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Wie verhalten sich Moral und Gerechtigkeit nach Koller zueinander und was versteht er unter
„sozialer Gerechtigkeit“? Moral ist eine Menge an Verhaltensnormen, die autonom von
Menschen anerkannt wird. Die Moral setzt sich zum einen (1) aus Normen, die beziehungs-
und kontextunabhängig gelten (z.B. darf niemand ohne Grund verletzt werden) und zum
anderen (2) aus beziehungsabhängigen Normen zusammen. Zweiteres sind die Normen der
Gerechtigkeit. Sie werden durch bestimmte Beziehungen der Menschen unterschieden:
distributive Gerechtigkeit (setzt Gemeinschaftsverhältnisse voraus), transaktionale
Gerechtigkeit (setzt Tauschverhältnis voraus), politische Gerechtigkeit (setzt
Herrschaftsverhältnis voraus), korrektive Gerechtigkeit (setzt unrechtes Verhältnis voraus).
Werden alle diese vier Normen der Gerechtigkeit in komplexen sozialen Systemen gefördert,
wird die „soziale Gerechtigkeit“ gefördert.
Kollers Gerechtigkeitsverständnis als beziehungsbezogene Moralnormen, ist nicht das
klassisch westliche Gerechtigkeitsverständnis.
Leppin:
Unterschied zwischen Luther und Aristoteles Verständnis von Gerechtigkeit? Die
Gerechtigkeit ist bei Luther zuerst die Gerechtigkeit Gottes, die durch den fröhlichen Wechsel
uns Menschen Zuteil wird (Rechtfertigung) und erst danach eine ethische Konsequenz hat, da
wir daraus dann gutes tun.
Warum ist Gerechtigkeit für Hobbes (1588-1679) ein Gesetz der Logik? Weil im
Naturzustand homo homini Lupus gilt und jeder seine Freiheiten an den Staat abtritt, sich
dessen Gesetzen unterwirft, damit die eigenen Freiheiten geschützt werden können.
Gerechtigkeit wird der Freiheit nachgeordnet. Ungerechtigkeit ist für ihn nur ein
Gesetzesbruch. Gerechtigkeit ist nicht an sich gut, sondern nur, weil sie Stabilität und damit
Freiheit ermöglicht. Gegenüber antiken Ansätzen (Aristoteles, Augustin) fehlt hier die
positive Bewertung der Gerechtigkeit (als eine der Kardinaltugenden).
Was ist die Motivation für die Unterordnung unter eine Regierung nach Locke? Die
Sicherung des Eigentums.
Inwiefern entwickelt Adam Smith (1723-1790) die Position von Locke weiter? Der Schutz
des Eigentums (Locke) ist das bestmögliche System, da es allen Wohlstand schafft, da man
nicht nur das eigene Wohl zu mehren sucht, sondern auch das der eigenen Nation. (Der
Wohlstand der Nationen)
Welcher Text zur Gerechtigkeit ist von Rousseau besonders bekannt? Der
Gesellschaftsvertrag (1762)
Welche Formen der Freiheit gibt es nach Rousseau und welche Bedeutung haben sie für die
politische Philosophie? Natürliche Freiheit (Dem Instinkt nach Handeln und sich nehmen,
was man will) vs. Sittliche Freiheit (Man ist frei, das Gerechte zu tun). Die natürliche Freiheit
wurde durch den Gesellschaftsvertrag von der sittlichen abgelöst.
Kant
Was
Leppin
Welche zwei Texte zeigen, dass der Gerechtigkeitsbegriff bei Luther nicht immer schon
eindeutig war? Welche Entwicklung zeichnet sich ab? (Leppin) Sermo de triplici iustitia
(1518) + Sermo de duplici iustitia (1519). In der ersten Predigt wird Frömmigeit als
deutsches Äquivalent zu Gerechtigkeit genutzt, und nicht eine aristotelische
Begriffsbestimmung oder ein suum cuique (Jedem das Seine). In der ersten Predigt ist eine
der drei Arten der Gerechtigkeit die vor den Menschen. Diese reicht nicht aus, um vor Gott
gerecht zu sein (Aufnahme von Taulers Gedanken). Im zweiten Sermon spielt die
Gerechtigkeit vor den Menschen keine Rolle mehr, sondern nur die Unterscheidung zwischen
der fremden und eigenen Gerechtigkeit. Die ethische/ weltliche Gerechtigkeit ist nach der
Anrechnung Christi Gerechtigkeit für mich nur noch ein Akt der Konformität (ich entspreche
mehr und mehr Christi Gerechtigkeit).
