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Richard Ruda

German 320
Professor Alvizu
6 December 2022

Semesterarbeit: Schach von Wuthenow von Theodor Fontane

»Meine liebe Lisette, wie lösen sich die


Rätsel [von Schach]? Nie.«

--Victoire von Schach an Lisette von


Perbandt, Schach von Wuthenow, S.
173

___, Historischer-Kultereller-Politischer Zusammenhang

Wie Goethes Götz von Berlichingen, Fontanes Schach von Wuthenow ist gleichseitig ein

Kommantar zu der Politik von der Zeit, wann es geschrieben war (die Jahre 1878-1882), und

wann die Erzählung geschiet (im Frühling 1806). In jedem Fall, findet man im Gegensatz zwei

Anschauungen. In Schach von Wuthenow ist diese Anschauung zwischen : (1) den Menschen,

die in preuβischer Mächtigkeit und Expansionspolitik glauben und (2) den Menschen, die

preuβische Militarismus lehnen ab.

___. Die preuβische Politik 1878-1882. Eine Reihe von Kriege gegen Dänemark

(1864), Österreich (1866), und Frankreich (1870-1871) haben Preuβen und seinen

Ministerpräsident Otto von Bismarck stark gemacht. Von 1871 bis 1890 war Bismarck

Reichskanzler des Deutschen Reiches.1 Gegen Bismarck, den Militarismus, und die

Zentralizierung von der Macht in Berlin waren die deutschen Liberaler, z.B. Theodor Fontane.

Die Liberaler hatten Angst vor der Zukunft eines sehr starken deutschen Reich. Sie dachten,

1
Siegfried Weichlein, “Nation State, Conflict Resolution, and Culture War, 1850-1878”, in Helmut Walser Smith
(heraus.), The Oxford Handbook of Modern German History (Oxford: Oxford University Press, 2015), S. 291-301.
2

dass ein groβer militarisierter Deutschland in einer Katastrophe beenden werde.2 Die Liberaler

wie Fontane hatten recht. Vgl. den erster Weltkrieg 1914-1918.3

According to historian Katharine Anne Lerman, “Bismarckian Germany was born on the

battlefield.”4 There had been much discussion of a possible expansion of a German state during

the 1860s, with proponents and opponents exchanging competing views. However, the rapid and

unexpected defeat of the French Army by the Prussian Army at Sedan on September 1-2, 1870

had a seismic effect. “Within weeks agreement [among diverse German polities and political

figures] was reached to found a new German Empire (Reich), which was proclaimed from the

Hall of Mirrors at . . . Versailles . . . on January 18, 1871.”5 Thus was inaugurated the

Bismarckian era in Germany, which lasted until Bismarck was forced from office in 1890.6

Throughout the 20 years of Bismarck’s chancellorship, there remained much division of

opinion in the affected regions of Germany over every aspect of his rule: military, diplomatic,

colonial, and domestic. For example,

The victory at Sedan helped to destroy any remaining illusions about the military

power of the emerging new Germany. The professionalism and efficiency of the

Prussian Army manifestly eclipsed the military strength of any other Continental

power.7

2
Ibid.

3
See Katharine Anne Lerman, “Bismarckian Germany” in James Retallack, ed., Imperial Germany 1871-1918
(Oxford: Oxford University Press, 2008), p. 21 (“The fallout from the German ‘revolution from above’ [under
Bismarck] would affect Europeans for decades to come, until the First World War and beyond.”).

4
Lerman, p. 20.

5
Lerman, p. 19.

6
Lerman, p. 38-39.
7
Lerman, p. 24.
3

The continuing “struggle over unification involved winners and losers, those who supported the

outcome and those who opposed it.”8 Among the latter was Theodor Fontane, who surely had

such grave concerns in mind when he wrote Schach von Wuthenow in the early 1880s, at the

height of Bismarck’s powers.

