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4. Todd AO
70mm Filmfestival
03.- 05. Oktober 2008
Filmtheater Schauburg
Marienstr. 16 / 76137 Karlsruhe / Tel.: 0721-3 50 00 18
Web: www.schauburg.de
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Inhalt
Titel Seite
„You are in the show with Todd-AO“ (deutsch & englisch) 4-5
Von/By Thomas Hauerslev
„Roadshow“, „Sechs-Kanal“, „Pause“, „gewölbte Century Fox war der absolute Vorreiter auf diesem
Leinwand“, „episch“ -- alles vertraute Worte für den Gebiet. Mit der Ausnahme von „Can-Can“ [der leider
bewanderten 70mm-Fan. Worte, die wir alle kennen nicht mehr geprintet werden kann], haben sie vor
und lieben, weil wir wissen, wofür sie stehen: eine Kurzem das Reprinting aller ihrer Todd-AO Titel abge-
Rückkehr in die Schauburg in Karlsruhe, zum jähr- schlossen. Ein gewaltiges Unterfangen, vor dem man
lichen Treffen der Fans von Großbildfilmen. 3 Tage, den Hut ziehen muss.
an denen wir alle jeden Tag 12 Stunden lang mit weit
aufgerissenen Augen herumlaufen. Nur wenige Kinos engagieren sich weiterhin im
70mm-Bereich, und die Schauburg ist an dieser
Das Jahr 2008 neigt sich dem Ende zu, wir haben Stelle das führende Kino, um „das Banner zu tra-
Oktober. Es ist wieder Zeit, von nun an weniger Zeit gen“; fast jeden Monat werden alte 70mm-Filme
im Freien zu verbringen und nach Drinnen zu gehen. vorgeführt. Wie gut, schlecht, lang, kurz, verblichen
Heute können wir zurückblicken und darüber nach- oder muffig (von Essig) die alten Klassiker auch sind,
sinnen, dass seit der Präsentation von Todd-AO in interessiert man sich anscheinend zunehmend dafür,
Europa, 1956 auf der Photokina in Köln, mehr als 50 diese Filme wieder in einem Kino anzusehen. Die
Jahre vergangen sind. Sechs Monate später waren Schauburg stellt sich dieser Herausforderung und
die ersten beiden 70mm-Kinos betriebsbereit: das präsentiert dieses Jahr eine fantastische Auswahl
Adriano in Rom und das Savoy in Hamburg. Der von Titeln, einschließlich von Dramen, Musicals,
Premierenfilm „Oklahoma!“ fand großen Anklang, und Reiseberichten, Naturanimationen, religiösen Epen
bald besaß jede große Stadt in ganz Europa minde- und Komödien. Und all das in den lang vergessenen
stens ein Todd-AO-Kino. Markennamen, die alle 70mm-Fans schätzen: Todd-
AO, MCS-70 Superpanorama, Super Panavision 70,
Der wirklich große Aufschwung für 70mm kam nach DEFA 70, Cinestage, Dimension 150 und ARRI 765.
den Premieren von Todds „In 80 Tagen um die Welt“ Und natürlich wird alles in 6-Kanal Todd-AO-Stereo,
und „Süd Pazifik“ von Fox. Die Filme waren so erfolg- 70mm-Dolby-Stereo, DTS 70mm-Special-Venue und
reich, dass das Vertrauen der Kinobesitzer in 70mm 35mm 4-Kanal-Cinestage mit Perspecta-Decoding
gefestigt wurde; also baute man nach diesen Filmen vorgeführt.
zahlreiche neue Kinos mit Großleinwänden und einer
hochmodernen Projektion. Die folgenden 10 Jahre Ich freue mich in diesem Jahr besonders, unsere
waren das goldene Zeitalter von 70mm und 6-Kanal- Ehrengäste zu begrüßen. Sie waren alle Pioniere im
Stereoton. Großformatbereich. Walter Siegmund, eine Todd-AO-
Berühmtheit, wird seine Erinnerungen am Sonntag
Ein Jahrzehnt später war der Glanz von 70mm Super- mit uns teilen. Und mehrere MCS-70 Superpanorama
Produktionen etwas verblasst, um Platz für Filme mit Pioniere, einschließlich der Kameramänner Heinz
einem neuen visuellen Stil zu machen. Man brauchte Hölscher und Gerhard Fromm, werden das Festival
kein 70mm mehr, und Großleinwände wurden zu hun- besuchen und von ihren Erinnerungen berichten.
derten geopfert, zugunsten der ersten Kinokomplexe Ole Mads Sirks Vevle ist aus Norwegen eingeflogen,
mit mehreren Vorführsälen. Dies geschah oft in Eile, um hier am Sonntag die Weltpremiere seines neuen,
einfach durch die Zerstückelung von Kinos und deren 4-minütigen 70mm-Kurzfilms vorzuführen.
Aufteilung in kleinere Vorführsäle mit weniger Sitzen
und kleineren Leinwänden, so dass das Ergebnis Das Todd-AO Festival feiert das Großformat und bie-
häufig ganz und gar nicht attraktiv war. tet eine einzigartige Möglichkeit, einige der Klassiker
zum ersten oder zum x-ten Mal zu sehen, so wie sie
70mm wurde eingemottet, versteckt und fast ein ursprünglich gesehen werden sollten -- in einem Kino
Jahrzehnt lang vergessen, als das Super-Format auf einer großen, gebogenen Leinwand. Ich heiße Sie
1977 plötzlich mit dem Aufkommen von Dolby- alle im Namen des Schauburg Kinos zum 4. Todd-
Stereo wieder eingeführt wurde. 70mm erlebte ein AO-Festival willkommen.
15 Jahre langes Revival, das aber leider 1993 mit der
Einführung des Digitaltons fast über Nacht endete. Genießen Sie die großartigste(n) Vorführung(en) in
Todd-AO.
Ironischerweise erlebte 70 mm dank des Wachstums
in den Bereichen Homevideo, DVD und Blu-ray eine Thomas Hauerslev
begrenzte Renaissance in ausgewählten Kinos auf
der ganzen Welt. Verleiher entdeckten neue Prints
ihrer klassischen 70mm-Produktionen und stellten
sie für öffentliche Vorführungen zur Verfügung. 20th
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
70mm was mothballed, hidden, and almost forgot- Enjoy the greatest show(s) in Todd-AO
ten for nearly a decade when suddenly, the super
format was re-introduced 1977 when Dolby Stereo Thomas Hauerslev
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
störend erscheinen lassen, als es die eigentliche M.C.S.-Story Format 1:1,37 genutzt, und nur
bei Cinerama der Fall ist.4 – mit einer Meldung aus dem die Amerikaner drehen ausge-
Branchenblatt »Film-Echo/ wählte Großfilme in Todd-AO
Der erste und einzige in Filmwoche«: oder Super Panavision.
Cinemiracle gedrehte Film ist Zu dieser Zeit wird der Kinomarkt
WINDJAMMER, natürlich ein »Für die Auswertung der für europäische Produktionen
»Travelogue«, produziert von Cinemiracle-Filme in Deutschland enger, die nur im eigenen Land
Louis de Rochemont, der bereits ist die Fa. Modern Cinema bzw. Sprachraum auswertbar
CINERAMA HOLIDAY (1955) Systems K.G. (M.C.S.-Film sind, und viele Produzenten
und den Kurzfilm THE MIRACLE K.G.), München 13, Türkenstr. sehen Koproduktionen als
OF TODD-AO (1956) überwacht 89, gegründet worden, die einzigen Ausweg, bei denen
hat. Regie führt sein Sohn, auch die leihweise Überlassung Stargagen und Produktionsetats
Louis de Rochemont III. Nach der Apparatur für den ›Royal- auf mehrere Länder und
WINDJAMMER wird Cinemiracle Filmpalast‹, München, ver- Produktionsfirmen aufgeteilt
von Cinerama Inc. aufgekauft, mittelte, der damit als erstes werden. Das 70-mm-Format
die Dreistreifenproduktion deutsches Lichtspieltheater mit seinem äußerst scharfen
endet nach HOW THE WEST eine Cinemiracle-Anlage erhielt, und detailreichen Bild bietet sich
WAS WON mit der Umstellung nachdem in das gleiche Theater als ideales Medium für weltweit
auf 70-mm-basierte ein- bereits vorher die erste Todd- vermarktbare Stoffe mit beein-
streifige Verfahren wie Ultra AO-Anlage in Deutschland ein- druckenden Schauwerten an.
Panavision, Todd-AO oder Super gebaut worden war.«6 Allerdings gibt es keine eigene
Panavision. Die beeindruc- europäische 65/70-mm-Technik,
kende Tiefenwirkung und den Im deutschen Presseheft tritt die es stehen nur amerikanische
Cinerama-eigenen »participati- Firma als »M.C.S.-Filmverleih« Kamerasysteme zur Verfügung,
on effect« gibt man zugunsten auf. Die deutsche Auswertung deren hohe Leihmieten und
traditioneller Gestaltungsmittel von WINDJAMMER erweist sich Lizenzgebühren europäische
und besserer Kompatibiltät als großer Erfolg, allein in Berlin Produzenten nicht bezahlen
mit der marktüblichen 35-mm- sehen in den ersten 30 Wochen wollen oder können. Lediglich
Auswertung.5 über 400.000 Besucher den Technirama, ein auf Vistavision
Film, in Essen über 370.000. basierendes Verfahren mit quer-
Interessanterweise dauert es laufendem 35-mm-Film, hat
trotz des großen Erfolges recht Kapitel 2: sich in Europa als hochwertiges
lange, bis Cinerama-Filme in Der Erfinder Großformatsystem etablieren
Deutschland zu sehen sind. können. Bei der Entwicklung
THIS IS CINERAMA (1952) Anfang der 1960er Jahre haben und Kopienfertigung bleibt der
wird erst sieben Jahre nach sich nach einem Jahrzehnt Produzent gleichwohl an die
der US-Premiere, nämlich dramatischer filmtechnischen Technicolor-Kopierwerke in Rom
am 29. April 1959 im Berliner Entwicklung die Wogen ein oder London gebunden.7
»Capitol«-Theater, uraufgeführt. wenig geglättet. Neben dem Der europäische Film tritt gewis-
Die Cinemiracle-Produktion international genormten ana- sermaßen die Flucht nach vorn
WINDJAMMER läuft hierzulan- morphotischen Scope (1: 2,35) an, man will herauskommen
de bereits seit dem 15.7.1958 und den Kasch-Breitbildformaten aus der zersplitterten nationa-
(Premiere im Münchner »Royal- (1:1,66 und 1:1,85) wird weiter- len Produktion und hinein in
Palast«). Und hier beginnt auch hin das klassische »Academy«- die Arena der multinationalen
blemloses Zusammenschneiden ren Field Camera den Vorzug Streifens anzuknüpfen gedenkt.
mit Szenen, die in anderen 65- gibt. Durchgehend mit (engli- Bei Cinemiracle Productions Inc.
mm-Verfahren gedreht worden schem) Originalton und mit den ist man darüber nicht erbaut
sind. Studiokameras gedreht wird sel- und geht gerichtlich gegen die
ten, beispielsweise bei SAVAGE Münchner vor:
Als Zwischenlösung für PAMPAS.
synchrone Tonaufnahmen »Flying Clipper in England
entsteht zunächst ein einfa- Kapitel 3: gestoppt
ches Blimpgehäuse, um das Rund ums Mittelmeer
Laufgeräusch der Field Camera Die amerikanische Cinemiracle
(vergleichbar etwa dem einer Im Jahr 1961 sind Filmbilder aus International Picture Inc. hat in
35-mm-Arriflex IIB) zu dämpfen. fernen Ländern und mit exoti- London eine bis zum 2. Oktober
Die Bedienung der Kamera im schem Flair noch eine Attraktion 1962 befristete Verfügung
Blimp erweist sich aber als zu im Kino. Kultur- und Reisefilme erwirkt, die es der MCS-Film
umständlich, weshalb dieser nur wie etwa Hans Domnicks zwei- KG, München und Rudolf
selten zum Einsatz kommt. Jan teiliger TRAUMSTRASSE DER Travnicek gerichtlich untersagt,
Jacobsen arbeitet inzwischen an WELT (1958/61) sorgen für volle den Film ›Flying Clipper‹ weiter
einer selbstgeblimpten M.C.S. Kassen. Bereits Cinerama trans- zu produzieren, zu kopieren
Studiokamera, die erstmalig bei portierte die Amerikaner virtuell oder aufzuführen. Durch die
Aufnahmen zu ONKEL TOMS zu den Sehenswürdigkeiten Verfügung werden vor allem die
HÜTTE erprobt wird und bei der Alten Welt, bevor der Fern- Kopierarbeiten bei Technicolor
DER KONGRESS AMÜSIERT und Massentourismus das real in London unterbrochen. Die
SICH als reguläre Hauptkamera übernahm: THIS IS CINERAMA Cinemiracle, eine Tochterfirma
Verwendung findet. Das hakte sozusagen alle verbindli- der Cinerama Inc., wirft Rudolf
Greiferwerk der Studiokamera ist chen Stationen einer „Europa- Travnicek vor, er habe mit seinem
mit dem der Field Camera iden- in-sechs-Tagen“-Pauschalreise Projekt ›Flying Clipper‹ vertragli-
tisch, nur sorgt das gedämmte ab: Rom, Venedig, Wien – dabei che Vereinbarungen gebrochen,
Gehäuse für nahezu lautlosen waren Verdi-Oper, Papstaudienz die er bei Übernahme des Films
Betrieb. Insgesamt wurden drei und die Wiener Sängerknaben ›Windjammer‹ vor einigen Jahren
dieser M.C.S.-Studiokameras inbegriffen. eingegangen sei.«
und sechs Field Cameras gebaut. Ein Reisefilm kommt nicht nur (FILM-ECHO/FILMWOCHE
ohne teure Stars aus, sondern 70/1962, S. 5)
Nahezu alle in M.C.S.-70 bietet auch zahllose visuelle
gedrehten Filme sind multinatio- Gelegenheiten, die 70-mm- Bald darauf kommt es zu einem
nale Koproduktionen, bei denen Technik dem Publikum ebenso Vergleich, wobei M.C.S. den
Schauspieler aus verschiede- wie anderen Produzenten und Filmtitel in FLYING CLIPPER
nen Ländern in ihrer eigenen Filmemachern eindrucksvoll zu – TRAUMREISE UNTER
Landessprache spielen oder demonstrieren. Angekündigt WEISSEN SEGELN ändert15
nur akzentbehaftetes Englisch wird das Vorhaben unter dem und Cinemiracle bzw. National
sprechen. Deshalb wird in der Arbeitstitel WINDJAMMER – 2. Theatres Inc. stillschweigend die
Regel nachsynchronisiert, wobei REISE14, womit die M.C.S. an US-Auswertungsrechte überläßt.
man dann der bewegliche- den Erfolg des Cinemiracle- Im englischsprachigen Raum
Dreharbeiten zu „Savage Pampas“ Dieter Gäbler (mitte), DoP Manuel Berenguer (links) Dieter Gäbler (links)
10 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
läuft die M.C.S.-Traumreise als besucht auch die Besatzung Kopiermöglichkeit für 65-mm-
MEDITERRANEAN HOLIDAY, der »Flying Clipper« einen US- Negativ und 70-mm-Kopien,
Der Entertainer Burl Ives spricht Flugzeugträger und bestaunt die da kein Kopierwerk die zusätz-
den Kommentar der englischen »schwimmende Festung«16. lichen Investitionen tätigen will.
Fassung und singt verschiedene Entwicklung und Kopierung von
»Ballads of the Sea«. FLYING CLIPPER wurde ohne FLYING CLIPPER (»Eastman
Synchronton aufgenommen, Color«-Farbnegativ) findet also
Jacobsens Field Camera, in die wenigen Dialogpassagen zunächst bei Technicolor Ltd. in
sechs Exemplaren an verschie- sind stumm gedreht und London statt, wo man sämtli-
denen Drehorten im Einsatz, nachsynchronisiert. Für che Sonderformate verarbeiten
erweist sich während der acht- einige Einstellungen, zum und umkopieren kann. Spätere
monatigen Drehzeit als robust Beispiel im ägyptischen »Tal M.C.S.-Produktionen werden
und zuverlässig. Jeder denkbare der Könige«, kam auch Jan auf dem Kontinent bearbei-
Bewegungseffekt wird ausge- Jacobsens ultraleichte 65- tet: Eine Arbeitsgemeinschaft
kostet: Die Kamera fährt mit mm-Prototypkamera noch mehrerer französischer
einem Damen-Motorrollerclub einmal zum Einsatz. Eine Field Kopierwerke und Tonstudios17
über kurvige Küstenstraßen Camera kehrt übrigens von bietet unter dem Namen
Dalmatiens, brettert auf Gokarts der Reise nicht zurück: Sie »Les Laboratoires Français«
montiert über Betonpisten und fiel über Bord und liegt wohl und dem Markennamen
fängt, unter die Tragflächen einer bis heute auf dem Grund des SUPER PANORAMA alle zur
»Do 27«-Propellermaschine mon- Mittelmeers– hier zahlte sich die Breitfilmbearbeitung nötigen
tiert, eine Vielzahl eindrucksvoller Geräteversicherung einmal aus. Dienstleistungen an18. Später
Luftaufnahmen ein. Gerade diese richtet auch Fotofilm S.A. in
von Heinz Hölscher gedrehten Kapitel 4: Madrid 65-mm-Entwicklung
Luftbilder machen den Film Das Paket wird geschnürt und 70-mm-Positivkopierung,
heute sehenswert, denn sie Magnetbespurung ein.19
zeigen Landschaften rund ums FLYING CLIPPER findet nicht
Mittelmeer, die sich mittlerwei- nur beim Publikum Anklang, Das Kopierwerk fertigt
le durch Besiedelung, neue sondern überzeugt auch als vom entwickelten 65-mm-
Verkehrswege und nicht zuletzt eindrucksvolle Demonstration Kameranegativ verkleinerte 35-
durch den Massentourismus völ- des Kamerasystems. Rudolf mm-Kopien im CinemaScope-
lig verändert darstellen. Englberth erklärt, man müsse Format, die als Bildmuster und
das Filmerlebnis so über- Arbeitskopie dienen. Die spätere
Ein ausgesprochen pathetischer wältigend machen, »daß der Licht- und Farbkorrektur erfolgt
»Voiceover«-Kommentar verbin- Zuschauer Film und Fernsehen anhand kurzer Kopierproben.
det die einzelnen Episoden – der überhaupt nicht mehr in einem Für ausgewählte Großkinos
Schauspieler Hans Clarin ist Atem nennt.« entstehen 70-mm-Positive
bereits Sprecher des deutschen Der nächste logische Schritt (1:2,21) als Kontaktkopien vom
WINDJAMMER-Kommentars besteht darin, Produzenten eine Kameraoriginal, für die norma-
gewesen. Die Parallelen zum technische Gesamtlösung für die len 35-mm-Theater reduziert
ersten Film sind mehr als auf- Breitfilmproduktion anzubieten. In man das Breitfilmbild über ein
fällig: Wie die norwegischen Deutschland gibt es damals (wie 35-mm-Internegativ mit seit-
Kadetten der »Christian Radich« heute) keine Entwicklungs- und licher Pressung und leichtem
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 11
Beschnitt auf das verbreitete Erfahrungen mit Koproduktionen mm-Kameraarbeit liegt in den
CinemaScope-Format (1:2,35). hat. Wie man in diesen Jahren Händen von Heinz Hölscher,
die Möglichkeiten des deutschen dank dessen durchdachter
Wer das M.C.S.-System für seine Kinofilms sieht, illustriert dieser Licht- und Bildgestaltung der
Produktion mietet, bekommt Auszug aus einem Interview mit Film Aufnahmen von bemerkens-
nicht etwa nur die Kameras, Aldo von Pinelli: werter Raumtiefe und Plastizität
sondern auch ein Team versierter aufweist, die der Wirkung des
Kameratechniker und –assistenten, »Ich bin der Auffassung, daß amerikanischen Todd-AO-
welches nicht nur die Jacobsen- kleine deutsche Filme keine Systems in nichts nachstehen.
