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German 320
Professor Alvizu
6 December 2022
Wie Goethes Götz von Berlichingen, Fontanes Schach von Wuthenow ist gleichseitig ein
Kommantar zu der Politik von der Zeit, wann es geschrieben war (die Jahre 1878-1882), und
wann die Erzählung geschiet (im Frühling 1806). In jedem Fall, findet man im Gegensatz zwei
Anschauungen. In Schach von Wuthenow ist diese Anschauung zwischen : (1) den Menschen,
die in preuβischer Mächtigkeit und Expansionspolitik glauben und (2) den Menschen, die
___. Die preuβische Politik 1878-1882. Eine Reihe von Kriege gegen Dänemark
(1864), Österreich (1866), und Frankreich (1870-1871) haben Preuβen und seinen
Ministerpräsident Otto von Bismarck stark gemacht. Von 1871 bis 1890 war Bismarck
Reichskanzler des Deutschen Reiches.1 Gegen Bismarck, den Militarismus, und die
Zentralizierung von der Macht in Berlin waren die deutschen Liberaler, z.B. Theodor Fontane.
Die Liberaler hatten Angst vor der Zukunft eines sehr starken deutschen Reich. Sie dachten,
1
Siegfried Weichlein, “Nation State, Conflict Resolution, and Culture War, 1850-1878”, in Helmut Walser Smith
(heraus.), The Oxford Handbook of Modern German History (Oxford: Oxford University Press, 2015), S. 291-301.
2
dass ein groβer militarisierter Deutschland in einer Katastrophe beenden werde.2 Die Liberaler
According to historian Katharine Anne Lerman, “Bismarckian Germany was born on the
battlefield.”4 There had been much discussion of a possible expansion of a German state during
the 1860s, with proponents and opponents exchanging competing views. However, the rapid and
unexpected defeat of the French Army by the Prussian Army at Sedan on September 1-2, 1870
had a seismic effect. “Within weeks agreement [among diverse German polities and political
figures] was reached to found a new German Empire (Reich), which was proclaimed from the
Hall of Mirrors at . . . Versailles . . . on January 18, 1871.”5 Thus was inaugurated the
Bismarckian era in Germany, which lasted until Bismarck was forced from office in 1890.6
opinion in the affected regions of Germany over every aspect of his rule: military, diplomatic,
The victory at Sedan helped to destroy any remaining illusions about the military
power of the emerging new Germany. The professionalism and efficiency of the
Prussian Army manifestly eclipsed the military strength of any other Continental
power.7
2
Ibid.
3
See Katharine Anne Lerman, “Bismarckian Germany” in James Retallack, ed., Imperial Germany 1871-1918
(Oxford: Oxford University Press, 2008), p. 21 (“The fallout from the German ‘revolution from above’ [under
Bismarck] would affect Europeans for decades to come, until the First World War and beyond.”).
4
Lerman, p. 20.
5
Lerman, p. 19.
6
Lerman, p. 38-39.
7
Lerman, p. 24.
3
The continuing “struggle over unification involved winners and losers, those who supported the
outcome and those who opposed it.”8 Among the latter was Theodor Fontane, who surely had
such grave concerns in mind when he wrote Schach von Wuthenow in the early 1880s, at the
___. Die preuβische Politik im Jahre 1806. Die Politik in Preuβen im Jahre 1806 war
bewusst ähnlich, der von die Jahre 1880. Die Erzählung Schach von Wuthenow »gehört zur
Gattung der geschichtlichen Novelle und spielt . . . im Sommer 1806, kurz vor Ausbruch des
Krieges, den Friedrich Wilhelm III. von Preuβen (1770-1840) am 9.10.1806 gegen Napoleon
begann und der mit dem für Preuβen schmachvollen Frieden von Tilsit am 7./9. 7. 1807 endete.«9
Im ersten Kapitel von der Erzählung stellt Fontane die Hauptfigur Schach von Wuthenow
vor. Er ist Rittmeister des Regiments Gendarmes, der selbstbewusst übertriebt. Eine andere
hat: erstes Hauptstück »die Welt ruht nicht sichrer [sic] auf den Schultern des
Atlas, als der preuβische Staat auf den Schultern der preuβischen Armee«, zweites
und letztens »eine Schlacht ist nie verloren, solange das Regiment Garde du
8
Lerman, p. 22.