Wie zeigt sich im antiken Christentum die Gerechtigkeit als Ethos der christlichen Gemeinde?
1. Als Ablösung vom Judentum, da nur in Christus Gerechtigkeit zu erlangen ist
(Gerechtigkeit als Erfüllungsbeziehung). Gleichzeitig wird Gerechtigkeit auch ethisch im
Sinne des Doppelgebots der Liebe verstanden. (Gerechtigkeit als Gegensatzbeziehung zu
jüdischer Ethik) 2. Als Transformation der pagan antiken Kardinaltugenden (Klugheit,
Tapferkeit, Besonnenheit, Gerechtigkeit). Gerechtigkeit könne nur durch Beziehung zu
Christus erlangt werden (Erfüllungsbeziehung). 3. Unter der zunehmenden Gesellschaftlichen
Akzeptanz des Christentums unter Konstantin wurde die Gerechtigkeit im Sinne des
Doppelgebots (Gleichheit der Menschen) zum allgemeinen Gerechtigkeitsverständnis.
Gleichzeitig betrachtete Athanasius dennoch die Gerechtigkeit als eine Tugend, die nur von
Mönchen zu erbringen sei. Spannung zwischen genereller Aufwertung der Gerechtigkeit und
christlicher Spezifik. 4. Als Vorordnung der Beziehung zu Gott, nach Augustin. Denn
Gerechtigkeit kommt durch Gott und von dessen Liebe bewegt handeln wir gerecht.
Worin bestand im Mittelalter die Schwierigkeit der Zuordnung von der Gerechtigkeit zu den
Tugenden? (Leppin) 1. Gerechtigkeit wurde zunehmend in als Selbständig (von der
Theologie) wahrgenommen. Prägend war der Impuls, dass Gerechtigkeit bedeute, jedem das
seine (suum cuique) zu geben. In der Scholastik wurde gefragt, wie sich die Kardinaltugenden
(Besonnenheit, Tapferkeit, Klugheit, Gerechtigkeit) zu den theologischen Tugenden (Glaube,
Hoffnung, Liebe) verhalten. Die theologischen Tugenden wurden in Addition zu den
propädeutischen Kardinaltugenden gedacht. -> Anders als in der Antike wurde die
Gerechtigkeit nicht mehr primär im Zusammenhang mit der spezifisch christlichen Tugend
betrachtet.
2. Nachdem Aristoteles Nikomachische Ethik (wieder)entdeckt wurde wird Gerechtigkeit als
Förderung der Gleichheit verstanden.
3. Thomas nimmt Aristoteles Gerechtigkeitsbegriff (suum cuique) auf. Doch stellt sich dann
die Frage: Wie kann Gott gerecht sein, wenn er die Ungerechten rechtfertigt? Weil die
Barmherzigkeit bei den Werten Gottes über der Gerechtigkeit steht, so wie die theologischen
Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) bei den Menschen über den Kardinaltugenden
(Klugheit, Besonnenheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit) steht.
Was zeichnet Calvins Verständnis von Gerechtigkeit aus? Gerechtigkeit wird als
Verwirklichung des Gotteswillens begriffen. Damit setzt Calvin ein Gegenakzent zur
Säkularisierung der Gerechtigkeit bei Luther.
Worin ähneln sich Luthers und Zwinglis Verständnis von Gerechtigkeit? Gerechtigkeit im
Sinne eine qualitativ gestaltenden Norm für das menschliche Miteinander tritt in den
Hintergrund gegenüber der sichernden und friedenswahrenden Funktion der Obrigkeit.
