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AKTUALISIERTE AUSGABE 2015

Betreiber elektrischer Anlagen in Ex-gefährdeten Bereichen


pflichten und aufgaben

R. STAHL Pflichten und Aufgaben


vorwort
Kein technisches System, sei es auch noch so aufwendig und sorgfältig konstruiert, gefertigt und

geprüft worden, funktioniert per se sicher und behält die ursprüngliche Funktionsfähigkeit ohne äußere

Eingriffe über seine gesamte Lebenszeit.

Neben der konstruktiven Gestaltung eines Produktes und einer angemessenen Qualität bei der

Herstellung kommt es auch auf die richtige Installation sowie auf eine vorbeugende Wartung an, die

alle während der gesamten Lebensdauer auf das Produkt einwirkenden Einflüsse durch geeignete

Inspektionen erfasst und ihre negativen Auswirkungen auf die Funktion und Sicherheit durch

angemessene Maßnahmen weitestgehend rückgängig macht! Mehr noch als bei technischen

Produkten aus dem Industrie- oder Konsumbereich sind bei sicherheitstechnisch relevanten Produkten,

wie z.B. bei explosionsgeschützten elektrischen Betriebsmitteln, neben der reinen technischen Funktion

(z.B. Leuchten oder Schalten) sämtliche Produkteigenschaften zu beachten, die für die Produktsicher-

heit bestimmend sind. Das für den Betrieb in explosionsgefährdeter Umgebung erforderliche hohe

Sicherheitsniveau kann also nur gewährleistet werden, wenn die ausgelieferten Produkte eine aus-

reichende Qualität aufweisen, korrekt nach Herstellerangaben installiert und betrieben und in

angemessenen Zeitabständen gewartet werden. Wie in anderen sicherheitskritischen Bereichen auch,

kommt es somit beim Explosionsschutz auf ein ausgewogenens Zusammenspiel zwischen Herstellern

und Betreibern unter Aufsicht der jeweiligen staatlichen Instanzen an.

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In der vorliegenden Arbeit soll auf ausgewählte Aspekte dieses Zusammenspiels eingegangen und dabei

insbesondere die Aufgaben des Betreibers aus Sicht eines Herstellers von explosionsgeschützten

elektrischen Betriebsmitteln betrachtet werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem elektrischen

Explosionsschutz. Der mechanische Explosionsschutz wird nur am Rande betrachtet.

Trotz beachtlicher Erfolge bei der Angleichung der weltweiten Rechtsvorschriften für explosionsgefährdete

Bereiche gibt es nach wie vor Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern und Regionen. In

Deutschland sind die Gefahrstoffverordnung mit den Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) sowie die

Betriebssicherheit mit den Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS) zu berücksichtigen. Gerade in

Bezug auf die notwendigen Prüfungen und das Prüfpersonal gibt es Abweichungen zu den IEC-Normen.

Aus diesem Grund soll hier exemplarisch auf die Regelungen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft

sowie bei der Darstellung der nationalen Umsetzung auf das deutsche Recht eingegangen werden.

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inhalt
1 Vorwort 2

2 Rechtsvorschriften innerhalb der Europäischen Gemeinschaft 6


für die Sicherheit des Explosionsschutzes beim Betreiber

2.1 EG-Richtlinien 2014/34/EU und 1999/92/EG 6

2.2 Umsetzung der Richtlinien 2014/34/EU und 1999/92/EG in nationales Recht 8

2.3
Technische Regeln und Normen 8

3 Aufgaben des Betreibers zur Aufrechterhaltung des Soll-Zustandes der Geräte 11


und Schutzsysteme in explosionsgefährdeten Bereichen
3.1 Begriffe 11

3.2 Projektierung, Auswahl und Errichtung 12

3.2.1 Pflichten des Herstellers und des Betreibers 12

3.2.2 Weitere Anforderungen an die Montage und Installation 16

3.3 Prüfung und Instandhaltung 19

3.3.1 Gesetzliche Anforderungen 19

3.3.2 Anforderungen an die Qualifikation des Prüfpersonals 19

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3.3.3 Technische Dokumentation für die Prüfungs- und Instandhaltungsarbeiten 19

3.3.4 Prüfung vor Inbetriebnahme und vor Wiederinbetriebnahme nach 20


prüfpflichtigen Änderungen nach § 15 und Anhang 2, Abschnitt 3 und 4

3.3.5 Wiederkehrende Prüfungen 20

3.3.6 Instandhaltungskonzept 23

3.3.7 Instandsetzung 23

3.3.8 Besondere Anforderungen an die Prüfung und Wartung bzw. 24


Reparatur von druckfest gekapselten elektrischen Geräten

3.3.9 Besondere Anforderungen an die Prüfung und Wartung bzw. Reparatur 28


von elektrischen Betriebsmitteln der Zündschutzart »Erhöhte Sicherheit«

3.3.10 Besondere Anforderungen an die Prüfung und Wartung bzw. Reparatur 30


von eigensicheren elektrischen Geräten

3.3.11 Weitere wichtige Prüf- und Wartungsmaßnahmen 31

4 Zusammenfassung 33

5 Literaturverzeichnis 34

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Pflichten und Aufgaben
2. rechtsvorschriften
6

2. Rechtsvorschriften innerhalb der Euro- Die EU-Richtlinie 2014/34/EU regelt für Geräte und
päischen Gemeinschaft für die Sicherheit Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwen-
des Explosionsschutzes beim Betreiber dung in explosionsgefährdeten Bereichen u.a.:
> die Unterteilung in Gerätegruppen und -kategori-
2.1 EU-Richtlinien 2014/34/EU und 1999/92/EG en sowie die Entscheidungskriterien zur Einstu-
fung der Geräte und Schutzsysteme,
In der Europäischen Union wird der Explosions- > die für die jeweiligen Gerätegruppen und -kate-
schutz über zwei Richtlinien geregelt: gorien anzuwendenden Konformitätsbewer-
> Die Richtlinie 2014/34/EU (bis 20. Juni 2016 die tungsverfahren,
Richtlinie 94/9/EG), regelt die Beschaffenheitsan- > die Verantwortung der Hersteller einschließlich
forderungen an Geräte und Schutzsysteme für den der CE-Konformitätskennzeichnung,
bestimmungsgemäßen Gebrauch in explosionsge- > die grundlegenden Sicherheits- und Gesund-
fährdeten Bereichen und ermöglicht durch das Set- heitsschutzanforderungen für die Konzeption
zen eines einheitlichen Anforderungsniveaus den und den Bau von explosionsgeschützten Be-
freien Warenverkehr dieser Produkte innerhalb der triebsmitteln.
EU. Häufig wird hierfür auch der Begriff
ATEX-Richtlinie verwendet (ATEX: französisch für Die Richtlinie 2014/34/EU wurde Im Februar 2014
ATmosphère EXplosible). Die Geräte, die unter die- veröffentlicht. Die eigentliche Umsetzung in Bezug
se Richtlinie fallen werden dann als ATEX-Geräte auf die Gerätezertifizierung ist ab dem 20. April
bezeichnet. 2016 festgelegt. Sie ersetzt die Richtlinie 94/9/EG,
> Die Richtlinie 1999/92/EG, definiert die Min- die über 20 Jahre gültig war.
destvorschriften zur Verbesserung des Gesund-
heitsschutzes und der Arbeitssicherheit von Ar- Um Europäische Richtlinien besser aneinander an-
beitnehmern, die durch explosionsfähige zugleichen wurden diese entsprechend überarbei-
Atmosphären gefährdet werden können. tet. So wurden Begriffe und die Verfahren zur Kon-
formitätsbewertung der Geräte einheitlich definiert.
Erstere wendet sich vorrangig an die Hersteller, Durch die Richtlinie 2014/34/EU erfolgte die An-
Einführer (Importeure) und Händler*, die explosi- passung der ATEX-Richtlinie. Zudem wurden auch
onsgeschützte Produkte auf dem Markt bereitstel- weitere Aspekte überarbeitet bzw. ergänzt.
len, sowie an die Zertifizierungsstellen (Notified
Bodies-EXNB). Die zweite Richtlinie ist vorrangig
für Betreiber von Anlagen in explosionsgefährde-
ten Bereichen verbindlich.

*Anmerkung: zur Vereinfachung wird im Folgenden nur noch


von Herstellern gesprochen, auch wenn zusätzlich Einführer
und Händler gemeint sind.

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Für den Hersteller bleiben die Änderungen über- > die Beurteilung der Explosionsrisiken,
schaubar. Die EG-Konformitätserklärung wird > die allgemeinen Pflichten bezüglich der sicheren
durch die EU-Konformitätserklärung ersetzt. Bei Gestaltung des Arbeitsumfeldes der Gewähr-
Zulassungen neuer Geräte wird eine EU-Baumus- leistung einer an das vorherrschende Risiko an-
terprüfbescheinigung ausgestellt. Allerdings behal- gepassten Aufsicht,
ten die ATEX-Bescheinigungen nach der bisherigen > die Koordinierungspflicht bei Anwesenheit von
Richtlinienfassung 94/4/EG (EG-Baumusterprüfbe- Arbeitnehmern mehrerer Betriebe an derselben
scheinigungen) weiterhin ihre Gültigkeit. Importeu- Arbeitsstätte,
re (Einführer) und insbesondere die Händler sind > die Einteilung der explosionsgefährdeten Be-
stärker in die Pflicht genommen, die nationalen reiche in Zonen,
Marktüberwachungsbehörden zu unterstützen. > die Verpflichtung zur Anlage und Pflege eines
Explosionsschutzdokumentes und
Wesentlich für die Sicherheitsbetrachtung durch > die Übergangsfristen für Anlagen, die vor dem
den Betreiber ist, dass die benannten Europäi- 30. Juni 2003 bereits in Betrieb waren sowie für
schen Zertifizierungsstellen neben der Ex-Baumus- nach dem 30. Juni 2003 in Betrieb genommene
terprüfung eines bestimmten Produkttyps anhand Neuanlagen.
von Produktmustern auch die regelmäßige Über-
wachung der qualitätssichernden Maßnahmen bei Anhang I der Richtlinie beschreibt die Einteilung
der Herstellung der Serienprodukte durchführen von Bereichen, in denen explosionsfähige Atmo-
müssen. (Anerkennung der Qualitätsmanagement- sphären vorhanden sein können. Im Anhang II der
maßnahmen nach Durchführung eines Audits beim Richtlinie werden dagegen die Mindestvorschriften
Hersteller). Die Betriebsanleitungen haben einen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesund-
sehr hohen Stellenwert. Diese werden im Rahmen heitsschutzes in explosionsgefährdeten Bereichen
der Baumusterprüfungen jetzt auch durch die Zerti- erklärt. In Artikel 9 (Übergangsfristen) im Zusam-
fizierungsstelle in Hinblick auf das Vorhandensein menhang mit Anhang II, wird die Verbindung der
und die Vollständigkeit der sicherheitsrelevanten beiden Richtlinien hergestellt. Dort heißt es, dass
Aussagen überprüft. nach dem 30. Juni 2003 erstmalig im Unternehmen
bzw. im Betrieb zur Verfügung gestellte Geräte und
Die 1999/92/EG legt die Pflichten der Arbeitgeber Schutzsysteme entsprechend den Kategorien ge-
zum Schutz der Arbeitnehmer bei Arbeiten in ex- mäß der Richtlinie 2014/34/EU als Nachfolger der
plosionsgefährdeten Bereichen fest. Unter ande- 94/9/EG auszuwählen sind. Sehr hilfreich für die
rem werden folgende Themen behandelt: praktische Umsetzung der 1999/92/EU ist der
> die grundsätzlichen technischen und/oder orga- nichtverbindliche Leitfaden für bewährte Verfahren
nisatorischen Maßnahmen zur Verhinderung im Hinblick auf die Durchführung der Richtlinie.
von und dem Schutz gegen Explosionen und ihre
Rangordnung,

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Pflichten und Aufgaben
2. rechtsvorschriften
8

