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TODD-AO
70mm-
Filmfestival
7. - 9. Oktober 2011
Filmtheater
Schauburg
Marienstr. 16 Auf unserer original
76137 Karlsruhe
Tel.: 0721-3 50 00 18
www.schauburg.de
Riesenbildwand
MANY THANKS TO:
„Willkommen!“
von Herbert Born & Thomas Hauerslev
Können Sie sich vorstellen, ein Wochenende in Der Geruch von Essig, Metalloxid und alten Filmen
Karlsruhe mit Michael Douglas, Anna Karina, im Allgemeinen könnte im Lauf des Wochenendes
Max von Sydow, Julie Christie, Ava Gardner, ins Foyer dringen; die Festivalleitung kann Ihnen
Charlton Heston, Clint Eastwood und vielen aber versichern, dass dieser völlig harmlos ist
anderen zu verbringen? Wenn Ihre Antwort „Ja“ und lediglich zur Entspannung der 70 mm-Fans
lautet, werden einige Sie möglicherweise fra- im Laufe des Wochenendes beitragen wird. Die
gen: „Warum“, „Wie“ oder gar „Wer“? Nun, sie ursprüngliche Optik einiger dieser Kopien ist längst
werden alle dort sein, „in 70 mm“, auf der rie- verloren, da die Farben zu rosa oder braun verbli-
sigen Cinerama-Leinwand der Schauburg. chen sind; dadurch wird Ihnen dennoch nicht die
einmalige Gelegenheit genommen, Filme in der
Für alle potentiellen Neulinge: der 70 mm-Film ver- passenden Umgebung zu erleben – möglicherwei-
fügt über ein sehr großes Negativ und eine riesige se zum letzten Mal.
Projektionsfläche, so dass auf der Leinwand außer-
gewöhnliche scharfe Bilder erzeugt werden. Der Vor diesem Hintergrund präsentieren wir Ihnen
Film sieht im Vergleich zum herkömmlichen 35 mm- mit Stolz unser Programm. Wir heißen Sie
Film viel strahlender und schärfer aus, es gibt mehr alle herzlich willkommen und wünschen Ihnen
Details. 70 mm wird manchmal mit einem „Fenster viel Vergnügen beim 7. Todd-AO-Festival.
zur Welt“ verglichen und ist eine sehr realistische
Illusion der Wirklichkeit. Die Auflösung ist so hoch
und die Bilder sind so klar, dass Sie wahrschein-
lich noch nichts Vergleichbares gesehen haben.
„Welcome!“
by Herbert Born & Thomas Hauerslev
Can you imagine spending a weekend in some less well known. Some titles even thought to
Karlsruhe with Michael Douglas, Anna Karina, be long lost and so extremely rare, that we under-
Max von Sydow, Julie Christie, Ava Gardner, stand they are the only prints left to be shown.
Charlton Heston, Clint Eastwood and many
more? If the answer is “Yes”, some might Some may even ask “What has drawn you to
ask you “Why”, “How” or even “Who”? Well, 70mm?” I think fans will say something like;
they are all there “in 70mm”, on the majestic “70mm is so sharp”, “The sound is very good”,
Cinerama screen of the Schauburg Kino. “It reminds me of my first date”, or “I saw this
film in my youth, and I never forgot it”. All true
For those who may be a newcomer, 70mm film statements and surely there are many more
has a very large negative and projection area, if you ask the people sitting next to you.
which produces extraordinarily sharp images on
the movie screen. The film will look much brighter The odour of vinegar, magnetic oxide and old
and sharper compared to ordinary 35mm film. films in general, might get into the foyer during the
There are more details, and 70mm is someti- weekend, but management can assure you, it is
mes likened to being a “window to the world”. completely harmless, and will only make the 70mm
70mm is a very realistic illusion of reality. There fans relax during the weekend. The original specta-
is so much resolution and clarity, that it’s pro- cle of some of the prints is long gone as the colors
bably unlike anything you have ever seen. are faded to pink or brown, however, that does not
take away the unique chance to experience films in
This weekend, we will all be enjoying 70mm and the proper environment – perhaps for the last time.
6-track stereophonic sound, the premiere for-
mat, which many of us know and appreciate. The With all that in mind, we are proud to present
high-end film projection system which was used our program. We welcome all of you, and hope
to photograph many EPIC road-show films, most you will enjoy the 7th Todd-AO Festival.
of which premiered more that 40-50 years ago.
Die Kino-Revolution
fand nicht statt:
Breitfilm und Breitwand
um 1930
von Christian Appelt
Ein merkwürdiges der Laterna Magica und der renden Fotonationen Frankreich,
Kapitel: Wie es im 18. Jahrhundert erfunde- Deutschland, England und den
nen Fotografie. (Tatsächlich Vereinigten Staaten, teils unab-
zum Normalfilm sahen viele Filmpioniere die hängig voneinander, teils auf den
kam Kinematographie zunächst Arbeiten ihrer Zeitgenossen auf-
nur als Erweiterung jener bauend, eine Reihe von Schritten
Ende der 1920er Jahre unternah- Laterna-Magica-Techniken, nach vorn, die den Sprung
men Filmtechniker und -gestalter die durch Überblendprojektion von der Chronophotographie
den Versuch, das Format des und verschiebbare Glasbilder (Reihenaufnahmen, die einen
Kinofilmbildes grundlegend zu Bewegung erzeugten!) Vorgang in Einzelaufnahmen
verändern. Bevor wir einen Blick Während man für Laterna- zerlegten) zum eigentli-
auf diese von der klassischen Magica-Vorführungen das runde chen Film ermöglichten.
Filmgeschichtsschreibung weit- oder quadratische Format Weder Max Skladanowsky in
gehend ignorierte Phase film- bevorzugte, paßte die Fotografie Berlin noch die Brüder Auguste
technischer Entwicklung werfen, sich dem Aufnahmesujet an und und Louis Lumière in Lyon
zunächst ein paar Gedanken übernahm die Vorgaben der haben das Kino allein erfunden,
zur Entstehung und Herkunft Malerei: Porträts und Figuren auch nicht der amerikanische
des bis dahin üblichen "nor- bevorzugt im Hochformat, Patentkönig Thomas Alva Edison
malformatigen" Filmbildes. Personen mit Hintergrund und oder die Brüder Latham, deren
Was wir heute Kino nennen, ent- Landschaften im Querformat. "latham loop" (Filmschleife im
stand nicht aus dem Nichts, son- Projektor) Laufzeiten von mehr
dern baute auf vorbestehenden Zwischen 1890 und 1895 mach- als einer Minute erst möglich
medialen Techniken auf, beson- ten Erfinder und Pioniere in aller machte. Viele Erfindungen des
ders auf der Projektionskunst Welt, besonders aber in den füh- industriellen Zeitalters lagen
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 7
überzeugen gelang ihm nicht. den parallel aufgenommenen große Schärfentiefe erzeu-
Fassungen. Der Versuch, den gen. Aufgrund der natürlichen
Warner Bros. hatte mit THE Rahmen des althergebrachten Breite des Grandeur-Formates
JAZZ SINGER zwar den Tonfilm 35-mm-Normalbildes zu spren- entsteht ein gewisser pseudo-
keineswegs erfunden, ihm aber gen und höhere Bildgüte in die stereoskopischer Effekt, doch
sehr wohl zum Durchbruch Filmtheater zu bringen, wurde er verschwindet, sofern das
verholfen. Nun entwickelten letzten Endes nur halbherzig Bild nicht genügend Schärfe
Warner-Techniker ein eigenes unternommen, viel zu früh auf- aufweist. Das 70-mm-Bild hat
Format auf 65mm breitem Film, gegeben und rasch vergessen. annähernd die Proportion unse-
das mit 5-Loch-Bildschritt und res natürlichen Sehfeldes, was
Bildseitenerhältnis von 1:2,05 vermutlich die pseudostereosko-
dem modernen 70-mm-Film pische Wirkung erklärt. Daher ist
relativ nah kam. Vitascope lau- es wichtig, Grandeur-Objektive in
tete der Markenname, analog
Fallbeispiel Hinblick auf diese Wirkung aus-
zum firmeneigenen Vitaphone- perfekter Bild- zuwählen, damit wir möglichst
Nadeltonverfahren. Von den drei gestaltung: scharfe Aufnahmen mit erhebli-
gedrehten Vitascope-Filmen cher Tiefenwirkung erreichen."
wurde vermutlich nur KISMET im Raoul Walshs (Arthur Edeson, "Wide Film
Oktober 1930 als Breitfilmkopie THE BIG TRAIL Cinematography", American
aufgeführt, die anderen Titel Cinematographer Sept. 1930)
liefen nur als 35-mm-Version.
(1930)
Die meisten Breitfilme der Leider war THE BIG TRAIL nicht
Das Fox-Studio bestellte bei ersten Welle sind nur noch der erwünschte Erfolg an der
der Mitchell Camera Co. meh- in den parallel gedrehten Kinokasse, und die 70-mm-
rere Kameras für 70mm brei- Normalfilmversionen erhalten. Grandeur-Fassung war nur in
ten Film. Jedes Einzelbild war Glücklicherweise wurden THE wenigen Filmtheatern zu sehen.
vier Perforationslöcher hoch BAT WHISPERS (Magnifilm, So mußte der Hauptdarsteller
und hatte ein Seitenverhältnis 1931) und THE BIG TRAIL John Wayne noch fast ein
von 1:2. Das Filmbild lag (Grandeur, 1930) inzwischen Jahrzehnt warten, bis ihm der
nicht mittig zwischen den im originalen Seitenverhältnis Durchbruch zum Star gelang.
Perforationsreihen, sondern restauriert, so daß wir einen Aus heutiger Sicht kann man
seitlich versetzt, um Platz für Eindruck von der Wirkung der nur bedauern, daß das Breitbild
eine 7mm breite Lichttonspur frühen Breitbildgestaltung erhal- als gestalterisches Mittel damals
nach dem Movietone-System ten können. Am Beispiel von nicht weiter erkundet werden
zu schaffen. Mit HAPPY DAYS THE BIG TRAIL möchte ich konnte, denn die tiefenscharfen,
hatte am 14. Februar 1930 der einige filmgestalterisch inter- oft sehr räumlich wirkenden
erste Grandeur-Film Premiere, essante Punkte ansprechen. Schwarzweißbilder eröffnen dem
drei Wochen später folgte Filmgestalter neue Möglichkeiten
SONG O' MY HEART. Die Die Bilder des Films sind durch- der Interaktionen zwischen
Bildfrequenz betrug zunächst weg auf starke Raumwirkung Schauplatz und Darstellern.
19,5 Bilder pro Sekunde, erst und große Schärfentiefe hin Im Normalformat steht der
im Oktober folgte THE BIG komponiert. Die wenigen ver- Kameramann oft vor dem
TRAIL mit den tonfilmüblichen fügbaren Brennweiten sind Problem, daß bei Verwendung
24 Bildern pro Sekunde. durchdacht eingesetzt, die von Weitwinkelobjektiven Himmel
Schärfentiefe konsequent unter
MGMs Realife-Format verwen- Kontrolle. In Halbnahaufnahmen
dete wie Warners Vitascope heben sich die Figuren ange-
65mm breites Material, BILLY nehm vom nur leicht unscharfen
THE KID und THE GREAT Hintergrund ab, und sobald ein
MEADOW liefen aber zumeist in bildwichtiges Element inszena-
umkopierten 35-mm-Fassungen. torisch durch Bewegung oder
Der Bildschritt betrug 4 Löcher, Position auffällt, ist es in der
das Bildformat etwa 1:2,1. Schärfe. Es ist kaum möglich zu
Mit dem Thriller THE BAT entscheiden, ob die Gestaltung
WHISPERS brachte United mehr Raoul Walshs Regie oder
Artists den einzigen Film im konzeptionellen Überlegungen
Magnifilm-Format heraus, das des Kameramanns Arthur
65mm breiten Film verwende- Edeson zuzuschreiben ist.
