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SDLS/Schlobi's Linguistic Corner - Berlinisch: Lexikon anmachen sich jemandem nähern mit dem Ziel,

Berlinisch Lexikon mit ihm in’s Bett zu gehen. Ø auch anquatschen,


Berliner Wörter von A bis Z anwichsen.
Berliner Wörter und Begriffe. Mehrwöchige Serie, anmeiern, sich 1. sich bei sozial Höherstehenden
gesendet im Spreeradio vom 16. Oktober 1995 an. beliebt zu machen suchen. 2. schwindeln und
Gesprochen von Peter Schlobinski. 3. jemanden Ø anschmieren. 4. in Nachteil geraten:
© 1997-2001 SDLS - last update: 08.02.2000 »Da biste anjemeiert.«

A
anmerken an jem. etwas bemerken: »Dat hajik’n
gleich anjemerkt« - das ist mir gleich an ihm
aufgefallen.
anmotzen (jgdsprl.) anmeckern, beschimpfen.
anno dunnemals Ø dunnemals.
aalen, sich (umgs.) sich rekeln, sich genüßlich
Anodenwumme Kofferradio.
ausruhen. »Inne Ferien wer’ ick ma richtich
anpeesen schnell angelaufen kommen.
ausaal’n.«
anpetzen anzeigen. Ø petzen.
Aas (mnd. a¯ s) häufig gebrauchtes Schimpfwort.
anpflaumen jem. anmachen, beschimpfen.
’n ollet Aas, Aasbande, Aaskröte. »So’n reichet
anpummeln, sich sich warm anziehen. Ø
Aas, dit stinkt zum Himmel.« »Dir Aas kenn’ ick.«
einpummeln.
Ist niemand in einer Wohnung anzutreffen: »Keen
anpusten (mhd. anbusten = blasend anfachen) grob
Aas zuhause.« Aber auch zärtlich gemeint: »’n
abgebrannt pleite, blank, ohne Geld.
richt’jet kleenet süßet Aas.«
Ursprünglich bezogen auf denjenigen, der sein
aasen seit dem 19. Jh. im Sinne von
Haus durch eine Feuersbrunst verloren hat.
verschwenden, vergeuden. Mutter zu ihrem Kind:
abgebrüht kaltschnäuzig, gewissenlos,
»Aas nich so mit der Marmelade rum.« Auch:
verschlagen, durchtrieben. Von nd. brüen = necken
veraasen.
plagen.
ab erschöpft, abgearbeitet. »Vater is janz ab.«
abgebrochener Riese kleiner Mensch.
abäschern, sich sich sehr bemühen, sich
Metaphorisch auch für jemanden, der hoch hinaus
übermäßig anstrengen.
wollte, es aber nicht geschafft hat.
abbeißen, einen einen Schnaps trinken.
abgehalftert heruntergekommen. »Seit der keene
abblitzen zurückgewiesen werden, einen Korb
Arbeet mehr hat, is er janz schön abjehalftert.«
bekommen.
Abgeleitet von abhalftern = müde werden.
abbrummen eine Strafe absitzen.
abgehen losgehen. Insbesondere in der
abbumsen (ostberl.) ironisch für Ø abkindern.
jugendsprachlichen Wendung »Da jeht die Post
abdrehen weglaufen, flüchten.
ab«, was meint: »Das geht echt geil los.«
aber fett etwas bestätigen, anstelle von ›aber
abgemeldet erledigt sein. »Der is bei mir
sicher‹.
abjemeldet«, der ist für mich erledigt, mit dem will
abfahren 1. hinauswerfen. 2. »Ick fahr’ uff die
ich nichts mehr zu tun haben.
voll ab.«, jemanden oder etwas toll finden.
Abgewöhnen, zum Ausdruck der Abscheu oder
abfallen mißglücken, zurückgewiesen werden.
der Verachtung. »Der Typ ist echt zum
Passivisch mit lassen: jemanden schlecht
Abjewöhn’.« Auch als Entschuldigung: »Na, noch
behandeln.
een Schnaps zum Abjewöhn’.« Auch jugdsprl. ’ne
abgeben, sich sich befassen mit, schlechten
Abjewöhne = ein unsympathisches Mädchen.
Umgang haben mit. »Jib da bloß nich mit dem ab!«
abhauen sich davon machen, das Weite suchen.
ankesen narren, foppen.
Als Drohung in der bekannten Redewendung:
anknabbern »Dit Mädchen is ja zum
»Mensch, hau ab oder ick verjeß ma.«
Anknabbern.«, zum Liebhaben, zum Gernhaben.
abjachern, sich bis zur Atemlosigkeit, zur
anknippern (mnd. knüppen = knüpfen) verknoten,
Erschöpfung laufen, hetzen. Auch: abjachtern.
mit einem Knoten anbinden.
abkindern (ostberl.) einen Staatskredit durch
ankohlen scherzhaft anschwindeln.
weitere Kinder ablösen. Ø abbumsen.
ankratzen sich einen Mann angeln.
abklappern absuchen. Verteiler von
anlabern belästigen, ansprechen. Ø labern.
Werbeprospekten müssen »die janze Jejend bzw.
anlachen eine Bekanntschaft machen. »War ick
die Briefkästen abklappern«.
inna Disco, hab ick ma den Typen anjelacht.«
abklavieren abzählen. »Woher weeßt’n dit?« -
anlegen sich mit jemandem Streit suchen, sich
»Dit kann man sich doch an fünf Finger
entzweien.
abklavier’n.«

1 » Berliner Wörter
abknöpfen auch abknöppen Geld beim Spiel Ø Äppelkahn 1. kleines Boot, 2. große Füße, 3. große
abluxen. Schuhe.
abkratzen sterben. Arbeiterbrause Sekt.
abkurven weglaufen, flüchten. Arbeiterdenkmal Arbeiter, der sich auf seinem
abladen (rotw.) das Geld abladen/hergeben. Werkzeug, z. B. einer Schaufel, ausruht. Jemand,
ablaufen, sich einer Sache hinterherlaufen. »Bis der nach dem Motto handelt: »Die Arbeet jacht ma,
de dit Jeld hast, kannste dir de Hacken abloof’n.« aber ick bin schneller.« Entstanden mit Bezug auf
ablegen bezahlen. das 1900 auf dem Andreasplatz zu Berlin errichtete
Ableger eigenes Kind. Bildliche Erweiterung Arbeiterdenkmal.
(Personifizierung) des Ablegers einer Pflanze. Arbeitereisbein Rollmops. Ø auch Eisbein.
ableuchten überprüfen. Armkasse Armenkasse. »Es jibt gleich wat aus de
abluxen etwas auf schlaue Weise an sich bringen, Armkasse.«, Androhung von Prügel.
jemandem Geld auf unredliche Weise, besonders Armleuchter dummer Mensch.
beim Spiel, wegnehmen. Arsch (ahd. Hintern, Gesäß) wie in anderen
abmachen aus dem Sinn schlagen. »Mach dir dit Dialekten auch fehlt dieses Wort nicht im Berliner
ja ab!« Schimpfwortschatz. Es ist äußerst produktiv und in
abmurksen ermorden, töten. zahlreichen Komposita zu finden. Arschgeige
abnehmen lassen, sich anstelle von sich bezeichnet eine persona non grata, Arschficker ist
aufnehmen lassen, im Sinne von fotografieren aggressiv für Homosexuelle, ein Arsch mit Ohren
lassen. spricht bildlich für sich. Arschkriecher leben nach
abnibbeln sterben. dem Radfahrerprinzip ›nach oben buckeln, nach
abplastern abblättern. »Kaum ham se dit Haus unten treten‹. Als Drohung: »Dir tret’ ick ’n Arsch
jestrichen, schon plastert die Farbe wieder ab.« platt.«
abprachern erbetteln. Asche 1. Geld (frz. acheter). 2. Unsinn. Um 1800
anreden. stand in einem Lokal in der Elsässer Straße:
anquatschen anreden, Ø anmachen. Hast Du Draht, so laß dich nieder,
Anreißer früher Ausrufer vor Verkaufsbuden, auch Sag’, womit ich dienen kann,
Portier von Vergnügungslokalen, heute umgs. für Ohne Asche - drück’ Dich wieder
die Berufsbezeichnung ›Propagandist(in)‹. Setze keinen Gastwirt an!
anschmieren 1. jemanden reinlegen und 2. sich
aufdrängen. abrabbeln, sich oder abrappeln sich abarbeiten.
anständig Mittel zur Graduierung: »Ick war janz Ø auch aufrappeln.
anständig besoff’n.« »Ick hab ’n anständ’jen abrackern, sich sich abarbeiten, sich schinden.
Hunger.« Abreibung Tracht Prügel. Drohend: »Willst wohl
anstehen zusagen, gefallen. Bei Glaßbrenner: ’ne Abreibung ham, wa?«
»Kann ick Ihnen anstehen, oder haben Sie sonst ein abreißen 1. eine Gefängnisstrafe absitzen (um
Verhältnis.« 1900 aufgekommen). 2. Nur in der Negation im
anstreichen vergelten. »Dit vergeß’ ick nich, dit Sinne von ›es hört nicht auf‹: »Dit Rejenwetter
werd’ ick dir anstreich’n.« reißt aber ooch ja nich ab.« Beruht auf dem
antalpschen Ø talpschen Sinnbild des nicht reißenden Fadens.
antanzen ankommen. »Jetz kommt der schon abrocken (jgdsprl.) tanzen.
wieder anjetanzt.« abrubbeln abreiben.
Antigrippin Schnaps. abschieben verschwinden. »Schieb ab!«
antrudeln (md., nd. trudeln = rollen, sich wälzen) Abgeleitet von der im 18. Jh. belegten
gemächlich daherkommen oder auch ankommen, Bedeutungsvariante »weggehen, flüchten«.
sein Ziel erreichen. abschrammen fortgehen, fliehen.
anwackeln wie Ø antrudeln. Abspeckzuber Badewanne.
anwichsen 1. jemanden Ø anmachen. 2. jemanden abstinken mißglücken, zurückgewiesen werden.
bedrohen. abwackeln 1. tanzen und 2. weggehen.
Anzug »Dir stoß ick aus’n Anzug!«, Androhung abwaschen »Dit wäscht dir keen Rejen ab.«, das
von Gewalt. hilft dir alles nichts.
AOK-Chopper Rollstuhl (AOK = Allgemeine abzocken jem. Geld abnehmen, betrügen. Von
Ortskrankenkasse). zocken ,Glücksspiel betreiben', basiert auf jidd.
Appelfatzke Steigerung von Ø Fatzke. zchoken = spielen und ist in Berlin seit dem späten
Äppelfrau Obstfrau. 19. Jh. geläufig.

2 » Berliner Wörter
acheln (jidd.) essen. auf wird in der Regel uff gesprochen.
Achtgroschenjunge früher für Polizeispitzel, heute auffallend »Stimmt uffallend.«, stimmt genau.
für Stricher. Die Berliner Polizei zahlte im späten aufgabeln jemanden treffen, eine Frau Ø aufreißen.
18. Jh. dem Spitzel acht Ø Groschen für jede »Wo hast ’n die uffjejabelt.« Im 17. Jh. belegt im
Anzeige. Sinne von »auf eine Gabel spießen« und wohl von
achtkantig jem. »achtkantig« = in hohem Bogen daher abgeleitet.
rausschmeißen. aufgehen dick werden. »Meine Olle jeht uff wie’n
ackern arbeiten. Fannkuchen.«
Ackerlotte ursprünglich Mädchen aus der aufmotzen sich, (mhd. aufmutzen) jemanden,
Ackerstraße (Berlin-Wedding), heute für Mädchen etwas auffällig kleiden, herrichten. »Den Laden
mit schlechtem Benehmen. ham se janz schön aufjemotzt.«, schick gemacht.
Affe Bereits im 19. Jh. belegt, u. z. in der aufmucken sich widersetzen. Von mnd. mucken
Wendung »Er hat sich ’nen Affen jekooft.«, er ist = halblaut murmeln.
betrunken. Heute ein häufig benutztes Schimpfwort aufplustern, sich sich aufblasen, sich empören.
in zahlreichen Komposita: Affenarsch, du alter »Bloß wejen die paar Mark hat der sich
Affe etc. Eine Affenjacke ist eine zu kurze Jacke uffjeplustert!« Von mnd. plustern = zersausen, wie
(Anfang des 19. Jhs. von engl. monkey-jacket), es das Federvieh tut, wenn es mit dem Schnabel im
unter Affentheater versteht man ein wirres Gefieder herumwühlt.
Durcheinander. Eine Affenschleuder ist eine aufpuckeln jemandem Arbeit aufladen. »Die
Schaukel, während Affenschaukel nicht eine Scheißarbeit krieg’ immer ick uffjepuckelt!«
Schaukel bezeichnet, sondern ironisch die Straße Abgeleitet von ›buckeln, einen Buckel machen‹.
›Adlergestell‹ Eine besondere Schmach ist eine aufrappeln, sich (nd. rappeln = sich aufraffen,
Affenschande (nd. apenbare Schanne »offenbare bewegen) gesund werden. »Der stand schon mit een
Schande«), ein Lackaffe ist ein eitler Mensch. Wer Been inna Kiste, denn hat er sich aber wieder
beim Sitzen eine komische Haltung einnimmt »sitzt uffjerappelt.« Wer sich in der Schule aufrappelt,
wie’n Affe uff’m Schleifstein«. Jemand, der erbringt bessere Leistungen.
perplex ist, sagt: »Ich gloob, mich laust’n Affe.« aufreißen jemanden erfolgreich Ø anmachen, »’ne
An einem besonders heißen Tag ist ’ne Affenhitze. kesse Biene uffreißen.«
Folge: »Ick schwitz wie’n Affe.« Bleibt noch die aufsteckern aufstören. Wahrscheinlich abgeleitet
Frage: »Du bist wohl vom Affen jebiss’n?« von ahd. stecken »anheften, annageln«.
Akedemie auch Akemie ironisch für Akademie. Auftritt 1. Fußtritt, 2. eine interessante
Aki Fertigkeit. »Du hast keen Aki bei’t Angelegenheit.
Verkoofen.« (frz. avoir de l’acquis ›etwas los ausbaldowern auskundschaften. Über die
haben‹). Gaunersprache aus dem Jiddischen baal = Mann
Akovit schlechter Branntwein (von lat. aqua vitae). und dowor = Sache, Wert.
aschingern zu Aschinger (früher stadtbekannte auseinanderpolken entwirren, Verwickeltes
Volksgaststätten, zuletzt noch nahe Bahnhof Zoo) auseinandersetzen. Ø polken.
gehen. Nach den Brüdern Aschinger, die, aus auseinanderposamentieren wie Ø
Bayern kommend, das Restaurant gründeten. auseinanderpolken.
Asphaltblase (ostberl.) Trabant. Ø Plastikschüssel, ausfressen eine strafbare Handlung begehen.
Plastepanzer. Vgl. auch amerikanisch ›bubble car‹. Aletebaby Bezeichnung für Willy Brandt Anfang
Ast sich einen Ast lachen, sich kaputt lachen. »Mir der 60er Jahre. (Alete = Markenname einer
feift der Ast«, ich brauch eine Zigarette; in Kindernahrung)
Analogie zu »mir piept die Lunge«. Alex Alexanderplatz in Berlin-Mitte.
asten unter schwerer Last gehen. alle 1. zu Ende. »Der Kaffee is alle.« 2. alle
astrein einwandfrei, hervorragend. »Der Film is werden = aufhören, sterben. »Davon wirste doch
astrein.« Entstanden durch Bezug auf astlochfreies nich alle.«, d. h. das schadet dir nicht. 3. jem. alle
Holz, das wertvoller als Holz mit Astlöchern ist. machen jemanden fertig machen. 4. «Ick bin völlig
Atschö Adieu, Tschüß. alle«, völlig k. o. 5. «Wer’n se alle!« -
Atta Glatze, aber auch Kopf. Verschwinden sie!
Atze 1. Schwester oder Bruder. »Wo ist denn dein Alsche Frau, Mutter, Alte. Nordd. seit dem 19. Jh.
Bruder?« - »Meene Atze is draußen.«, 2. Kosename Alter, Alte Bruder, Partner, Vater, Freundin,
für Arthur. Ehefrau, Mutter, Partnerin.
Au Backe Ausruf der Bewunderung oder der Alumücke Düsenjäger.
Betroffenheit. Amateuse Prostituierte ohne »Gewerbeschein«.

3 » Berliner Wörter
Ambacht (aus dem Nl. = Handwerk) in Berlin: ausreißen verschwinden, sich aus dem Staub
»Was is Ambacht?«, was ist Sache? machen. Negierend: sich nicht so viele Umstände
Amerikaner rundes Gebäck mit Zuckerguß. machen. »Nu reißen sich ma’ keen Been aus.«
amtlich »Dit is noch nich amtlich.«,es ist ungewiß. aussehen bezweifeln, in der Wendung »So siehste
amüsieren »Ick hab ma amüsiert wie Bolle uff’n aus!«.
Milchwagen.«, also hervorragend. Außerhalbscher Nichtberliner.
Amüsiertablette Glatze. austutschen austrinken.
anblaffen jem. anmeckern. Von blaffen »schreien, Auster Qualster, ausgespieener Schleim.
schimpfen«, bereits im 15. Jh. belegt. ausverschämt unverschämt.
anblasen jem. anmeckern, zur Rede stellen. auswachsen »Dit is zum Auswachsen!«, Ausruf
andudeln, sich eenen sich betrinken. »Jestern der Ungeduld.
abend hat er sich janz schön eenen anjedudelt.« au wacker au weia. Sicherlich mit Anspielung auf
Übertragen von im 19. Jh. dudeln = schlecht den Berliner Fußballklub Wacker 04.
singen; wer viel getrunken hat, singt schlecht. Auch Aweck (von frz. avec = mit) mit Leichtigkeit, mit
umgs. dudeln = kräftig trinken. Esprit, mit Eleganz. »Der macht seine Arbeit mit’n
angeäthert betrunken. jewissen

» Berliner Wörter
angeben prahlen. »Der jibt an wie ’ne Lore Affen.«
angebufft 1. angestoßen. »Bist wohl anjebufft?«,
spinnst wohl? 2. geschwängert, seit dem späten 19.

B
Jh.
angenüchtert angetrunken.
angesäuselt angetrunken.
Angstmacher Messer.
Angströhre Im 19. Jh. für Zylinderhut (engl. Baa-Affe im 19. Jh. für ein neugierig zuschauendes
anxiety hat = Angsthut); heute für eine enge Hose, Kind.
insbesondere Jeans. Babyschubsen Teenagertanz.
anhauchen jem. grob anfahren. Backbeere Backbirne.
Animus (lat. animus = Geist, Seele, Mut) Ahnung. Backe Drohung: »Dir hau ick den Putz vonna
»Da hatt’ ick gleich den richt’jen Animus.« Backe!«
»Junge, wat haste wieder ausjefressen?« Backobst »Danke für’t Backobst.«, ironische
ausgekocht (jidd. kochem = weise) raffiniert, Ablehnung. Wahrscheinlich abgeleitet von der
pfiffig, verschlagen, durchtrieben sein. soldatischen Bezeichnung Lazarettpflaume, die in
ausglitschen ausrutschen. Intensivbildung zu der preußischen Armee gebraucht wurde.
(aus)gleiten. Backpfeifengesicht »Der hat’n richt’jet
ausklamüsern (nd. Klamüser = Grübler, Backfeifenjesicht.«, im erweiterten Sinne ein
spitzfindiger Geselle) herausfinden, dümmlicher Gesichtsausdruck.
herausbekommen. Backzahn Im 19. Jh. ironisch für Infanterie-
ausklinken (mnl. clinken = erschallen, hell tönen) Offizier. Soll auf den Spruch Friedrich des Großen
1. aufregen und 2. gebären. zurückgehen: »Die Infanterie ist dazu berufen, den
auskneifen (nd. knipen = davonlaufen) fliehen, Feind zu zermalmen«.
ausrücken. baden »Dir ham se wohl als Kind zu heiß
ausknobeln wie Ø ausbaldowern. Abgeleitet von jebadet?«, du bist wohl verrückt?
knobeln, erstmalig 1813 in der Studentensprache baden gehen scheitern, untergehen.
belegt. Bäckerbraten Frikadelle.
auskratzen weglaufen, fliehen. Bärenführer Fremdenführer durch Berlin (Bärlin).
ausmähren eine Tätigkeit langsam, ›im Die Wortbildung erklärt sich aus dem Berliner
Zeitlupentempo› ausführen, was oftmals Anlaß zu Wappentier, dem Bären.
der Äußerung gibt: »Mensch, hat der sich wieder Bärenlina ironische Bezeichnung für die Berolina,
ausjemährt!« Vielleicht zurückzuführen auf Mähre das berühmte Denkmal, das von 1895-1944 auf
= klappriges Pferd. dem ?? Alex stand.
auspellen entkleiden. Abgeleitet von pellen = Bärme Hefe. Ironisch für einen groß gewachsenen
schälen. Ø Pelle. Menschen: »Dem ham se Bärme unter die Beene
Auspuffmieze Beifahrerin auf dem Motorrad. jelegt.« Auch: »Wat nachkommt, is Bärme.«, was
Mieze = Kosebezeichnung für Katze. nachkommt, taugt nichts mehr.
ausquatschen, sich sich aussprechen.

4 » Berliner Wörter
Blaken Kinder. aufgrund der Strömungen »Bammel haben«,
blamieren (frz. blâmer = tadeln) »Der blamiert die weswegen diese Stelle Bammelecke genannt wird.
janze Innung.«, all seine Freunde und Kollegen. Bammelage (frz. ausgesprochen) Alles, was
Blanker (ostberl.) reines Benzin/Super statt runterhängt oder runterbaumelt, z. B. Ohrringe.
BenzinÖl- Adjektivisch bammelig für schlecht sitzende
Gemisch. Vgl. auch frz. ›blanc‹ in der Kleider.
Bedeutung ›sauber, rein‹. Banane »Die Banane ist geschält.«, der Fall ist
Blase »Die janze Blase«, die ganze Gesellschaft, abgeschlossen, die Sache ist gelaufen.
die ganze Verwandtschaft. Generell für eine Bange Furcht, Angst. »Bange machen jilt nich.«
Ansammlung unerwünschter oder unsympathischer »Hab mal keene Bange.«
Menschen. Stammt aus der Studentensprache des Bank »durch de Bank reden«, durcheinander oder
19. Jhs. und war ein Scheltwort für eine lose auch miteinander reden. »durch de Bank durch
Studentenverbindung. reden«, d.h., ein jeder redet.
blau 1. betrunken. »Nach dem Fusel biste blau wie barft barfüßig, mit bloßen Füßen.
’ne Radehacke.« Abgeleitet vom Schwindelgefühl, barfuß nackt, in der Wendung »Ick war barfuß bis
das seit dem 16. Jh. in folgender Wendung zum Halskragen.« Abgeleitet von im 19. Jh.
ausgedrückt ist: »Mir wird blau (schwarz) vor »barfuß bis an die Schultern«.
Augen.« Der Betrunkene ist so voll wie die mit barmen (nordd. und omd.) jammern, bitten.
Erde, Unkraut und Wurzeln gefüllte Radehacke. Bart »Nu is der Bart ab!«, jetzt ist es vorbei.
Blech Unsinn. »Red’ doch keen Blech!« Batz Kopf. »Krist gleich war vor’n Batz!«
blechen (stud. 18. Jh.) bezahlen. Bauklötze staunen äußerst verwundert sein.
Blechkremser Nostalgische Bezeichnung für die Klötzer vielleicht in Analogie zu Glotzen = Augen.
nicht mehr vorhandene Straßenbahn. Mit Bezug auf Um 1900 in Berlin aufgekommen.
den Kremser, einem Pferdewagen, benannt nach Beamtenbutter Senf.
dem Berliner Hofrat Kremser, der Anfang des 19. beaten (jgdsprl.; engl. to beat = den Takt, die
Jhs. die Erlaubnis erhielt, am Brandenburger Tor Trommel schlagen) tanzen.
die Wagen zu vermieten und fahren zu lassen. beboomölen »Dit is zum Beboomölen!«, das ist
Blechmesse Autoausstellung. zum Verrücktwerden.
Blei (schülsprl. seit dem 19. Jh.) Bleistift. Anstelle bedeppert eingeschüchtert, aber auch betrübt,
von zum Beispiel sagt man auch zum Bleistift. ratlos.
Blindenwasser Wodka. bedient sein von etwas genug haben, einer Sache
blöde dumm. Für Personen: Blödhammel, überdrüssig sein. »Ick bin bedient.«
baff verblüfft. »Ick war janz baff.« »Da biste baff, Bedrullje ?? Bredullje.
wa?« beduddeln bezahlen.
Bahnhof 1. »Ick versteh immer nur Bahnhof.«, ich Been ? Bein.
versteh gar nichts. 2. Gesicht: »Krist eene uff’n Beerblanc Beure blanc, eine weiche Birnenart mit
Bahnhof, daß de Kopp stehst.« gelber Schale.
Balbier Barbier. Als Verb ›rasieren‹. »Jemand Blödmann, Blödian. »Dit is’n Blödian.«, der hat
über’n Löffel balbieren.«, d. h. jemanden betrügen. keine Ahnung. Um eine Aussage zu verstärken:
baletti machen etwas ordentlich machen. Von »Dit is blödsinnig teuer.«
umgs. ›paletti‹. Blonde »eine kühle Blonde«, eine Glas Berliner
Balg Kind, gelegentlich mit leicht negativer Weißbier. Vielleicht in Nachahmung von frz. ›une
Konnotation. Seit dem 18. Jh. besonders im nordd. bière blonde‹.
Raum. Blubberfritze Jemand, der undeutlich spricht.
Balkon »Hat die ’n Balkon!« Ausruf des Aber auch jemand, der immerzu rummeckert.
Erstaunens über eine vollbusige Frau. Zusammensetzung aus umgs. blubbern = hastig und
Ballast der Republik (ostberl.) ironisch für den unüberlegt sprechen und ? Fritze.
Palast der Republik. ?? auch Pallazo Prozzo. Blubberkopp ? wie Blubberfritze.
ballern schießen. blümerant (frz. bleu mourant, mattblau) unwohl,
Ballon (ital. pallone = großer Ball) Kopf. matt. »Ick fühl ma janz blümerant.« Im 19. Jh. nach
Drohend: »Ick jeb’ da gleich wat uff’n Ballon.« der Farbe, die Ohnmächtige zeigen, umgedeutet.
Bammel Furcht. Rückbildung und Übertragung Blümchenkaffee »schwarzer Kaffee«, der so
von bammeln = sich schaukeln, hin und her durchsichtig ist, daß die auf dem Boden der Tasse
bewegen. An der Dahme, einem Nebenfluß der gemalten Blumen zu sehen sind.
Spree, gibt es bei Grünau eine Stelle, vor der Segler Blumentopp »Da kannste kenn Blumentopp

5 » Berliner Wörter
jewinn’.«, da kannst du nichts erreichen. Basiert auf begrapschen betasten, ? befummeln.
Jahrmarktsverlosungen mit Blumentopfgewinn. beharkt dumm, nicht bei Verstand.
Blutblase (ostberl.) rote Mütze der beibleiben fortfahren, weitermachen.
Bahnsteigaufsicht. beibringen lehren. Androhung von Schlägen: »Dir
bockig ungezogen, halsstarrig. werd’ick de Flötentöne beibringen.«
Bockmist 1. Blödsinn, Quatsch. »Red doch bloß Bei-mir-Wendungen die vor allem in den 20er
nich wieder so’n Bockmist.« 2. Unsinn: »Mach Jahren aufkamen. »Bei mir - Taschenuhr« = »Dich
bloß keen Bockmist!« Bockmist (Kot des Bocks) kann ich alle Tage aufziehen!« oder auch »Du
verstärkt den Begriff Mist = Blödsinn. kannst mir gestohlen bleiben!«
Bockschein gesundheitspolizeiliche Bescheinigung Bein tritt in zahlreichen Redewendungen auf.
für Prostituierte. Bereits im 19. Jh. »Dir werd’ ick Beene machen«,
Bodenäpfel Kartoffeln. Vgl. frz. pommes de terres. dir werde ich auf die Sprünge helfen. »Nimm die
Bohne »Der hat ja nich die Bohne Ahnung.«, nicht Beene in die Hand!« ist eine Aufforderung zur Eile
die geringste Ahnung haben. bzw. zur Flucht, jemand, der sich nicht
Bohnenbrühe Kaffee. überarbeitet, »reißt sich keen Been aus.« Ein dicker
Bohnenstange hagere Person, dünner Mensch. Mensch wird als »Pfannkuchen mit Beene«
bölken rulpsen. Wahrscheinlich abgeleitet aus bezeichnet, eine Mahnung kann umschrieben
›blöken‹. werden mit »Den müssen wa uff de Beene treten!«,
Bolle 1. Zwiebel (lat. cibolla, mnd. sibbolle). Auch hingegen sagt man über jemanden, der eifrig ist:
für 2. Armbanduhr, 3. Kartoffel und 4. Loch im »Der is mit beede Beene rinjesprungen.« Die
Strumpf. »Leck’ mir die Bollen!«, laß mich in Jebrüder Beeneken meint die Füße.
Ruhe. »Sich freuen wie Bolle uff’m Milchwagen« Beenbruch »Dit is doch keen Beenbruch.«, es ist
leitet sich von den Kutschern der früheren Berliner nicht weiter schlimm.
Molkerei ab, die auf Pferdewagen laut bimmelnd bekaspern (jidd. kaswen = lügen) etwas bereden.
die Milch brachten und als volkstümliche Figuren bekaufen sich ungünstig einkaufen.
populär waren. »Sich wie Bolle amüsieren« fußt bekloppt dumm, schwer von Begriff. Abgeleitet
auf dem Berliner Lied mit dem Kehrreim: »Aber von Schläge (? Kloppe) auf den Kopf bekommen.
dennoch hat sich Bolle janz köstlich amüsiert«. beknackt verrückt, dumm. Von frühnhd. knacken
Bollenpiepen Lauch. = einen Sprung, Riß bekommen.
bolzen lärmen, sich prügeln, aber ebenso für bekotzt »Der macht heut wieder ’n janz
regelwidrig Fußball spielen. Bekotzten.«, er macht auf vornehm.
Bombenschmeißer im 19. Jh. sarkastisch für belatschern jemandem etwas aufschwätzen,
Artillerieoffizier. jemanden rumkriegen, etwas zu tun, jemanden
Bommel 1. Ohrring, 2. Troddel und 3. Quaste. vollquatschen.
bonfortionös (frz. bon + fort + Endung) Bellermann Hund.
außerordentlich, wunderbar. bemogeln jem. betrügen.
bong (frz. bon) gut, in Ordnung. Bemme (sächs.) selten für Brotschnitte. ? auch
Bonnis Ranch Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Stulle. Bei Luther 1532 als ›butterbam‹ belegt.
Berlin-Wittenau. Bengel frecher Junge.
Bonnje (sorb. banja = Kopf) Kopf. Eine »kahle Benim bzw. Benimmse Benehmen, Anstand.
Bonnje mit Spielwiese« ist eine Glatze mit »Der hat ja überhaupt keen Benimm.«
Haarkranz. beölen »Ick könnt ma beölen.«, kaputt lachen. Mit
Beergrin Beure gris, eine ähnliche Birnenart wie ? Bezug auf ölen = harnen.
Beerblanc mit grauer und grüner Schale. beräbbeln bezahlen, abgeleitet von ? berappen.
Beerdigung »Der wird erst bei seine Beerdigung berappen bezahlen. Abgeleitet vom Rappen, einer
nüchtern sein« sagt man über einen ? älteren Münze, deren Adlerkopf als Rappe (= Rabe)
Schluckspecht. verspottet wurde. Auch substantivisch Berappung:
Beesinge Heidelbeere, von goth. basi, die Beere. Bonzenheber Fahrstuhl.
befizelt betrunken. Bonzenschleuder (ostberl.) PKW-Wolga aus
befummeln (nd. fummeln = suchend umhertasten) sowjetischer Produktion.
betasten, befühlen. Klage eines Teenies: »Mußte Boofke (nd. buff = flegelhaft) ursprünglich
ma gleich befummeln?« Auch in der Bedeutung Schifferknecht, heute für einen ungehobelten Kerl
›bewerkstelligen, zustande bringen‹ gebraucht. mit Geld, aber ohne Manieren.
begraben Kritik an einer schlechten Leistung: botten laufen, traben. Insbesondere losbotten.
»Laß da begraben.« Substantivisch für Stiefel, Schuhe (frz. botte).