2.2 Umsetzung der Richtlinien 2014/34/EU > Verwendung von Gerätekategorien in Zonen.
und 1999/92/EG in nationales Recht Die Anforderungen an die Prüfungen in explosi-
onsgefährdeten Bereichen sind in der Betriebssi-
Die neue zweigeteilte Struktur der Rechtsvorschrif- cherheitsverordnung geregelt.
ten für den Explosionsschutz in der Europäischen
Gemeinschaft spiegelt sich auch in der neuen nati- In Österreich wird die Richtlinie 2014/34/EU durch
onalen Gesetzgebung bezüglich des Explosions- die Explosionsschutzverordnung – ExSV umgesetzt.
schutzes wider. Die Umsetzung der Forderungen Die Umsetzung der zweiten Richtlinie 1999/92/EG
aus der EU-Richtlinie 2014/34/EU erfolgt in erfolgt über die Verordnung explosionsfähige At-
Deutschland über die 11. Verordnung zum Produkt- mosphären – VEXAT.
sicherheitsgesetz (11. ProdSV – Explosionsschutz-
verordnung). In dieser Verordnung sind alle erfor- Obwohl die Schweiz kein Mitglied der Europäi-
derlichen Festlegungen bezüglich der schen Union ist, werden aufgrund von Verträgen
Beschaffenheitsanforderungen und des Inverkehr- verschiedene Richtlinien der EU umgesetzt. Die
bringens von Geräten und Schutzsystemen, Kom- Verordnung über Geräte und Schutzsysteme zur
ponenten sowie Sicherheits-, Kontroll- und Rege- Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen
leinrichtungen für explosionsgefährdete Bereiche (VGSEB) setzt die EU-Richtlinie 2014/34/EU in nati-
getroffen. Sie entspricht im Wesentlichen der onales Recht um.
Richtlinie 2014/34/EU und setzt das dort beschrie-
bene Sicherheitsniveau deckungsgleich in nationa- Für den Betreiber gilt die Verordnung über die Ver-
les Recht um. hütung von Unfällen und Berufskrankheiten» (VUV).
Details zum Explosionsschutz finden sich dann im
Die Umsetzung der Richtlinie 1999/92/EU in deut- SUVA-Merkblatt 2153 Explosionsschutz - Grundsät-
sches Recht erfolgt dagegen in der Betriebssicher- ze, Mindestvorschriften, Zonen.
heitsverordnung (BetrSichV) bzw. seit Juni 2015
auch in der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV).
Wenn vorher noch der Explosionsschutz überwie- 2.3 Technische Regeln und Normen
gend in der Betriebssicherheitsverordnung gere-
gelt war, so sind ab Juni 2015 die materiellen An- Technische Regeln sind Empfehlungen, von denen
forderungen an den Explosionsschutz in der der Arbeitgeber in alleiniger Verantwortung abwei-
Gefahrstoffverordnung von 2015 zu finden: chen kann, wenn er das in ihnen festgelegte
> die Forderung nach einer Gefährdungs- Schutzniveau auch anders erreicht. Sowohl in der
beurteilung und deren Dokumentation in Gefahrstoffverordnung als auch in der Betriebssi-
einem Explosionsschutzdokument cherheitsverordnung sind im Allgemeinen nur die
> die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen grundlegenden Anforderungen festgelegt. Die
gegen Explosionsgefährdungen Technischen Regeln sollen zur Ausfüllung und Kon-
> Mindestvorschriften für Tätigkeiten in kretisierung der Verordnungen dienen. Die Erfül-
explosionsgefährdeten Bereichen lung der Anforderungen der von der Bundesregie-
> Zoneneinteilung rung bekannt gegebenen Regeln und Erkenntnisse

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Tabelle 1: Übersicht Technische Regeln für Gefahrstoffe und Technische Regeln für Betriebssicherheit (Explosionsgefahr) 1

TRBS 1111 Gefährdungsbeurteilung und sicherheitstechnische Bewertung

TRBS 1112 Instandhaltung

TRBS 1112 Teil 1 Explosionsgefährdungen bei und durch Instandhaltungsarbeiten - Beurteilung und Schutzmaßnahmen

TRBS 1123 Änderungen und wesentliche Veränderungen von Anlagen nach § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 BetrSichV –
Ermittlung der Prüfnotwendigkeit gemäß § 14 Abs. 1 und 2 BetrSichV
TRBS 1201 Prüfungen von Arbeitsmitteln und überwachungsbedürftigen Anlagen

TRBS 1201 Teil 1 Prüfung von Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen und


Überprüfung von Arbeitsplätzen in explosionsgefährdeten Bereichen

TRBS 1201 Teil 3 Instandsetzung an Geräten, Schutzsystemen, Sicherheits-/Kontroll- und Regelvorrichtungen im Sinne der RL 94/9/EG –
Ermittlung der Prüfnotwendigkeit gemäß § 14 Abs. 6 BetrSichV

TRBS 1201 Teil 5 Prüfung von Lageranlagen, Füllstellen, Tankstellen und Flugfeldbetankungsanlagen und soweit entzündliche, leichtentzündliche
oder hochentzündliche Flüssigkeiten gelagert oder abgefüllt werden hinsichtlich Gefährdungen durch Brand und Explosion
TRBS 1203 Befähigte Personen

TRBS 2152, TRGS 720 Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre – Allgemeines

TRBS 2152 Teil 1, TRGS 721 Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre – Beurteilung der Explosionsgefährdung

TRBS 2152 Teil 2 , TRGS 722 Vermeidung oder Einschränkung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre

TRBS 2152 Teil 3 Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre


– Vermeidung der Entzündung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre

TRBS 2152 Teil 4 Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre – Maßnahmen des konstruktiven Explosionsschutzes, welche die
Auswirkung einer Explosion auf ein unbedenkliches Maß beschränken

TRBS 2153 Vermeidung von Zündgefahren infolge elektrostatischer Aufladungen

TRBS 2210 Gefährdungen durch Wechselwirkungen

TRBS 3151, TRGS 751 Vermeidung von Brand-, Explosions- und Druckgefährdungen an Tankstellen
und Füllanlagen zur Befüllung von Landfahrzeugen

löst die Vermutung aus (Vermutungswirkung), dass


die Vorschriften nach Gefahrstoffverordnung bzw.
nach Betriebssicherheitsverordnung erfüllt sind.
Das technische Regelwerk wird damit für die be-
triebliche Praxis wie auch für Aufsichtsdienste die
wesentliche Erkenntnisquelle zur Beurteilung der
erforderlichen Maßnahmen. Wichtige Technische
Regeln für das Gebiet des Explosionsschutzes sind:
> die Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) 1 Stand 05/2015. Die Technischen Regeln werden überarbeitet
> die Technischen Regeln für Betriebssicherheit um die Änderungen der GefStoffV und BetrSichV von 2015 zu
(TRBS). berücksichtigen.

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Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
10

Die TRGS und TRBS werden auf der Homepage (Tabelle 2). Auf dem Gebiet der Normung zum Ex-
der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeits- plosionsschutz sind in den vergangenen 5 Jahren
medizin (www.baua.de) veröffentlicht. Sie kön- beachtliche Anstrengungen unternommen worden.
nen dort kostenlos eingesehen und heruntergela- Das bereits seit Längerem existierende, umfas-
den werden. sende und gut strukturierte Normenwerk zu den
Beschaffenheitsanforderungen von Betriebsmitteln
Die Explosionsschutzregeln (EX-RL) der Berufsge- wurde ergänzt und noch praxisnäher strukturiert.
nossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie Für den Betreiber stehen jetzt ebenfalls wichtige
(BG RCI) beinhalten sowohl die oben genannten Normen zur Verfügung, mit deren Hilfe er die Zo-
Technischen Regeln, als auch weitere Informatio- nenklassifizierung vornehmen und geeignete Be-
nen rund um den Explosionsschutz. So ist eine triebsmittel auswählen kann. Installation, Prüfung,
umfangreiche Sammlung von Beispielen für die Wartung und Instandsetzung sind sowohl für den
Zoneneinteilung enthalten. Die EX-RL ist unter gas- als auch für den staubexplosionsgefährdeten
der Nummer DGUV 113-001 (früher BGR 104) im Bereich umfassend umschrieben. Allerdings ist es
Regelwerk der Deutschen Gesetzlichen Unfallver- für den Praktiker nicht immer leicht, sich innerhalb
sicherung (DGUV) gelistet. der Normenvielfalt zurechtzufinden und aus den
häufig allgemein gehaltenen Festlegungen und
Neben diesen national gültigen Technischen Re- Empfehlungen richtige konkrete Maßnahmen für
geln gibt es mittlerweile auch eine Vielzahl von in- seinen Anwendungsfall abzuleiten. Die folgenden
ternationalen Normen, die ebenfalls den Stand der Ausführungen sollen daher einige Erläuterungen
Technik dokumentieren und bei deren Einhaltung und praktische Erfahrungen aus der Sicht eines
auch die Vermutungswirkung der Erfüllung der An- Herstellers elektrischer Betriebsmittel in Bezug auf
forderungen der Richtlinien gegeben sein sollte. die o.g. Tätigkeiten bieten.
Letzteres ist allerdings formell nur dann der Fall,
wenn diese Dokumente als sog. harmonisierte
Standards im Europäischen Amtsblatt veröffent-
licht wurden. Eine aktuelle Übersicht ist auf der
Homepage der EU zu finden ². Im Einzelnen gibt es
zum Thema Installation, Inspektion, Reparatur und ² http://ec.europa.eu/enterprise/policies/european-standards/
Wartung die folgenden internationalen Normen harmonised-standards/index_en.htm

Tabelle 2: Internationale Normen


IEC 60079-10-1 Einteilung von gasexplosionsgefährdeten Bereichen

IEC 60079-10-2 Einteilung von Staubexplosionsgefährdeten Bereichen

IEC 60079-14 Projektierung, Auswahl und Errichtung elektrischer Anlagen

IEC 60079-17 Prüfung und Instandhaltung elektrischer Anlagen

IEC 60079-19 Gerätereparatur, Überholung und Regenerierung

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Tabelle 3: Übersicht Anforderungen an zur Prüfung befähigte Personen (BetrSichV 2015)


zur Prüfung befähigte Person zur Prüfung befähigte Person zur Prüfung befähigte Person
Anh. 2, Abschn. 3, Nummer 3.1 Anh. 2, Abschn. 3, Nummer 3.2 Anh. 2, Abschn. 3, Nummer 3.3
BetrSichV BetrSichV BetrSichV
Einschlägiges Studium oder
Berufsausbildung oder vergleich-
Einschlägige technische Berufsausbildung, bare technische Qualifikation oder
Berufsausbildung
ausreichende Qualifikation zur Prüfung andere technische Qualifikation mit
langjähriger Erfahrung auf dem
Gebiet der Sicherheitstechnik
umfassende Kenntnisse des Explo-
mindestens einjährige Erfahrung mit der Herstellung,
Berufserfahrung sionsschutzes einschließlich des
dem Zusammenbau, dem Betrieb oder der Instandhaltung
zugehörigen Regelwerkes
Fortbildung durch regelmäßige
Kenntnisse zum Explosionsschutz auf aktuellem Stand halten, Teilnahme an einem einschlägigen
Zeitnahe berufliche Tätigkeit
z.B. durch Teilnahme an Schulungen oder Unterweisungen Erfahrungsaustausch auf dem
Gebiet des Explosionsschutzes
Anerkennung durch
nein ja nein
zuständige Behörde
Sie unterliegt bei ihrer Prüftätigkeit keinen fachlichen Weisungen und darf wegen dieser Tätigkeit
Fachliche Weisung
nicht benachteiligt werden

3. Aufgaben des Betreibers zur Aufrecht- Prüfpflichtige Änderung (BetrSichV)


erhaltung des Soll-Zustandes der Geräte Prüfpflichtige Änderung ist jede Maßnahme,
und Schutzsysteme in explosionsgefährdeten durch welche die Sicherheit eines Arbeitsmittels
Bereichen beeinflusst wird. Auch Instandsetzungsarbeiten
können solche Maßnahmen sein.
3.1 Begriffe
Sichtprüfung (TRBS 1201 Teil 1)
Arbeitsmittel (BetrSichV) Die Sichtprüfung beinhaltet eine durch äußere Be-
Arbeitsmittel sind Werkzeuge, Geräte, Maschinen gutachtung (ohne Eingriffe in Geräte, Einrichtungen,
oder Anlagen, die für die Arbeit verwendet werden, die Installation und die Montage) erzielte rechtzei-
sowie überwachungsbedürftige Anlagen. tige Feststellung von optisch zu erkennenden Män-
geln. Darüber hinaus erfolgt dabei auch die Fest-
Überwachungsbedürftige Anlagen (BetrSichV) stellung von Mängeln durch Wahrnehmungen über
Überwachungsbedürftige Anlagen sind Anlagen andere Sinnesorgane (Tast-, Gehör-, Geruchsinn;
nach § 2 Nummer 30 des Produktsicherheitsge- Beispiele: übermäßige Vibration, Lagergeräusche
setzes, soweit sie in Anhang 2 genannt sind. an einer Maschine, Korrosion an einem druck-
Hierzu zählen auch die Anlagen in explosionsge- festen Gerät, Undichtigkeiten).
fährdeten Bereichen.

