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1.

1 Grundlegende Vorstellung in der Wissenschaft

a) Ist die Aussage „Ein Leben auf dem Planeten Mars ist möglich“ wissenschaftlich?

Es kommt drauf an, wenn es das Ergebnis einer wissenschaftlichen Arbeit darstellt, die in sich die
Formalien einer wissenschaftlichen Arbeit erfüllt, dann kann sie wissenschaftlich sein. Wenn es sich
um eine subjektive Meinung handelt, dann entspricht das der Definition nach nicht der wissenschaft.

b) Warum sollte ein Wissenschaftler sich Methoden bedienen, die der Kontrolle und Kritik
zugänglich sind?

Wissenschaft ist ein methodisch geregeltes Erkenntnissystem und entsteht, sobald es der Kontrolle
durch andere und einer möglichen Kritik von anderen gegenübergestellt wird und somit unabhängig
von der Person des forschenden ist

c) Ordnen Sie die Begriffe „Systematisierung von Zweifel“, „Erfahrungsnahe Sprache“ und

„Organisierte Erkenntnis“ dem wissenschaftlichen Wissen beziehungsweise dem Alltagswissen


zu.

Systematisierung von Zweifel und Organisierte Erkenntnis (wissenschaftliches Wissen)

Erfahrungsnahe Sprache (Alltagswissen)

d) Ordnen Sie die Begriffe „Vermeiden von Zweifel“, „Selbstverständliche Annahme von
Mehrdeutigkeit“ und „Konzentration auf eine Deutung“ dem wissenschaftlichen Wissen
beziehungsweise dem Alltagswissen zu.

Vermeiden von Zweifel und Konzentration auf eine Deutung (Alltagswissen)

Selbstverständliche Annahme von Mehrdeutungkeit (wissenschaftliches Wissen)

e) Erklären Sie, wie sich wissenschaftliches Vorgehen von alltäglichen Verfahrensweisen


abhebt.

Alltagswissen Wissenschaftliches Wissen


Nicht organisiert und systematisiert Organisiert und systematisch
Vermeidung von Zweifel Systematisierung von Zweifel
Erfahrungsnahe Sprache Abstrakte Sprache
Konzentration auf eine Deutung Annahme von Mehrdeutigkeit

Routiniertes Handeln Reflektiert methodisches Handel


Vermeidung von Alternativen Suche nach Alternativen
Mündlich weitergegeben Schriflich weitergegeben
1.2 Von der Idee zum Forschungsvorhaben

a) Erklären Sie, was unter einem Exposé zu verstehen ist.

Ein Expose ist ein modellhafter Entwurf zu der Behandlung einer Problem/ Fragestellung mit den
jeweiligen Zielen, Reflexionen sowie der methodisch & theoretischen Vorgehensweise zur Behandlung
einer Fragestellung.

b) Was ist unter der Balance eines Forschungsvorhabens zu verstehen?

Balance zwischen den eigenen Forschungsinteressen und den objektiv vorliegenden Möglichkeiten
einer korrekten wissenschaftlichen Arbeit

c) Welche Fragen stehen als Ausgangspunkt der eigenen Problemfindung, die an bestimmte
Strategien der Problemformulierung angeknüpft werden?

Neuheit, Neugierde, Rätsel, Theorienkonkurrenz, Theoriendefekt, Ideologiekritik

d) Welche verschiedenen Methoden stehen bei der Auswahl der richtigen Methoden zur
Verfügung?

Explorative Untersuchung, quantitative Analyse/ Befragungen, Experimente, Inhalts/ Diskursanalyse


oder Beobachtung, Interaktionsprotokolle

e) Was wird unter „Stand der Forschung“ im Zuge eines Exposés verstanden?

Sichtung & Analyse relevanter Literatur, Forschungsstand augehend von Problemstellung zu Ziellen
und Präzisierung der Fragestellung ableiten
1.3 Erklärungsansätze in der Wissenschaft

a) Warum kann nach dem deduktiv-nomologischen Erklärungsansatz eine empirische


Gesetzesaussage niemals definitiv bewiesen werden?

Wenn die empirischen Daten nicht mit den Gesetzmäßigkeiten übereinstimmen, wird die empirische
Gesetzesaussage (Hypothese) widerlegt. Im umgekehrten Fall hat sich die Hypothese jedoch nicht
vollends bewährt.

b) Beim empirisch-induktiven Erklärungsansatz wird, ausgehend von feststellbaren


Phänomenen, eine erklärende Aussage abstrakter Art (Gesetz) gefunden. Wie könnten mithilfe
dieser Methode die Präferenzen verschiedener Akteure für eine Partei ermittelt werden?

Durch das beobachtete Verhalten Rückschlüsse auf die Präferenz ziehen; Experten befragen.

c) Erklären Sie mithilfe des deduktiv-nomologischen Erklärungsansatzes: „Warum ist am


Tag X der Furtnerteich zugefroren?“

Seen frieren bei einer Temeperatur unter -5 Grad Celsius zu.

Am Tag X war die Temperatur unter -5 Grad Celsius

Aus diesem Grund ist am Tag X der See zugefroren.

d) Erklären Sie mithilfe des deduktiv-nomologischen Erklärungsansatzes: „Warum ist es im


Sommer wärmer als im Winter?“

Im Sommer gibt es viele Sonnenstunden und deswegen erwärmt die Sonne die Erde stark.

Im Winter gibt es wenige Sonnenstunden und deswegen wird die Erde schwach erwärmt.

Aus diesem Grund ist es im Sommer wärmer als im Winter.

Schlussfolgerung ist falsch: Es müsste heissten: Wenn man nicht viel Geld verdient, dann arbeitet
man nicht hart.
2.0 Perspektiven in der Wissenschafts-theorie

2.1 Vom logischen Empirismus zum kritischen Rationalismus

a) Wie sieht der kritische Rationalismus den Zusammenhang, den die Phillips-Kurve darstellt?

Eine bestimmte Inflationsrate kann nicht automatisch eine gewisse Arbeitslosenquote erzwingen, da
es sich um eine probabilistische Aussage handelt.
b) Welches wissenschaftliche Weltbild setzt der logische Empirismus voraus?

Kontrollierbares und überprüfbares Weltbild; Basis logischer Positivismus

c) Was ist das Problem des logischen Empirismus?

Theorien können niemals bewiesen werden.

d) Welche Sprachkonvention wird aus der Sichtweise von Popper im kritischen Rationalismus
vorgeschlagen?

Es wird nicht mehr davon gesprochen, dass eine wissenschaftliche Aussage wahr ist, sondern dass
durch jeden zusätzlichen misslungenen Versuch einer Falsifikation die wissenschaftliche Aussage
erhärtet wurde. Eine gelungene Falsifikation jedoch führt dazu, dass eine wissenschaftliche Aussage
verworfen wird. Theorien sind also als Angebote der Wissenschaft an die Praxis zu verstehen, welche
durch Falsifikation verworfen werden oder aber das Gegenwärtige als vorläufig sichern.

e)

Satz a) ist immer richtig (logische Tautologie), es handelt sich um eine axiomatische Aussage.
Satz b) ist richtig (analytisch wahr), da es sich um die Definition eines Kreises handelt.
Satz c) ist in jedem Falle wahr, obwohl er keine Tautologie ist.
2.2 Konstruktivismus

a) Zur welcher wissenschaftstheoretischen Perspektive steht der kritische Rationalismus im


diametralen Gegensatz? Beschreiben Sie diese Unterschiede.
Beim kritischen Rationalismus konstituiert die prinzipielle Falsifizierbarkeit einer Aussage die
Wissenschaftlichkeit dieser Aussage. Für eine Falsifikation von wissenschaftlichen Aussagen wird die
prinzipielle Existenz von Basissätzen benötigt. Jedoch sind nach dem Konstruktivismus Basissätze
von Wahrnehmungsregeln und Wahrnehmungskonventionen durchzogen und daher gibt es keine
objektiv wahren Falsifikationsbegründungen.
b) Ernst von Glaserfeld hat zur Beschreibung des Konstruktivismus einen blinden Wanderer
betrachtet. Erklären Sie, wie diese Vorstellung auf den Konstruktivismus übertragen werden
kann.