te. Die vermutlich eingesetzte In einem Artikel, der 1930 in
Fearless-Superfilm-Kamera "American Cinematographer"
tauchte viele Jahre später bei erschien, schreibt Edeson:
65/70mm-Produktionen der
Nachkriegszeit wieder auf. "Die wichtigste Forderung an
Anfang des Jahres 1931 gaben Aufnahmeobjektive für die
alle beteiligten Studios ihre Breitfilmarbeit ist zum einen,
Breitfilmformate auf, und die daß sie einen möglichst großen
bereits gedrehten Filme wur- Bildwinkel erfassen und zum
den nur noch auf Normalfilm anderen - mindestens ebenso
ausgewertet, in der Regel in wichtig - daß sie eine möglichst
10 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
erschütterte die Wirtschaft, und Technik von versehen nahmen sie den
eine der Nachwirkungen der gestern - Demonstrationsfilm "The Miracle
weltweiten Krise mag gewe- of Todd-AO" und die Cowboy-
sen sein, daß Filmstudios und für das Kino Operette OKLAHOMA! (1955)
Kinobetreiber für die höhere von morgen auf. Langjährige Recherchen
Bildgüte des Breitfilms kein des Filmhistorikers Dan
Geld auszugeben bereit waren, Während die Breitfilmkameras Sherlock deuten darauf hin,
der Tonfilm hatte schlichtweg von Mitchell, Debrie und Fearless daß auch die um 1930 gebau-
Priorität. Später, ab Mitte der in den Lagern Staub ansetzten, te Fearless Superfilm Camera
1930er Jahre, trat dann mit dem vergingen fünfundzwanzig Jahre, (65mm) leicht modifiziert für
Technicolor-Verfahren ein attrakti- in denen zwar der Farbfilm an Todd-AO Verwendung fand,
ves Format für Großproduktionen Bedeutung gewann, aber nach möglicherweise sogar bei
in den Vordergrund, das mit dem wie vor das 35-mm-Format den ersten Produktionen in
Breitfilm nicht zu kombinieren die Norm blieb. 1952 erschien Ultra-Panavision (RAINTREE
war: Eine Strahlenteilerkamera Cinerama am Broadway und COUNTRY, BEN-HUR).
mit Breitfilm wäre viel zu entwickelte sich zu einem Zur gleichen Zeit baute Earl
teuer und nicht mehr hand- Überraschungserfolg, der Sponables Kameraabteilung bei
habbar ausgefallen, auch den Studiobossen erhebliche Fox eine Mitchell-70mm-Kamera
die Kosten für breitformatige Kopfschmerzen bereitete. Das aus den 1930ern auf 55.625mm
Druckkopien hätten sich ver- Breitbildverfahren als solches breiten Film um, der Platz für ein
mutlich nicht amortisiert. war zum Star geworden, und extragroßes CinemaScope-Bild
aus dem ganzen Land reisten bot. Das System hieß zunächst
- Das klassische Hollywood- Besucher nach New York, um CinemaScope 4X, weil das Bild
Studiosystem funktionierte mit THIS IS CINERAMA auf eine viermal größer und entspre-
mittels vertikaler Integration, virtuelle Weltreise zu gehen. chend schärfer und feinkörniger
bei der nicht nur Produktion Das Urteil der Techniker in den war, wurde aber dann beim
und Verleih in einer Hand Major-Studios war einstimmig: ersten Spielfilm CAROUSEL
lagen, sondern auch eine Reihe Zu aufwendig, zu kompliziert, (1955) CinemaScope 55
wichtiger Filmtheater oder für die Spielfilmproduktion zu getauft. Das Aufnahmeformat
ganze Kinoketten den Studios teuer, für die Kinos unbezahlbar. gab man nach dem zweiten
selbst gehörten. Auf diese Dennoch, die zurückgehenden Film THE KING AND I wieder
Weise wurde wirklich jeder Besucherzahlen ließen es klug auf, die Kamera aber steht bis
produzierte Film ausgewertet erscheinen, dem zahlenden heute als Ausstellungsstück
und vor dem scharfen Wind Zuschauer neue Attraktionen zu im Clubhaus der "American
des freien Marktes behütet. bieten. Nach dem überhitzten Society of Cinematographers".
Unabhängige Kinobetreiber Boom des 3-D-Films - wie- Viele 70-mm-Filme der fünf-
zwang man mittels der Praxis der löste eine Außenseiter- ziger Jahre werden heute auf
des "Blockbuchens", kassen- Produktion (BWANA DEVIL, Festivals und Blu-ray-Scheiben
mäßig attraktive Studiofilme im ein eher drittklassiger Film) wiederentdeckt und erinnern
Paket mit Durchschnittsware und eine filmtechnische Lawine daran, wie die vergessenen
Billigprodukten abzunehmen. Bis aus - brachte 20th Century Breitfilm-Kameras mit eini-
Ende des Zweiten Weltkrieges Fox mit CinemaScope eine gen Jahrzehnten Verspätung
war das Studiosystem daher Westentaschen-Simulation von doch noch ihren Beitrag zur
ein wirtschaftlicher Selbstläufer, Cinerama heraus, die mit halb- Filmgeschichte leisteten.
und so gab es keine beson- wegs überschaubaren Kosten
dere Motivation für technische in normale Filmtheater integriert
Neuerungen. Noch war ja das werden konnte. CinemaScope Lesempfehlungen:
Fernsehen keine Bedrohung, und seine Konkurrenten wie Brian Coe, The History of
der regelmäßige Kinobesuch VistaVision führten zu größeren Movie Photography, 1981
eine Reflexhandlung und Bildwänden in den Kinosälen, Hervorragendes Buch zur
keine Einzelentscheidung. Das und damit war man wieder Geschichte der Filmfotografie
Geschäft lief, auch ohne neue, bei den bekannten Problemen mit vielen Abbildungen sel-
spektakuläre Seherlebnisse. der 1930er Jahre angelangt: tener Geräte, Filmformate
Sonderformate wie Vitarama Mehr Helligkeit und besse- und Farbsysteme.
(eine Mehrfachprojektion, re Auflösung mußten her!
aus der später Cinerama Als Mike Todd, der zuvor aus www.in70mm.com
wurde) oder 3-D blieben dem Unternehmen Cinerama (diverse Artikel von Dan
auf Weltaustellungen und ausgestiegen war, 1955 J. Sherlock und Rick
Messen beschränkt. Zwar mit Todd-AO sein eigenes Mitchell, denen die mei-
schlugen die technischen Breitfilmverfahren vorstellte, sten Forschungsergebnisse
Fachabteilungen der Studios kamen Mitchell-Kameras aus zu den frühen Breitfilmen
immer wieder Verbesserungen den 1930ern zum Einsatz, die zu verdanken sind)
vor, zum Beispiel ein 50mm ursprünglich für Grandeur-
breites Filmformat, das Earl Produktionen gebaut worden www.widescreenmuseum.com
Sponable bei 20th Century waren. Mit dem berühmten (im "Todd-AO Wing" finden sich
Fox propagierte, aber nichts 128-Grad-Superweitwinkel einige von dem Kameramann
davon wurde realisiert. der American Optical Co. und David Mullen zusammenge-
modernen Objektiven aus der stellte zeitgenössische Artikel
Mittelformat-Standfotografie zu Grandeur-Produktionen)
12 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Kevin Brownlow
in seinem Haus
im November
2010; Foto von
Mark Lyndon.
Wenn Arbeit
das reinste Vergnügen ist
Kevin Brownlow im Gespräch mit Mark Lyndon
Autor: Mark Lyndon. Freitag, den 26. November 2010.
Transkription der Audiodateien von Margaret Weedons.
ML: In der Festival Hall oder im KB: Sie müssen ein bisschen
Barbican Centre oder in Amerika weiter zurückgehen; ich traf
– gibt es irgendwelche Hinweise? nämlich einen Journalisten
namens Dr. Francis Koval; er
KB: Wir wissen es noch nicht, hat mir ein Foto von Gance
weil noch Unmengen digitaler geliehen, mit einer Widmung
Arbeit zu bewältigen sind. von Gance an ihn; das Jahr war
das erste, in dem ich profes-
ML: Mit anderen Worten: es hat sionell für ein kleines Magazin
eine Wiederannäherung zwi- namens Amateur Cineworld
schen allen Parteien gegeben. geschrieben habe, und im
Dezember des Jahres brachten
KB: Ja. Der Grundgedanke ist, sie einen Artikel heraus, in dem
dass die Fassung von Coppola Napoleon vorkam. Ich schickte
um unser Material ergänzt ihnen dieses Foto von Gance
wird, und wir hoffen, dass und die Drucker haben die
unsere Fassung zu guter Letzt Unterschrift unten auf dem Foto
auf DVD veröffentlicht wird. diensteifrig mit Säure entfernt.
Ich konnte es nicht fassen! Ich Wahrscheinlich ein niederländisches
ML: Auf Blu-ray? war darüber sehr verärgert und „Napoleon“-Poster, gefunden im Internet.
musste warten, bis ich Gance
KB: Ja. wiedertraf und ihn bitten konnte,
das Foto erneut zu signieren. sofort nach Hause kommen –
ML: Hoffentlich mit der und das tat ich; sie sagte, Abel
Musikbegleitung von Carl Davis. Gance sei im NFT, er hätte gera-
Hat es einen Kompromiss in
„Est vous de Kontakt aufgenommen. Also
puncto Musikbegleitung von Monsieur Gance?“ schnappte ich mir das Drehbuch,
Carmine Coppola gegeben? Ich zeigte es meinem Freund das auf Französisch veröffentlicht
Liam O’Leary, der stellvertreten- worden war, und die wenigen
KB: Nein! Die wird stets bei der Direktor des National Film Standbilder, die ich hatte, und
ihrer Fassung zu hören sein. Archive war; ein paar Tage spä- hastete zum NFT. Dort traf
ter war er in seinem Büro beim ich den berühmten Mann.
ML: Aber sie haben die BFI, schaute durch die Glastür
Genehmigung erteilt, beide und sah den Mann auf dem Ich erinnere mich daran, wie das
Fassungen heraus zu bringen? Foto: also ging er hinaus und Taxi ankam und dieser äußerst
fragte in seinem grauenvollen gutaussehende Mann ausstieg,
KB: Es sollen beide Fassungen Französisch mit irischem Akzent: mit seinem wallenden Haar, wie
erhältlich sein, aber Ich glau- „Est vous Monsieur Gance?“, ein Heiliger aus dem Mittelalter,
be, man will beide Fassungen und Gance war verblüfft, dass und einem strahlenden Lächeln,
veröffentlichen, aber es dauert er erkannt worden war. Liam und natürlich verfluchte ich die
wirklich alles ungeheuer lang. bearbeitete James Quinn, der Stunden, die ich damit verbracht
das BFI zu der Zeit leitete, und hatte, Französisch zu lernen,
er erteilte die Genehmigung in denen ich aber nicht wirk-
Die Entdeckung für einen Empfang im damals lich aufgepasst hatte. Er selbst
ML: Ich möchte ein wenig über neuen National Film Theatre. sprach kein Englisch und somit
den Film selbst sprechen: die hatten wir ein Problem, aber
Entdeckung des Films, die Aber blenden wir nun zu glücklicherweise gab es genug
unglaublichen Umstände – man- mir über; ich arbeitete zu Leute, die übersetzen konnten.
che würden sagen, am Ende der Zeit hart für eine Probe-
dieser langen Reise könnte eine Abschlussklausur in Deutsch
Filmbiografie (biopic) fällig sein, und die einzige Möglichkeit, Startschuss für
die im Wendejahr 1954 begann; einer Sache wie dieser zu ent- die Restaurierung!
die Produktion des ersten gehen, war ein Todesfall in der
Todd-AO-Films „Oklahoma!“ Familie. Als nun jemand in der Zu dem Zeitpunkt besass
hatte begonnen, Cinerama Schule anrief, ging man auto- ich den Großteil des Films
schaffte den Sprung über den matisch davon aus, dass ein auf Schmalfilm – so ziem-
großen Teich, Abel Gance hatte Familienangehöriger gestorben lich das Gegenteil von Ihrem
den Kanal überquert, um sich sei und ließ mich gehen, ohne Breitwandformat – ich hatte ihn
in der Old Compton Street mir eine einzige Frage zu stellen. auf 9,5mm; je mehr ich davon
Cinerama anzusehen, und bekam, umso besser wurde
zu dem Zeitpunkt trafen sich Meine Mutter sagte, ich solle er schließlich. Ich konnte nicht
14 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
unscharf und äußerst langweilig; Klebeband, aber vieles war auch wurde die Grundlage für DIE
hier [in NAPOLEON] war die- in hervorragendem Zustand, GROSSE RESTAURIERUNG.
selbe Idee dagegen mit einem soweit ich mich erinnere – und Als ich mich - 12 Wochen lang
solchen Enthusiasmus und sol- ich übertreibe möglicherweise: in nächtlicher Arbeit - damit
cher Begeisterung umgesetzt Jede einzelne Filmrolle enthielt befasste, war dies die Kopie, mit
worden. Also schrieb ich einen etwas neues, das nicht inder der ich gearbeitet habe – und
Fanbrief an Gance und er ant- 9,5mm-Schmalfilmfassung war. noch einmal: Ich habe dafür
wortete – das war der allererste bezahlt, so dass niemand außer
Kontakt mit ihm. Danach blieb mir selbst Geld verloren hat.