9
Walter Wagner (Heraus.), Erläuterungen und Dokumente: Theodor Fontane – Schach von Wuthenow (Stuttgart:
Philip Reclam Jun., 1980), S. 7. Imfolgenden: »Schach: Erläuterung und Dokumente«.
10
Theodor Fontane, Schach von Wuthenow: Erzählung aus der Zeit des Regiments Gendarmes (Heraus. Alexander
Honolt) (Ditzingen: Reclam, 2019), S. 29-20. Imfolgenden: »Schach«.
4
Im ersten Kapitel stellt Fontane vor auch den Gesichtspunkt der Liberalen vor, die den
Optimismus von Schach gegenüber Napoleons Macht teilen nicht. Ihre Sprecher ist von Bülow,
»ein ehemaliger Stabskapitän«, der jetzt »das Haupt jener militärischen Frondeurs« ist.11 Nach
Bülows Ansicht ist »ein Einvernehmen zwischen Preuβen und Frankreich« erforderlich, weil
Preuβen offensichtlich schwacher als Frankreich ist.12 Später in der Erzählung bemerkt Schach,
dass Bülow von den Generalen »Braunschweig [Brunswick] und Hohenlohe wie von
lächerlichen Groβen« spricht.13 Das ist ein Beispiel Fontanes Hauptironie. Im Herbst 1806
Der Realismus ist »ein Stil der Kunst und Literatur (vor Allem im 19. Jahrhundert) der
oft Szenen aus dem Alltag und gesellschaftliche Probleme zeigte.«15 Zufolge dem
Literaturtheoretikur Peter Brooks, »what may be specific to fictions that explicitly claim to
represent the real world – “realist” art and literature – [are their] desire to be maximally
reproductive of that world [they are] modelling.«16 Der Realismus »more than almost any other
mode of literature makes sight paramount – makes it the dominant sense in our understanding of
11
Schach, S. 7.
12
Schach, S. 7. Preuβen war schwach im Jahre 1806, weil »the complete separation of the military and civil
administration had resulted in the safety of the state resting on a half-trained army composed in part of foreigners,
on a superannuated general, and on subordinate officers who, overconfident in the military fame of Prussia since
the time of Frederick II, regarded the French with contempt.« William L. Langer, An Encyclopedia of World History
(rev. ed.) (Boston: Houghton Mifflin Co., 1948), p. 592.
13
Schach, S. 45.
14
Am 14 Oktober 1806 starb Braunschweig bei Jena und am 28 Oktober “the Prince of Hohenlohe and 12,000 men
were forced to surrender at Prenzlau.” Langer, p. 592.
15
Langenscheidt Groβwörterbuch: Deutsch als Fremdsprache (Heraus. Dr. Dieter Gotz) (München: Langenscheidt,
2019), S. 885.
16
Peter Brooks, Realist Vision (New Haven: Yale University Press, 2005), p. 2.
