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Schauburg

5. Todd AO
70mm Filmfestival
02.- 04. Oktober 2009

Filmtheater Schauburg
Marienstr. 16 / 76137 Karlsruhe / Tel.: 0721-3 50 00 18
Web: www.schauburg.de
MANY THANKS TO:

Georg Fricker  Gunter Oehme Emeze Nemeth


Rainer Rother Hannelore Bollmann-Cantor
Christian Appelt Clemens Scherer Sven Braun
Connie Betz Corinne Tacchi Markus Grasser
Jürgen Brückner Deniz Temel Boris Brehm
Jean-René Failliot Norbert Thäder Rainer Hauptmann
Torsten Frehse Galina Shaveika Chris O‘Kane
Wolfram Hannemann Rene Wolf
Hans Hänßler Dr. Peter Kohl Team Projektion:
Thomas Hauerslev Jakub Klima Vincent Koch & Marcus Vetter
Christine Kummer Duncan McGregor
Marleen Labijt Kristian Kossow
Orla Nielsen Nick Varley
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 

5 Jahre Todd-AO Festival


in der Schauburg
4 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

„You are in the show with Todd-AO“


Von Thomas Hauerslev

Freunde der Schauburg und des 70mm-Films, einmal Rom in Ultra Panavision 70, mit den größten
es ist wieder soweit. Der Herbst ist da, die Tage Stars aus Hollywood, bevor Sie Barbara Streisand
werden kürzer, es wird kälter und es wird Zeit, zu einer Parade in New York mitnimmt.
wieder ins Kino zu gehen und Filme anzuschauen.
Nicht irgendwelche Filme, sondern GRÖSSERE und Von Japan bis Argentinien, von Ägypten bis
BRILLANTERE Filme. Aber nicht nur das, sondern Schweden, vom Goldrausch in Amerika bis zu
auch SCHÄRFER und mit mehr TIEFE als alles Vulkanausbrüchen in Java, von Pearl Harbor bis
andere, was Sie im Kino sehen können. Es ist Zeit Paris und vom antiken Rom bis zu den 60er Jahren,
für das 5. Todd-AO Festival, bei dem alles gefeiert das 5. Todd-AO Festival bietet alles - und mehr! Da
wird, was im Kino größer und besser ist. Ja, es ist ist garantiert für jeden etwas dabei. Das Schauburg-
Zeit für 70MM-FILME! Cinerama feiert das Wunder 70mm und bietet den
Zuschauern ein einzigartiges Erlebnis. So können
Für die Neulinge: das „5. Todd-AO Festival“ ist Sie erfahren, wie es vor 40 Jahren war, Filme im
eine einmalige Gelegenheit, um das Nonplusultra Kino zu sehen, auf einer großen, gekrümmten
der Kinovorführung zu erleben: 70mm-Film mit 6- Leinwand. Man sagt, 70mm sei großartig, aber
Kanal-Stereoton in einem ideal konstruierten Kino. glauben Sie mir nicht aufs Wort. Sie müssen es
Sie sitzen in bequemen, halbrund angeordneten wirklich selbst sehen und hören, um die Wirkung
Sesseln vor der riesigen, gekrümmten Leinwand. von 70mm-Filmvorführungen vollständig zu verste-
Sie können sich auf ein einmaliges Erlebnis gefasst hen. Im Namen von Herbert Born, Betreiber der
machen. Ein unvergleichlicher Gänsehaut-Trip. Dies Schauburg, begrüße ich Sie alle zur „Großartigsten
ist das Beste vom Besten. Große, brillante, stets Vorstellung in Todd-AO“.
ruhige und ultrascharfe Bilder und ein weicher,
wunderbarer 6-Kanal-Magnetton - sehr angenehm Thomas Hauerslev
für das menschliche Ohr. 70mm-Filme sind wie ein www.in70mm.com
Fenster zur Welt.

Das 5. Todd-AO Festival ist das, worum es beim


Kino eigentlich geht. Menschen aus vielen Nationen
in einem Kino für drei Tage zusammen zu bringen,
um schöne Erinnerungen an die Vergangenheit
auszutauschen. Hat nicht sogar jemand von dem
Wesen des Kinos gesprochen?

Hören Sie Clint Eastwood mit den Bäumen reden


und folgen Sie Rossano Brazzi auf ein Cinerama-
Abenteuer in den WESTEN von Java. In dramati-
schem Schwarz-Weiß sehen, wie John Wayne und
Kirk Douglas den Krieg im Pazifik regeln? Sehen
Sie die anmutige Newcomerin Nora Arnezeder in
einem Pariser Theater im Jahr 1936 - hören Sie ihre
Stimme in wunderbarem DTS-Ton - ein erstaunli-
ches und wunderschön aufgenommenes Abenteuer.
Genießen Sie Marlon Brando in Strumpfhosen im
alten Rom in strahlenden 70mm. Freddie Young
nimmt Sie mit in einen Technirama Urlaub in den
Nahen Osten mit Yul Brynner und der anmutigen
Gina Lollobrigida. Sovscope 70 kontert mit Akira
Kurosawa hinter der Kamera - eine epische Reise
und majestätische Aufnahmen. Die Schweden sind
so farbenfroh wie sie nur können, in einer fabelhaften
Landschaft in MCS 70. Erleben Sie noch einmal die
größten Momente von MGM auf der Silver Screen
- „More Stars Than There Are in Heaven“ oder
begeben Sie sich in die argentinische Pampa für
ein selten gezeigtes Abenteuer - bilden Sie sich Ihr
eigenes Urteil in Superpanorama. Besuch Sie noch
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 5

„You are in the show with Todd-AO“


By Thomas Hauerslev
majestic photography. The Swedes are as gay as
they possibly can, set to fabulous scenery in MCS
70. Re-live MGM’s greatest moments on the silver
screen - “More Stars Than There Are in Heaven” or
go to the Argentinean Pampas for an adventure rare-
ly seen - Judge for yourself in Superpanorama. Re-
visit Rome in Ultra Panavision 70, with Hollywood’s
biggest stars before Barbara Streisand takes you on
a parade in New York.

From Japan to Argentina, from Egypt to Sweden,


Thomas Hauerslev, Copenhagen, Denmark from the gold rush in America to volcanic eruptions
Herausgeber von www.in70mm.com in Java, from Pearl Harbor to Paris and from ancient
Rome to the 1960s, the 5th Todd-AO Festival has it
all – and more! Something for everyone guaranteed.
Friends of Schauburg and 70mm film, it is this time The Schauburg Cinerama celebrates the wonder of
of year. Fall season is here, days are getting shorter, 70mm and offers the audience a unique experience.
it is getting colder, and it is time to move inside a A chance to see what movie-going was like, 40
cinema and see films again. Not just any films, but years ago on a large curved screen. Those were
BIGGER and BRIGHTER films. Not only that, but the words, 70mm is great, but don’t take my words
also SHARPER and with more DEPTH than anything for it. You really have to see and listen yourself to
you can see in a cinema. It is time for the 5th Todd- fully understand the virtues of 70mm film presen-
AO Festival, which celebrates everything that is tations. On behalf of Herbert Born, director of the
bigger and better in the cinema. Yes, it is time for Schauburg, I welcome you all to enjoy “The greatest
70MM FILMS! show in Todd-AO”.

For the first-timer, the “5th Todd-AO Festival” pre- Thomas Hauerslev
sents a unique opportunity to experience the ultima- www.in70mm.com
te in cinema presentation: 70mm film with 6-track
stereophonic sound in a ideally designed cinema.
Sitting relaxed in a comfortably chair, on the curved
rows, in front of the huge curved screen. You are
in for the experience of a lifetime. An unparalleled
goose bump ride. This is the best of the best. Big,
bright, rock steady and ultra sharp images and a
smooth wonderful 6-track magnetic sound - very
pleasing to the human ear. 70mm film is like a win-
dow to the world.

The 5th Todd-AO Festival is what cinema is all


about. Bring people from many nations together in
a cinema for three days to share good memories of
past. Did someone say essence of cinema?

Hear Clint Eastwood talk to the trees, and follow


Rossano Brazzi on a Cinerama adventure WEST
of Java. See John Wayne and Kirk Douglas handle
the war in the Pacific in dramatic black and white?
See what lovely newcomer Nora Arnezeder is doing
a Parisian Theatre in 1936 - just listen to her voice
in glorious DTS sound – an amazing and beautifully
photographed adventure. Enjoy Marlon Brando in
a pair of tights in ancient Rome in sparkling 70mm.
Freddie Young is taking you on a Technirama Holiday
to the Middle East with Yul Brynner and lovely Gina
Lollobrigida. Sovscope 70 is striking back with Akira
Kurosawa behind the camera – an epic journey and
6 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

lich auf Schwarzweiß-Material


drei Farbauszüge aufnahmen. Im
Farbdruck-Prozess (dye transfer
oder imbibition printing) entstan-
den dann farbige Vorführkopien.

Nach dem zweiten Weltkrieg


zeichnete sich ab, daß moder-
ne Mehrschichten-Farbfilme
die Dreistreifen-Aufnahme
ablösen würden. Neben ameri-
kanischen Entwicklungen wies
das in Deutschland 1937 vor-
gestellte und seither praxisreif
verbesserte Agfacolor Negativ-
Positivverfahren den Weg.

Mit Einführung des


Eastmancolor-Negativmaterials,
das in jeder Filmkamera ver-
Der anamorphotische „Delrama“-Vorsatz, 1955 von Prof. Albert wendbar war, endete 1950
Bouwers zum Patent angemeldet, komprimierte das Filmbild bei der Technicolors Monopolstellung
Aufnahme um den Faktor 1,5. Im Vordergrund der für Schmalfilm in Sachen Farbfilm, weshalb
gedachte „Vistarama“-Vorsatz nach dem gleichen Prinzip. das Unternehmen nicht nur

Vorhang auf für


Von Christian Appelt

Technicolor im Wandel: mm-Vorführkopien und pseudo- rasch Kapazitäten für die


Geburt eines Formates stereophonem Perspecta Sound. Eastmancolor-Entwicklung und
Positivkopierung schuf, sondern
Technirama erschien vergleichs- Vieles an Technirama war auch sicherstellte, daß vom
weise spät auf der Bühne der ungewöhnlich und technisch Eastman-Negativ Technicolor-
Breitbild-Verfahren, nämlich erst interessant, denn seine Erfinder Farbdruck-Kopien für die Kinos
1957. Zu dieser Zeit hatte die hatten Zeit, aus den Fehlern und geliefert werden konnten.2
Filmindustrie CinemaScope als Problemen anderer zu lernen. Als Technicolor beschloß,
Produktionsformat neben dem der Industrie ein eigenes
klassischen Normalbild und den Entwickelt und vermarktet Breitbildverfahren anzubieten,
kaschierten Breitformaten über- wurde das Verfahren nicht konnte man einige Lehren aus
nommen. Todd-AO kam zwar von einem Filmstudio (wie den stürmischen Jahren seit
nur bei wenigen Produktionen CinemaScope) oder unab- 1952 ziehen.
zum Einsatz, etablierte sich aber hängigen Produzenten (wie
dank seiner exzellenten Bild- Todd-AO), sondern von einem Ein Format für alle Fälle
und Tonqualität als Premium- Technik-Dienstleister, der 1917
Format für Roadshow-Theater. gegründeten Firma Technicolor Die Kinobranche lehnte alle
Cinerama operierte weiterhin mit Incorporated. Technicolor war neuen Systeme vehement
großem Erfolg abseits der eigent- nicht nur ein Filmkopierwerk ab, die komplizierte tech-
lichen Filmindustrie; bis zum unter vielen, sondern seit Anfang nische Änderungen an der
ersten Spielfilm im Dreistreifen- der 1930er Jahre führend in Projektionstechnik verlang-
Tryptichon sollten aber noch vier Farbfilm-Aufnahme und -verar- ten. Nur für Todd-AO wurde
Jahre vergehen.1 beitung. Studios und unabhän- eine nennenswerte Zahl
20th Century Fox hatte mit gige Produzenten kauften bei von Filmtheatern mit neuen
einem eigenen Breitfilm-Verfahren Technicolor ein Gesamtpaket aus Projektoren ausgestattet;
CinemaScope 55 experimentiert, Kameratechnik, Farbberatung, nicht zuletzt weil der von
dieses nach CAROUSEL und THE Fachpersonal, Filmbearbeitung Philips entworfene Universal-
KING AND I aber wieder aufge- und Vorführkopien für die Projektor DP70 neben dem
geben. Paramount setzte für Auswertung des Films. Bis Ende 70-mm-Breitfilm auch alle
alle A-Filme das großformatige der 1940er Jahre gab es kaum vorhandenen 35-mm-Formate
VistaVision als Aufnahmeformat Alternativen zu den aufwendigen (außer Cinerama) problemlos
ein, begnügte sich aber mit 35- Dreistreifenkameras, die bekannt- wiedergeben konnte. VistaVision
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erlaubte zwar großformatige und Studios an sich zu binden Kopie auf vertikal laufendem
35-mm-Vorführung im 8-perf- und das wichtige Geschäft mit 35-mm-Material sein, wie sie
Format, aber nur zum Preis den Farbdruck-Massenkopien jedes Kino abspielen konnte. Für
enormer Kosten für zusätz- für den internationalen Markt zu Roadshow-Zwecke sollte später
liche Horizontal-Projektoren halten und auszubauen. ergänzend 8-perf-Projektion mit
und doppelten Filmverbrauch Anamorphot oder unkomprimierte
bei den Vorführkopien. Auch So sahen die Überlegungen 70-mm-Fassungen hinzukommen.
CinemaScope 55, das in einer hinter dem aus, was zunächst 4. Die Fox-Studios hat-
leicht reduzierten Breitfilm- prosaisch „Technicolor Universal ten es nicht geschafft, den
Variante dem 70-mm-Großbild Frame System“ genannt, später Kinobetreibern nach der
Konkurrenz machen sollte, war aber Technirama getauft wurde: Anschubphase von CinemaScope
über einige Testinstallationen 1. Um jede Art von Filmkopie auch den Stereoton vorzu-
nicht hinausgekommen. erstellen zu können, benötigte schreiben. Technirama schrieb
man ein Großformat. Wollte man kein spezielles Tonformat vor
Technirama sollte daher nicht Breitfilm (65 oder 55mm) und überließ es ganz dem
ein Universalformat wer- verwenden, so blieb nur der Produzenten oder Verleiher,
den, aus dem man alle bewährte 35-mm-Film übrig. mehrkanaligen Magnetton einset-
üblichen Seitenverhältnisse VistaVision hatte bewiesen, daß zen oder sich mit monophonem
vom CinemaScope (1:2,35) mit doppeltgroßen Bildern auf Lichtton zu begnügen.
bis hinunter zur normal- horizontal laufendem Film eine
formatigen Fernseh- oder enorme Qualitätssteigerung Three-Strip Goes
Schmalfilmkopie extrahieren machbar war. Widescreen:
konnte. Metro-Goldwyn-Mayer 2. CinemaScope war in sei- Die Technirama-Kameras
ließ von Panavision ein ähnliches ner Lichtton-Variante (1:2,35
Universal-System entwerfen, statt wie ursprünglich 1:2,55) Technicolors Dreistreifen-
allerdings auf der Basis von ein weltweites Standardformat Farbkameras standen seit dem
65/70mm-Breitfilm, wie ihn geworden. Gegenüber den Siegeszug des Eastmancolor-
Todd-AO erfolgreich wieder- maskierten Breitwand-Kopien Farbfilms meist ungenutzt
belebt hatte. Beim ersten Film von VistaVision bot das grö- herum, seit THE LADYKILLERS
RAINTREE COUNTY hieß es noch ßere Scope-Bildfenster mehr von 1955 waren sie im Grunde
MGM Camera 65, später wurde Bildfläche und Auflösung sowie totes Kapital. Im Zuge von
es Ultra Panavision genannt. optimale Lichtausnutzung mit Paramounts VistaVision-
In der Produktion verlangte weniger thermischer Belastung Produktion hatte man einige
Breitfilm nicht nur speziel- für das Filmmaterial. Kameras für horizontalen Filmlauf
le Kameras, sondern auch Theoretisch war es möglich, umgebaut, ein Exemplar modi-
eigene Entwicklungs- und auch Scope-kompatible 1:2.35- fizierte man für Spezialeffekte
Kopiertechnik, außerdem war Kopien aus dem VistaVision- nach dem „Sodium-Screen“-
das 65-mm-Negativmaterial nicht Großbild zu extrahieren, dabei Wandermaskenverfahren, wie
in beliebiger Menge und kurzfri- verschenkte man wieder die es später bei MARY POPPINS und
stig verfügbar. zuvor gewonnene Bildfläche und anderen Disney-Realfilmen zum
Technicolor hatte nicht das Ziel, Qualität.3 Einsatz kam.
mit Todd-AO zu konkurrieren, 3. Primäres Endprodukt der Wie aber sollte ein Breitbild
sondern hoffte mit einem eige- Technirama-Aufnahme sollte eine von 1:2,35 im 8-perf-Bild (es
nen Breitbildsystem Produzenten herkömmliche CinemaScope- entspricht dem klassischen

So funktioniert Technirama:
Ein Breitbild im Verhältnis
7:3 (S1) wird auf horizontal-
laufendes Negativ (N1) auf-
genommen, dabei seitlich
optisch um den Faktor 1,5
komprimiert. Von diesem
Original können durch wei-
tere Komprimierung 35mm-
Kopien in CinemaScope
(P1) entstehen, außerdem
horizontale Kontaktkopien
(P2) und sphärische 35-
mm-Kopien im Normalbild
1:1,37 (M3) mit seitlichem
Bildbeschnitt. In der
Patentschrift von 1955 sind
für die 8-perf-Vorführkopie
noch Magnetspuren ein-
gezeichnet, ebenso für die
35mm-Scopevariante.
8 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Foto-Kleinbildformat) unterge- Anamorphosen aus Delft:


bracht werden? Die Lösung hieß „Delrama“ ersetzt
anamorphotische Aufnahme, Zylinderlinsen
also eine moderate seitliche
Kompression des Bildinhaltes. Einzigartig ist bis heute das
Das Kamera-Bildfenster war optische Prinzip, dem viele
37,72×24,92mm groß, was Technirama-Filme ihre eindrucks-
einem Seitenverhältnis von volle Bildqualität verdanken.
1:1,51 entspricht. Für die Anfangs hatte Technicolor mit
Aufnahme legte man als anamor- den von CinemaScope bekann-
photischen Faktor 1,5 fest, wor- ten Zylinderlinsen-Anamorphoten
aus sich ein Bildseitenverhältnis experimentiert, konnte aber die
von 1:2,265 ergab (1,51×1,5).4 bekannten Abbildungs- und
Durch die Kameras lief der übli- Farbfehler nicht zufriedenstel-
che Eastmancolor-Negativfilm, lend beheben. Die Lösung kam
natürlich horizontal mit einem aus Holland: Das optische Werk
Schritt von acht statt wie sonst N.V. OPTISCHE INDUSTRIE DE
vier Perforationslöchern.5 OUDE DELFT‘ lieferte einen von
Auf dem Weg zur fertigen Dr. Albert Bouwers entwickelten
Kinokopie in Technicolor redu- anamorphotischen Vorsatz, der
zierte man die Aufnahmen per als „Delrama“ bezeichnet wurde.
optischer Schrittkopierung auf Während bei herkömmlichen
das vertikal laufende 35-mm- Anamorphoten das Bild durch
Material. Eine anamorphotische Brechung modifiziert wurde,
Spezialoptik fügte zusätzli- bildete der Delrama-Vorsatz
che Bildkompression um den ein Prismensystem, in dem das
Faktor 1,33 hinzu, so daß ein aufzunehmende Bild über zwei
CinemaScope-Bild mit dem gewölbte Spiegelflächen umge-
üblichen Kompressionsfaktor 2 lenkt wurde, deren Wirkung sich
und einem Bildseitenverhältnis zum gewünschten anamorphoti-
von 1:2,35 entstand (das schen Faktor 1,5 addierten.7
Kamerabildfenster wurde also bei
der optischen Umkopierung in Gegenüber anderen Prinzipien
Regisseur King Vidor teilt sich den Kamerakran mit der Höhe leicht beschnitten). zeichnete sich die Delrama-
der Technirama-Kamera bei den Aufnahmen zu Nach der Umkopierung pro- Lösung durch große Schärfe,
SOLOMON AND SHEBA, der als erster Film in Super duzierte Technicolor die gleichmäßige Kompression über
Technirama 70 herausgebracht wurde. Druckmatrizen, von denen dann die gesamte Bildbreite und gerin-
die bewährten „Dye Transfer“- ge chromatische Fehler aus. Die
Kopien gedruckt werden konn- auswechselbaren sphärischen
ten, ohne das Kameraoriginal Grundobjektive hinter dem
noch einmal anzutasten. Vorsatz lieferte die englische
Auf den ersten Blick wirkt das Firma Rank Taylor Hobson.
Verfahren unnötig kompliziert
– wozu der ganze Aufwand, Damit war die Aufnahmeseite
wenn man am Ende nur eine klar: Die Technicolor-Kameras
Vorführkopie im CinemaScope- erhielten ein neues 8-perf-
Format hat? Laufwerk und Magazine für
Es ging vor allem um Bildqualität 600 Meter Film, was etwa
und Flexibilität. Technicolor zehn Minuten Laufzeit ent-
hatte bei der Bearbeitung sprach.8 Grundobjektiv und
von Paramounts VistaVision- Delrama-Vorsatz waren zur
Produktionen die optische Schärfeneinstellung mechanisch
Kopierung wie auch das fir- gekoppelt. Für Tonaufnahmen
meneigene Druckverfahren so konstruierte man riesige
verbessert, daß ein auf 35- Schallschutzgehäuse (Blimps),
mm-Vorführformat reduzierter die das Laufgeräusch auf ein
Technirama-Film schärfer und Minimum reduzierten. Gewicht
detailreicher wirken konnte und Handhabung wurden nicht
als ein direkt aufgenommener als Problem gesehen, da selbst
Scope-Streifen. Seit 1955/56 die damals üblichen Mitchell-
arbeitete das Unternehmen Kameras für Tonfilmaufnahmen
für Formatwandlung und von mehreren starken Männern
Matrizenherstellung mit bewegt und nur auf Getriebe-
Kopierung unter Flüssigkeit Schwenkköpfen eingesetzt wur-
(Liquid Gate), womit man Staub, den. Interessant ist die Vielzahl
Kratzer und Schrammen ver- der Gehäusevarianten, die man
Bilder aus SOLOMON AND SHEBA, in den Credits mied, die sonst bei optischer auf Werkaufnahmen diverser
wird neben dem Begriff Technirama eigens Kopierung störend hervortraten.6 amerikanischer und europäischer
darauf hingewiesen, daß es sich um ein
„Product by Technicolor“ handelt.
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 9