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Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
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Nahprüfung (TRBS 1201 Teil 1) 3.2 Projektierung, Auswahl und Errichtung


Die Nahprüfung beinhaltet die rechtzeitige Fest-
stellung von nicht unmittelbar sicht- oder hörbaren 3.2.1 Pflichten des Herstellers
Mängeln und wird analog zur Sichtprüfung, jedoch und des Betreibers
unter Verwendung von Zugangseinrichtungen (z. B.
Leitern) und falls erforderlich anderen Hilfsmitteln Bei der vorliegenden Betrachtung wird davon aus-
durchgeführt. Eingriffe in die Prüfobjekte, z. B. die gegangen, dass die Gefährdungsbeurteilung ge-
Öffnung eines Gehäuses, sind üblicherweise für ei- mäß § 6 GefStoffV durchgeführt und in diesem
ne Nahprüfung nicht erforderlich. Zuge auch eine Zoneneinteilung nach Anh. I, 1.7
GefStoffV vorgenommen wurde. Die für eine kor-
Detailprüfung (TRBS 1201 Teil 1) rekte Installation notwendigen Informationen be-
Die Detailprüfung beinhaltet zusätzlich zu den As- züglich der Zonenklassifikation, der Temperatur-
pekten der Sicht- und Nahprüfungen die Feststel- klassen oder der für die brennbaren Substanzen
lung solcher Fehler, die nur durch Eingriffe, z. B. charakteristischen Zündtemperaturen sowie die
das Öffnen von Gehäusen und/oder, falls erforder- Einteilung von Gasen und Stäuben in die entspre-
lich, unter Verwendung von Werkzeugen und Prü- chenden Gruppen, müssen in Form eines Explosi-
feinrichtungen zu erkennen sind. onsschutzdokumentes oder eines aussagekräftigen
Auszugs daraus vorliegen. Vor Beginn der Montage
Zur Prüfung befähigte Person (BetrSichV) ist zu überprüfen, ob die zu montierenden Geräte
Zur Prüfung befähigte Person ist eine Person, die für den vorliegenden Anwendungsfall geeignet
durch ihre Berufsausbildung, ihre Berufserfahrung sind. Alle dazu erforderlichen Angaben sind im Ty-
und ihre zeitnahe berufliche Tätigkeit über die er- pschild der Geräte vorhanden sowie der Betriebs-
forderlichen Kenntnisse zur Prüfung von Arbeits- anleitung zu entnehmen. Innerhalb der EU dürfen
mitteln verfügt; soweit hinsichtlich der Prüfung von explosionsgeschützte Geräte nur dann in Verkehr
Arbeitsmitteln in den Anhängen 2 und 3 der Be- gebracht werden, wenn alle in der EU-Baumuster-
trSichV weitergehende Anforderungen festgelegt prüfbescheinigung vorgeschriebenen Prüfungen
sind, sind diese zu erfüllen. vom Hersteller während der Produktion ausgeführt
Im Hinblick auf die speziellen Anforderungen, die und erfolgreich bestanden wurden. In der IEC
in explosionsgefährdeten Bereichen an die Qualifi- 60079-0 heißt es dazu im Abschnitt 28.1 »Verant-
kation, Kompetenz und Erfahrung der Fachkräfte wortlichkeit des Herstellers - Übereinstimmung der
gestellt werden müssen, unterscheidet die Be- Unterlagen:«
triebssicherheitsverordnung drei Arten von befä- Der Hersteller muss notwendige Verifizierungs-
higten Personen (Tabelle 1). maßnahmen und Prüfungen durchführen, um si-
cherzustellen, dass das gefertigte elektrische Ge-
Instandhaltung (BetrSichV) rät mit den Dokumentationen übereinstimmt.
Instandhaltung ist die Gesamtheit aller Maßnah-
men zur Erhaltung des sicheren Zustands oder der
Rückführung in diesen. Instandhaltung umfasst
insbesondere Inspektion, Wartung und Instandset-
zung.

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Weiter heißt es im Abschnitt 28 »Verantwortlich-


keit des Herstellers«: »Durch Anbringen der Kenn-
zeichnung auf dem elektrischen Gerät nach Ab-
schnitt 29 bestätigt der Hersteller in eigener
Verantwortung, dass
> das elektrische Gerät in Übereinstimmung mit
den im Hinblick auf die Sicherheit zutreffenden
Anforderungen der einschlägigen Normen ge-
baut wurde,
> die in Abschnitt 28.1 angegebenen laufenden
Überwachungen und Stückprüfungen erfolg-
reich abgeschlossen wurden und das Erzeugnis Bild 1: Der Druckausgleichstutzen schützt vor Eindringen
mit der Dokumentation übereinstimmt.« von Feuchtigkeit

In der zur technischen Dokumentation zugehörigen


EU-Konformitätserklärung bestätigt der Hersteller, einzelnen Zündquellen verhindern. So sind für elek-
dass das Produkt mit den relevanten EU-Richtli- trische Anlagen viele konkrete Maßnahmen für die
nien übereinstimmt. Installation aufgeführt. Als zusätzliche Erkenntnis-
quelle kann die IEC 60079-14 (DIN VDE 0165-1)
Für die montierende und installierende Firma be- »Projektierung, Auswahl und Errichtung elektrischer
deutet dies, dass das Gerät an sich keiner weite- Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen« he-
ren Prüfung auf Einhaltung der sicherheitstech- rangezogen werden.
nischen Kenngrößen zu unterziehen ist. Es ist
lediglich eine Identifikation der Eignung für den Im Folgenden soll nicht der Originaltext der IEC
Gebrauch (wie oben geschildert) durchzuführen. 60079-14, 2013 wiedergegeben werden, sondern
auf einzelne Forderungen beispielhaft eingegangen
Die Technischen Regeln für Gefahrstoffe und die werden, deren Beachtung sich in der Vergangen-
Technischen Regeln für Betriebssicherheit enthal- heit als sehr wichtig herausgestellt hat:
ten sicherheitstechnische Festlegungen im Sinne
der Gefahrstoffverordnung und der Betriebssicher- (4.1) Allgemeine Anforderungen
heitsverordnung. Für die Errichtung von Anlagen in »Anlagen sollten so ausgelegt und Geräte und
explosionsgefährdeten Bereichen ist die TRBS-Rei- Werkstoffe so installiert werden, dass ein leichter
he 2152 (gefährliche explosionsfähige Atmosphä- Zugang für die Prüfung und Instandhaltung gewähr-
re) und die TRBS 2153 (Vermeidung von Zündge- leistet ist.«
fahren infolge elektrostatischer Aufladung) zu Prüfungen können nur dann effektiv und richtig vor-
berücksichtigen. Die TRBS 2152 Teil 3 konkreti- genommen werden, wenn die zu inspizierenden
siert die Anforderungen der Betriebssicherheits- Geräte einfach zugänglich sind. Unnötig gewählte
verordnung zur Vermeidung der Entzündung ge- und schwer zugängliche und abgelegene Montage-
fährlicher explosionsfähiger Atmosphäre. Sie legt orte provozieren »Alibi-Prüfungen« oder gar den
Maßnahmen fest, die das Wirksamwerden der Verzicht auf Prüfungen.

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Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
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(5) Auswahl elektrischer Geräte stutzens im Gehäuse eine ausreichende Wirkung


Bei der Auswahl der Geräte findet häufig eine For- gegen das Eindringen von Feuchtigkeit erzielt wer-
derung zu wenig Beachtung: Der Schutz gegen äu- den (Bild 1).
ßere Einflüsse (5.9). Es wird vom Errichter gefor-
dert, dass die elektrischen Geräte gegen äußere (5.6) max. Umgebungstemperatur
Einflüsse geschützt sind, die den Explosionsschutz Hier ist zu beachten, dass für die Installationspraxis
nachteilig beeinträchtigen könnten (z. B. che- im Nicht-Ex-Bereich eine Umgebungstemperatur
mische, thermische, mechanische Einwirkungen, von 30°C bzw. 25°C zugrunde gelegt wird.
Schwingungen oder Feuchte). Die IEC 60079-0 (allgemeine Anforderungen an Ge-
räte für explosionsgefährdete Bereiche) hat die at-
Die Geräte sind in Bezug auf bestimmte standardi- mosphärischen Bedingungen von -20°C bis + 60°C
sierte Umgebungsbedingungen konstruiert, geprüft festgelegt, für die Geräte in explosionsgefährdeten
und zugelassen. Liegen besondere Einsatzbedin- Bereichen zum Einsatz kommen. Allerdings wird als
gungen vor, so ist dies vorab zwischen Betreiber normale Betriebsumgebungstemperatur ein Bereich
und Hersteller zu besprechen, um gegebenenfalls von -20°C bis +40°C angenommen, sofern der Her-
wirksame Zusatzmaßnahmen ergreifen zu können. steller keine Umgebungstemperatur auf dem Gerät
Insbesondere in Bezug auf den Schutz gegen das angibt.
Eindringen von Wasser und Feuchtigkeit ist zu be- Weiterhin ist im Hinblick auf die Temperatur zu be-
achten, dass die IP-Schutzgrade, die vom Herstel- rücksichtigen, dass durch die aus Explosionsschutz-
ler auf dem Typschild angegeben werden, nur auf gründen notwendigen Kapselungen Maßnahmen
Basis von genormten Prüfungsbedingungen ermit- zur Wärmeabführung, wie sie aus der konventio-
telt werden können, welche oft mit den in der Pra- nellen Elektrotechnik her bekannt sind, nicht reali-
xis anzutreffenden Belastungen nicht vergleichbar sierbar sind.
sind. Vielfach kann durch Anbringen eines Schutz-
daches oder durch Montage eines Druckausgleich- (6.2) Gefährdung durch aktive Teile
Bei den geforderten Berührungsschutzmaßnahmen
geht es um die Vermeidung von Zündgefahren.
Jede Berührung mit blanken aktiven Teilen – aus-
genommen eigensichere Teile – kann einen Zünd-
funken erzeugen und muss verhindert werden.

(6.4) Potentialausgleich
Für Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen ist
ein Potentialausgleich erforderlich. Bei TN-, TT-
und IT-Systemen müssen alle Körper elektrischer
Geräte und fremde leitfähige Teile an das Potenti-
alausgleichssystem angeschlossen sein. Die Ver-
bindungen müssen gegen Selbstlockern gesichert
sein.

Bild 2: Kabel und Leiter sind vor mechanischer Beschädigung geschützt

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(9) Kabel und Leitungssysteme


Kabel und Leitungen sowie das Zubehör sollten
nach Möglichkeit an Stellen installiert sein, an de-
nen sie gegen mechanische Beschädigung und
Korrosion oder gegen chemische Einwirkungen
und Beeinträchtigung durch Wärme geschützt sind.
Wenn Einwirkungen dieser Art unvermeidbar sind,
müssen Maßnahmen zum Schutz der Anlage wie
beispielsweise eine Installation im Schutzrohr ge-
troffen oder zweckentsprechende Kabel und Lei- Bild 3: Trennplatte zur Trennung von eigensicheren und
tungen ausgewählt werden. Es ist sicherzustellen, nicht eigensicheren Stromkreisen

dass es während oder nach Abschluss der Monta-


ge beim Verschließen der Geräte zu keiner Be-
schädigung der Leiterisolation kommen kann. So Daraus resultieren die Anforderungen an die Tren-
muss beispielsweise bei großen druckfest gekap- nung und Kennzeichnung der eigensicheren Strom-
selten Steuerungen mit herausklappbaren Monta- kreise wie z. B.:
geebenen darauf geachtet werden, dass es beim > die getrennte Leitungsverlegung,
Einklappen dieser Montageplatten oder beim > die durchgehende Kennzeichnung der eigensi-
Schließen der Druckraumdeckel keine mecha- cheren Stromkreise z. B. durch die blaue Farbe,
nische Beschädigung von Kabeln und Leitern ge- > die Abschirmung,
ben kann (Bild 2). Kabel- und Leitungseinführungen > die erdfreie Errichtung oder besondere Anforde-
in erhöhter Sicherheit bieten zwar einen geprüften rungen an die Erdung,
Zugentlastungsschutz, sind aber trotzdem lediglich > der erhöhte Abstand bei den Klemmen für den
für eine ortsfeste Verlegung geeignet, d. h., die äußeren Anschluss usw. (Bild 3).
Anschlussleitung muss außerhalb des Gehäuses
separat mechanisch fixiert sein. Bezüglich der Ein- Beim Zusammenschalten eigensicherer Strom-
zelbestimmungen für die Eigensicherheit ist zu sa- kreise mit zugehörigen Betriebsmitteln, welche ak-
gen, dass im Gegensatz zu allen anderen Zünd- tiv sein können, muss die Eigensicherheit sicherge-
schutzarten bei dieser Schutzart der Bereich des stellt sein.
eigensicheren Stromkreises, der sich im Nicht-Ex-
Bereich befindet, ebenfalls mit berücksichtigt wer-
den muss. Bei der Zündschutzart »Eigensicherheit«
handelt es sich nicht um Einzelgeräte oder Bau-
teile, die für sich gesehen explosionsgeschützt
sind, sondern immer um geschlossene Strom-
kreise, die sicher gegen nicht eigensichere Strom-
kreise und auch gegen andere eigensichere Strom-
kreise getrennt sein müssen.