6 » Berliner Wörter
Boulette ? Bulette. ins Gefängnis kommen. Bezog sich auf den Berg
Bowel Ramsch. bei Charlottenburg zwischen Berlin und Spandau.
brabbeln undeutlich sprechen, insbesondere »in Wer heute »über’n Berg is«, ist soweit genesen, daß
seinen Bart brabbeln.« das Schlimmste überstanden ist.
bramsig (nordd.) prahlerisch. Berolina ? Bärenlina.
Bräsicke wer »wie Bräsicke dasitzt«, der fühlt sich berühmt »Dit is nich berühmt«, das ist nichts
wohl. Besonderes, nichts Gutes.
Brass (mnd. bras = Lärm) Zorn, Wut. berumpsen betrügen.
braten »Nu brat’ mir eener ’n Storch!« - Ausdruck Bescheid stoßen »Den werd’ ick Bescheid
des Erstaunens. Den Braten riechen, etwas stoßen.«, den werde ich zurechtweisen, ihm mit
merken. Jemandem »eene braten«, ihm eine Nachdruck meine Meinung sagen.
runterhauen. Mit einer Frau, die »nen Braten inner bescheuert dumm, ? bekloppt.
Röhre hat«, wird nicht unbedingt eine Frau beschickert (jidd.) leicht angetrunken. Auch
bezeichnet, die gerade einen Braten zubereitet, angeschickert.
sondern die schwanger ist. »Keen Hemd uff’m beschlafen überlegen. »Dit muß ick ma’ noch
Arsch, aber schon ’n Braten inna Röhre!« beschlafen!«
Bratenrock Festkleid. beschmuddeln (nd. smuddelig = schmutzig)
Bratenstipper Frack. beschmutzen.
Brathahn eine Person, die man beim Spiel o. a. beschnuppern beriechen, jemanden näher
leicht ausnehmen kann. kennenlernen.
Bratkartoffelverhältnis Liebesverhältnis ohne beschnurgelt betrunken.
Eheversprechen. beschummeln betrügen.
bratschig prahlerisch. beschupsen betrügen, besonders beim Kartenspiel.
Bratschleiche häßliche Frau. beschwipp(s)t im 19. Jh. für betrunken.
Braunbier »Er sieht aus wie Braunbier mit Besen »Ick fress’n Besen!« Ausruf des Erstaunens.
Spucke.«, blaß, krank. besengt (ahd. bisengen = an-, verbrennen) verrückt.
Braunschweiger Fensterkitt Kot. bestellen »Der sieht aus wie bestellt und nich
Braut Freundin. »Haste meine Braut jeseh’n?« abjeholt.«, wie verloren aussehen.
Abgeleitet von der aus dem Omd. stammenden Besuchsbesen Blumenstrauß
Bedeutung »Verlobte«. betäuben betrügen.
Brechmittel »Der ist dit reine Brechmittel.«, der ist betalpschen betasten.
ein widerwärtiger Mensch. Betteltanz Lärm. »Jetz fängt der Betteltanz schon
Bredullje oder Bedrullje Schwierigkeit (frz. être wieder an!«
breduillé in Schwierigkeiten sein). »Jetz sitzen wa Bettflunder Wanze.
janz schön inner Bredullje.« bezähmen sich einen trinken.
Bregenpanne »Der hat ’ne Bregenpanne.«, der ist bibbern 1. frieren, zittern. 2. sich auf den Weg
verrückt. Auch bregenklüterich ? bekloppt. machen.
breitschlagen überreden. Bibi auch Bibifax früher für Zylinderhut. Von Bibi
Bremsklotz für ? Bulette. für Biberpelz.
Briefmarke »Dein Kopp uff der Briefmarke, und Biene flottes, hübsches Mädchen.
die Post jeht Pleite.« Bierbaß grobe Baßstimme, tiefe Stimmlage durch
Brieze, Briezkeule Bruder, Schwester (vgl. obs. häufiges Betrinken.
Brizel Junge). Seit 1850. Bierbauch dicker Bauch.
Brot »Dit frißt uns keen Brot.«, das kann länger Biergeld Trinkgeld.
aufbewahrt werden, das hat Zeit. Biertante weibliche Bedienung in einer ? Kneipe.
Brüsche Beule am Kopf. Jemand, der übereifrig ist, Bifi (jgdsprl.) Kontrolleur der Berliner
»läuft sich Brüschen«. Verkehrsbetriebe (BVG). Mit Anspielung auf die
bubbern pochen, klopfen. kleine Salami Bi-Fi; auch im Sinne von ›er ist ein
Buch »Wenn de so weitermachst, krist ’ne kleines Würstchen‹.
Ohrfeige, wie’t im Buche steht.«, also eine Bimbam »Ach du heil’jer Bimbam!« Ausruf des
vorbildliche. Erstaunens, wenn ein Mißgeschick passiert ist.
Buchte Bett. Mnd. neben ›Biegung‹ auch ›Stall, Bimse Prügel. Vorwiegend gebraucht als Verb
»Jetz kommt ’ne schöne Berappungsarie«, es muß verbimsen. »Den ham wa ordentlich verbimst.«
noch ganz schön was bezahlt werden. Abgeleitet von bimsen = schinden, drillen, das in
Berg »über den Berg gehen«, früher nach Spandau der Soldatensprache des 19. Jhs. in dieser

7 » Berliner Wörter
Bedeutung belegt ist. Rohrkolbe, heute für Kopf.
Binde für Halsbinde. »sich eenen hinter die Binde Bumskopp Dickschädel.
Pferch‹. Butter »Allet in Butter!«, alles in Ordnung.
Buckel einziehen sich zurückziehen, kneifen. Butterblume für Löwenzahn.
Bucker 1. große Murmel. »’nen Bucker schieben« Butterbrot »für’n Butterbrot verkoof’n«, etwas
gleich »’ne ruhige Kugel schieben«, was meint billig verkaufen, vgl. frz. pour un morceau de pain.
langsam und ruhig arbeiten. 2. Kopf, 3. großes Gleich »für’n Appel und ’n Ei verkoof’n.«
Ding und 4. Brüste der Frau. kippen«, sich betrinken. Um 1800 aufgekommen,
Buddel (frz. bouteille) Flasche. als Kragen noch unbekannt waren.
buddeln graben. Das Substantiv Buddelei Binsen »in de Binsen geh’n«, verlorengehen,
bezeichnet Arbeiten beim Straßenbau. Wenn kaputt gehen. Abgeleitet aus der Jägersprache vom
Kinder buddeln, spielen sie mit Sand. Vgl. engl. to Wild, das im Binsengebüsch verschwunden ist.
paddle. Birne Kopf. »Dit riecht hier so nach Obst, hat
Bude (md.) Laden, Zimmer, Wohnung. eener vielleicht ’ne matsch’je Birne?«
Budike (frz. boutique) Laden, Kneipe. Heute kaum Bisse keifiges Weib.
noch gebräuchlich. blaffen schimpfen, meckern.
Bückling »Bücklinge machen«, sich devot Blaffke spöttisch für ›feiner Herr‹.
verbeugen. Blak (nd. Ruß) Unsinn. »Quatsch doch nich so’n
Bügelbrett flachbrüstige Frau. Blak!«
büschen ein Kind schaukeln. Bei Glaßbrenner: »Er Butterfritze Butterverkäufer. ? auch Fritze.
soll man blos die Kleene en bisken büschen.« Butterstullen schmeißen einen flachen Stein so
buffen (mhd. puff = Stoß) herumstoßen, anstoßen. über das Wasser werfen, daß er in mehreren
Bulette 1. Frikadelle. Ob Ketchup oder Curry Sprüngen über das Wasser hüpft.
dazugehört, sei dahingestellt. Eines aber ist gewiß: Butze (nd. butt = stumpf, plump) 1. dummes
ob Arbeiter, Angestellter oder Professor - jeder hat Mädchen und 2. eine Frau, die mit jemandem ein
sie schon mal gegessen, und jeder Berliner kennt Verhältnis hat, der sie nicht heiraten will.
ihren Namen. Das Wahrzeichen der Berliner
Speisekarte ist allen bekannt, weniger jedoch ihr

C
hochdeutscher Name. Wahrscheinlich wurde die
Bulette von den Hugenotten mitgebracht, auf jeden
Fall leitet sich ihr Name von boulette, d. h.
Fleischkügelchen, ab. Einen hohen Fleischgehalt
der Bulette scheinen die Berliner allerdings zu
Café Karo Ø Rotunde
bezweifeln, warum sonst hätte die Bulette
Cavalleriker im 19. Jh. für Cavallerie-Offizier.
Spitznamen wie Bäckerbraten, Semmeltörtchen
Chamberjarniste Untermieter (frz. chambre
oder Kampfbrötchen. 2. ironisch für Polizistin und
garnie). Glaßbrenner: »Der Eene wohnt Chamber
3. Frauenbrust.
und der Andre Jarnie.«
Bulle 1. Polizist. Ein Streifenwagen heißt
Champagnerweiße Weißbier. Ø Weiße.
folgerichtig Bullentaxe. 2. ? Bulette und
Chansonettenbrüstchen ironisch für Ø Bulette.
3. Elektrolok der Industriebahn in Schöneweide.
Charité ältestes Berliner Krankenhaus, in Berlin-
Bullenwinkel allgemein für FKK-Strand, abgeleitet
Mitte gelegen. In der Drohung: »Hast wohl lange
vom Berliner FKK-Strand namens Bullenwinkel.
nich mit’m verbundenen Kopp aus ’m
Bullerkopp aufgeregter Mensch, Choleriker.
Charitéfenster jekiekt.«
bullern 1. meckern. 2. Wenn der Ofen bullert, dann
Charlottenburger Nase ohne Taschentuch mit
verströmt er eine starke Wärme. Variante zu
einem kräftigen Schneuzer entleeren. Soll auf die
›poltern‹, frühnhd. bollern.
als rohe Kerle bekannten Fuhrleute zurückgehen,
Bulli 1. Kurzform für ? Bulette und 2. VW-Bus.
die vom Brandenburger Tor nach Charlottenburg
bummern mit den Fäusten trommeln, z. B. gegen
fuhren.
die Tür.
Cheese (frz. chaise = Stuhl) Auto. »Der fährt ’ne
Bums obskure Kneipe. »Uff’n Bums jeh’n«, z. B.
alte Eiercheese.«
ein Vergnügungslokal in der Potsdamer Straße
Cislaweng gesprochen »Schißlaweng« (von frz.
besuchen. Auch Bumskeller, im 19. Jh. für
ainsi cela vint = so ging das vor sich). Wer etwas
Viktualienkeller.
»mit einem Cislaweng« tut, der macht es mit
bumsig tölpelhaft.
Schwung, mit einem Griff, mit Leichtigkeit, mit
Bumskeule früher Bezeichnung für die Frucht der

8 » Berliner Wörter
verblüffender Schnelligkeit. Dreck starke Ablehnung für sehr wenig, gar nichts.
Cognacpumpe Herz Glaßbrenner: »Da hat mir der Staat en Dreck zu
sagen.« Oder: »Da kümmer ick ma ’n Dreck
drum.«

D
Dreckbuddel 1. Person, die im Dreck buddelt, im
Schmutz wühlt; von daher auch für Putzfrau.
2. allgemein für jemanden, der schmutzig ist.
Dreckliese schmutziges Kind oder erwachsene
Person.
dabehalten bei sich behalten. »Soll ick den Köter Dreckpatsche im 19. Jh. für Infanterieoffizier.
dabehalten?« Dreckschleuder Bezeichnung für jemanden, der
Dach jemandem »uff’t Dach steigen«, jemanden sich gern übler Nachrede ergibt. Früher auch für
bestrafen. Auch Androhung von Schlägen: »Paß Baggermaschine.
uff, krist gleich wat uff’t Dach«. Dreckschwalbe früher umgs. für Maurer, heute als
Dachpappe Klopapier. Schimpfwort für Frau.
Dachrinne »Der is so lang, daß er aus de Drehbücher Toilettenpapier-Rollen.
Dachrinne saufen kann.« ruhig!« 2. Fahrbahn im Gegensatz zum Fußweg.
Dachstübchen Kopf. »Der tickt ja nich richtig im Dampf 1. »Ick werd’ mal ’n bißchen Dampf
Dachstübchen.« dahinter machen.«, ich werde etwas beschleunigen.
Däderädä Lautwort für DDR. 2. »Nu laß mal Dampf ab.«, nun beruhig dich mal.
Daffke (jidd. dawko = gewiß, durchaus) etwas »aus 3. Jemandem »Dampf unter’n Hintern machen«,
Daffke machen«, etwas aus Eigensinn oder Trotz ihn veranlassen, eine Tätigkeit schneller
tun bzw. nicht tun. »Aus reinem Daffke bin ick auszuführen.
nich mitjekomm’.« Dampfschornstein im 19. Jh. für Zylinderhut.
dahkig finster (engl. dark). dancen tanzen. Heute wohl jugsprl. Anglizismus,
Dalldorf So wurde früher der Ortsteil Wittenau aber auch bereits im 19. Jh. belegt und über die nd.
bezeichnet, weil sich dort eine »Irrenanstalt« Aussprache des anlautenden ›t‹ zu erklären.
befand. »Der jehört nach Dalldorf.« »Der is aus danke gut. »Und sonst jeht’s danke?«
Dalldorf entsprungen.« davor wie hochdeutsch dafür.
Dalles (jidd. dallus Armut) Geldmangel. d.b.d.d.h.k.P. »Doof bleibt doof, da helfen keene
dalli (poln. dalej) flink, vorwärts. »Nu mach mal ’n Pillen.«
bißchen dalli!«, nun beeil dich mal. Deckel im 19. Jh. für Zylinderhut, heute allgemein
Damendiesel Parfum. für Hut. Drohend: »Krist gleich een’s uff’n
dämlich (nd.) dumm. Ein Dummkopf wird als Deckel.«
Däm(e)lack (slw. Endung -ack) oder Dämelsack Deez (frz. tête) Kopf. Taucht häufig in Form einer
bezeichnet. Für jemanden, der ausgesprochen Drohung auf: »Dir hau ick een’s uff’n Deez, daß de
dumm ist, heißt es: »Der Kerl is mit’m Dämelsack aus de Rippen kiekst wie’n Affe durch’t Jitter.«
jepudert.« Deibel (nd.) Teufel. In vielen Redewendungen:
Damm 1. »uff’n Damm sein«, gesund sein. »Bleib »Den Deibel nochmal!«, »Dit is ’n Deibel!«, »Da
uff’n Damm!« = »Bleib gesund!« oder auch »Bleib kommste in Deibels Küche.«, etc.
doppelt Ein weißer Schimmel ist sozusagen Demse stickige, drückende Luft. Aus dem Obs.
»doppelt jemoppelt«. Aber beim Trinken gilt: »Uff nach 1945.
een Been kann man nich stehen, doppelt hält Denkste »Denkste!«, da hast du falsch gedacht
besser.« (zurückweisende Antwort). Verschleifung von
Dösel Dummkopf. »Denkst du!« Auch: »Dit is ’n typischer Fall von
dösig benommen, schläfrig. Als Verb döseln, Denkste.«, ein typischer Fall dafür, daß sich jemand
langsam arbeiten. Dösel oder Döskopp steht für geirrt hat.
Dummkopf. Denkmurmel Kopf.
Draht »uff Draht sein«, tüchtig, clever sein. Destille früher für Kneipe. Abgeleitet von der
Drahthexe Beschimpfung einer Frau. Destillationsanstalt. Ein geflügeltes Wort, als Zille
drall derb, fest. Ablautend zu drillen = drehen. noch sein Stammlokal »Zur quietschvergnügten
Bezug auf eine Frau: »Die hat’n Drall!«, sie hat Drehorgel« besuchte: »Ejal, wo der Berliner mit
eine gute Figur oder sie ist sehr mollig. eenem Oooge hinkiekt - mit’s andre kiekta inne
Draufgeld Bei Glaßbrenner als Unterpfand für Destille.«
einen abgeschlossenen Handel. dicht »Dicht daneben is ooch vorbei.« Spöttischer

9 » Berliner Wörter
Kommentar für eine nicht gelungene Handlung. und Ø schnafte.
dick(e) haben etwas satt haben, von etwas genug duhn 1. betrunken. 2. völlig geschafft. Nd.
haben, einer Sache überdrüssig sein. »Dit hab ick Ursprungs, eigentlich »aufgeschwollen« zu dehnen
jetz endgültig dicke!« und dunsen.
Dickus Spöttische Anrede für einen dicken dulli dulli besonders gut.
Schüler. dumm (mnd. dum = unerfahren, einfältig) Wird in
Dickkopp Mensch, der mit dem Kopf durch die zahlreichen Wendungen gebraucht. Weniger böse
Wand will, d.h., der starrköpfig ist und nicht von gemeint als es scheint: »Sie sind ja nich so dumm
seinem Willen abweicht. wie Se ausseh’n.« »Dumm jebor’n und nüscht
Dienstbolzen Dienstmädchen, Dienstbote. dazujelernt.« Die Äußerung »Dit is dumm«, meint,
Diensteid trinken. »Eenen uff’n Diensteid daß eine Sache unangenehm ist.
nehmen.« Dummerjahn Dummkopf.
Dienstpote Dienstbote. Wortspiel, das sich Dummsdorf Bereits bei Glaßbrenner die bekannte
vermutlich aus »Dienstpfote« mit nd. Sentenz: »«Wir sind hier ooch nich aus
gesprochenem ›p‹ ableitet. Dummsdorf.«, wir sind nicht dumm.
dieselig schwindelig. dunnemals damals. »Von anno dunnemals.« Von
direkt geradezu, wirklich. »Dit is direkt schade.« nd. dunn = damals.
direkt(e)mang wie Ø direkt. Dunnerwettsteen Bei Glaßbrenner als Ausruf des
Direx schulspl. für Direktor. Erstaunens. Wie Ø Donnerlittchen.
Dividendenjauche helles Bier. Um im Jahre 1870 dünne machen, sich sich verkrümeln, sich
an der Börse Gewinne zu machen, erhöhte man die zurückziehen.
Drehhahnbräu für ein Glas Leitungswasser bei Dunst »Du hast ja keenen Dunst!«, du hast ja
Tisch. davon keine Ahnung.
drehen »Dit wer’n wa schon drehen.«, hinkriegen, Dunstkiepe im 19. Jh. für einen Herrenhut mit
eine Sache schon machen. hohem Boden.
dreidoppelt dreifach. durchplumpsen durchfallen.
Dreikäsehoch kleiner Junge. Dividende, was zu einem sog. Aktienbier führte,
dreist 1. wirklich, 2. frech, 3. zuversichtlich und einem Bier minderer Qualität.
4. unverschämt. »Laß den man dreist kommen.«, Docht »auf den Docht jeh’n«, auf die Nerven
laß ihn mal ruhig kommen. »Dit is ja wirklich dreist gehen.
von dem.«, unverschämt. Dohle früher Zylinderhut, heute allgemein für Hut.
Dremmel 1. Furcht. 2. Drang. Jemand, »der ’n doktern sich mit etwas intensiv beschäftigen, aber
Dremmel hat«, muß dringend auf’s Klo. Abgeleitet mit leicht negativem Beigeschmack. »Der muß
von dremmeln = drängen. immer war herumdoktern.! = »Der hat immer etwas
Dresche Prügel, Schläge. Substantivierung von zu tun.«
Getreide dreschen. Dollar »einen harten Dollar schütten«, bezahlen.
drippeln tröpfeln, leicht regnen. Wenn es aus dem Dollarbrägen Draufgänger.
Wasserhahn tropft, heißt es drippen. Donnerlittch, Donnerlitken Ausruf des
dröhnen jemanden ein paar knallen. Erstaunens. Die Endung -littchen ist eine Variante
Dröhnung haben betrunken sein. Von umgs. zu Lüchtig = Blitz.
dröhnen = sich betrinken, im Rausch sein. doof (nd. taub) dumm. Seit Anfang des 20. Jhs. von
drömmeln gehen zur Toilette gehen. Ø Dremmel. Berlin aus im deutschen Sprachraum verbreitet. Es
drucksen mühsam herausbringen. Intensivbildung existieren zahlreiche Komposita, in der Regel
zu drucken = drücken. Auch herumdrucksen = Schimpfworte: Doofkopp, doowe Nuß, doowe
nicht die Wahrheit sagen wollen. Sau, Dowie, Doowietz, etc. Ø auch d.b.d.d.h.k.P.
Drückeberger jemand, der die Arbeit scheut, im durchwachsen mittelmäßig. Krankenschwester:
19. Jh. für jemand, der sich verkriecht. »Na, wie jeht’s denn heut?« - Patient: »Na, so
drum rumkommen davonkommen. »Da sind wa durchwachsen.«
ja nochmal drum rumjekomm’.« durchwutschen entwischen. Von umgs.
druselig (nordd.) schläfrig, müde. Als Verb durchwitchen.
drusseln oder auch eindrusseln, gesprochen mit durschten »Mir durschtet.« = Ich bin durstig.
stimmhaftem s. Dusel Glück. »Mensch, da haste aber ’n Dusel
Düsenklipper Flugzeug. jehabt.« Weiterentwicklung von nd. Dusel = Schlaf,
dufte (jidd. toffte) großartig, prima. Wird heute Halbschlaf.
gebraucht für die früheren Bezeichnungen Ø knorke dusemang (frz. doucement) sacht, behutsam, leise,

10 » Berliner Wörter
gesprochen mit stimmhaftem ›s‹ und natürlich dem allerhöchste Eisenbahn, die Zeit ist schon von drei
typisch berlinischen Nasal, der jedem Südfranzosen Stunden angekommen.«
das Herz höher schlagen läßt. Eisente prüde Frau.
Dussel (nordd.) dummer Mensch, Dummkopf. Ø Ekel (ostf. ekelen = verdrießen) widerwärtiger
Dusel. Adj. dusselig. Mensch. Noch verstärkend: Ekelpaket. Man denke
duster dunkel, finster. Trachsel schreibt 1873: an den leicht berlinernden Alfred Tetzlaff aus der
»›der dustere Keller‹, eine bekannte Kneipe am Fernsehserie »Ein Herz und eine Seele«.
Fuße des Kreuzberges. In den Kunsthandlungen sah Elbkähne große Schuhe.
man vor einigen Jahren ein ganz schwarzes Ella oder Elle Braut, Freundin, Schwester.
längliches Viereck, gedruckt auf weißem Papier mit Elsterauge Hühnerauge.
der Inschrift: ›Berlin bei Nacht, vom dusteren Eltern »Dit is nich von schlechten Eltern.«, es ist
Keller aus gesehen‹.« hervorragend, besonders gut. »Eltern mit
Dutt (nd.) Haarknoten der Frauen, wird allgemein Pillenknick« sind kinderlos.
auch für Kopf gebraucht: »Der Ollen hätt ick am Em Mark, im Plural auch Emmchen.
liebsten eens uff’n Dutt jeknallt.« »Haut ihm eens Embüdel auch Embiedel Freund.
uff’n Dutt!« Emmer bei Glaßbrenner für Eimer.
Emton in der Regel mit dem Possessivpronomen

E
»mein« verbunden. Wird für Personen gebraucht,
die man kritisieren will, denen man etwas androht,
die man aber gern hat und nicht weiter verletzen
will. »Paß mal uff, mein Emton!«
Ende »Da is ja dit Ende von weg!«, Redensart, die
Eau de Mief Parfum. als Ausdruck des Erstaunens gebraucht wird.
Ecke nicht weiter definierte Entfernungsangabe: ent oder weder entweder - oder.
»Von hier bis zum Koofmann is ’ne janz schöne Ente oder Trente wie Ø ent oder weder.
Ecke.« entfernt »Dit macht sich von weiten sehr entfernt.«
Eckensteher (Nante) früher für Dienstmann. Nach Von weitem betrachtet sieht das sehr gut aus (,aber
der Titelfigur einer 1832 uraufgeführten Posse. eben nicht von nah).
Ede Abkürzung von Eduard. Bezeichnung für entrenanu (frz. entre nous) unter
Kumpel, Bruder, aber auch für leicht kriminelle gebrauchen.
Typen. eildieweil für hd. weil (oft mit Hauptsatzstellung
Eecks Ausruf des Abscheus. im Nebensatz). Wahrscheinlich entstanden aus
Ehestandslokomotive Kinderwagen. »alldieweil« und »Eile mit Weile«.
Ehrensäbel Ehrensache. Einbildung »Einbildung is ooch ’ne Bildung.«
ehrlich wirklich, ungelogen. »Ick hab ehrlich wat eine drauf machen tanzen, feiern.
zu tun.« einfuchsen jemand, der eine Sache besonders gut
ehrpusselig (nordd.) spöttische Bezeichnung für kann, »is daruff besonders jut einjefuchst.« Aus der
ehrbares, sittsames, lobenswertes Verhalten. Studentensprache des 19. Jhs.
Ironisierung von ehrpusslig = sittsam, prüde, Eingemachtes »an’s Einjemachte jehen«, an die
abgeleitet von pusseln = eine Arbeit geduldig Reserven gehen.
verrichten. eingespundert eingesperrt. Fußt wahrscheinlich
Ei »Der sieht aus wie aus’m Ei jepellt.«, besonders auf mnd. Spinde = Schrank, Vorratsbehälter.
schick, elegant. Jemanden »wie’n rohet Ei einhandeln etwas Unangenehmes bekommen. »Du
behandeln«, meint, ihn vorsichtig behandeln. Im handelst dir gleich ’ne Ohrfeige ein!«
Plural für Hoden: »Dir polier ick gleich de Eier!«, einkacheln viel oder hastig essen.
eine ernstzunehmende Androhung von Gewalt. Einkriegezeck Fangspiel.
Aber auch in der Bedeutung von Geld: »Ick hab nur einleiern etwas vorbereiten. »Dit hat der mir
noch zwanzich Eier.« Eine Eierkiste ist ein Auto, einjeleiert.«
ein Eierkopp entweder ein nicht gerade rund Einnehme Kellnerin, Kassiererin.
geformter Kopf oder jemand, der schwer von einnehmen »Er hat ’n einnehmendet Wesen.«, d.h.,
Begriff ist. Eierpampe ist die Bezeichnung für mit er nimmt gern viel Geld ein, jemand »vom Stabe
Wasser vermischten Sand, wie ihn Kinder oftmals Nimm«.
zum Schrecken ihrer Eltern in allerlei Hinsicht einpfeifen essen oder auch trinken.
Eisenbahn »Et is höchste Eisenbahn.«, es ist einpummeln, sich sich stark einhüllen, sich
höchste Zeit. Nach Glaßbrenner (1847): »Es ist die einwickeln, sich warm anziehen. Ø auch

