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LEADER-Projekt „Dorf-Aktiv“ Seite 1

im Rheinischen Revier an Inde und Rur


in Kooperation mit

LEADER-Projekt „Dorf-Aktiv“
Laufzeit 01.09.2022 - 31.08.2023

Handout Vortrag Effektive Mikroorganismen (EM) - Pflanzen heilen mit Hilfe der
Bodenlebewesen (Referentin: Dr. Anne Katharina Zschocke, www.Dr-Zschocke.de)

Warum sind Mikroorganismen für gesundes Leben wichtig?


Bodengesundheit – Pflanzengesundheit – menschliche Gesundheit
Mikroorganismen (auch Mikroben genannt) = Organismen, die mit dem bloßen Auge nicht zu
erkennen sind.
 Sie bilden in einem abgrenzbaren Lebensraum, z.B. im menschlichen Darm, im
Blumenkasten, im Garten eine (natürlicherweise harmonische) Lebensgemeinschaft,
Mikrobiom genannt.
 Mikroorganismen besiedeln als Teams bevorzugt Oberflächen.

Was sind EM?


Effektive Mikroorganismen = die EM (kein geschützter Begriff) 1 = mikrobielle Mischkultur
aus circa dreizehn verschiedenen Stämmen, überwiegend Milchsäurebakterien,
Saccharomyces-Hefen und Fotosynthesebakterien, die in flüssiger Lösung bei einem sauren
pH-Wert von etwa 3,5 anaerob stabilisiert sind. Nur auf diese Form der EM beziehen sich die
nachfolgenden Ausführungen.
 EM kommunizieren untereinander und bilden vernetzte harmonische Gemeinschaften
aus. Dabei gibt keine „guten“ oder „schlechten“, „nützlichen“ oder „schädlichen“
Mikroorganismen. Jeder Mikroorganismus hat seine Funktion, auch wenn wir sie nicht
verstehen. Alles was lebt, hat Sinn.
 Zusammensetzung und Aktivität der Mikroben richten sich nach den örtlichen
Gegebenheiten und diese können wir gestalten.
 EM sind empfindlich gegenüber UV-Strahlung.

EM in der Rhizosphäre
 Rhizosphäre = Wurzelraum 3 mm um die Pflanzenwurzel. Er ist im Mikroskop wegen
der Wurzelausscheidungen als besonderer Raum gut erkennbar.
 Die Rhizosphäre ist ein eigenes Ökosystem mit Interaktionen zwischen Wurzel und
Boden mit Bakterien, Viren, Pilze, Protozoen, Nematoden, Bärtierchen, Amöben,
Milben etc.. Um die Wurzel herum, in der Rhizosphäre, gibt es eine 5- bis 10-fach
höhere Mikrobendichte als im umgebenden freien Boden. Mikroben werden von der
Pflanze mit Lockstoffen, die als Signalbotenstoffe wirken, angelockt.
 Die Mikroben in der Rhizosphäre sind die Schnittstelle zum Aufschluss des
Bodenmaterials für die Pflanze.

1 Es werden unter „Effektive Mikroorganismen EM“ auch Produkte vertrieben, die einfache Probiotika sind,
sogar Mischungen aus getrockneten Monokulturen von Mikroben in Kapselform. Sie haben nicht die
Wirkungen, von denen hier die Rede ist .
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Hintergrundwissen zum Boden