ichmit ihm in Kontakt, ging nach
Paris, traf mich mit ihm und
Eine Avantgarde-
begann anschließend mit der Retrospektive! „NAPOLEON“
Restaurierung, die ganze 25 KB: Außerdem - und das ist KB: Wir führten den Film
Jahre in Anspruch nahm – wobei äußerst wichtig - veranstaltete gelegentlich im National Film
ich natürlich nicht durchgehend das BFI 1965 eine Avantgarde- Theatre vor, um die Fortschritte
damit beschäftigt war; doch Retrospektive und „Napoleon“ zu zeigen; die Reaktionen der
um das Material zu finden, wurde zum ersten Mal seit Zuschauer: es war immer prop-
musste ich einen gewissen seiner Erstaufführung gezeigt; penvoll und die Leute schrieben
Kontakt zur Archivwelt halten, die Cinémathèque Française anschließend, wie unglaublich es
und der kam erst zustande, schickte ihre „nicht sehr gute war – und ich leitete diese Briefe
nachdem ich begonnen hatte. Kopie“ – „nicht sehr gut“ - sie an Gance weiter. Er wurde selbst
Ich musste dies alles mit war eine einzige Katastrophe! so angesteckt, dass er eine wei-
meinem eigenen Geld finan- tere Fassung drehte, was keine
zieren, und ein freundlicher ML: War dies in erster Linie die gute Idee war, weil es sich -
Zeitgenosse beim BFI über- Schuld von [Henri] Langlois? anders als der ursprüngliche Film
ließ mir einen Vorführraum im - eher um eine Dokumentation
BFI; der Leiter des Archivs KB: Ja! - Glücklicherweise handelte. Doch weil er daran
konnte mich aber nicht lei- konnte ich es erkennen – wenn arbeitete, hatte ich immerhin
den, weil ich ein Filmsammler ich die 9,5 mm-Kopie nicht die Möglichkeit, auch auf seine
war - also war es wie bei den gesehen hätte, wäre ich aus Negative zuzugreifen – es gelang
alten Wetterhäuschen – er kam dem Kino gegangen und hätte ihm, sie aus der Cinémathèque
aus einer Tür heraus und ich nie wieder etwas mit dem Film heraus zu bekommen: aber
ging durch die andere hinein. zu tun gehabt. Ich verließ das das könnte endlos so weiter-
Kino tatsächlich – ich hatte näm- gehen – ich muss an dieser
ML: Wie in einem lich meine damalige Freundin Stelle einen Punkt setzen.
Feydeau-Schwank? mitgenommen, um sie zu
beeindrucken; doch es war so
KB: Ja, und ich musste grauenhaft, dass wir hinausge-
die ganze Nacht in diesem hen mussten. Der Film enthielt
Vorführraum an dem Film arbei- Testaufnahmen - zum Beispiel
ten; in zwölf Wochen nächtlicher eine Nahaufnahme von Albert
Arbeit habe ich ihn zusammen- Dieudonné – er tat dies (nimmt
gesetzt. Der Leiter der Central eine lächerlich theatralische Pose
Booking Agency - David Meeker ein) länger als fünf Minuten!
– sprach mit Jacques Ledoux,
dem Leiter der FIAF (Fédération ML: Wie eine frühe
Internationale des Archives Portillo-Darstellung?!
du Film), und er übernahm es
selbst, mit allen Archiven Kontakt KB: Ja, die Zuschauer lach-
aufzunehmen und ihnen mitzu- ten sich krumm! Folgendes
teilen, dass sie, wenn sie etwas war passiert: Dies sollte mit
über „Napoleon“ hätten, dieses sechzehn anderen Aufnahmen
Material an Kevin Brownlow beim überblendet werden, was im Polyvision-Kameraaufstellung; beachten Sie die
BFI senden sollten. Und um Film hervorragend funktionierte; Anordnung der Kameras übereinander.
Gottes willen, die Dosen trafen aber Gance wollte sehen, wie es
so ein – viele rostig, die Filme wie ohne alles aussah, und machte
eine Testaufnahme. Langlois
oder jemand anderes fügte
Die technischen
diese dann in den Film ein, das Aspekte?
war unverzeihlich; daher tut es ML: Ich bin - wie sicherlich
mir nicht leid, dass ich die von auch die meisten unserer
ihnen geschickte Filmkopie – Leser - neugierig auf die tech-
eingefärbt, zwar unvollständig, nischen Aspekte, die immer
aber dennoch eine gute Kopie noch in vielerlei Hinsicht
– ausgeliehen und kopiert habe; richtungsweisend sind.
sie war gerade deshalb so gut,
weil sie schließlich bei einem der KB: Es gibt einen wunderbaren
Brände in der Cinémathèque Mann namens George Dunning,
zerstört wurde; diese Kopie der als Trickfilmzeichner für
16 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Die Rechte
KB: Ich besaß keine Rechte, wie
mir Patrick ein Stockwerk höher
regelmäßig ins Gedächtnis ruft.
Hätte ich die Rechte erworben,
wäre keines der Probleme, die
wir heute haben, aufgetreten,
aber ich hätte niemals damit
gerechnet, dass dabei irgendet-
was passieren würde – ich war
immer noch der Junge mit dem
9,5 mm-Schmalfilmprojektor.
„Yellow Submarine“ verantwort- werfen!“ Also gab er mir ein Es war also fantastisch; ich
lich war; er hatte zusammen 35mm-Negativ der Triptychons war nicht dort, aber ich hörte,
mit Richard Arnell die Idee, ein aus „Napoleon“ – das war schon es sei ein unglaublicher Erfolg
Breitwandfestival im Odeon- mal ein ziemlich guter Anfang. gewesen– mit stehendem
Kino am Leicester Square zu Beifall.Dann riefen 1979 die
veranstalten. Ich hatte nichts ML: Sie waren in der Tat der Organisatoren des Telluride
damit zu tun, aber er war klug einzige Ansprechpartner für Film Festivals an und fragten
genug, Kontakt zu Langlois auf- dieses sich verselbständigende – „Glauben Sie, Gance würde
zunehmen und das Triptychon Projekt; wurde man sich langsam nach Telluride kommen?“, und
auszuleihen. Ich weiß nicht, darüber im Klaren, was für eine ich antwortete - „Nein, ich denke
wann genau ich davon erfahren gewaltige Aufgabe das war? nicht, , er war sehr krankund
habe, aber ich erinnere mich, in ist 89 Jahre alt, da besteht
das Odeon am Leicester Square KB: Nein! überhaupt keine Chance“.
gegangen zu sein und gesehen Nun, die Anreise nach Telluride
zu haben, wie die Filmvorführer ML: ...und dass Sie Gottes war schrecklich – man braucht
mit Vorschlaghammern auf die Vertreter auf Erden waren, über 24 Stunden - und als
Projektoren eindroschen, um die oder zumindest Gances? ich endlich dort ankam, von
drei ihnen zur Verfügung stehen- diesen Erfahrungen völlig aus
den Projektoren enger zusam- der Bahn geworfen, sah ich
men zu bringen; leider blieb ein
„Lange, dünne und Gance! Er erwartete „Napoleon“
schwarzer Rand zwischen den eingerissene Film- in voller Länge zu sehen, und
drei Filmbildern, aber immer- abschnitte!“ es fand eine Veranstaltung zu
hin führten sie das Triptychon seinen Ehren in der Oper statt;
vor – sie ließen Original- KB: Das wurde tatsächlich ich wurde gebeten, meine
Nitrofilmkopien laufen. Ich glaube gelegentlich im NFT gezeigt - Dokumentation über Gance
nicht, dass ihnen das bewusst Punkt! Ich erinnere mich, sehr vorzuführen – schön, er hat
war!Natürlich leuchteten meine hart gegenüber Langlois gewe- sie gesehen – es ist keine
Augen auf – ich nahm den Film sen zu sein, indem ich seine Überraschung – und sie gefiel
von der Leinwand auf und ich Kopie stahl und sie ins Labor ihm, er hieß sie gut, aber nicht
erinnere mich daran, dass das brachte - aber sie war in einem zu diesem Zeitpunkt! Ich sollte
Publikum aus Werbefilmmachern entsetzlichen Zustand. Teile ihm seine Telluride-Medaille über-
bestand. Es war mitten am des Films hingen wie Konfetti reichen – er kam auf die Bühne
Tag, als der Film vorgeführt herab – ich erinnere mich, auf und sagte auf Französisch zum
wurde; ich erinnere mich an die Bühne im NFT gegangen zu Publikum (was sofort wunderbar
Leute, die es schwierig fanden, sein und den Zuschauern diese übersetzt wurde) – „Beurteilen
einen 30-Sekunden-Werbespot langen, dünnen und eingeris- Sie meine Arbeit nicht anhand
zu drehen, und über das senen Filmabschnitte gezeigt des Mülls, den Sie soeben
Triptychon von Gance lächelten! zu haben, die aber dennoch gesehen haben – Fragmente
Ich ging zu George Dunning – ein sehr gutes Bild erzeugten. eines Gedichtes, die stüm-
er war Kanadier - natürlich in 1979 – oder etwas früher - ver- perhaft zusammengestückelt
der Hoffnung, dieses Material bot Präsident Nixon einen Film wurden...“ – Danach musste ich
in die Hände zu bekommen von Costa-Gavras mit dem Titel ihm die Medaille umhängen – ich
– und er sagte: „Ich habe „Der unsichtbare Aufstand“ hätte ihn am liebsten erwürgt!
schlechte Nachrichten für (OT: „État de siège“), der zur
Dich, Kevin – ich habe den Eröffnung des American Film
Film zurück geschickt“ – lange Institute Theatre in Washington
Eine eiskalte
Pause – „aber ich habe ihn gezeigt werden sollte. Also sagte Nacht! – Aber
vorher kopiert, und ich denke, mir David Shephard, Archivar Coppola hat Ihn
Du solltest einen Blick darauf beim AFI und ein Freund von
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 17
gesehen sagte: „Ach komm schon – er von den anderen Jungen freige-
KB: Er dachte, dies sei bereits ist fast fünf Stunden lang, Du lassen wird, kommt zurück zu
die Restaurierung gewesen. Er würdest niemals ein Publikum ihm auf die Kanone; die dazu
war sich nicht darüber im Klaren, dazu bringen, so lange sitzen gespielte Musik von Carl war
dass er eine eiskalte Nacht zu bleiben“. Aber lass uns einfach fantastisch und für das
von 22 bis 3 Uhr am nächsten mal schauen - und sie schau- Publikum war es unglaublich.
Morgen würde durchstehen ten - und zwar auf einem
müssen, um den Film im Freien Steenbeck-Schneidetisch. Ich ML: Die emotionale Wirkung
zu sehen, weil dafür eine riesige glaube nicht, dass einer von war die stärkste, an die ich mich
Leinwand benötigt wurde – und ihnen 100-prozentig sicher war, erinnern kann - Carl live mit
er hatte sich sowieso in sein aber sie zogen es durch und den Londoner Philharmonikern
dahinter liegendes Hotelzimmer Carl hatte drei Monate Zeit, um und das „Kriegskind“; er schläft
zurückgezogen – doch dann die Filmmusik zu schreiben. auf der Kanone, das war so
begriff er und entschuldigte sich. gewaltig – instinktiv, wirklich.
Und das war der Zeitpunkt,
zu dem Coppola den Film
Etwas wirklich au- KB: Ja, absolut! Dann wurde
sah und dachte: „Mein Vater ßergewöhnliches mir klar, dass wir einen Treffer
erzählt mir immer wieder, dass KB: Ich war wie gelähmt, ich gelandet hatten. Jeremy Isaacs,
Stummfilme mit Orchestermusik dachte, dies wäre das Ende der die Hollywood-Reihe ins
begleitet wurden, also lasst meiner Liebe zu „Napoleon“, Leben gerufen hatte (er sollte
uns das Ganze mit einem aber als ich an diesem Channel 4 leiten), kam aus dem
Symphonieorchester unterlegen“. Sonntagmorgen aus der Kino und ich hörte ihn sagen,
Ich dachte nicht, dass sich dar- U-Bahn-Station trat, schlie- wenn dies nicht auf Channel 4
aus etwas ergeben würde, doch fen draußen Menschen auf laufen würde, würde es keinen
das war tatsächlich der Fall; der Straße, um Eintrittskarten Channel 4 geben. Die Leute
Coppola Senior kam herüber dafür zu ergattern (und das kamen an und sagten ‚Es
hat mein Leben verändert‘.
Vorführ- und Rückspulanlage von Kevin Brownlow; Das als Polyvision bezeichne-
Foto von Mark Lyndon. te Triptychon-System wurde
20 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
KB: Ja...
Stoßtrupp Gold
Zur Entstehung
Krieg kann auch Spaß machen. Leben“) , in der dieses Interview in der kleinen französischen
Das ist die politisch nicht zitiert wird, stellt sich die Stadt einmarschiert, verdrückt
korrekte Botschaft, die das Handlung, die nach der Invasion sich der Stoßtrupp Gold samt
actionreiche Kriegsabenteuer der Alliierten in Frankreich ihren Beute durch die Hintertür.