11 » Berliner Wörter
anpummeln. fackeln zögern. »Fackeln Se nich so lange«.
einrühren etwas anrichten, einbrocken. »Da haste Fahrrad Brille.
mir war einjerührt!« Fahrschein verlangen die Rechnung verlangen.
einstippen (mnd. stippen = eintauchen) Brot in Aus dem Straßenbahnerjargon übernommen:
Milch eintauchen bzw. Ø Schrippe oder Kekse in »Noch jemand ohne Fahrschein?« im Sinne von
Kaffee. »Noch einen Wunsch?«
einstuken Ø stuken Fall »Dit is nich mein Fall.«, d. h., jemandem paßt
Eisbein mit Erbspüree, Berliner Nationalgericht, in etwas nicht, mißfällt ihm.
Bayern »Haxen« genannt. Aber natürlich auch die Falle Bett. »Ab in die Falle!« Vermutlich verkürzt
Bezeichnung für kalte Füße. In letzterer Bedeutung aus Wanzenfalle.
auch in der Drohung »Dem knick ick die Familienknicker spöttisch für einen großen
Eisbeene!« Eisbein mit Lenkstange = Rollmops. Regenschirm.
uns.entschuldigen »Können Se nich uffpassen?« - falsch böse, wütend auf. »Uff den Kerl bin ick
»Entschuld’jen Se, daß ick jebor’n bin.« Erstmalig falsch!« Ein falscher Fuffziger bezeichnet eine
1845 in Berlin. hinterlistige Person.
Erbbegräbnis Geschäft, Restaurant, das schon Fangeisen Ehering.
mehrfach bankrott gegangen ist oder seit langem Faßbrause Apfelbrause von Faß. Nur in Berlin
nicht mehr blüht. erhältlich und äußerst köstlich und erfrischend.
Erholungsheim Gefängnis. Früher Ausruf der Fantaska aus der Bodenluke Bezeichnung für
Schaffner am Gefängnis Tegel: »Erholungsheim - Frau.
will jemand aussteigen?« Fatzen Stück Frühstücksbrot.
Ersatzspiel Hasardspiel. Fatzke eitler, aufgeblasener Mensch. »Sie oller
erschossesein erschöpft sein. »Ick fühl ma heute Fatzke!« Auch Appelfatzke und Hannefatzke.
wie erschossen.« Wahrscheinlich nicht abgeleitet von frühnhd. fatzen
erstensmal zweetensmal... zum ersten, u.s.w., = spotten und nd. Endung -ken, sondern auf den
beim Anführen von Gründen. Vokativ des poln. Vornamens Wacek, was auf
erzählen 1. beauftragen. 2. einreden, weismachen: tschech. Václav zurückgeht. Man vgl. auch
»Mir könn’ Se nüscht erzähl’n!« scharwenzeln = übereifrig den Hof machen.
Eskimoflip Wasser. Fuß auf umgs. Eskimo = faul schlecht, unzuverlässig. »Mach bloß keene
hochprozentiges alkoholisches Getränk. faulen Witze!«
Essig »Damit is Essig!«, damit ist es vorbei, mit Faulfieber Trägheit. Ursprünglich umgs.
dieser Hoffnung ist es aus. Flappe mürrisch verzogener Mund. »Zieh doch
etepetete pedantisch genau, zimperlich. Fußt nich so’ne Flappe.« Im Nd. Flabbe =
wahrscheinlich nicht auf frz. etre peut-etre ›im herunterhängende Unterlippe. Vgl. engl. to flap =
Zweifel sein‹, wie oftmals angenommen, sondern lose herunterhängen, schlagen.
auf nd. öt(e), entrundet ete, ›geziert, zärtlich, Flaps Im 19. Jh. für Zylinderhut, heute für einen
überfein‹, das ironisierend verdoppelt wurde. Menschen, ›der den Ernst des Lebens noch nicht
Eternitplätzchen für Ø Bulette. begriffen hat‹. Gehört zu Ø Flappe. Einen »Flaps
Eule 1. häßliche Frau, 2. Bruder, 3. Kopf. kriegen« = einen leichten Schlag erhalten.
Eumel Kopf, aber auch als Schimpfwort gebraucht Flattermann Brathähnchen. Einen Flattermann
im Sinne von Dummkopf: »Du alter Eumel, du!« kriejen meint »Angst bekommen«. Abwandlung
Extramuros im 19. Jh. für Zigarre. Von lat. extra von »einen Flattermann haben«, das heißt
muros = außerhalb der Zimmerwände. Händezittern, Liderzucken o.ä. haben.
Extrawurst etwas Besonderes. »Ick hab keene Flax Spaß, Unsinn. »Du bist wohl ooch her, wo der
Lust, dir ’ne Extrawurscht zu braten.« Auch aus der Flax blüht?« = Du bist wohl auch ein spaßiger
›Reihe tanzen‹. Mensch?
Fleck »Machen Se sich mal nich ’n Fleck uff’t
Hemde.«, haben/zieren Sie sich nicht so.
Fleckfieber für Personen, die einem lästig werden,
. weil sie einen nicht in Ruhe lassen. Insbesondere

F
für Kinder, die (immer wieder) einem die Ruhe
stehlen.
Fleischbeschauung FKK-Strand-Besucher »jeh’n
zur Fleischbeschauung.«
Flez wie Ø Flegel, auch als Verb. Wer sich

12 » Berliner Wörter
irgendwo hinfle(t)zt, der lümmelt sich hin, breitet fetzen (frz. fête, Ø Fete, Feez) »Dit fetzt!«, jgdsprl.
sich aus. ›das haut rein‹, ›das ist stark‹. Im 19. Jh. allerdings
Fliege »’ne Flieje machen«, flüchten. bereits als alltagssprachlich verzeichnet. Davon
fliegen eilen. »Ick flieje ja schon!« abgeleitet fetzig.
fliegende Untertasse Nonne. Fetzen Stück. »Dir hau ick in Fetzen!« Von
flippen (jgdsprl., engl. to flip = schnipsen, spätmhd. vetze = Lumpen, abgerissenes
schnellen) ausgelassen tanzen, ausgelassen sein. Ø Kleidungsstück.
geheuchelte Krankheit fauler Schüler und Feuermelder rote Nase.
Arbeitsscheuer. ff. sehr gut, ausgezeichnet. »Berlinisch kann ick
Faust Wenn etwas überhaupt nicht zusammenpaßt, aus’m ff.« Auch Abkürzung von »Feinstes vom
heißt es: »Dit paßt wie die Faust uff’s Ooge.« Fußt Feinen«. Früher im Lebensmittelhandel üblich, z.B.
auf einer Maßangabe. »ff. Speiseöl« oder »ff. Leberwurst«.
faustdick jemand, »der es faustdick hinter den auch rumflippen.
Ohren hat«, ist mit allen Wassern gewaschen. Flitz haben verrückt sein. Von mnd. flitse = Pfeil.
Faxen Gesten, Gebärden, um bei anderen Lachen Flitzpiepe 1. ein nicht ernstzunehmener Mensch,
zu erregen. Im übertragenen Sinne auch »dumme 2. Penis. Ø Pfeife.
Späße«. Hat man von etwas genug, sagt man: »Jetz flötengehen verlorengehen. »Jestern war ick uff
hab ick aber die Faxen dicke!« Entweder ’ner Fete, da is ma dit Portemonnaie flöten
entstanden aus mundartlich fickfacken = hin- und jejangen.« Wahrscheinlich von mnd. vlöten =
herlaufen oder fatzen = spotten. fließen, schwimmen, treiben.
Federball »uff’n Federball jeh’n«, zu Bett gehen. Flötentöne Drohend: »Dir werd’ ick die Flötentöne
Feez (frz. fête = Fest, Feier) Vergnügen, Spaß, beibringen!«
Unsinn. »Mach doch nich so ’nen Feez.« (Ø Fete). Flocke »’ne Flocke machen«, verschwinden. Fußt
fegen schnell laufen. »Da kommt er anjefecht.« Ein auf dem Bild einer im Schnee verschwindenden
Feger ist nicht nur ein Handfeger, sondern Schneeflocke.
bezeichnet eine Frau, die außerordentlich gut Flohkiste Bett.
aussieht («ein irrer Fejer«). Flohleiter Laufmasche.
Feierabend »Nu is Feierabend!«, jetzt reicht es. Flosse Hand. »Wenn man ›juten Tach‹ sacht, denn
feierlich »Mir is heut ja nich feierlich zumute.«, ich jibt man die Flosse.« Übertragen von den
fühle mich in diser Situation nicht wohl. Fischflossen.
feiger Hund Schwächling, Ø Schlappschwanz. Flunder (mnd. vlunder) Eine Frau, die »platt wie
feixen dumm, verstohlen oder albern lachen. ’ne Flunder is«, ist flachbrüstig. »Bei mir Flunder.«
Nordd. Feix = Dümmling. = Ich bin platt vor Staunen.
Fell Haut. Drohend: »Dem zieh’ ick dit Fell über Flunken Hände.
die Ohren.« »Der hat’n dicket Fell.«, er ist Flunsch vorgeschobene Unterlippe als Zeichen von
unempfindlich, daher belastbar. Aus dem Jargon Unzufriedenheit. »Weeß ooch nich, warum die
der Abdecker des 17. Jhs. immer so’n Flunsch zieht.«
Ferkeltaxe (ostberl.) Schienenbus mit flüstern sagen. Euphemistischer Gebrauch in der
Gangschaltung. Drohung: »Dit eene kann ick dir flüstern...«
fertig 1. imstande sein, etwas zu tun: »Dit kriegt Flüstertüte Megaphon.
der fertig!« 2. müde, erledigt sein: »Ick bin (fix flutschen 1. eine Arbeit, die rasch vorwärts, die
und) fertig.« rasch von der Hand geht. Bei Trachsel 1873 in
feste kräftig, ordentlich. »Immer feste druff!« Von diesem Sinne unter fluschen als Pommerscher
Berliner Soldaten im Kampf gegen Napoleon Dialekt vermerkt. 2. entwischen. Von flutschen
(1813) stammt die Wendung: »Immer feste auf die mnd. sich hastig bewegen und/oder omd. von der
Weste!« Hand gehen, vorankommen.
Festessen ironisch für Vergnügen: »Es war mir ein for naß umsonst. Bildung zu rotw. naß = ohne
Festessen.« Geld und engl. for nothing. Ø auch Nassauer.
Fete (jgdsprl., von frz. fête = Fest, Feier) für Fest, forsch dynamisch, stark, draufgängerisch. Von
Party. Von daher auch ›feten‹ für ›tanzen‹. mnd. forse = Kraft.
Fett im negativen Sinne für Lohn. »Der hat sein forschieren im 19. Jh. für zwingen. Von Ø forsch.
Fett weg bekommen.« fortkrepeln Ø krepeln.
Fettlebe »Heut machen wa eenen uff Fettlebe.«, Forzmolle Bett Ø auch Molle.
heute lassen wir es uns gut ergehen. Fratze Gesicht.
Fettsack Schimpfwort für extrem fette Menschen. frech »Frech wie Oskar.« Anstelle von »Ich bin so

13 » Berliner Wörter
frei!« sagt der Berliner auch »Ick bin so frech!« noch meinen Friedrich Wilhelm runtersetzen.«
Freimaurerzigarre im 19. Jh. für Zigarre. Beruht auf den in Preußen häufig vorkommenden
Fressalien Essen. Königsnamen.
Fresse Mund. Insbesondere in Drohungen Fritze produktives Element in zahlreichen
gebraucht: »Halt die Fresse!« »Dem könnt ick Zusammensetzungen für Händler, Verkäufer und
stundenlang inne Fresse hau’n.« »’ne Fresse Handwerker: Zijarrenfritze ist der Verkäufer in
ziehen« meint schmollen, der Ausruf »Meine einem Tabakladen bzw. der Tabakladen an sich. In
Fresse!« drückt maßloses Erstaunen aus. diesem Sinne auch: Jemüsefritze, Eierfritze, etc.
Fressen »Dit is ’n jefundenet Fressen für mich.«, Fritz war ein beliebter Vorname im 19. Jh. und
das kommt mir gerade recht/zupaß. wurde/wird in Berlin in der Ausrufeform mit einem
Fress-Ex (ostberl.) für die Exquisitläden, in denen -e versehen, z.B. »Hallo Fritze!«.
ein reichhaltiges Warenangebot zur Verfügung Frontlader Gabelstapler.
stand, das allerdings nur gegen extrem hohe Preise Früchtchen 1. freches Kind und 2. krimineller
vom DDR-Bürger genutzt werden konnte. Erwachsener.
Friedhofsgemüse 1. ironisch für welke Blumen fuchswild Gegenteil von lammfromm. Vorform
und 2. für eine Gruppe von Menschen, deren von fuchsteufelswild.
Schicksal unausweichlich erscheint. 3. jgdsprl. für fuhrwerken sich einmischen. »Fuhrwerk ma da
fiepen 1. winseln, 2. leise pfeifen nich dazwischen.« Bei Glaßbrenner im Sinne von
fies (mnd. vis) ekelhaft, widerlich, abstoßend. Ein hantieren: »Nu stund unjlicklijer Weise der Emmer
Fiesling ist ein Mensch mit miesem Charakter. hinter dissen Stuhl, un wie er nu mit ’n Kopp
Fiesbiedelhoppsack Peitsche. rinfuhrwerkte, fuul der Emmer um...«
Fiesematenten unnötige Umstände, Streiche, funken Wenn es zwischen zweien »jefunkt hat«,
Schikanen. Drohend: »Mach bloß keene dann haben sie sich gefunden. Die Äußerung:
Fiesematenten.« »Jetz’ funkt’s aber!«, ist eine Androhung von
fiestlau lauwarm, wie umgs. pupwarm. Basiert auf Schlägen.
nordd. Fiest = leise entweichender Darmwind. Furzkruke schwache, nicht wirklich ernst
Figur Person, Type. »Kiek da mal die Fijuren an, gemeinte Beleidigung.
wie die ausseh’n!« Fußbodendompteusauch Fußbodenmasseuse,
Filzlatschenkino Fernseher. Fußbodenkosmetikerin spöttisch für
Fimmel »Der hat doch ’n Fimmel!«, der leidet an Raumpflegerin. Wer sauber machen geht, der »jeht
Größenwahn, der spinnt. Wahrscheinlich abgeleitet uff Fußbodenmaniküre.«
von fummeln, fimmeln = suchend herumtasten, Fusseln im 19. Jh. für Geld. »sich das Maul
umhertappen. fusselig reden«, ohne Erfolg reden.
fingern erreichen. »Wir wer’n dit Ding schon Fußlappen mit Flöhe unschmackhaftes Essen.
fingern.« = Wir werden die Sache schon schaukeln. Fußt auf umgs. ›Fußlappen‹ für ein Essen mit
»Finger da nich mit deine unejalen Hände rum.« = großen Kohlstücken.
Laß die Finger weg! futsch auch futschikato verloren, kaputt. »Dit Jeld
Finkennapp kleines Gefäß, insbesondere kleines is futsch.« Ist wahrscheinlich als lautnachahmende
Glas oder Tasse. Bildung zu erklären, vgl. futschen = schlüpfen,
fipsig (nordd.) klein und gleichzeitig niedlich. vorbeihuschen.
Firlefanz etwas Überflüssiges, Unfug, Blödsinn. Futschen Hausschuhe.
»Wat is’n dit für ’n Firlefanz?« Aus mhd. firlifanz Futterage (vermutlich fußend auf frz. fourage)
= eine Art Tanz. Eßwaren.
Fischköppe (westberl.) spöttische Bezeichnung für Futterluke Mund. Abgeleitet von der Öffnung.
die Bewohner der norddeutschen Küstengegenden, fuzelig im 19. Jh. für betrunken.
(ostberl.) für die Mecklenburger. fuzzelig äußerst klein.
fistern hinauswerfen. Bei Trachsel 1873: »Ick werd
dir jleich rausfistern« (= mach, daß du
wegkommst).
flach »Mittachessen fällt heut flach.«, fällt heute
» Berliner Wörter

G
aus.
Flachmann kleine Taschenflasche mit Alkohol.
Flamme 1. Freundin und 2. Streichholz.
alte Menschen.
Friedrich Wilhelm Unterschrift. »Da muß ick

14 » Berliner Wörter
g wird im Berlinischen als j gesprochen, u. z. in der glibberich glatt und wackelig wie Ø Wackelpeter.
Regel anlautend vor Vokalen (’ne jut jebrat’ne Jans Von nordd. glippen = gleiten, unfest sein.
is’ ’ne jute Jabe Jottes), insbesondere in der Glipperpudding Götterspeise. Ø glibberich
Vorsilbe ge-, sowie inlautend nach den glitschen gleiten. Als Adjektiv glatt, schlüpfrig, bei
Langvokalen e, i, ü, ö und seltener nach r. Eis und Schnee.
GabiKo (ostberl.) ganz billiger Korn. glotzen große Augen machen. Aus dem Mhd. für
Galan (span. galan = Liebhaber, Verehrer) jemand, schimmern, glänzen. Bereits bevor es die Glotze (=
der vornehm tut. Auch allgemein für Freund einer gleich etwas.
Frau: »Dein Galan hat wieder anjeruf’n.« geforben gefärbt.
Gang »Warum is dit wieder nich im Jange?«, gefressen weder kulinarisch noch kannibalistisch
warum funktioniert es nicht. gemeint, sondern wenn man von jemandem sagt:
gar nichts »Ick sach janüscht.«, ich habe keine »Den hab ick jefressen!«, meint dies, daß man diese
Meinung, ich übernehme keine Verantwortung. Person nicht ausstehen kann.
Gardinenstange flachbrüstige Frau. Gegend »’ne schöne Jejend is dit hier.« Gegend
Gärtnerwurst grüne Gurke, die im Garten des bezeichnet in diesem Falle unwirtliche Orte, Plätze
Kleingärtners wächst. etc. sowie Gegenden außerhalb Berlins. Die
gebacken »So wie wir jebacken sind.«, so wie wir Redensart geht zurück auf Glaßbrenner. »Weit und
gebaut, beschaffen sind. breit nüscht wie Jejend!«, d. h. nur Landschaft.
geblaßmeiert angeschmiert. Gegenteil wird als Verneinung gebraucht mit leicht
gebont »Dit is jebont!«, abgemacht, wird erledigt. ironischem Unterton. »Haste Hunger?« - »Janz im
Hergenommen von Kassenbon. Jejenteil.«
Geborene »ne Jeborene von und zu« ist eine gehörig stark, sehr. »Dit war ’ne janz jehör’je
Adlige. Portion Eisbeen.«
Gebratene Schrippe für Ø Bulette. Geist »Du jehst ma uff’n Jeist!«, du gehst mir auf
gebumfiedelt Wer sich geschmeichelt vorkommt, die Nerven. Ein geistiger Kleingärtner oder
der fühlt sich »jebumfiedelt«. Kleinrentner ist geistig obdachlos, d. h. schlicht
Gedächtniswärmer Baskenmütze. und einfach ein Dummkopf.
Gedrängte Wochenübersicht scherzhaft für Ø Geizhammel geiziger Mensch.
Bulette, weil - so die Annahme - Reste von Gelaber Geschwätz. Ø labern.
Mittagsgerichten einer Woche verarbeitet werden. gelacht lachhaft. »Wär ja jelacht, wenn wa dit nich
gefällig drohend: »Da is wat jefällig!«, da passiert schaffen würden.«
gewaschen Eine »Ohrfeige, die sich jewaschen gelackmeiert angeschmiert. Wenn jemand den
hat«, ist das Gegenteil eines zarten Klapses. Wer Kürzeren zieht, ist er der Jelackmeierte. Aus
»mit allen Wassern jewasch’n is«, der ist raffiniert, lackieren im Sinne von »hereinlegen , betrügen«
geschickt, weiß überall Bescheid, so daß er überall und meiern = foppen, täuschen.
durchkommt. geladen 1. »Der hat schwer jeladen heut.«, er hat
gewieft (mhd. wifen = schwingen) schlau, viel Alkohol getrunken. 2. »Warum bist ’n so
raffiniert. jeladen?«, so aggressiv, wütend.
Gewitterflinte Regenschirm. gelernt »Jelernt is jelernt.«, d. h., man beherrscht
Gewittertüte Regenkapuze. eine Sache perfekt.
Gewitterziege oder auch Gewitterzicke, gelitten geläutet.
Gewitterhexe Bezeichnung für eine zänkische, gelungen originell, merkwürdig.
übel gelaunte oder auch meckernde Frau. gemacht »Is jemacht!«, wird erledigt.
gewöhniglich gewöhnlich. gemischt ordinär, anstößig.
Gichtlatte dünne Person. Gemüse, junges Kinder, junge Leute.
Gierschlund bezeichnet eine Person, die gierig das Gemüseathlet krasser Egoist.
Essen herunterschlingt. Gemüte führen, sich etwas zu trinken.
giften, sich sich ärgern. Gemütsathlet herzloser Mensch, der ein Jemüt
Giftnudel im 19. Jh. für Zigarre, bezeichnet heute wie’n Schaukelpferd hat.
jemanden, der über andere schlecht spricht. genau »Nüscht Jenauet is nich raus.«, etwas
Gips »Jips jibt’s inne Jipsfabrik.« Ø auch g. Genaues weiß man nicht.
Gipsflügel gebrochener, eingegipster Arm. genehmigen, sich einen trinken.
Gipskopf beschränkter Mensch. genormt latschen tanzen.
Glatzenschneider Friseur bzw. für neudeutsch genügen »›Dit jenücht‹, sagt der Staatsanwalt.«,
Intercoiffeur. abschließende Kommentierung einer Handlung.

15 » Berliner Wörter
Übernommen aus einer Gerichtsszene von Albert des Berliner Adels: Graf Rotz von der
Hopf (1845). Popelsburg und Graf Kacke.
gerammelt sehr, äußerst. »Die Küche war Granatenbutze Bezeichnung für Frau.
jerammelt voll.« grapschen greifen. Vielleicht von poln. grabic =
gerieben schlau, hinterlistig. »Dit is ’n janz raffen, rauben.
jerieb’nes Bürschchen.« Graul Grauen. »Ick krieg schon ’nen Graul, wenn
geringst »Im jeringsten janich.«, nicht im ick dit nur sehe.« Sich graulen bedeutet sich
geringsten. Ø auch gar nicht. fürchten, Angst haben.
gerissen schlau. Grieben sind nicht nur die gebräunten
geritzt »Is jeritzt!«, die Sache ist erledigt, in Fettrückstände beim Auslassen von Schweine- oder
Ordnung. Gänseschmalz, sondern auch ein Ausschlag am
Gesabber Geschwätz (von »Sabber« Speichel, nd. Mund (Herpes), der in der Regel durch zu fettes
Fernseher) gab sind die Wörter Glotzpaule und Essen hervorgerufen wird. Von mhd. griebe =
Glotzooge belegt. ausgelassener Fettwürfel.
Glubsche (nd.) Brille. Im 19. Jh. ist glubschen für Griepsch (mhd., obs.) Appelgriepsch =
mürrisch, von unten aufwärts blicken belegt. Wer Kerngehäuse des Apfels.
immer »gleich so glubsch ist«, der ist beleidigt. Griffel Finger.
gnatschig Ø gnietschig. Wahrscheinlich von umgs. sabbeln). »Hör doch mal uff mit dem Jesabber.«
gnatzen = mürrisch sein. gescheit ordentlich, brauchbar. Beim Skat: »Jib ma
Gnatschke Italienischer Salat. Ø auch gnietschig. mal jescheite Karten!«
gnatzen weinen, wimmern, verstimmt sein. Ein geschenkt »Dit nehm ick nich jeschenkt!«, das
Gnatzkopp ist ein mürrischer Mensch. nehme ich nicht. Verstärkung der Negation.
gnauen im 19. Jh. wie Ø gnatzen. Geschichte 1. Umstände, 2. etwas Kompliziertes.
gnedderig verdrießlich. »Wat hast’n?« - »So’ne Blinddarmjeschichte.«
gnietschig im 19. Jh. geizig . Heute für mürrisch, Geschmadder unsaubere Schrift, Geschmiere.
meist in der Form gnatschig. Eine Gnietsche ist geschmiert »Dit jeht ja wie jeschmiert.«, das geht
eine übellaunige, mißvergnügte Person ebenso wie hervorragend, läuft wie ein gut geschmiertes
Gnietschkatze oder Gnietschpeter. Wagenrad.
gnurpsen ein knarrendes Geräusch von sich geben. geschnitten »Da haste dich aber jeschnitten.«,
Gold-Else Figur auf der Siegessäule. verkalkuliert.
Gondel Kopf. geschwollen jemand, der »jeschwollen daherredet«,
Göre Im Nd. seit dem 17. Jh. in der Beziehung auf redet mit Pathos oder bemüht sich um eine ›feine‹
Menschen nachweisbar. Wird gewöhnlich im Sprechweise.
Femininum gebraucht und steht im Singular eher Geseier (jidd. gesera = Bestimmung, Verordnung)
für Mädchen, im Plural allgemein für Kinder, die Klagen, weinerliches Herumreden.
unerzogen, frech sind. Vielleicht von mhd. gorec = Gesichte »Mach nicht so’n Jesichte.«, schau nicht
gering, armselig. so mürrisch oder auch traurig drein.
Gott Obwohl viele Berliner nicht bibelfest sind, Gesichtserker Nase.
spielt der »liebe Gott« eine nicht unwesentliche Gesockse Schimpfwort für die Sachsen nach 1945.
Rolle: »Jehnse mit Jott, aber jehnse!« Die Von daher auch Sachsengesocks. Heute allgemein
Äußerung »Jott, steh mir bei« drückt abwertende Bezeichnung für einzelne Gruppen von
Verwunderung aus, während die indirekte Menschen. Früher für arme Leute, Leute die keine
Aufforderung »Mach da mit’n lieben Jott bekannt!« Socken, kein Schuhwerk besaßen.
ein diskreter Hinweis auf das nahende Ende ist. Gestell »Mensch, ist dit’n Jestell!«, ist das ein
Wer bei so viel Pietätlosigkeit ausruft: »Sie sind hagerer Mensch.
wohl janz von Jott verlassen!«, meint: Sie sind gestohlen »Der kann ma jestohl’n bleiben.«, sagt
nicht recht bei Trost! Vielleicht tröstet ihn »dit der Berliner über jemanden, der bleiben kann, wo
reene Wort Jottes«, nämlich ein guter Schnaps. der Pfeffer wächst.
gottsjämmerlich sehr schlecht. »Mir is gesund schlau, praktisch.
jottsjämmerlich (Lautvariation zu kotzjämmerlich) gesundstoßen, sich an etwas Wohlstand erlangen,
zumute.« Profite machen. Aufgekommen im 19. Jh. im
gottvoll oder auch göttlich reizend. »Dit is ja ’ne Zusammenhang mit Aktienschiebereien.
jottvolle Story.« Grips (nordd.) Verstand. Von der Iterativform
Graf Koks (von der Gasanstalt) bezeichnet einen ›gripsen‹ für grippen = an sich raffen.
»feinen Ø Pinkel« ebenso wie die anderen Vertreter grölen (mnd. gralen lärmen) schreien,

16 » Berliner Wörter
herumsingen. In einer Beschreibung Berlins aus Hadscheeh Abschiedsgruß, Verschmelzung aus
dem Jahre 1792 steht, daß bei Hochzeiten die Hatschi und Adieu bzw. Ø Atschö.
Kurrende »während dem Essen erscheint und einige Häkelhaken dünne Beine.
bekannte Kirchengesänge hergrölet.« halb »Wie jeht’s?« - »Halb und halb.« Anspielung
Groschen (mhd. grosse = Dickpfennig, lat. grossus auf einen ebenso bezeichneten Schnaps von der
= dick) Zehnpfennigstück. Firma Mampe. »Wie war jestern dit Spiel?« -
Großer Gelber Doppeldeckbus. »Nüscht Halbet und nüscht Janzet.«, nicht so gut.
Großkotz (aus Klein-Pankow) Prahler, Halber »’nen Halben, bitte!«, ein Glas Bier mit 0.4
überheblicher Mensch. Auch adjektivisch: »So’n, l.
großkotz’jer Typ!« halblang »Mach mal halblang!«, übertreib nicht so.
Großmutter »Dit kannste deine Großmutter Halbstadt früher für West-Berlin.
erzähl’n, aber nich mir.«, das glaube ich nicht. Hallelujah-Staude Weihnachtsbaum.
Großschnauze jemand, der die Schnauze weit hallweje wie Ø halblang.
aufreißt, der prahlt. Halsweite »Dit is nich meine Halsweite.«, das ist
Grüneberger saurer Wein, ursprünglich der Wein heiße Schrippe für Ø Bulette.
aus Grünberg. heißen »Dit heißt nich »heeßt«, sondern heißt
Grüne Minna Polizeiwagen. »heißt«. Ironische Verspottung derjenigen, die
Grütze (frühneuhd. Kritz) Verstand. »Der hat berlinern.
Grütze im Kopp!« heiter »Dit kann ja noch heiter werden!«, ironisch
Gulli bzw. Gullpopo Gulasch. für »das kann ja noch interessant, amüsant
Gully (engl.) 1. Kanalisationsdeckel und 2. werden.«
Abwasserschacht. Auch allgemein für einen helle klug.
Abfluß. Helles, kleines kleines helles Bier.
Gummi Taxi. »Nehm’ wa uns ’n Gummi?« hellicht hell.
Gummiadler (ostberl.) für Broiler, die Helmut Polizist. Abgeleitet von Helmhut, der
Bezeichnung für Brathähnchen im DDRWortschatz. Pickelhaube aus der Kaiserzeit. Von 1918 bis
Bereits stud. in den 50er Jahren belegt. Anfang der 50er Jahre nur noch Ø Tschako.
Gummifinger (ostberl.) Bratwurst mit Kunstdarm. Henkel »Du hast wohl nich mehr alle Henkel anner
Gummihacken für Ø Bulette. Ebenso Kanne!«, du spinnst wohl, du hast sie wohl nicht
Gummimuffe und Gummipuck. mehr alle.
Gummipuppe dickliches Mädchen, dicklicher Heringsbändiger im 19. Jh. für einen Diener im
Teeny. Kolonialwarenladen, heute abwertend für einen
Verkäufer im Tante-Emma-Laden.

H
Heringsfritze Ø Fritze.
Herreninfektionsgeschäft Bordell.
Heuboden nannte man die Galerie im Sportpalast.
Heulboje Sänger.
Heule Radio.
Haar wem die »Kniescheibe durch de Haare
Heuler »der letzte Heuler«, abfällige Bemerkung
wächst«, der kriegt eine Glatze.
über eine Sache oder eine Person.
Haaseken Freund Ø auch Häseken.
Heulsuse 1. plärrendes Kind und allgemein für
haben, sich sich zieren, sich aufregen. »Nu ham Se
Menschen, die ständig jammern. 2. Schimpfwort.
sich doch nich so!«, regen sie sich doch nicht so
hier »Du bist wohl nich von hier?«, wohl nicht
auf, seien sie nicht beleidigt.
gescheit?
Hackding für Ø Bulette.
hille hille (ostberl.) schnell.
Hacke 1. Ferse, Hacken. Wer sich »die Hacken
eine Nummer zu groß für mich.
ablooft«, der ist vergeblich unterwegs. 2. Kopf.
Hambutten Hagebutten.
»Wer ’n Ding anna Hacke hat«, der »hat ’n Ding
Hämeken (mhd. ham = Haut, Hülle, Kleid und
am Kopp«.
dem nd. Diminutiv -ken) kleiner, bemitleidenswert
hacken ankleben, festsitzen.
unauffälliger, kleiner Mann.
Hackenporsche Bezeichnung für den Ø
Hammelbeene untere Extremitäten. Drohend: »Dir
Rentnerkarren, einem kleinen Einkaufswagen.
werd’ ick de Hammelbeene langzieh’n.« Mit Bezug
Hackepeter gehacktes Schweinefleisch mit Pfeffer
auf die Kastration des Schafbockes: Um die Hoden
und Zwiebeln. Drohung: »Aus dir mack ick
erreichen zu können, zieht man dem Tier die Beine
Hackepeter!«
lang.

