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Josefine Günnel, 11/2

Von Flöten, Gesang, bunter Kleidung und lauten Instrumenten


Bevor ich im Folgenden die Rolle und den gesellschaftlichen Status der Spielleute,
Lieder und die zum Vertonen genutzten Instrumente sowie Carl Orff näher
beleuchte, ist es wichtig, den Begriff „Minnegesang“ zu klären.
Minnegesang ist eine ritterlich-adlige Liebeslyrik und bildet damit den Gegensatz zur
Spruchdichtung mit politischen, religiösen und moralischen Themen. Seinen
Ursprung findet dieser im Süden Frankreichs im 11. Jahrhundert in der Volkssprache
„Troubadours“, weiter nördlich auch „Trouvéres“ und ist seither ein fester Bestandteil
der ritterlichen Festkultur. Durch die Anlehnung an das Rittertum wird dieser
liedhafte Vortrag oft in Form eines Wettstreits dargestellt. Ein herausstechendes
Merkmal für das Mittelalter ist die Einstimmigkeit.
Der Minnegesang lässt sich in zwei Teile untergliedern. Zum einen gibt es die Hohe
Minne, welche sich Ende des 12. Jahrhundert als Kunst und Form der Tugend am
Hofe entwickelte. Die Männer sangen Preis- und Liebeslieder an höher gestellte
Frauen. Hierbei stand nicht die Eroberung der Frau im Vordergrund, sondern die
Hingabe und Verehrung. Allerdings trägt die erotische Leidenschaft in diesem
Zusammenhang keine Bedeutung. Die adligen Damen, welche durch die Hohe
Minne besungen wurden, waren oft die Ehefrauen der Burgherren. Hieraus ergab
sich, dass der ein oder andere Minnesänger abgewiesen wurde und seine
platonische Liebe schmerzend und unerfüllbar ein zentrales Motiv im Minnegesang
einnahm.
Auf der anderen Seite gibt es die Niedere Minne, welche einen Liebesdienst an
sozial tiefer gestellte Frauen war. Gegenstand dieser ist nicht die unerreichbare,
sondern realistische, emotionale Liebe. Die Rolle der Frau wurde im Mittelalter stark
geprägt durch eine Reduzierung auf ihr Aussehen und ihren Körper, wohingegen
dies auf den Mann nicht zutraf.
Die Minnesänger trugen oftmals, vergleichbar mit heutigen "Singer-Songwritern",
ihre Lieder nicht nur vor, sondern waren auch dichtend tätig. In den meisten Fällen
sind Männer die Solisten gewesen, da anständige Frauen nicht öffentlich auftraten.
Zum einen waren es Adlige, die gesungen haben, zum anderen gab es auch
Dichtersänger, diese waren meist am Hofe angestellt und nahmen im Gegenzug zu
ihrer Kunst Geld oder andere Vergünstigungen entgegen. Musizierte hingegen ein
adliger Ritter, so wollte er damit zeigen, dass er würdig und kultiviert ist. Sein Ziel
war es seine Ritterlichkeit und seine Tugend unter Beweis, zu stellen. Um dem
vorherrschenden Ritterideal zu entsprechen, waren sie stets bemüht, ihre Tugenden
zu erfüllen. Darunter galten das Schützen von Wehrlosen und der Kirche, die
Bekämpfung der Heiden sowie das Streben nach Ruhm, Erfolg und Ehrbarkeit als
besonders erwähnenswert. Durch das Leisten des Rittereids besiegelten sie diesen
Idealen zu folgen. Des Weiteren gab es sogenannte Spielleute, sie waren ständig
unterwegs und reisten von Ort zu Ort. Die Landfahrer waren sehr niedrig angesehen
in der Gesellschaft. Sie verpflichteten sich zu auffälliger Kleidung. Die Pfeifer nutzen
laute Instrumente, um wichtige Nachrichten anzukündigen. Sie hatten den Blick über
den Tellerrand und formulierten Kritik an den gesellschaftlichen Konventionen.