 Boden hat eine natürliche Schichtung (siehe Literatur)
biologisch: Deckschicht - mikrobielle Gare – makrobielle Gare
 Je größer die inneren Oberflächen des Bodens sind, desto mehr Besiedlungsfläche
steht den Mikroben grundsätzlich zur Verfügung. Ein lockerer Boden hat viele innere
Oberflächen, dies fördert seine Fruchtbarkeit.
 Boden verdaut organisches Material von der Oberfläche nach unten. Makroorganis-
men, wie z.B. der Regenwurm, transportieren das Material in die Tiefe. Auch bei den
Makroorganismen gibt es Netzwerkebenen, die von Mikroben jeweils unterstützt
werden.
 Boden und seine Lebewesen bringen von alleine Wachstum hervor.
 Jegliche Tätigkeit und jegliche Gabe von Substraten wirken sich unvermeidbar auf die
Lebewesen im Boden aus:
Bodenbearbeitung2
Spritzmittel
Düngung3
 Die beste Förderung ist, Mikroben und Bodenleben in ihrem Tun zu unterstützen.
 Mikrobenfreundliche Bodenbearbeitung ist schichtenerhaltend.2
 EM geben einen Impuls in einen Lebensraum. Es geht nicht darum, sie „anzusiedeln“.
 EM sind imstande, ein Ungleichgewicht wieder zu heilen und in einen harmonischen
Fluss im Kreislauf des Lebendigen zu überführen.

Anwendungsbereiche für EM – Behandlung (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)


im Boden
 Samen imprägnieren
 Boden, Pflanzen und Mulchflächen gießen
 Pflanzen einsprühen
 Pflanzgruben aussprühen
 Kompost imprägnieren
 Pflanzerde fermentieren
Andere Bereiche
 Gartenteich sanieren
 EM wirken gegen Gerüche (bewährter Einsatz in Flutgebieten, Eifel und Ahrtal 2021)
 EM können Resistenzen zurückdrehen, u.a. indem sie Resistenzgene abschalten4
 EM wirken antioxidativ und können Werkzeug reinigen
 Klimaschutz – EM beleben die CO2 -Bindung mit Grünmasse in den Boden
 Medizinische Anwendungen etc.

Wirkungen von EM (bei mikrobenfreundlicher Bodenbearbeitung2)


 bereichern das Bodenleben,
 setzen Stoffe um, wodurch aktive Stoffwechselprodukte entstehen, organische
Materialien mehr Düngewirkung entfalten und die Bodentemperatur steigt
2 siehe Seite 4
3 NPK-Dünger sind für Amöben tödlich. Amöben sind ein sehr wertvoller „Aufräumtrupp“ im Boden.
4 Aufgrund unnötiger vorsorglicher Desinfektion und überhöhtem Antibiotikaeinsatz gibt es heute viele
Wirkstoffe in Wasser und Umwelt, die sich weltweit flächendeckend verteilen und für die Gesundheit aller
Lebewesen bedrohlich sind. Die EM können diese Entwicklung zurückdrehen.
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 verbessern Bodenstruktur und -stabilität, Nährstoffspeicherfähigkeit,


Wasserhaltekapazität und Tragfähigkeit nehmen zu
 fördern die Wurzelbildung,
 verbessern die Keimfähigkeit von Saaten und verkürzen die Keimdauer,
 steigern die Pflanzengesundheit zu größerer Robustheit gegenüber äußeren Einflüssen,
 fördern Blühtendenz und Fruchtansätze,
 steigern Qualität und Menge geernteter Pflanzen und Früchte,
 verbessern Aroma und Geschmack von Gemüse, Kräutern und Obst,
 verlängern die mögliche Lagerzeit von Früchten,
 und vermögen Krankheiten zu heilen.