___. Die preuβische Politik im Jahre 1806. Die Politik in Preuβen im Jahre 1806 war

bewusst ähnlich, der von die Jahre 1880. Die Erzählung Schach von Wuthenow »gehört zur

Gattung der geschichtlichen Novelle und spielt . . . im Sommer 1806, kurz vor Ausbruch des

Krieges, den Friedrich Wilhelm III. von Preuβen (1770-1840) am 9.10.1806 gegen Napoleon

begann und der mit dem für Preuβen schmachvollen Frieden von Tilsit am 7./9. 7. 1807 endete.«9

Im ersten Kapitel von der Erzählung stellt Fontane die Hauptfigur Schach von Wuthenow

vor. Er ist Rittmeister des Regiments Gendarmes, der selbstbewusst übertriebt. Eine andere

Erzählungfigur sagt von Schach, dass er ist

die Verkörperung jener preuβischen Beschränktheit, die nur drei Glaubensartikel

hat: erstes Hauptstück »die Welt ruht nicht sichrer [sic] auf den Schultern des

Atlas, als der preuβische Staat auf den Schultern der preuβischen Armee«, zweites

Hauptstück »der Preuβische Infanterieangriff ist unwiderstehlich«, und drittens

und letztens »eine Schlacht ist nie verloren, solange das Regiment Garde du

Corps nicht angegriffen hat.«10

8
Lerman, p. 22.

9
Walter Wagner (Heraus.), Erläuterungen und Dokumente: Theodor Fontane – Schach von Wuthenow (Stuttgart:
Philip Reclam Jun., 1980), S. 7. Imfolgenden: »Schach: Erläuterung und Dokumente«.

10
Theodor Fontane, Schach von Wuthenow: Erzählung aus der Zeit des Regiments Gendarmes (Heraus. Alexander
Honolt) (Ditzingen: Reclam, 2019), S. 29-20. Imfolgenden: »Schach«.
4

Im ersten Kapitel stellt Fontane vor auch den Gesichtspunkt der Liberalen vor, die den

Optimismus von Schach gegenüber Napoleons Macht teilen nicht. Ihre Sprecher ist von Bülow,

»ein ehemaliger Stabskapitän«, der jetzt »das Haupt jener militärischen Frondeurs« ist.11 Nach

Bülows Ansicht ist »ein Einvernehmen zwischen Preuβen und Frankreich« erforderlich, weil

Preuβen offensichtlich schwacher als Frankreich ist.12 Später in der Erzählung bemerkt Schach,

dass Bülow von den Generalen »Braunschweig [Brunswick] und Hohenlohe wie von

lächerlichen Groβen« spricht.13 Das ist ein Beispiel Fontanes Hauptironie. Im Herbst 1806

Napoleon vernichtete Braunschweig bei Jena und Hohenlohe bei Prenzlau.14

___. Schach von Wuthenow als Erzählung vom Realismus

Der Realismus ist »ein Stil der Kunst und Literatur (vor Allem im 19. Jahrhundert) der

oft Szenen aus dem Alltag und gesellschaftliche Probleme zeigte.«15 Zufolge dem

Literaturtheoretikur Peter Brooks, »what may be specific to fictions that explicitly claim to

represent the real world – “realist” art and literature – [are their] desire to be maximally

reproductive of that world [they are] modelling.«16 Der Realismus »more than almost any other

mode of literature makes sight paramount – makes it the dominant sense in our understanding of

11
Schach, S. 7.

12
Schach, S. 7. Preuβen war schwach im Jahre 1806, weil »the complete separation of the military and civil
administration had resulted in the safety of the state resting on a half-trained army composed in part of foreigners,
on a superannuated general, and on subordinate officers who, overconfident in the military fame of Prussia since
the time of Frederick II, regarded the French with contempt.« William L. Langer, An Encyclopedia of World History
(rev. ed.) (Boston: Houghton Mifflin Co., 1948), p. 592.

