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Deutsch: Analyse einer Rezension über Woyzecks

Inszenierung 2

Nr.1) Im Folgenden wird Karl-Markus Gauß‘ Rezension über die Theater-


Inszenierung von Dramenfragment „Woyzeck“ namens „Woyzeck war kein Opfer. Er
war Täter“ aus dem Jahr 2003 analysiert. Es geht um Grauß‘ kritische Betrachtung von
Michael Thalheimers Aufführung des Schauspiels „Woyzeck“ von G. Büchner.
Laut dem Text könnte die Thalheimer-Inszenierung folgendermaßen charakterisiert
werden:  Es ist eine untreue Inszenierung, die Thalheimer die Charaktere und das
Drama nach eigenem Interpretation dargestellt hat.

Grauß stellt fest, dass Thalheimer Büchner-Fragment stark verändert hat und sich nicht
an die Vorlage hält. 
Er betont, dass Büchner in seiner Vorlage Woyzeck als Opfer darstellt, der wegen die
Behandlung der Mächtigen wahnsinnig geworden ist und in den Mord seiner Geliebten
getrieben wurde (vgl.Z.9 ff.). Hingegen inszeniert Thalheimer Woyzeck als
gefährlichen Proleten, der nicht nur Marie tötet, sondern weitere fünf Morde begangen
hat (vgl.Z.41 ff.). Dadurch wird Woyzeck zu einem gefährlichen Proleten und nicht
mehr zum gedemütigten Armen. Allein dieser Fakt, dass Woyzeck nicht als Opfer,
sondern als Täter dargestellt wurde, ändert das Wesentliche an dem Drama.

Außerdem Hauptmann und der Doktor, die bei Büchner Karikaturen des
Standesdünkels und der Despotie waren, sind bei Thalheimer nur noch lächerliche
Popanze und unterlegene Charaktere (vgl. Z.44 ff.). Somit verliert das Stück seine
kritische Aussage über soziale Ungleichheit.
Nach Gauß passt dieser Adaptation weder zu Büchners Dramenfragment noch seine
Botschaft über Oppression und Konsequenzen der sozialen Determiniertheit.

Aber auf der anderen Seite lobt er das minimalistische Bühnenbild, das an das Innere
eines Gefrierschranks erinnert, sowie das beeindruckende Performance des
Schauspielers Peter Moltzen als Woyzeck (vgl.Z.60 ff.). 

Zusätzlich stellt Gauß in Frage, ob es ein Vorteil oder Nachteil ist, Büchners Fragment
zu kennen, wenn man Thalheimers Salzburger Aufführung besucht (vgl.Z.4 ff.). Denn
ist er der Meinung, dass das Publikum, das sich mit dem Stück nicht auskennen, die
Inszenierung trotzdem interessant finden können.

Er kritisiert jedoch, dass Tahlheimer den gesamten historischen Kontext ignoriert und
jegliche Gesellschaftskritik aus dem Stück herausschneidet und somit nur eine
reaktionäre Auslegung des Stücks darstellt (vgl.Z.53, Z.55). 

Insgesamt scheint Gauß eine ambivalente Haltung zu haben, wobei die negativen
Aspekten deutlich überwiegen. Der Autor nimmt eine kritische Haltung gegenüber der
Inszenierung von Thalheimer ein.
Er stellt fest, dass die Inszenierung im Allgemeinen nicht originalgetreu ist, die
wichtigsten Elemente von Woyzeck nicht enthält und daher die Hauptbotschaft nicht
vermitteln kann. 
Obwohl der Autor den Regisseur dafür kritisiert, dass er bestimmte Dinge entfernt
oder verändert, indem er die Ereignisse unabhängig vom historischen Kontext
interpretiert, erwähnt er die positiven Aspekte, wie das minimalistische Bühnenbild
und erfolgreiches Schauspiel.

(Textbelege!)

***

Hinweis: Die Inhaltswiedergabe sowie die erste Erörterung wurde von der vorherigen
Probeklausur übernommen und leicht verändert, da inhaltlich dasselbe erfordert wird.

