigen halten,
die wieder in dieſe Stadt einrúdten und in Armenien
96
und Udzerbaitichan einffelen . Damals war Abdul afis
Bahly Statthalter in Urmenien und hatte häufig mit
ihnen zu kämpfen. Im Jahre 103 der Flucht ( 722 )
erhielt Abdullah betmin oglu dieſe Stelle und
fandte den Ebû Ubeiden D & harrad mit 6ooo Mann
gegen die Ungläubigen , der nach Echirwan kam , wo
fich ihm Paſchent, der Sohn des Chadkan , entgegens
felte. Ebû Ubeideh lagerte ſich am Fluſſe Rubaß
( ſüdlich von Derbend ) , und Pardenk ſtand in der Ges
gend von @kajestend ( am Hhamrú Dren, etwa
40 Werſt nördlich von Derbend. ) Ebů Übeideh hatte
die Beghs der Lesghi zu ſich berufen , die ſcheinbar
die Parthie der Uraber nahmen und ihnen angezeigt,
daß er den Unglaubigen eine Schlacht liefern wolle. Einer
von ihnen, Namens Buwuti 5 & abaß (ober Bofor
S sabaß) gab den Chaſaren Nachricht von dem Uns
ternehmen und der Starte des Ebû Ubeiden ; allein
dieſer, davon unterrichtet, vermehrte ſein Heer , und
ließ ausrufen, feine Truppen follten ſich auf drei Tage
mit Lebensmitteln verſehen. Auch ließ er viele große
Fadeln gießen , die er unter fie vertheilte, die in der
Nacht nach dem Ubendgebete, angezündet wurdeii, und
unter deren Scheine er mit ſeinen 6000 Mann nade
Derbend zog. Das Thor von Schubin ward ges
ſprengt und er kam bis zum Gewäſſer. I 3 ch eech u $.
Bweitaufend Mann ſchidte er gegen Claitad und
ließ dies Land verwüſten und ausplündern , auch bes
fahl er, den I's chađand hiagbuki S chaghin ges
fangen , und ſeine Güter in Berdlag zu nehmen, weil
er ein eben ſo großer Feind, als der Sohn des Chadan
97

war. Andere zweitaufend Mann ſchickte er nach Jer:


Bin (iegt Erßi im Gebirge von Ibabaperan an der
Rechten des Darbach ), Seil , Darbach (ein Ort,
der 20 Werft weſtlich von Derbend im hohen Gebirge
liegt), hamidi ( oftlich und nicht weit von Dars
bady) , Dibeli (ganz hoch im Gebirge bei den Glaras
Skairack und an der Gränze von Thabaßeran , auf der
.

Linten des Darbach ) und Kimich , und ließ ganz


babaperan durch Feuer und Schwert verwüſten .
Die Truppen brachten viele Beute und Gefangene mit
fich zurůd. Die lešghi , von dieſen Unternehmungen
unterrichtet ,1 benachrichtigten ſogleich den Sohn des
Chadan davon. Uuch ließen ſie ihm ſagen: „ Ebů
,,Ubeiden hat uns hintergangen und iſt jeßt in Eila
1,,mårfchen nach UBBireh gegangen, es iſt alſo nothig,
safehr vorſichtig zu ſeyn ." , Darauf růďte Parchent
in die Feſtung, Ebû Ubeideh aber regte ſich mit dem
Refte feines Heeres bei Derwal , wobin ihm bald
Parchent entgegenrudte. Das Signal zur Schlacht
ward gegeben und Ebû Ubeiden ermahnte ſeine Krieger
zur apferkeit , als unvermuthet die beiden betachirten
Corps wieder zu ihm fließen . Der Unführer det:
jenigen , welches in Okaitad geweſen , brachte 10,000
Pferde und Ochſen , und 700 Gefangene mit , nachdem
er das Land verwüſtet und geplündert hatte. Der aus
Thaba Beran hatte Dibeti , Jerbini, Seil, Ders
bad , hamidi und Rima-chi ( oben Simid ) bers
wüſtet und brachte 40,000 Pferde , Ochſen und anderes
Bieb und 2000 Gefangene ein. Ebû Ubeibeb DSbar:
rach beſchenkte ſein Heer mit dieſer Beute und ließ es
G

Bayerische
Staatsbibliothek
München
98

in die Schlacht rúden. Der Kampf dauerte drei Tage


und entſchied ſich zum Vortheil des Moslemin , ſo daß
Paſchent, mit dem Ueberreſte ſeiner Truppen . nach
Indſbi entfliehen mußte. Vom daſigen Statthalter
nahm er nur etwas Proviant mit und wendete ſich
nach der Seite von Ihran. Bon da gieng er nach
Balch. Weil in Balch Endery Statthalter geweſen ,
ſo iſt auch bekanntlich nach deffen Namen dieſe Stadt
Endery genannt worden. Sonſt hieß ſie von Ulters
her Balch. Der urſprüngliche Name von Gülbach
iſt Ihran , weil es aber einen Statthalter mit Nas
men Gülbach hatte , ſo iſt es Gålbach genannt wors
den .

Die Geſchichtſchreiber erzählen ferner, daß, als Pas


fchent, des Chadan's Sohn , nach Ihran gekommen,
er allen ſeinen Befehlshabern bekannt gemacht habe ;
als dem Gülbach , der Statthalter in Ihran war,
dem Endery , der Statthalter in Barch war , bem
6 surchab , Statthalter der Feſtung Kiſil : jar , dem
28 ch umli , Statthalter von Kitſchi - Madrhar
( Klein - Madſhar ) und den Statthaltern von Ulu :
(( Groß- ) Madſhar , Dehulad und Scheheria
Satar (f. oben ) , und die Statthalter aller dieſer
Gegenden ermahnt habe , daß ſie dem Gú l bach ,
Statthalter von Ihran , gehorſam Peyn möchten .
Wenn die Truppen des Iblams in jene Gegenden ka
men , ſo ſollten ſich alle Befehlshaber mit ihren Trups
pen bei Ihran verſammeln und gemeinſchaftlich mit
dem Gulbach fechten . Wer fich aber dem Geheiß und
99
Begehren des Statthalters von Ihran entzoge , den
würde er für ſeinen Feind anſehen . Darauf gieng Pa .
Ichent nach ſeiner Reſidenz S sudragbit. Nach
den Erzählungen einiger Schriftſteller , war vormals
Iffendiar , ' Sohn des Gurch tas , Statthalter
von Ihran , und alle jene Gegenden waren ihm unters
worfen .

Ebů ubeidebtheilte das erbeutete Gut unter


fein verfammeltes Heer, in der Feſtung Hby ľz n,
welches claje- kend ( f. oben) iſt, wo noch iegt Uebers
Bleibſel der Feſtung vorhanden ſind. Von hier brach
ér wieder auf und gieng nach Tarcu ; allein bie
Heerführer des Parchenk wollten nicht gegen ihn fechten ,
fondern unterwarfen ſich und machten Friede. . Sie gea
lobten Treue dem Glauben des Iklams , legten ihr
Glaubensbekenntniß ab und wurden Moslemins , wors
auf ſie,1 -mit den Kriegérn des Ißlams vereinigt , gegen
Inorbi zogen .

Indſhi war ſehr ſtark befeſtigt und eine große


Stadt , auf der einen Seite hatte ſie das Meer und
auf der anderen Berge. Schon dadurch von Natur
fehr feft, war ſie noch mit Wåden umzogen ., Wuch
fehlte es ihr nie an Mundvorrath und ſie hatte ſich bea
ſtandig tapfer gehalten. Ebû Ubeiden Deharrach
ſtand der Feſtung gegenüber auf dem Felde im Lager.
Mehrere Tage hindurch ward gefochten , aber er konnte
ſie nicht erobern . Schon war er wegen Mangel an
Lebensmitteln im Begriff abzuziehen , als Sšowadu
100

Ibrahim Ghafi, der Sohn des Xbdullah Els


fchabi, den Arabern Muth einſprach und dieſe die
Feſtung hinter ihren Wagen die ſie als Schuhwehr
voranſchoben , angriffen . Zweitauſend Wagen wurden
zuſammengebracht und die Krieger des Sßlams rúdten
mit denſelben vor und erſtürmten die Stadt. Der
Statthalter von Indſhi entfloh und gieng in die Feſtung
Narin.dalah ( f. oben) . Man focht bis zum Abend,
und als es finſter ward , entflohen mehrere Vornehme,
mit ihren Dienern , nach der Feſtung Kjeiwan , welche
zwiſchen Indſhi (S$ulak) und Balch (Alt - Endery
am Ekoißu ) gelegen war. Um anderen Morgen ers
oberten die Uraber auch Narin - dalah (das alſo in
der Nachbarſchaft von Indſbi gelegen haben muß). Die
Einwohner von Indſbi führte man zum Glauben des
Iblams über und machte ſie zu Moslemin ; diejenigen
aber , welche ſich nicht bekehren wollten , mußten úber
die Klinge ſpringen. Auch wurde hierbei ughuli
Schaghin ( 1. oben) gefangen genommen. Dies ges
ſchah im Jahre 114 der Flucht (732 n. Chr.) am Sonns
tage des Monats Rabbi úl ewwel. Nach dieſer Ers
oberung lehrten die Krieger des Ißlams in ihr eigenes
Land zurüd.
Im folgenden Jahre ( 733 n. Chr. ) kam Ebů
Mußlem , Sohn des Ubdul Melil , nach Derbend,
und ſein Bruder *) Haſchem hatte aus Damaſkus
und 41 Dſhefira (Meſopotamien ) 24,000 ausgeſuchter

*) Im Rande fteht : ,, Der eine Sohn übdül Melit's hieß


Welid , der andere Mußlem und der dritte Bardem .“
101

Strieger zuſammengebracht, Dagheftan mit der Schårfe


des Schwerts zur Annahme des Islams gezwungen ,
aus jeder Provinz Kopfſteuern erhoben und den , in
Derbend ſtehenden Truppen den Sord davon auss
gezahlt. Man ſagt, daß Nurch irran . dort einen
Wohnort , Mibrendſh genannt , erbaut habe , dieſen
ließ Ebů Mußlem zerſtören und ſtellte von den Steis
nen deſſelben die alten verfallenen Mauern von Derbend
er errichtete dort ein Zeughaus und ers
wieder her,. Er
baute den tid oder Havendamm *) , und machte die
Wålle des Dammes im Meere 105 Eulen lang. Er
baute auch die zerſtörten Stådte und Feſtungen wieder
auf, und legte ein feſtes Kornmagazin an , aus wela
chem,1 zur Zeit der Noth, den Einwohnern der Feftung
Lebensmittel gegeben wurden. Derbend theilte er in
17 Quartiere , und für jede Volterſchaft erbaute er
.

eine Mesdhet, die nach ihr benannt wurde. Die für


die Chaßaren hieß Cha Bari , für das Boik aus Pas
låſtina Filißthini, für die von Damaſkus, Das
marche, für die von Emeßa H hemſi, für das Volt
aus Meſopotamien Deheſireh , für das von Ceſareg

*) Scherif Edrisi fagt : Babu labu ab ( Derbend ) ift


eine große Stadt am Meere der haſaren , mit einen
für die Schiffe bequemen Baven , wo zu beiden Seiten Tei:
nes Einganges zwei Gebäude wie Wale ins Meer bineins
gehen , von denen ' et mit einer Rétte ' verſchloffen werden
tann , um zu verhindern , daß Niemand ,. ohne Erlaubniß
der Meereswache, ein : und ausgehen kann . Dieſe beiden
B&te find von Steinen erbaut , die durch inwendig hinein.
gegoffenes Blei zuſammengehalten werden.
102

Creißari, und für das von Moßul Mußuli. Uußer dies


ſen führte er noch eine große Freitag s -MeBorbet auf,
in der das Freitagsgebet gehalten ward. Un mehreren ,
Drten richtete er Waſſerbeválter ein, und legte in Derbend
6 Thore feſt ; namentlich : Bab ůl Múhabiber, Bab
úl Dohibad , Bab ul H hem ( von Emeßa ) , Bab
úl Saghir , Bab úl meltum und Bab út âlda :
meh . Außer dieſen gab es noch ein kleines Shor, Babi
tútích úd , das von der Seeſeite offen war, und deſſelben
bedienten ſich die Moslemin, wenn ſie irgend wohin beim :
lich Menſchen und Vieh abdiden wollten. So verbeſa
ferte Ebú Mußlem die Befeſtigung der Umgebungen von
Derbend , und baute die Stadt an und bevdikerte ſie . ,
Bald darauf verſammelte er ſein Heer und zog
gegen Okumud. Man lieferte ſich viele Schlachten ,
und er belohnte diejenigen , welche den Iblam annah
men , mit Gütern und Beſikthum , die fich aber nicht
bekehren wollten , wurden niedergehauen , und ihre Kina
der zu Sclaven gemacht . In der Stadt Sku mud ,
welche die Reſidenz des Fürften war, führte er eine all
gemeine Meßdſhet auf und legte noch in jedem Quar :
.

tiere eine beſondere an. Da S ch ahbableb , ein Sohn


des Abo últab , Sohnes des U boůl Mutlib , Sohn
des a biß , ein großer Feldherr war, fo 'beſtellte er dies
1

ſen Schahbahleh zum Statthalter des Landes Ekumud


und überließ es ihm.
Ebú Mublem zog dann felbft gegen das Land
Sfeitack und fucht mit den Einwohnern ; tódtete , den
Statthalter und eroberte es. Die , welche Moslemin
103

wurden, verſchonte er ; die anderen wurden zur Hille ges


ſchi& t. In ſeinem Heere gab es einen tapferen Mana,
wohlgebildet und von ſchöner Geſtalt, Namens Hham
feb, und Ebú Mußlem machte ihn zum Statthalter
von Gleitad und gieng gegen ShabaBeran. Hier
bekehrte er auch die Bewohner mit Gewalt und legte
den Mobbammed Ma'aß um zum Statthalter ein ; zu
gleich befahl er, daß das Bolt von Thabaßeran der Bors
poſten von Derbend Penn ſollte. Er ordnete auch im
Lande Thabaßeran zwei Stadhi's ( Nichter) an , welche
das Volk in den Wiffenfchaften und in den Grundfågen
des Glaubens unterrichten fouten , und ermahnte den
Mohammed Ma'a ßum , fich mit jenen Ofadhi's
in wichtigen Sachen zu berathſchlagen .
I ha b'aß eran ſoll von Colonien verſchiedener Nas
tionen , aus Yrak, 2o zerbaitfchan , Urabien ,
Hbamß ( Emeßa ) , Damaſkus , Drhefireh (Meſo
potamien), Mußul und Paláftin a, bevólfert worden
ſeyn. Que Statthalter in Dagheft an und das ganze
Land, von den Grångplågen von Guroſhißtan ( Geor:
gien) an gerechnet, bis zur Ebene von Daſcht Etib :
Orhad, ſtanden unter dem Befehle des Schabbahleh,
Sobnes des abbúllab , und ihm war aus den Bes
figungen und dem Kopfgelde ein Solb beſtimmt. Auch
den Einwohnern von Kubitſchi (f. oben) war ein an:
ſehnliches Kopfgeld auferlegt , welches jährlich an den
Statthalter von Derbend abgeliefert werden mußte.
Eben po war den beſten Gegenden eine Kopfſteuer aufer:
legt, als : bumri ( iegt ulu ( groß ) Hamri , im
1
Gebirge weſtlich von Barſoly, an einem Bache der Rech:
104
ten des Hamrü Ofen ), Surah ( oben im Gebirge am
Kura : tfchai, der in die Rechte des Gurieni fått), Clu
reb ( oder Churech , noch höher herauf , an demſelben
Bache ) Ruthuleh ( oben im höchſten Gebirge an der
Ssamura ) , Sadureb ( oder Zaghur , etwas weſtlich
von Ruthuleb ) und Ctumud . ( Dies ſind die Claſis
dumud ). Die Poſirungen von Surhhi , Dorki und
Jarcu bis nach Ihran bin , und von da bis nach
Gurdrhiſtan ( Georgien ) , mit Ausnahme von Glas
rad ( der Lesghiſche Diſtrict Clarad , am Koißiam
gleiches Namens ) , Hidaït ( Hidat , ebenfaus ein less
ghiſcher Diſtrict zwiſchen Kch und Sach und Mutrat )
und glebur , waren alle den Schabbahleb unter: 1

worfen , ſo daß er über das ganze Reich Dagbeſtan


herrſchte. Ebú Mußlem hatte ihm auch die Kopfſteuer
aus jenen Gegenden zum Gebrauch angewieſen , ſo wie
die Zolleinkünfte, jedoch ſo , daß er ſie jährlich dem
Statthalter von Derbend abliefern mußte, der damit
die Berapung bezahlre. Nach allen dieſen Einrichtuns
gen kehrte Evú Mußlem nach Damaſkus zurüd. *)
Im Jahre 118 der Flucht ( 736 n. Chr. ) ichidte
der Chalif a ßchem , Sohn des Abdul Melit , den
U Bad, Sohn des Safir Elßelman, als Statthalter nach
Derberid, der 4000 tapfere Krieger aus Arabien mit
fich führte. Noch giengen einige andere Haufen mit,
nămlich aus den Stammen Sbolim , Schefifeh ,
Bon ſeinem Tode in der Stadt Dar oder Uw ar, von dem
Reineggs aus dem Derbend : nameb ergåhlt, weiß dies
.

Buch nid ts.


105
S sachleb, Bahireh und Skarar. Und ver.brachie
dem bisherigen Statthalter folgenden Befehl des Chas
=
lifen : ' „ Du ſouft Babůl : ebmab ( Derbend) dem
„ Bad, Sohte des Jafir, übergeben, du ſouſt ihn durch
,,das Kriegesthor, nåmlich Babút Dsbihad, als das
odorzüglichſte, eingeben laſſen. Die Bornehmſten der
7,Stadt fouft du zu Berwaltern beſtellen , und von den '
,,Einwohnern von Derbend weder Kopfſteuer nehmen ,
noch den Zehnden , noch Gafimalsgebühr, Botenlohn
mund Jagtgerechtigkeit. Dagegen aber liegt die Vers :
theidigung der Stadt den Einwohnern ob, und ſie ſind
,,dazu verpflichtet. " Der neue Statthalter ſtellte die
früher eingeriſſenen Mißbrauche in der Verwaltung ab,
und befahl beſonders keine Inglåubige des Handels we:
gen in die Feſtung zu laſſen.

Im Jahre 120 der Flucht ( 738 n. Chr. ) legte


Merwan, Sohn Mohhammed's , Waſſerleitungen in
Derbend an , und repte den Krieg mit vielem Eifer fort:
Ueberau in der Gegend legte er. Kopfſteuern auf , um
fie den dafigen Truppen zu geben. Die Einwobner von
kumud und Tuman lieferten 100 Sclaven und
Sclavinnen und zwanzig Gemäße friſches forn. : Das
Volt von fubitſchi gab 50 Scladen. Die Etaitad
lieferten 500 Sclaven und 20 Gemäße Korn. Die Eins
wohner von Surah , Starach ( oben Starad ) , ch ti
( ein Lesgbiſcher Diſtrict an der Rechten des SSamura,
ſüdlich von Ruthuleh) und Miftindſbeh (in Norden
von Uchti am SSamura ), mußten 20 Gemáge Kort
und 40 Maaß Dirhems baares Geld abgeben . Dieſe
106

wurden auch beſtellt, die Mauern und Wade von Ders


bend wieder aufzuführen. Die Bewohner von Tha :
baßeran wurden befehligt, die Straßen Derbends zu
reinigen. Der Statthalter von Sdirwan mußte
12 Batmans Getraide liefern. (Dies wåre fehr wenig,
denn ein Batman enthält nur 8 Pfund. Bielleicht iſt
das Wort min , tauſend, weggeblieben ). Ale dieſe
Abgaben erhielten die Truppen in Derbend , die ſie auch
ſeit der Zeit immer empfangen haben. Die Vergroßes
xung dieſes großen Bollwerks ( Derbends ) wird auf der
Welt immer dauern und es wird ewig berühmt 1

bleiben .

216 die Familie umijeh das Chalifat verloren,


und die der abaßeh an die Regierung gekommen, wart
Derbend noch mehr ausgebaut und viele Kriege gegen
die Chafaren geführt, die beſonders im Jahre der Flucht
1

146 (763 n. Chr. ) viele Einfälle machten. Sie wurs


den aber nom ferid , dem Sohne des vorigen Statt
1

halters & Bad, zurůdgedrångt. Uis dieſer von da nach


Barda'a abgieng , kam : Ughet SS elmi an ſeine
Stelle. Der Chalif Ebů Díhaffer Manßur berief
aber den Seſid zu ſich, und befragte ihn um ein Mittel,
den Einfällen der Chafaren Einhalt zu thun , worauf er
den Vorſchlag machte , von Derbend bis an ihre Grán
zen Feſtungen anzulegen , und ſie mit Coloniſten ſtark
zu bevölkern. Der Chalif genehmigte dieſen Plan und
fchickte aus Damaftus , &beſiret und Mußul
7000 , aus anderen Gegenden 40,000 , aus Chorasan
30,000 und aus Syrien 12,000 Menſchen dahin. 8u
107

inführern dieſer Bölfer machte er den Ibrahim, Soba


des a muffeb und den haſdem , Sohn des Schuobs
beb el Sselmi. Dieſe kamen nach dem Bollwerte Als
pen , das jeßt den Namen Baru Ifchali führt (b.'i.
das Bolwerk Ifchali, jest zuſammengezogen Barfohli
ausgeſprochen , eine Stadt im Gebirge , zwiſchen dem
Hamrü Dren und dem großen BuamsFluſſe). Von
hier ließen die Heerführer jedem der Ihrigen ſechs Stud
Ziegelſteine auf ſein Pferd binden , um damit Wohnuna'
gen aufzuführen. So giengen ſie weiter bis Nukaleh,
wo Seſid zu ihnen ſtieß , und ſie gegen den Feind abs
fchidte , dem Saſchem die Bollwerke Rubab und
Ckakab abnahm . Seſid ließ darauf von dem anges
1

kommenen Bolke drei befeſtigte Städte, aufführen , die


ihre Namen noch behalten haben , nämlich Dugherni
(iegt Dugreli, am großen Manaß, im Gebirge), S sifa
nan und die dritte in dem Thale ( Derre ) , wo Harchem
hingerathen . Aus dieſem Thale waren die Unglaubigen
beſtåndig nach Yral und Adzerbaitſchan hervorgebrochen ,
aber nachher hatte man met baujeh und die Feſtung
Kimachi erbaut. Ibrahim und Jeſid verſekten 300
Familien aus Ibaba beran und Metha ujeb bahin,
und machte ſeinen eigenen Bruder zum Statthälter von
Thabaßeran. Nachber erbaute er die Stadt Ghamidi
( f. oben ) Dzill úl fughra (Klein - Dzil ) und Dzill
ül tübra *) ( Groß- Dzil ), die in Zeit von rechs Moi
*) Dzill úl kåbra iſt vielleicht das heutige Sabir, an der
Réchten des Rura . tfchai, und Drill åt ſugbra ift' viel:
leicht Gaigbur, an der Rechten der Ssamura, kurz vor
ihrer Sheilung in Anehrere Arme.
1
108

maten vollendet wurden. Leute von Hhem & regte er nach


Ghamidi, und Leute von Damaſkus nach Derwad ,
das eine große und anſehnliche Stabt war. - Leute aus
Urdun regte er nach Serßi ( oben Jerßini, jegt Jerßi
im Gebirge am Darbach ). und die aus Mußul in die
Stadt Derp uſch. allen dieſen Ståbten und Feſtun :
gen befahl er, in den Ihålern und auf den Landſtraßen,
Poften auszuſtellen . Auch legte er noch Seſid an, das
er mit feinen Leuten bevölkerte, ſo wie die große Stadt
Sfermekiah. Nachher erbaute er auch Madathri
-und Mahbreh . deny. Un alle dieſe Orte legte er
Kriegsleute. Damals war der Zuſtand von Derbend
fehr blúbend, weil die Unglaubigen eß nicht wagten, das
hin zu kommen , und die Cultur dieſer Stadt ward in
der Welt berühmt. Die Steuern wurden nach der -er:
ften Verfaſſung erhoben, Ungerechtigkeiten und Bedrůdun
gen gab es nicht. Die Abgaben von Kurah , Otu :
reh, ach ti, Okuba und der Feſtung Han waren von
Anfang nur 40 Maaß Dirhem baar geweſen , und wurs
den auch jekt nach ihrer erſten Einſegung erhoben.

Im Jahre 160 der Flucht ( 777 n. Chr. ) ließ der


neue Chalif von Bagdad (Mehedi Mohhammed ) ein
großes Gebåude in Derbend aufführen , um das ein :
kommende Getraide darin aufzuſchütten , und aus dem:
felben wurde es dann an die Urmen und Dürftigen ver:
theilt. Der Flor der Stadt erhielt ſich auch lange Zeit,
weil die Statthalter ſehr wohlgeſinnte und brave leute
waren , bis auf die Zeit des Dshiun , Sohn des
Noorbem , Sohnes des Baſchem , der viele Ungerechtig
109

teiten verübte und dem Chalifen nicht gehorchte, fone


dern nach ſeinem eigenen Gefallen handelte und dadurch
Derbend in Verfal_ brachte. Es wurden damals viele
Einwohner von Derbend von einander getrennt und nach
Schirwan und Berba'a zerſtreut. Gegen Usbek war ſeine
Grauſamkeit fehr groß, und es ward durch Zeugen era
wieſen , daß er es mit den Chafaren gehalten , ſo das
der Chalif ibn abregte, in Feſſeln nach Berda'a fübs
ten ließ , und feine Stelle dem Rabiat år Babli
übergab.

Im Jahre 173 der Flucht (789 n. Chr.) ſhidte der


Chalif Harun erreichid den Obaſimeh , Sohn des !

Dshafimeb , mit vielen Gruppen nach Derbend und bes


fahl ihm , die benachbarten verfallenen plåge wieder
herzuſtellen. Chaſimeh ließ bei ſeiner Ankunft alle Uns
hånger des Dshiun greifen, und ſchickte ſie in Feſſeln .
zum Cbalifen , der einige von ihnen hinrichten ließ , ans
bere in Freiheit fepte. Endlich zog Harun erreſchid ſelbſt
mit einem Heere nach Derbend , baute die Stadt wieder
aus und bevótkerte fie , führte Waſſerleitungen bahin,
1

1
ließ Weinberge , Garten und Mühlen anlegen , und bex
fahl daß alles , was in den Weinbergen und auf den Fel:
dern gewonnen würde , dazu angewendet werden ſolle,
die verfallenen Waſſerleitungen wieder berzuſtellen. Den
Ueberſchuß der Einnahmen und Kopfſteuern ließ er uns
ter die Armen austheilen ; auch befreite er die Einwobs
ner der Stadt von den Mühlenabgaben. In allen Quare
tieren legte er Kornſpeicher und Meßoſhet's an. Harun
erreſchid blieb ſieben Jahre zu Derbend ; als er aber
.
110

beſchloſſen hatte , nach Bagdad zurüdzukehren , ließ er


die Einwohner zuſammenkommen , und gab ihnen das
durch einen Beweis feiner Liebe , daß er im Jahre 180
d. Fl. ( 796 n . Chr. ) den Hafrab , Sohn des Omar,
dort zum Statthalter ernannte , und das Volk beauf
tragte, im Fall ' er es'.ohne. Noth bedrůdte , ihn abzus
feken. Auf der Chafariſchen Seite der Stadt, am Thore
Bab ül Dſbihad, findet fich ein kleines, von Steinen
erbautes Kaſtell, in dem fich die Gråber der Kinder des
Chalifen Harun erreſchid finden ſollen.