So wie der blinde Wanderer seine Vorstellung von der Umwelt nur aus Endpunkten aufbauen kann,
die seine Bewegungsfreiheit einschränken, bauen wir unser Weltbild aus Signalen auf, deren
Ursprung wir uns nur in Berührung mit Hindernissen der Umwelt vorstellen können. Wissen ist für den
Konstruktivisten nie ein Bild oder Widerspiegelung der ontologischen Wirklichkeit, sondern immer nur
ein möglicher Weg, um zwischen Gegenständen durchzukommen. Das schließt das Finden eines
anderen befriedigenden Weges nie aus. Vom konstruktivistischen Gesichtspunkt aus kann daher nie
eine bestimmte Lösung eines Problems oder eine bestimmte Vorstellung von einem Sachverhalt als
die
objektiv richtige oder wahre bezeichnet werden.

c) Von welcher wissenschaftstheoretischen Perspektive könnte der Satz: „Die Umwelt, so wie
wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung“ stammen? Beschreiben Sie diese Perspektive kurz.
Im Konstruktivismus gibt es keine natürliche Wahrnehmung. Wir nutzen Wahrnehmungswerkzeuge
aktiv.

d) Im Mittelalter wurde die Seefahrt durch die Vorstellung geprägt, dass die Erde eine Scheibe
ist. Diese Vorstellung genügte für die küstennahe Segelschifffahrt. Beleuchten Sie diese
Vorstellung unter der wissenschaftlichen Perspektive des Konstruktivismus.

Der Konstruktivismus lehrt uns, dass wir beim wechselweisen Zusammenspiel von Wahrnehmung und
Deutungen nicht souveräne Sinndeutende sind, sondern eher eine Art Spielball von gesellschaftlich
eingeschliffenen Wahrnehmungs- und Deutungsmustern. Der Konstruktivismus sieht daher die
Aufgabe von Wissenschaft primär darin, unbewusste Wahrnehmungs- und Deutungsmechanismen, in
denen die gesellschaftlichen Kräfte gefangen sind, aufzudecken und über deren Konsequenzen
aufzuklären. Eine mögliche Konsequenz wäre, dass eine Weltumsegelung erst dann möglich ist, wenn
der Gedanke, dass es sich bei der Erde um eine kugelförmige Gestalt handelt, durchsetzt. Der
Konstruktivismus fragt sich, wie solche Wirklichkeitsentwürfe entstehen und wie sie verändert werden
können.

e) Welche wissenschaftliche Perspektive vertritt die Meinung, dass die objektive Struktur der
Welt eine irrelevante Größe darstellt, die in vielen Bereichen noch nicht einmal existiert?
Erläutern Sie diese Perspektive.
Dem radikalen Konstruktivismus geht es nicht darum, richtiges, sondern brauchbares Wissen zu
finden, egal, ob dieses Wahrheitsgehalt besitzt oder nicht. Daraus ergibt sich jedoch die Frage, ob und
wie sich Wissenschaft dann noch als methodisch geregeltes Erkenntnissystem definieren lässt.
2.3 Methodischer Anarchismus

a) Warum richtet sich Feyerabend gegen die Theorien von Popper?

Kein kritischer Rationalist besitzt eine Einsicht in die Grenzen der Wissenschaften. Wenn einem
kritischen Rationalisten ein Gegenstand außerhalb seiner Erfahrung gezeigt wird, so kann er damit
nichts anfangen. Daher benennen kritische Rationalisten die Grenzen der Wissenschaft als
irrationalen Unsinn oder unfalsifizierbar.

b) Was heißt methodischer Anarchismus?

Methodologie gibt es nicht, wenn damit eine Liste einfacher Regeln gemeint ist, die Wissenschaftler
immer befolgen sollten. Wissenschaftler sind Opportunisten und tun das, was in einer konkreten
Situation das Beste ist. Eine Bewertung einer Regel oder Methodologie erfolgt erst ex post.
Anarchistisch ist die Methodologie nicht deshalb, weil sie keine Regeln anerkennt, sondern weil sie
einen Methodenpluralismus fordert und fördert, in dem in großem Umfang Regeln missachtet werden,
die zum Beispiel kritische Rationalisten anerkennen.

c) Was meint Feyerabend mit der Formel „anything goes“?

Damit ist keine vollständige Beliebigkeit im wissenschaftlichen Arbeiten gemeint. Wissenschaft ist,
was die Gemeinschaft der Wissenschaftler selbstbestimmt tut. Es sind immer gerade die Methoden
erlaubt, die jeweils in einem Bereich üblich und akzeptiert sind. Die wissenschaftlichen Disziplinen
sollen den akzeptierten Methodenkanon ihres Faches autonom regeln.

d) Was meint Feyerabend mit dem Hinweis, dass Popper auf dem Weg in den Dogmatismus
sei?

Ein kritischer Rationalist besitzt keine Einsicht in die Grenzen der Wissenschaften, denn dazu müsste
er wissen, was außerhalb der Wissenschaften vorgeht, müsste Mythen und ihre Funktion kennen und
verstehen. Wenn man einem kritischen Rationalisten einen Gegenstand außerhalb seiner Erfahrung
zeigt, kann er damit nichts anfangen. Daher beginnen kritische Rationalisten an den Grenzen der
Wissenschaft zu schimpfen, denn sie haben das Ende ihres Glaubens erreicht und das Einzige, was
sie sagen können, ist irrationaler Unsinn oder nicht falsifizierbar oder degenerierend. Bezeichnungen,
die genau denselben Zweck haben, wie die früheren für sie ungültigen Bezeichnungen.

e) Feyerabend fordert eine anarchistische Wissenschaft. Was meint er damit?

Es gibt keine universellen einfachen Regeln und Methoden, die in allen Zweigen der Wissenschaft
gültig sein können. Den Methodenanarchismus drückt Feyerabend in der griffigen Formel „anything
goes“ aus. Damit ist keine vollständige Freiheit im wissenschaftlichen Arbeiten gemeint. Es ist immer
diejenige Methode erlaubt, die jeweils in einem Bereich üblich und akzeptiert ist. Selbstbestimmung –
auch in dem akzeptierten Methodenkanon eines Faches – und nicht wissenschaftstheoretische
Vorgabe ist die Zielrichtung.
3.0 Quantitatives Messen mit der klassischen und probabilistischen Testtheorie

3.1 Skalenniveaus und die Unterscheidung manifester und latenter Merkmale

a) Ordnen Sie den folgenden Merkmalen das jeweils höchstmögliche Messniveau zu: Alter,
Körpergröße, Haarfarbe, Geschlecht, Schulnoten, Temperatur in °C.

Nominalskala: Haarfarbe, Geschlecht


Ordinalskala: Schulnoten
Intervallskala: Temperatur in °C
Rationalskala: Alter, Körpergröße

b) Manifeste Merkmale können direkt beobachtet oder gemessen werden. Latente Merkmale
oder abstrakte Konstrukte sind nur indirekt erfassbar. Ordnen Sie bei den folgenden
Merkmalen diese als manifest oder latent zu: Alter, Kundenzufriedenheit, Servicementalität,
Körpergewicht, Unternehmenskultur.

Bei den Merkmalen Alter und Körpergewicht handelt es sich um manifeste Merkmale; bei den
Merkmalen Kundenzufriedenheit, Servicementalität und Unternehmenskultur handelt es sich um
latente Merkmale.

c) Manifeste Merkmale können direkt beobachtet oder gemessen werden. Latente Merkmale
oder abstrakte Konstrukte sind nur indirekt erfassbar. Ordnen Sie bei den folgenden
Merkmalen diese als manifest oder latent zu: Körpergröße, Arbeitszufriedenheit, Haarfarbe,
Gewerkschaftszugehörigkeit, Diskriminierung, Geschlecht, Schulnoten, Religiosität.

Bei den Merkmalen Körpergröße, Haarfarbe, Gewerkschaftszugehörigkeit, Geschlecht und


Schulnoten handelt es sich um manifeste Merkmale, dagegen bei Arbeitszufriedenheit,
Diskriminierung und Religiosität um latente Merkmale.

d) Bei einem Test handelt es sich um ein wissenschaftliches Routineverfahren zur


Untersuchung eines oder mehrerer Merkmale mit dem Ziel einer möglichst quantitativen
Aussage über den Grad der individuellen Merkmalsausprägung, um vergleichbare Aussagen
über Personen abzuleiten. Beim Testen geht es im Allgemeinen um das indirekte Messen eines
latenten Merkmals. Wessen bedarf es dazu?

