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Informationstext:1880-1914: Wettlauf um Afrika/ Scramble for Africa

Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts stellen viele Gebiete Asiens und Afrikas aus europâischer
Sicht weifie Flecken auf der Landkarte dar. Der europâische Einfluss beschrânkt sich auf wenige
Regionen in Nord-, West- und Sudafrika. Dennoch bildet u.a. der Sklavenhandel die Grundlage
fur die Kapitalbildung vor der Industriellen Revolution.

Ende des 18. Jahrhunderts beginnt man, Afrika verstârkt zu erforschen. Auf Expeditionen
erkunden Forscher das Innere Afrikas. Ihnen folgen Handler, Siedler, Missionare und Soldaten.
Die geologischen, topographischen und klimatischen Erkenntnisse, das Wissen um Rohstoffe
und um die Nutzbarkeit des Badens kommen spâter dem Imperialismus zugute, die
Handelsbeziehungen werden intensiviert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden die ehemaligen
KoloniRn in Lateinamerika unabhângig, somit verftigen diR GroRmâchte kaum mehr iiber
kolonialen Besitz. Zur gleichen Zeit suchen die europâischen Mâchte nach neuen
Absatzmârkten und Ressourcen fair ihre lndustrien. Neben den etablierten Kolonialmâchten
GroDbritannien, Frankreich und die Niederlande treten jetzt auch neu formierte Nationalstaaten
wie Belgien, ltalien und Deutschland auf den Plan. Die innereuropâische Mâchterivalitât und die
Etablierung der Nationalstaaten wirkt sich auch auf Afrika aus. Um 1870 bRginnt ein
regelrechter Wettlauf um den Rest des riesigen Kontinents. Die Eroberungen verlaufen rRlativ
planlos, Grenzen werden willkiirlich gezogen. Frankreich stbBt von Nordafrika aus gen Siiden
vor, Gro8britannien will von pten bis Siidafrika einen Korridor inklusive Telegraphenleitung
errichten.
1884 Iâdt Reichskanzler Otto von Bismarck alle Kolonialmâchte zur
"Kongokonferenz" ein, um die Aufteilung Afrikas in geregelte Bahnen
zu lenken. Auf der "Kongokonferenz" in Berlin sichern die "
interessierten Mâchte ihre Anspriiche ab und entschieden mit den
USA fiber Handels- und Schiffsfreiheiten am Kongo und Niger, ebenso
einigt man sich auf die Abschaffung der Sklaverei. Um Konflikte
unter den Gro8mâchten zu vermeiden, einigt man sich auf
rechtliche LDsungswege. Man geht nach der sog. Doktfin des
Hinterlandes vor: Die bestehenden Kolonien bleiben unangetastet.
Wer an der Kuste eine Herrschaft etabliert hat, hat Anspruch auf
das Landesinnere;
Jedes weitere Gebiet darf der Staat sein Eigen nennen, der es zuerst in Besitz nimmt. Das
Territorium kann ausgedehnt werden, bis es mit dem Anspruchsgebiet einer anderen
Kolonialmacht kollidiert. Es werden Grenzkommissionen errichtet. Grenzen markieren folgtich
keine gewachsenen Strukturen, sondern Einflusssphâren. Gewalt wurde nur gegen die
autochthone Bevolkerung angewandt.
O http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/preussen/deutsche_kolonien/index.jsp

Ende des 19. Jahrhunderts ist beinahe der ganze Kontinent unter europâischer Herrschaft.
Frankreich verfolgt eine Politik des militârischen Imperialismus. Algerien wird zu einer
franzdsischen Siedlungskolonie, was sich an der starken Europâisierung des Landes zeigt.
Ebenso wird Siidwest- Afrika zu deutschem Siedlungsgebiet. ltalien, das befurchtet auf
internationaler Ebene isoliert zu werden, beginnt unter dem Schutz Deutschlands und
Osterreichs seine koloniale Expansion und eignet sich das verbleibende Gebiet an. Bis 1914 ist
bis auf Athiopien der gesamte Kontinent unter den Europâern aufgeteilt. Motive an der
Beteiligung am Wettlauf um Afrika sind der Wettbewerb unter den lndustrienationen um
Absatzmârkte und Rohstofflieferanten und politischer Einfluss in der Welt. Nationaies Prestige
und nationale Identitât auf Basis territorialen Besitzes und Macht sind ebenso
ausschlaggebend.