„Kelly´s Heroes“, dem der der Lauf nimmt, folgendermaßen dar: Überdeutlich verrät die
deutsche Verleih den schlag- Von einem gefangenen deut- Inszenierung von Brian Hutton:
kräftigen Titel „Stoßtrupp Gold“ schen Offizier erfährt der Gefreite Geld beziehungsweise Gold
verpasste, dem Kinopublikum Kelly (Eastwood), eigentlich ein regiert die Welt, auch im Krieg.
vermittelt. Aber allzu ernst sollte Ex-Leutnant, der seinerzeit für Zwar soll MGM den Film von
man was Autor Troy Kenndey die Fehler eines anderen als Hutton, der in „Where Eagles
und Regisseur Brian Hutton Sündenbock herhalten mußte Dare“(„Agenten sterben einsam“)
da verzapft haben, auch nicht und deshalb degradiert wurde, zwei Jahre zuvor, ebenfalls mit
nehmen, die Inszenierung von einem geheimen , in einer Clint Eastwood in der Hauptrolle,
signalisiert mit komischen, ja französischen Bank versteckten ein Kriegsabenteuer mit weit
sogar klamaukhaften Elementen Goldschatz. Unglücklicherweise größer Ernsthaftigkeit in Szene
immer wieder, dass sie mit der liegt die Bank jedoch hinter den gesetzt hatte, teilweise erheb-
Realität des Zweiten Weltkrieges feindlichen Linien. Während lich beschnitten haben, wohl
nicht viel zu tun hat. Als Clint eines dreitägigen Fronturlaubs auch weil er sonst einfach zu
Eastwood die Titelrolle des überredet er seinen Vorgesetzten lang geworden wäre. Aber der
Gefreiten Kelly übernahm, hatte Big Joe (Telly Savalas) den etwas comicartige Charakter
er wohl anderes im Sinn, wie Versorgungssergeanten und des Films, der einem Quentin
er 1974 in einem „Playboy“- Schwarzmarktkönig Speckbacke Tarantino gefallen dürfte, war
Interview verrät: „Die Film hätte (Don Rickles) und den recht wohl vorneherein beabsichtigt.
einer besten Kriegsfilme aller unkonventionellen Panzerführer Donald Sutherland, langhaarig,
Zeiten werden können. Er hatte Spinner (Donald Sutherland) sich bärtig und immer gut drauf,
ein überragendes Drehbuch, das Gold im Rahmen eines klei- wirkt in seiner Rolle wie ein
eine gute Besetzung und eine nen Privatkriegs unter den Nagel Hippie der Woodstock-Ära, der
subtile Antikriegsbotschaft. Aber reißen. Nach einigen Schlachten sich in der Zeit vertan hat. Auch
irgendwie ging das alles verloren. gelingt der Coup tatsächlich, die anderen Akteure, darunter
Irgendwo in Jugoslawien ver- obwohl sie mitterweile fast alle vor allem „Kojak“ Telly Savalas,
sandete der Film und wurde zu amerikanischen Kompanien geben dem Affen Zucker. Im
einer Story über ein paar ame- in der näheren Umgebung in Gegensatz dazu verzieht Clint
rikanische Wichser im Zweiten die Sache verwickelt haben. Eastwood kaum eine Miene wie
Weltkrieg, aus der sie dann sogar Unterdessen feuert der zuständi- in den Italo-Western von Sergio
noch ein paar Schlüsselszenen ge General seine Männer kräftig Leone, die ihn mittlerweile zu
herausschnitten.“ In der an, allerdings ohne den wahren einem Weltstar gemacht haben.
Monographie von Gerald Cole Grund für deren Enthusiasmus Unübersehbar gibt es motivi-
und Peter Williams („Clint zu ahnen. Während er zum sche Verbindungen zwischen
Eastwood: Seine Filme – sein Schluß als strahlender Sieger „Stoßtrupp Gold“ und „Zwei
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 25
glorreiche Halunken“(1966) ,
auch wenn laut imdb.com der
Tatsachenbericht über einen
Nazi-Goldschatz die Inspiration
für die Geschichte geliefert
haben soll. Augenzwinkernd
ertönt in einer Szene, als Kelly,
Big Joe und Spinner das
Gewehr im Anschlag über einen
Marktplatz gehen, Musik im
Stil von Ennio Morricone. Zwar
waren die Kritiker, auch als der
Film im November 1970 in die
deutschen Kinos kam, gelinde
gesagt, wenig begeistert, ein
solider Kassenerfolg wurde
„Stoßtrupp Gold“ gleichwohl
und ein raues, aber herzloses
Filmvergnügen für harte Männer
und solche, die es sein wol-
len, ist der Film immer noch.
Filminfo:
OT: Kelly’s Heroes
USA 1970 / Aufgenommen in
35mm Panavision Anamorphic®
(1:2.35) / Präsentiert in 70mm
(1:2.21) / 6-Kanal Stereo
Magnetton / Dt. Fassung / 144
Min. / Erstaufführungskopie /
Roadshow-Präsentation mit
Pause / Welturaufführung:
23.06.1970 / Dt.
Erstaufführung: 27.11.1970
Stab:
Produktion: Gabriel Katza,
Sidney Beckerman
Regie: Brian G. Hutton
Buch: Troy Kennedy Martin
Kamera: Gabriel Figueroa
Musik: Lalo Schifrin
Schnitt: John Jympson
Besetzung:
Clint Eastwood (Kelly), Telly
Savalas (Big Joe), Donald
Sutherland (Oddball), Don
Rickles (Speckbacke), Carroll
O‘Connor (General Colt),
Gavin MacLeod (Moriarty),
Hal Buckley (Maitland),
Stuart Margolin (Little Joe)
26 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
55 Tage in Peking
Zur Entstehung
Unter Spaniens zumeist blauem einmal die Hälfte seiner Kosten daran sieht. dass fast alle auftre-
Himmel vollzog sich Aufstieg einspielte, leitete den Untergang tenden Figuren frei erfunden sind:
und Fall von Samuel Bronston seines eigenen Imperiums ein, Im Jahr 1900 erheben
(1908 – 1994), der seine zweite das zuvor auch noch zwei Filme sich mehrere chinesische
Heimat zu einer europäischen unter der Regie von Nicholas Bevökerungsgruppen, die,
Filiale von Hollywood machte. Ray hervorgebracht hat, „Kings weil sich auch Mitglieder
Zwischen 1959 und 1964 ließ er of Kings“(1961) und „55 Days der Kampfschulen darunter
in seiner zweiten Heimat sechs in Peking“(1963). Nach dem befinden, als „Boxer“ tituliert
monumentale Filme drehen. Flop des Zirkusfilmes produ- werden, gegen die vermeintli-
Hier fand er nicht nur die ideale zierte Bronston zwar noch mit che Fremdherrschaft in ihrem
Kulisse für Historienfilme wie „El erheblich kleineren Budgets Land. Sie töten Ausländer und
Cid“(1961) und „The Fall of the vier etwas obskure Filme, Christen. Im Diplomatenviertel
Roman Empire“(1964) , jeweils überwiegend war er aber mit in Peking regiert die Angst,
unter der Regie von Antony diversen Konkursverfahren und nachdem der deutsche
Mann, sondern auch günsti- der Tilgung seiner Schulden Botschafter auf offener Straße
ge Produktionsbedingungen beschäftigt. Er hat einen hohen ermordet wurde. Die wankel-
und in Franco-Spanien einen Preis dafür bezahlt, dass er die mütige Kaiserwitwe Tzu-Hsi
willigen Produktionspartner Hollywooddevise „Bigger than (Flora Robson) gibt unter dem
Andere folgten dem Beispiel Life“ beim Wort genommen und Einfluß des intriganten Prinz
von Bronston, der angeblich der in die Tat umgesetzt hat, Der Tuan (Robert Helpmann) dem
Neffe von Leo Trotzki (bürger- Nachwelt hat er aber zumindest Druck der Straße nach, die
lich: Bronstein) war und dessen vier Breitwandepen hinterlas- kaiserliche Armee schließt
Filmographie bis dahin nur zwei, sen, die zu den Evergreens der sich den Aufständischen an.
fast vergessene Filme aus- 70mm-Ära gehören, die beiden Gemeinsam belagern sie die
weist: „City Without Men“(1943) Filme von Anthony Mann und die rund 1000 Europäer, die sich
und das Bio-Pic „Jack von Nicholas Ray. Da mag die im Diplomatenviertel verschanzt
London“(1943). Auch „John Paul zeitgenössische Kritik noch soviel haben. Der US-Major Matt
Jones“(Beherrscher der Meere, daran herumgenörgelt haben, Lewis (Charlton Heston) und
1959), seine erste Produktion da mögen Cineasten heute der englische Gesandte Sir
in Spanien unter der Regie noch die Nase rümpfen und Arthur Robertson (David Niven),
von John Farrow, ist weitge- Historiker feststellen, dass sich der mit seiner Appeasement-
hend in Vergessenheit geraten. in Wirklichkeit alles ganz anders Politik gescheitert ist, organi-
Seiner letzten Großproduktion zugetragen hat. Wer etwas über sieren den Widerstand gegen
„Circus World“(1964) erging es den Untergang Roms erfahren die erdrückende Übermacht,
nicht viel besser, trotz illustren will oder über den Boxeraufstand die sie lange aufhalten kön-
Star-Ensembles (u.a. John in China um 1900, der sollte nen. Menschen und Schicksale
Wayne, Claudia Cardinale, Rita Geschichtsbücher lesen. Die aus aller Herren Länder lassen
Hayworth) . „Der Untergang Geschichte von „55 Tage in einem beim Warten die Zeit nicht
des Römischen Reiches“, der Peking“ hat nur sehr ungefähre lang werden bis zum Ende der
bei einem geschätzten Budget Ähnlichkeit mit der historischen Belagerung. Eine schon etwas
von 19 Millionen Dollars nicht Wirklichkeit,was man allein schon matronenhafte Ava Gardner
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 27
Bela eines Tages die Festung gefördert wurde, standen seine / 6-Kanal-Stereo-Magnetton
verläßt, fällt sie in die Hände größten Erfolge noch bevor, / Russ. OV mit dt. UT / 112
des rachsüchtigen Kasbitsch, sein zweiteiliger Kriegsfilm „Im Min. / Erstaufführungskopie /
der sie schließlich schwerver- Morgen ist es noch still“(1973) Welturaufführung: 1966 / Dt.
letzt zurückläßt, um seinen wurde ebenso für den Oscar Erstaufführung: 10.11.1967
Verfolgern zu entkommen. nominiert wie „Weißer Bim (DDR) / 06.02.1968 (BRD)
Petschorin kümmert sich rüh- Schwarzohr“(1979), die Odyssee
rend um die Geliebte, kann aber eines Hundes, die weit über die Stab:
ihren Tod nicht verhindern … Grenzen der Sowjetunion hin- Regie: Stanislaw Rostozki
Wie russische Quellen berich- aus die Herzen der Kinogeher Buch: Stanislaw Rostozki
ten, war Regisseur Stanislaw und Fernsehzuschauer rühr- Buchvorlage: Michail
Rostotsky (1922-2001) darum te. Lermontows Roman Lermontow (Roman „Ein
bemüht, die Szenerie mög- scheint ihn nicht losgelassen Held unserer Zeit“)
lichst realistisch und authen- zu haben. Unter dem Titel Kamera: Wjatscheslaw
tisch erscheinen zu lassen, „Maksim Maksimych“(1971) Schumski, J. Postnikow
gedreht vor Ort im Kaukasus. verfilmte er ein weiteres Musik: Kirill Moltschanow
Der Fürstensitz und die Kapitel des Romans. ,
Kosakenfestung wurden auf- Besetzung:
wändig nachgebaut. Für die Filminfo: Wladimir Iwaschow (Petschorin),
Massenszenen engagierte OT: Bela - Geroj S. Berowa (Bela), Alexej
er Schauspieler der lokale Naschego Wremeni Tschernow (Maxim), S. Mamilow
Theaterbühne, aber auch Laien UdSSR 1966 / Westdeutscher (Kasbyl), Alexander Orlow (jun-
aus den umliegenden Dörfern. Titel: Bella / Aufgenommen in ger Offizier), R. Boraschwili
Tänze und Feste wurden 70mm SovScope 70® (1:2.21)
möglichst historisch- ethno- / Präsentiert in 70mm (1:2.21)
grafisch korrekt nachgestellt.