Praktische Anwendungen von EM


EM für Pflanzen immer im Boden anwenden!
EM im Garten
 sobald die Bodentemperatur über 8 °C gestiegen ist, kann man EM einsetzen.
 Bitte pH -Wert des Zielortes beachten, besonders bei Teichsanierung. Im basischen
Milieu (pH > 7) entfalten EM nicht ihre Wirkung
 bei bedecktem Himmel, Nässe oder Regen ausbringen (EM nie unverdünnt ausbringen,
weil der pH der Lösung bei ca. 3,5 liegt)
 andere Parameter (Tageszeit, Wachstumskalender Maria Thun etc.) spielen nach
bisheriger Erfahrung eine untergeordnete Rolle
 Nach dem Winter: Reste der Winterabdeckung mit EM gießen und dann oberflächlich
einarbeiten. Jegliches organische Material (Dünger) sollte mikrobiell zum vorhandenen
Boden passen oder vor der Ausbringung mit EM fermentiert werden.
 EM als flüssiges Substrat gießen: 200 ml EM/10 l Wasser für 10 qm
 EM immer dann einsetzen, wenn etwas eingearbeitet wird, ansonsten je nach Bedarf,
z. B. im ersten Jahr alle 4 Wochen (je nach Erntedichte, später seltener, abzulesen an
Feinkrümeligkeit der Erde) , ansonsten im Frühjahr, bei Extremwettern (z.B. direkt
nach langer Trockenperiode mit dem Regen) und im Herbst.
 Boden und Mikroben mit EM-Anwendung immer mit organischem Material
ausreichend „füttern“. Z.B. Gemüseblätter bei der Ernte auf dem Beet liegenlassen.
EM in Mist und Kompost
 Mist in Schichten stapeln, dazwischen EM sprühen. Jede Schicht durch Verpressen
anaerob machen (Sauerkrautprinzip). Hier dürfen auch ausnahmsweise (!)
unverdünnte EM eingesetzt werden.
EM im Rasenschnitt
 Bokashi = Rasenschnitt mit EM, Weizenkleie und Melasse in Dünger verwandeln (siehe
Literatur EM kompakt)
Rasenfläche mit EM ohne Umgraben als Blühfläche vorbereiten
 Langfassung siehe Literatur EM kompakt
Kurzfassung: Wiese kurz mähen, Grünschnitt abtragen (und z.B. mit EM bokashieren),
Fläche mit EM einsprühen, mit schwarzer Folie möglichst dicht anliegend im Sommer
3-4 Monate bei Hitze (sonst länger) abdecken, danach Folie abnehmen und Boden mit
Sauzahn auflockern, fertig für Bepflanzung.
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EM auf Blumen
 Blumen können durch Besprühen mit EM u.a. vor Verpilzung geschützt werden.
Man sprüht sie dann mit 20 ml EM/l Wasser ein.
 Wenn Pflanzen kränkeln und oberflächlich Symptome zeigen, sollte man sich auf
Ursachensuche geben, die meistens im Boden liegt.5

Mikrobenfreundliche Bodenbearbeitung in der Praxis (Fragen aus dem Chat)


 Schichtenerhaltend Bodenbearbeitung bedeutet: kein Umdrehen der Schichten, also
Schutz der Ebene der mikrobiellen Gare, die unter der Bodendecke liegt.
 Belüftung ist erwünscht, Lockerung zeitweise erforderlich. Deshalb ist der Sauzahn ein
gutes Werkzeug für die Bodenbearbeitung.
 Maschinell sollte Bodenbearbeitung nicht in die Tiefe > 15 cm gehen. Der Boden sollte
nicht von unten nach oben gedreht werden.
 Schichtenerhaltend ist ein Grubber mit schmalen Zähnen bei geringer Grubbertiefe.
 Kreiselegge schreddert die Makroorganismen und ist nicht geeignet.
 Fräsen sind entsprechend vorsichtig einzusetzen.
 Optimal ist die Vorbereitung mit EM.
Bekämpfen sich nichts im Garten! Lassen Sie sich stattdessen von Effektiven Mikroorganismen
helfen! Frieden mit den Lebewesen ist ein Beitrag zum Frieden in der Welt.