Stuhlmacher beschäftigt die Frage, was aus der Tatsache zu folgern ist, dass in der
ursprünglichen Verkündigung von Jesus keine lexikalische Angabe gemacht wird (und auch
nicht genauer gesagt wird) was Gerechtigkeit ist. Ist es erst die Gemeinde, die Gerechtigkeit
nachträglich in Jesu Mund legt (vgl. Bergpredigt)? Stuhlmacher argumentiert stattdessen
dafür, dass Jesus die Sicht und spätere Verkündigung der Gemeinde zum Thema
Gerechtigkeit maßgeblich in Bahnen gelenkt hat. Das versucht er zu erläutern.
1. Jesu Begegnung mit dem Thema „Gerechtigkeit“
Johannes wies die Menschen auf den „Weg der Gerechtigkeit“ (Mt 21,32). Damit ist das
Leben in Abkehr von Sünde und unter den gerechten Geboten Gottes gemeint. Als Jesus sich
Taufen lies, kam ihm die Frage nach der Lebensgerechtigkeit vor Gott entgegen. Er wich ihr
nicht aus.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Johannes den Messias meinte, als er von dem sprach, der von
den Wolken kommt. Wie hat Jesus die Erwartungen an sich erfüllt/verändert/enttäuscht?
Wie interpretiert Stuhlmacher den Ausspruch von Johannes, dass der Kommende mit Feuer
taufen wird? Als gewaltiges Auftreten, dass vergeltende Gerechtigkeit ausübt, statt Gnade zu
schenken. ???
Seminar
Was ist mit „konnekitver Gerechtigkeit“ gemeint? In der ägyptischen und israelischen
Vorstellung ist Gerechtigkeit durch eine Verbindung zwischen Tat und Folge gekennzeichnet.
Dafür braucht es ein kollektives Gedächtnis, dass die Taten der Einzelnen mit ihrem Ergehen
verbinden kann (Ägypten). In Israel ist dies durch JWHW bewerkstelligt, da er durch den
König Gerechtigkeit herstellt.
Seminar
Welche drei Ebenen des Prinzip der Reziprozität gibt es in der ägyptischen Vorstellung?
„Es gibt kein Gestern für den Trägen, es gibt keinen Freund für den, der für die Ma’at taub ist,
es gibt kein Fest für den Habgierigen.“
- Ebene des Handelns: Gegen Trägheit
- Ebene des Kommunizierens: Gegenpol Taubheit
- Ebene des inneren Menschen: Gegenpol Habgier
In verschiedenen Afrikanischen Ländern spielt das Konzept „UBUNTU“ eine zentrale Rolle
für die Bestimmung von Menschlichkeit und angemessenem moralischen Verhalten. Im
Gegensatz zu vielen westlichen G-Beschreibungen rekurriert „UBUNTU“ dabei immer
wieder auf (konkrete) Beziehungen zwischen Menschen, bzw. die Beziehungsfähigkeit des
Menschen. Thaddeus Metz (amerikanische Philosoph, der seit vielen Jahren in Südafrika lebt
und lehrt) macht hier etwas enorm Hilfreiches und Anspruchsvolles zugleich: Er sucht den
gemeinsamen Kern der verschiedenen UBUNTU-Philosophien in knappen, bündigen,
konkreten Sätzen. Er tut das als Westler in Abgrenzung zur westlichen Ethik und schaut,
inwieweit UBUNTU-Denken über westliche Ethik hinausgeht.
Lest den Text von Thaddeus Metz.
Reflektiert die moralischen Grundsätze, die Metz als „typisch afrikanisch“ und „nicht typisch
für westliche Ethik“ darstellt (Propositionen G-L)!
Wie verhalten sich diese Grundsätze zur christlichen Ethik? Und zum christlichen G-
Verständnis?
Würdet ihr Metz zustimmen, dass sie außerhalb eines christlichen Moral- bzw.
Gerechtigkeitsverständnisses liegen? Warum (nicht)?
Holy Person: Eine Person in der ich mich unmittelbar wohl fühle und durch die das Licht der
Anwesenheit Gottes durchscheint.
What was the Truth and Reconiliation Comission (TRC)? Desmond Tutu hat diese Comission
geprägt.
Die Vergangenheit darf nicht vergessen werden, muss präsent gehalten werden, ohne aber
Vergeltung zu suchen.
Bei Gerechtigkeit geht es immer um die Betroffenen (Gesellschaft), nicht um das Sühnen
einer Schuld. Ersteres ist restaurativ, nicht retributiv.