1. manifeste Merkmale, die als Indikatoren für die Ausprägung des latenten Merkmals
dienen
2. Festlegung des Messniveaus der einzelnen Indikatoren
3. methodisches Erheben der Indikatoren

e) Bei einem Test handelt es sich um ein wissenschaftliches Routineverfahren zur


Untersuchung eines oder mehrerer Merkmale mit dem Ziel, möglichst quantitative Aussagen
über den Grad der individuellen Merkmalsausprägung zu erhalten, um vergleichbare Aussagen
über Personen abzuleiten. Wann wird von einem Routineverfahren gesprochen?

Von einem Routineverfahren wird gesprochen, wenn die Durchführung und die Auswertung bereits an
einer größeren Stichprobe erprobt und so detailliert beschrieben sind, dass das Verfahren auch von
anderen Testleitern bei anderen Personen einsetzbar ist.
3.2 Klassische Testtheorie

a) Bei der klassischen Testtheorie sollen Messungen vorgenommen werden und ein
geeignetes Messwerkzeug (Test) gefunden werden. Aus welchem Grund ist eine solche
Theorie notwendig?

Vernünftiges Umgehen mit dem Phänomen des Messfehlers; begründeter Rückschluss auf
Ausprägungsgrade latenter Merkmale durch beobachtbare Indikatoren; Bestimmung
standardisierbarer Kennwerte der Qualität eines Tests.

b) Erklären Sie die Vorgehensweise, um soziale Realitäten individuell zu erfassen.

Da diese nicht direkt beobachtbar sind, bedarf es einer Vorstellung davon, welche direkt sinnlich
erfahrbaren Verhaltensreaktionen geeignete Indikatoren für die Ausprägung des latenten
Persönlichkeitsmerkmals geben (operationalisierende Definition). Außerdem muss eine Entscheidung
über das Messniveau der Indikatoren getroffen werden sowie eine Idee davon existieren, wie die
Indikatoren methodisch erhoben werden können.

c) Die Annahmen der klassischen Testtheorie beziehen sich auf vorliegende, fehlerbehaftete
Messwerte von Personen. Aus den Annahmen lassen sich die Gütekriterien Objektivität,
Reliabilität und Validität definieren. Nennen Sie die Annahmen der klassischen Testtheorie.

Das Testergebnis setzt sich additiv aus dem wahren Wert und dem Messfehler
zusammen.
Bei wiederholten Testanwendungen kommt es zu einem Fehlerausgleich.
Die Höhe des Messfehlers ist unabhängig vom Ausprägungsgrad des getesteten
Merkmals.
Die Höhe des Messfehlers ist unabhängig vom Ausprägungsgrad anderer Persönlichkeitsmerkmale.
Die Messfehler verschiedener Testanwendungen sind voneinander unabhängig.

d) Was sind die Aufgabengebiete der Testtheorie?

Die Testtheorie beinhaltet folgende Aufgaben:


theoretischen Hintergrund formulieren in Bezug auf die Verbindung von dem zu messenden Merkmal
und dem im Test gezeigten Verhalten;
notwendige Qualitätsansprüche festlegen und quantifizieren.

e) Der kleine Thomas geht in die zweite Klasse. Im Fach Mathematik schreibt er in diesem
Schuljahr mehrere Klassenarbeiten. Die Zensuren sind in der Sprache der Testtheorie Werte
von Messungen eines psychometrischen Tests. Die Noten sind 3, 2, 5, 3, 3, 2, 4, 3, 2,3.
Schätzen Sie anhand der Angaben den wahren Wert von Thomas’ Mathematik-Leistung
mithilfe der klassischen Testtheorie.

Da der Fehlerterm sich im Mittel bei der klassischen Testtheorie auslöscht, wird der Mittelwert
der zehn Messungen bestimmt. Dieser ermittelt sich zu 3. Daher wäre es vernünftig
zu vermuten, dass der wahre Parameter nahe bei 3 liegt.
3.3 Probabilistische Testtheorie

a) Erklären Sie den Unterschied zwischen klassischer Testtheorie und probabilistischer


Testtheorie.
In der klassischen Testtheorie ist das Testergebnis die Darstellung der vorhandenen
Merkmalsausprägung, die mit Messfehlern behaftet ist. Bei der probabilistischen Test-theorie sind
Zufallsschwankungen ein konzeptioneller Bestandteil des Fähigkeitsbegriffs, denn
Messschwankungen rühren in diesem Paradigma aus der grundsätzlich stochasti-schen Beziehung
vom Probandenmerkmal und Antwortverhalten her. Sie werden nicht in ein unerklärliches
Fehlerkonstrukt ausgelagert, sondern zur Natur der Sache.

b) Obwohl die klassische Testtheorie und die probabilistische Testtheorie von


unterschiedlichen
Annahmen ausgehen, gibt es einen Fall, wo beide Theorien verschmelzen. Erklären
Sie diesen.

Falls alle Fragen des Tests für jede Person gleichermaßen schwierig sind, d. h., wenn alle Itemkurven
identisch sind, dann verschmelzen die probabilistische Testtheorie und die klassische Testtheorie.

c) Welche Möglichkeiten gibt es, bei einer Latent-Class-Analyse eine systematische


Beschreibungsmöglichkeit zu finden?

Es ist z. B. möglich, dass über alle Klassen hinweg ein Item A grundsätzlich schwieriger ist als ein Item
B (Überschneidungsfreiheit der Itemprofile). Oder es wird eine Klassenrei-henfolge gefunden, bei der
die Lösungswahrscheinlichkeit jedes Items monoton sinkt.

d) Erklären Sie das Grunddilemma der probabilistischen Testtheorie.

Das Grunddilemma der probabilistischen Testtheorie besteht darin, dass die Bestim-mung der
Itemschwierigkeit fast unmöglich beziehungsweise äußerst kompliziert und nur näherungsweise
möglich ist. Denn um die Itemschwierigkeit gut schätzen zu können, müssten die individuellen
Personenparameter der Probanden der Eichstichprobe bekannt sein. Um diese zu kennen, müsste
aber die Itemschwierigkeit der getesteten Items bekannt sein. Beim Versuch, beide Parameter
gleichzeitig zu schätzen, ist die Schätzung sehr ungenau (non-konsistente Schätzer).
e)

Bei Betrachtung der Werte

- i4011

ist Item 1 (grüne Linie) am leichtesten, Item 2 (schwarze Linie) im mittleren Bereich und Item 3
(orange Linie) am schwersten. Im oberen Bereich

i20

verhält es sich genau umgekehrt, d. h., Item 3 (orange Linie) ist am leichtesten, wird also mit hoher
Wahrscheinlichkeit richtig gelöst, und Item 1 (grüne Linie) ist entsprechend am schwersten. Demnach
ändert sich die Rangfolge der Itemschwierigkeiten in den beiden Abschnitten, was die Beschreibung
der Kompetenzniveaus erschwert.
4.0 Grundlegende Konzepte der Item-bildung

4.1 Skalierungsverfahren

a) Neben den Leistungstests gibt es noch andere Testverfahren. Nennen Sie diese. Mit welchen
Problemen sind diese behaftet?

Bei Einstellungstests oder den Persönlichkeitstests ist das Lügen durchaus ein großes Problem, da
hier oftmals sozial erwünschte Antworten gegeben werden (anstelle ehrli-cher Antworten). Das ist
beispielsweise in der Antisemitismusforschung ein ganz grund-legendes Problem. Während es für
nicht beantwortete Fragen statistische Verfahren gibt, lassen sich Datensätze kaum von absichtlich
verfälschten Antworten bereinigen.

b) Die folgende Skala befindet sich in einem Fragebogen:

Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu:

„Zu den wichtigsten Eigenschaften, die jemand haben kann, gehört disziplinierter Gehor-sam
der Autorität gegenüber.“

Antworten Sie bitte anhand der Skala auf dieser Liste. Der Wert 1 bedeutet, dass Sie überhaupt
nicht zustimmen, der Wert 7 bedeutet, dass Sie der Aussage voll und ganz zustimmen. Mit den
Werten dazwischen können Sie Ihre Meinung abstufen.

Um welche Skala handelt es sich? Um eine Thurstone-Skala, Likert-Skala oder Gutt-man-


Skala?