Der Sheil der Raufafiſchen Lander , in pften vom


Flufſe Urgun und von Georgien, wird gewöhnlich Das
g heftan , d. i. Bergland und der füdöſtliche Schire
wan ( welcher Name nicht zu erklären iſt) genannt ;
allein die Gränzen dieſer beiden Provinzen werden, faſt
von jeden Schriftſteller und von den Bewohnern felbſt,
verſchieden angegeben und ſind auch nach der jedesmalis
gen politiſchen Eintheilung verſchieden geweſen . Um
hiſtoriſchften iſt indeſſen die Abtheilung der Georgier,
welche alle die Länder Dagbiſtan nennen , die zwiſchen
ihren Gränzen , dem Kaſpiſchen Meere , dem Oko ißu ,
dem Schneegebirge Chaladar , das im Norden von
Schathi und Sch a mach ie , von den Quellen der
kleinen S Samura , bis zu denen des Baches Ssum:
gaiti ſtreicht, liegen, im Südweſten aber nicht das Meer
erreichen , ſondern davon durch die Provinzen Derbend,
Muſchkur, Niſabad , Scheß : para , Schabran und Ruß:
tan , getrennt werbent Zu Schirwan aber rechnen fie

.
III

alles, was füdlich von Daghiftan bis zum Kur und ſeis
nem Ausfluſſe gelegen iſt , in Weſten aber von dem Bache
Kani (f. oben unter K'achethi) begränzt wird. Zu Das
gbiftan gehören alſo alle Lesghiſche Diſtricte , namentlich
das Gebiet der Undi Uwaren , und der Stafi ( kus
mud , Didoethi, das Land der Ckulmudi , s ch is
1
lit , urter : Dagbiſtan , Gulacan , Cluba,
.

Kura , Oturq , Olaſi: Okumud, Ibabaferan ,


1

das Gebiet des usmei der Etaitad und Elara ( kais


tad, das des Sdh am chal von Darchu, des 419
Ssulthan von Dahengutai , und die Lesghiſchen
Republiken Ut ulicha und Kubitſch i. Zu Schirwan
rechnen die Georgier Småkhi , uddard , Ekabals
Lah , Schamadhi , Baku, Rußtan, Biſch barmal,
Schabrani Scheß - para , Nierabad , Muſchkur
und Derbend . Bei dieſer Beſchreibung werde ich
indeſſen mehr auf die politiſchen Gränzen und auf den
ethnographiſchen Zuſammenhang der Völker ſehen.

8
Le 8 g h i e r.

Der größte Theil der Lesghiſchen Völkerſchaften im


Kaukaſus iſt gewiß in dieſem Gebirge ſo alt , als die
Bevölkerung ſelbſt, denn die früheſte Georgiſche Geſchichte
ſpricht von ihnen umſtåndlich, und ſchon Strabo, im zweis
ten Jahrhunderte unſerer Zeitrechnung , kannte fie. Im
Sahre der Welt 2302 ( nach Georgiſcher Rechnung 1652
I12

D. Chr. Geb. ) wurden ſie von nördlichen Borfern , Sha .


faren genannt, unterjocht. Späterhin kriegte bel'a :
poß ( Kai Claus ), Kónig von Perſien , unglücklich wi
der fie. Ulerander des Großen Statthalter ſollen ſie, ſo
wie den ganzen Kaukaſus tributpflichtig gemacht haben,
allein ſie balfen um's Jahr der Welt 3680 dem erſten
Krónig von Georgien Pharna w as , jene vertreiben, und
blieben feine Bundesgenoſſen . Nach etwa go Jahr nach
Chr. Geb. wurden die Lesghier von den Georgiſchen
Königen a fort und Urmaſel , gegen die Armenier
zu Hülfe gerufen ;" führten aber einen unglücklichen Krieg ;
doch waren ſie 180 Jahr ſpäter, in Verbindung mit
dem Könige a Bp hagur, glücklicher gegen jene. Unter
Mirian ( von 265 bis 342 n. Chr. ) fielen die Lesghier
öfters von ihm ab und führten die raubbegierigen Cha
faren, über das Gebirge, nach Heretbi und Mowak's
ani ( Súd : k'achethi und die Gegend on .. Einfall
des Alaſani in den Kur , bis zum Kaſpiſchen Meere ),
die aber immer zurückgeſchlagen wurden. So miſchten
fich die lesghier in die Handel ihrer Nachbarn , und was
ren Miethſoldaten und wilde Räuber , wie noch ießt.
Luc Mofes von Ohorene ſpricht von einer Schlacht, in
welcher der Armeniſche König Papus ( von 394 – 401
n. Chr.) die leder ( Lesgbier ) ſchlug und ihr König
Schergir getödtet wurde. Aues dieſes bezeugt, daß
dieſe Nation ſchon in febr frühen Zeiten im Kaukaſus
gewohnt hat.

Die lesgbier haben keinen gemeinſchaftlichen Na


men , den ſie ſich ſelbſt geben , und nennen ſich nur ſo ,
113
aus Gefälligkeit gegen Fremder können audy teine
Bedeutung davon angeben. Bei den Georgiern heißen
fie Let'i , oder Let'tha , bei den Armeniern letſi,
bei den Obeten leki und bei den Tataren lesgi. Die
Iſcherkeſſen geben ihnen den Namen hannoatiché
und die Iſchetſchengen Suéli, die weiter feine Bedeus
tung haben und wirkliche Eigennamen zu ſeyn ſcheinen .
Obgleich eine gemeinſchaftliche Stammſprache bei der
freghiern nicht zu verkennen iſt, so ſind doch ihre Diaz
lekte fo verſchieden , daß man die Lehnlichteiten nur bei
genauerer Unterſuchung findet, und ſie auf den erſten Ang
blid für ganz verſchiedene Sprachen halten route. Dies
iſt bei einem alten , durch ſchroffe Gebirge , Schneealpen
.

und reißende Bergſtrome getheilten Bolte nicht zu ders


wundern , beffen verſchiedene Stämme ſehr häufig in
Feindſchaft, oder doch wenigſtens in ſehr wenigem Zuſams .

menbang mit einander leben. Dennoch iſt es mir gelungen ,


alle Lebghiſche Mundarten auf ſechs Hauptdialekte zurüc
zu führen . I. Der a wariſche herrſcht in den Xwaris
ſchen Diſtricten , ſo wie auch in 26d.&
ch 6 chari und Bes
lakhani in verſchiedenen Abweichungen II. Der Dias
lett der Dido und unſo , zu welchem auch der etwas
abweichende in Kabatfd gebórt , trägt underkennbare
Spuren einer Vermiſchung mit einer fremden Stamma
ſprache in fich. III. Der Ckaſi - Tlumůdiſche, der
2

auch bei den Okaitad , Stara · Claitad und in


8

I habaBeran geſprochen wird. IV. Der von Utus


fcha, herrſcht auch , mit Abweichungen , in Zudas
tara und Stubitrehi. V. Der Dialett im Gebiete
son Cura und Rurah. VI. Der Indiſche ,
$
114

welcher bei den Andi, in Bogos und Tindi ges


ſprochen wird.*). :. 31
1
Die Volksmenge der lesghier läßt fic 'nicht genau
beſtimmen , doch muß ſie ſehr beträchtlich renn. Sie

ſind, wie alle Kaukaſier, wild, räuberiſch, grauſam , für


gute Bezahlung einer jeden Parthei feil, muthig und
permegen, mit Flinten, Såbeln und Dolchen, die ſie
gut zu brauchen wiſſen , : beraffnet, wohl beritten, aber
auch zum Dienſte zu Fuße tauglich und ausdauernd bei
allen Beſchwerden eines Feldzuges. Der Solb, eines
bewaffneten Streiters zu. Pferde iſt, außer den ‘nothigen
Nahrungemitteln , zwolf Rubel Silbergeld für einen
Feldzug , der aber nie länger als vier Monate dauert.
So wenig fie in ihrer Heimath vom Gehorſam wiſſen,
ſo folgſam ſind ſie dem ihrer Unführer, oder Beladi,
den ſie ſich erwählen, wenn ſie zu Felde ziehen.
Un Tapferkeit übertrifft dies Vore alle ſeine Nach:
barn , und deshalb wird ſeine Freundſchaft auch åmſig
von den Katieg führenden Fürſten geſucht, weil im Kriege ,
?

gewöhnlich besghier den Ausſchlag geben. Ihre pers


fönliche Topferkeit überſteigt alle Begriffe und ihre Auss
bauer im Unglůď und Manger iſt heldenmüthig. " Man
bät Beiſpiele , daß fich fünf bis ſechs Lesghier , hinter
i niin
2
*) In bem , Kaulafifde Sprachen betitelten , Anhange
zum zweiten Theil meiner Reiſe ( S. 9. ), habe id) zwar
nur vier ' leeghiſche Sauptſprachen angenommen , allein
Teitdem belehrten mid unttudungen ſpäter erhaltener 3r:
terverzeichniffe eines anderen...
115
als fünfzig Feinde
einer kleinen Vormauer , gegen mehr :
vertheidigt, und fich , ſelbſt fark verwundet, Idwenherzig
geſchlagen haben. Vom Ergeben wiſſen ſie überhaupt
nichts und der Partheir von der fię beſoldet werden ,
bleiben fie in allen Gefahren treu . Ein Georgiſcher
Fürſt erzählte mir , daß einſtmals König, Ira f'li II ,
in der Gegend von Mtšorethi , auf einem Streifa 3

zuge gegen die Türken , mit einer bedeutenden Nacht,


por einem alten Ihurme hátte vorbeigehen wollen, auf
dem fich drei lebghier befanden. Man rief ihnen zu,
fich zu ergeben , und da ſie dies nicht wollten , wers
fprach ihnen der König freién Ubzugi , allein fie verlang
ten , zu ihrer Sicherheit, drei der vornehmſten Geors
giſchen Fürften als Geißeln , mit dem Zufate, wenn
diefes ihnen nicht bewilligt würde, ſo wollten ſie ſich
in ihremThurme, bis auf's Heußerſte vertheidigen. Da
*

der König keine Artillerie bei fich hatte , ſo zog er es


vor, um nicht Leute zu verlieren , fie im Thurme zu
Jaſſen , und marſchirte ſeitwärts weiter; ſo daß alſo
drei les hier einigen Tauſenden Trow geboten
haben . Mis

U15 Råuber ſind die Legghier ihren Nachbarn bes


fonders furchtbar ; unter dieſen hat Georgien am meiſten
von ihnen ausgeſtanden , weil ihr Haß gegen die Chris
ften am ſtärkſten iſt , und die Georgier, aus Racher
oftmals Einfälle in ihr Gebiet verſucht, und gewöhns
lich , glücklich ausgeführt haben. Zu Ende des Monats
Mai kamen die Lesghier aus ihren Gebirgen hervor und
zerſtreuten ſich über das ganze Land. Ihre Aufent
H 2
116

haltforte waren zerſtörte Feftungen und Gebüſche, auf


ben Anhöhen an den Fluffen, von wo aus fie Haufen
weiſe die Dörfer úberfielen , das Pieb abtrieben und
die Bewohner gefangen mit fich führten . Dadurch
wurden alle Wege unſicher gemacht und nur mit groſ:
fer Bedeđung Ponnte man von einem Drte zum ans
deren kommen . In den Stadten entſtand Theuerung,
weil der Bauer entweder ausgeplündert und weggeführt
war, oder es nicht wagen durfte, feine Producte dahin
zu bringen. Dieſer traurige Zuſtand bat långer als
ein Jahrhundert in Georgien geberrſcht , und obgleich
jekt von Ruſſiſcher Seite gute Borkehrungen getroffen
worden ſind, um dieſen Räubereien Einhalt zu thun ,
wozu vorzüglich die häufig ausgeſtellten Kofafenſtatios
nen dienen ſollten , ſo ſind deſſen ungeachtet die Wege
nicht rein, und Lesghier durchtreifen den ganzen Soma
mer das Land. Sa während meiner Anweſenheit in
Georgien , als taum der Mai angefangen hatte, nab:
men ſie mehrere Tauſend Stud Schaafe beim Dorfe
2zalk'i ( etwa fünf Teutſche Meilen von Tiflis in
Südweſten ), und noch näher bei der Stadt , einige
Hundert , mit Büffeln beſpannter Proviântwagen weg.
Die in Georgien gemachte Beute, an Menſchen , Vieh
1

und Sachen bringen ſie entweder nach a chalziche, im


Túrkiſchen Gebiete , oder nach Endern am Udtaſch
( 1. oben ), fie dort umzufegen . Gefangenen, die unter:
wegs entlaufen wollen , aber wieder erbafcht werden,
begegnet der Lebgbier nicht mit Hårte, wenn ſie nicht
widerſpánftig, ſind. Auch bringen fie die Gefangenen
nicht umi felbſt dann nicht, wenn ſie verfolgt werden,
117

und ihre Beute nicht mit fich führen können . Haben


fie aber ihren Raub in Sicherheit gebracht, lo ' zeigen
fie es gewohnlich den Freunden und Unverwandten des
Gefangenen an , damit ſie ihn wieder einlöſen können.
Für jeden Kriegsgefangenen iſt ein Löſegeld von einem
Tuman oder zehn Rubel Silber feſtgefeat; fålt aber
ein Lesghier in die Hände eines anderen lesghier's, ſo
muß er dieſen Preis doppelt entrichten. Vornehme Gea
fangene werden auch um ein großeres, willkührliches
Loſegeld , ſogleich losgelaſſen , wenn ſie eine Bürgſchaft
für die Zahlung ſtellen können. Doch hängt das les
ben jedes Gefangenen gånzlich vom Ueberwinder ab.
Sollte er aber den Sdaden ſchon mit ſich nach Hauſe
geführt haben , ſo genießt dieſer ſogleich die Rechte des
Sclavenſtandes , die darin beſtehen , daß er außerhalb
der Gränzen des Kaukaſus nicht weiter verhandelta vers
ſchenkt oder getödtet werden kann. Ift der Gefangene
nicht im Stande fich auszulöſen , ſo muß er dem Hauſe
jehn Jahre lang dienen und deffen Beftes beforgen.

Der größte Sheit der Lesghiſchen Stamme find jekt


der Stunniſchen Sette des Iblams zugethan , doch fina
det man auch noch viele, die ohne Religion leben, oder
bei denen man faſt verloſchte Spuren des Chriſtenthums,
Berehrung alter Kirchen , Felſen und Bäume antrifft.
‫܀‬
Gaſtfreundſchaft und Blutrache befeſtigen auch hier dier
fonft fehr loſen, Bande der Geſellſchaft und die einfache
lebensart erhält Reinbeit der Sitten und Reblichkeit bei
dieſem , ben Fremden ſonft fo furchtbaren . Volke. Bon
Jugend auf reizt ſchon die Mutter den Keldenmuth des
118

Solnes an , durch Erzählung tapferer. Thaten feines


Vaters , oder ſeiner Verwandten , und Lesghiſtan iſt
das Sparta des Kaukaſus. - Unter den Vornehmen
findet auch der Zweikampf Statt , der aber hier ro‘
ernſthaft iſt, daß er gewöhnlich mit dem Leben Beider
endigt. In ihrer häuslichen Berfaſſung gleichen die
Lesghier ihren Gebirgsnachbarn , und find eben ſo ges
núgſam als dieſe
7

Ich gehe nun zur ethnographiſch - politiſchen Eins


theilung der Legghier über.
I. Uw
Xwariſche Stamme , die ſich ſelbſt
felbft Mas
rural oder Bergbewohner nennen. - Der måchtigſte
-

unter den felghiſchen Fürſten iſt der Chan der Una ,


ren , oder , wie die Georgier auch ſchreiben , Hawari,
der in der Landesſprache sich und ſach : Nuzahl oder
Mi ch und ir : N uzahl , d. i. Beherrſcher von Kichun :
.

osach genannt wird. Bei den Daghiſtaniſchen Dataren


heißt er Uw ar- ch an und bei den Georgiern Kch uns
d Sach iß- batoni (Herr von Kch undsach ). Dieſer
1

Chan wird ,gewohnlich 'von den Sataren lesgbi- ch a n


und ſeine Unterthanen nach dem Hauptſtamme, U war
genannt. Der Name ich undsach oder Thunfag
iſt weder Georgiſch, noch Mongoliſch , wie Reineggs
will, der iba in Hiung - jag - chan verdreht , und
1 1

durch großen Völkerbeherrſcher überſegt. Ulein im Mona


goliſchen heißt weder biung groß , noch jag volk,
und wenn man dieſen Ditel Mongoliſch geben wollte,
ſo müßte man ſagen I le : uluß chan. In der, fäiſch:
119 i

lidh dem Moſes von Choréne :beigelegten ,Armeniſchen


Erdbeſchreibung kommen ſchon Sunnen in jenen Gra
genden vor , wwo die Mauer von Darband gezögen
mund ein bewunderungswürdiges Schloß im Meere
vaufgeführt iſt, an deffen Nordfeite Hunt (Hunnen)
7,wohnen , welche die Stadt Warâtscan und an
videre inne haben . Die #waren ſcheinen mir Uebers
bleibſel der War und Chunni, u ar chonniten , oder
Pſeudo: 4 waren der Byzantiner zu feyn , die , nach
Sheophylactus Simocatta , Ståmme der Egor waren,
und nördlich vom Kaukaſus am Kaſpiſchen Meere wohnta
7

ten. Daß dieſe aber auch mit den wirklichen oftlichen


Uwaren verwandt waren, die vom Chagant 597 n . Chr.
überwunden wurden , und theils zu den Túrken in
Tauga ft (im inneren Ujien ) , theils zu den benach
:
barten Mukrit floben, iſt ſehr wahrſcheintich . Und da
fie ſowohl in der Sprache , als auch in der Kleidung,
ben Ⓡunnen ähnlich geweſen ſein follen , fo ließe : es
fich erklären , wie ich mehrere Hunniſche Eigennamer,
wie attita, uidin u. f. m ., bei den iesigen Uwaren
im Kaukaſus wiederfinden konnte. Eben fo merk
würdig iſt die bedeutende Wehnlichkeit der Uwariſchen
Wurzelwörter mit den Ssamojediſchen , Dſtiatiſchen und
anderen Sibiriſchen Sprachen , die, 1 bei noch genaueren
Unterſuchungen , ein großes Licht über den , Urſprung
dieſes Volkes und über die Bolkerwanderung verbreiten
kann .

Die füdlicher wohnenden Uwariſchen Stamme, wels


che mit k'achethi gränzen , werden von den Geors
120

giern Quldadari genannt, und ſollen ſich dieſen


Namen ſelbſt beitegen , im Georgiſchen aber bedeutet
# Ungetreue.

Der jevige Nuzahl oder Than der Uwaren heißt


uma - chan , iſt 60 Jahre alt , und fo wie ,alle feine
Unterthanen , ein Esunniſcher Mohhammedaner. Bei
der hohheit feines Voltes und feiner Nachbarn lebt er
dennoch auf eine ziemlich anſtandige Art. Seine Bors
åltern waren fühne und glúdliche Räuber, deren an:
fehnliches Bermögen ihm allein zugefallen iſt. Daher
ſieht man auch den Ueberfluß und die Wohlhabenbeit
úverall bei ihm beroorleuchten , und fein Haus , dem
an Gemådhlichkeit und Reinlichkeit nichts abgeht, bat
fogar, waß im Kaukaſus eine Seltenheit iſt, Glass
fenſter ; und eine Pendeluhr , die Stunden ſchlågt,
ließ er vor mehreren Jahren von Kislar kommen . Ein
großer Saal , dicht am Eingange des Hauſes , fteht
dem fremden offen. In jedem Winkel deſſelben findet
man Waſchbeden , reines Waſſer und Handtücher vora
råthig ; und eine lange gededte Tafel mit Brod , Zwies
beln , Salz, gefodtem und gebratenem Schaaffleiſche,
damit er fich obne Zwang vorber reinigen und ſáttigen
tónne , ehe er in das Baus des Fürften eingeht, und
vor demſelben erſcheint. Långs der Tafel find breite
Bånte, mit Perſiſchen Teppichen belegt, zum Sißen
auf Uſiatiſche Urt.

Außer feinem eigenen Stamme find dem Nuzahl


toch mehrere andere, der Sprache nach verwandte, mehr
121

oder weniger unterworfen und die Jhurchi ( f. oben)


und Resgbier von 36 ch.5 chari und Belakhani jahs
len ihm Tribut, oder müſſen Hůlfsvóiter ftellen. Von
den Awaren felbft kann er nur gegen 2000 Mann aufs
bringen ; allein fobald er eß bedarf , ſtehen noch gegen
10,000 von den übrigen Stammen zu ſeinem Dienſt.
Er nóthigte die Georgiſchen Könige, durch einen jábra:
lichen Tribut von 6000 Rubeln Silber , fich von ihm
Kuhe zu erkaufen . So viel verlangte er auch , wenn
er fich Rußland unterwerfen ſollte, wozu man ibn gern
bewegen wollte . Obgleich er gegen die Ruſſen nie eta
was Ernſthaftes unternommen , noch Rauberzüge auf
ihr Gebiet, außer in Georgien, gemacht hatte, ſo wirkte
ihm doch im Jahre 1807 der dort commandirende Graf
Gudowitſch eine jährliche Penſion von 10,000 Rus
beln Silber aus. Der Brief, den Uma :- chan deshalb
an ihn hatte ſchreiber laffen, war in Georgiſcher Sprache
abgefaßt und für den Grafen ſehr ſchmeichelhaft.
ſagte z. B. darin : ,, Wenn En . Ercellenz meinen Wunſch
merfüllen , ſo wird dadurch ganz Dagheſtan Rußland
„ unterworfen feyn , und Sie werden die Ehre haben ,
etwas in's Wert geregt zu haben , das ſelbft einem
„ Glerander und Schab Nadir unmöglich war." -
Ein Beweis , daß auch lautaſier etwas Politik bera
ſtehen .

Die Grånzen ſeines Gebiets find in Norden die


Ckumüdiſchen Diſtricte am unteren toißu und Ens
dery. in Weſten die lesgbiſchen Stamme Burtuns
nå , Andi , Bogos , Gumbet und ganz oben in
>

$ 22

Gebirge der große Fluß Argun und das Schneegebirge,


das es von den Churchi. und Dido trennt, mit des 1

nen es noch in Südweſt auf der Mittagsſeite des Kaukas


fus grånzt. In Süden hat das Gebiet des Awar- chan
die K’achethiſche Provinz Gaghma mchari und die ,
Kulmuchi genannten, lesghiſchen Diſtricte am Sta:
mura . In Weſten die Staſi : Glumůd , Zudakara ,
#kurcha und ein Scheidegebirge, das es von den Clu
måden des Schamchal von Tarku trerint. Von den
Diſtricten , die dies Gebirgsreich ausmachen , find meha
rere ihren Herrn völlig , andere weniger und noch an:
dere nur mittelbar unterworfen. : Sie ſind folgende : *
1,7?.

96I) Unbolul, oder Un butuly , der unterſte an


beiden Seiten des Ckoiſgu, grånzt mit den Ekumůden
von Koſted und Temirgatſchlid in Norden , in 1

Weſten mit den lesghiern von SSolotau , Burtuns


näh und andi , und beſteht aus 14 Dörfern, von des
nen das unterſte Bautogoi an der Rechten des Gloiſzu
liegt. Darauf folgt, auf derſelben Seite, Ischirika i.
Unßokul iſt das Hauptdorf, auf der Rechten, dem auf
der anderen gegenüber Gumrah oder, G.e mirab liegt ;
über jenem verbindet ſich der Fluß der Gkaſi: Ckü 1

mú mit dem Utala oder eigentlichen Okoiſju.


Beide Dórfer ſind durch eine ſeltene Gränze geſchieden,
nämlich durch eine ſenkrechte , 683 Fuß tiefe , und zwana
Big Fuß breite , Felſenkluft , in welche per. Skoiſzu eins
geſchränkt fließt. Vier breite ausgehauene Balken bila
den eine Brüde über dieſe Kluft. Gumrah hat, durch
feine hobe Lage , den Vortheil , gegen Südoſten offen
123

und von keinem höheren Berge verdedt zu ſeyn ; daher


iſt der Boden ſehr fruchtbar und der Wein geråth hier
ſehr gut: Rother Wein von Gumrah iſt ſehr angenchm
zu trinken , und da er nicht in Menge zu haben iſt, ro
2

erhárt er einen noch höberen Werth , und wird allen


Beinen des Kaukaſus vorgezogen . Auch wenden die
Einwohner : fehr viel Mühe auf die Weingarten , und
ſobald die Trauben reif werden, müſſen öffentliche Wacha
ter und einige Welteſte des Stammes die ſtrengſte Aufs
ficht haben , damit Niemand Srauben vor der Zeit aba
pflüder oder die Weinleſer anfange, ehe der Wein voll:
kommen reif iſt , welches durch einen Uusrufer bekannt
gemacht wird. Bon den Trauben wird der zehnte Theil
in Körben bei Seite geſegt, und , nach Willkühr des Eis
genthümers , den Mohhammedaniſchen Geiftlichen oder den
Armen als eine geſegmåßige Gaber geſchenkt. Auch in
Is chirikai find gute Weingärten , doch verurſacht die
weniger vortheilhafte Lage, daß der Bein nicht dem von
Gumrah beikommt ; dagegen hat dies Dorf ſchönen Gez
traidebau. Zur Zeit der Wrinlefe kommen ſowohl nach
Unßulul, als auch nach Ender y und anderen bea
nachbarten Gegenden , Armenier aus Kislar und kaus
fen die Trauben in großer Menge zuſammen , um daraus
Bein zu bereiten , den fie an der Serekfchen finie und
bis nach Georgiewet , unter dem Namen Bergwein
( Gorskoi Tsdichir ) verkaufen . Doch iſt er gewöhnlich
felir verfälſcht, indem fierentweder den Moft einkochen ,
und mit anderen Dingen berſegen , um einen fügen
Wein hervor zu bringen , oder unter den fertigen Pott :
aſche miſden , damit er wie Champagner : ſchäume, denn
124
bieš lieben die Ruffen mehr, als den guten Geſchmad . -

Noch bemerke ich hier die Dörfer Haralan , oder Ara,


tan , und Balatar, oder Baltar , an einem Nebens
bache des Fluſſes von Ckaſi-Ctum ú de welches in Oſten
: an Uku { ch a ſtößt.

Wie alle am Coiffu wohnenden Stämmer find auch


die Un butul begütert und haben das Lob einer guten
Drdnung und eines Hanges zur möglichften Reinlich :
teit. Die Wege und gerodſbten Brüden , deren von
abchiritat bis Gumrah zwei und vierzig gezählt wers
den , find nirgends beſſer als hier unterhalten. 218
ftrenge Mobbammebaner ſind ſie große Feinde der Hunder
die ſie auch für ihre Sicherheit unnút halten , weil, bei
ihrer eigenen Wachſamkeit und gemeinſchaftlichen Treue,
fich kein Fall ereignet, der fie nöthig machte. Man
jåhlt in Unßulul über 500 Familien , die dem Uwars
dan einigermaßen unterworfen ſind.

2) Ueber Unßukul folgt der Hauptftamm awar ,


der zwiſchen dem Chaiſzu 'und dem oberen SachBai und
& wiſchen dem nördlichen Schiefer- und Kalkgebirge wohnt.
Man ſpricht dort denſelben Xwariſchen Dialekt, wie in
Antzuch am Séamurá und die Anzahl der Ginwohner
beträgt auf 1500 Familien, die Stunniſche Mobhammes
daner und ehemals den Dſchetſchenziſchen Fürſten zinga
bar waren . Seitdem aber die Macht der Stafi - Stu:
müdiſchen Fürſten durch die Kriege, welche Nadir Schab
mit ihnen führte, geſchwächt ward 1, erhielten die Uwar
die Oberhand unter den lesghiern. Der Hauptort ift
125

die Stadt sech und Bach oder Umat , an der Rechten


des , Itala genannten, Urmes des Croiſzu , die in der
Andiſchen Sprache Haibul genannt wird. Sie hat
etwa tauſend Häuſer und iſt die Reſidenz des Fürſten .
>

Man verfertigt hier aus der beſten Wolle eine Art


Schâl, welcher eine halbe Urſchine breit , und To Fein
iſt, daß er durch einen Fingerring gezogen werden kann.
Man bedient fich deffelben zu leibbinden und zum Bunde
auf den Turban der Geiſtlichen ; denn die Lebghier , obs
gleich fie Mobhammedaner find, tragen doch keinen Durs
ban , ſondern nur hohe Mußen von Thwarzen Låmmers
fellen . Råbuda , ein großes Dorf , viel höher an
7

der linken deſſelben Fluſſes , der hier Ikåſeruki ge


nannt wird , war der Siß des vorigen Awar : chan und
:

ward deshalb auch von den Sataren awar : tend ges


nannt . Bei Unbeli, an einem kleinen Bache, brechen
Blei , Silber - und Kupfererze , von denen aber nur
die erften von den Bewohnern benubt werden , die daraus
Blei zu Kugeln ſchmelzen . Bei A much a find Quellen ,
aus welchen Kochſalz gefotten wird .
...