Produktionen sehen kann. spezielle Schrittkopiermaschine in Farb- und Kontrastsprüngen


Neben den modifierten reduzierte die horizontal lau- während des Blendenverlaufs
Dreistreifenkameras setzte man fenden Technirama-Aufnahmen äußerte.
auch die von Mitchell 1955 Einzelbild für Einzelbild direkt 70-mm-Kopien vom Technirama-
vorgestellte leichte „Butterfly“- auf Eastmancolor 70-mm- Negativ bezeichnete man als
Kamera ein, die erstmals in Positivfilm. Die aufnahme- Super Technirama 70 (zuweilen
Edward Dmytryks Bergsteigerfilm seitige Kompression wurde auch ohne den Zusatz „70“), der
THE MOUNTAIN eingesetzt durch einen von Panavision Produzent konnte bis zuletzt ent-
wurde. Als „lightweight“ oder gebauten Kopieranamorphoten scheiden, ob er sich mit
Handkamera konnte man sie aufgehoben, so daß eine unver- hochwertigen 35-mm-
nach Montage des ebenso aus- zerrte, Todd-AO-kompatible Scopekopien begnügen oder
ladenden wie schweren Delrama- Breitfilmkopie entstand. Die für eine Roadshow-Auswertung
Blocks allerdings nicht mehr den 6-Kanal-Raumton benötigten mit 70mm und Stereoton
bezeichnen. Magnetpisten goß man nach der wagen wollte.
Entwicklung auf und bespielte
Vom Großformat zum sie. Eigenheiten und Grenzen des
Breitfilm: So erklärt sich die noch heute Verfahrens
Super Technirama 70 verblüffende Qualität dama-
liger Technirama-70-Kopien: Jede konstruktive Lösung hat
Wie bei VistaVision gab es Während die 35-mm-Fassung Vor- und Nachteile, die sich
die Option, großformatige als Farbdruck-Massenkopie beim technischen Medium Film
Technirama-Horizontalkopien entstand, wurde jede einzelne unmittelbar auf die Gestaltung
(per Kontaktkopierung des 70-mm-Theaterkopie in einem auswirken. Technirama verband
Eastmancolor-Negativs auf äußerst langsamen, aber hoch- verschiedene Lösungsansätze
Eastman-Positivfilm) herzustel- präzisen Prozeß (Naßkopierung zu einem ausgereiften Verfahren,
len. Bei der Vorführung waren mit ca. 6 Bildern/Sekunde!) das sich von den anderen
Spezialanamorphoten mit Faktor ohne Generationsverluste direkt Breitbildtechniken seiner Zeit
1,5 vonnöten. optisch vom Kameranegativ sichtbar unterschied:
Wie schon bei VistaVision blieb kopiert!
diese Präsentationsform die • Technirama-Filme waren
Ausnahme, wirklich belegt ist nur Überblendungen konnten bei als 35mm Massenkopie
die Erstaufführung des ersten der Positivkopierung (auf 70mm) schärfer und detailreicher als
Technirama-Streifens MONTE bzw. der Auszugskopierung CinemaScope-Filme. Diese
CARLO STORY. (für 35mm Farbdruck) ange- boten nur in der direkten
Die gute Qualität des leicht ana- fertigt werden, bei manchen Kontaktkopie vom Originalnegativ
morphotischen 8-perf-Bildes Technirama-Filmen duplizierte optimale Qualität, jeder weitere
veranlaßte Technicolor, ab 1959 man die Blenden auch und fügte Zwischenschritt (Duplikatnegative
auch Umkopierungen auf das das Duplikat ins Kameranegativ für Auslandsmärkte) brachte
von Todd-AO definierte 70-mm- ein – vermutlich eine erhebliche Verschlechterung in
Vorführformat anzubieten. Eine Kostenfrage, die sich allerdings Körnigkeit und Schärfe mit sich.

Dreharbeiten zu SOLOMON AND SHEBA. Während der Produktion verstarb King Vidor mit Gina Lollobrigida am Set von
Tyrone Power, so daß die Hauptrolle mit Yul Brynner neu besetzt wurde. SOLOMON AND SHEBA.

King Vidor wurde in Galveston, Texas, geboren. Als Student kam er zum ersten Mal mit der damals noch jungen Filmkunst in Berührung,
die ihn so faszinierte, dass er sich als Vorführer ausbilden ließ und schließlich als Kameramann. Bei seinem ersten Film führte Vidor Regie
nach seinem eigenen Drehbuch und spielte, um Geld zu sparen, selbst auch sechs Rollen. Seine damalige Partnerin, die er später heira-
tete, wurde unter dem Namen Florence Vidor eine der bekanntesten Stummfilmstars.
10 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Technirama-Aufnahmen im 8-perf Horizontalformat wurden mittels optischer Schritt-Kopiermaschine auf


normales 35-mm-Scopeformat umkopiert. Dieses Gerät war für mobilen Einsatz im Anhänger entwickelt, um
auch bei Dreharbeiten fernab von Technicolors Kopierwerk vorführbare Scope-Muster kopieren zu können.

• Zwar verwendete Technirama dings nicht zu liefern, da der Festivalveranstalter Technirama-


anamorphotische Optik, Strahlengang im Delrama-Vorsatz Filme ganz ausklammern,
aber mit einem geringe- bei Grundobjektiven kurzer obwohl viele so gedrehten Filme
ren Kompressionsfaktor als Brennweite zu Vignettierungen im Bewußtsein der Kinogänger
CinemaScope (1,5 statt 2), wes- geführt hätte. Der maximale fest zum klassischen 70-mm-
halb weniger anamorphotische Bildwinkel betrug 68 Grad, aller- Monumental- und Genrekino
Artefakte und Verzeichnungen dings hatte man festgestellt, daß gehören.
auftraten. Für 35-mm-Kopien bei anderen Großformaten die
fand der letzte anamorphotische extremen Weitwinkel ohnehin nur Produktionstechnisch bereitete
Schritt nahezu verlustfrei unter selten eingesetzt wurden. das superscharfe Bild durchaus
Laborbedingungen auf der opti- • Daß in fast jedem Film Probleme: Für Spezialeffekte
schen Bank statt. eine einzelne nicht zu 100% sind oft höhere Bildfrequenzen
• Normale anamorphoti- scharfe Einstellung auftauch- (Zeitlupe) nötig, die mit den
sche Objektive zeigten beim te, lag daran, daß es keinen Technirama-Kameras nicht
Schärfeziehen einen „brea- Reflexsucher gab. Die optische realisierbar waren. Bei den
thing“ genannten Fehler, Konstruktion erlaubte weder ersten Filmen behalf man sich
nämlich eine Änderung der einen Strahlenteiler noch eine damit, solche Aufnahmen in
Bildgröße bei gleichzeiti- rotierende Spiegelblende, wie sie 35-mm-Scope zu drehen und
ger Kompressionsänderung. später bei den 65-mm-Kameras optisch „aufzublasen“. Doch
Techniramas Delrama-Optik war von Panavision zur Verfügung der Qualitätssprung zwischen
hierfür weniger anfällig. stand. Der parallaxenkorrigier- hochauflösendem Großbild und
• Die Kombination aus te Seitensucher erlaubte es eingefügtem Normalfilm bleibt
breitformatigem Kamera- also nicht, bei Kamerafahrten immer sichtbar – das beweisen
Bildfensterformat und oder kritischen Schärfentiefe- die Zeitlupenbilder in SOLOMON
zusätzlicher Anamorphose Situationen die Schärfe des AND SHEBA, in denen die von
führte dazu, daß Technirama- aufgenommenen Bildes zu über- Spiegeln geblendeten angrei-
Filme eine ganz typische prüfen – das war übrigens bei fenden Reiter in einen Abgrund
Raumwiedergabe zeigten, die Todd-AO nicht anders, wie ein stürzen. Besonders wild trieb es
man als „Weitwinkelwirkung ohne scharfäugiger Betrachter es noch Vittorio Cottafavi, der in HERKULES
Weitwinkel“ bezeichnen könnte. bei späten Filmen wie HELLO EROBERT ATLANTIS sogar „breitge-
Sie ist besonders auffällig bei DOLLY oder AIRPORT bemerken zogenes“ 16-mm-Archivmaterial
Innenräumen und während seit- kann. von und Vulkanausbrüchen und
licher Kamerafahrten (gut sicht- fließender Lava einschneiden ließ!
bar bei den Strandaufnahmen Die hohe Qualität des Auch andere klassische
im Industriefilm SHELLARAMA). Technirama-Bildes, besonders in Effekte wie Matte Paintings
Extreme Weitwinkelbilder wie den 70-mm-Positivkopien, läßt und Kombinationsaufnahmen
bei Todd-AO oder VistaVision es unverständlich erscheinen, auf der optischen Bank blie-
vermochte Technirama aller- daß einige Filmhistoriker und ben hinter dem Standard der
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 11

Zeit zurück, vermutlich weil Technirama setzt sich durch: eine mobile Umkopieranlage im
außer Paramounts VistaVision- Die Blütezeit des Systems LKW (von Grant Lobban treffend
Trickkopiermaschine (verwendet als „Technirama on wheels“
für THE TEN COMMANDMENTS) Technicolors Strategie, ein eige- bezeichnet), mit der am Drehort
wenig Spezialtechnik zur nes Breitwandsystem im Paket verkleinerte Musterkopien vom
Verfügung stand. In SOLOMON anzubieten, war überaus erfolg- entwickelten Horizontalnegativ
AND SHEBA und SPARTACUS reich. Nicht nur in den USA, herstellbar waren.9
fallen einige Matte Shots sondern gerade in Europa wurde Auch für die optische
völlig aus dem Rahmen Technirama in den frühen 1960er Kompensationskopierung zur
(Zeltlager vor Rom), optische Jahren zum meistverwende- 70-mm-Vorführung auf tiefge-
Kombinationaufnahmen verraten ten Large-Format-Verfahren. wölbten Cinerama-Bildwänden
sich vielfach durch Probleme im Für 65/70-mm-Systeme wie der 1960er errechnete man spe-
Bildstand und verminderte foto- Todd-AO waren nach zeit- zielle Kopieroptiken.
grafische Qualität, zum Beispiel genössischen Fachartikeln
beim Aufmarsch der römischen Leih- und Lizenzgebühren Die meisten amerikanischen
Soldaten in der SPARTACUS- von bis zu $120.000 fällig, so Technirama-Filme waren ausge-
Endschlacht. daß Technicolors Kombination sprochene „A-Produktionen“ mit
So großartig Originalschauplätze aus Technikmiete und großen Stars, hohem Budget
und aufwendige Sets in Kopierwerksleistung deutlich dar- und aufwendiger Ausstattung.
Technirama wirkten, so gna- unter liegen konnte. Technirama kam – wie
denlos enthüllte das Format Die damals aufkommenden auch die „echten“ 70-mm-
aber auch jede traditionelle europäischen Koproduktionen Verfahren – besonders jenen
Bühnentrickserei. Die bonbon- teilten sich die Kosten für Regisseuren zugute, die eine
farbene Atelier-Lichtung, auf Aufnahmetechnik und höheren klare Strukturierung des Raums
der Antoninus Spartacus seine Materialaufwand, sparten aber bevorzugten. Beispielhaft ist
Zaubertricks vorführt; der kleine dank der hohen Kopienauflagen, hier die Inszenierung William
Teich, in dem Varinia badet oder die Technicolor in seinen Wylers (Kamera: Franz Planer)
die gemalten Hintersetzer des europäischen Kopierwerken in THE BIG COUNTRY und Stanley
leichenbedeckten Talkessels, (Rom und London) anfertigte. Kubricks bewegliche Kamera in
durch den Crassus am Ende Farbdruckkopien waren näm- SPARTACUS, dessen Kameramann
des Films schreitet, heben sich lich ab einer Auflage von 50 Russell Metty beispielhafte
geradezu schockierend ab von Stück deutlich preiswerter als Large-Format-Bilder schuf. In
den „on location“ gedrehten Teilen Eastmancolor-Kopien. diesem Film ist - trotz unbe-
des Films. Ähnlich verhält es sich Das belichtete Negativ konnte streitbarer, produktionsbedingter
mit THE VIKINGS, großartig gestal- theoretisch in jedem Kopierwerk Stilbrüche – wirklich beispielhaft
tet vom Technicolor-Veteranen entwickelt werden, allerdings versammelt, wie man ästhetisch
Jack Cardiff: Die echten Fjorde, verwendete Technicolor im ECN- mit Large-Format-Fotografie
Landschaften und Burgen sprin- Prozeß eine Modifizierung des umgehen kann: Die Bandbreite
gen den Zuschauer gerade Bleichbades, welche den sub- reicht von den fast schmerz-
pseudoplastisch an, während jektiven Schärfeeindruck noch haft hart beleuchteten Bildern
Übergänge und in Kulissen ver- erhöhte (eine ähnliche Wirkung der Steinbrüche oder der
legte Außenszenen (wetterbedingt wie die Bleichbad-Technik, die Gladiatorenschule, etwa wenn
in den münchner Bavaria-Studios Jahrzehnte später z.B. in SAVING auf Kirk Douglas‘ Leib tödliche
nachgedreht) selbst durch PRIVATE RYAN für besonders relief- und nichttödliche Schläge mit
Regenfall getarnt keinen Zweifel artige Wirkung von Haut, Stoff Primärfarben markiert werden
an ihrer Künstlichkeit lassen. und anderen Materialien sorgte). über die Low-Key-Impressionen
Technicolor konstruierte sogar des unterirdischen Dampfbades

Obwohl keine extremen Weitwinkelbilder wie mit Todd-AOs Bugeye-Objektiv (128 Grad Bildwinkel) möglich
waren, machten die Kameraleute bei Technirama gern Gebrauch von der kürzesten Brennweite, einem
38mm-Objektiv, das einen horizontalen Bildwinkel von 66 Grad ergab (bei Super Technirama 70 wegen
des abweichenden Bildausschnittes 68 Grad). Außerdem standen weitere austauschbare Grundobjektive
von Rank Taylor Hobson in den Brennweiten 52, 75, 100 und 135mm zur Verfügung.
12 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Diese Abbildung war für


die Fachpresse gedacht
und erklärt das Verfahren.
Vom Horizontalnegativ (A)
kann eine Horizontalkopie
(E) gezogen werden, die
aber bei der Vorführung
der anamorphotischen
Entzerrung bedarf.
Ganz aufgehoben
ist die Pressung der
Originalaufnahme bei der
Super-Technirama-Kopie
(B) auf 70-mm-Positiv,
dieser Kopientyp trägt
vier Magnetspuren für
den sechskanaligen
Ton. Die Mehrzahl der
Kinos bekam normale,
CinemaScope-kompa-
tible 35-mm-Kopien (F).
Die Möglichkeit, auch
nicht-anamorphe 35-
mm-Kopien für Kasch-
Breitprojektion herzustel-
len, war damals noch
ein wichtiges Thema und
wird daher in (C) gezeigt.

bis hin zu den transparenten vorerst seinen Zenit überschrit- Umkopierung anbot und das
Großaufnahmen, die die wort- ten, und die fotografischen Format seit 1968 nicht mehr
lose Begegnung von Spartacus Stile änderten sich drama- verwendet wurde, ist es heute
und der wassereinschenkenden tisch. In den USA setzten die gar nicht leicht, Technirama-Filme
Varinia zeigen. Studios für ihre gelegentlichen werkgetreu zu sehen und zu
Unter den in Europa gedrehten Roadshow-Filme lieber gleich auf zeigen. Die Super-Technirama-
Produktionen sind besonders 65/70mm-Produktion, zuneh- Kopien auf 70mm leiden fast alle
Viscontis IL GATTOPARDO (Kamera: mend aber auch auf Blowups unter dem typischen Farbverfall
Giuseppe Rotunno), Anthony Manns von anamorphotischen oder des Eastman-Positivmaterials,
Ritterfilm EL CID (Kamera: Robert auch sphärisch aufgenomme- die meisten 35-mm-Farbdruck-
Krasker) und Nicholas Rays KING OF nem 35-mm-Material. Mit CLINT, Fassungen sind nach über vierzig
KINGS (Kamera: Franz Planer und THE LONELY NEVADAN und Robert Jahren zerstört oder beschädigt,
Milton Krasner) hervorzuheben. Siodmaks „Biopic“ CUSTER OF und neue Kopien klassischer
Natürlich sind nicht alle Technirama- THE WEST endete 1968 das Filme stammen meist von älte-
Filme fotografische Meisterwerke, Kapitel Technirama. Hingegen rem 4-perf-Zwischenmaterial,
es entstand auch viel buntes florierte das 1961 von Technicolor das weder die Farben noch die
Popcorn- und Zuckerwattekino Rom erfundene „Sparformat“ technirama-typische Bildgüte zu
ohne große Ambitionen: Musicals Techniscope, das den transportieren vermag. Daher
wie GYPSY und THE MUSIC MAN, Filmverbrauch bei der Aufnahme sehen neue Kopien etwa von THE
Komödien wie MY GEISHA und THE halbierte. Die Technirama- TRIALS OF OSCAR WILDE, Michael
GRASS IS GREENER. Filmografie endet 1985 mit Powells eigenartigem HONEYMOON
THE MAGIC CAULDRON, einem (Luna de Miel) oder THE VIKINGS
Der Vorhang fällt für Animationsfilm aus dem Disney- völlig anders aus als zu ihrer
Technirama Studio, das bereits 1959 mit Entstehungszeit. Die amerikani-
SLEEPING BEAUTY eindrucksvollen sche Technirama-Kopiertechnik
Wie bei Todd-AO, Super Gebrauch vom hochauflösenden wurde im Lauf der Jahre demon-
Panavision und anderen Horizontalformat gemacht hatte. tiert, die Spezialoptiken in alle
Großformatsystemen kam das Winde zerstreut. Die Technirama-
Ende für Technirama in der zwei- Das Restaurierungs- Umkopiertechnik in London dien-
ten Hälfte der 1960er Jahre. Auf Dilemma te im Jahr 2000 noch einmal zur
dem europäischen Markt gab es Formatwandlung des experimen-
kaum noch Großproduktionen, Da Technicolor als einziger tellen Kurzfilms A TRIP TO DUNOON
das klassische Genrekino hatte Anbieter die Bearbeitung und vom anamorphotischen 8-perf
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 13

Vistamorph-System auf 70mm- sche Produktion LES MISERABLES) sind mehrere Delrama-Optiken
Positiv. Danach wurde die knüpfen sich an zukünftige, sowie zwei komplette umgebaute
Anlage demontiert und eingela- höchstauflösende Digitalisierung. Dreistreifenkameras unbeschä-
gert. Dabei wäre natürlich zu fragen, digt erhalten. Vielleicht taucht
Da zahlreiche Technirama-Titel ob man sich am plakativeren irgendwann auch jener kurze
Koproduktionen nicht mehr exi- Look der damaligen Technicolor- Demonstrationsfilm wieder auf,
stierender Firmen waren, ist auch Kopien oder am realistischeren mit dem Technicolor seinerzeit
der Verbleib der Originalnegative Farbcharakter der breitformatigen die Vorzüge seines „Universal
keineswegs immer klar. Außer Eastman-Positiv-Fassungen auf Frame System“ anpries, der
der Restaurierung von SPARTACUS 70mm orientieren sollte. Als der Titel lautete verheißungsvoll THE
gab es keine Versuche, Filme in Sony-Konzern vor einigen Jahren CURTAIN RISES ON TECHNIRAMA.
diesem Format werkgetreu wie- eine Demonstration seines hoch- Bis dahin ist der ästhetische
derherzustellen. Ironischerweise auflösenden 4K-Projektors für Gebrauch, den die unter-
ist die Sicherung und Erhaltung Kinozwecke durchführte, zeigte schiedlichsten Regisseure und
der Originalmaterialien am man interessanterweise hochauf- Kameraleute in nur knapp elf
ehesten als „Nebenprodukt“ lösend eingescannte Ausschnitte Jahren von diesem exotisch
des internationalen DVD- und aus einem 1962 gedrehten anmutenden Format machten,
Home-Cinema-Marktes zu Technirama-Musical. der weiteren Analyse ebenso
erwarten. Hoffnungen für die wert wie die Restaurierung der
„Wiedererweckung“ älterer Filme, Viele Detailfragen zur Originale und die Erhaltung
die sonst nur noch in minderwer- Technirama-Produktion und – und vor allem Aufführung - der
tigem Zwischenmaterial vorliegen -kopierung sind noch unbeant- erhaltenen zeitgenössischen
(etwa die französisch-ostdeut- wortet, aber glücklicherweise Filmkopien.