13
Schach, S. 45.

14
Am 14 Oktober 1806 starb Braunschweig bei Jena und am 28 Oktober “the Prince of Hohenlohe and 12,000 men
were forced to surrender at Prenzlau.” Langer, p. 592.
15
Langenscheidt Groβwörterbuch: Deutsch als Fremdsprache (Heraus. Dr. Dieter Gotz) (München: Langenscheidt,
2019), S. 885.

16
Peter Brooks, Realist Vision (New Haven: Yale University Press, 2005), p. 2.
5

and relation to the world.«17 Der Realismus in Schach von Wuthenow besteht aus Fontanes

Benutzung echter preuβischer Personen als Modellen für seine Hauptfiguren und Fontanes

Macht der Beschreibung von Gebäude, Innenausstattungen, und Landschaften.

Geschichtliche Basis von den Hauptfiguren von Schach von Wuthenow. Fontanes

Erzählung und seine Figuren ruhen auf den Geschichtefiguren von Berlin in den ersten Jahren im

19. Jahrhundert. Für die Hauptfigur Schach von Wuthenow war das Modell der echter Major

Otto Friedrich Ludwig von Schack (geb. 1763); für Frau von Carayon war es die echte

»attraktive Kammerrättin von Crayen (1755-1832), die aus der Berliner Huguenotten Familie

Levau stammte«, und für seine Tochter Victoire war es ihre echte Tochter Victoire von Crayen,

die »ein zwar hässliches, aber feines und höchst gebildetes Mädchen.«18 Fontanes Bild von

seiner Erzählungfigur Victoire von Carayan ist »Artistik in höchster Perfektion»19.

Auβerdem war Theodor Fontane ein Meister von Beschreibungen und auch von der

Ironie. Folglich gibt es in Schach von Wuthenow viele ironische Szenen vom Stil Realismus;

z.B.:

___. Das Schloss von Wuthenow. In Berlin ist der Rittmeister Schach von Wuthenow

des Regiments Gendarmes der Inbegriff von die Aristokratie – in seiner Kleidung, seiner

Sprechweise, seinem Verhalten, seinen Manieren, und seinen Aussehen. Er ist tadelos in alles,

dass man sieht. Aber im Kapitel 15 findet man, dass sein namengebendes »Schloss« ein

Potemkinsche Dreckloch ist.

Das Schloss selbst . . . war nichts als ein alter, weiβgetünchter und von einer

schwarzgeteerten Balkenlage durchzogener Fachwerkbau, dem erst Schachs


17
Brooks, p. 3.

18
Schach: Erläuterungen und Dokumente, S. 61.

19
Collins German Dictionary (Glasgow: HarperCollins Publishers, 2007) (7th ed.), p. 1704.
6

Mutter, die »verstorbene Gnädige«, durch ein Doppeldach, einen Blitzableiter und

eine prächtige, nach dem Musster von Sansouci hergerichtete Terasse, das

Ansehen allernüchternster Tagtäglichkeit genommen hatte.20

___. Frau Josephine von Carayon. Frau von Carayon ist auch nach auβen hin der

Inbegriff der Aritokratie, wegen ihren mariage de convenance mit dem alten und reichen -- und

noch zum Glück tot und vergessen -- Herr von Carayan, der »ein kleiner, schwarzer

Koloniefranzose«21 war. Sie ist eigentlich, als sie zugibt an ihre Tochter Victoire, keine

Aristokratin aber eine »bürgerliche Generalpächterstochter, [eine] Roturière«.22 Von

entscheidender Bedeutung für das Verständnis dieser Erzählungfigur definiert Le Petit Robert

das Wort »Roturière« wie folgt: »Qui n’est pas noble, qui est de condition inférieure, dans la