Es handelt sich um eine Likert-Skala. Hier gibt man zu einem Stimulus unterschiedliche
Antwortmöglichkeiten. Den Antworten werden die Ordnungszahlen, z. B. 1 bis 7, zugeord-net. Der
Testscore einer Likert-Skala ist dann für jeden Probanden schlichtweg die Summe der von ihm
angekreuzten Ordnungsnummern. Die Likert-Skala ist nur anwend-bar, wenn die Unterstellung, dass
die Ordnungsnummern äquidistant sind, anerkannt wird

c) Was ist ein Leistungstest? Nennen Sie Beispiele für Leistungstests. Welchen Vorteil haben
diese?

Unter Leistungstests werden unterschiedliche Testverfahren zur Messung menschlicher und anderer
Leistungen im weiteren Sinne des Wortes verstanden. Sie erfassen Leis-tungsmerkmale (auch
Fähigkeiten oder Fertigkeiten) einer Person. Der gemeinsame Nen-ner dieser Tests ist, dass
Problemstellungen vorgegeben werden, die zu lösen sind. Bei-spiele: Klassenarbeiten, IQ-Tests.
Leistungstests haben den großen Vorteil, dass nur in einer Richtung nicht die Wahrheit gesagt werden
kann, denn es ist nicht möglich, sich schlauer zu stellen.

d) Eine Skala zur Kontaktsituation in Wohnsiedlungen wurde ermittelt. Dazu wurden Exper-ten
(wie z. B. Architekten, Psychologen und Stadtplaner) gebeten, verschiedene Aussagen, die die
Kontaktgestaltung in einer Siedlung betreffen, auf einer 11-Punkte-Skala von –5 bis +5
einzustufen. Die Skala war in folgender Weise verankert:

–5: Nachbarschaftliche Kontakte sind extrem schlecht.

0: in Bezug auf nachbarschaftliche Kontakte neutral.

+5: Nachbarschaftliche Kontakte sind extrem gut.

Um welche Art von Skala handelt es sich und wie wird diese Skala weiter bestimmt?

Es handelt sich um eine Thurstone-Skala. Bei jeder Aussage (Item) wird das arithmeti-sche Mittel der
Einstufungen der Experten bestimmt. Dieses bestimmt die relative Posi-tion des Items auf der Skala.
Die Standardabweichung zeigt, ob sich die Experten bei der Einordnung des Items einig waren. Nur
Items mit geringer Streuung, die alle Stufen der Skala abdecken, eignen sich für die Endskala (etwa
20). Die Endskala wird anderen Per-sonen zur Beantwortung vorgelegt. Die Befragten sollen „nur“
angeben, ob sie dem Item zustimmen oder es ablehnen. Der Skalenwert für einen Befragten ergibt
sich als arithme-tisches Mittel aller derjenigen Items, denen er zugestimmt hat.

e)

Es handelt sich um eine Guttman-Skala. Bei Guttman-skalierten Itembatterien wird davon


ausgegangen, dass die Items zueinander in einem hierarchischen Verhältnis ste-hen. Damit ist
gemeint, dass die Bejahung eines Items stets die Bejahung aller hierar-chisch nachgeordneten Items
impliziert. Finden sich mehrere Probanden, die mit ihrem Antwortverhalten mit der Hierarchisierung
nicht konform gehen, muss überdacht wer-den, ob die Guttman-Skala ein für den vorliegenden
Anwendungsfall angemessenes Modell darstellt. In manchen Fällen genügt es, besonders
problematische Items zu elimi-nieren, um wieder in den Bereich der modellkonformen Antwortmuster
zu gelangen. Bei der Guttman-Skala entspricht der Testscore der Anzahl der bejahten Aussagen.
4.2 Indexbildung

a)

Additive Indizes fassen die Summenscores der Einzelindikatoren durch Aufsummieren


zusammen. Da alle Indikatoren gleichberechtigt sind, wird von einem ungewichteten
Summenindex gesprochen.

b) Beschreiben Sie die Möglichkeiten einer Indexbildung.

Additive Indizes fassen die Summenscores der Einzelindikatoren durch Aufsummieren


zusammen. Dabei können die einzelnen Summanden unterschiedlich gewichtet werden
(ungewichtete Summenscores, gewichtete Summenscores). Multiplikative Indizes basieren
dagegen auf der Idee der wechselseitigen Voraussetzung.

c) Erklären Sie die Möglichkeit der Bildung von gewichteten Indizes mittels normativer
Indexbildung.

Die normative Indexbildung meint, dass durch Expertengespräche oder durch Experten-ranking, aber
auch durch Überlegungen die angemessenen Gewichtungen der Indikato-ren postuliert werden. Um
Objektivität sicherzustellen, können mehrere Experten nach der Delphi-Methode befragt werden.
Dabei werden in der ersten Runde die Experten um Stellungnahme gebeten. In der zweiten Runde
werden die Experten erneut befragt, aber diesmal werden die Ergebnisse der ersten Runde – also die
Einschätzungen – anonymi-siert mitgeteilt. Davon wird erhofft, dass die Experten noch einmal ihre
Einschätzung überdenken und gegebenenfalls korrigieren.

d) Was genau ist ein Index? Erklären Sie die Nützlichkeit anhand eines Beispiels.

Die Nützlichkeit basiert auf vorgegebenen mathematischen Regeln. Ein Beispiel wäre
sozioökonomischer Status, der sich aus den Dimensionen Berufsprestige, Bildung und Einkommen
zusammensetzt. Dieser ist eine eigene, nach klaren Regeln definierte Vari-able, die als
Vergleichsgröße herangezogen werden kann.

e) Der Index des sozioökonomischen Status (SÖS) ergibt sich aus dem Bildungsabschluss
(von keinem Abschluss bis Studium), Berufsposition (auf einer 100er-Skala) und Einkom-men
netto (von 0 bis über 6.000 Euro). Er ergibt sich aus Index:

SOp =SBildungsabschlussBerufspositio$$nEinkommennetto

Um welche Art von Index handelt es sich? Erklären Sie diese Art der Indexbildung.

Es handelt sich um einen multiplikativen Index. Dieser kommt zum Einsatz, wenn inten-diert ist, dass
die Abwesenheit eines einzelnen Indikators den minimalsten Indexwert zur Folge hat. Bei einem
multiplikativen Index wird der Indexwert null, sobald einer der Indi-katoren den Wert null annimmt.
5.0 Konzeption der Forschung

5.1 Wissenschaftstheorie und Forschungsprozess

a) Welche elementaren Bereiche der Wissenschaft klärt die Wissenschaftstheorie?

logische/methodologische/grundlegende Erkenntnistheorie, Handlungstheorie, Ethik, normative und


ontologische Fragen

b) Nennen Sie die kognitiven Ziele in Verbindung mit den Sozialwissenschaften, die einen
Nutzen für die Gesellschaft liefern.

Verstehen, Beschreiben, Erklären, Prognostizieren und Gestalten

c) Was ist unter methodologischen Regeln zu verstehen?

Die Methodologie versteht sich als Lehre von den Methoden und dient als wesentlicher
Ausgangspunkt für die methodologischen Regeln. Ihr Zweck besteht in der Beurteilung von Methoden
hinsichtlich ihrer Qualität zur Erfüllung gegebener Aufgaben. Methodo-logische Regeln bestimmen,
wie mit Ergebnissen umgegangen werden soll.

d) Was sind ontologische Grundannahmen?

Bei den ontologischen Grundannahmen erfolgt die Entwicklung von Vorstellungen über die
Beschaffenheit der sozialen Realität und Inhalte der Sozialwissenschaften in Bezug auf soziale
Gegebenheiten. Dabei wird zwischen Erkenntnis- und Erfahrungsobjekten unterschieden. Die Auswahl
einer wissenschaftlichen Untersuchung von sozialen Kon-stellationen erfolgt anhand des
Erkenntnisobjekts, während die Beschreibung von sozi-alwissenschaftlich relevanten Wirklichkeiten
auszugsweise in den Erfahrungsobjekten geschieht.

e) Was wird unter epistemologischen und normativen Grundannahmen verstanden?