Große Sorgfalt wurde auf die
Kostüme und Requisiten ver-
wandt. Rototsky, der im Zweiten
Weltkrieg einen Fuß verloren
hatte, ließ es sich nicht neh-
men, mit dem Hauptdarsteller
Wladimir Iwaschow (Petschorin)
und anderen Akteuren in den
Drehpausen auszureiten, um
ein besonderes Gespür für die
Reiter- und Kampfszenen zu
entwickeln. Iwaschow, der in
dem Filmklassiker „Die Ballade
vom Soldaten“ (1959) ein aufse-
henerregendes Debüt gegeben
hatte, gehörte damals und in der
Folgezeit zu den poulärsten rus-
sischen Schauspielern. Ein Solo
des weltberühmten Cellisten
Mstislaw Rostropowitsch ist
das musikalische Leitmotiv des
Films, der natürlich, wie ihm vor
allem von der internationalen
Filmkritik vorgeworfen wurde,
nicht die Bedeutungstiefe von
Lermontows Roman ausloten
kann. Petschorin ist nicht nur
wie sein Autor vom Weltschmerz
befallen - Lermontow selbst
fällt 1841 bei einem Duell - ,
er ist der Prototyp des „über-
flüssigen Menschen“, einer
Generation von begabten jungen
Persönlichkeiten aus besseren
Kreisen, die angesichts der
erstarrten gesellschaftlichen
und politischen Verhältnisse im
Zarenreich der Langeweile und
dem Lebensüberdruß verfal-
len. In der Sowjetunion wurde
der Film dennoch ein großer
Publikumserfolg. Rostotsky,
der von Sergej Eisenstein
30 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Hamlet
Zur Entstehung
Shakespeare und der Film – das Kronberg vor laufender Kamera bei dem Lauscher um Claudius.
ist eine lange nicht immer glück- den Hamlet gespielt. Zehn Doch es ist der Vater seiner
liche Liebesgeschichte, die fast Jahre später gab der größte Geliebten Ophelia. Die, ohnehin
so alt ist wie das Kino selbst. Der weibliche Star des europä- verwirrt durch Hamlets rätsel-
erste verbürgte Shakespeare- ischen Kinos, Asta Nielsen, den haftes Verhalten, begeht dar-
Film ist eine abgefilmte Hamlet in einem Konglomerat aufhin Selbstmord. Laertes, ihr
Theaterszene mit dem englischen aus freier Phantasie, Legende Bruder, schwört blutige Rache.
Schauspieler Sir Beerbohm und Shakespeare. Die beson- Es kommt zum Duell zwischen
Tree aus dem Jahr 1899. Weit dere Affinität der Dänen zu Laertes und Hamlet, bei dem
populärer wurde die „Duellszene „Hamlet“ ist leicht zu erklären. Laertes mit vergifteten Degen
von Hamlet“(1900), in der Sarah Shakespeare wurde für seine kämpft. Da sie in der Hitze des
Bernhardt, die damals bekannte- Tragödie durch einer Sage der Gefechts die Waffen wechseln,
ste Schauspielerin der Welt, den altnordischen Literatur inspi- tragen beide tödliche Wunden
Hamlet spielte. Der französische riert. Ort der Handlung ist das davon. Kurz bevor er stirbt, erteilt
Filmpionier George Melies drehte Schloß Helsingöm, der Titelheld Hamlet Claudius einen tödli-
1907 „Die Ermordung des Julius ist ein dänischer Prinz, der nach chen Stich. Da Gertrude auch
Caesar“ und „Hamlet“ mit sich der Rückkehr vom Studium in noch von dem vergifteten Wein
selbst in der Titelrolle. Allein Wittenberg, damit konfrontiert trinkt, den Claudius eigentlich
fürs Jahr 1908 wurden neun- wird, dass sein Vater tot ist. Hamlet zugedacht hat, ist die
zehn Shakespeare-Filme regi- Der Geist seines Vaters, der Tragödie vollendet. Es ist aber
striert, darunter eine Version der ihm nachts erscheint, verrät nicht die etwas verwickelte,
Komödie „Der Widerspenstigen ihm, dass er von seinem Bruder blutrünstige Handlung, die den
Zähmung“ von David Wark Claudius mit dem Wissen von einzigarten Rang von „Hamlet“
Griffith. Am häufigsten wurde Gertrude, Hamlets Mutter, ermor- ausmacht. Es ist Shakespeares
allerdings ausgerechnet det wurde. Claudius heiratet kaum auslotbare Gedankentiefe
Shakespeares komplexestes Gertrude und besteigt den däni- und die Bildkräftigkeit seiner
Werk, das unausdeutbare Drama schen Thron. Beide ahnen, dass Sprache, wie sie vor allem in den
„Hamlet“ verfilmt. Wobei sich Hamlet den wahren Sachverhalt Monologen des Titelhelden zum
allerdings die Frage stellt, wieviel kennt und auf Rache sinnt. Doch Ausdruck kommt. So versteht
Shakespeare in Filmen stecken Hamlet, stets grübelnd und mit es sich fast von selbst, dass
kann, die stumm waren, und bis sich uneins, zögert die Rache der Film seiner Dichtung erst
1910, dem Ende der Einspulen_ auszuführen. Traumwandlerisch richtig entgegenkommen kann,
Periode, nicht länger als zehn entgeht er den Versuchen ihn als er selbst zur Sprache gefun-
bis fünfzehn Minuten dauerten. beseitigen zu lassen, doch den hat. Der Tonfilm macht es
1911 wurde in England erst- durch seine erste richtige Tat auch möglich, dass der größte
mals eine Bühneninszenierung macht er sich selbst schuldig. und bekannteste Shakespeare-
eines Shakespeare-Stücks Er ersticht die Gestalt, die hinter Darsteller seiner Zeit, Laurence
im Filmstudio rekonstruiert. dem Vorhang gelauscht hat, als Olivier, drei Shakespeare-Dramen
Schon im Jahr zuvor hatte er seine Mutter des Mordes an auf die Leinwand brachte, dar-
das Königliche Theater von seinem Vater beschuldigt, in der unter 1948 den „Hamlet“, ein
Kopenhagen auf Schloß Annahme, es handele es sich Schwarzweißfilm, der ganz auf
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 31
ihn zugeschnitten ist, in dem Ruhm noch bevorstand, die in 70mm (1:2.21) / 6-Kanal-
die karge und kalte Atmosphäre Ophelia. Auch Frankreichs Dolby (A)-Stereo-Magnetton
des Schlosses durch das Spiel Schauspielheros Gerard / Engl. OV / 242 Min. /
mit Licht, Schatten und Nebel Depardieu, der ihm in der fran- Erstaufführungskopie /
überzeugend eingefangen. zösischen Fassug von „Henry Roadshow-Präsentation mit
Dennoch wirkt Oliviers Spiel V.“ seine Stimme geliehen hatte, Pause / Welturaufführung:
extrem theatralisch, was aber gab Branagh eine kleine Rolle. 25.12.1996 / Dt.
wiederum adäquat erscheint, Die geballte Star-Power hat gele- Erstaufführung: 05.06.1997
wenn man bedenkt, dass Hamlet gentlich etwas Selbstgefälliges
selbst Theater spielt, in dem er wie auch Branaghs Darstellung Stab:
seinen vermeintlichen Wahnsinn des Prinzen, der eine Spur zu Produktion: David Barron
vorführt. Als Kenneth Branagh vital am Rande des Wahnsinns, Regie: Kenneth Branagh
mit seiner fulminanten Version zwischen „Sein oder Nichtsein“, Buch: Kenneth Branagh
von „Henry V.“ 1989 in die entlangbalanciert. Die Kritik Buchvorlage: William
Kinos kam, war auch außerhalb war dann auch nicht durchweg Shakespeare (gleichna-
Großbritanniens nicht zu überse- begeistert, wobei vor allem die miges Bühnenstück)
hen, dass Olivier in dem rothaa- deutsche Presse mit Branagh Kamera: Alex Thomson
rigen Nordiren nicht nur auf der hart ins Gericht ging. Der Musik: Patrick Doyle
Bühne, sondern auch im Film Kritiker von „Zoom“ warf ihm Schnitt: Neil Farrell
einem adäquaten Nachfolger eben wegen seiner Werktreue
gefunden hatte. Es folgte „einen Mangel an innovativer Besetzung:
eine sehr beschwingt-heitere Gestaltungskraft“ vor. Für Kenneth Branagh (Hamlet),
Verfilmung der Shakespeare- Shakespeare-Puristen ist dieser Derek Jacobi (Claudius), Julie
Komödie „Viel Lärm um „Hamlet“ aber ein Fest. Das brei- Christie (Gertrud), Richard
nichts“(1993) und schließlich te Kinopublikum konnte Branagh Briers (Polonius), Kate Winslet
1996 „Hamlet“. Branagh ging mit seinem ambitionierten Film (Ophelia), Michael Maloney
dabei, nachdem er für seinen trotz Staraufgebot nicht errei- (Laertes), Nicholas Farrell
„Frankenstein“-Film erstmals chen. An den Kinokassen fiel (Horatio), Charlton Heston
richtig Prügel von der Kritik sein „Hamlet“ durch. Was weder (Erster Schauspieler), Rufus
bezogen hatte, buchstäblich Branagh selbst, der danach Sewell (Fortinbras), Richard
aufs Ganze. Bislang war das noch „Verlorene Liebesmüh´“ Attenborough (Englischer
Drama nur in erheblich gekürzter und „Wie es euch gefällt“(fürs Gesandter), Billy Crystal (1.
Form auf die Leinwand gebracht Fernsehen) filmisch adaptierte, Totengräber), Judi Dench
worden, Branagh aber nahm noch andere Filmemacher daran (Hecuba), Gérard Depardieu
den ganzen Shakespeare-Text, hinderte, immer wieder mal bei (Reynaldo), Reece Dinsdale
so weit er sich aus den vorhan- Shakespeare nachzuschlagen. (Güldenstern), John Gielgud
denen Quellen erschließen ließ. (Priamus), Rosemary Harris
Entsprechend lang, nämlich über (Königin im Schauspiel),
vier Stunden, dauerte dann auch Filminfo: Jack Lemmon (Marcellus),
der Film. Aber die Länge und GB/USA 1996 / Aufgenommen John Mills (Old Norway),
Texttreue ist nicht das einzige in 65mm Panavision System Timothy Spall (Rosenkranz),
Alleinstellungsmerkmal dieses 65® (1:2.21) / Präsentiert Robin Williams (Osrick)
Films, es ist auch der letztende
abendfüllende Kinofilm, der im
65mm-Format gedreht wurde.
Das konnten Branagh und sein
Kameramann Alex Thompson
natürlich nicht wissen, als sie
daran gingen, den opulenten
Look für „Hamlet“ zu kreieren.