5
and relation to the world.«17 Der Realismus in Schach von Wuthenow besteht aus Fontanes
Benutzung echter preuβischer Personen als Modellen für seine Hauptfiguren und Fontanes
Geschichtliche Basis von den Hauptfiguren von Schach von Wuthenow. Fontanes
Erzählung und seine Figuren ruhen auf den Geschichtefiguren von Berlin in den ersten Jahren im
19. Jahrhundert. Für die Hauptfigur Schach von Wuthenow war das Modell der echter Major
Otto Friedrich Ludwig von Schack (geb. 1763); für Frau von Carayon war es die echte
»attraktive Kammerrättin von Crayen (1755-1832), die aus der Berliner Huguenotten Familie
Levau stammte«, und für seine Tochter Victoire war es ihre echte Tochter Victoire von Crayen,
die »ein zwar hässliches, aber feines und höchst gebildetes Mädchen.«18 Fontanes Bild von
Auβerdem war Theodor Fontane ein Meister von Beschreibungen und auch von der
Ironie. Folglich gibt es in Schach von Wuthenow viele ironische Szenen vom Stil Realismus;
z.B.:
___. Das Schloss von Wuthenow. In Berlin ist der Rittmeister Schach von Wuthenow
des Regiments Gendarmes der Inbegriff von die Aristokratie – in seiner Kleidung, seiner
Sprechweise, seinem Verhalten, seinen Manieren, und seinen Aussehen. Er ist tadelos in alles,
dass man sieht. Aber im Kapitel 15 findet man, dass sein namengebendes »Schloss« ein
Das Schloss selbst . . . war nichts als ein alter, weiβgetünchter und von einer
18
Schach: Erläuterungen und Dokumente, S. 61.
19
Collins German Dictionary (Glasgow: HarperCollins Publishers, 2007) (7th ed.), p. 1704.
6
Mutter, die »verstorbene Gnädige«, durch ein Doppeldach, einen Blitzableiter und
eine prächtige, nach dem Musster von Sansouci hergerichtete Terasse, das
___. Frau Josephine von Carayon. Frau von Carayon ist auch nach auβen hin der
Inbegriff der Aritokratie, wegen ihren mariage de convenance mit dem alten und reichen -- und
noch zum Glück tot und vergessen -- Herr von Carayan, der »ein kleiner, schwarzer
Koloniefranzose«21 war. Sie ist eigentlich, als sie zugibt an ihre Tochter Victoire, keine
entscheidender Bedeutung für das Verständnis dieser Erzählungfigur definiert Le Petit Robert
das Wort »Roturière« wie folgt: »Qui n’est pas noble, qui est de condition inférieure, dans la
20
Schach, S. 119.
21
Schach, S. 33. Die »Koloniefranzose« in Berlin ca. 1800 war die Berliner Huguenotten. Die Huguenotten waren
französische Protestanten, die in die Niederlanden, England, Preuβen, und andere protestantische Länder
geflüchtet sind, nach der Aufhebung vom Edikt von Nantes 1685. Diese Flucht hat in die 18. Jahrehundert
gedauert. Die Huguenotten waren Aristokraten, Bürger, und Proletarier. Theodor Fontane war auch von einer
Huggenotische Familie. In der Erzählung war die Familie von Herr von Carayan aristokratisch, aber die von Frau
von Carayan war nicht. Sie waren Fermiers-Généraux, die verhasste Generalpächter die oft mit der Guillotine
hinrichteten waren während der Terrorherrschaft in Paris, ca. 1789-1795, z.B. der groβe Chemiker Antoine
Lavoisier (1743-1794), der auch Generalpachter war. Vgl. »Lavoisier, Antoine-Laurent de« in Richard Ballard, ed., A
New Dictionary of the French Revolution (London: I.B. Tauris, 2012), S. 194-195.
22
Schach, S.137. Vor der Revolution waren die Generalpächter »the bloodsuckers of the nation [who] drink in
golden cups the tears of the unfortunates . . . [and] whose continued existence will ruin France.« George T.
Matthews, The Royal General Farms in Eighteenth-Century France (New York: Columbia University Press, 1958), S.
273. Während der Revolution »popular passions in Paris were . . . stirred by inflammatory propaganda against
General Farmers.« Matthews, S. 279. Marat »denounced Lavoisier and called for vengeance against the General
Farmers in the most vituperative language.« Ibid.
On May 6, twenty-eight General Farmers were confined in the Conciergerie. Trial before the
Revolutionary Tribunal followed almost immediately. They were tried and guillotined as a group
on May 8, 1794.