R. STAHL Pflichten und Aufgaben


Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
16

3.2.2 Weitere Anforderungen > Die verwendeten Kabel- und Leitungseinführun-


an die Montage und Installation gen müssen mit der Zündschutzart des Gehäu-
ses übereinstimmen. Bei einem druckfesten Ge-
Aus Sicht der Gewährleistung der Anforderungen häuse bedeutet dies, dass sowohl die
des Explosionsschutzes sind bei der Montage der Kabelverschraubung generell für druckfeste Kap-
elektrischen Geräte weitere Forderungen zu be- selung zugelassen sein muss, aber auch die
achten: Übereinstimmung mit der Gruppe (IIA, IIB, IIC)
> Die Gehäuse der explosionsgeschützten elektri- muss gegeben sein. In der IEC 60079-14, 2013
schen Geräte sollten während der Montage und ist die Auswahl der richtigen Kabeleinführung in
Installation weitestgehend geschlossen bleiben. druckfeste Gehäuse beschrieben. Die einzelnen
Dies bedeutet, dass sie nicht länger zu öffnen Adern müssen abgedichtet werden, damit eine
sind, als es für den elektrischen Anschluss und mögliche Explosion im druckfesten Gehäuse
andere erforderliche Prüf- und Einstellungsar- nicht durch das Kabel durchzündet. Dafür wur-
beiten erforderlich ist. Erfahrungsgemäß führt den spezielle Kabeleinführungen entwickelt, bei
ein langzeitiges Öffnen des Gehäuses zu einer denen die einzelnen Adern mit Hilfe einer Ver-
verstärkten Ansammlung von Feuchtigkeit und gussmasse abgedichtet werden können. Unter
Schmutz im Inneren des Gerätes. Dies ver- bestimmten Bedingungen kann auf die Abdich-
schlechtert den Zustand der Kriechstrecken auf tung verzichtet werden, z.B. wenn das ange-
den Isolationsoberflächen und kann über länge- schlossene Kabel länger als 3 m und weitere
re Zeit zur Bildung von Kriechwegen und damit Anforderungen an die Konstruktion erfüllt ist
zu Kurzschlüssen führen. Nach Abschluss der (siehe 10.6.2 der IEC 60079-14, 2013). Bei Ver-
Montage- und Installationsarbeiten sollte das wendung von metallischen Verschraubungen ist
Gerät hinsichtlich Feuchtigkeit oder Schmutz die korrekte Einbeziehung in das Erdungssystem
überprüft und gegebenenfalls gereinigt und ge- und der Potentialausgleich zu gewährleisten.
trocknet werden. Unbenutzte Öffnungen in Gehäusen des Gerätes
müssen durch zugelassene und für die Zünd-
schutzart passende Verschlussstopfen sicher
verschlossen sein (Bild 4). Bringt der Betreiber

Bild 4: Passende Verschlussstopfen schließen sicher ab Bild 5: Kabelschleife schützt vor Eindringen des Wassers

R. STAHL Pflichten und Aufgaben


17

Bei Kabeleinführung von oben ist sicherzustellen,


dass kein Wasser über das Kabelinnere in das Ge-
häuse gelangt. Dies kann beispielsweise durch das
Formen einer Kabelschleife vor dem Eintritt in die
Verschraubung geschehen (Bild 5).

X X Bei der Zündschutzart »Erhöhte Sicherheit« sind


folgende Punkte besonders zu beachten:
> Beim Auflegen der Leitungen auf die Anschluss-
Bild 6: Richtiges und falsches Auflegen der Leitungen klemmen ist zu beachten, dass die Klemmquer-
schnitte der Leitungen mit den Klemmvermögen
die Öffnungen für Leitungsdurchführungen in der Anschlussklemmen übereinstimmen. Nach
Gehäuse der Zündschutzart »Erhöhte Sicher- Ausführung der Anschlüsse sind die für die je-
heit« selbst an, so muss er sicherstellen, dass weilige Zündschutzart vorgegebenen Luft- und
die IP-Schutzart IP 54, die in der zutreffenden Kriechstrecken einzuhalten. Ein zu langes Abiso-
Norm IEC 60079-7 gefordert wird, nach Monta- lieren der Leiterenden kann ebenfalls zu einer
ge der Kabel- und Leitungseinführungen einge- Verringerung der Luftstrecken führen (Bild 6).
halten ist und dass alle weiteren Vorgaben des > Die anzuschließenden Leitungsenden sind ge-
Herstellers des Gerätes, die in der Betriebsan- gen das Aufspleißen zu schützen. Das kann mit
leitung dokumentiert sind, eingehalten werden. der Verwendung von geeigneten Hilfsmitteln
Bohrungen in druckfest gekapselten Gehäusen wie Adernendhülsen oder Kabelschuhen, aber
sind besonders kritisch zu betrachten. da ein auch durch die Art der Klemme geschehen. Vie-
nicht eingehaltenes Spaltmaß zur Durchzün- le der heute marktüblichen Ex-Klemmen sind so
dung führen kann. In diesen Fällen ist entweder konstruiert, dass eine Verwendung eines zusätz-
einer Stückprüfung durch den Hersteller oder ei- lichen Aufspleißschutzes nicht notwendig ist.
ner zur Prüfung befähigten Person nach Anh. 2, Man sollte auch beachten, dass das Anbringen
Abschn. 3, 3.2 BetrSichV oder einer zugelasse- von zusätzlichem Aufspleißschutz eine Reihe
nen Überwachungsstelle (ZÜS) notwendig. von Fehlerquellen beinhaltet, die zu einer Ver-
> Beim Durchführen der Anschlussleitung durch ringerung des Explosionsschutzniveaus führen
die Kabel- und Leitungseinführung ist zu beach- können. Generell hat zusätzlicher Aufspleiß-
ten, dass der Außendurchmesser des Kabels schutz nur mit den zum Leiterquerschnitt pas-
mit dem Klemmbereich der Kabel- und Leitungs- senden Adernhülsen bzw. Kabelschuhen und
einführung übereinstimmen muss. Abschlie- unter Verwendung der vom Hersteller vorgege-
ßend muss die Kabel- und Leitungseinführung benen Werkzeuge zu erfolgen.
nach den Vorgaben des Herstellers richtig ange- > Zu kurzes Abisolieren der Leiterenden ist unbe-
zogen werden. dingt zu vermeiden, da dies die Gefahr des Un-
terklemmens von Isolationsstoffen mit sich
bringt. Dies kann wiederum zu einer Entstehung
von Heißpunkten führen (Bild 6).

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Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
18

Bild 7: Getrennte Bündelung von Leitern Bild 8: Berührungsschutz

> Die Anschlussräume explosionsgeschützter > Während der Installation abgenommener Berüh-
elektrischer Geräte sind so gestaltet, dass sie rungsschutz ist wieder anzubringen (Bild 8).
genügend Platz aufweisen, um eingeführte Lei- > Im Gerät montierte elektrische Auslösegeräte
tungen ordnungsgemäß zu verlegen. Insbeson- sind durch den Betreiber vor der ersten Benut-
dere ist auf die Einhaltung des für den Leiter- zung auf den Nennwert einzustellen. Werksmä-
querschnitt zulässigen Biegeradius zu achten. ßig erfolgt in der Regel keine Einstellung der
Weiterhin ist durch die Anordnung der einge- Auslösegeräte, da die elektrischen Daten der
führten Leiter die Möglichkeit einer mechani- Anlage dem Hersteller meistens nicht bekannt
schen Beschädigung, beispielsweise während sind.
der Bewegung von Einbauteilen, Montageplat- > Alle elektrischen und mechanischen Verbin-
ten, Deckeln usw., zu vermeiden. Es ist darauf dungsstellen sind zu überprüfen.
zu achten, dass durch die Art der Verlegung ei- > Das Gehäuse ist sorgfältig zu verschließen. Bei
ne unzulässige Bündelung von stromführenden der Zündschutzart »Erhöhte Sicherheit« kommt
Leitern vermieden wird (Temperatur) sowie es dabei auf die Gewährleistung der Dichtheit
Steuerstromkreise getrennt von Hauptstrom- des Gehäuses an, bei der Zündschutzart »Druck-
kreisen zu verlegen sind (gegenseitige Beein- feste Kapselung« auf die korrekte Gestaltung
flussung) (Bild 7). und Absicherung des zünddurchschlagsicheren
> Die erforderlichen Abstände von eigensicheren Spaltes. Dazu sind bei Gewindespalten die
Stromkreisen zu nicht eigensicheren Stromkrei- Druckraumdeckel bis zur Anschlagschraube ein-
sen sind einzuhalten. zudrehen und bei Flachspalten sämtliche Deckel-
befestigungsschrauben fest anzuziehen. Vor
Nach Abschluss der Montage- und Installationsar- Verschluss ist der zünddurchschlagsichere Spalt
beiten sind folgende Tätigkeiten erforderlich: durch Verwendung eines korrosionshemmenden
> Der innere Zustand des installierten Gerätes ist Fettes zu schützen (Bild 9). Die erforderlichen
zu überprüfen, gegebenenfalls ist der An- Angaben über Anzugsdrehmomente und Ver-
schlussraum zu reinigen und zu trocknen. schlusstechnik sind der Betriebsanleitung zu
entnehmen.

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19

3.3 Prüfung und Instandhaltung 3.3.3 Technische Dokumentation für die


Prüfungs- und Instandhaltungsarbeiten
3.3.1 Gesetzliche Anforderungen
Für die korrekte Ausführung der Prüfungen sowie
Die Anforderungen an die Prüfung von überwa- der Instandhaltungsarbeiten steht dem Fachmann
chungsbedürftigen Anlagen legt die Betriebssi- vor Ort eine Vielzahl von Unterlagen zur Verfügung.
cherheitsverordnung (BetrSichV) in ihrem § 15 fest: Dabei handelt es sich zum einen um produktspezi-
»Prüfung vor Inbetriebnahme und vor Wiederinbe- fische Unterlagen und zum anderen um allgemein-
triebnahme nach prüfpflichtigen Änderungen« und gültige Unterlagen.
§16 »Wiederkehrende Prüfung« fest. Für explosi-
onsgefährdete Bereiche sind weitere Details im Zu den produktspezifischen Unterlagen zählt man
Anhang 2 Abschnitt 3 aufgeführt. > die Kennzeichnung auf dem Typschild des Gerä-
tes,
> die dem Gerät beigelegte Betriebsanleitung,
3.3.2 Anforderungen an die Qualifikation > die EU-Baumusterprüfbescheinigung sowie die
des Prüfpersonals EU-Konformitätserklärung des Herstellers,
> bei komplexeren Schalt- und Verteilungsanla-
Sämtliche Prüfungen, die in der Betriebssicher- gen können noch Unterlagen wie Schaltpläne,
heitsverordnung festgelegt sind, müssen von einer Aufbaupläne oder Klemmenpläne zur techni-
zugelassenen Überwachungsstelle oder von einer schen Dokumentation gehören.
zur Prüfung befähigten Person durchgeführt wer-
den. Letztere ist in §2 (6) definiert. Zusätzliche An- Für die korrekte Ausführung der Prüfungs- und In-
forderungen an die zur Prüfung befähigten Perso- standhaltungsarbeiten ist es unbedingt erforderlich,
nen für Explosionsgefährdungen sind in Abschnitt dass die komplette produktspezifische Dokumenta-
3.1 dieser Broschüre zusammengefasst. tion über die gesamte Einsatzdauer des Produktes
sicher aufbewahrt wird und den mit den Instand-
haltungsarbeiten betrauten Fachleuten zur Verfü-
gung gestellt werden kann.
Besonders wichtig sind Betriebsanleitungen von
Geräten, die mit einem »X« gekennzeichnet sind.
Für sie gelten spezielle Bedingungen für den siche-
ren Betrieb, die in den Betriebsanleitungen be-
schrieben sein müssen und vom Betreiber unbe-
dingt einzuhalten sind.