17 » Berliner Wörter
Hamster melken Toilette aufsuchen. Ausruf des wird kommentiert: »Weg is weg und hin is hin.«
Erstaunens: »Ick gloob meen Hamster bohnert.« Wer »hin und weg ist«, der ist hin- und hergerissen,
Hanake wie Ø Kanake ein Schimpfwort. Die begeistert.
Hanaken sind eine tschechische Ethnie in Mähren. hinhunzen etwas verschleißen, kaputt machen.
handlich sehr groß. Auch verhunzen.
Handschuhe »Das ist meinem Vater ganz recht, hindämeln schlendern.
warum kooft er mir keene Handschuhe.« Nach hinschlagen »Da schlag eena lang hin!« (Ausdruck
Trachsel (1873) eine aus einer Gerichtsverhandlung des Erstaunens). Häufig mit dem Zusatz: »...und
ins Volk übergegangene Redensart, mit der der steh’ kurz wieder uff.«
Berliner seine Gleichgültigkeit über einen ihm Hinterhofpflanze bezeichnet eine Person »aus’m
gemachten Vorwurf ausdrückt. Milljöh«.
Handtuch 1. langes, schmales Zimmer. 2. Hirni Idiot.
schlanker Mensch Hirnschale Kopf.
Hängebauchschwein wer dick ist, »sieht aus wie’n Hohler Zahn Spitzname für die Turmruine der
Hängebauchschwein.« alten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
Hängsel Schlaufe am Rock. hohnecken verhöhnen. Im Berliner Vertragsbuch
Hanne Schwächling, schwächlicher Charakter. In heißt es 1542 in Beilegung eines
diesem Sinne auch Hannefatzke, Hannepampe, Beleidigungsprozesses: »welcher des ein dem
Hannepiepe, die auch in der Bedeutung von andern mehr mit Worten würde auffwerffen oder
›Kaspar‹ gebraucht werden. hohnecken ... der sol dem Rate ... zu Straffe
happenpappen essen. Als Substantiv Speise, verfallen sein...«.
Bissen. Von mhd. peppe = Speise und nd. happen = hohnepiepeln verulken, verhöhnen. Ø auch die
schnappen, verschlingen. häufig vorkommende Form verhohnepiepeln.
happig viel, stark, begierig. »Die Preise sind janz hojappen gähnen.
schön happig!« Holzbock Förster.
Harke »Dir werd’ ick zeigen, wat ’ne Harke ist.« holzen, sich sich schlagen. Wer beim Fußball
(Drohung) Geht wohl nicht - wie immer wieder »holzt«, spielt unfair.
behauptet - auf die Liebe der Berliner zu ihren Hopfenkaltschale Bier.
Kleingärten zurück, sondern auf die strafende Hoppelpoppel 1. ironisch für Bauernfrühstück. 2.
germanische Göttin Harke, die auch als Frau Holle wüstes Durcheinander. 3. Eollmops.
das Böse straft und das Gute belohnt, oder auf die hops gehen »Der is hops jejangen.«, der ist
Drohung, man wolle seinem Opponenten das gestorben oder er ist bankrott gegangen oder er ist
Gesicht mit dem »Rechenzinken«, der Hand, aufgeflogen. Von hopsen = hüpfen.
zerkratzen. Hopskäse 1. für Person mit unstetem
hartleibig hartherzig. Beim Geizigen ist nicht nur Lebenswandel. 2. kleiner Junge.
das Herz, sondern auch der Stuhl verhärtet. Horchlappen oder auch Horchlöffel Ohren.
Hasenbrot ist jenes Brot, das z. B. von Kindern aus Horchophon Telephon.
der Schule wieder mit nach Hause gebracht wird. Horn Jemand, der »ins Horn stößt«, ist nicht
Geht entweder auf den in Norddeutschland unbedingt ein Hornochse (dummer Mensch),
verbreiteten Glauben zurück, daß der Hase Brot sondern jemand, der sich aufspielt.
bringt, oder darauf, daß nicht mehr frisches Brot als Hörnerbrause Bockbier.
Kaninchenfutter verwendet wird. Hoscher etwas Großes, z. B. bewundernd zu einem
Häseken Kosename für kleine Mädchen oder eine rasanten Sportwagen: »Is dit’n Hoscher!«
Freundin. Ø auch Haaseken. Hosenmatz kleines Kind.
Hasenjacht »Dit is ja schneller als uff de Hotte oder Hottehü-Pferd liebkosende
Hasenjacht!«, das geht äußerst schnell. Bezeichnung für ein Haustier. Hotte ist ebenfalls
Haue Prügel, Schläge. die Berliner Form für den Namen Horst. Hottehüh
Hauer großer Zahn. Eigentlich die großen mit Bäckerzusatz = Bulette.
Eckzähne des Ebers. hotten (jgdsprl., engl. hot = heiß) tanzen.
Hausbiene Wanze. hübsch sehr, recht. »Kinder, bleibt ma hübsch
Himmelszicke Schimpfwort für eine Frau, ebenso artig.«
wie Himmelsziege. Hucke Tragekorb für den Rücken, auf dem Bau
hin »Der is hin!« Bezeichnung für die Tatsache, zum Transportieren von Mauersteinen. Von daher
daß jemand gestorben ist bzw. körperlich oder »jemandem die Hucke vollhauen.«, ihn prügeln.
geistig verfällt. Eine Einsicht in die Notwendigkeit Huddern Hände. »Wat hast du ’n wieder mang de

18 » Berliner Wörter
I
Hausfrauenblick schielender Blick. Wer einen
Hausfrauenblick hat, »der schielt links nach de
Wäsche und rechts nach de Klammern«.
Hausknochen Hausschlüssel.
Hausknüppel wie Ø Hausknochen.
heben, einen »Komm, wir jeh’n een’ heben!«, wir ick (nd.) Relikt, deshalb ick gesprochen.
gehen einen trinken. »Icke-Gedicht«
Hecht dichter Tabaksqualm im Zimmer. Ick sitze da und esse Klopps.
Substantiviert von nd. hecht = dicht. Uff eenmal kloppt’s.
Hechtsuppe »Dit zieht wie Hechtsuppe.«, es zieht Ick jeh zur Tür und denk: Nanu?
sehr stark. Anspielung darauf, daß eine Fischsuppe Erst war se uff, jetz isse zu!
lange ziehen muß. Ick jehe raus und kieke -
Heckmeck Durcheinander, Unsinn. »Mach nich Und wer steht draußen? Icke!
so’n Heckmeck!« Vielleicht beeinflußt von meck, Idi Abkürzung von Idiot.
dem Laut der Ziege, vgl. meckern; mnd. hak unde IHB (ostberl.) Idioten helfen bauen für Ingenieur
mak. Hochbau.
heftig unverschämt, überteuert. Ille Stock, Knüppel.«Deine Keule hat meine Brieze
Heiden... Verstärkung: Heidengeld, Heidenlärm, mit de Ille vor de Omme jeknökt.« Æ auch Brieze,
also viel Geld und riesiger Lärm. Keule, Omme.
heideritzken schnell. illuminiert betrunken.
heidi (nordd.) »Ab heidi!«, mit Betonung auf der immer »Dit war’t schon immer!«, nachdrückliche
zweiten Silbe, jetzt schnell ins Bett. Feststellung.
heien das Heu wenden, einsammeln. Im 19. Jh. als in »Dit hat’s in sich.«, das ist schwierig, das ist
Charlottenburger Dialekt vermerkt. gehaltvoll. »Dit is in.«, das ist en vogue.
heiern 1. schlafen und 2. schlagen. Infamia schlechte Zigarre.
Heini verächtliche Bezeichnung für Personen, die Innung »Du blamierst de janze Innung.«, die ganze
man nicht mag. Gruppe, Familie o.ä.
Huddern jehabt.« Institut für Knastologie Moabiter
Hufnagel für Ø Bulette. Kriminalgericht.
Hullerdibuller Holterdipolter. intus (lat. innen) »Ick hab schon sechs Pilli
Humpen Bierkrug. Zuerst omd., dann wohl durch intus.«, zu mir genommen, getrunken.
die Studentensprache verbreitet; nd. Hump(e) = Ische (jidd. ischa = Frau) mit langem i, Frau,
Teil, Stück, Ecke. Freundin, Geliebte, Partnerin.
Hund Der Hundepuffer, nämlich die Ø Bulette, ist is nich Form der Abweisung. »Mich über’n Leisten
stadtbekannt »wie ’n bunter Hund«. Wer »bald is nich.«
uff’n Hund kommt«, der kommt bald herunter, Istanbul-Express auch Orient-Express abschätzig
sofern er »nich vor de Hunde jejangen is«, nämlich für die U-Bahnlinie von Spandau zum Schlesischen
völlig verkommen ist. Tor in Berlin-Kreuzberg, da in Kreuzberg ein
Hungerharke auch Großteil der türkischen Bevölkerung wohnt.
Hungerkralle Luftbrückendenkmal in Berlin- itzen stehlen.
Tempelhof, dessen Form an eine verkehrt in den
Boden gesteckte Harke erinnert.
Hunni Hundertmarkschein.
Husche heftiger, aber kurzer Platzregen. Abgeleitet
» Berliner Wörter

J
von der lautmalenden Interjektion husch.
husten »Ick werd’ da wat husten!«, ich denke gar
nicht daran.
Hutsche oder Rutsche ist eine kleine Fußbank.
Hutschnur wem etwas »über de Hutschnur jeht«, jachtern wild spielen, sich abhetzen. Abgeleitet
dem geht etwas zu weit, dem reicht es. von jagen.
jagen »Damit könn’ se ma jagen!«, das mag ich
nicht.
Jammerholz Klavier.
Jammerlappen wehleidiger Mensch.

19 » Berliner Wörter
jampeln sich unruhig verhalten. Kinder, die nicht Unsinn. 2. Aufhebens, Umstände. Erstmals 1845 in
still sitzen können, »jampeln herum«. Kloßbrühe »Dit is klar wie Kloßbrühe.«, also
japsen nach Luft schnappen. Von jappen = völlig verständlich.
mühsam atmen, den Mund aufsperren. Kloßkopp Schwachkopf.
Jardingarten gespr. »Jardinjarten«, von frz. Klöten Hoden. Von nd. Kloot = Kloß, Kugel, Ball.
›jardin‹, Garten. Klötenkorn Eierlikör.
jiepern gierig sein nach etwas. Abgeleitet von der klotzig plump. Im adv. Gebrauch auch verstärkend
nd. Form ›giepe(r)n‹ bzw. der entsprechend hd. im Sinne von ›sehr, äußerst, irre‹: »klotzig teuer«.
›gaffen‹, also mit offenem Mund nach etwas Kluft (von jidd. keliphas = Schale, über die
blicken. Auch als Substantiv: »Ick hab ’nen Jieper Gaunersprache ›klaffot‹) Kleidung, wenn jemand
uff ’ne Weiße!«. ›sich in Schale geworfen‹ hat, so ist er »fein«
Jokus (lat.) Jux, Scherz, Spaß. angezogen.
Juchtel-Fuchtel »auf die Juchtel-Fuchtel jeh’n«, Klump (nordd.) Klotz.
tanzen oder auch einkaufen, schlendern gehen. Klumpatsch Quatsch, unnötiger Aufwand. Aus Ø
Jum »Der is im Jum.«, der ist angetrunken, Klump und patschen = laut zusammenfallen.
betrunken. Klunker abschätzig für Schmuck. Von mhd.
j.w.d. janz weit draußen. Wer »j.w.d.« wohnt, der glunkern = baumeln, schlenkern. Von daher auch
wohnt am Rande der Außenbezirke. klunkerig = unordentlich, zerlumpt.
Klunte Mädchen. Im Pl. Kleidung.
Knaatsch Ärger. Vielleicht von nd. Gnatz =

K
übelgelaunter Mensch.
Knackarsch erotisierende Hinteransicht einer
Person.
Knacker, oller alter Mann.
Knall »Du hast wohl ’n Knall?«, du bist wohl
Kabache niedriges, primitives Haus, auch für eine verrückt.
Kneipe zweifelhaften Charakters. Anfang omd. und knallig »knallige Farben« sind stark auffallende
nordd., aufgekommen im 19. Jh. Farben.
kabbeln, sich (nd.) zanken, streiten. Als Substantiv Knallkopp Dummkopf.
Kabbelei. Knallschote Ohrfeige, ›a Watschen‹.
Kabolzschießen einen Purzelbaum schlagen. Man Knalltüte Blödmann, Spinner.
denke an einen Kobold. Von daher auch umgs. knapp (mnd. knap(pe) = eng, rar, spärlich) 1. »Jib
Kabolzwasser für einen Schnaps, der einen Brandenburg bezeugt.
umzuwerfen droht. Kalitte (aus Kolwite) Kohlweißling.
Kabrusche (jidd. chawrusso = Gesellschaft, Kalkmütze Verkehrspolizist.
Genossenschaft) »Kabrusche machen«, ein Kalle (jidd. kallah) 1. Braut und 2. auch für Bruder.
Geschäft machen. Kalüppe Bruchbude.
Kabuffe (mnd. Kabuse) Verschlag, kleine Kamelogramm Schimpfwort im Sinne von »du
Kammer. Auch Kabuffken. altes Kamel«.
Kackständer Beine. Analog zu Kackstelzen. Kameruner Schmalzgebäck vergleichbar dem Ø
Kaderwelsch (ostberl., aus Kauderwelsch und Pfannkuchen, aber in Form einer Acht.
Kader) unverständlicher Funktionärsjargon. Kampfbrötchen für Ø Bulette.
Kaff Kleinstadt, Dorf. Im Prinzip jede Stadt in Kamurke (slaw. komorka) kleine, elende Stube.
Deutschland außer Berlin. Kanake sehr frühzeitig im Berliner Wortschatz und
Kaffee »Dit is doch allet kalter Kaffee.«, ist eine gebraucht wie Ø Hanake, heute allgemein abfällig
Reaktion auf eine ›Neuigkeit’, die dem für Gastarbeiter.
Angesprochenen bereits bekannt ist. »Dit jeht dir ’n kandideln Als Adj. lustig, als Verb »sich eenen
kalten Kaffee an!« meint »Das geht dich gar nichts ankandideln«, sich betrinken. Wer »überkandidelt«
an!« ist, spinnt ein bißchen, handelt übertrieben.
Kaffer (jidd. kapher = Bauer) ungebildeter Kanone »Dit Stück is unter aller Kanone.«, »unter
Mensch, einfältiger Tölpel, Provinzler. aller Sau«, d.h. unter aller Kritik. Von lat. sub omni
kahle Atter Glatze. canone, wobei »Kanon« die Richtschnur, den
kajolen jagen, eilen; mal hier sein, mal da sein. Bewertungsmaßstab (von Schülern) bezeichnet.
Kalabreser Hut. Kanonenstöpsel dicke Person.
Kaleika (poln. kolejka = Reihenfolge) 1. Spaß, Kante 1. »Hat die ’ne Kante!«, hat die einen

20 » Berliner Wörter
Busen, eine Brust. 2. Wer »Jeld uff de hohe Kante Knief (frz. canif) Taschenmesser.
legt«, der spart. Knies Streit.
Kanten Ende des Brotlaibs. Ø Knust. Knilch unsympathischer Mensch.
Kanthaken jemanden »am Kanthaken nehm’n«, Knobländer 1. Knoblauchwürste und 2. Hände:
ihn am Schlafittchen nehmen. Vermutlich »Jeh mit deine Knobländer da weg!« Abgeleitet
abgeleitet von Kammhaken, dem Kamm des Hahns. von Knobel = (Finger)-Knöchel, im Plural auch
Kanzelstürmer Pfarrer. »Faust«.
kapee »schwer von kapee sein«, schwer von Knobloch Knoblauch.
Begriff sein. (kapieren) Knochenkalle dünner Mensch, Skelett.
Kappes (frz. cabus = Kohlkopf) »Dit is ja alles Knochenmühle 1. schwere, anstrengende Arbeit
kappes.«, Blödsinn, Unfug. und 2. Arbeitsstätte.
kapores (jidd. Sühneopfer) entzwei, ruiniert. Am knochentrocken äußerst trocken.
Vorabend des Versöhnungstages wurden Hühner knödeln Fußball spielen.
als Sühneopfer »kapora« geschlagen. knöken (nd. Knöken = Knochen) 1. schlagen und
kariert quatschen Unfug daherreden, dumm 2. koten.
rumquasseln. Knolle Nase.
Karnalje (frz. canaille) Schurke, Schlingel. Auch Knopp Mensch. In der Regel mit negativer
Karnaljenvogel anstelle von Kanarienvogel. Konnotation: »’n oller Knopp«, ein unfreundlicher
Karnickel im Sinne von ›der Schuldige, der alter Mann. Ein »kleiner Knopp« ist hingegen ein
Sündenbock‹. Eine Karnickelneese hingegen kleiner, niedlicher Junge.
bezeichnet eine etwas von der Norm abweichende knorke früher für prima, dufte, großartig. »Knorke
Nase. ist dreimal so dufte wie schnafte.« Vielleicht
Karo einfach trocken Brot, einfaches Essen. entstanden als Reimwort zu Ø Lorke oder aus
Vermutlich abgeleitet von Karo-Kaffee. knorrig = kraftvoll, widerstandsfähig und der nd.
Karotte »’ne jungsche Karotte«, ein junger, Verkleinerungssilbe -ke. Eine dritte Erklärung
unerfahrener Mensch. besteht in der Ableitung aus der Posse »Die Familie
Kartoffel 1. Taschenuhr. 2. »Rin inne Kartoffeln, Knorke« des Varietékomikers Rudolf Melzer.
raus aus de Kartoffeln.«, etwas tun, und dann Knösel Tabakspfeife.
wieder rückgängig machen, etwas Überflüssiges Knubben auch Knubbel (nd.) Astknoten.
tun. »Wat soll’n dit? Erst rin inne Kartoffeln, dann knubbelig ist knotig, knollig.
raus aus de Kartoffeln. Kannst da nich Knuddel Knäuel.
entscheid’n?« knülle völlig betrunken.
Kartoffelsaft Wodka. Knülsch (nord.) Kerl. Vielleicht aus rotw. knollig
Kaschemme Kneipe. Von rotw. Katschemme, das = bäuerisch, grob.
von slaw. Formen hergeleitet ist, vgl. sorb. korcma, Knüppel schmales Weißbrötchen, im Gegensatz
poln. karczma. zur Ø Schrippe mit Milch anstatt Wasser zubereitet.
Kaschube bäurischer Mensch. Abgeleitet von den knüppeldicke voll stockbetrunken.
ma mal ’n Stück Fleisch, aber nich zu knapp.«, knüppern knoten, binden.
nicht zu wenig, sprich: besonders viel. 2. eng Knust wie Ø Kanten.
anliegend, z. B. »Die Hose is zu knapp.« koddern rummanschen. »Kodder da nich mit dein
knapsen sparen. Verwandt mit knappen = sich unejalen Finger drin rum!« Von mnd. Kod(d)er =
einschränken. Schleim, Rotz.
Knarre Revolver, Gewehr. Kassuben im ehemaligen Pommern und
Knast (jidd. knas = Geldstrafe) Gefängnis. Ein Westpreußen.
Insasse heißt Knasti oder Knastbruder. Ø auch Käseblatt Zeitung.
Knacki. Wer ›Knast hat‹, der hat Hunger. Käsekopp Dummkopf. Seit dem späten 19. Jh. von
Knautschke Früher Name für ein Nilpferd im Berlin ausgegangen.
Berliner Zoo. Von knautschen = Käsemauken Beine, Schweißfüße.
zusammendrücken, knittern. Kasperlesekt Selters.
Knautschkommode Zieharmonika. Ø auch Kastrolle Kasserolle.
Quetschkommode. Katzenkopp kurzer, leichter Schlag auf den
Kneipe typische Berliner Gastwirtschaft, Hinterkopf.
Trinklokal. Der Besitzer wird Kneipier genannt. Kaufe, heilige Weihnachtseinkäufe
kneisten blinzeln. Keife abschätzig für Frau.
Knete Geld. Keile Schläge, Prügel, Hiebe. Eine Keilerei ist eine

21 » Berliner Wörter
Prügelei. macht auch nichts weiter aus. »Red doch nich so’n
Keks Kopf. »Du jehst ma uff’n Keks.«, auf die Kohl.«, rede doch nicht solchen Stuß, Blödsinn.
Nerven, auf den Geist. Vielleicht mit Bezug auf Kohldampf schieben Hunger haben. Rotw. Koller
jidd. gag = Dach. sowie Dampf meint »Hunger«.
kellnerieren kellnern, bedienen. Kohle Geld. »Die Kohlen locker machen«,
keß (jidd. chochom = Kluger, Weiser) keck, mutig. bezahlen.
Bekannt ist die »kesse Jöhre«. Kohlenkarte Gehaltsabrechnung.
Keule Bruder, Kumpel. Verkürzt aus Briezkeule (Ø kokeln (nordd., omd.) mit Feuer spielen.
Brieze). Koks 1. Geld. 2. In der Szene-Sprache für Kokain.
keulen schnell laufen. 3. »Red’ bloß keen’ Koks!«, rede bloß keinen
Keulen schwingen 1. tanzen gehen und 2. beeilen: Unsinn. Ø auch Graf Koks von der Gasanstalt.
»Schwing mal deine Keulen!« Keule = Bein. Abgeleitet von Koks = steifer Herrenhut, was auf
kiebig frech, zänkisch. William Coke zurückgeht, der den Hut populär
kieken gucken. Wer kiekdoof ist, der ist machte.
kurzsichtig. Kölner Kotze Italienischer Salat. Ø auch
Kieker jemanden »uff’n Kieker ham«, ihn Mobbelkotze.
beobachten, um ihn einer Sache zu überführen. Kommfranzundjeh Conférencier, Ansager.
Kien »uff’n Kien sein«, helle sein, vorsichtig sein, Kommunistenschaukel (ostberl.) für den Wagen
auf der Hut sein. Geht entweder auf frz. ›quine‹ mit der tschechischen Marke »Tatra«.
der Bedeutung unverhoffter Vorteil zurück oder auf Kompott etwas, das als »Kompott hinten noch mit
engl. ›keen‹, scharf, im Sinne von ›acute of mind‹ dranne hängt«, muß noch erledigt werden.
oder jidd. kiwen = aufmerksam, geschäftig. Kompottschalen extrem dicke Brillengläser.
Aufgekommen zur Zeit der französischen Konfusionsrat konfuser Mensch.
Besetzung (1806-08). Koofmich Kaufmann, Materialist, Mensch mit
Kienappel Kiefernzapfen. konsumistisch-hedonistischer Lebenseinstellung.
Kies Geld. Wer »in den Kies pupt«, geht leer aus. Entweder entstanden aus berl. koofen und Michel,
Geht zurück auf entweder jidd. kis = (Geld)beutel in Anlehnung an den »Deutschen Michel«, oder aus
oder rotw. Kies, Kiesel = Stein mit Beziehung zu »Kauf (Koof) mich!«.
rotw. Steiner = Münzgeld. Kopf Der Kopf spielt in zahlreichen
kiesetig (ahd. kiosan = kiesen, prüfen, wählen) Schimpfwörtern eine wichtige Rolle: Knallkopp,
mäklig. Döskopp, Doofkopp, Scheißkopp. Wer hingegen
Kievief oder Kiewief (frz. Qui vive?, früher Ausruf »nich uff’n Kopp jefall’n is«, der ist pfiffig und
der Wache) »uff’m Kievief sein«, aufpassen. »weeß ’ne Menge aus’n Kopp«, d.h. auswendig.
Kie(t)z bezeichnet typische Berliner Viertel mit Was man allerdings »nich im Koppe hat, muß man
»Miljöh«. Bereits 1249 als Siedlungsname bezeugt. inne Beene ham«, wenn man dann vielleicht auch
Ursprünglich ärmliche Fischersiedlung, später »nich weeß, wo einem der Koppe steht.«
Ortsteil und Stadtteil. Kopfschuster im 19. Jh. für Hutmacher.
Kinderschaukel 1. Kinderwagen und 2. Motorrad Korinthenkacker oder auch Krümelkacker für
mit Beiwagen. einen überkorrekten Menschen.
Kindersärge (über)große Schuhe. Vermutlich bei koscher (jidd.) rein. »Ick weeß nich, aber der Typ
Berliner Soldaten 1813/14 entstanden. kommt ma nich janz koscher vor.«
Kinkerlitzken eigentlich wertlose Kleinigkeiten, Kosthappen Kostprobe von Nahrungsmitteln.
Kurzwaren. »Mach keene Kinkerlitzken.«, komm Köter (nd.) abfällig für Hund.
zur Sache. Von frz. quincaillerie oder aus Kanker = kotzen sich erbrechen. Bereits Mitte des 18. Jh. als
Spinne und Litze (=Faden eines Gewebes), also »verächtliches Pöbelwort« charakterisiert. Wenn
Wertloses wie ein Spinnengewebe. Die Endsilbe - man etwas »zum Kotzen findet«, dann ist es
ken ist nd. das Diminutiv -chen; so hört man auch widerlich, hängt einem zum Halse raus. So Max
Kodderschnauze negative Bezeichnung für die Liebermann über die Nazi-Zeit: »Man kann nicht
berühmt-berüchtigte »Berliner Schnauze«. soviel fressen, wie man kotzen möchte.« Ein
Koffer »einen Koffer in Berlin haben«, Anlaß zur Kotzbalken bezeichnet eine schlechte Zigarre, ein
Rückkehr nach Berlin haben. Geht zurück auf den Kotzbrocken oder auch Kotzproppen einen
Schlager »Ich hab noch einen Koffer in Berlin«. widerlichen, unsympathischen Menschen.
Kofferheule Radio.
Kohlblätter Ohren. Kinkerlitzchen.
Kohl »Dit macht den Kohl ooch nich fett.«, das Kintopp Kino. 1906 aufgekommen mit Bezug auf

22 » Berliner Wörter
Kinematographiethater am Kottbusser Damm, schwatzen, über Abwesende reden.
dessen Besitzer Topp hieß. Klaue schlechte Handschrift. Mit Bezug auf Klaue
Kippe (mnd. Spitze, Kante) 1. Zigarettenstummel = Hand und klauen = abschreiben.
und 2. »steht etwas uff der Kippe«, was zweifelhaft Krabbe (mnd. krabbe = krabbelndes Tier) kleines,
ist. niedliches Kind bzw. Mädchen.
Kirchenmaus Pfarrer. Von daher auch »arm sein Kränke Krankheit.
wie ’ne Kirchenmaus.« Kragenweite »Dit is nich meine Kragenweite.«,
Kirste meistens gesprochen mit gerundetem i: die Sache ist eine Nummer zu groß für mich; ist mir
Kürste. Brotkruste. nicht angenehm.
Kiste »’ne faule Kiste«, ist eine faule Sache; die Krakel Streit, Lärm; krakehlen, Krakehler.
Kiste bezeichnet sowohl den Fernseher als auch das Entweder von frz. querelle = Streit oder von mnd.
Auto wie auch den Sarg. krackel(e), das auf westflämisch Kreel = Lärm
Klabafti Schnaps. zurückgeht.
Kladderadatsch lautmalerisch für etwas, das Krakelpfoten unsaubere Schrift. Mnd. kraken,
zerbricht; erweitert aus klatsch und kladatsch. Kroken = falten.
›Kladderadatsch‹ war auch der Titel des kramig unordentlich. Von Kram = Krempel,
bekanntesten deutschen Satireblattes, das am 7. Mai wertloses Zeug.
1848 erstmals erschien. Kramme Krampe, U-förmig gebogener
Kladerage Kleidung. Metallhaken, auch Papierhaken, wenn Schüler mit
Klaferze Homosexueller. einem »Schießgummi« Krammen schießen.
Klafte nörgelnde Frau. Kranz »Koof dir’n Kranz und wart’ uff’n Friedhof,
klaften gehen (mhd. Klaft = Geschwätz) bis de begraben wirst.«
1. einkaufen gehen. 2. tratschen. Krauter 1. ein »oller Krauter« ist ein Sonderling.
Klamauk Krach, ausgelassenes Vergnügen, aber 2. Besitzer einer Werkstatt oder eines Ladens.
auch negativ für einen plumpen Spaß. Ein Film mit Verstärkend ein kleiner Krauter.
billigen Witzen ist ein Klamaukfilm. krebsen bzw. rumkrebsen nicht richtig
Wahrscheinlich nicht abgeleitet von frz. clameur = vorankommen, trödeln.
Geschrei, sondern lautnachahmenden Ursprungs. krepeln dahinvegetieren. Bei Trachsel (1873)
klamm (mnd. klam = eng, vor Kälte erstarrt) vor fortkrepeln in der Bedeutung von ›kümmerlich
Kälte unbeweglich. Von daher auch »klamm sein«, fortleben‹.
schlecht bei Kasse sein, weil die Bewegung des Krepierseite wer »uff de Krepierseite liegt«, hat
Geldzählens nicht mehr gemacht werden kann. nicht mehr lange zu leben.
Klammerbeutel »Dir ham se wohl mit’m kreuzfidel munter, heiter, sehr froh.
Klammerbeutel jepudert.«, du spinnst wohl, du bist kribbelig reizbar, nervös, unruhig.
wohl Ø doof. Kriere (jidd.) Kälte.
Klammerbraut Beifahrerin auf dem Motorrad. krimitiv Verschmelzung aus kriminell und
Klamotten im engeren Sinne für primitiv.
heruntergekommene Kleidungsstücke, Krips Kehlkopf. Abgeleitet von Grips =
verallgemeinernd für allerlei wertloses Kramzeug. Kerngehäuse, Ø auch Griebsch.
Entstammt dem Berliner Gaunerjargon um 1900, krisselig von leicht gekräuselter Oberfläche.
die Herkunft ist jedoch unklar. Kronsohn Sohn, wobei die enge Beziehung
Klamottenkiste Kino. zwischen Vater und Sohn hervorgehoben wird.
Klappe 1. Mund und 2. Bett. Von nd. klappen = Kroppzeug (mnd. kropp = Kleinvieh) 1. Gesindel
schallen, klatschen. und 2. kleine Kinder.
Klapperkasten 1. Klavier und 2. ein klappriges Kröte Sowohl als Schimpfwort als auch liebevoll
Auto. zu einem Kind. Im Plural in der Bedeutung von
Klappmatismus oder auch Klapparatismus Geld, adjektivisch im Sinne von kratzbürstig,
Mechanismus. gereizt.
Klappstulle Doppelschnitte Brot. Ø Stulle. Krücke unsympathischer Mensch.
Klapsmühle Nervenheilanstalt, wie z. B. Ø kruke machen schlapp machen. Eine Kruke ist
Bonnies Ranch (Karl-Bonhoeffer-Anstalten), eine seltsame Person, ein Sonderling.
Berlins größte Nervenheilanstalt. Krümelkacker Ø Korinthenkacker.
klasse toll, besonders gut. Kts (ostberl.) für Kaffeesahne, abgekürzt aus
Klatschjule auch Klatschmaul, Kuhtittensaft.
Klatschrieke tratschende Frau. Von klatschen = kübeln trinken.