Holzschnittartige Darstellung:
Kompetitiv, Westlich (Adam Smith) vs. Kooperativ, afrikanisch Kompromiss: 3 Weg von
katholischer Soziallehre: Soziale Marktwirtschaft
We are, therefore I am.
We are, therefore I am. (Sumus, ergo sum.) Die Frage nach Gerechtigkeit
Der Überblick zu Rawls und die Folgen war Gegenstand von Grundfragen der Ethik. Jeder
Wiederholung schult die Merkfähigkeit. Die Paper 3 waren die Grundlage für die gekürzte
Version in der "Transformativen Ethik."
Michael Sandel ist einer der aktivsten öffentlichen Vertreter einer kommunitaristischen
Position. Das Interview gibt einen guten Überblick zu seiner Position.
Barth
Wie verhalten sich Gottes Gerechtigkeit und menschliche Gerechtigkeit zueinander (Barth)?
Gottes Gerechtigkeit ist in Qualität ganz unterschieden von menschlicher, aber die
menschliche speist sich aus der zweiten Bitte des Vaterunsers. Die „tapfere“ Bitte: „Dein
Reich komme“, bedeutet für die Christen, dass sie im Wissen, dass nur Gott die vollkommene
Gerechtigkeit bringen kann, deshalb darum „trachten“ (Mt 6,33) und „in der Dankbarkeit für
ihre Wirklichkeit, in der Hoffnung auf ihre Offenbarung, im Gebet um deren Geschehen“
(458) leben.
Die Gerechtigkeit des Menschen besteht nicht im Prinzipienreiten (das gliche dem Schlucken
von Bohnenstangen zum stärken des Rückgrats (vgl. 465)), sondern in der kompletten
Hinwendung zum Menschen, wie Jesus sich komplett hingewandt hat.
Im zweiten Text stellt Brunner eine Konkretion seiner Idee vor. Ist dieses Beispiel ein
treffende oder hilfreiche Veranschaulichung seiner Idee? Wo liegen ihre Probleme?
Ist Brunners Grundidee problematisch – die die besondere Anwendung, die er davon
macht?
Eine bestimmte Füllung dieser Unterschiedlichkeiten abzuleiten, führt nirgends hin. Mit einer
konkreten Bestimmung, wie die Rollen von Mann und Frau gefüllt sind, wird die Differenz
zwischen den angesprochenen „Dus“ nicht geachtet. Männer würde sich nicht differenzieren
von Männern und Frauen nicht von Frauen. Aus der Genesis würde ich nur die Bezogenheit
der differenten Personen aufeinander ableiten (oder die von Mann und Frau?).
Rawls
Kritisiert den Liberalismus. Stattdessen brauche es eine stark gemeinschaftlich Ausgeprägte
Gesellschaft. Als Jugendlicher noch ganz christlich kommunitaristisch unterwegs. Dann
verliert er den Glauben nach dem Krieg. U.a. auch weil er nicht sieht, wie man Politik mit
dem christlichen Einheitsverständnis machen könne. Wird wichtigster
Gerechtigkeitsvordenker.
In „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ spricht Rawls von einem Urszustand, der Grundlage für
eine gerechte Gesellschaft ist. Interessanterweise is für ihn ein Merkmal die „Schwache
Theorie des Guten und Grundgüter“ (95), d.h. es darf nicht in der Gesellschaft festgeschrieben
sein, was Güter sind. Anders sah Rawls das in seiner Jugend, da meinte er zu wissen, was für
alle gut ist.
Neoliberalismus
Vertreten von Robert Nozick (1938-2002) kritisiert einen zu starken Sozialstaat.
Sandel
Kritik an Menschenbild von Liberalismus („There is no such thing as society, there are only
individuals.” Thatcher)
Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist
13
Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir. 15Oder
14
habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? – asymetrische
Gerechtigkeit
Was Jesus deutlich macht, ist das wir mit denen, die nicht alles gegeben haben, gütig
umgehen sollen und uns unsere Gerechtigkeitsvorstellung nicht zum Neid bringen
sollen. Vor Gott wären wir alle mit der Vertragsgerechtigkeit vor Gott zu wenig. Aber
er ist übersyemtisch gerecht.
