Sie sind auf Seite 1von 141

Ausgabe vom 23.4.

2021

16 | 2021
Inhalt der Ausgabe

Editorial

Service und Impressum

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den
Grenzen des Urheberrechts genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---


Inhalt der Ausgabe

Editorial
3 Kommt auch noch die Veranlagungswelle?
Dr. Lukas Hilbert | Diplom-Kaufmann, M.I.Tax, Bonn | Herausgeber des Steuer-Stichwort-Kommentars Hartz/Meeßen/Wolf,
ABC-Führer Lohnsteuer | www.lhilbert.de

Steuerrecht
6 Einkommensteuererklärung 2020
Norbert Sowinski

71 Körperschaftsteuererklärung 2020
Dr. Vanessa Stuber-Köth und Verona Franke

90 Gewerbesteuererklärung 2020
Christian Rengier

110 Umsatzsteuererklärung 2020


Dr. Martin Robisch und Stefan Greif

Schlusspunkt
140 Der Soli ist tot – es lebe der Soli!

Kleinanzeigen

Service und Impressum

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---


EDITORIAL

Kommt auch noch die Veranlagungswelle?


Dr. Lukas Hilbert | Diplom-Kaufmann, M.I.Tax, Bonn | Herausgeber des Steu-
er-Stichwort-Kommentars Hartz/Meeßen/Wolf, ABC-Führer Lohnsteuer |
www.lhilbert.de

Erklärungspflichten und Nachzahlung bei Kurzarbeit und Entschädigungen


Seit über einem Jahr beutelt uns die Pandemie in immer neuen Schüben. Wer seither in Kurzar-
beit oder Quarantäne musste, für die oder den wurden über Kurzarbeitergeld, etwaige Arbeitge-
ber-Zuschüsse zu diesem und durch die Entschädigungen nach dem Infektionsschutzgesetz hof-
fentlich zumindest größere Teile der wirtschaftlichen Einbußen kompensiert. All diese Leistun-
gen sind – teils unter bestimmten Voraussetzungen – steuerfrei; im Fall der Zuschüsse gilt dies
bekanntlich über eine eigens in Reaktion auf die Corona-Krise geschaffene befristete Befreiung
(vgl. insgesamt § 3 Nr. 2 Buchst. a, Nr. 25 und Nr. 28a EStG). Diese Freistellungen wirken entlas-
tend und teilweise zudem verwaltungsvereinfachend. Man denke etwa an entschädigungsbe-
rechtigte Selbständige: Sollte hier ansonsten etwa die auszahlende Einheit „eine Art Lohnsteue-
reinbehalt“ vornehmen müssen oder vor Auszahlung immer die Finanzverwaltung eingebunden
werden? Dies wäre wohl kaum praktikabel und würde die ohnehin schon komplizierten sowie
nicht selten langwierigen Erstattungsverfahren nur noch weiter erschweren.
In einem zweiten, für die Steuerpflichtigen unerfreulichen Schritt kommt allerdings ein Aspekt
der Systematik des deutschen Einkommensteuerrechts zum Tragen: Steuerfreie Leistungen, die
(ansonsten erzielte) steuerpflichtige Einkünfte ersetzen sollen, sind in stringenter Betrachtung
bei Bemessung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit im Gesetzessinne zu berücksichtigen.
Dem trägt der Progressionsvorbehalt in § 32b EStG Rechnung, nach dem – grob gesprochen –
auf das zu versteuernde Einkommen der (höhere) Steuersatz anzuwenden ist, der sich ergeben
würde, wenn die bezogenen Leistungen nicht steuerfrei wären. Dass der Gesetzgeber anschei-
nend bemüht ist, dieses Prinzip möglichst umfassend greifen zu lassen, zeigt allein schon die
über die Jahre stete Erweiterung der der Norm unterfallenden Tatbestände (vgl. illustrativ zur
Rechtsentwicklung die in Kürze erscheinende Neubearbeitung zum „Progressionsvorbehalt“ im
Hartz/Meeßen/Wolf, ABC-Führer Lohnsteuer). Die oben genannten steuerfreien Leistungen un-
terliegen nach den Buchst. a, e und g des § 32b Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG dem Progressionsvorbe-
halt. Damit einher geht im Arbeitnehmerbereich ferner eine Veranlagungspflicht, wenn „die po-
sitive Summe der Einkünfte und Leistungen, die dem Progressionsvorbehalt unterliegen, jeweils
mehr als 410 € beträgt“ (§ 46 Abs. 2 Nr. 1 EStG). Obwohl das Abgeltungsprinzip der Lohnsteuer
über die Zeit ohnehin immer löchriger geworden ist, dürfte dies gleichwohl eine nicht unwesent-
liche Zahl von Bürgern zusätzlich in die Erklärungspflicht ziehen. Beraterinnen und Beratern ist
all dies keineswegs neu, manche Arbeitnehmer werden es aber gerade in der derzeitigen Lage
nicht unbedingt „auf dem Schirm“ (gehabt) haben. Entsprechende vorsorgliche Hinweise auch
von Seiten der Arbeitgeber sowie der leistenden Stellen und Einrichtungen scheinen – sofern
nicht schon gegeben – ratsam.
Steuersystematisch wirkt die dargestellte Behandlung zwar durchaus schlüssig, politisch indes
war und ist sie aber bereits in Diskussion (vgl. z. B. BT-Drucks. 19/19501). Nach jetzigem Stand
jedoch wird uns Corona damit im steuerlichen Sektor noch eine weitere administrative sowie ei-
ne gewisse Nachzahlungswelle bescheren.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 3


EDITORIAL

Lukas Hilbert

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 4


--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---
STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Einkommensteuererklärung 2020

Allgemeine Veranlagungshinweise und Erläuterungen zu den Vordrucken


2020

Norbert Sowinski

Hillmoth/Mann/Anemül- Seit mehr als einem Jahr begegnet uns „Corona“ nun in allen Lebenslagen. Da ist es kein Wun-
ler, Steuerrecht aktuell Spezi- der, dass auch die Vordrucke zur Abgabe der Einkommensteuererklärung 2020 von diesem The-
al Steuererklärungen 2020, ma nicht unverschont geblieben sind und mit einer neuen „Anlage Corona-Hilfen“ aufwarten.
NWB Verlag Herne 2021,
Während dieses Thema eher negativ besetzt ist, gibt es aber durchaus auch positives von den
ISBN: 978-3-482-67416-7,
lieferbar ab Mai 2021 Vordrucken zu berichten. Die noch beim letzten Veranlagungszeitraum bemängelte systemati-
sche Schwäche der „Anlage R“ wurde von den Vordruckdesignern behoben. Zwar auch hier auf
Kosten von zwei weiteren Anlagen, aber letztlich zum Vorteil des im Regelfall anzutreffenden
NWB Steuer 2020, Profi- Empfängers einer inländischen gesetzlichen Rente. Der nachfolgende Beitrag gibt einen Über-
Steuererklärungssoftware für blick über die Änderungen, die sich bei der Gestaltung der Vordrucke zur Abgabe der Einkom-
den VZ 2020, CD-Version, mensteuererklärung 2020 ergeben haben. Allgemeine Hinweise zur Veranlagung sowie die Er-
NWB Verlag Herne 2021,
läuterung wesentlicher Neuerungen, die sich gegenüber dem letzten Veranlagungszeitraum aus
ISBN: 978-3-482-67323-8
Gesetzesänderungen, neuen Verwaltungsvorschriften oder der aktuellen Rechtsprechung erge-
ben haben und für die Erstellung der Einkommensteuererklärung relevant sein können, runden
.................. den Beitrag ab.
S. 1076 ⇓
I. Allgemeine Hinweise zur Veranlagung 2020
1. Erklärungspflichten
a) Arbeitnehmer
Wenning, Arbeitnehmer, Arbeitnehmer, deren Einkommen ganz oder teilweise aus Einkünften aus nichtselbständiger Ar-
infoCenter, NWB beit besteht, von denen ein Steuerabzug vorgenommen worden ist, sind nur in bestimmten Fäl-
DAAAB-05654 len zur Abgabe einer Einkommensteuererklärung verpflichtet. Diese „Veranlagungsgründe“ sind
im Einzelnen in § 46 Abs. 2 Nr. 1 bis 7 EStG und § 39e Abs. 5a EStG beschrieben. Kommt keiner
der genannten „Veranlagungsgründe“ in Betracht, hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit, eine
Einkommensteuer-Veranlagung zu beantragen (§ 46 Abs. 2 Nr. 8 EStG).

Hinweis:
Anhebung der Betragsgren- Als Folge der Anhebung des Grundfreibetrags (s. unten I, 4) wurden die in den Veranla-
zen in § 46 Abs. 2 Nr. 3 und 4 gungstatbeständen des § 46 Abs. 2 Nr. 3 und 4 EStG enthaltenen Betragsgrenzen für den
EStG
Veranlagungszeitraum 2020 angehoben.
..................
S. 1077 ⇓
b) Andere Personen
Personen, die keinen Arbeitslohn bezogen haben, von denen ein Steuerabzug vorgenommen
worden ist, werden mit ihren steuerpflichtigen Einkünften zur Einkommensteuer veranlagt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 6


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

c) Erklärungspflicht bei Bezug von steuerpflichtigen Kapitalerträgen, die nicht der


Kapitalertragsteuer unterlegen haben
Bezieht eine Person steuerpflichtige Kapitalerträge, die nicht der Kapitalertragsteuer unterlegen
haben, hat sie diese in ihrer Einkommensteuererklärung anzugeben. Insoweit besteht eine Ver-
anlagungspflicht, unabhängig von § 46 Abs. 2 EStG und unabhängig von der Höhe der erzielten
Kapitalerträge (§ 32d Abs. 3 Satz 3 EStG).

d) Erklärungspflicht zwecks Festsetzung der Kirchensteuer auf Kapitalerträge


Der Einbehalt der Kirchensteuer auf Kapitalerträge für die Kirchensteuer erhebende Religionsge-
meinschaft und die Weiterleitung an diese erfolgt grds. automatisch. Zu diesem Zweck haben
die Kirchensteuerabzugsverpflichteten im Rahmen einer Regelabfrage beim BZSt zu klären, ob
der Schuldner der Kapitalertragsteuer kirchensteuerpflichtig ist (§ 51a Abs. 2c Satz 1 Nr. 3 EStG).
Widerspruch zum Datenabruf Der Schuldner der Kapitalertragsteuer kann allerdings beim BZSt beantragen, dass dieser auto-
führt zur Erklärungspflicht matisierte Datenabruf seiner rechtlichen Zugehörigkeit zu einer steuererhebenden Religionsge-
meinschaft bis auf schriftlichen Widerruf unterbleibt (Sperrvermerk). Der Widerspruch zum Da-
tenabruf verpflichtet den Kirchensteuerpflichtigen zur Abgabe einer Steuererklärung zum Zwe-
cke der Veranlagung (§ 51a Abs. 2d EStG). Das BZSt übermittelt für jeden Zeitraum, für den ein
Sperrvermerk abgerufen worden ist, den Namen und die Anschrift des Kirchensteuerabzugsver-
pflichteten an das Wohnsitzfinanzamt des Schuldners der Kapitalertragsteuer.

e) Erklärungspflicht bei verbleibendem Verlustabzug


Eine Steuererklärung ist auch abzugeben, wenn zum Schluss des vorangegangenen Veranla-
gungszeitraums ein verbleibender Verlustabzug festgestellt worden ist (§ 56 Satz 2 EStDV).

f) Erklärungspflicht bei Berücksichtigung eines vorläufigen Verlustrücktrags in 2019


Neu! Wurde bei der Veranlagung 2019 ein vorläufiger Verlustrücktrag aus 2020 gem. § 111 Abs. 1
oder 2 EStG i. d. F. von Art. 1 Nr. 10 des Zweiten Corona-Steuerhilfegesetzes v. 29.6.2020
Dellner, NWB 13/2021 (BGBl 2020 I S. 1512) berücksichtigt, ist eine Einkommensteuererklärung für den Veranlagungs-
S. 925 zeitraum 2020 abzugeben (§ 111 Abs. 5 EStG).

2. Erklärungs-/Antragsfristen
a) Erklärungsfristen
Allgemeine Erklärungsfrist Die allgemeine Frist für die Abgabe der Einkommensteuererklärung 2020 läuft bis zum
31.7.2021 (§ 149 Abs. 2 Satz 1 AO). Die Erklärungsfrist für Land- und Forstwirte, die ihren Ge-
winn nach einem vom Kalenderjahr abweichenden Wirtschaftsjahr ermitteln, endet jedoch nicht
vor Ablauf des siebten Kalendermonats, der auf den Schluss des Wirtschaftsjahres 2020/2021
folgt (§ 149 Abs. 2 Satz 2 AO).
Fristverlängerung Steuerlich nicht beratene Personen können eine Fristverlängerung zur Abgabe ihrer Einkommen-
steuererklärung beantragen (§ 109 Abs. 1 AO).
Sofern Personen, Gesellschaften, Verbände, Vereinigungen, Behörden oder Körperschaften
.................. i. S. der §§ 3, 4 StBerG mit der Erstellung der Einkommensteuererklärung nach § 25 Abs. 3 EStG
S. 1078 ⇓ mit Ausnahme der Einkommensteuererklärung i. S. des § 46 Abs. 2 Nr. 8 EStG beauftragt sind, ist
sie grds. bis zum 28.2.2022 abzugeben (§ 149 Abs. 3 Nr. 1 AO).
Vorabanforderung möglich Dessen ungeachtet kann das Finanzamt unter den Voraussetzungen des § 149 Abs. 4 Satz 1 AO
anordnen, dass die Einkommensteuererklärung vor Ablauf der gesetzlich verlängerten Frist in-
nerhalb von vier Monaten nach Bekanntgabe der vorzeitigen Anforderung abzugeben ist.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 7


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Weitere Fristverlängerung Eine weitere Verlängerung der bereits gesetzlich verlängerten Erklärungsfrist (§ 149 Abs. 3 AO)
oder der im Fall der Vorabanforderung gesetzten Frist (§ 149 Abs. 4 AO) ist nur noch möglich,
falls die steuerpflichtige Person ohne Verschulden verhindert ist oder war, die Steuererklärungs-
frist einzuhalten. Das Verschulden eines Vertreters oder eines Erfüllungsgehilfen ist der steuer-
pflichtigen Person zuzurechnen (§ 109 Abs. 2 AO).

b) Antragsfrist
Der Antrag auf Einkommensteuerveranlagung sowie der Antrag auf Arbeitnehmer-Sparzulage
2020 ist – abgesehen von den allgemeinen Festsetzungsfristen – an keine bestimmte Frist ge-
bunden.

3. Erklärungsform
a) Fälle mit Gewinneinkünften
Elektronische Übermittlung Einkommensteuererklärungen sind grds. nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Da-
bei Gewinneinkünften obli- tenfernübertragung zu übermitteln, wenn Einkünfte nach § 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bis 3 EStG (Ge-
gatorisch
winneinkünfte) erzielt wurden und es sich nicht um einen der Veranlagungsfälle gem. § 46
Abs. 2 Nr. 2 bis 8 EStG handelt.

b) Härtefälle
Auf Antrag kann die Finanzbehörde zur Vermeidung unbilliger Härten auf eine Übermittlung
durch Datenfernübertragung verzichten (§ 25 Abs. 4 EStG). Wird ein Antrag gestellt, bezieht er
sich nur auf den jeweiligen Veranlagungszeitraum (BFH, Urteil v. 16.6.2020 - VIII R 29/17, NWB
LAAAH-63470).

Hinweis:
Wirtschaftliche Unzumutbar- Die Verpflichtung zur Abgabe der Einkommensteuererklärung nach amtlich vorgeschriebe-
keit nem Datensatz durch Datenfernübertragung gem. § 25 Abs. 4 Satz 1 EStG ist wirtschaftlich
unzumutbar i. S. von § 150 Abs. 8 Satz 1 und 2 AO, wenn der finanzielle Aufwand für die
Einrichtung und Aufrechterhaltung einer Datenfernübertragungsmöglichkeit in keinem
wirtschaftlich sinnvollen Verhältnis zu den Einkünften nach § 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bis 3
EStG steht (BFH, Urteile v. 16.6.2020 - VIII R 29/17, NWB LAAAH-63470, und VIII R 29/19,
NWB VAAAH-63471).

c) Übrige Fälle
www.elster.de In den übrigen Fällen ist es den Bürgern freigestellt, die Steuererklärung elektronisch, z. B. mit
Hilfe des Online-Finanzamts, oder auf dem klassischen (Papier-)Weg zu übermitteln.

d) Unterlagen zur Steuererklärung


Die elektronische Übermittlungspflicht gilt grds. auch für folgende Unterlagen zur Einkommen-
steuererklärung:
▶ Einnahmenüberschussrechnungen (§ 60 Abs. 4 EStDV),
▶ Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen (§ 5b Abs. 1 EStG) und
▶ Ermittlungen des Gewinns aus Land- und Forstwirtschaft nach Durchschnittssätzen (§ 13a
Abs. 3 Satz 4 EStG).

.................. Zu den Einzelheiten s. unten IX, 1, IX, 2 und XV, 2.


S. 1079 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 8


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

4. Tarif
Anhebung des Grundfreibe- Durch Art. 3 Nr. 2 des Gesetzes zur steuerlichen Entlastung der Familien sowie zur Anpassung
trags 2020 weiterer steuerlicher Regelungen, Familienentlastungsgesetz – FamEntlastG – v. 29.11.2018
(BGBl 2018 I S. 2210) wurde die Tarifformel in § 32a Abs. 1 EStG angepasst und damit der Grund-
freibetrag für den Veranlagungszeitraum 2020 von bisher 9.168 € auf 9.408 € angehoben.

Hinweis:
Anhebung des Grundfreibe- Für den Veranlagungszeitraum 2021 erhöht sich der Grundfreibetrag in einer weiteren Stu-
trags 2021 fe auf 9.744 € (vgl. Art. 1 Nr. 2 des Zweiten Gesetzes zur steuerlichen Entlastung von Famili-
en sowie zur Anpassung weiterer steuerlicher Regelungen, Zweites Familienentlastungsge-
setz – 2. FamEntlastG – v. 1.12.2020, BGBl 2020 I S. 2616).

5. Von Dritten an die Finanzverwaltung übermittelte Daten


„eDaten“ gelten als Angaben Nach § 150 Abs. 7 Satz 2 AO gelten Daten, die von mitteilungspflichtigen Stellen nach Maßgabe
der steuerpflichtigen Person des § 93c AO an die Finanzverwaltung übermittelt wurden (sog. eDaten), als Angaben der steu-
erpflichtigen Person, soweit sie nicht in einem dafür vorzusehenden Abschnitt oder Datenfeld
der Steuererklärung abweichende Angaben macht. Die „eDaten“ können regelmäßig den Mittei-
lungen entnommen werden, welche die mitteilungspflichtigen Stellen an die steuerpflichtigen
Personen versenden (z. B. Ausdruck der elektronischen Lohnsteuerbescheinigung, Rentenbezugs-
mitteilung).

a) Steuererklärung auf Papier


Infoblatt eDaten Die aus Sicht der Verwaltung in Frage kommenden Zeilen sind in den Vordrucken mit einer dun-
kleren, grünen Farbe hervorgehoben. Im Unterschied zu den übrigen Abfragen wird die Schrift in
diesen Bereichen invers dargestellt. Zusätzlich wird am Zeilenende jeweils das Logo

verwendet, um die betreffenden Zeilen weiter hervorzuheben.

aa) Angabe der „eDaten“ grds. nicht mehr erforderlich


Folglich kann die steuerpflichtige Person grds. auf eine Angabe dieser Daten in ihrer (auf Papier
erstellten) Steuererklärung verzichten, ohne ihre Mitwirkungspflichten zu verletzen.
eDaten-Hinweis Die betreffenden Vordrucke (ESt 1 A, Anlagen Kind, N, R, R-AV/bAV und Vorsorgeaufwand) ent-
halten einen entsprechenden Hinweis an exponierter Stelle. Dieser Hinweis wurde gegenüber
dem Vorjahr wie folgt modifiziert:
„Daten für die mit

gekennzeichneten Zeilen liegen im Regelfall vor und müssen, wenn sie zutreffend sind, nicht
.................. ausgefüllt eingetragen werden. – Bitte Infoblatt eDaten/Anleitung beachten –“
S. 1080 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 9


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Grund für die Modifizierung ist die Tatsache, dass die steuerpflichtige Person nicht für die Rich-
tigkeit der von mitteilungspflichtigen Stellen nach Maßgabe des § 93c AO an die Finanzverwal-
tung übermittelten Daten verantwortlich ist (vgl. § 150 Abs. 7 Satz 2 AO, AEAO zu § 150, Nr. 3).

Hinweis:
Auf diese Änderung wird bei den einzelnen Vordrucken nicht erneut hingewiesen.

bb) Ausnahmen
Daten wurden nicht an die Fi- Die steuerpflichtige Person ist allerdings verpflichtet die farblich hervorgehobenen Zeilen/Berei-
nanzverwaltung übermittelt che auszufüllen, wenn ihr bekannt ist, dass die zu diesen Zeilen gehörenden „eDaten“ nicht an
die Finanzverwaltung übermittelt wurden.
Kein Datenfeld vorhanden Eine weitere Eintragungsverpflichtung ergibt sich aus dem Umstand, dass zu einzelnen „eDaten“
nicht immer ein Datenfeld i. S. des § 150 Abs. 7 Satz 2 AO in den Vordrucken zur Abgabe der Ein-
kommensteuererklärung vorgesehen ist. Nach Auffassung der Finanzverwaltung sind diese Da-
ten – auch wenn sie ihr elektronisch übermittelt wurden – zu erklären (Beispiel s. unten XX, 2, a).

cc) Erklärung abweichender Daten


„eDaten“ entfalten keine Bin- Der steuerpflichtigen Person steht es weiterhin frei, von den „eDaten“ abweichende eigene Da-
dungswirkung ten in den farblich hervorgehobenen Zeilen zu erklären (z. B. bei einer Änderung des Bruttoar-
beitslohns aufgrund der Privatnutzung eines Firmenwagens), da die der Finanzverwaltung vor-
liegenden „eDaten“ keine Bindungswirkung entfalten.
Übernommene Kranken-/ Werden im Rahmen der Unterhaltsverpflichtung Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung
Pflegeversicherungsbeiträge für ein Kind, für das Anspruch auf Kindergeld oder Freibeträge für Kinder besteht, von den Eltern
übernommen und von diesen als eigene Sonderausgaben geltend gemacht („Anlage Kind“, Zei-
len 35 bis 40) dürfen diese für das Kind als „eDaten“ an die Finanzverwaltung übermittelten Bei-
träge nicht bei der Einkommensteuerveranlagung des Kindes berücksichtigt werden. In den be-
troffenen Zeilen der „Anlage Vorsorgeaufwand“ des Kindes ist daher stets der entsprechend kor-
rigierte Wert (in der Regel „0“) einzutragen.
Bearbeitung durch Amtsträ- Werden von einer steuerpflichtigen Person Angaben in Datenfeldern i. S. des § 150 Abs. 7 Satz 2
ger AO gemacht, stellt dies einen Anlass zur Bearbeitung durch einen Amtsträger dar (§ 155 Abs. 4
Satz 3 AO).

b) Elektronisch übermittelte Einkommensteuererklärung


In Einkommensteuererklärungen, die elektronisch erstellt und übermittelt werden, sind die von
Dritten übermittelten Daten weiterhin einzutragen und zu übersenden.

6. Anleitungen zur Steuererklärung


Anleitungen zur Steuererklärung werden seit dem Veranlagungszeitraum 2019 gesondert auf-
gelegt. Sie sind nicht mehr direkt mit dem jeweiligen Vordruck verbunden. Dies kann dazu füh-
ren, dass amtliche Erläuterungen leichter übersehen werden. Auf allen Vordrucken, zu denen ei-
ne Anleitung existiert, wurde daher ein Logo angebracht. Durch dieses in den Vordrucken immer
an der gleichen Stelle platzierte Logo sollen die steuerpflichtigen Personen auf einen Blick erken-
nen können, dass es zu diesem Vordruck Erläuterungen der Finanzverwaltung gibt.

Hinweis:
Die Anleitungen zur Einkommensteuererklärung 2020 sind aufrufbar unter https://
.................. go.nwb.de/rbno7.
S. 1081 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 10


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

II. Veranlagung von Ehegatten und eingetragenen Lebenspartnern


Ehegatten und eingetragene Lebenspartner, welche die Voraussetzungen des § 26 Abs. 1 Satz 1
EStG erfüllen, können zwischen der Einzelveranlagung (§ 26a EStG) und der Zusammenveranla-
gung (§ 26b EStG) wählen (§ 26, § 2 Abs. 8 EStG). Die Wahl ist für den betreffenden Veranla-
gungszeitraum durch Angabe in der Steuererklärung zu treffen (§ 26 Abs. 2 Satz 3 EStG). Im
Hauptvordruck ESt 1 A ist hierfür die Zeile 28 vorgesehen (zur Wirkung der Veranlagungsarten
vgl. Egner/Quinten/Kohl, NWB 5/2013 S. 273).
Ausfüllhinweis In der Praxis wurde festgestellt, dass Anlagen zur Einkommensteuererklärung von Ehegatten/
eingetragenen Lebenspartnern im Fall der Zusammenveranlagung häufig jeweils (nur) für die ei-
gene Person ausgefüllt wurden. Auf Anlagen, die bei einer Zusammenveranlagung von beiden
Ehegatten/eingetragenen Lebenspartnern gemeinsam auszufüllen sind, wurde daher jeweils der
Hinweis „Diese Anlage ist bei Zusammenveranlagung von Ehegatten/Lebenspartnern gemein-
sam auszufüllen.“ aufgenommen.

Hinweis:
Auf diese Änderung wird nachfolgend nicht erneut hingewiesen.

III. ESt 1 A – Einkommensteuererklärung für unbeschränkt steuerpflichtige


Personen

1. „Hauptvordruck“
In den Anlagen und Anleitungen zur Einkommensteuererklärung wird an einigen Stellen auf den
Hauptvordruck ESt 1 A verwiesen, ohne dass die Bezeichnung selbst auf diesem Vordruck zu fin-
den ist. Die Verwaltung sah sich nun offensichtlich genötigt, vor Zeile 1 eine gleichlautende
„Überschrift“ einzufügen.

2. Allgemeine Angaben
a) Welche Person?
Als kleiner Beitrag zur Reduzierung der in der Praxis anzutreffenden Diskussionen, welche Person
ihre persönlichen Angaben in den Zeilen 7 bis 16 erklären soll, wurde die Zwischenüberschrift
vor Zeile 7 grafisch neu aufbereitet.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 11


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

b) Postleitzahl/Staat
Zeilen 13-15 (24-26) Aufgrund der Ausgestaltung des Vordrucks (in 2019: Zeile 13/22) war es bislang nur möglich ei-
ne inländische Postleitzahl anzugeben. Dies hat Erklärungspflichtige, die über keinen inländi-
schen Wohnsitz verfügen (insbesondere in den Fällen des § 1 Abs. 2 EStG), vor Probleme gestellt.
Daher wurde Zeile 13 (22) dergestalt erweitert, dass bei Bedarf entweder eine inländische oder
eine ausländische Postleitzahl angegeben werden kann. Für die Angabe des Wohnorts (in 2019:
.................. Zeile 13/22) ist nunmehr die neu eingefügte Zeile 14 (25) vorgesehen. Falls die Anschrift im Aus-
S. 1082 ⇓ land liegt, kann in der ebenfalls neu eingefügten Zeile 15 (26) der dazugehörige ausländische
Staat angegeben werden.

c) Adresse im Fall der Zusammenveranlagung


Zeilen 22-26 Um hervorzuheben, dass im Fall der Zusammenveranlagung Angaben zur Adresse nicht doppelt
eingetragen werden müssen, sofern die Adressangaben der zusammen zu veranlagenden Perso-
nen identisch sind, wurde vor Zeile 22 folgender Ausfüllhinweis aufgenommen: „Bitte füllen Sie
die Zeilen 22 bis 26 nur aus, wenn die Adressangaben von den Zeilen 11 bis 15 abweichen.“

d) Bankverbindung
Zeilen 31-34 Aufgrund der Ergänzung der allgemeinen Angaben (s. oben III, 2, b) ist die Bankverbindung (in
2019: Zeilen 25 bis 28) jetzt erst auf der zweiten Seite des Vordrucks anzugeben.

e) Bekanntgabevollmacht
Zeilen 35-41 Die geänderte Struktur der Abfrage der Adressdaten (Abfrage der in- und ausländischen Postleit-
zahl sowie separate Abfrage des Wohnortes, s. oben III, 2, b) wurde auch bei der sog. Einmalbe-
kanntgabevollmacht nachvollzogen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 12


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

3. Einkommensersatzleistungen
Zeilen 43-44 Inländische Einkommensersatzleistungen, die dem Progressionsvorbehalt unterliegen und elek-
tronisch an die Finanzbehörden übermittelt werden, müssen grds. nicht mehr explizit erklärt
werden. Dementsprechend ist Zeile 43 (in 2019: Zeile 38) als Datenfeld i. S. des § 150 Abs. 7
Satz 2 AO ausgestaltet.
Verdienstausfallentschädi- Aufgrund der aktuellen Bedeutung der Verdienstausfallentschädigung, die gem. §§ 56 ff. des Ge-
gung (IfSG) setzes zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektions-
schutzgesetz – IfSG) gezahlt wird und dem Progressionsvorbehalt unterliegt, wurde die beispiel-
hafte Aufzählung in Zeile 43 um die „Verdienstausfallentschädigung (Infektionsschutzgesetz)“
.................. ergänzt.
S. 1083 ⇓

Anpassungsgeld (§ 3 Nr. 60 Das Anpassungsgeld für Arbeitnehmer der Braunkohlekraftwerke und -tagebaue sowie Stein-
EStG) kohlekraftwerke, die aus Anlass einer Stilllegungsmaßnahme ihren Arbeitsplatz verloren haben,
wird durch die Neufassung des § 3 Nr. 60 EStG durch Art. 3 des Gesetzes zur Reduzierung und zur
Beendigung der Kohleverstromung und zur Änderung weiterer Gesetze (Kohleausstiegsgesetz)
v. 8.8.2020 (BGBl 2020 I S. 1818) steuerfrei gestellt. Es unterliegt ebenfalls dem Progressionsvor-
behalt (§ 32b Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buchst. i EStG), auch wenn es in Zeile 43 nicht explizit erwähnt
wird.

IV. Anlage AUS – Ausländische Einkünfte und Steuern


Bei der „Anlage AUS“ ist – abgesehen von den redaktionellen Anpassungen zum Veranlagungs-
zeitraum 2020 – lediglich auf eine Vordruckänderung hinzuweisen. Sie betrifft den erst im letz-
ten Jahr hinzugefügten Abschnitt „Einkünfte i. S. d. § 32b EStG i. V. m. privaten Veräußerungsge-
schäften nach § 23 EStG“. Bei den dort zu deklarierenden Einkünften (Zeile 45) ist nur eine einge-
schränkte Verlustverrechnung zulässig. Die Regelungen des § 23 Abs. 3 Satz 7 und 8 EStG gelten
hier entsprechend. Daher ist auch eine Begrenzung des Verlustrücktrags möglich (§ 10d Abs. 1
Satz 5 und 6 EStG).
Zeile 47 Um diesen Antrag auf Begrenzung des Verlustrücktrags im Rahmen der Veranlagung stellen zu
können, wurde die Zeile 47 neu eingefügt.

V. Anlage Außergewöhnliche Belastungen – Außergewöhnliche Belastungen/


Pauschbeträge
Neben den redaktionellen Anpassungen aufgrund des neuen Veranlagungszeitraums wurde die
„Anlage Außergewöhnliche Belastungen“ wie folgt geändert:

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 13


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

1. Behinderten-Pauschbetrag
Zeilen 4-9 Die Abfragen zum Behinderten-Pauschbetrag wurden dergestalt präzisiert, dass die in den Zei-
len 5, 6, 8 und 9 beschriebenen spezifischen Behinderungen und gesundheitlichen Einschrän-
kungen um die auf einem Schwerbehindertenausweis damit verbundenen Merkzeichen (G, aG
und Bl, H) ergänzt wurden. Im Rahmen des Nachweises des Merkmals der Hilflosigkeit steht dem
Merkzeichen „H“ die Einstufung in die Pflegegrade 4 und 5 gleich (BMF, Schreiben v. 19.8.2016,
BStBl 2016 I S. 804). Die Zeilen 6 und 9 wurden entsprechend vervollständigt. Eine materiell-
.................. rechtliche Änderung ist mit diesen Anpassungen nicht verbunden.
S. 1084 ⇓

Hinweis:
Kanzler, NWB 12/2021 Ab dem Veranlagungszeitraum 2021 werden durch das Gesetz zur Erhöhung der Behinder-
S. 840 ten-Pauschbeträge und zur Anpassung weiterer steuerlicher Regelungen v. 9.12.2020
(BGBl 2020 I S. 2770) u. a. die Voraussetzungen zur Gewährung eines Behinderten-Pausch-
betrags und die jeweiligen Pauschbeträge angepasst. S. dazu Kanzler, NWB 12/2021 S. 840
und NWB 13/2021 S. 898.

2. Andere Aufwendungen
Zeilen 13-21 Seit dem Veranlagungszeitraum 2019 können „andere“ außergewöhnliche Belastungen (z. B. be-
hinderungsbedingte Fahrtkosten, Krankheitskosten) sowie die dazugehörigen (Ansprüche auf)
Erstattungen anhand einer übersichtlichen und nutzerfreundlichen Darstellung von sechs Auf-
wendungskategorien differenziert erklärt werden. Bislang war es allerdings noch in einem wei-
teren Schritt notwendig, die Aufwendungen und Erstattungsansprüche in einer weiteren Zeile
aufzusummieren.
Neu! Summenbildung nicht Dieses Erfordernis ist nun entfallen, da für die einzelnen Kategorien eine automatisierte Verar-
mehr erforderlich beitung ermöglicht wurde. Die bisherige Summenzeile (in 2019: Zeile 19) ist daher entfallen.
..................
S. 1085 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 14


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Neben diesen Vordruckänderungen ist auf folgende Entwicklungen hinzuweisen:

a) Pflegekosten
Zeile 14 Wird bei einer Heimunterbringung wegen Pflegebedürftigkeit der private Haushalt aufgelöst, ist
von den Aufwendungen, die als außergewöhnliche Belastungen geltend gemacht werden, eine
Haushaltsersparnis abzusetzen (R 33.3 Abs. 2 EStR).
Haushaltsersparnis für 2020 Als Folge der Aufstockung des für Unterhaltsleistungen geltenden Höchstbetrags i. S. des § 33a
angehoben Abs. 1 Satz 1 EStG (s. unten XXVI, 1) erhöht sich für den Veranlagungszeitraum 2020 auch die
abzuziehende Haushaltsersparnis auf 26,13 € täglich (784 € monatlich/9.408 € jährlich).

b) Prozesskosten
Prozesskosten anlässlich ei- Nach § 33 Abs. 2 Satz 4 EStG greift das Abzugsverbot für Prozesskosten nur dann nicht ein, wenn
nes Umgangsrechtsstreits die steuerpflichtige Person ohne die Aufwendungen Gefahr liefe, ihre Existenzgrundlage zu ver-
nicht als agB abziehbar
lieren und ihre notwendigen Bedürfnisse in dem üblichen Rahmen nicht mehr befriedigen zu
können. Der BFH hat seine bisherige Rechtsprechung bestätigt, dass unter der Existenzgrundla-
ge i. S. des § 33 Abs. 2 Satz 4 EStG nur die materielle Lebensgrundlage der steuerpflichtigen Per-
Kanzler, NWB 46/2020 son zu verstehen ist. Prozesskosten anlässlich eines Umgangsrechtsstreits und der Rückführung
S. 3376, NWB NAAAH-63332 eines Kindes aus dem Ausland zurück nach Deutschland sind daher vom Abzug als außerge-
wöhnliche Belastungen ausgeschlossen (BFH, Urteil v. 13.8.2020 - VI R 15/18, BStBl 2021 II S. 83).

c) Sonstige außergewöhnliche Belastungen


Zeile 18: Aufwendungen für Wildtierschäden als solche sind nach einem aktuellen Urteil des BFH keineswegs unüblich und
Wildtierschäden keine agB nicht mit ungewöhnlichen Schadensereignissen i. S. des § 33 EStG vergleichbar. Mit einem Wild-
Kanzler, NWB 52/2020 tierschaden in Zusammenhang stehende Aufwendungen zur Beseitigung konkreter, von einem
S. 3866, NWB ZAAAH-67333 Gegenstand des existenznotwendigen Bedarfs ausgehender Gesundheitsgefahren erlauben des-
halb keine Berücksichtigung als außergewöhnliche Belastungen (BFH, Urteil v. 1.10.2020 - VI R
42/18, BStBl 2021 II S. 146).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 15


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

d) Zumutbare Belastung
Der Grundsatz, dass von den Aufwendungen für außergewöhnliche Belastungen einer steuer-
pflichtigen Person eine zumutbare Belastung abzuziehen ist, hat den Überprüfungen durch den
BFH und das BVerfG bislang standgehalten. Die Verfassungsbeschwerden zum Thema wurden
vom BVerfG nicht zur Entscheidung angenommen (BVerfG, Beschlüsse v. 6.6.2018, 17.9.2018
und 18.9.2018, Az.: 2 BvR 1936/17, 2 BvR 1205/17 und 2 BvR 221/17).
Weiteres BFH-Verfahren an- Die insoweit bestehende Anweisung zur Vorläufigkeit ist dennoch noch nicht entfallen, da ein
hängig weiteres Verfahren zur Frage der Verfassungsmäßigkeit des Abzugs einer zumutbaren Belastung
bei der Berücksichtigung von Krankheitskosten als außergewöhnliche Belastungen beim BFH an-
hängig ist (Az. des BFH: VI R 48/18).