3 ) Hidat , auf der Rechten des Troiſzu , der es


pon and i trennt, liegt unter war , wovon es vols
kommen abhängig iſt. Man redonet hier 400 Familien ,
die in zwanzig. Dörfern zerſtreut wohnen und das zehnte
Schaaf dem Awar - chan abgeben.
3
Doch ſtehen ſie una
ter einem eigenen Fürſten , der mit jenem verwandt ift
2
und Ablan : bey genannt wird.
4) Baldalal liegt neben dem vorigen in Nors
den , am Croiſzu, gehört auch dem Aßlana bep und ſteht,
126

eben fo wie Hitat, unter dem Chan der Uwaren . Man


záhlt hier 13 Dörfer, die 800 Mann ſtellen tónnen.
5) Múkrat über Uwar, am Cloiſgu-Urme Ek'as
tak , iſt dem Uwar · chan mittelbar unterworfen und
záhlt 200 Familien. 1 1

6) Starad oder Schirach über dem vorigen ,


gehört dem Uwar -chan eigenthümlich und wirb auf 1100
Familien ſtark gerechnet, die in 23 Dörfernt wohnen
von denen die rornehmſten , Sourati, mit 200 und
1

Kug Ichabé, mit 150 Familien ſind.

7) Itaſeruk, am Urſprunge des Ckoiſzu :Armes


Cl'arad im hohen Gebirge, mit 15 Dörfern. Dieſer
Diſtrict iſt nur wenig vom Uwar- chan abhängig . Das
Hauptdorf iſt Drummb oder Durimi ,, welches auch
Italerud genannt wird , und von demſelben geht ein
Weg. ſüdlich über das Schneegebirge nach Untzuch
am Ssamur. Die am Fluſſe Ek'arad gelegenen
Diſtricte, bis Uwar bin , werden Gulchadari ge
nannt.
go
主 II., Unab h ångige , Lesghier, von verſchiedenen
Mundarten , in Süden der Uwariſchen Diſtricte.
1) Dido, Georgiſch Didoetbi, liegt an den Quela
-
len des Sšamur, auf der ſüdlichen Höhe des Schiefera
gebirges, und wird von einem unbewohnten Kalkſtein
rüden in Weſten und Süden von der K'achethiſchen
Provinz Gaghmamchari getrennt. In Norden ſtößt es
an Shuſchethi, den Mizoſhegiſchen Diſtrict Dšbanti,
127
und an das Schneegebirge, (und in Often trénnt es baſe
felbe und rein aus Süden kommender Fluß , der in die
Rechte des Stamur fállt , von den Uwar und Gulchuz
dari. Die: Dörfer des Dido ftehen an zwei Ftúffen ,
die von Nordweſten nach Südoſten fließen. Der fübliche
berfelben fließt zwiſchen dem Schiefer : und Kalkgebirge
und heißt kilo & lu chi und der nördliche: zwiſchen dem
Schnee- undi Echieferrücken und vereinigt fich mit jenem
weiter nach Pften zu in einer ; Bwiſchen Bergen liegens
ben Ebene. Beide bilden den Ssamur. Die Bewoh .
ner find ſehr tohound unwiſſend, und haben ihren eiges
nen Dialekt. Der nur noch in unsob und in Ctas
butſch mit Abweichungen geſprochen wird. Die Geors
giſche Geſchichte erzählt ihre Abſtammung folgenders
maßen : Um die Zeit , als Mofes mit den Sſraeliten
durch das yrothe Meer gegangen war , führte det: Pers
fiſche König: Khaich ofro Krieg gegen die Türken (Pu
ronier) und ſchlug fie .. . Einige dieſer Flüchtlinge kamer
über das Kaſpiſche Meer , und långs dem Fluſſe Kur,
nach Mchetha, der damaligen Hauptſtadt von Geors
gien. Sie waren 28 Familien ſtark und berathſchlagten
3
fich mit den Mama : Bachli oder Welteften in Mych es
tha , verſprachen ihnen Hülfe gegen die erſer und
machten Freundſchaft mit den Georgiern. Dieſe Túra
Een zerſtreuten fich durch das ganze Land , allein der
großte Theil ließ ſich in einem Shale nieder 1, das weſt
lich von Mzchetha in ſehr hohen Gebirgen liegt , und
erbauté dort ein feſtes Schloß , daß fie Ssarkhine
nannten. 218 nun Alerander der Große nach Georgien
kam , eroberte er den größten Theil der Feſtungen des
128

fandes und belagerte auch Starthine, deſſen Einz


wohner fich eilf Monate lang tapfer wehrten und ends
lich ,1 auf's Ueußerſte gebracht, einen Weg durch den
Felfer ausbóbiten , auf dem ſie in einer Nacht insges
ſammt nach dem Kaukaſus entflohen , wo fie ſich im
jelligen Diſtrict Didoethi niederließen und eine neue
Stadt erbauten. Ihre Nachkommen, mit Lebghiern ver :
miſcht, follen die Dido feyn und dieſelben Sitten und
Gebrauche beibehalten haben . - Wenn dieſe Erzählung
auch nicht ganz wahr iſt, ſo find doch wenigſtens die
Dibo im Kaukaſus ſehr alt , indem die Georgiſche Ges
ſchichte ihrer ſehr früh erwähnt, und Ptolemaus ſchon
Diduri , neben dem Zufci ( Duſchi), an der Grånze
von Albanien , kennt.

Unter mehreren fonderbaren Gebrauchen hat sies


Bolt auch den , daß der Bater ſeinen noch unerwachs
ſenen Sohn mit einem erwachſenen Mädchen Werbeiras
thet, und ſo lange felbft mit ihr lebt , bis der Sohn
das männliche Atter erreicht hat. Die Kinder , welche
der Vater indeffen mit ihr erzeugt hat , werden dann
getheilt, und der Sohn erhält die eine Hälfte, die
dann als feine Kinder' und als Enkel des Paters ana
geſehen werden . Der Vater bekommt die andere, welche
dadurch ſeines Sohnes Geſchwiſter werden. Die
Dido haben keine fürften, ſondern nur erwählte Zeltefte,
die ihre Streitigkeiten ſchlichten und die Partheien zu
verföhnen ſuchen . Im Kriege ſind ſie bei weitem nicht
fo tapfer , als die übrigen Lebghier , leben rohmusig und
find chlecht gekleidet und bewaffnet. Dafür aber ſchüten
129

fie ihre feſten und ſteilen Gebirge gegen jeden Ueberfall.


Sie leben von Uferbau und Viehzucht und treiben im
Winter ihre Schaafe in die Thåler von K'achethi, und
madhen eine beſondere Art Tuch und ſchwarze Filzmåna
tel , die aber nicht, wie die gewöhnlichen rauh find.
Sonſt waren die Dido Shriften , haben aber jegt gar
keine Religion, toch ſind die, weiter oftlich und in dem
nórdlichen Shale von Didoethi wohnenden , von den
Lesghiern des mächtigen Diſtricts Antzuch unterworfen,
$

und zum Theil zur Sšunniſchen Sekte des Iblams ges


bracht worden. Un Untzuch geben ſie jährlich , von
jeder Familie , zwei Schaafe. Die im ſüdlichen Ihdle
am f'osluchi gelegenen Dörfer waren ſonſt den Kó
nigen von K'achethi unterworfen , denen ſie Abgaben
1
entrichteten , aber keine Hülføvólker ſtellten ; jeßt aber,
da ganz Georgien unter Nußland ſteht, ſind ſie unab:
hångig.

In Dido und in dem dazu gehörigen , folgenden,


Diſtriet Unio , rechnet man 1000 Familien. Man
.
findet hier Bleis, Kupfer- und Eiſenerze, die auch in
kleiner Menge verſchmolzen werden. Sie ſieden Salpes
ter und machen Schießpulver , wozu ſie den Schwefer
für Waizen, den ſie ziemlich reichlich bauen, eintauſchen.
Kochſalz erhalten ſie von den Quellen bei Andi und ges
ben ein gleiches Maas Waizen dafür. Für Tuch , Filz
deden , Filzmantel und Schaafe erhandeln ſie in k'as
chethi baumwollene Zeuche und andere Bedürfniſſe; ſind
überhaupt an Vieh und Gütern arm und wiſſen nichts
vom Gelde. In dieſem Diſtricte find 33 Dörfer, von
130

denen siðir und Molotip die größten find. Bei


Barib und an anderen Drten find Salzquellen , und
bei Brerutre Eiſengruben .
2) Unfon , im Nordoſt von Dido , ein kleiner Dia
ftrict von einem großen und wenigen kleinen Dörfern,
deſſen Bewohner ganz mit den Dido úbereinkommen.

3) Kabutío , ein großer Diſtrict oftlich von Dido,


mit einigen zwanzig Dörfern , an Bächen des S Samur
und deren Quellen , im ſüdlichen Schiefergebirge. Die
Bewohner unterſcheiden ſich in nichts von den Dido,
deren Dialekt ſie auch , mit mehreren Ubweichungen , 1

ſprechen . Xud, ſie ſind wie dieſe, den Untzuch tributbar,


und etwa 1000 Familien ſtart. Bon hier aus führt ein
Weg ohne Dörfer, über das Schneegebirge, zum Dorfe
Iká ferut im Umariſchen Diſtricte gleiches Namens,
am Fluſſe Clarad .
+) Antzuch , ein mächtiger Diſtrict von 1500 Fas
milien, am Ssamur unter Kabutſch, deſſen Dörfer zwi:
fchen dem ſüdlichen Schiefer- und Kalkgebirge liegen.
1
Man ſpricht hier den Uwariſchen Dialekt mit wenigen
Abweichungen. Die Bewohner haben keine Fürſten , fona
dern werden von Welteften regiert und ftanden ſonſt uns
ter K'achethi. Sie laſſen ihre Schaafe im Winter in
Gaghmamchari weiden und handeln nach Ihelawi und
Diflis. Was Sitten , Gebräuche und Religion anbea
trifft, ſo find die Antzuch wenig von den Dido vera
ſchieden, toch iſt bei ihnen der Iblam S $unniſcher Sette
mehr ausgebreitet.
131

5) Thebel , am Ssanur unter Antzuch , in neun


1

Dörfern. Diefer Diftrict war ehemals auch den Ro.


nigen von K'achethi untertban , welche die chriftliche Res
ligion einführten, die aber bei ſeinem Ubfalle ſo in Bers
geſſenheit gerieth , daß jeßt ſeine Einwohner ganz ohne
Religion find. Auf dieſelbe Urt, wie Kabutſch und Dido
ſteht jeßt Ihebel unter den Untzuch.

6 ) Iumurgi, iſt ein von Okumüdiſchen Tataren


bewohnter Diſtrict, der alſo eigentlich nicht hierher ges
hört , den ich aber, wegen ſeiner Lage unter Thebel am
Ssamur , hier mit anführe. Dieſe Skumůden haben
ihren eigenen Fürſten oder Bey , und ihre Dörfer liegen
in einem Jhale zwiſchen den Gebirgen in Weſten der
Claſi : u můck. Der Fluß deſſelben geht in die
3

Linfe des SSamur. Dies Zhal iſt von hohen Bergen


eingeſchloſſen , durch welche die Eingänge mit vieler
Múbe gemacht ſind. Die Bewohner haben zwar etwas
Aderbau , leben aber größtentheils von der Viehzucht,
und obgleich fie gut bewaffnet und tapfer ſind , fo ge
hen fie doch ſelten auf Räuberzüge, ſondern leben ſtill
und friedlich. Deshalb werden ſie auch von ihren Nach
barn nicht beunruhigt, gegen die ſie ihre wohlverwahrten
engen Påfie genugſam ſchußen . Ihr Hauptóorf iſt
Elamutlu ch .

Die eben beſchriebenen Diſtricte : 4 ) Untzuch,


5) Ibebel und 6) Tumurgi werben von den Geor.
giern unter dem gemeinſchaftlichen Namen K’ulmu chi
begriffen und auch Dehaturi, von dem Gebirge Debat

ii
1

132
genannt , welches fie: von der K'achethiſchen Provinz
Eliſeni trennt. Sie ſind iegt Bundesgenoſſen des
Awar : chan .

7) Tschilid iſt der gemeinſchaftliche Name , den


zwei Lesghiſche Diſtricte , am Séamur unter R’ul
,
muchi , führen , die Bundesgenoſſen des Chans , der
Ciaſ - Ckumůck find. Dieſe beiden Diſtricte , welche
Måbel oder Parochien genannt werden , weil jeder ſein
geiſtliches . Oberhaupt hat, heißen : 1) Ruthul:måha :

bel mit dem Hauptorte Ruthul , auf der Südſeite


des Stamur , unter Tumurgi. Die dazu gehörigen
Dérfer Kul , Zagbur und Meghat liegen Alle auf
derſelben Seite des Fluſſes, deſſen nördliches Ufer, wea
gen Steilheit des Gebirges. A taghun -taghi unbes
s

wohnt ift. 2) Ich ti - mábhel , worin der Hauptort


U dti, an .der Rechten des Ssamur, in den ſich hier
der Kitſchi . S Samur, welcher aus Südweſten kommt,
ergießt. Gegenüber liegt Miftendſheh am Fuße des
hohen Berges Chutum.gul. Es iſt der erſte Ort
auf der Nordſeite des Fluſſes, und wird von Dataren
biwohnt. An der Rechten des Sšamur , der , von hier
bis zur Gränze des Chanats von Skuba, dieſen Diſtrict
vom Gebiete von Gkurab trennt, liegen noch die beiden
großen Dörfer Migrach und Kelegure. Zu Achtia
måhhel gehören auch die neun Tatariſchen Dörfer I h da
dus-para, welche zwiſchen dem hohen Berge Schacha
dagh und dem Schneegebirge Dshål in Súdweſten
liegen. Die vorzüglichften davon ſind Schirad und
Kuriſ am Kitſchi. Sšamur , bei welchen ein Bleia
,
133

bergwert iſt. Ferner Kutsch a d ; weflicher an einem


Bache und nördlich davon fimofa , chuter und
S $ m u'gúl,. an einem anderen der zem . Star
mur gebt.
>

Mit Ausnahme von Thoďus para und Mifs


2

tendſheh, wo Tataren wohnen , wird ;in ISchilid


überall Lesghiſch, in einer, der Ciaſi - Ckumůckſohen
.

ålynlichen , Mundart geſprochen. Die Dörfer liegen


zwiſchen den Bergen gewöhnlich nahe beiſammen , ei
nige aber auch in dürren Thålern vertheilen und haben
keine anderen , als enge beſchwerliche Zugänge , indem
fie von hohen wilden Klippen umgeben ſind , auf wels
chen der Schnee, auch den Sommer über, „ liegen bleibt,
Zwiſchen fich , aus einem Diſtrict in den anderen , has
ben ſie gute bequeme Wege gemacht, damit ſie einander
deſio befjer Hülfe leiſten können. Die Einwohner ſind
Ssunniſche Muhamedaner, mit Ausnahme von Miß
kendſheb , welche der Perſiſchen Sekte der Schahi
folgen , aber auch wilde barbariſche Räuber. Sie has
ben zwar etwas Viehzucht , aber wenig Uderbau in
.

den Chålern zwiſchen den Bergen , und müſſen ihr Gez


traide in Ckuba gegen Vieh eintauſchen ; weswegen ſie
auch nie im Gebiete des Chans von Stuba rauben ,
damit ihnen die Freiheit, Waizen und Reiß zu kaufen ,
nicht benommen werde. Sedes Dorf hat zwar feinen
Helteſten , die auch Diſtrictweiſe zuſammenhalten , es
gehorcht, ihnen , aber nur der , welcher felbſt will, weil
jeder im Grunde ſein eigener Herr iſt.
134
Bon 2 d ti geht ein Weg über die Dörfer S $mw ;
gul,, Achuler und Fimoka über das Sdneegebirge
nach 2 wareli in K'achethi.

III. Les ghier in meften der Uwariſchen


Ståmme :

1) Andi oder Undalal , ein großer Diſtrict von


800 ' Familien I, der ſeinen eigenen Dialekt der Less
ghiſchen Sprache hat, der vom Amariſchen und von
allen übrigen ſehr abweicht , liegt an einem ſtarkert,
aus Südweſt kommenden , flüßchen , das ſich unter
Kch undsach in die linke dos Utála ergießt , moſelbſt
er auch an den Ckoiſzu ſtoßt. Seine Grånzen ſind in
Often 2 war und Zubachara (vom legteren trennt
eß der Ckoiſju ), in Süden Xwar und Bogos . In
Weften trennt es der Fluß Udtaſch von Tindi und
in Norden hat es den Stamm Burtunnah. Dieſer
Diſtrict beſteht aus 15 Dörfern, die den Ckumůckiſchen
Fürften in Sachßai zinsbar find ; doch erhebt auch der
Awar- chan von einigen jährliche Abgaben, die in einem
Schaafe von jeder Familie beſtehen. Das Hauptdorf
ift undi oder juanal; nahe bei demſelben find
Saizquellen, ſo wie auch bei Ramchida und Bunub.
Unter den Undi ift der Iblam der Sšunniſchen Sekte
eingeführt. Ihr land iſt fruchtbar, bringt Getraide
und Wein hervor , und hat beſonders gute Viehzucht.
Hus der Wolle der Schaafe machen fie Zuch und Filz
mäntel, die fehr geſucht werden , weil ſie ganz waſſer :
did)t ſind.
135

2 ) Bogos, ein Pleiner Diſtrict, am Urſprunge


des U & tarch , im Kaltgebirge , iſt dem Umar - chan zinss
bar und redet die Uwarifche Mundart.

3) Gumbet, Andiſch Mechtelar, ebenfalls klein,


weſtlich vom vorigen , welcher denſelben Dialekt ſpricht,
aber den Fürſten in Groß- & rchetſchen unterthan iſt.
Er liegt am Gumbetflüßchen der Rechten des oberen
Sadhbai. Bon hier geben Bege nach Groß - Iſchetſchen
(zwei Tagereiſen ) und nach der Stadt Kchundſach.
4) Jindi , wo man Anbiſch redet , ift klein , liegt
an der linken des Udtaſch , weſtlich von Andi und iſt
den Okumůdiſchen Fürſten in Sachßai zinskar.
5 ) Burtunnah oder Burtuna , ein großer und
volfreicher Diſtrict am Flübchen Dach ara , das ,1 unter
dem Fluſſe von Andi, in die linke des Ckoiſzu fåut.
&r grångt in Süden an Undi, in Ofter an unfos
tul , in Norden an S sorota'u und Subar und in
Weſten an einen Gebirgsråden , der ihn vom Udtaſch
3
trennt. Die Bewohner ſind Sunniten , wohnen in 15
Dörfern , fprechen den Uwariſchen Dialekt und haben
guten Uderbau und Viehzucht. Dennoch find fie große
Räuber und Niemand unterthan .

6 ) Solotan , ein reider Ledghiſcher Stamm , wo


man Andiſch ſpricht, wird , durch den Gebirgsråden
I 8 ch umlu , von Endery getrennt, und grånzt in
Diten mit Unßukul und in Süden mit Burtunnah.
Seine 17 Dörfer liegen am Acktaſch , oder an deſſen
Nebenbachen . Sie haben guten Feldhaun Dbſt- und
4
136
Weingarten . Beſonders find hier die Birnen und Has
ſelnú fie von vorzüglicher Güte. Der Wein kommt zwar
dem von Gumrah nicht gleich , allein die Einwohner
ziehen dennoch großen Nugen davon , und der Gewinn
iſt durch den Abfall in Endery ſehr beträchtlich.
7) Gubar , ein wilder und grauſamer besghiſcher
Stamm , der mit Mizdſbegifden Flüchtlingen gemiſest
iſt und ſich von Burtunnah in Nordweſt bis zum Jach .
Bai , im Kalkgebirge ausbreitet. Man gåhit hier 1800
Familien , die von wenigem Acerbau , weit mehr aber
vom Raube leben. Sie beſtehlen öft die benadybarten
Iſchetſchenzen , gehen aber auch gemeinſchaftlich mit iha
nen auf Raub aus. Der Ißlam hat hier noch wenig
Unhänger gefunden,, unde wie die Inguſchen und Obes
ten ,! verehren die Gubar Berge, Felfen und Bšume.
Sie werden von Uelteſten regiert oder vielmehr zum
Raube angeführt, und bringen ihre Beute nach Endery
zum Verkauf

IV . Lesg.birche Ståmme in Oſten der Uwar.


und Staſi : Ckumůd :

i ) Südweſtlich ' vom Gebiete des Schamchal liegt


die freie Resghiſche Republik Akuſcha , im Schnees
und Schiefergebirge, am Urſprunge des Torkati Dſen,
des großen Manaß und des Fluſſes Chamrů Sren.
Sie, grånzt in Norden an das Ckumůckiſche Gebiet von
Gubden in Weſten an . Das Lesghiſche von Baltas
ra , von dem ſie durch Schneegebirge geſchieden wird,
die es auch vom Lande der Gëafi- Ckumu & trennın ;
137

Bftlich aber grångt es mit den Tataren von Totes


mirch . In kuſcha herrſcht ein beſonderer Lebghiſcher
Dialekt, der, mit einigen Abweichungan , auch in Zus
dakara , Balkara und Kubitfchi geſprochen wird.
Sonſt war dieſer große Stamm dem uſmei der Chais
dad unterworfen, der auch als er ſich 1725 der Rufa
I

fen unterwarf , die Akuſcha


。 für ſeine Unterthanen era
klárte , die ihm nichtx mehr Gehorſam leiſten wollten,
und bat , daß fie durch Nuffiſche Truppen dazu gea {

zwungen werden möchten. Gegenwärtig aber find ſte


ganz frei. Unter dieſem Bolke findet kein Fürft , und
überhaupt kein Udel Statt , dem es Gehorſam leiſtete,
fondern jeder Stamm oder Butta hat feinen Welteſtent
ader Darga , und dieſe Welteſten beſorgen gemeins
ſchaftlich das Wohl der ganzen Republik , doch können
fie nur rathen , aber nicht berehten. Wil ein Fürſt
des Kaukaſus, ober- benachbarter Provinzen mit den
Akuſcha eine Unterbandlung pflegen , fo muß er an
jeden Butta einen beſonderen Geſchäftstråger renden
oder wenigſtens ſein Aniiegen jedem Stamme beſonders
zu wiffen thun. Dieſe Drdnung wird von den Akurca
fehr genau beobachtet, denn der Bevolknächtigten ihrer
Stamme ſind jederzeit zwölf, die bei wichtigen Vors
fallen an die Fürſten geſendet werden . Dies Volt
ůberlaßt feine Krieger allemat dem Meiſtbietenden und
kämpft gegen jeden , der ihm keine Bezahlung leiſtet;
doch hat es fich noch nie gegen den Sohanıchal aufa
wiegeln laſſen , bleibt ihm ſehr freundſchaftlich zuges
1

than und war reine beſtåndige Stúße. Dafür weidet


es feine Heerden in des Schamchals Triften uventgeld
+38

rich , ? fo lange die höheren Gebirge mit Schnee bebedt


find. Beſonders ben akuſda verdankte Fet bh l'alys
dan von Gluba feine nachherige Große , und fie blies
ben immer ſeine treueſten Alliirten , wofür er jáhrlich
ein Geſchenk , 1001 Tuman ( 10,000 Rubel Silber )
machte, und den Sold für die Hůlfstruppen noch bes
Fonders bezahlte.

** ! Die Starte und Tapferkeit der Ulufcha iſt im gans


zen öſtlichen Kaukaſus bekannt , und Felbſt die anderen
Lesghier fürchten ihre Macht, da der Stamm 18,000
Familien zählt , und bisher das Gleichgewicht unter
feinen Nachbarn erhielt. Sie ſind Stunniſche Muhas
medaner, baben wenig Uderbau, aber viel Bieb, haupts
fåchlich Schaafe, von welchen die Wolle etwas feiner
faat, als in den angränzenden Gegeben . Aus der:
felben verfertigen ſie eine Art Tuch in großer Menge,
welches durch ganz Dagbeſtan fverjührt, und vom ges
meinen Manne zur Kleidung gebraucht wird; wie auch
> Filzmantel, jedoch nicht von der beſten Art. Dieſer
Diſtrict zählt 34 Dörfer 1, die alle an Quellen und
kleinen Båchen liegen . 1) 2 kuſch a mit 1000 Fami:
lien, ſteht im höchſten Gebirge, weſtlich von den Quels
len des kleinen Manaß. 2) Dfchurch a , ein betrachts
liches Dorf am rechten oberen Arme des großen Mas
naß. 15 Werſt nordnordöſtlich vom vorigen. 3) Bus
tul , an den Quellen des rechten oberen Armes des
Jortaly Dren. Die übrigen Dörfer find : 4) Bus
tri. 5) Balalaja. 6) Şeate. 7) Turki. 8) Hias
bala. 9), U.Birch 4. 10) Mcbalia. 11) Mikbel
139

82) Tetqualia. 13 ) Mrequalia . 14) Wadfh as


Iaja . 15 ) kapłu. 16) atufchala. 17) Zulkul.
*

18 ) Keppala. ; 19) Mehwala. 20) S chuť ty.


21) Kantala . 22) Urgan al a. 23) Kulzur .
24) 3 ulequan a . 25) Buldur. 26 ) Salala
27) Zuhnili. 28 ). Ruleetale. 29) . Dibbute.
>

30 ) Mulen dala b., 31). Herol. 3º) Nikå h.


33) Mebin . 34) Gimiſch .
1

" ) Rubitſchi, gewöhnlich Kuhatich a genannt,


iſt ein großer Ort zu dem noch acht benachbarte Dórs
fer gehören , hoch im Gebirge an einem kleinen Bache,
der bicht unter: Kotſchegent, in die linke des groſs
fen Buam fällt. Dieſer Diſtrict hat in Dſten die
Claitad , in Süden die Olaradaitad , in Norben
Ukuſcha und in Weſten trennt ihn ein hohes Schnees
gebirge von den Claſi- Ctumid . Die Bewohner
deſſelben , welche ebenfalls Kubitſchi heißen , und im
Drient auch unter dem Namen Sertierani, d . i.
Goldſchmiede (und nicht, wie keinegg$ im Derbenda
nameh unrichtig las , Sertuwan , Goldbergbewohner )
bekannt ſind , gehöreit mit zu den merkwürdigſten Les:
ghiſchen Stammen , und nennen fich felbſt frår ki,
1

Do 1. Europåer.
do .
Sie ſind. Stunniſdie Muhamedaner,
und ihre Sprache kommt Febr mit dem Dialekt von
kuficha überein , hat aber auch Skaſi Olumnüdtiſche
Wórter aufgenommen . Sie behaupten auch aus Eus
ropa herzuſtammen und vor langer Zeit in ihre jebigen
Wohnſike gelommen zu ſeyn ; find ganz unabhängig
und ſtehen mit allen ihren Nachbarn in gutein Bora
140
nemen . Die Lage ihrer Dörfer ift' To feſt und
das Thal, in welchem ſie wohnen " von allen Seiten
ſo verſchloſſen , daß man nur durch goei enge Påſſe
dahin ' tommen kann . Die ganzliche Verſchiedenheit der
Sitten , ihre Rechtlichkeit und Dronungsliebe , und be
fonders ', daß ſie nicht im Raubert dem Beiſpiele ibret
Nachbarn folgen , låßt wobl vermuthen , daß fie nicht
Kaufafiſchen Urſprungs find . Ihre Häuſer beſtehen
aus Mauern und Fachwerk , zwei , auch drei Stod
boch aufgeführt. Die Reinlichkeit der Zimmer, welche
mit verſchiedenen Bildern von Thieren , Vögelt unb
mit Infdriften ausgeziert ſind, ihr Hausgeråth und
faubere Kleidung find auffallend noch mehr aber, daß
filet fichi tiach Europäiſcher Art det Tiſche , Stühte, Bett
ftellen , auch Meſſer und Gabeln bedienen . Sie ſind
höflich , ſtilt, ' arbeitſam , wohlhabend und ſprechen auch
zum Theil Perſiſch Ihre Weiber haben den Ruf, klug
und beleſen zu ſeyn . Viele der Kubitſcht beſchäftigen
ſich mit dem Handel , andere find bekannte Meiſtet
in Waffenarbeiten , und ihre Flinten , Piſtolen , Sábel,
Meffer und Panzerhemden , ſo wie auch ihre eingelegten 1

Gold , und Silberarbeiten , ſind im ganzen Kaukafus,


in Perſien und in der Türket geſchaut , und werben
gut: bezahlt. Dennoch behauptet man , daß ſeit mehi
reren Jahren , ihre Arbeiten in Stant und Eiſen feht
von ihrer vormaligen Trefflichkeit verloren haben . Uud
giebt man ihnen Schuld , ſie ſchlügen falſche ,' plattirte
Perfiſche Münzen und Ruſſiſche Rubela Ihre Weiber
verfertigen ſchöne Gold - und Silberſti & ereien , Tep:
piche, Fitzmantel, und beſonders das fehr beliebte Tuch,
14 !
welches , unter dem Namen Kubitſchi Scal , bis
nach Perfien verführt wird. Mit Recht kann man das
ber ihren Diſtrict das Genf des Kaukaſus nennen.
U & erbau und Viehzucht vernachláſſigen fie ganz , denn
qaß die 1000 Familien, aus denen ſie beſtehen ſollen,
an Lebensmitteln brauchen, vertauſchen ihnen ihre Nach:
gegen Waffen und andere Waaren. Oba
barn gern gegen .
gleich die Kubitſchi mit allen ihren Nachbarn befreuna
det ſind , und dieſe niemals einen der Shrigen zum
1

Gefangenen machen ,1 ſo bewachen ſie doch die beiden


Zugänge zu ihren Wohnplägen , und halten ſie für
jeden Fremben verſchloſſen. Sie haben bei denſelben
auch kleine Kanonen zur Vertheidigung , welche fie felbft
aus Kupfer gießen . Nur an ihrer Grånze iſt ein groſs
fęs Dorf, in dem ihre Niederlagen ſind, wo mit Frema
den gehandelt , pird. Ihre Kaufleute gehen bis nach
Perſien und kommen auch zuweilen nach Kislar,

Sie führen niemals Krieg, bezahlen keine Art von


Ubgabe und haben nicht einmal eine Regierung, ſono
dern wählen jährlich zwölf Zelteſte , welche Streitig
teiten als Schiedsrichter ſchlichten und deren Ausſpruch .