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Grol3britannien in Afrika

Vor den Briten waren neben Portugal und Spanien vor allem die Niederlânder bzw. die
Buren in Siidafrika aktiv. 1806 wurde in Folge der Napoleonischen Kriege die Kapkolonie von
den Briten besetzt. Die Buren zogen sich daraufhin aus der Kapkolonie ins Binnenhochland
zuruck. Eine Schltisselrolle fur das britische Interesse an Afrika stellte die Fertigstellung des
Suezkanals 1869 dar, da fbr GroRbritannien die Kontrolle iiber den Suezkanal den — nun
verkurzten — Handelsweg nach Indien und den Besitz der Kolonie sicherte. Agyptens hohe
Verschuldung wegen der Baukosten nutaen die Briten — neben Frankreich - um Anteile am
Kanal zu erwerben und besetzten schlie8lich 1882 Agypten, womit sie dort de facto die Herrschaft
ubernahmen {Protektorat). Das imperialistische Vorgehen Grobbnt”anniens in Agypten stellt ein
Beispiel fair den sog. Finanzimperialismus dar. Ahnliche Motive veranlassten die Briten zum
Vorgehen in S‹idafrika nach 1877, da diese Region ebenfalls fur die Sicherung der
Handelswege nach Indien von Bedeutung war. Um ihre Vormachtstellung und die Ausbeute
der Gold- und Oiamantenminen zu sichem, ftihrte Gro2britannien gegen die Burenrepubliken
zwei Kriege und gliederten deren Land in ihre Kapkolonie ein. Ziel war es, ein
zusammenhângendes Territorium von Agypten bis zur Kapkolonie zu schaffen, das strategisch
wichtige Gebiete miteinander verband.

Inn Kampf om den Erhalt des Empires entwickelte sich in der Viktorianischen Epoche
ein Nationalismus, der in der Verbindung von monarchistischen, militârischen und
rasseideologischen Elementen als imperialer Nationalismus bezeichnet wird. Symbolisch
fiir dieses nationale Selbstverstândnis war die Krbnung Konigin Victorias zur Kaiserin von
Indien 1876. Wie in Indien spielte auch bei der Landnahme in Afrika und bzgl. des Umgangs mit
der autochthonen Bevblkerung dieses Selbstverstandnis eine zentrale Rolle. Die koloniale
Herrschaft wurde entweder mit uberlegenen militârischen Mitteln erkâmpft, oder iiber
dubiose Vertrage rechtlich scheinbar legitimiert. Dennoch war die Afrika-Politik weniger von
wirtschaftlichen, als von nationalistischen, soziaidarwinistischen und strategischen Motiven
gepr gt.

Der britische Unternehmer (Diamanten) und Politiker Cecil Rhodes war in der Hochphase
des Imperialismus einer der prominentesten Akteure inn theft/ou/ um Afrika. Er brachte
zahlreiche Gebiete unter br“rtische KDlonialherrschaft. Rhodes erachtete die Briten als „erste
Rasse der Welt“ und trâumte von einer Wiedervereinigung der anglo-amerikanischen Welt unter
einer gemeinsamen,
" imperialen Regierung. Die Landnahme unter Rhodes ist charakterisiert durch ein âu8erst
riicksichtsloses Vorgehen, Ausbeutung und Enteignung. Seine South African Company gilt als
Sinnbild kolonialer Raubwirtschaft.

Der Prozess der Dekolonisierung erfolgte erst nach dem 2. Weltkrieg. Obwohl die
Staaten nominell unabhângig waren, hatten sie vielfach nicht die Chance auf selbstbestimmte
Entwicklung. Bekanntes Beispiel ftir den gewaltsamen Kampf um Unabhângigkeit ist der
Algerien-Krieg. In zahlreichen Staaten etablierten sich Diktaturen. Kriege, Genozide,
Wirtschaftskrisen / Armut, Staatsbankrotte und Hungerskatastrophen sind Attribute, die
man auch heute noch mit dem Kontinent in Zusammenhang bringt. Nach der andauernden
Fremdherrschaft kdnnen sich stabile Strukturen erst langsam etablieren.
Deutschland & Sñdwex-Afrika:

Ein Jahr nachdem der Deutsche Kaufmann Franz Adolf Eduard Luderitz 1883 die spâter nach
ihm benannte L9deriDbucht erstanden hatte, wurde unter Bismarck ein sog. Schutzgebiet
fiir die deutschen Handelsniederlassungen gegrundet. Das Land war karg, zentrales Motiv fiir
die deutsche Politik war nationales Prestige. Die Kolonisten und Siedler betrieben Farmwirtschaft
mit Rinderzucht, ebenso lockten Diamanten und Kupfervorkommen private Kolonialveeine,
die Handelsniederlassungen grundeten. Oie wirtschaftlichen Hoffnungen sollten sich jedoch
nicht bewahrheiten. Die autochthone Bevblkerung des Gebil2tes waren die Herero und Nama,
wetche seitens der Deutschen als Hottentotten bezeichnet wurden. Immer wieder ham es
wegen wiederholten 6bergriffen, Vergewaltigungen und kolonialer Ausbeutung zu gewaltvollen
Konflikten. Der Nama-Chief Hendrik Witbooi und der Herero Samuel Maharero wurden zu
Symbolfiguren des Widerstands. Die Aufstar›de der Herero und Nama wurden âu8erst grausam
niedergeschlagen. Heute betrachtet man die Ereignisse von 1904 als Genozid. Unter Lothar von
Trotha, Kommandeur der deutschen Schutztruppe, wurden die Herero umgesiedelt, in die
Wiiste verdrângt und gewaltsam aus dem Land vertrteben, enteignet, ihrer Existenzgrundlage
beraubt, in Konzentrationslagern getbtet und unter Arbeitszwang gestellt. Bis zu 8096 der Herero
und 50% der Nama wurden getétet. Doth das Ziel, eine deutsche Siediungskolonie zu schaffen,
scheiterte IetztRn Endes.

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