Moderne Theologische Gerechtigkeitsvorstellungen
Huber: Beteiligungsgerechtigkeit
- Stimmt mit den Sphären von Michael Walzer (116) überein.
- Systematisch unterscheidet Huber vier Dimensionen von Gerechtigkeit:
o - Tauschgerechtigkeit
o - Beteiligungsgerechtigkeit
o - Verteilungsgerechtigkeit
o - Verfahrensgerechtigkeit
Wo entdeckst Du Unterschiede?
Die Fürsorge für die Alten und Hilfsbedürftigen ohne Familie sind in der christlichen Ethik
auch Aufgabe der Kirche und Individuen (vgl. Apg 6; Jak 1,27) und nicht des Staates, wie es
im Konfuzianismus bei Mencius der Fall ist: „But couldn’t one turn to one’s fellow villagers
for assistance, even if there is no adult family member around to help? Why directly rely on
the government? Why not first try the second tier? (88)
Die Begründung der konfuzianischen Ethik ist atheistisch. Im Gegensatz dazu die christliche
Ethik, wie bei Stuhlmacher deutlich wird: Das gerechte Tun soll sich ganz am gerechten Tun
Gottes orientieren (Bergpredigt) und damit mehr als nur eine suum cuique Gerechtigkeit sein.
Stattdessen soll sie Barmherzigkeit und Vergebung üben. Mt 25 fordert die Werke der
Barmherzigkeit ein und stellt sie als Bedingung für des Endgerichts.
- Achsenzeit. Das was Europa in der Aufklärung erlebt hat (Wie kommt man mit den
unsterschiedlichen Gerechtigkeitsvorstellungen) gab es in China und Griechenland
schon 500 v. Chr.. Dort jedoch aus einem holistischen System hervorgehend (mit
Göttern). Es gab die Zeit der 100 Schulen der Philosophie. Dort war die Frage, wie
eine metaphysische Begründung vermieden werden kann, damit man möglichst nicht
Empfehlung: Tischvorlage von Thorsten Dietz zu Rawls ist ziemlich bester Überblick zu
Rawls
Seminar
Gerechtigkeit
Das Social credite Systeme sieht vor, dass der Staat bestimmte Handlungen sanktioniert oder
belohnt werden (Ganz das Gegenteil von Rawls liberalistischer Idee, nach der
unterschiedliche „overlapping consenus“ gibt [Plausibilitätsstrukturen]).
Was hat das „Social Credite System” mit der konfuzianischen Ethik zu tun?
- Familie ist politisch, nicht privat (Social Score hängt von Familienfürsorge ab)
- Leistung lohnt sich
- (Das Auseinanderfallen von Gerechtigkeit und gutem Leben (dass jeder andere
Vorstellungen davon hat) hat im Westen zu individuellen, nicht ganzheitlichen
Sphären geführt, das Gegenteil wird mit dem Social Credite System in China
versucht.)
Ein anderes Beispiel für die „ganzheitliche“Gerechtigkeitsvorstellung von China ist, das
„well-field-system“, in dem der Staat einem das Land für die Familie zuordnet.
Von 1990 bis 2021 sind eine Milliarden Menschen in China signifikant reicher geworden,
nachdem 1979 den Chinesen wieder Land zugeteilt bekommen haben (nachdem sie zuvor
Jahre lang einen kommunistische Aufteilung des Landes hatten, dass es nicht privat war).
Anders als in Russland war diese Privatisierung des Bodens nicht Auslöser für das
Auseinanderdriften des Wohlhabens zwischen Eliten und Bevölkerung. Stattdessen
Konfuzianismus sagt, dass es eine holistische Verständnis von Gerechtigkeit braucht, dass du
und die Gesellschaft teilen.
https://www.gapminder.org/
Im Chinesischen gibt es kein Wort für Gerechtigkeit, es gibt mehrere:
- YI – Setting Things Right
- SHU – Empathy (das gleiche Herz mit jemandem haben)
- REN – Humaneness
- Impartiality
Worin unterscheiden sich westliche, afrikanische und konfuzianische Ethik im Blick auf:
Armutsverständnis und Armutsaspekte?