Gehorſam geleiſtet wird. Weil kein Unterſchied der


Stande bei ihnen berrſcht, ſo kommt endlich jeder eins
mal an die Reihe. Kaufleute werden , wenn ſie des
Handels wegen zu ihnen kommen , gut aufgenommen,
und unglückliche Fürſten finden für ſich und ihre Reich
thümer einen ficheren Zufluchtsort. Die Herrnhuter in
Sarepta , welche ſich ſo gern überall einſchleichen
möchten , hatten von den Kubitſchi gehört , hielten
1

1
142

fie für Chriften und Europåer ihres Schlages , und


ſchicten 1782 zwei ihrer Brüder zu ihnen ; allein dieſe
Miſſion war fruchtlos. Man ſagte ihnen : die Bürger
dieſes Orts ſind bloß Manufacturifteni, treiben keinen
.

Uđerbau , haben alſo nicht Brod genug , neugierige


Fremdlinge zu füttern ; und mit dieſem Beſcheid muß
ten die Herren ſchnell wieder abreiſen. Dieſe Herrna
buter brachten die Érzählung mit, die Kubitſdi reyen
vor mehr als 600 Jahren nach dem Kaukaſus gekoms
men , båtten aber vor 250 (ießt 280) Jahren den Ißa
lam angenommen , und man ſåhe noch alte Kirchen
mit Glodenihürmen bei ihnen .

Da fich die Kubitſchi felbft Frångi nennen , und


überhaupt viel Europäiſches in ihren Sitten haben , To
iſt es gar nicht unmöglich , daß ſie wirklich von Eus
ropäiſchen Kúnfilern abſtammen , die von einem Ufia :
tiſchen Eroberer hierhergeführt worden ſind, von den
benachbarten lieghiern Weiber und Lehrlinge erhalten
und ſich ſo zwar fortgepflanzt haben, aber mit der Zeit
ſelbſt zu lesgbiern geworden ſind. Eben ſo fanden die
Reiſenden im Mittelalter Trittſche und andere Euros
påiſche Künſtler , mitten im inneren Aſien , unter den
Mongolen , welche ſie mit ſich geführt hatten , und die
für den Großchan verſchi: dene koſtbare Urbeiten machen
mußten. Daß die Kaulaſier mit den Kubitſchi in ſo
gutem Bernehmen fteben , iſt gar nicht zu verwundern ,
weil dieſe es find, die ihnen ihre beſten Waffen und
andere Bedürfniſſe liefern. und Waffen ſind gerade
unter allen Dingen die geſchåbteſten , bei Wdilern , die

143
bom Kriege und Streifzügen leben und deren Fürſten,
für Fürſtentochter, die Brautgabe ſogar in Waffen ent
richten .

Dennoch iſt die Periode des Urſprungs ber Kur


bitſchi fchwer zu beſtimmen . Das Derbend : nameb
kennt ſie ſchon im Jahre 733 n. Chr. , als Ebů
Mußrem fie den Arabern zinsbar machte.' Timur,
der 1395 auf einem Zuge gegen Todtamiſch - dan in
Dagheftan war, erhielt von den Sertjera n ( . oben),
die ſehr geſchidte Verfertiger von Panzerhemden was
ren , eine Geſandtſchaft , durch welche ſie fich ihm
unterwarfen , und ihm verſchiedene Meiſterſtúde ihrer
Kunft darbrachten . Er empfieng ſie ſehr gut und
zuvorkommend und entließ fie mit Geſchenken überz
háuft.

Noch muß ich bemerken , daß Reineggs irrt, wenn


er dieſem Stamme den Namen Ruwåtſchi giebt und
durch Panzermacher überſegt. Beides ift falſch,
der Name und die Ueberſebung. Um nach Kubitſchi
zu kommen, muß man über Medſhaliß reiſen . Der
Weg betrågt von da einige dreißig Werft, geht áber
das Gebirge und Dachtat : fend , und führt vor
den Dörfern Darſchi und Zschirdily vorbei , die
links liegen bleiben.

3) Zudach ara , ein großer Diſtrict in Oſten der,


Gulchudari genannten , uwariſchen Stämme , großtens
theils an der Linken des Grafi : Ckumůdiſchen Armes des

>
144

Tkoiſzu, bis zu ſeiner Vereinigung mit dem Atala ,


wo 3 udach ara mit Unßulul und Andi zuſammenſtoßt.
Man ſpricht hier die Akuſchaiſche Sprache und die Eins
wohner find Esunniſche Mubamebaner , baben ſchone
Meßofhet’s und werden auf 2000 Familien gerechnet,
deren Dörfer theils an der Linken des erwähnten Fluſ
fes, theils an den kleinen Gebirgsbächen, die ſich darein
ergießen ,1 fiehen . Der Hauptort 3 udach ara , oder
Badoch , liegt auf der Redyten . In dieſem Diſtrict
wird Wein und Abſt gewonnen und es giebt hier auch
Blei- und Kupfererze. Er iſt, bis auf einige Beweife
der Oberherrſchaft des Chans der Ckaſi: Ckumůđ, frei,
und jedes Dorf hat ſeine Selteſten. Bom Jahre 1779
bis 1783 führten die Zudach ara einen blutigen Krieg
mit den Undi , ſeitdem aber leben ſie wieder in Frieden
mit ihnen.

V. Gebiet des Chanbutai - Chan der Cka fis


Sku mů d.

Okumúd war im Mittelalter der Name der gana


zen gebirgigten Gegend , zwiſchen dem Claſi - Ekumůds
ſchen Urme des Ckoiſzu , dem Kaſpiſchen Meere , dem
Bergrúden von Thabaßeran , und dem Lande der Ekais
tad , und von ihm haben auch die Dataren , welche die
flacheren Gegenden am Meere bewohnen , den Namen
Ckumůckiſche Dataren erhalten. Uus dem Derbend -na:
meh haben wir geſehen , daß die Arabiſchen Heerführer
die Lesghiſchen Einwohner dieſer Provinz zum Ißlam
zwangen. Da dies nur mit den Gefangenen, oder mit
denen geſchehen konnte, die ſich ihnen unterwarfen ;. lo .
145 C
ſonderten ſich bald die neuen Muhamedaner von iha
ren unglaubigen Landsleuten ab , und legten fich den !

Namen Stadhi : Etum ů of , oder wie man gewöhnlich


ausſpricht, Skaſi - Olum ud, d. i. rechtgläubige
Glumud bei. Die heidniſchen Ckumůck aber wurden
Gjafer - Ekumu genannt. Ik ſpåteren Zeiten nahs
men zwar auch andere Lesghier den Splam an , allein
dieſe behielten ihren alten Stammnamen bei. Daber
tommt es , daß noch lebt die Okafir Okumů d als
Bott angeſehen werden , das zwar mit
ein beſonderes Volk
Abkommlingen anderer Stämme gemiſcht ift, die aber
ießt ihre Abſtammung vergeſſen haben.

Dies Poll bewohnt das große That, welches der


7

techte , oder Stafi - Ckumůdſche, Urm des Ckoiſzu , vom


1

Schneegebirge'an, durch das Schiefer- und Kalkgebirge


durchſtrómt. Ganz oben ſtehen ihre Dörfer zu beiden
Seiten des Fluſſes, bis nach Z udachara hinab , alss
dann aber nur auf der Rechten und auch nicht ganz bis
zur Vereinigung mit dem atala. In Weſten trennt
‫܀‬

fie ein hoher Gebirgsrúden und der Fluß von den Awa.
tiſchen Gulchudari und von den Zubachara , in Norden
baben ſie die Alufcha, in Often ſcheidet fie ein hobes
Schneegebirge von den Skara Ckaitad , Kubitſchi und
a tuſda, und in Süden ein anderes, Namens Kochmas
dagb , von den K’ulmuchi und von dem Gebiete
Skurah.

Die Glafi - Ekumůd ſind eifrige Muhamebaner


der Ssunniſchen Sekte , verwegene Räuber und ſehr
*
146
tapfer. Sie wohnen in ſchönen und fruchtbaren Thå:
lern , die zugleich beträchtliche Ebenen mit Wielewachs
enthalten ; deshalb haben ſie viel Bieb und beſonders
Schaafe, ſo wie hinlånglichen. Acerbau , obgleich das
Getraide, wegen der Kålte von den benachbarten Schnees
gebirgen , ſpåt reif wird. Ihr Chan führt den Titel
Chan butai oder Chamutai : Chan , beißt.jett M 03
hammed .: S su r chai, iſt ein Feind der Ruffen und
tann 6000 Mann , im Notfall aber auch noch mehr,
in's Feld ſtellen . Außer ſeinen eigenen Untertbanen , find
ihm auch die Leighier in Ischilic verbunden , und
er beſigt jeßt den größten Theil des Gebietes von Okus
rah. Die Anzahl der Dorfer der Ckafi - Ekumůd be:
Tågft fich über hundert, aber der vornehmſte Ort iſt
Sdach ar -, Ckumud , oder vorzugsweiſe Scha »
.

char (die Stadt ) genannt. Er ſteht ganz oben unter


dem Schneegebirge auf der Rechten des Fluſſes und zählt
über 400 Häufer. Hier iſt der Wohnort des Chambus
tai - Chans. Höher am Fluſſe ſtehen die Dörfer Noa,
Wetſcha und Koch madag hx ganz oben im Schnees
1
gebirge. Ueber das lektere geht ein Weg nach Daghe
ftan, der långs dem Surieni fortläuft und nach Derbend
führt. - Unter der Stadt ſind noch bis Zubachara die
Dörfer Kular und Ssumat, zu bemerken.

.
147

Gebiet deß Scham chal von Darchu.

Schamchal iſt der Titel des Fürſten , dem die


Gegend von Tarch u , und überhaupt die ganze , in
Dagbeſtan von Gkumůdiſchen Tataren bewohnte , Pro
vinz zugehört , die ſich vom rechten Arm des unteren
- Cloiſzu, der Otura Croifau oder Ssulat genannt
wird , bis zum Gebirge von Buinad und zum Bache
Urußai bulad erftredt , und in Often vom Meere,
in Weſten aber von den hohen Gebirgen des Kaukaſus
begränzt wird. Aus dem Derbend - nameh ſieht man,
daß dieſe Würbe um's Jahr 734 n. Chr. vom ara:
biſchen Heerführer Ebû Mußlem geſtiftet wurde, und
von dem erſten, welcher ſie bekleidete und Schabaleb.
bieß, ihren Namen erhalten hat ; woraus in der Folge,
durch eine verdorbene Ausſprache, Scham chal gemacht
worden iſt. Damals war, dies der Statthalter über
das ganze nördliche Dagheſtan, und ihm waren ſowohl
die ofilichen Lesghier, als auch andere benachbarte Stám.
me unterwürfig. Als die Macht der Chalifen anfieng
zu ſinten , benugten die bereits erblichen Schamchale
bie Gelegenheit, fich unabhängig zu machen, und, durch
ihre Gebirge geſichert, bielten ſie es nur mit der Pars
thei , die ihnen die machtigſte zu ſeyn ſchien , und von
cibenen Vortheil
der ſie den meiſten
der Perſiſchen Dynaund
şu hoffen hatten . Unter
3

ſtiediedemeiſten den ſie noch


i ftaneren
r. S $ ufLesghi
fehr im Unſehen gehorchten
ihnen. Auch führten ſie den Titel Wali Dagbeſtano
K 2
148 1

oder Statthalter von Dagheſtan , und erhielten vom


Schab eine jährliche Befoldung von 4000 Tuman oder
40,000 Thalern. Bei ſeinen Lebzeiten hatte der
Scham chat das Recht, ſich einen ſeiner Söhne , oder
Verwandten zum Nachfolger zu erwählen , der dann
ben Titel Kerim Scham chal erhielt. Seine Haupts
pflicht gegen den Schah war , die nördlich vom Kau
taſus wohnenden Tataren und Ruffen und auch die
benachbarten Leśghier und andere Kaukaſier von Eins
fallen in Perſien abzuhalten , die ſie ehemals ſehr
gern unternahmen . Allein die glånzende Periode der
Schamchal's endigte mit Peter 1. Eroberung von
Dagbeſtan.
Bor berſelben war dil Gerai Schamchal in
Tarchu und dem Ruffiichen Intereſſe ſchon früher era
geben , ſo daß man wirklich ſagen kann , er habe nicht
wenig dazu beigetragen , daß fich der Kaiſer entſchloß,
im I. 1722 nach Perſien zu gehen. Auch begab er ſich
damals unter Ruſſiſchen Schuß und fam nach Terki
zum Kaiſer in das Lager. Weit er aber durch die än:
legungrieder Feſtung zum heiligen Kreuze (SS w i å toi
P
/ Kreft) , an ſeiner Grånze, von den Ruſſen beleidigt
zu ſeyn glaubte und die Türken ihn für ſich gewonnen
hatten ; ſo verſammelte er 1725 ein Heer von 80,000
Mann , um damit jene Feſtung zu überfallen . Allein
der General Siropo to'w ſchlug ihn 'und zerſtörte
Darchu. Der Kaiſer hob auch die Würde eines Schams
chal auf , und Adil Gerai ward nach Kola gebracht,
wo er bald darauf ſtarb. Dennoch erhielt nachher ſein

1
.

149

Sohn Clasbulat die Schamchal - Würbe, und , Ruſ


fiſcher Seits , einen jährlichen Gehalt von 3000 Rus
beln Silber. Seitdem hat es zwar immer Schamchal's
gegeben , allein ihr Anſehen iſt bei weitem nicht mehr
fo groß, als es ehemals war ; wozu die Unlegung der
Zerekſchen Linie und die Bergrößerung von Kislar be
ſonders viel beigetragen hat. Seit 1786, ſteht der
Schamchal, als Vaſal des Reichs im Ruſſiſchen Solde.
Der jebige beißt Mehtii hat den Charakter eines
Ruffiſchen Geheimenraths ( General - Lieutenants ) mit
einem Sebalte von 6000 Rubeln Silber. Er kann nur
2000 Mann in'$ Feld stellen , aber die Lebghier.'von
$

Akuſcha 1, mit denen er in ſehr gutem Vernehmen


ftebt, ſind, fobald er es bedarf, bereit ihm mit 12 bis
14,000 Mann beizuſtehen . Das Geſchlechtsregiſter des
Swamchals von adil Gerai iſt folgendes :
sit
‫شراء‬ 1. Udil Gera i bis 1725

2. Sta 8 bulat b. 1760

Mehty Stulthan Murad Beg Ebbar Muhameb.


C ... Bir war kurze Zeit Schamchal

3. M ur taß - U'aly, biß 1784. 4. Set uBa miedo


Udil Øerai. Şemſe Bey. Eldar-dan. 5. Mehti, Schabaß Serai.
regiert ießt.

Das Gebiet des Schamchal iſt 102 Werſt von N.


nach S. lang , und von der See bis zum Gebirge
1

50 Werft breit. Die Ebenen am Meere ſind ſehr ſchön


und fruchtbar, die Gebirge, aber felſigt und ſteil , und
nach der See zu beſtehen ſie aus einem Kalkſtein , der
150
ganz aus verſteineten Muſcheln ' entſtanden ju leyn
fcheint. Dieſelbe Maſſe zeigt fich auch an den Ufera
felbſt , bie ant mehreren Stellen vom Erdbeben große
Riffe haben . Die Ekumůden find Stunniſche Muha
medaner , dabei aber, wie ihre Nachbarn , Räuber und
Sclavenverkäufer. Sie haben gute Weinberge, Gärten ,
&erbau und Viehzucht und ziehen auch viel Baums
wolle, die hier häufig wächſt. Die beiden Hauptflüffe
im Lande heißen Torkali und Manà ß. Der erſte
wird auch Juntorkali, Tortali Dren oder Oren
fchlechtweg genannt, welches leßte Wort im Clumüdiſch
Zatariſchen F1 u 5 bedeutet und kommt von Súdweſt
in zwei Armen aus dem hohen Gebirge , die fich bei
Kantsch uga i pereinigen ; allein nach einer guten
Meile theilt er fich wieder bei Zorkali, und ſein
füdlicher Arm geht unter bem alten Namen zum Meere,
der nördliche aber wird Baka ß genannt und bildet im
falzigen Boden an der See Moråſte. Südlicher als
dieſer Fluß entſpringt aus Súdweſt, zwiſchen den höchs
ften Gebirgen , im Gebiete von 4kuſcha , der Ulu
(große) Manaß in zwei Urmen, die ſich an der Grånze
des Gebiets des Schamchal's vereinigen . Nach unzåhs
ligen Krümmungen tritt dieſer Fluß , der ſo wie der
vorige , beſonders im Monate Mai, wenn der Schnee
ſchmilzt , febr reißend iſt , aus dem Gebirge in die
:
Ebene", nachdem ' er zuvor ben , ebenfalls aus Südweſt
I

kommenden , fitfchi (kleinen) Manaß in ſeine Linke


aufgenommen, und fáat mit einem Hauptſtromé und
einigen Nebencanålen in's Meer.
151
:: Darchu hieß ſonſt Ssemenber , liegt 5 Werfte
von der See und eben ſo weit in Norden vom Bache
25 ch erfas Dren , in einem großen Thale , zwiſchen
hoben Felſen , welche die Stadt von drei Seiten ums
ziehen und nur von der Seeſeite offen laſſen . Der
Pallaſt des Schamchal's ſteht im böchſten Theile der
Stadt , fo - daß man ſie ganz daraus überſehen kann,
Die Straßen ſind ziemlich unordentlich angetegt ung
die Håuſer , deren man 1080 zählt, nach Aſiatiſcher
Art mit flachen Dächern gebaut. Beſonders mert:
würdig - ſind die Waſſerleitungen , die das Waſſer aus
den Quellen der höchſten benachbarten Berge in den
Palaſt des Schamchal's , und von dort in alle Hefe
und Pferdeftále führen ,, auch einige Waſſerbehåltniffe
in den Hofen , und Baſſins in den Zimmerni morin
man ſich im Sommer abkühlt , anfüllen , und endlich
die Stadt und alle Häufer mit Waſſer verſorgen. Die
Anzahl der Einwohner beläuft ſich auf 10,009 ; fie find
Ckumúden , Armenier und Georgier , die mit Rußland
und Perſien Handel treiben und von derbau , Baums
wollen - Pflanzungen und Seidenzucht leben . Drei Werft
nórblich von Darchu fieht man, in einiger Entfernung
pon einander , drei Walle oder Mauern von Steinen
jaufgeführt, die ſich pon den Bergen , bis zur See era
fireden und in alten Zeiten zur Beſchüßung der Stadt
angelegt zu ſeyn ſcheinen . Dieſe Mauern ſind 2 Werfte
Jang, und einen Faden dick, aber fchon ſehr zerfallen .
Nicht weit von der Stadt iſt 2 auch der große Salzfee
Turkaly , aus dem Fich die Ckumůdon mit Salz ver:
feben. Südweſtlig von Darchu if der hohe Berg
152

Schewch an , auf dem der Bach 28 cherlaß Dren


entſpringt.
1.
Im Gebiete des Schamhals findea fich noch for:
gende merkroúrbige Orte - Umirdha'n : tend ( tend
bedeutet Schloß, auch Dorf), ganz weſtlich von Zarch ú
auf 30 Werfte entfernt , ein befeſtigter Ort an der
rechten Seite des rechten oberen Urmes des Dorkari
Dren. - Albur - kend, dicht an der Nordſeite von
Darchu , auf einem hohen Berge, hat 300 Häufer. -
Atibojun, an einem Bache, der zum Dren geht , im
Gebirge, 92 Werfte in Weſten von Darchu , iſt wegen
der Große und Schönheit ſeiner Männer und wegen
feines vortrefflichen sObſtes berühmt. Skarabubach
oder Skärabdu di der Hauptort mehrerer benach .
barten Dörfer , in dem Winkel, welchen der große und
Kleine Manaß bei ihrer Vereinigung machen . Die Bea
wohner dieſer Gegend find reich , haben viel Schaafs
heerben und fleißige Weiber. Die Menge der Garten
und ihrer wohlſchmedenden Früchte vermehren das Eins
kommen dieſes Stammes , der 3000 Familien gåhit.
Allein die benachbarten Lesghier helfen auch einen Theil
davon mit verzehren. 1 Bon hier in Südoſten liegt
am Gebirge, und nur 5 Werſte vom Meere, die Stadt
Buinat , die aber nicht ſo groß als Bardh u iſt.
Dieſer Ort wird , nach einer alten beibehaltenen Ges
8

wohnheit , allemat dem Kerim- Scham dhalí oder bea


ftimmten Nachfolger des Schamchals, eingeräumt, dér
auch daſelbſt ſeinen Sie hat und feinem eigenen Namen
den von Buinat als Sitel vorfekt. Micht weit von
1

!
153

dieſer Stadt in Süden fieht man im Gebirge Uebeta


refte einer alten Stadt , und bei demſelben eine Arabiſche
Grabſchrift , die im Jahre 1235 einem Scheich von
Muhamed's Familie gereßt worden ift. Die Grange
des Diſtricts von Buinat , und des Gebiets des
Schamchals , macht der Bath Urußa ibulad oder die
Ruſſenquelle, welcher ſeinen Namen davon erhalten hat,
weil im Fahre 1734 die Ruffen , an ſeinem Ausfluffe
in die See-, eine kleine Feſtung anlegten , die aber bald
wieder verlaſſen wurde. In der Gegend von Buindt
findet ſich auch , an verſchiedenen Stellen , eine den
Pferben-- tödtliche Grasart ; von der fie erſt toll. werden
und endlich ſterben. Man pafſirt dieſe Gegenden fo
fichnell alsº möglich und legt den Thieren Maulkdrbe
vor, die ſie am Freſſen hindern . ·
3

Der weſtlichſte Theil des Gebietes des Schamchals,


im hohen Gebirge, iſt unter kleine, mit ihm verwandte,
Sürften getheilt , die Abgaben entrichten und Húlfsa
truppen ſtellen , obgleich fie ehemals nur ſeine Statts
halter waren . 1) . Der Fürſt von Erpeli, eines großen
Gebirgsdorfes an der linken Seite des nördlichen , oberen,
Urmes Ses Xortali . Den. 2) Der Fürſt von
Gubben, eines kleinen Diſtrictes, der båber am anderen
Flußarme liegt, und in Süden mit den Akuſcha grånzt,
mit denen er håufig blutige Kriege geführt hat. .
Die
Einwohner find Ekumúden und auf 3000 Familien
-ftark. - 3) Der Fúrſt von Stafaniſch, einer bes
vollerten Stadt am fúdlichen Arme des Dien . Ein
großer Theil der Einwohner beſchäftigt ſich mit der
154

Perfertigung der langhaarigen Filzmantel, die von den


Rufſen Burki , von den Sataren aber Sapindíbi
genannt werd.n , womit ſie alle umliegende Drte, ſelbſt
?

Perſien und Armenien verſehen.


1 Auch wiſſen sie den
in ihren Bergen vorkommenden Glaslopf auszuſehmelzen
und bedienen ſich dazu niedriger Krummófen , deren
+

Gebläſe durch Waſſerräder und Blaſebalge , auch an


4

anderen Orten durch Waſſertrommeln unterhalten wird.


Nach nochmaligem Umſchmelzen des Eiſenblockes , eta
halten fie ſehr geſchmeidiges weißes Eiſen , aus dem ſie
ihren Stahl ſelbft verfertigen und zu . Flinten , Såbeln,
Dolchen und anderen Sachen anwenden . 4 ). Der Fúrft
5

por Dehingutai , Namens Uli : S Sulthan , ift


ein Verwandter des Schanchal , und bat im Sabre
1784 noch die Beſibung Dugreli feines Bruders
2 hhmed- chan an ſich gekauft. Er kann für ges
wöhnlich nur 1000 Mann ſtellen , allein , wenn er auf
Räuberzüge ausgeht , durch Lebghier und anderes gua
fammengerafftes Gefindet, dieſe Anzahl verbreifachen. Er
iſt ein Verbündeter des Awar - chan und legt durch der
fen Vermittelung , dem U : fcheine nach in Frieden mit
den Ruſſen . Sein Gebiet ſtoßt in Dſten an das des
Schamchal, in Norden an Glafanifch , in Weſten an
Gubden und ſüdlich an die Ukuicha. Der Hauptort
Dshingutai, am linken oberen Arme des Manaß, bes
fteht aus 500 Häuſern und hat , so wie der ganze
Diſtrict , gut unterhaltenen 2der - und Gartenbau ;
auch iſt die Viehzucht nicht vernachläffigt. Beilers
tend , ein Ort von 200 Häuſern - Klein- oder
* Unter . Delfingutai, an demſelbeno Flußarme, hat
155

530 Häuſer. - Noch weiter unten liegt Dugrelin; eiu


wohlhabendes .Stádtchen. So ist irg'ing
Sonf behauptete auch der Schamchal, Dberherr des
Lesghiſchen Freiftaats Ukurdha zu feyn , von dem an
3

feinem Drte gehandelt worden iſte ,

Gebiet des uß mei der skaitad


und Claradaitad .

So wie Schamchal'iſt auch usmei, aber u Bmei,


ein Zitel , der mit jenem gleichzeitigen Urſprungs iſt , denn
734 n. Chr. fegte Ebû Mußlem einen Statthalter, Namens
bemfeh åber das Land der Claitad, deffen Umt erb
lich wurde und der ſich nachher unabhångig machte.
Ußmei fou aus Hhemſeh entſtanden feyn und noch jest
führt jeder Usmei den Namen Shemſeb. Der jekige
heißt Emir Mama Bey Hemfe , huldigte 1799 der
Krone Rußlands, erhielt den Charakter eines wirklichen
Staatsraths (General:Major) und ſeitdem einen Fabr
gehalt von 2000 Rubeln Silber. Sobald dem Uzmei
ein Sohn geboren wird , fichidt er denſelben in das größte
Dorf des Landes , woſelbft die Weiber ihn der Reihe
nach an die Bruft legen. Darauf wird das Kind nach
I einem anderen Dorfe gebracht, und ſo fort im ganzen lande
herumgeſendet und geſäuget, bis es entwöhnt iſt. Dieſer
Gebrauch gründet fich darauf, daß im ganzen Kautaſus
in
356
berjenigeen welcher die Bruft der Mutter einer Familie
geſogen hat , als Mitglied derſelben angefehen wird.
Selbſt bei erwachſenen Perſonen iſt dies der Fall, und
wenn man eine recht feſte Freundſchaft fchließen will, ſo
geſchieht es durch dieſe Geremonie. Mit feinen Brüdern
kann der Ußmei 7000 Mann ſtellen ( er: allein 5000 ),
und die Totemiſch , ein kleines Bolk , das zu ihm ges
hört , ftellt 1500 Mann. Sein Gebiet liegt dem des 1

Schamchal in Süden und nimmt am Meere nur eine


Strecke von 40 Werſten ein , dehnt ſich aber deſto weiter
nach dem Gebirge zu aus. In Norden und Nordweſten
trennt es der Bach u rubai: bulad und ein hoher
Gebirgsrúden vom fande des Schamchal und den
Atuſcha ; in Weſten hat es dieStubitſchi und das Schnees
sgebirge, welches es von den Gtaſi - Gkumůd fcheidet.