Stanley Kubrick
und sein
Kameramann
Russell Metty
verstanden sich
während der
Dreharbeiten
zu SPARTACUS
nicht gut.
Das hinderte
sie aber nicht,
den Film in einer
noch heute
eindrucksvollen
Spannweite
von dynami-
scher Action,
besonders beim
Aufstand der
Gladiatoren, und
farblich zurück-
genommener
Stimmungsbilder
zu gestalten.

1 Der erste Cinerama-Spielfilm war HOW THE Spezialeffekte, wobei die Aufnahmen anschlie- PRINTING OF LIQUID-COATED NEGATIVES AT TECHNICOLOR,
WEST WAS WON, USA 1962 ßend auf 35-mm-Scope umkopiert wurden. Journal of the SMPTE, August 1960, S. 545ff.

2 Kodak hatte von Anfang an alle Materialien 4 Für alle, die gerne Filmstreifen ausmessen oder 7 Für Filmamateure stellte man übrigens eine
für Technicolor-Aufnahme und -Kopierung sich um Bildinformation sorgen, die unter aufge- Miniaturausgabe namens „Vistarama“ her, die
geliefert, wurde aber mit der Einführung des gossenen Magnetspuren liegt, sei erwähnt, daß Breitbildaufnahmen mit 8- und 16mm-Schmalfilm
Eastman-Positivprozesses zu Technicolors Abweichungen der zweiten Nachkommastelle bei ermöglichte.
direktem Konkurrenten. Richard W. Haines hat historischen Filmverfahren rein akademisch sind,
die daraus resultierenden Reibungen in seinem da sowohl Anamorphosefaktoren als auch die für 8 Einige Technirama-Kameras erhielten neu-
Buch TECHNICOLOR MOVIES: THE HISTORY OF DYE Auszugskopierung genutzte Flächen in der Praxis entwickelte Koaxialmagazine, während andere
TRANSFER PRINTING gut beschrieben. abwichen. Arbeitsfotos das klassische Technicolor-Magazin
(mit „Mickey-Mouse-Ohren“) zeigen.
3 In einer deutschen Anzeige für VistaVision- 5 Für weitere Details sei hier ein weiteres Mal auf
Kameras von Mitchell wird ausdrücklich auf Martin Harts vorzügliche Website AMERICAN WIDE 9 Grant Lobbans vorzügliche Artikelserie zu
die Option der 1:2,55-Kopien hingewiesen. In SCREEN MUSEUM verwiesen: Technirama-Produktionen ist auf Thomas
der Praxis wurde das wohl nie durchgeführt. www.widescreenmuseum.com Hauerslevs Website IN70MM.COM nachzulesen:
Erst nach STAR WARS (1977) reaktivierte man http://www.in70mm.com/newsletter/2000/61/
VistaVision zur Aufnahme und Kopierung visueller 6 Henry O. Imus, Joseph W. Schmit: OPTICAL technirama/index.htm
14 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Samuel Bronston: Der Untergang des


Römischen Reiches
Von Rainer Hauptmann
( Die Cavallerotti - das KulturNetzWerk e. V.)
Ein wahrhaft gewichtiger Titel lente filmische Darstellung der Film lockt den Zuschauer mit der
geht dem Film, den Sie im dies- Geschichte des Moses ankün- Ankündigung: „The World in his
jährigen Festivalprogramm sehen digt. Arms“ in die Spielstätten. Am
werden als Ankündigung voran. Ende dieses wunderbaren Raoul-
Versprechungen, wohlfeile, leere Walsh-Films der Universal hält
Samuel Bronston verspricht Versprechungen; man möchte Gregory Peck jedoch nicht die
also, Ihnen den Untergang des beinahe sagen: aufdringliche Welt in seinen Armen, sondern
Römischen Reiches zu zeigen. Marktschreierei gehörte von nur die schöne Ann Blyth. Das
Er begibt sich damit in die jeher zum Tagesgeschäft der ließe sich beliebig fortsetzen.
Gesellschaft von Großmogul Filmindustrie. Ein namhaftes, im Doch es gibt einen Unterschied
Cecil B. DeMille, der zu sol- 70-Millimeter-Verfahren realisier- zwischen unserem Film und dem
chem Zwecke noch vor Beginn tes Michelangelo-Epos verkündet üblichen Titelge-flunkere der
der „Zehn Gebote“ auf der dem Publikum in dicken Lettern Filmhändler: Selten ist es den
Leinwand durch einen festlichen nichts weniger als „Inferno und Machern eines Films so ernst
Rotgoldvorhang tritt und die opu- Ekstase“ zu zeigen. Ein anderer damit gewesen, den markigen
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 15

Worten auch Bemühungen um de DeMilles ursprünglich noch Massenszenerien gezogen wer-


eine angemessene Aufbereitung im VistaVision-Verfahren vorge- den, um - mit einem leichten
des angekündigten Themas legtes Epos „Die zehn Gebote“ Augenzwinkern - Schein als Sein
folgen zu lassen. Man kann den als pathetische Riesenshow, für zu verkaufen.
Film „The Fall of the Roman deren Zusammensetzung alle
Empire“ als Musterbeispiel einer Register des großen Starkinos, Die Produzenten des bekannten
Hybris bezeichnen, die in sich von Hollywoods Illusions- und Großfilms „Ben Hur“ changie-
in den 1960er Jahren aufmach- Effektmaschinerie, des grandi- ren zwischen der versuchten
te, ferne Länder und überle- osen gemalten und gebauten Annäherung an eine vage vermu-
bensgroße Ereignisse, auf der Studiokitsches und dramatischer, tete oder stilisierte Realität und
gekrümmten Riesenbildwand, auf Freigeländen inszenierten farbgesättigten Draperien, die
mit 6-Kanal-Raumton quasi zum
Liveerlebnis des überwältigten
Zuschauers zu machen. „The
Fall of the Roman Empire“ ist,
und deswegen zeigen wir ihn ja
auch im Festival, ein auf 70mm
Filmmaterial, im anamorphoti-
schen Ultra-Panavision-Verfahren
gedrehter Film.
Nachdem sich Mitte der sech-
ziger Jahre das grandiose
Cinerama-Riesenbreitbild-verfah-
ren, trotz überwältigender phan-
tastischer Projektionsergebnisse,
als unpraktisch und vor allem
viel zu teuer in der Anwendung
erwiesen hatte und aufgegeben
wurde, stellt das 70mm-System
bis heute wohl das Nonplusultra
aller Versuche dar, im Filmtheater-
Normalbetrieb die Illusion greifba-
rer Realität zu suggerieren.
Ob sich dereinst Verfahren wie
Digital und 3-D und ähnliche
als Standardsystem in den
Filmtheatern durchsetzen werden,
mag die Zukunft zeigen. Aber die
minimale Bereitschaft heutiger
Produzenten und Verleiher, z.
B. für Großproduktionen einmal
vom üblichen 35-mm-Material
abzugehen und sich auf das
70mm Verfahren der 1950er
und 1960er zurückzubesinnen,
dessen eindeutige Vorzüge hin-
sichtlich optischer Brillanz und
Tonfülle sich Ihnen bald in den
idealen Rahmenbedingungen
dieser Spielstätte zeigen werden,
spricht nicht dafür. Projekte, die
eigentlich danach verlangen,
als überwältigende Augenfilme
konzipiert zu werden und in den
meisten Bereichen da auch alle
Aufmerksamkeit erfahren, z.
B. James Camerons „Titanic“,
machen ja auch als 35-mm-Film
ihren Schnitt an der Kasse und
bei Academy-Preisverleihungen.

Die ersten Monumental-


Historienepen, die als 70mm
Kopien in die Kinos kamen
oder bereits auf 65-mm-
Negativmaterial gedreht wurden,
waren noch stark der Hollywood-
Konvention verpflichtet. Cecil B.
16 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Regisseur Anthony Mann links neben der Ultra Panavision Kamera Produzent Samuel Bronston

man in den Hallen der Cinecitta- Bexar entstehen. Bis auf ein in Paris tätig. Als sachkundiger
Ateliers bei Rom errichtete, hin oder zwei Szenen, die er später Antiquitäten-Liebhaber und
und her. Pappmaché-Verließe, in Hollywoodateliers nachdrehte, gläubiger Katholik widmete er
brennende Modellschiffchen entstanden - unter Mitwirkung sich einige Jahre der ehrenvollen
in Studio-Bassins, gemalte von insgesamt etwa 2000 Aufgabe, die Kunstschätze des
Rompanoramen und von gleich- Beteiligten - alle Aufnahmen des Vatikans in Dokumentarfilmen
falls gemalten Zuschauermassen Monstrewesterns „Alamo“ in die- festzuhalten.
bevölkerte Stadionränge beim sen Dekorationen.
Wagenrennen wechseln sich Der Produzent Samuel Bronston, Danach beschwatzte er den
beständig ab mit glutvollen der wie auch John Wayne im amerikanischen Multimilliardär
Wüsten, freundlichen italienisch- Jahre 1959 als unabhängiger Pierre Du Pont III., Oberhaupt
judäischen Kulturlandschaften, Produzent von Großfilmen die der neben dem Rockefeller-
grandiosen Jerusalemrekonstr Bühne des Filmgeschäfts betrat, und Mellon-Clan reichsten
uktionen und der dramatischen - „ein kühner Produzent, ein Finanzdynastie Amerikas, der
Nachstellung eines antiken sport- wirklicher Showman“ wie ihn u.a. als Produzent von hoch-
lichen Großereignisses, bei dem Mike Munn nennt - war von der patriotischen Fernsehserien
alles Sein und nichts Schein ist. Idee geradezu besessen, illustre ins amerikanische TV-Geschäft
John Wayne war als Produzent historische Großereignisse nicht eingestiegen war, ihm
und Regisseur eines 70-mm- wie bisher geschehen, als kunst- Produktionsgelder für spekta-
Historienepos einer der ersten voll erzeugte Suggestion auf die kuläre Großfilme zur Verfügung
Großfilmer, der konsequent auf Breitwand, sondern so realistisch zu stellen. Diese sollten im
die Schutzzonen der kaliforni- wie möglich rekonstruiert vor die kostengünstigeren Europa
schen Majorcompanies verzich- Objektive der 70mm Kameras zu entstehen und die tradierten
tete und sich für authentisches bringen. amerikanischen Tugenden
Drehen vor Ort entschied. Vaterlandsliebe, Bekenntnis zur
Um seine Sichtweisen auf die Samuel Bronston wurde im Jahre Familie und Gottesfurcht in sich
dramatischen Vorgänge, die 1910 in Rumänien geboren. tragen. Da die Duponts große
sich im Jahre 1836 um das Als Geschäftsmann von jeher Summen auf spanischen Konten
Missionsfort „Los Alamos“ eine Spielernatur, war er in den eingefroren besaßen, die nicht
ereigneten, maßstabgerecht in 1940er Jahren nacheinander ausgeführt werden durften - eine
die Kinos zu bringen, ließ er bei als Executive Producer des damals in Europa weitverbrei-
Brackettville in Texas massiv Columbia-Studios, als amerikani- tete Praxis zur Ankurbelung
ausgeführte Rekonstruktionen scher Independent-Producer klei- der heimischen Wirtschaft
der Missionsanlage und eines nerer Schwarz-Weiß-Filme und in durch Produktion im eigenen
Teils der Stadt San Antonio de den 50er Jahren als Filmhändler Land - und Bronston über den
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 17

uruguayischen Produzenten Anthony Mann den histori- Vorgangs wie des unaufhaltsa-
Jaime Prades Verbindungen schen Hintergrund der jeweili- men Niedergangs eines gewalti-
zum Franco-Regime besaß, gen Geschichte mit Menschen gen Imperiums?
beschloss man, den ersten Film, und Material in angemessener Ein Faktor ist dafür maßgeb-
das Revolutionsheldenepos John europäischer Kulturlandschaft lich verantwortlich: es ist wohl
Paul Jones des Regisseurs John authentisch, quasi zum Greifen unmöglich, Großereignisse der
Farrow, dort zu produzieren. nahe zu erschaffen. Menschheitsgeschichte in einem
Die Grenzen zwischen Realität privatwirtschaftlich produzierten
Dupont unterließ es fatalerweise, und Illusion sind schwer zu defi- Film maßstabgerecht in allen
den Produktionsbetrieb vor Ort nieren, wenn die Akteure in pein- Aspekten vor der Kamera zu
durch Beauftragte überwachen lich genau rekonstruierten histo- rekonstruieren. Kein Produzent
zu lassen und so verspielte rischen Gewändern in antiken und kein Filmkonzern der kapi-
Bronston mehrfach Erstkapital Gebäudekomplexen agieren, die talistischen Welt könnte leisten,
bei der Errichtung monumen- nicht als hölzerne, abkaschier- die Logistik an Menschen, Tieren
taler Rekonstruktionen wie te Teildekorationen ausgeführt und technischem Gerät aufzu-
der Nachbildung des Tempels sind, sondern real existieren und bieten, welche jener der histo-
Salomons in Jerusalem für dort Dialoge sprechen, denen rischen Vorgänge entsprechen
Nicholas Rays „King of Kings“. namhafte Historiker zugearbei- würde.
Diese führte er dann beeindruck- tet haben. Wenn Soldaten des
ten Vertretern der amerikani- 20. Jahrhunderts in klirrender Der Umstand, dass Produzente
schen Major-Companies vor, Kälte und sengender Hitze, in npersönlichkeiten wie Bronston
welche sich daraufhin bereiter- Wäldern und Wüsten, den anti- und Daryll F. Zanuck (welcher
klärten, sich als Co-Produzenten ken Schauplätzen täuschend bei der Verfilmung des D-Day
an den eigentlichen Dreharbeiten ähnlich, zu Fuß, zu Pferde und in der Normandie mit dem
zu beteiligen. auf Kampfwagen die Schlachten Titel „The Longest Day“ einen
ihrer Vorgänger austragen - und Produktionsaufwand an Schiffen,
Der Filmagent Allan Brown, der spanische Komparsen weinend Flugzeugen, Panzern und
maßgeblich beim Aufbau der in die Knie gingen und sich Komparsen betrieb, der sich mit
Bronston-Produktion in Spanien bekreuzigten, als Jesusdarsteller einem leichten Augenzwinkern
beteiligt war, indem er u.a. den Jeffrey Hunter auf dem Hügel, geschildert, dem Aufwand
Kontakt zur Familie Dupont her- auf welchem die Verkündung jener alliierten Invasion des
stellte, fasste in einem Interview der Bergpredigt gedreht wurde, Jahres 1944 nahezu entsprach)
die Produzentenpersönlichkeit erschien! sich dennoch dieser hybriden
Bronstons mit folgenden Worten Vorstellung hingaben, macht sie
treffend zusammen: „Aber die In ihrem Buch „Der zur Legende.
Finanzierung war immer die Abenteurer im Kino“ fas-
schlimmste, angespannteste sen die Filmwissenschaftler Es blieb totalitären Regimen
Zeit. Um Geld für „King of Kings“ Fritze, Seeßlen und Weil das vorbehalten; Staaten wie
aufzubewahren, benutzte ich eine Phänomen in Betrachtungen zu Hitlers „Drittem Reich“, ehe-
Kleenex-Schachtel - spanische Anthony Manns Ritterepos „El maligen Ostblockländern
Peseten, mit einem Kleenex-Tuch Cid“ folgendermaßen zusam- und Ländern des vorderen
obendrauf. Versteckt für den men: „Zum einen war nun der Orients sowie Asiens, die auf
Notfall, während Sam in London Aufwand ins Unermessliche ministerielle Weisung hin den
oder Zürich war. Er hatte gerade gewachsen, stellte sich histo- Produktionsgruppen alles ent-
immer genug Geld bis Dienstag rische Größe gleichsam ohne sprechende an Militär; Logistik
- und es war immer Mittwoch!“ Tricks ein; zum anderen aber und Ausstattung zuwiesen, um
war jene Unschuld gewichen, den Zuschauer zum Zaungast
Obwohl sich die fünf auf diese die dem Swashbuckler seine vergangener Menschheitsdramen
Weise entstandenen ein- eigene (Traum)-Welt beließ. zu machen, die sich scheinbar
drucksvollen Großfilme in der „El Cid“ hatte sich...auf eine live vor seinen Augen abspielen.
Monumentalität der Konzeption Auseinandersetzung mit der
bis zu „The Fall of the Roman historischen Realität eingelas- Szenen wie jene aus Sergei
Empire“ stets noch steigern, sen. Man hatte Archive studiert, Bondartschuks achtstündi-
merkt man ihnen die gele- ein Professor für spanische ger Verfilmung von Tolstois
gentlich unausgewogene Geschichte fungierte als Berater, Romanepos „Krieg und Frieden“
Produktionssituation bei genaue- und auch die Musik von Miklos , in denen kolportierte 100
rer Betrachtung stellenweise an. Rosza war eine Bearbeitung 000 sowjetische Soldaten als
Dessen ungeachtet hatte es spanischer Musik aus dem 11. russische und napoleonische
sich Bronston zur Aufgabe Jahrhundert.“ Soldaten des Jahres 1812 die
gemacht, tatkräftig unterstützt Und warum war es, trotzt die- Entscheidungs-schlachten von
vom Franco-Regime, das den ser Bemühungen um visuelle Austerlitz und Borodino mit gro-
Produktionen u.a. stets bereit- Authentizität und das angemes- ßer Pyrotechnik nachspielen, sind
willig Armeekontingente für die sene monumentale Ausmaß der dann auch einfach atemberau-
Dreharbeiten von Schlachtszenen Szenerie nicht möglich, eine bend. King Vidors Bemühungen,
zur Verfügung stellte, seinen Vorstellung zu vermitteln von dieses innerhalb der ungleich
Regisseuren Nickolas Ray und Tragweite und Grandeur eines bekannteren amerikanisch-ita-
18 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

tisch erarbeiten zu können,


kamen Manns Verständnis vom
Film als Form moderner, erneu-
erter griechischer Tragödie, die
ihre geschundenen, illusionslosen
Protagonisten in rauer Großstadt-
oder Naturkulisse läutert, sehr
entgegen.
Bereits im Jahre 1947 zog Mann
es vor, die Außenszenen des
Thrillers „T-Men“ in den Straßen
von New York zu drehen, was
zu damaliger Zeit äußerst unge-
wöhnlich war.
Die Dreharbeiten zu den legen-
dären Mann-Western der 1950er
Jahre, zumeist mit James
Stewart in der Hauptrolle, fanden
ausschließlich in authentischen
Landschaften
statt, in denen sich das Team,
Siedlerkolonnen der Pionierzeit
gleich, wochenlang aufhielt.

James Stewart empfand diese


Art des Drehens als faszinieren-
de, ungewöhnliche schauspiele-
rische Erfahrung und bat Mann
immer wieder, ihm den „physical
stress“ des Filmprotagonisten
- Szenen, die den Charakter bei
Auseinandersetzungen durch
Lagerfeuer schleiften oder ihn
hilflos zwischen stampfenden
Pferdehufen auf dem Boden
zeigten - vor der Kamera so hart
wie möglich zuzumuten.