Afr. Und konf. Ethik weisen auf die „moralische Armut“ hin, da Menschen in Armut nicht
die gleichen moralischen Werte entwickeln können, wie Reiche.
Worin unterscheiden sich westliche, afrikanische und konfuzianische Ethik im Blick auf:
Ursachen von Verarmung und Armut?
Für Konf. ist das Fremdverschulden (individuell und institutionell) nicht von großer
Beachtung. Stattdessen sind Selbstverschulden, Regierungsversagen (Versäumnis,
armutsvorbeugende Maßnahmen zu implementieren) und allgemeiner gesellschaftlicher
Moralverfall (mangelnde Beachtung von Gemeinschaftsritualen) Armutsursachen.
Worin unterscheiden sich westliche, afrikanische und konfuzianische Ethik im Blick auf: ›Sitz
im Leben‹ der Ethik in Relation zu Armutsphänomenen?
Christliche Sozialethik und Afr. Ethik identifiziert sich mit Armen.
Konf. kann Emanzipationsbestreben der Armen wegen seiner meritokratischen Ordnung
(Leitungsämter entsprechend anerkannter Leistung besetzt, Leistungsträger regieren) schwer
bejahen. Ermöglicht Unterdrückung (vgl. Uiguren).
Worin unterscheiden sich westliche, afrikanische und konfuzianische Ethik im Blick auf:
Gerechtigkeit - Das gemeinsame Ziel der (Wieder-)Herstellung von Gemeinschaft und das
Verhältnis von persönlicher und institutioneller Tugend?
Gemeinsam haben sie alle, dass Gerechtigkeit hergestellt werden muss, dass es benevolentia
(Wohlwollen) braucht, um eine gerechte Gemeinschaft herzustellen.
„Während christliche Sozialethik(en) die benevolentia typischerweise als die von außen in
die Menschen hineinwirkende Zuwendung Gottes beschreiben, erklären afrikanische und
konfuzianische Traditionen das Entstehen und soziale Wirksam-Werden der benevolentia vor
allem durch Tugenderziehung und (Selbst-)Kultivierungsprozesse. Daher ist die
Verbindung zwischen tugendhafter und institutioneller Gerechtigkeit in diesen
Ethiktraditionen auch deutlich enger.“ (Rauhut, Gemeinsam gegen Armut, 484)
So gibt es in China das Social-Credite-System (als Pervertierung einer konfuzianischen
Ethik), die dem Staat den Individuen die Moral vorschreiben lässt. In afrik. Ethik sieht die
moralische Armut als institutionelles Problem, da Menschen nicht wohlwollend (tugenhaft)
werden, wenn sie dazu nicht von außen die Möglichkeit bekommen (anders als bei
christlicher Soziallehre).
Worin unterscheiden sich westliche, afrikanische und konfuzianische Ethik im Blick auf:
Gerechtigkeit und Armut: Wie eine gerechte Gesellschaft Armut überwindet und wem dabei
welche Verantwortung zukommt?
Alle bestehen auf ein Existenzminimum, das gewährleistet sein muss und
Teilhabe/Harmonie/Inklusion erst mit dem Existenzminimum möglich ist.
Konf. Ethik sieht Verantwortung für Bekämpfung von Armut besonders bei Familie und
Individuum.
Seminar
Die Ablehnung absoluter Gleichheit als Bedingung für soziale Gerechtigkeit nimmt die
Komplexität des Sozialstaats ernst. Darüber hinaus wird damit auch die Unumsetzbarkeit
absoluter Gleichheit anerkannt, da kein absoluter „overlapping consensus“ (Rawls) bei der
Bewertung von Gütern besteht. Es gibt keine komplett-gesellschaftlich starke Theorie der
Güter, die eine Umsetzung einer absoluten Gleichheit ermöglichen würde. Deshalb sind
stetige Aushandlungsprozesse über die Normen nötig, nach denen Ungleichheit gerecht ist.
Das ethische Grundprinzip, das hinter dieser Vorstellung einer relativen Gerechtigkeit steht,
ist die unantastbare Menschenwürde eines jeden. Da jeder Mensch als Individuum – nicht erst
als Teil einer Gruppe – diese Würde zugesprochen bekommt, ist ein Diktat der Güter durch
eine Mehrheit oder Macht nicht gerecht.