Sn Süden ' macht der Fluß. Derbach und der hobe


9

Gebirgsråden von Thabaßeran ſeine Gränze mit diefem


Lanbe. : Die Ebene an der Seetüfte, welche von Norden
nach Süden bis zum Flufie Derbach immer breiter wird,
iſt größtentheils von kleinen Satariſchen Horden der
Seredameb bewohnt. Die Glaitad haben ihre
Dörfer weſtlicher zwiſchen den Flüſſen Hhamrú Dſen und
Buam und die Elaradaitad oder ſchwarzen
( armen ) Tkaitad wohnen ſüdlich von ihnen , am
Derbach und gránjen mit Shabaßeran. Der Name dieſes
Boltes iſt im Raukaſus ſehr alt , denn ſchon Ptolemåus
( im aten Fahrhundert ) Pennt im nördlichen Albanien ,
dem jebigen Dagheſtan und Schirwan , eine Stadt Shas
dacha in Südſúdweſten pon! Chobata ( wahrſcheinlich
157

Gubben ). Die Araber im Mittelalter nannten den


oftlichen , ja felbft den ganzen , Kaukaſus Berg der
Ekaita'd ( Dshebaľ ot Cfaitad ) und der Geograph
Maßudi, der um's Jahr 948 n . Chr. Ichrieb , ſagt:
*

i, Der Berg der Ekaitad iſt ein großer Berg, und


berühmter Diſtriet, der viele Reiche und Völker in fich
begreift. 65 wohnen auf demſelben zwei und flebenzig
,,Vitter, von denen jedes ſeinen König und ſeine eigen
thümliche Sprache hat. Dieſer Berg hat viele Ruden
mund Thåter. In einem Feiner engen Påſſe liegt die Stadt
Babůl Ebw ab ( Derbend), weiche Robru Anuſchits
,,wan zwiſchen ihm und dem Meere der hasar er
„ baut bat. Uuch legte er die Mauer an , welche ſich
,,vom Ufer des Meeres auf eine Meile weit in daſſelbe
vierſtredt, dann in die höchſte Gegend des Berges der
,, Skaitach bis zum Schloſſe Ihabariſtan ( Thabaßes
yran ) fortlauft, und auf dem Berge und in einem ſeiner
„Paſie ' 40 Parafangen ( 24 T. Meilen ) weit , eine
,,Schußwehr bildet. Er brachte von 3 bis 4 Meilen ,
Moder in geringeren oder größeren Zwiſchenråumen , wie
nes der jedesmalige, eine Lhůr machende, Weg er forberte,
1,ein eiſernes Thor in dieſer Mauer an , und ſtellte bei
vijedem eine Schaar gegen die Eintretenden auf, um das
,, Ihor und die nahegelegenen Gegenden der Mauer zu
bewachen , und die benachbarten Gebirgsvölker,1 Chas
viſaren , kan Stamme der Türken , die vom Throne
.. ( dem goldenen , von dem die Araber des Mittelalters
prviel erzählen ), und andere ungläubige Bilker abzuhale
' ,ten . Der Berg der Okaita chift ſeiner Größe nach ,
man mag nun auf Bohe, Länge oder Breite ſeben , einer
958
der ausgezeichnetften Bergen, vielleicht der größte von
1
vallen . Um ihn wohnen Völker , die nur ihr Schöpfer,
indeffen Name gebenedeit fey , zu zahlen vermag. Einer
viſeiner Zweige iſt gegen das Meer der Chafar in der
v;Gegend von Bab úl Ebwab gerichtet, wie wir bereits
pemerkt haben . Undere laufen gegen das Meer Pontus
wldas ſchwarze ) hin , von dem ich früher geſprochen
babe" u. . w. -

In ſpäteren Arabiſchen Schriftſtellern findet man


ſtatt Chaitach, durch Perſekung der diacritiſchen Punkte
Faita d und ſtatt Dfheb al or Cl aitad, D Shebal
of Fathh ., d. i. Berg des Sieges, geſchrieben . Ubur
feda, der bald nach 1313 ſchrieb ,1 fagt: ,, Der Berg
der Etaitad erſtreckt ſich vom Meere der Chaſar,
bei der Stadt Babůl Ebwab:( Derbend , nach Süden.
1,Nach dem Verfaſſer des Udſis wird er auch Dehebal
viol 21soni, 0. i. Berg der Sprachen , genannt, weil
„viele Wölfer von verſchiedenen Mundarten auf dems
oſelben wohnen , deren Unzahl , nach Einigen , ſich auf
1

w dreihundert belaufen ſoll. Un ſeiner Nordſeite wohnt


Joas Volk der Claitad , und auf der Südſeite das
der letsi. Von Bab úl bw ab reicht er bis zur
,, Grånze der Griechen , ſo weit, daß man einen Monat
.

mzur Reife braucht. Seine Südſeite gleicht einer Mauer;


denn ſie iſt unwegfam und unüberſteiglich und ſo ſteil,
als wäre ſie mit Lerten behauen . Die Breite beträgt
nzehn Tagereifen, und zum Lande der Türken kann man
vrnicht anders kommen , als auf einem drei Meilen langen
Wege, zwiſchen dem Meere der Chaſar und dem Fuße
:
159
i dieſes Berges. Dort führte- Unuſchirwa eine Mauer
von Steinen , die mit Blei verbunden wurden , auf,
i „nachdem er mit dem Könige der Chaſaren Frieden ges
wſchloſſen und ſeine Einwilligung zu dieſem Unternehmen
erhalten hatte. Die Shore in dieſer Mauer hatten
reiſerne Ibürflügel und wurden deshalb Bab ol
T! „Ha didi, d. i. eiſerne Thore, genannt. In dieſem
Berge ſind zehn Uebergånge , von denen der mittlere
,,der größte iſt, den er ebenfalls mit einer Mauer und
1

,, einem Thore verſchloß, welche Babol tan oder das


Ihör von lan heißt." (S. m. Keiſe Tht. I. S. 69.) -
7
1
Die Sprache der Gkaitad und Faradaitad
fommt mit der Glaſi- Crumudichen überein , und iſt
21 mit vielen Datariſchen Wörtern vermiſcht. Beide Bölfers
M ſchaften gehören im Grunde zu Einem Stamme und
; ſind große Räuber. Die Ckaitack haben ſchönen Uders
bau in den Ebenen , Weinberge und Gärten und bez
ſonders treffliche Biebweiden , wishalb auch die Akuſda
und andere Lesghier , wenn tiefer Schnee die Gebirge
bededt, ihr Vieh auf der Ckaitadiſchen Weide halten,
und den ganzen Winter , der hier ſehr gelinde iſt,
darauf gehen laſſen ; dafür aber dem Ußmei einen gea
wiſſen Zoll geben , welcher, weil über 100,000 Schaafe
angetrieben zu werden pflegen , ziemlich beträchtlich iſt.
Die Claradaitack bewohnen eine ſchlechtere Gegend
in 'den Bergen und ſind nicht ſo wohlhabend. Doch
baben ſie auch etwas acerbau unten in der Ebene und
1
treiben zugleich auf den Bergen ziemlichen Handel. Sonſt
find fie tapfer, gute Reiter und ſchießen ſehr gut. So
i
160

wie die Claitacť bekennen fie fich zum Išlam der


Stunniſchen Sette.
Die Hauptflüſſe des Landes geben faſt alle in einer
Richtung von Südweſt nach Nordoſt dem Meere zu . Der
nördlichſte iſt der Intfche, darauf folgt der Hhamrú
.

Dren oder Hh umrú - tidai , der im Diſtricte der


Kubitſchi entſpringt und kurz vor ſeinem Einfall in's
Meer fich in mehrere Arme zertheilt , die ſich nicht
wieder vereinigen . Zwiſchen dieſem und dem folgenden
Fluſſe iſt in einer moraftigen Ebene, nicht weit von der
See, ein Schwefelbad, das nur mittelmäßig warm und
mit einer Mauer umgeben iſt. Der Geruch iſt ſtart
ſchwefelicht und es fou wider die Kråke und gegen
Gliederſchmerzen ſehr gute Dienſte thun. Allein es
wohnt bei demſelben kein Menſch,' nur die Borůbers
reiſenden baden ſich dort. Der Fluß Buam entſpringt
bei den Cfaradaitad ſüdlich von Kubitſch im Schnees
gebirge. Zuf der Hálfte ſeines Laufes theilt er ſich in
zwei Urme,' von denen der linke ulu ( der große )
Buam , und der rechte Kitſchi ( der kleine ) Buam
genannt wird. Beide gehen beſonders in's Meer , werden
aber wieder durch einen Kanal zwiſchen Dihemi Kend
und Schach bas verbunden. Der Derbach entſpringt
ebenfalls im Schneegebirge bei Diwed , läuft auf der
Nordſeite des Bergrúdens von Thabaßeran fort, und
macht die Grånze mit Dhabaßeran und dem Derben
biſchen Gebiete.
Das Land des usmei beſteht aus fünf Diſtricten .
1) Fotemiſch, auch attemiſd , iſt der nörblichfte und
161
{
liegt zwiſchen dem Bache Urußai : bulak, dein Gebirge,
dem Meere und dem Fluffe Intiche. Er wird dem
jedesmaligen Nachfolger des usmei eingeräumt. Das
Hauptdorf iſt jotemiſch an der Rechten des Intſche
und an derſelben håber hinauf in's Gebirge muregbi.
Die Bewohner dieſes Diſtricts finb Etumúdiſche Dataren
und Stunniſche Muhamedaner , gut beritten , führen
Sábel und Feuergewehr und leben vom Feldbau und
der Viehzucht. Dbgleich fie an der See Uder genug
haben , ſu bebauen ſie denfelben doch nicht, theils wegen
der Trockenheit, theils weil das Getraide faſt aljáhrig
von Heuſchreden : Schwarmen verzehrt wird. Deshalb
a

måſſen ſie fich im benachbarte Diſtricten , ganz nahe


unter dem Gebirge Leder ſuchen , welche feucht ſind,
und von den Heuſchreden verſchont bleiben.

2) Kutſe begreift die oft fehr Ichinale .Ebene,


; vom rechten Ufer des Intſche , bis :zum Derbach . Die
Bewohner ſeiner zwölf Dörfer find Ekumůden , allein
unter denſelben ziehen auch einige kleine Uůl oder
2 Horden der Taretama h oder Jeredemeniſchen Dataren >

herum. Die Gegend ift febr fruchtbar und hat Seidens


bau und Viehzucht. Beim kleinen Buam fångt ſie an
waldig zu werden bald aber öffnet fie ſich wieder in
eine ſchöne Ebene, und damit dieſem Boden die Wafa
ſerung nicht fehle, ſo iſt der große Buam in unzählige
Waſſerleitungen getheilt, hinreichend der Trođenheit der
Erde zu widerſtehen , welche durch die beſtändigen Sees
winde verurſacht wird. Auch weſtlich, wo fich Kutje
dem Gebirge nähert , iſt viel Wald , der ſich in dieſer,
162

fruchtbaren , und gewiß ſehr angenehmen , Segend


überall vervielfältigen würde, wenn man den Fortwuchs
nicht durch ofteres Uushauen hemmte í und den ges
wonnenen Boden zu Uderland anwendete. Mehrere
Drte an der See ſind hier falzig , auch quillt an
manchen Stellen Bergtheer aus den Felſen. Zwiſchen
dem großen und kleinen Buam , nicht weit vor ſeinem
Ausfluffe , liegt an der Rechten des erſten das Dorf
Beritótfch , das von einem eben ſo genannten Data:
riſchen Stamme - bewohnt wird , der noch einige benachs
barte Dörfer inne hat.

3 ) Der Diſtrict Barfchli liegt weſtlich vom vorigen,


wird von Claitad bewohnt und enthalt in ſeinen
Dörfern 1200 Familien , die alle ſehr wohlhabend find
und Handel , aber auch Rauberei treiben . Ihre Häuſer
unterſcheiden ſich von den Ckumüdiſchen dadurch , daß
1

ſie von Ziegelſteinen aufgeführt find. Der Hauptört


ift Barfdhli , der Sik des uſmei, welcher auch wegen
eines dabei vom 2h hmed - Hemfe, der zu Unfang
des vorigen Fährhunderts Ußmei war, erbauten feſten
Schloſſes, uhhmed : kend genannt wird. Er liegt an
dreißig Werfte vom Meere , im Gebirge , an einem Bache
gleiches Namens." ulu ( Groß ) H humry , eine Feſtung,
eine Meile in Weſten von Barſchli. Slaja - lend liegt
s

im Nordoftoft vom Hauptorte an der Linken des Hbumry


tſchai, und war im älterthume eine, unter dem Namen
Settin D8hinaver, Tehr berühmte Feſtung der Cha
faren .

1
163
4) Irtſchamür liegt ganz füdweftlich im hohen
Gebirge , an der Linken des oberen Derbach und
wird von Ckarađaitad bewohnt, die theils muhames
baniſchen , theils jüdiſchen Glaubens find. Die Haupt:
drter find Barſch amei, Irtſchamur, und Diwek,
Que von unten herauf in einiger Entfernung vom Ders
bach . Schurkulamam liegt höher , an einem Bade
der Rechten des Buam .

5) Der Diſtrict von Medſhaliß , füdlich von


Barſchli, und jüdweſtlich von Kutſe, im Vorgebirge,
iſt außerordentlich fruchtbar, und beſonders wegen ſeiner
vortrefflichen Trauben berühmt; die hier ohne beſondere
Wartung wachſen . Allein die Einwohner verſtehen den
Wein nicht gut zu bereiten, denn ſie laffen den Moſt
entweder bis zur Dicke eines Syrups einkochen , der
den Namen Duſchab erhält und mit Brot gegeſſen
wird , oder fie rauchen ihn zur Hälfte ab und laſſen
ihn dann gåhren . Machher pflegen einige ben Wein
mit Roſenwaſſer' zu vermiſchen , welches einen erguiden
5

den und wohlſchmedenden Drank giebt. Die Muhame:


daner Keltern ihren Wein nicht ſelbſt, ſondern verkaufen
die Erauben an júdiſche oder chriftliche Hanoelsleute,
trinken aber den , von dieſen daraus gemachten . Wein
1

ſehr gern . In dieſem Diſtricte wohnen größtentheils


Skaitad und höher hinauf ſind einige Dörfer der Elas
radaitack. Der Hauptort iſt hier Medfhaliß , d. i.
die Zuſammenkunft , alſo genannt, weil ficha ſonſt die
benachbarten Fürſten daſelbſt verſammeltena ym über
Derſchiedene Dinge zu berathen ; ein großes Dorf am
1

164
Ulu - Buam . ' Zwanzig Werſte öftlich davon liegt Welis
tend an der Rechten des Kitſchi-Buam . Wenige
Werſte nördlich von dieſem , auf dem Wege nach
Barrali, liegt ein Dorf, das Tatlar genannt und
von Dat bewohnt wird. So heißen nämlich in Schirs
wan , Dagheft an und dem nördlichen Perſien
die armen Kaufleute, welche lange Ride, die bis an
die Knie geben, tragen und eine lingua franca ſprechen,
welche aus Perfiſchen , Tatariſchen und Armeniſchen
Wörtern gemiſcht iſt. Auch Juden werden zu den Tat
gerechnet.

I h. a b a B e I a .

Thabaß eran, oder wie die Perſer Foreiben, Ihas


berberan , iſt eine kleine , von hohen Gebirgen durch
ſchnittene Provinz , die in Mörben durch den Fluß
1

Darbach und durch einen , nach ihr benannten Gebirgsa


rüden vom Lande der Ckaitad und Ekarađaitad ges
trennt wird. In Often grånzt ſie an das waldige
Gebirge des Derbendiſchen Gebiets ; in Süden grångt
fie an die Kuråli, unb in Weſten wird ſie.Darch den
oberen Theil des Fluſſes Gurieni, der.Ugula heißt,
von den Craft- Clumůd geſchieden . Der Hauptfluß ift
der Rubaß , welcher ganz oben im Schneegebirge,
über dem Dorfe Dehumi entſpringt, das Land in der
Mitte durchſtromt, den aus Südweſt kommenden Bach
165
Syfyd aufnimmt, dann in das Gebiet von Derbend
eintritt und ſich in's Meer ergießt,

Zwiſchen den Gebirgọn liegen fruchtbare Dhåler


und das Klima des Lande3 iſt gemäßigt. Die Eins
wohner , die 10,000 Familien ſtark ſeyn ſollen , fins
Resghier, und ſprechen eine beſondere , noch wenig besi
kannte Mundart , die aber mit dem Clafi- Clumüdiſchen
Kehnlichkeit haben foll. Sie fino Muhamebaner ber
Ssunniſchen Sekte und leben vom derbau und von
der Biehzucht. Diejenigen , welche nabe an Derbend
wohnen , ſind etwas gebildeter, haben guten. Uderbaur
Garten und ein recht Ichönes Land ; allein die entferns
.

teren , welche mit den Kuráli und Claſi- Çkumůd gränzen ,


fino rohe und zügelloſe Räuber. Die benachbarten
Gebirge mit ihrem ewigen Schnee verurſachen , daß
dieſe Gegend zum 4derbau zu talt ift. Auch haben
fie nur wenig Wald und leben daher fehr elend und
wild mit ihrem Vieh. Sie führen Pfeile und Bogen
Flinten und Såbel und ftanden fonft unter Derbende
find; aber jegt nur ihren eigenen Fürſten unterworfen.

Thabaßeran iſt unter drei Fürſten vertheilt, vor


denen der mächtigfte den Titel Cladbi von Ih as
baferan und ein anderer den Titel Ma'u Bum führt.
Beide ſtammen ebenfalls von der Zeit des Ebú Mußlem
her , der ( 734 1. Ch. ) einen gewiſſen Ma'a ßum zum
Statthalter des Landes machte und ihm zwei Otadbi
oder Richter zugab , die das Volk in Glaubensſachen
unterrichten ſollten . Dieſe Titel wurden nachher erblich ,
166

únd jeħt heißt nur der vornehmſte Fürſt Stadhi , und


der ihm in Macht und anſehen folgende. M a'u s um
doch gehören alle Fürſten zu derſelben Familie und find
gewöhnlich Brüder. Zuſammen können ſie auf 6000
Mann ſtellen. Der Efadhi von Thabaßetan iſt jetzt
Rußtöm - beg Saurab und der ålteſte Bruder.
hat ſich 1799 zum Ruſſiſchen Baſalen erklärt ,1 erhielt
den Charakter als Staatsrath ( Brigadier ) und einen
jábrlichen Gehalt von -1500 Rubeln Silber. Er kann
höchſtens 2000 Mann ſtellen . Sein Gebiet liegt im
nördlichen Sheile desLandes ," am Fluſſe Darbach. Sein
gewöhnlicher Uufenthaltsort iſt das große Dorf Serbi
öder gerbit am Darbach , 30 Werſte weſtlich von
Derbend. Ein anderes bedeutendes Dorf iſt Hhamidi,
go Werſte weſtlich von Derbend im hohen Gebirge.

Der M a'u ßum von Thabaßeran heißt Mohh ams


med undwohnt gewöhnlich růdlich im Dorfe Kertf ch ag
am Bache -Syfyd, iſt nuch unabhängig und kann
2000 Mann aufbringen. Sein Gebiet ſtoßt in Aſten
44

ar das von Derbend , in Süden und Weſten aber an


das der Rurali und Claſi - Ekumůd . Der dritte Bruder
heißt Mahhmud, iſt ein Bundesgenoffe des Scheichs
Lalitha n von Cluba, kann gegen 1500 Mann ſtellen ,
und wohnt am weſtlichſten im hohen Gebirge. Sein
Hauptort iſt Diwen im hohen Gebirge.

Bon einer Stadt, Namens Ihåbaßeran , von der


Reineggs ſpricht, die nach ihm , mit einer Mauer um:
zogen , der beſtändige Wohnſit des Fürſten , und der
167
Mittelpunkt des Handels iſt , der aus Perſien nach
Dagbeſtan durch die Kubitſchi getrieben wird , habe ich
nichts in Erfahrung bringen können. Im Mittelalter
gab es zwar , in der oft erwähnten Derbendiſchen Mauer,
ein Bollwert von Thaba Beran , welches der Arabiſche
Geograph Scherif ol, Edriſi das Ibor von Ibas
berßaßineh nennt , allein von dieſer Befeſtigung ſino
jekt ſelbft die Ruinen verſchwunden , oder man weiß
wenigſtens nicht den Ort , wo ſie geſtanden hat. Da
Reineggs ſie für den Sie des Okadhi hålt , ro meint
er wahrſcheinlich Serßi; daß dieſep Drt aber der Mittels
punkt des Dagbeſtaniſchen Handels ſeyn ſollte , war
meinen Gewährsmánnern unbekannt.

Chanat von Derbend.

Das Chanat von Derbend iſt, iebt nur auf der


kleinen Diſtrict dieſer Stadt eingeſchränkt , der ſich
zwifchen den Flüffen Darbach und utu ( großen )
G
$

ŠSamur , 35 Werfte långs der Seetüfte erſtredt, und


beffen Breite an wenigen Stellen über zehn Werſte bes
trågt. In Weſten hat er das Gebirge von Thabaßeran
und das Gebiet von Kura. Dieſer ſchmale Strich Landes
ift von vielen Bachen durchſchnitten , wegen ſeiner
niedrigen Lage an vielen Stellen fumpfig , hat aber
ſchöne Kornfelder , Gärten , Weinberge und Wieſen. Bei
der Stadt Derbend felbft, die , nada den beften und
168
neueſten Beobachtungen , unter den 41 ° 531 6. H.
Bre te liegt , reicht das ausgehende Gebirge von Shas
baberan bis zum Ufer des Meeres . Seine Felſen ſind
fteit und hochgethürmt und der Rüden iſt, bis 2 ] Werfte
pom Meere , mit Buſchwert bewachſen . In dieſem
Diſtricte ſind die Ebenen faſt gar nicht waldigt und erſt
7
20 Werfte in Süden der Stadt fångt beim Dorfe Melu :
kend der große Wald an , welcher ſich bis nach
Schabran hin erſtreďt.
?

Die' merkwürdigſten Flüſſe ſind-der. Rubaß , von


bem ich Tchon oben geſproden habe , und der Gurieni.
Dieſer Fluß entſpringt da , wo der Gebirgsråden sun
Thabaßeran , von dem Schneeberge Koch ma sdag 6
ausgeht , fließt faſt ganz Oſtlich , nimmt den großen Bach
Kura - tfchai in feine Rechte auf, und geht dann unter
vielen Krümmungen mit einem Haupt- und verſchiedenen
Nebenarmen, nach Nordoſten in's Meer. Zuf den Gurieni
folgt der S Samur, deſſen Namen auch oft S Sambur
ausgeſprochen wird , und wahrſcheinlich Arabiſch iſt,
denn in dieſer Sprache bedeutet Ssamur ſchnell. Er
ift der größte Fluß in ganz Dagbeſtan und entſpringt
beim Lesghiſchen Volke Dido , unter dem Namen
Qo8 luchi, an der Südſeite der Kaukaſiſchen Alperi,
an dem Gebirgsråden Iurpistau , der ihn von den
Quellen des Stoiſzu trennt. Unfänglich läuft er faſt
nach Dſten und nimmt einen anderen , aus Nordweſt
kommenden, ſtarken Bach in ſeine linke auf; dann wendet
er ſich nach Südoft, erhålt verſchiedene kleinere Zufluſſe,
durchbricht das Schneegebirge über 'Rathur, geht von
169
da mehr oftlich , nimmt bei acti den, aus Weftfüdweſt
tommenden Kútích úd : S samur in feine Rechte auf,
wendet fich dann bald nach Nordoft und låuft dem
Meere zu. Ungefähr 18 Werſte vor demſelben theilt er
fich in zwei große und mehrere kleine Arme. Der linte
theilt ſich unter Urutſch'ba wieder in zwei Theile , von
denen der nördliche Ulu : S Samur beißt , und die
Grånze des Derbendichen Gebietes macht, der füdliche
aber Ekuru : S samur , 0. i. der trodene S Samur
genannt wird. Der rechte Hauptarm fübrt den Namen
Saloma.

Diefer Fluß iſt in mehrerer Rüdficht fehr merte


würdig. Das Bett des großen Ssamur iſt kurz vor
feinem Uusfluß auf eine Werft breit und ſelten über
brei Fuß tief. In demſelben fließt er in mehreren kleinen
Canáken , die oft in einander laufen. Es ift mit großen ,
aus den Gebirgen abgeriſſenen Steinen bededt, die an
verſchiedenen Stellen auf angefchwemmtem Thon liegen
bleiben und kleine Inſeln bilden ,1 welche fidtbar Find,
oder verſchwinden , je nachdem der Strom ſtart ober
ſchwach iſt, oder ſie von der Macht der Wellen mit forta
geriffen werden . Mit vieler Mühe und oft mit Gefahr,
paffirt man dieſen Fluß , der , wenn gleich nicht tief,
doch in den Monaten Mai und Junius , wenn der Schnee
im höchſten Gebirge ſchmilzt, unglaublich reißend iſt.
Man hat Beiſpiele, daß er ſelbſt Kameele mit ſich forts
geriſſen hat , die ohne Rettung Verloren waren. Es iſt
teinem Zweifel unterworfen , daß der Ssamur an Stårte
und Schnelligkeit keinem Bergſtrom der Schweiz nacha
170

ſteht , und ſeine tobende Wuth macht einen deſto größeren


Eindrud , weil die Berge von ſeinem Ausfluſſe über
50 Werfte entfernt ſind, und man alſo den Grund ſeines
reißenden Laufes nicht begreifen kann. Gewöhnlich iſt
der Strom bei Tage am ſtärkſten und nimmt in der
Nacht ab, weil dann der Schnee nicht fchmilzt.

Der, Saloma genannte, Arm iſt eben fo reißend,


aber nicht ſo breit. Die Mündungen des Stamur find
feicht und haben ſchlammigten Boden. Im Gebirge
führen Brüden von einem hohen Ufer auf das andere ;
allein in der Ebene duldet er ſie nicht, denn dort find
die Ufer nicht hoch genug und der Strom zu breit.
Doch dheint eß, als habe es im Mittelalter, nicht weit
vor ſeiner Zertheilung in Arme ( vielleicht beim Dorfe
Saigur ), eine Brücke über dieſen Fluß gegeben, denn
der Urabiſche Geograph Scherif el Ebrißi ( im Izten
Fahrhunderte ) zählt von der Brů de úber den
S Samura bis nach Bab úl Ebwab 60 Meilen
(Myl ) , und zwar auf dem Wege von Schirwan
( iekt Schabran ).

Der jebige Chan von Derbend heißt Hhaßans


chan, iſt ein Sohn des berühmten Fethh-L'aly -chan
von Cluba , und der jüngere Bruder des jekt dort
regierenden Scheich - L'aly : chan . Früher war dieſer
:

Chan von Derbend und Tkuba, und Hhaßan.ch an


von S Sallia n. 218 aber 1796 die Ruffiſchen Trups
.
pen vor Derbend rückten, vertheidigte Scheich - L'aly
cban die Stadt bis zum roten Mat. Nach der Eins
171
1

nahme der Stadt ergab er fich für ſeine Perfort, unter


gewiſſen Bedingungen , entwich aber bald und beun:
1

rubigte den General Bulghałown welchen der Graf


Balerian Sübow in Skuba zurüdgelaſſen hatte,
mit einem Schwarme von Lesghiern. Darauf fekten
die Ruffen feinen Bruder ý haßan chan an feine
3

Stelle. Als ſie aber 1797 Dagbeſtan wieder verließen,


kam Scheich : L'aly - chan ' zurüd und trat wieder in
feine Rechte , bis ihn ſein Bruder aus Derbend vers
drångte , wo er noch unter Ruffiſcher Oberherrſchaft
regiert.