In England fiel Anthony Mann


eine Ausgabe von Gibbons
„Decline and Fall of the Roman
Empire“ in die Hände. Die
Materie begann, ihn zu faszinie-
lienische All-Star-Verfilmung des Empire“ angegeben wird. ren, und so trug er die Idee an
Jahres 1956 mit einigen tausend Regisseur Anthony Mann Bronston heran, den avisierten
italienischen Soldaten zuwege gab dem Branchenmagazin neuen gemeinsamen Film als
zu bringen, verblassen dage- „Films in Review“ während der großes Römerepos zu gestalten.
gen zu liebevoll rekonstruierten Dreharbeiten ein umfassendes Glanz und Elend des Regisseurs
Sandkastenspielen. Interview zum aufsehenerregen- Anthony Mann im Angesicht
den Rom-Projekt. Darin heisst es des „Untergangs des römischen
Der Konzeption des Films „Der unter anderem, dass der Anstoß Reiches“ liegen dicht zusammen;
Untergang des römischen zu Konzeption und Realisierung ist es zu einem Großteil doch
Reiches“ liegt vordergründig das dieses Films von ihm gegeben auf seine Konzeption zurück-
im englischsprachigen Raum sei- wurde. Nach Abschluss der zuführen, dass der Film in der
nerzeit unendlich populäre und Dreharbeiten des Ritterepos „El Bewältigung des historischen
für jeden Historiker unverzicht- Cid“ , einer Zusammenarbeit, die Themas vollständig nicht befrie-
bare Standardwerk „The Decline Mann und Bronston als zufrie- digt.
and Fall of the Roman Empire“, denstellend empfanden, bot In dem Interview sagt er u. a:
das der englische Historiker ihm der Produzent die Option „Die Ursache dafür, „The Fall
Sir Edward Gibbon im 18. eines zukünftigen gemeinsa- of the Roman Empire“ zu
Jahrhundert in 24 Bänden vor- men Historien-Projekts an. machen, ist, das, was Gibbon
legte zugrunde. Die Identifikation Die von Bronston gebotenen schreibt, heute so modern ist,
des Films mit dieser Abhandlung Bedingungen, die eisenstar- wie es damals in der Geschichte
ist unter Filmwissen-schaftlern renden physischen und fatali- war. Liest man Gibbon wie
so groß, dass er in Publikationen stisch ertragenen psychischen die Historienwerke Winston
gelegentlich als „Anthony Manns Strapazen der Personen „out- Churchills, ist es, als ob man
„Decline and Fall of the Roman door“ vor der Kamera authen- die Zukunft als Vergangenheit
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 19

wahrnimmt. Es ist die Zukunft, epische Ruhe, mit der er unbeirrt auf einer unteren Ebene sreng
die mich an diesem Sujet inter- von den Zahllosen Verführungen separiert, die erwartungsvolle
essiert. Es spiegelt wieder, der Breitleinwand, die Kamera Menge, bereit, die Botschaft zu
was aktuell passiert, und in der ganz nah auf die Gesichter seiner empfangen. In der Zäsur, die die
Reflexion des Untergangs von fiktiv-antiken Protagonisten rich- Predigt erfährt, reißt Mark Aurel
Rom finden sich die gleichen tet. Auf Gesichter, in denen sich den Arm hoch, gebietet der
Elemente wieder, die in dem, die Geschichten und historischen Begeisterung der auf Pferden
was heute passiert, enthalten Tragödien Gibbons abspielen, die und Wagen heran brandenden
sind, dieselben Dinge, die unse- er als zu kompliziert einschätzt Menge, über der er erhaben
re Imperien zu Fall bringen. Ich für die Dialogform. Er gesteht wie eine Ikone steht; oder wie
brachte Bronston das Thema seinen Charakteren immenses ein Schauspieler vor rasend
und sagte ihm, ich hätte noch persönliches und dramatisches applaudierendem Publikum, mit
keine Vorstellung davon, wie Gewicht zu, und hält es zumeist der ganzen Kraft kaiserlicher
die Geschichte vor sich gehen für unnötig hält, ihnen durch Autorität Schweigen, um die
könnte, doch er solle mich daran Kamerabewegungen Dynamik zu Verkündigung vollenden zu kön-
arbeiten lassen. Ich habe mich verleihen. Er bereitet ihnen viel- nen. Die Kamera bewegt sich,
im ersten Teil darauf konzentriert, mehr Einstellung für Einstellung um Übergänge zu schaffen,
die Charaktere in einfachen eine weltgeschichtliche oder Verknüpfungen herzustellen oder
menschlichen Begriffen einzufüh- private Bühne, auf der sie in die Fülle von Eindrücken, die
ren, - Charaktere vorzustellen, würdevoller Erhabenheit Akzente Menschenmassen, Dekor und
die die Dinge, die man in dieser setzen, die sie gänzlich ausfüllen Naturpanoramen bieten, auszu-
Zeit tat, die heilige Opferung können. Wenn sie das Format loten, suggestiv zusammenzufas-
eines Vogels oder einfache Dinge dazu haben. sen und zu gliedern.
auszuführen, wie wir selbst sie .
im alltäglichen Leben unserer Zeit Er stellt die Personen als hilflose Das fiktive Ende der Geschichte
tun würden.“ Geschöpfe in Räumlichkeiten, zeigt das Kino auf der Höhe
Indem er Gibbons Helden eines deren bedrückender Architektur des Gesamtkunstwerks als der
antiken Dramas quasi modernen perspektivisch verzerrender Künste Krönung. Der Dichter,
Menschen gleichstellt, um so Kamerawahrnehmung etwas das Theater, der Maler, der
ihre Beweggründe verstehen zu monströses verliehen wird und Architekt und der Musiker verei-
können, ebnet er unwillkürlich stellt sie damit in eine Welt hin- nen ihre Kräfte, und verdichten
den gewaltigen Unterschied ein, die nur noch als Bedrohung das titelgebende Drama des
im Bewusstsein menschlicher empfunden wird. Falls von Rom als Untergang
Existenz ein, der zwischen den einer universellen Utopie zumin-
Menschen der Antike und uns Nicholas Ray gestaltet die dest zu einer atemberaubenden
besteht. Bergpredigt Jesu Christi Allegorie. Die Szene, der Grand
Praktisch hat dieser Ansatz im Bronston-Film „King of Opera würdig, lässt Gaius
zur Folge, dass das Thema Kings“ folgendermaßen: „Er Metellus Livius, seinen Freund,
in die Form einer privaten macht Action Paintings, keine den toten Imperator auf den
Plotte verdichtet wird, die die Tableaus. Stärker als von fixie- Armen, orchestergewaltig vom
Protagonisten ihre mehr oder renden Komposition sind seine elegischen Livius und Lucilla
weniger egoistischen Interessen Sequenzen bestimmt vom Fluss Thema des Komponisten Dimitri
nachgehen lässt, welche sich des amerikanischen Musicals, Tiomkin umspielt,- die Stufen
einer etwas naiven Gleichung seinen sanft geneigten Ebenen des Kapitols emporsteigen
nach in Ursache und Wirkung und schwerelosen Kameras. Die und den Toten behutsam auf
zu monumentalen historischen Fragen und Antworten bei der dem Altar seiner vergangenen
Großgeschehnissen hochrech- Bergpredigt verlaufen nicht der Vergöttlichung niederlegen,
nen. Gliederung der gesellschaftlichen während die ewigen Mitläufer
Kommunikation gemäß, sie las- der Macht beginnen, um Rom
Die Zeitschrift „Filmkritik“ sen die Dinge in Beziehungen zu feilschen und der schwar-
schreibt im Juli 1964: „Wären untereinander gleiten, ohne sie ze Rauch des verbrannten
die Ratschläge an die USA nicht zu unterscheiden. Als Berg-und Menschenfleisches der Opfer
ausdrücklich erteilt, wären sie Talfahrt wollte Ray das filmen, ein des Imperiums in dicken schwe-
der Filmhandlung nicht zu ent- endloses travelling, nicht zielstre- ren Schwaden das Forum über-
nehmen. Die Exponenten der big, sondern in sich verschlun- steigt.
Vernunft handeln im Film aus gen.“, so Fritz Göttler in einem Kann es einen eindeutigeren
gänzlich privaten Motiven. Auf Aufsatz über „King of Kings“ aus Beweis dafür geben, dass der-
diese Weise wirkt die Moral von dem Jahre 1989. artige Kostüm-Filme wesentlich
der Geschichte aufgesetzt; sie stärker von ihren Regisseuren
wird ebenso zur Nummer wie Die Bergpredigt Mark Aurels in geprägt sein können, als die
die...prächtigen Schaueffekte.“ „The Fall of the Roman Empire“ vom Genrekino handelnde
Was der Konzeptionist Mann ist konsequent in statische Literatur ihnen oftmals zuge-
dem Sujet vergibt, fügt Ihm der Einstellungen aufgelöst, die die steht, wie die ganz unter-
Regisseur Mann andererseits Rollen genau zuteilen. In erhöh- schiedliche Behandlung einer
wieder zu. Die Suggestion histo- ter Position steht der Prophet, vergleichbaren Szene in diesen
rischer Größe und Tragik über die umgeben von seinen Jüngern, beiden Filmen?
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Paint Your Wagon - Westwärts zieht der Wind


ZUR ENTSTEHUNG

In seinem Westernlexikon bezeich- Inszenierung von Joshua Logan bereit, mit Pardner alles zu teilen,
net Joe Hembus das Western- basiert auf dem Musical „Paint wenn der ihm ab und an wieder
Musical „Paint Your Wagon“, das Your Wagon“ von Frederick auf die Beine hilft, nachdem er
in der deutschen Verleihfassung Loewe und Alan J. Lerner, das gerade mal wieder volltrunken
den windigen Titel „Westwärts 1951 mit recht mäßigen Erfolg am nicht ganz bei Sinnen ist. Im Nu
zieht der Wind“ verpasst bekam, Broadway seine Premiere erlebte. entsteht rund um den Fundort
als eine „nicht enden wollende Paddy Chayesfsky schrieb die eine namenlose Stadt, in der aller-
Folge von Ansichten (haupt- Handlung gründlich um. Einige dings ein eklatanter Frauenmangel
sächlich vom Wallowa National Lieder wurden gestrichen, ande- herrscht, Entsprechend groß ist
Park in Oregon) und Auftritten“. re an anderen Stellen, als im das Aufsehen, als eines Tages der
Genülich zitiert er den Vorschlag Musical vorgesehen, eingesetzt. Mormone Jacob Woodling (John
des Fachblattes „Film-Echo“ die Andre Previn schrieb eine Reihe Mitchum) auftaucht, der gleich
ohnehin schon gegenüber dem neuer Songs dazu. Der Auftakt zwei Frauen sein eigen nennt,
Original gekürzte Fassung noch ist dramatisch. Der Wagen eines Sarah (Sue Casey) und Elizabeth
einmal zu stutzen: „Man schnei- vorüberziehenden Siedlertrecks (Jean Seberg). Die Vielweiberei ruft
de gute 600 Meter heraus - die stürzt den Abhang hinunter. die etwas geheuchelte Empörung
Orchestermusik zu Beginn soll- Der Goldgräber Ben Rumson der Männergesellschaft hervor.
te zuerst daran glauben - und (Lee Marvin), ein trinkfreudi- Woodling folgt der Aufforderung
verzichte auf die Pause. Dann ger Einzelgänger, ist zur Stelle, auf eine der Frauen zu verzichten.
bekommt man das, was man an kann aber nur einen der beiden Elizabeth wird bei einer Auktion
Überpreisen und Buffetumsatz ein- Siedler retten. Bei der Beerdigung von dem angetrunkenen Ben
büßt, durch eine dritte Vorstellung des Toten am Flussufer funkelt Rumson ersteigert und gleich
und die bessere Mundpropanda Goldstaub aus der Grube. In darauf mit ihm verheiratet. Doch
seitens eines nunmehr flüssig Windeseile bricht das Goldfieber da Ben sich an sein Fifty-Fifty-
unterhaltenen Publikums wieder aus. Ben Rumson hat als erster Versprechen hält, teilt er seine
herein.“ Offenbar fand aber auch seinen Claim abgesteckt, gemein- neue Frau mit Pardner. Die
dieser Kritiker doch noch eini- sam mit dem überlebenden Dreiecksbeziehung klappt so
ges Gutes an dem Film-Musical, Siedler Sylvester Newell (Clint einigermaßen, bis der Prediger
das Paramount weit mehr Geld Eastwood), den er Pardner nennt, Parson (Alan Dexter) nach No
kostete als es einbrachte. Die macht er sich an die Arbeit. Er ist Name City kommt und den
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 29

Sittenverfall geißelt. Zudem wird mit Inbrunst gesungen von dem in Seberg bei den Gesangsnummern
Bens Eifersucht geweckt, weil diesem Jahr verstorbenen Harve von Rita Gordon gedoubelt
sich Pardner offensichtlich in Presnell, dem einzigen ausge- wurde. Eindrucksvoll sind die
Elizabeth verliebt hat. Für Ben bildeten Sänger im Ensemble, Landschaftsaufnahmen von
ist das Vertragsbruch. Nachdem mitreißend ist die vom Chorus Kamermann William A. Fraker. Es
beim großen Stadtfest mit Rodeo gesungene Erkennungsmelodie gibt auch einige wirkliche komi-
die ganze Stadt, die völlig unter- „I´m On My Way“. Die bekannte sche Szenen, allerdings überzieht
miniert ist, zusammenbricht, bricht Country-Band The Nitty Gritty Dirt Lee Marvin, von der Regie offen-
Ben Rumson zu neuen Ufern Band hat einen Auftritt mit der bar nicht gezügelt, seine Rolle
auf, Pardner bleibt zurück bei Nummer „Hand Me Down That als versoffenes Raubein. Aber es
Elizabeth, um die Stadt wieder Can Of Bears“. Alle genannten waren wohl nicht die Schwächen
aufzubauen. Allen nachträglichen Songs stammen übrigens aus der und auch nicht die Überlänge, die
Schmährufen zum Trotz hat das Feder von Lerner und Loewe, was einen größeren Erfolg von „Paint
Western-Musical einige unüber- beweist, dass die zusätzlichen Your Wagon“ verhinderten. Das
sehbare und unüberhörbare Songs von André Previn nicht rustikale Musical kam gerade
Qualitäten. Der von Lee Marvin gerade das Salz in der Suppe dann auf die Leinwand, als die
gebrummte Song „Wand´rin Star“ sind. Clint Eastwood gibt erste Epoche der großen Film-Musicals
entwickelte sich in Europa zu Kostproben seines musikalischen unwiderruflich zu Ende ging.
einem Hit, Ohrwurmqualität hat Talents, auch wenn er mehr
auch „They Call The Wind Maria“, spricht als singt, während Jean

Filminfo Stab Darsteller


WESTWÄRTS ZIEHT DER WIND Produktion: Alan Jay Lerner Lee Marvin (Ben Rumson),
Originaltitel: Paint Your Wagon! / Regie: Joshua Logan Clint Eastwood (Pardner), Jean
USA 1969 Buch: Alan Jay Lerner, Paddy Seberg (Elizabeth), Harve Presnell
Aufgenommen in 35mm Chayefsky (Rotten Luck Willie), Ray Walston
Panavision® Anamorphic (1:2.35) Buchvorlage: Frederick Loewe, (Mad Jack Duncan), Alan Dexter
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6- Alan Jay Lerner (gleichnamiges (Parson), Terry Jenkins (Joe
Kanal Stereo Magnetton Musical) Mooney), Alan Baxter (Mr. Fenty),
Deutsche Synchronfassung / 137 Kamera: William A. Fraker Robert Easton (Atwell), Sue
Minuten (Original: 164 Minuten) / Musik: Frederick Loewe, André Casey (Sarah Woodling), Edward
Erstaufführungskopie Previn Little Sky (Indianer), Roy Jenson
Roadshow-Präsentation mit Pause Schnitt: Robert C. Jones (Hennesssey)
Welturaufführung: 15.10.1969
Deutsche Erstaufführung:
10.03.1970
FSK: freigegeben ab 16 Jahren
30 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Krakatoa – East of Java


ZUR ENTSTEHUNG

Krakatau (im angelsächsischen zehntausend Hiroshima-Bomben Drehbuchautoren Bernard Gordon


Sprachraum Krakatoa) ist eine entsprach. Nachdem die Magma- und Clifford Newton ausgedacht
Vulkaninsel in der Meeresenge Kammer sich entleert hatte, brach haben, lustlos und unentschlossen
zwischen den indonesischen der Vulkan unter seinem eigenen vor sich hin dümpelt mit eindi-
Inseln Sumatra und Java. Der Gewicht ein und hinterließ eine mensionalen Figuren und ihren
Vulkan ist im Lauf der letzten riesige Leerstelle, die von den halbgaren Schicksalen, so dass
Jahrhunderte mehrfach ausgebro- umgebenden Wassermassen der Ausbruch der Katastrophe
chen. Der bekannteste und mit schlagartig aufgefüllt wurde. - der sich schon in mehreren
Abstand spektakulärste Ausbruch Das hatte einen Tsunami mit Explosionen vorher ankündigt, die
fand im August 1883 statt, als bis zu 40 Meter hohen Wellen allerdings weder die Mannschaft
die Inselkette noch zum nieder- zu Folge, der zusammen mit noch die Passagiere der „Batavia
ländischem Kolonialreich gehörte. dem Ascheregen und dem glü- Queen“ besonders beeindruk-
Dem großen Ausbruch waren an hend heißen Gemisch aus Gas ken - vom Publikum geradezu
den Tagen zuvor mehrere kleinere und Gestein, das durch die Luft herbeigesehnt wird. Aber der
Eruptionen vorangegangen. Die geschleudert wurde, verheerende Reihe nach: Maximilian Schell,
Kolonialverwaltung hatte daraufhin Schäden auf den umliegenden der damals noch von seinem
zwei Expeditionen ausgesandt, um bewohnten Inseln anrichtete. Mehr Oscar-Triumph für seine Rolle in
eventuelle Schäden festzustellen als 36 000 Menschen starben. Ein „Das Urteil von Nürnberg“ zehr-
und die Lage zu sondieren. Eine Dampfschiff wurde vier Kilometer te, gibt den schmucken Kapitän
Expedition bestieg noch einmal landeinwärts geschoben. Eine Hanson, der sich anschickt mit
den Vulkan, der kurze Zeit später solche Randnotiz wie auch der seinem Schiff ins See zu stechen,
in dieser Form nicht mehr exi- Bericht über die Expeditionen zur in Richtung der Insel Rekata in
stierte. Am 27. August um 10.02 Insel dürften den Katastrophenfilm der Nähe von Krakatau, um dort
Uhr kam es dann zur eigentli- „Krakatao – East of Java“ inspi- nach einem Schatz zu suchen,
chen Katastrophe. Der Krakatau riert haben, der es schon im Titel der mit einem Schiff unterge-
schleuderte 18 Kubikkilometer mit den Fakten nicht so genau gangen sein soll. Verraten hat
Asche und Gestein bis in eine nimmt: Krakatau liegt im Westen es ihm seine Freundin Laura
Höhe von 80 Kilometern in die von Java. Viel schmerzlicher für (Diane Baker), die nach mehreren
Luft. Dabei entfaltete der Vulkan den Zuschauer ist die Tatsache, Schicksalsschlägen seelisch etwas
eine Sprengkraft, die mindestens dass die Handlung, die sich die angegriffen, mit an Bord ist wie
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 31

auch der in die Jahre gekommene versucht die bunt zusammen- Aufwand ist die Interaktion zwi-
Taucher Connerly (Brian Keith), gewürfelte B-Movie-Crew über schen den Darstellern und den
der ein kleines Rauschgiftproblem zwei Stunden lang vergeblich das Spezialeffekten nicht durchweg
hat, wie sich in einer diffus gefilm- Interesse und die Anteilnahme überzeugend. Und natürlich kann
ten Opium-Rausch-Sequenz mit des Publikums zu wecken. die Explosion und der Tsunami
anschließendem Gewaltausbruch Respektabler als die Inszenierung, auf der Leinwand auch nur
erweist. Begleitet wird er von sei- wenn auch nicht überragend, einen höchst unzureichenden
ner Lebensgefährtin, der Sängerin sind die Spezialeffekte, die Eindruck von den Dimensionen
Charley (Barbara Wehrle), die recht Altmeister Eugéne Lourié in der richtigen Katastrophe
unmotiviert mit einem neckischen Spanien in Szenen setzte, wo machen. Noch gewaltiger als die
Striptease mit Gesangseinlage auch ein Großteil der Dreharbeiten Vulkanexplosion geriet der deut-
eingeführt wird. Dann gibt stattfand. Recht gelungen ist sche Verleihtitel „Krakatao – Das
es auch noch ein aus Vater die Miniaturausgabe einer indo- größte Abenteuer des letzten
(Rossano Brazzi) und Sohn (Sal nesischen Hafenstadt und das Jahrhunderts“(in Österreich hieß
Mineo) bestehendes italienisches Schiffsmodell der „Batavia Queen“, der Film „Feuersturm über Java“)
Ballonfahrer-Duo, eine Schar In den Studios der „Sevilla-Films“ , der im schreienden Kontrast
ganz reizender Inselmädchen und in Madrid entstanden die Szenen zu den durchweg negativen
einen Haufen Strafgefangener, die im Bluescreen-Verfahren, die Kritikerreaktionen und dem flauen
Hanson kurz vor Ablegen mit auf später mit der Modell-Landschaft Publikumsinteresse stand.
den Weg gegeben werden. Von kombiniert wurden,. Die Ballon-
Regisseur Bernard L. Kowalski, Szenen wurden hingegen in den
einem gelernten Fernsehmann, Cinecitta-Studios in Rom gedreht.
weitgehend im Stich gelassen, Trotz des recht beträchtlichen

Filminfo Farbschwund Darsteller


KRAKATOA – DAS GRÖSSTE Roadshow-Präsentation mit Pause Maximilian Schell (Kapitän
ABENTEUER DES LETZTEN Welturaufführung: 17.03.1969 Hanson), Diane Baker (Laura
JAHRHUNDERTS Deutsche Erstaufführung: Travis), Rossano Brazzi
Originaltitel: Krakatoa: East of 28.03.1969 (Giovanni Borghese), Sal Mineo
Java / USA 1967 FSK: freigegeben ab 12 Jahren (Leoncavallo), Brian Keith
Aufgenommen in 65mm Todd- (Connerly)
AO® (1:2.21) Stab
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6- Regie: Bernard L. Kowalski
Kanal Stereo Magnetton Buch: Clifford Newton Gould,
Englischsprachige Bernard Gordon
Originalfassung / 140 Minuten Kamera: Manuel Beranguer
/ Erstaufführungskopie mit Musik: Frank De Vol
32 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Erster Sieg (Harm´s Way)