Epistemologische Grundannahmen sind jene Vorstellungen, die die Art der Erfahrung von sozialen
Wirklichkeiten beschreiben. Allerdings wurde durch den Aspekt der Ver-nunft im wissenschaftlichen
Entwicklungsverlauf die Bedeutung der Erfahrung als Ursprung der Erkenntnis weitgehend abgelöst.
Normative Grundannahmen zeigen sich in (stillschweigenden) Annahmen, die gewissen
Untersuchungen als Basis dienen. Diese Annahmen beziehen sich wiederum auf bestimmte
philosophische Richtungen, die sich in unterschiedlicher Intensität in den einzelnen Gesellschaften
beziehungsweise Kultu-ren vorfinden.
5.2 Ethische Aspekte der Forschung – Forschungsethik

a) Stellen Sie Ethik und Moral gegenüber.

Mit dem Begriff Ethik wird ein Ausschnitt des philosophischen Gebiets bezeichnet, der im Hinblick auf
die Moralphilosophie die Grundsätze der Moral und Werte erforscht, defi-niert und belegt. Die Ethik als
solche ist nicht selbst die Moral, sondern reflektiert diese in ihrer wissenschaftlichen Forschungsarbeit.

b) Welcher Vorgang steht im Mittelpunkt der Forschungsethik?

Forschungsethik behandelt die angewandten Aspekte der Ethik. In der empirischen For-schungsarbeit
muss wiederholt entschieden werden, welche Verfahren und Prozess-schritte zu wählen sind. Jeder
dieser Schritte kann zum Teil erhebliche Auswirkungen auf menschliches Leben ausüben, wodurch
gewissenhafte Überlegungen und reflektierte Begründungen erforderlich sind. Dieser Vorgang steht im
Mittelpunkt der Forschungs-ethik.

c) Nennen Sie Beispiele ethischer Prinzipien in der medizinischen Forschung und erläutern
Sie, wie diese mit dem Begriff „prima facie“ zusammenhängen.

Der Begriff „prima facie“ bezeichnet Vorgaben mittlerer Ordnung, die solange verpflich-tend
einzuhalten sind, wie sie in keinem Widerspruch zu weiteren Regeln stehen. Eine Rekonstruktion
ethischer Prinzipien in der medizinischen Forschung – Autonomie (Selbstbestimmung),
Schadensvermeidung, Fürsorge und Gerechtigkeit – erfolgt in meh-reren Prozessschritten, in denen
die Regeln je nach Fall interpretiert, konkretisiert, gewichtet und zueinander in Beziehung gebracht
werden.

d) Was beinhaltet der Ethik-Kodex der deutschen Soziologen? Erklären Sie dies

Der Ethik-Kodex der deutschen Soziologen beinhaltet Prinzipien, die Forschenden Objek-tivität und
Integrität bei ihren Forschungsprozessen vorschreiben. Die Forschungsergeb-nisse selbst sollen ohne
Manipulation und lückenlos publiziert werden. Die Antizipation von negativen Auswirkungen und
Vermeidung verschiedener Gefahren können so durch Berücksichtigung dieser Regeln bei der
soziologischen Untersuchung erzielt werden: entweder negativen Konsequenzen beziehungsweise
Schäden von vornhinein auswei-chen oder die eigene Forschungstätigkeit bewusst in diesen Aspekten
reflektieren und in ihren Einflussfaktoren auf weiteres Handeln überdenken.

e) Was wird unter wissenschaftlichem Fehlverhalten verstanden?

alle bewussten oder in grober Fahrlässigkeit getätigten Schritte in Bezug auf das Verhal-ten der
Wissenschaftler, ihr Umgang mit Angaben, Setzen von manipulierenden Eingrif-fen, Plagiate
beziehungsweise unrechtes Benutzen von immateriellem Eigentum anderer bin hin zur Unterbindung
der Forschungstätigkeit weiterer Wissenschaftler
6.0 Untersuchungsdesign

6.1 Der qualitative und der quantitative Ansatz

a) Welche Vorteile hat die Theorietriangulation?

Als Vorteil der Theorietriangulation wird hervorgehoben, dass sie verhindert, dass For-scher an ihren
Vorannahmen festhalten und alternative Erklärungen ignorieren. Dazu ist es notwendig, alle zu Beginn
der jeweiligen Untersuchung vorliegenden Annahmen und Theorien zu explizieren. Durch
Theorietriangulation wird der Fortschritt in Theorie und Forschung vorangetrieben, nämlich durch
vergleichende Überprüfung und gegebenen-falls Falsifikation rivalisierender theoretischer Modelle und
durch die gezielte Analyse negativer Evidenz.

b) Was bedeutet Triangulation? Welche methodischen Probleme könnten entstehen?

Die Forschungsstrategie, die qualitative und quantitative Methoden kombiniert, heißt Triangulation.
Dabei ist zu beachten, dass möglicherweise divergente theoretische Hin-tergründe und
erkenntnistheoretische Basisannahmen der einzelnen Methoden mitbe-rücksichtigt werden müssen.
Daher sollte sich die Triangulation nicht in der pragmati-schen Methodenkombination erschöpfen,
sondern diese Ebene einbeziehen durch Theorietriangulation. Von Triangulation kann nur dann
gesprochen werden, wenn die verknüpften Methoden gleichwertig eingesetzt werden (nicht nur ein
paar illustrierende Interviews zur Hypothesengenerierung).

c)In welchen Bereichen ist der quantitative Ansatz effektiv einsetzbar?

Die Verwendung des quantitativen Ansatzes ist dann sinnvoll, wenn das zu untersu-chende soziale
Phänomen deutlich strukturiert ist und der Forscher selbst ein klares Bild von dieser Struktur hat. So
müssten die Ausprägungen von zu analysierenden Merkma-len in klar zu unterscheidenden
Kategorien vorliegen. Generell ist der quantitative Ansatz geeignet, wenn ein Bereich gut erforscht ist.
Durch ihn kann das vorhandene Wissen statistisch abgesichert und dem allgemeinen Wissen
hinzugefügt werden.

d) In welchen Bereichen ist der qualitative Ansatz effektiv einsetzbar?

Der qualitative Ansatz ist dann von Bedeutung, wenn soziale Prozesse innerhalb ihrer natürlichen
Umgebung untersucht werden sollen, wobei hier hauptsächlich die Methode der direkten Beobachtung
gewählt werden sollte, um die Daten in relativ unstrukturierter Form zu sammeln. Die Anwendung des
qualitativen Ansatzes ist dann geeignet, wenn der Gegenstand noch nicht gut erforscht ist. Durch sie
können detaillierte Kenntnisse hin-sichtlich des Forschungsgebiets aufgebaut werden, was mit einer
quantitativen Methode nicht möglich ist. Der qualitative Ansatz ist immer dann zu empfehlen, wenn ein
Gegen-stand komplex und unübersichtlich ist oder wenn er zwar einfach erscheint, aber ver-mutlich
komplexer ist. Zudem ist der qualitative Ansatz erforderlich, um inhaltliche Dimensionen sozialer
Wirklichkeit angemessen analysieren zu können.

e) Die Unterscheidung zwischen qualitativem und quantitativem Ansatz kann am Beispiel der
Arbeit eines Detektivs und eines Richters in einem Kriminalfall erörtert werden. Ver-suchen Sie,
dies durchzuführen.

Die Detektivarbeit kann der qualitativen Arbeit zugeordnet werden. Es werden Spuren ohne
Erfolgsgarantie verfolgt. Vor Ermittlungsstart ist unklar, zu welchen Ergebnissen die Arbeit führen wird.
Die Zielerreichung ist gegeben, wenn eine tatverdächtigte Person feststeht. Im Gegensatz dazu der
Richter, der Argumente für/gegen Angeklagte sammelt und wo es von vornherein nur zwei Alternativen
gibt (schuldig oder unschuldig).
6.2 Die Dichotomie von „quantitativ versus qualitativ“ – eine Begriffsbestimmung

a) Was wird unter dem erklärenden und dem verstehenden Ansatz verstanden? Wie hängt
diese Unterscheidung mit dem qualitativen bzw. quantitativen Ansatz zusammen?