Dem Aushandlungsprozess über die relative Gleichheit liegen die ethischen Grundprinzipien
von Verteilungsgerechtigkeit (Leistungsgerechtigkeit, Bedarfsgerechtigkeit) und
Prozessgerechtigkeit (Startchancengerechtigkeit, Prozesschancengerechtigkeit) zugrunde.
2) Wähle ein aktuelles sozialpolitisches Problem aus! Wie erkennst Du die genannten
Prinzipien darin wieder?
Bei der Debatte um die Umbenennung des Harz IV in Bürgergeld, dem aufstocken der
Leistungen und die Minderung der Sanktionen sind mehrere der ethischen Grundprinzipien zu
erkennen, die zur relativen Gleichheit beitragen, zu erkennen.
Die Leistungsgerechtigkeit zeigt sich in der Sorge, das Steuerzahlende um ihren verdienten
Lohn betrogen werden, wenn davon zu unverhältnismäßig viel Geld für Nicht-Arbeitende
gezahlt wird. Außerdem ist die Aufstockung des Freibetrags für zusätzlichen Erwerb neben
des Bürgergeldes durch die Leistungsgerechtigkeit begründet: Es muss sich lohnen, wenn
Leute sich bemühen etwas durch Arbeit zum Bürgergeld dazuzuverdienen.
Die Bedarfsgerechtigkeit wird angemahnt, wenn angesichts der Inflation und steigenden
Gaspreise für eine Erhöhung der Leistung plädiert wird. Der Bedarf für warme Räume und
gesunde Ernährung ist unbestritten. Allerdings ist die gesellschaftliche Teilhabe, sei es z.B.
durch Konzertbesuche oder Vereinsmitgliedschaft, auch abhängig von der Höhe des
Bürgergeldsatzes.
Die Prozesschancengerechtigkeit wird verhandelt, wenn über die Eingliederung in den
Arbeitsmarkt gestritten wird. Wie viel Geld sollte in die Weiterbildung/Ausbildung von
Arbeitslosen fließen? Hilft Druck durch Sanktionen bei der Eingliederung?
Die Startchancengleichheit ist gerade im Blick auf die Kinder von Arbeitslosen im Gespräch.
Zusammenfassung Bäcker
Was beschreibt Gerhard Bäcker als den „normativen Hintergrund von Sozialpolitik“?
Wie sich Sozialpolitik gestaltet hängt von den Wertvorstellungen einer Gesellschaft ab. Diese
werden immer neu ausgehandelt. Gilt soziale Gerechtigkeit als Generalziel, ist für das
Verständnis von sozialer Gerechtigkeit eine Gewichtung von Freiheit, Sicherheit und
Gleichheit notwendig. (Es gibt kein grundsätzlichen tradeoff zwischen diesen Werten, da sie
einander voraussetzen [keine Freiheit, ohne Mindestmaß an Sicherheit]).
Besonders wird dabei über Gleichheit diskutiert. „Die einzelnen Anschauungen unterscheiden
sich je nachdem, welcher konkrete Gleichheitsbegriff zugrunde liegt, in welchen Lebenslagen
der soziale Ausgleich vorrangig hergestellt werden sowie welches Maß von Gleichheit oder
welche Minderung von Ungleichheit angestrebt werden soll.“ (54)
Gleichheit
absolute relative
Unterschiede anhand von
Kriterien
Verteilungs- Partizipations-
gerechtigkeit gerechtigkeit
gerechte Verteilung des gerechte Teilhabe am
Produktionergebnisses Produktionsprozess
Was trägt die theologische Lehre der Rechtfertigung für die Sozialpolitik aus? (Frank
Nullmeier)
Die bedingungslose ins Rechtsetzung des Menschen durch Gott hat eine Auswirkung auf das
Miteinander unter den Menschen. John Rawls: Gottes Wort „gehört zu haben, führt dann also
zur Wiederherstellung der Gemeinschaft auch mit anderen, und wir handeln analog zu seiner
Gnade oder versuchen dies wenigstens.“ (Rawls, 100, Hg Nagel)
Diese Annäherung an das rechtfertigungsanaloge Handeln wird überwiegend
individualethisch gedacht. Allerdings muss darauf verwiesen werden, dass die Tugend-
Forderung, die sich daraus ergibt, für den einzelnen überfordernd ist, da er für jeden der
Nächste würde. Deshalb ist es sinnvoll das rechtfertigungstheologische Handeln auf die
Sozialpolitik anzuwenden.