ZUR ENTSTEHUNG

Der Kriegsfilm „Harm´s Way“ , Erstmals trafen mit John Wayne immer den Guten spielten mußte
der 1965 nach dem Roman von und Kirk Douglas zwei Giganten und wohl auch wollte, während
James Bassett gedreht wurde der Leinwand zusammen, die Kirk Douglas auch zwiespältige,
und unter dem Titel „Erster Sieg“ ansonsten Welten von einander gebrochene,. weniger sympathi-
in die deutschen Kinos kam, trennten. Kirk Douglas schreibt sche Charaktere darstellte, ohne
wird gewöhnlich nicht zu den über diese Begegnung in seiner dass ihm ein Zacken aus der
Meisterleistungen des Regisseurs lesenswerten Autobiografie „Der Krone fiel. In der Rolle als Erster
Otto Preminger (1905-1986) Weg zum Ruhm“: „Er war ein Offizier Paul Eddington führt er
gezählt. Da fallen dem Cineasten eigenartiger Bursche. Nie werde sich gleich ein als versoffener ,
eher Filme wie „Laura“(1944), ich das Gespräch vergessen, gebrochener Mann, der nicht dar-
„Engelsgesicht“(1952), „Der Mann das wir über meine Darstellung über hinweg kommt, dass seine
mit dem goldenen Arm“(1955), van Goghs miteinander führten. junge Frau (Barbara Bouchet,
„Anatomie eines Mordes“(1959) Obwohl wir uns emotional nicht „an new face and a new body“,
und „Exodus“(1960) ein. Aber der besonders nahe standen und nennt sie Preminger süffisant in
gebürtige Wiener, der seinen star- politisch sogar Kontrahenten einem Trailer) ihn nach Strich und
ken deutschen Akzent nie ganz waren, bot er mir mehrmals an, Faden betrügt. Gedreht wurde
los wurde, hat auch mit diesem mit ihm zusammenzuarbeiten. am Originalschauplatz in Hawai
unterschätzten Filmepos mehr (...) Wir waren total unterschied- mit freundlicher Unterstützung der
als nur filmische Dutzendware liche Menschen und doch gab US-Marine. Beim Überfall auf Pearl
abgeliefert. Als Darstellung des es da so etwa wie gegenseitigen Harbor, der relativ kurz abgehan-
Angriffes auf Pearl Harbour und Respekt, Wayne liebte es, sich delt wird, bleiben unter anderem
dessen Folgen ist er Michael mit der Crew zusammenzuset- Eddingtons Frau mit dem Mann,
Bays stellenweise kindischem zen – den Stuntmen und den mit dem sie eine Liebesnacht
Blockbuster „Pearl Harbor“ weit Burschen von den Spezialeffekten. am Strand verbracht hat, auf der
überlegen , zudem markiert die Ich war mehr ein Einzelgänger. Strecke. Captain Rockwell Torrey
Besetzungsliste mit schon in die Wenn meine Arbeit erledigt war, (John Wayne), der kurz darauf
Jahre gekommenen Stars und ging ich nach Hause.“ Der wich- eine U-Boot-Attacke auf sein
relativ neuen Gesichtern den tigste Unterschied zwischen John Schiff durch ein nicht ganz vor-
Übergang zwischen dem alten Wayne und Kirk Douglas auf der schriftsmäßiges Manöver abwehrt,
und dem neuen Hollywood. Leinwand war, dass John Wayne wird danach das Kommando
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 33

entzogen. Zum Schreibtischdienst wertvolle Informationen, die es und wurde ein gefeierter Autor,
auf Pearl Harbor vergattert, trifft Torrey möglich machen, die japa- der zum Beispiel die Vorlage für
er seinen, ihm bislang unbe- nische Flotte zu besiegen und Billy Wilders „Fedora“ lieferte.
kannten Sohn Jere (Brandon die Inselkette zu erobern. Dabei Ziemlich allein dürfte Douglas
de Wilde), der ebenfalls bei der sterben sein Sohn und weitere allerdings mit seinem Urteil ste-
US-Marine gelandet ist, und mit Offiziere. Torrey überlebt und hen, dass Regie nicht Premingers
seinem Vater verständlicherweise beginnt mit seiner neuen Freundin, Stärke war. Nachvollziehbarer ist
hadert. Im weiteren Kriegsverlauf der patenten Krankenschwester sein Urteil über die mangelnde
wird Torrey rehabilitiert und zum Maggie Haynes (Patricia Neal), ein Qualität der Spezialeffekte. „Otto,
Admiral befördert. Er holt aus neues Leben. man sieht, dass es verdammte
alter Loyalität seinen ehemaligen Kirk Douglas, der in diesem kleine Spielzeugboote sind“, will
Ersten Offizier Eddington an Bord. Film eine gute Vorstellung liefert, er zu Preminger gesagt haben.
Doch vor der Rückeroberung war nicht begeistert von dem „Da ist doch niemand an Deck.
einer strategisch wichtigen gefeierten Meisterregisseur Otto Können sie nicht wenigstens ein
Inselkette, die von den Japanern Preminger. Geradezu empört war paar Spielzeugsoldaten aufbau-
besetzt wurde, vergewaltigt der er darüber wie Preminger, der sich en?“ Auf der großen Leinwand
triebgesteuerte Eddington die am Set wie gewohnt als Tyrann sieht man dank der exzellen-
Freundin von Jere (Jill Haworth), aufführte, Tom Tryon behan- ten Schwarzweißfotografie von
die daraufhin sich selbst umbringt. delte, den er vor versammelter Loyal Griggs, der dafür eine
Von Schuldgefühlen geplagt, Mannschaft anschrie und demü- Oscar-Nominierung erhielt, dass
begibt sich Eddington auf eine tigte. Tryon, der unter Preminger Preminger dem Rat von Douglas
Erkundigungsmission nach der die Hauptrolle in „Der Kardinal“ nicht gefolgt ist.
japanischen Flotte, von der er gespielt hatte, zog sich später
nicht zurückkehrt. Er liefert aber aus dem Filmgeschäft zurück

Filminfo 13.08.1965 Darsteller


ERSTER SIEG! FSK: freigegeben ab 16 Jahren John Wayne (Capt. Rockwell
Originaltitel: In Harm’s Way / Torrey), Patricia Neal (Lt. Maggie
USA 1965 Stab Haynes), Kirk Douglas (Comdr.
Aufgenommen in 35mm Produktion: Otto Preminger Paul Eddington), Tom Tryon (Lt.
Panavision® Anamorphic (1:2.35) Regie: Otto Preminger William McConnel), Paula Prentiss
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6- Buch: Wendell Mayes (Bev McConnel), Brandon De
Kanal Stereo Magnetton Buchvorlage: James Bassett Wilde (Jeremiah Torrey)
Deutsche Synchronfassung / 153 (Roman)
Minuten / Erstaufführungskopie Kamera: Loyal Griggs
Roadshow-Präsentation mit Pause Musik: Jerry Goldsmith
Welturaufführung: 06.04.1965 Schnitt: George Tomasini, Hugh
Deutsche Erstaufführung: S. Fowler
34 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

„Paris, Paris –
Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück“
ZUR ENTSTEHUNG

„Faubourg 36“, das ist die schmucker Gewerkschaftler mit Milou und dem erstaunlich
Adresse des Pariser Varietés (in obligater Lederjacke), der unkomischen Komiker Jacky (Kad
Chansonia, dem Dreh- und mit linken Parolen um sich Merad, dem Hauptdarsteller der
Angelpunkt der Geschichte. wirft. Auf der anderen Seite Komödie „Willkommen bei den
„Paris, Paris“- so lautet der deut- steht Galapiat (Bernard Pierre Sch´tis“) gelingt es ihm Galapiat
sche Verleihtitel des zweiten Donnadieu), der heimliche zu erweichen, ihnen noch ein-
Films von Christophe Barratier. Herrscher von Faubourg, ein mal eine Chance zu geben, das
Das klingt etwas ratlos und trifft reicher Geschäftsmann, der eine alte Varieté flott zu machen. Die
dennoch den Geist des Films faschistische, antisemitische Sache scheitert im ersten Anlauf,
ziemlich gut. Denn Barratier lie- Partei finanziert. Der skrupello- nur ein Neuzugang, die reizen-
fert nach seinem erfolgreichen se Machtmensch hat sich das de Sängerin Douce (die wirklich
Debüt „Die Kinder des Monsieur marode Varieté unter den Nagel zauberhafte Newcomerin Nora
Matthieu“ eine nostalgische Paris- gerissen und möchte es abreißen Arnezeder) gefällt dem Publikum
Hommage. Was er da vorführt, lassen. Damit würde er vor allem und Galapiat. Der läßt sich von
ist gewissermaßen ein Paris Bühnenarbeiter Pigoil endgültig der Schönen erweichen, dem
hoch zwei und weil die heutige den Boden unter den Füßen Chansonia eine weitere Chance
Metropole dafür nicht mehr als wegziehen, der nicht nur seine zu geben. Das hat aber seinen
Kulisse taugt, wurde zum großen Frau, die ihn mit jedem betrogen Preis. Und es kommt noch der
Teil in Prag gedreht. Angesiedelt und danach das Weite gesucht alte Sonderling Max (Altstar
ist die Handlung im Jahre 1936. hat, sondern auch durch die Pierre Richard) ins Spiel, der
Die linke Volksfront unter Leon Arbeitslosigkeit das Sorgerecht einst für die Mutter von Douce
Blum hat gerade die Macht über- für seinen Sohn verloren hat. Der Chansons schrieb und nun nach
nommen. Die Dritte Republik kurzhalsige, rundköpfige Gérard langem Einsiedlerdasein auf die
ist zerrissen zwischen links und Jugnot gibt nach seiner Rolle Showbühne zurückkehrt. Es gibt
rechts. Das spielt auch in die als Monsieur Matthieu einmal noch einige Liebeshändel, denn
Handlung des Films hinein. Denn mehr eine Seele von Mensch, natürlich funkt es zwischen
einer der Hauptprotagonisten, einen Pariser mit dem Herz auf Douce und Milou und wie der
der Beleuchter Milou (Clovis dem rechten Fleck, ein wackeres Einstieg mit einem Polizeiverhör
Cornillac) ist ein junger, Stehaufmännchen. Gemeinsam andeutet, gibt es auch noch eine
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 35

Gewalttat. Aber keine Sorge! großen Wiedererkennungswert


Irgendwie geht alles gut aus in haben. „Paris, Paris“ ist ein
diesem lauschigen Bilderbuch- Angebot, für zwei Stunden aus-
Paris mit Baskenmütze, Baguette, zusteigen aus einer unübersicht-
Akkordeon und 14 Juli-Feier. lichen Gegenwart und sich in ein
Barratier weiß selbstverständlich, Bilderbuch-Paris zu flüchten, das
dass er trotz der Verwendung es nie mehr gegeben wird und
historischer Versatzstücke wahrscheinlich auch nie gege-
keine Realität präsentiert und ben hat. Eingefangen von dem
so sprengt auch die definitive amerikanischen Kameramann
Varietévorstellung den Rahmen Tom Stern, der seit „Bloodwork“
des Theaters bei weitem und vornehmlich mit Clint Eastwood
entwickelt sich zu einer aufwendi- zusammenarbeitet. Der Film war
gen filmischen Revue, in der wie fünf Mal für den französischen
selbstverständlich Beleuchter und Filmpreis Cesar nominiert, ging
Bühnenarbeiter mitspielen. Das ist aber dann bei der Preisverleihung
schön anzusehen und anzuhören, leer aus.
auch wenn die Chansons keinen

Filminfo Stab Darsteller


PARIS, PARIS – MONSIEUR Produktion: Jacques Perrin, Gérard Jugnot (Monsieur Pigoil),
PIGOIL AUF DEM WEG ZUM Nicolas Mauvernay Clovis Cornillac (Milou), Kad
GLÜCK Regie: Christophe Barratier Merad (Jacky), Nora Arnezeder
Originaltitel: Faubourg 36 / Buch: Christophe Barratier, (Douce), Pierre Richard (Monsieur
F/D/CZ 2008 Julien Rappeneau Radio), Bernard-Pierre Donnadieu
Aufgenommen in 35mm Kamera: Tom Stern (Galapiat), Maxence Perrin (Jojo),
Panavision® Anamorphic (1:2.35) Musik: Reinhardt Wagner François Morel (Célestin), Elisabeth
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / Schnitt: Yves Deschamps Vitali (Viviane)
6-Kanal-Stereo-Digitalton (DTS®)
Französische Originalfassung
mit deutschen Untertiteln / 121
Minuten / Erstaufführungskopie
Welturaufführung: 06.09.2008
Deutsche Erstaufführung:
27.11.2008
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
36 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Julius Caesar
ZUR ENTSTEHUNG

Rom, 44 vor Christus. Caesar, der Derweil wird Calpurnia (Greer Die Leute bejubeln zunächst
gerade siegreich aus dem Krieg Garson), Caesars Gattin, von den Tyrannenmord, doch dann
zurückgekehrt ist, befindet sich auf Albträumen heimgesucht, in hält Mark Anton eine Brandrede
dem Höhepunkt seiner Macht Ein denen sie die Ermordung ihres gegen die Verschwörer, in der er
Seher verkündet Caesar, er solle Mannes voraussieht. Als Caesar Caesars Verdienste und dessen
sich vor den Iden des März hüten. auch noch mitgeteilt wird, dass untadeligen Charakter herausstellt.
Doch der nimmt die Warnung ihm die Auguren nach der Dreimal habe Caesar die angebo-
nicht ernst, dabei formieren sich Eingeweideschau nichts Gutes tene Königskrone abgelehnt. Auch
bereits die Verschwörer aus dem verheißen, ist er tatsächlich bereit, wenn er immer wieder betont,
Senat, die verhindern wollen, dass den Bitten Calpurnias nachzuge- dass Brutus ein ehrenwerter
Caesar sich zum Alleinherrscher ben und dem Kapitol fernzublei- Mann sei, so läßt er die Tat der
Roms aufschwingt. Cassius (John ben. Doch der Mitverschwörer Verschwörer in so schlechtem
Gielgud) und Casca (Edmond Decius (John Hoyt) stimmt ihn um. Licht erscheinen, dass das Volk
O´Brien), die das Komplott zur Beim Betreten des Kapitols sticht sich gegen Brutus und Cassius
Ermordung Caesars schmieden , Casca als erster auf Caesar ein, wendet, die Rom fluchtartig ver-
versuchen Caesars Weggefährten die anderen Verschwörer folgen. lassen müssen. Bei Philippi kommt
Brutus (James Mason) für ihr Den letzten Stich versetzt ihm es zur Entscheidungsschlacht
Vorhaben zu gewinnen. Doch aber Brutus, sehr zum Staunen zwischen den Truppen von Mark
Brutus, der die Machtfülle Caesars des Opfers („Auch du, Brutus!“). Anton und denen der Verschwörer.
ebenfalls mit Sorge sieht, zögert Beim Leichnam des Getöteten Mit bekannten Ausgang.
noch. Seine Zweifel überwindet er scheint sich Mark Anton (Marlon Das Drama „Julius Caesar“ von
in einem Selbstgespräch während Brando), Caesars Vertrauter, mit William Shakespeare eignet sich
einer gewitterumtosten Nacht. Er den Verschwörern zu verbün- im Gegensatz zu anderen Dramen
kommt zu dem Schluß, dass das den, er bittet dann aber Caesars und Komödien des Meisters nur
Gemeinwohl ein größeres Gut sei Geist um Vergebung, dass er sehr bedingt für eine Verfilmung.
als persönliche Loyalität. Schwer die Mörder über seine wahren Im ersten Teil wird sehr viel gere-
trägt er an seinem Entschluß, den Absichten täuschen mußte. Auf det, der Höhepunkt liegt nicht am
er auch vor seiner geliebten Frau Mark Antons Bitte hin bringt Schluß, sondern etwa in der Mitte
Portia (Deborah Kerr), die seine Brutus Caesars Leichnam zum mit der Ermordung von Caesar,
Persönlichkeitsveränderung wahr- Forum, wo er seine Tat vor ver- mit der dann auch der Titelheld
nimmt, zu verbergen versucht. sammelter Menge rechtfertigt. aus dem Spiel ist. Dennoch
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 37

hat die filmische Bearbeitung dafür auch noch Anerkennung zu „Vieles von seiner Inszenierung
von Joseph L. Mankiewicz, die erhalten. Selbstkritisch und schroff hat etwas Bühnenhaftes an sich,
1953 in die Kinos kam, ihre in seinen Urteilen, wie er nun mal was manchmal sehr effektvoll ist,
Meriten und schlug sich auch an war, stellt er in seiner Autobiografie manchmal aber auch gar nicht.
den Kinokassen achtbar. Fünf „Mein Leben“ fest: „Aber ohne Wir sehen Szenenaufbauten oft
Oscarnominierungen erhielt der einschlägige Erfahrung am Set zu eben nur als Szenenaufbauten
Film, der dann allerdings nur einen erscheinen und den Mark Anton (obendrein als untervölker-
Oscar für die beste Ausstattung zu spielen, wie ich es tat, war te) und nicht als Realität. Die
eines Schwarzweißfilms einheim- ausgesprochen idiotisch.“ Dabei Filminszenierung von Cäsars
sen konnte. Produzent John war es eben die Unverbildetheit Ermordung erfordert Nähe und
Houseman, Komponist Miklós und Frische seines Talents, die Grauen, wovor Mankiewicz
Rózsa, Kameramann Joseph Produzent John Houseman zurückschreckte, und auch die
Ruttenberg gingen bei der Oscar- bewog, Brando für die Rolle des Menge, die zu Mark Antons
Verleihung 1954 leer aus wie auch Mark Anton vorzuschlagen, wäh- Trauerrede zusammenströmt, ist
Marlon Brando, der bereits die rend Mankiewicz in London weilte, nicht gut gefilmt. (...) Auch die
dritte Oscar-Nominierung seiner um den jungen Paul Scofield für Schlacht von Philippi ist schwach
noch jungen Filmkarriere erhal- den Part vorsprechen zu lassen. und harmlos.“ Die Wirkung der
ten hatte. Dennoch muß es für Filmkritiker Richard Schickel deckt Worte Shakespeares ist stärker
ihn nach dem Skandalerfolg von in seiner Marlon Brando-Biografie- als die Wirkung der Bilder. Aber
„Endstation Sehnsucht“ eine inne- die Schwächen des Films gnaden- es ist eine nicht zu unterschät-
re Genugtuung gewesen sein, sich los auf und macht . Mankiewicz zende Qualität des Films, dass
neben britischen Shakespeare- den Vorwurf, er habe sich nicht zu er die Wortgewalt des britischen
Mimen wie John Gielgud und einer vollständigen Kinoversion Dramatikers einem größeren
James Mason zu behaupten und des Stoffes durchringen können: Kinopublikum nahebrachte.