Technik bis zur letzten Schraube Chancen mehr haben und Auch das konzentrierte, stark
kennt, die Technik am Drehort weder im In- noch im Ausland zurückgenommene Spiel von
bedient und wartet, sondern als Konkurrenz gegen das Herbert Lom und O.W. Fischer
nach Vorgaben des jeweiligen Fernsehen bestehen kön- nimmt für den Film ein.22 Dem
Chefkameramanns auch eigen- nen. Damit ergibt sich die positiven Gesamteindruck wirkt
verantwortlich Second-Unit- Notwendigkeit, größer einzu- allerdings die uninspirierte und
Material drehen kann. steigen und einen nach jeder effekthascherische Musik von
Richtung interessanten Film Peter Thomas entgegen, die für
Als erste Spielfilme entstehen zu machen. [...] Das 70-mm- heutiges Publikum nur unfrei-
der Märchenfilm SHÉHÉRAZADE Verfahren wird der Weite des willig komisch und befremdlich
(F/I/E 1963), der Mantel-und- Films und dem Volumen sei- wirkt. Produzent Pinelli scheint
Degen-Stoff LA TULIPE NOIRE ner Schauplätze hervorragend sich nicht darüber im Klaren
(F/I/E 1963) und nach Karl- gerecht, es drückt die Weite des gewesen zu sein, wie sehr schla-
May-Motiven der Euro-Western Films aus und vermittelt eine gerartige Arrangements und
OLD SHATTERHAND ( BRD/F/I Impression, die das Fernsehen Gesangseinlagen mit groteskem
1963/64) unter Beteiligung von nie erreichen kann.«20
Artur Brauners CCC-Film.
Bei M.C.S. hat man inzwischen ONKEL TOMS HÜTTE (BRD/I/YU
den Musik- und Filmproduzenten 1965) ist ein solcher Versuch,
Aldo von Pinelli ins Boot geholt, durch Bündelung europäischer
der die Finanzierung der Ressourcen der Übermacht des
nächsten Eigenproduktionen amerikanischen Kinos etwas
übernimmt. Seit den dreißi- entgegenzusetzen. Gedreht
ger Jahren ist Pinelli nicht nur wird der Südstaaten-Stoff
gefragter Drehbuchautor und vornehmlich in Jugoslawien,
Textdichter, sondern hat mit dessen Landschaften hier
seiner Firma Melodie-Film auch echter wirken als der »Wilde
Kinofilme mit Freddy Quinn Westen vom Balkan« in den
und den Wolfgang-Staudte- Karl-May-Filmen21. Regie führt
Film MADELEINE UND DER Géza von Radvanyi, der neben
LEGIONÄR (1954) hergestellt. vielerlei Routinejobs auch die
Die eigentliche Überwachung der gelungene Neuverfilmung von
M.C.S.-Produktionen übernimmt MÄDCHEN IN UNIFORM (BRD/F
Georg M. Reuther, der bereits 1958) inszeniert hat. Die 70-
„Wehrhafte Schweiz“ Robert Gaffney (links),
Regisseur John Fernhout (rechts)
12 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Oben links: MCS-70 Kamera in Blimp Alle Fotos Dreharbeiten zu „Wehrhafte Schweiz“
Bildformat 52,5x23mm
Anm.: Der im Kino projizierte Ausschnitt ist etwas kleiner, um die
Negativ-Klebestellen nicht sichtbar werden zu lassen. Die beiden innerhalb der
Perforation liegenden Magnetpisten decken das auf dem Film sichtbare Bild
seitlich ebenfalls ab.
Anm.: Das 17½-mm-Weitwinkel stand nicht von Anfang an zur Verfügung, wurde
um 1966 erstmals eingesetzt. Bis dahin war die kürzeste Brennweite 21mm. Laut
Dieter Gäbler wurde das 37mm kaum eingesetzt, da es ein sichtbar »weicheres«
Bild erzeugte. Die Brennweitenangaben variieren in zeitgenössischen Texten um
1-2mm.
Antrieb Als Grundmotor dient der frei regelbare Motor, zusätzliche Motore
(z.B. Synchronmotor) können an diesen angesetzt werden.
Pilottongenerator für synchrone Tonaufnahme.
Betrieb mit 16-Volt-Batterien
Anm.: Die Gewichtsangaben sind unterschiedlich, für die Kamera ohne Kassette
werden minimal 12 kg, maximal 15 kg angegeben, drehfertig mit großer 300m-
Kassette und Filmmaterial minimal 19 kg, maximal 25kg. Eine Gelegenheit zum
Nachwiegen ergab sich bislang leider noch nicht.
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 17
1 3 4
Blick durch die Objektivfassung (1) auf die M.C.S. 65mm Field Camera mit Transportkoffern
Filmbahn: In der Bildmitte wird die Unterkante des und angesetztem Magazin.
Bildfensters (3) sichtbar, das von der Spiegelblende
(2) halb verdeckt wird. Der Umlaufspiegel reflektiert
die Mattscheibe (4) des geöffneten Suchers.
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6
Blick auf die Filmbahn, sichtbar sind die beidseiti- Kamera geschlossen mit Sucherlupentür, links
gen Transportgreifer (5) und die beiden Sperrgreifer neben dem Objektiv folgt die Form des Gehäuses
(6), die während der Belichtung den Film stabilisie- der schrägstehenden Spiegel-Umlaufblende
ren.
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Kamera geöffnet: Mattscheibe (4) bei abgenom- Wir danken sehr herzlich M. Jean-René FAILLIOT,
mener Sucherlupe im 90°-Winkel zur Filmbahn; Kopierwerk Gulliver-Arane, Paris, der die
Transportgreiferwerk (7) mit Entriegelung (9), kom- Fotoaufnahmen der MCS-70 Kamera anfertigte und
binierte Vor/Nachwickel-Zahntrommel (8), Anschluß uns zu Verfügung stellte.
für Filmkassette (10)
Chapter 1:
Dream Journeys Across the
Triptych Screen
At the start of it all was the
three-strip Cinerama process,
which, since 1952’s THIS IS
CINERAMA, had been impres-
sing cinema audiences with
spectacular travel shots from all
around the world. The panorama
projection, with its deep-focus,
high-resolution and all-around
vision-effect, and the full-range
seven-track magnetic sound,
treated the public to a more
intense cinematic experience
than had been possible with the
standard1:1.37 Academy for-
mat. All the new formats which
were, in the years that followed,
unleashed on film-makers, cine-
ma operators and the cinema-
going public tried more or less
closely to imitate the immersive
effect of Cinerama, while choo-
sing not to adopt the three-strip
method of filming and projection.
CinemaScope was known as
»the poor man’s Cinerama«,
able as it was to be used on
the basis of the already-current
35mm technology – although
the phrase is a misnomer insofar
when the cinema chain National films in this format could also 400,000 people went to see
Theatres Inc. introduced, tog- be seen in Germany. THIS IS the film in its first 30 weeks. In
ether with the Smith-Dietrich CINERAMA (1952) received its Essen, it was over 370,000.
Co., a widescreen process which European première only seven
also worked with three strips of years later, namely on 29th of Chapter 2:
film and which they designated April 1959 in Berlin’s Capitol The Inventor
Cinemiracle. Certain technical Theater. The Cinemiracle pro-
variations were aimed at making duction WINDJAMMER had At the beginning of the 1960’s,
the dividing lines between the at this time been showing in after a decade of dramatic
three individual panels of the Germany since 15th of July 1958 changes in film technology, the
three-part panorama image less (première in Munich’s Royal- storm of innovation began finally
noticeable to the audience than Palast). It is also in Munich that somewhat to subside. Besides
they were in Cinerama projec- there begins the M.C.S. story the internationally standardized
tions. – with a quotation from the CinemaScope anamorphic pro-
cinema industry periodical Film- cess (2.35:1) and the spherical
The only film ever shot in Echo/Filmwoche: matted widescreen formats
Cinemiracle was WINDJAMMER (1.66:1 and 1.85:1), use conti-
– a travelogue, of course, pro- »It was in order to make it nued to be made of the classic
duced by Louis de Rochemont technically possible to present Academy format (1.37:1) After
III., who had already come to Cinemiracle films in Germany ONE EYED JACKS in 1961,
attention as producer of the that the company Modern Vistavision disappeared as a
earliest Cinerama films. After Cinema Systems K.G. (M.C.S.- production format. In the United
WINDJAMMER; Cinemiracle was Film K.G.) was established in States, MGM finally produced, in
simply bought up by Cinerama Munich (at Türkenstrasse 89). cooperation with Cinerama, two
Inc. Three-strip film production It was also this company that feature films in three-strip format
ended after HOW THE WEST arranged the loaning-out of the and these enjoyed successful
WAS WON with a general move necessary projection equipment runs in cinemas. No further
to single-strip processes based to Munich’s Royal-Filmpalast. »true« Cinerama productions
on the 70mm format (Ultra The Royal thereby became were, however, undertaken after
Panavision, Todd-AO, Super the first cinema in Germany to these.4
Panavision). This meant a sac- receive a Cinemiracle projection
rificing of the impressive »depth system – and this only shortly Since by this time a large
effect« of the former processes after the first Todd-AO system in number of European cinemas
– finding supreme expression in Germany also had been installed had been equipped to pre-
Cinerama’s unique »participation in this very theatre.«3 sent 70mm films, and since
effect« – in favour of traditional European producers were, for
shooting techniques which were In the material on the film economic reasons, increasingly
more compatible with the 35mm released to the German press, interested in elaborate cinematic
presentation dominant, then and the company presented itself co-productions, there seemed
now, on the market. under the title »M.C.S Film indeed to exist a real need for
Distributors«. The German pre- a European wide film process.
Interestingly enough, despite sentation of WINDJAMMER It was a happy chance, then,
the great success of Cinerama, proved, moreover, to be a great that brought together, just at
it took quite some time before success. In Berlin alone over this point, the Modern Cinema
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 21
hand-held camera, but still signi- speed was 40 frames a second problem intercutting with scenes
ficantly lighter than the massive and both a synchronous motor which had already been shot
Mitchell apparatuses which were and a variable speed motor were using other 65mm processes.
usually used in Todd-AO and available.
Super-Panavision production. As an interim solution for syn-
Jacobsen selected high-quality Film professionals were espe- chronous sound shooting there
lenses originally designed for cially impressed by the compact was a simple blimp housing, in
medium-format still photography rotating mirror reflex viewfinder order to dampen down the run-
which easily covered also the which showed with absolute pre- ning noise of the Field Camera
65mm-format camera film gate cision the image that was about (more or less comparable to
without vignetting. Later, there to be shot. Many other wide-film that of a 35mm Arriflex IIB). The
was added a 17,5mm wide- and large-format cameras were thus-blimped cameras, however,
angle lens newly developed by equipped only with »rack-over« proved awkward to operate,
Jacobsen, which permitted shots finders, or with parallax-corrected which led to the blimp housing’s
similar to those 128 degree wide side-attached viewfinders which being used only sporadically.
shots made with the famous allowed less than perfect control Jan Jacobsen, meanwhile, was
Todd-AO »Bugeye« lens but of framing and no control at all of working on the »self-silenced«
which was so small that it could focussing while the camera was M.C.S. Studio Camera, which
be used without difficulty in running.9 was first tried out on certain
action shootings of all types. The comparatively light Field scenes UNCLE TOM’S CABIN
Cameras were, in many shooting and was finally applied as regular
The Field Camera was able to situations, superior to the more main camera in CONGRESS
accommodate magazines for massive American 65mm came- OF LOVE. The movement of the
either 500 or 1000 feet of film, ras10, and high-precision claw Studio Camera was identical with
so shooting-times of up to 8 movement and optical system that of the Field Camera, the only
minutes were possible without which Jacobsen had designed difference being that the padded
mag-change. The maximum meant there was absolutely no housing allowed it to operate
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 23
almost noiselessly. Three such of the earlier Cinemiracle film. shots. It is above all these aerial
M.C.S. Studio Cameras were Cinemiracle Productions Inc. images, shot by Heinz Hölscher,
built in all. were naturally less than pleased that make the film still worth
with this manoeuvre and began seeing even today, because they
Almost all the films made in legal proceedings against the form records of landscapes in
M.C.S.-70 were multinational Munich firm. the Mediterranean area which,
co-productions in which the due to new house- and road-
actors, originating from different Flying Clipper Has Its Wings construction and also due to
countries, either played their Clipped In England mass tourism, are today altered
roles in their own languages or almost beyond recognition.
spoke a accented English unac- »The American firm Cinemiracle
ceptable for direct use. For this International Pictures Inc. has A rather pompous voice-over
reason, the films were usually succeeded, in London, in win- commentary links the various
dubbed, another reason to prefer ning a court injunction – enjoying episodes, spoken by German
the more mobile Field Camera. legal force up until 2nd October actor Hans Clarin who had
Only rarely, as for example on 1962 – preventing the MCS Film already provided the narration for
SAVAGE PAMPAS, was a film Company, Munich, and Rudolf WINDJAMMER. And indeed, the
produced throughout with origi- Travnicek from continuing to parallels to the first film are more
nal (English) dialogue and sound produce, print or publicly pre- than striking. The Norwegian
and using the Studio Cameras. sent the film ›Flying Clipper‹. cadets of the »Christian Radich«
This injunction will prevent, had paid a visit to a US aircraft
Chapter 3: above all, any further proces- carrier – which must also, of
Around The Mediterranean sing and printing work on the course, be admired by the crew
film at Technicolor in London. of the »Flying Clipper«11.
In the years1961/62, images Cinemiracle, a subsidiary of
from distant countries with an Cinerama Inc., accuses Rudolf FLYING CLIPPER was not
exotic charm were still something Travnicek of having breached, made with synchronous sound.
for which the cinema-goer was with his project ›Flying Clipper‹, The few passages of dialogue
willing to shell out money at the certain contractual agreements were post-dubbed. On some
box office. Already with Cinerama which he had entered into some takes, for example those in the
the widescreen cinema experi- years ago on taking over the film Egyptian »Valley of the Kings«,
ence afforded many Americans ›Windjammer‹.« Jan Jacobsen’s ultra-light 65mm
a kind of virtual presence at all (Film-Echo/Filmwoche 70/1962, handmade prototype came-
the wonders of the world before p. 5) ra was used again. Moreover,
mass international tourism was this was a journey from which
able to offer them a real pres- A short time later, the parties to one of the Field Cameras was
ence there: THIS IS CINERAMA the dispute were able to reach destined never to return. It fell
made, as it were, a perfunctory a settlement. M.C.S. changed overboard and must be assumed
stop at every item on the com- the German title to FLYING to be lying on the bed of the
pulsory itinerary of an all-inclusive CLIPPER – TRAUMREISE Mediterranean to this very day
»Europe-In-6-Days« tour: Rome, UNTER WEISSEN SEGELN and – a confirmation, at least, of the
Venice, Vienna – with the obliga- yielded the US distribution rights wisdom of having secured pro-
tory Verdi opera, audience with for the film to Cinemiracle, or per equipment insurance.
the Pope or a few bars from rather to National Theatres Inc.
the Vienna Boys’ Choir thrown In English-speaking countries, Chapter 4:
in at each respective halt on M.C.S’s Traumreise, or »dream Tying Up The Package
the journey. Films about foreign journey«, was shown under the
lands and exotic cultures, such title MEDITERRANEAN HOLIDAY. FLYING CLIPPER not only enjoy-
as Hans Domnick’s two-part Burl Ives did the voice-over com- ed a certain success with the
travel film TRAUMSTRASSE mentary for the English version public but also served impressi-
DER WELT (DREAM ROAD OF and sang »Ballads to the Sea«. vely to demonstrate the merits
THE WORLD) drew crowds of the new process. The next
of people into the cinema. In Jacobsen’s Field Camera, six of step, then, was to secure for
producing atravel film, M.C.S. which were used in the shooting producers a package that would
would require no expenditure on of the film at a whole series of meet all their technical needs as
stars but the format would offer different locations, proved to be regards large-format film pro-
a whole range of opportunities robust and reliable. The most duction. In Germany there were
to demonstrate the new 70mm was made of every possible at the time, as indeed there still
camera system not only to the movement effect. The camera are not, any facilities for 65mm
public but also to other produ- accompanied a ladies’ motor processing and 70mm release
cers and film-makers in the most scooter club along the winding printing, since no film lab was
spectacular manner. Such a coastal roads of Dalmatia, went willing to make the additional
film was now announced under shooting along concrete runways investments required. The pro-
the working title WINDJAMMER mounted on go-karts, and cap- cessing and printing work for
– PART TWO, a name by means tured, strapped below the fuse- FLYING CLIPPER (Eastman
of which M.C.S. was clearly lage of a Dornier Do27 plane, a Color negative and positive
aiming to exploit the success whole series of astonishing aerial stock) was consequently done
24 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
of routine journeyman jobs, had that the attempt was underta- se of its minimal weight and
also been responsible for the ken to produce something that compact construction. And
artistically successful remake looked like standing a chance of sometimes there was simply no
of MÄDCHEN IN UNIFORM being acceptable to everyone: a alternative. One could not, for
(BRD/F 1958). The 70mm cine- combination of traditional narrati- example, make use, in a Todd-
matography was in the safe ve cinema with »sure-fire« stories AO production, of the compact
hands of Heinz Hölscher, thanks meeting international standards, 65mm handheld or field camera
to whose carefully considered spiced up wherever possible introduced by by Panavision in
forming of light and image the with a few set pieces oriented 1960/61, because Panavision
film displays shots of a remar- specifically to the youth market. always insisted on its name alone
kable spatial depth and plasticity This appeared at the time to be a appearing in the credits.
which need fear no comparison viable solution.
with the effects achieved by the This complex combination of There can be no doubt that the
American Todd-AO system. The intentions is also perceptible in M.C.S. images which have been
concentrated, understated per- CONGRESS OF LOVE, whose seen by the greatest number
formances by Herbert Lom and »framing story« in the wax of cinema-goers worldwide are
O.W. Fischer also speak strongly museum provides the film with those filmed in 1965 for THE
in the film’s favour. The generally a certain ironic distance from SOUND OF MUSIC (1965)
positive impression that the film historical and costume dramas of under the supervision of the
still makes is compromised, the traditional type and also per- M.C.S. technician Peter Rohe.
admittedly, by the uninspired, mits, as if purely incidentally, the Just like the other well-known
clumsily melodramatic music of director to take his audience on work by director Robert Wise,
Peter Thomas, which sounds that roller-coaster ride which had WEST SIDE STORY (1960),
downright weird to an audience become almost obligatory since THE SOUND OF MUSIC opens
experiencing the film today. The the introduction of Cinerama and entirely without music, but rather
producer Pinelli seems not to Todd-AO. At the same time, the with quiet and deeply impres-
have been fully aware of how far choice of theme and the leading sive aerial shots of the Austrian
pop-style musical arrangements, actors clearly indicate the film mountain landscape above
and choral interludes that dis- to be one intended to attract a Salzburg. The camera plunges
played with grotesque unmista- public provenly appreciative of down onto a meadow, on which
kability all the signs of studio such a »better class« of cinema Julie Andrews is dancing and
recordings, must inevitably harm entertainment as KATJA, DIE singing »The Sound of Music«.
the quality of a dramatic film. UNGEKRÖNTE KAISERIN (F The film was shot in Todd-AO.
