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Kama Gita
(Kama, der Gott der Begierde, sagt:)
Kein Wesen kann mich vernichten, ohne den rechten Weg zu gehen. Erkennt ein Mensch
meine Macht und versucht, mich durch das Murmeln von Gebeten zu besiegen, dann
übertrumpfe ich ihn, indem ich ihn glauben lasse, ich wäre sein Ego. Wünscht er mich mit
Opfern und vielen Gaben zu besiegen, dann täusche ich ihn durch seinen Stolz, ein beson-
ders tugendhaftes Wesen innerhalb dieser lebendigen Schöpfung zu sein. Und wenn er mich
auslöschen möchte, indem er ein Meister des Veda und seiner Zweige wird, dann überwälti-
ge ich ihn durch seinen Hochmut, eine besonders gebildete Seele in dieser Welt zu sein.
Versucht ein Mensch mich kraft seiner Wahrheit zu übertrumpfen und mit Gewißheit zu
besiegen, dann erscheine ich als sein Geist (bzw. Denken), und er nimmt meine Gegenwart
nicht mehr wahr. Dem Menschen mit strenger religiöser Praxis, der mich mit harter Askese
vernichten will, erscheine ich im Geist als die Askese. So halte ich ihn davon ab, mich zu
durchschauen. Dem Wissenden, der mich mit dem Ziel der Erlösung vernichten will, lache
ich ausgelassen ins Gesicht, weil er mit Absicht nach Erlösung strebt. Ich bin das ewigwäh-
rende Eine ohne ein Zweites, das kein Geschöpf töten oder vernichten kann.
Krishna fuhrt fort:
Drum wandle deine Wünsche in Tugend, oh König, so daß du auf diesem Weg dein Heil
erreichen kannst. Bereite das Pferdeopfer gemäß der Tradition vor und viele große, glanzvol-
le Opfer mit Geschenken. Laß dich nicht erneut von Kummer überwältigen, weil du deine
Freunde geschlagen auf dem Schlachtfeld liegen siehst. Du wirst die Toten nicht wieder
lebendig machen. So führe außergewöhnliche Opfer durch, damit sich dein Ruhm in der
Welt vermehre und du den vollkommenen Weg beschreiten kannst.
Anugita Parva
Kapitel 16 – Arjunas Bitte an Krishna um erneute Belehrung
Janamejaya fragte:
Worüber sprachen der hochbeseelte Krishna und Arjuna miteinander, als sie im Palast
verweilten und nachdem alle Feinde geschlagen waren, oh Zweifachgeborener?
Vaisampayana antwortete:
Im wiedergewonnenen Königreich verbrachte Arjuna voller Freude seine Zeit mit Krishna in
diesem Palast von himmlischer Schönheit. Und eines Tages, oh König, begaben sich die
beiden in aller Muße in einen besonders malerischen Teil des Palastes und waren von ihren
Angehörigen und Dienern umgeben.
Arjunas Herz war voller Glück in der Nähe von Krishna, und während er seine Blicke in der
entzückenden Halle schweifen ließ, sprach er zu Krishna:
Oh Starkarmiger, zu Beginn der Schlacht hast du mir deine Größe kundgetan, und auch
deine Gestalt als Herr des Universums. Doch was du Heiliger mir damals aus Zuneigung
gesagt hast, oh Sohn der Devaki, hat mein unsteter Geist schon wieder vergessen. Doch ich
sehne mich ohn Unterlaß nach Wahrheit, und du wirst bald nach Dwaraka heimkehren.