Im Blenheim-Palace des Duke
of Marlborough, dem Geburtsort
von Winston Churchill, wurde ein
Großteil des Films gedreht. Die
Handlung verlegte Branagh ins
19.Jahrhundert. Um sich herum
hatte Branagh ein hochkarätiges
Ensembe geschart, darunter die
Shakespeare-Veteranen John
Gielgud und John Mills, damals
aktuelle englische Bühnenstars
wie Judy Dench und Derek
Jacobi . In den kleinsten Rollen
tummeln sich Hollywoodstars
wie Robin Williams, Billy Crystal
, Charlton Heston und Jack
Lemmon. Julie Christie gab
die Gertrude, die blutjunge
Kate Winslet, der der“Titanic“-
32 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Wildwest-Regisseur George „Der Spiegel“ die „Die größte Donald Pleasence als Satan,
Stevens („Shane“) drehte in Geschichte aller Zeiten“ , als der Sidney Poitier als Simon und
amerikanischer Wildwest- Film über das Leben und Wirken Claude Rains als Herodes
Landschaft in Ultra-Panavision von Jesus im August 1965 in – das sorgt im Publikum für
mit drei Dutzend Stars und die deutschen Kinos kommt. Die einen Wiedererkennungseffekt
einem Kostenaufwand von 20 Kritik ist nicht ganz wasserdicht. nach dem anderen, der aber
Millionen Dollor Christi Lebens- Warum, so könnte man zum ganz gewiß nicht im Sinne der
und Leidensgeschichte. Verdruß Beispiel fragen, wird die Jesus- christlichen Botschaft ist. Für
bereitete ihm des Heilands Rolle von einem Schweden Max von Sydow war es der
Wunder-Wirken. Denn gezeigt gespielt, wenn Stevens (1904- erste Filmauftritt außerhalb
wird nur, was medizinisch 1975) tatsächlich die Absicht Schwedens. Er selbst fühlte
erklärbar (Heilung von psy- gehabt hätte, den Messias zu sich bei den Dreharbeiten wie in
chosomatisch Gelähmten), amerikanisieren? Aber ganz einem Gefängnis. Auch außer-
als Vision (Christi Himmelfahrt) ganz daneben sind die bissig- halb des Drehs durfte er keinen
zu deuten oder mit Klamauk- ironischen Anmerkungen eben Alkohol trinken oder seine
Effekten demonstrierbar ist: auch nicht. Tatsächlich scheint Frau empfangen, am Ende war
Einem Boten, der über Christi die Produktionsfirma MGM die er heilfroh, dass jesusmäßige
Wandeln auf dem Wasser berich- Tatsache, dass die zentrale Rolle Leben hinter sich zu haben und
tet, entläßt Pilatus mit Gebrüll mit einem Europäer besetzt nach Schweden zurückkehren
(„Jetzt aber raus“). Von ähnlicher wurde, der bislang nur in den zu dürfen. In den USA dürfte
Ungewißheit über den wahren Filmen eines schwedischen er vor allem durch eine Rolle
Sinn der größten Geschichte Kunstfilmers namens Ingmar bekannt geworden zu sein,
ist auch der stets ratlose Jesus Bergman in Erscheinung getre- die des Ritters in „Das sieben-
selbst (Max von Sydow) geplagt. ten ist, mit einem Aufgebot von te Siegel“(1957), der mit dem
Zweifelsfrei erscheinen nur seine Hollywoodstars kompensieren Tod Schach um sein Leben
physischen Fähigkeiten: Zu zu wollen. Doch selten wirkt spielt. Den Hollywoodoberen
einem nächtlichen Rendezvous die Besetzung stimmig. Der scheint nicht recht bewußt
mit dem Satan erklimmt er, athletische Charlton Heston ist gewesen sein, dass er danach
vorbildlich wie Luis Trenker, als asketischer Wüstenprediger auch noch in den Bergman-
eine hochgelegene Felsenhöhe. nicht gerade glaubwürdig und Filmen „Jungfrauenquelle“(1959)
Dieselben Superman-Qualitäten auch John Wayne als römi- , der wegen einer
eignen auch Charlton Heston, scher Legionär wirkt unter dem Vergewaltigungszene skan-
der als Johannes der Täufer Kreuz, an dem Jesus hängt, dalumwittert war, den blutige
die ausgeschickten Häscher ziemlich deplatziert. Die Crux Rache ausübenden Vater
dutzendweise in den Jordan all dieser Besetzungscoups gespielt hat, und kurz vor sei-
taucht. Die Darbietung sol- ist ohnehin, dass die Präsenz nem Hollywoodabstecher noch
cher Kraftakte läßt ahnen, der allzu bekannten Gesichter in „Licht im Winter“(1962) einen
daß für Regisseur Stevens von Wort und Geist der nach Grübler, der sich umbringt, weil
Christus Amerikaner war. den Evangelien gestalteten er den Glauben an Gott verlo-
Mit Hohn und Spott überzieht der Erzählung ablenkt. „Kojak“ Telly ren hat. Aber abseits solcher
Kritiker des Nachrichtenmagazins Savalas als Pontius Pilatus, Überlegungen wurde Max von
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 33
Die Schauspielerin Anna Karina Zeit aus, in der er einigermaßen schen Avantgarde um Godard,
und der Regisseur Pierre überzeugend auf der Leinwand Truffaut, Chabrol und Rivette
Gaspard-Huit repräsentieren reiten, hauen und stechen konn- ist „Sheherazade“ Lichtjahre
ganz unterschiedliche Aspekte te. Ein Nachfolger zumindest in entfernt. Konsequenterweise
des französischen Kinos. Der dieser Hinsicht war auch schon ist die Handlung des Films
zumindest außerhalb Frankreichs in Sicht. Der wesentlich jüngere dann auch, wie gleich eine
in Vergessenheit geratene Gérard Barray, der in „Fracasse“ Einblendung zu Beginn verrät,
Gaspard-Huit (Jahrgang 1917) noch an der Seite von Jean im frühen neunten Jahrhundert
war ein Spezialist für gedie- Marais in Erscheinung getreten angesiedelt. Der Ritter Renaud
genes Ausstattungskino war, wurde spätestens durch de Villecroix kommt an der
ohne große künstlerische seine Rolle als D´Artagnan in Spitze einer Delegation aus
Ambitionen. In „Christine“(1958), der zweiteiligen französischen dem fernen Frankenreich in
einer braven Neuauflage Verfilmung des klassischen den Orient, um im Auftrag von
von Ophüls´Meisterwerk Mantel-und-Degen-Geschichte Kaiser Karl dem Großen mit
„Liebelei“, setzte er die blut- „Die drei Musketiere“(1961) dem Kalifen Harun Al-Raschid
junge Romy Schneider in zumindest in seinem Heimatland in Bagdad über den freien
Szene, gerade in der Rolle, ein Star und ein Jugendidol. Zugang zu den heiligen Stätten
die ein Vierteljahrhundert Barray, dessen markante der Christenheit zu verhandeln.
davor ihre Mutter Magda Züge an Pierre Brice erinnern, Doch bevor die Ritterschar in
Schneider gespielt hatte. Das war natürlich auch die erste Bagdad ankommt, finden sie
Bemerkenswerteste an dem Wahl für die Besetzung des an einer Wasserstelle eine ster-
Film, der nicht an das Original edlen Ritters in einem weiteren bende Schöne, die beklagt,
heranreicht, war die folgenreiche Ausstattungsspektakel von Pierre dass ihre Herrin Sheherazade
Begegnung zwischen Romy, die Gaspard-Huit mit dem ebenso von Beduinen geraubt wurde.
von ihrem Sissi-Image loskom- vielversprechenden wie irrefüh- Renaud gibt sein ritterliches
men wollte, und Alain Delon. renden Titel „Sheherazade“(1963) Ehrenwort, dass er sie befreien
Eine Verbindung auf der, wie . Wie es aber dazu kam, das wird. Tatsächlich gelingt es den
man heute weiß, kein Segen lag. die Titelrolle ausgerechnet mit Franken die Räuber zu stellen
Der wohl bekannteste Film von Anna Karina besetzt wurde, ist und Sheherazade aus ihren
Gaspard-Huit, der fast immer nicht zu klären. Die gebürtige Händen zu befreien. Die verliebt
auch am Drehbuch mit wirkte, Dänin war damals die Muse von sich prompt in den schmucken
war wohl der Abenteuerfilm Jean-Luc Godard, mit dem sie Ritter und auch der ist ganz
„Fracasse, der freche von 1961 bis 1968 auch noch hin und weg. Die Sheherazade,
Kavalier“(1961)mit Jean Marais in verheiratet war. Sie wirkte in fast wie sie hier auftritt, hat außer
der Rolle eines heruntergekom- allen Godard-Filmen der 60er- dem Namen wenig gemein mit
menen Barons, der sich einer Jahre mit, durch ihre Auftritte in der Heldin und unermüdlichen
Theatertruppe anschließt und „Eine Frau ist eine Frau“(1961) Erzählerin der Geschichten aus
mit ihr in so manche Gefechte und „Die Geschichte der Nana Tausendundeiner Nacht. Es ist
und Intrigen verwickelt wird. S.“(1962) wurde sie das weibli- einfach ein eingeführter, wohlklin-
Für den sichtlich in die Jahre che Gesicht der Nouvelle Vague. gender Name wie auch Harun
gekommenen Marais lief die Von dieser wirkmächtigen filmi- Al-Raschid, der zugleich eine
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 35
historisch verbürgte Figur ist, allem fürs Fernsehen, so führte Superpanorama® (1:2.21) /
die tatsächlich von ca. 760 bis er Regie bei zwei Folgen des Präsentiert in 70mm (1:2.21)
809 lebte, aber eben auch eine in Deutschland und Frankreich / 6-Kanal Stereo Magnetton
märchenhafte Gestalt, an die erfolgreichen „Lederstrumpf“- / Dt. Fassung / 118 Min.
sich viele Geschichten knüp- Vierteilers. Anna Karina drehte / Erstaufführungskopie /
fen. In diesem Fall ist Harun noch ein paar Filme mit Godard, Welturaufführung: 10.05.1963 /
Al-Raschid der künftige Gatte ehe es auch um sie stiller wurde. Dt. Erstaufführung: 09.08.1963
von Sheherazade, die sich Godard selbst steht übrigens
schweren Herzens von Renaud ebenfalls, wenn auch weit hin- Stab:
verabschieden muß. Renaud ten, auf der Besetzungsliste des Produktion: Henri Baum
wird dann Zeuge, wie sie, die Films. Sein Gesicht (ohne Brille) Regie: Pierre Gaspard-Huit
nicht nur schön, sondern auch aus dem bunt kostümierten Buch: Marc-Gilbert Sauvajon,
klug ist, in einem Wettbewerb Haufen von Nebendarstellern Pierre Gaspard-Huit
um die Gunst des Kalifen ihren und Statisten herauszufiltern, Kamera: Christian Matras
beiden Mitbewerberinnen aus- dürfte eine reizvolle Aufgabe Musik: André Hossein
sticht. Wobei sich allerdings für Cineasten sein. Offenbar Schnitt: Louisette Hautecoeur
die Frage stellt, warum sie sich brauchte das Traumpaar des
derart ins Zeug legt, wenn ihr neuen französischen Kinos Besetzung:
Herz eigentlich Renaud gehört. damals gerade etwas Geld. Anna Karina (Sheherazade),
Der verliert aus Liebeskummer Gérard Barray (Renaud de
zum Leidwesen seiner Mitstreiter Filminfo: Villecrois), Antonio Vilar (Haroun-
seine eigentliche Aufgabe aus OT: Sheherazade al-Raschid), Marilù Tolo (Shirin),
den Augen. Die Liebenden tref- F/E/IT 1963 / Aufgenommen Giuliano Gemma (Didier)
fen sich heimlich, die rassige in 65mm MCS 70
Shirin, die in Diensten des schur-
kischen Großwesirs den Kalifen Fotos: Jan-Hein Bal
zum Fall zu bringen versucht, (EYE Film Institute
stellt ihnen eine Falle. Der Kalif Netherlands)
kommt dahinter und verurteilt
Sheherazade zu öffentlicher
Auspeitschung und Hinrichtung.
Die Peitschenhiebe nimmt
Renaud heldenhaft auf sich. Die
Hinrichtung verhindert der König
der Bettler, der Sheherazade
für sich und seine Schar
beansprucht, um mit ihr unaus-
sprechliche Dinge anzustellen.
Doch Renauds Freund Didier,
dargestellt von späteren Italo-
Westernstar Guilano Gemma,
jagt den Bettlern ihre schöne
Beute ab. Gemeinsam fliehen
Didier und Sherezade in die
Wüste.... Aber das ist noch lange
nicht das Ende einer etwas ver-
worrenen Geschichte. Es ist sehr
viel Sand zu sehen, es gibt viele
pathetische Sätze zu hören (z.B.
„Nimm mein Schwert. Es hat nie
eine würdigere Hand geführt.“) in
mäßig überzeugenden Kulissen.
Wenig beeindruckend sind
auch die Kampfszenen in die-
ser insgesamt schwerfälligen
Inszenierung. Die große Crux des
Films ist aber, dass der Funke
der Leidenschaft zwischen
der entrückt wirkenden Anna
Karina und dem etwas hölzernen
Gérard Barray nicht recht über-
springen will. So verwundert
es nicht, dass der Film, der von
heute aus gesehen viele unfrei-
willig komische Momente hat,
kein Erfolg wurde und bald völlig
in der Versenkung verschwand.
Pierre Gaspard-Huit, der immer
noch lebt, arbeitete später vor
36 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Filminfo:
OT: Wild Rovers / USA 1971
/ Aufgenommen in 35mm
Panavision® Anamorphic
(1:2.35) / Präsentiert in 70mm
(1:2.21) / 6-Kanal Dolby
Stereo Magnetton / Deutsche
Fassung / 114 Minuten
/ Erstaufführungskopie /
Roadshow-Präsentation mit
Pause / Welturaufführung:
23.06.1971 / Dt.