Deutsche Erstaufführung:
Filminfo 13.11.1953 / Darsteller
JULIUS CAESAR 70mm Blow-Up: 1969 Marlon Brando
Originaltitel: Julius Caesar / USA FSK: freigegeben ab 12 Jahren (Mark Anton),
1953 James Mason
Aufgenommen in 35mm Academy Stab (Brutus), John
Frame (1:1.37) Produktion: John Houseman Gielgud (Cassius),
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6- Regie: Joseph L. Mankiewicz Louis Calhern
Kanal-Stereo-Magnetton Buch: Joseph L. Mankiewicz (Julius Caesar),
Deutsche Synchronfassung / 117 Buchvorlage: William Shakespeare Deborah Kerr
Minuten / Wiederaufführungskopie (Bühnenstück) (Portia), Edmond
von 1969 mit Farbschwund Kamera: Joseph Ruttenberg O‘Brien (Casca),
Welturaufführung: 04.06.1953 / Musik: Miklos Rozsa Greer Garson
70mm Blow-Up: 01.11.1969 Schnitt: John Dunning (Calpurnia)
38 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Salomon und die Königin von Saba


ZUR ENTSTEHUNG

Der letzte Film des Hollywood- spanischen Sierra gedoubelt sollte, aus dem Film und aus dem
Altmeisters King Vidor hatte keine wird, offenbart, dass man gut Leben geschieden ist. Power
gute Presse, weder bei seinem daran tut,, das atemberaubendste erlittet einen Herzanfall, als eine
Erscheinen noch danach. Das Schauspiel aller Zeiten, wie es Fechtszene mit Sanders wegen
vom katholischen Filmdienst vollmundig angepriesen wurde, dessen Ungeschicklichkeit wie-
herausgegebene „Lexikon des von der heiteren Seite zu nehmen. der und wieder geprobt werden
Internationalen Films“ ist in sei- Man sieht Prinz Salomon, darge- mußte. So sprang Yul Brynner
nem Urteil noch relativ gnädig: stellt von einem im Vollbesitz sei- ganz kurzfristig für die Hauptrolle
„Mit farbenprächtigem Aufwand nes Haupthaars befindlichen Yul ein und macht dabei tatsäch-
inszenierter Monumentalfilm um Brynner, und seinen älteren Bruder lich den Eindruck nicht ganz
Salomos Berufung zum König Adonijah, für den wahrhaftig kein bei der Sache zu sein und sei-
von Israel, seinen Kampf gegen passenderer Darsteller als der nen Text öfter von Schrifttafeln
Ägypten, die Vollendung der Lebemann George Sanders gefun- hinter der Kamera abzulesen.
israelitischen Machtstellung und den wurde. Man muß die Spottlust Nach einem für die Israeliten
seine Romanze mit der Königin der Brüder Medved nicht teilen, siegreichen Scharmützel mit den
von Saba. Schlachtgetümmel und um festzustellen, dass Sanders Ägyptern rauscht die Königin
veräußerlichtes Liebesgeplänkel eine totale Fehlbesetzung ist. Eher von Saba in der imposanten,
ohne menschliche Leidenschaften erbarmungswürdig als furchterre- wohlgerundeten Gestalt von Gina
und religiöse Substanz werden gend sieht er aus in seinem anti- Lollobrigida heran. Sie verpasst
zwar inszenatorisch geschickt ins ken Kampfanzug, auch ist er ist dem verdutzten Adonijah ein paar
Bild gerückt, lassen aber über die für die Rolle ganz offensichtlich zu Peitschenhiebe und entschwin-
monumentale Unterhaltungsschau alt. So dass man sich unwillkürlich det wieder. Adonijah hat keine
hinaus unbeteiligt.“ Die Brüder fragt, wie diese beide aussehens- Zeit sie zu verfolgen, er eilt zu
Harry und Michael Medved gingen und altersmäßig völlig unterschied- seinem sterbenden Vater David
mit dem Monumentalwerk noch lichen Männer dieselben Eltern (Finlay Currie), der ihm eröffnet,
viel härter ins Gericht und nahmen haben können. Sanders, der spä- dass nicht er, sondern sein sanft-
es auf in ihre Liste der fünfzig ter auch im Schlachtengetümmel mütigerer Bruder Salomon seine
schlechtesten Filme aller Zeiten. eine unglückliche Figur macht, Nachfolge übernehmen soll. Es
Die Entscheidung ist wohl begrün- war maßgeblich daran beteiligt, ist der Beginn einer furchtbaren
det. Schon die Eingangssequenz dass Tyrone Power, der eigentlich Feindschaft. Nichts Gutes führt
in der Wüste Sinai, die von der die Rolle des Salomon spielen auch die Königin von Saba im
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 39

Schilde, die zu Staatsbesuch bei die Gefahr abgewandt. Am Ende sermaßen als Kollateralschaden
König David erscheint, um ihn triumphiert Salomon über seine auch Salomons herzensgute
zu verführen und dadurch seine Feinde und seine Herzensdame Ziehschwester Abigath (Marisa
Macht zu schwächen, auf dass erkennt an, dass es nur einen Pavan) auf der Strecke bleibt.
das Reich Israel eine leichte Beute Gott geben kann. Als Höhepunkt Unerforschlich sind Gottes Wege,
für den ägyptischen Pharao und des Films war eine Orgie gedacht, unerforschlich war aber auch die
seine Verbündeten werde. Die die von einem sogenann- Strategie mit der United Artistes
Rechnung scheint auch beinahe ten „Orgy-Sequence Adviser“ das Bibelepos vermarkten wollte:
aufzugehen. David verliebt sich namens Granville Heathway mit Auf der einen Seite setzte die
in die üppige Schöne, die der einhundertfünfzig Tänzern und Werbung unverhohlen auf die
Vielgötterei huldigt, und bringt Tänzerinnen bemüht lasziv in Reize der Lollo, die sich allerdings
damit die Stammesältesten und einer Pappmaché-Kulisse ins auch im Bad keine sichtbare
schließlich auch das Volk gegen Szene gesetzt wurde. Dazu liefert Blöße gab., auf der anderen
sich auf, was Bruder Adonijah Filmkomponist Mario Nascimbene Seite versuchte man selbst
auszunutzen versucht. Aber eine hitzige, stark rhythmisierte die Sonntagsschulen vor den
mit der Hilfe Gottes, der sich Musik mit südamerikanischem Propagandakarren zu sparen. Die
zwischendurch auch mal per- Einschlag, die ihrer Zeit (Salomo Rechung ging zumindest in den
sönlich zu Wort meldet, und lebte im 10. Jahrhundert vor USA nicht auf. Der Film, der sechs
mit Unterstützung der Königin, Christus) weit voraus war. Jehova, Millionen Dollar gekostet haben
die auf einmal wahre Liebe für dem die Vorstellung offenbar nicht soll, spielte dort nur 5,5 Millionen
Salomon empfindet und sein Kind gefällt, bereitet ihr mit Donner und Dollar ein.
unter dem Herzen trägt., wird Blitzen ein Ende, wobei gewis-

Filminfo Stab
SALOMON UND DIE KÖNIGIN Produktion: Ted Richmond
VON SABA Regie: King Vidor
Originaltitel: Solomon and Sheba / Buch: Anthony Veiller, Paul Dudley,
USA 1959 George Bruce
Aufgenommen in 35mm Super Buchvorlage: Crane Wilbur (Story)
Technirama® (1:2.21) Kamera: Freddie Young, Johnny
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6- Harris
Kanal-Stereo-Magnetton Musik: Mario Nascimbene
Deutsche Synchronfassung / 139
Minuten / Erstaufführungskopie Darsteller
Welturaufführung: 24.11.1959 Yul Brynner (Salomon), Gina
Deutsche Erstaufführung: Lollobrigida (Königin von Saba),
25.12.1959 George Sanders (Adonijah), Marisa
FSK: freigegeben ab 12 Jahren Pavan (Abishag), David Farrar
40 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Uzala, der Kirgise


ZUR ENTSTEHUNG

„Gehen und mit dem Kopf wak- und die Glaubensvorstellungen größte Erfolge „Rashomon“( 1950)
keln. Augen haben und doch der Bewohner der Taiga ermög- und „Die sieben Samurai“(1954)
nichts sehen und nichts verste- lichte. Irreführend ist übrigens nun auch schon einige Zeit
hen.. So leben die Leute in der der deutsche Verleihtitel des zurücklagen, in einer schweren
Stadt. Müssen keinen Hirsch Films, der nach der Vorlage des Schaffens- und Lebenskrise.
suchen. Wenn sie essen, dann Arsenjews Buch Anfang der 70er- Sein erster Farbfilm „Dodeskaden
kaufen sie. Wenn sie allein in den Jahre gedreht wurde, „Uzala, der – Menschen im Abseits“(1970)
Bergen leben, sterben sie bald.“ Kirgise“. Der Titelheld war kein kam, trotz massiver Kürzungen,
Das sind einige Fundamentalsätze Kirgise, sondern gehörte dem beim Publikum nicht an, was seine
aus dem Mund des Taigajägers kaum bekannten Volksstamm neu gegründete Produktionsfirma
Dersu Uzala in der deutschen der Golden an, die in den weiten an den Rand des Ruins brachte.
Übersetzung des Buches von schwach besiedelten Grenzgebiet Kurosawa, der glaubte nie mehr
Wladimir Arsenjew, einem von Russland und China lebten. einen Film drehen zu können,
Klassiker der russischen Literatur. Sei´s drum? Auch mit falschem unternahm im Dezember 1971
Dennoch ist dieser weise Jäger Titel bietet „Uzala, der Kirgise“ einen Selbstmordversuch. Das
und Fährtensucher keine literari- ein einmaliges Kinoerlebnis, sowjetrussische Filmprojekt war
sche Figur. Es hat ihn tatsächlich genauer gesagt, ein einmali- seine Rettung. Mosfilm ließ ihm
gegeben. Arsenjew (1872- 1930) ges Naturerlebnis im Kino - in fast alle Freiheiten und viel Zeit.
, der wagemutigste Geologe und epischer Länge und Breite, auf- Ganze vier Jahre zogen sich die
Topograph seiner Zeit, hat damit genommen in dem russischen Vorbereitung und die Dreharbeiten
seinem Weggefährten auf den 70mm Verfahren „Sovscope 70“. hin. Da Kurosawa sich mit sei-
Expeditionen in den wilden Osten Die staatliche sowjetrussische nem bevorzugten Hauptdarsteller
Russlands ein Denkmal gesetzt. Produktionsfirma Mosfilm scheute Toshiro Mifune überworfen hatte,
1902 war er beim Vorhaben, die weder Kosten noch Mühe, um besetzte er die Titelrolle mit einem
Weiten Sibiriens kartographisch Arsenjews populäres Buch vor Einheimischen, einem gewissen
zu erfassen, Dersu Uzala zum Ort filmisch in Szene zu setzen Maxim Munzuk, der seinem realen
ersten Mal begegnet. Bis zu sei- und sie engagierte dafür einen der Vorbild zum Verwechseln ähnlich
nem Tod 1908 war er ihm ein besten Regisseure der Welt, den sah. Der internationale Filmkritik
treuer Begleiter, der Arsenjew Japaner Akira Kurosawa. Als ihn erschien der kleine Mann mit
zudem tiefe Einblicke in die das Angebot von Mosfilm erreich- em mongolischen Aussehen wie
Lebenswelt, die Sitten, die Mythen te befand sich Kurosowa, dessen ein unverbildetes Naturtalent.
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 41

Tatsächlich aber hatte Maxim über die Natur, die Tierwelt (so Windeseile eine Schilfhütte bauen.
Munzuk schon Filmerfahrung und begegnet man einem Tiger) und In der Zeit, in der sich im Westen
war in seiner Heimat, der Region über feindselige Volksstämme wird die Öko-Bewegung zu formieren
Tuva in Sibirien ein beliebter büh- er zum unverzichtbaren Helfer. Als begann, plädierte „Dersu Uzala“
nenerprobter Volksschausspieler. beide von einem Kälteeinbruch für einen respektvollen Umgang
Die Rolle von Arsenjew bekam überrascht werden, rettet ihm mit der Natur. „Man hat verges-
Juri Solomin, ein blendend Uzala das Leben. Danach taucht sen, dass der Mensch ein Teil der
aussehender Filmschauspieler Uzala wieder in der Wildnis ab, Natur ist und dass man sie hab-
und Theatermann. Äußerlich um weiter Zobel zu jagen,. Als gierig schändet. Deshalb versuche
gesehen ist „Uzala, der Kirgise“ Arsenjew 1907 in das Gebiet ich einen Menschen zu zeigen,
ein handlungsarmer Film. Es zurückkehrt, fragt er sich, ob er der mit der Natur im Einklang
fängt damit an, dass Arsenjew Uzala wiederbegegnen wird.... Es lebt“, sagte Kurosawa selbst.
im Jahr 1910 an den Ort in der müssen schwierige Dreharbeiten Sein russischer Abstecher, der mit
Taiga zurückkehrt, in dem er an den Originalschauplätzen dem Ersten Preis des Moskauer
seinen Freund Uzala bestattet gewesen sein. Die Inszenierung Filmfestivals und dem Oskar für
hat. Er findet die Grabstelle nicht macht die Strapazen des den besten ausländischen Film
mehr. Arsenjew erinnert sich an Lebens in der Wildnis in großem ausgezeichnet wurde, verschaff-
die erste Begegnung im Jahre Realismus nachvollziehbar, am te ihm wieder internationale
1902. Unterwegs mit seinem eindrucksvollsten in der Szene, Aufmerksamkeit. Weitere filmische
Expeditionsteam im gebirgi- in der Arsenjew und Uzala bei Großtaten wie „Kagemusha“
gen Ussuri-Gebiet läuft ihm der Erkundung eines Sees von einem (1980) und „Ran“(1985) sollten
Nomade, dessen Frau und Kinder Eissturm heimgesucht werden folgen.
an Pocken gestorben sind, über und nur überleben können, weil
den Weg. Mit seinen Kenntnissen sie sich nach Uzalas Anleitung in

Filminfo Stab Darsteller


UZALA, DER KIRGISE Produktion: Nikolai Shizow, Yoichi Juri Solomin (Wladimir Arsenjew),
Originaltitel: Dersu Uzala / SU/J Matsue Maxim Munsuk (Dersu Uzala),
1973-75 Regie: Akira Kurosawa Swetlana Danilchenko (Arsenjews
Aufgenommen in 70mm Sovscope Buch: Akira Kurosawa, Juri Frau), Dima Kortichew (ihr Sohn),
70® (1:2.21) Nagibin Sjuimenkul Tschokmorow
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6- Buchvorlage: Wladimir K.
Kanal Stereo Magnetton Arsenjew (Reiseberichte)
Russische Originalfassung Kamera: Asakazu Nakai, Yuri
mit deutschen und dänischen Bantman, Fjodor Dobronrawow
Untertiteln / 144 Minuten / Musik: Isaak Schwarz
Erstaufführungskopie Schnitt: Akira Kurosawa
Roadshow-Präsentation mit Pause
Welturaufführung: Juli 1975
Deutsche Erstaufführung:
29.10.1976
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
42 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Flying Clipper –
Traumreise unter weissen Segeln
ZUR ENTSTEHUNG

„Eine Traumreise ins Mittelmeer, zu schen und österreichischen Landausflug mit dem Erlebnis
den schönsten Plätzen der Alten Unterhaltungsfernsehens zählten, eines erregenden Kamelkampfes.
Welt“, wurde den Kinobesuchern ihre Hand im Spiel hatten, zeigt, In der bizarren Landschaft von
Ende 1962 in Aussicht gestellt dass man den dokumentarischen Goreme finden sich noch Spuren
und der Film „Flying Clipper“ hielt, Charakter des Films nicht durch- der ersten Christen, die vor der
was das Plakat versprach. Fünf weg für bare Münze nehmen Verfolgung nach hier flüchteten.
Kameramänner begleiteten einen darf. Das läßt auch die Handlung In Istanbul, wo Europa und Asien
imposanten Dreimaster, eines ahnen, wie sie uns der 70mm- einander berühren, wird der
der schönsten Segelschiffe der Experte Jürgen A. Brückner über- selbstbewußte Parademarsch
Welt, auf großer Fahrt und fingen liefert: „In der Bucht von Kataro der Janitscharen aus der Zeit, in
zugleich aus der Vogelperspektive begegnet der Flying Clipper der das osmanische Weltreich
eines Sportflugzeugs die Fahrt des dem jugoslawischen Schulschiff bis vor die Tore Wiens reichte, zu
Schiffes und die Landschaften am Jadran. Nach einem ausgedehn- einem besonders eindrucksvol-
Mittelmeer ein. Viele Ankerplätze ten Landausflug wird die Fahrt len Ereignis. Auf der Weiterfahrt
und Ausflugsorte der internationa- fortgesetzt in Richtung Port Said. nach Griechenland erkrankt einer
len Mannschaft sind mittlerweile Drei der Schiffsjungen besuchen der Kadetten ernstlich und muss
beliebte Urlaubsziele, einige haben Luxor, Assuan und Abu Simbel, vom Hubschrauber einer im
ihm Lauf der Zeit ihre Gestalt während die übrige Besatzung Mittelmeer manövrierenden und
gründlich verändert, so dass der durch den Suezkanal segelt. Vom auf den Hilferuf der Flying Clipper
Film auch durchaus als Dokument Treffpunkt Kairo aus geht es dann hin sofort hilfsbereiten amerikani-
einer vergangenen Zeit zu sehen zu einer gemeinsamen Besteigung schen Flotteneinheit zum Lazarett
ist, in der Reisen wie diese noch der Pyramiden. Später gerät das eines Flugzeugträgers transportiert
ein exklusives Vergnügen für Schiff, vom Libanon kommend, werden - eine kühne fliegerische
wenige Wohlhabende war. Dass in einen schweren Sturm, der Leistung!“ Keine Sorge: Der
gleich zwei Regisseure, Hermann dazu zwingt, an der Südküste der Kadett überlebt und stößt wieder
Leitner und Rudolf Nussgruber, Türkei vor dem schlechten Wetter zu der Mannschaft, die noch in
die auch Jahrzehnte später noch Zuflucht zu suchen. Das bedeutet Griechenland, Neapel, Capri und
zu den Routiniers des deut- für die Besatzung einen neuen Monte Carlo Station macht. Wie
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 43

der Zufall so will, drehen in Monte dem damals üblichen Pathos. sich breit machenden Fernsehen
Carlo gerade die Formel Eins- Clarin fungierte bereits als Erzähler losreißen und ihm ein ganz beson-
Fahrer ihre Runden beim „Großen der deutschen Fassung der deres Kinoabenteuer mit dem
Preis von Monaco“ und nach US- Produktion „Windjammer“, Geschmack der großen weiten
einem Abstecher nach Antibes die 1958 im raren Cinemiracle- Welt bieten wollte. Die Bilder,
kommt man auch noch recht- Verfahren das Licht der Leinwand die die Kameramänner Heinz
zeitig zur berühmten Semana erblickte. Im Windschatten und Hölscher, Klaus König, Toni Braun,
Santa, der Karwoche, in Sevilla, im Kielwasser dieses Films segelt Bernhard Stebich und Siegfried
bevor die Flying Clipper Kurs in „Flying Clipper“ unübersehbar. Hold zu Wasser, zu Lande und
Richtung Schweden nimmt. Hans Hinzu kam noch der Erfolg ande- in der Luft einfingen, sind immer
Clarin verbindet die Abfolge rer Reisefilme wie etwas Hans noch sehenswert, zumal in der
von fotogenen Attraktionen, Domnicks „Traumstrasse“-Filme neuen Kopie, die bei der 70 mm-
Erlebnissen und kleinen Dramen (1958/1961) die den Aufwand Retrospektive auf der diesjährigen
als Stimme aus dem Off zu einer für ein solches Vorhaben recht- Berlinale gezeigt wurde.
durchgängigen Erzählung mit fertigten, das das Publikum vom

Filminfo Stab
FLYING CLIPPER – TRAUMREISE Regie: Hermann Leitner, Rudolf
UNTER WEISSEN SEGELN Nussgruber
D 1962 Buch: Gerd Nickstadt, Arthur
Aufgenommen in 65mm MCS-70 Elliott, Hans-Dieter Bove
Superpanorama® (1:2.21) Kamera: Heinz Hölscher, Siegfried
Präsentiert in 70mm (1:2,21) / 6- Hold, Bernhard Stebich, Tony
Kanal-Stereo-Digitalton (DTS®) Braun, Klaus König
Deutschsprachige Originalfassung Musik: Riz Ortolani
/ 138 Minuten / Neukopierung aus Sprecher: Hans Clarin
2009
Roadshow-Präsentation mit Pause
Welturaufführung: 19.12.1962
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
44 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

That's Entertainment
ZUR ENTSTEHUNG

Aus Anlass seines fünfzigjährigen Ende schlichtweg zum besten beschworen, ganz im Sinne des
Jubiläums im Jahre 1974 stöberte Musical aller Zeiten erklärt wird. einst allmächtigen MGM-Bosses
der Filmriese Metro-Goldwyn- Mit Superlativen geizen sie sich Louis B. Mayer, unter dessen
Mayer in seinen Archiven und nicht, die Stars von damals, die Ägide auch der Slogan „More
beglückte die Welt mit einer in die mittlerweile ernüchternd Stars than there are in Heaven“
Zusammenstellung von Musical- wirkenden Kulissen des MGM- geprägt wurde. Allein schon mit
Highlights in Schwarzweiß und Studios zurückgekehrt waren, um die Aufzählung der Stars, der
Farbe aus den vergangenen ihre eigenen Filme und die von unvergessenen und der fast
Jahrzehnten. Wie sagt Frank Kollegen zu kommentieren. Neben schon vergessenen, die in der
Sinatra gleich zu Beginn so tref- Frank Sinatra treten auf: Elisabeth Zweistundenkompilation auftre-
fend: „Es gibt Studios, die für sich Taylor, Fred Astaire,. Bing Crosby, ten, ist seitenfüllend. Die meisten
in Anspruch nehmen, die besten Gene Kelly, Peter Lawford, Donald Höhepunkte in einer Ansammlung
Gangsterfilme gedreht zu haben O´Connor, Debbie Reynolds,. von Höhepunkten kann wohl
oder die perfektesten Horrorfilme Mickey Rooney, James Stewart Fred Astaire für sich reklamieren,
Aber wenn es um Musicals geht, und Liza Minelli. Letztere präsen- ob er nun mit Eleanor Powell
dann war MGM unschlagbar.“ tiert eine Zusammenfassung der eine hinreißende Stepnummer
Und so nimmt eine nostalgische MGM-Karriere ihrer Mutter von aufs Parkett legt, Ginger Rogers
Zeitreise ihren Lauf, angefangen den Anfängen in einem Kurzfilm oder Cyd Charisse becirct, sich
von den noch leicht unbeholfe- namens „Every Sunday“ neben ein Tanzduell mit seinem einzi-
nen Anfängen mit „Broadway der Sängerin Deanna Durbin, gen annähernd ebenbürtigen
Melody of 1929“ , als der Film die es ebenfalls zu einigem Rivalen Gene Kelly liefert oder
gerade sprechen lernte, über die Ruhm bringen sollte, bis zum mit einem Kleiderständer tanzt
kitschigen Leinwand-Operetten Schwanengesang der Garland für wie in „Royal Wedding“, er läßt
mit Jeanette MacDonald und die MGM, in dem recht unbekannten dabei nicht nur sich, sondern,
immer opulenter und trickreicher Musical „Summer Stock“ aus dem wie Gene Kelly anerkennend
werdenden Broadway Melody- Jahre 1950.- Danach wurde sie bemerkt, auch immer seinen
Fortsetzungen bis hin zu den vom Studio gefeuert. Von den Partner gut aussehen. Nicht
immergrünen Musicalklassikern Schattenseiten der Glamourwelt fehlen dürfen Donald O´Connors
der fünfziger Jahre, „Singin in the ist in den Zwischentexten der furiose Klamauknummer „Make
Rain“, „Band Wagon“ und „Ein Altstars kaum die Rede, hier wird Em Laugh“ aus „Singing in the
Amerikaner in Paris“, das gegen das Bild einer großen Familie Rain“ und natürlich die buchstäb-
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 45

lich spritzige Interpretation des stand in der Filmzeitschrift „That´s Entertainment II“ - mit weit
Titelsongs, der zu einer MGM- „Variety“ anerkennend: „While weniger Erfolg - nachgeschoben
Erkennungsmelodie geworden many ponder the future of Metro- wurde. 1994 erschien dann noch
ist, von Gene Kelly. 35 Jahre Goldwin-Mayer, nobody can als ultimative Resteverwertung
danach, da auch die meisten der deny that it has one hell of a „That´s Entertainment Part III“(der
moderierenden Stars das Zeitliche past!“ Die Rückschau war eine in Deutschland keinen Verleih
gesegnet haben, bietet „That´s der wenigen Kassenschlager der fand) mit dem definitv letzten
Entertainment“ die stärkste Dosis Firma mit dem brüllenden Löwen Filmauftritt von Gene Kelly.
Kino-Nostalgie, die man sich vor- in den 70er-Jahren. Der Erfolg
stellen kann. Als der Film erschien, war so groß, dass zwei Jahre