Die Bewohner der Stadt und des Diſtricts son


Derbend find Pataren , unter denen man viele Urs
menier, Perfer, Georgier und Suden findet. Sie leben
von wenigem Ukerbau, Viehzucht, Wein - und Gartenbau
und Handlung. Auch giebt es in der Gegend von
Derbend beſonders gute Schaafzucht. Die Tracht ber
Einwohner , die überhaupt in ganz Dagbeſtan und
Sthirwan die gewöhnliche: ift . weicht von der Oſchers
keſfiſchen weſentlich nur in der Kopfbedeckung und in
der Fußbekleidung ab. Statt der runden Iſcherkefriſchen ,
tragen ſie eine hohe und breite Müge , die von Iowarzen
Schaaffellen , das Raube auswendig gemacht iſt. Der
Fuß wird in Leinwand ober Juch gebüllt und mit
Schnüren umwunden , worüber ein ſpitiger Schuh von
tothem Maroquin gezogen wird . >

Derbend, oder das verſchloffene Ibor , liegt


am oftlichſten Ende des Bergrúdens -von IbabaBerani

$
112

na , wo er faſt dicht an das Kaſpiſche Meer ftoft, und


mit demſelben ben engen Paß bildet, zu deſſen Vers
theidigung dieſe Stadt angelegt worden iſt. Sie bildet:
ein wirkliches Dreieck , deſſen einer Wintet hoch auf dem
Gebirge liegt und das Kartell enthält , von dem die
ganze Stadt beſchoffen werden kann. Unter dem Kaſtel
bis zum Fuße des Gebirges liegt die mittlere Stadt,
und noch weiter öftlich bis zum Meere bin die untere,
welche wenig bebaut iſt. Von dem Kaſtell bergab laufen
zwei Mauern, eine auf der Nordſeite der Stadt, und die
andere auf der Südſeite , bis tief in's Meer hinein .
Dieſe Mauern , ſo wie alle Gebäude der Stadt , find aus
dem talkigen Muſchelconglomerat erbaut , aus dem alle
benachbarten Berge befteben . Sie find an dreißig Fuß
hoch , unten aber zwanzig und oben zehn bis funfzehn
Fuß did , haben eine ſtarke Bruſtwehr und Schießlocher
für Feuergewehr oder Bogen und Pfeile. Uußer dieſen
werden fie noch in gleichen Zwiſchenräumen durch Thürme
oder Baſtionen unterbrochen , die für die Vertheidiger,
gegen undisciplinirte Druppen , ohne grobem Geldhús,
von großem Nugen feyn müſſen. Bei der unteren Stadt
**

hat die See die Mauern ſchon ſehr beſchädigt. Von dem
Kaſtel läuft eine ähnliche Mauer auf dem Shabaßes
taniſchen Bergrúčen nach Weſten, über Berge unb.
Ehåler, und dieſe ſcheint ſich in åtteren Zeiten bis hoch
in das Schiefergebirge, oder bis zur Grånze der
Skaft:Cku múden erftredt, und ganz Thaba Beran
sigen die Einfádle der nördlichen Völker geſchüßt zu
baben. Segt iſt ſie ſchon verfallen , doch trifft man noch
bäufig Stellen derſelben , die eine Werft und darüber
173

lang unb fo unverſehrt find , als wenn ſie erft vor


Kurzem aufgeführt wåren . an anderen iſt ſie ganz !
halb , oder nur wenig eingefallen und zeigt nicht nur,
in gehörigen Zwiſchenräumen , pyramidenförmige Wach
thürme , ſondern ſogar an verſchiedenen Stellen und in
einem Abſtand von zwei oder mehreren Meilen , Uebers
bleibfel von ganzen Citadellen , von denen einige in
der Mauer felbft gelegen haben , andere in geringer
Entfernung von derſelben .

Nåber bei der Stadt findet man von bieſer Mauer


teine Ueberbleibfel, tiefer aber nach Weſten deſto mehrere,
die entweder noch ganze Streden lang zuſammenhänger ,
oder nur noch in zerfallenen Steinen beſtehen . Die
gemeine Sage will, daß fie vom Istender D $ ủldar:
nain , der nicht mit dem Makedoniſchen Alerander zu
verwechſeln iſt, aufgeführt worden ſey , und vom Kat
piſchen bis zum ſchwarzen Meere gereicht habe ; allein
Beides iſt gewiß ungegründet ; vielmehr ſcheint man mit
Suverſicht dem Perfiſchen Könige Nufchirwan, aus
dem Stamme Ssaßanian (von 531-579 ) , die Ers
bauung von Derbend und dieſer Schugmauer beilegen
zu können. . In alteren Seiten war es im Kaukafus
gewöhnlich , die wenigen engen PåſTe durch das hohe und
Schneegebirge, durch Mauerwerk und Befeſtigungen zu
verſchließen. Solche Befeſtigungen heißen bei den Römern
und Griechen portae und pylae, bei den Georgiern
k’ari , bei den Arabern bab und bei den Sataren und
Túrken ckapü ( alle bieſe Benennungen bedeuten Pfor:
ten ), und Derbend hieß bei den Arabern Babül ebwal,

1
174
das Thor der Thore, und Babülh badidi, ober das
eiſerné Jhor , welches die Türken durch Demirs
dapú überlegten . Wenn man nun bedenkt , daß die
Mayer " von Derbend über den ganzen Bergrücken von
Thabäßeran , bis zum höchſten Gebirge gegangen iſt,
1

daß bei Dariel ( Porta caucasica , pylae Sarmatiae,


via Darina der Atten ) das Terekthal durch eine Mauer
verſchloſſen war, fo wie man noch jekt die Ueberbleibſel
åhnlicher Befeſtigungen, in den engen Påffen des Fiag
und des Urre - don ( K’abriß - kari), in Oſſetien findet.
Daß auch der Weg , welcher aus Mingrelien und
Imerethi, durch das enge. Chal am Berge Dshumans
taw, bei dem die Wohniptábe der Ssuanen anfangen,
bis zum oberen Skuban führt ,1 ehemals durch farbe
Mauern verſchloſſen war und noch jekt die Ruinen

einer Mauer vorhanden ſind , die , in einer Strede von


60 Franzöſiſd en Meilen ,1 Mingrelien in Norden gegen
die Einfälle der Gebirgsvölker ſchůhte, ſo kann man es
fich wohl erklären, woher die Sage ſtammt, die Mauer
von Derbend .rey ' vom Kaſpiſchen bis zum ſchwarzén
Meere gegangen . 4

Eine andere Merkwürdigkeit von Derbend find die


Waſſerleitungen , wodurch das Waſſer aus friſchen Quellen
1 der oberen Gebirge , theils durch kleine Röhren , theils
durch gewölbte Canale, die nicht einmal alle bekannt
find, unter der Erde, erſt in die obere und von da in
die mittlere und untere Stadt geleitet wird. In der
oberen Stadt werden davon viele Behältniſfe , theils
úbér, theils unter der Erde angefüllt, über denen befondere
175
Gebäude ſtehen , und aus dieſen Vertheilt ſich das Waſſer
wieder weiter. Dieſe Einrichtung iſt um deſto nothiger,
weil die Stadt weder einen Fluß, noch einen Bach in
der Nähe hat. Die untere Stadt reicht nicht ganz bis
zum Meere , ſondern bis zu dieſem iſt noch ein leerer
Plat , Dubari genannt , der von dem bewohnten Theile
der Stadt durch eine Mauer getrennt wirb .

Sonſt iſt Derbend im gewöhnlichen Perfiſchen Ges


Ichmade, unregelmäßig und ziemlich dürftig gebaut,
wozu noch kommt, daß es durch die öfteren Bes
1

lagerungen und Eroberungen ſeit einigen hundert Jahren


viel gelitten hat. Die Häufer ,, deren Anzahl über
600 betragt , ſind faſt alle viereckig und haben ein
flaches , oder vielmehr gar kein Dach , denn die obere
Fläche jedes Hauſes iſt ganz eben , horizontal und ges
wöhnlich mit geſtampftem Ibon bebedt , der wieder
mit Raſen belegt iſt. Die beften Gebåube ftehen in
der Feſtung oder oberen Stadt , und in der mittleren
iſt der ehemalige Palaſt des Naip . , oder Perfiſchen
Statthalters. Die meiſten Privathäuſer haben ein
Stocwerk , das in mehrere ſchlechte Zimmer getheilt ift.
Die Stelle der Fenſter vertritt ein hölzernes Gitter
und ſtatt der Schrånte ſieht man rings offene viers
edigte Niſchen in den Wänden . Im Winter werden
dieſe Zimmer durch Kamine geheizt, in denen man
Holzkohlen brennt, und die , weil ſie gut angelegt ſind,
und einen ſehr engen , oft nur handbreiten Rauchfang
haben, die Luft bald und genugſam erwärmen .
176
Der Haven don Derbend iſt ſeit langer Zeit in
einem ſchlechten Zuſtande und ſehr verfandet, weshalb
er auch das Einlaufen großer Schiffe nicht erlaubt.;
auch wird von hier aus kein beträchtlicher Handel gea
trieben . Das Hauptproduct der Gegend von Derbend
iſt Saffran , der in vorzüglicher Güte wächſt und in
Menge nach Perfien geſchidt wird. Sonſt führt man
noch fesgbiſche Filzmåntel, Tuch aus Kubitſchi, Waffen
und andere Kleinigkeiten aus. Die Bewohner der Stadt
find Tataren ( Tarekama ) , Armenier , Georgier,
wenige Perſer unb Suben , die auch in der Nachbars
ſchaft der Stadt , im Gebirge , einige Dörfer allein be
wohnen. Dieſe Suden ſprechen Tatariſch und ſcheinen
nicht' Israelitiſcher Ubkunft zu ſeyn. In ihren Synas
gogen bedienen ſie ſich gewöhnlich des zu Umſterdam
gedrudten alten Teftaments, und ich habe nicht erfabren
können , ob fie merkwürdige Handſdriften davon bea
fißen. Mir ſcheint es , als ob ſie. Ueberbleibſel der
Chafariſchen Juden , von denen Ibn Hbaukal und andere
Aſiatiſche Schriftſteller ſprechen , und alſo der Nation
nach Zataren waren , die ſchon in frühen Zeiten das
Judenihum angenommen haben. Außer Derbend finden
ſich auch Juden in verſchiedenen Gegenden des dîtlichen
Staukaſus , wie bei den Chaitad , in Schirwan , Ruſtan
und Ckuba u. f. w.. Sie ſprechen die Sprache des
Landes, in dem ſie wohnen 1, und nur ihre Rabbiner
>

verſtehen die Hebräiſche..

In Schamachie findet man nur wenige jüdiſche


Kaufleute. Die übrigen leben in Dörfern vom Udera

3
177
baue und der Viehzucht, und treiben auch wohl mit
Urmeniſchen und Georgiſchen Sclavon Handel. Unter
den Ekaitad müſſen fie, werin es der Ußmei verlangt,
mit auffigen und Kriegsdienſte thun. Ihren Herren
entrichten ſie, wie die Armenier , noch außer dem ges
wöhnlichen Tribut, ein Charadrh oder Kopfgeld, und
werden zu ſchweren und ſchmußigen Arbeiten gebraucht,
die man einem Muſelmann nicht zumuthen darf, bei weli
dhen ſie noch ein kümmerliches Leben führen ." Wenn eint
Sude irgend wohin reitet und einem Muhamedanér bez
gegnet , muß er aus dem Wege auf die Seite reiten,
.

und auf deſſen Begehren abſteigen ; thut er ſolches


nicht, To ſteht dieſem frei) ihn tüchtig durchzuprůgeln ,
nur ſo, daß ' er am Leben bleibe, ohne daß der Iude
darüber klagen darf. Sie geben vor, größtentheils auß
dem Stamme Juda , und nur einige aus dem Stamme
Benjamin , zu ſeyn, viete aber wiſſen nicht, zu wels
chem Stamme ſie gehören . Auch ihre Rabbinen können
weiter Reine Nachrichten geben , als daß ihre Vorfahren
aus Jeruſalem von dem Mußul Padiſch ab oder Kós
nige von Mußul ( dem Ninus' der Alten) als Gefan
gene fort und nach Medien und Schirwan geführt wors
den waren. Sonſt Tegen ſie zahlreicher geweſen , aber,
wegen der vielen Bedrückungen der hieſigen Einwohner,
wåren ſie ſehr zuſammengeſchmolzen . Einige ihrer Dors
fer werden von eigenen Helteſten regiert.

Derbend iſt auf der Nord und Südſeite von


reizenden Gärten umgeben , in welchen, außer anderen
Früchten, beſonders der Weinſtock gepflanzt wird, der /

SM
178
hier vortreffliche Trauben und guten Mein giebt, wels
cher aber håufig durch die Unerfahrenheit der Kelterer
perdorben wird. Da die muhamedaniſchen Einwohner
Sšunniten ſind, ſo múffen ſie ſich öffentlich des Wein
trinkens enthalten , entſchädigen ſich jedoch im Stillen
dafür.'- Bemerkenswerth find noch die vielen Grab:
ſteine mit Perſiſchen und Arabiſchen Inſchriften in neues
ren und kufifchen Charakteren , die ſich in der ganzen
umliegenden Gegend von Derbend finden ; aber feit
Natir; Zeiten, der damit baute, fehr abgenommen has
ben. · Unter Thphl. Siegfr. Şayer ’& Papieren in St.
Petersburs habe ich ſehr schlechte Copien von einigen
geſunden, die uiguriſche Schrift zu : enthalten ſchienen .
Huf der Nordſeite von Derbend , da wo die mitta
lere Stadt an die untere froßt , befinden ſich die Ueber
bleibſel des Begräbniſſes der vjerzig Mårtyrer. oder
1

Crirdlar , die unter Rabiat-ul-: bahly ( oben


im Derbend- namen) gegen die Chaſaren geblieben was
ren. Dies ſchöne Monument des Alterthums, das viele
Steine mit Inſchriften enthielt, iſt ſeit ?Nadir-Sch a b's
Aufenthalt in Derbend gånzlich zerſtört worden, indem
man die meiſten der Grabſteine zum Bau eines Palaſtes
und von Kaufmannsbuden angewendet hat. Jest ſteht
nur noch ein Theil der umgebenden Mauer. Die Einz
wohner von Derbend erzählen auch , daß dieſe Pierzig
in einer Schlacht gegen den SSulthan usun Shaban
aus der Dynaſtie der Turkomannen vom weißen Schaaf
(regierte von 1467--1478), geblieben ſepen ; allein dann
wåren ſie ja , nach der muhamedaniſchen Vorſtellung,
179
nicht als Märtyrer (Schehid ) geſtorben, weil ſie gegen
Moblemin blieben. Deſtlich von dieſem Begräbnißplan
find ſchöne Weinberge , ſo wie auch auf der anderen
4

Seite, am Gebirge. Einige Werfte in Often von Ders


.

bend ſteht, im Gebirge , die Ruffiſche Redoute Pres


merchi, und ſechs Werft in Südweſten eine andere,
die- 2 -ba ßow a genannt wird.
*

B Uuf der rechten Seite des Derbachfluſſes, ſieht man


die Ruinen des , von Nadir.Schab erbauten Schloſs
ſes Ihran Sharub, d. i. Perſiens Verderben. In
demſelben hat er ſeinem álteſten Sohne Riſa ( luli
Mirfa die Augen ausſtechen laſſen, weil er bei den
Vornehmen ſehr beliebt war, und Nadir einen Aufruhr
befürchtete. * Funfzehn Werſt in Süden von Ders
bend liegt das Dorf Arablar an der linken des Rus
baß , welches von Arabern , die fonft bier gewohnt has
beri, feinen Namen erhalten hat. · Ueberhaupt trifft man
in Dagbeſtan und Schirwan noch an mehreren Orten
Araber an , die Ueberbleibfel der Colonien ſind , welche
unter den Chalifen dahin geführt wurden, wie man aus
dem Derbend i'nameh ſieht. Sie reden Arabiſch mit
Tatariſch vermiſcht , find Sšunniſche Muhamedaner,
balten Familienweife., oder in einigen Hundert Hütten
zuſammen und erwählen ſich einen Iu $ baſchi (Huns
dertmann ), dem fie' gehorchen. Sie haben keine beſtåna
bigen Wohnungen, ſondern leben in Rütten oder unter
Belten , gleich ihren Vorfahren und ziehen mit Vieha
heerden berum .' Ihre Hütten ſino mit Schilfmatten
belegt, und durch Filzbeden gegen bén Regen verwahrt.
Ma
180
Wenn ſie ihren Wohnort verändern wollen , paden fie
dieſelben auf Kameele und Ochſen. Im Sommer halten
fie ſich wegen der Hiße in den Gebirgen auf, wo Waſſer
ift und wo fie gegrabene Brunnen finden. Für das
Sommerlager bezablen fie dem Grundherrn etwas Ges
wiſſes , das Feilag genannt wird. Im Winter aber
wohnen ſie in den Ebenen an der See , am Stur und
an anderen kleineren Flüſſen , und dafür entrichten
ſie dem Eigenthümer den ſislag. Sie ſind ſonſt als
gute Leute bekannt und üben keine Räubereien aus. ; 1

Fünf Werft in Süden von Arablar liegt das


Dorf Melu - teno, bei dem ein alter, an manchen
Drten 20 Faden hoher Wal anfängt, der von der See
bis in's hohe Gebirge hinaufgeht. Die Bewohner laſe
**

fen ibn ebenfalls vom Istender zur Grånzſcheidung


zwiſchen Verfien und den nårblichen Volkern aufführen ,
und behaupten , daß die Scheidemauer von Derbend erft
nachher erbant worden ſey . Wahrſcheinlich ſtammt er
aber aus den Zeiten der Urabiſchen Kriege in Dagheftan.
Dicht bei demſelben fieht man die Spuren einer alten
Feftung Joprad- & alah ( o. i. aus Erde erbaute
Burg), die ein Viered von bedeutender Größe ausmacht
und deren Wälle jckt mit Eichbaumen bewachſen ſind.
Die Perſex nennen dieſen Ort auch Scheberge , und
erzählen , daß er vom Könige Gůmgům Padiſchah
erbaut worden ſey. Hier fångt der große Wald an , der
bis nach Schabran wicht, und, außer den gewöhnlichen
Båumen , einen Ueberfluß an weißen und ſchwarzen
Maulbeerbåupien , Pflaumen , Duitten, Wepfeln, Birnen
1
181

und Weinſtóden "hat. Die Gegenden nach dem Meere


zu find moraftig und das Ufer deſſelben mit abgeruna
deten Kiefeln bededt. Die Bauern der in dieſem Balde
belegenen Dörfer halten keine anderen, als Büffelochſen,
welche die fumpfigten Gegenden ſehr lieben . Der Diſtrict
von Derbend wird zu Schirwan gerechnet.

ir

Gebiet von Eturah,


" . * ‫کی اور‬

2. Es liegt in Süden von Ibaba Beran , wovon et


Berge und großtentheils der Fluß Gurieni ſcheiden .
In Often ſtoßt es an das Gebiet von Derbend und
an den dicken Wald am großen S Samur, welcher
$

Fluß es auch zum Theil in Süden begränzt, bis weiter


öftlich es der hohe Berg Ghutum g ul. vom Gebiete
von 2 chti und Rutbul trennt. In Weſten endlich
+
hat es den Gebirgsrücken alaghun -dagh, der es von
Ruthul, und das Schneegebirge Stoch ma - bagh
welches es von Olafia & tum úd ſcheibet." Der Haupts
fluß- Eturaatſchai kommt von legtgenannten Gebirge,
nimmt den Bach ach ar = tfchai in ſeine Rechte und
den fratſdal - tTchai in feine Linke auf und fågt
unter Elartaſch in den Gurieni. Dieſer Diftrict
1
war ehemals frei, kam dann unter die Herrſchaft des
1

S $ urchais chan der Ckafi- Ckumůd , und ſpäter unter


die des Fethh - 2 °aly : Chan von Ckuba , der ihn,
ům's Jahr 1780 , einem gewiſſen Ssurdha i ſchenkte
182
dem Sohn des Lesghirchen Anführers Unfal , ben
Fethh - U’aly - Chan batte umbringen laſſen. Er kaufte
dadurch die Blutrache dem Sobne ab ,1 welcher ſich
nachber Mo bhammed - chan nannte, aber ſein Chanat
bald wieder verlor , das an den Ehumutaich an
der Ekaji Ckumů o zurückfiel.
!

Dieſer Diſtrict wird von zwei kleinen Völkerſchaften


bewohnt, von denen die öſtliche Kuråli heißt und in
20 Dörfern långs der Linken des großen Ssamur und
der Rechten des Gurieni wohnt , ſo daß ihr Gebiet lang
und ſchmal iſt. Die bedeutendſten derſelben find , am 1

Sšamur von unten berauf, Mabhrai.kend, Me:


gartschi Kabargam , Gogan und Kapze. Um
Gurieni, ebenfalls von unten an : S selegh u : n ,
Ttartaſ , Kaizuch , Kitſch i otábur , ein großer 3

Drt , Kabyr , und Kimidh. In Dften von dieſem


wohnt der andere Stamm Sturái , welcher von dem
Hauptort Otura , an der Rechten des Ckura - tſchai,
feinen Namen hat. Seine übrigen Dörfer find Zar:
chal ' und Faril am Iratſchal - tfchai; Kutul. S chus
tal und der große Drt Ritica, auf der Linken
des Ckura s tſchai; U8Ba , Shurech und Weted
an der Rechten ; Scheich - kend am Bache achar
2

tſchai und @hutum am Fuße des hohen Berges Chu:


tum : gul.
me hen lbe
n
de tåm ec ſe en
er Bei S ſpr den , von all an :
deren ſehr abweichenden , Lesgbiſchen Dialekt , welcher:
mit vielen Tatariſchen Wörtern vermiſcht iſt. Sedes
183

Dorf hat ſeinen Welteſten, der aber auch nicht ſonderlich


geachtet wird , und nur bei Streitigkeiten als Schiedss
richter diént. Sie haben wenig Uderbau und Viehzucht
und ſind die größten Räuber in ganz Dagheſtan; machen
håufige Streifzüge in die, ihnen nach Often zu liegenden
Gegenden, wo ſie Menſchen, und beſonders Pferde und
anderes Vieh wegtreiben. Sie ſind gut beritten, tapfer,
kuhn und verwegen . Dem Shomutai a chan geben ſie
nur eine geringe Abgabe, ſtellen aber, wann er es ver:
langt, Hůlfsvólker. :

Chanat von Ekuba.

Die Chane von Cluba ftammen aus dem Ges


ſchlechte des Ußmei von Claitad ab. Måbhrum
dh an , der Bruderſohn eines usmei, wollte ſeinen Onkel
verdrången, ward aber aus Skaitad vertrieben, und floh
mit ſeinem Unhange nach Skudat, einer Feſtung an
der linken des Baches Chanarche, vier Agatſch oder
20 Werft in Norden von Stuba. Allein bier wurden
feine Nachkommen ro ſebr von den leggbiern beunruhigt,
daß ſein Sohn Mobbammed:U'ali- Chan dieſen Ort
berließ , und nach Kudial, einer alten Bergfeſtung, am
1

Bache gleiches Namens, zog, die das jebige Cluba iſte


aber dieſen Namen auch ſchon in alten Zeiten führte.
Die Legghier führten auch hier beſtåndige Kriege mit
ihnen, eroberten endlich Cluba, und brachten den Sohn
184
und Nachfolger des Mohhammed - U’aly: Chan , Namens
Uhhmed- ch an mit ſeiner ganzen Familie um. Nur
der jüngſte Sohn Hhußein ward gerettet und nach
Perſien gebracht, wo er in ſeinem reiferen Ulter Unters
ſtúkung vom Schab Ssulthan Hbůßein ( von 1694
$722 ) erhielt. Mit Geld und Befehlen an den Statts
balter von Derbend verſehen , fam er nach Dagbeſtan ,
gewann die Lesghier, durch Geſchenke , ſo daß ihm
Okuba wieder eingeräumt und er dort auch von den
Ruſſen zum Chan eingeſetzt ward. Er nahm auch
bald Sšalian in Befik , wo damals nur Fiſcher wohn :
ten. Sein Sohn ahmed ſuchte durch eine gute
Regierung die Anzahl ſeiner Unterthanen zu vermehren ;
und es gelang ihm auch Sbalian zu bevóikern , wo
durch dieſe Gegend für die Chane von Ckuba Fehr
einträglich wurde.

Ihm folgte Hhů ßein chan ſein Sohn , der von


s

Peter I. beſtätigt ward , und den auch ſpåter Nadirs


Schab ſchügte und im Befig von Skuba und Ssallian
ließ. Wein feinem Sohne Fethh:Ualy : dh an war
es vorbehalten , die Macht von Skuba auf eine , für
die Lage der Dinge unglaubliche, Hdhe zu bringen ;
denn ihm gelang es , fich 1760 in Beſit von Derbend
zu reißen , und er wußte fich , fowohl von Perfiſcher als
von Türkiſcher Seite , die Beſtätigung als Chan dieſer
Stadt zu verſchaffen ; eroberte auch ſpåter Schamachi,
allein nach ſeinem Tode 1789 kam es wieder an die
Familie der alten Chane. Sein Sohn Scheich-Ü'alys
chan , der ihm folgte, widerſegte ſich anfänglich den
185
Ruſſen in Derbend , unterwarf ſich dann , fiel darauf
wieder ab und verlor ſchon vor dem Abzuge der Ruſſent
dieſe Stadt, in der fich fein Bruber zum Chan machte,
und fpäterhin die ganze Gegend zwiſchen dem Bache
Sğugaite, dem Chanate von Schamachi, dem unteren
Kur,dem Meere und dem Gebiete von Baku,, die zwar
nicht ſehr fruchtbar und bevölkert , aber wegen des
reichen Fiſchfangs, bei Ssallian am Ausflufſe des , kur,
ſehr wichtig für ihn war. So, daß ſein Land jeßt
nicht halb fo groß , als zu feines Vaters Zeiten , ' ift.
Scheich - L'alnachan fteht jeßt unter Ruſſiſcher Hoheit
und kann 6000 Mann ſtellen.

1
Stammtafel der Chane von Ekuba:
1. M & 15 rum : chan,
Bruder eines uśmei
1
2. uhhmedoch an

3. şhůßein : chan

4. Uhhmed : ch an
1
5. A hüßein : dan

B. Fethhst'aly :dar 1789 d. 26. Upril


4. Ahhmed -chan 8. Scheich : U'a In : d) an, haßan -chat , war
of 20. Nov. 1790. regiert jept in Stuba erſt Chan , 8 . Grala
lian , dann kurzę'
Zeit in Cluba , jest
in Derbend. !
186
Das jebige Chanat von Ckuba befteht aus den
Provinzen Skuba , Muſchkur, Sth abran , Scheß:
Gula chan , Aity - para und
para ., Ruſtan , Gulachan
Nieder: Dagbeſta n. Es grångt in Norden an das
>

Gebiet von Derbend und Clurah, wovon es der große


Séamur trennt. In Weſten hat es die Lesgbiſche Pro
vinz Ischilk , in Often das Meer und in Süden den
Bach Seſchmi, der es von Baku , den Bach S sugаite
oder Ssumgaite , der es von Schamachi, und das
Schneegebirge Chaladar , welches es von Schamachi
und Schåkhi trennt. Die Hauptgipfel dieſes , von Nords
weft nach Súdoft ſtreichenden , Soneerudens find in der:
felben Ordnung : I ) S så law at Dagh , d. i. im Tata:
riſchen der Zeigefinger - Berg : wegen ſeiner fpipigen
Gipfel alſo genannt. 2) Baba - dagh oder der Vaters
berg. 3) Ghalar-dagh, d. i. der Muttermahlberg.
4 ) Belira - bagh.