Interestingly enough, UNCLE 1959) or DAS GLAS WASSER But for the aerial shots taken
TOM’S CABIN was marketed in (BRD 1960). from a light Alouette helicopter
the USA in highly sensationalist no camera would do but the
manner as an exploitation movie It is an intriguing question
and repeatedly cut in the course whether Aldo von Pinelli would
of time, to a point where some have continued even in the later
versions ran only 78 minutes. 1960’s to produce further stories
in 70mm, and how exactly he
The next film produced by Pinelli, would have gone about it – but
CONGRESS OF LOVE (1966), this is something we will never
likewise attempted to appeal know. Pinelli died, aged only 55,
to as many different strata as at the end of 1967. The owner
possible of the cinema-going of M.C.S., Rudolf Travnicek, had
public by a combination of the already passed away in 1965,
most various stylistic elements aged only 44, while he was visi-
– some of which proved to be ting the construction site of two
not so smoothly combinable. It 70mm new roadshow theatres.
should be mentioned again here His wife, Hannelore Bollmann,
that the 1960’s were a period continued to run the company,
in which great uncertainty and but M.C.S. produced no more
anxiety reigned among film feature films.17
producers regarding what the
public actually wanted to see Chapter 5:
in cinemas. A part of the public Under Foreign Flags small M.C.S Field CameraI
was simply turning away from – which, satisfyingly, does inde-
the cinema altogether, its role From the very beginning, the ed receive proper billing in the
of day-to-day entertainment M.C.S. cameras had also been opening credits.
being increasingly taken over by popular with producers who
television, while the tastes of a were filming in other wide film No such formal recogniti-
younger and more aesthetically formats. Sometimes, a large- on, however, was given of
demanding audience seemed scale production had need of the camera’s use on the
as yet difficult to calculate. It more cameras than the film Todd-AO production THOSE
seemed that the once reliable rental house was capable of MAGNIFICENT MEN IN THEIR
recipes and genres of the past providing. Sometimes, M.C.S. FLYING MACHINES (1964) or on
could no longer be trusted, so equipment was preferred becau- the racing-driver movie GRAND
26 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
PRIX (1966), which brought the Army18 and was even nominated It is a little-known fact that
M.C.S. specialist Dieter Gäbler for an Academy Award. And M.C.S. teams were also invol-
and two Field Cameras to the SKY OVER HOLLAND (1966) ved in the making of Stanley
Formula 1 races in Monte Carlo and MOTION (1967)19 too are Kubrick’s outer-space epic
(a location already visited in veritable showcase films that 2001: A SPACE ODYSSEY
FLYING CLIPPER). In the »fea- serve to demonstrate the full (1965-68). They contributed
turette« documentary also filmed capabilities of the 65/70mm to the final phases of the film’s
at the time, it is possible to reco- format, featuring a whole range famous »Stargate« sequence
gnize, in several shots, beside of truly spectacular shots. On certain aerial shots of sunrise
the Super Panavision cameras, MOTION, in particular, the in America’s Monument Valley,
also the M.C.S. Field Cameras. resources of the Field Camera which were then processed in
But Panavision Inc.’s restrictive were tested to their very limit. post-production so as to alter
trademark policy strictly forbade Cameraman Robert Gaffney20 and distort their natural colours.
the producers to make any men- was not content just to mount It was indeed Robert Gaffney,
tion in the credits of any other his shooting equipment on every who was a personal friend of
manufacturer whose technology conceivable type of land and Kubrick’s, who had persua-
had been used. air vehicle. He also filmed the ded the director to use the
breathtaking formation parachute 65/70mm process to realize his
Also of technical and aesthetic jump of a group of skydivers – vision of the future. Kubrick was
interest are some short films something at that time never yet also planning to use 70mm on
which, quite aside from its use attempted in 65mm format and the film about Napoleon which
on feature films, were made with wide-angle lens. To achieve he wanted to make directly
with the camera for showings at this, an aerodynamically crafted after 2001 – but this project
national and international exhi- »drop capsule« was specially failed to receive the necessary
bitions. FORTRESS OF PEACE built, which, once the filming funding.
(1964) creates a very impressive work was completed, could also
visual record of an exhibition of land safely on the ground by
the military skills of the Swiss means of its own parachute.21
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 27
Chapter 6: putting the two stereo images the Norwegian short TANAKH
The Third Dimension, side by side with another on a BIBELEN AL-QURAN (2007).
and the Finale single strip of 65/70mm film.
The wide-aspect-ratio image In retrospect it is clear why the
The end of the 1960’s also saw required was achieved through M.C:S. format did not and could
the end of the great era of wide- anamorphic compression of the not yield any »mega-classics«
screen and large-format film pro- two stereo views, an operation which would have represen-
duction in Europe. The Zeitgeist in which Jacobsen was able to ted for European cinema what
was one inhospitable to the aes- apply all the experience he had LAWRENCE OF ARABIA, BEN-
thetic of large-format film, since gained with anamorphic cylindric HUR, AROUND THE WORLD IN
many young film-makers were optics. A special projection lens EIGHTY DAYS, SPARTACUS or
tending to repudiate, as one of called the »Stereo-Kinotar« on RYAN’S DAUGHTER represented
the ideological weapons in the the 70mm projector unsqueezed for the specific widescreen pro-
arsenal of an old-fashioned and both images, adding polarization cesses that were used to make
despised »Papa’s Kino«, precise- to each view and overlapping them. The M.C.S. technology,
ly the »breathtaking« potentialities both images on the silver screen, indeed, was fully developed
of the cinematic image. The so that viewers equipped with and well proven in practice, as
order of the day was naturalism pola-glasses were able to experi- is undeniable when one looks
and what was taken to be cine- ence a three-dimensional colour at the many vintage prints still
matic »authenticity«.22 moving image of high quality. available today. Europe, however,
The process was superior to lacked directors and producers
It was not only in the West but the double-strip 3D films of the who were able to give a content
also in the socialist states of the 1950’s inasmuch as here there to the massive framework that
East that the production of films was no unsteadiness or colour the process put at their disposal.
in panoramic and widescreen difference between left/right ima- But the M.C.S. films are for us,
formats dried up around this ges, and superior also to the sin- today, also a kind of time machi-
time. That is to say, the develop- gle-film »over/under« 35mm ste- ne that carries us back into a
ment was surely not one dictated reo formats in that the image still period of radical change, both
by economic considerations looked bright and clear despite in manners of production and in
alone. Technirama vanished as a the numerous light-absorbing forms of reception, within that
production format in 1967. The filters. For the stereoscopic work, interconnected system which we
number of CinemaScope films Filmtechnik Fromm in Munich nostalgically refer to as »cinema«.
fell sharply. Only the »economy« modified the viewfinder systems Beyond and aside from the fil-
format Techniscope-II succeeded of two of the three M.C.S. studio med stories themselves, the gen-
in maintaining a hold for a few cameras. res, and the evaluations of the
years longer. The few 70mm critics, there still remains a great
copies of new films presented WITH DEATH ON YOUR BACK deal to discover – and above all
in cinemas at this time were in (E/I/F 1967) was the first produc- to honour and appreciate in the
almost every case »blow-ups«, tion to appear in cinemas under craftsmanlike labours of all those
that is to say, optical enlarge- the trademark HIFI-STEREO whose creative work was, just
ments from the smaller 35mm 7023. There followed some shortly after its completion, so
format. Spanish horror films, such as LA unfairly and so undiscriminatingly
MARCA DEL HOMBRE LOBO dismissed and condemned by
After the release of two last (E1967), processed at Fotofilm the rising generation as a shallow
M.C.S. Superpanorama feature S.A. film laboratories in Madrid. and outmoded »Papa’s Kino«.
films, SAVAGE PAMPAS (E/ Best-known, however, was surely
ARG/USA1966) and DOCTOR the German 3D film LOVE IN 3D
COPPELIUS (E/USA1968), the (BRD 1972), which, in the most
European wide film system gra- various formats and conversions,
dually settled into dormancy and became a huge success world-
inactivity. It was, however, not wide.24
long before Rudolf Englberth
– who had already some years The beginning of the 1970’s saw
earlier brought Jan Jacobsen at least a provisional end to the
together with the financial backer era of large-format cinema, and
Travnicek – persuaded the same the HiFi-Stereo-70 system served
inventor to complete, using the in the following years only for the
existing M.C.S. cameras, an production of such special venue
improved 3D cinema process productions as films designed
that had been mentioned as for amusement parks and spe-
soon as 1962 as a next possible cial fair installations. Two of the
step for M.C.S. technology. M.C.S. Field Cameras were sold
to NASA, where they were used
Jacobsen was able, as it were to document rocket launches,
with a flick of the wrist, to solve and another is still in use today
every one of the problems that in the Gulliver/Arane 65/70mm
had hitherto been troubling ste- film lab, proving its worth again
reoscopic film-making, simply most recently in the shooting of see page 75
28 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
process. A marvellous contrast is the story told. His monothemati- viciousness. His character rather
brought out between the interior cally pulsating war themes stand recalls that portrayed by Klaus
shots in the narrow little houses in direct contrast to the roman- Kinski in “Aguirre, Wrath of God”
and the tiny village church and ticism of the music he provides – although Herzog’s film, in fact,
the exterior takes, with their for the scenes of peace. As for was made some two years later.
breathtaking panoramic views of Clavell, so for Barry the decisive
the Tirol’s Gschnitztal. In these principle is the objective one: time The locations: the film features
latter enormous vistas, the prot- and place, war and peace. The very few scenes shot in the stu-
agonists, whose concerns had score features no subjective leit- dio. The village in which it plays
seemed just a moment before, motifs for the individual protago- was one built in the Gschnitztal,
in the constricted spaces of their nists, no “love theme”. in the Tirol, between Trins and
homes and institutions, to be Gschnitz. Modern houses were
so overridingly important, seem The actors: Michael Caine hidden by means of camouflage
to shrink to mere details in the counts “The Last Valley” as one nets borrowed from the German
magnificence of Nature. There of his favourites among his films. military and the roles of extras
are also marvellous shots of the His role forms a wonderful coun- were taken on by real inhabi-
impenetrable surrounding forests, terpart to that of Omar Sharif. On tants of the village. The film’s
the fields of early-morning mist, the one side, the cold intellectual world première was then held in
the enchanting winter landsca- pragmatist who, like an animal, Innsbruck, close to the scenes
pes, which all remain unforgett- bends every effort to mere sur- of its filming. The valley remains
able. The film, indeed, features vival, trusts no one and allows still today a place a place of
none of the “effect shots” typical- no one to draw too close; on the breathtaking natural beauty, alt-
ly associated with Todd-AO – no other, the romantic intellectual, hough it is by now the site of so
aerial photography or “shooting the intermediary, the opportunist. much new building that it would
the rapids” sequences. Clavell At a certain point it becomes be impossible to make there the
always keeps the magnitude of clear how similar the two are to sort of film that was made there
his chosen film format subordina- one another. They are destroyed in 1970! Many tourists, however,
ted to the needs of the story he by the time into which they were from all parts of the world are
is telling. born and in which they became still inspired by “The Last Valley”
what they are, but they are also to visit the Gschnitztal, and the
Secondly, John Barry’s film music. transformed by the place they valley’s natives are still happy to
Barry counted at the time as one arrive in: the last valley. relate their anecdotes about the
of the adventurous “Young Turks” Per Oscarsson plays the fanatical exciting events of the filming!
of his profession. He had shot to priest. Is his performance “over
fame through his music for the the top”? Assuredly it is – but a To sum up, then: “The Last
James Bond movies but was glance at the religious fanatics of Valley” is a film that has all the
also in demand as a composer the present day suffices to con- ingredients of a “monumental”
among the directors of the New vince us that “over the top” need style of cinema which does not,
British Cinema. With “The Lion not necessarily mean unrealistic. for all that, sacrifice intelligence
In Winter“(1968) he had given A magnificent performance also to monumentality – and which,
definitive proof of his ability as from the marvellous Florinda despite all these virtues, still pro-
a composer of symphonic film Bolkan, as a woman forced to ved a failure. There are, I believe,
music.”The Last Valley“counts pay a high price for her inde- only two possible attitudes to
among the most beautiful and pendence in a male-dominated this film: either you love it or you
evocative film-scores of his care- society – a highly representative hate it - a dilemma curiously
er. Rich in thematic material, full of female role, in this respect, in the correspondent to the dilemma
deeply moving choral sequences context of the late 1960’s. The of choice in which the film itself
(actually sung, moreover, in mercenaries too are all convin- places its protagonists.
German!), this score of Barry’s cingly played, Michael Gothard’s
succeeds in bringing out musical- performance, in particular, being Udo Heimansberg
ly the very core and essence of an incomparable portrayal of
34 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
„Zu Beginn der Arbeiten“, sagt konnten. Neben verschiede- als die 202-Minuten-Fassung
Harris, „war unser Wissen nen Schnittfassungen konnten heraus. Alle Elemente mussten
äußerst begrenzt“. Das Einzige, auch Überblendungen sowie geprüft, identifiziert, katalogisiert
was man mit Sicherheit wusste, Auf- und Abblenden während und sortiert werden.
war die Tatsache, dass der Film der Positivkopierung flexibel
im Dezember 1962 mit einer und mit bestmöglicher Qualität Es traf eine zweite Kopie der
Laufzeit von 222 Minuten plus direkt vom Kameranegativ her- Magnetton-Endmischung ein,
zusätzlicher Musik herausge- gestellt werden. Dies war leider erneut die 202-Minuten-Fassung.
bracht worden war. Irgendwann mehr als 200 Mal geschehen, Sie war als Sicherungskopie
zwischen diesem Zeitpunkt wodurch das Negativ einem markiert, enthielt jedoch
und Mitte Januar 1963 wurden erheblichen Verschleiß unterlag; Klebestellen, wo offenbar ein
20 Minuten gestrichen. Ende es war verkratzt, ausgetrock- Teil des gekürzten Materials
der 70er Jahre wurden weitere net und verformt, und die über herausgeschnitten worden war.
15 Minuten herausgeschnit- 1.000 schmalen Naßklebestellen Beim Abspielen blätterte das
ten, wodurch die Länge auf begannen sich zu öffnen. Magnetoxid vom Trägermaterial
187 Minuten reduziert wurde. ab und hinterließ überall eine
Man fand keine Filmkopie der Das Negativ wurde in die dünne Rostschicht. Dadurch
Premierenfassung, die überlebt Metrocolor Labs in Culver schmierten die Wiedergabe-
hätte. Columbia besaß keine City gebracht. Die eingela- Magnetköpfe zu und der Film lief
durchgehenden schriftlichen gerten Stereo-Magnetfilme nie länger als 10 Sekunden am
Continuity-Aufzeichnungen, man wurden zur Untersuchung und Stück. Dieser als Sicherungsko
hatte noch nicht einmal irgend- Bestandsaufnahme in Harris‘ piegekennzeichnete Magnetfilm
wo festgehalten, was die 222- Büro zurückgebracht, wobei stellte sich als das Original der 6-
Minuten-Fassung enthalten hatte. eine Laufzeit von 202 Minuten Kanal-Endmischung heraus. Sie
gemessen wurde. Sie wurden wurde an Goldwyn gesendet und
Mitte Dezember besuchten an die Goldwyn Sound Facility überprüft: die Originalspur der
Harris und seine New Yorker der Warner-Hollywood-Studios 202-Minuten-Fassung war nicht
Assistentin Joanne Lawson gesendet. Rosenfeld stellte mehr wiederzugeben und daher
die Film-Archivbunker von außerdem eine gebrauchte unbrauchbar .
Columbia. Sie wurden von 35mm-Verleihkopie der 202-
Irwin Rosenfeld, dem Leiter des Minuten-Fassung zur Verfügung. Bevor die Rekonstruktion fort-
Bereiches Negativarchivierung Diese sollte als Arbeitskopie gesetzt werden konnte, mus-
bei Columbia, herumgeführt. zur Herstellung einer aktuel- ste eine 70-mm-Kopie vom
len Fassung dienen, auch um Kameranegativ gezogen werden.
„Das war unser erster Blick Kosten für Neukopierungen Das Kopierwerk besserte die
auf die Dosen mit den zu sparen.. Schließlich wur- Schäden so gut wie möglich
Kameranegativen von ‚Lawrence den mehrere tausend Seiten aus, und erstellte eine 70-mm-
von Arabien‘“, erinnert sich der Dokumentation in den Kontaktkopie.. Die Farben ten-
Harris. „Wir hatten uns auf den „Lawrence“ Akten kopiert. dierten etwas in Gelbliche, aber
Weg gemacht, um uns eini- die Eastmancolor-Farbstoffe
ge Rollen anzusehen, in der Harris ließ sich Tonnen waren im Laufe der Jahre nicht
Hoffnung, dass diese unge- von Material aus England, völlig verblasst, sondern hatten
schnitten seien“. Deutschland und Holland sich nur minimal verändert. Diese
schicken. Painten kam an die Farbverschiebung blieb im kor-
Sie konnten sich auf die erste Ostküste, um bei der Durchsicht rigierbaren Bereich, und selbst
zahlreicher unangenehmer der Dokumentation und der die tieferen Bildschäden waren
Überraschungen gefasst Planung der Arbeiten für die nach der Naßkopierung (mit einer
machen. Die empfindlichen nächsten Monate zu helfen. Flüssigkeit zum Auffüllen der
65mm-Originalnegative befanden Die Rekonstruktionsphase des Schrammen) weniger störend.
sich in Dosen mit einer rostähn- Projektes hatte begonnen. DDie fertige Arbeitskopie wurde
lichen Patina. Dies war jedoch an die Ostküste geschickt.
das geringere Problem, denn Anfang Januar trafen die
einige der Dosen waren nahezu ersten von Rosenfeld zuge- Aus dieser Kopie ließ sich einiges
komplett zerdrücktund wurden sagten Lieferungen ein: entnehmen. Erstens konnten auf-
nur noch von der Masse der Hunderttausende Meter unbe- grund des Anfang der 60er Jahre
enthaltenen Filmrollen in Form schrifteter und unmarkierter verwendeten »selective printing«-
gehalten. 65mm-Negativreste und nicht Verfahrens Überblendungen ohne
Die Metalldosen wurden in verwendeter Aufnahmen, Probleme entfernt oder verscho-
einem Untersuchungsraum mit- hunderte von Kartons mit ben werden. In Bereichen, wo
hilfe von Werkzeugen geöffnet. 35mm-Bildfilm mit alternativen Harris glaubte, Einstellungen
Glücklicherweise waren jeweils Takes und nicht verwendeten könnten wieder eingefügt werden
nur ein wenige Meter Startband Szenen sowie Hunderttausende und wo für die 202-Minuten-
beschädigt. Man stellte fest, Meter unmarkiertes Bild- und Fassung Überblendungen einge-
dass das Negativ für eine beson- Tonmaterial. Danach folgten fügt worden waren, blieben meh-
dere Kopiertechnik geschnitten zwei 70mm-Kopien, die überlebt rere Meter normalerweise nicht
worden war, bei der verschie- hatten -- eine auf Deutsch, eine zu sehenden Filmmaterials übrig.
dene Versionen vom gleichen auf Englisch mit niederländischen Doch beim Vergleich mit den
Negativ produziert werden Untertiteln. Beide stellten sich beiden vorhandenen Fassungen
36 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
wurde offensichtlich, dass das zusammengetragen, aufgelistet von Los Angeles aus weiterhin in
Negativ nicht einmal sondern und den Nummern der Dosen jeder freien Minute.
zweimal geschnitten worden war. zugeordnet. Painten war nach
Nur die 187-minütige Neuauflage L. A. zurückgekehrt und war Zu diesem Zeitpunkt nahm Harris
konnte daraus wiederhergestellt anschließend im Januar wieder mit der Frau Kontakt auf, die
werden; denn als der Film Ende in New York. Man hatte damit den Schlüssel zum Erfolg des
der 70er abermals geschnitten begonnen, die verschiedenen, Projektes in der Hand hatte.
wurde, waren selbst Teile der unmarkierten 35mm-Elemente David Lean war unterwegs,
202-Minuten-Fassung entfernt zu identifizieren zu versuchen. auf der Suche nach Drehorten
worden. Zwischen den Tausenden von für seine nächste Produktion
Filmstücken befanden sich kurze „Nostromo“. Cutterin Anne V.