Da umarmte der energiereiche und redegewandte Krishna seinen lieben Freund und
antwortete ihm:
Ich habe dich Wahrheiten hören lassen, die als geheimnisvoll gelten. Ich habe dir ewige
Wahrheit kundgetan. Wahrlich, ich habe zu dir über das wahre Wesen des ewigen Dharma
und über alle ewigen Bereiche gesprochen. Ich bin sehr traurig, daß du in deiner Unwissen-
heit nichts von dem bewahrt hast, was ich dir übergeben habe. Und so kommt die Erinne-
Kapitel 33 – Erlösung
Der Brahmane sprach weiter zu seiner Frau:
Ich bewege mich nicht in der Welt, wie du es, oh Zarte, nach deinem Verständnis tadelst. Ich
bin ein Brahmane mit vedischem Wissen, ein Erlöster, Waldeinsiedler, Hausvater und
Gelübdetreuer. Ich bin weder das Gute noch das Böse, was du in mir siehst. Von mir wird
alles in diesem Universum erhalten. Und wisse, daß ich auch der Vernichter von jeglichem
Geschöpf in dieser Welt bin, sei es belebt oder nicht, gerade wie das Feuer alle Arten von
Holz vernichtet. Ich bin das ewige Bewußtsein, daß jeden Bereich auf Erden und im Himmel
beherrscht. Das ist mein Reichtum. Das ist der Pfad für Brahmanen. Wer ihn verstanden hat,
wird Hausvater, Einsiedler im Wald, Bettelmönch oder Begleiter eines Lehrers. Nur eine
Kapitel 55 – Krishna zeigt Utanka seine göttliche Gestalt und gewährt ihm
Segen
Utanka sprach:
Ich kenne dich als Schöpfer des Universums, oh Krishna. Und diese Erkenntnis habe ich
zweifellos nur durch deine Gnade erworben. Oh du mit der unvergänglichen Herrlichkeit,
mein Herz ist lauter, friedlich und froh, weil ich dir voll und ganz hingegeben bin. So wisse,
oh Feindevernichter, daß mein Herz nicht länger danach verlangt, dich zu verfluchen. Und
wenn ich nur ein Wenig deiner Gunst verdiene, oh Janarddana, dann zeige mir nur einmal
deine herrschaftliche Gestalt.
Und der Heilige zeigte sich zufrieden in seiner ewigen Vaishnava Gestalt, die auch der kluge
Arjuna schon einmal gesehen hatte. Utanka schaute auf den hochbeseelten Vasudeva in
seiner universalen Form mit den mächtigen Armen, und spürte seinen immensen Glanz, der
tausend Sonnen glich. Der Raum wurde von ihm ausgefüllt, und in jede Richtung zeigte sein
Gesicht. Großes Staunen bemächtigte sich da des Brahmanen Utanka, denn er sah den
Höchsten Herrn.
Und er sprach:
Oh du, dessen Werk das Universum ist, ich verbeuge mich vor dir, du Seele der Welten und
Vater und Mutter aller Dinge. Mit deinen Füßen hast du die ganze Erde bedeckt, und mit
deinem Haupt erfüllst du das Firmament. Was zwischen Firmament und Erde liegt, wird
von deinem Leib erfüllt. Und die Himmelsrichtungen werden von deinen Armen bedeckt.
Du mit dem niemals verlöschenden Glanze, du bist alles. So zieh deine vorzügliche und
unzerstörbare Gestalt wieder zurück, denn ich sehe dich nun auch in deiner menschlichen
Gestalt als ewiglich.
Da sprach Krishna zu ihm mit zufriedener Seele:
So bitte mich um einen Segen.
Aber Utanka erwiderte:
Es war genug Segen für den Augenblick, oh strahlender Krishna, daß ich deine himmlische
Gestalt schauen durfte, du Erstes aller Wesen.
Doch Krishna bestand darauf:
Hab keine Gewissensbisse. Es muß geschehen. Denn eine Sicht auf meine Gestalt kann nicht
fruchtlos sein.
So gab Utanka nach:
Was du bestimmst, oh Herr, muß ich vollbringen. Ich wünsche mir, daß ich Wasser bekom-
me, wann immer ich es mir wünsche. Wasser ist rar in dieser Wüste.