Matthews, S. 282. Die französische Familie von Frau von Carayon hatte guten Grund von Paris bis Berlin zu
fluchten.
7
société féodale et sous l’Ancien Régime; Absence de noblesse.«23 Schach von Wuthenow ist ein
Also seine Wut wann sie entdeckt, dass Schach geflüchtet von Berlin nach seinem
Schloss ist --»[m]it unbestimmten Urlaub«24 -- und kann nicht mit ihr Victoires Hochzeit und
Hochzeitreise erstellen.
Frau von Carayon, alles Zwanges nunmehr los und ledig, eilte, während Tränen
ihren Augen entstürzen, in Victoirens [sic] Zimmer, um ihr die Mitteilung von
»Ich kannt ihn schon, [sagte Frau Karayon an Victoire,] als du noch ein
Kind warst. Nur zu gut. Er ist eitel und hochfahrend, und die prinzlichen Höfe
haben ihn vollends überschraupt. Er verfällt mehr und mehr ins Ridiküle.
Glaube mir, er will Einfluss haben und zieht sich im Stillen irgendeinen
politischen oder gar staatsmännischen Ehrgeiz groβ. Was mich aber am meisten
verdrieβst, ist das, er hat sich auch plötzlich auf seinen Obotritenadel besonnen,
und fängt an sein Schach- oder Schachentum für etwas ganz Besonderes in der
Weltgeschichte zu halten.
....
. . . . Wuthnower Hühnerhof hingeht. . . . Aber was soll soll uns das? Oder zum
wenigsten was soll es dir? . . . du, Victoire, du; du bist nicht bloβ meine Tochter,
du bist auch deines Vaters Tochter, du bist eine Carayon! . . . [H]eute bitt ich
23
Le Nouveau Petit Robert: Dictionnaire alphabétique et analogique de la langue française (Paris: Dictionnaires Le
Robert, 2002), S. 2324.
24
Schach, S. 136.
8
deinem Vater ab [sic] und dank ihm von Herzen, weil er mir in seinem
Adelsstolze, mit dem er mich zur Verzweiflung gebracht und aus seiner Nähe
unerträglichen Dünkel in die hand gibt. Schach! Schach! Was ist Schach? Ich
kenn ihre Geschicte nicht und will sie nicht kennen. . . [usw.]»25
Frau von Carayans Wut und schonungslose Offenheit sind nicht nur ironisch, sondern
auch realistisch. In Schach von Wuthenow Frau von Carayan vorstellt sich im Allgemeinen wie
eine Frau, die eine reinrassige blaublütige Aristokratin ist. Aber seiner Monolog gegen Schach
demonstriert den Gegensatz, nicht nur im Gehalt, aber auch in der Stimme. Man findet keine
aristokratische in »Schach! Schach! Was ist Schach?« oder in »er mag das Pfauenrad
___. Frau Victoire von Carayon. Victoire ist die Tochter von Frau von Carayon und der
verstorben Herr von Carayan. Sie ist sehr intelligent, liebenswürtig und hat groβe Intuition.
Aber das macht nichts. In die Berliner Gesellschaft 1806 ist seine wichtigste Eigenschaft sein
enstellendes Gesicht: »ihres feines Profil, das einst dem der Mutter geglichen haben mochte,
Man kann nur mit Schwierigkeit eine mehre realistische menschliche Eigenschaft sich
vorstellen. Alles in allem kann ich nur eine vergleichbare literarische Trägodie mich erinnern:
die von Gervaise in Emile Zolas Roman L’Assommoir (1877). Romanschriftsteller mögen
normalerweise lieber seine Romanfiguren töten an sie zum Krüppel machen. Sowieso ist
25
Schach, S. 137-138.
26
Schach, S. 10.