„Wir glaubten immer noch, die Schwarzweiß-Kopien mit einer Coates war die einzige wei-
Original-Sicherungsmaterialien optischen Tonspur. Harris entroll- tere Person, die Licht in die
zu haben“, erinnert sich Harris. te einige davonNichts davon kam erneute Zusammensetzung
Farbfilme werden archivalisch ihm bekannt vor. Die Qualität war der Puzzleteile bringen konnte.
gesichert durch die Anfertigung furchtbar. Spät an diesem Abend Nachdem er versucht hatte, sie
von drei Schwarzweiß- versuchten die beiden, aus den in England zu finden, sprach
Auszügen („Silver Master“). Tonnen von Material schlau zu Harris mit einem Freund,
Jedes Auszugsnegativ (für werden. Es war fast Mitternacht, Produzent Jon Davison, über das
die Grundfarben Gelb Cyan, als Harris eine Idee hatte. Er ging Problem. Ironischerweise schnitt
und Magenta) enthält einen in das Büro zurück, nahm sich Coates gerade einen Film in dem
Teil des Farbspektrums. Wenn das Schwarzweiß-Material, legte Büro neben Davison.
die drei Filme erneut auf einen es auf den Schneidetisch, und
Farbnegativfilm kopiert werden, zum ersten Mal sahen die bei- Wie Painten sagte „ist Anne
kann eine neues Negativ von den Teile der fehlenden Szenen Coates nicht nur die einzige
hoher Qualität produziert werden. mit Ton. Gegen Morgen began- Person, die wusste, wie der Film
nen die beiden, kleine Stücke zusammengesetzt wurde, son-
„Dann“, fährt Harris fort, „traf des alten Films in die 35-mm- dern auch wie er zerlegt wurde“.
der Bericht von Metro ein. Sie Farbkopie hineinzuschneiden, die
hatten die Master untersucht und Anfang der 80er Jahre produziert Coates war begeistert, von
jemand hatte auch sie gekürzt. worden war. Die verkratzten der Restauration zu erfahren;
Sie hatten nicht mehr Laufzeit Schwarzweiß-Szenen wurde sie bot ihre uneingeschränkte
als das gekürzte Kameranegativ. also das neuere Farbfilmmaterial Unterstützung an und stell-
Niemand konnte verstehen, eingefügt, bei dem der Sand blau te einen kurzen Überblick
warum jemand das Negativ zer- war. Martin Scorsese sprang als des Originalfilmschnitts zur
schnitten hatte, noch weniger, Regisseur ein und beantwortete Verfügung. Da die Motorradbrille
warum es mit den Farbauszügen unzählige Fragen darüber, wel- von Lawrence das erste Stück
geschah.“ che Szenen zusammenpassen war, das aus dem Film her-
könnten. ausgeschnitten wurde, gab sie
In der Zwischenzeit wurde ihnen den Rat, „nach der Brille
weiter an der Katalogisierung Painten musste nach Los Ausschau zu halten“.
der verschiedenen Elemente Angeles zurückkehren, nach-
gearbeitet. Alle Dosen mit dem er eine Stellung als ABC Sie nahm ebenfalls Kontakt mit
65mm-Negativen wurden Production Executive für Lean in Spanien auf, der von der
geöffnet, und alle Szenen- und „Moonlighting“ erhalten hatte. Er Restauration begeistert war. Lean
Aufnahmenummern wurden unterstützte aber die Arbeiten bat Harris, ihn anzurufen, und sie
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 37
nahmen Kontakt auf, als Lean in mir Bescheid. Alec [Guiness], kanischen Einstellung heraus-
Los Angeles war. Lean wollte das Peter [O’Toole], alle anderen, schwenkt, bei der die Inschrift
Projekt nicht nur unterstützen, die Sie brauchen, werden gerne unterhalb der Büste zu lesen ist.
sondern auf seiner Durchreise helfen“. Die Filmklappe wurde wurde mit
nach New am darauffolgenden Beginn der Kamerabewegung
Dienstag auch in Harris‘ Büro Die Rekonstruktion ging wei- aus dem Bild gezogenaber dann
vorbeizuschauen. Er wollte sich ter. Bevor überhaupt etwas war es doch nicht die gesuchte
das Material anschauen. von dem Originalnegativ in den Aufnahme. Der Ausschnitt am
Film zurückgeschnitten werden Ende der Fahrt war zu weit und
Harris hatte eine ersten, grund- konnte, musste es erst einmal das Bild stand zu kurz.
legende Annäherung in Bezug gefunden werden. In keinem der „Vielleicht wenn wir sie durch
auf die Gestaltung und den Inhalt Hunderten von Dosen befand optische Kopierung verlangsa-
des fertigen Films zusammen- sich Material mit der Markierung men und verlängern...“, dachte
gestellt. Sie hielten schließlich “Streichungen: Januar 1963 Harris. Er arbeitete sich weiter
Ausschau nach aussagekräf- - Rolle I”. Die Bildelemente mus- langsam durch die Rollen von
tigeren Unterlagen. Es waren sten ausfindig, gemessen und Schnittresten und stieß dann
„Fahrpläne“ für die Tonmischung präpariert werden, bevor man ganz plötzlich auf eine weitere
gefunden worden, die Hinweise wissen würde, welche Tonspuren Aufnahme der Motorradbrille.
auf die Stellen enthielten, bei benötigt würden. Monate zuvor Darauf folgte eine Klebestelle
dem Änderungen stattgefun- war die 202-Minuten-Fassung im Negativ, und dann folgte ein
den hatten. Diese wurden mit mit dem Drehbuch verglichen weiterer Take der Lawrence-
Schwarzfilm „aufgefüllt“ als worden. Ergänzungen wurden Büste. Harris traf fast der Schlag.
Platzhalter, während das wie- notiert. Wenn die Rekonstruktion In seinen Händen befand sich
dergefundene Schwarzweiß- abgeschlossen werden soll- endlich das lang vermisste Stück
Duplikat der gekürzten Szenen te, war der nächste Schritt Kameranegativ, die tatsächli-
nun den bläulichen Sand der der Einsatz von alternativen chen Filmteile, die verwendet
neuen Kopie unterbrach. Takes und Schnittresten an worden waren, um Ende 1962
Stelle des fehlenden Original- die Erstaufführungskopien zu
Der Regisseur äußerte seine Kameranegativs. produzieren. Nach der Kürzung
Überlegungen darüber, was noch hatte man sie später in eine der
hinzugefügt werden müsste. Die Dose mit dem [65-mm- vielen hunderten Dosen mit nicht
Lean bot seine Hilfe an und stell- ]Negativ von der Motorradbrille benutzten Schnittresten gelegt,
te die unvermeidliche Frage „Was wurde gefunden. Über als wäre sie niemals im fertigen
wollen Sie tun, wenn Sie den der Aufnahme stand die Film enthalten gewesen.
Film zusammensetzen können, Szenennummer, gefolgt von
aber die Tonspuren nicht finden Filmmaterial mit der Brille von In den nächsten Wochen wurde
können?“ Harris antwortete, dass Lawrence, die an einem Ast das gesamte fehlende Negativ
er in diesem Fall Tonaufnahmen baumelt. Das war einfach. Kein gefunden, mit Ausnahme einer
verwenden würde, die von alter- Dialog. [Harris] machte mit dem Aufnahme, für die man einen
nativen Takes überlebt hatten, nächsten fehlenden Material Alternativtake einsetzte. Bei
und, wenn dies nicht möglich sei, weiter, einer Kamerafahrt rück- dem letzten, noch fehlenden
neue Dialoge aufnehmen würde. wärts, die mit der Großaufnahme Negativstück handelte es sich
Darauf antwortete Lean: „Wenn einer Bronzebüste von Lawrence um ein einzigartiges Columbia-
Sie das tun wollen, geben Sie beginnt, und zu einer ameri- Logo. Da kein 65mm-Logo zur
38 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Verfügung gestanden hatte, Harris hatte 65mm- von dem Oscarpreisträger und
wurde in England ein neues Sicherungskopien von allen Tonmeister Richard Anderson
Gemälde als Vorlage angefertigt. gekürzten Szenen produziert. erstellt, wobei Effekte von ande-
Es wurde in Super Panavision Man wollte nicht riskieren, ren Stellen im Film übernommen
fotografiert und war nur in den dass sie nun verlorengehen wurden. „Foyle tracks“, also
ersten 70-mm-Kopien enthal- könnten, während sie durch die Geräusche, die Personen
ten; später wurde es durch das eine Kopiermaschine liefen. machen, wenn sie sich bewe-
gewöhnliche Clumbia-Logo Von den wiederaufgefunde- gen und atmen, wurden von
ersetzt, das von 35mm vergrö- nen Szenen wurde im Deluxe Harris und dem Dialog-Cutter
ßert wurde. Es war seinerzeit Kopierwerk auch ein 35mm- Jim Christopher nach Stunden
das erste entfernte Stück Film Internegativ angefertigt und eine in nächtlichen Überstunden bei
gewesen, nun, 25 Jahre später, 35-mm-Kopie gezogen. Diese Goldwyn angefertigt.
war es das letzte fehlende Teil Aufnahmen wurden anschließend
im großen „Lawrence“-Puzzle. in die 35mm-Arbeitskopie ein- Einen weiteren großen Beitrag
Die Restaurierungsarbeit konnte gefügt. Das neukopierte 70mm- leistete Mischtonmeister Gregg
beginnen. Material wurde parallel in die Landaker. Er war dafür verant-
70mm-Arbeitskopie eingefügt. wortlich, aus den verschiedenen,
Ende 1987 wurde Dawn Aufgrund des außergewöhnlichen von Anderson erstellten Spuren
Steel neue Präsidentin von Filmformats mussten die beiden eine endgültige 6-Spur-Mischung
Columbia Pictures. Scorsese Arbeitskopien während der lau- zu erstellen. Es war Landaker,
und ein weiterer Fan von Lean, fenden Arbeiten ständig vergli- der Stereo aus Monomaterial
Steven Spielberg, betonten ihr chen und angepaßt werden. Nur produzieren musste, der rau-
gegenüber die Bedeutung der der 70mm-Print hatte die mitko- schende, alte Lichttonspuren
Restaurierung von „Lawrence pierten Negativ-Randnummern besser klingen lassen musste,
von Arabien“. Steel wollte die , welche später für den als sie es jemals getan hatten,
wichtige Konservierung eines Negativschnitt benötigt wurden, und allerlei Qualitätsprobleme,
der prestigeträchtigsten Filme und nur die 35mm-Arbeitskopie die mit den 25 Jahre alten
von Columbia unbedingt fort- konnte während der Produktion Originalaufzeichnungen verbun-
setzen und die umfangreichste, mit verkoppeltem Tonmaterial auf den waren, unter Zuhilfenahme
komplizierteste und teuerste einem Schneidetisch abgespielt moderner Technik beseitigen
Filmrestauration unterstützen, die werden. musste; denn manche Fehler,
je in Angriff genommen wurde. die man ursprünglich nicht hören
Obwohl ein Teil des Tons konnte, waren nun offensicht-
Nach wenigen Wochen, im März von der Schwarzweiß-Kopie lich. Aufgrund der zahlreichen
1988, wurde eine Zentrale für übernommen und ein Teil aus Neuschnitte waren die Dialoge
die Restaurierung bei Warner in Ersatzaufnahmen herausgesucht nun außerdem nicht mehr syn-
Hollywood eingerichtet, wo in der worden war und sorgfältig auf- chron, noch nicht einmal auf den
Goldwyn Sound Facility auch die gearbeitet wurde, damit er zum Bändern der Endmischung. Der
neue Tonfassung produziert wer- Bild passte, gab es schließlich für Dialog-Cutter Burt Weinstein kam
den sollte. Räume wurden vom mehr als acht Minuten überhaupt nach Ende seiner Tagesarbeit
Boden bis zur Decke mit Tonnen gar keinen Ton. Es gab keine stets in den Schnittraum, bereit,
von Material für „Lawrence von Effekte, Musik oder Dialoge. alles zu tun, was notwendig sein
Arabien“ vollgestopft. Neue Effekt-Spuren wurden würde.
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 39
Mitte April wurden die neuen 35mm-Interpositivs ereignet Mai, als die letzten Durchläufe
Dialoge benötigt. Die fehlenden haben mußte, das direkt vom des Negativs notwendig waren,
Dialoge wurden rekonstruiert, Originalnegativ stammte. Daher um das Projekt abzuschlie-
indem Harris seine Assistentin in waren bei sämtlichen Theater-, ßen, begannen Hunderte alter
Los Angeles, Jude Schneider, ein Video- oder TV-Fassungen seit Nassklebestellen, sich zu öffnen.
hörgeschädigtes Ehepaar ausfin- 1966 (mit Ausnahme der 187- Das Negativ riß immer wieder
dig machen ließ, das die Worte minütigen Wiederaufführung bei der Kopierung. Eine letzte,
von den Lippen ablesen konnte. von 1971) 10 Minuten des Films vollständig farbkorrigierte Kopie
Drei Szenen wurden schließlich spiegelverkehrt zu sehen. konnte nicht mehr angefer-
auf diese Art und Weise neu tigt werden. Die Möglichkeit,
geschrieben. Harris und Painten wurde klar, dass das Negativ unkopierbar
dass Lean sich darüber Sorgen wurde, noch bevor das erste
Es wurde Zeit, die notwendi- machte, ob der Film weiterhin Interpositiv fertiggestellt war,
gen Texte aufzunehmen. Peter funktionieren würde und die wurde zur Realität. Egal wie
O‘Toole und Sir Alec Guinness wiederhergestellten Szenen den behutsam Metrocolor auch mit
standen dazu in London bereit, Fluss der Story nicht behindern dem Negativ umzugehen ver-
unter der Regie von David Lean. würden. Lean begann sich zu suchte, riss es weiter, wobei eine
Anthony Quinn nahm seine bei- fragen, ob einige der hinzuge- Originalaufnahme nach der näch-
den Texte in New York an einem fügten Szenen nicht überflüssig sten verloren ging. Der Prozess
Nachmittag vor der Abreise nach sein könnten, und einige neue wurde gestoppt. Negativ-Cutter
Europa auf. Arthur Kennedy, der Schnittänderungen möglicherwei- begannen, kleine Stücke Mylar-
in Georgia ansässig war, traf se keine schlechte Idee wären. Klebeband auf den Rändern aller
Painten in einem TV-Studio in Klebestellen anzubringen, die
Savannah. Nachdem man sich „David hatte außerordentlich viel gefährdet aussahen. Hunderte
ein Videoband von dem benö- Geduld mit mir, als wir damit von Reparaturen wurden durch-
tigten Filmmaterial angesehen begannen, die Restauration geführt. Einige Rollen Interpositiv
hatte, wurde Kennedys fehlender teilweise auseinander zu neh- wurden fertiggestellt; wobei das
Dialog von Painten auf einem von men“, erinnert sich Harris. Die gesamte Negativ zu sogenann-
Goldwyn ausgeliehenen Nagra- fertige 70mm-Arbeitskopie mit ten „A“- und „B“-Rollen neu
Tonbandgerät aufgenommen. der neuen 6-Spur Dolby-SR- geschnitten werden musste,
Alle Neuaufnahmen mussten Magnettonmischung wurde damit die Überblendungen wie-
nachbearbeitet werden, um in der Academy of Motion derhergestellt werden konnten,
die Alterung der Stimmen der Picture Arts and Sciences für wozu für jedes Interpositiv zwei
Darsteller im Laufe der letzten 25 Dawn Steel und das Team von Negativdurchläufe notwendig
Jahre auszugleichen. Columbia Pictures gezeigt. Der waren. Einige Rollen schafften es
Film war nicht nur restauriert, einfach nicht mehr.
Bis Ende April war die sondern nach Leans Vorgaben
Restauration in guter Verfassung; neu geschnitten worden. Nach Harris griff zu den Schwarzweiß-
das Material wirkte in Bild und 26 Jahren hatte der Regisseur Auszugsnegativen, um neue
Ton hervorragend. Es war Zeit schließlich den „letzten Schliff“ Kopien anzufertigen. Mal funk-
für David Lean, die endgül- seines Meisterwerkes geschaf- tionierte es, mal nicht. Eine
tige Arbeit freizugeben und fen. unterschiedliche Schrumpfung
eventuelle Änderungen vorzu- hatte zu Deckungsprobleme der
nehmen. Sobald Lean in der Steel stimmte der Beseitigung drei Farbauszüge geführt. Neben
Stadt eingetroffen war, konnte einiger Kratzer und son- dem eigentlichen Bildinhalt
er es nicht erwarten, sich dem stiger Flecken zu, die das tauchten Doppelkonturen und
Restaurationsteam anzuschlie- Negativ heimgesucht hat- Farbsäume in Cyan und Magenta
ßen. Sie arbeiteten unermüdlich ten, und die Anfertigung der auf. Harris griff auf die Listen aller
bis weit in die Nacht hinein. Sicherungsmaterialien und der verfügbaren Aufnahmen zurück
neuen Kopien konnte beginnen. und ersetzte oder verlängerte
Lean saß am Schneidetisch und Lean erteilte seine endgültige den Rest mit Schnittresten oder
sah zum ersten Mal in 25 Jahren Freigabe und machte sich auf alternativen Takes.
eine getreue Fassung seiner den Weg nach Cannes, wo das
Originalversion. Während er Festival zu seinen Ehren abgehal- Endlich konnte das erste
sich den Film ansah, bemerkten ten wurde. Interpositiv angefertigt werden.