23 » Berliner Wörter
Kuddelmuddel (aus nd. koddeln = flüchtig umgs. kungeln wie Ø mauscheln.
waschen und modder = Schmutz) Durcheinander, künstlich »Nu reg’ da nich künstlich auf.«,
Wirrwarr. Um die Mitte des 19. Jhs. von Berlin aus grundlos auf.
verbreitet. Kürbis Kopf.
kümmeln einen Schnaps (Kümmelkorn) trinken. kuschki machen nachsitzen.
Kümmel hauen Faustschlag auf einen Muskel Kute Grube.
geben. Kutte 1. Jacke und 2. für Kurt.
Kümmeltürke eigentlich ein altes Studentenwort KWV (jgdsprl., ostberl.) Kaputt-wüst-verrottet =
kleben jemandem »eine kleben«, ihm eine Kommunale Wohnungsverwaltung
runterhauen.

» Berliner Wörter
Kleedage im 19. Jh. für vornehme Bekleidung,
heute allgemein für Kleidung, Garderobe.
Klemme Verlegenheit. »Ick sitz janz schön inne

L
Klemme.«
klieren unsauber schreiben.
Klietsch nicht richtig aufgegangener Kuchen. Auch
Klietschkuchen.
Klimperkasten Klavier. L2 lange Leitung. So auch L5: lausig lange leicht
Klinkerschrippe für Ø Schrippe. lädierte Leitung.
Klippschule im 19. Jh. für Privatschule, heute Laban (serb., poln.) wie Ø Laatsch.
allgemein für eine Schule, in der die Labbe (nd. lappen = schlaff herunterhängen)
Anforderungen an die Schüler gering sind. 1. eitler Nichtskönner. 2. Lippe, Mund.
Klitsche kleines Häuschen, Geschäft oder Büro. labberig unangenehm weichlich (von Speisen).
Vielleicht aus poln. kleí = Lehmhaus. labern dummes Zeug reden, schwätzen. Fußt auf Ø
Kloppe (mnd. kloppen = klopfen) Schläge, in erster Labbe.
Linie auf Kinder bezogen. Hier taucht auch die Labommel durchtriebener Kerl (Schimpfwort).
berühmte Hyperkorrektur wie in Apfrikose auf, und Lackaffe eitler Fratz, wie Ø Fatzke. Basiert auf
zwarvon Leuten, die ihr Berlinisch zu meiden lackierter (= geschniegelter, eingebildeter) Affe.
suchen: »Ich versteh das jar nich, warum die lackieren betrügen.
Kinder sich immer klopfen müssen.« Ladenschwengel abwertend für Kaufmannsgehilfe.
Klops mit Beene dicklicher Junge. Klops = Kloß Lakenball »zum Lakenball jeh’n«, ins Bett gehen.
aus Hackfleisch. Lamäng (frz. la main) »aus der Lamäng heraus«
Klopsbrummer für Ø Bulette. machen, etwas routiniert, sicher und ohne lange
aus der Zeit des Corpsgeistes: »Er sauft wie’n Nachdenken zu müssen, tun. Was nicht in Frage
Kümmeltürke«. Heute ein Schimpfwort auf die kommt, »kommt nich inne Lamäng«.
türkischen Mitbürger. Aber auch allgemein für Lamberkeng auch Lamberkäng (frz. lambrequin)
einen Gemüsehändler. Fensterquerbehang. »’ne Stulle mit Lamberkengs«,
Kuhfuß im 19. Jh. für Gewehr. eine Brotschnitte, deren Belag an den Rändern
Kujon (frz. couillon) Schurke, Schuft. ›überhängt‹.
kujonieren jemanden ärgern, quälen, schikanieren. Lampe »einen auf die Lampe gießen«, trinken, sich
Kule (nordd., mnd. kule = runder, verdickter betrinken. Vermutlich nicht von frz. la lampée =
Gegenstand) 1. Vertiefung im Boden, z. B. tüchtiger Schluck, sondern von umgs. »Öl auf die
Sandkule. 2. Brot. Lampe gießen« = trinken, was eigentlich meint, die
Kulleraugen große, runde Augen. »Mach doch Lampe mit Öl füllen.
nich solche Kulleroogen.«, schau mich nicht so Landei Mädchen vom Lande.
erwartungsvoll an. Landpom(m)eranze wie Ø Landei. (Pomeranze =
Kulör (frz. coleur) Farbe. Im übertragenen Sinne: Bitterorange)
»Die Kulör kenn ick.«, die Personen kenne ich, die längelang der Länge nach.
taugen allesamt nichts. Laus wer sich »nich ’ne Laus in’ Pelz setzen will«,
Kulturpickel (ostberl.) Kongreßhalle in Berlin-Ost. der will sich nichts Unangenehmes aufladen.
Kunde »’n fauler Kunde«, ist ein Lauselümmel Laus(e)bengel.
zahlungsunfähiger Mensch, jemand, mit dem Lauseharke Kamm.
irgend etwas nicht in Ordnung ist. Lausekröten »Die paar Lausekröten!«, das bißchen
Kunkel fassen zu allerlei Ausflüchten greifen, um Geld.
die Wahrheit zu verheimlichen. Kunkeln bzw.

24 » Berliner Wörter
Lausenest Dorf, Kleinstadt. Löffel Ohren. Ø auch Horchlöffel.
Leberwurst »Der is beleidigt wie ’ne jekränkte löhnen bzw. ablöhnen bezahlen.
Leberwurscht.« Lorke 1. dünner Kaffee. 2. allgemein für ein
Leib »Jeh mir vom Leibe!«, laß mich in Ruhe. schlechtes Getränk.
Leichenstrümpfe Würste. loseisen freimachen, befreien.
Leichenwagen drohend: »Bestell dir schon immer losschießen »Schießen Se endlich los!«, sprechen
mal ’n Leichenwagen.« sie endlich.
Leierkasten Drehorgel. Eine Leierkastendecke löten »Da jibt’s nischt zu löten (am Holzeimer)« =
bezeichnet einen Mantel. Da ist nichts zu machen.
Leisetreter Hausschuhe. Lowise Luise.
Leitungsheimer für ein Glas Wasser. Luder Schimpfwort, (mhd. luoder = Lockspeise,
leppern, sich »Da leppert sich wat zusammen.«, da Schlemmerei, Gespött) Aas. »Du jemeinet Luder,
kommt etwas zusammen, z. B. an Geld. du!«
lernen anstelle von lehren. Lulatsch Ø La(a)tsch. Langer Lulatsch ist der
letztens neulich. Spitzname des Berliner Funkturms.
Leukoplastbomber Kleinwagen. Lümmel 1. frecher Bengel und 2. Penis.
Levkoi im 19. Jh. für Lakai. Wortspiel zu Levkoje Lümmeltüte Präservativ.
(gr. leukoion = Weißveilchen). lumpen wer sich »nich lumpen läßt«, ist nicht
Lichter Kerzen. geizig, sondern spendabel. Die »paar lumpjen
Lichterne Laterne. Fennje« meint »das wenige Geld«.
lila »Wie jehts denn so?« - »So lila.« Lautspiel zu Lungentorpedo Zigarre, starke Zigarette.
›so lala‹ und mit Bezug auf umgs. »lila bis Lunte wer »Lunte riecht«, der schöpft Verdacht.
blaßblau« bzw. »lila durchwachsen«. »Dit macht Lunte!«, das macht Spaß.
Lippe »’ne Lippe riskieren«, vorlaut, frech sein. Lusche jemand, der unfähig ist, der nichts kann.
Lippenkitzler Bart. Lüttiti (mit Hauptakzent auf der ersten Silbe). Wer
langen 1. reichen, ausreichen. »Jetz langt’s ma »’nen kleinen Lüttiti hat«, der hat einen kleinen
aber!« 2. hauen. »Wenn de nich still bist, dann Stich, der spinnt.
lang’ ick dir eene.« »Ick lang’ mal gleich rüber.«
langstielig langweilig.

M
Lästerschwein ironisch für Schwesterlein.
Laternenpfahl ein »Wink mit’n Laternenpfahl« ist
ein überaus deutlicher Wink.
Latichte 1. Laterne, 2. Licht und 3. Blickfeld.
Verschmelzung aus Laterne und Licht. »Woll’n se
M. oder auch Emm bzw. Emmchen, Mark.
ma nich aus de Latichte jeh’n!«, aus dem Licht, aus
Macher der Leiter. »Kollege Meier ist der Macher
dem Blickfeld gehen.
von’t Janze.«
La(a)tsch auch Lulatsch langer, meist hagerer
Macke (jidd. makko = Schlag, Stoß). Wer »’ne
Mensch. Verallgemeinernd ›Mensch ohne
Macke hat«, hat vielleicht einen Schlag gegen den
Haltung‹. Im Pl. für Hausschuhe, latschen
Kopf erhalten und hat deshalb nicht alle Tassen im
schlurfen, nachlässig gehen.
Schrank, sprich: er hat einen leichten Dachschaden.
Latz »eene vor’n Latz kriegen«, eine geschlagen
Ist an einer Sache »’ne Macke dran«, so ist sie
bekommen.
beschädigt.
Laube wer eine Arbeit rasch erledigt hat,
Macker (jgdsprl.) Freund, irrer Typ. Vielleicht von
kommentiert dies erleichtert: »Fertig is de Laube.«
ndl. makker = Genosse, Kamerad.
Laubfrösche nannte man in Berlin vor 1848 die
Madenkiste Sarg.
Gendarmen, welche grüne Uniformen trugen.
madig machen jemanden schlecht machen.
Heute umgs. für grün Uniformierte wie z. B.
Mafiatorte Pizza.
Zöllner.
Maikeber bezeichnet das Garde-Füsilierregiment
Laubenpieper Kleingärtner.
in der Kaiserzeit, das alljährlich in der
lauern warten.
›Maikäferzeit‹ zu den Paraden nach Berlin kam.
Laune »Dit macht Laune.«, Spaß.
Makulatur reden Klartext reden.
Lippentriller pfeifen trinken.
malle dumm. Aus dem Ndl. im 14. Jh. entlehnt.
Lissy, blonde Klobürste.
mampfen 1. essen, 2. schwatzen.
Loden Locken, Haare, wenn sie ungepflegt sind.
Männe Abkürzung von Hermann,
Mhd. Lode = grober Wollstoff.

25 » Berliner Wörter
verallgemeinernd für Ehegatte. halbflüssige Stoffe mit den Händen durchwühlen.
Männeken kleiner, schwächlicher Mann. Leitet Mutter zu ihrem Kind: »Mensch, mansch nich so in
sich nicht ab - wie immer wieder behauptet - von deinem Essen rum, sondern iß lieber.«
frz. ›mannequin‹, der beweglichen Gliederpuppe Manschetten haben Furcht, Angst haben. Mit
des Schneiders, sondern ist eine Zusammensetzung Bezug auf Manschetten = Handschellen, eigentlich
von hd. ›Mann‹ und dem nd. Diminutivsuffix ›- die Handüberschläge am Hemdsärmel.
ken‹ (hd. -chen), also »Männchen«. Marie Geld. »Die Marie springen lassen.«,
mang (nd. mank) dazwischen, zwischen, darunter. bezahlen, spendieren. Geht zurück auf den Maria-
Etwas »mang de Huddern haben«, in den Händen Theresien-Taler.
haben. Als Kritik an Personen, die aus einem Mark »Dit jeht ma durch Mark und Pfenn’je.«,
meschugge (jidd. meschuggo) verrückt, irre. »Dein durch Mark und Bein. »’ne Mark abdrücken«,
Jequatsche macht ma janz meschugge.« bezahlen. »Ick hab keene müde Mark mehr.«, ich
Meter Mark (Geld). bin pleite.
Meucheleisen Dolch. markieren (frz. marquer) vortäuschen. Wer »’nen
mickrig (germ. muk = weich, gedrückt) klein und Dusslijen markiert«, stellt sich dumm.
schwächlich, kränkelnd. In einem Gedicht von Marks Knochenmark.
Bornemann heißt es 1816: »De Fru was klein und maschucke verrückt. Ø meschugge.
mückerig, dät Fleeschwerk drückte just är nicht.« Masse Menge. »Dit is ’ne janze Masse Bier.«
Mief schlechte Luft. Ein Miefquirl ist ein Massel (hebr. masel = Schicksal, Glücksstern)
Ventilator oder eine einen üblen Geruch Glück. »Da haste aber wirklich Massel jehabt!«
verbreitende Person. Matratze »anne Matratze horchen«, schlafen. Ein
Mieke Schwester. Matratzenhorcher ist ein Langschläfer,
mies (jidd. mis(er) = widerlich) schlecht, übel, Matratzenkino bezeichnet den Fernseher.
widerlich. Ein Miesepeter ist ein ewig nörgelnder Matsch (nordd. und md.) Schmutz, insbesondere
Mensch, ein Miesmacher ein Schwarzseher. Schneematsch, wenn der in den Straßen liegende
Milchreisbubi kindlich aussehender Mann. Schnee chamäleonartig seine Farbe von weiß auf
Minna 1. Freundin, Frau. 2. Geschirrspülmaschine. schwarz gewechselt hat. Wer »Matsch am Paddel
Jemanden zur »Minna machen«, bedeutet ihn hat«, der »hat ’n Ding am Kopp«.
beschimpfen, fertig machen. Die Grüne Minna Matte 1. lange Haare bei Männern und 2. Teppich.
bezeichnet einen Polizeiwagen. Als Ausruf der »auf der Matte stehen«, da sein. »Um 5 Uhr steh
Verwunderung: »Ach du dicke Minna!« ick uff der Matte!« Vielleicht abgeleitet von der
Mirabellenetui Büstenhalter. Matte des Boxrings: Wer »auf der Matte steht«, ist
Mischpoke (jidd. mischpocho = Stamm, Sippe, da und hängt nicht in den Seilen.
Familie) Verwandtschaft, Anhang mit leicht Matz (Kurzform von Matthias) im 19. Jh. für
negativer Konnotation: »Jestern war schon wieder untauglicher Mensch, heute für einen
die janze Mischpoke da.« unbedeutenden Menschen sowie für ein kleines
Mist ist ein produktives Element in vielen Kind. Eine Matzble(e)ke ist ein Trottel.
Komposita. Eine Mistbiene ist ein Schimpfwort mau (nordd.) unwohl, schwach, wenig. »Dit war ja
auf eine Frau, ein Mistkäfer auf einen Mann, ’n bißchen mau, dein Referat.«
Mistbolzen wird auf beiderlei Geschlecht Mauke (slaw.) 1. Fuß. Nach dem Fußballspiel oder
angewendet. Eine Mistgondel bezeichnet einen wenn man allgemein viel gelaufen ist, kommt es
bestimmten Bereich ausgegrenzt werden sollen: vor, daß man dicke Mauken hat. 2. übelriechende
»Mang uns mang is eener mang, der nich mang uns Füße = Käsemauken. 3. große Schuhe und 4. Ball
mang jehört.« mit geringem Luftdruck.
manoli verdreht, verrückt. Geht zurück auf die mauscheln (rotw.) heimlich betrügen.
Lichtreklame der Firma Manoli, Ende des 19. Jh.s, Mäuse Geld.
wo sich in einem Lichtkreis eine schwarze Kugel Kinderwagen, eine Misttöle einen Hund. Die
ständig drehte. Der Effekt des sich ständig Mistjauche ist entstanden aus obs. Mistgauche =
drehenden Lichtes zu der damaligen Zeit ›machte flüssiger Stalldünger und gleichbedeutend sorb.
die Leute verrückt‹, vergleichbar heute der jucha. All diese Schimpfwörter »sind uff’n Mist der
Wirkungs des Stroboskops. Wer völlig verrückt ist, Berliner jewachsen«, d.h. sind ihre Erfindung.
der ist manoli linksherum. Die vorgetäuschte Miß Tiefjekühlt, Miß Wackelarsch Ehrentitel der
Kreisbewegung der Lichtreklame lief entgegen dem Berliner für ihre Schönheitskönigin.
Uhrzeigersinn. mitkriegen verstehen.
man(t)schen mischen, feuchte, flüssige oder mittenmang dazwischen, drinnen, mittendrin. Ø

26 » Berliner Wörter
mang. ›mot aussi tôt bzw. mort si tôt = sogleich tot) ab,
Mitternachtsvase Nachttopf. sondern aus dem Nd. mu(r)sdod.
Mittlerer Koofmich Normalbürger. Ø auch mausig wer »sich mausig macht«, der tut sich
Koofmich. wichtig, erlangt Bedeutung.
mohndoof besonders Ø doof. Geht darauf zurück, meckern nörgeln. Ein Ø Nörgelfritze ist ein
daß im früheren Pommern und Ostpreußen den Meckerkopp, eine Ø Nörgeltante eine
Kleinkindern zur Beruhigung in Leinen Meckerziege. Iterativ zu schallnachahmendem
eingewickelter Mohn gegeben wurde, und da Mohn meckern = wie eine Ziege schreien.
bekanntlich ›doof‹ macht, war die Neuschöfung mehrére mehrere.
geboren. Meile »Dit riecht man zehn Meilen jejen ’n
Molle (nd. Mulde, Backtrog) Glas Bier. Ein Wind.«, da stimmt etwas nicht.
Mollenfriedhof ist ein dicker Bauch, eine Meiran Majoran.
Mollekühle eine kühle Molle. Eine Molle mit Meise haben einen Vogel haben, verrückt sein,
Kompott ist ein Glas Bier und ein Kurzer. rumspinnen. »Der hat ’ne volle Meise.« Umgs. von
Molleken-Doof dümmliches Kind. Aus Ø mollig Berlin ausgegangen.
und -ken und Ø doof. melanklöterich wehmütig. Zusammengesetzt aus
mollig 1. warm, bequem und 2. warm. melancholisch und nordd. klöterig = schlecht,
Molly, gehackter für Ø Bulette. schwächlich und mit Bezug auf frz. mélancolique.
molum betrunken. melden »Meier hat zuhause nüscht zu melden.«,
Mont(e) Klamotte Spitzname für den aus nichts zu sagen.
Steintrümmern aufgeschütteten ›Insulaner‹ in Memme Feigling. Von mhd. memme, mamme =
Berlin-Schöneberg. Auch allgemein für eine Mutterbrust.
Städtische Müllkippe. Menkenke auch Menkenken 1. Geschrei,
Moos (jidd.) Geld. Umstände und 2. Blödsinn, Quatsch.
Mop(p) 1. Perücke. 2. lange Haartracht. Lautspielerische Substantivierung von ›mengen‹.
Moppel 1. Rollmops und 2. kleiner Hund. Merkwürden Hochwürden. Als ironische Anrede:
Moppelkotze bezeichnet hingegen Italienischen »Na, Euer Merkwürden, wie jeht’s?«
Salat. Merkwürdiges Viertel Märkisches Viertel,
Mopse im 19. Jh. für Geld. Als Verb mopsen = Neubaukomplex im Norden Berlins.
stehlen. Muckepicke Motorrad, wie Ø Nuckelpinne.
Motte »’ne kesse Motte« bezeichnet einen mucksen mucken. Mnd. Intensivbildung »den
schlagfertigen Teenie. Wer »bis in die Motten Mund kaum auftun und halblaut murmeln«.
pennt«, der schläft ziemlich lange und frönt nicht »Mucks da nich’!«, sei ruhig.
dem Spruch »Morgenstund hat Gold im Mund.« mudicke angefault. Von nd. muddig = faulig
Mottenfiffi Perücke. riechend.
Mottenpost Berliner Morgenpost (Tageszeitung). Müllkutenindianer Angestellter bei der
Mücke »’ne Mücke machen«, weglaufen; »Mücken Müllabfuhr.
locker machen«, bezahlen. Mürbchen besonders zarter Fleischspieß.
Muckefuck Ersatzkaffee, verallgemeinernd auch Muffensausen wer »Muffensausen hat«, der hat
Ø Blümchenkaffee. Der Muckefuck wurde Angst.
angeblich von den Hugenotten kreiert. Als muffig oder mufflig mürrisch, maulfaul.
Friedrich II. den Kaffeezoll drastisch erhöhte, mulmig unbehaglich, bedenklich. Abgeleitet von
halfen die französichen Gärtner den Berlinern aus Mulm = morsches, faulendes Holz.
der Ø Bredullje: Aus den gerösteten Wurzeln der Mumm Mut. Vielleicht von lat. animum,
Zichorie verliehen sie dem verdünnten Kaffee eine Akkusativ von animus = Geist, Seele, verkürzt oder
tiefschwarze Farbe. Von daher ergibt sich die rotw. Mumm = geistiges, körperliches Vermögen.
üblicherweise angegebene Ableitung aus frz. mocca Mumpitz Unsinn. Von Mumme = Maske und
faux = falscher Mokka. Es handelt sich indes um Butze = Vogelscheuche, Schreckgestalt.
eine Zusammensetzung aus Mucken = brauner murklig unansehnlich, klein. Murke = Krume.
Holzmulm und fuck = faul, gleichbedeutend mit Murks schlechte Arbeit. »Der hat wieder Murks
rheinisch ›Muckenfuck‹. verzappt.« Als Verb im 19. Jh. für ›in Unordnung
Mäusebraten Kartoffeln mit Speck. bringen‹, heute abmurksen für ›töten‹.
Mäuse melken »Dit is ja zum Mäusemelken.«, Murmeln im 19. Jh. für Geld.
zum Verzweifeln. Musspritze Regenschirm.
mausetot völlig tot. Leitet sich nicht aus dem Frz. Mustopp Marmeladentopf. Im Jahre 1872 als

27 » Berliner Wörter
Schülerjargon vermerkt im Hinblick auf einen Neu-Deli (ostberl.) Delikatläden.
Schüler, der eine dumme, gedankenlose Antwort nichtsdestotrotz nichtsdestoweniger.
gibt. Heute allgemein für jemanden, der etwas nicht ohne sehr gut. »Dit Essen war nich ohne.«
reichlich spät begreift: »Du kommst wohl aus’m »Der is nich ohne.«, vor dem muß man sich in acht
Mustopp.« nehmen, der hat Ahnung.
mutterseelenallein völlig allein, vielleicht nie sehr gut. »Dit flutscht wie nie.«, das klappt sehr
abgeleitet von frz. moi tout seul = ich ganz allein gut.
oder zusammengesetzt aus Mutterseele = Mutter Niedertreter Hausschuhe.
und mutterallein = ganz allein Nieselpriem (nordd., omd.) langweiliger Mensch.

N
Aus nieseln = leicht regnen und P(f)riem =
Schusterahle.
nischt bzw. nüscht für nichts. »Nüscht Jenauet is
nich raus.«, etwas Genaues weiß man nicht.
Nixer Versager. Berlinische Variante zu umgs.
Nabelficker ein mit sich selbst beschäftigter Typ, ›Nichtser‹.
Narziß. nö(h)len (nd,.) 1. zögern und 2. vor sich
nachgeschmissen sehr billig. »Beim hinschmollen, nörgeln.
Schlußverkoof kriste de Klamotten Nö(h)lepeter oder Nö(h)lsuse Nörgler(in).
nachjeschmiss’n.« Nörgelfritze Nörgler.
Nachtdroschke Leichenwagen. Nolle Nollendorfplatz in Berlin-Schöneberg.
Nachteule im 19. Jh. für eine alte, häßliche Frau, Nonneferzchen Ø Nunneferzchen.
heute für eine Person, die die Nacht zum Tage Ein Nasenfahrrad ist eine Brille, ein
macht. Nasenkneifer oder Nasenquetscher hingegen ein
Nachtigall »Nachtijall, ick hör da trapsen!«, ich Sarg. Letzterer kam kurz nach 1750 in Preußen auf
merke etwas, es ist etwas im Gange. Abwandlung als »Sarg der Armendirektion«. Jener niedrige
von »Nachtigall, ich hör dich singen« aus »Des Billigsarg mit flachem Deckel wurde durch
Knaben Wunderhorn«. trapsen = trampeln. Friedrich den Großen in Zusammenhang mit der
Nachtmütze verschlafener Mensch. Reform der Armenverwaltung eingeführt.
Nachtschattengewächs wie Ø Nachteule. Nasenwärmer 1. Schnauzbart und 2. Halbschleier,
nachtschlafend zu nachtschlafender Zeit. der bis zur Oberlippe reicht.
Nachttopf Hut, Mütze. Wahrscheinlich abgeleitet Nassauer im 19. Jh. für einen Geizkragen, heute
von der soldatischen Bedeutung »Stahlhelm«. für jemanden, der andere für sich bezahlen läßt.
Nachwuchs »Dit is mein Nachwuchs.«, mein Kind. Bildung zu rotw. naß = ohne Geld sowie in
nachzotteln langsam nachfolgen. Anlehnung an den Orts- und Landesnamen Nassau.
Nakedei (got. naqadei = Nacktheit) nackte Person, Als Verb nassauern.
insbesondere Kind. Nackedonien ist Mazedonien Noten Schläge. »Keile nach Noten.«
nachgebildet und meint einen Nacktbadestrand. Nuckelken Lockruf für Kaninchen.
Nagel »Mann, hat der ’n Nagel drin!«, ist der Nuckelpinne herablassend für ein langsames Auto.
betrunken. Aus nuckeln = langsam sein und Pinne = Hebelarm
Nahkampfdiele Lokal, Bar, Tanzfläche. am Stuerruder. Wie Ø Muckepicke.
Nappkuchen oder auch Nappsülze Trottel, nuddeln ursprünglich am Leierkasten drehen, heute
jemand, der aus dem Ø Mustopp kommt. für eine ungleichmäßige Drehbewegung ausführen
Nase gesprochen Neese. »Ham Se schon de Neese oder eine mühsame Kleinarbeit verrichten.
pleng (frz. plein = voll)?« Wenn nicht, »muß ick Null uff’s Ferd Nullouvert (beim Skatspiel).
Ihnen noch paar Wörter unter die Neese reiben.« Nulpe willensschwacher Mensch, Schwächling,
Natter wer wie »’ne Natter reagiert«, ist äußerst Dummkopf. Vielleicht von Null = unbedeutender
empfindlich. Mensch oder obs. enne triebe Nulpe = eine trübe
Nebbochant (jidd.) Nichtskönner. Gebildet von Wolke.
umgs. ›nebbich‹, einem Ausdruck geringschätziger Nummer »Dit is ’ne Nummer.«, das ist ein Typ!
Ablehnung. Nunneferzchen Kameruner. (Nonnenpförzchen)
Negerpimmel Blutwurst. Nusche 1. Nase und 2. Mund, Fresse. »Krist glei’
Negerschweiß Bezeichnung für 1. Cola-Getränk eens inne Nusche!« Nebenform zu umgs. ›Nuschel,
und 2. Kaffee ohne Milch. Nischel‹.
neppen zu hohe Preise nehmen. Vielleicht von Nuttenbrosche Spitzname für den Brunnen auf
rotw. neppen = betrügen. dem Alexanderplatz.

28 » Berliner Wörter
nuttig unbedeutend, schlecht. über einen besonder großen Gänsebraten: »Dit is’n
Otto!«. Entstand vielleicht mit Bezug auf den

O
Jockei Otto Schmidt, volkstümlicher Liebling auf
der Rennbahn Hoppegarten, der von Hans Albers
mit »Otto, Otto« angespornt worden sein soll. Von
daher erklärt sich auch der Gebrauch in expressiven
Ausrufesätzen.
oben »obenuff sein«, vergnügt sein.
Ober 1. Oberkellner. Ironisch: Herr Oberkörper.