20
Schach, S. 119.

21
Schach, S. 33. Die »Koloniefranzose« in Berlin ca. 1800 war die Berliner Huguenotten. Die Huguenotten waren
französische Protestanten, die in die Niederlanden, England, Preuβen, und andere protestantische Länder
geflüchtet sind, nach der Aufhebung vom Edikt von Nantes 1685. Diese Flucht hat in die 18. Jahrehundert
gedauert. Die Huguenotten waren Aristokraten, Bürger, und Proletarier. Theodor Fontane war auch von einer
Huggenotische Familie. In der Erzählung war die Familie von Herr von Carayan aristokratisch, aber die von Frau
von Carayan war nicht. Sie waren Fermiers-Généraux, die verhasste Generalpächter die oft mit der Guillotine
hinrichteten waren während der Terrorherrschaft in Paris, ca. 1789-1795, z.B. der groβe Chemiker Antoine
Lavoisier (1743-1794), der auch Generalpachter war. Vgl. »Lavoisier, Antoine-Laurent de« in Richard Ballard, ed., A
New Dictionary of the French Revolution (London: I.B. Tauris, 2012), S. 194-195.

22
Schach, S.137. Vor der Revolution waren die Generalpächter »the bloodsuckers of the nation [who] drink in
golden cups the tears of the unfortunates . . . [and] whose continued existence will ruin France.« George T.
Matthews, The Royal General Farms in Eighteenth-Century France (New York: Columbia University Press, 1958), S.
273. Während der Revolution »popular passions in Paris were . . . stirred by inflammatory propaganda against
General Farmers.« Matthews, S. 279. Marat »denounced Lavoisier and called for vengeance against the General
Farmers in the most vituperative language.« Ibid.

On May 6, twenty-eight General Farmers were confined in the Conciergerie. Trial before the
Revolutionary Tribunal followed almost immediately. They were tried and guillotined as a group
on May 8, 1794.

Matthews, S. 282. Die französische Familie von Frau von Carayon hatte guten Grund von Paris bis Berlin zu
fluchten.
7

société féodale et sous l’Ancien Régime; Absence de noblesse.«23 Schach von Wuthenow ist ein

echter Aristokrat; Frau von Carayon ist eine falsche Aristokrätin.

Also seine Wut wann sie entdeckt, dass Schach geflüchtet von Berlin nach seinem

Schloss ist --»[m]it unbestimmten Urlaub«24 -- und kann nicht mit ihr Victoires Hochzeit und

Hochzeitreise erstellen.

Frau von Carayon, alles Zwanges nunmehr los und ledig, eilte, während Tränen

ihren Augen entstürzen, in Victoirens [sic] Zimmer, um ihr die Mitteilung von

Schachs Flucht zu machen. Denn eine Flucht war es. . . .

»Ich kannt ihn schon, [sagte Frau Karayon an Victoire,] als du noch ein

Kind warst. Nur zu gut. Er ist eitel und hochfahrend, und die prinzlichen Höfe

haben ihn vollends überschraupt. Er verfällt mehr und mehr ins Ridiküle.

Glaube mir, er will Einfluss haben und zieht sich im Stillen irgendeinen

politischen oder gar staatsmännischen Ehrgeiz groβ. Was mich aber am meisten

verdrieβst, ist das, er hat sich auch plötzlich auf seinen Obotritenadel besonnen,

und fängt an sein Schach- oder Schachentum für etwas ganz Besonderes in der

Weltgeschichte zu halten.

....

«Daran mag er . . . das Pfauenrad schlagen, wenn er über seinen

. . . . Wuthnower Hühnerhof hingeht. . . . Aber was soll soll uns das? Oder zum

wenigsten was soll es dir? . . . du, Victoire, du; du bist nicht bloβ meine Tochter,

du bist auch deines Vaters Tochter, du bist eine Carayon! . . . [H]eute bitt ich

23
Le Nouveau Petit Robert: Dictionnaire alphabétique et analogique de la langue française (Paris: Dictionnaires Le
Robert, 2002), S. 2324.