Lean und Anne Coates, dass Ein Problem, das durch den
die zweite Rolle seitenverkehrt Metrocolor begann mit der müh- leichten Farbversatz von dem
war; sie beharrten darauf, dass samen Aufgabe, zum ersten Original-Kameranegativ verur-
die Kamele von rechts nach Mal ein 65mm-Interpositiv von sacht wurde, war der Verlust
links liefen, was nicht richtig sein „Lawrence von Arabien“ anzufer- der strahlend blauen Himmel,
könne. Lean hatte die Kamele tigen. Alle Beteiligten wussten, die normalerweise von den
stets von links nach rechts laufen dass das Negativ am Ende sei- Zuschauern erwartet wurden,
lassen. Nach der Überprüfung ner Kopierbarkeit angelangt war. die bei der Erstaufführung
anderer Kopien des Films ent- Steel erteilte die Genehmigung 1963 [35-mm-]Technicolor-
deckte das Team, dass sich der für ein zweites Interpositiv als Farbdruckkopien des Films gese-
Fehler 1966 während bei der zusätzliche Sicherung, sollte hen hatten. Die vom [65-mm-]-
optischen Kopierung eines neuen das Kameranegativ ausfallen. Im Kameranegativ kopierte 70-mm-
40 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
The Restoration of
„Lawrence of Arabia“
Writtel by: Columbia Pictures, 1989
Sir David Lean‘s epic saga, What began as a „fun“ project on „Napoleon“ and Painten
„Lawrence of Arabia,“ is one turned into a two-year odyssey, was making the documentary
of the most honoured films encompassing months of exhau- „Napoleon Conquers America“.
of all time. The 1962 Sam stive research, detective work, Painten, who has an extensive
Spiegel/David Lean Production a touch of modern archaeo- background in all phases of
for Columbia Pictures recei- logy, a worldwide search and production and post-production,
ved 10 Oscar nominations and inventory of surviving materials, agreed to help with the technical
won for Best Picture, Director, the painstaking and meticulous work in New York and then act
Cinematography (color), Art examination of over four tons as west coast liaison in all areas
Direction (color), Editing, Music of picture and sound elements, while the reconstruction was still
and Sound. and finally the total reconstruc- under way in the east.
tion and restoration of the film.
In 1986, Robert A. Harris, the The project brought together a „When work began“, said Harris,
archivist-producer involved in the team of Hollywood professio- „our knowledge was extremely
restoration and presentation of nals including sound consultant limited“. The only thing that was
Abel Gance‘s „Napoleon“, con- Richard Anderson, re-recording known with certainty was that
tacted Columbia Pictures with a mixer Gregg Landaker of the the film had been released in
proposal to restore the original Goldwyn Sound Facility, two dia- December of 1962 at a running
premiere version of „Lawrence of logue editors, scores of people time of 222 minutes plus additional
Arabia“ in a pristine 70mm print. at Metrocolor Labs, as well as music. Sometime between then
Warned that the film might need the film‘s Academy Award-win- and mid-January, 20 minutes were
a bit of restoration, Harris took it ning editor, Anne V. Coates, and removed. In late 1970, an additio-
as a challenge. Twenty-five years director Sir David Lean. nal 15 minutes were cut, reducing
of records indicated that the the length to 187 minutes. No print
original negative had never been Harris next involved Jim Painten, of the premiere version was found
touched and that full and com- a friend and partner on other to have survived. Columbia had no
plete black-and-white 65mm pro- projects, as co-producer of written continuity, no record of any
tection materials were available. the restoration. The two had kind of what the 222-minute versi-
Columbia gave the „go ahead“. met while Harris was working on even contained.
42 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
In mid-December, Harris and be selected to be printed and Germany and Holland. Painten
his New York assistant, Joanne create dissolves or fades as nee- came east to help review paper-
Lawson, visited Columbia‘s ded. Unfortunately, this had been work and plan the months of
vaults. They were shown through done over 200 times, putting work ahead. The reconstruction
by Columbia‘s Negative Records incredible wear on the negatives, phase of the project had begun.
Manager, Irwin Rosenfeld. which were scratched, dried out
and warped, and the over 1000 In early January, the shipments
„It was our first look at the cans fine splices were falling apart. Rosenfeld had promised began
of the ‚Lawrence of Arabia‘ came- to arrive: hundreds of thousands
ra negative,“ recalls Harris. „We The negative was shipped of feet of unlabeled and unmar-
had gone to inspect a few rolls, to Metrocolor Labs in Culver ked 65mm negative trims and
hoping that they were uncut.“ City. The only magnetic stereo unused takes, hundreds of boxes
soundtracks in the vaults were of 35mm trims and unused
They were in for the first of many taken back to Harris‘ offices takes, and hundreds of thou-
unpleasant surprises. The delica- for examination and inventory, sands of feet of unmarked pic-
te 65mm negative was in cans which, when measured, ran 202 ture and magnetic film. This was
with a rust-like patina. While this minutes. They were shipped followed by two surviving 70mm
was of little concern, some of the to the Goldwyn Sound Facility prints -- one in German, one
cans were almost totally crushed, of Warner Hollywood studios. in English with Dutch subtitles.
only being kept in shape by the Rosenfeld also supplied used Both turned out to be the 202-
bulk of the negative inside. 35mm release prints of the 202- minute version. Every element
minute version. These would be had to be inspected, identified,
In an inspection room, the cans cut together to form a work copy catalogued and sorted.
were opened with the help of of the current version without the
tools. Fortunately, only a few expense of a new print. Lastly, A second copy of the magnetic
feet of leader were damaged. copies were made of the thou- track arrived, again the 202-
It was determined that the film sands of pages of paperwork minute version. It was marked as
had been cut for a unique form from the „Lawrence“ files. a protection dub, a copy, but it
of printing in which several versi- contained splices where some of
ons could be produced from the Harris ordered tons of material the lost footage must have been
same negative -- footage could to be shipped in from England, deleted. When it was played, the
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 43
magnetic oxide flaked off, lea- cut up the negative, no less the Coates was thrilled to hear of
ving a film of rust everywhere. It protection material.“ the restoration, offered total
clotted the playback heads and assistance, and supplied a basic
would run for no more than 10 Meanwhile, work progressed on rundown of the original cut of
seconds at a time. Marked as a cataloguing the various elements. the film. As Lawrence‘s goggles
copy, this turned out to be the Every can of 65mm negative was were the first piece of film to be
original recording. Shipped to opened, and all scene and take edited out, she advised them to
Goldwyn, it was inspected: The numbers were compiled, listed „keep looking for the goggles“.
original track to the 202-minute and interrelated by can number.
version wouldn‘t run. Painten had returned to L.A. and She also contacted Lean in Spain,
then in January was back in New who was excited by the resto-
Before the reconstruction could York. The attempted identification ration. Lean asked Harris to call
continue, the negative had to of the various unmarked 35mm him, and they made contact when
be printed. The lab patched it elements had begun. Among the Lean was in Los Angeles. Lean
wherever possible and finally ran thousands of pieces of film were would not only add his support to
the negative to produce a first short strips of black-and-white the project, but would be in Harris‘
70mm work print. Although the dupe with an optical soundtrack. office the following Tuesday on his
color was quite yellow, the fra- Harris unrolled a few. They didn‘t way through New York. He wan-
gile Eastmancolor dyes had not look familiar. The quality was ted to see the materials.
faded over the years but merely awful. Late that night, the two
shifted. The color would be cor- were attempting to make some Harris had cobbled together a
rectable. Even the heavy scrat- sense of the tons of material. It first indication of the basic shape
ches, when printed with a liquid was almost midnight and Harris and content of the finished film.
coating to fill them in, seemed had an idea. Returning to the Finally, they were looking for defi-
less in evidence. The test print office, he took a black-and-white nite materials. Dubbing sheets
was shipped east. dupe, threaded it on the editing had been found which gave
machine and the two had their an indication of the footages at
From the print, several things first look at bits of the missing which changes had occurred.
were determined. First, because scenes, with sound. Into the These were „slugged“ with black
of a selective process used in the morning, the two began to cut film, while the black-and-white
early ‚60s, fades and dissolves bits of old film into the „new“ dupe footage interrupted the
could be eliminated or moved print produced in the early ‚80s. blue sand of the new prints.
without problem. In areas where The scratchy black-and-white
Harris thought that cuts might be dupe was cut into newer color The director gave his thoughts
rejoined and where dissolves had footage in which the sand was as to what was yet to be added.
been inserted for the 202-minute blue. Martin Scorsese filled in as Offering his help, Lean asked the
version, several feet of normal- director, answering a myriad of inevitable question, „What do you
ly unseen footage remained. questions as to what shots might intend to do if you can put the
However, when compared to the fit together. picture together, but you can‘t
two existing versions it became find the tracks?“ Harris answered
clear that the negative had been Painten had to return to Los that he would use tracks that
cut not once, but twice. Only Angeles, having been given the survived from alternate takes and,
the 187-minute re-issue version position of ABC production execu- failing that, record new dialogue.
could be produced from it to tive for “Moonlighting”. He would Responded Lean, „If that‘s what
exact specifications; when the continue to help from L.A. in wha- you need, let me know. Alec,
film was re-cut in late 1970, even tever free time he could find. Peter, anyone else you need will
parts of the 202-minute version be pleased to help“.
had been removed. At this time, Harris made contact
with the woman who held the The reconstruction continued.
„We felt that we still had the pro- key to the success of the project. Before any of the original nega-
tection masters,“ recalled Harris. David Lean was away, scouting tive could be cut back into the
Color film is protected archivally locations for his next produc- film, it had to be found. Nowhere
by the production of three black- tion, “Nostromo”. Editor Anne in the hundreds of cans was
and-white (silver) masters. Each V. Coates was the only other anything marked „Deletions:
master (cyan, magenta and person who could shed light on January 1963- Reel l.“ The pic-
yellow) carries a portion of the putting the pieces of the puzzle ture elements had to be located,
spectrum. When the three are back together. After attempting measured and prepared before
reprinted on color negative film, a to find her in England, Harris they would know what tracks
duplicate negative of fine quality discussed the problem with a would be needed. Months
can be produced. friend, producer Jon Davison. before, the 202-minute version
Ironically, Coates was cutting a was compared to the script.
„Then“, continued Harris, „came film in the office next to Davison. Additions were noted. The next
the report from Metro. They step if the reconstruction was
had examined the masters and As Painten commented, Anne to be completed was to use
someone had cut them. They Coates is the one person who alternate takes and trims in place
held no more footage than the knew not only how the picture of the original missing camera
camera negative. No one could was put together, but also how it negative.
understand why anyone would had been taken apart.“
44 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
In mid-April, the new dialogue Lean began to wonder if some of Harris went to the black-and-
was needed. The missing dia- the added scenes might not be white protection masters to
logue was revealed when Harris unnecessary, and that some new produce new dupe negative.
had his Los Angeles assistant, cutting might not be a bad idea. Sometimes this worked, some-
Jude Schneider, locate a hea- times it didn‘t. Differential shrin-
ring-impaired couple who could „David was exceedingly patient kage had caused the masters
lip-read. Three scenes were final- with me as we began to partially („seps“) to misregister. Cyan and
ly scripted in this manner. dismantle the restoration,“ recalls magenta ghosts of elements of
Harris. The completed 70mm the picture would appear beside
It was time to record the needed work print with the new 6-track the actual content. Harris went
lines. Peter O‘Toole and Sir Alec Dolby Spectral Recording was back to the lists of shots of avai-
Guinness made themselves avai- screened for Dawn Steel and the lable takes, replacing or exten-
lable in London, where they were staff of Columbia Pictures at the ding what remained with trims of
directed by Lean. Anthony Quinn Academy of Motion picture Arts the original shots.
re-recorded his two lines in New and Sciences. The film had not
York one afternoon before lea- only been restored, but had been Finally, the first IP was created.
ving for Europe. Arthur Kennedy, re-cut to Lean‘s specifications. One problem caused by the
who was located in Georgia, After 26 years, the director had slight color shift from the ori-
met Painten at a TV studio in finally gotten the „fine cut“ of his ginal camera negative was the
Savannah. After viewing a video- masterpiece. loss of the bright blue skies
tape of the needed footage, normally attributed to the film
Kennedy‘s missing dialogue was Steel gave approval to clear by those who had seen original
recorded by Painten on a Nagra up a few scratches and other Technicolor dye transfer prints
lent by Goldwyn. Even the new marks that had been plaguing from 1963. The prints taken from
recordings had to be mechani- the negative, and the production the original negative lacked the
cally altered to compensate for of preservation and duplicating brilliant blue. Finally luck was with
the actors‘ voices having matu- materials began. Lean gave his them. The new Eastman dupli-
red over the past 25 years. final approval and moved on to cating interpositive and interne-
Cannes, where the festival was gative seemed to pull every bit of
By the end of April, the resto- held in his honor. available blue out of the original
ration was in good shape; the negative; the final result looked
material was looking and soun- Metrocolor began the tedious right. This, combined with the
ding extraordinary. It was time for job of creating, for the first time, exceptional quality of the new
David Lean to approve the final a 65mm duplicating interpositive lowfade Eastman release print
work and make any changes. As (IP) on „Lawrence of Arabia,“ stocks, made the film look better
soon as Lean arrived in town, he Everyone involved knew the than it did when it was new over
was anxious to join the restorati- printing life of the negative was 25 years ago.
on team. They worked tirelessly at an end. Steel gave permission
far into the night. for a second IP as additional When Harris and Painten embar-
protection should the camera ked on the project, they decided
Lean sat at the editing table, negative fail. In May, as the final that if a certain quality could
seeing for the first time in 25 runs of the negative were nee- not be attained, they would not
years a facsimile of his original ded to complete the project, attempt to complete the restora-
vision. While viewing the print, hundreds of old splices began tion. „It‘s a David Lean film,“ said
Lean and Coates noticed that to open. The negative began Harris. „At no time were we wil-
the second reel was reversed to tear while in printing. A final, ling to drop below his standards.
and commented that the camels fully color-corrected print could You give it your best, nothing
were going right to left, which not be produced. The chance less. Everyone involved did.“
couldn‘t be correct. He always of it tearing before even the first
had the camels going from left IP was created became a rea- Columbia pictures presents the
to right. After checking the other lity. As carefully as Metrocolor Sam Spiegel and David Lean
prints of the film, the team disco- would try to handle the negative, Production of „Lawrence of
vered that the error had occurred it continued to tear, losing shot Arabia,“ starring Peter O‘Toole,
during the production of a 35mm after shot of original material. The Alec Guinness, Anthony Quinn,
scope interpositive in 1966 - process was halted. Negative Jack Hawkins, Jose Ferrer,
which was made directly from cutters began to place tiny bits af Anthony Quayle, Claude Rains,
the original negative. Therefore, mylar tape on the edges of every Arthur Kennedy and Omar
every theatrical, video or tele- splice that looked endangered. Sharif. The film was directed by
vision print since 1966 (with Hundreds of repairs were made. David Lean from a screenplay
the exception of the 1971 187- Some reels of IP were completed by Robert Bolt and produced
minute reissue) had 10 minutes since the entire negative had to by Sam Spiegel. „Lawrence of
reversed. be re-cut into what are called „A“ Arabia,“ was reconstructed and
and „B“ rolls so that dissolves restored by Robert A. Harris.
It became apparent to Harris and fades could be put back into The restoration was produced
and Painten that Lean was con- the film, each IP took two runs of by Robert A. Harris and Jim
cerned that the film would still negative. Some rolls were simply Painten.
work, that the restored scenes not making it.
not inhibit the flow of the story.
46 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
The Todd-AO Mark III printer Die Todd-AO Mark III Kopiermaschine
The distortion-correcting printing process was initi- Das Verzerrungen korrigierende Kopier-Verfahren
ally meant to be an integrated part of the Todd-AO sollte ursprünglich ein wesentlicher Bestandteil
system. It was originally designed to eliminate three des Todd-AO-Systems sein. Es wurde eigent-
types of distortion, keystone distortion, distortion lich entwickelt, um drei Arten von Verzerrungen
resulting from using a deeply- curved screen, plus zu beseitigen: perspektivische Verzerrungen
correcting the distortion arising from use of the durch Schrägprojektion, Verzerrungen durch die
extremely wide-angle lenses, in both photography Verwendung einer stark gebogenen Leinwand
and projection. sowie für die Korrektur von Verzerrungen, die durch
den Einsatz von extremen Weitwinkelobjektiven
Two classes of print were to be produced, one to entstehen, sowohl bei den Aufnahmen als auch bei
cover projection angles from 10 to 15 degrees and der Projektion.
another for even higher angles. In theory, it was an
workable idea, but each type of print was required Es sollten zwei Kopien-Kategorien produziert
to cover a range of circumstances. For a perfect werden: eine für Projektionswinkel von 10 bis 15
system, it would really need to be infinitely variable, Grad und eine weitere für noch steilere Winkel.
producing a print exactly matching each individual Theoretisch war dies ein realisierbares Konzept,
theatre. Also, if it was intended to counter-balance aber jede Kopier-Art musste eine Reihe von
the effect of the wide-angle lenses, this part of the Situationen abdecken. Für ein perfektes System
correction process would have to be made „switch müsste das Verfahren geradezu grenzenlos
able“, in or out, as the „bug- eyed“ lenses were variabel sein, damit Vorführkopien angefertigt
normally only used occasionally throughout the werden können, die genau auf die einzelnen
early Todd-AO productions. Vorführbedingungen abgestimmt sind. Aber auch
wenn man den Effekt der Weitwinkelobjektive
ausgleichen wollte, müsste dieser Teil des
Korrekturverfahrens „schaltbar“ sein - ein oder aus
- , da die „bug-eye“ Objektive auch bei den frühen
Todd-AO-Produktionen nur gelegentlich eingesetzt
wurden.