Der nomothetische, quantitative Ansatz geht von einem regelhaften, mechanistischen Weltbild aus, in
dem Aktionen zu Reaktionen führen (Kausalität). In diesem Zusammen-hang wird von erklärender
Wissenschaft gesprochen, wenn es gelingt, ein Ereignis als Reaktion auf eine Aktion zu deuten. Der
verstehende Ansatz bezieht sich im Gegensatz zum erklärenden Ansatz darauf, „den Sinn zu
verstehen“. Die Verhaltenswissenschaften zielen darauf ab, Handlungen nachvollziehbar zu machen.
Das Gegensatzpaar „Erklären“ versus „Verstehen“ ist allerdings nicht deckungsgleich mit dem
quantitativen und quali-tativen Ansatz. So gibt es in der Psychologie durchaus quantitative Analysen,
die auf Rekonstruktion individueller Denkweisen abzielen. Umgekehrt lassen sich Sinndeutun-gen als
Ursache von Handlungen als Kausalitäten deuten.

b) Die Begriffe idiografisch und nomothetisch wurden ursprünglich als Begriffspaar 1894 von
Wilhelm Windelband verwendet zur Unterscheidung der Geschichtswissenschaft und der
Naturwissenschaft.

Erklären Sie, wie diese Unterscheidung in Bezug auf quantitativ versus qualitativ zu deu-ten ist.

Durch das Aufdecken von Regelhaftigkeiten (nomothetisch; Griechisch: nomos = Gesetz und thésis =
Aufbau) in quantitativen Daten soll regelhaftes Wissen über die zugrunde liegende Realität geschaffen
werden. Idiografisch (Griechisch: idios = eigen und graphein = beschreiben) ist eine
Forschungsrichtung, die Kenntnis über einzelne Fakten ohne Anspruch auf räumliche oder zeitliche
Übertragbarkeit sammelt.

c) Ein Forscher möchte die Vermutung überprüfen, dass Personen in guter Stimmung ande-ren
Menschen eher Hilfe leisten als Personen in schlechter Stimmung. Zur Beeinflussung der
Stimmung einer Versuchsperson legt der Forscher ein Zweieurostück auf den Boden, welches
die Versuchsperson findet. Anschließend geht eine Person vorbei, die Akten und Papiere fallen
lässt. Ein anderes Mal findet die Versuchsperson kein Zweieurostück am Boden.

Erklären Sie diese Vorgehensweise mithilfe der Begrifflichkeiten „Labor versus Feld“.

Ein Vorteil der Feldforschung gegenüber dem Labor ist die Tatsache, dass z. B. die Beob-achtungen
im gewohnten Umfeld stattfinden und nicht in einem künstlichen Umfeld (Labor). Demgegenüber
können im Labor experimentelle Stimuli gesetzt und Störfakto-ren kontrolliert werden. Das Beispiel
zeigt einen Mittelweg zwischen Labor und Feld – das Feldexperiment.

d) Ordnen Sie im Sinne der Dichotomisierung die folgenden Begrifflichkeiten den Berei-chen
„quantitativ“ und „qualitativ“ zu: partikulär, holistisch, deduktiv, induktiv, „harte“ Methoden,
„weiche“ Methoden, Stichprobe, Einzelfall.

quantitativ: partikulär, deduktiv, „harte“ Methoden, Stichprobe

qualitativ: holistisch, induktiv, „weiche“ Methoden, Einzelfall

e) Erläutern Sie die methodischen Unterschiede zwischen den Geistes- und Naturwissen-
schaften.

Als wichtigster methodischer Unterschied wird oft der zwischen dem erklärenden Ansatz der
Naturwissenschaften und dem verstehenden Ansatz der Geisteswissenschaften angeführt. Erklären:
Ausgangspunkt ist eine große Zahl von Beobachtungen. Diese werden durch Verwendung der
Sinnesorgane bzw. ihrer technischen Erweiterungen (wie Mikroskop) mit dem Ziel untersucht,
allgemeine Gesetze aufzustellen und diese Beobachtungen zu erklären. Dabei wird von dem
äußerlichen Standpunkt ausgegangen, dass das Wesen des Untersuchungsgegenstandes dem
Wissenschaftler nicht direkt zugänglich ist. Verstehen: Als Ausgangspunkt dienen meist schriftliche
Äußerungen eines Individuums. Das Ziel ist es, den Sinn, der von dieser Äußerung transportiert
werden soll, zu verstehen bzw. nachzuvollziehen. Es wird der Standpunkt vertreten, dass geistige
Untersuchungs-gegenstände mit dem Geist betrachtet werden, wobei der Anspruch besteht, ihr
Wesen zu erfassen.
7.0 Prüfung der Gütekriterien in der quali-tativen und quantitativen Forschung

7.1 Das Gütekriterium Objektivität

a) Welche Arten der Validität lassen sich unterscheiden und was bedeuten sie?

1. Inhaltsvalidität: zeigt Repräsentativität hinsichtlich eines zu messenden Merkmals.

2. Augenscheinvalidität: Ausmaß, inwieweit ein Test von einem Laien als gültig erklärt wird.

3. Konstruktvalidität: Lässt ein Konstrukt Rückschlüsse auf seine Variable zu?

4. Kriteriumsvalidität: Gibt es ein zugängliches Kriterium, das den interessierenden Sachverhalt


beschreibt und dabei unabhängig vom Messinstrument ist, das über-prüft wird?

b) Diskutieren Sie die Meinung, dass nur der quantitative Ansatz objektiv ist.

Der Umgang mit Zahlen beim quantitativen Ansatz ist personenunabhängig, also objek-tiv, doch es
stellt sich die Frage, welche Zahlen für eine Fragestellung adäquates Material darstellen. Somit sind
die Quellen von subjektiven Fehlleistungen in der Wissenschaft beim quantitativen Ansatz nur
verschoben auf den Moment, in dem ein Forscher die Fragestellung an die Welt der Zahlen anpasst.
Die pauschale Behauptung, nur der quan-titative Ansatz sei objektiv und damit wissenschaftlich, ist
damit vollkommen unreflek-tiert.

c) Erklären Sie, ob Objektivität mit Wahrheit im ontologischen Sinne gleichgesetzt werden darf.

Objektivität darf nicht mit Wahrheit im ontologischen Sinne gleichgesetzt werden, son-dern meint eher
intersubjektive Transmissibilität (Durchlässigkeit). Aufgrund der objek-tiven Methode können
Untersuchungsergebnisse lediglich als vorläufig gesichert cha-rakterisiert werden. Die Objektivität
bedeutet nicht, dass eine Aussage „wahr“ ist im Sinne der Ontologie, sondern bedeutet das Gegenteil
von Subjektivität.

d) Erklären Sie, welches Gütekriterium verletzt ist, wenn die Bewertung von Deutschaufsät-zen
vom beurteilenden Lehrer abhängig ist.

Das Gütekriterium der Objektivität ist verletzt, da dieses das Ausmaß der Unabhängigkeit eines Test-
oder Messverfahrens vom Versuchsleiter – hier Lehrer – angibt. Wenn alle Einflussfaktoren, etwa die
Versuchsumgebung oder der Messzeitpunkt, konstant gehal-ten werden und nur das
wissenschaftliche Personal alterniert, darf bei einem perfekt objektiven Test keine systematische,
überzufällige Schwankung der Messwerte ausgelöst werden. Dies bedeutet in unserem Beispiel, dass
hier zusätzlich der Messzeitpunkt und andere Einflussfaktoren erhoben werden müssen.
7.2 Das Gütekriterium Reliabilität

a) Wie lässt sich die Reliabilität berechnen?

Der Reliabilitätskoeffizient ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen wahrer Varianz und beobachteter
Varianz. Was aber die wahre Varianz ausmacht, ist sehr zweifelhaft, denn die exakte
Reproduzierbarkeit der Ergebnisse kommt durch beinahe unendlich viele Randbedingungen zustande,
von denen fraglich ist, welche überhaupt relevant sind und demnach konstant gehalten werden
müssen.

b) Erklären Sie den Begriff Reliabilität im quantitativen und qualitativen Sinne und geben Sie
eine Maßzahl für die Reliabilität an.

Ein Messinstrument ist reliabel, wenn bei Messwiederholungen unter sonst gleichblei-benden
Bedingungen (nach Abzug zufälliger Fehler) dieselbe Maßzahl ermittelt wird. Eine Maßzahl für die
Reliabilität bildet der Quotient aus wahrer Varianz und beobachte-ter Varianz. Diese liegt zwischen 0
und 1, wobei eine Reliabilität nahe bei 1 für eine hohe Güte steht.