Mu1 Frau Meier


Josefine Günnel, 11/2

In den Liedern des Minnegesangs gibt es bestimmte Begriffe und Situationen, die
sich stets wiederholen. Besonders häufig ist dabei das Leid des Mannes, das er
durch die Abweisung der Frau erfährt, und der damit verbundenen inneren Qual. Oft
glaubte man sogar, man müsse aufgrund des riesigen Herzschmerzes sterben. Die
bitterlichsten Klagen über die Hartherzigkeit der Angebeteten, tauchen in den
Werken auf. So auch in „Vil süeziu senftiu toterinne“, geschrieben von Heinrich von
Morungen, was auf Deutsch so viel wie „Gütige sanftige Mörderin“ bedeutet. Der
Minne verspürt eine Leere ohne eine Erwiderung seiner Liebe. Es fühlt sich für ihn
so an, als würde die Frau ihm ein Messer in die Brust stechen. Er fragt sich ständig,
„Wieso?“, „Weshalb?“, „Warum?“. Er kann es nicht verstehen, dass die Frau ihn
abweist.
Allerdings gibt es auch Lieder, die von der schönen und guten Seite der Frau
sprechen. Darin werden die Schönheit, die Tugend und die Güter der Frauen gelobt.
Jedoch ist die Tugend der hochstehenden Frau genau der Grund, aus welchem der
werbende Mann nie erhört werden kann. „Ach mir was lange“ von Jonas Hadloup
führt genau dieses Problem auf. Er singt von einer wunderbaren und nahezu
himmlischen Frau, die er vergöttert. Sie kann, ihres Standes zur Schuld, die
Glorifizierungen weder annehmen noch erwiedern. Sein Ehrgefühl lässt sich
allerdings, durch das Verständnis, Gefühle nicht unterdrücken zu lassen, bewahren.
Weitere beliebte Motive des Minnegesangs sind die vier Jahreszeiten, welche oft
einleitend genutzt werden. Frühling und Sommer stehen für gutes Wetter und
strahlen Wärme und ein Gefühl von Hoffnung aus. Während alles blüht und hell
schimmert sind diese Motive der beiden Jahreszeiten gute Zeichen für eine erfüllte
Liebe. Trotzdem wird nicht aus jedem Samen eine Blume, da auch manche von
ihnen zu schwach sind, um zu gedeihen. Ein solches Schicksal erleidet auch der
nicht erhörte Minnesänger.
Heinrich von Veldeke singt in „Swer mir schade an miner vrowen“, zu Deutsch „An
jeden, der mir bei meiner Dame schadet“, von einer abgöttischen Liebe zu einer
Frau. Er würde töten, um die Frau als Seine bezeichnen zu können. Der
Minnesänger möchte seiner Geliebten alles geben, was sie verlangt. Er ist bereit
sich in Verzicht zu üben, damit sie sich voll ausleben kann.
Herbst und Winter drücken hingegen durch eine graue und trübe Stimmung Leid und
Schmerz der Sänger aus. Dies wird durch die Kälte und die abweisende Natur
verstärkt. Die Blätter fallen von den Bäumen runter, die Blumen sterben ab und der
dicke Schnee besetzt die Landschaft. Alles ist so kalt und grausam, wie die in den
Liedern beschriebene Dame. Neidhart verfasste zu dieser Thematik „Mir ist unmaten
leyde“. Alles zerbricht, zerfällt und wird schwach, genau das verspürt er auch in
seinen Chancen in der Liebe. Er beginnt zu realisieren, dass er sie nicht erreichen
kann und alles in seiner Macht Stehende getan hat, aber seine Bemühungen blieben
erfolglos. Bei der Betrachtung dieses Motivs muss man sich allerdings vor Augen
halten, dass das Wetter im Mittelalter viel bedeutsamer für die Menschen war als
heute. Burgen waren kaum bis gar nicht beheizbar und es gab nur wenig alternative
Lichtquellen zum Tageslicht. Die Natur war also von sehr großer Bedeutung.
Die Liebe zur Natur ist in einem Großteil, der im Mittelalter verfassten Lieder, nicht
zu übersehen.

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Gelang der Sieg des Minnen und er hat es geschafft, dass er der Frau über Nacht
Gesellschaft leisten durfte, so musste meist die Zofe dieser darauf Acht geben, dass
er vor Tagesanbruch verschwindet. Über diese Situation wurden sogenannte
Tageslieder geschrieben. In „Sine clawen durch die Wolken sint geslagen“ von
Wolfram von Echebach singt die Lerche, weil es so ein wunderschöner Moment ist.
Gleichzeitig ertönt der warnende Ruf des Wächters, dass bald der Tag anbricht und
es Zeit wird zu gehen, woraufhin sich die Liebenden nur sehr ungern trennen.
Weitere häufig genutzte Motive sind Treue und Beständigkeit. Der von ihnen
geleistete Eid, verpflichtet die Ritter dazu, diese Tugenden gegenüber der Dame
einzuhalten, ungeachtet dessen, wie sie sich verhält. Wichtig ist aber auch die
Freude. Obwohl der Ritter durch den Minnedienst leidet, erfährt er doch hin und
wieder Glück und Genuss. Entweder die schmerzhafte Freude, seine Angebetete
von Weitem zu sehen oder auch die befriedigende schöne Freude, eine Nacht mit ihr
verbringen zu dürfen. „Der blideschaft sunder riuwe hat“, ein Werk, geschrieben von
Heinrich von Veldeke, erzählt davon, dass ein Leben ohne Leid in Ehren zu halten
ist und etwas verkörpert, worauf man stolz sein kann. Es ist aber auch davon die
Rede, dass man auch mit Leid in seinem Leben glücklich sein kann, indem man
versucht, die schönen Momente zu genießen.