VI. Anlage AV – Angaben zur steuerlichen Förderung von


Altersvorsorgebeiträgen
Die Änderungen der „Anlage AV“ resultieren im Wesentlichen aus der Fortschreibung des Vor-
drucks auf den Veranlagungszeitraum 2020.
Erforderliche Angaben Allerdings wurde auch der Hinweistext im Abschnitt „Allgemeine Angaben“ ergänzt, um darauf
hinzuweisen, dass ein zusätzlicher Sonderausgabenabzug für geleistete Altersvorsorgebeiträge
nur geprüft werden kann, wenn hierfür die erforderlichen Angaben in den Zeilen 5 bis 20 der
.................. „Anlage AV“ gemacht werden.
S. 1086 ⇓

VII. Anlage Energetische Maßnahmen – Aufwendungen für energetische


Maßnahmen bei zu eigenen Wohnzwecken genutzten Gebäuden
Neu! 1. Gesetzliche Änderung
Durch Art. 1 Nr. 4 des Gesetzes zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030 im Steuerrecht
v. 21.12.2019 (BGBl 2019 I S. 2886) wurde § 35c neu in das EStG eingefügt.
Steuerermäßigung Dieser sieht für energetische Maßnahmen (s. hierzu unten VII, 2, b) an einem in der Europä-
ischen Union oder dem Europäischen Wirtschaftsraum belegenen und zu eigenen Wohnzwe-
cken genutzten eigenen Gebäude auf Antrag eine Steuerermäßigung vor, die
▶ im Jahr des Abschlusses der Maßnahme 7 % der Aufwendungen, höchstens 14.000 €,
▶ im nächsten Kalenderjahr 7 % der Aufwendungen, höchstens 14.000 €,
▶ im übernächsten Kalenderjahr 6 % der Aufwendungen, höchstens 12.000 €

für das begünstigte Objekt beträgt.


Alter des begünstigten Ob- Grundvoraussetzung ist, dass das begünstigte Objekt bei der Durchführung der energetischen
jekts Maßnahme älter als zehn Jahre ist; maßgebend hierfür ist der Beginn der Herstellung.
Höchstbetrag Die Förderung kann für mehrere Einzelmaßnahmen an einem begünstigten Objekt in Anspruch
genommen werden; je begünstigtes Objekt beträgt der Höchstbetrag der Steuerermäßigung
40.000 € (§ 35c Abs. 1 Satz 5 EStG).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 16


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Durchführung durch ein Fach- Voraussetzung für die Förderung ist, dass die jeweilige energetische Maßnahme von einem
unternehmen Fachunternehmen ausgeführt wurde und die Anforderungen der Verordnung zur Bestimmung
von Mindestanforderungen für energetische Maßnahmen bei zu eigenen Wohnzwecken genutz-
ten Gebäuden nach § 35c EStG (Energetische Sanierungsmaßnahmen-Verordnung – ESanMV)
v. 2.1.2020 (BGBl 2020 I S. 3) erfüllt sind (§ 35c Abs. 1 Satz 6 EStG).
Bescheinigung erforderlich Die Steuerermäßigungen können zudem nur in Anspruch genommen werden, wenn durch eine
nach amtlich vorgeschriebenem Muster erstellte Bescheinigung des ausführenden Fachunter-
nehmens nachgewiesen wird, dass die Voraussetzungen von § 35c Abs. 1 Satz 1 bis 3 EStG und
die Anforderungen aus der ESanMV (a. a. O.) dem Grunde und der Höhe nach erfüllt sind (§ 35c
Abs. 1 Satz 7 EStG). Die Bescheinigung kann auch von einer Person mit Ausstellungsberechti-
gung nach
▶ § 21 der Energieeinsparverordnung (EnEV)
▶ § 88 des Gesetzes zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur
Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden (Gebäudeenergiegesetz – GEG)

ausgestellt werden. Die Muster dieser Bescheinigungen hat das BMF mit Schreiben v. 31.3.2020
(BStBl 2020 I S. 484) bekannt gegeben.
Nutzungsvoraussetzung Die Steuerermäßigung kann nur in Anspruch genommen werden, wenn die steuerpflichtige Per-
son das Gebäude im jeweiligen Kalenderjahr ausschließlich zu eigenen Wohnzwecken nutzt. Ei-
ne Nutzung zu eigenen Wohnzwecken liegt auch vor, wenn Teile einer zu eigenen Wohnzwecken
genutzten Wohnung anderen Personen unentgeltlich zu Wohnzwecken überlassen werden
(§ 35c Abs. 2 EStG).
Ausschlussgründe Die Steuerermäßigung kann nicht in Anspruch genommen werden (§ 35c Abs. 3 EStG),
▶ soweit die Aufwendungen als Betriebsausgaben, Werbungskosten, Sonderausgaben oder
.................. außergewöhnliche Belastungen berücksichtigt worden sind,
S. 1087 ⇓ ▶ wenn für die energetischen Maßnahmen eine Steuerbegünstigung nach § 10f EStG in An-
spruch genommen wird („Anlage FW“, Zeile 12),
▶ wenn für die energetischen Maßnahmen eine Steuerermäßigung nach § 35a EStG in An-
spruch genommen wird („Anlage Haushaltsnahe Aufwendungen“, Zeilen 6 bis 9),
▶ wenn es sich um eine öffentlich geförderte Maßnahme handelt, für die zinsverbilligte Dar-
lehen oder steuerfreie Zuschüsse in Anspruch genommen werden.

Rechnung und unbare Zah- Für die Inanspruchnahme der Steuermäßigung ist es erforderlich, dass die steuerpflichtige Per-
lung erforderlich son für die Aufwendungen eine in deutscher Sprache ausgefertigte Rechnung erhalten hat, die
die förderungsfähigen energetischen Maßnahmen, die Arbeitsleistung des Fachunternehmens
und die Adresse des begünstigten Objekts ausweisen. Die Bezahlung der Rechnung muss auf das
Konto des Erbringers der Leistung erfolgen (§ 35c Abs. 4 EStG), da analog zur Steuerermäßigung
nach § 35a EStG keine Maßnahmen begünstigt sind, die per Barzahlung beglichen werden.
Anwendungszeitraum § 35c EStG ist erstmals auf Baumaßnahmen anzuwenden, mit deren Durchführung nach dem
31.12.2019 begonnen wurde und die vor dem 1.1.2030 abgeschlossen sind (§ 52 Abs. 35a Satz 1
EStG).

2. Vordruck
Neu! Für die Beantragung der Steuerermäßigung wurde die „Anlage Energetische Maßnahmen“ neu
aufgelegt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 17


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Objektbezogene Angaben Für jedes Objekt, für das eine Steuerermäßigung nach § 35c EStG in Betracht kommt, ist eine
gesonderte Anlage auszufüllen und zu übersenden.

a) Begünstigtes Objekt
Zeilen 4-8 Allgemeine Angaben zum begünstigten Objekt (Lage, Einheitswert-Aktenzeichen, etc.) sind in
den Zeilen 4 bis 8 anzugeben.

Zeile 6: Einheitswert-Akten- Bei inländischen Objekten ist das Einheitswert-Aktenzeichen eine Pflichtangabe, da § 35c EStG
zeichen eine objektbezogene Prüfung erfordert.
Mindestalter Das Datum des Herstellungsbeginns des Gebäudes (Zeile 4) dient in Verbindung mit dem Datum
des Baubeginns der energetischen Maßnahme (Zeile 9) der Prüfung, ob die Voraussetzung des
Mindestalters des begünstigten Objekts von zehn Jahren zum Zeitpunkt des Beginns der Durch-
.................. führung der energetischen Maßnahmen erfüllt ist.
S. 1088 ⇓

Hinweis:
Ist bei vor 2010 errichteten Objekten der Tag der erstmaligen Bauantragstellung nicht be-
kannt, genügt es, wenn als Tag der erstmaligen Bauantragstellung der erste Tag im Kalen-
derjahr des Herstellungsjahres angegeben wird.

Zeile 7: Objekterwerb nach Wurde das Objekt nach dem 1.1.2020 erworben, soll dies in Zeile 7 vermerkt werden (Ja=1). Für
dem 1.1.2020 die Gewährung der Steuerermäßigung ist diese Angabe allerdings nicht relevant.
Die Abfrage der Gesamtfläche und der ggf. davon ausschließlich eigengenutzten Wohnfläche
Zeile 8: Gesamtfläche oder der Wohnfläche, die in Teilen unentgeltlich zu Wohnzwecken an andere Personen überlas-
sen wurde (Zeile 8), ist für die Berechnung des förderfähigen Höchstbetrags erforderlich.

b) Eigene Aufwendungen für energetische Maßnahmen


Zeilen 9-20 § 35c Abs. 1 Satz 3 EStG definiert den Begriff der begünstigten energetischen Maßnahmen. Der
Vordruck greift diese Definition in Form der Zeilen 10 bis 20 auf.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 18


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Bei der Eintragung ist darauf zu achten, dass Aufwendungen,


▶ die Betriebsausgaben, Werbungskosten oder Sonderausgaben darstellen oder
▶ für die zinsverbilligte Darlehen oder steuerfreie Zuschüsse in Anspruch genommen werden,

nicht begünstigt sind und daher hier nicht erklärt werden dürfen. Die Summe der Aufwendun-
gen ist gesondert in Zeile 19 zu bilden.

Hinweis:
Einreichung der Bescheini- Sowohl die „Anlage Energetische Maßnahmen“ als auch die dazugehörige Anleitung wei-
gung(en) erforderlich sen ausdrücklich darauf hin, dass die Bescheinigung(en) des ausführenden Fachunterneh-
mens oder der Person mit Ausstellungsberechtigung nach § 21 EnEV/§ 88 GEG stets mit
der Steuererklärung einzureichen ist (sind).

Zeile 20: Energieberater Zu den Aufwendungen für energetische Maßnahmen gehören auch die Kosten für Energiebera-
ter, die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als fachlich qualifiziert zum
Förderprogramm „Energieberatung für Wohngebäude (Vor-Ort-Beratung, individueller Sanie-
rungsfahrplan)“ zugelassen sind, wenn der Energieberater durch die steuerpflichtige Person mit
.................. der planerischen Begleitung oder Beaufsichtigung der energetischen Maßnahmen beauftragt
S. 1089 ⇓ worden ist (§ 35c Abs. 1 Satz 4 EStG). Gleiches gilt für Aufwendungen für die Energieeffizienz-
Experten, die für das KfW-Förderprogramm „Energieeffizient Bauen und Sanieren – Wohngebäu-
de“ (KfW-Programme Nr. 151/152/153 und 430) gelistet sind. Die tarifliche Einkommensteuer
vermindert sich – abweichend von der Ermäßigung für die übrigen energetischen Maßnahmen –
im Jahr des Abschlusses der Maßnahme um 50 % der Aufwendungen für den Energieberater. Die
Kosten sind nicht auf drei Jahre zu verteilen. Die Aufwendungen für die planerische Begleitung
oder Beaufsichtigung durch einen Energieberater sind daher gesondert in Zeile 20 zu erklären.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 19


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

c) Nachweis der Umsetzung der Hybridisierung bei Gas-Brennwertkesseln


Zeilen 21-22 Handelt es sich bei der energetischen Maßnahme um den Einbau eines Gas-Brennwertgerätes,
das bereits weitestgehend auf eine künftige Einbindung erneuerbarer Energien vorbereitet ist
(„Renewable Ready“), ist innerhalb von zwei Jahren ab dem Datum der Installation der Nachweis
der Umsetzung der Hybridisierung zu erbringen (vgl. ESanMV v. 2.1.2020, a. a. O., Anlage 6.4).
Die Zeilen 21 und 22 dienen der Überwachung und Prüfung dieser Voraussetzung. In Zeile 21
sind die in Zeile 15 enthaltenen Aufwendungen zu erklären, die auf die Installation eines effizi-
enten Gas-Brennwertgerätes entfallen, das für die künftige Einbindung erneuerbarer Energien
vorbereitet ist. In Zeile 22 ist eine Aussage darüber zu treffen, ob der Nachweis der Hybridisie-
rung vorliegt und eingereicht wird (1=Ja, 2=Nein).

Hinweis:
Die Steuerermäßigung wird erstmalig in dem Kalenderjahr gewährt, in dem die energeti-
sche Maßnahme abgeschlossen wurde. Dies ist hier der Fall, wenn die Schlussrechnung des
Fachunternehmens erteilt wurde und der Nachweis der Hybridisierung vorliegt. Liegt der
Nachweis in diesem Veranlagungszeitraum nicht vor (Zeile 22 = „2“), werden die in Zeile 19
ausgewiesenen Aufwendungen im Rahmen der Veranlagung entsprechend gekürzt.

d) Begünstigtes Objekt im Eigentum mehrerer Personen


Zeilen 23-25 Steht das Eigentum am begünstigten Objekt mehreren Personen zu, können die Steuerermäßi-
gungen nach § 35c Abs. 1 EStG für das begünstigte Objekt insgesamt nur einmal in Anspruch
genommen werden (§ 35c Abs. 6 Satz 1 EStG). Im Fall des Miteigentums ist daher in Zeile 23 der
Miteigentumsanteil der steuerpflichtige(n) Person(en) zu erklären. Liegt das Eigentum zu 100 %
bei den sich in der „Anlage Energetische Maßnahmen“ erklärenden Personen und erfolgt die Ei-
gennutzung ebenfalls zu 100 % durch diese Personen, sind keine weiteren Angaben erforderlich.

Sollten jedoch auch andere Personen als die steuerpflichtige(n) Person(en) Miteigentümer sein,
sind entsprechende Angaben zu dieser Person/diesen Personen (Name, Vorname, Geburtsdatum
.................. und Adresse) zusätzlich in den Zeilen 24 und 25 einzutragen.
S. 1090 ⇓
e) Subsidiarität
Zeilen 26-27 Die Steuerermäßigungen gem. § 35c Abs. 1 EStG können nicht in Anspruch genommen werden,
soweit die Aufwendungen als außergewöhnliche Belastungen berücksichtigt worden sind (s. be-
reits oben VII, 1). Sind in den Zeilen 19 und/oder 20 auch Aufwendungen enthalten, für die der
Abzug als außergewöhnliche Belastung geltend gemacht werden soll, können die entsprechen-
den Aufwendungen in den Zeilen 26 und/oder 27 erklärt werden.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 20


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Dies bewirkt einerseits den Abzug dieser Aufwendungen als außergewöhnliche Belastung (so-
weit möglich) und andererseits die Berücksichtigung eines ggf. nicht als außergewöhnliche Be-
lastung abzugsfähigen Teils im Rahmen der Steuerermäßigung nach § 35c EStG.

Hinweis:
Eine Erklärung entsprechender Aufwendungen in der „Anlage Außergewöhnliche Belastun-
gen“ (s. oben V) darf dann jedoch nicht zusätzlich erfolgen!

3. Verwaltungsvorschriften
Anwendungsschreiben Einzelfragen zur Steuerermäßigung nach § 35c EStG erörtert das BMF-Schreiben v. 14.1.2021
(BStBl 2021 I S. 103). Zum Teil widersprechen die Aussagen des BMF-Schreibens der Anleitung
zur Anlage Energetische Maßnahmen; vorrangig ist – so Seifert, NWB 7/2021 S. 495, 505 f. – das
BMF-Schreiben.

VIII. Anlage FW – Förderung des Wohneigentums


Die „Anlage FW“ wurde lediglich an den Veranlagungszeitraum 2020 angepasst.

IX. Anlage G – Einkünfte aus Gewerbebetrieb


1. Standardisierte Einnahmenüberschussrechnung
Grds. elektronisch zu über- Wird der Gewinn nach § 4 Abs. 3 EStG ermittelt, ist die Einnahmenüberschussrechnung nach
mitteln amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung an die Finanzverwaltung zu
übermitteln (§ 60 Abs. 4 Satz 1 EStDV). Die „Anlage AVEÜR“ (Anlageverzeichnis/Ausweis des Um-
laufvermögens) ist dabei notwendiger Bestandteil der Einnahmenüberschussrechnung. Zudem
ist die Übermittlung – auch bei steuerlich nicht beratenen Personen – nur mit elektronischer
Authentifizierung möglich.
Ermittlung der nicht abzieh- Übersteigen die im Wirtschaftsjahr angefallenen Schuldzinsen, ohne die Berücksichtigung der
baren Schuldzinsen in be- Schuldzinsen für Darlehen zur Finanzierung von Anschaffungs- oder Herstellungskosten von
stimmten Fällen ebenfalls
Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens, den Betrag von 2.050 €, sind bei Einzelunternehmen
elektronisch zu übermitteln
die in der „Anlage SZ“ (Ermittlung der nicht abziehbaren Schuldzinsen für Einzelunternehmen)
zur standardisierten Einnahmenüberschussrechnung enthaltenen Angaben als notwendiger Be-
standteil der Einnahmenüberschussrechnung ebenfalls an die Finanzverwaltung zu übermitteln.
„Härtefall“regelung Auf Antrag kann die Finanzbehörde jedoch entsprechend § 150 Abs. 8 AO zur Vermeidung unbil-
liger Härten auf eine Übermittlung der standardisierten Einnahmenüberschussrechnung nach
amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung verzichten. In diesem Fall ist
der Steuererklärung aber stets eine Gewinnermittlung nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck
(„Anlage EÜR“, „Anlage AVEÜR“, ggf. mit weiteren Anlagen) beizufügen (§ 60 Abs. 4 Satz 2
.................. EStDV).
S. 1091 ⇓
2. Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung
Pflicht zur elektronischen Auch Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen sind für den Veranlagungszeitraum 2020
Übermittlung grds. elektronisch an die Finanzverwaltung zu übermitteln (vgl. oben I, 3).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 21


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

„Härtefall“regelung Eine Ausnahme bildet hier nur noch die sog. „Härtefall“regelung, nach der die Finanzbehörde
zur Vermeidung unbilliger Härten auf Antrag auf eine elektronische Übermittlung von Bilanzen
sowie Gewinn- und Verlustrechnungen verzichten kann (§ 5b Abs. 2 EStG). Vgl. insoweit die hier-
zu bestehenden Regelungen im BMF-Schreiben v. 19.1.2010 (BStBl 2010 I S. 47, Rz. 3).
Zu verwendende Taxono- Die grds. für die Bilanzen aller Wirtschaftsjahre, die nach dem 31.12.2019 beginnen, zu ver-
mien www.esteuer.de wendenden Taxonomien (Version 6.3) wurden mit BMF-Schreiben v. 2.7.2019 (BStBl 2019 I
S. 887) bekannt gemacht.

Hinweis:
Eine Aktualisierung des Datenschemas der Taxonomien (Version 6.4) erfolgte mit BMF-
Schreiben v. 23.7.2020 (BStBl 2020 I S. 639). Diese Taxonomien sind grds. für die Bilanzen
der Wirtschaftsjahre zu verwenden, die nach dem 31.12.2020 beginnen (Wirtschaftsjahr
2021 oder 2021/2022). Sie gelten entsprechend für die in Rz. 1 des BMF-Schreibens
v. 28.9.2011 (BStBl 2011 I S. 855) genannten Bilanzen sowie für Eröffnungsbilanzen, sofern
diese nach dem 31.12.2020 aufzustellen sind. Es wird jedoch nicht beanstandet, wenn die-
se auch für das Wirtschaftsjahr 2020 oder 2020/2021 verwendet werden.

Anwendungsschreiben Zu Einzelheiten vgl. das Anwendungsschreiben des BMF v. 28.9.2011 (BStBl 2011 I S. 855). Hin-
sichtlich der Übermittlungspflicht in Fällen atypischer stiller Gesellschaften s. BMF-Schreiben
v. 24.11.2017 (BStBl 2017 I S. 1543).

3. Gesetzliche Änderungen
a) Sog. Homeoffice-Pauschale (§ 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b Satz 4 EStG)
Seifert/Hammerl, NWB Liegt kein häusliches Arbeitszimmer vor oder wird auf einen Abzug der Aufwendungen für ein
38/2020 S. 2843 häusliches Arbeitszimmer nach § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b Satz 2 und 3 EStG verzichtet, kann die
steuerpflichtige Person aufgrund der Anfügung des Satzes 4 an § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG
durch Art. 1 Nr. 2 des JStG 2020 v. 21.12.2020 (BGBl 2020 I S. 3096) für jeden Kalendertag, an
dem sie ihre betriebliche oder berufliche Tätigkeit ausschließlich in der häuslichen Wohnung
ausübt und keine außerhalb der häuslichen Wohnung belegene Betätigungsstätte aufsucht, für
ihre gesamte betriebliche und berufliche Betätigung einen Betrag von 5 € abziehen, höchstens
Seifert, NWB 7/2021 600 € im Wirtschafts- oder Kalenderjahr. Die Neuregelung ist für nach dem 31.12.2019 und vor
S. 495, 499 f. dem 1.1.2022 in der häuslichen Wohnung ausgeübte Tätigkeiten anzuwenden (§ 52 Abs. 6
Satz 13 EStG).

b) 1 %-Regel und Fahrtenbuchregel bei Elektrofahrzeugen (§ 6 Abs. 1 Nr. 4 EStG)


Anhebung des bisherigen Nach § 6 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2 Nr. 3 EStG (1 %-Regelung) ist bei der privaten Nutzung eines betrieb-
Höchstbetrags lichen Kraftfahrzeugs, das keine CO 2-Emissionen je gefahrenen Kilometer hat (reine Elektrofahr-
zeuge, inkl. Brennstoffzellenfahrzeuge) nur ein Viertel der Bemessungsgrundlage (Bruttolisten-
preis) und nach § 6 Abs. 1 Nr. 4 Satz 3 Nr. 3 EStG (Fahrtenbuchregelung) nur ein Viertel der An-
schaffungskosten oder vergleichbarer Aufwendungen anzusetzen. Dies gilt jedoch nur, wenn der
Bruttolistenpreis des Kraftfahrzeugs nicht mehr als 40.000 € beträgt. Zur Steigerung der Nach-
frage unter Berücksichtigung der Ziele zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität wurde der be-
stehende Höchstbetrag durch Art. 1 Nr. 2 des Zweiten Corona-Steuerhilfegesetzes v. 29.6.2020
von 40.000 € auf 60.000 € angehoben. Die Neuregelung ist seit dem 1.1.2020 anwendbar (§ 52
.................. Abs. 12 Satz 2 EStG).
S. 1092 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 22


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

c) Einführung einer degressiven AfA (§ 7 Abs. 2 EStG)


Für 2020 und 2021 ange- Mit der Neufassung von § 7 Abs. 2 EStG durch Art. 1 Nr. 3 des Zweiten Corona-Steuerhilfegeset-
schaffte oder hergestellte be- zes wird für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens, die in den Jahren 2020 und
wegliche Wirtschaftsgüter
2021 angeschafft oder hergestellt werden, die Inanspruchnahme einer degressiven AfA anstelle
der linearen AfA ermöglicht. Die degressive AfA kann nach einem unveränderlichen Prozentsatz
Hechtner, NWB 28/2020 vom jeweiligen Buchwert vorgenommen werden. Der dabei anzuwendende Prozentsatz darf
S. 2060 höchstens das 2,5fache des bei einer linearen Absetzung in Betracht kommenden Prozentsatzes
betragen und 25 % nicht übersteigen. S. dazu Seifert/Hammerl, NWB 38/2020 S. 2843, 2850 f.

Hinweis:
Soweit für ein bewegliches Wirtschaftsgut auch die Voraussetzungen zur Inanspruchnah-
me von Sonderabschreibungen (z. B. nach § 7g Abs. 5 EStG) vorliegen, können diese neben
den degressiven AfA in Anspruch genommen werden.

d) Einführung einer Sonderabschreibung für Elektronutzfahrzeuge und elektrisch betriebene


Lastenfahrräder (§ 7c EStG)
Sonderabschreibung von Durch Art. 2 Nr. 5 des Gesetzes zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität und zur
50 % der Anschaffungskosten Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften v. 12.12.2019 (BGBl 2019 I S. 2451) wurde § 7c neu
in das EStG eingefügt. § 7c EStG ermöglicht, dass bei neuen Elektronutzfahrzeugen sowie elekt-
risch betriebenen Lastenfahrrädern, die zum Anlagevermögen gehören, im Jahr der Anschaffung
neben der Absetzung für Abnutzung nach § 7 Abs. 1 EStG eine Sonderabschreibung in Höhe von
50 % der Anschaffungskosten in Anspruch genommen werden kann.
Anwendungszeitraum Die Neuregelung ist für nach dem 31.12.2019 und vor dem 1.1.2031 angeschaffte neue Elektro-
lieferfahrzeuge anzuwenden (§ 52 Abs. 15b EStG).
Vorbehalt des Inkrafttretens § 7c EStG tritt allerdings erst an dem Tag in Kraft, an dem die Europäische Kommission durch
Beschluss festgestellt hat, dass die Neuregelung entweder keine Beihilfen oder mit dem Binnen-
markt vereinbare Beihilfen darstellen (Art. 39 Abs. 7 des Gesetzes v. 12.12.2019).

e) Neue Ausgestaltung der Investitionsabzugsbeträge und Sonderabschreibungen


(§ 7g EStG)
§ 7g EStG wurde für Investitionsabzugsbeträge und Sonderabschreibungen, die in nach dem
31.12.2019 endenden Wirtschaftsjahren in Anspruch genommen werden (§ 52 Abs. 16 Satz 1
EStG), durch Art. 1 Nr. 4 des JStG 2020 neu ausgestaltet.
Neu: Vermietete Wirtschafts- Bislang waren nur Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens begünstigt, die im Jahr der Investition
güter fallen in den Anwen- und im Folgejahr ausschließlich oder fast ausschließlich im Betrieb genutzt werden. Künftig fal-
dungsbereich
len aufgrund der Änderung von § 7g Abs. 1 Satz 1 EStG auch in diesem Zeitraum vermietete
Wirtschaftsgüter in den Anwendungsbereich des § 7g EStG. Das gilt unabhängig von der Dauer
der jeweiligen Vermietung.
Neu: Anhebung der begüns- Gleichzeitig werden die nach § 7g EStG begünstigten Investitionskosten von 40 % auf 50 % ange-
tigten Investitionskosten von hoben. Durch die erweiterte Investitionsförderung soll der Liquiditätsgewinn der anspruchsbe-
40 % auf 50 %
rechtigten Unternehmen weiter gesteigert werden.
Neu: Von der Einkunftsart un- Die bislang für die einzelnen Einkunftsarten geltenden unterschiedlichen Betriebsgrößenmerk-
abhängige einheitliche Ge- male sind entfallen. Künftig gilt für alle Einkunftsarten eine einheitliche Gewinngrenze in Hö-
winngrenze
he von 200.000 € als Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Investitionsabzugsbeträgen
.................. (§ 7g Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 EStG) und Sonderabschreibungen (§ 7g Abs. 6 Nr. 1 EStG).
S. 1093 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 23


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

f) Rückgängigmachung von Investitionsabzugsbeträgen (§ 7g Abs. 3 EStG)


Nur für Investitionsabzugsbe- Investitionsabzugsbeträge sind grds. bis zum Ende des dritten auf das Wirtschaftsjahr des jewei-
träge, deren dreijährige In- ligen Abzuges folgenden Wirtschaftsjahres für begünstigte Investitionen zu verwenden. Andern-
vestitionsfrist in 2020 aus-
falls sind sie rückgängig zu machen (§ 7g Abs. 3 Satz 1 EStG). Für 2017 abgezogene Beträge stellt
läuft
sich u. U. das Problem, dass infolge der sog. Corona-Krise nicht wie geplant in 2020 investiert
werden konnte. In der Folge wären die betreffenden Investitionsabzugsbeträge rückgängig zu
machen und die daraus resultierenden Steuernachforderungen gem. § 233a AO zu verzinsen. Zur
Vermeidung dieser negativen Effekte und zur Steigerung der Liquidität der Unternehmen, wird
die Frist für Investitionsabzugsbeträge, deren dreijährige Investitionsfrist in 2020 ausläuft, um
ein Jahr auf vier Jahre verlängert (vgl. Neufassung von § 52 Abs. 16 EStG durch Art. 1 Nr. 8
Buchst. c des Zweiten Corona-Steuerhilfegesetzes, jetzt: § 52 Abs. 16 Satz 3 i. d. F. des JStG 2020).
Dadurch haben Unternehmer, die in 2020 investieren wollten, aber wegen der Corona-Krise
nicht investieren konnten, die Gelegenheit, die Investition in 2021 ohne negative steuerliche Fol-
gen nachzuholen.

g) Steuerermäßigung bei Einkünften aus Gewerbebetrieb (§ 35 EStG)


Erhöhung des Ermäßigungs- Durch Art. 1 Nr. 6 des Zweiten Corona-Steuerhilfegesetzes wurde der in § 35 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1
faktors ab 2020 und 2 EStG enthaltene Ermäßigungsfaktor (3,8) auf Vier erhöht. Diese Erhöhung soll den in den
letzten Jahren gestiegenen Gewerbesteuer-Hebesätzen Rechnung tragen. Bis zu einem Hebesatz
von bis zu 420 Prozent können damit im Einzelfall Personenunternehmer durch die Steuerermä-
ßigung nach § 35 EStG vollständig von der Gewerbesteuer entlastet werden. Die Neuregelung ist
erstmals für den Veranlagungszeitraum 2020 anzuwenden (§ 52 Abs. 34a EStG).

4. Vordruckänderungen
a) Corona-Hilfen
Corona-Hilfen Eine Textfahne im Kopfbereich des Vordrucks weist auf die Pflicht zur Übermittlung der neuen
„Anlage Corona-Hilfen“ (s. unten XXXIII) hin.

b) Betriebsbezogene Ermittlung der Begrenzung nach § 35 Abs. 1 Satz 5 EStG


Zeile 22 Das BMF-Schreiben v. 17.4.2019 (BStBl 2019 I S. 459) zur Steuerermäßigung bei Einkünften aus
Gewerbebetrieb gem. § 35 EStG ist ab dem Veranlagungszeitraum 2020 anzuwenden. Ein Ver-
weis auf das dort für frühere Veranlagungszeiträume enthaltene Antragswahlrecht ist nun nicht
.................. mehr erforderlich. Der entsprechende Klammerzusatz im Vordruck ist daher entfallen.
S. 1094 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 24


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

c) Veräußerungsgewinn
Anwendung der Tarifbegüns- Die Tarifbegünstigung i. S. des § 34 Abs. 1 Satz 1 bis 3 EStG gilt nicht für außerordentliche Ein-
tigung nach § 34 Abs. 1 EStG künfte (§ 34 Abs. 2 Nr. 1 EStG), auf die ganz oder teilweise § 6b EStG oder § 6c EStG angewandt
wird (§ 34 Abs. 1 Satz 4 EStG). Entsprechendes gilt für die Tarifbegünstigung i. S. des § 34 Abs. 3
EStG (§ 34 Abs. 3 Satz 6 EStG).
Rücklage nach § 6b Abs. 10 Enthält ein Veräußerungsgewinn i. S. der §§ 14, 14a Abs. 1, der §§ 16 und 18 Abs. 3 EStG auch
EStG steht Anwendung von nach dem Teileinkünfteverfahren steuerpflichtige Teile des Gewinns aus der Veräußerung einer
§ 34 Abs. 1 EStG nicht entge-
Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft, steht die Übertragung des Gewinns oder eines Teils des
gen
Gewinns aus der Veräußerung der Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft oder die Bildung ei-
ner Rücklage hierfür nach § 6b Abs. 10 EStG der Anwendung der Tarifbegünstigung nach § 34
Abs. 1 EStG nicht entgegen. Aus diesem Grund konnte die Gestaltung der Zeilen 33 (2019) und
37 (2019) nicht in ihrer bisherigen Form beibehalten werden.

aa) Veräußerungsgewinn, für den der Freibetrag nach § 16 Abs. 4 EStG beantragt wird
Zeilen 33, 34 Die bisherige Zeile 33 wurde in zwei Zeilen aufgegliedert.

In Zeile 33 ist nur noch die Höhe der Übertragungen von aufgedeckten stillen Reserven und/oder
die in Anspruch genommenen Rücklagen nach § 6b Abs. 1 bis 9 EStG (ggf. i. V. mit § 6c EStG) zu
erklären, während für die Höhe der Übertragungen von aufgedeckten stillen Reserven und/oder
die in Anspruch genommenen Rücklagen nach § 6b Abs. 10 EStG (ggf. i. V. mit § 6c EStG) Zeile 34
neu eingefügt wurde.

bb) Veräußerungsgewinn, für den der Freibetrag nach § 16 Abs. 4 EStG nicht beantragt wird
oder nicht zu gewähren ist
Zeilen 38, 39 Analog zur Vorgehensweise bei Zeile 33 wurde auch Zeile 37 (2019) auf zwei Zeilen verteilt.

Zeile 38 ist nur noch dann auszufüllen, wenn auf den/die Veräußerungsgewinne zumindest teil-
weise § 6b Abs. 1 bis 9 EStG (ggf. i. V. mit § 6c EStG) angewandt wurde. Die neue Zeile 39 stellt
hingegen darauf ab, dass auf den/die Veräußerungsgewinne zumindest teilweise § 6b Abs. 10
.................. EStG (ggf. i. V. mit § 6c EStG) angewandt wurde.
S. 1095 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 25


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

5. Verwaltungsvorschriften
a) Nicht abziehbare Schuldzinsen (§ 4 Abs. 4a EStG)
Korn, NWB 26/2020 Der BFH hat mit Urteil v. 3.12.2019 - X R 6/18 (BStBl 2021 II S. 77, s. unten IX, 6, a) entschieden,
S. 1898, NWB XAAAH-51656 dass der Gewinnbegriff i. S. des § 4 Abs. 4a EStG für die Ermittlung der nicht abziehbaren Schuld-
zinsen der Gewinn i. S. des § 4 Abs. 1 EStG ist. Außerbilanzielle Korrekturen werden nicht berück-
sichtigt. Die Ausführungen des BMF im Schreiben v. 2.11.2018 (BStBl 2018 I S. 1207, Rz. 8) sind
daher insoweit überholt und wurden durch das BMF-Schreiben v. 18.1.2021 (BStBl 2021 I S. 119)
an die neue Rechtsprechung angepasst.

b) Pfandgelder
Zur bilanzsteuerrechtlichen Beurteilung vereinnahmter und verausgabter Pfandgelder s. BMF-
Schreiben v. 8.12.2020 (BStBl 2020 I S. 1367).

c) Rücklage für Ersatzbeschaffungen (R 6.6 EStR)


Vorübergehende Verlänge- Die in R 6.6 Abs. 4 Satz 3 bis 6, Abs. 5 Satz 5 und 6 sowie Abs. 7 Satz 3 und 4 EStR geregelten
rung der Reinvestitionsfristen Fristen für die Ersatzbeschaffung oder Reparatur bei Beschädigung verlängern sich jeweils um
ein Jahr, wenn die genannten Fristen ansonsten in einem nach dem 29.2.2020 und vor dem
1.1.2021 endenden Wirtschaftsjahr ablaufen würden (BMF, Schreiben v. 13.1.2021, BStBl 2021 I
S. 102). S. dazu Kanzler, NWB 3/2021 S. 168.

6. Aktuelle Rechtsprechung
a) Behandlung einer Investitionszulage und nicht abziehbarer Betriebsausgaben bei der
Berechnung nicht abziehbarer Schuldzinsen nach § 4 Abs. 4a EStG
Gewinnbegriff Für Zwecke der Berechnung nicht abziehbarer Schuldzinsen nach § 4 Abs. 4a EStG ist der bilanzi-
elle Gewinn nicht um eine steuerfreie Investitionszulage zu kürzen, da sich diese positiv auf die
Kapitalentwicklung des Unternehmens auswirkt. Nicht abziehbare Betriebsausgaben i. S. des § 4
Abs. 5 Satz 1 EStG sind demgegenüber dem Gewinn für Zwecke der Berechnung der nicht ab-
ziehbaren Schuldzinsen nicht hinzuzurechnen. Dies hat der BFH in seinem Urteil v. 3.12.2019 -
X R 6/18 (BStBl 2021 II S. 77) entschieden.

b) Ermittlung des Gewinns aus der Veräußerung eines zum Betriebsvermögen gehörenden,
jedoch teilweise privat genutzten Kfz
Kanzler, NWB 4/2021 Wird ein zum Betriebsvermögen gehörendes, jedoch teilweise privat genutztes Kfz veräußert, er-
S. 254 höht der gesamte Unterschiedsbetrag zwischen Buchwert und Veräußerungserlös den Gewinn
i. S. der §§ 4 und 5 EStG. Der Umstand, dass die tatsächlich für das Fahrzeug in Anspruch genom-
mene AfA infolge der Besteuerung der Nutzungsentnahme bei wirtschaftlicher Betrachtung teil-
weise neutralisiert wird, rechtfertigt weder eine lediglich anteilige Berücksichtigung des Veräu-
ßerungserlöses bei der Ermittlung des Veräußerungsgewinns noch eine gewinnmindernde Kor-
rektur des Veräußerungsgewinns in Höhe der auf die private Nutzung entfallenden AfA. Dies hat
der BFH mit Urteil v. 16.6.2020 - VIII R 9/18 (BStBl 2020 II S. 845) entschieden.

X. Anlage Haushaltsnahe Aufwendungen – Haushaltsnahe


Beschäftigungsverhältnisse, Dienstleistungen und Handwerkerleistungen
1. Vordruckänderungen
a) Aufwendungen bei eigener Heimunterbringung
Zeile 5 Die Steuerermäßigung nach § 35a Abs. 2 Satz 2 zweiter Halbsatz EStG kann nur von der steuer-
.................. pflichtigen Person in Anspruch genommen werden, der Aufwendungen wegen ihrer eigenen Un-
S. 1096 ⇓ terbringung in einem Heim oder zu ihrer eigenen dauernden Pflege erwachsen. Für Aufwendun-
gen, die die Unterbringung oder Pflege einer anderen Person betreffen, scheidet die Steuerermä-
Kanzler, NWB 26/2020 ßigung dagegen aus (BFH, Urteil v. 3.4.2019 - VI R 19/17, BStBl 2019 II S. 445). Werden entspre-
S. 1921

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 26


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

chende Kosten durch einen Angehörigen der im Heim oder zur dauernden Pflege untergebrach-
ten steuerpflichtigen Person getragen, kann der Angehörige folglich die Steuerermäßigung nach
§ 35a EStG für diese Aufwendungen nicht in Anspruch nehmen. Aus diesem Grund wurde die
Beschreibung der Zeile 5 wie folgt konkretisiert:
„Pflege- und Betreuungsleistungen im Haushalt, bei eigener Heimunterbringung in den Heim-
kosten enthaltene Aufwendungen für Dienstleistungen die denen einer Haushaltshilfe ver-
gleichbar sind; ...“

b) Handwerkerleistungen
Zeilen 6-9 Im Bereich der Handwerkerleistungen wurden die Zeilen 7 bis 9 neu eingefügt. Dies ist dem Um-
stand geschuldet, dass regelmäßig Aufwendungen für mehrere Handwerkerleistungen vorlie-
gen, die jetzt einzeln erklärt werden können.