Bild 9: Verwendung von korrosionshemmenden Fett

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Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
20

Zu den allgemeingültigen Dokumenten für die Die Prüfung vor erstmaliger Inbetriebnahme um-
Prüfung und Instandhaltung zählen: fasst auch die Kontrolle der unter 3.2 beschriebe-
> Die relevanten Rechtsvorschriften wie die Gef- nen Montage- und Installationsregeln sowie not-
StoffV und die BetrSichV und das dazugehörige wendige Funktionsprüfungen und Messungen.
Technische Regelwerk (TRGS und TRBS). Insbesondere bei komplexen Schalt- und Verteiler-
> Die einschlägigen Normen und Standards für anlagen ist eine umfassende Funktionsprüfung
die Zündschutzarten. nach der Installation erforderlich, da eine solche
> Die Normen, die das Errichten, die Instandhal- Prüfung durch den Hersteller in der Regel nicht
tung, die Prüfung sowie Reparaturen und Ände- durchführbar ist. Eine komplette Prüfung aller vor-
rungen an elektrischen Anlagen in explosions- gesehenen Funktionen ist nur möglich, wenn alle
gefährdeten Bereichen regeln. Einspeisungen angeschlossen sind bzw. alle Aus-
gänge mit den vorgesehenen Betriebslasten ver-
bunden sind. Diese sind in der Regel im Hersteller-
3.3.4 Prüfung vor Inbetriebnahme und vor werk nicht verfügbar, sodass sich eine
Wiederinbetriebnahme nach prüfpflichtigen Funktionsprüfung beim Hersteller auf einfache
Änderungen nach § 15 und Anhang 2, Schaltfunktionen bzw. auf die Überprüfung der kor-
Abschnitt 3 und 4 rekten Ausführung der inneren Verdrahtung be-
schränken muss. Eine weitere wichtige Tätigkeit
Im Anhang 2 Abschnitt 3 , 4.1 der BetrSichV heißt während der Erstprüfung ist das Einstellen der in
es: »Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen Schalt- und Verteileranlagen eingebauten Schut-
sind vor der erstmaligen Inbetriebnahme und nach zeinrichtungen, wie Leistungsschalter oder Motor-
prüfpflichtigen Änderungen auf Explosionssicher- schutzrelais, auf den erforderlichen Nennstrom IN.
heit zu prüfen. Hierbei sind das im Explosions- Außerdem sollten bei der Erstprüfung alle Erd- und
schutzdokument nach § 6 Absatz 9 Nummer 2 der Potentialausgleichsverbindungen auf Vollständig-
Gefahrstoffverordnung dargelegte Explosions- keit und das Unterschreiten des erforderlichen ma-
schutzkonzept und die Zoneneinteilung zu berück- ximalen Leiterwiderstandes überprüft werden.
sichtigen. Bei der Prüfung ist festzustellen, ob
a) die für die Prüfung benötigten technischen Un-
terlagen vollständig vorhanden sind, 3.3.5 Wiederkehrende Prüfungen
b) die Anlage entsprechend dieser Verordnung er-
richtet und in einem sicheren Zustand ist und Wie in den Abschnitten 3.2 und 3.3.4 dargestellt
c) die festgelegten technischen und organisatori- wurde, kann der Betreiber unmittelbar nach der In-
schen Maßnahmen wirksam sind.« betriebnahme der Anlage davon ausgehen, dass
Diese Prüfungen müssen von von einer zugelasse- sich sowohl die einzelnen Komponenten der Anla-
nen Überwachungsstelle (siehe §15 (3)) oder von ge, als auch das System als Ganzes in einem ord-
einer zur Prüfung befähigten Person nach Nummer nungsgemäßen und überprüften Zustand befindet.
3.3 (siehe Anh. 2, Abschn. 3,4.1) durchgeführt wer-
den.

R. STAHL Pflichten und Aufgaben


21

Jedes technische System, so auch ein explosions- c) sich die Anlage in einem dieser Verordnung ent-
geschütztes elektrisches Gerät, unterliegt aber ei- sprechenden Zustand befindet und sicher verwen-
nem Verschleiß. Diese Tatsache wird in den Nor- det werden kann,
men, welche die einzelnen Zündschutzarten d) die festgelegten technischen und organisatori-
beschreiben, durch angemessene Sicherheitsfakto- schen Maßnahmen wirksam sind und
ren berücksichtigt. Ungeachtet dessen ist es erfor- e) das Instandhaltungskonzept nach Nummer 5.4
derlich, dieses hohe Sicherheitsniveau über die ge- wirksam ist.«
samte Lebensdauer eines explosionsgeschützten
elektrischen Gerätes aufrechtzuerhalten. Zu die- Diese Prüfung muss von einer zugelassenen Über-
sem Zweck gibt der Gesetzgeber dem Betreiber in wachungsstelle oder einer zur Prüfung befähigten
dem § 16 der BetrSichV die Verpflichtung zur regel- Person nach Nummer 3.3 durchgeführt werden.
mäßigen Überprüfung seiner Anlagen vor:
Zusätzlich sind nach Nummer 5.2 »Geräte, Schutz-
»(1) Der Arbeitgeber hat sicherzustellen, dass über- systeme, Sicherheits-, Kontroll- und Regelvorrich-
wachungsbedürftige Anlagen nach Maßgabe der tungen im Sinne der Richtlinie 2014/34/EU mit ih-
in Anhang 2 genannten Vorgaben wiederkehrend ren Verbindungseinrichtungen als Bestandteil einer
auf ihren sicheren Zustand hinsichtlich des Be- Anlage in einem explosionsgefährdeten Bereich
triebs geprüft werden.« und deren Wechselwirkungen mit anderen An-
lagenteilen wiederkehrend mindestens alle drei
»(2) Bei der wiederkehrenden Prüfung ist auch Jahre zu prüfen.«
überprüfen, ob die Frist für die nächste wiederkeh- Nach Nummer 5.3 müssen Lüftungsanlagen, Gas-
rende Prüfung nach § 3 Absatz 6 zutreffend festge- warneinrichtungen und Inertisierungsanlagen wie-
legt wurde. derkehrend jährlich geprüft werden.
Im Streitfall entscheidet die zuständige Behörde.«
Diese Prüfungen dürfen von einer zur Prüfung befä-
Für Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen higten Person nach Nummer 3.1 durchgeführt wer-
heißt es im Anh. 2, Abschn. 3, 5: den.

»Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen sind Der Gesetzgeber verpflichtet den Betreiber also zur
mindestens alle sechs Jahre auf Explosionssicher- wiederkehrenden Prüfung und setzt ein bestimm-
heit zu prüfen. Hierbei sind das Explosionsschutz- tes Mindestkriterium, indem er diese Prüfungen in
dokument und die Zoneneinteilung zu berücksichti- bestimmten Abständen fordert. Die konkrete Er-
gen. Bei der Prüfung ist festzustellen, ob mittlung der notwendigen Zeitabstände zwischen
a) die für die Prüfung benötigten technischen Un- den Prüfungen ist aber Aufgabe des Betreibers
terlagen vollständig vorhanden sind und ihr Inhalt selbst. Er muss bei der wiederkehrenden Prüfung
plausibel ist, überprüfen, ob die Frist für die nächste Prüfung zu-
b) die Prüfungen nach den Nummern 5.2 und 5.3 treffend festgelegt wurde.
(siehe unten) vollständig durchgeführt wurden,

R. STAHL Pflichten und Aufgaben


Grundlagen
Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
22

Welche Anhaltspunkte stehen zur Ermittlung der längeren Zeitraum systematisch zu analysieren,
tatsächlich notwendigen Fristen für die periodi- welche Geräte unter welchen Umgebungs- und Be-
schen Prüfungen zur Verfügung? triebsbedingungen welche Verschleißerscheinun-
a) Die Berücksichtigung der Umgebungsbedingun- gen aufweisen, und dementsprechend rechtzeitig
gen: Ein elektrisches Gerät wird in Abhängigkeit Prüfungen einzuplanen.
von den vorliegenden Umgebungsbedingungen d) Die Hersteller von explosionsgeschützten elektri-
mehr oder weniger stark angegriffen. So sind bei schen Geräten geben, falls möglich, Hinweise zur
der Festlegung der Prüfungs- und Wartungsinter- Festlegung von Prüf- und Wartungsintervallen in
valle solche Gesichtspunkte wie der Aufstellungs- den Betriebsanleitungen vor.
ort (Aufstellung im Freien oder in Innenräumen), e) Prüfungen sind außerdem erforderlich, wenn es
die Anwesenheit von korrosiven Atmosphären, in der Anlage zu einer Änderung der Zoneneintei-
Verschmutzung mit aggressiven Substanzen wie z. lung kommt oder der Einbauort eines Gerätes geän-
B. Hydrauliköl, die langzeitige direkte Sonnenein- dert wird. Der Schwerpunkt dieser Prüfungen liegt
wirkung mit ihren Haupteffekten der ultravioletten darin, festzustellen, ob das Gerät für die neuen Um-
Strahlung und damit der Zersetzung von Kunst- gebungsbedingungen überhaupt ausreichend ge-
stoffteilen und der Erwärmung zu berücksichtigen. eignet ist.
Weiterhin spielt hier die Windbelastung sowie Be-
regnung, Überflutung oder Betauung eine wichtige Die technischen Prüfungen können nach TRBS 1201
Rolle. Teil 1 bzw. IEC 60079-17 bezüglich ihrer Prüftiefe in
b) Ein weiteres wichtiges Kriterium zur Ermittlung > Sichtprüfung,
der notwendigen Prüfintervalle sind die Betriebs- > Nahprüfung und
bedingungen. Hier sind solche Gesichtspunkte wie > Detailprüfung
die mittlere Betriebsdauer, der Grad der Belastung
des Gerätes relativ zur maximal zulässigen Belas- unterschieden werden (Definition siehe 3.1).
tung, die gegenseitige Beeinflussung von zusam-
mengeschalteten Geräten sowie die Sicherung vor Die Prüfungen können sowohl als Stichprobenprü-
Fehlbedingungen zu berücksichtigen. Der Betreiber fung bei einer größeren Anzahl gleichartiger Geräte
muss einschätzen, wie weit sich bestimmte Be- wie beispielsweise Leuchten in Fabrikationshallen,
triebsregime auf den Grad der Abnutzung und des als auch als Stückprüfung an den einzelnen Gerä-
Verschleißes des Gerätes auswirken und dement- ten durchgeführt werden. Dabei ist zu beachten,
sprechend Prüfungen festlegen. dass bei Stichprobenprüfungen vor allem systema-
c) Als eine weitere wichtige Quelle für die Ermitt- tische Fehler wie beispielsweise der Einfluß von
lung notwendiger Prüfintervalle stehen dem Be- Umgebungsbedingungen, Schwingen, Konstrukti-
treiber seine häufig langjährigen Erfahrungen zur onsmängeln usw. zu ermitteln ist. Mit sorgfältiger
Verfügung. Um diese Erfahrungen effektiv ausnut- Planung und Dokumentation verbunden, stellen
zen zu können, müssen die Ergebnisse von Prüfun- Stichprobenprüfungen eine wirtschaftliche und ef-
gen, Wartung und Reparaturen lückenlos aufge- fektive Überwachungsform dar. Zufällige Fehler
zeichnet sein. Nur dann ist es möglich, über einen

R. STAHL Pflichten und Aufgaben


23

wie z. B. lockere Verbindungen oder Beschädigun- 3.3.7 Instandsetzung


gen von Gehäusen werden üblicherweise durch
die Stückprüfung erkannt. Die Entscheidung, ob In § 10 der BetrSichV ist festgelegt, dass Arbeits-
während der wiederkehrenden Prüfungen an be- mittel, zu denen natürlich auch die Anlagen in ex-
stimmten elektrischen Geräten Sicht-, Nah- oder plosionsgefährdeten Bereichen zählen, nicht be-
Detailprüfungen durchgeführt werden und ob diese trieben werden dürfen, wenn sie Mängel
Prüfungen für jedes Gerät durchzuführen sind oder aufweisen, durch die Beschäftigte oder Dritte ge-
als Stichprobe, obliegt ebenfalls dem Betreiber. fährdet werden können. In § 10 Absatz 2 heißt es:
Ihm stehen dazu die unter a) bis d) genannten Ent-
scheidungshilfen zur Verfügung. Sehr hilfreich sind »(1) Der Arbeitgeber hat Instandhaltungsmaßnah-
auch die in der obenstehenden Norm enthaltenen men zu treffen, damit die Arbeitsmittel während
Tabellen 1 bis 3, die für die wichtigsten Zünd- der gesamten Verwendungsdauer den für sie gel-
schutzarten geeignete Prüfpläne enthalten. Gemäß tenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanfor-
§ 17 BetrSichV sind die Ergebnisse sämtlicher Prü- derungen entsprechen und in einem sicheren Zu-
fungen generell aufzuzeichnen. stand erhalten werden (...). Notwendige
Instandhaltungsmaßnahmen (...) sind unverzüglich
durchzuführen und die dabei erforderlichen Schutz-
3.3.6 Instandhaltungskonzept maßnahmen zu treffen.«

»Auf die Prüfungen nach Nummer 5.2 (Geräte, Berühren die Instandsetzungsarbeiten Sicherheit-
Schutzsysteme, Sicherheits-, Kontroll- und Regel- saspekte des Gerätes, also im explosionsgefährde-
vorrichtungen nach ATEX) und 5.3 (Lüftungsanla- ten Bereich Eigenschaften, die den Explosions-
gen, Gaswarn- und Inertisierungseinrichtungen) schutz beeinflussen, muss das instandgesetzte
kann verzichtet werden, wenn der Arbeitgeber im Arbeitsmittel vor der Wiederinbetriebnahme durch
Rahmen der Dokumentation der Gefährdungsbeur- eine zur Prüfung befähigte Person, die von der zu-
teilung ein Instandhaltungskonzept festgelegt hat, ständigen Behörde anerkannt ist, überprüft werden.
das gleichwertig sicherstellt, dass ein sicherer Zu- In Nummer 4.2 heißt es dazu:
stand der Anlagen aufrechterhalten wird und die
Explosionssicherheit dauerhaft gewährleistet ist. Geräte, Schutzsysteme und Sicherheits-, Kontroll-
Die Wirksamkeit des Instandhaltungskonzepts ist oder Regelvorrichtungen im Sinne der Richtlinie
im Rahmen der Prüfung nach Nummer 4.1 zu be- 2014/34/EU dürfen nach einer Instandsetzung hin-
werten.« sichtlich eines Teils, von dem der Explosionsschutz
abhängt, erst wieder in Betrieb genommen werden,
Hierbei dürfte die größte Schwierigkeit darin be- nachdem eine zur Prüfung befähigte Person nach
stehen die Gleichwertigkeit des Instandhaltungs- Nummer 3.2 festgestellt hat, dass das Teil in den
konzeptes mit den wiederkehrenden Prüfungen für den Explosionsschutz wesentlichen Merkmalen
nachzuweisen. den gestellten Anforderungen entspricht.