24
Schach, S. 136.
8

deinem Vater ab [sic] und dank ihm von Herzen, weil er mir in seinem

Adelsstolze, mit dem er mich zur Verzweiflung gebracht und aus seiner Nähe

hinweg gelangweilt hat, eine willkommene Waffe gegen diesen mir

unerträglichen Dünkel in die hand gibt. Schach! Schach! Was ist Schach? Ich

kenn ihre Geschicte nicht und will sie nicht kennen. . . [usw.]»25

Frau von Carayans Wut und schonungslose Offenheit sind nicht nur ironisch, sondern

auch realistisch. In Schach von Wuthenow Frau von Carayan vorstellt sich im Allgemeinen wie

eine Frau, die eine reinrassige blaublütige Aristokratin ist. Aber seiner Monolog gegen Schach

demonstriert den Gegensatz, nicht nur im Gehalt, aber auch in der Stimme. Man findet keine

aristokratische in »Schach! Schach! Was ist Schach?« oder in »er mag das Pfauenrad

schlagen«. Ganz im Gegenteil sehen wir die echte jähzornige »Roturière«.

___. Frau Victoire von Carayon. Victoire ist die Tochter von Frau von Carayon und der

verstorben Herr von Carayan. Sie ist sehr intelligent, liebenswürtig und hat groβe Intuition.

Aber das macht nichts. In die Berliner Gesellschaft 1806 ist seine wichtigste Eigenschaft sein

enstellendes Gesicht: »ihres feines Profil, das einst dem der Mutter geglichen haben mochte,

durch zahlreiche Blatternarben aber um seine frühere Schönheit gekommen war.«26

Man kann nur mit Schwierigkeit eine mehre realistische menschliche Eigenschaft sich

vorstellen. Alles in allem kann ich nur eine vergleichbare literarische Trägodie mich erinnern:

die von Gervaise in Emile Zolas Roman L’Assommoir (1877). Romanschriftsteller mögen

normalerweise lieber seine Romanfiguren töten an sie zum Krüppel machen. Sowieso ist

25
Schach, S. 137-138.

26
Schach, S. 10.
9

Victoires Entstellung sehr realistisch, weil eine Krankheit wie die Pocken unterscheiden nicht

zwischen den Reiche und den Arme.

___, Zwei Wissenschaftliche Interpretationen

___. Brian Tucker, “The Broken Word: On the Rhetoric of Trust and
Honor in Schach von Wuthenow” in Brian Tucker, Theodor
Fontane: Irony and Avowal in a Post-Truth Age (New York:
Bloomsbury Academic, 2021)

According to Brian Tucker, in Schach von Wuthenow, “the way one speaks and the

reliability of language constitute central concerns.”27 The novel “revolves around a series of

broken promises after Victoire von Carayon finds herself pregnant with Schach’s child.”28 Frau

von Carayon then confronts Schach, who “agrees to announce his engagement with Victoire

shortly, and promises to marry her within a few weeks.”29 But Schach flees to his country estate

and breaches his promises to Frau von Carayon and Victoire. Frau von Carayon invokes the

assistance of King Frederick Wilhelm III, who “brings the state’s power to bear to insure the

efficacy of language and the fulfillment of Schach’s promissory oath.”30 “In sum,” writes

Tucker, “the novel’s plot revolves around Schach’s infidelity, not marital infidelity but linguistic

infidelity, infidelity to his own word and to the trust he has been given.”31

27
Tucker, “The Broken Word”, p. 61 (hereinafter “Tucker”).

28
Tucker, p. 61.

29
Tucker, p. 61.

30
Tucker, p. 61.

31
Tucker, p. 62 (emphasis added).
10

With all due respect, I find Tucker’s thesis about Schach von Wuthenow to be

reductionist and inconsistent with the subtlety of Fontane’s novel, both with regard to the

complexity of Schach’s character and his difficulty in carrying out his promise to Frau von

Carayon. As the ever-perspicacious Victoire notes, Schach was not the brightest bulb.32 But

when he learned that she was pregnant, he was instantly confronted with two irreconcilable

forces: his moral obligation to marry Victoire, which he never questioned, and his obsession

with appearances, which made such a marriage impossible for him.33 The King’s order to

Schach to marry Victoire merely brought this festering conflict to a dramatic head. Schach’s

problem was not, as Tucker posits, “dishonesty” but his inability to reconcile his obligation to

Victoire and his obligation to his own nature.