P
2. Regierender Bürgermeister von Berlin.
oberfaul »An der Sache is wat oberfaul.«, die
Sache hat einen Haken. Vielleicht von nd. aewerful
= mehr als faul.
Obermimer oder Obermotz geringschätzig für Pachulke (poln. pacholek) grober, ungeschlachter
den Vorsteher oder Leiter einer Gruppe. »Der Mensch. Im Mittelalter wurden im polnischen
Obermima von’t Janze.« Raum die von der Stadt bezahlten Söldner
Oberschweineöde (ostberl.) Oberschöneweide. ›pacholkowie‹ genannt. Später als verächtliche
öberste oberste. Bezeichnung für die in Lehndiensten stehenden
Oberstübchen Kopf. »Der tickt nich richtig im Bauern. Interessanterweise werden in Polen die
Oberstübchen.«, der spinnt. moskautreuen Kommunisten von der Bevölkerung
Ochsenpantoffel Schimpfwort für eine Person. ›pacholkowie Moskwy‹, also die Pachulken
Oderkähne zu große Schuhe. Moskaus genannt.
öfter wenn einem ein Mißgeschick passiert: Pack Gruppe von Menschen, die man verachtet;
»Machen Se dit öfter?« Gesindel. Von mnd. pak = Pack, Bündel, Gepäck.
Ölgötze schweigsamer und somit die Package (frz. bagage = Gepäck) Gesindel. Ø auch
Gesprächspartner langweilender Mensch. »Der sitzt Pack.
da wie’n Öljötze.« Padde im 19. Jh. für Frosch, heute allgemeiner für
Ölkopp wer »’nen Ölkopp hat«, der hat einen eine Person, die sich im Wasser tummelt,
Kater, ist betrunken. insbesondere ein Kind. Im 12. Jh. aus dem Ndl.
oll (nd.) alt. In vielen Verbindungen als übernommen.
Beschimpfung: oller Knopp, oller Zausel, oller Paddenpuper Ausflugsdampfer. Basiert auf nd.
Kerl, oller Bock, etc. padden = treten, schreiten, von dem ›paddeln‹
Olle Alte(r), meistens für Ehegattin: »Meine Olle!« abgeleitet ist, und umgs. ›pupen‹.
Liebevoll in der Wendung »mein(e) Olleken«. Pallazzo Prozzo (ostberl.) spöttisch für den Palast
Omme 1. Kopf, 2. Fußball. der Republik in Berlin-Ost. Ø auch Ballast der
Onkel großer Zeh. Wer »onkelt«, der verdreht Republik.
beim Gehen den Fuß, von frz. ›gros ongle‹ = großer Palme »Der is ja mächtig uff de Palme.«, sehr
Zeh. Seit 1870 in Berlin belegt. aufgeregt. »Der bringt mich uff de Palme.«, der
Onkel, gelber Rohrstock. macht mich verrückt.
Onkel Pelle clowneske Figur bei Kinderfesten. Pamel Brot.
ooch berl. Aussprache für auch. Pampe (nd. Pamp = Brei, Modder) im 19. Jh. für
Ooge berl. Aussprache für Auge. schlechtes Essen, heute allgemein für eine weiche,
Opodéldok Ausruf des Erstaunens, abgeleitet von breiartige Masse.
dem gleichnamigen Hausmittel zur Behandlung pampig 1. frech, auftrumpfend, anmaßend.
rheumatischer Beschwerden. pimpeln frieren, empfindlich sein.
Oper »Quatsch bloß keene Opern.«, quatsch nicht Pimperlinge kleine Geldstücke, Geld.
Ø dusselig, bleib sachlich. pimpern Petting ausüben. Von nd. pümpeln =
organisieren Im engeren Sinne stehlen, aber stoßen.
allgemein auch etwas besorgen. Pinguin, wandelnder Nonne.
Orient-Expreß wie Ø Istanbul-Expreß Pinke oder Pinkepinke (nordd., md.) Geld.
Orje Georg. Gleichbedeutend mit Ø Penunse mit Bezug auf
Oskar »frech wie Oskar«, äußerst frech. jidd. pinka = Geldbüchse und wahrscheinlich aus
Ostseeforelle Salzhering. poln. pieniadze = Geld hervorgegangen.
Otto Bezeichnung für irgendeinen Gegenstand, Pinkel »ein feiner Pinkel«, ein eleganter und
eine Sache usw. Zum Beispiel als erstaunter Ausruf arroganter Mann. Ø auch Pinke und pinkeln.

29 » Berliner Wörter
pinkeln urinieren. Vgl. auch nd. Pink = Penis, patent begabt, geschickt, in Ordnung. »Is ’n, janz
eigentlich kleiner Finger. patenter Kerl.«, was für ein Patentekel nicht
Pinne 1. kleiner Nagel, Stift, 2. Lüge. Auch als gerade gilt. Ein Patentfatzke ist ein eingebildeter
Verb: »Pinn uns nich wat vor.« Graf Pinne ist ein Mensch.
Sinnbild für den Schlemmer. Patsche Straßenschmutz. Im Pl. Hände. »In der
Pinscher »Sie Pinscher!«, beschimpfende Anrede. Patsche sitzen«, keinen Ausweg finden, in Ø
Pinsel wie Ø Pinkel. Bredullje sein. Abgeleitet von der lautmalenden
Pinsel-Heinrich Spitzname für Heinrich Zille Interjektion ›patsch‹.
(1858-1929), durch dessen kritisch-satirische Bilder Patz-Eule Schimpwort für jemanden, der etwas
das »Milljöh« zeichnerisch und fotografisch verpatzt hat.
dargestellt wurde. patzig frech, unhöflich, vorlaut.
Pinselschwinger Maler. Pauke 1. Schule, 2. Bauch. Ein Pauker oder auch
Pinte Kneipe. Von lat. pincta = Gemaltes, wohl das Arschpauker ist ein Lehrer. Wer »ordentlich een’
gemalte Eichzeichen. Ursprünglich uff ’de Pauke haut«, der macht einen drauf und ist
Flüssigkeitsmaß, später dann Wirtshauszeichen. im Geldausgeben sehr freizügig. Wer »mit der
Pionöse (ostberl.) spöttisch für Pionierleiterin. Aus Pauke jepiekt is’«, der ist nicht recht bei Verstand.
›Pionierin‹ und ›Baletteuse‹. Pechhengst im 19. Jh. für Schuster.
Pip(p)ifax »Is doch allet Pippifax.«, alles Quatsch. pechös mißlich, unglücklich.
Ferner in der Bedeutung für kleiner Junge. Pedalenstiege Fahrrad.
pirseln 1. urinieren und 2. eine Tätigkeit langsam Pede 1. Quecke, 2. Unkraut und 3. Haare. Ndl.
2. breiig, weich. Abgeleitet von Ø Pampe. Herkunft.
Pampu(t)schen Schuhe. Abgeleitet von umgs. peesen rennen, laufen. Ø pesen
Babuschen = Hausschuhe, Filzpantoffeln, was auf Pelle (lat. pella, ndl. pel) Haut. »Jeh ma bloß vonne
frz. babouche = türkischer Schuh fußt, was Pelle.«, laß mich in Ruhe. »Der sitzt ma uff der
wiederum auf türkisch ›pabutschi‹ zurückgeht. Pelle!«, der läßt mich nicht in Ruhe. Berliner
Panne »Der hat vielleicht ’ne Panne.«, der ist nicht (tröpfelnd!?) tun.
ganz richtig im Kopf. Von frz. panne = Pißkiste Kinderwagen.
Funktionsstörungen bei Maschinen, Motoren; vgl. Pißnelke Schimpfwort.
auch être dans la panne = in der Patsche, Klemme Pißtopf Nachttopf.
sitzen. Pladautz lautmalerische Bezeichnung für das
Panoramablick jemand, der »’n Panoramablick durch das Fallen eines Gegenstandes
hat«, der schielt. hervorgebrachte Geräusch. Bereits im
Pantinen (nd. Pantine = Holzschuh, Pantoffel) 19. Jh. vermerkt. »Pladautz, da flog er hin.«
»Kipp nich aus de Pantinen, wenn de die Nachricht pladdern stark regnen. Von nd. pladdern, pleddern
hörst.«, brich nicht zusammen, fall nicht um. = plätschern, in Strömen regnen.
Pantinenkintopp hingegen bezeichnet das Ø Plansch Regen, Nässe.
Filzlatschenkino. plärren (frz. pleurer, nd. blarren) weinen, schreien.
Panzerplatte für Ø Bulette. Fußt auf umgs. Plärrliese weinendes Kind.
Panzerplatte = Scheibe Hartwurst. Plastenerz (ostberl.) Regenmantel.
Pappchinese alberner Mensch. Plastepanzer (ostberl.) Auto der Marke Trabant.
Pappdiskus Pizza. Bestandteile wie Pappe und Ø auch Asphaltblase.
Form eines Diskus. Plastikschüssel (ostberl.) wie Ø Plastepanzer.
Pappe wenn man »die Pappe hat«, nämlich den Platschpampe Schneematsch. Aus lautmalend
Führerschein, » is dit nich von Pappe«, nicht platsch und Ø Pampe.
schlecht. Ob man das Gleiche von der »Pappe«, platt verblüfft.«Da biste platt, wa?«, da staunst du?
dem Trabbi, sagen kann, sei dem Leser überlassen. Platze »Da kann man sich ja die Platze ärgern!«,
Pappenstiel »Dit is keen Pappenstiel.«, das ist sich ärgern, bis man platzt. Rückbildung zu platzen
nicht wenig, ist nicht gering zu veranschlagen. = vor Wut, Zorn außer sich geraten.
par Order di Mufti auf höheren Befehl. Plau(t)ze (sorb. pluca = Lunge) Bauch. »Sich die
Parteitagssprudel (ostberl.) Springbrunnen auf Plauze vollhau’n« meint viel essen.
dem Straußberger Platz. Pleite (jidd. plejte = Flucht, Rettung) Bankrott.
partu (frz. partout) durchaus. »Sie will partu nich Plempe 1. dünne Suppe, 2. Revolver und 3. Polizei.
mitjeh’n.« plemplem verrückt, irre.
passen gefallen. »Dit paßt ma jar nich, daß de noch Plerre auch Plörre 1. dünner Kaffee.
nich jefrühstückt hast.« 2. Allgemein für gehaltlose Flüssigkeiten.

30 » Berliner Wörter
Pli (frz.) eigentlich Falte, hat die Bedeutung von pfeffern werfen. »Ich pfeffer dir gleich ’n paar!«,
Gewandtheit, Mutterwitz. Vgl. frz. prendre un pli = ich hau’ dir gleich ein paar runter.
eine Gewohnheit annehmen. Pfefferzimmer Abstellraum, in den man alles
plieren (nordd.) schielen. Plieroogen. »reinpfeffert«.
plinsen früher blinzeln, heute weinen. Pfeife Idiot. »Wem die Pfeife ausjejang’n is«, der
plötrich (frz. pleutre = Lump) kümmerlich, hat kein Geld oder keine Kraft mehr.
schäbig. pfeifen trinken. »Jeh’n wa noch een pfeifen?«
plümerant Ø blümerant. Abgeleitet von der soldatischen Sitte, die Menge
Plumpe früher für Straßen-, Schwengelbrunnen. der Flüssigkeit in einer Feldflasche dadurch zu
Bezeichnet den Stadtteil Gesundbrunnen im Bezirk prüfen, indem man in die Flasche bläst.
Wedding. Pfeifenheini ist wie Pfeifenkopp ein Schimpfwort
plundrig schäbig. gegenüber einer körperlich unterlegenen Person.
Plutz uff’n Plutz plötzlich, unerwartet. Pferd »Ick gloob, mich tritt ’n Ferd!«, Ausruf des
Pocke (nd. Blatter, Pustel) Fußball. Erstaunens, der Verwunderung. »Der Apfel fällt
Pöker Gesäß. nicht weit vom Pferd.«
Pojatz Faxenmacher, man denke an Bajazzo. Pferdekur Kur à la Dr. Eisenbart.
Polenshop (ostberl.) für das ehemalige Warenhaus Pfiff Kunstgriff.
Centrum am Ø Alex. Pfingstochse nach Trachsel (1873) ein »überreich
Polente Polizei. mit Schmucksachen beladener Geck.« Heute
Polier nicht nur Maurerpolier, sondern auch (frz. allgemein für einen dummen Menschen.
parler = sprechen) Sprecher. Pflanze gesungen mit der Melodie des
Politunten-Express Polizeiwagen mit Politessen. ›Petersburger Marsches‹:
polken Verwickeltes mit den Fingern hervorholen. »Denkste denn, denkste denn,
Polterkopp gereizter, lauter Mensch. Du Berliner Pflanze,
Polyp Polizist. Denkste denn, ick liebe dir,
pomade, pomadig (pol. pomal) langsam. Nur weil ick mit dir tanze?«
Pomadenhengst im 19. Jh. für Stutzer. Heute wie Pflasterstein ein harter Pfefferkuchen. Übertragbar
umgs. Pomadenbengel. auf alle zu hart gewordenen Gegenstände.
Pomperbüdel Stoffhandtasche. Anlehnung an Pflaume auch Pflaumenaugust oder
Pompadour = Euter; formähnlich mit der Pflaumenede Versager, Nichtskönner. Aber auch
Spezialität: Pellkartoffeln mit Leinöl. Verbreitung Ball, Fußball. »Spielste mit Fußball?« - »Aber nich
des Substantivs durch niederländische Siedler in mit der Flaume, die de da inner Hand hast.«
der Mark. beutelförmigen Damenhandtasche.
pellen jemandem eine Ohrfeige verpassen. Pomuchelskopp Dickkopf.
Penne (lat. penna = Schreibfeder) 1. Schule, 2. Bett Popelfahne Taschentuch.
und 3. für eine liederliche Frau. Popeline kleines Mädchen, das in der Nase bohrt.
Penunse (poln.) Geld. Von frz. popeline = festes Gewand aus Garnen;
Persilschein haben alles machen dürfen, wenn nicht frz. ausgesprochen.
jemand »nich sauber tickt.« Früher in Anwendung poplig armselig, sehr klein. »Wat is’n dit für’n
auf die Personen, die nach 1945 entnazifiziert poplijet Auto?«
wurden, somit also reingewaschen waren (Persil = Popo (ostberl.) Politische Polizei.
Bezeichnung einer Waschmittelmarke). Portierzwiebel kleiner Haarknoten, wie er früher
per Tallje gehen ohne Mantel gehen. von Portierfrauen getragen wurde.
pesen (lat. pes = Fuß) schnell laufen, rennen. Portjeesche Hauswartsfrau.
Peter Lehmann Petroleum. Portjuchhe Portemonnaie. Aus frz. ›portemonaie‹
pet(t)ern herumstochern. und umgs. ›juchhe‹.
petzen anschwärzen. Ø anpetzen. Von rotw. Porzellanpuppe junges, hübsches Mädchen.
petzen = bei der Polizei anschwärzen. Seit Ende des Posen (nordd.) Federn. »Inne Posen jeh’n.«, ins
18. Jhs. stud. belegt. Bett gehen. Von Pose = Federkiel, Schreibfeder,
Pfanne jemanden »in de Pfanne hau’n«, bedeutet, Bettfeder.
ihn entweder körperlich oder in einem Wortgefecht Posemuckel 1. abgelegenes Dorf oder Kleinstadt.
niedermachen. Geht zurück auf den Namen eines kleinen Dorfes
Pfannkuchen Gebäck, das außerhalb Berlins als im Kreis Bomst (Posen) Ende des 19. Jhs.
»Berliner« bekannt ist. Ein »Pfannkuchen mit 2. kleines Kind.
Beene« ist ein kleiner, dicker Mensch. Pote (nd.) Pfote, Hand.

31 » Berliner Wörter
Potsdamer nach Trachsel (1873) ein beschränkter piekfein sehr fein, auserlesen. Leitet sich nicht -
Mensch. wie allgemein behauptet wird - aus dem Jidd. ab,
Potsdorf Potsdam. sondern von der nd. Bezeichnung ›puk, pük‹,
pover gesprochen mit einem w, (frz. pauvre) arm. ursprünglich für eine feine niederländische
Prä Vorrecht. Tuchsorte. Hat sich dann als Gütebezeichnung
Prachtschinken für Ø Bulette. allgemein herausgebildet und ist schließlich zum
Pranken große Hände. anerkennenden Ausdruck geworden.
prahtschen prahlerisch auftreten. Piep »Er kann nich mehr Piep sagen.«, keinen Ton
präpeln essen. »vor sich hinpräpeln«, etwas vor mehr herausbringen. »Der hat’n Piep.«, der hat
sich hintun. einen Vogel, der spinnt.
Päsentierteller »Ick sitz hier wie uff’m Piepe (nd.) ursprünglich für eine Halm- oder
Präsentierteller.«, allen Blicken preisgegeben. Wer Weidenpfeife, heute allgemein für Pfeife. »Dit is
Gästen vorgestellt wird, wird »uff’m ma piepe.«, das ist mir völlig egal.
Präsentierteller jereicht«. piepegal völlig gleichgültig. Zusammensetzung aus
preschen rennen, eilen. Entstanden aus pirschen = Ø piepe und egal.
jagen. Piepel 1. kleiner Junge und 2. Penis.
Presley-Verschnitt (jgdsprl.) Möchtegern-Elvis. »Kinderschokolade biegt den Piepel gerade.« Ø
Prenzelberg (ostberl.) für den Bezirk Prenzlauer auch Piepe.
Berg. Piepen Geld. »Viel Arbeet und wenig Piepen.«
priemen langsam arbeiten. Von nd. Priem = Verkürzt aus Ø Piepmatz.
Pfriem, Ahle. Piepmatz Vogel, eigentlich Adler auf der Münze.
Primeltopp einfältiger Mensch. »Wer ’nen Piepmatz hat«, der ist verrückt.
Pröppke »wie Pröppke« dasitzen, behaglich sitzen. Pieps »’n Pieps«, ganz wenig.
Proletarier-Eisbein Rollmops. Ø auch Eisbein. piesacken quälen, peinigen, aber auch
Proletenbagger Paternosteraufzug. abgeschwächt für ärgern. Von nd. pisakken =
Proli (jgdsprl.) Prolet, abfällig für jeden schlagen, quälen, was sich ableitet von nd. Pessek =
Durchschnittsbürger. Ochsenziemer, eigentlich Geschlechtsglied des
Propeller 1. Kragenfliege, 2. Ohren. Stieres.
Proppen Propfen. Wer »uff’n Proppen sitzt«, ist in Piesepampel charakterschwacher, ungeschickter
Verlegenheit. Mensch. Vielleicht aus bammeln = schlaff
Prothese »Du brauchst ja nich deine Prothese zu herabhängen und Piesel = Penis, in Analogie zu Ø
fletschen!«, du brauchst nicht zu lachen. Schlappschwanz.
Protz Angeber. Übertragung von Protu, Brotz = pietschen trinken. Von poln. pic oder tschech. pici
Kröte; sich aufblasen wir ein Frosch. Tritt in = Blechkanne.
zahlreichen Zusammensetzungen auf, z. B.. Pilli ein Glas Pils.
Muskelprotz oder Geldprotz. Pimpelfritze bzw. Pimpelliese, -lotte jemand, der
Protzkeule (ostberl.) Fernsehturm in Berlin-Mitte. schnell friert.
Pforzmolle Bett. Publikus (Pl. Publikümer) Publikum; maskuline
Pfote auch Pote gesprochen Hand bzw. Fuß. Form von lat. publicum.
Pfund 1. oft als verstärkendes Element in Puckel Buckel, Rücken. »Sie könn’ ma ’n Puckel
Komposita: Pfundskerl, Pfundswetter, runterrutschen.« »Lieber ’n Bauch vom Saufen als
Pfundssache, etc. 2. Zwanzig Mark. ’n Puckel vom Arbeeten.«
pfuschen 1. schludrig arbeiten und 2. schwarz puckeln, sich etwas Schweres tragen, sich
arbeiten. abmühen.
picheln (nd., omd.) stark trinken. Ursprünglich puckern rhythmisches Klopfen. »Et puckert und
nach Pegeln (Eichzeichen) trinken, vgl. nd. ›enen muckert.«, etwas, das sich in regelmäßigen
goden Pegel supen‹. Abständen bemerkbar macht und ausbrechen will,
Piefke kleiner Junge, nach dem preußischen z. B. Kopfschmerzen.
Musikmeister Piefke, der 1864 den Düppeler puffern tanzen. »Wir jeh’n heut puffern.«
Sturmmarsch komponierte. Einfluß von nordd. pulen herumfingern.
Piefke = Pfeifchen im Sinne von kleiner Penis (des Pulle (lat. ampulla) Flasche. »’ne Pulle eindreh’n«,
Knaben) ist nicht auszuschließen. eine Flasche Schnaps trinken.
Pieke »von der Pieke auf lernen«, von Anfang an pullern oder pullo pullo machen 1. urinieren und
und gründlich. (Picke = Spitzhacke) 2. stark regnen.
Piejatz im 19. Jh. für Zigarre. Pupe 1. früher für den Wächter im Park, 2. für

32 » Berliner Wörter
einen Homosexuellen und 3. für ein abgestandenes quängeln nörgeln. Ein Nörgler ist ein
Bier. Quengelkopp.
pupen prahlen. Wer »aus der Schnauze pupt«, der Quak(e) Kind. Abgeleitet von quaken, Ø quackeln
stößt auf. = schwätzen.
puplau lauwarm. Qualmtüte 1. starker Raucher. 2. Schwätzer.
Puppenlappen Stofflappen und Flicken zum Quanten Füße oder auch Schuhe. Hängt
Spielen. »Dir hau ick zu Puppenlappen!«, jem. vermutlich zusammen mit Quantum, von lat.
schlagen, daß seine Kleidung in Fetzen hängt. Wer quantus = groß.
»zu Puppenlappen friert«, der zittert vor Kälte. Quarre Kind. Substantivierung von Ø quarren.
Puschel fixe Idee, merkwürdige Angewohnheit. quarren schreien (von Kindern). Von mnd. quarren
Puseratze Geld. »Ick hab keene Puseratze mehr.«, = grollende, brummende Töne ausstoßen, zunächst
von etwas nichts mehr haben. Mit Bezug auf Ratz = für die Lautäußerungen des Forsches belegt.
Siebenschläfer oder frz. raté = das Versagen. quasseln (nd. quasseln, dwasseln = plappern,
Pussel nettes Mädchen, kleines Wesen. Vielleicht schwatzen) reden wie ein Wasserfall, also
von pussen = küssen oder Puß = Katze. ununterbrochen Ø quatschen. Wer am Telefon
Pusselfritze jemand, der sich mit Kleinigkeiten quasselt, hängt an der Quasselstrippe oder ist eine
abgibt. selbige.
pusseln sich mit Kleinigkeiten beschäftigen. Nd. quatschen (nd. quat = böse, schlimm) zur
und ostd. Nebenform von ›bosseln‹. Charakterisierung der nd. Sprechenden im 16. Jh.,
Pusteblume Dolde des Löwenzahn. die auch als »Quatländer« bezeichnet wurden
Pustekuchen im Sinne von denkste, starke Quatsch reden, also unverständliches, dummes,
Verneinung, Ausdruck der Ablehnung. albernes Zeug, Unsinn reden. Heute allgemein für
Pusterohr Blasrohr. viel, ununterbrochen reden. Ein Quatschkopf ist
Putelje (frz. bouteille) Flasche. ein Mensch, der ungereimtes Zeug spricht. »Dit is
Putenjunker im 19. Jh. für einen jungen adligen ja Quatsch mit Soße.«, völliger Blödsinn.
Offizier vom Lande, der noch wenig Stadtschliff quatschnaß patschnaß, völlig durchnäßt.
besaß. Quengelfritze nörgelndes Kind. Von umgs.
Putenrennen 1. Damenwahl beim Tanz. 2. quengeln = weinerlich Mißbehagen äußern. Auch
(ostberl.) Frauentagsfeier. Quengelkopp.
Puttputt Geld. Leitet sich ab von der Quese Blase unter der Haut. Quesenkopp wie Ø
Fingerbewegung beim Locken der ›Putthühner‹, die Quatschkopf. Von nd. quessen = quetschen.
der Fingerbewegung beim Geldzählen gleich ist. Quetsche 1. kleiner Laden und 2. ein Kofferradio.

» Berliner Wörter
Vgl. engl. squeeze-box.
Quetschkommode Ziehharmonika. Ø auch
Knautschkommode.

Q
quimen kränkeln.
Quirl im 19. Jh. für einen kleinen Menschen, der
sich beim Gehen hin und her bewegt. Heute für
einen voller Energien überschäumenden Menschen.
q.m.w. »quatsch ma weiter«. Aufforderung, Die Aufforderung »Nimm den Quirl aus’m Mund!«
weiterzureden, auch insbesondere dann, wenn man meint: sprich nicht so geschwollen, so pathetisch.
auf die Rede keinen Wert legt. qurksen ein gluckerndes Geräusch von sich geben.
quabbelig (nd.) schwabbelig.

R
quackeln tratschen, schwatzen.
Verkleinerungsform von ›quaken‹, Ø auch
quatschen.
Quadder Unsinn, leeres Geschwätz. Als Verb
schwatzen, Nebenform zu Ø quackeln.
Rabatz Krach, Unruhe. Als Verb rabatzen =
quade klein. Von nd. quade = jüngstes Kind in der
herumtoben, Unruhe stiften. Vielleicht von poln.
Familie.
rabac = hauen.
Quadratarsch ungeschickter Mensch.
Rabauke frecher Junge. Entlehnt auch nl. rabauw =
Quadratlatschen große, ungeschlachte Füße.
Schurke, Strolch, zusätzlich der nd. Endung -ken.
Quadratschnauze Person »mit ’ner großen
Rabenaas Steigerung zu Ø Aas, das dem Raben
Klappe.«
als Futter dient. Schimpfwort seit dem 17. Jh.

33 » Berliner Wörter
Rachenputzer scharfes Getränk. rammdösig wie Ø dösig mit der Verstärkung
Racker Schelm, verschmitzte Person. Kind, das ramm, eigentlich »Widder«, später »Raubzug«.
gern Schabernack treibt. Gehört zu mnd. racken = Vielleicht mit Bezug auf die Vorstellung, daß
den Unflat zusammenfegen. Bereits im Mnd. wird Schafe lange Zeit reglos dastehen und »vor sich
das Substantiv als Schimpfwort benutzt. Geht in der hindösen«.
2. Hälfte des 18. Jhs. in die Literatursprache über Rammröhre im 19. Jh. für Zylinderhut.
und wird nunmehr in abgeschwächter Bedeutung ramponieren beschädigen.
auf Kinder angewandt. Rand »Halt den Rand!«, halt den Mund!
Ra»Der hat’n Rad ab.«, der spinnt. Randalle Lärm. Jgdsprl. »Randale machen«, Zoff
Radau Lärm. anfangen. Stud. zusammengezogen aus Rant, Rand
Radaubruder oder Radautüte Streit suchende = lärmender Spaß und Skandal.
Person. Range ungebändiges, freches, unerzogenes Kind.
raffitückisch besonders raffiniert. Veschmelzung Im Frühneuhd. bezeichnet R. eine Sau, ein
aus ›raffiniert‹ und ›(heim)tückisch‹. Mutterschwein. Seit Ende des 15. Jhs. als
Raffke oder auch Raffzahn Neureicher, jemand, Schimpfwort, später abgeschwächt.
der in kurzer Zeit viel Geld zusammengerafft hat. rangehen »Da jeh ick nich ran!«, da traue ich mich
In Berlin um 1920, vielleicht bereits in der nicht ran. Wer »janz schön ranjeht«, der nähert sich
Gründerzeit, gebildete Bezeichnung, die auf mhd. stürmisch einer Frau.
raffen = zupfen, eilig an sich reißen (und nd. -ken) ranklotzen forsch Ø rangehen, intensiv arbeiten.
zurückgeht. rantzen schnell und wild tanzen.
rahmig betrunken. Man denke an »aus den Rasselbande Kinder.
Rahmen fallen«. Ratten (ostberl.) Bezeichnung für die als besonders
Rahmkater schmutzige Person. brutal geltenden Schlägertrupps unter den
Ralle Bruder oder Schwester. Anhängern des BFC.
reinwürgen »Wenn de so weitermachst, kriste eene Rauchschwalbe schmutzige Person.
rinjewürgt.«, erhälst du einen Verweis, einen Tadel. ratzekahl entweder von frz. radical oder von »kahl
Reitstall sehr großes Zimmer. wie ne geborene Ratte«. Etwas »ratzekahl
remmeln im 19. Jh. allgemein für einrammen, aufessen«, wie von Ratten mit Stumpf und Stil
heute mit deutlicher Anspielung auf den auffressen. David Kalisch schreibt in der Berliner
Geschlechtsakt (= rammeln). Posse »Einhunderttausend Taler« (1849) : »Sagt
Remmidemmi lautes Vergnügen, Krach, der Berliner Zwickauer zu seinem Kollegen:
Durcheinander. »Mach nicht so’n Remmidemmi!« ›Andere Leute flanieren hin und her, des Morgens
Fußt wahrscheinlich auf der schallnachahmenden sind se konservativ, des Mittags sind se liberal und
Bezeichnung ›Rammerdammer‹ für den Steinmetz. des Abends sind se ratzekahl!‹«
rendlich reinlich. Raupen »Raupen im Kopp haben«, sonderbare
Renne 1. Rinnstein, 2. Dachrinne. Einfälle haben. Aus der Studentensprache des 18.
Rennsemmeln Hausschuhe. Jhs.
Rentnerkarren auch Raupensammlung Sammlung. »Die Briefmarke
Rentnerporsche Einkaufswagen, der aus einem fehlt ma noch in meiner Raupensammlung.«
fahrbaren Gestell und einer Tasche besteht. Ø auch rausmachen, sich größer, schöner, stattlicher
AOK-Chopper. werden. »Der Kleene hat sich janz schön
Resedatopf im 19. Jh. für Zylinderhut. rausjemacht.«
Retourkutsche Erwidern eines Vorwurfs. »Dit war rausreißen »Dit reiß mich ooch nich mehr raus.«,
’ne Retourkutsche.«, eine schlagfertige Antwort. das hilft, nützt mir auch nichts mehr.
Leitet sich ab von der für die Hin- und Rückfahrt Reff »’n ollet Reff«, ist ein altes Weib. Fußt auf nd.
benutzten Kutsche. rif = Kadaver.
riechen wenn man etwas merkt, »riecht man den Regenschirm »Ick bin jespannt wie’n
Braten«, wen man indes »nich riechen kann«, den Rejenschirm.«, also äußerst gespannt.
kann man nicht leiden. Dies wäre allerdings kein Register »sie sind ja ooch schon ’n ollet Rejister.«,
Grund, zu ihm zu sagen: »Riech ma an meine nicht mehr jung.
Knospe!« und ihm gleichzeitig die Faust unter die Reibach (jidd. rewach = Zins) Gewinn.
Nase zu halten. rein in der Grundbedeutung von ›herein, hinein‹
Riecher Geruchssinn. Wer »den richt’jen Riecher wird im Berlinischen rin gesprochen. »Immer rin
hat«, der hat das richtige Gefühl für eine günstige in’t Vergnügen.«
Gelegenheit gehabt. reinbuttern in etwas Geld hineinstecken.