R. STAHL Pflichten und Aufgaben


Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
24

Weiterhin besteht die Möglichkeit, die Prüfung Bei der folgenden, auf die jeweiligen Zündschutzar-
durch den Hersteller des instandgesetzten Produk- ten bezogenen Darstellung der periodischen Prü-
tes durchführen zu lassen. fungen, Wartungsarbeiten und Instandsetzungsar-
beiten, soll versucht werden, dem Betreiber
Ob ein Gerät nach einer durchgeführten Reparatur geeignete Entscheidungshilfen zur Verfügung zu
durch eine anerkannte zur Prüfung befähigte Per- stellen.
son des Betreibers bzw. durch den Hersteller des
Gerätes selbst überprüft werden muss, hängt also
davon ab, ob die Reparaturarbeiten mit dem Explo- 3.3.8 Besondere Anforderungen an die
sionsschutz des Gerätes zusammenhängen oder Prüfung und Wartung bzw. Reparatur von
nicht. Auch hier ist, genau wie bei der Festlegung druckfest gekapselten elektrischen Geräten
der notwendigen Prüfintervalle, eine eindeutige
Entscheidung in manchen Fällen schwierig. Das Geräte der Zündschutzart »Druckfeste Kapselun-
Auswechseln einer Dichtung in einem Klemmen- gen« zeichnen sich dadurch aus, dass in ihrem In-
kasten der Zündschutzart »Erhöhte Sicherheit« neren Explosionen stattfinden können, eine Aus-
kann genauso eine Relevanz zum Explosionsschutz breitung dieser Explosion auf die das Gerät
haben, wie das Bearbeiten von zünddurchschlagsi- umgebende explosionsfähige Atmosphäre jedoch
cheren Spalten. Die Anforderungen an die Instand- durch konstruktive Maßnahmen verhindert wird.
setzung mit Relevanz für den Explosionsschutz Dies wird zum einen dadurch gewährleistet, dass
wird in der Technischen Regel zur Betriebssicher- die Festigkeit der druckfesten Kapselung so groß
heit TRBS 1201 Teil 3 konkretisiert: ist, dass sie dem inneren Explosionsdruck sicher
widerstehen kann, und zum anderen, dass die nach
Instandsetzung an Geräten, Schutzsystemen, Si- außen führenden Spalten so gestaltet sind (Länge
cherheits-, Kontroll- und Regelvorrichtungen im und Breite), dass ein sich von innen nach außen be-
Sinne der Richtlinie 94/9/EG – Ermittlung der Prüf- wegender Funke oder eine Flammenfront während
notwendigkeit gemäß § 14 Abs. 6 BetrSichV. des Passierens des Spaltes so viel Energie verliert,
(Anmerkung der Redaktion: hier wird noch auf die dass, außen angekommen, die Restenergie nicht
Vorgängerrichtlinie für den Hersteller 94/9/EG ver- mehr ausreicht, die äußere Atmosphäre zu zünden.
wiesen, sowie auf den Abschnitt §14 (6) der alten Außerdem wird durch eine Begrenzung der inneren
Betriebssicherheitsverordnung. Hier muss eine Verlustleistung eine unzulässige Erwärmung der
entsprechende Überarbeitung seitens des Aus- äußeren Gehäusewand verhindert.
schusses für Betriebssicherheit erfolgen). Aus der Charakteristik des Schutzprinzips lässt sich
die Zielsetzung für die Prüfungs-, Wartungs- und
In dieser TRBS befindet sich eine Beispielsamm- Reparaturtätigkeiten an druckfest gekapselten Be-
lung für die Abgrenzung zwischen allgemeinen In- triebsmitteln ableiten:
standsetzungen ohne Relevanz für den Explosions- > Das Gehäuse muss über die gesamte Lebens-
schutz und besonderen Instandsetzungen mit dauer des Betriebsmittels seine erforderliche
Relevanz für den Explosionsschutz. Festigkeit behalten und

R. STAHL Pflichten und Aufgaben


25

> die Spaltabmessungen müssen entsprechend


den Vorgaben aus der IEC 60079-1 erhalten
bleiben.
> Im Betriebsmittel muss die während des norma-
len Betriebes entstehende Verlustleistung unter
dem durch die Prüfstelle bestimmten Maximal-
wert bleiben.

Bei der Betrachtung von elektrischen Geräten der


Zündschutzart »Druckfeste Kapselung« kann in Be-
zug auf Prüfung, Wartung und Reparatur zwischen Bild 10: Druckfeste Steuerung
folgenden zwei Ausführungsvarianten unterschie-
den werden:
Bei den periodischen Prüfungen druckfest gekap-
a) Vorwiegend aus Kunststoff gefertigte, dauerhaft selter elektrischer Geräte ist insbesondere auf Fol-
verschlossene Geräte. In diese Gruppe fallen alle gendes zu achten:
Geräte, deren Gehäuse beim Betreiber durch nicht
lösbare Verbindungstechniken, wie z. B. Äußerer Zustand des Gehäuses
> das Verschweißen, Das Gehäuse eines druckfest gekapselten elektri-
> das Vergießen mit Kunststoff oder schen Gerätes darf keinerlei sichtbare äußere Be-
> das Verkleben schädigungen wie Risse, Beulen, Korrosionsstellen
geschlossen werden. Diese Geräte können beim oder ähnliches aufweisen.
Betreiber nur äußerlich überprüft werden. Eine Insbesondere bei Kunststoffgehäusen ist darauf zu
Wartung oder gar Reparatur an den druckfest ge- achten, dass keine Materialversprödungen, bei-
kapselten Einrichtungen ist hier nicht möglich. spielsweise durch Einwirkung von bestimmten
Wartungs- oder Reparaturarbeiten sind lediglich Chemikalien oder von UV-Bestrahlung, aufgetreten
an den in einer anderen Zündschutzart ausgebilde- sind.
ten Anschlußteilen möglich. Dies hat beispielswei-
se zur Konsequenz, dass Leistungsschalter, die ein- Zustand der zünddurchschlagsicheren Spalte
mal einen Kurzschluss in der Anlage abgeschaltet Alle zünddurchschlagsicheren Spalte (Flachspalte,
haben, auszutauschen sind, da man sich nicht vom Zylinderspalte, Gewindespalte) müssen sich in ei-
Zustand der Schaltstücke überzeugen kann. nem optisch einwandfreien Zustand befinden. Es
dürfen keine Korrosionserscheinungen sichtbar
b) Druckfeste gekapselte Geräte, deren Gehäuse sein. An Gewindespalten dürfen die Gewindegän-
durch den Betreiber zu öffnen sind. Bei diesen Ge- ge nicht beschädigt sein. Mindestens fünf ein-
räten ist ein weitaus höherer Umfang an Prüfungs- wandfreie Gewindegänge müssen sich im Eingriff
und Wartungsarbeiten erforderlich und möglich befinden. Flachspalte dürfen ebenfalls keine sicht-
(Bild 10). baren mechanischen Beschädigungen aufweisen.

R. STAHL Pflichten und Aufgaben


Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
26

Die Rauigkeit der Spaltoberflächen darf 6,3 μm Schauglasscheiben sind ein besonders kritischer
mittlere Rautiefe nicht überschreiten. Im Zweifels- Bestandteil der druckfest gekapselten Gehäuse.
fall kann dieser Wert sowie die anderen, den Der Zustand dieser Glasscheiben ist bei der Über-
zünddurchschlagsicheren Spalt bildenden Maß- prüfung besonders sorgfältig zu begutachten.
nahmen nachgemessen und mit den Vorgaben aus Tiefe Kratzer setzen die Bruchfestigkeit der Schau-
der Baumusterprüfbescheinigung verglichen wer- scheiben stark herab. Unter Einwirkung von größe-
den. Bei Unklarheiten ist der Hersteller des druck- ren Temperaturschwankungen kann es dann sogar
festen Gehäuses direkt zu kontaktieren. Angeros- zum Selbstzerfall des Glases kommen. Dieser Ef-
tete Spalte dürfen nicht durch Schleifmittel, fekt wird bei Anwesenheit von Feuchte auf der
Drahtbürsten oder andere harte Gegenstände me- Oberfläche des Glases noch verstärkt. Da die
chanisch gereinigt werden, sondern nur auf chemi- Schauscheiben als integraler Bestandteil des
schen Weg, z. B. mit reduzierenden Ölen. Zur Ver- druckfesten Gehäuses angesehen werden müssen,
meidung von Korrosionsangriff sind die ist bei tiefen sichtbaren Kratzern oder anderen me-
zünddurchschlagsicheren Spalte bei Metallgehäu- chanischen Zerstörungen der Austausch der Schau-
sen regelmäßig mit einem säurefreien Fett, z. B. scheiben die einzige Alternative.
OKS-Seewasserfest zu behandeln. Ein Korrosions-
schutz durch Farbanstrich ist prinzipiell verboten. Im Fall von metallischen Gehäusen ist der Zustand
des äußeren Anschlusses des Potentialaus-
Überprüfung des Zustandes der Kabeleinfüh- gleichsleiters zu überprüfen.
rungen und Rohrleitungseinführungen
Es ist zu überprüfen, ob die verwendeten Bei druckfest gekapselten Gehäusen, die durch
Kabeleinführungen für die Zündschutzart des Ge- den Betreiber geöffnet werden können, ist der
häuses geeignet sind (Gruppe IIA, IIB, IIC). Weiter- Innenraum des Gerätes ebenfalls regelmäßig zu
hin ist der feste Sitz der Verschraubungen sowie überprüfen. Zunächst ist dabei der Zustand der
der Zustand der Abdichtung innerhalb der Ver- Dichtungen zu begutachten und anschließend der
schraubung zu überprüfen. Es ist zu beachten, dass Innenraum zu überprüfen. Eingedrungene Feuchtig-
bei Direkteinführungen in den Druckraum der keit oder Schmutz können zur Bildung von Kriech-
Übergang von der Dichtung der Verschraubung zur wegen auf der Isolierstoffoberfläche führen und so-
äußeren Oberfläche der Kabel den Explosions- mit Kurzschlüsse oder unzulässige Erwärmungen
schutz an dieser Stelle sicherstellt. Alle nicht be- im Inneren des Gehäuses verursachen. Verschmut-
nutzten Öffnungen in der druckfesten Kapselung zungen und Feuchtigkeit im Inneren des Druckrau-
müssen durch zugelassene Verschlussstopfen ver- mes sind sorgfältig zu beseitigen.
schlossen sein. Das gemeinsame Gewinde zwi- Weisen Gehäusedichtungen Schäden auf, so sind
schen Gehäuse und Verschraubung bzw. Ver- sie umgehend auszutauschen. Weitere Prüfungs-
schlussstopfen bildet genau wie bei den und Wartungsarbeiten im Inneren des Druckraumes
Einführungen einen zünddurchschlagsicheren Ge- sind:
windespalt.