Erstaufführung: 25.12.1971
Stab:
Produktion: Blake
Edwards, Ken Wales
Regie: Blake Edwards
Buch: Blake Edwards
Kamera: Philip Lathrop
Musik: Jerry Goldsmith
Schnitt: John F. Burnett
Besetzung:
William Holden (Ross Bodine),
Ryan O‘Neal (Frank Post), Karl
Malden (Walter Buckman),
James Olson (Joe Billings),
Victor French (Sheriff), Lynn
Carlin (Sada Billings), Tom
Skerritt (John Buckman), Joe
Don Baker (Paul Buckman)
38 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
Dance Craze
Zur Entstehung
Den Ska-Rock, definiert ein The Bodysnatchers und The sten Beatles markierte. Beim
seriöses Sach-Lexikon der Specials durch Großbritannien, Konzertfilm „The Songs Remains
Populärmusik, ganz nüchtern The Beat begleitete das The Same(1976)“ über und
als eine „im Zusammenhang Filmteam auf seiner Herbsttour mit Led Zeppelin saß er im
mit der Reggae-Welle Ende der durch die USA. Gemeinsam ist Regiestuhl, soll dann aber kurz
siebziger Jahre in Großbritannien allen Bands, dass sie einmal bei vor Ende der Dreharbeiten aus-
aufgekommene Spielweise der dem Plattenlabel Two Tone ( so gebootet worden sein. Selbst die
Rockmusik, die auf dem eben- wurde die Musik auch genannt) allwissende Internet-Plattform
falls markant 2-4 betonten, aber unter Vertrag waren, dessen Imbd.com weiß dann kaum noch
wesentlich simpleren Rhythmus Markenzeichen das schwarz- mehr über ihn zu berichten, als
eines Reggae-Vorläufers, dem weiße Schachbrettmuster war. dass er im Jahr 2002 nach kur-
Ska aufgebaut ist. Dieser Den Vertrieb der für das Label zer, schwerer Krankheit gestor-
hatte Anfang der sechziger entstandenen Platten über- ben ist. Der Film „Dance Craze“
Jahre unter der Bezeichnung nahm die wesentlich größere, war nicht dazu angetan, seinen
Bluebeat schon einmal unter finanzkräftigere Plattenfirma Ruhm zu Lebzeiten zu meh-
den farbigen Jugendlichen Chrysalis Records, die auch den ren. Die zeitgenössische Kritik
Großbritanniens eine große Rolle Film finanzierte. Aufgenommen bemängelte die Einfallslosigkeit
gespielt hat.“ Und dann wird wurden die Konzerte in Super des Unternehmens, es
noch der angeblich bekannteste 35mm-Filmverfahren von gehe keine Einblicke in das
Ska-Rock-Vertreter genannt: Kameramann Joe Dunton. Musikerleben backstage, keine
The Selecter. Die Band aus In der Versenkung der Interviews mit den Musikern
Coventry ist mit von der Party Filmgeschichte verschwunden oder mit dem Konzertpublikum.
bei dem Film „Dance Craze“, der ist der Regisseur Joe Massot, Die bloße Abfolge von
so etwas wie die audiovisuelle ein gebürtiger Amerikaner, Konzertmitschnitten beginne auf
Bestandsaufnahme der zweiten der aber in England lebte und die Dauer ein wenig zu langwei-
britischen Ska-Welle darstellt, arbeitete. Ursprünglich wollte len. Tatsächlich gibt es in knapp
die allerdings bei Erscheinen des er einen Film über Madness 80 Minuten neben ein paar alten
Films im Frühjahr 1981 schon im drehen, wurde dann aber, wie Wochenschauschnipseln zur
wieder im Abflauen war wie auch es heißt von seinem Sohn, Auflockerung des Geschehens
der Ruhm von The Selecter. auf die Idee gebracht, einen nur einen einzigen bemer-
Heute noch etwas bekannter Querschnitt der Two Tone-Szene kenswerten Regieeinfall. Bei
sind Madness, die mit „One Step zu liefern, 1968 führte Massot der Klassikerverulkung „Swan
Beyond“ ebenso einen Hit der Regie bei dem etwas obsku- Nut Lake“ von Madness wird
Ära beisteuerten wie „The Beat“ ren Spielfilm „Wonderwall“(„Die der Konzertauftritt der Band
mit „Mirror in the Bathroom“ . Welt voller Wunder“), der unterschnitten mit Bilder
Die Dokumentation läßt ganz fast nur noch Erwähnung fin- einer Ballettvorstellung von
überwiegend die Musik für sich det in Zusammenhang mit „Schwanensee“, wobei die
sprechen, die Aufnahmen ent- dem Soundtrack von George zarten Ballettschritte in wir-
standen zum größten Teil bei den Harrison, der als Solo-Album kungsvollem Kontrast zu den
Konzertourneen von Madness, veröffentlicht den ersten musi- markigen Tanzschritten in
The Selecter, Bad Manners, kalischen Alleingang des jüng- den Doc Martens-Stiefeln ste-
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 39
Länge im 16mm-Format. Bei 1939 einen Superhelden namens Hopwood, Mary Roberts
Nachforschungen kam im Batman in die Welt setzte. Rinehart (Theaterstück)
Nachlass von Mary Pickford, die Kamera: Ray June (35mm),
ein Remake des Films plante, Robert H. Planck (65mm)
eine vollständige 35mm-Version Filminfo: Musik: Hugo Riesenfeld
zu Tage und schließlich auch das USA 1930 / Aufgenommen in (Archivmusik)
65mm-Magnifilm-Masterband. 65mm Magnifilm® (1:2.20) und Schnitt: Hal C. Kern,
Die Wahl dieses ungewöhnli- 35mm (1:1.20) / Präsentiert in James Smith
chen Formats, einem Vorläufer 35mm (1:1.20) / Mono Lichtton /
des Cinemascope, war West Engl. OV / 83 Min. / Neue Kopie Besetzung:
zum Verhängnis geworden. / Welturaufführung: 13.11.1930 / Chester Morris (Detective nder-
Weniger als 20 Kinos in den USA Dt. Erstaufführung: 07.10.2011 son), Chance Ward (Police
konnten das Breitbandformat Lieutenant), Una Merkel (Dale
abspielen. 1930 unterbanden die Stab: Van Gorder), Richard Tucker (Mr.
US-Produzenten und Verleiher Produktion: Joseph M. Schenck Bell), Wilson Benge (The Butler),
ausdrücklich jede weitere techni- Regie: Roland West Maude Eburne (Lizzie Allen)
sche Neuerung, offenbar mußten Buch: Roland Wes
Filmindustrie und Kinogewerbe Buchvorlage: Avery
erst die Umstellung auf den
Tonfilm verdauen. So gab „The
Bat Whispers“ nur ein kurzes
Gastspiel in Lichtspieltheatern,
obwohl der Film alle
Voraussetzungen mitbrach-
te, das Publikum zu fesseln.
Titelheld ist ein geheimnisumwit-
terter Krimineller in einem mon-
strösen Fledermauskostüm, der
Angst und Schrecken verbreitet
und die Polizei an der Nase her-
umführt. Nach einem Bankraub
wird ein abgelegenes Landhaus,
in dem das geraubte Geld ver-
steckt sein soll, zum Mittelpunkt
mysteriöser Geschehnisse,
in die der als Gärtner ver-
kleidete Bankkassierer, der
des Raubs beschuldigt wird,
dessen Verlobte, ein Detektiv,
ein benachbarter Arzt und ein
geheimnisvoller Fremder ver-
wickelt sind. Am Ende wird
sowohl das Versteck des
Geldes gefunden wie auch die
Identität der Fledermaus gelüftet.
Erstmals in der Filmgeschichte
wurde das Publikum direkt
aufgefordert, nicht das Ende
des Films zu verraten, der mit
einem extra für den Film ent-
wickelten Kamerawagen (Dolly),
Miniaturmodellen und gemal-
ten Schatten äußerst effektvoll
gestaltet ist. West drehte noch
einen Film mit Chester Morris,
dem Hauptdarsteller von „The
Bat Whispers“, dann wurde es
bis auf den Fall Thelma Todd
still um ihn. 1959 spielte Vincent
Price die Hauptrolle in einer
Neuverfilmung mit dem schlich-
ten Titel „The Bat“, die unter
dem Titel „Das Biest“ auch in
die deutschen Kinos kam. Nicht
eindeutig nachzuweisen, aber
auch nicht unwahrscheinlich
ist, dass Bob Kane von dem
West-Film inspiriert wurde, als er
42 Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe
A Chorus Line
Zur Entstehung
Als am 26. April 1990 die Jackson von sich Reden mach- che Fernsehkarriere. Die hatte
(damals) letzte Vorstellung te. Im Regiestuhl nahm Richard Michael Douglas als Inspector
von „Chorus Line“ im Shubert Attenborough Platz, der schon Steve Keller in der erfolgreichen
Theatre auf dem Broadway in den Vorbereitungen für sei- Krimiserie „Die Straßen von San
über die Bühne ging, hatte das nen Film über Steve Biko, den Francisco“ bereits hinter sich.
ungewöhnliche Musical - laut ermordeten südafrikanischen Nach den physisch anstrengen-
wikipedia - mit seiner Laufzeit Freiheitskämpfer, steckte. den Auftritten als Abenteurer
von knapp fünfzehn Jahren und Die offensichtlichste Änderung Jack Colton in „Die Jagd nach
6137 Vorstellungen einen neuen gegenüber der Bühnenfassung dem grünen Diamanten“ und
Rekord aufgestellt. Es ist schwer war die Interpretation der Rolle der etwas weniger erfolgrei-
zu sagen, ob die Verfilmung von von Zack, des allmächtigen chen Fortsetzung „Die Jagd
„A Chorus Line“, die 1985 in Regisseurs, der sich bei einem nach dem Juwel von Nil“ war
die Kinos kam, den Erfolgskurs Vorsprechtermin, heute würde seine Rolle als Zack eine ziem-
des Musicals weiter beflügelt man sagen Casting, sechs- lich statische Angelegenheit.
hat. Bei den Fans des Musicals zehn Tänzer und Tänzerinnen
hielt sich die Begeisterung über vorführen läßt, von denen nur „Als diktatorischer Regisseur
die Filmversion in Grenzen, was acht für die Besetzung eines Zack hatte Michael Douglas über
nicht zuletzt daran lag, dass sich geplanten Broadway-Musicals weite Strecken nichts weiter
die filmische Inszenierung viele in Betracht kommen. Auf der zu tun, als zigarillorauchend im
Freiheiten gegenüber der Vorlage Bühne trat Zack nur als Stimme abgedunkelten Theater zu sitzen
nahm. Michael Bennett, der gei- aus dem Off in Erscheinung. Im und mit steinerner Miene den
stige Urheber, Choreograph und Film nimmt Zack Gestalt an und Geschichten der Probanden
Regisseur der Broadway-Version, zwar die von Michael Douglas, zuzuhören: ein neuer Beweis
der ursprünglich auch die der damals auf der Höhe seines für sein Talent zu ambivalen-
Choreographie der Filmfassung Film- und Fernsehruhms stand. ten Charakteren, ansonsten
besorgen sollte, konnte seine Damit hatte der Film einen Star, aber wenig mehr“, schreibt der
Vorstellungen, die weitgehend ein werbekräftiges Zugpferd, deutsche Filmjournalist Norbert
darauf hinausliefen, die minimali- das aus dem Ensemble der für Stresau in seiner Michael
stisch angelegte Bühnenfassung ein breites Kinopublikum weit- Douglas-Monographie. Zack, der
auf die Leinwand zu bringen, gehend unbekannten jungen selbst von den Bewerbern for-
beim Studio MCA nicht durch- Protagonisten herausstach. Einen dert, etwas über sich zu erzäh-
setzen und schied aus. Damit gewissen Bekanntheitsgrad len, muß sich dann gesprochene,
fiel die Wahl auf den 27jährigen hatte noch die „Dallas“-Aktrice getanzte und gesungene private
Jeffrey Hornaday, der gerade Audrey Landers. Alyson Reed, Lebens- und Leidensgeschichten
erst mit seiner Choreographie die sich als Zacks Ex-Freundin anhören, u.a. von Maggie, die
für den Film „Flashdance“ dieses Cassie und Broadway-Star von den Eltern vernachlässigt
Handwerk revolutionierte und ebenfalls um eine Rolle im Chor wurde („Everything was beautiful
mit seiner Arbeit an „Streets bewirbt, machte erst später und at the Ballet“), von Bebe, die
of Fire“ und „Romancing the wohl nicht zuletzt dank dieser nicht mehr länger auf ihre sekun-
Stone“ sowie Musikvideos mit Rolle, die im Film größer war als dären Geschlechtsmerkmale
Paul McCartney und Michael auf der Bühne, eine beachtli- reduziert werden möchte („Tits
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 43
BELA – DIE
TRAGIK GRÖSSTE
EINER GESCHICHTE
LIEBE ALLER
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
ZEITEN
UdSSR 1966 USA 1965
BESETZUNG: BESETZUNG:
Wladimir Iwaschow (Petschorin), S. Berowa (Bela), Max von Sydow (Jesus), Dorothy McGuire (Maria),
Alexej Tschernow (Maxim), S. Mamilow (Kasbyl), Charlton Heston (Johannes der Täufer), Telly Savalas
Alexander Orlow (junger Offizier), R. Boraschwili (Pontius Pilatus), José Ferrer (Herodes Antipas), Robert
Loggia (Josef), David McCallum (Judas), Claude Rains
(Herodes), Van Heflin (Lazarus), John Wayne (Zenturio),
Donald Pleasence (Satan), Joseph Schildkraut
(Nikodemus), Joanna Dunham (Maria Magdalena)
STAB: STAB:
Regie: Stanislaw Rostozki Produktion: George Stevens
Buch: Stanislaw Rostozki Regie: George Stevens
Buchvorlage: Michail Lermontow Buch: James Lee Barrett, George Stevens
(Roman „Ein Held unserer Zeit“) Buchvorlage: Fulton Oursler (gleichnam. Buch)
Kamera: Wjatscheslaw Schumski, J. Postnikow Kamera: William C. Mellor, Loyal Griggs
Musik: Kirill Moltschanow Musik: Alfred Newman
Schnitt: Harold F. Kress, Argyle Nelson, Frank O‘Neill
INHALT INHALT
Das Liebesabenteuer eines strafversetzten zaristi- Die Lebensgeschichte Jesu in einer Hollywood-Version:
schen Offiziers mit einem Tscherkessenmädchen. Anders als in herkömmlichen Kolossal-Filmen zum
Aufwendige Verfilmung eines Romans von Thema treten hier die Schaueffekte zurück zugunsten
Lermontow, die die geistig-menschlichen einer eher bedächtigen, wohlkontrollierten Feierlichkeit.