34 » Berliner Wörter
reinknien sich in eine Sache vertiefen. 2. tanzen. Beeinflußt von Hampelmann.
reinriechen sich oberflächlich bzw. nur kurz rumkrebsen Ø krebsen.
informieren. rumschweigen herumsprechen. »Dit hat sich schon
reinschliddern in eine Sache reinrasseln, rumjeschwiegen.«
hereinfallen. Fußt auf nd. schliddern = auf Schnee Rummel allgemein spöttisch für eine Festlichkeit.
Riechkolben auch Riechzinken (große) Nase. Runzelzulage Gehaltserhöhung der Beamten.
Riegelotto Rigoletto. ruppig barsch, schroff.
Rieke 1. Freundin und 2. Kosename für Fredericke Rutsche kleine Fußbank.
und Ulrike. und Eis dahinrutschen.
Ringelpietz mit Anfassen Tanzvergnügen. Aus reinschmoken jem. eine Ohrfeige verpassen.
ringeln und slaw. -pie(t)z = singen.

S
riskieren im 19. Jh. für trinken, heute »’ne Lippe
riskieren«, frech, unverschämt sein.
rocken (jgdsprl., engl. Rock’n Roll) tanzen.
Rockerwiege Motorrad.
Rohr Flasche. »mit vollem Rohr« etwas tun, es mit
aller Kraft tun. Sabberliese 1. tratschende Frau und 2. unsauberes
Röhre 1. Wärmstelle im Kachelofen und Kind.
2. Fernseher. Wer »einen Braten inna Röhre hat«, sabbern, sabbeln dummes Zeug reden.
bekommt ein Kind. Iterativbildung zu mnd. sabben = geifern,
Rohrspatz »Er schimpft wie’n Rohrspatz.« speicheln.
Rolle jemanden »durch de Rolle dreh’n«, in die Sabbermaul auch Sabberfritze Quatschkopf.
Mangel nehmen. »von der Rolle sein«, fertig, Sachsengesocks Schimpfwort für die Sachsen.
kaputt sein; jemanden »auf die Rolle schieben«, ihn sachte, sachteken behutsam, ruhig. »Immer sachte
verulken, zum Narren halten. mit die jungen Pferde.«
rote Socke (ostberl.) spöttisch für Funktionär. Sack wie in vielen anderen Dialekten ein beliebtes
Rotunde Bedürfnisanstalt. Wegen der Form auch Schimpfwort, das in zahlreichen Wendungen
Café Karo. vorkommt: »Du oller Sack«, Sacksülze,
Rotz (ahd. (h)roz = Nasenschleim) taucht in vielen Sackgesichte, Saftsack usw.
Schimpfwörtern auf: Rotzgöre ist ein freches Kind, Säcke »Sach mal, haste Säcke vor de Türe?«,
Graf Rotz usw. Eine Rotzbremse ist ein ironische Frage an jemanden, der eine Tür offen
Schnurrbart, ein Rotzhobel eine Mundharmonika, läßt.
ein Rotzkocher eine Pfeife. Eine Rotzneese ist saftig derb. »’n saft’jer Preis« ist ein hoher Preis.
eine triefende Nase und bezeichnet auch ein Kind Saftladen Bezeichnung für eine miese Kneipe oder
mit einer Schnoddernase. Wer sich rotzig verhält, einen schlecht geführten Laden. Ursprünglich für
ist frech bzw. unverschämt. eine Apotheke wegen des Verkaufs von
rubbeln stark reiben. Von nd. Rubbel = Kräutersäften.
Waschbrett. Salat »Da ham wa den Salat!«, da haben wir die
Rübe 1. Nase, Kopf und 2. Bruder. Eine rote Rübe Bescherung.
meint nicht nur eine rote Nase, sondern auch eine Salzketer Ø Salzkuchen. »-keter« ist die
Ø rote Socke. entrundete Form von »Köter«, Hund.
Rülps König beim Kartenspiel. Salzkuchen Brötchen aus Roggen- und
rujenieren ruinieren. Weizenmehl, Ø Schusterjunge.
rumboddern in aufgeweichtem Boden gehen. Ø Salzhase eingesalzener Hering.
botten. Sammelsurium (hd. sammeln und nd. sur = sauer
rumflippen (jgdsprl.) ausgelassen sein, mal hier und lat. Endung) Durcheinander, Mischmasch. In
mal dort sein. Anlehnung zu nd. ›Sammelsur‹, ein aus
rumfuchteln mit einem Stock herumschwingen. Schornsteinfegerhelm im 19. Jh. für Zylinder.
rumfuhrwerken »Mußte ma da immer Schote 1. Ohrfeige und 2. eine außergewöhnliche,
rumfuhrwerken!«, da reinfummeln, mich dabei meist nicht ganz korrekte Situation. »’ne Schote
stören. abzieh’n«, etwas tun, was nicht ganz korrekt ist.
rumfummeln herumfingern. Schotterlotte betuchte Freundin. Fußt auf umgs.
rumhacken »auf jemanden rumhacken«, ihn Schotter = Geld, analog zu Ø Kies.
fortwährend tadeln. schräg jemanden »schräg ankieken«, schief
rumhampeln 1. sich ungebärdig bewegen und angucken.

35 » Berliner Wörter
Schreckschraube »’ne olle Schreckschraube« Schale wer sich »in Schale schmeißt«, der hat sich
bezeichnet eine meckernde Frau oder eine alte feingemacht, schick angezogen.
Jungfer. schalen gehen Mülltonnen nach verwertbaren
Schreibebrief offizieller Brief. Abfällen durchsehen.
Schreiberholz Bleistift. Schallee Gelee.
Schreifritz Freischütz. Schamsel (frz. mamselle) liederlich aussehendes
Schrippe Berliner Brötchenspezialität. Während Frauenzimmer.
eine verzauberte oder gebratene Schrippe die Ø Schamster Freund einer Frau.
Bulette ebenso bezeichnet wie Schrippe im Schandschnauze freches Mundwerk.
eigenen Saft, bezieht sich »’ne olle Schrippe« Schandtat wer »zu allen Schandtaten bereit ist«,
mitunter auf eine Frau. Vgl. frühneuhd. ›schripfen‹. der macht gern alles mit, der ist zu allem bereit.
Schrippenarchitekt Bäcker. schappern tanzen.
Schrippenpuffer für Ø Bulette. Schappipuffer für Ø Bulette.
Schrulle alte Frau. scharf »uff wat scharf sein », auf etwas gierig sein.
schrumplig runzlig. Von schrumpeln, nd. und md. scharmieren (frz. charmer) liebkosen.
Variante zu schrumpfen. scharwenzeln schmeicheln. Vom tschech.
schubbern 1. reiben, scheuern, 2. tanzen und Hasardkartenspiel Straschak eingedrungen. Wenzel
3. arbeiten. Von schubben, nd. und md. Varianten = bube, von cervey = rot.
zu hd. ›schieben‹. schauderös schauerlich.
Schubjack Geizhals. Vgl. nl. schobbejak, nordd. schauern scheuern.
Schubb(e)jack; aus nd. schobben = kratzen und die schaukeln »Wir werd’n dit Kind schon
verküzte Nebenform Jack aus Jacob. schaukeln.«, die Sache schon machen.
schuchteln tanzen oder auch einen Schaukelpferd wer »’n Jemüt wie’n Schaukelpferd
Speiseresten bestehendes, säuerlich schmeckendes hat«, der ist gutmütig.
Gericht. Scherzhafte Bildung aus der Schaute (jidd. schoteh = Narr) im 19. Jh. eine
Studentensprache des 17. Jhs. Vogelscheuche, ein häßlicher Mensch; heute für
Sankristei Sakristei. einen charakterlosen Menschen.
Sardellen Haare. Ursprünglich für spärliche scheckig »sich scheckig lachen«, sich krumm
Haarstränen. Einkaufsbummel machen.
Sargnagel Zigaretten. Vgl. engl. coffin-nail. Schudder Schauder.
Satansbraten 1. für Ø Bulette. 2. frecher Junge, Schüttelroste»uff de Schüttelroste gehen«, tanzen
Hallodri. gehen.
Sau wie in Bayern auch ein beliebtes Schimpfwort: Schuhsohlen putzen tanzen gehen.
Saukerl, Sauladen, Saubande, olle Sau, etc. Schumm (jidd. schemen = Fett) Rausch. Der
»Unter aller Sau«, ist unter aller Kritik, wer »wie Anfangslaut wird in der Regel gesprochen wie frz.
’ne jesengte Sau rennt«, der ist in höchster Eile, ›j‹ in jardin. Von daher findet sich wohl auch die
während jemanden »zur Sau machen« meint, ihn in Aussprache Jum, mit deutschem ›j‹.
Grund und Boden zu stampfen. Schuß »Dit war’n Schuß in die Hose.«, das war
sauer »Dit wird dir sauer uffstoß’n.«, schlecht nicht gelungen. Wer »’nen Schuß weg hat«, der ist
bekommen. »Dit kannste dir sauer kochen.«, das nicht ganz richtig im Kopf.
kannst du für dich behalten. »Uff den bin ick janz schusselig (omd.) fahrig.
schön sauer.«, böse, wütend. Schusterjunge Roggenmehlbrötchen. »Es regnet
Sauerkohlstampfer oder auch Schusterjungen.«, sehr stark.
Sauerkohlstampen dicke, plumpe, Beine. Schusterpunsch normaler Kaffee.
Saunickel schmutziger Mensch. schwach »Du bist wohl momentan schwach uff de
Saures »Jib ihm Saures!«, Aufmunterung bei Brust.«, hast wohl kein Geld mehr.
Prügeleien. Schwadilje früher für alte Jungfer.
Sause »’ne Sause machen«, zechen, einen trinken Schwangere Auster Spitzname für die Berliner
gehen. Kongreßhalle.
Schacht (nordd.) Keile, Prügel. schwarz »warten, bis de schwarz wirst«, lange
Schachtel »’ne olle Schachtel« ist eine alte warten.
und/oder häßliche Frau. Wohl nach frühnhd. Schwefel Streichholz.
schattel = weibliche Scham. Schwein Schimpfwort. »Ick gloob mein Schwein
Schafsscheiße mit feift!«, ich glaube, ich spinne. (Ausruf des
Speckkrabben unschmackhaftes Essen. Erstaunens)

36 » Berliner Wörter
Schweinebacke oder auch Scheunendrescher »essen wie’n
Schweinepriester Schimpfwort für eine Person. Scheunendrescher«, viel essen.
Schweinezucht große Unordnung. schick sehr gut, wie Ø dufte.
Schwelle Schwester. schicker (jidd.) betrunken.
Schwenzelpfennige heimlich gespartes Schickse verächtlich für eine junge Frau. Von jidd.
Wirtschaftsgeld. schekez = Gaul; ursprünglich bezogen auf
schwer schief geladen stark betrunken. christliche Frauen, die mit einem jüdischen Mann
Schwiegerpaul Schwiegervater. befreundet waren.
schwiemlig schwindlig. Von Ø schwiemeln. schieben gehen, machen. »Schieb ab!«, hau ab.
schwiemeln ein liederliches Leben führen. Von nd. Schieleisen Brille.
swimen = schweben. schiel schielend.
schwierige Geburt »Dit war ’ne schwierige Schiepchen Freund.
Geburt.«, eine nicht einfach zu bewerkstelligende Schiepel im 19. Jh. alter Hut.
Sache. schikanös schikanierend.
Schwindeljule Bezeichnung für ein kleines Schillebold Libelle.
Mädchen. Schimpfe Schelte. »Mutter, jibt’s Schimpfe, wenn
Schwindelpost Als »Schwindelpost« bezeichnete ick zu spät komme?«
man im Jahre 1870 die zahlreichen Extrablätter, die Schimmer Ahnung. »Der hat ja keen’ Schimmer!«
den Verlauf des Krieges nicht gerade Schippe Schaufel. Jemanden »uff de Schippe
wahrheitsgemäß berichteten. nehm’n«, ihn veralbern. »’ne Schippe ziehen«, den
schwoofen tanzen. »uff’n Schwoof gehen« heute Mund verziehen als Ausdruck des Gekränktseins.
für tanzen gehen, im 19. Jh. auf einen öffentlichen schiskojenno (poln.) gleichgültig, egal.
Ball gehen. Von omd. Schwof = Dorftanz, was an Schißlaweng Ø Cislaweng.
mhd. sweif = schwingende Bewegung anknüpft. Schlaaks hochgeschossener, meist ungeschickter
Schwuchtel Tunte, feminin wirkender Mensch. Von nd. slak = nachlässig, träge.
Homosexueller. Schlabbertutti oder Schlabbertutsch süße,
schwuchteln gehen tanzen gehen. Zu mundartlich weichliche Speisen.
schwuchten = schwanken, schaukeln. Schlaffi (jgdsprl.) schlapper Typ.
Schwulitäten »in Schwulitäten geraten«, in Schlafittchen jemanden »bei’t Schlafittchen
Schwierigkeiten kommen. Fußt auf nd. swul = kriejen«, ihn (am Rockkragen) festhalten, ihn
drückend, ängstlich, beklommen. packen, meist mit der Absicht, ihm die Leviten zu
Schwupper Fehler, Versehen. Von umgs. Schwupp lesen.
= kleine herausschwappende Menge. schlagen »Da schlag einer lang hin!«, Ausruf des
lachen. Erstaunens.
Scheese 1. (frz. port-chaise = Sänfte) schlechtes Schlamassel (jidd. masol = Glück), verfahrene,
Auto und 2. Kinderwagen. Schesen schnell laufen, schwierige Situation. Wie Ø Bredullje. »Da ham
jagen, vielleicht von engl. to chase. Ø auch wa wieder den Schlamassel!«
Cheese. Schlammschieter bzw.
Scheibenkleister Umschreibung für Scheiße. Sechser 5-Pfennig-Stück. Leitet sich ab von einer
»So’n Scheibenkleister!«, Ausruf der Verärgerung. Münze, die früher sechs Pfenige wert hatte.
Scheich Ahmed reicher Mann. SED (ostberl.) Selten etwas dran.
Schein 100-Mark-Schein. Eine halber Schein ist Seechbomme Nachttopf.
ein 50-Mark-Schein. Seelenziepen Liebeskummer. Ø ziepen.
Scheiß (mask.) »So’n Scheiß!«, so ein Mist. Seifensieder »Mir jeht’n Seifensieder uff.«, mir
Entstanden aus hd. Femininum »die Scheiße« und geht ein Licht auf. Seifensieder = Kerze.
der nd. maskulinen Form »der Schiet«. Produktiv in Selbstgestrickter ein langhaariger Hund.
vielen Zusammensetzungen, z. B.. Scheißangst, selbstgewachsen »Die Blume is
Scheißtyp, Scheißarsch, u.s.w. selbstjewachsen.«, sagt man, um ihre Qualität
Scheiße mit Reis unschmackhaftes Essen. hervorzuheben.
Scheißständer Beine. selten ungewöhnlich.
scherbeln veraltet für tanzen. Semmeltörtchen für Ø Bulette.
scheuern 1. tanzen, feiern und 2. jemanden Senfschnuller Bockwurst.
ohrfeigen. »Ick scheuer dir gleich ’n paar!« Senge Schläge, eine Tracht Prügel.
Scheuerratte Mädchen, das ständig tanzen geht, Senkel Schnürsenkel. »nich alle uff’n Senkel ham«
also eine ›Tanzmaus‹ ist. = verrückt sein.

37 » Berliner Wörter
Senkelhalter Schuhe. erschöpft oder pleite.
senkrecht aufrecht. schleierhaft rätselhaft.
Sesselpuper Beamte(r). Schleimscheißer Kriecher, Schmeichler.
setzen »Es setzt gleich Keile!«, es gibt gleich Schlenki (ostberl.) für den Bus der Öffentlichen
Prügel. Verkehrsbetriebe, der aus zwei durch ein Gelenk
Siebenklepper Kind. verbundene Wagen besteht.
Siebenköpfige Raupe »essen wie eine Schlesinger Schlesier.
siebenköpfige Raupe«, viel essen. Schlidderbahn Rodelbahn.
Sieke Musik. Abkürzung aus dem Liedvers »In schliepig wässrig in bezug auf Kartoffeln.
Rixdorf is Musike...« Schlimme Oogenwurst Fleischwurst.
simelieren nachsinnen. Schlitten 1. Motorrad und 2. großes Auto. 3. Als
Singepedemie Singakademie. Drohung: »Mit dem wer’ ick Schlitten fahr’n!«
sittlich »Dit hat keenen sittlichen Wert.«, das nützt Schlodderpamps weiche Masse. Aus nd. sluddern
nichts. = schlottern und Pamps (nd. pamps) = Brei. Ø
Sitzkissen türkisches Fladenbrot. auch Pampe.
Sitzung haben »’ne Sitzung haben«, zur Toilette Schlorndorf Berlin-Charlottenburg.
gehen. Schlorren (nordd., ostpr.) Hausschuhe.
Snob (engl. snob) feiner Herr. Schlössertöle »Er heult wie ’ne Schlössertöle.«,
Socken wer »vonne Socken is«, der ist überrascht, wie ein Schloßhund, also ununterbrochen und
vielleicht so stark, daß er wegrennt, »daß de Socken heftig.
qualm’n.« Als Beleidigung: »Du mieser Eimer Schluckspecht jemand, der viel trinkt bzw. viel
Socken!« Siehe auch Ø rote Socke. trinken kann.
Soff Getränk, Gesöff. Schlummerorgel Radio.
Sohle »’ne Sohle uff’t Parkett lejen«, »’ne kesse Schlummerkopp Mensch ohne Energie.
Sohle dreh’n«, tanzen. Schlummerrolle Geliebte, Freundin.
Sohlen Schuhe. Schlumpe (nordd.) Schlampe. Von schlumpen =
Sohnemann freundliche Anrede für »mein Sohn«. schlaff herabhängen, Nebenform zu ›schlampen‹.
Soße »Is allet eene Soße.«, ist alles dasselbe. Schlung Schlund.
spachteln auch einspachteln viel und mit Genuß Schlunze wie Ø Schlumpe.
essen. Schmalzamor verliebter dicker Mann.
spack (nd. = ausgedörrt, ausgetrocknet) schmal, Schmalzlerche Pfannkuchen.
elend, dünn. Schmalzstulle »Immer rüber mit de
Spaghettis 1. Italiener und 2. Haare. Schmalzstullen.«, immer her mit dem Geld. Ø
Span »Mach ma keene Späne!«, mach kein auch Stulle.
Theater, zier dich nicht so. Schmalzstullentheater billiges Boulevardtheater.
Spekuliereisen Brille. Schmatzipuffer Liebling.
Sperenzken zögernde Einwände, Umstände. Von schmeißen 1. werfen, geben. »Schmeiß ma mal de
lat. sperantia = Hoffnung und nd. -ken in Analogie Kassette rüber.« 2. starten, anzünden. »Schmeiß
zu umgs. Sperenzchen und nd., md. Speranzen. mal den Ofen/Wagen an.«
Spickaal »Nu sagen se bloß noch Spickaal, dann schmettern trinken.
hau ick Ihnen eene runter.«, Antwort auf eine Schmierage Geschmiere.
Aufzählung leckerer Speisen, mit denen einem der Schmook im 19. Jh. für eine verbotene
Mund wässrig gemacht wird. Albert Hopf gibt dem Übersetzung. Vgl. engl. ›smoke‹ und ›smog‹.
Schlammscheißer Schimpfwort auf eine Person. Schmu (rotwelsch schmuh = Profit, Gewinn)
Ø Scheiß. »Schmu machen«, betrügen.
Schlampampe (mnd. slampampen) schmuddelig (nd. smuddelig) schmutzig.
1. unordentliche, nachlässige Frau. schmulen 1. verstohlen blicken. 2. in der Schule
2. Unordentlichkeit. abgucken.
Schlangenfraß schlechtes Essen. Helden in seinem Stück »Spickaal als Beherrscher
Schlapper »Jib ma mal de Schlapper rüber.«, die der Mosquito-Küste und die Emancipierten unter
Hausschuhe. Nordd. ›Schlappen‹, von nd. slappen den Wilden« (1846) denselbigen Namen. Nd.
= hängen lassen. Spikkaal = geräucherter Aal, mnd. spikherinc =
Schlappschwanz Schwächling. Abgeleitet von getrockneter Hering.
»schlaffer Schwanz«, nicht erigierter Penis. spillerig dürr, dünn, hoch aufgeschossen.
Schlauch wer »auf dem Schlauch steht«, ist völlig spinös schwierig, spitzzüngig.

38 » Berliner Wörter
Spinne mit Ei Spinat mit Ei. schnabulieren.
spitz 1. krank und 2. geil. schnabbern viel sprechen, wie Ø quasseln. So
Spohn Span. auch Schnabberliese.
Spree-Athen Beiname für Berlin. Schnabus Schnaps.
Spreewasser »wer mit Spreewasser jetauft is«, der schnafte ausgezeichnet, sehr gut.
ist ein »echter« Berliner. Schnalle 1. Bruder, 2. Freundin und 3. Kumpel.
springen lassen »Läßte wat springen?«, spendierst schnallen verstehen. »Inner Schule hab ick heut
du was? wieder ja nischt jeschnallt.«
Spritschleuder U.S.-Auto. Schnäpperken ein Glas Schnaps. Von schnäppern
Spucke wem »die Spucke wegbleibt«, der ist = ein Glas Schnaps trinken. Substantivierung durch
sprachlos. die nd. Endung -ken.
Spuk »Endlich is der janze Spuk vorbei.«, ist die Schnapsdrossel Trunkenbold. Dem Namen der
unangenehme Sache vorbei. Wacholderdrossel nachgeahmt.
spulerig dünn, mager. Von rotw. spulen = essen. schnarzig besonders gut.
Sputnick (ostberl.) Bezeichnung für die schnasseln (jidd. schasjenen) trinken.
Vorortzüge auf dem Berliner Außenring. Ein Schnauze wie in anderen Dialekten auch ein häufig
kleiner Sputnick ist ein neuer Erdenbürger und benutztes Schimpfwort. »Ick polier’ dir gleich de
»’ne Molle und een Sputnick« meint ein Bier und Schnauze!« Eine frisierte Schnauze bezeichnet
einen Schnaps. eine gewollt vornehme Sprechweise.
Stampe (frz. estaminet) Kneipe. Schnauzenschaber oder auch
Stamper Beine. Fußt auf stampfen. Schnauzenschinder Herrenfriseur.
Stänkerfritze zänkischer Mensch. Schneemann Verkehrspolizist.
statiös stattlich. schneen schneien.
steckerig holzig. Fußt auf mhd., mnl. stecke = Schneiderkarpfen ironisch für Hering. Was dem
Pfahl. Als Verb steckern = herumstochern. Reichen der Karpfen, ist dem armen Schneider der
Steckerling Stichling. Hering.
steif »Den laß ick am steifen Arm verhungern.«, Schnelle »uff de Schnelle«, schnell.
der soll sich vorsehen. Schneppe Schnepfe, Hure.
steiler Zahn hübsches Mädchen. schnieke (nd. snigger, snicker = munter, hübsch,
Steintal (ostberl.) für das Nebengebiet Marzahn. zierlich) fein, elegant, schmuck, schneidig;
Stellage Gestell. überhaupt Ausdruck des Wohlgefallens.
Stelzen Beine. Schniepel 1. Frack, inbesondere im 19. Jh., und
Stemmzeug Messer und Gabel. 2. für den Penis eines kleinen Jungen. Von nd.
Steppke kesser, kleiner Junge. Fußt entweder auf sniepeln = abschneiden.
der nd. Verkleinerungsbildung zu hd. Stopf, schnippern mit der Schere schneiden, schnippeln.
Stopfen = Korken oder auf der nd. Form zu hd. Schnittloch Schnittlauch. Ø auch Knobloch.
Stiftchen = Knabenpenis. schnobbern schlummern.
stibitzen stehlen. Vielleicht Einfluß von nd. stippen schnoddrig (nd. snodder = Nasenschleim) frech,
= sich eine Sache aneignen und mundartlich vorlaut. Bezeichnet jemanden, dem es noch gar
st(r)iezen = stehlen. nicht zukommt, mitzureden; der noch so jung ist,
Stiebel Stiefel. daß ihm der Nasenschleim aus der Nase läuft. Nd.
stiek langsam. ene snoddrige Näse = eine Nase voller Schleim.
stieke ruhig, still. Schnodderschnauze vorlautes Mundwerk.
Stiesel unhöflicher Mensch. schnorren betteln, bei jemanden auf geschickte Art
stiller Portier Tafel im Hausflur mit den Namen und Weise etwas abstauben.
der Mieter. Schnösel sich vornehm gebender Mann bzw.
Stimmungsgemüse Blumen. vorlauter Junge. Abgeleitet von Schnodder, Ø
Stinkadores schlechte, stinkende Zigarren. schnoddrig.
Stinkstiebel Schimpfwort auf eine Person. schnudd(e)lig nett, liebenswert. Gehört zu Ø
stippen (nordd.) eintunken. Nebenform zu steppen Schnute und ist parallel zu Ø schnoddrig.
= nähen. schnulle wie Ø schnuddlig und davon abgeleitet.
Stippi kleiner Junge. schnuppe gleichgültig, egal, einerlei. »Dit is’ ma
Stoffel früher für einen groben, derben, schnuppe!« Von Berlin aus in der 2. Hälfte des 19.
schmurgeln brutzeln, braten. Jhs. verbreitet und heute umgs.
schnabbelieren mit Behagen speisen, schnurz wie Ø schnuppe. »Dit is ma schnurz und

39 » Berliner Wörter
piepe.«, das ist völlig gleichgültig. Abgeleitet von eine Schnitte Brot. Eine Klappstulle bezeichnet
nordd. Snart, Snurt = Furz. zwei aufeinandergelegte Stullen. Die erste Berliner
Schnute Mund. »’ne Schnute ziehen«, schmollen. Laubenkolonie bekam den Namen Trockene
beschränkten Menschen, heute allgemein für einen Stulle. Stulle fußt auf nl. stul = Brocken, Stück,
schweigsamen, nicht kommunikativen Menschen. Kloß Butter. Ø Bemme und vgl. auch Stollen.
Stoppelhopser im 19. Jh. für den Soldaten bei der Stumpen unteres Reststück, insbesondere einer
Infanterie. Zigarre. Nd. Form für Stumpf.
Storch »Na, nu brat mir eener ’n Storch.«, Stumpfbock ein langweiliger Mensch.
Ausdruck der Verwunderung. Nd. Entsprechung zu hd. ›Schnauze.‹
Stoß »Der hat’n Stoß jehabt bei de Weiber.«, der schocken bezahlen. Von jidd. schuck = Mark,
hat Erfolg gehabt. Deutliche sexuelle Anspielung. Geldstück.
stoßen jemanden »aus’m Anzug stoßen«, schoflig (jidd. schophol = niedrig, schlecht)
verprügeln. gemein.
stramm 1. straff, 2. fest, ungeniert und Scholli (vielleicht frz. joli = niedlich) »Mein lieber
3. gehaltvoll. Wer »stramm inner Weste is’«, der ist Scholli!«, Drohung, insbesondere von Eltern
beleibt. Ein strammer Grog ist ein starker, gegenüber ihren Kindern.
gehaltvoller Grog. Wer »stramm uff de Achtzig Schorftörtchen Ø Bulette.
zujeht«, steht kurz vor der Vollendung des 80. stundenlang »Dem könnt’ ick stundenlang inne
Lebensjahres. Fresse hau’n.«, unentwegt, ohne Unterbrechung.
Stremel Gewohnheit. »Er jeht immer nach seinem Stunk Zank, Unsinn. »Dit jibt Stunk.«, das gibt
alten Stremel.« Nach Stremel = kleines Wegstück, Ärger. Nebenform zu Stank, vgl. auch stänkern.
von nd. Striemen = Streifen. Sturmsäcke Windbeutel.
stremplich (in irgendeiner Weise) nicht in Stuß (jidd. schtus = Narrheit, Torheit) Unsinn,
Ordnung. blödsinniges Zeug.
Stretsch Streß. Suffkopp Säufer, Trunkenbold.
Strich »Den hab ick uff’n Strich.«, auf den habe sülzen nörgeln, maulen, jemandem in den Ohren
ich eine Wut. Wer »uff’n Strich jeht«, der liegen.
prostituiert sich. »Den hab ick nach Strich und Sülzneese Nörgler.
Faden verbleut!« Sums viel Aufhebens. »Mach bloß nich so’n
Strick übermütiges, ungezogenes Kind. Summs dadraus!« Von ›sumsen‹, Intensivum zu
Verkürzung aus Galgenstrick. summen.
striezen oder auch stritzen stehlen. Superhammer Knüller.
Strippe 1. Bindfaden und 2. Telefon. Im 19. Jh. für Suppenschüsseln dicke Brillengläser.
den Kümmelbranntwein zum Bier. Obs. Strüppe, Suppenschmiede Kantine.
von mnd. strippe = Riemen, Schlaufe, Schlinge. susig dumm. Heute meistens Ø transusig.
Strippenzieher Elektriker.
Stroh »Da kommt Stroh druff.«, das ist schon

T
längst vergessen. Wer »Stroh im Kopp hat«, ist
dumm.
Strolch 1. kleiner Gauner und 2. kleines Kind.
Vielleicht von alem. strollen = ziellos
umherstreifen.
Tablettschluse Serviererin.
Strumpf »Machen se mal ’nen netten Strumpf
Tacheles (jidd. tachlis = Endzweck) Tatsachen.
draus.«, eine gute Geschichte daraus.
»Tacheles reden«, zur Sache kommen.
Strunze (nordd.) abwertende Bezeichnung für
Tachtel Ohrfeige. Jemanden »eine tachteln«, eine
Frau. Von ›stronzen‹, das Intensivum zu ›strotzen‹
runterhauen.
ist.
Tallpatsch (ung. talpas = breitfüßig) Tollpatsch.
stuckern holpernde, polternde Bewegung beim
Auch als Verb talpatschen, ungeschickt handeln.
Fahren eines Wagens z. B. über Kopfsteinpflaster.
talp(s)chen (nord.) ungeschickt mit den Händen
stuken stauchen, verhauen.
fassen, auch antalpchen.
Stubenpisser Beamter.
Tankstelle Kneipe.
stuken (nd.) jem. stoßem, stauchen. Auch jem. ein-
Tante 1. Freundin, 2. Dame beim Kartenspiel und
oder runterstuken = ins Wasser stoßen,
3. Pfandhaus.
untertauchen.
Tante-Emma-Laden kleines
Stulle ursprünglich ein kleiner Brotlaib, heute für