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Tabelle 4: Instandsetzung von d-Geräten


Prüfung Anhang 2, Abschnitt 3,
Arbeitsinhalt
Nummer 4.2, BetrSichV
Austausch innerer Geräte gemäß EG-Baumusterprüfbescheinigung nein
Austausch druckfester Durchführungen von Schaltwellen oder ähnlichem gegen Original-Ersatzteile ja
Austausch druckdichter Leitungsdurchführungen zwischen druckfestem Raum und Anschlussraum in
ja
Schutzart »Erhöhter Sicherheit« gegen Original-Ersatzteil
Bearbeitung von Spaltflächen bei Einhaltung der Sollspaltabmessungen ja
Einbau von Geräten, die nicht in der Baumusterprüfbescheinigung vermerkt sind Als Instandsetzung nicht zulässig

> Die Überprüfung der Isolation auf Schäden und


auf Kriechspuren.
> Die Überprüfung der Befestigung der eingebau-
ten Geräte (mechanische Befestigung sowie
Festigkeit der elektrischen Kontakte).

Nach Abschluss der Überprüfungs- und Wartungs-


arbeiten ist der Druckraum wieder sachgerecht zu
verschließen. Bei Flachspaltgehäusen ist darauf zu
achten, dass alle vorgesehenen Deckelbefesti-
gungsschrauben fest angezogen sind. Bei ein-
schraubbaren Deckeln ist der Deckel bis zur An- Bild 11: Die Anschlagschraube stellt das richtige Verschließen des d-Gehäuses sicher
schlagschraube in das Gehäuse einzudrehen und
anschließend an der Anschlagschraube zu fixieren
(Bild 11). Treten während des Betriebes von druck- bedürfen. Die Tabelle 4 enthält einige für die Zünd-
fest gekapselten elektrischen Geräten Störungen schutzart »Druckfeste Kapselung« typische Repara-
auf oder werden während der Überprüfungen tur- und Änderungsarbeiten sowie die notwendi-
Mängel an diesen festgestellt, müssen die Geräte gen Prüfungen.
umgehend repariert werden. Dabei ist es prinzipi- Selbstverständlich sind Veränderungen an der
ell möglich, dass Reparaturen an druckfest gekap- Wandung von Druckräumen sowie das Anbringen
selten elektrischen Geräten im Herstellerwerk oder von zusätzlichen Bohrungen in Gehäusen von
durch Mitarbeiter des Herstellerwerks vor Ort Druckräumen ausschließlich durch den Hersteller
durchgeführt werden. Eine Reparatur beim Betrei- selbst bzw. unter Aufsicht einer zugelassenen
ber ist ebenfalls möglich. Allerdings muss beachtet Überwachungsstelle oder einer zur Prüfung befä-
werden, dass Reparaturen oder Änderungsarbei- higten Person nach Nummer 3.2 BetrSichV durch-
ten, die den Explosionsschutz des Gerätes berüh- zuführen.
ren, einer Abnahme durch eine zur Prüfung befä-
higte Person nach Nummer 3.2 der BetrSichV

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Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
28

> Im Inneren sind die Luft- und Kriechstrecken so


dimensioniert, dass sich selbst unter rauen Um-
gebungsbedingungen keine Kurzschlüsse über
Kriechwege bzw. Durchschläge bilden können.
> Die elektrischen Kontaktstellen sind so gestaltet,
dass ein unbeabsichtigtes Lösen der kontaktier-
ten Leiter unmöglich ist.
> Die elektrische Dimensionierung der Geräte
Bild 12: Beispiel für Beschädigungen der Dichtlippe von sorgt dafür, dass sich keine unzulässigen Tem-
Gehäusen peraturen im Inneren oder an Außenteilen des
Gerätes bilden können.

3.3.9 Besondere Anforderungen an die Hieraus ergeben sich die Schwerpunkte für die pe-
Prüfung und Wartung bzw. Reparatur von riodische Prüfung der Geräte beim Betreiber:
elektrischen Betriebsmitteln der Zünd-
schutzart »Erhöhte Sicherheit« Äußerer Zustand des Gehäuses:
Das Gehäuse ist regelmäßig Sichtkontrollen zu un-
Bei der Zündschutzart »Erhöhte Sicherheit« wird terziehen. Dabei ist festzustellen, ob Löcher oder
das Auftreten von zündfähigen Funken und Licht- Risse entstanden sind, die ein Eindringen von
bögen im Fall eines Fehlers und im Normalbetrieb Feuchtigkeit und Schmutz möglich machen. Nach
durch spezielle konstruktive und technische Maß- Öffnen des Gerätes ist zu überprüfen, ob Schmutz
nahmen verhindert. Auch das Auftreten von hei- oder Feuchtigkeit in das Innere gelangt ist. Das
ßen zündfähigen Oberflächen an einem beliebigen Dichtungssystem ist einer gründlichen Prüfung zu
Teil innerhalb und außerhalb des Gehäuses wird unterziehen. Es dürfen weder an der Dichtung Fehl-
mit einem hohen Maß an Sicherheit verhindert. stellen oder Versprödungen noch an der Dichtlippe
Die wichtigsten Merkmale sind: mechanische Beschädigungen sichtbar sein (Bild
> Die Gehäuse sind so gestaltet, dass das Ein- 12).
dringen von Feuchtigkeit und Schmutz in ge-
fahrbringenden Ausmaßen vermieden wird. So Die elektrischen Leitungen und die Kontakt-
ist die IP-Schutzart IP 54 als Mindestforderung stellen im Inneren der Betriebsmittel sind regelmä-
festgelegt, und die Gehäuse weisen eine hohe ßig auf Spuren von unzulässig hoher Wärmeeinwir-
mechanische Festigkeit auf, die an die für In- kung zu untersuchen. Die Kontaktstellen sind
dustrieanlagen typischen rauen Einsatzbedin- regelmäßig auf ihre Festigkeit zu überprüfen. Ist
gungen angepasst ist. Selbst beim Einsatz unter ein Nachziehen von Schraubkontakten erforderlich,
extremen klimatischen Bedingungen muss das so hat dies unter Einhaltung der vom Hersteller vor-
Gehäuse der Geräte eine ausreichend hohe Fes- geschriebenen Anzugsdrehmomente zu geschehen.
tigkeit besitzen, um auch nach starker mechani-
scher Krafteinwirkung IP 54 zu gewährleisten.

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29

Die Prüfung der Einhaltung der zulässigen Hauptsächliche Wartungsarbeiten können sein:
Maximaltemperaturen im Normalbetrieb ist re- > das Reinigen des Innenraumes der Gehäuse,
gelmäßig durchzuführen. Dies kann in den meisten > das ordnungsgemäße Nachziehen der elektri-
Fällen durch einfache Tätigkeiten wie das Fühlen schen Schraubverbindungen (Einhaltung der vor-
mit der Hand erfolgen. Im Bedarfsfall können auch gegebenen Drehmomente) sowie
für den Ex-Bereich zugelassene Kontaktthermome- > ggf. das Auswechseln von Dichtungen.
ter verwendet werden. Bewährt haben sich auch
Temperaturindikatoren, die auf die Gehäuse aufge- Beim Reinigen der äußeren Gehäuseoberflächen
klebt werden können. Ein weiterer effektiver Indi- sind die Hinweise des Herstellers bezüglich der
kator ist die Verfärbung von Isolationsmaterial un- Notwendigkeit der Verwendung von feuchten
ter Wärmeeinwirkung. Die Einhaltung der laut Lappen zu beachten. Diese Hinweise sind immer
Herstellerangabe zulässigen maximalen Umge- an Gehäusen angebracht, die einen hohen
bungstemperatur ist ebenfalls regelmäßig zu über- Oberflächenwiderstand aufweisen und somit beim
prüfen (Bild 13). Reinigen mit trockenen Tüchern elektrostatisch
aufgeladen werden können. Elektrostatische Entla-
Überprüfung des Zustandes dungen gehören zu den häufigsten Zündquellen bei
der Kabeleinführungen: Explosionen.
Die Kabeleinführungen müssen in der Verbindung
mit den eingeführten Kabeln ebenfalls die Min-
destanforderungen an die IP-Schutzart, d. h. IP 54,
einhalten. Außerdem dienen sie zur Zugentlastung
der im Inneren angeschlossenen Leitungen. Beides
sollte durch Überprüfung der Festigkeit der Kabel-
einführungsstelle (fester Sitz der Überwurfmutter)
sowie durch eine Sichtprüfung der Verbindungs-
stelle zum Gehäuse und der Verbindungsstelle zwi-
schen Kabeleinführung, Dichtung und Kabel sicher-
gestellt werden. Für den Fall, dass nicht benutzte
Öffnungen mit Verschlussstopfen verschlossen
sind, ist die Dichtheit des Gehäuses an dieser Ver-
bindungsstelle sowie der äußere Zustand der Ver-
schlussstopfen zu überprüfen. Es dürfen nur be-
scheinigte Verschlussstopfen verwendet werden.

Bild 13: Standardumgebungstemperatur (-20°C...+40°C)

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3. aufgaben des betreibers
30

Tabelle 5: Instandsetzung von e-Geräten


Prüfung nach Anhang 2, Abschnitt 3,
Arbeitsinhalt
Nummer 4.2 BetrSichV
Austausch von Klemmen gemäß EU-Baumusterprüfbescheinigung nein
Austausch von Deckelschrauben und Dichtungen nein
Auswechseln von baumustergeprüften Geräten nein
Auswechseln nicht baumustergeprüfter Geräte als Instandsetzung nicht zulässig
Leuchten der Zündschutzart »Erhöhte Sicherheit«
Austausch der Wanne oder des Schutzglases bei Verwendung von Original-Ersatzteilen nein
Austausch baumusterbescheinigter Lampenfassungen und Verriegelungsschalter nein
Austausch von Vorschaltgeräten gem. EU-Baumusterprüfbescheinigung nein
Austausch von Vorschaltgeräten, die nicht in der EU-Baumusterprüfbescheinigung vermerkt sind als Instandsetzung nicht zulässig
Austausch der Innenverdrahtung ja

Die Wicklungen von Motoren der Zündschutzart 3.3.10 Besondere Anforderungen an die
»Erhöhte Sicherheit« sind mit geeigneten Einrich- Prüfung und Wartung bzw. Reparatur von
tungen geschützt, um sicherzustellen, dass die eigensicheren elektrischen Geräten
Grenztemperatur nicht überschritten werden kann.
Deshalb ist eine Überprüfung erforderlich, ob die Das Grundprinzip der »Eigensicherheit« besteht in
Auslösezeit der Schutzeinrichtung nicht größer ist der sicheren Begrenzung der elektrischen Energie
als die auf dem Leistungsschild des Motors ange- im Stromkreis auf Werte, die unter der Mindestzün-
gebene Zeit tE. In Abhängigkeit von Erfahrungs- denergie einer explosionsfähigen Atmosphäre lie-
werten kann es erforderlich sein, bei Erst- und gen. Außerdem wird die Erwärmung im Stromkreis
Wiederholungsprüfungen die Auslösezeit zu über- auf ein ungefährliches Maß begrenzt. Dies ge-
prüfen. schieht durch eine Limitierung der Strom- und
Spannungswerte und der Energiespeichermöglich-
Die Möglichkeit von Reparaturen an Betriebsmit- keiten in Kondensatoren und Induktivitäten. Geräte
teln dieser Zündschutzart beim Betreiber ist eher der Zündschutzart »Eigensicherheit« sind nicht für
gegeben als bei Betriebsmitteln der Zündschutzart sich allein explosionsgeschützt, wie dies beispiels-
»Druckfeste Kapselung«. Die jeweiligen Befugnis- weise bei druckfest gekapselten Geräten oder ver-
se sowie die notwendigen Prüfungen können Ta- gussgekapselten Geräten der Fall ist. Diese Zünd-
belle 5 entnommen werden: schutzart muss daher immer für den gesamten
betrachteten Stromkreis überprüft werden.

Es ist regelmäßig zu überprüfen, ob die logische


Kette zwischen der Zoneneinteilungen der Anlage,
der Dokumentation für die eigensicheren Strom-
kreise und den installierten eigensicheren Geräten
selbst richtig aufeinander abgestimmt und passend
ist.