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 49
Song of Norway
ZUR ENTSTEHUNG
Er ist vor allem im Ausland Henderson in ihrem Filmdebüt) Stattdessen schließen die Eheleute
Synonym für den norwegi- ehelicht. Zugleich pflegt Grieg zu den Kassenkatastrophen
schen Komponisten; schließlich eine Affäre mit der wohlhabenden „Star!“, „Darling Lili“, „Mame“,
beeinflussen Edvard Griegs Therese Berg (Christina Schollin). „Lost Horizon“ oder „Paint Your
romantische Klavier- und Deren einflussreicher Vater (Robert Wagon“ auf, die an Box-Office wie
Kammermusiken nicht nur nach- Morley) sieht die Romanze ganz Zahn der Zeit vorbeibohrten.
folgende Tonkünstlergenerationen, und gar nicht gern. Das theoreti-
sie genießen von den 1880er sche Arrangement: Therese wird Dabei spendieren sie ihrem 138-
Jahren an Popularität in der die Finger von Edvard lassen, Minüter einen wilden Aufgalopp:
Hausmusik. Der Verfilmung von wenn Berg Senior ihm ein karriere- Yakima Canutt, Koordinator des
„Song Of Norway“, seiner Musical- förderndes Konzert in Stockholm Wagenrennens in „Ben Hur“,
Biographie und dem ersten arrangiert. leitet die Second Unit und jagt
Broadway-Stück, das nach dem gleich zu Filmbeginn mehrere
zweiten Weltkrieg den Atlantik Bereits 1947 steht eine Pferdegespanne über Stock und
überquert, erging es etwas Technicolor-Adaption des Stein. Dann wird es zusehends
anders. In Handlung und Musik Bühnenstoffs mit Produzent ruhiger. Die im Handlungsverlauf
von der 1944er-Bühnenvorlage Sam Spiegel und Schauspielerin mit Griegs Vorankommen
abweichend, wurde sie in Deanna Durbin zur Debatte, wird zurückbleibende skandinavische
Deutschland bislang weder offiziell aber wegen zu hoher Kosten ein Landschaftsschönheit – fließende
vorgeführt noch fürs Heimkino ver- halbes Jahr vor dem anvisierten Bäche, reißende Ströme, andäch-
öffentlicht. Und auch dafür lassen Drehbeginn wieder verworfen. 23 tige Seen zwischen schneebe-
sich gute Gründe finden. Jahre später haben dann Andrew deckten Gebirgsketten, sattgrünen
(Regie und Buch) und Virginia L. Wäldern und schafsverzierten
„The Life And Music Of Edvard Stone (Schnitt) bei ihrer Produktion Blumenwiesen – unterstützt das
Grieg“ gibt der Untertitel vor und zweifelsohne immer noch den Kitschklischee und kann samt ihrer
so erleben wir zu Anfang einen in Nachhall der Leinwandfassungen Zeichentrickbewohner manche
Armut lebenden Konservatoriums- von „The Sound Of Music“ und in Super Panavision 70 gedreh-
Absolventen (Torval Maurstad), der „My Fair Lady” im Ohr. Schließlich te, dilettantische Umsetzung nur
bei seiner Familie Anstoß erregt, waren derartige Formate Mitte der schwer übertünchen.
weil er Cousine Nina (Florence 1960er noch äußerst erfolgreich.
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 51
Die Komponisten sollten Andrew und einst „Oscar“-nominierte begonnen hat; und doch zeitle-
L. Stone kein Glück mehr brin- Drehbuchschreiber (1957 mit dem bens nie gleichbedeutend war mit
gen: Auch mit dem zwei Jahre Doris-Day-Thriller „Mord in den den großen Namen der Zunft.
nach „Song Of Norway“ vollen- Wolken“) eine langjährige Karriere
deten Film-Musical „Der große beendet, die 1939 noch mit der
Walzer“ um den jungen Johann Musikerbiographie Victor Herberts
Strauß bleibt er erfolglos, wes- „Im Dreivierteltakt am Broadway“
halb der Produzent, Regisseur einigermaßen vielversprechend
Es sollte für viele Jahre der letz- Der Dorfobere Gruber (Nigel Schicksal, in die grobschlächtigen
te seiner Art bleiben; das in der Davenport) ist schnell entmachtet Hände seines ihm Untergebenen
Endphase des Dreißigjährigen und es dauert nur ein Würfelspiel Hansen (Michael Gothard) zu
Krieges angesiedelte „Vergessene lang, bis der Captain dessen Frau geraten. Der reitet erzürnt von
Tal“ von Produzent, Regisseur Erica (Florinda Bolkan) zu der Dannen, um sich zu verstärken
und Autor James Clavell. Bis zu seinen nimmt. Den Männern ver- und bei Wiederkehr das Meer des
Ron Frickes „Baraka“ aus dem spricht er die Unverheirateten und Krieges auch in die letzte friedliche
Jahr 1992 wird kein Kinofilm mehr Witwen. Oase zu leiten.
im Todd-AO-Format gedreht.
Eine schwere im Nachhinein Ein Entzünden der Spannungen Gegen Ende gewinnt der Kitsch
auferlegte Bürde für die beiden zwischen dem in militärischer die Oberhand in einem über
Hauptdarsteller Michael Caine und Zweckmäßigkeit verhafteten zwei Stunden Laufzeit unter-
Omar Sharif. Captain und dem pazifistischen haltsamen, mit Paradiesparabel
Idealisten Vogel verhindert einzig und hoffnungslos überladener
Deren in ihren Wertvorstellungen die gegenseitige Achtung. Nur Friedensbotschaft angereicher-
unvereinbaren Charaktere der Glaube kann die Hierarchie ten Kostümabenteuer. Sein
treffen in einem abgelege- noch nachhaltig erschüttern: Als Publikum konnte Clavell 1970 mit
nen Alpental aufeinander, das protestantische und atheistische der großteils in Tirol gedrehten
wie durch ein Wunder von Soldatengruppen den schüt- Adaption des Romans von J.B.
Plünderung, Brandschatzung, zenden Dorfschrein auf Geheiß Pick ganz offensichtlich nicht
Vergewaltigung und Mord ver- ihres Anführers versetzen wollen, bekehren; es ließ ihn sieben
schont geblieben ist; der eine als begehrt der vom Katholizismus Millionen Dollar Produktionskosten
Söldnertruppenkommandant und besessene Pater Sebastian (Per einbüßen. Anbetracht des Endes
der andere in der Rolle des auf Oscarsson) auf. Vogel, mittler- einer Format-Ära, die 15 Jahre
der Flucht befindlichen Gelehrten weile widerwillig zum offiziellen zuvor mit der Musical-Verfilmung
Vogel. Der kann den Captain Schlichter zwischen Bauern „Oklahoma!“ begonnen hatte und
überzeugen, das Dorf und seine und Besatzern ernannt, kann auf Klassiker wie „In 80 Tagen
Bewohner unversehrt zu lassen eine Eskalation verhindern. Zum um die Welt“ oder „Cleopatra“
und in der gesegneten Senke zu Dank kommt der Captain seinem verweisen kann, ein genregemäß
überwintern. Doch nicht etwa als Wunsch nach und entbindet die sang-, aber auch eher klangloser
Gäste, sondern als neue Herren: junge Inge (Madeleine Hinde) vom Abgang.
54 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
„Das gibt‘s nur einmal“? Nein, zählt. Und vor der Linse geht es Grenzlinien und Kräfteverhältnisse
gleich dreimal wurde der „Der bei der farbenprächtig abgelichte- zwischen den Ländern des
Kongress tanzt“ verfilmt. 1965 ten Historienkomödie sogar noch Kontinents. Der österreichische
macht sich der ungarische etwas prominenter zu. Außenminister von Metternich,
Regisseur Géza von Radványi mächtigster Mann in Europa
an ein weiteres (wenn auch An der Seite Curd Jürgens’, der und mit allen diplomatischen
loses) Remake des deutschen schon damals zu den wenigen Wässerchen gewaschen, findet
UFA-Revuefilms von 1931, des- deutschsprachigen Schauspielern in der Donaumetropole aber
sen bekanntestes Musikstück von internationalem Ruhm gehört, immer noch genügend Zeit,
sicher ein jeder im Ohr hat. spielt mit Lilli Palmer ein weiterer um als galanter Liebhaber die
Bereits zehn Jahre vor von Star des Nachkriegskinos Motive Damenwelt, zu beglücken – ganz
Radványi hatte Franz Antel die von Hans Habes Roman nach. wie es Geschmack und diploma-
Operette mit beträchtlichem Von Radványi eröffnet mit einer tische Notwendigkeit erforderlich
Ausstattungsaufwand neu auf- Führung (angeleitet von Walter machen.
legt; es blieb allerdings beim Slezak) durchs Wachsmuseum.
Versuch, in Spiel und Regie den Ein Grüppchen Touristen steht Und er ist nicht der einzige, der
Charme des ersten großen deut- vor der Figur des Fürsten sich zwischen Verhandlung und
schen Musikfilms fortzuführen, Metternich (Hannes Messemer). Intrige gerne Amüsement und
der heute allenfalls noch von Mit einem Mal erwacht der zu sexueller Eskapade hingibt: Auch
historischem Reiz sein dürfte. neuem Leben und mit ihm die Zar Alexander I. von Russland
Von Radványi dagegen legt sein Geschichte. Klemens Wenzel (Jürgens) ist Genussmensch
„Der Kongress amüsiert sich“ Lothar von Metternich tritt durch und soll schnelles Opfer
als karikierendes Prunkgemälde die Museumstür; und eine Zeit der bezirzenden polnischen
an und gibt die Verantwortung der Intrigen und Liebschaften, Gräfin Kopinskaja (Françoise
fürs Bild wie schon beim ähnlich der Politik und Diplomatie auf Arnoul), einer Verbündeten des
bunten Vorgängerwerk „Onkel Seidenkissen im Spätherbst 1814 Außenministers, werden. Der Zar
Toms Hütte“ in die Hände Heinz tut sich auf. Nach Sturz und interessiert sich aber noch mehr
Hölschers, der in den 60er und Elba-Verbannung Napoleons ver- fürs Wiener Madel Anni (Helga
70er Jahren zu den meistbeschäf- handeln europäische Fürsten und Anders), das ihn gerade vor dem
tigten Kameraleuten des bundes- Staatsmänner auf dem „Wiener Schlafzimmer-„Attentod“ bewahrt
deutschen Unterhaltungskinos Kongress“ die Neuordnung der hat. Selbst Metternichs stets mit-
56 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
denkende Gattin (Palmer) lässt schen Verhängnis zu werden. Drehbuch verfasst hat, stellt die
nichts unversucht; schließlich Und dann kündigt sich den hohen von Peter Thomas’ Kompositionen
ist auch ihr bewusst, dass sich Herren auch noch ein Eroberer getakteten politischen und amou-
Politik nicht nur im Konferenzsaal ganz anderen Kalibers an: rösen Wirren des diplomatischen
machen lässt, sondern ebenso in Napoleon (Wolfgang Kieling) ist Corps pompös in den Mittelpunkt
verschwiegenen Boudoirs. Einzig von Elba geflüchtet und bereits auf seines Kostümreigens. Und nicht
der französische Graf Talleyrand dem Weg zurück nach Europa, zuletzt plädiert die ursprüngliche
(Paul Meurisse), dem weder die um einen blutigen Rachefeldzug FSK-16-Etikette vom 15. März
französische Revolution noch zu starten. 1966 ebenso wie die zeitge-
seine wechselnden Gebieter nössische Kritik dafür, dass der
etwas anhaben konnten, versteht Dieser historische Hintergrund ist Kongress in Eastmancolor und
sich im Spiel mit List und Tücke während der 96 Minuten jedoch 70mm-Superpanorama seinen
genauso gut wie der Gastgeber. nicht mehr als bloße Szenerie. Teilnehmern auf der Leinwand mit-
Dem droht derweil ein kompro- Von Radványi, der in der deutsch- unter mehr Amüsement bereitet
mittierender Liebesbrief an seine österreichisch-französischen als jenen davor.
Lieblingsmätresse, der Sängerin Co-Produktion mit Fred Denger
Rosa (Anita Höfer), zum politi- und Aldo von Pinelli auch das
Die „High Hopes“ auf eine Reunion Leinwanddebüt einen verkriselten, Mitläufer samt faschistischen
sind von heute auf morgen begra- Selbstmissbrauch betreibenden Anwandlungen zu einem immer
ben. Pink-Floyd-Mitbegründer Rockmusiker zwischen Phobie höher werdenden Schutzwall
Richard „Rick“ Wright ist am 15. und Psychose. Zu viel Applaus, türmt, der ihm zusehends zum
September 2008 im Alter von 65 zu viele Drogen; Pink durchlebt Gefängnis wird.
Jahren gestorben. Beim ambitio- auf seinem Hotelzimmer einen
niertesten Projekt der britischen halluzinogenen Trip. Während Parker verbildlicht diese visio-
Giganten des Progressive- und er vor dem Fernseher kauert, nären Fragmente von Pinks
Art-Rocks – der Konzeption des auf dem immer wieder Szenen Delirium durch collagenhafte
Albums „The Wall“ aus dem Jahr aus Michael Andersons „The Rückblenden aus Real- und
1979 – war der Keyboarder schon Dambusters“ vorbeiflimmern, Zeichentricksequenzen, in
nur noch sporadisch dabei, hatte bereisen seine Erinnerungen in denen Alptraum und Wirklichkeit
die meisten Tastenparts Produzent wilden Zeitsprüngen Stationen ohne echten Dialog verschmel-
Bob Ezrin und Sessionmusiker der tristen, vaterlosen Kindheit zu zen. Die grell-monströsen
Peter Wood überlassen und mach- Zeiten des Zweiten Weltkriegs, als Illustrationen des englischen
te die anschließende Tour nicht ihn die Liebe seiner „Atom Heart Cartoonisten Gerald Scarfe
mehr als Bandmitglied, sondern Mother“ (Christine Hargreaves) gehörten schon wesentlich zur
nur noch angestellt mit. Und als schier erdrückte. Er blickt bildge- Bühenshow, die an lediglich
der ehemalige Werbefilmer Alan flutet zurück auf die unschönen fünf Orten live aufgeführt wurde:
Parker drei Jahre später das letz- Schuljahre in der Ziehanstalt Neben Los Angeles waren
te große Pink-Floyd-Werk (und mit einem Konformitätsdruck dies 1981 New York, London
außerdem eines der bestverkauften ausübenden Lehrkörper (Alex und Dortmund; kurz nach dem
Rock-Alben der Musikgeschichte) McAvoy); die Karriere und den mit Fall der Berliner Mauer zogen
mit Bob Geldof in der Hauptrolle Aufputschmitteln erkauften Ruhm, Roger Waters und prominen-
visualisiert, haben ihn Roger der sein gesamtes Privatleben ver- te Gastmusiker wie Sinéad
Waters, das Mastermind am Bass, schlungen hat. Ein Anruf zuhause O’Connor, Bryan Adams, Cyndi
und Gitarrist David Gilmour bereits bringt bittere Gewissheit über die Lauper, Van Morrison oder die
ausgeschlossen. Affäre seiner Frau (Eleanor David). Scorpions „The Wall“ noch ein-
Dies sind die Ziegelsteine, die mal auf dem Mauerstreifen zwi-
Geldof, damals Frontmann der ein isolierter, kommunikationsun- schen Brandenburger Tor und
Boomtown Rats, spielt in seinem fähiger und offenbar gefühlloser Potsdamer Platz hoch.
58 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Mit dem kriegsbedingten Verlust stark machen. Dies verdeutlicht später Richard Wright zurück ans
des Vaters (zu Filmbeginn im die Szene, in der die Kinder in eine Keyboard. Nur eine der vielen
Zusammenspiel mit Pinks Geburt fabrikartige Schule einmarschieren Endlosschleifen, nach denen auch
in Form einer Gefechtsszene und mit gesichtslosen Masken das Album „The Wall“ angelegt ist.
verbildlicht, in der deutsche an ihren Pulten sitzend wieder Und wo sich ein Kreis schließt, tut
Bomber einen Bunker zerstö- herausfahren. Anschließend tap- sich nicht selten ein neuer auf: Am
ren) und der daraus folgenden, sen sie blindlings in einen großen 6. November und damit 26 Jahre
ebenfall früh angedeuteten müt- Fleischwolf, um zu einer Masse nach der Deutschlandpremiere
terlichen Vereinnahmung trägt vermengt in einem Akt sinnlo- wird der Mauerzyklus einmal
das überwiegend von Waters ser Zerstörung über jegliches mehr seine Runden in den deut-
geschriebene und dem Plot Rebellionsziel hinauszuschießen. schen Kinoprojektoren drehen:
zugrundeliegende Konzeptalbum Sie ist zugleich eines der bekann- Wiederaufführung. Endlich mal
stark autobiografische Züge. Es testen Videos von Pink Floyd. wieder eine positive Pink-Floyd-
will dokumentieren, dass Teile der Schlagzeile.
Nachkriegsgeneration vernarbte Der Film als ganzes ist bei aller
Seelen und innere Mauern davon- Totalität augenfällig Produkt
getragen haben. Waters versucht dreier Künstler, die sich ständig
sie einzureißen – mit Musik. Die aneinander reiben: dem selbstge- Filminfo
Sonderstellung in Film und Band fällig inszenierenden Parker und The Wall (OT: The Wall)
unterstreicht sein Cameo-Auftritt Waters im Bunde mit Trickfilmer Großbritannien 1982
in der Hochzeitsszene. Von Scarfe; ein Aufeinandertreffen der Aufgenommen in 35mm
Anbeginn trägt der Protagonist Egos. Erstaunlicherweise halten Panavision Anamorphic (1:2.35)
Pink aber auch markant den viele Kritiker dem auf akustische Präsentiert in 70mm (1:2,21) / 6-
Lebenswandel Syd Barretts zur wie optische Reizüberflutung Kanal Dolby (A) Stereo Magnetton
Schau; jenem vornehmlich an angelegten Werk ausgerechnet mit Split Surround
LSD-Experimenten gescheiterten seine Inhaltsleere vor. Es mag Englischsprachige
Sänger und Gitarristen aus den kein Einfaches sein, sich mit Originalfassung / 95 Minuten /
psychedelischen Anfangsjahren, der symbolismenüberladenen Erstaufführungskopie
der die Gruppe abgeleitet von den Wirre im Stil moderner Videoclip- Welturaufführung: 23.5.1982
Vornamen seiner beiden Lieblings- Ästhetik anzufreunden. Dafür Deutsche Erstaufführung:
Blueser Pink Anderson und Floyd ist der poetisch-psychedelische 1.10.1982
Council einst auf The Pink Floyd Anderthalbstundentrip viel zu FSK: freigegeben ab 16 Jahren
Sound taufte und 1968 von David negativ, zu depressiv, zu aggres-
Gilmour abgelöst wurde. siv und in subversiver Weise Stab
ignorant gegenüber erzähleri- Produktion: Alan Marshall
Vom Album unterscheidet sich schen Normen. Aber wenn sich Regie: Sir Alan Parker
das Movie marginal: Nur wenige eine geschundene Seele wie Buch: Roger Waters
Songs bleiben außen vor („Hey das schreiende Elend auf dem Buchvorlage: Pink Floyd (gleichna-
You“, „The Show Must Go On“), Filmplakat Ausdruck verschafft, miges Album)
manche werden frisch aufge- kann dies bildlich vielleicht nur Kamera: Peter Biziou
nommen oder abgemischt, die in einer derartig überlagerten Musik: Roger Waters, David
einen erweitert („Bring The Boys Aufbereitung passieren. Die Gilmour
Back Home“), andere verkürzt Gefahr für den Betrachter ist Schnitt: Gerry Hambling
(„Run Like Hell“, „Waiting For The natürlich gegeben, im assoziativen
Worms“), ein Track bekommt Bildersturm einer ebenso zerrisse-
einen veränderten Text („Mother“), nen wie vielschichtigen Kunstform Darsteller
„What Shall We Do Now?“ ersetzt zwischen Anti-Spielfilm und Nicht- Bob Geldof (Pink), Kevin McKeon
„Empty Spaces“, das wesentliche Musikfilm verloren zu gehen. (Pink als Junge), Christine
„Comfortably Numb“ lässt eine Hargreaves (Pinks Mutter),
neue Bassline heraushören und Pink Floyd indes bekommt ihr James Laurenson (Pinks Vater),
als dramaturgisch notweniger Meisterwerk nicht, es folgt der Eleanor David (Pinks Frau),
Neuling kommt der Titel „When „Final Cut“, nachdem Roger Bob Hoskins (Manager), David
The Tigers Broke Free“ hinzu. Waters ein Album für seinen bei Bingham (Pink als Kind), Alex
Dazwischen erklingt wie gewohnt Anzio in Italien gefallenen Vater McAvoy (Lehrer), Margery Mason
die in drei Sequenzen aufgeteilte Eric Fletcher komponiert, das die (Frau des Lehrers), Ellis Dale
Berühmtheit „Another Brick In The Band einspielt, obgleich sie musi- (Englischer Arzt), Robert Bridges
Wall“, deren zweiter Teil als Single kalisch nicht vollkommen dahinter (Amerikanischer Arzt), Winston
veröffentlicht wird und sich zur steht. Man trennt sich 1983, Rose (Sicherheitsbeamter), James
anarchistischen Protesthymne auf- Waters begibt sich auf Solopfade, Hazeldine (Liebhaber), Jenny
schwingt. Dabei soll Part II weder erklärt Pink Floyd für aufgelöst. Wright (Groupie), Joanne Whalley
als ein wortwörtliches Plädoyer für David Gilmour und Schlagzeuger (Groupie), Michael Ensign (Hotel-
„We Don’t Need No Education“ Nick Mason machen nach langem Manager)
verstanden werden, noch sich für Rechtsstreit um den Bandnamen
ein Aufwachsen ohne Autoritäten weiter – und holen zwei Jahre
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 59
Dass heldenhafte Kämpfer in der 285 Drehtagen entstande- Großmacht Bericht über die Lage
Schlacht zu fallen haben, ist eine ne Arbeit aus dem Jahr 1962 unter den zerstrittenen Stämmen
romantische Kinovorstellung. weder Abbild von Lawrence‘ zu erstatten. Deren Ländereien
Regisseur David Lean, der dieser Aufschrieb noch der historischen befinden sich größtenteils in tür-
Tage 100 Jahre alt geworden Ereignisse zu Zeiten des Ersten kischer Hand und aufgrund der
wäre und sich für Meisterwerke Weltkriegs, sondern mehr monu- Kollaboration mit dem Deutschen
wie „Oliver Twist“, „Die Brücke mentales, höchst subjektives Reich sind sie von bedeuten-
am Kwai” und „Dr. Schiwago” Porträt des Offiziers, Hobby- dem Interesse fürs Empire.