Die Steuerermäßigung für die Inanspruchnahme von Handwerkerleistungen gilt nicht für öf-
fentlich geförderte Maßnahmen, für die zinsverbilligte Darlehen oder steuerfreie Zuschüsse in
Anspruch genommen werden (§ 35a Abs. 3 Satz 2 EStG). Bereits im Vortext zu den Zeilen 6 bis 9
wird darauf hingewiesen, dass solche Aufwendungen hier nicht eingetragen werden dürfen.
Fördergelder des BAFA Die dortige beispielhafte Aufzählung der Darlehens- oder Zuschussgeber wurde nun um das
„BAFA“ ergänzt, da öffentliche Fördergelder auch vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhr-
kontrolle (BAFA) gewährt werden.

2. Aktuelle Rechtsprechung
a) Räumlich-funktionaler Zusammenhang zum Haushalt
Die Tarifermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen und ebenso für Handwerkerleistungen
setzt u. a. voraus, dass diese im Haushalt der steuerpflichtigen Person ausgeübt oder erbracht
werden.
Reinigung einer öffentlichen Der BFH hat nun mit Urteil v. 13.5.2020 - VI R 4/18 (NWB MAAAH-64031) entschie-den, dass die
Straße Reinigung der Fahrbahn einer öffentlichen Straße – anders als die des öffentlichen Gehwegs vor
dem Haus – nicht als haushaltsnahe Dienstleistung nach § 35a Abs. 2 EStG begünstigt ist, da sie
.................. nicht den geforderten engen Haushaltsbezug aufweist.
S. 1097 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 27


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

In der Werkstatt eines Hand- Gleichzeitig hat er festgestellt, dass in der Werkstatt eines Handwerkers erbrachte Leistungen
werkers erbrachte Arbeiten zwar für den Haushalt, aber nicht im Haushalt der steuerpflichtigen Person erbracht werden. So-
weit Arbeiten in der Werkstatt eines Handwerkers erbracht werden, sind die darauf entfallenden
Lohnkosten daher nicht nach § 35a Abs. 3 EStG begünstigt. Arbeitskosten des Handwerkers sind
ggf. im Wege der Schätzung in einen nicht begünstigten „Werkstattlohn“ und in einen begüns-
tigten „vor Ort Lohn“ aufzuteilen.

b) Keine Steuerermäßigung bei Anwendung des gesonderten Steuertarifs für Einkünfte aus
Kapitalvermögen
Die gem. § 32d Abs. 3 und 4 EStG veranlagte und dem gesonderten Tarif für Einkünfte aus Kapi-
talvermögen unterliegende Einkommensteuer kann nicht nach § 35a EStG ermäßigt werden
(BFH, Beschluss v. 28.4.2020 - VI R 54/17, BStBl 2020 II S. 544).

XI. Anlage KAP – Einkünfte aus Kapitalvermögen


1. Gesetzliche Änderungen
Ausgleichsbeschränkung für Verluste aus der ganzen oder teilweisen Uneinbringlichkeit einer Kapitalforderung, aus der Aus-
Verluste bei „wertlosen“ buchung wertloser Wirtschaftsgüter i. S. des § 20 Abs. 1 EStG, aus der Übertragung wertloser
Wirtschaftsgütern (§ 20
Wirtschaftsgüter i. S. des § 20 Abs. 1 EStG auf einen Dritten oder aus einem sonstigen Ausfall
Abs. 6 Satz 6 EStG)
von Wirtschaftsgütern i. S. des § 20 Abs. 1 EStG, die nach dem 31.12.2019 entstehen, dürfen nur
mit Einkünften aus Kapitalvermögen bis zur Höhe von 20.000 € ausgeglichen werden. Nicht ver-
rechnete Verluste können auf Folgejahre vorgetragen werden und jeweils bis zur Höhe von
20.000 € mit Einkünften aus Kapitalvermögen verrechnet werden (§ 20 Abs. 6 Satz 6 EStG i. d. F.
von Art. 5 Nr. 1 des Gesetzes zur Einführung einer Pflicht zur Mitteilung grenzüberschreitender
Steuergestaltungen v. 21.12.2019, BGBl 2019 I S. 2875, geändert durch Art. 1 Nr. 9 Buchst. b des
JStG 2020).

Hinweis:
Ausgleichsbeschränkung für Der Gesetzgeber hat durch Art. 5 Nr. 1 des Gesetzes zur Einführung einer Pflicht zur Mittei-
Verluste aus Termingeschäf- lung grenzüberschreitender Steuergestaltungen auch § 20 Abs. 6 Satz 5 EStG neu eingefügt
ten (§ 20 Abs. 6 Satz 5 EStG)
und durch Art. 1 Nr. 9 Buchst. b des JStG 2020 geändert. Danach dürfen Verluste aus Ter-
mingeschäften, insbesondere aus dem Verfall von Optionen, nur mit Gewinnen aus Ter-
mingeschäften und mit den Erträgen aus Stillhaltergeschäften ausgeglichen werden. Die
Verlustverrechnung ist beschränkt auf 20.000 €. Nicht verrechnete Verluste können auf Fol-
gejahre vorgetragen werden und jeweils bis zu einer Höhe von 20.000 € mit Gewinnen aus
Termingeschäften oder mit Stillhalterprämien verrechnet werden, wenn nach der unterjäh-
rigen Verlustverrechnung ein verrechenbarer Gewinn verbleibt. Diese Neuregelung ist aller-
dings erst auf Verluste anzuwenden, die nach dem 31.12.2020 entstehen (§ 52 Abs. 28
Satz 25 EStG).

2. Vordruckänderungen
a) Allgemeines
Neue Kennzahlen Auch wenn diese Information für die steuerpflichtigen Personen grds. nicht von Belang sein
dürfte, soll aus Gründen der Vollständigkeit an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass
sich sämtliche Kennzahlen, welche die Verwaltung für die automationstechnische Verarbeitung
der „Anlage KAP“ benötigt, verändert haben und nunmehr dreistellig dargestellt werden.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 28


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Zeilen 7-15 b) Kapitalerträge, die dem inländischen Steuerabzug unterlegen haben


Neu: Zeile 9 und 14 „frei“ Die neuen „frei“-Zeilen 9 und 14 sind der Neugestaltung der Muster der Steuerbescheinigungen
.................. geschuldet (s. unten XI, 3, a), die bereits jene Gesetzesänderungen abbilden, die erst auf Verluste
S. 1098 ⇓ anzuwenden sind, die nach dem 31.12.2020 entstehen (s. oben XI, 1) und daher erst für den Vor-
druck des Veranlagungszeitraums 2021 relevant werden.
Neu: Zeile 15 Verluste aus der ganzen oder teilweisen Uneinbringlichkeit einer Kapitalforderung, aus der Aus-
buchung wertloser Wirtschaftsgüter i. S. des § 20 Abs. 1 EStG, aus der Übertragung wertloser
Wirtschaftsgüter i. S. des § 20 Abs. 1 EStG auf einen Dritten oder aus einem sonstigen Ausfall
von Wirtschaftsgütern i. S. des § 20 Abs. 1 EStG sind aufgrund der Einführung der neuen Verrech-
nungsregelung (s. oben IX, 1) ab dem Veranlagungszeitraum 2020 gesondert in der neu einge-
fügten Zeile 15 zu erklären. Sie können grds. der Steuerbescheinigung des Kreditinstituts ent-
nommen werden (BMF, Schreiben v. 11.11.2020, BStBl 2020 I S. 1134, Rz. 34a und 78, s. unten XI,
3, a).

Zeilen 18-26 c) Kapitalerträge, die nicht dem inländischen Steuerabzug unterlegen haben
Neu: Zeile 25 Die Ausführungen zum Abschnitt „Kapitalerträge, die dem inländischen Steuerabzug unterlegen
haben“ (s. oben XI, 2, b) gelten hier grds. entsprechend. Bei ausländischen Kreditinstituten sind
die Verluste allerdings nicht aus einer Steuerbescheinigung, sondern aus den Abrechnungsun-
terlagen des Kreditinstituts zu entnehmen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 29


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

d) Kapitalerträge, die der tariflichen Einkommensteuer unterliegen


Zeilen 27-34 Der bisher auf der ersten Seite des Vordrucks zu findende Abschnitt, in dem die Kapitalerträge zu
erklären sind, die der tariflichen Einkommensteuer unterliegen (in 2019: Zeilen 20 bis 27), wurde
.................. auf die zweite Seite verschoben. Änderungen finden sich ausschließlich in Zeile 29 (in 2019: Zei-
S. 1099 ⇓ le 22). Der erste Teil der Änderung besteht lediglich aus einer redaktionellen Anpassung der Zei-
lenbeschreibung, die sich jetzt an den Wortlaut der Zeile 28 anlehnt („Gewinne aus der Veräuße-
rung oder Einlösung von Kapitalanlagen aus sonstigen Kapitalforderungen jeder Art, aus stiller
Gesellschaft und partiarischen Darlehen“. Der zweite Teil der Änderung resultiert hingegen aus
der Umsetzung der Neuregelung in § 20 Abs. 6 Satz 6 EStG (s. oben IX, 1) und besteht in der Er-
gänzung „Verluste aus der ganzen oder teilweisen Uneinbringlichkeit der Kapitalforderungen“.

e) Kapitalerträge, für die die ermäßigte Besteuerung nach § 34 Abs. 1 EStG anzuwenden
ist
Neu! Zeilen 35-36 Die „Anlage KAP“ bot bislang nicht die Möglichkeit Kapitalerträge zu erklären, die gem. § 34
Abs. 1 EStG ermäßigt zu besteuern sind. Durch die Einfügung der Zeilen 35 und 36 wird insoweit
Abhilfe geschaffen.

In Zeile 35 sind die abgeltend zu besteuernden Kapitalerträge (mit und ohne inländischen Steu-
erabzug) einzutragen, die nach § 34 EStG ermäßigt besteuert werden sollen. In Zeile 36 sind hin-
gegen die Kapitalerträge zu erklären, die der tariflichen Einkommensteuer unterliegen und nach
§ 34 EStG ermäßigt besteuert werden sollen.

Hinweis:
Soweit die in Zeile 36 zu erklärenden Kapitalerträge auf laufende Einkünfte aus einer unter-
nehmerischen Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft entfallen (Zeile 32), ist die Kürzung
der Erträge aufgrund des Teileinkünfteverfahrens bereits zu berücksichtigen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 30


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

3. Verwaltungsanweisungen
a) Ausstellung von Steuerbescheinigungen (§ 45a Abs. 2 und 3 EStG)
Neue Muster Die Ausstellung von Steuerbescheinigungen für Kapitalerträge nach § 45a Abs. 2 und 3 EStG, die
nach dem 31.12.2016 zufließen, thematisiert das BMF-Schreiben v. 15.12.2017 (BStBl 2018 I
.................. S. 13). Dieses zuletzt durch das BMF-Schreiben v. 27.6.2018 (BStBl 2018 I S. 805) ergänzte Schrei-
S. 1100 ⇓ ben wurde im Hinblick auf die letzten gesetzlichen Neuregelungen erneut überarbeitet (BMF,
Schreiben v. 11.11.2020, BStBl 2020 I S. 1134). Dabei wurden auch die Muster der Steuerbeschei-
nigungen angepasst.

b) Einzelfragen Abgeltungsteuer
Das BMF hat das Urteil des BFH v. 16.6.2020 - VIII R 7/17 (BStBl 2021 II S. 9; s. unten IX, 4, b) zum
Anlass genommen, Rz. 57 des BMF-Schreibens v. 18.1.2016 (BStBl 2016 I S. 85) neu zu fassen
(BMF, Schreiben v. 19.2.2021, BStBl 2021 I S. 296).

4. Aktuelle Rechtsprechung
a) Anwendung des Abgeltungsteuersatzes bei der Darlehensgewährung an eine GmbH durch
eine dem Anteilseigner nahe stehende Person
Meinert/Heeke, NWB § 32d Abs. 2 Nr. 1 Buchst. a EStG ist kein Auffangtatbestand für den Ausschluss von Kapitalerträ-
1/2021 S. 30 gen gem. § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG aus dem gesonderten Tarif (§ 32d Abs. 1 EStG), wenn die Voraus-
setzungen des Ausschlussgrundes gem. § 32d Abs. 2 Nr. 1 Buchst. b EStG nicht erfüllt sind (BFH,
Urteil v. 16.6.2020 - VIII R 5/17, BStBl 2020 II S. 807).

b) Gewinn aus der Veräußerung von Inhaberschuldverschreibungen


Gold Bullion Securities Im Anschluss an sein Urteil v. 12.5.2015 - VIII R 35/14 (BStBl 2015 II S. 834) hat der BFH entschie-
den, dass der Gewinn aus der Veräußerung an der Börse gehandelter Inhaberschuldverschrei-
bungen, die einen Anspruch gegen die Emittentin auf Lieferung physischen Goldes verbrieften
und den aktuellen Goldpreis abbildeten (z. B. „Gold Bullion Securities“), dann nicht nach § 20
Abs. 2 Satz 1 Nr. 7 i. V. mit Abs. 1 Nr. 7 EStG steuerpflichtig ist, wenn die Emittentin verpflichtet
ist, das ihr zur Verfügung gestellte Kapital nahezu vollständig zum Erwerb von Gold einzusetzen.
Dies gilt entgegen dem BMF-Schreiben v. 18.1.2016 (BStBl 2016 I S. 85, Rz. 57) auch dann, wenn
nach den Emissionsbedingungen der Inhaber bei der Kündigung der Schuldverschreibungen
statt der Lieferung des verbrieften Goldes die Auszahlung des Erlöses aus dem Verkauf des für
ihn hinterlegten Goldes verlangen kann. Auch in diesem Fall wird primär eine Sachleistung ge-
schuldet (BFH, Urteil v. 16.6.2020 - VIII R 7/17, BStBl 2021 II S. 9).

5. Anhängige Verfassungsbeschwerden
Zeile 26: Zinsen auf Steuer- Zur Steuerpflicht von Erstattungszinsen (§ 233a AO) sind die Verfassungsbeschwerden mit den
erstattungen Az. 2 BvR 2671/14 (vorhergehend: BFH, Urteil v. 24.6.2014 - VIII R 28/12), 2 BvR 2674/14 (vorher-
gehend: BFH, Urteil v. 24.6.2014 - VIII R 29/12, BStBl 2014 II S. 998) und 2 BvR 1711/15 (vorher-
gehend: BFH, Urteil v. 15.4.2015 - VIII R 30/13) weiter anhängig.

XII. Anlage KAP-BET – Einkünfte aus Kapitalvermögen/Anrechnung von


Steuern lt. gesonderter und einheitlicher Feststellung (Beteiligungen)
Anpassungen analog zur „An- Die Gründe der zur „Anlage KAP“ beschriebenen Vordruckänderungen (s. oben XI, 2, a-d) greifen
lage KAP“ auch auf die Erträge durch, die gesondert und einheitlich festgestellt werden und auf der „Anla-
.................. ge KAP-BET“ zu erklären sind. Diese enthält daher analoge Vordruckanpassungen.
S. 1101 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 31


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

XIII. Anlage KAP-INV – Investmenterträge, die nicht dem inländischen


Steuerabzug unterlegen haben
1. Überschrift
Ronig, Investmentfonds, Für die aufgrund des InvStG erforderlichen Erklärungen zu Investmenterträgen, die nicht dem in-
infoCenter, NWB ländischen Steuerabzug unterlegen haben (z. B. bei im Ausland verwahrten Investmentanteilen),
MAAAB-05369 ist die „Anlage KAP-INV“ vorgesehen. Der bislang in Parenthese der Vordrucküberschrift beige-
stelle Hinweis „Ohne Erträge aus Kapital-Investitionsgesellschaften“ wurde entfernt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 32


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Der Grund hierfür kann der zur Anlage gehörigen Anleitung entnommen werden. Danach sind
Kapital-Investitionsgesellschaften seit dem 1.1.2018 nach dem Investmentsteuergesetz zu be-
steuern und seit diesem Zeitpunkt entstehende Veräußerungsgewinne/-verluste daher auf der
„Anlage KAP-INV“ zu erklären. Der fiktive Veräußerungsgewinn/-verlust zum 31.12.2017 eines
Alt-Anteils an einer Kapital-Investitionsgesellschaft ist hingegen in Zeile 19 der „Anlage KAP“ zu
.................. erklären.
S. 1102 ⇓
2. Redaktionelle Vordruckanpassungen
Aufgrund der Neufassung des § 2 Abs. 9 InvStG durch Art. 17 des Gesetzes zur weiteren steuerli-
chen Förderung der Elektromobilität und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften
v. 12.12.2019 (BGBl 2019 I S. 2451) wurde
Zeilen 6, 11, 20 ▶ in den Zeilen 6, 11 und 20 jeweils die Rechtsgrundlage präzisiert („§ 2 Abs. 9 Satz 1 InvStG“)
sowie
Zeilen 7, 12, 23 ▶ in den Zeilen 7, 12 und 23 jeweils die Zeilenbeschreibung angepasst („Auslands-Immobili-
enfonds i. S. d. § 2 Abs. 9 Satz 2 InvStG, die die Voraussetzungen des § 20 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2
InvStG erfüllen (vor Teilfreistellung)“.

3. Ermittlung der Vorabpauschalen


Zeilen 31-46 a) Allgemeines
Die Abschnittsüberschrift wurde zur Verdeutlichung um die Aussage „Für Investmentanteile, die
bis zum 31.12.2019 veräußert wurden, ist keine Vorabpauschale zu berechnen.“ ergänzt.

b) Basisertrag
Der Basisertrag wird ermittelt durch Multiplikation des Rücknahmepreises des Investmentan-
teils zu Beginn des Kalenderjahres mit 70 % des Basiszinses nach § 18 Abs. 4 InvStG (§ 18 Abs. 1
Satz 2 InvStG). Wird kein Rücknahmepreis festgesetzt, tritt der Börsen- oder Marktpreis an die
Stelle des Rücknahmepreises (§ 18 Abs. 1 Satz 4 InvStG).
Zeile 35 Der gem. § 18 Abs. 4 InvStG zu berücksichtigende Basiszins beträgt 0,52 % (vgl. BMF-Schreiben
v. 9.1.2019, BStBl 2019 I S. 58). 70 % des Basiszinses entsprechen 0,364 %; dieser Multiplikator ist
in Zeile 35 vorgegeben.

c) Unterjähriger Erwerb
Zeile 43 Unterschreiten die Ausschüttungen den Basisertrag (das Ergebnis in Zeile 42 ist positiv), kommt
ggf. noch eine Kürzung dieses Betrags in Betracht. Im Jahr des Erwerbs der Investmentanteile
vermindert sich die Vorabpauschale um ein Zwölftel für jeden vollen Monat, der dem Monat des
Erwerbs vorangeht (§ 18 Abs. 2 InvStG). Der Kürzungsbetrag je Anteil ist in diesem Fall in Zeile 43
darzustellen. Zur Klarstellung, dass sich die Abfrage in Zeile 43 auf den unterjährigen Erwerb „im
Jahr 2019“ bezieht, wurde der Leittext vor der Zeile entsprechend ergänzt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 33


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

XIV. Anlage Kind


1. Angaben zum Kind
a) Anspruch auf Kindergeld
Zeile 6 Das Kindergeld beträgt 2020 monatlich für erste und zweite Kinder jeweils 204 € (jährlich je-
weils 2.448 €), für dritte Kinder 210 € (jährlich 2.520 €) und für das vierte und jedes weitere Kind
jeweils 235 € (jährlich jeweils 2.820 €).
Kinderbonus Bei der Eintragung des Anspruchs auf Kindergeld in Zeile 6 ist zu beachten, dass aufgrund der
.................. Änderung von § 66 Abs. 1 EStG durch Art. 1 Nr. 9 des Zweiten Corona-Steuerhilfegesetzes für je-
S. 1103 ⇓ des Kind, für das für mindestens einen Kalendermonat im Kalenderjahr 2020 ein Anspruch auf
Kindergeld bestand, ein sog. Kinderbonus von insgesamt 300 € gezahlt wurde. Der Kinderbonus
wird als Kindergeld im Rahmen der Vergleichsberechnung nach § 31 Satz 4 EStG berücksichtigt
und ist daher ebenfalls in Zeile 6 einzutragen.

Hinweis:
Kindergelderhöhung 2021 Für Zahlungszeiträume, die nach dem 31.12.2020 beginnen, wurde das Kindergeld in ei-
nem weiteren Schritt erhöht (vgl. Art. 1 Nr. 9 des Zweiten Familienentlastungsgesetzes). Es
beträgt dann monatlich für erste und zweite Kinder jeweils 219 € (jährlich jeweils 2.628 €),
für dritte Kinder 225 € (jährlich 2.700 €) und für das vierte und jedes weitere Kind jeweils
250 € (jährlich jeweils 3.000 €).

b) Freibeträge für Kinder (§ 32 Abs. 6 EStG)


Erhöhung Kinderfreibetrag Aufgrund der Änderung von § 32 Abs. 6 Satz 1 EStG durch Art. 3 Nr. 1 des Familienentlastungsge-
2020 setzes erhöht sich der Kinderfreibetrag für 2020 von 2.490 € auf nunmehr 2.586 €.

Hinweis:
Erhöhung 2021 Zum Veranlagungszeitraum 2021 erfolgt eine weitere Anhebung des Kinderfreibetrags von
2.586 € auf dann 2.730 € sowie eine Erhöhung des Freibetrags für den Betreuungs- und Er-
ziehungs- oder Ausbildungsbedarf von 1.320 € auf 1.464 € (vgl. Art. 1 Nr. 1 des Zweiten Fa-
milienentlastungsgesetzes).

c) Wohnsitz
Zeilen 8-9 Die Abfragen zum Wohnsitz des Kindes wurden neu strukturiert. Zeile 8 ist nun ausschließlich
für Angaben zu einem inländischen Wohnsitz vorgesehen, während Zeile 9 Erklärungen zu ei-
nem ausländischen Wohnsitz aufnimmt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 34


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

2. Angaben für ein volljähriges Kind


Zeile 20 (2019) entfallen Aufgrund der Verlängerungstatbestände zur Berücksichtigung eines volljährigen Kindes (§ 32
Abs. 5 EStG) konnte im Abschnitt „Angaben für ein volljähriges Kind“ bislang dargelegt werden,
in welchem Zeitraum das Kind den gesetzlichen Grundwehr-/Zivildienst oder einen davon be-
freienden Dienst geleistet hat (in 2019: Zeile 20). § 32 Abs. 5 EStG ist allerdings nur noch anzu-
wenden, wenn das Kind den Dienst oder die Tätigkeit vor dem 1.7.2011 begonnen hat (§ 52
Abs. 32 Satz 2 EStG). Folglich sind im Veranlagungszeitraum 2020 keine Anwendungsfälle mehr
denkbar, so dass die Zeile 20 ersatzlos entfallen ist.

3. Beiträge zur ausländischen Kranken- und Pflegeversicherung


Zeilen 41-42 In Zeile 41 können – wie bisher – Beiträge (abzüglich steuerfreier Zuschüsse und/oder Erstattun-
gen) zu ausländischen Kranken- und Pflegeversicherungen des Kindes, die mit inländischen ge-
setzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen vergleichbar, erklärt werden. Zur Klarstellung,
.................. dass hier nur Beiträge zur Basisabsicherung einzutragen sind, darüber hinausgehende Beiträge
S. 1104 ⇓ jedoch in Zeile 34 zu erklären sind, wurde eine diesbezügliche Erläuterung direkt im Vordruck
aufgenommen.

4. Übertragung des Freibetrags für den Betreuungs- und Erziehungs-


oder Ausbildungsbedarf
Keine Übertragung des dem Der BFH hat mit seinen Urteilen v. 22.4.2020 - III R 61/18 (NWB WAAAH-61586) und III R 25/19
anderen Elternteil zustehen- (NWB CAAAH-61584) entschieden, dass für ein über 18 Jahre altes Kind eine Übertragung des
den BEA-Freibetrags nach
dem anderen Elternteil zustehenden einfachen Freibetrags für den Betreuungs- und Erziehungs-
Volljährigkeit des Kindes
oder Ausbildungsbedarf (BEA-Freibetrag) nach dem eindeutigen Wortlaut des Gesetzes nicht
vorgesehen ist.
Zeile 43 In den Entscheidungsgründen (III R 25/19, Rz. 30) weist er darauf hin, dass Zeile 43 der „Anlage
Kind“ die Übertragung des BEA-Freibetrags für volljährige Kinder in unzulässiger Weise mit der
Übertragung des Kinderfreibetrags verknüpft.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 35


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Hinweis:
Die Urteile v. 22.4.2020 wurden erst nach Redaktionsschluss für die Vordrucke des Veranla-
gungszeitraums 2020 veröffentlicht. Die „Anlage Kind“ 2020 enthält daher noch die vom
BFH kritisierte Darstellung.

Gesetzliche Anpassung? In seiner Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung der Entlastung von
Abzugsteuern und der Bescheinigung von Kapitalertragsteuer (Abzugsteuerentlastungsmoder-
nisierungsgesetz – AbzStEntModG) hat der Bundesrat im Hinblick auf die Urteile des BFH gebe-
ten, im weiteren Gesetzgebungsverfahren zu prüfen, ob eine gesetzliche Änderung der Regelun-
gen in § 32 Abs. 6 EStG zur Übertragbarkeit und zur Berücksichtigung der Freibeträge für Kinder
und deren Auswirkung auf die Freistellung des Kindesexistenzminimums in § 31 EStG erforder-
lich ist, da infolge der o. g. Rechtsprechung einem alleinerziehenden Elternteil der halbe BEA-
Freibetrag für das volljährige Kind verwehrt werde, obwohl er die Unterhaltslasten des Kindes
alleine trägt. Dadurch werde dem alleinerziehenden Elternteil die verfassungsrechtlich notwen-
dige Steuerfreistellung der (hälftigen) Bedarfe für Betreuung und Erziehung oder Ausbildung
vorenthalten (BR-Drucks. 50/21 (B)).

5. Entlastungsbetrag für Alleinerziehende (§ 24b EStG)


Zeilen 49-54 Die Abfragen in den Zeilen 49 bis 54 dienen der Prüfung, ob und in welcher Höhe einer alleiner-
ziehenden Person der Entlastungsbetrag gem. § 24b EStG zusteht. Gehört zum Haushalt der al-
leinstehenden Person ein Kind i. S. des § 24b Abs. 1 EStG, beträgt der Entlastungsbetrag 1.908 €
.................. (§ 24b Abs. 2 Satz 1 EStG).
S. 1105 ⇓ Aufgrund der Anfügung von § 24b Abs. 2 Satz 3 EStG durch Art. 1 Nr. 5 des Zweiten Corona-Steu-
Erhöhung für 2020 und 2021 erhilfegesetzes erhöht sich dieser Betrag für die Veranlagungszeiträume 2020 und 2021 jeweils
um 2.100 € auf 4.008 €.

Hinweis:
Die durch das Zweite Corona-Steuerhilfegesetz eingeführte und auf die Veranlagungszeit-
räume 2020 und 2021 begrenzte Anhebung wird durch Art. 3 Nr. 1 des JStG 2020 ab dem
Veranlagungszeitraum 2022 entfristet.

Erhöhungskomponente für Für jedes weitere Kind i. S. des § 24b Abs. 1 EStG erhöht sich der Entlastungsbetrag – wie bisher –
weitere Kinder wie bisher um 240 € je weiterem Kind (§ 24b Abs. 2 Satz 2 EStG).

6. Übertragung des Behinderten- und/oder Hinterbliebenen-Pauschbetrags


Zeilen 68-72 Die Abfragen zur Übertragung des Behinderten-Pauschbetrags eines Kindes wurden in den Zei-
len 69 und 70 – analog der „Anlage Außergewöhnliche Belastungen“ (s. oben V, 1) – präzisiert.
Eine materiell-rechtliche Änderung ist damit nicht verbunden.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 36


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

XV. Anlage L – Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft


1. Standardisierte Einnahmenüberschussrechnung; Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung
Die Ausführungen zur „Anlage G“ zur standardisierten Einnahmenüberschussrechnung (s. oben
IX, 1) und zur Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung (s. oben XI, 2) gelten für die „Anlage L“
entsprechend.

2. Gewinnermittlung nach § 13a EStG


Elektronische Übermittlung Ermittlungen des Gewinns aus Land- und Forstwirtschaft nach Durchschnittssätzen sind grds.
obligatorisch nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz durch Datenfernübertragung spätestens mit der
Steuererklärung zu übermitteln (§ 13a Abs. 3 Satz 4 EStG; s. oben I, 3).
„Härtefall“-Regel Eine Ausnahme bildet auch hier nur die sog. Härtefall-Regel, nach der die Finanzbehörde zur Ver-
meidung unbilliger Härten auf Antrag auf eine elektronische Übermittlung verzichten kann; in
diesem Fall ist der Steuererklärung eine Gewinnermittlung nach amtlich vorgeschriebenem Vor-
druck beizufügen (§ 13a Abs. 3 Satz 5 EStG).

3. Gesetzliche Änderungen
Die zur „Anlage G“ dargestellten gesetzlichen Änderungen (s. oben IX, 3, a bis f) gelten auch für
.................. den Bereich der Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft.
S. 1106 ⇓
4. Änderungen der EStDV
a) Wirtschaftsjahr
Kalenderjahr als Wirtschafts- Aufgrund der Neufassung von § 8c Abs. 2 Satz 1 EStDV durch Art. 1 Nr. 1 der Fünften Verordnung
jahr zur Änderung steuerlicher Verordnungen v. 25.6.2020 (BGBl 2020 I S. 1495) können land- und
forstwirtschaftliche Betriebe nun auch das Kalenderjahr als Wirtschaftsjahr bestimmen. Die
Neufassung kann erstmals für Wirtschaftsjahre angewendet werden, die nach dem 31.12.2018
beginnen (§ 84 Abs. 2 EStDV).

b) Mitteilungspflichten bei Beihilfen aus öffentlichen Mitteln


Durch Art. 1 Nr. 2 der Fünften Verordnung zur Änderung steuerlicher Verordnungen wurde § 52
EStDV neu eingefügt. Danach sind Behörden und andere öffentliche Stellen i. S. von § 6 Abs. 1
bis 1e AO als mitteilungspflichtige Stellen verpflichtet, der für die Besteuerung des Zahlungs-
empfängers nach dem Einkommen zuständigen Finanzbehörde eine Mitteilung zu übermitteln,

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 37


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

wenn von dieser einer als Land- und Forstwirt tätigen natürlichen Person, Personenvereinigung
oder juristischen Person Beihilfen aus öffentlichen Mitteln der Europäischen Union, des Bundes
oder eines Landes gewährt werden. Von der Mitteilungspflicht ausgenommen sind Förderkredi-
te, Gewährleistungen, Bürgschaften, Garantien und Beteiligungen.
Erstmalige Anwendung Das BMF wird im Bundessteuerblatt den Veranlagungszeitraum bekanntgeben, ab dem die Re-
gelung des § 52 EStDV erstmals anzuwenden ist (§ 84 Abs. 3b Satz 2 EStDV).

5. Vordruckänderungen
a) Corona-Hilfen
Corona-Hilfen Eine Textfahne im Kopfbereich des Vordrucks weist auf die Pflicht zur Übermittlung der neuen
„Anlage Corona-Hilfen“ (s. unten XXXIII) hin.

b) Veräußerungsgewinn
Korrespondierend zu den Anpassungen der „Anlage G“ (s. oben IX, 4, c) erfolgen die Änderungen
der „Anlage L“.
Zeilen 33-34 Die bisherige Zeile 33 wurde in zwei Zeilen aufgegliedert.

Zeilen 38-39 Und auch Zeile 37 (2019) wurde auf zwei Zeilen verteilt.
..................
S. 1107 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 38


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

6. Aktuelle Rechtsprechung
Steuerfreie Entnahme einer Die steuerfreie Entnahme einer Wohnung aus dem land- und forstwirtschaftlichen Betriebsver-
Wohnung mögen gem. § 13 Abs. 4 Satz 6 Nr. 2 EStG (nach dem 31.12.1998) ist nach einer Entscheidung des
BFH nur möglich, wenn es sich hierbei um ein Baudenkmal handelt (BFH, Urteil v. 16.1.2020 -
Kanzler, NWB 22/2020 VI R 22/17, BStBl 2020 II S. 639).
S. 1603, NWB OAAAH-49385
XVI. Anlage N – Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit
1. Gesetzliche Änderungen
a) Zuschüsse des Arbeitgebers zum (Saison-)Kurzarbeitergeld (§ 3 Nr. 28a EStG)
Durch Art. 1 Nr. 1 Buchst. b des Corona-Steuerhilfegesetzes v. 19.6.2020 (BGBl 2020 I S. 1385)
wurde § 3 Nr. 28a EStG neu eingefügt. Danach werden – entsprechend der sozialversicherungs-
rechtlichen Behandlung – die Zuschüsse des Arbeitgebers zum Kurzarbeitergeld und Saison-
Kurzarbeitergeld, soweit sie zusammen mit dem Kurzarbeitergeld 80 Prozent des Unterschieds-
betrags zwischen dem Soll-Entgelt und dem Ist-Entgelt nach § 106 SGB III nicht übersteigen, für
Lohnzahlungszeiträume steuerfrei gestellt, die nach dem 29.2.2020 beginnen und vor dem
1.1.2021 enden. Die Befristung wurde durch Art. 2 Nr. 1 Buchst. e des JStG 2020 auf Lohnzah-
lungszeiträume, die vor dem 1.1.2022 enden, verlängert.

b) Mehraufwendungen für Verpflegung für Berufskraftfahrer (§ 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5b EStG)


§ 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5b EStG wurde durch Art. 2 Nr. 7 Buchst. a des Gesetzes zur weiteren steuer-
lichen Förderung der Elektromobilität und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften ein-
gefügt. Danach stellen auch notwendige Mehraufwendungen, die einem Arbeitnehmer wäh-
rend seiner auswärtigen beruflichen Tätigkeit auf einem Kraftfahrzeug des Arbeitgebers oder ei-
nes vom Arbeitgeber beauftragten Dritten im Zusammenhang mit einer Übernachtung in dem
Kraftfahrzeug für Kalendertage entstehen, an denen der Arbeitnehmer eine Verpflegungspau-
schale nach § 9 Abs. 4a Satz 3 Nr. 1 und 2 sowie § 9 Abs. 4a Satz 5 EStG zur Nr. 1 und 2 beanspru-
chen könnte, Werbungskosten dar.
Pauschale anstelle tatsächli- Anstelle der tatsächlichen Aufwendungen, die dem Arbeitnehmer im Zusammenhang mit einer
cher Aufwendungen Übernachtung in dem Kraftfahrzeug entstehen, kann im Kalenderjahr einheitlich eine Pauschale
von 8 € für jeden Kalendertag berücksichtigt werden, an dem der Arbeitnehmer eine Verpfle-
gungspauschale nach § 9 Abs. 4a Satz 3 Nr. 1 und 2 sowie § 9 Abs. 4a Satz 5 EStG zur Nr. 1 und 2
beanspruchen könnte.

c) Mehraufwendungen für Verpflegung (§ 9 Abs. 4a Satz 3 EStG)


Anhebung der Pauschalen Gleichzeitig wurden durch Art. 2 Nr. 7 Buchst. b des Gesetzes zur weiteren steuerlichen Förde-
rung der Elektromobilität und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften die in § 9 Abs. 4a
EStG enthaltenen Pauschalen zur Abgeltung von Mehraufwendungen für Verpflegung angeho-
.................. ben. Sie betragen ab dem Veranlagungszeitraum 2020
S. 1108 ⇓ ▶ 28 € für jeden Kalendertag, an dem die steuerpflichtige Person 24 Stunden von ihrer Woh-
nung und ersten Tätigkeitsstätte abwesend ist,
▶ jeweils 14 € für den An- und Abreisetag, wenn die steuerpflichtige Person an diesem, ei-
nem anschließenden oder vorhergehenden Tag außerhalb ihrer Wohnung übernachtet,
▶ 14 € für den Kalendertag, an dem die steuerpflichtige Person ohne Übernachtung außer-
halb ihrer Wohnung und der ersten Tätigkeitsstätte abwesend ist.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 39


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

d) Sog. Homeoffice-Pauschale (§ 9 Abs. 5 Satz 1 i. V. mit § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG)


Aufgrund der sinngemäßen Anwendung von § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG im Bereich der Wer-
bungskosten aus nichtselbständiger Arbeit gelten die Ausführungen zur „Anlage G“ (s. oben IX,
3, a) entsprechend.

2. Vordruckänderungen
Zeile 28 a) Lohnersatzleistungen
Arbeitgeberzuschüsse zum Die nach § 3 Nr. 28a EStG steuerfrei gestellten Zuschüsse eines Arbeitgebers zum (Saison-)Kurz-
Kurzarbeitergeld arbeitergeld (s. oben XVI, 1, a) unterliegen aufgrund der Ergänzung von § 32b Abs. 1 Satz 1 Nr. 1
Buchst. g EStG durch Art. 2 Nr. 2 des Corona-Steuerhilfegesetzes dem Progressionsvorbehalt. Die
Aufzählung in Zeile 28 wurde daher entsprechend ergänzt.

b) Entfernungspauschale
Zeilen 31-34 Damit die Angaben der steuerpflichtigen Personen zur Anzahl der Tage überprüft werden kön-
nen, an denen sie ihre erste Tätigkeitsstätte, ihren Sammelpunkt oder ihr Tätigkeitsgebiet aufge-
sucht haben, werden bislang bereits die im jeweiligen Zeitraum liegenden Urlaubs- und Krank-
heitstage abgefragt.
Heimarbeitstage In den letzten Jahren hat die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt das Arbeiten in vie-
len Bereichen unabhängiger von Zeit und Raum gemacht. Immer mehr Arbeitnehmern wird es
ermöglicht, von zu Hause zu arbeiten. Die Vordruckgestaltung greift diese Entwicklung auf, in-
dem neben den Urlaubs- und Krankheitstagen nun auch die „Heimarbeitstage“ abgefragt wer-
den.
Dienstreisetage Diese Ergänzung wurde zum Anlass genommen, ebenso die Zahl der Dienstreisetage abzufra-
gen.

c) Weitere Werbungskosten
Zeilen 46-48 Die sog. Homeoffice-Pauschale (s. oben IX, 3, a; XVI, 1, d) wurde erst weit nach Redaktionsschluss
zu den Vordrucken 2020 vom Gesetzgeber beschlossen und konnte daher (noch) nicht in der
.................. „Anlage N“ gesondert dargestellt werden.
S. 1109 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 40


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Sog. Homeoffice-Pauschale Dessen ungeachtet kann sie in den Zeilen 47/48 als sonstige Werbungskosten geltend gemacht
werden.