Bezugsquellen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)


 Marie-Therese Esser, Klosterstr. 30 a, 50374 Lechenich, www.em-esser-marie.de
 Bioladen, Bahnhofstr., Nettersheim
 Bioladen, Schleiden
 Obstplantagen Krämer, Meckenheim
Große Hersteller:
 Mikroveda Kevelaer
 EM Chiemgau
 Eußenheimer Manufaktur
 Emiko
 Multikraft (Österreich)

Literaturtipps und Links aus Vortrag und Chat: (online autorenfreundlich bestellen:
https://shop.autorenwelt.de)
 Die erstaunlichen Kräfte der Effektiven Mikroorganismen EM. Knaur-Verlag, München
TB 2017 ISBN 978-3-426-87564-3 (Rezepturen)
 EM - Die Effektiven Mikroorganismen. Bakterien als Ursprung und Wegweiser alles
Lebendigen. AT-Verlag, Aarau 2012 ISBN 978-3-03800-600-8
 EM-kompakt. Knaur- Verlag, München 2014, ISBN 978-3-426-87671-8 (auch in
Italienisch) (Rezepturen)
 Darmbakterien als Schlüssel zur Gesundheit. Knaur, München 2014, TB 2019 ISBN 978-
3-426-87693-0 (auch in Italienisch)
 Natürlich heilen mit Bakterien. AT-Verlag, Aarau 2016 ISBN 978-3-03800-902-3 (auch in
Spanisch, Italienisch, Polnisch und Französisch)
5 Bei Bäumen sind Mykorrhiza (Wurzelpilze) eine wichtige Unterstützung der Baumgesundheit. Bei
Neupflanzung von Obstbäumen in Wiese sind Mykorrhiza in die Pflanzgrube + EM zuzugeben, sonst kränkeln sie
leicht.
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Tipps zu EM

Veranstaltungshinweise
http://www.darmbakterien-buch.de/veranstaltungen-seminare/
Fr. 24. März 19 Uhr Lesung „Natürlich heilen mit Bakterien“ Mirbach/Vulkaneifel
Do. 30. März 19 Uhr Vortrag „Bakterien und Klima und was wir tun können“
Friesheimer Busch/Erftstadt
Sa. 1. April Tagesseminar „Effektive Mikroorganismen in Haushalt, Garten,
Hygiene und Gesundheit“ Steffeln/Vulkaneifel
Do. 13. April 19 Uhr Vortrag + Fragenbeantwortung „Effektive Mikroorganismen“
Friesheimer Busch/Erftstadt

Tipps zu den LEADER-Projekten

Veranstaltungshinweis online-Vortrag (siehe auch Homepage der jeweiligen Biostationen)


Do. 2.3.2023 Anlage und Pflege von Wiesen und Säumen aus regionalem Saatgut

Veranstaltungshinweise Seminare (ganztägig, siehe auch Homepage der jeweiligen


Biostationen), Anmeldung erforderlich
Sa. 25.3.2023 Wespenseminar – Fortbildung zum Wespenberater (max. 30 Personen)
Sa. 25.3.2023 Korbflechtkurs (max. 8 Personen)

Kontakt und weitere Informationen zu den LEADER- Projekten:

Dorf-Aktiv
Rheinisches Revier an Inde und Rur (Kreis Düren)
Biologische Station im Kreis Düren e.V., Henrike Körber, 02427/94987-30,
henrike.koerber@biostation-dueren.de, www. biostation-dueren.de

Na-Tür-lich Dorf
Region Eifel und Zülpicher Börde (Kreis Euskirchen)
Biologische Station im Kreis Euskirchen e.V.: Jennifer Thelen, 02486-9507-17,
j.thelen@biostationeuskirchen.de, www.biostationeuskirchen.de

Region Eifel und Zülpicher Börde (Kreis Düren)


Biologische Station im Kreis Düren e.V.: Sarah-Maria Hartmann, 02427-94987-24,
sarah.hartmann@biostation-dueren.de, www. biostation-dueren.de

Region Zülpicher Börde (Rhein-Erft Kreis)


Biologische Station Bonn/Rhein-Erft e.V.: Stella Fliesswasser,
s.fliesswasser@biostation-bonn-rheinerft.de, www.biostation-dueren.de

Region Eifel (StädteRegion Aachen)


Biologische Station in der StädteRegion Aachen e.V.: Martine Koob, 02402-12617-0,
martine.koob@bs-aachen.de, www.biostation-bonn-rheinerft.de

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