verantwortlich zeichnet, bedient Archäologen, Geheimagenten und Und nicht zuletzt geht es den
sie in seinem bildmächtigen Schriftstellers, der den von Seiten Landesrepräsentanten natürlich
Wüstenepos „Lawrence Of Englands forcierten Aufstand der um Einflussnahme im arabischen
Arabia“ nicht. Sein Einstieg ein Araber gegen die Besatzer des Raum. Bei Ankunft im Lager von
Abstieg – mit tödlichen Folgen: Osmanischen Reichs anzettelt und Prinz Feisal (Alec Guinness) findet
Thomas Edward Lawrence stirbt anführt. der wenig militärisch auftretende
am 19. Mai 1935 in Clouds Lawrence allerdings einen noch
Hill nach einem Motorradunfall Die Hauptrolle wird nach der völlig unorganisierten, von den
mit seiner Brough Superior. Ein Absage von Marlon Brando ganz Möglichkeiten der modernen
Ende, das in geradezu wüstem bewusst mit einem noch unbe- Kriegsführung nichts ahnenden
Gegensatz zu einem an bedroh- kannten Schauspieler besetzt. Haufen vor.
lichen Szenarien reichen Leben Als auch Albert Finney zurück-
steht. Ein Mythos umrankt T. E. zieht, übernimmt Bühnenakteur Mit der Drehbuchkreation Sherif
Lawrence schon lange bevor Peter O’Toole den Part des in Ali Ibn El Kharisch (Omar Sharif)
sich Lean und Produzent Sam Kairo stationierten, zunächst – der ihn auf dem Weg zum
Spiegel daran machen, den 1926 noch unbedeutenden britischen Prinzen noch den Begleiter
erschienenen autobiografischen Behördenmitarbeiters, der dort kostete, weil dieser trotz unglei-
Kriegsbericht „Die sieben Säulen Landkarten des Vorderen Orients cher Stammeszugehörigkeit sich
der Weisheit“ zu verfilmen. Dabei anfertigt. Aufgrund seiner guten erdreistet hatte, aus Alis Brunnen
ist ihre an Originalschauplätzen Kenntnisse der arabischen Welt, zu trinken – nimmt Lawrence
in der jordanischen und marok- Mentalität und Lebensweise wird den beschwerlichen Wüstenweg
kanischen Wüste unter extremen Lawrence für drei Monate auf durch die Dürren von Nafud
klimatischen Bedingungen in die Halbinsel entsandt, um der zur türkenbesetzten Hafenstadt
60 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Akaba (gedreht wurde im süd- den „Golden Globe“ als „Bester der sengenden Sonne in den
spanischen Almería) auf sich. Nachwuchsdarsteller“ erhält. Auch Sanddünen von Nafud kann auch
Es gelingt ihm mit psychologi- Omar Sharif, von der Akademie er nichts entgegenhalten – ein
schem Geschick, den dortigen nominiert für den Preis des gemaltes Bild muss Abhilfe schaf-
Stammesführer Auda Abu Tayi Nebendarstellers, ging im Santa fen. Bei dem via 450mm-Objektiv
(Anthony Quinn mit künstlicher Monica Civic Auditorium, wo die in einem Take aufgenomme-
Nase) zu gewinnen. Da die Türken Verleihung zwischen 1961 und nen, vielleicht eindrucksvollsten
ihre Abwehrgeschosse aufs Rote ’68 stattfand, leer aus. Academy Entree der Filmgeschichte wird
Meer gerichtet haben und nicht Awards Of Merit (wie der „Oscar“ in umgekehrter Richtung nach-
mit einem Angriff vom Festland offiziell heißt) gibt’s für eines geholfen: Als Omar Sharif, zuerst
rechnen, glückt der Einfall – „El der größten Kino-Abenteuer, Luftspiegelung, dann Beduine,
Awrence“ ist allumjubelter Held. die je gefilmt wurden, dennoch seinen Brunnen verteidigt, strahlt
Nach dem Willen seiner Regierung reichlich: innovativer, weil des die Mitte der Leinwand nur dank
soll er die neu gewonnenen öfteren bereits zum Ende der Production-Designer John Box in
Gefolgsleute jetzt nach Damaskus Vorgängerszene einsetzender weißem Nichts, während dezente
führen, um dem kolonierenden Ton, der vom Direct Cutting Spuren auf den heranreitenden
Empire die Vormachtsstellung der Nouvelle Vague inspirierte Sharif zuführen und zwei im Kreis
im Nahen Osten zu bringen. Schnitt (etwa als Lawrence das fahrende Jeeps in einer Meile
Doch der geliebte Ungläubige, Streichholz ausbläst, dem unmit- Entfernung den Sand aufwirbeln.
der sich längst den Arabern telbar der Sonnenaufgang folgt),
zugewandt fühlt, weiß, dass im Ausstattung, die Musiken von Kurz nach der Premiere am
Panarabischen Großreich ein Maurice Jarre, die Kameraführung 10. Dezember 1962 in London
unlösbarer Interessenskonflikt zwi- von Leans Vertrautem Freddie ist die Nachfrage immens. So
schen Stammesfürsten und ihren Young und eine Regie-Ehrung immens, dass man sich dem
Alliierten schwelt. zeichnen schließlich den „Besten Druck der Kinobetreiber beugt
Diese innere Tragik der Titelfigur Film“ des Jahres 1962 aus; einen und kürzt, da ansonsten ledig-
spaltet auch den Film; Lawrence, der ersten in Super Panavision lich zwei Vorführungen pro Tag
hier strahlender Erlöser, dort 70 gedrehten. Während zu möglich gewesen wären: Lean
blindwütiger Rächer mit maso- Overture, Entr‘acte und Exit 20 Minuten, Spiegel acht. Anfang
chistischen Anwandlungen, der Music die Leinwand minutenlang 1963 wird die verknappte Fassung
sich einerseits verpflichtet fühlt, schwarz bleibt, dürfen Jarres von der Werbekampagne einem
der arabischen Sache zu Sieg Kompositionen besonders wirken. Kriegs- oder Westernfilm gleich
und Selbständigkeit zu verhel- Dazwischen verherrlicht Young die verkauft. Verschwunden ist das
fen, wo er auf der anderen doch Weite der Wüste ebenso wie den mysteriöse Gesicht des ursprüng-
seinem Land dienlich sein soll- am Ende tragischen Helden. lichen Plakats. Sieben Jahre
te. Ein glänzend nachgespielter später steht der TV-Termin an und
klassischer Auf- und Abstieg Sein Arbeitsgerät wird bei den abermals müssen 15 Minuten im
des Protagonisten, für des- hohen Drehtemperaturen mit Schnittraum bleiben. Gegen den
sen Darstellung Peter O’Toole Sonnenschirm und feuch- Willen David Leans kommt der
seine erste von insgesamt acht tem Lappen vor Überhitzung Film in dieser Verfassung und einer
„Oscar“-Nominierungen als geschützt, bevor die Filmnegative Laufzeit von drei Stunden erneut
„Bester Hauptdarsteller“ und ins Kühlhaus kommen. Einzig ins Kino. Der als Klassiker ange-
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 61
Jules Verne hat nicht nur ursprüngliche Buchtitel – zuletzt Inspektor Fix (Robert Newton
Flugmaschinen, Unterseeboote 2004. Regisseur Frank Coraci hält in seiner letzten Rolle) hat Fogg
und Fernsehen, er hat auch das sich aber einzig an Schauplätze seit Suez bereits im Auge, als
Kino kommen sehen. Schließlich und zeitliche Einordnung, seine die Wettflieger, -fahrer, -reiter
starb er erst 1905 und damit elf Reiseführer sind ausgerechnet und -renner in Bombay eines
Jahre nach der ersten öffentli- Martial-Arts-Vorkämpfer Jackie ihrer ersten Abenteuer bestehen
chen Filmvorführung. Doch man Chan in der Rolle des französi- und Prinzessin Aouda (Shirley
könnte dem kühnen Vorhersager schen Dieners und jede Menge MacLaine) vor dem Feuertod
und Erfinder des Science-Fiction- Slapstick. Doch betrachtet ein bewahren. Die junge indische
Romans auch eine andere Ahnung Engländer eine Wette bekannt- Witwe vergrößert fortan die
andichten: Denn sein 1873 ver- lich niemals als Scherz. Wohl Reisegesellschaft, der noch ereig-
öffentlichter Roman „Le tour du deshalb ist die im Ballon begon- nisreiche Stationen bevorstehen
monde en quatre-vingt jours“ um nene Reise aus Sicht des Briten ehe sie über Kalkutta, Hongkong,
einen britischen Ehrenmann, der Michael Anderson – der 1957 Yokohama, San Francisco und
in Folge einer Wette in Rekordzeit mit der Literaturverfilmung eine New York auf die Insel zurückkeh-
die Erde umrunden muss, verteilt „Oscar“-Nominierung und damit ren kann. Trotz aller Widrigkeiten
die Handlungsorte titelgemäß seinen internationalen Durchbruch und dank einer aberwitzigen
über den gesamten Globus und auf dem Regiestuhl feiert – im Dampferfahrt scheint die Wette
ist damit geradezu prädestinierte Gegensatz zur Neuauflage bis gewonnen – da schreitet am
Vorlage für einen Monumentalfilm. heute so fesselnd. Liverpooler Bahnhof der Inspektor
zur Tat. Bis die Umstände sich
Im Kino sah man die „Reise um Als maßgeschneidert bezeichnen klären, vergeht viel Zeit. Das Trio
die Erde in 80 Tagen“ – so der lassen muss sich vornweg die erreicht London und Bridge-
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Partner geschlagen. Für den ver- ihre Aufwartung, darunter etwa Filminfo
hinderten Wettkönig Fogg heißt Marlene Dietrich als Barbesitzerin, In 80 Tagen um die Welt (OT:
das Pech im Spiel Glück in der Red Skelton ist als Betrunkener Around The World In 80 Days)
Liebe: Seine Prinzessin und er zu sehen, Buster Keaton tritt USA 1956
sind sich längst schon zugetan, als Schaffner in Erscheinung, Aufgenommen in 65mm Todd-AO
wollen heiraten. Dann entsinnt sich Charles Boyer spielt den (1:2.21, 24fps)
der Mann von Welt, dass man mit Monsieur Gasse, Fernandel Präsentiert in 35mm CineStage
dem Pazifischen Ozean auch die gibt einen schwerbegrifflichen (1:2.21) / 4-Kanal Stereo
Datumsgrenze überquert hat… Pariser Droschkenkutscher, Peter Magnetton mit 3-Kanal Perspecta
Lorre den japanischen Steward Surround
Und manch andere Ziellinie hat und Frank Sinatra ist für eine Französischsprachige
die Verfilmung von Jules Vernes Kopfdrehung als Pianist im Bild. Fassung / 132 Minuten /
auflagenstärkstem Buch genom- Erstaufführungskopie
men: Mit schlussendlich sechs Bei den Academy Awards spielt Roadshow-Präsentation
Millionen Dollar Kosten lässt die der Cast – obgleich der mexi- Welturaufführung: 17.10.1956
erste und letzte Produktion des kanische Komiker Cantinflas Französische Erstaufführung:
damaligen Broadway-Impresarios bereits einen Darsteller-„Golden 15.5.1957
und Filmnovizen Michael Todd Globe“ bekommen hat – dennoch Deutsche Erstaufführung:
alles Dagewesene hinter sich keine Rolle. Nominierungen in 4.10.1957
– die Ära der großen Budgets Szenenbild und Kostümdesign FSK: freigegeben ab 6 Jahren
und Spezialeffekte ist angebro- unterstreichen die prächtige
chen. „In 80 Tagen um die Welt“ Ausstattung, können aber gleich- Stab
bucht über 16 Monaten die falls keinen Stich machen. Seine Produktion: Michael Todd
Kinos aus und verzeichnet etliche „Oscars“ gewinnt der „Beste Regie: Michael Anderson
Kassenrekorde. Zum zweiten Film“ des Jahres 1956 mit dem Buch: S.J. Perelman, John
Mal wird nach Fred Zinnemanns Schnitt, Victor Youngs Musik (Bing Farrow, James Poe
Musical-Verfilmung „Oklahoma!“ Crosbys „Around The World” wird Buchvorlage: Jules Verne (Roman)
aus dem Jahr 1955 in Todd- auch ungeehrt ein internationa- Kamera: Lionel Lindon
AO gedreht, wobei der Film im ler Hit), der Kameraführung und Musik: Victor Young
üblichen Quadratrahmenformat dem „Besten Drehbuch“ nach Schnitt: Gene Ruggiero, Paul
beginnt und während des Prologs literarischer Vorlage. Nachdem Weatherwax
(mit dem Journalisten Edward R. zu Veröffentlichung an dieser
Murrow, der frühen 35mm-Verne- Stelle nur S.J. Perelman genannt Darsteller
Umsetzung „Von der Erde zum ist, klagen sich James Poe und David Niven (Phileas Fogg),
Mond“ von Filmpionier Georges John Farrow in den Nachspann. Cantinflas (Passepartout), Robert
Méliès und einem von Todd selbst Letzterer ist anfänglich sogar Newton (Inspektor Fix), Shirley
gefilmten Raketenstart) breitwan- Anweiser, wird aber von Todd MacLaine (Prinzessin Aouda),
dig aufzieht, um dem Publikum die noch in der ersten Drehwoche Trevor Howard (Falletin), Charles
Möglichleiten von Todd-AO zu ver- während der Spanienaufnahmen Boyer (Monsieur Gasse), Marlene
anschaulichen. Gedreht wird das durch den jungen, holly- Dietrich (Barbesitzerin), Fernandel
Spektakel sowohl mit 24 Bildern woodunerfahrenen Michael (Droschkenkutscher), Buster
pro Sekunde für die 35mm- Anderson ersetzt; wobei man die Keaton (Schaffner), Peter Lorre
Fassung als auch letztmalig mit Stierkampfsequenz wohl allein (Japanischer Steward), Frank
einer Bildrate von 30 fps, um deshalb ersinnt, weil Cantinflas mit Sinatra (Klavierspieler), George
die Roadshow-Version in 70mm entsprechenden Erfahrungswerten Raft (Saloon Bouncer), John
zu generieren. Dabei kommen aufwarten kann. Carradine (Oberst Proctor), Red
auch zwei Kameras zum Einsatz, Skelton (Betrunkener), Noel
die parallel aufgestellt dasselbe Der Erfolg gibt Todd Recht, mag Coward (Hesketh-Baggott), Robert
ablichten. Andernfalls wird die sein Vorgehen auch noch so Cabal (Elefantenführer), Jack
Kamerageschwindigkeit für den riskant erscheinen. Angefangen Oakie (Kapitän der Henrietta),
zweiten Take verändert oder (in damit, dass er nach seinem John Gielgud (Mr. Foster), Ronald
den dialoglosen Szenen) dieselbe Cinerama-Ausstieg auch die Squire (Reform-Club-Mitglied),
Aufnahme verwendet. Alle spä- Anteile am zuvor mit American Basil Sydney (Reform-Club-
teren Todd-AO-Werke zählen nur Optical entwickelten 70mm- Mitglied)
noch 24 Bilder pro Sekunde. Format verkauft und (einem
Phileas Fogg nicht ganz unähn- Oscars
In den 75 Drehtagen der lich) das gesamte Vermögen auf Beste Kamera (Farbe: Lionel
Superproduktion kamen nahezu eine Karte setzt: Jules Vernes Lindon), Beste Musik: Drama
35.000 Kostüme zum Einsatz; und einen an 140 Hollywood- (Victor Young), Bester Film
mehr als in jedem anderen Film. Studiosets und in 13 Ländern (Michael Todd), Bester
Und gerade in den kleinsten gedrehten Reisebilderbogen zu Schnitt (Gene Ruggiero, Paul
Rollen steckt die prominenteste Lande, zu Wasser und in der Weatherwax), Bestes Drehbuch
Besetzung. Die ursprünglich Luft – der sich noch eine weite- nach einer literarischen Vorlage
178 (und später auf 143 gekürz- re bemerkenswerte Bestmarke (John Farrow, S.J. Perelman,
ten) Minuten begründeten die nachsagen lassen darf: Mike James Poe)
bis heute gängige Spielerei der Todd gewann die zweifel-
veredelnden Cameo-Auftritte: los längste Außenwette der
An die 50 Gaststars machen Unterhaltungsgeschichte.