Hinweis:
Eine Eintragung in Zeile 44 (Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer) kommt nicht
in Betracht, da eine Voraussetzung für die Geltendmachung der Pauschale ist, dass kein
häusliches Arbeitszimmer vorliegt oder auf den Abzug der Aufwendungen für ein häusli-
ches Arbeitszimmer verzichtet wird.

d) Reisekosten bei beruflich veranlassten Auswärtstätigkeiten


Zeilen 61-66 Reisekosten bei beruflich veranlassten Auswärtstätigkeiten (in 2019: Zeilen 49 bis 57) werden im
Veranlagungszeitraum 2020 erst auf der dritten Seite des Vordrucks (Zeilen 61 bis 66) abgefragt.
Aufgrund der Verschiebung konnte die bisher zusammengefasste Abfrage der Fahrt- und Über-
nachtungskosten sowie der Reisenebenkosten (in 2019: Zeile 50) aufgegliedert werden. Die Ab-
frage der Fahrtkosten erfolgt nunmehr in Zeile 62. Die Übernachtungskosten können jetzt ge-
sondert in Zeile 63 und die Reisenebenkosten in Zeile 64 angegeben werden.

Neu! Pauschale für Berufs- Berufskraftfahrer können anstelle der tatsächlich entstandenen Aufwendungen, die ihnen im
kraftfahrer Zusammenhang mit einer Übernachtung in einem Kraftfahrzeug entstehen, eine Pauschale in
Höhe von 8 € für jeden Kalendertag erhalten, für den sie eine Pauschale für Verpflegungsmeh-
raufwendungen beanspruchen können (s. oben XVI, 1, b). Die Pauschale kann durch Angabe der
entsprechenden Zahl der Tage in Zeile 65 geltend gemacht werden.

Hinweis:
Das Wahlrecht zwischen tatsächlichen Kosten (Zeile 63) und der Pauschale (Zeile 65) kann
im Kalenderjahr nur einheitlich ausgeübt werden.

e) Mehraufwendungen für Verpflegung


Zeilen 67-72 Auch die Abfragen zur Geltendmachung der Pauschalen für Mehraufwendungen für Verpfle-
gung (in 2019: Zeilen 52 bis 57) wurden auf die dritte Seite des Vordrucks verschoben. Inhaltli-
che Änderungen haben sich dadurch nicht ergeben. Zur Erhöhung der Pauschalen ab dem Veran-
.................. lagungszeitraum 2020 s. oben XVI, 1, c.
S. 1110 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 41


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

f) Werbungskosten in Sonderfällen
Zeilen 73-78 Werbungskosten in Sonderfällen (in 2019: Zeilen 91 bis 96) können im Veranlagungszeitraum
2020 bereits auf der dritten Vordruckseite (Zeilen 73 bis 78) geltend gemacht werden. Inhaltlich
haben sich durch die Umgliederung dieses Abschnitts keine Änderungen ergeben.

g) Doppelte Haushaltsführung
Zeilen 91-117 Der Abschnitt „Doppelte Haushaltsführung“ (in 2019: Seite 3, Zeilen 61 bis 87) bildet auf der
vierten Seite des Vordrucks nunmehr den Abschluss. Trotz der Verschiebung haben sich die In-
halte der Abfragen zum vorangegangenen Veranlagungszeitraum nicht verändert.

3. Verwaltungsvorschriften
a) Umzugskosten
Zeilen 46-48: Umzugsbeding- Die für umzugsbedingte Unterrichtskosten und sonstige Umzugsauslagen für die Zeiträume ab
te Unterrichtskosten und dem 1.3.2018, ab dem 1.4.2019 und ab dem 1.3.2020 maßgebenden Werte können dem BMF-
sonstige Umzugsauslagen
Schreiben v. 21.9.2018 (BStBl 2018 I S. 1027) entnommen werden. Ab dem 1.6.2020 gelten die
Werte des BMF-Schreibens v. 20.5.2020 (BStBl 2020 I S. 544).

b) Pauschbeträge für Mehraufwendungen für Verpflegung


Zeile 71: Pauschbeträge bei Bei einer Tätigkeit im Ausland treten an die Stelle der inländischen Pauschbeträge (Zeilen 67
einer Auswärtstätigkeit im bis 69) länderweise unterschiedliche Pauschbeträge (§ 9 Abs. 4a Satz 5 EStG). Für den Veranla-
Ausland
gungszeitraum 2020 gelten die Werte des BMF-Schreibens v. 15.11.2019 (BStBl 2019 I S. 1254).

Hinweis:
Zu den Pauschbeträgen für den Veranlagungszeitraum 2021 s. BMF-Schreiben v. 3.12.2020
(BStBl 2020 I S. 1256).

c) Reisekosten von Arbeitnehmern


Grundsatzschreiben neu ge- Zur steuerlichen Beurteilung der Reisekosten von Arbeitnehmern gelten die mit dem BMF-
fasst Schreiben v. 25.11.2020 (BStBl 2020 I S. 1228) neu gefassten Grundsätze. Das Schreiben ersetzt
das BMF-Schreiben v. 24.10.2014 (BStBl 2014 I S. 1412) und ist in allen noch offenen Fällen anzu-
wenden. S. dazu Hillmoth, NWB 1/2021 S. 54.

4. Aktuelle Rechtsprechung
Zeilen 31-40 a) Entfernungspauschale
Hin- und Rückweg an unter- Die Entfernungspauschale für Wege zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte gilt arbeits-
schiedlichen Arbeitstagen täglich zwei Wege ab (einen Hin- und einen Rückweg). Legt eine Person nur einen Weg zurück,
ist nach den Feststellungen des BFH nur die Hälfte der Entfernungspauschale je Entfernungskilo-
meter und Arbeitstag als Werbungskosten zu berücksichtigen (BFH, Urteil v. 12.2.2020 - VI R
42/17, BStBl 2020 II S. 473).

b) Erste Tätigkeitsstätte
aa) Postzusteller
Zustellzentrum Der Zustellpunkt (Zustellzentrum), dem ein Postzusteller zugeordnet ist und an dem er arbeits-
täglich vor- und nachbereitende Tätigkeiten (z. B. Sortiertätigkeiten, Abschreibpost, Abrechnun-
.................. gen) ausübt, ist erste Tätigkeitsstätte (BFH, Urteil v. 30.9.2020 - VI R 10/19, NWB IAAAH-68072).
S. 1111 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 42


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

bb) Rettungsassistenten
Rettungswache Die Rettungswache, der ein Rettungsassistent zugeordnet ist, ist nach den Feststellungen des
BFH im Urteil v. 30.9.2020 - VI R 11/19 (NWB SAAAH-68073) dessen erste Tätigkeitsstätte, wenn
er dort arbeitstäglich vor dem Einsatz auf dem Rettungsfahrzeug vorbereitende Tätigkeiten vor-
nimmt (z. B. Überprüfung des Rettungsfahrzeugs in Bezug auf Sauberkeit und ordnungsgemäße
Kanzler, NWB 2/2021 Bestückung mit Medikamenten und sonstigem (Verbrauchs-)Material, im Bedarfsfall Reinigung
S. 82, NWB MAAAH-68438 sowie Bestückung des Fahrzeugs mit fehlenden Medikamenten und fehlendem (Ver-
brauchs-)Material).

cc) Vollzeitige Bildungsmaßnahme


Nach § 9 Abs. 4 Satz 8 EStG gilt als erste Tätigkeitsstätte auch eine Bildungseinrichtung, die au-
ßerhalb eines Dienstverhältnisses zum Zwecke eines Vollzeitstudiums oder einer vollzeitigen Bil-
dungsmaßnahme aufgesucht wird. Die Dauer der vollzeitigen Bildungsmaßnahme ist für die
Einordnung einer Bildungseinrichtung als erste Tätigkeitsstätte unerheblich (BFH, Urteil
v. 14.5.2020 - VI R 24/18, BStBl 2020 II S. 770).

dd) Auslandssemester/Praxissemester
Sieht die Studienordnung einer Universität vor, dass Studierende einen Teil des Studiums an ei-
ner anderen (weiteren) Hochschule absolvieren können oder müssen, wird an der anderen Hoch-
schule keine weitere erste Tätigkeitsstätte i. S. des § 9 Abs. 4 Satz 8 EStG begründet. Studierende
können daher Unterkunftskosten und Verpflegungsmehraufwendungen, die durch den Besuch
der anderen Hochschule veranlasst sind, nach Maßgabe des § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5a und Abs. 4a
EStG als vorab entstandene Werbungskosten geltend machen. Entsprechendes gilt in der Regel
auch für Studierende, die im Rahmen ihres Studiums ein Praxissemester oder Praktikum ableis-
ten können oder müssen und dabei ein Dienstverhältnis begründen (BFH, Urteil v. 14.5.2020 -
VI R 3/18, NWB WAAAH-64499).

Zeilen 47-48 c) Krankheitskosten bei einem Wegeunfall


Von der Abgeltungswirkung Aufwendungen in Zusammenhang mit der Beseitigung oder Linderung von Körperschäden, die
der Entfernungspauschale durch einen Unfall auf einer beruflich veranlassten Fahrt zwischen Wohnung und erster Tätig-
nicht erfasst
keitsstätte eingetreten sind, können nach dem Urteil des BFH v. 19.12.2019 - VI R 8/18
(BStBl 2020 II S. 291) gem. § 9 Abs. 1 Satz 1 EStG als Werbungskosten abgezogen werden. Sie
werden von der Abgeltungswirkung der Entfernungspauschale nicht erfasst. Diese erstreckt sich
nur auf fahrzeug- und wegstreckenbezogene Aufwendungen.

d) Aufwendungen für ein Erststudium


Keine Werbungskosten Nachdem das BVerfG entschieden hat, dass der Ausschluss des Werbungskostenabzugs von Be-
rufsausbildungskosten für eine Erstausbildung außerhalb eines Dienstverhältnisses mit dem
Grundgesetz vereinbar ist (BVerfG, Beschluss v. 19.11.2019 - 2 BvL 22 bis 27/14, NWB
HAAAH-39556), hat der BFH nun für Recht erkannt, dass Aufwendungen für ein Erststudium, das
eine Erstausbildung vermittelt, nach § 9 Abs. 6 EStG ab dem Veranlagungszeitraum 2004 nicht
(mehr) als Werbungskosten abziehbar sind, wenn das Studium nicht im Rahmen eines Dienst-
verhältnisses stattfindet (BFH, Urteil v. 12.2.2020 - VI R 17/20, VI R 64/12, BStBl 2020 II S. 719).
Rückwirkende Anwendung Zudem hat der BFH auch seine Auffassung bestätigt, dass die rückwirkende Anwendung des
des Ausschlusses verfas- Ausschlusses des Abzugs verfassungsgemäß ist (BFH, Urteil v. 16.6.2020 - VIII R 4/20,
sungsgemäß
BStBl 2021 II S. 11). Da dagegen keine Verfassungsbeschwerde erhoben wurde, ist damit zu rech-
nen, dass die insoweit bestehende Anweisung zur vorläufigen Steuerfestsetzung in Kürze entfal-
.................. len wird.
S. 1112 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 43


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

e) Pauschbeträge für Mehraufwendungen für Verpflegung


Zeilen 67-72: Kürzung auch Die Verpflegungspauschalen sind auch dann zu kürzen, wenn der Arbeitgeber dem Arbeitneh-
bei Nichteinnahme zur Verfü- mer Mahlzeiten zur Verfügung stellt, diese vom Arbeitnehmer aber nicht eingenommen werden
gung gestellter Mahlzeiten
(BFH, Urteil v. 7.7.2020 - VI R 16/18, BStBl 2020 II S. 783).

XVII. Anlage N-AUS – Ausländische Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit


Die „Anlage N-AUS“ hat gegenüber dem Veranlagungszeitraum 2019 lediglich punktuelle Ände-
rungen erfahren.

1. Angaben zum Staat


Zeile 4 Die „Anlage N-AUS“ ist einerseits von unbeschränkt steuerpflichtigen Personen auszufüllen, die
im Ausland eine nichtselbständige Tätigkeit ausgeübt haben und die für die hieraus erzielten
Einkünfte eine Steuerbefreiung geltend machen.
Einkünfte in Deutschland Sie ist andererseits auch von unbeschränkt steuerpflichtigen Personen auszufüllen, die im Inland
eine nichtselbständige Tätigkeit ausgeübt haben und die für die hieraus erzielten Einkünfte eine
Steuerbefreiung nach einem sonstigen zwischenstaatlichen Übereinkommen geltend machen.
Der bisher in Zeile 4 zu findende Hinweis, dass für jeden ausländischen Staat eine gesonderte
Anlage abzugeben ist, musste daher korrigiert werden.

2. Angaben zum Arbeitslohn


Zeilen 39-40 Eintragungen in den Zeilen 39 und 40 sollen nur vorgenommen werden, wenn nach dem Ein-
kommensteuergesetz oder anderen deutschen (Steuer-)Gesetzen entweder steuerfreier Arbeits-
lohn vorliegt, der in Zeile 38 enthalten ist (Zeile 39) oder ein steuerpflichtiger Arbeitslohn vor-
liegt, der in Zeile 38 nicht enthalten ist (Zeile 40). Steuerfreie oder steuerpflichtige Lohnbestand-
teile, die sich aufgrund eines Doppelbesteuerungsabkommens (DBA) oder des sog. Auslandstä-
tigkeitserlasses (ATE) ergeben, sind hier nicht einzutragen, da diese erst in den weiteren Zeilen
der „Anlage N-AUS“ berechnet werden.

Bereits zum Veranlagungszeitraum 2019 wurde daher versucht, den in der Praxis zu den Zei-
len 39/40 vermehrt festgestellten Fehleintragungen durch verbesserte Zeilenbeschreibungen
entgegenzuwirken. Ungeachtet dessen finden sich in den Zeilen 39/40 weiterhin Angaben zu
Lohnbestandteilen, die erst aufgrund eines DBA oder ATE steuerfrei werden. Dies führt dazu,
dass den weiteren Berechnungen auf der Anlage falsche Ausgangswerte zugrunde gelegt wer-

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 44


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

.................. den. Mit der Ergänzung der Beschreibung der Zeile 39 um den Klammerzusatz „(ohne nach DBA
S. 1113 ⇓ oder ATE steuerfreien Arbeitslohn)“ und der Zeile 40 um den Klammerzusatz „(ohne nach DBA
oder ATE steuerpflichtigen Arbeitslohn)“ ist nun die Hoffnung verbunden, dass sich die Erklä-
rungsqualität in Zukunft insoweit verbessert (s. Abbildung oben).

3. Ermittlung des nach DBA steuerfreien Arbeitslohns


a) Gesamtsumme des steuerfrei zu stellenden ausländischen Arbeitslohns
Zeile 52 Obwohl es eigentlich logisch anmutet, dass nur die in Zeile 52 der ersten „Anlage N-AUS“ ermit-
telte Gesamtsumme des steuerfrei zu stellenden ausländischen Arbeitslohns in Zeile 22 der „An-
lage N“ zu übernehmen ist, wurde dort vorsorglich ein entsprechender Hinweis aufgenommen.

b) Nachweis über die Festsetzung und Entrichtung der Steuern


Der Nachweis über die Zahlung der festgesetzten Steuern ist grds. durch Vorlage des Steuerbe-
scheids der ausländischen Behörde und des Zahlungsbelegs (Überweisungs- bzw. Einzahlungs-
beleg der Bank oder Finanzbehörde) zu erbringen (BMF, Schreiben v. 3.5.2018, BStBl 2018 I
S. 643, Rz. 52). Der unterhalb der Zeile 52 angeordnete „Hinweis zur Freistellung der ausländi-
schen Einkünfte nach einem DBA“ wurde nun um die Nachweisregelungen im Fall eines Selbst-
veranlagungsverfahrens ergänzt (Satz 4), um die Rz. 52 des o. g. BMF-Schreibens vollständig ab-
zubilden.

4. Ermittlung des nach ATE steuerfreien Arbeitslohns


Zeile 67 Die Ausführungen zu Zeile 52 (s. oben XVII, 3, a) gelten hier entsprechend.

XVIII. Anlage R – Renten und andere Leistungen aus dem Inland


1. Allgemeines
„Anlage R“ 2019 Die „Anlage R“ war bisher für die Erklärung sämtlicher in- und ausländischer Leibrenten, Leistun-
gen aus Altersvorsorgeverträgen sowie Leistungen aus einer betrieblichen Altersversorgung vor-
gesehen.
Sowinski, NWB 16/2020 Dies hat bei der letztjährigen Umgestaltung des Vordrucks anlässlich des Verzichts auf die Erklä-
S. 1102, 1143 f. rung von Daten, die von mitteilungspflichtigen Stellen nach Maßgabe des § 93c AO an die Fi-
nanzverwaltung übermittelt wurden (s. oben I, 5), zu Verwerfungen im Hinblick auf eine syste-
matische Vordruckgestaltung geführt. Auch die Verständlichkeit des Vordrucks – der von älteren
Menschen schon des Öfteren als über Gebühr belastend beschrieben wurde – hatte hierunter
weiter gelitten.
Systematische Aufteilung der Zur Behebung dieser systematischen Schwäche und verbunden mit dem Ziel, die Handhabung
bisherigen Anlage für den Hauptanwendungsfall, den Bezieher einer inländischen Rente, zu vereinfachen, wurden
.................. die Abfragen der „Anlage R“ nun auf drei gesonderte Vordrucke verteilt:
S. 1114 ⇓
© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 45


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Anlage Für die Erklärung von


▶ inländischen Leibrenten aus
- den gesetzlichen Rentenversicherungen,
- der landwirtschaftlichen Alterskasse,
- den berufsständischen Versorgungseinrichtungen.
R

Dazu gehören auch Renten aus eigenen zertifizierten Basisrentenverträgen.


▶ inländischen Leibrenten aus privaten Rentenversicherungen,
▶ inländischen Leibrenten aus sonstigen Verpflichtungsgründen.
Renten und anderen Leistungen aus
▶ ausländischen Versicherungen,
R-AUS (s. unten XIX)
▶ ausländischen Rentenverträgen,
▶ ausländischen betrieblichen Versorgungseinrichtungen.
Leistungen aus
▶ inländischen Altersvorsorgeverträgen (sog. Riester-Rente),
R-AV/bAV (s. unten XX) ▶ der inländischen betrieblichen Altersversorgung (auch soweit es sich um Leibrenten aus dem umlagefi-
nanzierten Teil von Zusatzversorgungskassen, wie z. B. der Versorgungsanstalt des Bundes und der Län-
der – VBL, handelt).

2. Die neue „Anlage R“


Nur noch für inländische Leib- Die neue „Anlage R“ konzentriert sich auf die zu erklärenden Renten aus dem Inland (ohne Leis-
renten/Leistungen! tungen aus Altersvorsorgeverträgen und aus der betrieblichen Altersversorgung).

Zeilen 4-12 a) Leibrenten/Leistungen aus gesetzlichen Rentenversicherungen, landwirtschaftlicher


Alterskasse, berufsständischen Versorgungseinrichtungen und eigenen zertifizierten
Basisrentenverträgen
.................. Die Zeilen 4 bis 12 entsprechen den Zeilen 5 bis 13 des Veranlagungszeitraums 2019:
S. 1115 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 46


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Die Zeilen 4 bis 9 sind als Datenfelder i. S. des § 150 Abs. 7 Satz 2 AO ausgestaltet, da Daten zu
Leibrenten/Leistungen aus einer inländischen gesetzlichen Rentenversicherung, der inländi-
schen landwirtschaftlichen Alterskasse, einer inländischen berufsständischen Versorgungsein-
richtung und eigenen zertifizierten Basisrentenverträgen der Finanzverwaltung aufgrund der
Pflicht zur elektronischen Übermittlung der Rentenbezugsmitteilung grds. bereits vorliegen und
nicht mehr erklärt werden müssen.

Zeilen 13-18 b) Leibrenten aus privaten Rentenversicherungen


Die Zeilen 13 bis 18 (in 2019: Zeilen 15 bis 20) sind nur noch für die Erklärung inländischer Leib-
renten aus privaten Rentenversicherungen (auf Lebenszeit oder mit zeitlich befristeter Laufzeit)
vorgesehen.

Die Zeilen 13, 14, 17 und 18 sind dabei als Datenfelder i. S. des § 150 Abs. 7 Satz 2 AO ausgestal-
tet, da Daten zu Leibrenten aus einer inländischen privaten Rentenversicherung der Finanzver-
waltung aufgrund der Pflicht zur elektronischen Übermittlung der Rentenbezugsmitteilung
grds. bereits vorliegen und nicht mehr erklärt werden müssen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 47


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Zeilen 31-36 c) Leibrenten aus sonstigen Verpflichtungsgründen


Bisherige Erklärungsregel Leibrenten aus sonstigen Verpflichtungsgründen (z. B. Renten aus Veräußerungsgeschäften) wa-
ren im vorangegangenen Veranlagungszeitraum in Zeile 14 durch eine Schlüsselzahl („1“) geson-
.................. dert zu kennzeichnen und in den Zeilen 15 bis 20 zu erklären.
S. 1116 ⇓ Ab dem Veranlagungszeitraum 2020 ist für die Erklärung dieser Leibrenten ein eigener Abschnitt
Neu! auf der „Anlage R“ vorgesehen (Zeilen 31 bis 36).

Aus diesem Grunde ist es auch nicht mehr erforderlich, diese Rentenart durch eine Schlüsselzahl
gesondert zu kennzeichnen. Die Zeile 14 (2019) ist daher entfallen.

Liegen Leibrenten aus sonstigen Verpflichtungsgründen vor, sind die Besteuerungsgrundlagen


stets in den Zeilen 31 bis 36 zu erklären, da der Finanzverwaltung zu diesen Renten keine Daten
elektronisch übermittelt werden.

d) Werbungskosten
Zeilen 37-38 Der Abschnitt Werbungskosten zu Leibrenten (in 2019: Zeilen 21 und 22) wurde auf die Rücksei-
te des Vordrucks verschoben und befindet sich nun in den Zeilen 37 und 38.

Er ist nur noch für Werbungskosten vorgesehen, die im Zusammenhang mit inländischen Leib-
renten entstanden sind.

e) Steuerstundungsmodelle
Zeile 39 Entsprechendes gilt für den Abschnitt Steuerstundungsmodelle (in 2019: Zeile 23).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 48


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

f) Erklärungspflicht
„Anlage R“ erforderlich Erklärungen auf der „Anlage R“ (s. oben I, 5, a) sind also grds. nur noch dann erforderlich, wenn
▶ Daten zu einer inländischen Leibrente nicht elektronisch an die Finanzverwaltung übermit-
telt wurden,
.................. ▶ ein Antrag zur Anwendung der sog. Öffnungsklausel gestellt werden soll (Zeilen 10 bis 12),
S. 1117 ⇓ ▶ Angaben zum Geburtsdatum des Erblassers (bei Garantiezeitrenten) zu machen sind (Zei-
le 15),
▶ Angaben zur Person erforderlich sind, mit deren Tod die Rente erlischt (Zeile 16),
▶ inländische Leibrenten aus sonstigen Verpflichtungsgründen zu erklären sind (Zeilen 31
bis 36),
▶ Werbungskosten erklärt werden sollen (Zeilen 37 und 38) oder
▶ Einkünfte aus Steuerstundungsmodellen zu erklären sind (Zeile 39).

3. Aktuelle Rechtsprechung
Doppelte Besteuerung von Beim BFH sind weiterhin mehrere Verfahren anhängig, die Fragen einer möglichen Doppelbe-
Beitragszahlungen und Ren- steuerung inländischer Renten betreffen (Az. des BFH: X R 20/19, vorhergehend: FG Hessen, Ur-
tenbezügen?
teil v. 28.5.2018 - 7 K 2456/14, Az. des BFH: X R 33/19, vorhergehend: FG Baden-Württemberg,
Urteil v. 1.10.2019 - 8 K 3195/16). Mit Pressemitteilungen Nr. 10/21 und Nr. 11/21 v. 30.3.2021
hat der BFH mitgeteilt, dass die mündlichen Verhandlungen der Verfahren X R 20/19 und X R
Schindler/Braun, NWB 33/19 am 19.5.2021 stattfinden werden. Die Entscheidungen des BFH werden voraussichtlich in
11/2020 S. 784 einem gesonderten Termin Ende Mai verkündet werden.

Hinweis:
Zu den „Folgen einer möglichen Doppelbesteuerung von Renten“ s. auch die Antwort der
Bundesregierung v. 1.3.2021 (BT-Drucks. 19/27103) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion
der FDP v. 12.2.2021 (BT-Drucks. 19/26664).

XIX. Anlage R-AUS – Renten und andere Leistungen aus ausländischen


Versicherungen/ausländischen Rentenverträgen/ausländischen betrieblichen
Versorgungseinrichtungen
1. Allgemeines
Neue Anlage für Auslandsren- Die neue „Anlage R-AUS“ wurde für die zu erklärenden Renten und anderen Leistungen aus aus-
ten! ländischen Versicherungen, ausländischen Rentenverträgen und ausländischen betrieblichen
Versorgungseinrichtungen konzipiert.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 49


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Besteuerungsgrundlagen Liegen entsprechende Renten/Leistungen vor, sind sie stets zu erklären, da der Finanzverwaltung
sind stets zu erklären zu diesen Renten keine Daten elektronisch übermittelt werden.

2. Die neue „Anlage R-AUS“


Zeilen 4-13 a) Ausländische Leibrenten und Leistungen
Bisherige Erklärungsregel Ausländische Leibrenten/Leistungen, die mit Leistungen eines inländischen Versorgungsträgers
vergleichbar sind, waren im Veranlagungszeitraum 2019 in Zeile 4 der „Anlage R“ durch eine
Schlüsselzahl („1“ =Ja) gesondert zu kennzeichnen und in den Zeilen 5 bis 10 zu erklären.
Neu! Ab dem Veranlagungszeitraum 2020 ist für die Erklärung dieser Leibrenten ein eigener Abschnitt
.................. auf der „Anlage R-AUS“ vorgesehen (Zeilen 4 bis 13).
S. 1118 ⇓

Aus diesem Grunde ist es nicht mehr erforderlich, diese Rentenart durch eine Schlüsselzahl ge-
sondert zu kennzeichnen.
Zeile 4: Staat des Leistungs- Liegen entsprechende Leibrenten vor, ist der Staat des Leistungsbezugs in Zeile 4 zu benennen.
bezugs
Zeilen 5-13 Die übrigen Abfragen zu diesen Renten/Leistungen sind inhaltlich bereits aus dem Vorjahr be-
kannt (in 2019: „Anlage R“, Zeilen 5 bis 13). Lediglich die Textergänzung in Zeile 11 „/lt. geson-
derter Ermittlung“ ist neu, da der Renten-/Leistungsempfänger keinen Rechtsanspruch gegen-
über dem ausländischen Versorgungsträger auf Ausstellung einer Bescheinigung über den nach
deutschem Rechtsverständnis ermittelten Prozentsatz der Öffnungsklausel hat.

Zeilen 14-20 b) Leibrenten aus privaten Rentenversicherungen und aus sonstigen Verpflichtungsgründen
Bisherige Erklärungsregel Leibrenten aus ausländischen privaten Rentenversicherungen waren bisher in Zeile 14 der „Anla-
ge R“ durch eine Schlüsselzahl („2“) gesondert zu kennzeichnen und in den Zeilen 15 bis 20 zu
erklären.
Neu! Ab dem Veranlagungszeitraum 2020 ist für die Erklärung dieser Leibrenten und die Erklärung
ausländischer Leibrenten aus sonstigen Verpflichtungsgründen auf der neuen „Anlage R-AUS“
.................. ein eigener Abschnitt vorgesehen (Zeilen 14 bis 20).
S. 1119 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 50


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Aus diesem Grunde ist es nicht mehr erforderlich, diese Renten gesondert zu kennzeichnen.
Staat des Leistungsbezugs Liegen entsprechende Leibrenten vor, ist der Staat des Leistungsbezugs in Zeile 14 zu benennen.
Die übrigen Abfragen zu diesen Renten sind inhaltlich bereits aus dem Vorjahr bekannt (in 2019:
„Anlage R“, Zeilen 15 bis 20).

c) Leistungen aus ausländischen betrieblichen Altersversorgungseinrichtungen


Zeilen 31-40 Leistungen aus ausländischen betrieblichen Altersversorgungseinrichtungen (Pensionsfonds,
Pensionskassen oder Direktversicherungen), die mit inländischen betrieblichen Altersversor-
gungseinrichtungen vergleichbar sind, konnten bislang nicht direkt in der „Anlage R“ erklärt
werden. Abhilfe schafft der hierfür ebenfalls neu geschaffene Abschnitt auf der „Anlage R-AUS“
(Zeilen 31 bis 40).

Zeile 31: Staat des Leistungs-


bezugs
Liegen entsprechende Leistungen vor, ist der Staat des Leistungsbezugs in Zeile 31 anzugeben.
Zeile 32 Leistungen aus einer ausländischen betrieblichen Altersversorgungseinrichtung sind in Zeile 32
.................. zu erklären, soweit sie auf im Inland geförderten Beiträgen beruhen.
S. 1120 ⇓
© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 51


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Zeilen 33-35 Angaben im Zusammenhang mit einer lebenslangen Leibrente aus einer ausländischen betrieb-
lichen Altersversorgungseinrichtung können in den Zeilen 33 bis 35 gemacht werden, soweit die
Rente nicht auf im Inland geförderten Beiträgen beruht.
Zeilen 36-38 Handelt es sich hingegen nicht um eine lebenslange, sondern um eine abgekürzte Leibrente, ste-
hen die Zeilen 36 bis 38 für Eintragungen zur Verfügung.
Zeilen 39-40 Einmalleistungen aus einer ausländischen betrieblichen Altersversorgungseinrichtung (z. B. Ka-
pitalauszahlungen und Abfindungen) sind in Zeile 39 zu erklären, soweit sie auf im Inland nicht
geförderten Beträgen beruhen. Ergänzend ist in diesem Fall in Zeile 40 das Datum des Vertrags-
abschlusses einzutragen.

d) Werbungskosten
Zeilen 41-44 Werbungskosten, die im Zusammenhang mit den auf der „Anlage R-AUS“ zu erklärenden Renten
und anderen Leistungen aus ausländischen Versicherungen, ausländischen Rentenverträgen und
ausländischen betrieblichen Versorgungseinrichtungen stehen, sind in dem nun ausdrücklich
hierfür vorgesehenen neuen Abschnitt (Zeilen 41 bis 44) zu erklären.

e) Steuerstundungsmodelle
Zeile 45 Analog zur „Anlage R“ (Zeile 39) weist auch die neue „Anlage R-AUS“ eine gesonderte Zeile für
Einkünfte aus Steuerstundungsmodellen auf.

XX. Anlage R-AV/bAV – Leistungen aus inländischen Altersvorsorgeverträgen


und aus der inländischen betrieblichen Altersversorgung
1. Allgemeines
Neue Anlage! Die neue „Anlage R-AV/bAV“ fokussiert sich auf Leistungen aus inländischen Altersvorsorgever-
.................. trägen und aus der inländischen betrieblichen Altersversorgung.
S. 1121 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 52


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

2. Die neue „Anlage R-AV/bAV“


a) Leistungen
Zeilen 4-26 Der Abschnitt „Leistungen“ entspricht den bereits von der Rückseite der „Anlage R“ 2019 be-
kannten Inhalten (in 2019: Zeilen 31 bis 53).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 53


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Er ist durchgängig mit Datenfeldern i. S. des § 150 Abs. 7 Satz 2 AO versehen, da diese Daten
aufgrund der elektronischen Übermittlungspflicht (§ 22 Nr. 5 Satz 7 EStG) der Finanzverwaltung
grds. vorliegen. Eine Ausnahme stellen lediglich die Zeilen 6 bis 8 und 17 dar, da das „Geburtsda-
tum des Erblassers bei Rentengarantiezeit“ (Zeile 17) nicht und die Daten zu den Zeilen 6 bis 8
nur freiwillig elektronisch an die Finanzverwaltung übermittelt werden.

b) Werbungkosten
Zeilen 31-37 Werbungskosten, die zu den Leistungen aus inländischen Altersvorsorgeverträgen und aus der
.................. inländischen betrieblichen Altersversorgung gehören, sind ausschließlich in den Zeilen 31 bis 37
S. 1122 ⇓ zu erklären. Dieser Abschnitt entspricht den von der Rückseite der „Anlage R“ (in 2019: Zeilen 54
bis 60) bereits bekannten Inhalten.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 54


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Hinweis:
Sofern Leistungen aus inländischen Altersvorsorgeverträgen und aus der inländischen be-
trieblichen Altersversorgung auf mehreren „Anlagen R-AV/bAV“ erklärt werden, sind die
Eintragungen zu den Werbungskosten nur in der ersten Anlage vorzunehmen.

c) Erklärungspflicht
Wann ist die „Anlage R-AV/ Erklärungen auf der „Anlage R-AV/bAV“ (s. oben I, 5, a) sind grds. nur noch dann erforderlich,
bAV“ einzureichen? wenn
▶ Daten zu Leistungen aus inländischen Altersvorsorgeverträgen oder der inländischen be-
trieblichen Altersversorgung nicht elektronisch an die Finanzverwaltung übermittelt wur-
den,
▶ Angaben zu den Zeilen 6 bis 8 erforderlich sind,
▶ bei Garantiezeitrenten Angaben zum Geburtsdatum des Erblassers zu machen sind (Zei-
le 17) oder
▶ Werbungskosten erklärt werden sollen (Zeilen 31 bis 37).

3. Verwaltungsvorschriften
Neues Mitteilungsmuster Für die Mitteilung über steuerpflichtige Leistungen aus einem Altersvorsorgevertrag oder aus ei-
ner betrieblichen Altersversorgung nach § 22 Nr. 5 Satz 7 EStG hat das BMF ein neues Muster
bekannt gemacht, das erstmals zur Bescheinigung von Leistungen des Kalenderjahres 2020 zu
verwenden ist (BMF, Schreiben v. 9.11.2020, BStBl 2020 I S. 1061).

4. Aktuelle Rechtsprechung
Die (Einmal-)Zahlung des Rückkaufswerts einer Versicherung der betrieblichen Altersversorgung
erfüllt die Tatbestandsmerkmale „Vergütung für mehrjährige Tätigkeiten“ i. S. des § 34 Abs. 2
Nr. 4 EStG. Für die Bestimmung der Außerordentlichkeit dieser Einkünfte ist eine wertende Be-
trachtung aller Versicherungsverträge aus dem Bereich Direktversicherungen, Pensionskassen
und Pensionsfonds vorzunehmen, die unter Geltung des AltEinkG durch eine einmalige Kapital-
abfindung bei Rentenbeginn oder vorzeitig durch Kündigung bzw. durch sonstige Vertragsauflö-
sung mit der Folge einer Auszahlung des Rückkaufswerts beendet worden sind (BFH, Urteil
v. 6.5.2020 - X R 24/19, BStBl 2021 II S. 141).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 55


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Zum BFH-Urteil v. 6.5.2020 - X R 24/19 (BStBl 2021 II S. 141) s. auch die Anmerkung von Nöcker
.................. (Richter am X. Senat des BFH) in der NWB-Online-Nachricht v. 10.12.2020 (NWB YAAAH-66211).
S. 1123 ⇓
XXI. Anlage S – Einkünfte aus selbständiger Arbeit
1. Standardisierte Einnahmenüberschussrechnung; Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung
Aufgrund der gleich gelagerten Thematik gelten die Ausführungen zur „Anlage G“ zur standardi-
sierten Einnahmenüberschussrechnung (s. oben IX, 1) und zur Bilanz und Gewinn- und Verlust-
rechnung (s. oben IX, 2) für die „Anlage S“ entsprechend.

2. Gesetzliche Änderungen
Die zur „Anlage G“ dargestellten gesetzlichen Änderungen (s. oben IX, 3, a-f) gelten auch für den
Bereich der Einkünfte aus selbständiger Arbeit.

3. Vordruckänderungen
Korrespondierend zu den Anpassungen der „Anlage G“ (s. oben IX, 4, c) und der „Anlage L“ (s.
oben XV, 4, b) erfolgen die Änderungen der „Anlage S“.
Zeilen 33-34 Die bisherige Zeile 33 wurde in zwei Zeilen aufgegliedert.

Zeilen 38-39 Und auch Zeile 37 (2019) wurde auf zwei Zeilen verteilt.