In further response to Tucker’s thesis, Schach may not have been a genius, but he

obviously knew that leaving Berlin to go to his “castle” at Wuthenow would not make his

airtight obligation to marry Victoire miraculously disappear. He went to Wuthenow to think

through this acute dilemma. It was there that he began to perceive the outline of a solution,

which crystalized after his meetings with the King and Queen at Charlottenberg (Kapitel 17). As

32
Schach, S. 174 (»er weder ein Mann von hervorragender geistiger Bedeutung, noch von superiorem Charakter
sei«).

33
This problem was made even more acute by the fact that Schach was almost certainly in love with Frau von
Carayon and had been for many years. It is even possible that the couple had previously made clandestine visits
together to Schach’s castle at Wuthenow. In Kapitel 18, ominously entitled “Fata Morgana”, Frau von Carayon,
Victoire, and Schach discuss plans for the couple’s honeymoon. Frau von Carayon speculated about the relative
desirability of Venice and Wuthenow as a destination, during which she made the following astounding
observation about the small lake at Wuthenow and the small boat moored there for pleasure excursions:

[S]ie sei neugerig, ob Venedig über Wuthenow oder Wuthenow über Venedig den Sieg
davontragen wurde. Die Lagunen hätten sie gemeinsam und die Gondel auch, und nur um eines
müsse sie bitten, dass der kleine Brükensteg unterm Schilf, an dem die Gondel liege [in
Wuthenow], nie zur Seufzerbrücke erhoben werde.

Schach, S. 160. How on earth did Frau von Carayon know about “die Gondel” and “die kleine Brükensteg unterm
Schilf” at Wuthenow?
11

he rode away from the royal palace together with his groom, Schach finally hit upon the only

possible resolution for him:

Er wusste, was er dem König schuldig sei: Gehorsam! Aber sein Herz widerstritt,

und so galt es denn für ihn, etwas ausfindig zu machen, was Gehorsam und

Ungehorsam in sich vereinigte, was dem Befehle seines Königs und dem Befehle

seiner eigenen Natur gleichmäβig entsprach. Und dafür gab es einen Weg. Ein

Gedanke, den er schon in Wuthenow gefasst hatte, kam ihm jetzt wieder und

reifte rasch zum Entschluss, und je fester er ihn werden fühlte, desto mehr fand er

sich in seine frühere gute Haltung und Ruhe züruck. „Leben“ sprach er vor sich

hin. „Was ist Leben? Eine Frage von Minuten, eine Differenz von heut auf

Morgen.“ Und er fühlte sich, nach Tagen schweren Druckes, zum ersten Male

wieder leicht und frei.34

___. Drei Ausschnitten von Georg Lukács, »Der alte Fontane« in Deutsche Literatur in zwei
Jahrhundert (Neuwied: Luchterhand, 1964)

I.

[D]ie bedeutenden dichterishen Kritiker . . . neben dem alten Fontane auch Raabe

– immer wieder auf den Ausspruch Mirabeaus zurückgreifen, Preuβen sei eine

Frucht, die noch vor der Reife zu faulen beginne. Denn diese scharfsinnige

Beobachtung trifft nicht nur auf das friderizianische Preuβen zu. Auch das in den

Imperialismus zeigen überdeutlich diese Züge. . . .35

34
Schach, S. 155-156 (emphasis added).

35
Lukács, S. 488.
12

Ich bin mit Lukács einer Meinung über diesen Ideen. Ansehen Sie, bitte, die Diskussion

von dem Historischer-Kultereller-Politischer Zusammenhang von Schach von Wuthenow auf

Seiten 1 bis 3 von diesem Essay.