Tiefen des Buches und die problematische Hierzu trägt Max von Sydow bei, der die Hauptrolle
Wechselwirkung zwischen Individuum und zurückhaltend, nachdenklich und sensibel interpretiert.
Gesellschaft nur mangelhaft verdeutlicht und
weitgehend in ästhetische Effekte auflöst.
OT: BELA - GEROJ NASCHEGO WREMENI OT: THE GREATEST STORY EVER TOLD
Westdeutscher Titel: Bella Aufgenommen in 65mm Ultra Panavision® (1:2.76)
Aufgenommen in 70mm SovScope 70® (1:2.21) Präsentiert in 70mm (1:2.21 – rectified print)
Präsentiert in 70mm (1:2.21) 6-Kanal-Stereo-Magnetton
6-Kanal-Stereo-Magnetton Deutsche Fassung
Russ. OV mit dt. UT 196 Min.
112 Min. Erstaufführungskopie
Erstaufführungskopie Roadshow-Präsentation mit Pause
Welturaufführung: 1966 Welturaufführung: 15.02.1965
Dt. Erstaufführung: 10.11.1967 (DDR) Dt. Erstaufführung: 05.08.1965 /
06.02.1968 (BRD)
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 45
BESETZUNG: BESETZUNG:
Chester Morris (Detective nderson), Chance William Holden (Ross Bodine), Ryan O‘Neal
Ward (Police Lieutenant), Una Merkel (Dale Van (Frank Post), Karl Malden (Walter Buckman),
Gorder), Richard Tucker (Mr. Bell), Wilson Benge James Olson (Joe Billings), Victor French (Sheriff),
(The Butler), Maude Eburne (Lizzie Allen) Lynn Carlin (Sada Billings), Tom Skerritt (John
Buckman), Joe Don Baker (Paul Buckman)
STAB: STAB:
Produktion: Joseph M. Schenck Produktion: Blake Edwards, Ken Wales
Regie: Roland West Regie: Blake Edwards
Buch: Roland West Buch: Blake Edwards
Buchvorlage: Avery Hopwood, Mary Kamera: Philip Lathrop
Roberts Rinehart (Theaterstück) Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: Ray June (35mm), Robert H. Planck (65mm) Schnitt: John F. Burnett
Musik: Hugo Riesenfeld (Archivmusik)
Schnitt: Hal C. Kern, James Smith
INHALT INHALT
Trotz einer vorhergehenden Warnung durch die Ein junger und ein älterer Cowboy set-
Polizei, die das Gelände abriegelt, gelingt es einem zen um 1885 den zunächst eher scherzhaf-
„Bat“ genannten Meisterverbrecher, ein Halsband ten Gedanken eines Bankraubs in die Tat um
aus dem Safe eines reichen Prominenten zu steh- und versuchen, nach Mexiko zu entkommen.
len. In einer am Tatort zurückgelassenen Botschaft Melancholische Geschichte um die Entwicklung
erklärt „The Bat“, dass er sich auf das Land einer Freundschaft und das Leben von Cowboys.
zurückzieht, um der Polizei eine Verschnaufpause Sorgfältig in der Milieuzeichnung, mit gehalt-
zu gönnen. Nach einem Banküberfall in Oakdale vollem Dialog, aber allzu breit angelegt und
terrorisiert er die Bewohner eines einsam gele- nicht frei von Melodramatik und Kitsch.
genen Landhauses... (Quelle: Internet)
SHEHERA-
ZADE – DER
GOLDENE DANCE
LÖWE VON CRAZE
BAGDAD
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
F/E/IT 1963 GB 1981
BESETZUNG: MITWIRKENDE:
Darsteller: Anna Karina (Sheherazade), Buster Bloodvessel (Bad Manners), Roddy
Gérard Barray (Renaud de Villecrois), Byers (The Specials), Rhoda Dakar (The
Antonio Vilar (Haroun-al-Raschid), Marilù Bodysnatchers), Jerry Dammers (The Specials),
Tolo (Shirin), Giuliano Gemma (Didier) Terry Hall (The Specials), Horace Panter (The
Specials), David Wakeling (The English Beat)
STAB: STAB:
Produktion: Henri Baum Produktion: Gavrik Losey
Regie: Pierre Gaspard-Huit Regie: Joe Massot
Buch: Marc-Gilbert Sauvajon, Pierre Gaspard-Huit Kamera: Joe Dunton
Kamera: Christian Matras Schnitt: Ben Rayner, Anthony Sloman
Musik: André Hossein
Schnitt: Louisette Hautecoeur
INHALT INHALT
Wie die Liebe der Prinzessin Sheherazade zu einem Rocksteady to both a visual and musical documentary
fränkischen Ritter nach schwersten Prüfungen of the big shot‘s of the English 2-Tone movement of
über den Kalifen Harun al Raschid triumphiert. the late 1970s that has the exhaustive, high-energy
Eine pathetisch erzählte Märchengeschichte performances exploding onto stage. Jump, shout,
mit malerischem Aufwand und einer kühl- twist and crawl and dance to the tunes of Ska and its
tragisch agierenden Hauptdarstellerin. anthems of its rough riders and three-minute heroes
captivated in the moment of a generation of England‘s
concrete jungles and razor blade alley‘s. No longer on
your radio but now on stage, together, with the likes of
Madness, The Specials and The Beat et al, this concert
footage of an era is a must-see, rare and fascinating
OT: SHEHERAZADE look into a once vibrant youth culture of working-class
Aufgenommen in 65mm MCS 70 England and its musical dance craze. (Quelle: Internet)
Superpanorama® (1:2.21)
Präsentiert in 70mm (1:2.21)
6-Kanal Stereo Magnetton OT: DANCE CRAZE
Dt. Fassung Aufgenommen in 35mm Super 35® (1:1.66)
118 Min. Präsentiert in 70mm (1:1.66)
Erstaufführungskopie 6-Kanal-Dolby (A)-Stereo-Magnetton mit Split Surround
Welturaufführung: 10.05.1963 / Dt. Engl. OV
Erstaufführung: 09.08.1963 91 Min.
Erstaufführungskopie
Welturaufführung: 19.02.1981
Dt. Erstaufführung: 08.10.2011
Das große 70mm Filmfestival - Schauburg Karlsruhe 47
A
HAMLET CHORUS
LINE
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
GB/USA 1996 USA 1985
BESETZUNG: BESETZUNG:
Darsteller: Kenneth Branagh (Hamlet), Derek Jacobi Darsteller: Michael Blevins (Mark), Yamil Borges
(Claudius), Julie Christie (Gertrud), Richard Briers (Morales), Jan Gan Boyd (Connie), Michael
(Polonius), Kate Winslet (Ophelia), Michael Maloney Douglas (Zach, Regisseur), Audrey Landers
(Laertes), Nicholas Farrell (Horatio), Charlton Heston (Val), Alyson Reed (Cassie), Vicki Frederick
(Erster Schauspieler), Rufus Sewell (Fortinbras), (Sheila), Terrence Mann (Larry), Tony Fields
Richard Attenborough (Englischer Gesandter), Billy
Crystal (1. Totengräber), Judi Dench (Hecuba),
Gérard Depardieu (Reynaldo), Reece Dinsdale
(Güldenstern), John Gielgud (Priamus), Rosemary
Harris (Königin im Schauspiel), Jack Lemmon
(Marcellus), John Mills (Old Norway), Timothy
Spall (Rosenkranz), Robin Williams (Osrick)
STAB: STAB:
Produktion: David Barron Produktion: Cy Feuer, Ernest H. Martin
Regie: Kenneth Branagh Regie: Richard Attenborough
Buch: Kenneth Branagh Buch: Arnold Schulman
Buchvorlage: William Shakespeare Buchvorlage: Nicholas Dante (Musical),
(gleichnamiges Bühnenstück) James Kirkwood (Musical)
Kamera: Alex Thomson Kamera: Ronnie Taylor
Musik: Patrick Doyle Musik: Marvin Hamlisch
Schnitt: Neil Farrell Schnitt: John Bloom
INHALT INHALT
Kenneth Branaghs Neuverfilmung der Shakespeare- In einem erbarmungslosen Ausleseverfahren
Tragödie um den dänischen Prinzen, der vom Geist wählt ein ehrgeiziger Choreograf vier Tänzer
seines Vaters den Auftrag erhält, dessen Tod zu und Tänzerinnen für eine Broadway-Produktion
rächen, verlegt das Meisterwerk in eine opulente aus. Verfilmung eines Musical-Erfolges, die, allzu
Hofkulisse im 19. Jahrhundert. Das mit gigantischem bedächtig inszeniert, nichts mehr von der Dynamik
Aufwand in Szene gesetzte Opus findet trotz aller des Originals spüren läßt und sich zu sehr an
Kraftanstrengung des Regisseurs, einen „Hamlet“ den Musik- und Tanzgeschmack der 80er Jahre
der Superlative zu schaffen, keinen einheitlichen anpaßt. Hervorragende tänzerische Einzelleistungen
inszenatorischen Stil. Neben unübersehbaren insze- und die eingängigen Songs machen den Film
natorischen Ungereimtheiten und Schwächen sind für Freunde des Genres dennoch reizvoll.
die ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen
das Kapital des Films, durch das er trotz seiner
Länge von fast vier Stunden nie langweilig wird.
55 TAGE STOSS-
IN PEKING TRUPP
GOLD
LAND / JAHR: LAND / JAHR:
F/E/IT 1963 USA 1970
BESETZUNG: BESETZUNG:
Charlton Heston (Maj. Matt Lewis), Ava Gardner Clint Eastwood (Kelly), Telly Savalas (Big Joe),
(Baronin Natalie Ivanoff), David Niven (Sir Donald Sutherland (Oddball), Don Rickles
Arthur Robertson), Flora Robson (Tzu Hsi), (Speckbacke), Carroll O‘Connor (General
John Ireland (Sgt. Harry), Harry Andrews (Pater Colt), Gavin MacLeod (Moriarty), Hal Buckley
de Bearn), Leo Genn (General Jung-Lu) (Maitland), Stuart Margolin (Little Joe)
STAB: STAB:
Produktion: Samuel Bronston Produktion: Gabriel Katza, Sidney Beckerman
Regie: Nicholas Ray Regie: Brian G. Hutton
Buch: Philip Yordan, Bernard Gordon, Robert Hamer Buch: Troy Kennedy Martin
Kamera: Jack Hildyard, Manuel Berenguer Kamera: Gabriel Figueroa
Musik: Dimitri Tiomkin Musik: Lalo Schifrin
Schnitt: Robert Lawrence Schnitt: John Jympson
INHALT INHALT
Der Boxeraufstand in Peking 1900 als Gegenstand Zur Zeit der alliierten Invasion in der Normandie
eines aufwendigen Monumentalfilms. Die zah- (1944) erobert ein amerikanischer Stoßtrupp
lenmäßig unterlegenen Truppen der interna- privat aus einer Bank hinter den deutschen
tionalen Gesandtschaften halten vereint in Linien 14.000 Goldbarren. Klamaukfilm mit gro-
einem listenreichen Verzweiflungskampf gegen ßer Besetzung - so farbenfroh war der Krieg!
die Übermacht der Aufständischen durch, bis
Ersatz eintrifft. Bemerkenswert an diesem in
der Handlung frei erfundenen Heldenepos in
Starbesetzung sind nur die großartig inszenier-
ten Kampfszenen und die Kameraarbeit.
KANADISCHE KURZFILME
A PLACE TO STAND
MULTIPLE MAN
FESTIVAL
Generelles
zu den
Vorführungen:
Alle Filme werden im 70mm-Format
auf die gekrümmte Leinwand der
Schauburg projiziert. Beim Projektor
handelt es sich um eine Philips DP70
(für sphärisches 70mm) Maschine,
ausgestattet mit einer nagelneu-
en Schneider-Optik sowie einem
brandneuen Magnettonkopf und
einem DTS-Reader für 70mm-Film.
Georg Fricker
Stiftung