4. Aktuelle Rechtsprechung
a) Tätigkeit eines externen Datenschutzbeauftragten
Externe Datenschutzbeauf- Ein externer Datenschutzbeauftragter übt auch dann, wenn er zugleich als Rechtsanwalt tätig
tragte sind gewerbliche Un- ist, keinen in § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG genannten Katalogberuf aus und ist daher gewerblicher Un-
ternehmer
ternehmer. Da ein Datenschutzbeauftragter ohne eine akademische Ausbildung tätig werden
kann, übt er auch keine dem Beruf des Rechtsanwalts ähnliche Tätigkeit i. S. des § 18 Abs. 1 Nr. 1
Satz 2 EStG aus (Anschluss an BFH-Urteil v. 5.6.2003 - IV R 34/01, BStBl 2003 II S. 761). Die Tätig-
keit ist auch nicht den sonstigen selbständigen Tätigkeiten i. S. des § 18 Abs. 1 Nr. 3 EStG zuzu-
.................. ordnen (BFH, Urteil v. 14.1.2020 - VIII R 27/17, BStBl 2020 II S. 222).
S. 1124 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 56


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

b) Erzieherische Tätigkeit
Begriff Zur freiberuflichen Tätigkeit gehört auch eine selbständig ausgeübte erzieherische Tätigkeit
(§ 18 Abs. 1 Nr. 1 Satz 2 EStG). Eine erzieherische Tätigkeit in diesem Sinne ist – über die Vermitt-
lung von Kenntnissen und Fähigkeiten hinaus – auf die umfassende Schulung des menschlichen
Charakters und die Bildung der Persönlichkeit im Ganzen gerichtet. Keine erzieherische Tätigkeit
liegt demgegenüber vor, wenn eine im Rahmen ambulanter Eingliederungshilfe gewährte Un-
terstützung für behinderte oder erkrankte Menschen darauf zielt, gemeinsam erkannte, indivi-
duelle Defizite einer Person auszugleichen (BFH, Urteil v. 29.9.2020 - VIII R 10/17, NWB
VAAAH-72342).

c) Abzugsbeschränkung (§ 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG)


Sog. Notfallpraxen Ist bei einem in die häusliche Sphäre eingebundenen Raum, der als Behandlungsraum eingerich-
tet ist und der nachhaltig zur Behandlung von Patienten genutzt wird, aufgrund seiner Einrich-
tung und tatsächlichen Nutzung eine private (Mit-)Nutzung praktisch auszuschließen, begrün-
det allein der Umstand, dass die Patienten den Behandlungsraum nur über einen dem privaten
Bereich zuzuordnenden Flur erreichen können, keine Abzugsbeschränkung gem. § 4 Abs. 5 Satz 1
Nr. 6b EStG für die hierfür geltend gemachten Betriebsausgaben (BFH, Urteil v. 29.1.2020 - VIII R
11/17, BStBl 2020 II S. 445).

d) Ermittlung eines Aufgabegewinns


Berücksichtigung von be- Für die Berechnung des Gewinns aus der Aufgabe einer freiberuflichen Tätigkeit gem. § 18 Abs. 3
schränkt abziehbaren Auf- Satz 2 i. V. mit § 16 Abs. 2 EStG ist der sich nach Abzug der AfA gem. § 6 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1 EStG
wendungen für ein häusli-
ergebende Buchwert des häuslichen Arbeitszimmers auch dann maßgeblich, wenn die Abzieh-
ches Arbeitszimmer
barkeit der Aufwendungen für das häusliche Arbeitszimmer während der Ausübung der freibe-
ruflichen Tätigkeit gem. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b EStG der Höhe nach beschränkt war. Eine Ge-
winnkorrektur im Hinblick auf den nicht abzugsfähigen Teil der AfA kommt nicht in Betracht
(BFH, Urteil v. 16.6.2020 - VIII R 15/17, BStBl 2020 II S. 841).

XXII. Anlage SO – Sonstige Einkünfte


1. Vordruckänderungen
Über die erforderlichen Anpassungen an den Veranlagungszeitraum 2020 hinaus ist über keine
inhaltlichen Veränderungen der „Anlage SO“ zu berichten.

2. Verwaltungsvorschriften
Aufgrund des Urteils des BFH v. 3.9.2019 - IX R 10/19 (BStBl 2020 II S. 310, s. unten XXII, 3, c) hat
das BMF seine Auffassung zur Anwendung der Ausnahmevorschrift des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1
Satz 3 Alternative 2 EStG angepasst (BMF, Schreiben v. 17.6.2020, BStBl 2020 I S. 576). Die Anlei-
tung zur „Anlage SO“ wurde entsprechend angepasst.

3. Aktuelle Rechtsprechung
a) Wahlkampfkosten eines erfolglosen Bewerbers
Wahlkampfkosten keine Wer- Mit Urteil v. 10.12.2019 - IX R 32/17 (BStBl 2020 II S. 389) hat der BFH entschieden, dass auch
bungskosten erfolglose Bewerber um ein Mandat im Europäischen Parlament ihre Wahlkampfkosten nicht als
Werbungskosten bei den sonstigen Einkünften abziehen können. Wahlkampfkosten zur Erlan-
gung eines Mandats im Bundestag, im Europäischen Parlament oder im Parlament eines Landes
dürfen nicht als Werbungskosten abgezogen werden (§ 22 Nr. 4 Satz 3 EStG). Dies gilt nach An-
sicht des BFH unabhängig davon, ob die Kandidatur erfolgreich war oder nicht. Zu den nicht ab-
.................. zugsfähigen Wahlkampfkosten gehören auch Aufwendungen für die Erlangung des Kandidaten-
S. 1125 ⇓ status, die organisatorische Vorbereitung als Kandidat sowie die Aufwendungen zum Erhalt des
Nachrückerstatus.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 57


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

b) Veräußerung von Tickets für das Finale der UEFA Champions League
Champions-League-Tickets Veräußert eine steuerpflichtige Person ein kurz zuvor entgeltlich erworbenes Ticket für ein Spiel
keine Gegenstände des tägli- der UEFA Champions League, unterliegt ein daraus erzielter Veräußerungsgewinn der Einkom-
chen Gebrauchs
mensteuer. Dies hat der BFH in seinem Urteil vom 29.10.2019 - IX R 10/18 (BStBl 2020 II S. 258)
entschieden. Champions-League-Tickets zählen zu den „anderen Wirtschaftsgütern“, die Gegen-
stand eines privaten Veräußerungsgeschäfts i. S. des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Satz 1 EStG sein
Geserich, NWB 23/2020 können. Sie stellen keine Gegenstände des täglichen Gebrauchs i. S. des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2
S. 1688 Satz 2 EStG dar.

c) Veräußerungsgewinn (§ 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG)


Zwischenvermietung für An- Wird eine Wohnimmobilie im Jahr der Veräußerung kurzzeitig vermietet, ist dies für die Anwen-
wendung der Ausnahmevor- dung der Ausnahmevorschrift des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Satz 3 Alternative 2 EStG unschädlich,
schrift unschädlich
wenn die steuerpflichtige Person das Immobilienobjekt – zusammenhängend – im Veräuße-
rungsjahr zumindest an einem Tag, im Vorjahr durchgehend sowie im zweiten Jahr vor der Ver-
äußerung zumindest einen Tag lang zu eigenen Wohnzwecken genutzt hat (BFH, Urteil
v. 3.9.2019 - IX R 10/19, BStBl 2020 II S. 310).

XXIII. Anlage Sonderausgaben – Angaben zu Sonderausgaben


1. Gesetzliche Änderungen
Durch das Gesetz zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität und zur Änderung
weiterer steuerlicher Vorschriften haben sich zum Veranlagungszeitraum 2020 folgende gesetz-
liche Änderungen ergeben:

a) Ausgleichsleistungen zur Vermeidung eines Versorgungsausgleichs


Angabe der IdNr. als materi- Aufgrund der Anfügung von § 10 Abs. 1a Nr. 3 Satz 3 EStG durch Art. 2 Nr. 8 Buchst. b Doppel-
ell-rechtliche Abzugsvoraus- buchst. aa des Gesetzes ist die Angabe der Identifikationsnummer (§ 139b AO) des Berechtigten
setzung
in der Steuererklärung des Verpflichteten weitere materiell-rechtliche Voraussetzung für den
Sonderausgabenabzug von Ausgleichszahlungen zur Vermeidung des Versorgungsausgleichs.

b) Ausgleichszahlungen im Rahmen des Versorgungsausgleichs


Angabe der IdNr. als materi- Das Gleiche gilt für den Abzug von Ausgleichszahlungen im Rahmen des Versorgungsausgleichs
ell-rechtliche Abzugsvoraus- als Sonderausgaben aufgrund der Anfügung von § 10 Abs. 1a Nr. 4 Satz 2 EStG durch Art. 2 Nr. 8
setzung
Buchst. b Doppelbuchst. bb des Gesetzes.

c) Nicht als Sonderausgaben abziehbare Mitgliedsbeiträge


Verfolgt eine Körperschaft Zwecke, die mit einem Katalogzweck des § 52 Abs. 2 Satz 1 AO ver-
gleichbar und deshalb als gemeinnützig anzuerkennen sind, ist ein Abzug von Mitgliedsbeiträ-
gen an diese Körperschaft als Sonderausgaben aufgrund der Anfügung der neuen Nummer 5 in
§ 10b Abs. 1 Satz 8 EStG durch Art. 2 Nr. 9 des Gesetzes ausgeschlossen, wenn auch Mitgliedsbei-
träge an Körperschaften, die den vergleichbaren Katalogzweck verfolgen, nicht als Sonderausga-
ben abgezogen werden können.

2. Änderungen der EStDV


Anhebung der Grenze für ei- Durch Art. 6 Nr. 1 des JStG 2020 wurde die in § 50 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 EStDV enthaltene Grenze
nen vereinfachten Zuwen- für einen vereinfachten Zuwendungsnachweis von 200 € auf 300 € angehoben. Art. 6 des JStG
dungsnachweis ab 2020
2020 ist am 1.1.2021 in Kraft getreten (Art. 50 Abs. 4 JStG 2020). Mangels einer speziellen An-
.................. wendungsregelung (§ 84 Abs. 2c EStDV geht mit seinem Verweis auf eine Fassung v. 1.1.2020 ins
S. 1126 ⇓ Leere) ist die Anhebung ab dem Veranlagungszeitraum 2020 anzuwenden (§ 84 Abs. 1 EStDV).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 58


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

3. Vordruckänderungen
a) Gezahlte Versorgungsleistungen
Zeilen 15-18 Bislang konnten gezahlte Versorgungsleistungen, die gesondert und einheitlich festgestellt wer-
den, nicht eigenständig in der „Anlage Sonderausgaben“ erklärt werden. Durch die Einfügung
der neuen Zeilen 16 und 18 wird insoweit Abhilfe geschaffen.

b) Ausgleichsleistungen zur Vermeidung des Versorgungsausgleichs lt. Anlage U


Zeile 23 Die Angabe der erteilten Identifikationsnummer des Berechtigten in der Steuererklärung des
Verpflichteten ist aufgrund der gesetzlichen Änderung (s. oben XXIII, 1, a) nunmehr materiell-
rechtliche Voraussetzung zur Berücksichtigung der Aufwendungen als Sonderausgaben. Zeile 23
wurde um die entsprechende Abfrage ergänzt.

4. Verwaltungsvorschriften
Zeilen 5-6: Albanien-Hilfe Zu den steuerlichen Maßnahmen zur Unterstützung der Opfer des Erdbebens in Albanien am
26.11.2019 s. BMF-Schreiben v. 15.6.2020 (BStBl 2020 I S. 574).

XXIV. Anlage Sonstiges – Sonstige Angaben und Anträge


1. Steuerermäßigung bei Belastung mit Erbschaftsteuer
Zeile 4 Werden bei der Ermittlung des Einkommens Einkünfte berücksichtigt, die im Veranlagungszeit-
raum oder in den vorangegangenen vier Veranlagungszeiträumen als Erwerb von Todes wegen
der Erbschaftsteuer unterlegen haben, wird die Einkommensteuer auf Antrag ermäßigt (§ 35b
EStG).

Ein Antrag in Zeile 4 kommt somit ausschließlich für Erwerbe von Todes wegen in Betracht, die in
den Veranlagungszeiträumen 2016 bis 2020 der Erbschaftsteuer unterlegen haben. Die Vor-
druckzeile wurde entsprechend angepasst.

2. Spendenvortrag
Zeile 6 Die bisher in Zeile 6 vorhandenen Auswahlfelder, die angekreuzt werden konnten, wenn zum
.................. 31.12. des vorangegangenen Jahres ein verbleibender Spendenvortrag nach § 10b EStG festge-
S. 1127 ⇓ stellt wurde, wurden durch Eintragungsfelder ersetzt, die ggf. mit einer „1“ (=Ja) zu befüllen
sind.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 59


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

3. Verlustabzug
Zeilen 7-8 Die bisher in Zeile 7 vorhandenen Auswahlfelder, die angekreuzt werden konnten, wenn zum
31.12. des vorangegangenen Jahres ein verbleibender Verlustabzug nach § 10d EStG festgestellt
wurde, wurden durch Eintragungsfelder ersetzt, die ggf. mit einer „1“ (=Ja) zu befüllen sind.

Hinweis:
Dellner, NWB 13/2021 Durch Art. 1 Nr. 4 des Zweiten Corona-Steuerhilfegesetzes und Art. 1 Nr. 2 des Dritten Coro-
S. 925 na-Steuerhilfegesetzes v. 10.3.2021 (BGBl 2021 I S. 330) wurden die Höchstbetragsgrenzen
beim Verlustrücktrag (§ 10d Abs. 1 Satz 1 EStG) für Verluste des Veranlagungszeitraums
2020 und 2021 (§ 52 Abs. 18b EStG) bei einer Einzelveranlagung auf 10 Mio. € und bei einer
Zusammenveranlagung auf 20 Mio. € angehoben.

4. Negative Einkünfte mit Bezug zu Drittstaaten


Neu! Zeile 9 Sofern zum 31.12.2019 verbleibende negative Einkünfte nach § 2a Abs. 1 Satz 5 EStG festgestellt
wurden, ist dies in der neu eingefügten Zeile 9 durch Eintragung einer „1“ (=Ja) zu erklären.

Mit der neuen Abfrage soll sichergestellt werden, dass die nach § 2a Abs. 1 Satz 5 EStG (perso-
nell) festgestellten verbleibenden negative Einkünfte im Rahmen des (automatisierten) Veranla-
gungsverfahrens 2020 berücksichtigt werden.

5. Freibetrag für bestandsgeschützte Alt-Anteile an Investmentfonds


Zeile 10 Die bisher vorhandenen Auswahlfelder (in 2019: Zeile 9), die angekreuzt werden konnten, wenn
zum 31.12. des vorangegangenen Jahres ein verbleibender Freibetrag für bestandsgeschützte
Alt-Anteile an Investmentfonds nach § 56 Abs. 6 Satz 2 InvStG festgestellt wurde, wurden durch
.................. Eintragungsfelder ersetzt, die ggf. mit einer „1“ (=Ja) zu befüllen sind.
S. 1128 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 60


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

6. Antrag zur Aufteilung der Abzugsbeträge bei Einzelveranlagung von Ehegatten/


Lebenspartnern
Zeile 11 Steuerermäßigung Durch Art. 1 Nr. 2 des Gesetzes zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030 im Steuerrecht
nach § 35c EStG ergänzt wurden in § 26a Abs. 2 Satz 1 EStG die Wörter „Steuerermäßigung nach § 35a“ durch die Wörter
„Steuerermäßigungen nach den §§ 35a und 35c“ ersetzt. Die Beschreibung der Zeile 11 (in 2019:
Zeile 10), in der bisher durch Eintragung einer „1“ (=Ja) vermerkt werden kann, dass ein überein-
stimmender Antrag vorliegt, die Sonderausgaben, außergewöhnlichen Belastungen und die
Steuerermäßigung nach § 35a EStG bei den Einzelveranlagungen der Ehegatten/Lebenspartner
jeweils zur Hälfte abzuziehen (§ 26a Abs. 2 Satz 2 EStG), wurde daher um die „Steuerermäßi-
gung für energetische Maßnahmen bei zu eigenen Wohnzwecken dienenden Gebäuden“ er-
gänzt.

7. Mitteilung von grenzüberschreitenden Steuergestaltungen


Hat ein Nutzer eine grenzüberschreitende Steuergestaltung i. S. des § 138d Abs. 2 AO oder der
entsprechenden Regelung eines anderen Mitgliedstaats der Europäischen Union verwirklicht,
hat er diese in der Steuererklärung für die Steuerart und den Besteuerungszeitraum anzugeben,
in der sich der steuerliche Vorteil der grenzüberschreitenden Steuergestaltung erstmals auswir-
ken soll.
Zeilen 11-12 (2019) entfallen Die hierfür bislang auf der „Anlage Sonstiges“ vorgesehenen Zeilen 11 und 12 wurden entfernt
und in abgewandelter Form auf der „Anlage WA-ESt“ (s. unten XXIX) aufgenommen.

XXV. Anlage U (2019)


Die „Anlage U (2019)“ kann auch für den Veranlagungszeitraum 2020 verwendet werden, da An-
passungen der Vordruckinhalte nicht erforderlich waren.

XXVI. Anlage Unterhalt


1. Gesetzliche Änderungen
Anpassung des Unterhalts- Durch Art. 3 Nr. 3 des Familienentlastungsgesetzes wurde der für Unterhaltsleistungen geltende
höchstbetrags Höchstbetrag i. S. des § 33a Abs. 1 Satz 1 EStG für den Veranlagungszeitraum 2020 von 9.168 €
auf 9.408 € aufgestockt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 61


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Hinweis:
Anpassung 2021 Für den Veranlagungszeitraum 2021 erhöht sich der Unterhaltshöchstbetrag in einer wei-
.................. teren Stufe auf 9.744 € (vgl. Art. 1 Nr. 3 des Zweiten Familienentlastungsgesetzes).
S. 1129 ⇓

2. Vordruckanpassungen
Die „Anlage Unterhalt“ wurde lediglich redaktionell an den Veranlagungszeitraum 2020 ange-
passt.

3. Verwaltungsanweisungen
Ländergruppeneinteilung Aufwendungen für den Unterhalt können nur abgezogen werden, soweit sie nach den Verhält-
2017 gilt weiter nissen des Wohnsitzstaates der unterhaltenen Person notwendig und angemessen sind (§ 33a
Abs. 1 Satz 6 EStG). Die sich für die einzelnen Staaten ergebenden Kürzungen und die sich hie-
raus ergebende Ländergruppeneinteilung können dem BMF-Schreiben v. 20.10.2016
(BStBl 2016 I S. 1183) entnommen werden, das auch für den Veranlagungszeitraum 2020 gilt.

Hinweis:
Zur Anpassung der Ländergruppeneinteilung ab dem Veranlagungszeitraum 2021 vgl.
BMF-Schreiben v. 11.11.2020 (BStBl 2020 I S. 1212).

4. Aktuelle Rechtsprechung
Unterhaltsleistungen an ein Unterhaltsbeiträge von Personen, die die Voraussetzungen von § 33a Abs. 1 Sätze 1 und 3 EStG
Kind, das mit seinem Lebens- nicht erfüllen, führen nicht zu einer anteiligen Kürzung des Unterhaltshöchstbetrags nach § 33a
gefährten zusammenlebt
Abs. 1 Satz 7 EStG. Sie sind jedoch als „andere Einkünfte und Bezüge“ der unterhaltenen Person
gem. § 33a Abs. 1 Satz 5 EStG zu berücksichtigen. Dies hat der BFH nun im Anschluss an sein
Urteil v. 19.5.2004 - III R 30/02 (BStBl 2004 II S. 943) entschieden (BFH, Urteil v. 28.4.2020 - VI R
43/17, BStBl 2021 II S. 209).

XXVII. Anlage V – Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung


1. Vordruckänderungen
Sowinski, NWB 16/2020 Größere Aufwendungen für die Erhaltung von Gebäuden können unter den Voraussetzungen
S. 1102, 1155 der §§ 11a, 11b EStG, § 82b EStDV auf bis zu fünf Jahre gleichmäßig verteilt werden. Der Ge-
samtaufwand sowie der im Veranlagungszeitraum abzuziehende Betrag kann – wie bisher – in
Zeile 42 erklärt werden. Die 2019 neu eingefügte Zeile 43, in der die „Anzahl der Jahre, auf die
der Aufwand lt. Zeile 42 verteilt wird“ angegeben werden sollte, hat in der Praxis zu einigen Dis-
kussionen über ihren Nutzen geführt.
Zeile 43 (2019) entfallen Mittlerweile ist die Verwaltung offensichtlich zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Zeile nicht
benötigt wird. Sie ist daher im Vordruck für 2020 wieder entfallen.

2. Verwaltungsanweisungen
Anwendungsschreiben Die Anwendung der Sonderabschreibung für die Anschaffung oder Herstellung neuer Mietwoh-
nungen nach § 7b EStG erörtert das BMF im Schreiben v. 7.7.2020 (BStBl 2020 I S. 623; s. hierzu
Schmidt, NWB 33/2020 S. 2452).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 62


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

3. Aktuelle Rechtsprechung
a) Darlehenszinsen
Zuordnung zu den Einkünften Die anteilige Zuordnung von Darlehen zu den Herstellungskosten eines Gebäudes, das teilweise
aus Vermietung und Verpach- vermietet und teilweise veräußert werden soll, ist nach Auffassung des BFH nach denjenigen
tung
Kriterien zu beurteilen, die die Rechtsprechung zu anteilig fremdvermieteten und anteilig selbst-
genutzten Gebäuden entwickelt hat.
Abzug von Schuldzinsen Ein wirtschaftlicher Zusammenhang zwischen Schuldzinsen und den Herstellungskosten eines
.................. künftig der Einkünfteerzielung aus Vermietung und Verpachtung dienenden Gebäudeteils liegt
S. 1130 ⇓ in diesen Fällen nur vor, wenn die Herstellungskosten des später vermieteten Gebäudeteils so-
wie diejenigen des später veräußerten Gebäudeteils getrennt ermittelt und entsprechend aus-
gewiesen werden und der Steuerpflichtige sodann mit den als Darlehen empfangenen Mitteln
tatsächlich jene Aufwendungen begleicht, die der Herstellung des zur Vermietung bestimmten
Gebäudeteils konkret zuzurechnen sind (BFH, Urteil v. 4.2.2020 - IX R 1/18, BStBl 2020 II S. 311).

b) Ferienwohnung
Ortsübliche Vermietungszeit In seinem Urteil v. 26.5.2020 - IX R 33/19 (BStBl 2020 II S. 548) hat der BFH für Recht erkannt,
dass zur Prüfung der Auslastung einer Ferienwohnung die individuellen Vermietungszeiten des
jeweiligen Objekts an Feriengäste mit denen verglichen werden müssen, die bezogen auf den
gesamten Ort im Durchschnitt erzielt werden. Er hat damit insoweit seine bisherige Rechtspre-
chung bestätigt. Gleichzeitig hat er herausgestellt, dass ein Finanzgericht auch dann auf Ver-
gleichsdaten eines Statistikamtes zurückgreifen darf, wenn diese Werte für den betreffenden
Ort nicht allgemein veröffentlicht, sondern nur auf Nachfrage zugänglich gemacht werden.

XXVIII. Anlage Vorsorgeaufwand – Angaben zu Vorsorgeaufwendungen


1. Allgemeines
Berücksichtigungsvolumen Vorsorgeaufwendungen i. S. des § 10 Abs. 1 Nr. 2 EStG, also Beiträge zugunsten einer Basisver-
für eine Basisversorgung im sorgung im Alter (gesetzliche Rentenversicherung, Knappschaft, berufsständische Versorgung,
Alter
landwirtschaftliche Alterskasse, private Basisrente) sind bis zu dem Höchstbeitrag zur knapp-
schaftlichen Rentenversicherung, aufgerundet auf einen vollen Betrag in Euro, zu berücksichti-
gen (§ 10 Abs. 3 Satz 1 EStG).
Höchstbeitrag zur knapp- Der Höchstbeitrag zur knappschaftlichen Rentenversicherung ergibt sich aus den Verordnungen
schaftlichen Rentenversiche-
rung ▶ über maßgebende Rechengrößen der Sozialversicherung (Sozialversicherungs-Rechengrö-
ßenverordnung; für 2020 s. Verordnung v. 17.12.2019, BGBl 2019 I S. 2848) und
▶ zur Bestimmung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung (Beitragssatz-
verordnung)

unter Anwendung des jeweiligen Beitragssatzes auf die Beitragsbemessungsgrenze der knapp-
schaftlichen Rentenversicherung (West).
Anhebung 2020 Für das Jahr 2020 werden somit bei einer Einzelveranlagung Beiträge bis zu 25.046 € (101.400 €
x 24,7 %) und bei einer Zusammenveranlagung bis zu 50.092 € berücksichtigt. 90 % der nach
§ 10 Abs. 3 Satz 1 bis 3 EStG ermittelten Vorsorgeaufwendungen sind im Veranlagungszeitraum
2020 anzusetzen (§ 10 Abs. 3 Satz 4 und 6 EStG).
Keine Günstigerprüfung zur Die in § 10 Abs. 4a Satz 1 EStG als Übergangsregelung vorgesehene Günstigerprüfung bei der
Rechtslage 2004 Ermittlung der abziehbaren Vorsorgeaufwendungen war letztmals für den Veranlagungszeit-
raum 2019 anwendbar.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 63


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

2. Gesetzliche Änderungen
a) Begrenzung des sofortigen Sonderausgabenabzugs für Vorauszahlungen
§ 10 Abs. 1 Nr. 3 Satz 5 EStG begrenzt den umgehenden Sonderausgabenabzug für Vorauszah-
lungen von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen, soweit diese der Basisabsicherung die-
nen.
Bisherige Regelung Danach ist es möglich, Vorauszahlungen bis zur Höhe des Zweieinhalbfachen der im Veranla-
gungszeitraum der Zahlung geschuldeten Beiträge zur Basiskranken- und gesetzlichen Pflege-
.................. versicherung im Veranlagungszeitraum der Zahlung steuerlich geltend zu machen. Lediglich für
S. 1131 ⇓ Beiträge, die „der unbefristeten Beitragsminderung nach Vollendung des 62. Lebensjahrs die-
nen“, gilt diese Einschränkung des Abflussprinzips nicht.
Neu! Aufgrund der Änderung von § 10 Abs. 1 Nr. 3 Satz 5 EStG durch Art. 2 Nr. 8 Buchst. a des Gesetzes
zur weiteren steuerlichen Förderung der Elektromobilität und zur Änderung weiterer steuerli-
cher Vorschriften wurde die Einschränkung des Abflussprinzips bei Vorauszahlungen von Kran-
ken- und Pflegeversicherungsbeiträgen nun einheitlich auf sämtliche Beiträge zu einer Basisab-
sicherung – einschließlich der Beitragsanteile, die „der unbefristeten Beitragsminderung nach
Vollendung des 62. Lebensjahrs dienen“ – ausgeweitet.
Anhebung auf das Dreifache Zum Ausgleich dieser Einschränkung wurde der im Veranlagungszeitraum der Zahlung abzugs-
fähige Betrag vom Zweieinhalbfachen der im Veranlagungszeitraum der Zahlung geschuldeten
Beiträge zur Basiskranken- und gesetzlichen Pflegeversicherung auf das Dreifache angehoben.

b) Altersvorsorgeaufwendungen bei steuerfreiem Arbeitslohn aus der Schweiz


Bisheriges Abzugsverbot Der BFH hat im Anschluss an das EuGH-Urteil v. 22.6.2017 - Rs. C-20/16 „Bechtel“ (BStBl 2017 II
rechtswidrig S. 1271) mit Urteil v. 5.11.2019 - X R 23/17 (BStBl 2020 II S. 763) u. a. festgestellt, dass das Son-
derausgabenabzugsverbot für Altersvorsorgeaufwendungen, die in unmittelbarem wirtschaftli-
chen Zusammenhang mit in der Schweiz erzielten und im Inland steuerlich freigestellten Ein-
nahmen aus nichtselbständiger Arbeit stehen (§ 10 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 EStG), gegen die durch das
Freizügigkeitsabkommen gewährleisteten Grundsätze der Arbeitnehmerfreizügigkeit und
Gleichbehandlung verstößt.
Neu: Abzug möglich! Der Gesetzgeber hat hierauf reagiert und durch Art. 1 Nr. 7 des JStG 2020 in § 10 Abs. 2 Satz 1
Nr. 1 Buchst. a EStG nach den Worten „Europäischen Wirtschaftsraum“ die Worte „oder in der
Schweizerischen Eidgenossenschaft“ eingefügt. Die Neuregelung ist in allen offenen Fällen an-
zuwenden (§ 52 Abs. 18 Satz 4 EStG).

3. Vordruckänderungen
a) Beiträge zur inländischen privaten Kranken- und Pflegeversicherung
Zeile 28 (2019) entfallen Die gesonderte Abfrage der „Beiträge (abzüglich erstatteter Beiträge) zu zusätzlichen Pflegever-
sicherungen (ohne Pflege-Pflichtversicherung)“ ist entfallen.

Eine differenzierte Abfrage zur Pflegeversicherung ist nicht mehr notwendig, da sie nur für die
Günstigerprüfung (§ 10 Abs. 4a EStG) erforderlich war, die letztmalig im Veranlagungszeitraum
2019 durchgeführt wurde (s. oben XXVIII, 1).
Zeile 27 Die bislang in Zeile 28 zu erklärenden Beiträge können nun auch in Zeile 27 angegeben werden.
Dazu wurde die Zeilenbeschreibung um die Worte „und/oder zu zusätzlichen Pflegeversicherun-
gen“ ergänzt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 64


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

b) Ergänzende Angaben zu Vorsorgeaufwendungen


Zeilen 52-55 In den Zeilen 52 bis 55 werden Erklärungen von steuerpflichtigen Personen gefordert, die wäh-
rend des ganzen oder eines Teils des Veranlagungszeitraums nicht gesetzlich rentenversiche-
.................. rungspflichtig waren.
S. 1132 ⇓

Weiterbeschäftigte Alters- Zu diesem Personenkreis zählen grds. auch weiterbeschäftigte Altersrentner, die nicht (mehr)
rentner, Werkspensionäre mit der Rentenversicherungspflicht unterliegen, und Werkspensionäre mit Altersrente.
Altersrente

Hinweis:
Altersvollrentner, die auf die § 5 Abs. 4 Satz 2 SGB VI ermöglicht weiterbeschäftigten „Altersvollrentnern“ (Rentner, die
Rentenversicherungsfreiheit die Regelaltersgrenze erreicht haben) auf die Rentenversicherungsfreiheit zu verzichten
verzichten
und neben dem Arbeitgeberanteil auch selbst Beiträge zur Rentenversicherung zu leisten.
Durch den Verzicht auf die Rentenversicherungsfreiheit entsteht eine Rentenversicherungs-
pflicht, so dass die Zeilen 52 bis 55 von diesen Rentnern nicht auszufüllen sind.

Zeile 56 (2019) entfallen Aufgrund des Wegfalls der Günstigerprüfung ist die Frage, ob die Anwartschaft auf Altersversor-
gung ganz oder teilweise ohne eigene Beitragsleistung erworben wurde, nur noch bei Personen
von Bedeutung, die Einkünfte i. S. des § 22 Nr. 4 EStG erzielen (§ 10 Abs. 3 Satz 3 Nr. 2 EStG). Für
diesen Personenkreis („Mandatsträger“) besteht jedoch bereits eine entsprechende Abfrage in
der „Anlage SO“ (Zeile 24), so dass die bisherige Zeile 56 entfallen ist.

4. Verwaltungsvorschriften
Eine aktualisierte Liste der berufsständischen Versorgungseinrichtungen, die den gesetzlichen
Rentenversicherungen vergleichbare Leistungen i. S. des § 10 Abs. 1 Nr. 2 Satz 1 Buchst. a EStG
erbringen, enthält das BMF-Schreiben v. 19.6.2020 (BStBl 2020 I S. 617).

5. Aktuelle Rechtsprechung
Pauschale Bonuszahlungen Die von einer gesetzlichen Krankenkasse auf der Grundlage von § 65a SGB V gewährte Geldprä-
der GKV mie (Bonus) für gesundheitsbewusstes Verhalten stellt auch bei pauschaler Ausgestaltung keine
den Sonderausgabenabzug mindernde Beitragserstattung dar, sofern durch sie konkret der Ge-
sundheitsmaßnahme zuzuordnender finanzieller Aufwand der steuerpflichtigen Person ganz
Gerauer, NWB 37/2020 oder teilweise ausgeglichen wird (BFH, Urteil v. 6.5.2020 - X R 16/18, NWB YAAAH-56877)
S. 2718

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 65


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

XXIX. Anlage WA-ESt – Weitere Angaben und Anträge in Fällen mit


Auslandsbezug
1. Personen ohne Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Inland
Zeilen 10-13 Personen ohne Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Inland haben unter den Vorausset-
zungen des § 1 Abs. 3 EStG die Möglichkeit, auf ihren Antrag hin als unbeschränkt einkommen-
steuerpflichtig behandelt zu werden, wenn die von ihnen im Kalenderjahr erzielten Einkünfte
mindestens zu 90 % der deutschen Einkommensteuer unterliegen (relative Grenze) oder die
nicht der deutschen Einkommensteuer unterliegenden Einkünfte eine absolute Grenze nicht
.................. übersteigen.
S. 1133 ⇓

Hinweis:
Bei Anwendung des DBA Niederlande ist Tz. 3 des BMF-Schreibens v. 24.1.2017
(BStBl 2017 I S. 147) zu beachten.

Erhöhung des absoluten Aufgrund der Anhebung des Grundfreibetrags (s. oben I, 4) hat sich die absolute Grenze für den
Grenzbetrags Veranlagungszeitraum 2020 auf 9.408 € erhöht.
Ländergruppeneinteilung Der absolute Grenzbetrag ist zu kürzen, soweit es nach den Verhältnissen im Wohnsitzstaat der
steuerpflichtigen Person notwendig und angemessen ist. Die seit dem Veranlagungszeitraum
2017 geltende Ländergruppeneinteilung kann dem BMF-Schreiben v. 20.10.2016 (BStBl 2016 I
S. 1183) entnommen werden. Sie gilt auch für den Veranlagungszeitraum 2020.

Hinweis:
Zur Anpassung der Ländergruppeneinteilung ab dem Veranlagungszeitraum 2021 vgl.
BMF-Schreiben v. 11.11.2020 (BStBl 2020 I S. 1212).

Zeilen 31-34 2. Mitteilung grenzüberschreitender Steuergestaltungen


Aufgrund ihrer sachlichen Zugehörigkeit wurden die Abfragen zur Nutzung einer grenzüber-
schreitenden Steuergestaltung (§§ 138d ff. AO) von der „Anlage Sonstiges“ (s. oben XXIV) auf die
„Anlage WA-ESt“ verlagert und an die gesetzlichen Erfordernisse angepasst.

Hat ein Nutzer eine grenzüberschreitende Steuergestaltung i. S. des § 138d Abs. 2 AO oder der
entsprechenden Regelung eines anderen Mitgliedstaats der Europäischen Union verwirklicht,
hat er diese in der Steuererklärung für die Steuerart und den Besteuerungszeitraum anzugeben,
in der sich der steuerliche Vorteil der grenzüberschreitenden Steuergestaltung erstmals auswir-
ken soll.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 66


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Zeilen 32-33: Registriernum- Hierzu genügt die Angabe der vom BZSt zugeteilten Registriernummer (§ 138f Abs. 5 Satz 1 Nr. 1
mer und Offenlegungsnum- AO) und der Offenlegungsnummer (§ 138f Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 AO) oder der von der zuständigen
mer
Behörde eines anderen Mitgliedstaats der Europäischen Union zugeteilten Registriernummer
und Offenlegungsnummer (§ 138k AO).
Zeile 34 Liegen dem Nutzer einer grenzüberschreitenden Steuergestaltung im Zeitpunkt der Übermitt-
lung der Steuererklärung noch keine Registrier- und Offenlegungsnummer für diese Steuerge-
staltung vor, hat er hierauf in seiner Steuererklärung hinzuweisen (Zeile 34).

Hinweis:
Anwendungsschreiben Wird Zeile 34 mit „1“ (=Ja) gefüllt, ist die grenzüberschreitende Steuergestaltung in der
Steuererklärung offenzulegen. Dazu ist Zeile 45 des Hauptvordrucks ESt 1 A (Ergänzende
Angaben zur Steuererklärung) mit einer „1“ (=Ja) zu versehen. Die erforderlichen Angaben
sind über das qualifizierte Freitextfeld (elektronische Steuererklärung) oder auf einer ge-
sonderten Anlage (Papiererklärung) zu übermitteln. Zur Anwendung der Vorschriften über
die Pflicht zur Mitteilung grenzüberschreitender Steuergestaltungen s. BMF-Schreiben
.................. v. 29.3.2021 (NWB HAAAH-75157).
S. 1134 ⇓

XXX. Anlage Zinsschranke


Die „Anlage Zinsschranke“ wurde lediglich auf den Veranlagungszeitraum 2020 fortgeschrieben.

XXXI. Anlage 34a – Begünstigung des nicht entnommenen Gewinns


(§ 34a EStG)
Neu! Zeile 6 Die „Anlage 34a“ wurde im Wesentlichen nur an den Veranlagungszeitraum 2020 angepasst.
Neu ist lediglich Zeile 6, in der der zum 31.12.2019 festgestellte nachversteuerungspflichtige Be-
trag zu erklären ist.

XXXII. Anlage 34b – Einkünfte aus außerordentlichen Holznutzungen


(§ 34b EStG)
In der „Anlage 34b“ finden sich neben den redaktionellen Änderungen aufgrund der Fortschrei-
bung auf den Veranlagungszeitraum 2020 lediglich folgende zwei Änderungen, denen aber kei-
ne materiell-rechtlichen Änderungen zugrunde liegen.
Zeilen 5-7 Der Nutzungssatz nach § 68 EStDV (in 2019: Zeilen 6 bis 7) ist gem. § 34b Abs. 3 Nr. 2 EStG unab-
hängig von der Art der Kalamitätsnutzung für die Berechnung der Höhe des Steuersatzes not-
wendig, wird also nicht nur für die Holznutzungen, die aus volks- und staatswirtschaftlichen
Gründen erfolgten, benötigt, sondern auch und insbesondere für die Holznutzungen infolge hö-
herer Gewalt. Um dies zum Ausdruck zu bringen, wurden diese Abfragen daher vor der Abfrage
der Holznutzungen, die aus volks-/staatswirtschaftlichen Gründen erfolgten (in 2019: Zeile 5),
platziert.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 67


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Neu: Zeile 42 In Zeile 41 waren bislang sowohl Einkünfte aus außerordentlichen Holznutzungen zu erklären,
die aus der vorliegenden Erklärung (Zeilen 39 und 40) stammen als auch solche aus einer geson-
derten (und einheitlichen) Feststellung. Um dies sachgerecht zu trennen, wurde für die geson-
dert (und einheitlich) festgestellten Einkünfte eine eigene Zeile geschaffen.