Filminfo mit leichtem Farbschwund Darsteller


DAS GIBT’S NIE WIEDER - Welturaufführung: 23.05.1974 Fred Astaire , Bing Crosby , Gene
THAT’S ENTERTAINMENT! Deutsche Erstaufführung: Kelly , Peter Lawford , Liza Minnelli
Originaltitel: That’s Entertainment! 14.03.1975
/ USA 1974 FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Aufgenommen in 35mm
Academy Frame (1:1.37), 35mm Stab
CinemaScope® (1:2.55 & 1:2.35), Regie: Jack Haley jr.
35mm Widescreen (1:1.85) Buch: Jack Haley jr.
Präsentiert in 70mm (verschiede- Kamera: Gene Polito, Ernest
ne Bildformate) / 6-Kanal Stereo Laszlo, Russell Metty, Ennio
Magnetton Guarnieri, Allan Green
Deutsche Synchronfassung / 135 Musik: Henry Mancini
Minuten / Erstaufführungskopie
46 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Savage Pampas - Die Verfluchten der Pampas


ZUR ENTSTEHUNG

Nach dem „Der Untergang des schöne Trapezkünstlerin Toni, Miss Universum, Marlene Schmidt,
Römischen Reiches“ an den Mattis Ziehtochter, deren Mutter verheiratet war. Zu viel mehr als
Kinokassen der Welt unterge- Lili vor vierzehn Jahren nach dem einigen Auftritten in Spaghetti-
gangen war, mußte der hoch- Tod ihres Mannes verschwunden Western hat es dann doch nicht
verschuldete Produzent Samuel ist. Die Rolle der Lili, die dann gereicht. Furore machte Hardin
Bronston (1908-1994) erheblich irgendwann wieder auftaucht, soll- als evangelistischer Heilsprediger
kleinere Brötchen backen. Die te Rita Hayworth ein Comeback und Anführer einer antisemitischen
vier Filme, die er nach dem verschaffen, aber daraus wurde Organisation in den 70er-Jahren.
finanziellen Desaster produ- im Endeffekt nichts. Im Bronston- Wenn Bronston auch Geld sparen
zierte, erreichten nicht mehr Film, der danach folgte, spielte mußte, was das Ensemble und die
annähernd die Dimensionen auch ein Hollywoodstar, der seine Ausstattung anging, dem 70mm-
der monumentalen Kinoepen, besten Tage hinter sich hatte, Format ist er auch in kargen
die zu seinem Markenzeichen eine tragende Rolle, aber Robert Zeiten treu geblieben. So ist „Die
geworden waren. „Circus World“ Taylor hoffte wohl nicht ernsthaft Verfluchten der Pampas“ ein klei-
(deutscher Verleihtitel: „Circus- ausgerechnet in der argentini- ner Western im Breitwand-Format,
Welt“, Fernsehtitel: „Held der schen Pampa an alte Glanzzeiten der aber nicht nur deshalb aus
Arena“) , ein Spektakel aus anknüpfen zu können. Ansonsten dem Rahmen fällt. Auch der
dem Zirkusmilieu um 1900, das ist das Ensemble von „Savage Schauplatz der spanisch-argentini-
1964 in die Kinos kam, konnte Pampas“ (dt. „Die Verfluchten schen Produktion macht den Film
immerhin noch, an verschiede- der Pampas“) eher zweitklas- zu einem Unikum in einer Zeit, in
nen europäischen Schauplätzen sig, sieht man einmal davon ab, der der Hollywood-Western kri-
spielend, darunter natürlich dass Ty Hardin, der die Rolle des selte und die Italo-Western und
auch Bronstons Wahlheimat Rebellen Ruku spielt, damals die deutschen Karl May-Filme
Spanien, einige Schauwerte bie- nach Auftritten in Kriegsfilmen wie zumindest den europäischen
ten. Und auch die Besetzung „Durchbruch auf Befehl“(1962) Markt eroberten. Die Geschichte,
konnte sich sehen lassen. John und „Panzerschlacht in den die im Film erzählt wird, dürfte
Wayne spielt Matt Masters, den Ardennen“(1967) und als Held der nicht nur den Western-Experten
Chef einer Wildwest-Show auf Westernserie „Bronco“ eine gewis- Joe Hembus an den Wellman-
Europatournee, Claudia Cardinale, se Popularität genoss, die noch Film „Westward the Women“(dt.
deren vielversprechende Karriere dadurch verstärkt wurde, dass er „Karawane der Frauen“) aus
gerade begonnen hatte, ist die ein paar Jahre mit der deutschen dem Jahr 1951 erinnern, in dem
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 47

Robert Taylor schon einmal den muß) verbündet, um die Frauen Zwischenstation gemacht und
Anführer eines Frauentrecks zu rauben. Es ist leicht zu bewei- „Old Shatterhand“(1964) und
gab, damals ging es in den wil- sen. dass die Handlung nicht von „Die Todesstrahlen des Dr.
den, überwiegend von Männern dem Wellman-Western abge- Mabuse“(1964) inszeniert-
besiedelten Westen. Auch in der kupfert ist. „Savage Pampas“ ist „Savage Pampas“ war kein
argentinischen Pampa um 1870 nämlich das Remake des argen- großer Kinoerfolg. Den stärk-
herrscht eklatanter Frauenmangel. tinischen Films „Pampa barba- sten Eindruck hinterließ die
Unzufriedenheit macht sich breit ra“(1945), der 1950 als „Karawane Filmmusik von Waldo de Los
auf einem entlegenen Fort, dem zur Hölle“ in die deutschen Kinos Rios. Der argentinische Musiker
Außenposten der Zivilisation. kam. Co-Regisseur war damals machte in Spanien Karriere als
Immer mehr Männern desertieren, neben einem gewissen Lucas Orchesterleiter und Filmkomponist.
weil sie den verlockenden Reizen Demare ein alter Bekannter Seinen größten Erfolg hatte er mit
der eingeborenen Weiblichkeit namens Hugo Fregonese (1908- modernen Klassik-Bearbeitungen.
erliegen. Captain Martin (Robert 1987), der auch beim Dreh des „A Song of Joy“ nach Beethovens
Taylor) macht sich mit einem Remakes im Regiestuhl Platz „Ode an die Freude“, gesungen
Soldatentrupp auf, eine Gruppe nahm. Fregonese hatte in einigen von Miguel Rios, wurde Anfang
von willigen Frauen ins Fort zu Hollywood-B-Western, aber auch der 70er-Jahre ein internationaler
bringen. Es ist eine gefahrvolle in der Großproduktion „Marco Hit. 1977 beging Waldo de los
Unternehmung. Deserteure haben Polo“ Regie geführt. Bevor Rios, der unter Depressionen litt,
sich mit den Indianern (wobei es ihn Samuel Bronston enga- in Madrid Selbstmord
sich doch wohl um Indios handeln gierte, hatte er in Deutschland

Filminfo Stab Darsteller


DIE VERFLUCHTEN DER Produktion: Jaime Prades Robert Taylor (Captain Martin),
PAMPAS Regie: Hugo Fregonese Ron Randell (Padron), Marc
Originaltitel: Savage Pampas / Buch: Hugo Fregonese, John Lawrence (Sergeant Barril),
Pampa Salvaje / ES/RA/USA 1965 Melson Rosenda Monteros (Rucu), Ty
Aufgenommen in 65mm MCS-70 Buchvorlage: Homero Manzi, Hardin (Carreras), Felicia Roc
Super Panorama® (1:2.21) Ulises Petit de Murat (Roman (Camila), Angel Del Pozo (Lt. del
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6- „Pampa Barbara“) Rio), Mario Lozano (Santiago),
Kanal Stereo Magnetton Kamera: Manuel Beranguer Enrique Avila (Petizo), Charles
Deutsche Synchronfassung / 94 Musik: Waldo de los Ríos Fawcett (El Gato), Julio Pena
Minuten (Original: 121 Minuten) Schnitt: Juan Serra (Chicha), José Nieto (Gen.
/ Erstaufführungskopie mit Chavez), Jorge Rigaud (alter
Farbschwund Mann), Isabel Pisano (Lucy)
Deutsche Erstaufführung:
29.07.1966
FSK: freigegeben ab 18 Jahren
48 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

„The Fall of the Roman Empire


- Der Untergang des römischen Reiches“
ZUR ENTSTEHUNG

„Der Untergang des römischen freundliche Unterstützung des ihr künstlerisches Renommee
Reiches begann, als die gol- Franco-Regimes vorfand. Dass und ihre Bodenständigkeit zu
dene Ära des Marcus Aurelius er damit den Untergang seines bewahren und zugleich in inter-
(161-180 n.Chr.) verklang, Die eigenen Imperiums einläutete, nationalen Großproduktionen
Herrschaft seines unfähigen hatte der Filmmogul nicht auf ordentlich Kasse zu machen und
Sohnes Commodus besiegelt der Rechnung. Der Mißerfolg ihren Marktwert hochzuhalten. Im
den Sturz des Imperiums.“ des Films, gemessen an seinen Film spielt sie Lucia, die Tochter
Das ist in schönen Worten und immensen Produktionskosten des von Alec Guinness darge-
groben Zügen der Inhalt des von 20 Millionen Dollar, besiegelte stellten Kaisers Marc Aurel, die
Filmepos „The Fall of the Roman zusammen mit dem „Cleopatra“- das Unheil abzuwenden versucht,
Empire“(dt,. „Der Untergang Desaster das vorläufige Ende der das von ihrem Bruder Commodus
des Römischen Reiches“). Die Monumentalepen. Abzusehen (Christopher Plummer) über das
Aussage widerspricht zumindest war das nicht, nachdem „El Römische Reich gebracht wird.
nicht den historischen Fakten, Cid“(1961), das verklärende Epos Der machtversessene, vergnü-
auch wenn eine derart perso- über einen spanischen Ritter, gungssüchtige Commodus soll,
nenbezogene Darstellung der der gegen die Mauren kämpf- so legt der Film nahe, seinen Vater
Geschichte nicht mehr dem Stand te, unter der Regie von Anthony mit Gift getötet haben, nachdem
der Geschichtswissenschaft ent- Mann ordentlich Kasse machte er erfahren hat, dass der nicht ihn,
spricht. Aber Faktentreue und und dem Produzenten auch noch sondern den Militärtribun Livius
historische Analysen dürften den einen Golden Globe einbrachte. zu seinem Nachfolger bestimmt
amerikanischen Filmproduzenten Auch die hochkarätige Besetzung hat. Dieser Livius, eine weitgehend
Samuel Bronston (1908 – 1994) schien eine Erfolgsgarantie zu erfundene Figur, wird gespielt von
nicht geleitet haben, als er sein, wieder war Sophia Loren dem in Historienfilmen erprobten
den Regisseur Anthony Mann mit von der Partie, die die Gattin Stephen Boyd. Mit Omar Sharif
engagierte, um den Untergang des Cid (Charlton Heston) als König von Armenien, den
des römischen Reiches in gespielt hatte. Die Loren, die Lucilla trotz ihrer Liebe zu Livius
Szene zu setzen – in Spanien, damals auf dem Höhepunkt heiratet, um den Frieden an den
wo man die entsprechenden ihres Ruhms war, folgte der Ostgrenzen des Reiches zu erhal-
Landschaften, kostengünsti- von ihrem Ehemann Carlo Ponti ten, und James Mason als grie-
ge Produktionsbedingungen vorgebenen Strategie, in kleine- chischer Philosph Timonides sind
und Arbeitskräfte sowie die ren italienischen Produktionen noch zwei weitere Stars mit an
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 49

Bord. Versucht die Inszenierung ten Schlachtenszenen der klingt etwas snobistisch, zumal
im ersten Teil noch der Person von Filmgeschichte, für die der seine Leistung als Marc Aurel,
Mark Aurel, dem Philosophen zu Generalissimo Franco acht- dem er auch noch verblüffend
Pferde, eingermaßen gerecht zu tausend Soldaten als Statisten ähnlich sah, sich wirklich sehen
werden, so lassen im zweiten Teil, abgestellt haben soll. Imponierend lassen konnte und auch von
in dem die Schreckensherrschaft ist die Rekonstruktion des den Kritikern honoriert wurde.
von Commodus im Mittelpunkt Forum Romanum und anderer Erstaunlich sind die Ähnlichkeiten
steht, die Drehbuchautoren Ben Monumentalbauten. Ein wei- zwischen „Der Untergang des
Barzman, Basilio Franchina und terer Pluspunkt ist die macht- Römischen Reiches“ und Ridley
Philipp Yordan ihrer Fantasie freien und prachtvolle Musik von Scotts „Gladiator“(2000), der das
Lauf - bis hin zur Ermordung des Dimitri Tiomkin, der dafür einen totgeglaubte Genre kurzzeitig
Bösewichts durch Livius. Aber Golden Globe und eine Oscar- wiederbelebte. Im Grunde ist der
läßt man die Elle der historischen Nominierung erhielt. Ansonsten fiktive Titelheld von Scotts Film als
Genauigkeit einmal beiseite, konnte das Epos keine Lorbeeren Widersacher von Commodus ein
so bietet der Dreistundenfilm ernten. Alec Guinness behauptet Nachfolger des ebenfalls fiktiven
jede Menge toller Schauwerte, in seiner Autobiografie „Das Glück Livius und bei aller vorgeblichen
wie etwa der Trauermarsch hinter der Maske“ das Drehbuch Detailtreue nehmen es die Macher
nach dem Tode Marc Aurels, von vorneherein für schlecht von „Gladiator“ mit der histori-
der Einzug des Commodus befunden und sich nie mehr als schen Wahrheit auch nicht genau-
in Rom, die Kampfszenen in zwanzig Minuten des fertigen er als ihre Vorgänger.
der Arena und eine der größ- Film angesehen zu haben. Das

Filminfo Stab Darsteller


DER UNTERGANG DES Produktion: Samuel Bronston Sophia Loren (Lucilla), Stephen
RÖMISCHEN REICHES Regie: Anthony Mann Boyd (Livius), Alec Guinness
Originaltitel: The Fall of the Roman Buch: Ben Barzman, Basilio (Kaiser Marc Aurel), James Mason
Empire / USA 1963 Franchina, Philip Yordan (Timonides), Christopher Plummer
Aufgenommen in 65mm Ultra Kamera: Robert Krasker (Commodus), John Ireland
Panavision® (1:2.76) Musik: Dimitri Tiomkin (Ballomar), Mel Ferrer (Cleander),
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6- Schnitt: Robert Lawrence Omar Sharif (Sohamus), Anthony
Kanal Stereo Magnetton Quale (Verulus)
Englischsprachige
Originalfassung / 191 Minuten /
Erstaufführungskopie
Roadshow-Präsentation mit Pause
Welturaufführung: 24.03.1964
Deutsche Erstaufführung:
12.06.1964
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
50 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Funny Girl
ZUR ENTSTEHUNG

Fanny Brice (1891-1951) war auf dem Hollywood-Olymp gelan- abzudüsen zu einem Pferderennen
eine Komikerin, Sängerin, Film- det. Der Film nimmt sich wie in Kentucky. Sie sehen sich wie-
und Theaterschauspielerin, eine das Musical einige Freiheiten der als Fanny durch Maryland
begnadete Entertainerin, die unge- gegenüber dem wahren Leben tourt. Aus der Zuneigung wird
heuer populär war, so populär, der Fanny Brice. Aber mit dem Liebe, aber Nicky ist weiterhin ein
dass schon zu ihrer Zeit, im Jahr Einstieg in die Handlung hat es unsicherer Kandidat. Nachdem er
1939, ein Film namens „Rose of wohl seine Richtigkeit. Die junge beim Pferderennen viel Geld verlo-
Washington Square“(mit Tyrone Fanny Brice, ein häßliches Entlein, ren hat, beschließt er in New York
Power und Alice Faye) in die ist von dem Ehrgeiz beseelt ein an Bord eines Ozeandampfers
Kinos kam, der sich eindeutig Star zu werden und die schäbi- zu gehen, um die wohlhabenden
an ihrer Lebensgeschichte und ge Lower East Side in New York Passagiere auszunehmen. Auf
Karriere orientierte. Und den- hinter sich zu lassen, in die sie als dem Weg nach Chicago erhält
noch wäre sie, die im Film und Kind jüdischer Einwanderer aus Funny einen Rosenstrauß von
Fernsehen nie richtig Fuß fassen Ungarn hineingeboren worden Nicky. Sie verlässt daraufhin
konnte, wohl mittlerweile so war. Die Anfänge als Chorus Girl halsüberkopf die Ziegfeld-Show,
gut wie vergessen, wenn nicht in einer Burlesque-Show sind fährt mit dem Zug nach New York
1964 das Musical „Funny Girl“ nicht gerade vielversprechend. Sie und springt im Hafen an Bord
von Jule Styne und Bob Merrill versucht es mit einer Rollschuh- eines Schleppers, um Nickys
am Broadway eine erfolgreiche Nummer, bei der sie sich zwar Ozeandampfer noch zu errei-
Premiere erlebt hätte, der noch nicht lange auf den Rollschuhen chen. In der Roadshow-Version
eine lange Spielzeit und schließlich halten kann, aber das Gelächter markiert diese Szene das Ende
1968 die Verfilmung durch den des Publikums erregt. Der noto- des ersten Teils. Bemerkenswert
Regie-Altmeister William Wyler rische Spieler und Betrüger Nicky ist eine Kamerafahrt, genauer
folgte. Sowohl auf dem Broadway Arnstein (Omar Sharif) erkennt ihr gesagt, ein Kameraflug, bei dem
wie auch im Film spielte eine komisches Talent und vermittelt Wyler sogar einen Hubschrauber
junge Dame die Titelrolle, deren ihr ein Engagement bei Florenz einsetzt, der in einem Close-Up
Ruhm schon bald den von Fanny Ziegfeld (Walter Pidgeon), der von Streisands Gesicht endet,
Brice weit überstrahlte. Barbra gerade eine neue Revue seiner während sie dem Geliebten hin-
Streisand gab praktischerweise Ziegfeld Follies zusammenstellt. terher singt. Nach der Pause zieht
die Figur im Film, die ihr schon Begeistert von ihrem Vorspiel als sich die Handlung, die melodra-
auf der Bühne Ruhm und Ehre schwangere Braut erlaubt er ihr, matische Züge annimmt, etwas
eingebracht hatte. Mit dem Oscar sich mit von ihr ausgewählten in die Länge. Obwohl Fanny ein
für ihre Darstellung, den sie 1969 Songs an der Show zu beteiligen. Kind zur Welt bringt, bleibt Nicky
als Filmdebütantin einheimsen Einige Zeit später tritt Nicky wie- der alte Hallodri, der das Geld
konnte, ist sie dann auch gleich der in ihr Leben, um gleich darauf verjubelt und verspielt und schließ-
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 51

lich wegen einer Betrugssache Oscar-Nominierungen erhielt


im Gefängnis landet. Diese Ehe der Breitwand-Musical-Film, der
hat keine Zukunft, wie schon ein übrigens von Ray Stark, dem
Blick auf die Vita der richtigen Schwiegersohn von Fanny Brice,
Fanny Brice verrät, die danach produziert wurde. Doch bis auf die
noch einmal heiratete. .Einige Streisand gingen die Nominierten
der Originalsongs blieben bei der leer aus.
Musicalverfilmung auf der Strecke, Der Erfolg an den Kinokassen
dafür wurden andere Songs war aber so groß, dass 1975 die
hinzugefügt wie z.B. „Second Fortsetzung „Funny Lady“ unter
Hand Rose“ und „I´d Rather der Regie von Herbert Ross folgte,
Be Blue“. Zum Schluß singt die diesmal ohne Musical-Vorlage,
Streisand „My Man“, Fanny Brices aber dennoch mit viel Musik und
Erkennungslied, in dem sie ganz wiederum mit Barbra Streisand
ungeschminkt und ohne komische in der Hauptrolle. An den Erfolg
Faxen bekannte: „Whatever my des Vorgängers kam der Film trotz
man is, I am his,.forever, body and einiger Qualitäten bei weitem nicht
soul“. Noch berühmter wurde die heran.
Version von Billie Holiday. Acht