Das Kriterium der „Reliabilität“ einer qualitativen Methode ist als besonders kritisch anzusehen.
Interviewsituationen sind oftmals ganz einmalige Vorgänge; die Gespräche folgen häufig einem
starken Zufallspfad. Das Gleiche gilt auch für die Analyse, denn das Auffinden von latenten Kategorien
oder Diskursen ist ein kreativer Akt.

c)

Bei der ersten Zielscheibe sind die Treffer über die ganze Zielscheibe verteilt, es liegt keine
Beständigkeit vor, daher niedrige Reliabilität. Bei der zweiten und dritten Ziel-scheibe sind die Treffer
jeweils auf einen Bereich konzentriert und sind daher beständig, also reliabel.

d) Erklären Sie die Reliabilität anhand des Messinstruments Meterstab.

Der Meterstab misst im Allgemeinen exakt Längen ab. Angenommen, ein Meterstab ist nicht aus
stabilem Holz, sondern aus dehnbarem Gummimaterial produziert worden, so liegt es nahe, dass die
damit abgemessenen Längen sowohl ungenau sind als auch bei wiederholten Messungen andere
Ergebnisse liefern würden, je nachdem, wie stark eine zufällige Dehnung des Meterstabs bei einer der
Messungen war.

e) Welche Aspekte in Bezug auf die Verletzung der Objektivität können bei einer Klassen-arbeit
entstehen? Nennen Sie einige Beispiele.

Ein Lehrer gibt dem Schüler A nähere Erklärungen zur Aufgabe, nicht aber dem Schüler B; in Deutsch
dürfen Schüler Aufsätze aus verschiedenen (unterschiedlich schwierigen) Themen auswählen; Lehrer
A legt andere Schwerpunkte bei Auswertung des Ergebnisses als Lehrer B (z. B. legt mehr Wert auf
den Rechengang, weniger auf die Rechenergeb-nisse); die gemachten Fehler werden unterschiedlich
gewichtet beziehungsweise bewer-tet.

7.3 Das Gütekriterium Validität

a) Was ist der Unterschied zwischen interner und externer Validität?

Externe Validität macht Aussagen über die Generalisierbarkeit eines beobachteten Zusammenhangs,
z. B. über andere Menschen, Länder und Situationen hinweg. Interne Validität bezieht sich auf die
Schlussfolgerung, dass Veränderungen der Bedingungen zu beobachteten Veränderungen der
abhängigen Variablen führen.

b) Erklären Sie das Gütekriterium der Validität und geben Sie Validitätsaspekte an.

Unter dem Begriff Validität wird das Ausmaß der Übereinstimmung zwischen dem, was ein Test
messen soll, und dem, was ein Test tatsächlich misst, verstanden. Die Validität drückt daher aus,
inwieweit eine Messung gültig ist, und ist somit aussagekräftig in Bezug auf das Resultat einer
Messung. Um ein differenziertes Bild der Gültigkeit eines Tests zu erhalten, werden die folgenden
Validitätsaspekte untersucht: Inhaltsvalidität, Augen-scheinvalidität, Konstruktvalidität und
Kriteriumsvalidität.

c) Erfüllt die Anzahl der Fehltage die Gütekriterien für die Messung der Zufriedenheit der
Mitarbeiter?

Die Messung der Fehltage ist unabhängig von der Versuchsleitung, daher objektiv. Ebenso wird sich
die Anzahl der Fehltage bei Messwiederholungen unter sonst gleichbleibenden Bedingungen (unter
Abzug zufälliger Fehler) nicht ändern. Die Maßzahl ist jedoch nicht valide, da die Anwesenheit nicht
das Gleiche messen kann wie die Zufriedenheit. Even-tuell könnte die Anzahl der Fehltage eine valide
Kennzahl für die Gesundheit der Mitar-beiter sein.
8.0 Durchführung qualitativer Forschung

8.1 Methoden der Datengenerierung

a) Nennen Sie die drei Befragungstechniken und grenzen Sie diese voneinander ab.

voll standardisiertes Interview: feste Antwortformate, geschlossene Fragen, keine Technik der
qualitativen Forschung im eigentlichen Sinne;

halb standardisiertes Interview: fester Fragebogen, natürlicher Gesprächsverlauf wird


berücksichtigt;

nicht standardisiertes Interview: formfreie Befragungstechnik, bei Einzelstudie anwendbar.

b) Erklären Sie, welche Grundsätze bei der Erstellung der Fragen bei Leitfadeninterviews
beachtet werden sollten.

Vermeidung von Fachbegriffen, komplizierten Ausdrücken oder komplexen Angele-genheiten,

Anpassung an die sprachlichen Gewohnheiten der befragten Zielgruppe,

Vermeidung von Verneinungen,

kurze, nachvollziehbare Fragestellungen,

keine Fragen, die eine ähnliche Beantwortung der Befragten hervorrufen,

direkter Bezug zum Thema, aber keine mehrfachen Fragen zum jeweils gleichen Aspekt sowie

aufeinander aufbauende Fragenstruktur.

c) Welche drei typischen Arten von Fragen können bei einem Leitfadeninterview abgegrenzt
werden?

1. Einleitungsfragen haben das Ziel, die Gesprächspartner aufeinander einzustellen und eine
angenehme Atmosphäre für das Interview vorzubereiten.

2. Leitfadenfragen sind der relevante Bestandteil des Interviews und geben dem Gespräch den
strukturierten Rahmen in einer zuvor festgelegten Form.

3. Ad-hoc-Fragen sind ungeplante Fragen, die sich während des Interviews spontan aufgrund
von Antworten des Befragten ergeben können.

d) Erklären Sie, warum bei den Leitfadeninterviews die Vorgänge der Datenerhebung und der
Datenauswertung zusehends verschmelzen.

Die Gespräche können durchaus unterschiedliche Verläufe annehmen. Oftmals kommt eine befragte
Person selbst auf ein Thema zu sprechen – dann wäre es unsinnig und für die Ersthaftigkeit des
Gesprächs abträglich, wenn die Befragten unterbrochen werden, nur weil diese Frage noch nicht
gestellt wurde. Auch ist es durchaus üblich, an interes-santen Stellen mit improvisierten Fragen
nachzuhaken.

e) Welche Vor- und Nachteile der nonreaktiven Verfahren werden anhand der folgenden
Beispiele deutlich?

Ein Vorteil ist darin zu sehen, dass Forscher und Betroffene nicht direkt in Kontakt treten. Im Sinne der
Gütekriterien ist die Objektivität gut abbildbar und die Reliabilität ist oft-mals sehr gut (nach
entsprechender Definition der Kriterien). Sie sind jedoch im Sinne des Gütekriteriums der Validität
schwer einsetzbar, weil die beiden genannten Beispiele zeigen, dass die Validität nicht gegeben sein
muss. So sind zahlreiche andere Ursachen denkbar, warum Parkbänke abgenutzt sind, wie z. B. der
Quotient zwischen Anzahl der Bewohner und Anzahl der Parkbänke.
8.2 Besondere Interviewformen

a) Zu welcher Interviewart könnte die folgende Einstiegsfrage gehören? Erklären Sie dies.

„Ich möchte Sie bitten, mir zu erzählen, wie sich die Geschichte Ihres Lebens zugetragen hat. Am
besten beginnen Sie mit der Geburt, dem kleinen Kind, das Sie einmal waren, und erzählen dann all
das, was sich so nach und nach zugetragen hat, bis zum heutigen Tag.“

Es handelt sich um ein narratives Interview. Es zielt daher nicht auf sachliche Fragen ab, sondern gibt
durch Erzählanstöße Gelegenheit, Episoden der eigenen Lebensgeschichte zu berichten. Narrative
Interviews sind besonders reichhaltig, wenn beim Reden von selbst ein zwangloser Zwang entsteht,
Erzählgestalten abzuschließen. Diese Erzähl-zwänge sind zum Beispiel der Zwang zum Bewerten
eines abgeschlossenen Erzählkapi-tels.

b) Haben wir es beim Oral-History-Ansatz mit originalen vergangenen Erfahrungen eines


Zeitzeugen zu tun?

Die Erzählung eines Zeitzeugen im Jahre später geführten Interview ist notwendigerweise eine
Darstellung über dessen Erfahrungen. Im Zeitzeugengespräch haben wir es mit einer historischen
Narration zu tun und nicht mit den originalen vergangenen Erfahrungen. Uns begegnet Geschichte
und nicht Vergangenheit. Der Zeitzeuge erzählt die Geschichte, indem er im Gespräch Erfahrungen in
bestimmte Zusammenhänge einordnet, deutet und interpretiert.

c) Welche vier Regeln sind bei einem Leitfadeninterview zu beachten?