40 » Berliner Wörter
Einzelhandelsgeschäft. Pony haben«, spinnen, verrückt sein. von frz. tic =
tapern ungeschickt handeln. Nebenform zu talpen fehlerhafte Angewohnheit von Pferden,
= schwer auftreten und tappen. ungewöhnliche Bewegungen zu machen.
Tapetenflunder Wanze. tigern »Ick muß schnell nach Hause tigern.«, sich
tapsen tappen. beeilen, um nach Hause zu kommen.
tapsig ungeschickt. Tingeltangel Kennzeichnung der musikalischen
Tatzen Hände. Darbietungen von Vergnügungsstätten Anfang der
teckelig krummbeinig. Als Verb ›mit den 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts. In einer
Fußspitzen einwärts gehen‹. »Berliner Publikümmerlichen Phantasie« heißt es:
Teigaffe herabsetzende Bezeichnung für Bäcker. »Es wird ein Schimmer sich verbreiten, wie noch
teilachen (jidd.) ausreißen, flüchten. kein Auge ihn gesehen: Der Spittelkirche Glocken
Telespargel (ostberl.) Spitzname für den läuten und alle Wasserkünste gehn! Rings tönen
Fernsehturm in Berlin-Mitte. Tingel-Tangel-Klänge. Fast glaubt man - wär’s
Teller bunte Knete Pizza. (Verweist offensichtlich nicht gar zu dumm, die Panke röche wen’ger
auch auf die gleichnamige Rockgruppe.) strenge!« Vgl. auch schallnachahmend ›ting tang‹
Tellermine für Ø Bulette. für den Beckenschlag.
Tepper ungeschickter Mensch. »Geschirr Tintenpropfen im 19. Jh. für Zylinderhut.
zerteppern«, in Scherben schmeißen. Tintenpisser Schreiberling.
töppern Geschirr zerbrechen, auch zertöppern. Tippelschickse Strichmädchen. Ø auch Schickse.
Tort (frz. tort) jemanden »einen Tort antun«, ihn Tippelchen (Tüpfelchen) ganz kleiner Fleck.
kränken, ihm Unannehmlichkeiten bereiten. Titkendreher im 19. Jh. für Tütendreher oder
Torte (jgdsprl.) Freundin, Frau, Partnerin, Geliebte. Ladendiener.
totschick (frz. tout chic) besonders schick. Todesknolle für Ø Bulette.
Tour Masche, Art. »Aber nich uff die Tour.«, nicht Töle (nd.) kläffender Hund.
auf die Art und Weise. toll wunderbar, prima.
Trabbi (ostberl.) Auto der Marke Trabant. Tomaten »Du hast wohl Tomaten uff’n Oogen!«,
Traberpastete für Ø Bulette. du kannst wohl nicht richtig gucken.
Trampelloge billigster Platz im Theater. Ton »Haste Töne?«, hast du Worte?
trampsen trampeln. schwindelig oder er ist betrunken.
Tran wer »im Tran ist«, der ist betrunken, deshalb tr(t)zen quälen, peinigen, inbesondere bei
allerdings nicht unbedingt transusig, d.h. Prüfungen. Gehört zu nordd. Tritze = Rolle, Winde.
langweilig und behäbig. Eine schlecht brennende Trittchen Schuhe.
Lampe wird als Tranfunzel bezeichnet. Trittewar Ø Tretewar.
Tränentier Trottel. trommeln angeben.
Traute Mut. Substantiv zu ›sich trauen‹. Trulla Freundin, Frau, Partnerin, Geliebte,
Trecker »Ick gloob mein Trecker humpelt!«, ich Mädchen. Von trollen = sich schwerfällig bewegen.
glaube, ich spinne. Tschako (umg.) ursprünglich ironische
Treppe »Biste die Treppe runterjefall’n?«, hast du Bezeichnung für den Polizeihelm, was auf die
dir die Haare schneiden lassen. Kopfbedeckung der preußischen Husare ab 1804
Tretbretter Schuhe. zurückgeht; in den 20er Jahren aber gelegentlich
Treter Schuhe. auch heute noch allgemein für Polizist.
Tretewar oder auch Trittewar Trottoir, Tube »uff de Tube drücken«, schnell fahren, aber
Bürgersteig. auch mehr machen, als nötig ist.
Tretmine 1. Hundekot, der auf dem Bürgersteig Tucke abfällig für Frau.
liegt. »Achtung, Tretmine!«, paß auf, da liegt tuckeln langsam fahren. Lautnachahmend für das
Hundekot. 2. für Ø Bulette. Motorengeräusch. »Kiek mal, da kommt Kutte
Triene einfältiges Mädchen, auch für Ø anjetuckelt!«, kommt Kutte langsam auf den
Schwuchtel. Sprecher zu.
Triesel Kreisel. Wem »trieselig wird«, dem wird tücksch (von tückisch) trotzig, zornig.
Teppich »Bleib’n Se uff’n Teppich.«, regen Sie Tülle (Ausguß der Kanne) abfällig für Frau.
sich nicht so auf, bleiben Sie ruhig. Türkenkoffer Plastiktüte.
Terke Türke. In der scherzhaften Äußerung 1872 Tussi Frau, Freundin.
verzeichnet: »Hat keener kleenen Terken nich Tüte 1. mit leicht negativer Komponente für eine
gesehen?« Person. 2. »Kommt nich inne Tüte!«, kommt nicht
Tick »nich sauber ticken«, »’nen Tick unter’m in Frage.

41 » Berliner Wörter
tuten 1. trinken und 2. blasen. »Der hat ja von verballern verhauen.
Tuten und Blasen keene Ahnung.« verbimsen verhauen.
Tütenschlund Mund. verboten unmöglich. »Dit sieht ja verboten aus.«
Tutrian Trompeter oder Mensch, der angibt. Vgl. engl. it looks forbidding.
tutschen trinken. Vielleicht von »an der Tutte verbraten verschwenden.
(Titte) saugen« und parallel zu lutschen und nd. verbrochen »Wat haste nu wieder verbrochen?«,
tuschen = saugen. angestellt.
verbumfiedeln verschwenden.

U
verbummeln die Zeit in Müßiggang zubringen.
verbuttern vergeuden.
verdampfen flüchten, weglaufen.
verdreht verrückt, originell.
verduften oder auch
U-Bahn-Wurst, mal hell, mal verdünnisieren verschwinden.
dunkel Fleischwurst. verekeln widerwärtig machen.
übelnehmsch empfindlich. verfatzen abhauen, weglaufen. Von ›Fatz‹,
überlegen ein Kind übers Knie legen und eine Nebenform zu ›Furz‹.
Tracht Prügel verabreichen. verfitzen Ø verheddern.
Übergewicht Gleichgewicht. verfügen, sich sich entfernen.
überziehen »Dir zieh ick een’s über.«, ich gebe dir verhackstücken verprügeln.
eine Ohrfeige. verheddern in Unordnung geraten. »Die janze
Ulster-Knöppe für Ø Buletten. Wolle hat sich verheddert.«
umbringen wer »sich reineweg umbringt« für verheiraten, sich »Du hast da wohl verheiratet.«,
jemanden, der tut ungeheuer viel für ihn. wenn man lange auf jemanden warten muß.
umgekehrt »Umjekehrt wird’n Schuh draus.« vermickert Ø mickrig.
umknixen mit dem Fuß umknicken. vermißquiemt (frz. mesquin = armselig) kränklich,
umpusten wer aussieht »wie zum Umpusten«, der heruntergekommen.
sieht krank aus. vermugeln vertuschen.
unegal wenn jemand, der ungeschickt ist, etwas tun verpecken schlagen, durchhauen. Von Pecke =
will: »Laß bloß deine unejalen Finger davon.« Stock, Gerte.
ungelogen ganz bestimmt. verpimpeln verzärteln.
ungeschickt »Unjeschickt läßt grüßen.« verplätten durchprügeln.
Unke, olle Schwarzseher. Nach dem von den verplempern »sein Geld verplempern«, es sinnlos
Brüdern Grimm aufgezeichneten Märchen von der ausgeben, vergeuden. Berliner Kneipen-Spruch:
Unke. »Mit dit Bezahlen verplempert man dit meiste
Untermieter Floh. Jeld.«
Unterseeboot Bückling. verposamentieren Geld durchbringen.
unverschämt heftig, frech, maßlos, dreist. verpusten, sich Luft schöpfen.
üppig übermütig. verquast »’ne verquaste Jeschichte«, eine
urst (ostberl. und jgdsprl.) gleichbedeutend mit verwickelte, zerfahrene Geschichte. Von nd. dwas
›urisch‹ (umgs. urig). Vermutlich ist ›urst‹ die = töricht bzw. quasen = dumm schwätzen.
verkürzte Form des Superlativs ›urigst‹. verquer ungelegen.
verratzt sein verloren sein. »Ick bin verratzt und

V
verloren!«
verrungenieren oder verrujenieren ruinieren.
verscherbeln verkaufen, etwas zu Geld machen.
Im Sinne von etwas zu »Scherben«, zu Kleingeld
machen.
Vampirkiller Knoblauch. verschimpfieren verunstalten.
Vatermörder früher für den spitz hochstehenden Verschiß »in Verschiß geraten«, in Ungnade fallen.
Hemdkragen. verschludern verschleudern.
Venus von Kilo Venus von Milo, allgemein für verschmaddern verschmieren. Von nd.
eine dicke Frau. ›schmaddern‹, Nebenform zu ›schmieren‹ und
veraasen vergeuden. ›schmuddeln‹ (Ø schmuddlig).
verargen verdenken, übel nehmen. verschmeißen verlegen.

42 » Berliner Wörter
verhohnepiepeln verhöhnen, verspotten. vorknöpfen, zur Rechenschaft ziehen.
verkieken, sich in jem. sich verlieben. Ø auch voricht vorig. Auch: vorchte Woche, vorchtet Jahr.
kieken. vorknöpfen »Den knöpp ick ma vor.«, den nehm’
verklatschen verleumden. ich mir vor, dem lese ich die Leviten, ziehe ihn zur
verklickern jemandem etwas beibringen. Rechenschaft.
Nebenform zu ›verkleckern‹. vorn »Wo wir sind, ist vorn; wenn wir hinten sind,
verklieren durch Schmieren verderben. ist hinten vorn.«
verkloppen 1. verhauen und 2. verkaufen. vorneweg voraus.
verknautschen verknüllen. Vorrede »Halt da nicht lange mit de Vorrede uff.«,
verknusematuckeln »ein Mädchen vernaschen«. komm zur Sache.
Aus umgs. Ø verkosematuckeln und Ø verknusen.
verknusen (nd.) vertragen, mögen oder nicht
mögen; eigentlich zermalmen, kauen, verdauen.
verkoddert schmutzig, abgetragen.
verkohlen verspotten, jemanden an der Nase
herumführen.
verkorkst »Die janze Sache is verkorkst.«, schief
gelaufen, verdreht, ›versaut‹.
verkosematuckeln liebkosen.
verkringeln flüchten, weglaufen, abhauen.
verkrümeln, sich sich vor etwas drücken, sich
verstecken.
verkrunkeln zerknittern.
verkudelt zerzaust.
verleppern sein Geld in kleinen Beiträgen
vergeuden.
verloddern Nebenform zu Ø verludern.
verludern verschlampen, sein Äußeres
vernachlässigen.
vermasseln (jidd. masol = Glück, Glücksstern)
»einem die Tour vermasseln«, einen Plan, ein
Geschäft etc. zunichte machen.
verschrecken erschrecken.
verschütt gehen verschwinden, verloren gehen.
Basiert auf nd. schütten = einsperren.
versieben verpatzen, durch Ungeschicklichkeit
verderben.
versohlen durchprügeln.
versuchsweise geboren »Dit is versuchsweise
geboren.«, ist ein Versuch.
vertobaken verhauen.
verwichsen verprügeln.
verzauberte Schrippe für Ø Bulette.
verzischen 1. weglaufen und 2. ein Bier schnell
trinken.
Vettel alte Frau, Puffmutter.
viel zu ville zu viel, mehr als ausreichend.
Violine »Dit spielt keene Violine!«, das ist völlig
egal, spielt keine Rolle.
vierdoppelt vierfach.
Vogelagathe Bezeichnung für Frau.
Vollkornschnitzel für Ø Bulette.
von wegen »Haste jestern wat jetrunken?« - »Von
wejen!« (starke Negation, Ablehnung)
vorbinden (sich jem.) sich jemanden Ø

43 » Berliner Wörter
Willem Wilhelm. Wer »’nen dicken Willem«

W
macht, der gibt an. Ein falscher Willem ist ein
falsches Haarteil.
Wirsing Kopf.
Wirtschaft 1. Haushalt und 2. Aufregung,
Unordnung. »Mach doch hier nich so’ne
wa für ›nicht wahr‹ hat eine ähnliche Funktion Wirtschaft.
wie in anderen Dialekten ›ne‹ oder ›gel‹ und im Wodka »Wodka schmeckt ooch ohne Zähne.«,
Amerikanischen ›okay‹. ostberl. Spruch.
wabbelig flau, wackelig, quabbelig. Wolke »Dit is ne Wolke.«, das ist eine Æ Wucht.
WC (ostberl.) ironische Abkürzung für die Wonneproppen 1. ein immer strahlendes Baby.
Centrum-Warenhäuser. Nunmehr WZ? Neuerdings 2. mollige Blondine.
(westdeutsch gewendet) wird das Centrum zum Wonneschaukel Hochzeitskutsche.
Zentrum: »Det is ’ne Wolke - Kaufhof, vorher Dienstmädchen wurde im 19. Jh. als Waschlappen-
Zentrum.« Adjutant bezeichnet.
Wackelpeter »Götterspeise« als Nachtisch, umgs. Wasser in die Ecke stellen pinkeln gehen.
Wackelpudding. Wasserpollake Pole. Ursprünglich für Schlesier.
Wade »sich die Waden bescheißen« = übereifrig wegschmeißen »Dafür hab ick zwanzig Märker
sein. »Ick krieg den Dot in beede Waden.« = Ich wegjeschmiss’n.«, ausgegeben.
lach mich tot. wegschmelzen 1. abhauen, weglaufen. 2. vor
wahr etwas, das »beinah schon nich mehr wahr Rührung zerfließen.
ist«, ist schon lange her. Wenn einem etwas nicht Weiber schaukeln tanzen.
so ganz angenehm ist: »Dit is nich der wahre weimern klagen, jammern.
Jakob.« Weiße Berliner Weißbier, helles, obergäriges Bier.
wälzen »Dit is ja zum Wälzen.«, zum Mit einem ›Schuß‹ Himbeer- oder
Kaputtlachen. Waldmeistersirup versüßt als Weiße mit Schuß
Walzer »Dit spielt doch keen Walzer!«, das spielt bekannt.
doch keine Rolle. Weißkäse Quark.
Wampe Bauch. »Sich die Wampe vollschlagen«, Weltgeschichte »Da hört sich doch die
sich vollfressen. Weltjeschichte uff.«, da hört sich doch alles auf;
Wamse Schläge. Man denke an den Wams, der Ausdruck der Empörung.
ausgeklopft wird, um den Staub zu entfernen. wenn »Wenn schon, denn schon.«, emphatische
Wanderbulette Frikadelle im Brötchen. Aussage hinsichtlich einer wenn-dann-Beziehung.
Wanstrammeln Bauchschmerzen. »Machste dit heute noch fertig?« - »Na, wenn
Waschfrau »Grüßen Se Ihre Waschfrau.«, gehen schon, denn schon!«
sie Ihrer Wege. Wettkampf zwischen Bäcker und Schlächter für
Waschlappen Schwächling, Feigling. Ein Æ Bulette.
Wichse Schläge, Prügel. Auch verwichsen. Wichs übertrieben festliche, elegante Kleidung.
Wichser Angeber. Wrasen Wasserdampf. Nd. Wort, das seit dem 18.
Wichsgriffel Hände, Finger. Die ›Griffel‹ zum Jh. von Berlin aus in die Literatursprache
›Wichsen‹, zum Auf-Hochglanz-Bringen, aber auch eingedrungen ist.
mit Anspielung auf’s Onanieren. Wucht Tracht Prügel. Als Ausdruck der
Wickel jemanden »bei’m Wickel nehmen bzw. Anerkennung, des Lobes: »Dit is ’ne Wucht.« Von
kriejen«, ihn sich Æ vorknöppen. Wickel meint die omd. Wucht = Gewicht, Schwere.
im Nacken zusammengezogenen Haare. Wuchtbrumme ›’ne dufte Biene‹, ein duftes
widder wieder. Mädchen.
wie für als, sowie, sobald. »Meene Keule is jünger Wundertüte Æ Knallkopp, der immer wieder für
wie icke.« Überraschungen sorgt.
wie noch nie sehr. »Da hab ick jelacht, wie noch Wuppdich oder Wuppdi Schwung. Ausruf zum
nie.« Ausdruck einer schnellen und plötzlichen
Wiese mähen Haare schneiden. Der Ausruf »Dann Bewegung.
ist die Wiese grün!« meint, dann ist meine Geduld Wuppdizität Geschwindigkeit. Um 1860 in Berlin
am Ende. Abgeleitet von der gleichbedeutenden entstanden.
Spielansage Pik; die Farbe ist im deutschen wurachen mit lauten Geräuschen herumarbeiten.
Kartenspiel grün. Würger Krawatte.

44 » Berliner Wörter
Wurst »’ne Wurst fassen«, essen. Ziehe Pflege, Erziehung.
wuschig 1. ungekämmt und 2. zerstreut, ziepen an den Haaren zupfen. Nordd. und ostd.,
unkonzentriert. Von wuscheln = zersausen, gehört zu ›zupfen‹.
zerknüllen; Nebenform zu gleichbedeutend Zierlappe oder auch Zieraffe affektierte Person.
›wischen‹. Zierpuppe Bezeichnung für eine Frau, die dem
Mann als Schaustück dient.

X
Zigarrenfritze Ø Fritze.
Zille 1. Spreekahn. 2. Ostberliner Spruch: »Lieber
von Zille gemalt, also vom Sozialismus
gezeichnet.«
Zimmerberolina pompöse Frau, nach der Figur
Keine Einträge vorhanden der Berolina vom Ø Alex.
Zimt »Mach doch keen’ Zimt.«, kein Theater.

Y
Zimmerlinde Kollegin.
Zimtdriese sich geziert verhaltende Person.
Zimtzicke Ø Zicke.
Zinnober »Wohin mit dem Zinnober?«, dem
Keine Einträge vorhanden Kram.
Zippe Zigarette. Wahrscheinlich von ›Zippel‹, der

Z
nd. Form zu ›Zipfel‹.
Zippelwilli Fleischer. Bezieht sich auf die
Wurstenden, die früher mitverkauft wurden.
Zitterjule Beifahrerin auf dem Motorrad.
Zitronenneger Bezeichnung für Personen des
zabberich eifrig, ärgerlich. asiatischen Typus.
zach (nordd., sächs.) zaghaft. Nebenform zu zag = Zosse altes Pferd, auch übertragen auf alte Frauen.
verzagt, verschüchtert. Geht zurück auf jidd. sus = Pferd.
Zack »uff Zack sein«, auf dem Ø Kiewief sein. Zottel verächtlich für Frau. Im Plural Haare. »Laß
Zacken 1. ein Stück Brot und 2. wer »’nen Zacken da mal de Zotteln schneiden.«
(in der Krone) hat«, der hat einen Rausch. zu los, vorwärts. »Na, denn man zu.«
Zadder Bindegewebe im Fleisch. Zähes, mit Zuchthauspastete für Ø Bulette.
Sehnen durchsetztes Fleisch ist zaddrig. stationierten US-Soldaten.)
Zahn auch steiler Zahn 1. Freundin, Frau, Zergerei oder Zergelei fortwährende Neckerei.
Geliebte, Partnerin. Wem man rät: »Den Zahn laß Von nd. tergen = reizen.
da mal zieh’n.«, dem gibt man eigentlich den zerknautschen zerknittern.
dezenten Hinweis, daß derjenige sich nichts zerknirpseln »Dir könnt’ ick zerknirpseln.«, dich
einbilden soll. 2. auch für den Fernsehturm in könnte ich ›zerstückeln‹, fertig machen.
Berlin-Mitte. zerpliesert zersaust.
Zahnklempner Zahnarzt. Zerquetschte »Zwanzig Mark und ’n paar
Zahnreißer für Ø Bulette. Zerquetschte«, ein paar Pfennige.
Zankdeibel zänkischer Mensch. zerteppern zerschlagen, zertöppern. Ø auch
Zanktippe lautmalerisch für Xanthippe, die töppern.
zänkische Gattin des griechischen Philosophen Zibbe eigentlich Ziege, allgemein abfällig für Frau.
Sokrates. Verallgemeinernd für eine zänkische Zicke »’ne olle Zicke«, dürre, störrische Frau.
Frau. Auch Zimtzicke. »Mach doch keene Zicken.«, stell
zappenduster 1. sehr dunkel und 2. aus, zu Ende. dich nicht so an oder mach keine Dummheiten.
Zaster Geld. Berl. und omd. Variante zu Ziege.
Zauber Schwindel, Aufführung. Kritisch über eine zuckeln langsam fahren, gehen. Auch »im
Tätigkeit: »Wat soll’n der Zauber?« Zuckeltrab fahren.« Nebenform von ›zockeln‹, das
Zeck spielen (mhd. Zecke = zwickendes Insekt), auf ›ziehen‹ beruht.
Greifen, Haschen, Kriegen, Fangen spielen, wobei Zuckersand feiner Sand.
der Fänger dem Gejagten einen leichten Schlag Zumpel Lappen. Im Plural Haare. Ø auch Zotteln.
geben muß. Beruht auf Lumpen.
Zehlendorfdollar Fünfmarkschein. (Mit Zündelmänner Feuerwehrmänner
Anspielung auf die in Berlin-Zehlendorf Zünder Nase.

45 » Berliner Wörter
Zurückzieher »’n Zurückzieher machen«, etwas Vereins für die Geschichte Berlins, Heft 54.)
zurücknehmen, sich vor etwas drücken. Goldbeck, J. (1957). »Berlinisch auf berlinisch«. In:
zusammentrommeln einschrumpfen. Muttersprache, S.
zweidoppelt doppelt, zweifach gelegt. 209-216.
Grober-Glück, G. (1975). »Berlin als Innovationszentrum
Zwingtöppen Schuhe. Aus Zwinge = Zange und von
(Fußball-)Töppen. metaphorischen Wendungen der Umgangssprache.« In:
zwitschern trinken. »een’ zwitschern jeh’n«, einen Zeitschrift für
Schnaps trinken gehen. deutsche Philologie 94, S. 321-367.
Harndt, E. (1977). Französisch im Berliner Jargon. Berlin.
hannover.de/sdls/schlobi/berlinisch/lexikon/literatur.htm
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46 » Berliner Wörter
Bremen. Au wacker = Au Backe, au weia
Schlobinski, P. (1984). Berlinisch für Berliner und alle,
die es werden ausbaldowern = auskundschaften
wollen. Berlin. auseinanderposamentieren = auflösen
æ /H. Schönfeld (1992). »Zum Gebrauch einiger Berliner
Wörter im Aweck = mit Aweck, mit Leichtigkeit
Westteil und Ostteil der Stadt.« In: Muttersprache 102-2: Bärenführer = Fremdenführer
114-21.
Schönfeld, H. (1986). »Die berlinische Umgangssprache Bärlin = Berlin
im 19. und 20. beaten = tanzen
Jahrhundert.« In: Berlinisch. Geschichtliche Einführung in
die Sprache beboomölen = kaputt lachen, verrückt
einer Stadt. Hrsg. von J. Schildt und H. Schmidt. Berlin werden
(Ost).
æ (1989). Sprache und Sprachvariation in der Stadt. Zu beduddeln = bezahlen
sprachlichen Been = Bein
Entwicklungen und zur Sprachvariation in Berlin und
anderen Städten im
Birne = Kopf
Nordteil der DDR. Berlin (Ost). (= Linguistische Studien, bißken = bißchen
Reihe A, Nr.
197).
Blindenwasser = Wodka
Thonicke, F. (1978). Berlinern verboten? Berlin. Blümchenkaffee = dünner Kaffee
Trachsel, C.F. (1873). Glossarium der Berlinischen Wörter
und
blümerant = unwohl
Redensarten, dem Volke abgelauscht und gesammelt. Bohnenbrühe = Kaffee
Berlin. Bolle = Zwiebel, Loch im Strumpf, Uhr
Wiese, J. (1987). Berliner Wörter und Wendungen. Berlin
(Ost). Bonje = Kopf
hannover.de/sdls/schlobi/berlinisch/lexikon/literatur.htm Botten = Schuhe
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SDLS/Schlobi's Linguistic Corner - Berlinisch: Lexikon Bredullje = Schwierigkeit
Wolf, S.A. (1956). »Erklärungen einiger Berliner
Redensarten.« In:
Bremsklotz = Frikadelle
Muttersprache, 56:27-29. Brieze = Bruder, Schwester
æ (1957). »›Det is schnieke‹ und Verwandtes.« In: Briezkeule = Bruder, Schwester
Muttersprache, 229-
231. Bulette = Frikadelle
Champagnerweiße = Weißbier
d.b.d.d.h.k.p = doof bleibt doof, da
helfen keine Pillen.
Berliner Wörter und dancen = tanzen
Wendungen Deez = Kopf
von Peter Schlobinski Destille = Kneipe
doof = dumm
gesendet im spreeradio (Berlin) vom
16.10. – 30.11.1995 Doofkopp = Dummkopf
abkurven = weglaufen, flüchten Döskopp = Dummkopf
Alex = Alexanderplatz Drehhahnbräu = Glas Leitungswasser
Droschkenkutscher = Bier mit Korn
Arbeiterbrause = Sekt
entrenanu = unter uns
Arbeiterdenkmal = fauler Arbeiter
Asche = Geld ff. = sehr gut
Atter, kahle = Glatze Gold-Else = Siegessäule
Atze = Bruder, Schwester Graf Kacke = jemand, der vornehm tut
Graf Koks = jemand, der vornehm tut
47 » Berliner Wörter
Graf von der Popelsburg = jemand, der Moos = Geld
vornehm tut Muckefuck = (dünner)Kaffee
Großer Gelber = Doppeldeckbus Nasenfahrrad = Brille
helle = klug Nasenkneifer = Sarg
Hoppelpoppel = Rollmops, Nasenquetscher = Sarg
Bauernfrühstück Neese = Nase
hotten = tanzen Nunneferzchen = Kameruner
ick = ich Nuttenbrosche = Brunnen auf dem -
j.w.d. = ganz weit draußen >Alex
Jebrüder Beeneken = Beine Obermimer = Chef
Jieper = Gier, Appetit Ohr, hauen über‘s = betrügen
Keks = Kopf Omme = Kopf
Keule = Bruder, Kumpel Onkel laufen, über‘n = über den große
kieken = schauen Zeh laufen
Kien = ,uff‘n Kien sein‘, pfiffig, klug onkeln = über den große Zeh laufen
Kiewief = ,uff‘n Kiewief sein‘, Ostseeforelle = Salzhering
aufpassen Palazzo Prozzo = Palast der Republik
Kiez = Berliner Viertel, Milieu Pauke = Schule, Bauch
Klammerbeutel jepudert = jemand Penunse = Geld
spinnt Pfannkuchen mit Beene = kleiner,
Knallkopp = Dummkopf dicker Mensch
Kneipe = Pinte Pflaume = Versager, Fußball
Knete = Geld piekfein = sehr fein
knorke = prima, dufte Pinkel, feiner = vornehmer, arroganter
Knüppel = schmales Weißbrötchen Mann
Kopp = Kopf Pinkepinke = Geld
Kramme = Krampe Pionöse = Pionierleiterin
krimitiv = kriminell und primitiv Plautze = Bauch
Lanke = Gewässerbezeichnung etwas pleng haben = von etwas die
Leitungsheimer = Glas Wasser Schnauze voll haben
Lorke = dünner Kaffee Plötze = Weißfisch
losbotten = loslaufen Plumpe = Stadtteil Gesundbrunnen
Luch = Landschaftsbezeichnung polken = Verwickeltes mit den Fingern
Lulatsch = langer Mensch, Funkturm lösen
mang = dazwischen, darunter Portjuchhe = Portemonnaie
manoli = verdreht, verrückt Puseratze = Geld
meschugge = verrückt Quadratlatschen = große Füße
Molle = Glas Bier Racker = Schelm, kleines Kind
Molle mit Kompott = Glas Bier und ein raffitückisch = raffiniert
Kurzer ratzekahl = vollständig, radikahl
Molli, gehackter = Frikadelle Remmidemmi = Vergnügen, Krach
48 » Berliner Wörter
Sachsengesocks = Sachsen
Schieleisen = Brille
Schlamassel = schwierige Situation
Schlenki = durch ein Gelenk
verbundener Bus
schnafte = ausgezeichnet
Schnecken-Story
Schrippe = Brötchen
Schrippe, jebratne = Brötchen
Schusterjunge = Roggenmehlbrötchen
Schwangere Auster = Berliner
Kongreßhalle
Schwelle = Schwester
schwoofen = tanzen
Seifensieder aufgehen = ein Licht
aufgehen
Sportabzeichen...
Spreeathen = Berlin
Stampe = Kneipe
Tellermine = Frikadelle
urig = dufte
urst = dufte
(s. auch Berliner Wörterbuch von
Peter Schlobinski,
1993, Berlin: arani Verlag)

49 » Berliner Wörter

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