Die unteren Gegenden dieſes Chanat’s werden von


unzähligen Flüſſen bew & ffert, die den thonigten Boden
in den Ebenen febr fruchtbar machen . Vom Séamur
bis zum Fluſſe Belbåleb - trchai, und, weſtlich bis
#

zum Gebirge iſt ein dicker, ſchon erwähnter Wald , in


dem die Dörfer zerſtreut liegen. Die Hauptflüſſe, welche
alle ſehr reißend ſind und trůbes Waſſer haben , folgen
von Nordweſt nach Nordoſt ſo auf einander : Nach
dem Saloma oder dem rechten großen Urme des
Ssamur kommen , an der Seeküſte, noch rechs kleinere
Arme deſſelben Fluſſes , dann der Bach Oban adre,
der in den Mittelgebirgen entſpringt, dann fünf Urme
187
eines Fluſſes ,, von denen der ſechste, und jüdlichſte
Kußaratſchai heißt und weſtlich vom hohen Schnees
1 gebirge Schah dagh in Nieder :Dagheſtan entſpringt,
a

es in einem tiefen Jhale durchſchneidet, beim Dorfe


Leger anfängt fich in Arme zu theilen , den Bach
Ckuru -tfchai' in ſeine Rechte aufnimmt und ſo dem
Meere zufließt. Darauf folgt der Kudial- tichai;
der auf der Südſeite des S chah -dagh entſpringt,
fich unter Cluba in drei Arme theilt, von denen der
mittlere, Deli genannt, bei Niſabat in’s Meer fållt,
und der rechte ſich mit dem folgenden Bache 2 dtfchai,
oder dem weißen Fluſſe; verbindet, der im Mittelgebirge
entſpringt und ſich in die Linke des Skara : tfchai
ergießt.

: Der Clara : tfcha i oder ſchwarze Fluß , kommt


vom Schneeberge Baba - bagh und theitt fich bald in
Arme, von denen nur einer in's Meer , die anderen
aber in den Schach - tichai fallen , der im Mittels
gebirge entſpringt und , nicht weit vom Meere , ſich in
1

die Rechte des Belbelåh - tfch ai ergießt. Der Bere


: belåh - tfc ai , oder der ftammelnde Fluß , entſpringt
auf dem Schneerüden in Oſten des Baba : dagb , in
.

zwei nach Oſten ſtromenden Armen , die aber bald ein ,


in Weſten vom Chaler : dagh nach Norden abgehender,
Bergrücken Kalit:dagh zwingt, fich zu vereinigen und
nach Norden zu fließen ; worauf dieſer Fluß die Rich
tung nach Nordoſten behält und ſich in mehrere Arme
theitt , von denen aber nur zwei das Meer erreichen .
Der Fluß Schabran kommt von der Nordſeite des
188

Kalit : dagh und fått mit einem Urme in's Meer , in :


dem andere kleinere im Sumpfe verſiegen. Auf dieſen
folgt der Dewitfchir aus dem Mittelgebirge, der in
brei Armen fumpfigte Seen am Meere macht. Der
Gålgeni - tfchai, oder roſenfarbene Fluß, kommt vom
Chaler - dagh und fällt mit fünf Urmen in's Meer.
Iuf ſeiner Linken ſieht man, vom Lusgange des Thales,
pem er entſtrómt, bis zum Meere einen 8 Werft langen
Wal und Graben , der im Jahre 1670 von dem rebels
lifchen - Koſaken Uttaman Stenko Raiſin angelegt
ward. Die Einwohner, legen ihn aber dem Ißkender,
der alles Große vouführt haben foll, bei, und haben
den Graben ehemals gebraucht, um mit dem Waſſer
des Fluſſes ihre Reißfelder zu bewåſſern .

;. Der Utà - tfchai ( Vaterfluß ) fließt vom Belira


bagb , nimmt den Bach Claratſchai in feine Linke
auf , und geht in's Meer. Der S Sumgaite oder
S sugаite, welder zum Theil die Gränze mit dem
Chanate ' von Schamachi macht, entſpringt auch in
demſelben , unter dem Namen Rosu - tfchai, an der
Súdſeite des chaler:dag b, nimmt den vom Belira:
dagh kommenden IS cheki- tſchai in ſeine linke, und
fåüt erſt im Gebiete von Baku in's Meer.

Die Einwohner find , in den verſchiedenen Diſtrica


ten dieſes Chanats, auch verſchiedenen Urſprungs. Im
Ganzen werden die böheren Gebirge con le 8 g h is
ſchen Stammen bewohnt , und die Mittelgebirge
bis zum Meere hin von Iataren , die mit Armeniern ,
189
Suden * ) und Tat vermiſcht, wohnen. In den
unteren Gegenden ziehen auch Araber ( f. Derbend')
und Padda'r herum . In Dagbeſtan , Schirwan
und bei den Lesghiern von Techfichar und Belakhanin,
nennt man die aus Skarabagh und Sgomdithi
und anderen Provinzen entlaufenen Sataren und auch
Perfiſché Låuflinge, Paddar, welches einen råuberiſchen
Ueberläufer bedeutet. Dieſe Paddar ziehen , ſo wie die
Uraber , mit ihrem Vieh herum und wohnen in zer :
ſtreuten Hütten oder in Filzzelten , die nach oben ſpits
zulaufen, im Winter nåber an der Küſte, im Sommer
· aber ziehen ſie bóber in das Gebirge hinauf. Sie
.

leben ſehri armſelig , find berüchtigte. Råuber und

my ußer' denjenigen Jataren , welche den 1 u šird en


Glauben haten ; giebt" eß auch im Stautafuß wirkliche
. ) Iuden , die Skaraiten ſind und deren Sprache mit den
sådiſchen mit einiger Abweichung der Ausſprache, übereina
kommt, wie folgendeSprachproben beweiſen . Gott Eloïm .
Herr a 0 n. , Menſch iſch . Volk krepul. Pater” abi,
Mutter wa imi. Bruder ach i. Schweſter adhot. Sohn
ben. Mann iron. Sreis Baģen. Ultes Weib Bikna.
Ehemann wa iſ cha. Ehefrau waiſch to. Beib '* aiifch .
Baar regar. Bart piat. Stirn rakatech. Uuge kain.
o Naſe nekabi. Mund pe. Zahn [chen. Zunge lardoni –
.

1. edad. 2. danaim . - 3. Tchelorda. 4. arbata ,


5. cha misa. 6. Id ca. 7. Tibga. 8. Idemona.
9. tiſd g'a . 10. kafara. 11. echad.kaſar. 12. 'ſ chenes
como
tafar. 20. tabrim. 30. feloldhim. 40. arbatim,
50. oamiſdim. 60. Tchifdhim . 70 , dibgim . 80. Iches
#
monim . 90. tifdgim . 100. mia . 200. mataim.
6. 300. idelo:[datok. 1000. elebe .
igo
ſprechen ein Gemiſch von Tatariſcher und Perſiſcher
Sprache ; bekennen ſich zur Schahifchen Sekte und
haben noch beſondere abergläubige Gebrauche. So
eſſen fie' gekochte Speiſen nur erkaltet, auch dürfen ſie
*

nicht in das Eſſen blafen , um es abzukühlen. Thut


dies ein Fremder in ihrer Wohnung aus Unwiffenbeit,
To werfen ſie die Speiſe als unrein fort.

Die Einkünfte, welche der Chan aus den Diſtricten


des Landes zieht , beſtehen im Zehnten von Waizen,
Gerſte, Reiß und anderem Getraide, und im Fünften
von Seide. Von jedem Ochfen , der im Pfluge gehti
bezahlt der Eigenthümer einen halben Rubel Silber.
Für Weide im Winter, wozu der Plat jugemeſſen ,
wird nach Berhåltniß des Raumes zehn bis funfzig
Rubel gezahlt. Einige Dörfer liefern jährlich zur Jago
abgerichtete Falken , und haben weiter nid)ts zu ents
richten andere, in denen ein Scheich wohnt, find von
allen Abgaben befreit. Die meiſten baaren Einkünfte
bringen dem Chan die Strafen ein , die felten weniger
als fünf Rubel , oft aber auch bis auf 100 Rubel
betragen .

I) Der Diſtrict yo'n 6kubar von Tataren bes


wohnt, grånzt in Weſten mit Ulty-pará und Gulachan,
in Süden an Ruſtan , in Often an Scheß - para und
.

Muſchkur und in Norden wird er durch den großen


Slamur 'von Gkurab getrennt. Das Land iſt ſehr be:
wohnt und an den Bächen und Waldſtrómen , die
zwiſchen den Bergen bintiefeln , ſteben viele große und
191
ſchöne Dörfer , die guten Uderbau , Viehzucht und
Seidenplantagen haben. Der Wein kommt ſehr gut
fort und es wachſen hier die ſchönſten Muskatentrauben,
allein man weiß mit der Zubereitung nicht recht umzus
geben. Die Hauptſtadt Skuba ,, die , fonft Kudiar
24

hieß, liegt auf der Rechten des Kudial- tſchai, der auch
Dachta stjupri tchai 1, d. i. Fluß der Bretterbrüde,
genannt wird. Sie iſt klein , bat kaum eine Werft im
Umfange und wird von einer, vor etwa ſiebenzig Jahrert
aus Bruchſteinen erbauten , Mauer umgeben , die Wacha
thúrme und Schießſcharten hat. Nur auf der nord
weſtlichen Seite iſt die Stadt am Fluſſe offen , aber
auch dort durch den jähen Abfad des . fteilen Ufers ,
dicht am Thore , völlig befeſtigt. Senſeits des Fluſſes
iſt eine , von Juden bewohnte Vorſtadt, und um die
Feſtung ſtehen Urmeniſche Hütten . Das Schloß, des
Chan’s, auf deſſen Hofe ein Paar Kanonen ſtehen , hat
außer einem Springbrunnen, nichts Merkwürdiges, und
die Buden der Kaufleute ſind bloß dem kleinen Handel
gewidmet. Die Bewohner der Stadt find größteutheils
Xataren von der Sšunniſchen und Schahiſchen Sekte.
Der Ort iſt von Bergen und Wåldern umgeben und
liegt unter dem 41 ° 24' n . Br. , nach einer Schakung;
die ſich auf Beobachtungen gründet , welche 6 Berft
Øſtnordoſt davon gemacht worden ſind. Reineggs
irrt , wenn er ( Thl. I. 140.) den Kudial - Fluß mit
dem Saloma verwechſelt und Stuba in dem Lesteren
ſteben laßt. - Chudat , der oben erwähnte Stammort
der Change von Gkuba , liegt 4 Agadſ) nördlich von dieſer
Stadt am Chanarche . Eredie ein Dorf am Ud .
}
192

tſchai, 3 Ugadſh ( '15 Werft ) in Pſten von Gkuba , an


ber Gränze von Sches - para. - Cfaraifuar , eine
jest zerſtörte Feſtung, liegt an der Rechten des Ialoma,
da, wo er vom Ssamur abgeht. Auf Gårber's Charte
von 1728 ſteht Kablasuar , welchen Fehler Rizzi
Banoni, Ellis , Guldenſtådt und andere auf den ihrigen
wiederholt haben. Herr Sainte- Croir hat alſo Unrecht,
wenn' er , durch die falſche Namens - Vehnlichkeit verführt,
1

biefen Ort für Cabala oder Cabalaca der Alten


bålt.
:

Der Diſtrict Muſchkûr , deſſen Name im


Perfifchen eine angenehme , preiswürdige Gegend be:
Beutet , nimmt die Ebene am Meere "vom Sšamur bis
zum Fluffe Belbelab : tfchat ein , der ihn in Süden von
Schabran trennt. In Beſten hat er den Diſtrict Okuba
und Sceß - para , in Norden den von Derbend und gegen
Oſten das Meer. - Dies geſegnete Land wird von vielen
kleinen Flüffen bewäſſert, hat Fiſchfang, Wald , Wieſen
und Aderbau zur Gnüge. Der Wald , welcher größtens
theils aus hohen und dicken Eichen beſteht; giebt auch
Hepfel, "Birnen , Pflaumen , Núffe, Quitten , Mispeln
und andere Früchte im Ueberfluß, beſonders aber vielen
wilden Wein , der ſich an den Bäumen hinaufrankt und
oft von einem auf den anderen übergeht, und ſo eine
chónë. Tchattige Laube bildet. Die Wieſen ſind zwar
beſtåndig grún , und obgleich fie in der großen Hiße im
Junius und Julius ziemlich trođen werden ; ſo begrafen
fie ſich doch bernach deſto ſchöner wieder und im December
und Januar, die hier ſehr angenehm find , ift 2des voll
193

fråüter und Blumen , weshalb auch die Schaafe aus den


Gebirgen häufig in dieſe Gegenden herabgetrieben werden ,
+
wofür dem Eigenthümer eine Zahlung geleiſtet wird.
Mit Getraide , Waigen und Reiß verſorgt dieſer Karb:
firich nicht allein ganz Schirwan, ſondern auch Dagheſtan ;
auch iſt der Seidenbau in Müſchkür anſehnlich. Jedes
Dorf hat ſeinen Raudha , deren einige zuſammen unter
einem Fúsbard i ſtehen. Die Einwohner nåbren ſich
spom Acerbau und von der Viehzucht, woju fie Feld
3
genug haben . Im Sommer laſſen fie;. bei der größten
3
Hiße, die Häuſer leer ſtehen , ziehen in das untere Gebirge
Sund leben dafelbft drei bis vier Monate lang in ihren ,
in die Erde gegrabenen kühlen Hütten. Sie ſind Tataren,
Jeredamals und Stunniſche Mohhammedaner. Es
giebt auch hier Urmenier, Araber und Paddar.

Der wichtigſte Ort im ganzen Diſtricte ift Niſabat,


d. i. beri untere Siß , welcher von den Ruffen Niſawoi
genannt wird, und in früheren Zeiten , ſo wie noch jekt,
ihr gewöhnlicher Landungsplaß an der Küſte ift; obgleich
hier nur flache baftſchiffe ſich auf dem Sande feſtlegen ,
*diejenigen aber , welche tiefer gehen , wegen der
Seichtigkeit gar nicht ankommen können . Südlich von
Niſabat, etwa eine T. Meile vom Meere ift, an der3

Linken des Belbelåb - tſchai, ein großes Arabiſches


Dorf , wie denn auch in der ganzen Gegend häufig
Uraber und Paddar zerſtreut wohnen . Döleli , ein
Urmeniſches Städtchen mitErdwand umgeben , liegt in
Beſtnordweſt von Niſabat, am Fluſſe gleiches Namens .
Die Einwohner und die benachbarten Dörfer haben viel
N
194
Bienenzucht und Getraidebau. Boraghun iſt der
Name von zwei anderen Armeniſchen Dörfern , die beide
an der Seeküſte und in Norden von Niſabat liegen ; das
eine dicht dabei , das andere in einer Entfernung von
20 Werft.

3) Dier Diſtrict: von Schabran : oder


Sch a wran , wird in Norden durch den Belbelåhatſchai
von Múſchlúr getrennt, ftoßt in Weſten an Scheß -para
und Ruſtan , in Süden an das Schneegebirge und an
die Chanate von Schamachi und Baku. Der nördliche

Theil deſſelben hat fehr guten Uckerbau , vortreffliche


Weiden und Wieſen, die im Winter und Sommer grünen,
weshalb sauch viele Sataren , Araber , Armenier und
Pádbar mit ihren Filzhütten und Heerden im Winter
hier herumziehen , die den Sommer über im Gebirge
wohner . Feder Uul ( Dorfſchaft) hat ſeine Welteſten,
von denen mehrere unter einem Fußbaſchi, und diefe
wieder unter einem Darga fteben . Die Einwohner ſind
größtentheils Tataren , ſprechen aber ihre Sprache mit
Perſiſchen Wörtern vermiſcht und ſind der Schabiſden
Sekte des Iblams zugethan. Der Hauptort iſt Sda:
brani am Fluſſe gleiches Namens, 24 Ugadſh vom Meere.
ī Dieſer Ort , der jeßt in Ruinen liegt , ward von Nadir :
1

Schab erbaut, weil Esti (alt) Shabran , das nur is


Werft davon entfernt iſt, zerſtört worden war. Dieſes alte
Schabran hieß im Mittelalter Schirwan und foll von
dem berühmten Könige Unu : Schirwan ( von 531
579 n. Chr. ) erbaut worden ſeyn , iſt aber während der
öfteren Unruhen in Dagbeſtan mehrere Male zerſtórt
1
195
worden. Zu Drearius Zeiten nannten ſich die Einwohner
Kúr. Nicht weit von Schabran nach Nordoſt ſieht ein
Armeniſches Dorf , Meliklar genannt , deſſen Eins
wohner aus Clarabagh abſtammen . Drei Ugaoſh in
Súdoft von Schabran wohnen viele Pabbar , beſonders
in dem Dorfe S sarewanlar, läuflinge des Terekmes
niſchen Stammes Ssarewan , der in Ssomchithi
herumzieht. Deritſchi, ein bekanntes Dorf , über
&
I

welches der Weg nach Baku führt.

Súdlich von Schabran hört die Fruchtbarkeit des


Landes ſchon ſehr auf; die Ebenen und die benachbarten
Höhen ſind nicht ſo bewäſſert und waldreich , die Fläche
bis zur See wird ſchmaler , und das Gebirge tritt bes
ronders beim boben Berge Biſch - barmad , oon dem
.

ich bald ſprechen werde , der See immer náher ; ſo , daß


1

dort ihre Breite nur zwei Werſt betragt. Noch weiter


nach Süden hårt die Fruchtbarkeit an der Küſte ganz
auf, das Land wird ode urid nur die benachbarten Ges
birge bringen Gras und friſche Kräuter hervor. Dieſe
Mittelgebirge werden Dubrad genannt. Die Bes
wohner dieſer Gegend find Dataren , Terekamah und
Slunniſche Mobbammebaner , die wie ihre Nachbarn
Yeben .
Der Birch barmad oder der Fünf
fingerberg , hat dieſen Namen wegen ſeiner ſpißigen
Gipfel erhalten und iſt von Olearius, Stampfer, Gmelin
.

und anderen zur Gnúge beſchrieben worden . Auf dems


ſelben ſind die Kuinen der Burg Chadurßinden, die
im Felſen fo verſteckt liegen , daß man ſie von der Ebene
aus nicht ſehen kann . Dieſe Burg dient iegt den Hirten,
N 2
196
welche das Vieh auf dem Berge weiden , zum Aufenthalt.
Sie hat dem , auf der Nordſeite am Fuße des Berges
Belegenen , erſten Karawanſerai ſeinen Namen gegeben.
Nach 41 Ugadſh in Südoſt folgt das zweite , Namens
Dumgalai, dann 3 Ugadſb bis zum dritten Ierch meh,
wieder 34. daš vierte S sugаite , an der Grånze des
Gebiets von Baku , von dem dieſe Stadt noch 6 Ugadſh
entfernt iſt. Von dem erſten Chadurßindeh , geht
långs dem Utaſchai ein Weg bis zu ſeiner Quelle , die
*
6 Agadſh entfernt iſt ; hier ſteht ein Karawanſerai,
welches deshalb alty agad ſh genannt wird. Von
dieſem geht ein Weg zur Quelle Kurt: fu'r t ; bulad ( 41 .
9 ' 47 " ' n. B. ), und von da über das Gebirge nach alto
und Nieu : Echamachi, wie oben erwähnt worden .

4 ) Den Diſtrict S ch eß-para (b. i. ſechs Stúde)


machen rechs Dörfer zwiſchen den Flüſſen Ischach -tſchai,
Belbelåb - tſchai und Schabran aus. Er iſt klein und
liegt zwiſchen Müßkür , Schabran und Ruſtan. ' ' Die
I

Einwohner ſind Paddar und bekennen ſich zur Schabiſchen


Sefte. Im Sommer wohnen ſie in Zelten in den Ges
birgen und im Winter kommen ſie wieder hierher , oder
ziehen nach Schabran. Sie leben von Viehzucht und
die in den Dörfern wohnenden Tataren haben auch der:
bau und Garten.

5) Der Diſtrict Ruſt an , welcher von Tataren


bewohnt wird , grángt in Oſten an Sches para und
Schabran , in Norden an Stuba , in Weſten an Guladan
und Nieder - Dagbeſtan , und wird in Súden durch das
197

Schneegebirge von dem Chanate von Schamachi getrennt:


Das Land iſt ſehr gebirgig ., hat aber dennoch in den
Thålern gute Ebenen , die zum Uderbau tauglich find.
Die Einwohner find Sáunniten und ſehr zweideutige
Unterthanen des Chans von Cluba ; da fie indeß tapfer
und fühn find , ſo hat er wenigſtens gute Truppen ah
.

ihnen , wenn gleich er wenig oder gar keine Abgaben


aus ihrem Diſtricte erhält. In demſelben wohnen auch
viele Armenier und Juden , die aber nicht von Abgaben
befreit ſind, und von denen der Chan das beſte Eintommen
hat.. Der Hauptort iſt das ganz weſtlich gelegene
Stadtchen Machale, auf der Nordſeite des Saba -dagh.
am Fluſſe Gkara tfchai, der nicht weit von hier beim
Dorfe Ekartschun : ruch entſpringt. Andere Dörfer
find : am Bar und Nudeti, weiter unten am Skara :
tſchai, Kelenger, N a udup , und ® y rw'a hit
am Tschach - tſchai, Derki und
1 S súgub an den
Quellen des nördliden Armes des Belbelån und Utfd is
mi , Serfi und Kunad- dend am anderen Arme ;
weiter unten ' an demſelben Fluſſe afirorbe und
Clurtſchal: tolaba. In dieſem Diſtricte lagen auch
die , jeħt verwüſteten , Feſtungen U mucha und Tengi,
die lekte an einem engen , nur drei Klafter breiten , Paffe,
zwiſchen dem Belbelåh und Schabran .

6) Der Diſtrict Gulach an liegt zwiſchen


Skubá und dem hohen Shneeberge Schach : Dagh,
oder Schah - dagh, welches auch Schab- albrus oder
Schalbrus, d. i. der königliche Albrus , und Schal:
dag genannt wird. albrus oder Elbrus ift aber
198
die alte Perfiſch - Mediſche Benennung aller fehr hohen
Alpengipfel, und wird dem Kaukaſus auch im Ullgemeinen
beigelegt. ' ( S. meine Reiſe Ihl. I. S. 302. 303 ).
Dieſer Berg liegt auf 50 Berſt von Skuba in Weſten
entfernt , fcheint aber ſo nahe , daß man glauben ſollte,
die Stadt låge dicht am Fuße. Er geht zuckerhutförmig
in die Höhe , iſt mit ewigem Schnee bedeckt und
wird vom Kaſpiſchen Meere ſehr weit geſehen. Sein
Fuß erſtreckt ſich in einem Umkreiſe von mehreren Meilen
und jüdlich von ihm iſt ein anderer Syneezipfét, von
dem er durch eine Kluft getrennt wird , in dem der
Bach Ku Bar:tſcha i herabſtürzt. Rund herum thúrmen
ſich Berge über Berge , und dieſer Rücken wird nur
.

durch das tirfe Thal , in welchem der Ssamur ſtrömt,


vom Ulagbunsdagh getrennt , der ihn mit dem
Schneegebirge des Ckaſi : Cku mů & verbindet.

Die Bewohner dieſes Diſtricts find lesghier , die


aber auch Tatariſch ſprechen , roh und tapfer und zu
Unruhen geneigt. Sie ſind Sğunniſche Mohbammedaner
und haben , wegen der Unfruchtbarkeit des Landes,
nur wenigen Uderbau.

7) Der Diſtrict Nieder - Dagheftan , von


Lefghiern bewohnt , grånzt in Norden an Gulachan
und an den Berg Schach - dagh , gegen Weſten an
2 6 chilid , gegen Süden trennt es das Schneegebirge
vom Chanate von Schålhi , und in Jiten ſtoßt es an
Rujian . Dieſer Diſtrict beſteht nur aus folgenden
fedha Dörfern : 1 ) Buduch, iſt das öſtlinſte und ge:
199
hörte fonft mit zum Diſtricte Ruſtan , es liegt am
Kußar : tſchai , und feine Einwohner ſind, ſo wie die
!

der beiden folgenden, mit Dataren gemiſcht. Hohe und


ſchwer zu überſteigende Berge trennen dies Dorf von
den übrigen. 2 ) Alid , weſtlich vom vorigen an eben
dem Bache. 3) Kabul , noch weſtlicher am Fuße des
Schach - dagh und an einem Bache, der zum Kußar:
tfchai- geht. 4 ) Kriſch an demſelben Bache, mehr nach
Nordoſten . 5) H banalúd, ein großes Dorf, zu dem
noch einige benachbarte gehören, liegt auf der Súdweſt
ſeite des Schah -dagh am Kußør- tſchai in Nordweſten
:

vom vorigen. 6) Ds hål iſt das weſtlichſte, und liegt


am Fuße des hohen Schneegipfels Ssalawat-dagh,

Die Zugånge , zu dieſen Dörfern , die alle nicht


weit von einander liegen , ſind ſehr enge , und wenn ſie
die Brüden abwerfen , welche über die, von dem Schnee:
waſſer ausgehöhlten tiefen Gruben gelegt ſind , ſo ift
ihnen ſchwer beizukommen. Die Einwohner leben vom
Raube und weniger Viehzucht, ſtehlen aber mehr beim
lich als Offentlich. Weil ſie in den niederen Gegenden
von kuſtan einiges Aderland haben , und im Winter
.

ihr Vieh dorthin auf die Weide treiben , indem ſie es


in dem tiefen Schnee der Gebirge nicht erhalten können,
To find ſie genothigt , wenigfiens mit dieſen in Frieden
und Freundſchaft zu leben. Sedes Dorf bat feinen
Helteſten , welcher nebſt dem Geiſtlichen Streitigkeiten
+

entſcheidet und das Recht ſpricht. Uebrigens leben ſie


ſehr nach eigener Willkúr und bekümmern ſich wenig
um ihren Oberberrn , den Chan von Cluba. 1
200

8) Der Diſtrict U1ty para , d. i. die rechs Stücke,


liegt an der Südſeite des Ssamur ,' hat in Diten Cluba,
in Weften den Diſtrict von Ruthul, und in Súden den
Berg Schach dagh und Gulachan . Seine Bewohner
2

find lešghier, die ſich vom Raube und wenigem Iderbau


- in den Thålern nähren ; ſie ſind Stunniſche Mohammes
baner und leben in den Dörfern Seudur , Kochur,
Scheich - end, Elulud und Neorbeff : dend ,1 an
zwei Bächen des Ssamur.

Chan at von Bak u .

.
Dies Chanat ift fehr klein , indem es nur aus der
1

Halbinſel broeron beſteht, die von drei Seiten vom


Kaſpiſchen Meere umgeben iſt ,1 in Weſten aber durch
einen Gebirgsrücken von Schamachi gètrennt wird . Der
lepte Than hieß H búßein :duly : chan, ward aber,
wegen der Ermordung des Fürſten Zizianow , abgelegt
und ſein land fiel den Ruſſen zu ,, die jekt in Baku ,
eine Befagung und einen Commandanten haben. Dieſe
Stadt ift jegt gut befeſtigt, bat einen guten Haven , in
ben auch Kriegsſchiffe einlaufen können , und wird von
Tataren , Armeniern , Juden und Georgiern bewohnt ;
auch kommen håufig Indier und Gueber , wegen des
berühmten Naphthafeuers hierher. Da die Halbinſel
xorcheron mit ihren Naturmerkwürdigkeiten ſchon von
201

mehreren früheren Reiſenden beſchrieben worden iſt , ſo


kann ich auf dieſe verweiſen. .

Chanat von Schama chi.

Dies Chanat hat , nach ſeiner jebigen Geſtalt,


folgende Gränzen: in Often Baku und das Kaſpiſche
Meer , in Süden das Meer und den Fluß Sur , der
es von der Ebene Mugan und vom Chanate von
/

S church i oder Skarabag b trennt ,1 in Weſten den


Got: tſchai, der es vom Chanate von Sch åkhi und
in Norden das Schneegebirge, welches es von Ckuba
trennt. Der nördliche Theil des Landes ift bergig,
aber der weſtliche, zwiſchen dem Meere, dem Stur, dem
Flufſe 4 & -bu und den Gebirgen , bildet eine Steppe,
deren natürliche Beſchaffenheit verſchieden iſt. Der nåber
am Meere gelegene dftliche Theil hat oden und falzigen
Boden und an verſchiedenen Orten kleinere und größere
Schlammvulkane, die eine dickflüſſige thonige Materie,
von ſchwarzgrauer Farbe, zuweilen auch Feuer auswerfen.
Dieſer Schlamm trodnet beim ablaufen und vermehrt
die Höhe und Breite der Hügel in kurzer Zeit anſehna
lich. Gerade ſolche Vulkane fand Palas auf dem ents
gegengeſekten Ende des Kaukaſus , auf der Inſel I haa
man , am Husfluffe des Skuban. Der mehr dem Kur
nabegelegene Theil der Ebene wird , ſo wie der unter
den Gebirgen liegende fruchtbare , Berach genannt,
202

und iſt größtentheils fumpfig und an vielen Stellen


mit Schilf bewachſen. In dieſer ganzen Steppe ziehen
Tataren , Uraber und Paddar mit ihren Hütten herum.