XXXIII. Anlage Corona-Hilfen – Corona-Soforthilfen, Überbrückungshilfen


und vergleichbare Zuschüsse
Neu! Bund und Länder haben aufgrund diverser Rechtsgrundlagen Hilfszahlungen (Corona-Soforthil-
fen, Überbrückungshilfen und vergleichbare Zuschüsse) an Land- und Forstwirte, Gewerbetrei-
bende und selbständig Tätige zur Milderung der im Zuge der Corona-Krise erlittenen finanziellen
Nachteile geleistet. Bei diesen Leistungen handelt es sich um steuerpflichtige Betriebseinnah-
men, die in der Gewinnermittlung des jeweiligen Betriebs enthalten sein müssen. Die Höhe der
Leistungen wird von den mitteilungspflichtigen Stellen grds. elektronisch an die Finanzverwal-
.................. tung übermittelt (§ 13 der Verordnung über Mitteilungen an die Finanzbehörden durch andere
S. 1135 ⇓ Behörden und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten – Mitteilungsverordnung; zur Anwen-
dung vgl. BMF-Schreiben v. 21.1.2021, BStBl 2021 I S. 136, Tz. 7).
Übermittlungspflicht! Um die von den mitteilungspflichtigen Stellen an die Finanzverwaltung übermittelten Datensät-
ze weitestgehend automatisiert abgleichen zu können, die Besteuerung der Leistungen sicher-
zustellen und Nachfragen bei den steuerpflichtigen Personen soweit wie möglich zu vermeiden,
wurde die „Anlage Corona-Hilfen“ neu aufgelegt, die stets von steuerpflichtigen Personen zu
übermitteln ist, die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, Gewerbebetrieb oder selbständiger
Arbeit erzielen.

Zeile 4 In Zeile 4 ist zwingend anzugeben, ob „im Jahr 2020 für einen/mehrere Betrieb(e) und/oder für
eine/mehrere selbständige Tätigkeit(en) Corona-Soforthilfen, Überbrückungshilfen und/oder
vergleichbare Zuschüsse bezogen“ wurden (1=Ja, 2=Nein).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 68


STEUERRECHT | EINKOMMENSTEUERERKLÄRUNG 2020

Zeilen 5-10 Wird die Frage in Zeile 4 mit „Ja“ beantwortet, ist in den Zeilen 5 bis 10 die Höhe der Leistungen
– bezogen auf den jeweiligen Betrieb – auszuweisen. Dabei ist jeweils der Saldo zwischen den
im Kalenderjahr erhaltenen und den im selben Kalenderjahr zurückgezahlten Hilfen zu doku-
mentieren.
Zeile 11 Anschließend ist in Zeile 11 der Gesamtbetrag der Soforthilfen, Überbrückungshilfen und/oder
vergleichbaren Zuschüsse darzustellen.

AUTOR

Norbert Sowinski,
Diplom-Finanzwirt, Bonn.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 69


--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---
STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

Körperschaftsteuererklärung 2020

Gesetzesneuerungen und Signifikantes aus der Rechtsprechung sowie von


Verwaltungsseite

Dr. Vanessa Stuber-Köth und Verona Franke

Das Veranlagungsjahr 2020 war wesentlich durch die auch in das Jahr 2021 reichenden Folgen
der Corona-Pandemie geprägt. Dies fand auch seinen Niederschlag in den 2020 abgeschlosse-
nen Vorhaben des Steuergesetzgebers und Verlautbarungen der Finanzverwaltung. Temporär
wurde eine Reihe von Maßnahmen zur Abfederung der steuerlichen Folgen der Pandemie erlas-
sen. Nicht zum Abschluss kam das ATAD-Umsetzungsgesetz, dessen nun vorliegender Regie-
rungsentwurf u. a. Betriebsausgabenabzugsbeschränkungen für sog. hybride Gestaltungen
(§ 4k EStG-E) beinhaltet. Beim BVerfG stehen wichtige Entscheidungen wie die Frage der Verfas-
sungsmäßigkeit von § 8c KStG weiterhin aus, während sich die Finanzgerichte mit Anwendungs-
fragen dieser Vorschrift sowie der Antragsfrist des „Rettungsankers“ § 8d KStG auseinanderset-
zen müssen; zur Anwendung von § 8d KStG ist nun zudem ein BMF-Schreiben veröffentlicht
worden. Weiterhin offen ist die Frage der inländischen Berücksichtigung von finalen ausländi-
schen Betriebsstättenverlusten; die Entscheidung ist auf die EuGH-Ebene verlagert worden.
Mehr Rechtssicherheit gibt es möglicherweise bei inkongruenten Gewinnausschüttungen; zu-
dem sollen für ein Überschreiten der Streubesitzschwelle ggf. auch nicht entziehbare Anwart-
schaftsrechte genügen. Im Organschaftsbereich wurden wichtige Urteile zur finanziellen Ein-
gliederung bei Umstrukturierungen sowie zur tatsächlichen Vertragsdurchführung bei Eröff-
nung des Insolvenzverfahrens gefällt. Bei der verdeckten Gewinnausschüttung sind der Margen-
teilungsgrundsatz und das Kriterium der „Nichtberücksichtigung“ diskutiert worden. Für die Ge-
sellschafterfremdfinanzierung sind Entscheidungen zum Rangverhältnis von AStG/KStG bei der
grenzüberschreitenden Einkünftekorrektur oder die Verwaltungssicht zur Absicherung von
Währungsrisiken praxisrelevant. Dieser Beitrag soll über die wichtigsten Gesetzesänderungen,
Urteile und Verwaltungsanweisungen des letzten Jahres für die Körperschaftsteuererklärungen
.................. 2020 informieren.
S. 1137 ⇓
I. Allgemeines zum Veranlagungsverfahren
1. Einreichungsfrist und Fristverlängerungsmöglichkeit
Reguläre Abgabefrist Gemäß § 149 Abs. 2 Satz 1 AO endet die Einreichungsfrist für die Körperschaftsteuererklärungen
2020 – einschließlich der Erklärungen zu gesonderten Feststellungen von Besteuerungsgrundla-
gen im Zusammenhang mit der Körperschaftsteuerveranlagung sowie für die Körperschaftsteu-
erzerlegung – am 31.7.2021 bzw. am nächsten folgenden Wochentag (2.8.2021). § 109 Abs. 1 AO
ermöglicht (auch rückwirkend) eine Fristverlängerung.
Verlängerte Einreichungsfrist Soweit die Erklärungen durch steuerberatend tätige Personen, Gesellschaften, Verbände, Verein-
für Berater/Besonderheiten igungen, Behörden oder Körperschaften i. S. der §§ 3 und 4 StBerG angefertigt werden, verlän-
bei Land- und Forstwirt-
gert sich die reguläre Frist bis zum letzten Tag des Monats Februar des zweiten Folgejahres. Da-
schaft/Fristverlängerung
mit endet die Abgabefrist für die Steuererklärungen 2020 am 28.2.2022. Für Steuerpflichtige
mit Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft, deren Gewinnermittlung nach einem abweichen-
den Wirtschaftsjahr erfolgt, endet die reguläre Abgabefrist i. d. R. nicht vor Ablauf des siebten
Monats nach Schluss des Wirtschaftsjahres 2020/2021 (§ 149 Abs. 2 Satz 2 AO; Verlängerungs-

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 71


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

möglichkeit nach § 109 Abs. 1 AO); bei Unterstützung durch die o. g. steuerberatend tätigen Per-
sonen läuft die Frist erst am 31.7.2022 bzw. am ersten darauf nachfolgenden Wochentag ab. Für
steuerlich vertretene Steuerpflichtige ist eine über die o. g. Termine hinausgehende Fristverlän-
gerung nur unter den Prämissen des § 109 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1, Satz 2 und 3 AO zulässig; sie erfor-
dert insbesondere ein fehlendes Verschulden des Steuerpflichtigen und seines Beraters. Bislang
ist noch nicht absehbar, ob die Einreichungsfristen bei steuerlich vertretenen Steuerpflichtigen –
wie für das Veranlagungsjahr 2019 (vgl. BGBl 2021 I S. 237) – angesichts der zusätzlichen Ar-
beitsbelastung der steuerberatenden Berufe durch die Covid-19-Pandemie ggf. verlängert wer-
den. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.
Vorzeitige Anforderung Mit Fristsetzung von vier Monaten können die Finanzämter die Erklärungen von steuerlich ver-
tretenen Steuerpflichtigen in Sonderfällen vor Ablauf der allgemeinen Fristen einfordern (§ 149
Abs. 4 AO). Dies ist der Fall, wenn
▶ Erklärungen für den vorangegangenen Veranlagungszeitraum verspätet oder gar nicht ab-
gegeben worden sind,
▶ für den vorangegangenen Besteuerungszeitraum innerhalb von drei Monaten vor Erklä-
rungsabgabe bzw. drei Monaten vor Beginn des Zinslaufs nachträgliche Vorauszahlungen
festgesetzt worden sind,
▶ Vorauszahlungen für den betroffenen Besteuerungszeitraum außerhalb einer Veranlagung
herabgesetzt worden sind,
▶ Abschlusszahlungen für den vorangegangenen Besteuerungszeitraum von mindestens
25 % der festgesetzten Steuer oder von mehr als 10.000 € angefallen sind,
▶ es voraussichtlich zu einer Nachzahlung von mehr als 10.000 € kommt,
▶ eine Außenprüfung geplant ist,
▶ in dem betroffenen Veranlagungszeitraum eine Betriebseröffnung oder Betriebseinstellung
erfolgt ist oder
▶ für Beteiligte an Gesellschaften und Gemeinschaften eine Verlustfeststellung erfolgt.

Zufallsauswahl Daneben dürfen die Finanzämter mit Fristsetzung von vier Monaten auch im Rahmen einer au-
tomationsgestützten Zufallsauswahl und ohne darüberhinausgehende Begründung anordnen,
dass Erklärungen von steuerlich vertretenen Steuerpflichtigen vor Ende der regulären Abgabe-
frist abzugeben sind. Bei steuerlich nicht vertretenen Steuerpflichtigen bzw. nicht steuerlich ver-
tretenen Land- und Forstwirten ist eine Vorabanforderung von Steuererklärungen dagegen nicht
.................. möglich.
S. 1138 ⇓

Hinweis:
Achtung: Automatischer Ver- Bei nach dem 31.12.2018 einzureichenden Steuererklärungen ist der automatische Verspä-
spätungszuschlag! tungszuschlag nach § 152 Abs. 2 AO zu beachten. Dieser greift allerdings nicht für Fälle, in
denen (ggf. auch rückwirkend) eine Fristverlängerung nach § 109 AO gewährt worden ist.
Zudem unterbleibt eine Festsetzung des Verspätungszuschlags u. a. bei Festsetzung einer
Steuer von Null bzw. in Höhe eines Negativbetrags oder bei Nichtüberschreiten der Summe
der festgesetzten Vorauszahlungen und der anzurechnenden Steuerabzugsbeträge.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 72


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

2. Einreichung bzw. Übermittlung der Erklärungen


Einreichung über ELSTER/ Die Steuererklärungen 2020 sind nach § 31 Abs. 1a KStG nach amtlich vorgeschriebenem Daten-
nötige Angaben im qualifi- satz per Datenfernübertragung (ELSTER) zu übermitteln. Angaben, die im Rahmen des aus-
zierten Freitextfeld
schließlich automationsgestützten Festsetzungsverfahrens (§ 155 Abs. 4 Satz 1 AO) individuell
durch Amtsträger zu bearbeiten sind, müssen nach § 150 Abs. 7 AO gesondert in der Steuerer-
klärung eingetragen werden (Eintrag im sog. qualifizierten Freitextfeld). Dazu ist in der Erklä-
rung über eine Schlüsselzahl „1=Ja“ anzugeben, ob bei der Steuerfestsetzung weitere Angaben
oder Sachverhalte berücksichtigt werden müssen, die sich nicht bzw. nicht vollständig aus der
Steuererklärung ergeben (z. B. zusätzliche Ausführungen zu bestimmten Sachverhalten, Prüfbit-
ten, Angaben zu einer von der Verwaltungsauffassung abweichenden Behandlung etc.). In die-
sem Fall sind ergänzende Angaben im Freitextfeld oder – bei Steuererklärungen in Papierform –
in einer separaten Anlage („Ergänzende Angaben zur Steuererklärung“) zu erfassen.
Datenübermittlung durch Daten, die von mitteilungspflichtigen Stellen gem. § 93c AO an die Finanzverwaltung übermit-
Dritte telt worden sind, gelten als Angaben des Steuerpflichtigen, soweit er in seiner Steuererklärung
nichts Abweichendes angibt. Bei positiver Kenntnis über zu seinen Gunsten unzutreffende über-
mittelte Daten muss der Steuerpflichtige ebenfalls im Freitextfeld die Schlüsselzahl „1=Ja“ ein-
tragen und die richtigen Daten angeben.
Qualifizierte elektronische Die einzureichenden Datensätze müssen gem. § 87a Abs. 3 Satz 2 AO mit einer qualifizierten
Signatur elektronischen Signatur versehen werden, mit welcher der Datenübermittler authentifiziert wer-
den kann und welche die Vertraulichkeit sowie Integrität des übermittelten Datensatzes ge-
währleistet. Zur Vermeidung unbilliger Härten kann die Finanzverwaltung auf Antrag auf eine
elektronische Übermittlung verzichten. Die Körperschaft muss in einem solchen Fall die Erklä-
rungen nach amtlich vorgeschriebenem Vordruck abgeben und sie von ihrem gesetzlichen Ver-
treter eigenhändig unterzeichnen lassen. Eine Gewinnermittlung nach amtlichem Vordruck ist
der Erklärung gem. § 60 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 4 Satz 2 Halbsatz 2 EStDV in Papierform beizufü-
gen.

3. Nachzahlungszinsen
AdV und vorläufige Festset- Die beim BVerfG für Verzinsungszeiträume nach dem 31.12.2009 (1 BvR 2237/14) bzw.
zungen bis zur BVerfG-Ent- 31.12.2011 (1 BvR 2422/17) anhängigen Verfahren zur Frage der Verfassungsmäßigkeit des Zins-
scheidung
satzes für Nachzahlungszinsen (§§ 233a, 238 AO) stehen weiter zur Entscheidung an; voraus-
sichtlich wird diese in 2021 fallen. In Verfahren zum vorläufigen Rechtsschutz hatte auch der
BFH verfassungsrechtliche Zweifel an der Höhe des geltenden Zinssatzes von 6 % pro Jahr ge-
äußert (BFH, Beschluss v. 25.4.2018 - IX B 21/18, BStBl 2018 II S. 415). Für Verzinsungszeiträume
ab dem 1.1.2012 gewährt die Finanzverwaltung Aussetzung der Vollziehung (BMF-Schreiben
Bergan/Martin, NWB v. 14.12.2018, BStBl 2018 I S. 1393, und BMF-Schreiben v. 27.11.2019, BStBl 2019 I S. 1266). Mit
30/2019 S. 2230 Schreiben v. 2.5.2019 (BStBl 2019 I S. 448) wies das BMF an, Zinsfestsetzungen nach § 233 AO
i. V. mit § 238 Abs. 1 Satz 1 AO vorläufig vorzunehmen, wobei die Finanzverwaltung sowohl Fest-
setzungen von Nachzahlungs- als auch von Erstattungszinsen mit dem Vorläufigkeitsvermerk
.................. versieht.
S. 1139 ⇓

Hinweis:
Beim BVerfG ebenfalls weiter anhängig ist die verfassungsrechtliche Überprüfung des
Rechnungszinsfußes in Höhe von 6 % bei Pensionsrückstellungen (2 BvL 22/17).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 73


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

II. Neues aus der Gesetzgebung


1. Temporäre Erweiterung des Verlustrücktrags
Erhöhung des Verlustrück- Zur Abmilderung coronabedingter Wirtschaftsfolgen wurden u. a. die Verlustrücktragsmöglich-
trags für 2020 und 2021 keiten erweitert. Der Höchstbetrag des Rücktrags nach § 10d Abs. 1 EStG, welcher über § 8 KStG
auch für die Körperschaftsteuer (nicht: für die Gewerbesteuer) gilt, wurde zunächst durch das
Zweite Corona-Steuerhilfegesetz v. 29.6.2020 (BGBl 2020 I S. 1512) und ergänzt durch das Dritte
Corona-Steuerhilfegesetz v. 10.3.2021 (BGBl 2021 I S. 330) für die Jahre 2020 und 2021 von
1 Mio. € auf 10 Mio. € erhöht. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit eines vorläufigen Verlustrück-
trags für 2020 bzw. 2021 in die Veranlagung des jeweiligen Vorjahres (§ 111 EStG). Pauschal wer-
den hierfür 30 % des Gesamtbetrags der Einkünfte des jeweiligen Vorjahres berücksichtigt; ein
höherer Betrag ist nachzuweisen. Insgesamt ist der vorläufige Verlustrücktrag auf 10 Mio. € be-
grenzt.

Hinweis:
Hechtner, NWB 32/2020 Die erhöhten Beträge können auch für einen vorläufigen Verlustrücktrag nach 2019 ge-
S. 2374 nutzt werden, wenn der Steuerbescheid 2019 bereits bestandskräftig ist. Hierzu wurden im
neugefassten § 111 Abs. 8 EStG aber bestimmte Antragsfristen festgesetzt.

2. Begünstigung von (Re-)Investitionen (Zweites Corona-Steuerhilfegesetz v. 29.6.2020, BGBl


2020 I S. 1512)
a) Temporäre Verlängerung der Reinvestitionsfrist des § 6b EStG
Verlängerung der Frist für be- Die Reinvestitionsfristen des § 6b Abs. 3 Satz 2, 3 und 5, Abs. 8 Satz 1 Nr. 1 sowie Abs. 10 Satz 1
stimmte 6b-Rücklagen um und 8 EStG wurden für Reinvestitionsrücklagen, die zum Schluss des nach dem 29.2.2020 und
ein Jahr
vor dem 1.1.2021 endenden Wirtschaftsjahres aufzulösen wären, befristet um ein Jahr verlän-
gert; die Frist endet am Schluss des darauffolgenden Wirtschaftsjahres.

Hinweis:
Angleichung bei der Rücklage Mit BMF-Schreiben v. 13.1.2021 (BStBl 2021 I S. 102) wurden auch die Fristen für die Rück-
für Ersatzbeschaffungen lage für Ersatzbeschaffungen angepasst. Danach verlängern sich die in R 6.6 Abs. 4 Satz 3
bis 6, Abs. 5 Satz 5 und 6 sowie Abs. 7 Satz 3 und 4 EStR geregelten Fristen für die Ersatzbe-
schaffung oder Reparatur bei Beschädigung ebenfalls jeweils um ein Jahr, wenn sie ansons-
ten in einem nach dem 29.2.2020 und vor dem 1.1.2021 endenden Wirtschaftsjahr ablau-
fen würden. Zu den ebenfalls verlängerten Fristen bei § 7g EStG s. unten II, 4, a.

b) Temporäre (Wieder-)Einführung einer degressiven AfA


Gedeckelte degressive AfA für Für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens, die nach dem 31.12.2019 und vor dem
Wirtschaftsgüter aus 2020 1.1.2022 angeschafft oder hergestellt werden, kann statt der linearen die degressive Absetzung
und 2021
für Abnutzung (AfA) (max. 25 %, gedeckelt auf das Zweieinhalbfache des bei linearer AfA in Be-
tracht kommenden Prozentsatzes) gewählt werden. Voraussetzung ist die Aufnahme der betrof-
fenen Wirtschaftsgüter in ein besonderes, laufend zu führendes Verzeichnis (sofern die Angaben
nicht aus der Buchführung ersichtlich sind), § 7 Abs. 2 Satz 3 i. V. mit § 7a Abs. 8 EStG (ausführ-
.................. lich zur degressiven AfA s. Hechtner, NWB 28/2020 S. 2060).
S. 1140 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 74


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

Hinweis:
Keine zusätzliche AfaA Bei Wahl der degressiven AfA dürfen keine zusätzlichen Absetzungen für außergewöhnli-
che technische oder wirtschaftliche Abnutzung vorgenommen werden.

3. Verlängerter Rückwirkungszeitraum für Umwandlungen (Corona-Steuerhilfegesetz


v. 19.6.2020, BGBl 2020 I S. 1385)
Rückwirkungszeitraum für Für im Jahr 2020 vorgenommene Anmeldungen von Umwandlungen wurde zeitlich befristet der
2020 und 2021 auf zwölf Mo- in § 17 Abs. 2 Satz 4 UmwG normierte Rückwirkungszeitraum von acht auf zwölf Monate verlän-
nate verlängert
gert. Danach ist eine Aufstellung der für den Umwandlungsvorgang maßgeblichen Bilanz auf ei-
nen Stichtag bis zu zwölf Monate vor Anmeldung zur Eintragung in das Handelsregister möglich.
Prinz, StuB 12/2020 Über § 2 UmwStG wirkt diese Verlängerung auch in Fällen, in denen das UmwStG keine beson-
S. 445 dere Regelung vorsieht (Verschmelzung, Aufspaltung und Abspaltung von Kapitalgesellschaf-
ten). Über § 27 Abs. 15 UmwStG wurde der maßgebliche Rückwirkungszeitraum in § 9 Satz 3
UmwStG und § 20 Abs. 6 Satz 1 und 3 UmwStG (Formwechsel und Einbringungsvorgänge) eben-
falls auf zwölf Monate verlängert.

Hinweis:
Mit Verordnung v. 18.12.2020 (BGBl 2020 I S. 3042) hat das BMF nach entsprechender Ver-
ordnung des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV)
v. 20.10.2020 (Verlängerung des Rückwirkungszeitraums in § 17 Abs. 2 Satz 4 UmwG) die
Ermächtigung genutzt, um den verlängerten Rückwirkungszeitraum für 2020 auf Anmel-
dungen und Vertragsabschlüsse des Jahres 2021 auszuweiten.

4. Weitere Investitionsförderung (JStG 2020 v. 21.12.2020, BGBl 2020 I S. 3096)


a) Änderungen beim Investitionsabzugsbetrag nach § 7g EStG
Erhöhung der begünstigten Mit dem JStG 2020 erfolgten umfangreiche Anpassungen bei § 7g EStG. So wurden u. a. die be-
Investitionskosten/Einfüh- günstigten Investitionskosten von 40 % auf 50 % erhöht und eine für alle Einkunftsarten einheit-
rung einer einheitlichen Ge-
liche Gewinngrenze in Höhe von 200.000 € als Voraussetzung für die Inanspruchnahme der In-
winngrenze
vestitionsabzugsbeträge und der Sonderabschreibungen eingeführt.

Hinweis:
Fristverlängerung für die Ver- Die Anpassungen greifen erstmals für Investitionsabzugsbeträge und Sonderabschreibun-
wendung der Investitionsab- gen, die in nach dem 31.12.2019 endenden Wirtschaftsjahren in Anspruch genommen wer-
zugsbeträge aus 2017 um ein
den (§ 52 Abs. 16 Satz 1 EStG). Mit dem Zweiten Corona-Steuerhilfegesetz war die Frist zur
Jahr
Verwendung von Investitionsabzugsbeträgen, die in nach dem 31.12.2016 und vor dem
1.1.2018 endenden Wirtschaftsjahren beansprucht wurden, um ein Jahr befristet verlän-
gert worden (§ 52 Abs. 16 Satz 3 EStG).

b) Forschungszulage
Forschungszulage als Steuer- Die mit dem Forschungszulagengesetz v. 14.12.2019 (BGBl 2019 I S. 2763) eingeführte For-
erstattung und ... schungszulage wird im Rahmen der Steuerveranlagung liquiditätswirksam (Anrechnung bzw. Er-
stattung). Über das JStG 2020 wurde ergänzt, dass die Anrechnung auf die festgesetzte Ertrag-
steuer zu einer (u. E. steuerfreien) Steuererstattung führt, wenn die Forschungszulage die Steu-
erschuld übersteigt. Zudem soll eine Anrechnung erst im Rahmen der nächsten „erstmaligen“
Festsetzung von Einkommen- oder Körperschaftsteuer erfolgen (§ 10 Abs. 1 Satz 2 und 3 FZulG).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 75


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

Hinweis:
... Verdoppelung der Bemes- Eine Anrechnung im Rahmen von Änderungs- oder Aufhebungsbescheiden ist damit aus-
sungsgrundlage drücklich ausgeschlossen. Mit dem Zweiten Corona-Steuerhilfegesetz wurde die maximale
Bemessungsgrundlage für nach dem 30.6.2020 und vor dem 1.7.2026 entstandene förder-
.................. fähige Aufwendungen zudem auf 4 Mio. € verdoppelt.
S. 1141 ⇓

5. Auswirkungen des Brexit


Weitere Anwendbarkeit der Aufgrund der dem zum 31.1.2020 erfolgten Austritt des Vereinigten Königreichs (UK) aus der EU
EU-Richtlinien für UK im VZ (sog. geregelter Brexit) unmittelbar am 1.2.2020 folgenden Übergangsphase (umgesetzt in
2020
Deutschland mit dem Brexit-Übergangsgesetz [BrexitÜG] v. 27.3.2019, BGBl 2019 I S. 402) wird
das Vereinigte Königreich im Veranlagungszeitraum 2020 weiterhin als EU-Mitglied behandelt,
so dass steuerlich relevante Richtlinien (u. a. Mutter-Tochter-Richtlinie, Zins- und Lizenzrichtlinie)
bis zum 31.12.2020 weiter anwendbar bleiben.

Hinweis:
Vermeidung von allein durch Da der Übergangszeitraum nicht verlängert wurde, gilt das Vereinigte Königreich mit Wir-
den Brexit ausgelösten Steu- kung ab dem 1.1.2021 als Drittland. Mit dem „Gesetz über steuerliche und weitere Begleit-
erfolgen
regelungen zum Austritt des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland aus
der EU“ (Brexit-Steuerbegleitgesetz – Brexit-StBG) v. 25.3.2019 (BGBl 2019 I S. 357) sollen
negative Steuerwirkungen verhindert werden, die allein durch den Brexit ausgelöst wer-
den. Es greift in Fällen, in denen der Steuerpflichtige bereits in der Vergangenheit alle steu-
erlich relevanten Handlungen vollzogen hat und der Brexit ohne sein weiteres Zutun zu
nachteiligen Folgen führt. Das betrifft etwa Einbringungsvorgänge, die Besteuerung des
Einbringungsgewinns I und II, die Auflösung von Ausgleichsposten nach § 4g EStG oder die
Auflösungsfiktion nach § 12 Abs. 3 KStG. Ebenfalls enthalten sind Regelungen zur Besteue-
rung von Limiteds (u. a. § 12 Abs. 4 KStG).

6. Regierungsentwurf des ATAD-Umsetzungsgesetzes


Anstehende Reformen bei Am 10.12.2019 hat das BMF den Gesetzentwurf zur Umsetzung der Anti-Steuervermeidungs-
grenzüberschreitenden hybri- richtlinie (ATAD-Umsetzungsgesetz – ATADUmsG) vorgelegt. Erst am 24.3.2021 hat das Bundes-
den Strukturen, Finanzie-
kabinett den Regierungsentwurf auf den Weg gebracht. Wesentliche Punkte des Regierungsent-
rungsbeziehungen und Hin-
zurechnungsbesteuerung
wurfs für Körperschaften betreffen u. a.:
▶ Beschränkung des Betriebsausgabenabzugs bei hybriden Gestaltungen (§ 4k EStG-E). Die
umfangreichen und komplexen Abzugsbeschränkungen sollen erstmals für Aufwendungen
gelten, die nach dem 31.12.2019 entstehen. Für vor dem 1.1.2020 bereits rechtlich verur-
sachte Aufwendungen ist eine besondere Übergangsvorschrift geplant (§ 52 Abs. 8c EStG-
E);
▶ Versagung der DBA-Freistellung bei Besteuerungsinkongruenzen aufgrund hybrider Be-
triebsstättensachverhalte (§ 50d Abs. 9 Satz 1 Nr. 3 EStG-E), möglicher Ausschluss der Frei-
stellung nach § 8b KStG bei hybriden Gestaltungen (§ 8b Abs. 1 Satz 3 KStG-E);
▶ Anpassung im Ent- und Verstrickungskonzept (§ 4 Abs. 1 Satz 3, 8 und 9 EStG-E; § 12 Abs. 1,
1a KStG-E) sowie Aufnahme einer Wertverknüpfung bei entsprechender Entstrickungsbe-
steuerung im Ausland (§ 6 Abs. 1 Nr. 5a und 5b EStG-E) und Änderungen bei Bildung und
Auflösung von Ausgleichsposten nach § 4g EStG;
▶ Reform der Hinzurechnungsbesteuerung (bisher ohne Senkung der Niedrigsteuergrenze).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 76


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

Hinweis:
Ggf. rückwirkende Inkraftset- Ein genauer Zeitplan zum weiteren Fortgang des Gesetzgebungsverfahrens war zum Zeit-
zung der Betriebsausgabe- punkt der Drucklegung dieses Aufsatzes nicht bekannt. Trotz der erheblichen Zeitverzöge-
nabzugsbeschränkung nach
rungen sieht der Regierungsentwurf immer noch vor, dass der Gesetzgeber die Betriebs-
§ 4k EStG-E
ausgabenabzugsbeschränkung nach § 4k EStG-E rückwirkend für den VZ 2020 in Kraft set-
zen will. Teile der ursprünglich im Referentenentwurf vorgesehenen Änderungen bei den
Verrechnungspreisregelungen (Fremdvergleichsgrundsatz nach § 1 AStG) haben zwischen-
zeitlich Eingang in den Regierungsentwurf eines Abzugsteuerentlastungsmodernisierungs-
gesetzes (AbzStEntModG) v. 20.1.2021 (u. a. dort auch Reform des § 50d Abs. 3 EStG vorge-
sehen) gefunden, nicht jedoch die ursprünglich im Referentenentwurf (aber nicht mehr im
.................. Regierungsentwurf) zum ATADUmsG enthaltenen Regelungen zu grenzüberschreitenden
S. 1142 ⇓ Finanzierungsbeziehungen (§ 1a AStG-E). Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.

III. Wichtiges aus Rechtsprechung und Verwaltung


Wegweisendes gibt es für den Veranlagungszeitraum 2020 von Rechtsprechungs- und Verwal-
tungsseite nicht zu berichten. So ist die Verfassungskonformität des vollständigen Verlustunter-
gangs nach § 8c KStG weiterhin ungeklärt (BVerfG 2 BvL 19/17); betroffene Veranlagungen müs-
sen bis auf Weiteres offengehalten werden. Gleiches gilt bezüglich der Zinsschranke (BVerfG
2 BvL 1/16) und der Mindestbesteuerung (BVerfG 2 BvL 19/14), wobei über letztere voraussicht-
lich noch im Jahr 2021 geurteilt wird. Allerdings sind im Betrachtungszeitraum andere wichtige
Fragen, insbesondere zu Verlustausgleich und Organschaft, entschieden oder neu anhängig ge-
worden. Auch die Finanzverwaltung hat sich zu manchen Aspekten positioniert.

1. Verlustabzug und Verlustausgleich


a) EuGH-Vorlage zum Abzug sog. finaler Verluste einer Freistellungsbetriebsstätte (BFH,
Beschluss v. 6.11.2019 - I R 32/18)
Nichterfassung von finalen Der gewerbesteuerlich veranlasste Vorlagebeschluss des BFH v. 6.11.2019 - I R 32/18 (BStBl 2021
Auslandsverlusten auf dem II S. 68) zur Behandlung von sog. finalen Verlusten ausländischer Freistellungsbetriebsstätten
Prüfstand
hat auch für die körperschaftsteuerliche Verlustverrechnung Folgen. Auf dem Prüfstand steht die
geänderte BFH-Rechtsprechung, der zufolge diese Verluste nach der Symmetriethese nicht in die
inländische Bemessungsgrundlage eingehen. Entscheidend wird letztlich sein, ob sich in- und
Korn, NWB 44/2020 ausländische Betriebsstätten bei abkommensrechtlicher Freistellung in einer objektiv vergleich-
S. 3225, NWB VAAAH-62340 baren Lage befinden. Von Bedeutung ist dabei auch, ob bereits eine nur mögliche Wiedereröff-
nung einer Betriebsstätte im betreffenden EU-Ausland zum Ausschluss von finalen Verlusten
führt, ob Auslandsverluste auch bei einer im Ausland bestehenden Verlustvortragsmöglichkeit
als final qualifizieren und ob sie nach in- oder ausländischem Recht zu berechnen sind.

Hinweis:
Offenhalten von Veranlagun- Das Verfahren ist vor dem EuGH unter dem Az. C-538/20 anhängig. Ein Urteil könnte hier
gen unter Berufung auf EuGH endlich den Schlussstrich unter die bisher inkonsistente Behandlung ausländischer Be-
und bereits anhängige BFH-
triebsstättenverluste setzen. Entsprechende Fälle sollten weiterhin offengehalten und ein
Verfahren
Ruhen des Verfahrens gem. § 363 Abs. 2 AO beantragt werden.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 77


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

b) Begriff der Erwerbergruppe nach § 8c KStG (FG Köln, Urteil v. 17.5.2018 - 10 K 2695/15)
„Erwerbergruppe“ bedingt Mit Urteil v. 17.5.2018 - 10 K 2695/15 (NWB FAAAH-46663) hat das FG Köln entschieden, dass
Zusammenwirken bei Erwerb der unbestimmte Rechtsbegriff der „Erwerbergruppe mit gleichgerichteten Interessen“ gem.
und spätere Beherrschung
§ 8c Abs. 1 Satz 2 KStG verfassungsgemäß dahingehend auszulegen sei, dass beim Anteilser-
der Gesellschaft
werb ein Zusammenwirken zur personenübergreifenden Verlustnutzbarmachung erforderlich
ist und die Gruppe danach durch Stimmbindungsvereinbarungen, Konsortialverträge oder sons-
tige verbindliche Abreden einen beherrschenden einheitlichen Einfluss bei der Gesellschaft aus-
üben können muss. Danach war im Urteilsfall keine Erwerbergruppe gegeben. Bei der Berech-
nung stiller Reserven müssten die Vergleichswerte zudem auf die Differenz zwischen dem Nenn-
wert der Anteile und dem Kaufpreis abstellen. Wegen hinreichender stiller Reserven kam es
ebenfalls nicht zur Einschränkung des Verlustabzugs.

Hinweis:
Rechtskräftige Urteilsfindung Da das Gericht den Begriff der Erwerbergruppe unabhängig von den verfassungsrechtli-
trotz verfassungsrechtlicher chen Bedenken gegen § 8c KStG unter Rückgriff auf den Regelungszweck verfassungskon-
Bedenken gegen § 8c KStG
form ausgelegt hat, konnte ein abschließendes, rechtskräftiges Urteil gefällt werden. Steu-
.................. erpflichtige mit vergleichbaren Themen können sich hierauf berufen.
S. 1143 ⇓

c) Anwendungsfragen zu § 8d KStG
Antragsstellung bis zur Fest- Dem FG Thüringen (Urteil v. 5.10.2018 - 1 K 348/18, NWB PAAAH-11817) und dem FG Köln (Be-
setzungsverjährung schluss v. 6.2.2019 - 10 V 1706/18, NWB UAAAH-40777) folgend, hat auch das Niedersächsische
FG mit Urteil v. 28.11.2019 - 6 K 356/18 (NWB AAAAH-45940) entschieden, dass das Antrags-
recht nach § 8d Abs. 1 Satz 5 KStG auf Feststellung eines fortführungsgebundenen Verlustvor-
trags bis zum Eintritt der materiellen Bestandskraft des Körperschaftsteuerbescheids ausgeübt
werden kann. Die Formulierung „in der Steuererklärung“ lege nur die Form des Antrags fest und
stelle keinen Ausschlusstermin dar. Anders als die Finanzgerichtsurteile davor ist die Entschei-
dung nicht rechtskräftig geworden.

Hinweis:
Einzelfallbezogene Prüfung: Nachdem die Revision unter dem Az. I R 3/20 vor dem BFH anhängig geworden ist, können
Sanierungsklausel ggf. vor- betroffene Steuerpflichtige unter Verweis auf dieses Verfahren Einspruch einlegen und Ver-
teilhafter?
fahrensruhe beantragen. Eine längere Antragsfrist würde die Anwendung des § 8d KStG in
Mustereinspruch, Ar- der Praxis erleichtern. Da aber auch die Sanierungsklausel in Fällen eines drohenden Ver-
beitshilfe, NWB IAAAH-62298 lustuntergangs wieder anwendbar ist, muss im Einzelfall überprüft werden, ob eine An-
tragsstellung nach § 8d KStG angesichts der praktischen Probleme vorteilhaft ist oder ob
der planungssicheren Sanierungsklausel der Vorzug zu geben (und ein erfolgter Antrag
nach § 8d KStG ggf. zurückzuziehen) ist.

Verlautbarung der Finanzver- Angesichts der zahlreichen offenen Fragen war ein Anwendungsschreiben der Finanzverwaltung
waltung zur Auslegung von zu § 8d KStG mit Spannung erwartet worden. Trotz starker Kritik an dem zuvor zirkulierten ers-
§ 8d KStG
ten Entwurf hält die Finanzverwaltung mit dem nunmehr veröffentlichten BMF-Schreiben
v. 18.3.2021 (NWB TAAAH-74505) allerdings an ihrem ersten Entwurf und der dortigen z. T. sehr
restriktiven Handhabung nahezu unverändert fest. Im finalen Schreiben finden sich gegenüber
dem Entwurf lediglich zusätzliche Klarstellungen bzw. weitere Anwendungsbeispiele. Positiv an-
zumerken ist die auch aus Verwaltungssicht zulässige Antragsstellung und -rücknahme bis zur
Bestandskraft der betreffenden Bescheide. Letzteres ist insbesondere bei Anteilsübertragungen
von mehr als 25 % bis zu 50 %, für die noch vor Abschaffung von § 8c Abs. 1 Satz 1 KStG a. F. ein

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 78


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

Antrag nach § 8d KStG gestellt worden war, von Bedeutung. Dass für Antragsstellung oder -rück-
nahme jeweils geänderte Steuererklärungen eingereicht werden sollen (Rz. 10-11), ist aus Pra-
xissicht unnötiger Formalismus. Restriktiv ausgefallen sind die Ausführungen zu „demselben
Geschäftsbetrieb“: Hier sollen mehrere Geschäftsbetriebe möglich und für eine Anwendung des
§ 8d KStG schädlich sein (Rz. 20) – dies ist vom Wortlaut und Regelungszweck jedoch nicht ge-
deckt; nur wenig Erleichterung schaffen eine mögliche Zusammenfassung von Tätigkeiten über
einen gegenseitigen Förder- und Sachzusammenhang, eine (umstrittene) betragsgedeckelte Ba-
gatellgrenze sowie eine Ausnahmeregelung bei Strukturwandel. Positiv herauszustellen ist die
Ansicht des BMF, dass eine Anwendung von § 8d KStG entsprechend der wohl h. M. bei einer Or-
gangesellschaft dem Grunde nach möglich ist (Rz. 59). Bei unterjährigem mittelbaren Beteili-
gungserwerb an der Organgesellschaft soll ein laufender Verlust nicht wegfallen; er wird dem
Organträger ungekürzt zugerechnet und geht nicht in den fortführungsgebundenen Verlustvor-
trag ein (Rz. 61).