9
Victoires Entstellung sehr realistisch, weil eine Krankheit wie die Pocken unterscheiden nicht
___. Brian Tucker, “The Broken Word: On the Rhetoric of Trust and
Honor in Schach von Wuthenow” in Brian Tucker, Theodor
Fontane: Irony and Avowal in a Post-Truth Age (New York:
Bloomsbury Academic, 2021)
According to Brian Tucker, in Schach von Wuthenow, “the way one speaks and the
reliability of language constitute central concerns.”27 The novel “revolves around a series of
broken promises after Victoire von Carayon finds herself pregnant with Schach’s child.”28 Frau
von Carayon then confronts Schach, who “agrees to announce his engagement with Victoire
shortly, and promises to marry her within a few weeks.”29 But Schach flees to his country estate
and breaches his promises to Frau von Carayon and Victoire. Frau von Carayon invokes the
assistance of King Frederick Wilhelm III, who “brings the state’s power to bear to insure the
efficacy of language and the fulfillment of Schach’s promissory oath.”30 “In sum,” writes
Tucker, “the novel’s plot revolves around Schach’s infidelity, not marital infidelity but linguistic
infidelity, infidelity to his own word and to the trust he has been given.”31
27
Tucker, “The Broken Word”, p. 61 (hereinafter “Tucker”).
28
Tucker, p. 61.
29
Tucker, p. 61.
30
Tucker, p. 61.
31
Tucker, p. 62 (emphasis added).
10
With all due respect, I find Tucker’s thesis about Schach von Wuthenow to be
reductionist and inconsistent with the subtlety of Fontane’s novel, both with regard to the
complexity of Schach’s character and his difficulty in carrying out his promise to Frau von
Carayon. As the ever-perspicacious Victoire notes, Schach was not the brightest bulb.32 But
when he learned that she was pregnant, he was instantly confronted with two irreconcilable
forces: his moral obligation to marry Victoire, which he never questioned, and his obsession
with appearances, which made such a marriage impossible for him.33 The King’s order to
Schach to marry Victoire merely brought this festering conflict to a dramatic head. Schach’s
problem was not, as Tucker posits, “dishonesty” but his inability to reconcile his obligation to
In further response to Tucker’s thesis, Schach may not have been a genius, but he
obviously knew that leaving Berlin to go to his “castle” at Wuthenow would not make his
through this acute dilemma. It was there that he began to perceive the outline of a solution,
which crystalized after his meetings with the King and Queen at Charlottenberg (Kapitel 17). As
32
Schach, S. 174 (»er weder ein Mann von hervorragender geistiger Bedeutung, noch von superiorem Charakter
sei«).
33
This problem was made even more acute by the fact that Schach was almost certainly in love with Frau von
Carayon and had been for many years. It is even possible that the couple had previously made clandestine visits
together to Schach’s castle at Wuthenow. In Kapitel 18, ominously entitled “Fata Morgana”, Frau von Carayon,
Victoire, and Schach discuss plans for the couple’s honeymoon. Frau von Carayon speculated about the relative
desirability of Venice and Wuthenow as a destination, during which she made the following astounding
observation about the small lake at Wuthenow and the small boat moored there for pleasure excursions:
[S]ie sei neugerig, ob Venedig über Wuthenow oder Wuthenow über Venedig den Sieg
davontragen wurde. Die Lagunen hätten sie gemeinsam und die Gondel auch, und nur um eines
müsse sie bitten, dass der kleine Brükensteg unterm Schilf, an dem die Gondel liege [in
Wuthenow], nie zur Seufzerbrücke erhoben werde.
Schach, S. 160. How on earth did Frau von Carayon know about “die Gondel” and “die kleine Brükensteg unterm
Schilf” at Wuthenow?