Die Minnesänger treten meist als Solisten auf oder werden von einem anderen
begleitet. Jedoch waren es in der Regel nie mehr als zwei Leute, da sie bezahlt
wurden und sich viele deshalb keine größeren Ensembles leisten konnten. Nur bei
großen Festen und reichen Höfen treffen wir daher mehrere Minnesänger
gleichzeitig an. Im Falle des Mainzer Hoftages kommen auch viele Spielleute
zusammen, in der Hoffnung ein Geschenk zu erhalten.
Im Mittelalter war es üblich in die Kirche zu gehen und sich dort die gespielte und
gesungene Musik anzuhören. Es ist davon auszugehen, dass Melodie und
Instrumente der Minnesänger stark durch Kirchenmusik geprägt wurde.
Die Verwendung von Musikinstrumenten lässt sich aus Literaturzitaten von Gottfried
von Strassburg wie z.B. „Ich was ein höfscher spîlman und kunde genuoge höfscheit
unde vuoge: sprechen unde swîgen, lîren unde gîgen, harpfen und rotten, schimpfen
unde spotten“ belegen. Auch gibt es Bildnachweise aus dieser Zeit, die das
bestätigen. Es entstehen Instrumente, unter anderem die Harfe, die als rein höfisch
angesehen werden. Demgegenüber gelten beispielsweise Flöte und Trommel als
nicht-nur-höfisch. Dies zeigt, dass die Spielleute ein sehr unterschiedliches Publikum
bedienten, deren Geschmäcker sehr verschieden waren. Auf den Märkten und
Straßen sind sie daheim und spielen fröhlich und voller Leidenschaft. Und obwohl
sie bei Hofe verachtet werden, will man nicht auf ihre Unterhaltung verzichten, da sie
Spiel und Spaß garantieren.
Viel verwendete Blasinstrumente waren Trompeten, Pommer und Föten.
Unterstützend hat man Borduninstrumente wie die Sackpfeife oder die Drehleiter
verwendet. Zudem durften Streichinstrumente nicht fehlen, diese waren z.B. die
Fiedel und die Rebec. Wie auch heutzutage geben Schlaginstrumente den Takt vor,
so auch die Trommel bzw. das Tamburin im Mittelalter.

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Carl Orff war ein deutscher Komponist und Musikpädagoge. Er wurde 1895 in
München geboren und starb 1982. Bekannt wurde er vor allem durch seine
szenische Kantante, in der er mittelalterliche Liedtexte in neue, kraftvolle Rhythmen
versetzt. Gemeinsam mit Gunild Keetmann veröffentlichte er das Orff-Schulwerk,
das die Grundlagen seines pädagogischen Modells von Musik und Bewegung
dokumentiert.
Er war der Sohn eines Pianisten und Offiziers. Seit seiner Kindheit ist er von Musik
umgeben. Stets lauschte er den lauten Trommeln, der in der Nähe liegenden
Kaserne der Militärkapelle. Schon sehr früh zeigte er Begeisterung für
verschiedenste Musikstile, wie die Klassik. Seine Mutter brachte ihm im Alter von 5
Jahren Klavier spielen bei, später lernte er auch mit Cello und Orgel zu musizieren.
Ein Opernbesuch faszinierte ihn so sehr, dass er mit 16 Jahren vorzeitig die
ungeliebte Schule verließ, um Musik zu studieren. Carl Orff interessierte sich sehr für
verschiedene Klänge, wie den von Instrumenten aus anderen Kulturen oder den von
Sprachen und Dialekten.
Basierend auf der gleichnamigen Lieder- und Gedichtsammlung ausdem 13.
Jahrhundert des Klosters Benediktbeuern in Oberbayern komponierte er sein heute
bekanntestes Werk „Carmina Burana“ für Soli, Chor und Orchester. Im Frühjahr
1934 entdeckte Orff bei einem Antiquitätenhändler in Würzburg ein Exemplar des
Buches, das ihn sofort faszinierte. Er wählte einige lateinische, altfranzösische und
mittelhochdeutsche Texte aus und vertonte sie rhythmisch. In gewisser Hinsicht
modernisierte er damit die mittelalterlichen Gesänge.

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