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31

Eine eindeutige Trennung zwischen eigensicheren Für bestimmte Komponenten innerhalb von eigen-
und nicht eigensicheren Stromkreisen ist erforder- sicheren Systemen, wie z. B. Sicherheitsbarrieren,
lich. Daher müssen eigensichere Stromkreise im- ist eine Erdung wichtiger Bestandteil der Zünd-
mer eindeutig gekennzeichnet sein. In der Regel schutzart. Diese Erdung darf nur an einem Punkt
geschieht dies durch die Wahl von hellblauen Lei- des eigensicheren Stromkreises erfolgen, um eine
tungen und Stopfbuchsverschraubungen sowie Verschleppung unzulässig hoher Spannungen aus
durch entsprechende Hinweisschilder an wichti- dem nicht eigensicheren Bereich zu vermeiden.
gen Stellen der Geräte und Anlagen. Es ist perio- Andere eigensichere Komponenten müssen isoliert
disch zu überprüfen, dass die Kennzeichnung in der gegen Erde aufgebaut werden. Es ist erforderlich,
erforderlichen Qualität und im erforderlichen Aus- sowohl das Vorhandensein der notwendigen Erd-
maß vorhanden ist. verbindungen als auch die Gewährleistung ausrei-
Die eigensicheren Stromkreise in den Anlagen sind chend hoher Isolationswiderstände gegen Erde re-
darauf zu überprüfen, ob in der Zwischenzeit keine gelmäßig zu überprüfen. Die Isolationsprüfung
unzulässigen und undokumentierten Veränderun- eigensicherer Systeme oder Schaltkreise darf nur
gen vorgenommen wurden. mit einem Prüfgerät durchgeführt werden, das spe-
Es ist zu überprüfen, ob die Energiebegrenzungs- ziell für die Verbindung solcher Systeme und
einrichtungen wie Trennstufen, Remote I/O Statio- Schaltkreise zugelassen ist. Um diese Prüfungen
nen oder Feldbuskomponenten dem bestätigten durchzuführen, muss die bestimmungsgemäße Erd-
Typ entsprechen und in Übereinstimmung mit den verbindung getrennt werden. Das kann nur dann
Vorgaben der Prüfstelle bzw. des Herstellers instal- geschehen, wenn für die Anlage keine Gefahr be-
liert wurden. Insbesondere ist auf die richtige und steht oder die Spannung vollständig abgeschaltet
sichere Erdung bei den Geräten zu achten, für die ist. Solche Bedingungen sind bei modernen integ-
dies aus Sicherheitsgründen erforderlich ist (Si- rierten Systemen nur im Fall größerer Ganzab-
cherheitsbarrieren). schaltungen der Anlagen möglich. Die Prüfung ist
Wesentlich für den Erhalt der Eigensicherheit in daher nur auf Grundlage einer Stichprobe erforder-
den betreffenden Stromkreisen ist die sichere lich.
Trennung der eigensicheren von den nicht eigensi-
cheren Stromkreisen. Dies wird durch die Einhal-
tung von bestimmten Mindestabständen, durch ei-
ne ausreichende Isolation oder durch die Ver-
wendung von metallischen und geerdeten Schir-
men gewährleistet. Es ist regelmäßig zu überprü-
fen, ob die erforderlichen Mindestabstände einge-
halten sind, ob benachbarte nicht eigensichere und
eigensichere Leitungen keine Beschädigungen an
der Isolation aufweisen und ob die Metallschirme
sich in einem ordentlichen Zustand befinden und
sicher geerdet sind.

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Pflichten und Aufgaben
3. aufgaben des betreibers
32

3.3.11 Weitere wichtige Messung des Schleifenwiderstandes


Prüf- und Wartungsmaßnahmen in TN-Netzen
Damit wird die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen
Im Folgenden sind noch weitere wichtige Prüf- und gegen elektrischen Schlag festgestellt.
Wartungsmaßnahmen aufgeführt, die sowohl all-
gemein zur Aufrechterhaltung des Explosions- Überprüfung des Potentialausgleichs
schutzes als auch zur Gewährleistung der allge- Wenn der richtige Anschluß der Potentialaus-
meinen Sicherheit der Geräte und Anlagen gleichsleiter nicht eindeutig durch eine Inaugen-
erforderlich sind: scheinnahme festgestellt werden kann, empfiehlt
sich eine Messung. Dazu sollte ein Isolationsmess-
Messen von Isolationswiderständen gerät mit einer Messspannung in Höhe der Netz-
und Durchgangswiderständen spannung oder mit 500 V Gleichspannung benutzt
Diese notwendigen Prüfungen dürfen in den Anla- werden, da einfache Durchgangsprüfer mit ihren
gen nur mit einem entsprechenden Erlaubnis- kleinen Messspannungen hohe Übergangswider-
schein (Feuerschein, Heißarbeitsgenehmigung) stände vortäuschen können.
durchgeführt werden, da die verfügbaren Meßge-
räte in der Regel nicht den Anforderungen der Funktionsprüfung an sonstigen
Zündschutzart »Eigensicherheit« entsprechen. Sicherheitseinrichtungen
Es ist außerdem grundsätzlich verboten, die zu In Anlagen vorhandene Fehlerstromschutzschalter
überprüfenden elektrischen Geräte während der müssen ebenfalls regelmäßig auf ihre Funktion
Anwesenheit von explosionsfähiger Atmosphäre überprüft werden. Die Funktionsprüfung umfasst
zu öffnen. auch andere Überwachungsorgane wie beispiels-
weise Temperaturbegrenzer.
Die notwendigen Messungen in den Anlagen kön-
nen wie folgt gegliedert werden: Wartung und Überprüfung von Lagern
elektrischer Maschinen
Messung des Isolationswiderstandes Zur Vermeidung von unzulässigen Erhitzungen sind
Durch diese Messungen wird festgestellt, ob der die Lager von elektrischen Maschinen regelmäßig
Isolationswiderstand den für die einzelnen Arten gemäß den Herstellerangaben zu schmieren. Bei
von Anlagen jeweils geforderten Mindestwerten der periodischen Überprüfung ist auf einen schwin-
entspricht. Bei Ex-»e«-Motoren ist so beispielswei- gungsarmen Lauf und auf unnormale Lagergeräu-
se regelmäßig der Isolationswiderstand der Wick- sche zu achten.
lung zu überprüfen. Dabei sind die von den Moto-
renherstellern vorgegebenen Richtwerte Überprüfung des Alters der Geräte
einzuhalten. Bei Bedarf sind die Wicklungen zu rei- Es ist regelmäßig zu überprüfen, ob die vom Her-
nigen und zu trocknen. steller vorgegebene Lebensdauer der Betriebsmit-
tel nicht überschritten ist. Diese wird bei Schaltge-
räten beispielweise in Form der Angabe der
maximalen Schaltspiele bezogen auf ein definiertes

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4. zusammenfassung
33

Betriebsregime vorgegeben. Dabei geht es nicht 4. Zusammenfassung


nur um die mechanische Abnutzung der Kontakte,
sondern vorrangig um den Abbrand des Kontakt- Die Sicherheit in einer Anlage hängt wesentlich
materials, welches sich im Inneren der Schaltkam- von der Verwendung geeigneter Arbeitsmittel und
mern ablagert und so die Isolationseigen- von der Qualifikation des Personals ab. Sichere
schaften und Kriechstrecken verringert. Da man elektrische Betriebsmittel haben in Deutschland
dies in der Regel nicht begutachten oder gar rück- und vielen anderen Ländern Europas eine lange
gängig machen kann, bleibt nur das konsequente Tradition. Gleiches gilt für die organisatorischen
Auswechseln nach Erreichen einer bestimmten Le- und technischen Maßnahmen, die in explosionsge-
bensdauer. fährdeten Bereichen angewendet werden und de-
ren Wirksamkeit durch das Ausbleiben größerer
Neben den regelmäßig durchzuführenden Messun- Explosionsunglücke nachweisbar ist.
gen und Prüfungen sind auch regelmäßige Reini-
gungs- und Wartungsarbeiten in den Anlagen – Die beiden Richtlinien 2014/34/EU und 1999/92/
unabhängig von Zündschutzart der Geräte – EG spiegeln die wesentlichen Elemente dieser be-
erforderlich. Beispielsweise können zu starke währten Praxis auf europäisches Niveau.
Ablagerungen von Staub und Schmutz auf dem
Ge-häuse der Geräte zu unzulässigen Temperatu- Zur Aufrechterhaltung des hohen Sicherheitsni-
ren am Gerät führen oder die Zündtemperatur des veaus ist es erforderlich, dass es auch in Zukunft
Staubes selbst kann überschritten werden und so gelingt, die enge Zusammenarbeit von Herstellern,
zu einer Explosion führen. Unzulässige Verschmut- Prüfstellen und Betreibern zu gewährleisten. Auf-
zung an explosionsgeschützten elektrischen Gerä- seiten der Betreiber ist es erforderlich, eine be-
ten können weiterhin zum Festfressen oder Fest- stimmte technische Kompetenz aufrechtzuerhalten,
klemmen von Antrieben, z. B. an Schaltelementen, um auch in Zeiten der allgemeinen Kostensenkun-
Endschaltern, Hauptschaltern oder Sicherheits- gen in der Lage zu sein, sicherheitskritische Be-
schaltern führen. Sie führen zu warmlaufenden La- triebsmittel richtig auszuwählen, zu installieren
gern und somit zu gefährlichen Heißpunkten. und zu betreiben. Das bei der Auslieferung vom
Hersteller garantierte Sicherheitsniveau muss
durch geeignete Prüfungs- und Wartungsmaßnah-
men über die gesamte Produktlebensdauer auf-
rechterhalten werden. Dies ist eine Aufgabe des
Betreibers. Ein Mindestmaß an Fachwissen dafür
zu vermitteln, das ist das Anliegen dieser Broschü-
re. Da sie von den gesammelten Erfahrungen aus
der Praxis lebt, sind wir sehr an Ihren Meinungen
und Anregungen zur Verbesserung interessiert. Bit-
te teilen Sie uns diese mit!
E-Mail: info.ex@stahl.de

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Pflichten und Aufgaben
5. literaturverzeichnis
34

5. Literaturverzeichnis Dyrba
Kompendium Explosionsschutz
RICHTLINIE 2014/34/EU DES EUROPÄISCHEN Carl Heymanns Verlag
PARLAMENTS UND DES RATES vom 26. Februar
2014 zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften Explosionsschutzportal der BG RCI,
der Mitgliedstaaten für Geräte und Schutz- www.exinfo.de
systeme zur bestimmungsgemäßen Verwendung
in explosionsgefährdeten Bereichen (Neufassung) Explosionsschutz
– Antworten auf häufig gestellte Fragen
Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften, Merkblatt T049
Nr. L 96/309 www.exinfo.de

Elfte Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz Explosionsschutz an Maschinen


(Explosionsschutzverordnung) (11. ProdSV) – Antworten auf häufig gestellte Fragen
vom 12.12.1996, zuletzt geändert 8.11.2011 Merkblatt T050
www.exinfo.de
Richtlinie 1999/92/EG über Mindestvorschriften
zur Verbesserung des Gesundheitsschutzes und Vermeidung von Zündgefahren infolge
der Sicherheit der Arbeitnehmer, die durch explo- elektrostatischer Aufladungen, Merkblatt T 033
sionsfähige Atmosphäre gefährdet werden kön- www.exinfo.de
nen...
16.12.1999, Amtsblatt der Europäischen Elektrostatik
Gemeinschaften L23/57-64 – Antworten auf häufig gestellte Fragen,
Merkblatt T051
Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen www.exinfo.de
(Gefahrstoffverordnung – GefStoffV),
vom 3. Februar 2015 Brennbare Flüssigkeiten
– Antworten auf häufig gestellte Fragen
Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS, Merkblatt T053
www.baua.de www.exinfo.de

Verordnung über Sicherheit und Gesundheits- Brennbare Stäube


schutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln – Antworten auf häufig gestellte Fragen
BetrSichV vom 3. Februar 2015 Merkblatt T054
www.exinfo.de
Technische Regeln für Betriebssicherheit TRBS,
www.baua.de IEC 60079 Teil 0 bis 31
Explosive atmospheres
Explosionsschutz-Regeln (Ex-RL) www.iec-normen.de
– DGUV Regel 113-001

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35

EN 60079 Teil 0 bis 31


Explosionsfähige Atmosphäre
www.vde-verlag.de
EN 60529
Schutzarten durch Gehäuse (IP-Code)
www.vde-verlag.de

EN 13463 Teil 1 bis 8


Nicht elektrische Geräte für den Einsatz in
explosionsgefährdeten Bereichen
www.din.de

Grundlagen Explosionsschutz
R. STAHL Schaltgeräte GmbH

Brandes, Möller
Sicherheitstechnische Kenngrößen
Band 1: Brennbare Flüssigkeiten und Gase
Wissenschaftsverlag NW,
Verlag für neue Wissenschaft GmbH
ISBN 978-3897017450

Molnarne, Schendler, Schröder


Sicherheitstechnische Kenngrößen:
Band 2: Explosionsbereiche von Gasgemischen
Wissenschaftsverlag NW,
Verlag für neue Wissenschaft GmbH
ISBN 978-3897018563

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R. STAHL
Am Bahnhof 30, 74638 Waldenburg
Telefon +49 7942 943-0
Telefax +49 7942 943-4333

www.stahl.de

SAP 102 945


S-PB-Pflichten u. Aufgaben-05-de-06/2015 · Gedruckt in der Bundesrepublik Deutschland

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