11
he rode away from the royal palace together with his groom, Schach finally hit upon the only
Er wusste, was er dem König schuldig sei: Gehorsam! Aber sein Herz widerstritt,
und so galt es denn für ihn, etwas ausfindig zu machen, was Gehorsam und
Ungehorsam in sich vereinigte, was dem Befehle seines Königs und dem Befehle
seiner eigenen Natur gleichmäβig entsprach. Und dafür gab es einen Weg. Ein
Gedanke, den er schon in Wuthenow gefasst hatte, kam ihm jetzt wieder und
reifte rasch zum Entschluss, und je fester er ihn werden fühlte, desto mehr fand er
sich in seine frühere gute Haltung und Ruhe züruck. „Leben“ sprach er vor sich
hin. „Was ist Leben? Eine Frage von Minuten, eine Differenz von heut auf
Morgen.“ Und er fühlte sich, nach Tagen schweren Druckes, zum ersten Male
___. Drei Ausschnitten von Georg Lukács, »Der alte Fontane« in Deutsche Literatur in zwei
Jahrhundert (Neuwied: Luchterhand, 1964)
I.
[D]ie bedeutenden dichterishen Kritiker . . . neben dem alten Fontane auch Raabe
– immer wieder auf den Ausspruch Mirabeaus zurückgreifen, Preuβen sei eine
Frucht, die noch vor der Reife zu faulen beginne. Denn diese scharfsinnige
Beobachtung trifft nicht nur auf das friderizianische Preuβen zu. Auch das in den
34
Schach, S. 155-156 (emphasis added).
35
Lukács, S. 488.
12
Ich bin mit Lukács einer Meinung über diesen Ideen. Ansehen Sie, bitte, die Diskussion
II.
Das dichterisch entscheide und zugleich das Moment, wo gerade das richtige
Individuen, seine unbeschränkte Macht über Leben und Tod, die aber aufgehört
hat, zugleich eine innerlich verpflichtende moralische Macht zu sein, das heiβt
eine Macht, die nicht nur das nach auβen gerichtete Handeln der Menschen,
emotionell bestimmt.36
Ich bin mit Lukács einer Meinung über diesen Ideen. Ansehen Sie, bitte, die Diskussion
von Schachs tödlichen Dilemma auf Seiten 8 bis 12 von diesem Essay.
III.
36
Lukács, S. 488-489.
13
»Schach von Wuthenow« (1883) ist Fontanes kleines Meisterwerk in dieser Kritik
des historischen Preuβen, ein noch lange nicht in seiner vollen Bedeutung
friderizianischen Preuβen in der Schlacht von Jena durch das Auf und Ab einer
Ich bin mit Lukács einer Meinung über dem Wert von Fontanes Schach von Wuthenow.
Es ist nicht nur ein literarisches Meisterwerk, sondern auch eine groβartige Analyse von der
Bibliografie
Literarischer Text:
Theodor Fontane, Schach von Wuthenow: Erzählung aus der Zeit des Regiments Gendarmes
(Heraus. Alexander Honolt) (Ditzingen: Reclam, 2019)
Walter Wagner (Heraus.), Erläuterungen und Dokumente: Theodor Fontane – Schach von
Wuthenow (Stuttgart: Philip Reclam Jun., 1980)
Quellen:
Richard Ballard, ed., A New Dictionary of the French Revolution (London: I.B. Tauris, 2012)
Peter Brooks, Realist Vision (New Haven: Yale University Press, 2005)
William L. Langer, An Encyclopedia of World History (rev. ed.) (Boston: Houghton Mifflin Co.,
1948)
37
Lukács, S. 489.
14
Georg Lukács, »Der alte Fontane« in Deutsche Literatur in zwei Jahrhundert (Neuwied:
Luchterhand, 1964)
George T. Matthews, The Royal General Farms in Eighteenth-Century France (New York:
Columbia University Press, 1958)
Brian Tucker, “The Broken Word: On the Rhetoric of Trust and Honor in Schach von
Wuthenow” in Brian Tucker, Theodor Fontane: Irony and Avowal in a Post-Truth Age (New
York: Bloomsbury Academic, 2021)
Siegfried Weichlein, “Nation State, Conflict Resolution, and Culture War, 1850-1878”, in
Helmut Walser Smith (ed.), The Oxford Handbook of Modern German History (Oxford: Oxford
University Press, 2015)