II.

Das dichterisch entscheide und zugleich das Moment, wo gerade das richtige

Erfassen des spezifisch Preuβischen unmittelbar und scheinbar ohne bewuβte

Verallgemeinerung in eine treffende Kritik der ganzen modernen bürgerlichen

Gesellschaft umschlägt, ist das unerbittliche Herrschen eines bereits völlig

konventionell gewordenen gesellschaftlichen Seins über das Leben der

Individuen, seine unbeschränkte Macht über Leben und Tod, die aber aufgehört

hat, zugleich eine innerlich verpflichtende moralische Macht zu sein, das heiβt

eine Macht, die nicht nur das nach auβen gerichtete Handeln der Menschen,

sondern zufgleich ihre Gesinnungen und Überzeugungen intellektuell und

emotionell bestimmt.36

Ich bin mit Lukács einer Meinung über diesen Ideen. Ansehen Sie, bitte, die Diskussion

von Schachs tödlichen Dilemma auf Seiten 8 bis 12 von diesem Essay.

III.

36
Lukács, S. 488-489.
13

»Schach von Wuthenow« (1883) ist Fontanes kleines Meisterwerk in dieser Kritik

des historischen Preuβen, ein noch lange nicht in seiner vollen Bedeutung

erkannter einsamer Gipfel der deutschen historischen Erzählungskunnst. Es ist

hier gelungen, die gesellschaftlich-moralischen Gründe der Vernichtung des

friderizianischen Preuβen in der Schlacht von Jena durch das Auf und Ab einer

Liebesgeschichte in der Berliner »Gesellschaft« blendend zu beleuchten.37

Ich bin mit Lukács einer Meinung über dem Wert von Fontanes Schach von Wuthenow.

Es ist nicht nur ein literarisches Meisterwerk, sondern auch eine groβartige Analyse von der

preuβischen Gesellschaft im ganzen 19. Jahrhundert.

Bibliografie

Literarischer Text:

Theodor Fontane, Schach von Wuthenow: Erzählung aus der Zeit des Regiments Gendarmes
(Heraus. Alexander Honolt) (Ditzingen: Reclam, 2019)

Erlauterungen und Dokumente vom Text:

Walter Wagner (Heraus.), Erläuterungen und Dokumente: Theodor Fontane – Schach von
Wuthenow (Stuttgart: Philip Reclam Jun., 1980)

Quellen:

Richard Ballard, ed., A New Dictionary of the French Revolution (London: I.B. Tauris, 2012)

Peter Brooks, Realist Vision (New Haven: Yale University Press, 2005)

Langenscheidt Groβwörterbuch: Deutsch als Fremdsprache (Heraus. Dr. Dieter Gotz)


(München: Langenscheidt, 2019)

William L. Langer, An Encyclopedia of World History (rev. ed.) (Boston: Houghton Mifflin Co.,
1948)
37
Lukács, S. 489.
14

Le Nouveau Petit Robert: Dictionnaire alphabétique et analogique de la langue française (Paris:


Dictionnaires Le Robert, 2002)

Georg Lukács, »Der alte Fontane« in Deutsche Literatur in zwei Jahrhundert (Neuwied:
Luchterhand, 1964)

George T. Matthews, The Royal General Farms in Eighteenth-Century France (New York:
Columbia University Press, 1958)

Brian Tucker, “The Broken Word: On the Rhetoric of Trust and Honor in Schach von
Wuthenow” in Brian Tucker, Theodor Fontane: Irony and Avowal in a Post-Truth Age (New
York: Bloomsbury Academic, 2021)

Siegfried Weichlein, “Nation State, Conflict Resolution, and Culture War, 1850-1878”, in
Helmut Walser Smith (ed.), The Oxford Handbook of Modern German History (Oxford: Oxford
University Press, 2015)

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