Hinweis:
Praxisferne des BMF-Schrei- Es bleibt zu hoffen, dass die Finanzverwaltung ihre z. T. restriktive und praxisferne Ausle-
bens gung im Zuge der weiteren Entwicklungen und einer etwaigen späteren Überarbeitung ih-
.................. res Schreibens nochmals überdenkt. Rechtssicherheit schaffen die für den Steuerpflichtigen
S. 1144 ⇓ positiven Ausführungen zur Organschaft. Aufgrund der fehlenden zeitlichen Beschränkung
bleibt § 8d KStG jedoch insgesamt problematisch.

2. Dividenden, (Sach-)Ausschüttungen und Veräußerungsgewinne


a) Schwellenwert bei Streubesitz (FG München, Urteil v. 11.9.2019 - 7 K 2605/17)
Anteilszurechnung u. U. vor Mit Urteil v. 11.9.2019 - 7 K 2605/17 (NWB JAAAH-42823) hat das FG München entschieden,
wirtschaftlichem Eigentums- dass für die Frage, ob eine Kapitalgesellschaft i. S. von § 8b Abs. 4 KStG über mehr als 10 % der
übergang möglich
Anteile an einer anderen Kapitalgesellschaft verfügt, allein die wirtschaftliche Zurechnung der
Anteile – nicht das wirtschaftliche Eigentum – ausschlaggebend ist. Die Anteile seien der Körper-
schaft zuzurechnen, wenn sie über ein nicht mehr entziehbares Anwartschaftsrecht verfüge und
Risiko bzw. Chance einer Wertänderung trage. Im Urteilsfall betrug die Beteiligung zu Jahresbe-
ginn weniger als 10 %. Der Hinzuerwerb, der unter der aufschiebenden Bedingung der Kaufpreis-
zahlung stand, hätte zu Jahresbeginn ein Überschreiten der Schwelle bewirkt; wegen verspäte-
ter Zahlung erfolgte der Eigentumsübergang erst später. Im Urteilsfall schadete dies jedoch
nicht.

Hinweis:
Normenkontrollverfahren zur Aufgrund der vom FG München gefundenen Lösung wurde § 8b Abs. 4 Satz 6 KStG nicht
Besteuerung von Streubesitz- untersucht, wonach der unterjährige Erwerb einer Beteiligung von mindestens 10 % als zu
dividenden
Beginn dieses Kalenderjahres erfolgt gilt. In der Literatur wird diskutiert, ob diese Regelung
auch den Hinzuerwerb von weniger als 10 % auf eine zu Beginn des Jahres bereits vorhan-
dene (Zwerg-)Beteiligung erfasst; laut Finanzverwaltung ist dies nicht der Fall (OFD Frank-
furt/M., Vfg. v. 2.12.2013, NWB CAAAE-51928). Die Revision gegen das o. g. Urteil ist unter
dem Az. I R 50/19 anhängig; Steuerpflichtige in vergleichbarer Lage sollten ihre Veranla-
Korn, NWB 36/2020 gungen offenhalten. Der Zeitpunkt des Überschreitens der Beteiligungsgrenze gewinnt für
S. 2658, NWB CAAAH-57262 die Praxis an Bedeutung, da laut BFH-Urteil v. 18.12.2019 - I R 29/17 (BStBl 2020 II S. 690)
§ 8b Abs. 4 KStG insgesamt – trotz inkonsequenter Umsetzung bezüglich der Behandlung

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 79


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

von Veräußerungsgewinnen – verfassungskonform sein soll. Anzumerken ist aber, dass ge-
gen diese Entscheidung inzwischen Verfassungsbeschwerde eingelegt worden ist (Az.
2 BvR 1832/20) und Veranlagungen auch vor diesem Hintergrund offengehalten sowie ru-
hend gestellt werden sollten.

b) EU-Konformität der Nachweise zur Kapitalertragsteuererstattung bei Streubesitz (FG Köln,


Beschluss v. 20.5.2020 - 2 K 283/16)
Nicht leistbare Nichtanrech- Mit Beschluss v. 20.5.2020 - 2 K 283/16 (NWB QAAAH-63921) hat das FG Köln dem EuGH die
nungs-/Nichtabzugsbeschei- Frage vorgelegt, ob die Voraussetzungen der Kapitalertragsteuererstattung bei Streubesitzdivi-
nigung als Verstoß gegen EU-
denden mit EU-Recht vereinbar sind. Geklagt hatte eine britische Kapitalgesellschaft, welche auf
Recht?
Gewinnausschüttungen aus einer deutschen Beteiligung nur eine anteilige Erstattung der Kapi-
talertragsteuer nach § 50d Abs. 1 EStG i. V. mit dem DBA-GB erhalten hatte, da sie die nach § 32
Abs. 5 KStG – den das FG Köln auch für Drittstaatengesellschaften für anwendbar erachtete –
erforderlichen Nachweise (Nichtanrechnungs- bzw. Nichtabzugsbescheinigung der ausländi-
schen Steuerbehörde für den Gläubiger/sämtliche unmittelbaren oder mittelbaren Anteilseig-
ner) nicht erbringen konnte. Das FG Köln hat Zweifel, ob diese Anforderungen mit der Kapitalver-
kehrsfreiheit, dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz sowie dem Prinzip des „effet utile“ im Ein-
klang stehen.

Hinweis:
Offenhalten von Veranlagun- Das Verfahren ist vor dem EuGH unter dem Az. C-572/20 anhängig. Steuerpflichtige in ver-
gen empfehlenswert gleichbarer Situation sollten ihre Veranlagungen offenhalten und Verfahrensruhe beantra-
.................. gen, um ggf. von einer EuGH-Entscheidung profitieren zu können.
S. 1145 ⇓

c) Schadensersatzleistungen auf wertgeminderte Anteile (FG München, Urteil v. 22.6.2020 -


7 K 137/18)
Schadensersatz ist keine er- Das FG München hat mit Urteil v. 22.6.2020 - 7 K 137/18 (NWB KAAAH-57589) entschieden, dass
folgsneutrale Kapitalrückzah- Schadensersatzleistungen eines Dritten für den von ihm verursachten Wertverlust an einer Be-
lung
teiligung von der körperschaftsteuerpflichtigen Gesellschafterin in voller Höhe zu versteuern
sind, auch wenn die entsprechende Teilwertabschreibung auf die Beteiligung nach § 8b Abs. 3
Satz 3 KStG nicht gewinnmindernd berücksichtigt werden kann. Die Schadensersatzleistung gilt
nicht als erfolgsneutrale Kapitalrückzahlung.

Hinweis:
Steuerpflicht des Schadenser- Die Revision vor dem BFH ist unter dem Az. I R 29/20 anhängig, so dass sich Betroffene da-
satzes trotz steuerunwirksa- rauf berufen und Verfahrensruhe beantragen können. Anzumerken ist, dass zwar Unklar-
mer Teilwert-AfA
heiten hinsichtlich des Freistellungsumfangs nach § 8b Abs. 2 KStG bestehen, doch existiert
für das Surrogat eines nicht berücksichtigungsfähigen Wertverlustes kein gesetzlicher Be-
freiungstatbestand, so dass es grundsätzlich bei steuerpflichtigen Einkünften bleibt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 80


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

d) Folgen einer inkongruenten Gewinnausschüttung bei den übrigen Gesellschaftern (FG


Münster, Urteil v. 6.5.2020 - 9 K 3359/18 E, AO)
Anerkennung disquotaler Ge- In seinem Urteil v. 6.5.2020 - 9 K 3359/18 E, AO (NWB BAAAH-57057) vertritt das FG Münster die
winnausschüttung entgegen Auffassung, dass bei zivilrechtlich wirksam beschlossener disquotaler Gewinnausschüttung an
Verwaltungssicht
einen Gesellschafter kein fiktiver Zufluss von Kapitaleinkünften bei den Gesellschaftern im Ver-
hältnis ihrer Geschäftsanteile angenommen werden könne. Dabei sei entgegen der Verwal-
tungsauffassung nicht von Bedeutung, ob die inkongruente Gewinnausschüttung bereits in der
Satzung vorgesehen ist oder eine satzungsmäßige Öffnungsklausel besteht.

Hinweis:
Alternativen zur inkongruen- Die Revision ist unter dem Az. VIII R 20/20 vor dem BFH anhängig. Ähnlich hatte zuvor be-
ten Gewinnausschüttung reits das FG Köln mit Urteil v. 14.9.2016 - 9 K 1560/14 (NWB EAAAF-87123) entschieden
stellen laut Literatur Vorzugs-
(Az. beim BFH: VIII R 28/16). Hier greift das Argument, dass auch eine verdeckte Gewinn-
geschäftsanteile oder Tra-
cking-Stock-Modelle dar
ausschüttung keine verschobene Zurechnung zwischen den Gesellschaftern auslösen wür-
de. Betroffene sollten ihre Veranlagung unter Verweis auf die o. g. Verfahren offenhalten
und ruhend stellen.

e) Gestaltungsmissbrauch bei wirtschaftlichem Nullsummenspiel mit Verlusten aus


Wandelanleihen (Hessisches FG, Urteile v. 21.10.2020 - 4 K 1644/18, 4 K 1431/18)
Veranlassungszusammen- Das Hessische FG hat mit zwei Urteilen v. 21.10.2020 - 4 K 1644/18 (NWB CAAAH-70575) und
hang bei Zuordnung von Dar- 4 K 1431/18 entschieden, dass gegenläufige, einem Gesamtplan folgende Beteiligungs- und
lehens- und Anleihegeschäf-
Darlehensgeschäfte, welche einen steuerlichen Verlust zur Verrechnung mit einem steuerpflich-
ten
tigen Veräußerungsgewinn kreieren sollen und sich wirtschaftlich im Ergebnis ausgleichen, als
Gestaltungsmissbrauch zu qualifizieren sind. Nach Auffassung des Gerichts bestand ein vorran-
giger Veranlassungszusammenhang zwischen den Darlehens- und Wandelanleihegeschäften ei-
nerseits sowie den Beteiligungsverkäufen andererseits, weshalb die Verluste als Veräußerungs-
kosten nach § 8b Abs. 2 Satz 2 KStG mit den steuerfreien Anteilsverkäufen zu verrechnen waren.

Hinweis:
Gegen die Nichtzulassung der Revision (im Urteil 4 K 1644/18) ist unter dem Az. I B 83/20
.................. Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt worden. Soweit der Vorwurf des Gesamtplans bzw.
S. 1146 ⇓ des Veranlassungszusammenhangs mit dem Anteilsverkauf nicht entkräftet wird, ist in hö-
herer Instanz kein abweichendes Urteil zu erwarten.

f) Anwendung des § 8b Abs. 2 KStG auf Erträge aus Währungssicherungsgeschäften im


Zusammenhang mit Anteilsverkäufen (BMF-Schreiben v. 5.10.2020)
Veranlassungszusammen- Nach der BFH-Rechtsprechung ist der Ertrag aus einem Währungssicherungsgeschäft, welches
hang bei Währungssiche- ausschließlich zur Minimierung von Währungskursrisiken im Zusammenhang mit dem Veräuße-
rungsgeschäft und Beteili-
rungserlös einer Auslandsbeteiligung abgeschlossen wurde, als Bestandteil des steuerfreien Ver-
gungsverkauf entscheidend
äußerungsgewinns gem. § 8b Abs. 2 KStG zu erfassen. Mit Schreiben v. 5.10.2020 (BStBl 2020 I
S. 1033) nimmt das BMF zu den damit verbundenen Fragen Stellung. Zentrale Voraussetzung für
die Steuerbefreiung von Erträgen aus Währungssicherungsgeschäften sei der entsprechend zu
dokumentierende Veranlassungszusammenhang mit dem Veräußerungsgeschäft; ein Zusam-
menhang sei auch dann anzuerkennen, wenn das Veräußerungsgeschäft zumindest hinreichend
konkretisiert ist. Begünstigt sind aber nur Sicherungsgeschäfte, die im Rahmen eines sog. Micro
Hedge abgeschlossen wurden. Bei jeder späteren Anpassung des Sicherungsgeschäfts muss er-
neut nachgewiesen werden, dass nur das Währungskursrisiko des geplanten Anteilsverkaufs ab-

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 81


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

gesichert werden soll. Abweichungen zwischen Grund- und Sicherungsgeschäft von weniger als
10 % sind jedoch unschädlich. Verluste aus Währungssicherungsgeschäften im Zusammenhang
mit einem Anteilsverkauf mindern als Teil der Veräußerungskosten den (steuerfreien) Veräuße-
rungsgewinn bzw. erhöhen einen nicht zu berücksichtigenden Veräußerungsverlust.

Hinweis:
Müller/Lucas, NWB Das BMF-Schreiben v. 5.10.2020 (BStBl 2020 I S. 1033) schafft insbesondere für multinatio-
6/2021 S. 408 nale Konzerne, bei denen die Absicherung von Währungskursrisiken eine große Rolle spielt,
mehr Rechtssicherheit und ist daher zu begrüßen. Eine vollständige und regelmäßig an die
Gegebenheiten angepasste Dokumentation des Veranlassungszusammenhangs zwischen
Grund- und Sicherungsgeschäft ist jedoch zwingend sicherzustellen.

3. Organschaft
Zum Stand „Organschaft In der Frage, unter welchen Voraussetzungen – insbesondere vor dem Hintergrund des gegen
über die Grenze“ vgl. Stuber- Deutschland eingeleiteten Vertragsverletzungsverfahrens – eine Organschaft „über die Grenze“
Köth/Franke, NWB 16/2020 anzuerkennen ist, wurde im Betrachtungszeitraum kein Fortschritt erzielt (zum Stand s. Stuber-
S. 1164 ff.
Köth/Franke, NWB 16/2020 S. 1164, 1174); die kaum erfüllbaren Forderungen von Verwaltungs-
seite haben lediglich Eingang in weitere Verfügungen gefunden (vgl. Finanzministerium Schles-
wig-Holstein, Kurzinformation v. 17.1.2020, NWB CAAAH-43148), so dass die Absicherung über
eine verbindliche Auskunft weiterhin empfehlenswert ist. Aus Fristgründen ist noch im laufen-
den Jahr eine Verschärfung bei sog. Alt-Ergebnisabführungsverträgen i. S. des § 17 KStG (d. h.
Vertragsabschluss bzw. letztmalige Änderung vor dem 27.2.2013) ab dem VZ 2021 zu beachten:
Eine ab dem 1.1.2021 wirksame Änderung im Wortlaut des § 302 Abs. 3 Satz 2 AktG erfordert
aus Sicht des BMF nunmehr für sämtliche Alt-Ergebnisabführungsverträge die Vereinbarung ei-
ner sog. dynamischen Verlustübernahmeklausel i. S. des § 17 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 KStG bis spätes-
tens 31.12.2021 (vgl. BMF-Schreiben v. 24.3.2021 [ NWB JAAAH-74825]). Positive Entwicklungen
gab es jedoch in der Rechtsprechung im Zusammenhang mit Umwandlungen und für den Insol-
venzfall.

a) Finanzielle Eingliederung bei Umwandlungen und Satzungsbesonderheiten


Fußstapfentheorie des Zur Frage der finanziellen Eingliederung der Organgesellschaft bei rückwirkender, unterjähriger
UmwStG maßgeblich für fi- Verschmelzung des Organträgers haben sich gleich drei Finanzgerichte positioniert – mit trotz
nanzielle Eingliederung
Grundkonsens z. T. abweichenden Folgen für die Gewinnermittlung der Organschaft. So vertritt
.................. das FG Hessen (Urteil v. 14.5.2020 - 4 K 412/19, NWB OAAAH-58739, Revision eingelegt, Az.
S. 1147 ⇓ beim BFH: I R 21/20) – entgegen der Verwaltungsmeinung (UmwSt-Erlass 2011, BMF
Weiss, StuB 5/2021 v. 11.11.2011, BStBl 2011 I S. 1314, Rz. Org.02 Satz 2) – die Auffassung, dass in Anwendung der
S. 192 sog. Fußstapfentheorie des BFH Vorbesitzzeiten des vorherigen Organträgers dem neuen Organ-
träger, der die Anteile am bisherigen Organträger im Laufe des Geschäftsjahres der Organgesell-
schaft erworben hatte und auf den der alte Organträger zu einem unterjährigen steuerlichen
Übertragungsstichtag verschmolzen wurde, zuzurechnen seien. Eine finanzielle Eingliederung
der Organgesellschaft zu Beginn des laufenden Wirtschaftsjahres war somit zu bejahen. Aller-
dings ist das Organschaftseinkommen dieses Jahres nach Ansicht des FG Hessen zeitanteilig
dem alten und dem neuen Organträger zuzurechnen. Das FG Rheinland-Pfalz (Urteil v. 19.8.2020
- 1 K 1585/15, NWB VAAAH-65133, Revision eingelegt, Az. beim BFH: I R 45/20) folgt dieser
Sichtweise, während das FG Hamburg (Urteil v. 4.9.2020 - 6 K 150/18, NWB WAAAH-63663, Revi-
sion eingelegt, Az. beim BFH: I R 36/20) zwar ebenfalls die finanzielle Eingliederung bejaht, das

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 82


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

Organschaftseinkommen des laufenden Wirtschaftsjahres jedoch insgesamt dem neuen Organ-


träger zurechnet. Allein das Urteil des FG Hamburg dürfte damit im Einklang mit der BFH-Recht-
sprechung stehen, welche eine Zurechnung von Organschaftseinkommen stets (erst) zum Ende
des Wirtschaftsjahres der Organgesellschaft vornimmt.
Verlängerung der Beteili- Einen Fall ohne umwandlungssteuerliche Rückwirkung, jedoch ebenfalls mit Anrechnung von
gungskette lässt eine Anrech- Vorbesitzzeiten für eine finanzielle Eingliederung hatte das FG Düsseldorf (Urteil v. 29.9.2020 -
nung von Vorbesitzzeiten zu
6 K 2704/17 K, NWB MAAAH-64297, Revision eingelegt, Az. beim BFH: I R 40/20) zu entscheiden.
Hier war durch den ursprünglichen Alleingesellschafter ein unterjähriger Anteilstausch im Wege
Dibbert, NWB 1/2021 der Einbringung der Anteile in eine neu gegründete Kapitalgesellschaft vorgenommen worden,
S. 8 welche zu Beginn des bei der (künftigen) Organgesellschaft bereits laufenden Wirtschaftsjahres
als Organträger ein Organschaftsverhältnis begründen wollte. Dies war trotz fehlender Rückwir-
kung des Anteilstauschs in dieser Konstellation möglich.
Finanzielle Eingliederung be- Schließlich musste das FG Düsseldorf (Urteil v. 24.11.2020 - 6 K 3291/19 F, NWB MAAAH-69462,
dingt ggf. qualifizierte Stim- Revision eingelegt, Az. beim BFH: I R 50/20) noch zu einem abseits des Umwandlungssteuer-
menmehrheit gemäß Sat-
rechts gelagerten Problem entscheiden. Hier verfügte die Organträgerin zwar über 79,8 % der
zung
Anteile, doch sah die Satzung für Beschlüsse der Organgesellschaft eine notwendige Stimmen-
mehrheit von 91 % vor. Im Einklang mit der h. M. ging das FG Düsseldorf davon aus, dass die
Organträgerin über eine entsprechende qualifizierte Mehrheit verfügen muss, wenn die Satzung
der Organgesellschaft für Beschlüsse generell eine bestimmte qualifizierte Mehrheit erfordert.
Nur dann könne die Organträgerin ihren Willen in der Organgesellschaft tatsächlich durchset-
zen. Demzufolge wurde die finanzielle Eingliederung verneint und die Organschaft nicht aner-
kannt. Zu beachten ist, dass nach der wohl h. M. auch eine schuldrechtlich vereinbarte Auswei-
tung bzw. Einschränkung des Stimmrechts für eine finanzielle Eingliederung nicht genügt.

Hinweis:
Satzungsprüfung vor Ab- Sämtliche Verfahren sind revisionsanhängig, so dass sich betroffene Steuerpflichtige da-
schluss eines Ergebnisabfüh- rauf berufen und Verfahrensruhe beantragen können. Dass sich der Organträger stimm-
rungsvertrags
rechtlich in der Organgesellschaft durchsetzen können muss, ist für das Kriterium der fi-
nanziellen Eingliederung angesichts der mittlerweile über zwanzig Jahre gleichlautenden
BFH-Rechtsprechung wenig erstaunlich, doch wird der Steuerberater künftig verstärkt auch
einen Blick in die Satzung werfen. Hinsichtlich des Zeitpunkts der finanziellen Eingliede-
rung spricht u. E. viel dafür, dass der BFH die Anwendbarkeit der Fußstapfentheorie bestäti-
Fußstapfentheorie bei Ge- gen wird. Angesichts der Tatsache, dass es für eine Aufteilung des zuzurechnenden Ein-
samtrechtsnachfolge „ja“ – kommens zwischen altem und neuem Organträger keine Gesetzesgrundlage gibt und das
Aufteilung des Organschafts-
Organschaftseinkommen dem Organträger auch aus BFH-Sicht typischerweise erst zum
einkommens „nein“
Schluss des Wirtschaftsjahres der Organgesellschaft zugerechnet wird (vgl. BFH-Urteil
..................
v. 28.2.2013 - IV R 50/09, BStBl 2013 II S. 494), ist u. E. jedoch davon auszugehen, dass der
S. 1148 ⇓ BFH keine Aufteilung auf einen unterjährigen Stichtag festlegen wird. Einen Nebenschau-
platz stellt in den Urteilen der FG Hessen, Hamburg und Düsseldorf die Frage dar, wer vor
dem Hintergrund des im Zuge der kleinen Organschaftsreform eingeführten § 14 Abs. 5
KStG (Organschaftsparteien als Feststellungsbeteiligte) rechtsbehelfsbefugt ist – dies ist
nach den vorgenannten Urteilen stets auch die Organgesellschaft. Nach Hölzer (DK 2020
S. 331) kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass der BFH eine Auswirkung der Geset-
zesnovelle auf die Rechtsbehelfsbefugnis verneint – in mehrstufigen Organschaften wäre
danach nur der oberste Organträger rechtsbehelfsbefugt. Unter Risikoaspekten wird daher
empfohlen, dass stets auch der oberste Organträger einen Rechtsbehelf gegen die Feststel-
lung des Einkommens/der Tätigkeit der (untersten) Organgesellschaft einlegt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 83


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

b) Beendigung der Organschaft durch Eröffnung des Insolvenzverfahrens (FG Nürnberg, Urteil
v. 11.12.2018 - 1 K 483/17)
Insolvenzeröffnung als wich- Das FG Nürnberg hat mit Urteil v. 11.12.2018 - 1 K 483/17 (NWB NAAAH-40185) entschieden,
tiger Grund für Nichtdurch- dass eine insolvenzbedingte, vorzeitige Beendigung und Nichtdurchführung eines Beherr-
führung eines Ergebnisabfüh-
schungs- und Gewinnabführungsvertrages ein wichtiger Grund ist, der es rechtfertigt, den Be-
rungsvertrags
ginn des Wirtschaftsjahres der Insolvenzeröffnung als rückwirkendes Vertragsende anzusehen,
ohne dass es einer Kündigung bedarf. § 14 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 Satz 2 KStG sei so auszulegen, dass
auch eine Nichtdurchführung des Vertrags während der Mindestlaufzeit, die ihre Ursache in der
Insolvenzeröffnung als anerkannt wichtigem Grund habe, für die Anerkennung der Organschaft
in den Vorjahren, in denen die Organschaft tatsächlich durchgeführt wurde, unschädlich ist.

Hinweis:
Sachverhaltsbesonderheiten Nach nicht unumstrittener Meinung endet ein Gewinnabführungsvertrag mit der Eröff-
erschweren Übertragbarkeit nung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen des Organträgers oder der Organgesell-
und Revisionseinschätzung
schaft; zudem ist ein wichtiger Kündigungsgrund nach § 14 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 Satz 2 KStG
anzunehmen, welcher eine Beendigung der Organschaft vor Ablauf der Mindestlaufzeit
rechtfertigt. Insoweit erscheint das Urteil nachvollziehbar. Der Urteilsfall weist jedoch eini-
ge kritische Besonderheiten auf. So waren u. a. sowohl der Organträger als auch die Organ-
gesellschaft in Insolvenz gefallen, es bestand ein Beherrschungs- und Ergebnisabführungs-
vertrag, der betreffende Jahresabschluss war nicht festgestellt worden und das Wirt-
schaftsjahr war zwischenzeitlich umgestellt worden, was sich in der vereinbarten Mindest-
laufzeit nicht widerspiegelte, so dass die zweitinstanzliche Würdigung offen ist. Das Revisi-
onsverfahren ist unter dem Az. I R 29/19 anhängig. Steuerpflichtige in vergleichbarer Lage
können sich hierauf berufen und Verfahrensruhe beantragen.

4. Einlagenrückgewähr durch EU-Kapitalgesellschaften (BFH, Urteil v. 27.10.2020 - VIII R 18/17)


Verfassungskonforme Un- Der BFH hat mit Urteil v. 27.10.2020 - VIII R 18/17 (NWB AAAAH-70353) entschieden, dass keine
gleichbehandlung einer Ein- verfassungsrechtlichen Bedenken bestehen, inländischen Anteilseignern von Drittstaatenkapi-
lagenrückgewähr aus EU- und
talgesellschaften auf Rechtsprechungsbasis individuell den Nachweis einer nicht steuerbaren
Drittstaatenkapitalgesell-
schaften
Einlagenrückgewähr im Rahmen des Steuerfestsetzungsverfahrens zu ermöglichen, während
diese Möglichkeit für Anteilseigner von EU-Kapitalgesellschaften nicht eröffnet ist. Letztere kön-
nen nur über das von der Gesellschaft zu betreibende gesonderte Feststellungsverfahren gem.
§ 27 Abs. 8 KStG bewirken, dass Ausschüttungen als Einlagenrückgewähr von der Besteuerung
.................. ausgenommen werden.
S. 1149 ⇓

Hinweis:
Korn, NWB 6/2021 Zur Frage, ob die Ungleichbehandlung im EU- und Drittstaatenfall einen Verstoß gegen das
S. 392, NWB OAAAH-70892 Gebot der Kapitalverkehrsfreiheit darstellen könnte, hat sich der BFH nicht geäußert, da
nicht nachgewiesen wurde, dass die Ausschüttung tatsächlich eine Einlagenrückgewähr
enthielt. Dass die aus dem Bilanzgewinn erfolgte Ausschüttung als Rückzahlung aus der
Agio-Rücklage nach österreichischem Steuerrecht steuerfrei war, spielte für den BFH keine
Rolle. Anteilseignern von EU-Kapitalgesellschaften ist bei Ausschüttungen zu empfehlen,
die Frage einer möglichen Einlagenausschüttung abzuwägen und im Zweifel auf eine ge-
sonderte Feststellung nach § 27 Abs. 8 KStG zu bestehen – auch wenn dies, wie im Urteils-
fall, möglicherweise dennoch nicht geschieht.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 84


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

5. Verdeckte Gewinnausschüttung und verdeckte Einlage


a) Nicht angemessene Verzinsung als verdeckte Gewinnausschüttung wegen verhinderter
Vermögensmehrung (Schleswig-Holsteinisches FG, Urteil v. 28.5.2020 - 1 K 67/17)
Bandbreite zwischen Soll- Nach Auffassung des Schleswig-Holsteinischen FG (Urteil v. 28.5.2020 - 1 K 67/17, NWB
und Habenzinsen für Fremd- UAAAH-66474) kann die nicht angemessene Verzinsung einer auf einem Verrechnungskonto
zinsschätzung
ausgewiesenen Forderung der Gesellschaft gegenüber ihrem Gesellschafter steuerlich aufgrund
einer verhinderten Vermögensmehrung als verdeckte Gewinnausschüttung (vGA) einzuordnen
sein. Soweit die Gesellschaft keine eigenen Kredite aufgenommen hat, stellen die banküblichen
Habenzinsen die Untergrenze und die banküblichen Sollzinsen die Obergrenze der verhinderten
Vermögensmehrung dar. Der einzelfallspezifisch angemessene Zinssatz wird im Schätzwege in-
nerhalb dieser Bandbreite bestimmt (Margenteilungsgrundsatz; umstritten).

Hinweis:
Margenteilungsgrundsatz des Die Revision ist unter dem Az. I R 27/20 anhängig geworden. Fraglich ist, ob für beide Ver-
BFH in jüngerer FG-Recht- tragsparteien ein einheitlicher Zinssatz unter Berücksichtigung des Interessenwiderstreits
sprechung nicht unumstritten
bestimmt werden muss oder ob eine Soll- bzw. Habenzinsbandbreite für jede Vertragsseite
gesondert zu ermitteln ist. Das Schleswig-Holsteinische FG hat sich – basierend auf der äl-
teren BFH-Rechtsprechung und anders als andere Finanzgerichte in jüngerer Zeit – für erst-
eres entschieden. Ähnliche Fälle sollten offengehalten und ein Ruhen des Verfahrens bean-
tragt werden.

b) Einkommenserhöhung durch verdeckte Einlage bei tatsächlicher Nichtberücksichtigung einer


vGA im sog. Dreiecksgeschäft (BMF-Schreiben v. 18.11.2020)
BMF: Nichtberücksichtigung Mit Schreiben v. 18.11.2020 (BStBl 2020 I S. 1226) hat das BMF einen Nichtanwendungserlass
bei tatsächlicher Nichterfas- bezüglich der jüngeren BFH-Rechtsprechung zu § 8 Abs. 3 Satz 5 KStG veröffentlicht. Nach dem
sung der vGA
Gesetzeswortlaut erhöht eine verdeckte Einlage, der eine vGA einer dem Gesellschafter naheste-
henden Person zugrunde liegt, welche bei der Besteuerung des Gesellschafters nicht berücksich-
tigt wurde, das Einkommen der Gesellschaft, es sei denn, die vGA hat bei der leistenden Körper-
schaft das Einkommen nicht gemindert. Der BFH hatte mit Urteil v. 13.6.2018 - I R 94/15 (BStBl
2020 II S. 755) entschieden, dass keine Nichtberücksichtigung im Sinne der Vorschrift vorliege,
wenn die vGA bei der Veranlagung des Gesellschafters zwar tatsächlich nicht erfasst worden ist,
jedoch nach Maßgabe von § 8b Abs. 1 KStG ohnehin außer Ansatz geblieben wäre. Nach Auffas-
sung des BMF genügt eine rein hypothetische Erfassung und Steuerfreistellung der vGA nach
§ 8b Abs. 1 KStG nicht.

Hinweis:
Empfehlung: Klageweg be- Typischer Anwendungsfall des Schreibens sind vGA und verdeckte Einlage bei einer sog.
schreiten! Dreieckskonstellation in Verbindung mit der Hinzurechnungsbesteuerung. Kern der Diffe-
.................. renz zwischen BFH und BMF ist die Frage, ob aufgrund der nachgelagerten Dividendenfrei-
S. 1150 ⇓ stellung überhaupt eine Prüfung der Nichtberücksichtigung einer vGA erforderlich ist, wo-
bei eine zumindest formale Erfassung und anschließende Kürzung der vGA nach § 8b Abs. 5
KStG eine effektive Versteuerung von 5 % der Dividende ausgelöst hätte. Nach Auffassung
des BFH setzt die Nichtberücksichtigung der sog. Schachtelstrafe von 5 % die Steuerbefrei-
ung jedoch nicht außer Kraft. Steuerpflichtige in vergleichbarer Situation sollten im Zwei-
felsfall den Klageweg beschreiten.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 85


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

6. Gesellschafterfremdfinanzierung
a) Einkünftekorrektur nach § 1 Abs. 1 AStG bei Abschreibung auf unbesicherte Darlehens- und
Zinsforderung im Konzern (BFH, Urteil v. 19.2.2020 - I R 19/17)
Reichweite der Korrektur Mit Urteil v. 19.2.2020 - I R 19/17 (NWB PAAAH-66882) hat der BFH erneut seine geänderte
nach § 8b KStG weiterhin un- Rechtsprechung bestätigt, dass Art. 9 Abs. 1 OECD-MA den Korrekturbereich von § 1 Abs. 1 AStG
geklärt
bei unbesicherten innerkonzernlichen Darlehen nicht auf Preisberichtigungen (z. B. Zinssatzan-
passungen) beschränkt, sondern darüber hinaus auch die Neutralisierung einer Ausbuchung
oder Teilwertabschreibung auf eine Darlehens- oder Zinsforderung zulässt. Da im Urteilsfall be-
reits die Korrektur nach AStG griff, konnte der BFH offen lassen, ob eine Korrektur nach § 8b
Abs. 3 Satz 4 KStG i. V. mit § 8b Abs. 6 Satz 1 KStG, welche Gewinnminderungen „im Zusammen-
hang mit einer Darlehensforderung“ erfasst, auch für außerbilanzielle Korrekturen von Teilwert-
abschreibungen auf Zinsforderungen greift.

Hinweis:
Eröffnung Normenkontroll- Ob sich aus Art. 9 Abs. 1 OECD-MA ggf. eine Sperrwirkung für das in § 8b Abs. 3 Satz 4 ff.
verfahren: Veranlagungen of- KStG geregelte Abzugsverbot für Gewinnminderungen im Zusammenhang mit einer Darle-
fenhalten!
hensforderung ergibt, musste der BFH aus verfahrensrechtlichen Gründen nicht entschei-
den. Hier bleiben weitere Entwicklungen abzuwarten. Gegen ein anderes BFH-Urteil zur
Anwendung von § 1 AStG auf Gewinnminderungen im Zusammenhang mit unbesicherten
Konzerndarlehen und der fehlenden Sperrwirkung von Art. 9 OECD-MA (BFH-Urteil
v. 18.12.2019 - I R 72/17, NWB TAAAH-56280) ist mittlerweile Verfassungsbeschwerde ein-
gereicht worden (Az. des BVerfG: 2 BvR 2002/20), so dass das BVerfG die endgültige Ent-
scheidung zu dieser Thematik treffen wird. Betroffene Steuerpflichtige sollten ihre Veranla-
gungen daher offenhalten und Verfahrensruhe beantragen.

b) Zinsverzicht in grenzüberschreitenden Dreieckskonstellationen – Verhältnis von § 1 Abs. 1


AStG und § 8 Abs. 3 Satz 2 KStG (BFH, Urteil v. 27.11.2019 - I R 40/19 [I R 14/16])
Parallele Anwendbarkeit von Mit Urteil v. 27.11.2019 - I R 40/19 (I R 14/16)(NWB EAAAH-57860) hat der BFH u. a. für den Fall
§ 8b Abs. 3 KStG und § 1 AStG eines Verzichts auf künftige Darlehenszinsen in einer Dreieckskonstellation entschieden, dass
bei gleichen Rechtsfolgen
nur § 1 AStG bei dem anzunehmendem Vorteilsverbrauch den „zutreffenden Inlandsgewinn“ für
Steuerzwecke herstellen könne. Aus der Formulierung „unbeschadet anderer Vorschriften“ in § 1
Käshammer/Bolik, NWB AStG ergebe sich kein Vorrang von § 8 Abs. 3 Satz 2 KStG; vielmehr könne der Rechtsanwender
43/2020 S. 3168 wählen, welche der Vorschriften er vorrangig prüft, soweit deren Rechtsfolgen nicht voneinander
abweichen. Bei einem Zinsverzicht gegenüber einer ausländischen Darlehensnehmerin müsse
dem Steuerpflichtigen laut EuGH zudem die Nachweisführung für etwaige wirtschaftliche Grün-
de ermöglicht werden.

Hinweis:
Hinsichtlich der parallelen Das Konkurrenzverhältnis von § 1 Abs. 1 AStG und § 8 Abs. 3 Satz 2 KStG wurde in der Lite-
Anwendbarkeit der Vorschrif- ratur und von Verwaltungsseite auf Basis des Wortlauts von § 1 AStG bislang zugunsten
ten und den Folgen ist dem
eines Vorrangs von § 8 Abs. 3 Satz 2 KStG gelöst. Aus der parallelen Anwendbarkeit der bei-
Vernehmen nach ein BMF-
Schreiben in Arbeit
den Vorschriften können für den Steuerpflichtigen die höchstmöglichen Belastungswirkun-
gen gezogen werden, so dass Rechtsanwender und Finanzämter den zutreffenden Inlands-
.................. gewinn künftig nach beiden Regelungen bestimmen müssen.
S. 1151 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 86


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

c) Fremdwährungsverluste und zugehöriges Sicherungsgeschäft im Zusammenhang mit


Gesellschafterdarlehen
Nichtabzug von Wechselkurs- Dass Verwaltung und Finanzgerichtsbarkeit von einem weiten Begriff der Gewinnminderung bei
verlusten im Rahmen des Darlehen ausgehen, welcher auch Währungsverluste erfasst, ist nicht neu; so zuletzt FG Baden-
§ 8b Abs. 3 Satz 4 KStG vor
Württemberg, Urteil v. 24.9.2020 - 3 K 1486/19 (NWB YAAAH-66490) in dem aus einer innerkon-
dem BFH anhängig
zernlichen Forderung aus Lieferung und Leistung nach dreimonatiger Überfälligkeit ein Gesell-
schafterdarlehen mit nach § 8b Abs. 3 Satz 4 KStG nicht berücksichtigtem Währungsverlust wur-
de (vgl. hierzu auch Hohage, NWB 8/2021 S. 528); diese Frage wird nunmehr vom BFH geklärt
Verwaltung: Keine Saldierung werden (Az. I R 41/20). In einer Verfügung v. 15.4.2020 (NWB UAAAH-50338) hat das LfSt Nieder-
von Währungsverlust und ge- sachsen sowohl zu dieser Thematik als auch zur Behandlung von Erträgen aus Geschäften zur
genläufigem (steuerpflichti-
Absicherung solcher Währungsrisiken Stellung genommen. Danach soll § 8b Abs. 3 Satz 4 KStG
gen) Ertrag aus dem Siche-
rungsgeschäft
zwar auch Gewinnminderungen infolge von Wechselkursänderungen erfassen; gegenläufige Er-
träge aus Sicherungsgeschäften seien jedoch nicht saldierend einzubeziehen. Das Abzugsverbot
für Währungsverluste greife nur dann nicht, wenn der Beweis der Fremdüblichkeit erbracht wer-
de, wozu nicht allein das Währungskursrisiko, sondern das gesamte Darlehen fremdüblich abge-
sichert sein müsse.