Der Hauptfluß iſt der Tur, Georgiſch M t k'w a ri,


bei den Perfern Kür , welcher im Uraratſchen Vora
gebirge entſpringt, Georgien durchſtrómt und bei S sa
much i den Ulaſani in feine Linke aufnimmt. Bon
hier aus fließt er , 'mit mehreren Krümmungen, nach
Oſtnordoſt bis zum Berge Bababoß , wo er fich
ſchnell ganz nach Süden wendet und zum Meere geht.
Dem Dorfe arbatan gegenüber theilt er ſich in zwei
Arme; der weſtliche fließt nach Südweſt und ergießt
ſich etwa eine Meile unter Bajat in den Meerbuſen
von Eliſilagadih . Der öſtliche dagegen behålt die
ſüdliche Richtung, theilt fich aber gleich unter Ssallian
1

wieder in zwei Arme , die bei ihrem Einfal in das


Meer eine Inſel machen . Die Einflüſſe in die Rechte
dieſes Fluſſes gehören nicht in unſeren Plan , und ich
bemerke nur den vorzüglichſten derſelben , den Uraß
oder Urares , welcher von Súdweſt her fich mit dem
Kur über Dshewat vereinigt. In die linke des Kur
ergießen ſich , außer mehreren größeren und kleineren
Båchen , folgende Flüſſe, vom Alafani an. - I ) Der
ekani oder Glanig . ( S. K'achethi ) 2) Der El
digyani kommt aus dem Schneegebirge , welches das
Chanat von Schålbi, von Ischilf und K'ulmuch i
1
trennt , läuft nach Süden und fällt über Is chandari
in den Sinir . 3) . Der Geldighilani entſpringt in
zwei Armen auf demſelben Gebirge , nimmt eben die
203

Richtung und ergießt fich bald unter dem vorigen.


4

4) Der Gokatſchai, 8. i. ( Tatariſch ) der blaue Fluß,


.

entſpringt am Fuße der Schneealpe Ssalaw at-dagb


und fließt nach Süden. Bei einem Urmeniſchen Kloſter
( W ank ) im Gebirge nimmt er den aus Oſten koma
menden Bach Egri auf'und theilt ſich weiter ſüdlich
in zwei Haupt- und einige Nebenarme , welche alle in
die Sümpfe und großeren und kleineren Seen gehen ,
die auf der ganzen linken des Kur bis dahin fich er:
ſtrecken , to . dieſer Fluß ſeinen öſtlichen lauf mit einem
1

ſüdlichen vertauſcht. Dieſe Seen hången durch einige


Canåle mit dem Kur zuſammen. Der rechte , nach
Súden laufende, Arm des Gottſch ai macht die Grảnge
zwiſchen Schamachi und Schakhi. 5) Der Hers
timane , entſpringt in Südoſt vom Schneeberge Baba
4
dagh , fließt nady Súden und theilt ſich , ſobald er aus
dem Gebirge tritt , in vier Urme , die fich in die er:
wähnten Seen und Sümpfe verlieren. 6) Der d -ßu,
d. i. ( Tatariſch ) Weiß - Waſſer , kommt vom Chaler,
dagh und fließt ebenfalls nach Süden einem See zu ,
durch den er geht und ſich endlich, da wo ſich der Kur nach
>
Súden beugt , in die linke dieſes Fluſſes ergießt. —
Deſtlich folgt auf dieſe Zuflüſſe des Kur der Pirßabats
tfchai, d. i. ( Tatariſch ) der Fluß einer Stunde , weil
er oft austrocnet und dann ſchnell, vom geſchmolzenen
Schneewaſſer, wieder anſchwilt. Er kommt vom Chaler:
dagh, fließt nach Südoſt dem Meere zu und macht vor
ſeinem Einfall einen großen Moraſt, der oft bei großem
Waſſer zum See wird. Vont Rofu tſch'ai ober .

S sugаite iſt unter Cluba geſprochen worden.


204

Dies Chanat hat von der alten Stadt Schamachi


ſeinen Namen , die ſchon im zten Jahrhundert Ptolea
maus unter dem Namen Samech ia kannte. Im
Mittelalter war Schamachi unter der Arabiſchen Herrs
ſchaft berühmt und noch vor hundert Jahren eine
blühende Handeiſtadt. ' Wein ſie ward 1720 von dem
Dagbeſtaniſchen Rebellen Dawud - beg gånzlich auß:ร
geplündert und 1733 von Nadir - Schah gånzlich zerſtört.
2

Als Dawud : beg die Stadt einnahm , ward fowohl der


von Perſien eingefeate Chan , als auch die vornehmſten
Anhånger der Schaniſchen Sekte nicdergefábelt , und
Dawud beſaß die Stadt drei Jahre lang eigenthümlich ,
bis er ſich 1723 genöthigt fab , fich den Túrken zu
unterwerfen , die ihn endlich zu Unfang des Jahres
1728 abfekten und ſeine Stelle dem S $ u r ch a is
ch, a n der Ckaſi - Clumúd gaben . Dieſer aber ward
1733 vom Schab Nadir daraus verjagt und nun erhielt
die Stadt, weil ſie den Feinden zu ſehr ausgelegt war,
eine andere Stelle 5 Ugabb ſúdweſtlicher am Fluſſe
ď : Bu, ſo wie auch einen Perſiſchen Chan. Im Jahre
1747 hieß derſelbe badſhi : Mo bhammed - chan,
ward aber von den Einwohnern und dem reichen Mama
Bejit , der Alt - Schamachi wieder bevoltert batte,
1761 abgeſeßt. Allein auch Mama-Bejit ward 1766
vom Feth h : L'ali- chan von Cluba gefangen genom:
men, der Schainachi ſeinen Staaten einverleibte, wobei
es auch bis an feinen 300 1789 blieb.

Nach demſelben kehrte Staßim :chan , ein Bru:


dersſohn des Mama = Beiit , gurúc und erhielt die
1
1

205

Chanswürde von Schamachi, Ward aber von ſeinem


Bruder Mußthapha abgefegt. Dieſer wollte ſich
nicht dem ugha :Mohhammed : ch an von Perſien
.

unterwerfen und entfloh bei deſſen Annäherung, zu


Ende des Jahres 1795 , in die Gebirge, ließ aber vors
ber die Häufer aller feiner Unterthanen , die der Schabis
fden Sekte jugethan waren , und ihm nicht "folgen
wollten, niederreißen. Darauf kam Agha - Mohhammed
und verfuhr mit den Häuſern der übrigen , die ſich mit
Dem Chan entfernt hatten , 'ebèn ſo, wodurch denn die
Stadt wieder in Ruinen gelegt ward. Bei der Un:
kunft der Ruſſen unter Valerian Subow 1796 , war 'er
noch nicht zurüdgekehrt und ſein 'vertriebener Bruder
Claßim chan ward von ihnen zum Chan eingeſeßt.
Gleich 'nach ihrem Abzuge aber ' kam Mubthapha wieder
zurüd und blieb ſeitdem in ruhigen Beſig von Scha:
machi. Feßt iſt er den Rúſſen unterworfen und erhält
von der Krone cine jährliche Beſoldung. Die- Ub
ſtammung deſſelben iſt folgende:
l'aly : wirdis beg

Ughafi 5. chan I. Mainais sejit

2. Ola bimschan 3. M ustha phaich an.

Die Bewohner dieſes Chanats find großtentheils


Armenier, mit Dataren und anderen Völkern" gemiſcht,
und die " Proving Skabala wird faſt gånzlid vón
Armeniern ''bewohnt. Der größte Theil derfelben bat

>
206

den Armeniſch : chriftlichen Glauben angenommen , viele


find aber auch Sšunniſche Mohhammedaner. Die Tataren
find theils Sšunniten ,1 theils Sthani.

I ) Der Diſtrict von Sch a machi, nimmt den


nördlichen oder gebirgigten Theil des Chanats ein und
iſt ziemlich bevölkert. Neu:Sdh amach i an der Linken
des Ad-fu, erhebt ſich erſt langſam aus ſeinen Ruinen,
dennoch haben ſich die reicheren Einwohner wieder ans
gefiedelt und die Stadt hat die Hoffnung, nun unter
Ruſſiſchem Schuße, bald wieder zu ihrem vorigen Wohla
ſtand zurückzukommen , weil der Handel weder durch
Rebellen , noch durch Kriege geſtört wird. - Uits
Schamachi an einem Bache, der zum Pirßahat- tſchai
fließt , iſt ganz von Gebirgen eingeschloſſen und jekt
nur ſpårlich bewohnt. Sonſt iſt die Gegend fruchtbar
und Weinberge und Garten zeugen von ehemaliger
Cultur . Uuf dem halben Wege zwiſchen dieſen bei:
den Städten liegt das berühmte Klofier Ssaghians
Wank des heiligen Stephan , zit dem ein Diſtrict von
.

12 Dörfern gehört, der Kabban genannt wird . ES


iſt der Sit des Erzbiſchoffs von Schirman , der noch
den Titel Uchwanagiat , oder des albaniſchen
führt. Er ſteht unter dem Patriarchen deß berühmten
Armeniſchen Kloſters Etr.ch miadsin , am Fuße des
Ararats , daß dem heiligen Georg geweiht iſt, und
darf, ohne deſſen , Erlaubniß keine Prieſter ordiniren.
isen28
,
Die zum Kloſter gehörigen Dörfer ſind reich , haben
ſchöne Weingärten , und einen Ueberfluß an Getraide,
unb ernáhren , außer den Mönchen , noch auf 30 Prieſter,

1
207

die fich unter ihren wohlhabenden Glaubensgenoſſen


hier ſehr gut fteben.

Obgleich dieſer kleine Diſtrict dem Chan von Schas


machi unterthan iſt, ſo giebt er ihm doch immer einen
geborenen Armenier zum Wuffeher, der nach den Gefeßen
und dem Glauben der Bewohner Gerechtigkeit und Ord
nung beſorgt. Beim Kloſter iſt ein großer Marmorbruch,
deſſen Steinart roth , ſchwarz und weiß geſprenkt iſt.
Im Kalkgebirge findet ſich keine Verſteinerung und nur
sin den Niederungen trifft man Abdrücke von Moosarten
fund anderen Pflanzen. Eine gute Stunde in Weſten
vom Kloſter ſind die berühmten alten Begräbniſſe , die
( unter dem Namen Sedi -dumbet, d. i. die ſieben
Thürmeberühmt, und von le Brun hinlänglich beſchrieben
und abgebildet worden ſind.

2) Der Diftrict @labalab oder Schada:


ballah, nimmt die Ebene zwiſchen dem Ud - Bu und
dem weſtlichen Arm des Hertimane ein. Dies Lånd :

dhen , welches ein wahres Paradies zu nennen iſt, wird


faſt nur von Armeniern bewohnt 1, die ehemals ihren
eigenen Beherrſcher hatten . Allein , mit Schamachi zu :
gleich , unterwarf es ſich Fethh - A’aly : chan von Cluba,
.

und ſeitdem iſt es bei Schamachi geblieben. Ackerbau


,und Viehzucht blühen hier , der beſtåndige Sommer
bringt das vortrefflichſte Obſt hervor , beſonders Kaſtaa
nien, Feigen und eine Art kleiner, ſehr wohlſchmeckender
Granatapfel mit ganz kleinem Kerne. Der Haupta
erwerbszweig der Einwohner iſt der Seidenbau , und
208

die von ihnen gewonnene ſehr ſchöne Seide wird auch


ſogleid zu verſchiedenen 3cucen benugt , die weit und
breit verführt werden. Dieſer Diſtrict beſteht aus ders
ſchiedenen ſchönen Dörfern von verſchiedener Große.
Die vornehmſten derſelben find folgende : Beiduel,
Pacharly , Schaban , Setro ni, I & chaiarchi,
Ckaraman , Schekere, 214 1, alle in der Ebene oder
am Fuße des Gebirges ; Bekefoed' und Schiliani
ſüdlicher und nach den moraftigen Gegenben am Kur zu.

3) Der Diftrict Kabeſtan nimmt die moraftige


Gegend, von der Gränze von Schathi an , långs dem
Ufer des Kur , bis dahin ein , wo der Urares in ſeine
Rechte fålt. Sie iſt wie Glabala ſehr fruchtbar und
1
mit Quem geſegnet, allein die beſtändigen Unruhen und
die Nachläffigkeit der Fürſten und der Einwohner , find
Schuld , daß , einen großen Theil des Jahres hindurch ,
die ( conften Gegenden unter Waffer ſtehen , da es doch
ſehr leicht wåre , durch Unlegung einiger zwedmäßigen
Tanále, das überflüſſige Waſſer in den Kur zu leiten.
Kuch hier wirb der Seidenbau ſtark getrieben.

Die Bewohner find größtentheils Urmenier , , in


folgenden Dörfern , von oben herab : Groß- lad,
Klein - lad , 211an , Mulli, Ober - Siouli, a

Halandi, Mittel i Riouli und Unter : Kipuli.


Endlich der Hauptort D 6 hawat wird von Armeniern
und Tataren gemiſcht, bewohnt. Er liegt zwiſchen dem
Ufer des Kur und einem tleinen See und hatte ſonſt
"einen eigenen Beg, der unter dem Than von Schamachi
909
ftand. Der Name dieſes Orts bebeutet Uebergang,
weil eine Schiffbrücke über den Kur , der hier auf
70 Faden "breit iſt, führt, die im Frühlinge bei großen
Waſſer abgebrochen wird , weil dann der Strom auss
tritt und die Ebene auf eine Meile weit überſchwemmt.
Dicht über dieſer Stelle iſt der Zuſammenfluß des ara
mit dem Stur , der Kauſch an genannt wird. Von
1

ba aus aufwärts iſt der Kur nicht ſchiffbar , weit rein


.

Bett an mehreren Orten mit großen Felſenſtúden ans


gefüllt iſt; von einer Waſſerverbindung des Schwarzen
und Kaſpiſchen Meeres , durch dieſen Fluß und durch
den ebenfalls nicht ſchiffbaren I s chorochi, kann alſo
gar nicht die Rede feyn. Gleich auf dem rechten Ufer
des Kur ; nicht weit von der Brüde , ſteht das erſte
Karawanſerai in der Ebene Mogan, Namens Alagi.

4 ) Der Diſtrict Kudbar folgt in Sften am


Kur auf Kabeſtan und geht bis dahin , wo der Flug
fich nach Süben biegt. Sein Name bedeutet Flu B
bett und iſt Perfiſch. Sonſt gehörte er zwei kleinen
Fürſten , von denen Sefisch an den weſtlichen, Mohs 1

hammed : chan aber den öftlichen Theil befaß , und


jekt ſteht er , wie ganz Schamachi, unter Rußland.
Obgleich dieſe Gegend auch ſtark bewåſſert ift, ſo wird
1

fie doch nicht ſo überſchwemmt, als Kabeſtan , indem 1

der Fluß 4d -Bu, der ihre nördliche Grånge macht, das


überflüſſige Waſſer in den Kur abführt. Der Boden
.

ift deshalb ſehr fruchtbar und gut angebaut. Die fie


bevölkernden Armenier und Juden wohnen in den Dörfern
Dber-, Mittels und Unterhudbar . Sie årnbten
D
Q10

Reiß , Setraite und Seide in Ueberfluß, auch haben ſie


einen einträglichen Filmfang. Dieſer Diſtrict war ſonſt
eine Dománe des Fethb : L'aly - chan von Cluba.

5) Der Diſtrict Kerach bildet die Ebene zu


beiden Seiten des Pir Babat: tfchai, bis weſtlich zum
Ad
ad - ßu. , Sie iſt fruchtbar und grasreich und wirb von
verſchiedenen Hügelreihen durchſchnitten , aber nur von
berumziehenden Nomaden , Arabern und Paddar bes
wohnt , welche langs den Flufſen und Bächen unter
runden , oben ſpiß zulaufenden Hütten leben , die von
Zweigen und Rohr geflochten ſind und mit Filzdecken
oder Matten belegt werden. Es giebt zwar hier auch
hin und wieder Dórfer, allein ſie ſind felten und werden
oft von einer Stelle zur anderen verlegt. Das öſtlichſte
derſelben iſt Nawani, auf dem niedrigen und legten
Urme des Vorgebirges , auf 20 Werſt bom Meere ents
fernt, am Bache Kosli - trai. Es iſt ein großes
Dorf von 150 Häuſern , in einer ſehr fruchtbaren Gegend,
doch giebt es hier erſtaunend viel Taranteln und Phas
langen , von denen ſchon Strabo in Uibanien , zu era
zählen wußte.

6 ) Die wüften Ebenen am Meere , welche


von den Tataren Salyn, von den Perſern aber Lebis
deriah, d. i. Meereslippe genannt werden. Sie schen
vom Uusfluſſe des rechten Kurarms hinauf bis zur
Gränze von Baku , und find ode und an den meiſten
Drten ſalzig , weshalb ſie auch wenig Gras , aber deſto
mehr Salzpflanzen berowbringen. Auf den Höhen, welche
213

die Vorſprünge des Borgebirges genannt werden köns


nen , ſieht man viele größere und kleinere Schlamms
vulkane , von welchen manche eine regelförmige Geſtalt
haben und von der Hobe eines Thurmes find. Ihre
Farbe ift afchgrau, obne Gras, und auf der Hobe wirft
eine Quelle einen Falzigen Schlamm aus , der in oft
wiederholten Stößen in die Bóbe gehoben wird und
un fich ſprikt.

Manche diefer ** fpitigen Hügel ſind ſchon ause


$

getrodnet , dagegen entſtehen aber wieder neue Auss


brüche, die mit der Zeit erſt Hügel. bilden . Im Herbfte
und Winter beim Regenwetter iſt der Schlamm - Auss
wurf viel. fårfer . Allein nicht nur in den Ebenen
findet man folche Quellen , ſondern auch auf dem niedrigen
Borgebirge, wo ſie ſehr tief und faſt nicht zu ergründen
Feyn ſollen. Einige von dieſen Vulkanen ſpeien auch
zu manchen Zeiten feuer und werfen dann einen viel
ſchwarzeren Schlamm aus. Dieſe Gegend verdiente
von Naturforſchern genau unterſucht zu werden . Man
mußte ihre Beſchaffenheit mit der von uch tala in
fi'achethi ( f. oben ) und der der- Inſel Ihaman vers

gleichen und dann würde man auf Reſultate über die Ents
ſtehung der Schlammvultane beim Kaukaſus kommen.

3
+
7) Der Diſtrict von osallian nimmt die uns
tere Gegend : des Kurs bei ſeinem Ausfluſſe ein. * Mitten
im oftlicher Urme diefes Fluſies rieht man , ehe er ſich
wieder theilt , eine 3 Werft breite und 5 Werft lange
Inſel, hie S $ altian genannt wird und noch 15 Werft
212

vom Meere entfernt iſt. Dieſe bat dem ganzen Diſtricte


feinen Namen gegeben , zu dem außer dieſer Inſel noch
zmei andere geboren , welche die Arme des Kur mit
dem Meerë machen . Es war ſonſt das Eigenthum des
1

Setbb l'ali : dan von Cluba, der ſich jabrlich einige


Wochen hier , in dem auf der Inſel Sšalian getegenen
Dorfe ufufchaal qufbielt. Allein iegt iſt dieſer Diſtrict
gånzlich von den Ruſſen befekt, denen die Fiſcherei
allein jährlich auf 50,000 Rubel Silber einbringt. Die
Dórfer liegen ganz nahe an einandet , am Ufer des
Kut, aus welchen Canåle um ibre Felder geführt ſind,
tim ſie zu bewaffera.in,
ini, sit :

Im Flufſe felbft ſieht man viele kleine Inſeln , die


im Monate Julius , wenn er vom Schneewaſſer. ans
ſchwilt, ganz unter Waſſer gelegt werden und mit
Schilfe bewachſen ſind. Wegen der guten Weide, welche
Durch dieſe Ueberſchwemmungen hervorgebracht wird , hals
ten fich im Winter piete Nomaden aus der Muganſchen
Steppe und Paddar auf. Man baut hier viel Reiß,
Waizen , Gerſte, Baumwolle und den Schab - tabak ,
Der ſehr beliebt und ſo ſtart iſt , daß er nur aus dern
Kalian geraucht werden ikann . Auch der Seidenbau iſt
hier nicht unbeträchtlich . Die Einwohner find größten
theils Perſer, von der Schahiſchen , und Tataren von
derSáunniſchen Sekte. Urmenier findetman hier weniger,
i bt aber auch viele Ruſſen , die des Fiſchfanges wegen
hier wohnen und einen ihrer Hauptfånger in dem Urm
des Kurs haben , der in den Meerbuſen von Kiſil
ཆ་

agadfh geht. In dieſem Meerbuſen liegt auch die


213

Inſel U11 : baligh. Der andere große Fang ift in


dem ſúblichen der beiden öſtlichen Ausflüſſe des Rur.
Die See ift bier fo fiſchreich , daß man oft von den
Stórarten nur den Rogen zum Kaviar einfalzt , uno
die Blaſen zur Hauſenblafe ſammelt , die ausgenom,
menen Fiſche aber wieder in's Waffer wirft.'
Die Gegend von Sšalian ift fehr falzreich unb
*

e8 giebt hier an verſebiedenen Stellen kochende Salza


$

quellen , an , deren Seiten ſich das Salz in Kryſtallen


anſekt und deren Waſſer aus der Tiefe mit Gemalt
berporſprubelt. Am weſtlichen Ufer des Kur wittert das
Salz auch häufig aus der Erde. Auf der linken des
Kur , 15. Berſt nördlich von da , wo er ſich in zwei
Urme theilt, iſt der: 20 Werft lange und 3 Werſt breite
See Schoradh as chali. Nórdlich davon der Berg
Bababos und noch nördlicher ein ähnlicher , 15 Werft
langer See nialle gar nicht weit vom Ufer des Rur.
Die Hauptdörfer find auf der linken 'des weſtlichen
Flußarmes von oben herab : Arbatan, Kallalu und
Bajat . Auf der Rechten des anderen Armes I och
matſoi , Chottſchubani, Piribaba, Aradibag
und Ssallian , ein großer Flecken , wo der Ruſſiſche
Befehlshaber wohnt. 20 Werft ſüdlich vom Ausfluſſe
dieſes Urmes , liegt in der See die Inſel Kura.

Chanat von Schåkhi.


Dieſeb Chanat hat von der Stadt Schathi ſeinen
Namen und grånzt in Pften an Schamachi in Süden
214

an den Kur , der es vom Chanate won Schurch i ober


Farabagh trennt ; in Weſten ftoßt es an Elißeni,
oder das Gebiet der Lesghier von I $ dar , Belaka
hani und K'a t'i ( f. oben unter K'achethi ) , und in
Norden und Nordoſten ſcheidet es das Schneegebirge
von den K'ulm uchi und von 38 chilid . Die Bes
wohner dieſer fruchtbaren Provinz find Tataren und in
den höheren Gebirgsgegenden auch Lesghier. Der Diſtrict
Ad daß , welcher zwiſchen dem Kur , dem Gok - tſchai
und dem Gedighilani liegt,1 wird auch von Armeniern
bewohnt. Der jevige Chan von Schakhi iſt von den
Nuffen eingeſetzt worden , beißt Dshappar.dulichan
und war ſonſt Chan von Choi in Armenien . Er fiet
aber vom Fethb U'ali-Schah von Perſien ab , und gieng
zu den Ruffen über , die ihm dies Chánát gaben , das
mit er die lesghier im. Baum halte , welches er , wenn
er will, mit den 6.00° Mann , die er zuſammenbringt,
wohl ausführen kann.

Die vorigen Chane ftammten von dem Sohn eines


Armeniſchen Prieſteris ab , der ſich beſchneiden ließ , den
Namen Hbadfhi : Elif annahm und fich 1740 durch
feine Tapferkeit zum Than von Schathi machte. Sein
#
Sohn Hhadſhi- T5 d elebi # ghatſchiß übertraf
ihn noch an Şeldenmuth und..Kriegsglúdk und führte
verſchiedene Kriege gegen die Könige Thaimura s und
Srak'li II von Georgien , in denen er oft Sieger blieb.
Quein da er fich bei ſeinem Volfe und bei den benachbar:
ten lesghiern verlaßt gemacht hatte , verlor er mit zweien
ſeiner Söhne, in einem Aufruhr 1752 , das Leben. Der
215

jungſte Sohn H badſhi Ubd úl Kadir erhielt darauf


die Regierung , ward aber von ſeinem Vetter H búßeins
chan verdrängt. Durch die Unterſtübung der Chane von
Cluba und Schurch i verjagten Onkel und Vetter ſich
wechſelſeitig , bis endlich Hbadſhi Abd úl Kadir die Obers
hand behielt und den Hhůßein umbringen ließ. Xllein
ſein Glück dauerte nicht langé, denn er hatte durch deſſen
Sohn Agbaßi : ch an ein gleiches Echidſal, der fich am
21. December 1783 zum Chan von Schakhi unter dem
Namen Mohhammed Hha Ban : chan ausrufen ließ,
und es auch bis 1805 blieb. Dies iſt die Stammtafel der
vorigen Dynaſtie der Chane von Schathi.
1. Shadſhi : Elif,
ein geb. Urmenier von 1740

N. 2. Shaoſhi I 8 delebi Xghatidin


+ 1752

4. Bhüße in than Ugha Kiſhi ben 3. $ haoſhi Ubd ül Kadir.


+ 20. Dec. 1789. shaßa *
|
S. Monha m med : spha Bandhan
bi$ 1805

Die Hauptorter ſind -Schålhi, oder Neu:Nuchi,


zwiſchen den beiden Armen des Fluſies Geldighilani im
Gebirge ; ſie war-eine ſonſt anſehnliche Stadt, die aber jett
nur 300 Häuſer hat und von einem ſehr feſten Berga
Taloſſe beſchúßt wird, das ehedem Cfara-H byBar, oder
das ſchwarze Schloß, hieß , jegt aber Geláßin goråſs!
ſen genannt wird , welche beiden Worte im Tatariichen
Komm und ſiehe! bedeuten. Denn als Nadir- Schah ,
der beſtandigen Einfälle der Leegbier überdrüßig, ſie zůch

..ta se

from
216

tigen und gehorſamer machen wollte , wurden viele ihrer


Dörfer verwüſtet. Der Schab ſchickte damals auch zum
Hadſhi - Elif nach Schålhi, und verlangte von ihm eine
große Contribution, die er ſelbſt in's Perfiſche Lager
1

bringen ſollte. Hadſhi:Elif aber antwortete nur mit den


Morten : ,,komm und fiebe" ; und vertheidigte ſich ſo gut,
daß Nadir's Feldherr vor dieſem Schloſſe viele Truppen
einbußte und doch endlich wieder abziehen mußte. Iekt
iſt die Bevölkerung der Stadt und der dazu gehörigen
Dorfer nicht fehr beträchtlich und beläuft ſich , die less
.

ghier mit gerechnet, nur auf 2800 familien. -


Alt: Nuch i liegt viel höher im Gebirge nach Nords
often , an der Rechten des , oben vom Schneegebirge koma
menden Gok - tſchai. - Chats ch mafi, ebenfalls ein
-

feſter Drt in Nordweſten von Schåkhi am oberen Eldi:


ghani. Ereich eine kleine befeſtigte Stadt in der
1

Ebene ad darch , nicht weit vom Ufer des Kur. Die Eins
wohner find ziemlich begútert , haben Ueberfluß an Ges
traide , Hirſe, Reiß , und , Früchte im Ueberfluß ; auch
guten Seidenbau und führen mit itren Fabricaten einen
anſehnlichen Handel. Jeder Sonntag iſt hier ein allges
meiner Markttag , zu dem die benachbarten Dörfer von
allen Seiten kommen und Tauſch und Kaufhandel
treiben. Ssadari, Darta och is und Sirdabi find
örfer in der Gegend von Schåkhi. Is di andari und
Ronda liegen am Kur.

Bayerische
Staatsbibliothek
München
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7
1
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