Filminfo Stab Darsteller


FUNNY GIRL Produktion: Ray Stark Barbra Streisand (Fanny Brice),
Originaltitel: Funny Girl / USA Regie: William Wyler Omar Sharif (Nick Arnstein), Kay
1968 Buch: Isobel Lennart Medford (Rose Brice), Walter
Aufgenommen in 35mm Buchvorlage: Isobel Lennart, Jule Pidgeon (Florenz Ziegfeld), Anne
Panavision® Anamorphic (1:2.35) Styne, Bob Merrill (nach dem Francis (Georgia James), Lee Allen
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6- gleichnamigen Musical) (Eddie Ryan), Mae Questel (Mrs.
Kanal-Stereo-Magnetton Kamera: Harry Stradling Strakosh)
Deutsche Synchronfassung Musik: Jule Styne
(Songs in Englisch mit deut- Schnitt: Maury Winetrobe, William
schen Untertiteln) / 151 Minuten / Sands
Erstaufführungskopie
Roadshow-Präsentation mit Pause
Welturaufführung: 18.09.1968
Deutsche Erstaufführung:
28.02.1969
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
52 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Westwärts Krakatoa
zieht der – Das grösste
Abenteuer des
Wind letzten Jahrhunderts
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
USA 1969 USA 1967

BESETZUNG: BESETZUNG:
Lee Marvin (Ben Rumson), Clint Eastwood (Pardner), Maximilian Schell (Kapitän Hanson), Diane Baker
Jean Seberg (Elizabeth), Harve Presnell (Rotten Luck (Laura Travis), Rossano Brazzi (Giovanni Borghese),
Willie), Ray Walston (Mad Jack Duncan), Alan Dexter Sal Mineo (Leoncavallo), Brian Keith (Connerly)
(Parson), Terry Jenkins (Joe Mooney), Alan Baxter
(Mr. Fenty), Robert Easton (Atwell), Sue Casey (Sarah
Woodling), Edward Little Sky (Indianer), Roy Jenson
(Hennesssey)

STAB: STAB:
Produktion: Alan Jay Lerner Regie: Bernard L. Kowalski
Regie: Joshua Logan Buch: Clifford Newton Gould, Bernard Gordon
Buch: Alan Jay Lerner, Paddy Chayefsky Kamera: Manuel Beranguer
Buchvorlage: Frederick Loewe, Alan Jay Lerner Musik: Frank De Vol
(gleichnamiges Musical)
Kamera: William A. Fraker
Musik: Frederick Loewe, André Previn
Schnitt: Robert C. Jones

INHALT INHALT
In einer nur von Männern bevölkerten kaliforni- Ein Expeditionsschiff, das den Perlenschatz eines
schen Goldgräberstadt führen ein alter Haudegen, gesunkenen Dampfers bergen soll, gerät in den
sein jugendlicher Partner und eine junge Frau gewaltigen Vulkanausbruch des Krakatoa (1883)
einen fidelen Haushalt zu dritt, bis der Ältere vor in der Sunda-Straße. Technisch aufwendiges
der sich allmählich ausbreitenden Zivilisation das Filmabenteuer, das angesichts vieler Nebenthemen
Weite sucht. Ein Western-Musical, das mit viel und mangelnder Dichte nicht recht zu packen weiß
Aufwand an Kulissen und Statisten das Leben in (Quelle: Film-Dienst)
dem Goldgräbernest stimmungsvoll beschreibt.
Die nicht durchweg flüssige, aber durch komische
Einlagen unterhaltsam aufgelockerte Verfilmung
eines Erfolgsmusicals bietet Show-Unterhaltung von
annehmbarer Qualität. (Quelle: Film-Dienst)

OT: Paint Your Wagon! OT: Krakatoa: East of Java


Aufgenommen in 35mm Panavision® Aufgenommen in 65mm Todd-AO® (1:2.21)
Anamorphic (1:2.35) Präsentiert in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal Stereo
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / Magnetton
6-Kanal Stereo Magnetton Englischsprachige Originalfassung /
Deutsche Synchronfassung / 137 Minuten 140 Minuten /
(Original: 164 Minuten) / Erstaufführungskopie Erstaufführungskopie mit Farbschwund
Roadshow-Präsentation mit Pause Roadshow-Präsentation mit Pause
Welturaufführung: 15.10.1969 Welturaufführung: 17.03.1969
Deutsche Erstaufführung: 10.03.1970 Deutsche Erstaufführung: 28.03.1969
FSK: freigegeben ab 16 Jahren FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 53

Paris, Paris –
Erster Monsieur Pigoil auf
Sieg! dem Weg zum Glück
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
1965 F/D/CZ 2008

BESETZUNG: BESETZUNG:
John Wayne (Capt. Rockwell Torrey), Patricia Neal Gérard Jugnot (Monsieur Pigoil), Clovis Cornillac
(Lt. Maggie Haynes), Kirk Douglas (Comdr. Paul (Milou), Kad Merad (Jacky), Nora Arnezeder
Eddington), Tom Tryon (Lt. William McConnel), (Douce), Pierre Richard (Monsieur Radio), Bernard-
Paula Prentiss (Bev McConnel), Brandon De Wilde Pierre Donnadieu (Galapiat), Maxence Perrin (Jojo),
(Jeremiah Torrey) François Morel (Célestin), Elisabeth Vitali (Viviane)

STAB: STAB:
Produktion: Otto Preminger Produktion: Jacques Perrin, Nicolas Mauvernay
Regie: Otto Preminger Regie: Christophe Barratier
Buch: Wendell Mayes Buch: Christophe Barratier, Julien Rappeneau
Buchvorlage: James Bassett (Roman) Kamera: Tom Stern
Kamera: Loyal Griggs Musik: Reinhardt Wagner
Musik: Jerry Goldsmith Schnitt: Yves Deschamps
Schnitt: George Tomasini, Hugh S. Fowler

INHALT
INHALT Als im Jahr 1936 ein Musiktheater aus dem Pariser
Kriegs- und Liebesgeschichten amerikanischer Arbeiterviertel Faubourg schließen muss, nehmen
Militärs vor dem Hintergrund von Pearl Harbour die Mitarbeiter den Betrieb in ihre eigene Regie und
und den Seeschlachten im Pazifik. Nach gängigen stellen ein Programm auf die Beine. Bald aber erge-
Mustern stereotyp, aber effektvoll inszeniert und gut ben sich diverse Schwierigkeiten und Verwicklungen.
gespielt, wird der Krieg einmal mehr als heldenhaften Chanson-Ensemble-Komödie mit beschwingt-
Abenteuer verharmlost. (Quelle: Film-Dienst) romantischer Musik, die Zeitkolorit und Milieu trefflich
einfängt. Ein auch darstellerisch hervorragender
Film, bei dem allein die Revue-Szenen keine rech-
te Einheit mit den dunklen Straßenszenen und
Außenaufnahmen finden und sich private und politi-
sche Ebene nicht ganz überzeugend durchdringen
(Quelle: Film-Dienst)

OT: In Harm’s Way OT: Faubourg 36


Aufgenommen in 35mm Panavision® Aufgenommen in 35mm Panavision®
Anamorphic (1:2.35) Anamorphic (1:2.35)
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / Präsentiert in 70mm (1:2.21) /
6-Kanal Stereo Magnetton 6-Kanal-Stereo-Digitalton (DTS®)
Deutsche Synchronfassung / Französische Originalfassung mit deutschen
153 Minuten / Erstaufführungskopie Untertiteln /
Roadshow-Präsentation mit Pause 121 Minuten /
Welturaufführung: 06.04.1965 Erstaufführungskopie
Deutsche Erstaufführung: 13.08.1965 Welturaufführung: 06.09.2008
FSK: freigegeben ab 16 Jahren Deutsche Erstaufführung: 27.11.2008
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
54 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Salomon und
Julius die Königin
Caesar von Saba
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
USA 1953 USA 1959

BESETZUNG: BESETZUNG:
Marlon Brando (Mark Anton), James Mason (Brutus), Yul Brynner (Salomon), Gina Lollobrigida (Königin von
John Gielgud (Cassius), Louis Calhern (Julius Saba), George Sanders (Adonijah), Marisa Pavan
Caesar), Deborah Kerr (Portia), Edmond O‘Brien (Abishag), David Farrar
(Casca), Greer Garson (Calpurnia)

STAB: STAB:
Produktion: John Houseman Produktion: Ted Richmond
Regie: Joseph L. Mankiewicz Regie: King Vidor
Buch: Joseph L. Mankiewicz Buch: Anthony Veiller, Paul Dudley, George Bruce
Buchvorlage: William Shakespeare (Bühnenstück) Buchvorlage: Crane Wilbur (Story)
Kamera: Joseph Ruttenberg Kamera: Freddie Young, Johnny Harris
Musik: Miklos Rozsa Musik: Mario Nascimbene
Schnitt: John Dunning

INHALT INHALT
Aufwendige Rekonstruktion der Vorbereitungen, Mit farbenprächtigem Aufwand inszenierter
Durchführung und Folgen des Attentats auf den Monumentalfilm um Salomons Berufung zum
römischen Feldherrn und Staatsmann Julius Caesar. König von Israel, seinen Kampf gegen Ägypten,
Die Beibehaltung von Versmaß und Szenenfolge der die Vollendung der israelitischen Machtstellung
Tragödie William Shakespeares legt der Verfilmung und seine Romanze mit der Königin von
deutlich die Fesseln der Bühnenelemente an. Auch Saba. Schlachtgetümmel und veräußerlichtes
kommen in der deutschen Fassung die Schönheit Liebesgeplänkel ohne menschliche Leidenschaften
der Sprache Shakespeares (in den originalgetreuen und religiöse Substanz werden zwar inszenatorisch
Versen von Schlegel-Tieck) und die Kühnheit seiner geschickt ins Bild gerückt, lassen aber über die
Gedankenflüge nur unvollkommen zur Wirkung. monumentale Unterhaltungsschau hinaus unbeteiligt.
Dennoch ein eindrucksvolles historisches Fresko mit (Quelle: Film-Dienst)
hervorragenden Schauspielern. (Quelle: Film-Dienst)

OT: Julius Caesar OT: Solomon and Sheba


Aufgenommen in 35mm Academy Frame (1:1.37) Aufgenommen in 35mm Super Technirama® (1:2.21)
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / Präsentiert in 70mm (1:2.21) /
6-Kanal-Stereo-Magnetton 6-Kanal-Stereo-Magnetton
Deutsche Synchronfassung / Deutsche Synchronfassung /
117 Minuten / 139 Minuten /
Wiederaufführungskopie von 1969 mit Farbschwund Erstaufführungskopie
Welturaufführung: 04.06.1953 / Welturaufführung: 24.11.1959
70mm Blow-Up: 01.11.1969 Deutsche Erstaufführung: 25.12.1959
Deutsche Erstaufführung: 13.11.1953 / FSK: freigegeben ab 12 Jahren
70mm Blow-Up: 1969
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 55

Uzala, Flying Clipper


- Traumreise unter
der Kirgise weissen Segeln
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
SU/J 1973-75 D 1962

BESETZUNG: BESETZUNG:
Juri Solomin (Wladimir Arsenjew), Maxim Munsuk
(Dersu Uzala), Swetlana Danilchenko (Arsenjews
Frau), Dima Kortichew (ihr Sohn), Sjuimenkul
Tschokmorow

STAB: STAB:
Produktion: Nikolai Shizow, Yoichi Matsue Regie: Hermann Leitner, Rudolf Nussgruber
Regie: Akira Kurosawa Buch: Gerd Nickstadt, Arthur Elliott,
Buch: Akira Kurosawa, Juri Nagibin Hans-Dieter Bove
Buchvorlage: Wladimir K. Arsenjew (Reiseberichte) Kamera: Heinz Hölscher, Siegfried Hold, Bernhard
Kamera: Asakazu Nakai, Yuri Bantman, Fjodor Dobronrawow Stebich, Tony Braun, Klaus König
Musik: Isaak Schwarz Musik: Riz Ortolani
Schnitt: Akira Kurosawa Sprecher: Hans Clarin

INHALT INHALT
Ein zaristischer Offizier gewinnt im unwegsamen Die Reise eines schwedischen Segelschulschiffes
Ussuri-Gebiet einen alten kirgisischen Nomaden mit internationaler Besatzung durchs Mittelmeer.
als Pfadfinder und Freund. Jahre später, als dieser Farbenprächtiger filmischer Reiseprospekt.
blind zu werden droht, bittet ihn der Offizier in sein (Quelle: Film-Dienst)
großbürgerliches Haus. Der Nomade glaubt, dort
ersticken zu müssen, zieht sich in die Taiga zurück
und stirbt. Eine pessimistische Parabel über den
Zusammenstoß zweier Kulturen, deren Vertreter
sich trotz gegenseitiger Sympathie fremd bleiben.
Die eigentliche Heldin aber ist die in betörender
Schönheit visuell eingefangene Natur: ihr Rhythmus
bestimmt den Film von der Windstille bis zum furi-
osen Schneesturm. (Quelle: Film-Dienst)

OT: Dersu Uzala


Aufgenommen in 70mm Sovscope 70® (1:2.21) Aufgenommen in 65mm MCS-70 Superpanorama®
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / (1:2.21)
6-Kanal Stereo Magnetton Präsentiert in 70mm (1:2,21) /
Russische Originalfassung mit deutschen und däni- 6-Kanal-Stereo-Digitalton (DTS®)
schen Untertiteln / Deutschsprachige Originalfassung /
144 Minuten / 138 Minuten / Neukopierung aus 2009
Erstaufführungskopie Roadshow-Präsentation mit Pause
Roadshow-Präsentation mit Pause Welturaufführung: 19.12.1962
Welturaufführung: Juli 1975 FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Deutsche Erstaufführung: 29.10.1976
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
56 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe

Die
Das gibt’s nie Verfluchten
wieder - That’s der Pampas
Entertainment!
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
USA 1974 ES/RA/USA 1965

BESETZUNG: BESETZUNG:
Fred Astaire, Bing Crosby, Gene Kelly, Robert Taylor (Captain Martin), Ron Randell (Padron),
Peter Lawford, Liza Minnelli Marc Lawrence (Sergeant Barril), Rosenda Monteros
(Rucu), Ty Hardin (Carreras), Felicia Roc (Camila),
Angel Del Pozo (Lt. del Rio), Mario Lozano (Santiago),
Enrique Avila (Petizo), Charles Fawcett (El Gato),
Julio Pena (Chicha), José Nieto (Gen. Chavez), Jorge
Rigaud (alter Mann), Isabel Pisano (Lucy)

STAB: STAB:
Regie: Jack Haley jr. Produktion: Jaime Prades
Buch: Jack Haley jr. Regie: Hugo Fregonese
Kamera: Gene Polito, Ernest Laszlo, Russell Metty, Buch: Hugo Fregonese, John Melson
Ennio Guarnieri, Allan Green Buchvorlage: Homero Manzi, Ulises Petit de Murat
Musik: Henry Mancini (Roman „Pampa Barbara“)
Kamera: Manuel Beranguer
Musik: Waldo de los Ríos
Schnitt: Juan Serra

INHALT INHALT
Ausschnitte aus amerikanischen Musicals von Um die Desertion argentinischer Soldaten in der
1929 bis 1958. In Bild und Ton geschickt überar- Pampa abzustoppen, sollen Frauen auf ein Fort
beitet, ergeben die Szenen eine abwechslungs- gebracht werden. Kämpfe zwischen Soldaten
reiche Retrospektive dieses beliebten Filmgenres. und Deserteuren erschweren den ohnehin heiklen
Schwächen in der Kommentierung und Ordnung Transport. Brutaler, oberflächlicher Abenteuerfilm, der
des Materials können den Unterhaltungswert kaum die angeschnittenen Probleme vergröbert und ent-
beeinträchtigen. stellt. (Quelle: Film-Dienst)
(Quelle: Film-Dienst)

OT: That’s Entertainment! OT: Savage Pampas / Pampa Salvaje


Aufgenommen in 35mm Academy Frame (1:1.37), Aufgenommen in 65mm MCS-70 Super Panorama®
35mm CinemaScope® (1:2.55 & 1:2.35), (1:2.21)
35mm Widescreen (1:1.85) Präsentiert in 70mm (1:2.21) /
Präsentiert in 70mm (verschiedene Bildformate) / 6-Kanal Stereo Magnetton
6-Kanal Stereo Magnetton Deutsche Synchronfassung /
Deutsche Synchronfassung / 94 Minuten (Original: 121 Minuten) /
135 Minuten / Erstaufführungskopie mit Farbschwund
Erstaufführungskopie mit leichtem Farbschwund Deutsche Erstaufführung: 29.07.1966
Welturaufführung: 23.05.1974 FSK: freigegeben ab 18 Jahren
Deutsche Erstaufführung: 14.03.1975
FSK: freigegeben ab 6 Jahren
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 57

Der Untergang
des Römischen Funny
Reiches Girl
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
USA 1963 USA 1968

BESETZUNG: BESETZUNG:
Sophia Loren (Lucilla), Stephen Boyd (Livius), Barbra Streisand (Fanny Brice), Omar Sharif (Nick
Alec Guinness (Kaiser Marc Aurel), James Mason Arnstein), Kay Medford (Rose Brice), Walter Pidgeon
(Timonides), Christopher Plummer (Commodus), (Florenz Ziegfeld), Anne Francis (Georgia James), Lee
John Ireland (Ballomar), Mel Ferrer (Cleander), Omar Allen (Eddie Ryan), Mae Questel (Mrs. Strakosh)
Sharif (Sohamus), Anthony Quale (Verulus)

STAB: STAB:
Produktion: Samuel Bronston Produktion: Ray Stark
Regie: Anthony Mann Regie: William Wyler
Buch: Ben Barzman, Basilio Franchina, Philip Yordan Buch: Isobel Lennart
Kamera: Robert Krasker Buchvorlage: Isobel Lennart, Jule Styne, Bob Merrill
Musik: Dimitri Tiomkin (nach dem gleichnamigen Musical)
Schnitt: Robert Lawrence Kamera: Harry Stradling
Musik: Jule Styne
Schnitt: Maury Winetrobe, William Sands

INHALT INHALT
Der Untergang des Römischen Reiches unter dem Fanny Brice, erfolgreicher Revuestar bei den
grausamen und lebenshungrigen Kaiser Commodus „Ziegfeld-Follies“, erinnert sich an den Beginn ihrer
im zweiten Jahrhundert nach Christus. Trotz eines Karriere und an das Scheitern der Ehe mit einem
zeitweilig sich kritisch gebenden Kommentars bietet leichtsinnigen Spieler. Gepflegt-anspruchslose
der in Ausstattung und Schauwerten aufwendige Musical-Verfilmung, trotz ironisierender Elemente
Abenteuerfilm die übliche Geschichtsklitterung. eher sentimentale Unterhaltung (Quelle: Film-Dienst)
Einige leidlich spannende Szenen wiegen die halb-
herzige Mischung aus pathetischer Redseligkeit und
Schlachten-Panoramen nicht auf (Quelle. Film-Dienst)

OT: The Fall of the Roman Empire OT: Funny Girl


Aufgenommen in 65mm Ultra Panavision® (1:2.76) Aufgenommen in 35mm Panavision®
Präsentiert in 70mm (1:2.21) / Anamorphic (1:2.35)
6-Kanal Stereo Magnetton Präsentiert in 70mm (1:2.21) /
Englischsprachige Originalfassung / 6-Kanal-Stereo-Magnetton
191 Minuten / Erstaufführungskopie Deutsche Synchronfassung (Songs in Englisch mit
Roadshow-Präsentation mit Pause deutschen Untertiteln) /
Welturaufführung: 24.03.1964 151 Minuten / Erstaufführungskopie
Deutsche Erstaufführung: 12.06.1964 Roadshow-Präsentation mit Pause
FSK: freigegeben ab 12 Jahren Welturaufführung: 18.09.1968
Deutsche Erstaufführung: 28.02.1969
FSK: freigegeben ab 12 Jahren
Generelles
zu den
Vorführungen:
Alle Filme werden im 70mm-Format
auf die gekrümmte Leinwand der
Schauburg projiziert. Beim Projektor
handelt es sich um eine Philips DP70
(für sphärisches 70mm) Maschine,
ausgestattet mit einer nagelneuen
Schneider-Optik sowie einem brand-
neuen Magnettonkopf und einem
DTS-Reader für 70mm-Film.

Der Ton von 70mm-Kopien mit DTS-


Track wird mittels eines DTS XD 10
Cinema Media Player decodiert und
extern in einen Dolby CP650 XO
Prozessor eingeschleust. Die sechs
Tonkanäle von 70mm-Kopien mit
Magnetton werden über einen Dolby
CP200 Prozessor mit neuentwickelten
SCS-7060 Magnettonvorverstärker
und SCS-1246 Filtereinheit korrekt
aufbereitet.

Als Endstufen sowie Bühnenlaut-


sprecher dienen Geräte der Firma
„d&b audio“. Die Schauburg verfügt
sowohl über das klassische Todd-
AO-Layout mit fünf Frontkanälen
sowie einem Surroundkanal sowie
dem heute gebräuchlichen Digitalton-
Layout mit drei Frontkanälen,
zwei Surroundkanälen und einem
Subbasskanal.

Vorgeführt wird mit einer Geschwin-


digkeit von 24 Bildern/Sekunde.
Präsentiert werden die Filme in ech-
tem „Roadshow“-Ambiente, d.h. mit
Ouvertüre, Pause, Intermezzo sowie
Exit Music (sofern vom Regisseur so
vorgesehen).

Alle Angaben ohne Gewähr.


Änderungen und Irrtümer vorbehalten,
jedoch nicht beabsichtigt.
Marienstr. 16 / 76137 Karlsruhe / Tel.: 0721-3 50 00 18 / www.schauburg.de

VIELEN DANK AN UNSERE SPONSOREN,


OHNE DEREN UNTERSTÜTZUNG DIESES FESTIVAL NICHT MÖGLICH GEWESEN WÄRE:

Gestaltung: Christine Kummer / www.kummerdesign.de

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