64 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Die Bibel
ZUR ENTSTEHUNG
„Du sollst dir kein Bildnis „Die Bibel“ ist der erste von nur Die Laufzeit ist mit drei Stunden
machen.“ Es lag nun sicher nicht zwei in Dimension 150 gedrehten ebenso monumental wie das
an der Verletzung des obersten Filmen; die 70mm-Variante soll Budget. De Laurentiis investiert für
Gebots, dass das italienisch- den Marktanteil von Todd-AO sein gewagtes Mammutspektakel
amerikanische Großprojekt stärken. Doch das verbesserte – das er ursprünglich als das
„La bibbia“ von Produzent Linsensystem mit einem maxi- erste in einer Reihe von bibel-
Dino De Laurentiis und seinem malen Blickwinkel von 150 Grad basierten Kinofilmen ankün-
Regisseur John Huston unter kann sich nicht durchsetzen und digt – in Materialfülle und
keinem guten Kinostern stand. wird lediglich 1970 noch einmal Ausstattungspathos: Allein
Obgleich eine Nominierung für in Franklin J. Schaffners „Patton 200.000 Dollar werden aufge-
den „Golden Globe“ und sogar – Rebell in Uniform“ mit George C. bracht, um am Fuße des Ätnas die
eine „Oscar“-Kandidatur (jeweils Scott in der Hauptrolle verwendet. Ruinen von Sodom und Gomorrha
in der Kategorie „Beste Musik“) zu errichten. Weitere 375.000
zu Buche stehen, markiert sein „The Bible... In The Beginning“ (so Dollar kostet das über 40 Meter
am Einspielergebnis gemessener warb man für die US-Ausgabe, hohe Fundament des babyloni-
Misserfolg das sich anno 1966 obgleich der eigentliche Screentitel schen Turms – den Rest an Höhe
bereits abzeichnende Ende der „The Bible: In The Beginning…“ besorgen Matte Paintings, gemal-
Monumentalfilme. lautet) schlägt die altestamen- te Kulissen auf Leinwand. Die fast
tarische Heilige Schrift römisch- 70 Meter lange und 20 Meter brei-
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 65
Exodus
ZUR ENTSTEHUNG
Bis heute ist kein Frieden in Seine Filmfigur Ari Ben Canaan Monate der britischen Mandatszeit
Sicht. 60 Jahre Israel, das sind will sich nicht damit abfinden, an. Und so gilt es im zweiten Teil
sechs Jahrzehnte jüdischer dass mehr als 30.000 Juden auf des Dreistundenwerks vornehm-
Existenzkampf und palästinensi- der Mittelmeerinsel Zypern durch lich, den neu gegründeten Staat
scher Widerstand, zwischen beid- die britische Militäradministration gegen arabische Anfeindungen zu
seitigen Friedensbemühungen, in Internierungslagern festge- verteidigen.
Gebietsausdehnung und Ins- halten werden. Man befürchtet
Meer-Treiben. Als Otto Preminger mit der Einreise so genannter Vorlagenautor Leon Uris distan-
sein Historiendrama über die Displaced Persons – nicht weni- zierte sich von der Filmfassung
Gründung des Staates Israel in ge von ihnen haben deutsche seines 1958 erschienenen
Super Panavision 70 dreht, ist der Konzentrationslager überlebt Monumentalromans, den der
UN-Teilungsplan seit 13 Jahren – eine Destabilisierung des zuvor österreichische Hollywood-
verabschiedet. Der österreichisch- zum Osmanischen Reich gehö- Emigrant Preminger zu einem
amerikanische Filmregisseur rigen Patronats Palästina. Ben aktionsreichen Epos ver-
und -produzent blickt zurück auf Canaan lässt als Offizier ver- dichtet. Die politisch-histori-
die Zeit, in der Juden aus aller kleidet mit gefälschtem Geheiß schen Hintergründe, wahre
Welt gen Palästina reisen, um im über 600 Heimatlose auf die Begebenheiten und reale
Gelobten Land, das seit Ende Exodus flüchten. Als die Briten Personen (wie etwa der Anschlag
des ersten Weltkriegs unter briti- ankündigen, das nach dem auf das King David Hotel in
schem Völkerbundsmandat steht, zweiten Buch Mose benannte Jerusalem oder Irgun-Führer
endlich die lang versprochene Immigrantenschiff zu kapern, kann Akiva Ben Canaan, der den
Heimat zu finden. Und die Rolle er die Weiterfahrt des ehemaligen späteren Ministerpräsidenten
des Führers der Hagana, einer US-Truppentransporters nach Israels, Menachem Begin, nach-
zionistischen, paramilitärischen Haifa durch Hungerstreik und Sel stellt) mischen sich (wie teilwei-
Untergrundorganisation, die bstsprengungsandrohung erzwin- se schon im Buch) mit fiktiven
immer wieder Juden auf legalem gen. Mit der Überfahrt beginnt Handlungssträngen und werden
wie illegalem Weg nach Palästina nicht nur die zum Scheitern ver- dabei nicht nur stark verein-
schleust, spielt die am 26. urteilte Romanze zwischen Ben facht, sondern stellenweise auch
September im Alter von 83 Jahren Canaan und der amerikanischen verzerrt dargestellt. Das lässt
gestorbene Hollywood-Legende Krankenschwester Kitty (Eva Marie die Geschichte zum beweg-
Paul Newman. Saint); es brechen auch die letzten ten Plädoyer für den seinerzeit
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 67
Hauptmann Song of
Florian von Norway
der Mühle
Land / Jahr: Land / Jahr:
DDR 1968 USA 1970
Besetzung: Besetzung:
Manfred Krug (Hauptmann Florian), Regina Beyer Toralv Maurstad (Edvard Grieg), Florence Henderson
(Duchessa von Guastalla), Gisela Bestehorn (Nina Grieg), Christina Schollin (Therese Berg),
(Freifrau von Colloredo), Rolf Herricht (Amadeus), Frank Porretta (Richard Nordraak), Harry Secombe
Jutta Klöppel (Fanny Schauendorf), Doris Abeßer , (Bioernstjerne Bjoernson), Robert Morley (Berg),
Rolf Hoppe , Eberhard Cohrs (Dorfgendarm) Edward G. Robinson (Krogstad), u. A.
Stab: Stab:
Produktion: Werner Liebscher Produktion: Andrew L. Stone, Virginia L. Stone
Regie: Werner W. Wallroth Regie: Andrew L. Stone
Buch: Werner W. Wallroth Buch: Andrew L. Stone
Buchvorlage: Joachim Kupsch Buchvorlage: Milton Lazarus (Musical),
(Erzählung „Die Winternachtsabenteuer“) Homer Curran (Theaterstück)
Kamera: Eberhard Borkmann, Hans-Jürgen Kruse Kamera: Davis Boulton
Musik: Karl-Ernst Sasse Musik: Chet Forrest, Bob Wright
Schnitt: Helga Emmrich Schnitt: Virginia L. Stone
Inhalt Inhalt
Zur Zeit des Wiener Kongresses: Ein burgen- Musikalische Biographie des norwegischen
ländischer Exhauptmann setzt seine Schaden Komponisten Edvard Grieg. Der nach dem Studium
ersatzforderungen durch, gerät jedoch durch eine an einem Musik-Konservatorium in Armut lebenden
vom Zufall gestiftete Liebesgeschichte mit einer Grieg, schockiert seine Familie durch die Heirat mit
in geheimer Mission reisenden Herzogin in diplo- seiner Cousine Nina und hat eine Affäre mit Therese
matische Verwicklungen. (Westdeutscher Titel: Berg, einer wohlhabenden Frau. Sie macht einen
„Hauptmann Florian“)* Deal mit ihrem einflussreichen Vater. Sie will die
romantische Beziehung beenden, wenn er für Grieg
ein Konzert in Stockholm organisiert. Schließlich reist
Grieg nach Rom, wo seine Bedeutung als Künstler
Anerkennung findet. Seine Beziehung zu Therese ist
aber nicht beendet, und das Geschenk von Nina,
ein einfaches Klavier, wird überschattet durch das
Geschenk von Therese, einem wertvollen Flügel.
Das
vergessene
Star! Tal
Land / Jahr: Land / Jahr:
USA 1967 GB/USA 1970
Besetzung: Besetzung:
Julie Andrews (Gertrude Lawrence), Richard Crenna Michael Caine (Captain), Omar Sharif (Vogel), Per
(Richard Aldrich), Michael Craig (Sir Anthony Oscarsson (Pater Sebastian), Nigel Davenport
Spencer), Daniel Massey (Noel Coward), Robert (Gruber), Florinda Bolkan (Erica)
Reed (Charles Fraser), John Collin (Jack Roper),
Bruce Forsyth (Arthur Lawrence), Beryl Reid (Rose),
Jenny Agutter (Pamela), Alan Oppenheimer (Andre
Charlot)
Stab: Stab:
Produktion: Saul Chaplin Produktion: James Clavell
Regie: Robert Wise Regie: James Clavell
Buch: William Fairchild Buch: James Clavell
Kamera: Ernest Laszlo Buchvorlage: J.B. Pick (Roman)
Musik: Lennie Hayton Kamera: John Wilcox
Schnitt: William Reynolds / Musik: John Barry
Schnitt: John Bloom /
Inhalt Inhalt
Porträt einer englischen Sängerin aus ärmlichen Durch einen Appell an Vernunft und Einsicht bewahrt
Verhältnissen, die sich zum Star der Music-Halls ein ortsfremder Lehrer während des Dreißigjährigen
hocharbeitet. Der internationale Erfolg belastet Krieges ein Dorf in den Stubaier Alpen vor
jedoch ihr Privatleben. Aufwendiger, überlanger Plünderung und Brandschatzung. Mischung aus
Unterhaltungsfilm mit vielen Varieté-Einlagen, der die Horror-, Kitsch-, Heimat- und Kostümfilm.*
Probleme, die er aufwirft, selbst nicht ernst nimmt.
(Quelle: Film-Dienst)
Besetzung: Besetzung:
Lilli Palmer (Fürstin Metternich), Curd Jürgens (Zar Darsteller: Bob Geldof (Pink), Kevin McKeon (Pink als
Alexander I.), Hannes Messemer (Fürst Metternich), Junge), Christine Hargreaves (Pinks Mutter), James
Paul Meurisse (Graf Talleyrand), Anita Höfer (Rosa) Laurenson (Pinks Vater), Eleanor David (Pinks Frau),
Bob Hoskins (Manager), David Bingham (Pink als
Kind)
Stab: Stab:
Produktion: Heinz Pollak Produktion: Alan Marshall
Regie: Géza von Radványi Regie: Sir Alan Parker
Buch: Fred Denger, Géza von Radványi, Aldo von Pinelli Buch: Roger Waters
Buchvorlage: Hans Habe (Motive) Buchvorlage: Pink Floyd (gleichnam. Platten-Album)
Kamera: Heinz Hölscher Kamera: Peter Biziou
Musik: Peter Thomas Musik: Roger Waters, David Gilmour
Schnitt: Hermine Diethelm Schnitt: Gerry Hambling
Inhalt Inhalt
Operettenhaft-karikierendes Prunkgemälde von Grell-monströse Illustrationen zum gleichnami-
den Bemühungen des Grafen Metternich, beim gen Rock-Oratorium der englischen Popgruppe
Wiener Kongreß 1814/15 das europäische „Pink Floyd“: Ein Rockmusiker durchlebt in einem
Gleichgewicht wiederherzustellen. Der großange- Hotelzimmer in Los Angeles Stationen seiner tristen
legte Unterhaltungsaufwand stellt die amourösen Kindheit, seines gescheiterten Privatlebens und
Verstrickungen des diplomatischen Corps in den seiner steilen Karriere. Die visionären Fragmente
Mittelpunkt. seines Deliriums fügen sich zu einer Mauer, die ihn in
völliger Kommunikationsunfähigkeit einschließt. Auf
optische wie akustische Reizüberflutung angelegt
und mit unausgegorenen Symbolismen überladen,
beeindruckt der wirre Film durch die konsequente
Verbindung von Musik und Bild im Stil moderner
Videoclip-Ästhetik.*
Lawrence In 80 Tagen
von Arabien um die Welt
Land / Jahr: Land / Jahr:
GB 1962 USA 1956
Besetzung: Besetzung:
Peter O‘Toole (T.E. Lawrence), Alec Guinness David Niven (Phileas Fogg), Cantinflas
(Prinz Feisal), Anthony Quinn (Auda Abu Tayi), Jack (Passepartout), Robert Newton (Inspektor Fix),
Hawkins (General Allenby), José Ferrer (türkischer Shirley MacLaine (Prinzessin Aouda), Trevor
Bey), Anthony Quayle (Col. Harry Brighton), Claude Howard (Falletin), Charles Boyer (Monsieur
Rains (Mr. Dryden) Gasse), Marlene Dietrich (Barbesitzerin), Fernandel
(Droschkenkutscher), Buster Keaton (Schaffner)
Stab: Stab:
Produktion: Sam Spiegel Produktion: Michael Todd
Regie: David Lean Regie: Michael Anderson
Buch: Robert Bolt, Michael Wilson Buch: S.J. Perelman, John Farrow, James Poe
Buchvorlage: Thomas Edward Lawrence (Bericht) Buchvorlage: Jules Verne (Roman)
Kamera: Freddie Young Kamera: Lionel Lindon
Musik: Maurice Jarre Musik: Victor Young
Schnitt: Anne V. Coates Schnitt: Gene Ruggiero, Paul Weatherwax /
Inhalt Inhalt
Es wird die Geschichte des englischen Offiziers Großer Reisebilderbogen nach Jules Vernes Roman:
T.E. Lawrence erzählt, der während des Ersten Ein britischer Gentleman umreist im Jahre 1872 auf
Weltkrieges den arabischen Aufstand gegen die Grund einer Wette in Rekordzeit die Erde. Eine spa-
Türken anzettelte. Der von großartigen Darsteller ßige und fesselnde Abenteuerschau in prachtvoller
getragene Film, dessen visuelle Bildkraft der Ausstattung, mit zahlreichen Gaststars.*
Wüstenszenen überwältigt, macht die entbehrungs-
reichen Wüstenritte und die Einsamkeit augenfällig.
Der Film kam 1990 erneut in die Kinos, diesmal
in der rekonstruierten und von David Lean auto-
risierten Fassung. Erst in dieser 30 Min. längeren
Version wird die charismatische, aber gebrochene
Führerpersönlichkeit T.E. Lawrence‘ erfahrbar, der
mal in die Rolle des Erlösers, mal in die des blindwü-
tigen Rächers schlüpft. *
Besetzung: Besetzung:
Michael Parks (Adam), George C. Scott (Abraham), Paul Newman (Ari Ben Gannan), Eva Marie
Ava Gardner (Sara), Ulla Bergryd (Eva), Peter O‘Toole Saint (Kitty Fremont), Ralph Richardson (General
(Gabriel, Michael, Raphael) Sutherland), Lee J. Cobb (Barak Ben Canaan), Sal
Mineo (Dov Landau), Peter Lawford (Major Caldwell),
John Derek (Taha)
Stab: Stab:
Produktion: Dino De Laurentiis Produktion: Otto Preminger
Regie: John Huston Regie: Otto Preminger
Buch: Chr. Fry, J. Griffin, I. Perilli, V. Bonicelli Buch: Dalton Trumbo
Kamera: Giuseppe Rotunno Buchvorlage: Leon Uris (Roman)
Musik: Toshiro Mayuzum Kamera: Sam Leavitt
Schnitt: Ralph Kemplen / Musik: Ernest Gold
Schnitt: Louis Loeffler
Inhalt Inhalt
Aufwendige Verfilmung der ersten 22 Kapitel des Episoden aus dem Freiheitskampf jüdischer
Alten Testaments, von der Erschaffung der Welt bis Flüchtlinge auf Zypern und in Palästina (1946-
zur Opferung Isaaks. Die veräußerlichte, episoden- 1948); im Mittelpunkt der Hungerstreik auf dem
hafte Darstellung des Regisseurs Huston bemüht Schiff „Exodus“. Im Stil eines aktionsreichen
sich weithin um Werknähe, liest aber die Heilige Spannungsstückes verfilmt, wobei die geistigen und
Schrift als Geschichtsbuch und ignoriert ihre religiöse politisch-historischen Hintergründe sehr vereinfacht
Dimension. Filmisches Kabinettstück ist ein Auftritt werden. Das ernsthafte Bemühen, den Anspruch
des Regisseurs in der Rolle Noahs.* jedes Menschen auf Freiheit und Würde auch aus
der abenteuerlichen Handlung aufleuchten zu lassen,
sichert dem Film dennoch.*
*Quelle: Film-Dienst
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 73
Tanakh
„Tour Eiffel“ Bibelen
Al-Quran
„Tour Eiffel“ (10‘). „Tanakh Bibelen Al-Quran“ (4‘20‘‘).
Filmed in: 65mm, 5 perforations, 24 frames per Filmed in: 65mm, 5 perforations, 24 frames
second. Principal photography in: ARRI 765. per second. Principal photography in: MCS-70
Presented: On the curved screen in 70mm. Sound: Superpanorama. Presented: On the curved screen
Dolby Stereo SR. Aspect ratio: 2,21:1. Country in 70mm. Sound: DTS 6-track. Aspect ratio: 2,21:1.
of origin: Germany. Production year: 1994. World Country of origin: Norway. Production year: 2007
Premiere: Munich Film Festival, 1994 35mm World Premiere: October 2007, Bergen,
Norway, 70mm World Premiere: 05.10.2008
Cast: Bruno La Brasca, Shan Cong, Jef Bay. Schauburg Kino, Karlsruuhe, Germany
Director: Veit Helmer. Cinematographer: Joachim
Jung. Editing: Antje Botschen. Music: Christoph Director and screenplay: Ole Mads Sirks Vevle.
Oertel. Photography and editor: Morten Skallerud.
Composer: Music published by Touch Music.
Lulu fulfils his life’s dream: he buys a bright red Sound: B.J. Nilsen. Producer: Ingvild Hellesøy.
sports car. From the top of the Eiffel Tower, he can Production company: Solepropriatorship Ole
only watch as his car is being stolen. The police are Mads Sirks Vevle. Genre: Animation. Laboratory:
soon in hot pursuit but during the chase, his beauti- Gulliver, Paris v/Simone Appleby. Technical support:
ful car is wrecked. Dominique Benichetti. Sound mix: Europa Post
Production, Stockholm, Gabor Pasztor. Financed
The 10 minutes running comedy has won 3 awards by: Vestnorsk Filmfond, with thanks to Irmelin
at major competitions. The highlight was the pre- Nordahl and Hans Dragesund. Norsk Filmfond, with
sentation as the official closing-film of the prestigious thanks to Peter Bøe. Fond for Lyd og Bilde.
Venice Film Festival at the theatre „Scala Grande“ in
September 1994. An audience of 2000 international Summary: One God. One movie. One revelation.
film celebrities saw „Tour Eiffel“ on a 180 square 3000 years after the first records of the biblical wri-
metres screen and clapped for over 2 minutes. tings, this movie presents a complete screen version
of the Hebrew Bible, the Christian Bible and the
Arabic Quran. Nothing is added and nothing is taken
Films made with the ARRI 765 camera away.
Director‘s biography:
Ole Mads Sirks Vevle (b. 1971) won two prizes
during the Critics Week at the 2003 Cannes Film
Festival for his short „Love is the Law“ (2003), which
was co-directed by Eivind Tolås. Vevle was educated
at the Nordland Art and Film School, and has made
numerous short films and installations. Filmography:
„Tour Eiffel 2007: „Tanakh Bibelen Al-Quran“ 2006: „Tungetale
ved første møte“ 2005: „My Loneliness is Killing Me“
2004: „But What‘s It All About?“ 2003: „Love is the
Law“ 2001: „Int. Morning. Bedroom“ 1999: „The
Holy Bible“