Nr.2) Das Drama "Woyzeck" handelt von einem einfachen Soldaten namens Woyzeck,
der determiniert von äußeren Umständen und existenziellen Nöten ist, und wegen
seine Realitätsverlust zum Mörder wird.
Über Woyzeck erfährt man, dass er und Marie eine Beziehung und ein uneheliches
Kind haben, dass Woyzeck ein armer und geisteskranker Soldat ist, dass er hart
arbeitet und sich sogar dem Doktor als Versuchsperson in Verfügung stellt, um seine
Familie zu finanzieren. Allerdings ist Marie in der Beziehung nicht loyal und betrügt
ihn, was ihn zum Eifersucht und dann zum Maries Mord führt.
Durch die Demütigungen des Hauptmanns, der sich über ihn lustig macht und die
Ausbeutung des Arztes, der ihn für seine Experimente als Versuchskaninchen nutzt,
verliert er seinen Verstand. Außerdem sind sein hartes Arbeitsleben, die Erbsendiät
und der Betrug seiner Freundin andere Faktoren, die seine Halluzinationen verstärken.

Das zentrale Thema des Dramas ist die Verantwortung der Gesellschaft gegenüber den
Individuen und den Konsequenzen, die daraus entstehen können.
Obwohl man behaupten kann, dass die Bedingungen der Unterschicht und Werte
sowie Normen der Zeit unterschiedlich und zum Heute nicht übertragbar sind, finde
ich, dass das Thema von Büchners Woyzeck zeitlos und in jeder Epoche relevant ist. 
Da es von den Auswirkungen sozialer Ungleichheit und die Verantwortung der
Gesellschaft handelt, ist das Thema an alle Zeiten anpassbar. Die Thematik des
Dramas ist ein universelles Problem und ist auch in der heutigen Zeit von großer
Bedeutung.

Im Folgenden wird die Vorgehensweise von Thalheimer diskutiert, der das Drama
stark bearbeitet und untreu inszeniert hat.

Einerseits kann man argumentieren, dass die Loslösung des Regisseurs vom
historischen Kontext die Inszenierung zeitungebunden macht, weil die damalige
Zustände heutige Gesellschaftsstruktur nicht entsprechen. Zum Beispiel die
unmenschliche Hierarchie zwischen Vorgesetzte und Untergebene, und die dadurch
entstandene Oppression heutzutage im Vergleich zu 1930er Jahren kaum erkennbar ist.
Außerdem sind die Veränderungen auf der medizinischen Ebene auch sehr vernünftig,
denn heutzutage ist es völlig illegal, dass man mit Menschen experimentiert, was der
Doktor mit Woyzeck macht.

Andererseits könnte man argumentieren, dass die Probleme wie Armut, soziale
Ungleichheit oder Determiniertheit zeitungebunden relevant sind und durch
Tahlheimers Veränderungen das Drama seine Zeillosigkeit und Universalität verliert.
Da die Geschichte sich immerhin wiederholt, ist der Betrachtung der historischen
Kontext bei der Interpretation eines Dramas wichtig. Und Tahlheimer überseht diesen
wichtigen Punkt, indem er die Charaktere und die von Büchner geschilderte
Atmosphäre völlig verändert.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Thema von "Woyzeck"


zeitungebunden ist und auch heute noch von großer Relevanz ist. 
Insgesamt denke ich, dass Tahlheimer die wichtigsten Elemente und den historischen
Kontext des Dramas ignoriert hat und deswegen die Zeitlosigkeit des Fragments, die
Büchner in seiner Version verfasst hat, in Thalheimer-Inszenierung kaum erkennbar
ist. 
Unabhängig dass er sich nicht an die Vorlage des Dramas hält, trägt die Inszenierung
trotzdem Spuren von Zeitlosigkeit, da es nicht auf eine soziologische Frage fokussiert,
sondern nur eine Geschichte mit interessanten Charakteren erzählt.
Wegen die untreue Interpretation des Regisseurs, bleibt die zeitlose Frage der sozialen
Determiniertheit dezentral, wobei die Inszenierung trotzdem als zeitungebunden
akzeptiert werden kann.

Selvi Nur Arabul Q1


29.04.2023

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