Die Rechtfertigungstheologie bietet eine argumentative und motivatorische Grundlage
für die Menschenrechte, da ich mich in der Gemeinschaft der Sünder wiederfinde,
wenn mich Gott rechtfertigt. (vgl. Dalferth, Sünde)
Die Bedingungslosigkeit der Gnade Gottes könnte sich auch in der bedingungslosen
Bereitstellung öffentlicher Sozialgüter (z.B. Kita) erfüllen.
Welches Problem ergibt sich für Taylor anhand von Nietzsches Challenge bei den
moralischen Anforderungen?
Taylor legt auf den letzten Seiten von „Quellen des Selbst“ dar: „High standards need
strong sources.“ (516) Wenn wir diese Standards nicht treffen, dann führt das entweder dazu,
dass wir heuchlerisch werden (und meinen, dass wir schon ganz gute Menschen seien) oder
dass wir unter Selbst-Verurteilung leiden.
Die Problematik wird durch die Challenge von Nietzsche betont: Wenn seine Annahme, dass
Moral nur negativ begründet werden kann (Slaven-Moral), dann wirkt sie sich schlecht auf
die Empfänger (durch die Bevormundung) und die Geber (da sie ihrer Möglichkeit
entsprechend nicht richtig leben) der Gerechtigkeit aus. Dann würde es keine überzeugende
Begründung für Mitleid geben.
Gibt es also eine andere Quelle für Moral und Mitleid, als bei Nietzsche? (Für Taylor ist es
Moral
Falls nicht, dann sollten wir nach Taylor, unsere Ansprüche runterfahren (so auch mögliche
Konfuzianische Kritik an westlicher Forderung nach Einhaltung der Menschenrechte).
(Andi Rauhut: Das ist der größte Gottesbeweis, da Leute sehr wohl Mitleid haben und dieses
auch verteidigen.)
Was lässt sich mit Charles Taylor auf die Anfrage antworten, dass jegliche Gottesidee für
Krieg und Intoleranz sorgt und deshalb Atheismus friedvoller ist? (Quellen des Selbst, letzte
Seiten)
Das Problem entsteht durch jede Idealvorstellung. Es wurde deutlich, als in Kamodscha von
einem atheistischen Regime im 20. Jh. Millionen Menschen getötet wurden (Rote Khmer,
Killing Fields) oder Stalin versuchte Charkiw wegen seiner Ideale aushungern lies.
Keller: Wir sind immer Adressaten des Evangeliums, es gibt keine höhere Daseinsform des
Christen. –
Verschaffe Dir einen Überblick über die national-ethische (David Miller) und die
kosmopolitische (Thomas Pogge) Gerechtigkeits-Sicht.
Stelle sie jeweils in mindestens 5 Kernsätzen vor!
Welche von den beiden Ansichten teilst Du und warum? (Nenne 3 Argumente zu je min. 3
Sätzen)
Mein Vorredner Justice schrieb im Diskussionsforum auf Moodle:
„In Punkt III machte er eine sehr profunde Aussage, dass "wenn der Nationalismus eine
ethische Bedeutung haben soll, muss er aus einer partikularistischen Perspektive erfolgen",
was ich stimme dem vollkommen zu, weil das Christentum eine der ethischen Grundlagen ist,
die den Partikularismus unterstützen.“ Dem widerspreche ich mit Gal und der Universalität
der Sünde, die alle Menschen miteinander verbindet. Eine Unterstützung der Partikularität
kann ich in den großen Linien der Bibel gerade nicht finden (zeugt z.B. auch die Israel-
Erwählung für eine Segnung aller durch Israel).
Pogge: Global Poverty - A Crime Against Humanity?
Seminar
Was sind die zentralen Argumente von David Miller, weshalb nationale Grenzen ethische
Bedeutung haben?
- Pragmatismus Argument: Es braucht funktionierende Staaten als Grundlage, damit
global für Gerechtigkeit gestritten werden kann.
ToDos