1. Die interviewten Personen dürfen nicht beeinflusst werden.

2. Erhoben werden die spezifische Sichtweise und Beschreibung der Situation aus der
Perspektive der interviewten Personen.

3. Es gilt, ein breites Spektrum zu erfassen.

4. Zu berücksichtigen sind der personale Bezugsrahmen sowie eine entsprechende


Tiefgründigkeit.

d) Zu welcher Interviewart könnte die im Folgenden beschriebene Fragetechnik gehören?


Erklären Sie dies.

„Die Fragetechnik im Interview besteht in einem trichterförmigen Vorgehen: zu jedem Thema, zu


jedem Bereich, zu jeder Szene im Film, zu jeder Phase in einem Prozess der Krisenbewältigung
beginne ich mit einer sehr offenen Frage, sodass eine offene, vom Befragten selber strukturierte
‚Geschichte‘ erzählt werden kann – was ihm oder ihr wich-tig ist. Anschließend werden meine Fragen
immer spezifischer, immer detaillierter, sodass ich sehr präzise Auskunft bekomme über einzelne
Details.“

Es handelt sich um ein fokussiertes Interview. Dies ist ein Leitfadeninterview, das ein fokussiertes
Objekt, wie zum Beispiel ein Foto oder einen Film, als Reizvorlage hat, um das sich das Gespräch
dreht.

e) Stellen Sie das narrative und das fokussierte Interview anhand der methodologischen
Prämissen Offenheit, Kommunikation, Prozesshaftigkeit und Flexibilität gegenüber.
9.0 Methoden der qualitativen Analyse

9.1 Inhaltsanalyse

a) Skizzieren Sie die wichtigsten Phasen der Inhaltsanalyse.

1. Auswahl der Art oder Klassen von Texten (z. B. Jahresabschlüsse, Zeitungsartikel, Fachartikel
usw).

2. Festlegung einer Stichprobe oder Vollerhebung aus der Klasse der relevanten Texte.

3. Bei der quantitativen Inhaltsanalyse müssen Zähleinheiten (bestimmte Worte, Idiome,


Personalpronomen usw.) festgelegt werden.

4. Die wichtigste Phase stellt die Entwicklung eines Kategorieschemas dar. Kategorien müssen
auf Basis einer gründlichen theoretischen Aufarbeitung des Forschungs-problems entwickelt werden.
Kategorien stellen „Oberbegriffe“ dar, „die mit den definierten Begriffen von problemrelevanten
Dimensionen identisch sind oder sie in Teildimensionen untergliedern“ (Schell, R./Hill, P. B./Esser, E.
(2008): Methoden der empirischen Sozialforschung. 8. Auflage, Oldenburg, München, S. 409).

b) Nennen Sie die vier verschiedenen Formen der Inhaltsanalyse.

Frequenzanalysen, in denen Textelemente klassifiziert werden und deren Vorkom-men


ausgezählt wird.

Valenzanalysen, bei denen Begriffe oder Phrasen mit Bewertungen (positiv, negativ, neutral)
verbunden werden und daraufhin analysiert werden.

Intensitätsanalysen erfassen zusätzlich die Intensität von Bewertungen.

Kontingenzanalysen überprüfen, ob und wie häufig bestimmte Begriffe im Zusam-menhang


mit anderen Kategorien auftreten (beispielsweise wie oft CEO in Zusam-menhang mit „Aufschwung“,
„Wachstum“ oder „Börsengang“ beziehungsweise „Krise“,„Umstrukturierung“ oder „Kurzarbeit“ in
Zusammenhang steht).

c) Welches ist die große Stärke von qualitativen Verfahren im Vergleich zu quantitativen
Verfahren?

Qualitative Forschung erfasst Deutungsmuster von Befragten, indem sie unvoreingenom-men in die
Tiefe geht und davon ausgeht, dass die zu erforschenden Subjekte selbst die Experten sind.

d) Warum zählt die Inhaltsanalyse zu den nonreaktiven Verfahren?

Bei den nonreaktiven Verfahren werden Inhalte ausgewertet, die bereits bestehen und unabhängig
von den Verursachern analysiert und ausgewertet werden. Die Inhaltsana-lyse beschäftigt sich mit
bestehenden schriftlichen Dokumentationen, auf die der Ver-fasser während des Analyseprozesses
keinen Zugriff mehr hat.

e) Wie würden Sie die Behauptung „In der Zeitung wird nur noch über Kriminalität von Aus-
ländern berichtet“ wissenschaftlich untersuchen? Wählen Sie eine geeignete Form der
Inhaltsanalyse und skizzieren Sie die Vorgehensweise.

Hier würde sich Kontingenzanalyse anbieten: Häufigkeit des Begriffs „Kriminalität“ in Zusammenhang
mit „Ausländern“.

Begriff operationalisieren: Woran mache ich Kriminalität fest? Wovon grenze ich sie ab?

Untersuchungsmaterial festlegen: Medium und Untersuchungszeitraum bestimmen.

Kategorienschema festlegen (gut begründet sind auch andere Analysen möglich).


9.2 Grounded Theory

a) Grounded Theory: Woher stammen in der Regel die Daten?

Die Daten stammen in der Regel aus Interviews oder Beobachtungen.

b) Welche fünf Merkmale lassen sich bei der Grounded Theory identifizieren?

1. zeitliche Parallelität und funktionale Abhängigkeit;

2. kontinuierlicher, sich entwickelnder Forschungsprozess;

3. Forschungsprozess erfolgt aus sich selbst heraus durch Reflexion einzelner Schritte;

4. Wechselbeziehung zwischen Forscher und Forschungsgegenstand sowie

5. potenzielle Berücksichtigung sehr vieler Datenformen.

c) Warum ist der Grounded-Theory-Ansatz der qualitativen Forschung zuzuordnen?

Offene Fragestellung; Daten stammen aus Interviews oder Beobachtung; es werden erste
Phänomene untersucht.

d) Welches Ziel verfolgt die Grounded Theory?

Kerngedanke ist eine für die qualitative Forschung repräsentative, offene Fragestellung, nach der im
Feld erste Phänomene untersucht werden. Die gewonnenen Daten, welche in der Regel aus
Interviews oder Beobachtungen stammen, werden Satz für Satz analy-siert und auch an dieser Stelle
offen kodiert. Erst im nächsten Schritt wird ein systema-tischer Vergleich vollzogen, welcher
zunehmend abstrahiert wird und durch den sich somit systematische Kategorien bilden lassen, die
dann die Grundlage für eine empiri-sche Theorie bilden können.

e) Was unterscheidet die Grounded Theory von der Inhaltsanalyse hinsichtlich der Zielset-
zung?

Bei der Inhaltsanalyse ist das Hauptziel, einen Text mittels eines Kategorieschemas aus-zuwerten.

Bei der Grounded Theory soll sich eine begründete Theorie aus den Daten entwickeln.
9.3 Diskursanalyse

a) Was untersucht die Diskursanalyse?

Die Diskursanalyse untersucht den Zusammenhang von sprachlichem Handeln und


gesellschaftlichen, insbesondere institutionellen Strukturen.

b) Was sind drei zentrale Fragen der Diskursanalyse?

Wer nimmt am Diskurs teil? Was bleibt im Diskurs unerwähnt? Welche Themen werden oft wiederholt,
sodass sich eine Prozedur der Reproduktion ergibt?

c) Warum ist die Diskursanalyse ein hermeneutisches Verfahren?

Hermeneutik ist eine verstehende Methode, bei der menschliche Symbole und Zeichen untersucht
werden. Die Diskursanalyse untersucht die Eigenschaft und die Positionie-rung von Sprache und
Symbolen in gesellschaftlichen Zusammenhängen.

d) Was versteht Foucault unter einem Diskurs?

Der Diskurs wird von Foucault als Folge der Machtsysteme zur Produktion von Wissen gesehen und
ist als Teil des Machtsystems selbst durch Macht organisiert und trägt somit direkt zur Reproduktion
dieses Machtsystems bei.

e) Wodurch versucht Habermas bei der Diskursanalyse, weitgehende Geltungsansprüche zu


gewährleisten?

Habermas sieht den Diskurs als eine Weiterführung des normalen kommunikativen Han-delns in Form
von organisierten und strukturierten, argumentativen Debatten. Hier soll-ten möglichst alle Betroffenen
eines Themas teilnehmen können.

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