Hinweis:
Zu Währungsrisiken im Zusammenhang mit den verschiedenen Wegen der Gesellschaftsfi-
nanzierung und deren Absicherung sind mit der Verfügung des LfSt Niedersachsen und
dem BMF-Schreiben v. 5.10.2020 (BStBl 2020 I S. 1033), welches die Absicherung von Wäh-
rungsrisiken aus Anteilsverkäufen beinhaltet (dazu s. unter III, 2, f), im Jahr 2020 recht un-
einheitliche Verwaltungsverlautbarungen ergangen. Fraglich ist, ob die Behandlung von
Währungsverlusten und Erträgen aus Sicherungsgeschäften im Zusammenhang mit Ge-
sellschafterdarlehen angesichts des o. g. BMF-Schreibens auch künftig so fortbestehen
wird, da auch hier ein konkreter und ggf. nachweisbarer Veranlassungszusammenhang
zwischen Risiko und Absicherung besteht. Gegen eine Nichtberücksichtigung von Wäh-
rungsverlusten aus Gesellschafterdarlehen im Rahmen der Veranlagung sollte unabhängig
hiervon aber in jedem Fall Einspruch eingelegt und Ruhen des Verfahrens beantragt wer-
den.

FAZIT

Die im Veranlagungszeitraum 2020 erfolgten Gesetzesänderungen wurden vorrangig von den


wirtschaftlichen Einbrüchen aufgrund der Corona-Pandemie getrieben und enthalten keine
wirklich neuen Reformansätze. Beim ATADUmsG hat sich nicht viel getan, doch sollten die wei-
teren Entwicklungen im Blick behalten werden. Insgesamt ist auch das Körperschaftsteuerjahr
2020 – wie die letzten Veranlagungsjahre – vorrangig von Fragen der Auslegung, Prüfung und
Handhabung von Steuernormen geprägt. Veranlagungen müssen stets sorgfältig im Hinblick
auf strittige Festsetzungen überprüft und ggf. offengehalten werden.

AUTORINNEN

Dr. Vanessa Stuber-Köth,


StB, ist Senior Manager im National Office Tax der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsge-
sellschaft, Mannheim. Ihr Tätigkeitsschwerpunkt liegt im Unternehmenssteuerrecht und um-
fasst insbesondere die Prüfung von steuerlichen Zweifelsfragen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 87


STEUERRECHT | KÖRPERSCHAFTSTEUERERKLÄRUNG 2020

Verona Franke,
RA/StB, ist Senior Manager im National Office Tax der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprü-
fungsgesellschaft, Eschborn. Ihr Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Aufbereitung und Analyse
von Gesetzesänderungen sowie der Rechtsprechung.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 88


--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---
STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Gewerbesteuererklärung 2020

Aktuelle Entwicklungen und Hilfestellungen zum Ausfüllen des amtlichen


Formulars

Christian Rengier

Der nachfolgende Beitrag vermittelt einen Überblick über wesentliche Entwicklungen des Ge-
werbesteuerrechts (insbesondere im Verlauf des Jahres 2020) und gibt Hilfestellungen für die
Anfertigung der Gewerbesteuererklärung 2020. Die Gliederung orientiert sich am Aufbau der
amtlichen Formulare für die Gewerbesteuererklärung und für die Erklärung für die Zerlegung
des Gewerbesteuermessbetrags.

Arbeitshilfe:
In der NWB Datenbank (Login über www.nwb.de) finden Sie unter NWB AAAAH-75907
die Erklärungsvordrucke für die Gewerbesteuer 2020.

I. Gewerbesteuererklärung
1. Allgemeine Angaben
a) Gewerbesteuerpflicht dem Grunde nach
Zeilen 1-23 Gemäß § 2 Abs. 1 GewStG unterliegt der Gewerbesteuer jeder stehende Gewerbebetrieb, soweit
er im Inland betrieben wird. Ein Gewerbebetrieb liegt vor, wenn es sich um ein gewerbliches Un-
ternehmen i. S. von § 15 EStG handelt.
Zeilen 24, 25 Die Gewerbesteuerpflicht beginnt für Einzelunternehmen und Personengesellschaften mit der
Aufnahme der werbenden Tätigkeit und unabhängig von einer Eintragung im Handelsregister;
bloße Vorbereitungshandlungen genügen jedoch nicht (vgl. ausführlich zu Vorbereitungshand-
lungen Landesamt für Steuern Niedersachsen, Verfügung v. 12.8.2019, NWB IAAAH-51687). Sie
endet mit der Einstellung der werbenden Tätigkeit.
Für Kapitalgesellschaften und verwandte Rechtsformen wird gem. § 2 Abs. 2 GewStG gesetzlich
unterstellt, dass die gesamte Tätigkeit, d. h. auch die Vorbereitungs- und Abwicklungstätigkeit,
gewerblich ist.

aa) Besonderheiten bei Einzelunternehmen


Abgrenzung zu anderen Ein- Im Rahmen der Gewerbesteuerpflicht eines Einzelunternehmens (§ 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Satz 1
kunftsarten des EStG EStG) ist die Abgrenzung der gewerblichen Tätigkeit zur selbständigen Tätigkeit gem. § 18 EStG
.................. insbesondere dann problematisch, wenn der Steuerpflichtige keinen Katalogberuf i. S. des § 18
S. 1153 ⇓ Abs. 1 Nr. 1 Satz 2 EStG, sondern einen „ähnlichen“ Beruf ausübt. Regelmäßig scheitert der Steu-
erpflichtige mit der Argumentation, eine bestimmte berufliche Tätigkeit sei einem der Katalog-
berufe ähnlich. Streitanfällig ist weiterhin die Frage, wann ein Grundstückshandel den Bereich
der Vermögensverwaltung verlässt und als gewerbliche Tätigkeit anzusehen ist (vgl. zur sog.
Drei-Objekt-Grenze BMF-Schreiben v. 26.3.2004, BStBl 2004 I S. 434).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 90


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Mehrere Betriebe Unterhält ein Gewerbetreibender mehrere Betriebe verschiedener Art, liegt eine entsprechende
Vielzahl von Gewerbebetrieben vor. Für jeden dieser Betriebe ist eine eigene Gewerbesteuerer-
klärung abzugeben. Auch gilt der Freibetrag gem. § 11 Abs. 1 GewStG für jeden Betrieb.

bb) Besonderheiten bei Personengesellschaften


Mitunternehmerschaft als Anders als für Zwecke der Einkommensteuer sind Personengesellschaften nicht transparent,
Steuerschuldner sondern selbst steuerpflichtig (zu [ausländischen] Private Equity/Venture Capital Fonds vgl. BFH-
Urteil v. 24.8.2011 - I R 46/10, BStBl 2014 II S. 764; zur Gewerbesteuerpflicht der Freiberufler-
GmbH & Co. KG vgl. BFH-Urteil v. 10.10.2012 - VIII R 42/10, BStBl 2013 II S. 79; zum sog. Treu-
handmodell vgl. BFH-Urteil v. 3.2.2010 - IV R 26/07, BStBl 2010 II S. 751).
Gewerbesteuerpflicht und Besonderheiten zu beachten gibt es hinsichtlich der Gewerbesteuerpflicht einer Personengesell-
Abfärbewirkung schaft, die nur aufgrund der sog. Abfärberegelung (§ 15 Abs. 3 Nr. 1 EStG) gewerbliche Einkünfte
erzielt:
BFH: Keine Gewerbesteuer- ▶ § 15 Abs. 3 Nr. 1 Alternative 2 EStG sieht vor, dass gewerbliche Einkünfte auch dann vorlie-
pflicht bei „Aufwärtsabfär- gen, wenn eine Personengesellschaft selbst zwar vermögensverwaltend tätig ist, aber eine
bung“
Beteiligung an einer gewerblich tätigen anderen Personengesellschaft hält. Bisher wurde
daraus die Konsequenz gezogen, dass auch die Einkünfte der eigentlich vermögenswaltend
tätigen „Ober“gesellschaft der Gewerbesteuer unterliegen (vgl. H 2.1 (2) GewStH). Diese
Fiktion gilt jedoch nicht für das Gewerbesteuerrecht (BFH, Urteil v. 6.6.2019 - IV R 30/16,
BStBl 2020 II S. 649).
▶ Hingegen unterliegen die Einkünfte einer Personengesellschaft der Gewerbesteuer, wenn
diese die Voraussetzungen des § 15 Abs. 3 Nr. 1 Alternative 1 EStG erfüllt, also neben ver-
mögensverwaltenden selbst auch gewerbliche Tätigkeiten ausübt. Nach § 15 Abs. 3 Nr. 1
Satz 2 EStG gilt dies auch dann, wenn die gewerbliche Tätigkeit isoliert betrachtet zu einem
Verlust führt.

Bei Personengesellschaften bilden Betriebe verschiedener Art grds. einen einheitlichen Gewer-
bebetrieb (vgl. R 2.4 Abs. 3 GewStR).
Besonderheiten bei atypisch Die Ausführungen zu Personengesellschaften gelten für atypisch stille Gesellschaften entspre-
stillen Gesellschaften chend. Zu beachten ist allerdings, dass persönlicher Schuldner der Gewerbesteuer nicht die aty-
pisch stille Gesellschaft, sondern der Inhaber des Handelsgeschäfts ist (vgl. R 2.4 Abs. 5 und R 5.1
Abs. 2 GewStR). Der BFH hat entschieden, dass der gewerbesteuerliche Freibetrag nach § 11
Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 GewStG in Höhe von 24.500 € einer GmbH & atypisch Still auch bei unterjähri-
ger Begründung in voller Höhe und nicht bloß zeitanteilig zu gewähren ist. Dabei ist der unge-
Korn, NWB 10/2021 kürzte Freibetrag nur von dem Gewerbeertrag der GmbH & Still selbst und damit von dem Ge-
S. 675, NWB WAAAH-73506 werbeertrag seit Begründung der Mitunternehmerschaft zu kürzen (vgl. BFH-Urteil v. 15.7.2020 -
III R 68/18, NWB AAAAH-72978).
Zeile 40: Umsetzung des Ist inländische Kapitalertragsteuer nicht in voller Höhe anrechenbar, da die Voraussetzungen des
§ 36a EStG § 36a EStG (Anti-„Cum/Cum“-Regelung) nicht vorliegen, kann der Steuerpflichtige den Abzug
des nicht anrechenbaren Teils (drei Fünftel der Kapitalertragsteuer) beantragen. Da Personenge-
.................. sellschaften für Zwecke der Gewerbesteuer ein eigenständiges Steuersubjekt sein können, ist
S. 1154 ⇓ der Antrag für diese gesondert in Zeile 40 vorzunehmen. Für Einzelunternehmer oder Körper-
schaften ist ein gesonderter Antrag nicht erforderlich, da der Abzug bereits über die einkom-
men- bzw. körperschaftsteuerliche Einkommensermittlung im Gewinn aus Gewerbebetrieb (Zei-
le 33) enthalten ist.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 91


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

b) Inländische Betriebsstätte des Gewerbebetriebs


Zeilen 19-21 Ein Gewerbebetrieb wird im Inland betrieben und unterliegt damit der Gewerbesteuer, soweit
für ihn im Inland eine Betriebsstätte i. S. des § 12 AO unterhalten wird (§ 2 Abs. 1 Satz 3
GewStG). Dies ist insbesondere für Unternehmen relevant, die weder Sitz noch Geschäftsleitung
im Inland haben (vgl. zu ausländischen gewerblich tätigen oder gewerblich geprägten Personen-
gesellschaften BMF-Schreiben v. 26.9.2014, BStBl 2014 I S. 1258, Tz. 3.3).

2. Gewinn aus Gewerbebetrieb


a) Grundsatz
Zeile 33: Grundlage ist Ge- Die Ermittlung des Gewerbeertrags knüpft gem. § 7 GewStG zunächst an den Gewinn an, der
winn nach EStG und KStG nach den Vorschriften des Einkommen- bzw. Körperschaftsteuergesetzes ermittelt worden ist
(Gewinn aus dem Gewerbebetrieb). Im Rahmen der gewerbesteuerlichen Gewinnermittlung gel-
ten jedoch solche Vorschriften des Einkommen- und des Körperschaftsteuergesetzes nicht, die
Korrekturen aufgrund Ob- mit dem Wesen der Gewerbesteuer als auf den tätigen Betrieb bezogene Objektsteuer nicht ver-
jektsteuercharakters einbar sind, z. B. § 16 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Satz 1 und § 15a EStG (vgl. R 7.1 Abs. 3 und 4 GewStR).

b) Veräußerungsgewinne
Nach § 7 Satz 2 Nr. 2 GewStG gehört zum Gewerbeertrag auch der Gewinn aus der Veräußerung
oder der Aufgabe eines Mitunternehmeranteils, soweit er nicht auf eine natürliche Person als
unmittelbar beteiligter Mitunternehmer entfällt.
Behandlung des Einbrin- Die Besteuerung des Einbringungsgewinns I (§ 22 Abs. 1 UmwStG) und des Einbringungsge-
gungsgewinns I und II winns II (§ 22 Abs. 2 UmwStG) richtet sich danach, ob die Einbringungsvorgänge im Zeitpunkt
der Einbringung der Gewerbesteuer unterlegen hätten, wenn die Einbringung nicht zu Buchwer-
Nürnberg, NWB Online- ten, sondern zum gemeinen Wert erfolgt wäre. Es kommt damit darauf an, ob die ursprüngliche
Beitrag, NWB YAAAH-43962 Einbringung die Voraussetzungen des § 7 Satz 2 GewStG (Steuerpflicht eines Veräußerungsge-
winns) erfüllt (vgl. BFH-Urteile v. 11.7.2019 - I R 26/18, NWB GAAAH-43206, und I R 13/18, NWB
WAAAH-43205).

c) Steuerfreiheit von Sanierungsgewinnen


Nach § 7b GewStG sind Betriebsvermögensmehrungen oder Betriebseinnahmen aus einem
Schuldenerlass zum Zweck einer unternehmensbezogenen Sanierung steuerfrei. Betriebsvermö-
gensminderungen oder Betriebsausgaben, die mit einem steuerfreien Sanierungsertrag i. S. des
§ 3a EStG in unmittelbarem wirtschaftlichem Zusammenhang stehen, dürfen unabhängig da-
von, in welchem Erhebungszeitraum der Sanierungsertrag entsteht, nicht abgezogen werden
(§ 7b GewStG i. V. mit § 3c Abs. 4 EStG; s. erläuternd Thüringer Finanzministerium, Verfügung
v. 2.4.2019 - G 1421-19-24.14). Zuständig ist das Finanzamt, nicht die Gemeinde (vgl. zu Einzel-
heiten BayLfSt, Verfügung v. 11.2.2019, NWB BAAAH-07958).

d) Tonnagebesteuerung
Zeilen 80-80b Nimmt der Steuerpflichtige die Tonnagebesteuerung nach § 5a EStG in Anspruch, gilt gem. § 7
Satz 3 GewStG der nach § 5a EStG ermittelte Gewinn einschließlich der Hinzurechnungen nach
.................. § 5a Abs. 4 und 4a EStG als Gewerbeertrag nach § 7 Satz 1 GewStG. Aus dem Wortlaut des § 7
S. 1155 ⇓ Satz 3 GewStG ergibt sich damit, dass der nach § 5a EStG ermittelte Gewinn ohne Hinzurech-
nungen nach § 8 GewStG und Kürzungen nach § 9 GewStG als Gewerbeertrag fingiert wird und
als solcher der Gewerbesteuer zugrunde zu legen ist. Eine Kürzung nach § 9 Nr. 3 Satz 2 GewStG
scheidet insoweit aus.
Der nach § 5a EStG ermittelte Gewinn umfasst Gewinne aus der Auflösung des Unterschiedsbe-
trags nach § 5a Abs. 4 Satz 3 Nr. 1 bis 3 EStG (z. B. bei Rückwechsel in die Gewinnermittlung nach
Betriebsvermögensvergleich). Dies hat der Gesetzgeber in Reaktion auf die Rechtsprechung des
BFH (Urteil v. 25.10.2018 - IV R 35/16, NWB LAAAH-07356) durch Ergänzung des § 7 Satz 3

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 92


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Rückwirkung des Verweises GewStG klargestellt. Die Änderung soll erstmals für den Erhebungszeitraum 2009 gelten (§ 36
auf § 5a Abs. 4a EStG verfas- Abs. 3 GewStG) und entfaltet daher für Erhebungszeiträume vor 2019 eine echte Rückwirkung.
sungsgemäß
Diese ist nach Auffassung des FG Hamburg verfassungsgemäß (FG Hamburg, Urteil
v. 10.12.2020 - 6 K 306/19, NWB MAAAH-71146, Revision eingelegt, Az. beim BFH: IV R 1/21).

e) Steuerbefreiungen
Zeilen 35, 36 In § 3 GewStG sind Steuerbefreiungen für bestimmte Gewerbebetriebe aufgeführt. Das FG Bre-
men hat zu § 3 Nr. 13 GewStG (Bildungsleistungen) entschieden, dass auch Krankenbehandlun-
gen unter Supervision, die im Rahmen der Ausbildung von Psychologischen Psychotherapeuten
von den Auszubildenden an der berufsbildenden Einrichtung durchgeführt werden, von der Ge-
werbesteuer befreit sind (FG Bremen, Urteil v. 2.7.2020 - 1 K 199/18 (6), Revision eingelegt, Az.
beim BFH: V R 25/20).

f) Erfassung der Hinzurechnungsbesteuerung


§ 7 Satz 7 bis 9 GewStG sollen sicherstellen, dass Hinzurechnungsbeträge nach § 10 AStG gewer-
besteuerlich erfasst werden:
▶ Nach § 7 Satz 7 GewStG sind Hinzurechnungsbeträge i. S. des § 10 Abs. 1 AStG Einkünfte,
die in einer inländischen Betriebsstätte anfallen. Dies bezieht sich auf den Grundfall der
Hinzurechnungsbesteuerung (beherrschende Beteiligung eines Inländers an einer auslän-
dischen Zwischengesellschaft).

Hinweis:
Hörster, NWB 2/2021 Der Gesetzgeber hat sich im JStG 2020 der seit langem im Schrifttum vertretenen
S. 92, 107 Auffassung angeschlossen, dass § 7 Satz 7 GewStG erst ab dem Erhebungszeitraum
2017 anwendbar ist (vgl. § 36 Abs. 3 GewStG; s. auch Hörster, NWB 2/2021 S. 92,
107). Zugleich wurde der Nichtanwendungserlass zum BFH-Urteil v. 11.3.2015 - I R
10/14 (BStBl 2015 II S. 1049) aufgehoben (gleich lautende Erlasse der obersten Fi-
nanzbehörden der Länder v. 4.2.2021, NWB VAAAH-70602). Dort hatte der BFH ent-
schieden, dass der Hinzurechnungsbetrag i. S. des § 10 Abs. 1 AStG aus dem Gewerbe-
ertrag nach § 9 Nr. 3 GewStG zu kürzen ist. Mit der Aufhebung des Nichtanwendungs-
erlasses ist nun in allen noch offenen Altfällen (bis einschließlich des Erhebungszeit-
raums 2016) die gewerbesteuerliche Kürzung des Hinzurechnungsbetrags über § 9
Nr. 3 GewStG a. F. eröffnet.

▶ Nach § 7 Satz 8 GewStG gilt die Fiktion inländischer Einkünfte auch für niedrig besteuerte
passive Einkünfte, die in einer ausländischen Betriebsstätte erzielt werden (s. unten zur be-
gleitenden Regelung in § 9 Nr. 3 GewStG). Auch diese sind damit Teil des Gewerbeertrags.
▶ Eine Entlastungsmöglichkeit für den Steuerpflichtigen bietet § 7 Satz 9 GewStG, nach dem
Satz 8 nicht anzuwenden ist, soweit auf die Einkünfte, würden sie in einer Zwischengesell-
schaft i. S. des § 8 AStG erzielt, § 8 Abs. 2 AStG (sog. Cadbury-Schweppes-Ausnahme) zur
Anwendung käme. Es kommt damit darauf an, ob in der ausländischen Betriebsstätte eine
tatsächliche wirtschaftliche Tätigkeit ausgeübt wird und ob zwischen Deutschland und
.................. dem Betriebsstättenstaat Auskünfte erteilt werden.
S. 1156 ⇓

g) Erträge aus Investmentfonds


Das Investmentsteuergesetz enthält nun auch konkrete Regelungen zur gewerbesteuerlichen
Behandlung von Erträgen aus Publikums- und Spezial-Investmentfonds:

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 93


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Zeile 40a ▶ (Publikums-)Investmentfonds: Die steuerpflichtigen Erträge bestimmen sich nach § 16


InvStG. § 20 InvStG sieht verschiedene Teilfreistellungen der Investmenterträge vor, falls
der Investmentfonds als Aktien- oder Immobilienfonds zu qualifizieren ist. Gemäß § 20
Abs. 5 InvStG sind diese Teilfreistellungen für die Gewerbesteuer nur zur Hälfte zu berück-
sichtigen. Betriebsvermögensminderungen, Betriebsausgaben, Veräußerungskosten oder
Werbungskosten, die mit den Erträgen aus Investmentfonds in wirtschaftlichem Zusam-
menhang stehen, dürfen unabhängig davon, in welchem Veranlagungszeitraum die Be-
triebsvermögensmehrungen oder Einnahmen anfallen, bei der Ermittlung der Einkünfte in
dem prozentualen Umfang nicht abgezogen werden, wie auf die Erträge eine Teilfreistel-
lung anzuwenden ist (§ 21 InvStG).
Zeile 40b ▶ Spezial-Investmentfonds: Die steuerpflichtigen Erträge bestimmen sich nach § 34 InvStG.
Weitere Besonderheiten ergeben sich, wenn der Spezial-Investmentfonds für die transpa-
rente Besteuerung optiert hat (§ 30 Abs. 1 Satz 1 InvStG). § 45 InvStG regelt, unter welchen
Voraussetzungen die Teilfreistellungen nach § 42 Abs. 4 InvStG und nach § 43 Abs. 3 InvStG
bzw. nach § 3 Nr. 40 EStG und § 8b KStG auch für gewerbesteuerliche Zwecke gelten. § 21
InvStG gilt für Erträge aus Spezial-Investmentvermögen entsprechend (§ 44 InvStG).

3. Grundsätze wesentlicher Hinzurechnungen gem. § 8 GewStG und aktuelle Entwicklungen


Zeilen 41-68a In § 8 GewStG ist die Hinzurechnung bestimmter Aufwendungen geregelt, soweit diese bei der
Einkommen- bzw. Körperschaftsteuer zu einem Abzug geführt haben.

a) Hinzurechnung nach § 8 Nr. 1 GewStG


aa) Allgemeines
Schöneborn, Gewerbe- § 8 Nr. 1 GewStG legt für bestimmte Aufwendungen zunächst den prozentualen Anteil der Hin-
steuerliche Hinzurechnung zurechnung fest. Für die Summe der hinzuzurechnenden Teile der Aufwendungen gilt ein Freibe-
von Finanzierungsaufwen- trag, der durch das Zweite Corona-Steuerhilfegesetz (v. 29.6.2020, BGBl 2020 I S. 1512) mit Wir-
dungen, Grundlagen, NWB
kung ab dem Erhebungszeitraum 2020 auf 200.000 € verdoppelt wurde. Soweit die Summe der
TAAAE-52365
Hinzurechnungen den Freibetrag überschreitet, wird sie zu 25 % hinzugerechnet.
In der Gewerbesteuererklärung 2020 sind die in § 8 Nr. 1 GewStG genannten Aufwendungen in
voller Höhe anzusetzen; den Hinzurechnungsbetrag ermittelt das Finanzamt von Amts wegen.
Der Freibetrag gilt für jedes Wirtschaftsjahr.

bb) Schuldentgelte
Zeile 41 Der Hinzurechnung unterliegen Entgelte für Schulden, d. h. Gegenleistungen für die Überlas-
sung von Fremdkapital. Für bestimmte Aufwendungen hat der Gesetzgeber in § 8 Nr. 1 Buchst. a
GewStG ausdrücklich angeordnet, dass sie als fiktive Schuldentgelte anzusehen sind (z. B. Ab-
schläge bei der Forfaitierung).
Bei der Prüfung, ob die Voraussetzungen des § 8 Nr. 1 Buchst. a GewStG vorliegen, muss grund-
sätzlich jedes Schuldverhältnis für sich betrachtet werden. Dies gilt selbst dann, wenn ein Gut-
haben- und ein Darlehenskonto in einem wirtschaftlichen Zusammenhang stehen, ohne einan-
der nicht denkbar sind und die Darlehensmittel nur zweckgebunden verwendet werden dürfen
BFH: Saldierung im Cash-Pool (vgl. BFH-Urteil v. 17.7.2019 - III R 24/16, BStBl 2020 II S. 48). Eine Ausnahme von diesem Saldie-
möglich – Ausnahme vom rungsverbot hat der BFH für den Fall des „Cash-Pools“ bejaht. Die an einem konzernweiten Cash-
Saldierungsverbot
Pool teilnehmende Konzerngesellschaft kann die Verbindlichkeiten und Forderungen (und damit
.................. die resultierenden Soll- und Habenzinsen) verrechnen, die sich gegenüber dem Cash-Pool-Führer
S. 1157 ⇓ (der Konzernmuttergesellschaft) aus dem täglichen Ausgleich verschiedener von den Tochterge-
sellschaften geführter Quellkonten ergeben. Dies gilt nach Ansicht des BFH aber nur für den Sal-
do eines jeden Bankarbeitstags, d. h. eine Hinzurechnung hat nur zu erfolgen, wenn an einem

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 94


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

bestimmten Tag insgesamt ein Negativsaldo gegenüber dem Cash-Pool-Führer verbleibt. Eine
Richartz/Schöneborn, Verrechnung aller bankarbeitstäglichen Salden über den gesamten Erhebungszeitraum (und da-
NWB 32/2019 S. 2338 mit einen Ausgleich entstandener Negativsalden mit späteren Guthaben) gestattet der BFH hin-
gegen nicht (BFH, Urteil v. 11.10.2018 - III R 37/17, BStBl 2019 II S. 275).
Keine Hinzurechnung bei An- Besonderheiten sind bei Kreditinstituten i. S. von § 1 Abs. 1 KWG, Pfandleihern, bestimmten Ver-
wendung des § 19 GewStDV briefungsvehikeln und Finanzdienstleistungsinstituten i. S. von § 1 Abs. 1a KWG (insbesondere
Leasing- und Factoringunternehmen) zu beachten. Diese haben nach Maßgabe des § 19 Abs. 1
bis 4 GewStDV keine Hinzurechnung von Schuldentgelten nach § 8 Nr. 1 Buchst. a GewStG vor-
zunehmen. Aufwendungen, die unter andere Tatbestände des § 8 Nr. 1 GewStG fallen, unterlie-
gen auch bei den vorgenannten Gesellschaften der Hinzurechnung nach den allgemeinen Re-
geln.
BFH: indirekte Zuordnung Bei Finanzdienstleistungsinstituten i. S. von § 1 Abs. 1a KWG (z. B. Leasingunternehmen) setzt
Schuldentgelte zu Finanz- § 19 Abs. 4 Satz 1 GewStDV insbesondere voraus, dass die Entgelte unmittelbar auf Finanz-
dienstleistungen ausreichend
dienstleistungen i. S. des § 1 Abs. 1a Satz 2 KWG entfallen. Dies erfordert nach Auffassung des
BFH nicht, dass Schuldentgelte privilegiert einer konkreten Finanzdienstleistung (z. B. als Refi-
nanzierung) zugeordnet werden können. Vielmehr ist die Ausnahme von der Hinzurechnung
auch auf indirekt zuordenbare Schuldentgelte zu erstrecken, wenn diese den privilegierten Fi-
nanzdienstleistungen nach einem sachgerechten Verteilungsschlüssel zugeordnet werden kön-
nen (BFH, Urteil v. 16.7.2020 - IV R 30/18, NWB SAAAH-70950).
Hessisches FG: Abstellen auf Eine Konzerngesellschaft, welche den Großteil ihres Umsatzes aus konzerninternen Dienstleis-
Geschäftstätigkeit, nicht Bi- tungen erzielt und nicht aus banktypischen Finanzierungsgeschäften, kann sich nach Auffas-
lanzposten
sung des Hessischen FG nicht auf das Bankenprivileg des § 19 Abs. 1 GewStDV berufen (Hessi-
sches FG, Urteil v. 26.8.2020 - 8 K 622/19, NWB PAAAH-63139, Revision eingelegt, Az. beim BFH:
III R 55/20). Bei Kreditinstituten setzt die Anwendung des § 19 Abs. 1 GewStDV voraus, dass im
Durchschnitt die Aktivposten aus Bankgeschäften und dem Erwerb von Geldforderungen die Ak-
tivposten aus anderen Geschäften überwiegen (§ 19 Abs. 2 GewStDV). § 19 Abs. 1 und 2
GewStDV sind nach Auffassung des Hessischen FG anhand des Sinn und Zwecks der Ermächti-
gungsnorm des § 35c Abs. 1 Nr. 2 Buchst. e GewStG auszulegen. Es kommt damit darauf an, ob
es sich bei den jeweiligen Steuerpflichtigen um ein im Wesentlichen an Geld- und Kreditverkehr
ausgerichtetes Unternehmen handelt. Für die Frage, ob im Wesentlichen bankübliche Geschäfte
betrieben werden, darf nicht allein auf den Bilanzpositionenvergleich des § 19 Abs. 2 GewStDV
abgestellt werden, da die Bilanzpositionen im Urteilsfall nicht das Betätigungsfeld der Gesell-
schaft abbilden (die innerhalb der Gruppe erbrachten Dienstleistungen schlagen sich nur einge-
schränkt als Aktivposten nieder).

cc) Gewinnanteile des stillen Gesellschafters


Zeile 43: Erfasst wird nur der Gewinnanteile des typisch stillen Gesellschafters sind gem. § 8 Nr. 1 Buchst. c GewStG beim Zah-
Gewinnanteil des typisch stil- lenden (dem Inhaber des Handelsgewerbes) hinzuzurechnen. Ist der Gewinnanteil des stillen Ge-
len Gesellschafters
sellschafters negativ, kommt auch eine negative Hinzurechnung infrage, d. h. der über § 7
GewStG im Gewerbeertrag enthaltene Ertrag aus der Verlustübernahme wird neutralisiert. Im
Rahmen dieser negativen Hinzurechnung ist der Freibetrag von 200.000 € nicht zulasten des
Steuerpflichtigen anwendbar (BFH, Urteil v. 28.1.2016 - I R 15/15, BStBl 2017 II S. 62). Der Ge-
.................. winnanteil des atypisch stillen Gesellschafters wird von der Hinzurechnung nicht erfasst, da die-
S. 1158 ⇓ ser keine abziehbare Betriebsausgabe darstellt.

dd) Miete, Pacht und Leasing von Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens


Zeile 44 Anzusetzen sind 20 % der Miet- und Pachtzinsen und Leasingraten für die Benutzung von be-
weglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens, die im Eigentum eines anderen stehen (§ 8
Nr. 1 Buchst. d GewStG).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 95


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Zeile 44a: Privilegierung für Bei Elektrofahrzeugen und extern aufladbaren Hybridelektrofahrzeugen, die bestimmte Schad-
Elektromobilität stoffausstoß- oder Reichweitenkriterien (zeitlich gestaffelt) erfüllen, unterliegt nur noch die
Hälfte der Miet- und Leasingaufwendungen der 20 %igen Hinzurechnung. Entsprechendes gilt
für Fahrräder, die keine Kraftfahrzeuge sind. Die geminderte Hinzurechnung gilt für Entgelte, die
auf Verträgen beruhen, die nach dem 31.12.2019 abgeschlossen wurden. Dabei ist bei Verträ-
gen, die vor dem 1.1.2025 abgeschlossen werden, statt einer Reichweite von 80 Kilometern eine
Reichweite von 60 Kilometern ausreichend. Die Begünstigung ist bis einschließlich Erhebungs-
zeitraum 2030 befristet (§ 36 Abs. 4 Satz 3 GewStG). Mit dieser Änderung soll gewerbesteuerlich
ein Anreiz zum Gebrauch schadstofffreier oder -ärmerer Fahrzeuge gesetzt werden.
Zeile 45 Entgelte für Miete, Pacht oder Leasing von unbeweglichen Wirtschaftsgütern des Anlagevermö-
gens sind mit einem fingierten Finanzierungsanteil in Höhe von 50 % zu berücksichtigen (§ 8
Nr. 1 Buchst. e GewStG). Dazu zählen auch Erbbauzinsen (vgl. BFH-Urteil v. 7.3.2007 - I R 60/06,
BStBl 2007 II S. 654).
BFH: Keine Hinzurechnung, Widersprechende erstinstanzliche Rechtsprechung gab es zu der Frage, ob es auch dann zu einer
wenn Aufwendungen Teil von Hinzurechnung kommt, wenn die gezahlten Mieten/Pachten für Gegenstände des Anlagever-
Herstellungskosten
mögens beim mietenden Unternehmen zu Herstellungskosten für Wirtschaftsgüter des Umlauf-
vermögens geführt haben (unfertige Arbeiten, im Streitfall: Einzelkosten für Baustellen). Der III.
Senat des BFH hat für diesen Fall entschieden, dass eine Hinzurechnung nicht vorzunehmen ist,
obwohl die angemieteten Wirtschaftsgüter bei fiktiver Annahme der Eigentümerstellung als An-
lagevermögen anzusehen seien. Denn die Aufwendungen verlieren mit der Umqualifizierung
des Mietzinses von Aufwand in Herstellungskosten ihren ursprünglichen Mietzinscharakter. Die
Rechtsprechung des BFH zu Bauzeitzinsen (BFH, Urteil v. 30.4.2003 - I R 19/02, BStBl 2004 II
S. 192) ist dabei auf § 8 Nr. 1 Buchst. d GewStG übertragbar (BFH, Urteil v. 30.7.2020 - III R 24/18,
NWB KAAAH-63466, entgegen FG Schleswig-Holstein, Urteil v. 21.3.2018 - 1 K 243/15, NWB
FAAAG-86285). Dies gilt auch dann, wenn am Bilanzstichtag keine Aktivierung erfolgt, weil das
Wirtschaftsgut des Umlaufvermögens unterjährig ausgeschieden ist. Ein ähnlich gelagerter
Sachverhalt ist noch beim IV. Senat des BFH anhängig (Az. beim BFH: IV R 31/18, gegen FG
Münster, Urteil v. 20.7.2018 - 4 K 493/17 G, NWB VAAAG-96769).
Streitpunkt: Annahme fikti- Für die Hinzurechnung nach § 8 GewStG ist darauf abzustellen, ob die Wirtschaftsgüter Anlage-
ven Anlagenvermögens vermögen des Mieters oder Pächters wären, wenn sie in seinem Eigentum stünden. Im Verlauf
der letzten Jahre hatte der BFH eine strenge, am Wortlaut des § 8 Nr. 1 Buchst. e GewStG orien-
tierte Auslegung entwickelt. Danach fallen auch Mieten und Pachten für weitervermietete oder -
verpachtete Immobilien unter die Hinzurechnung (vgl. BFH-Urteil v. 8.12.2016 - IV R 55/10, BStBl
2017 II S. 722). Eine Saldierung von Mietaufwendungen und Mieterträgen soll nicht in Betracht
kommen (gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder v. 2.7.2012, BStBl
2012 I S. 654, Rz. 29a). Gleiches gilt für kurzfristige Anmietungen (BFH, Urteil v. 8.12.2016 -
IV R 24/11, NWB AAAAG-45100). Für die Annahme von hinzurechnungsbegründenden Aufwen-
dungen für „fiktives Anlagevermögen“ ist es nach Auffassung des BFH unbeachtlich, ob der Er-
.................. werb der jeweiligen Immobilien rentabel oder praktikabel gewesen wäre. Auch kommt es nicht
S. 1159 ⇓ darauf an, ob der Steuerpflichtige mehrmals denselben Gegenstand oder mehrere vergleichbare
Gegenstände anmietet oder pachtet.
Entwicklung: Stärkere Beto- In jüngerer Zeit betont die Rechtsprechung stärker das Geschäftsmodell des Steuerpflichtigen
nung der „betrieblichen Ver- und hat in verschiedenen Fällen eine Hinzurechnung mit dem Argument verneint, dass das an-
hältnisse“
gemietete Wirtschaftsgut unter Berücksichtigung des Geschäftsgegenstands des Unternehmens
und der betrieblichen Verhältnisse nicht als fiktives Anlagevermögen einzuordnen ist (BFH, Ur-
teil 25.10.2016 - I R 57/15, NWB DAAAF-89556, Anmietung von Messeständen, und v. 25.7.2019
- III R 22/16, BStBl 2020 II S. 51, zum Hoteleinkauf von Reiseveranstaltern). Da die Fiktion nicht

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 96


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

weiter reichen dürfe, als es die Vorstellung eines Miet- oder Pachtverhältnis ersetzenden Eigen-
tums gebiete, sei auch die angenommene Dauer des fiktiven Eigentums auf die Dauer des jewei-
ligen Miet- oder Pachtverhältnisses zu begrenzen. Eine kurzfristige fiktive Eigentümerstellung
zwingt daher nicht dazu, stets Anlagevermögen anzunehmen.
Weitere FG-Urteile Auf Basis dieser Grundsätze hat das Schleswig-Holsteinische FG die Annahme von fiktivem Anla-
gevermögen verneint für die Anmietung von Mehrwertkisten durch Obstbauern. Der fiktiv ange-
nommene kurzfristige Eigentumserwerb der Mehrwegsteigen sei eng mit der gehandelten Ware
der Klägerin verknüpft, die Umlaufvermögen der Klägerin darstelle, und verbrauche sich mit de-
ren Ablieferung des Obstes in den Mehrwegkisten beim Einzelhandel (Schleswig-Holsteinisches
FG, Urteil v. 30.6.2020 - 1 K 55/16, NWB KAAAH-66473, Revision eingelegt, Az. beim BFH: III R
56/20). Ähnlich argumentiert das FG Münster hinsichtlich der Aufwendungen eines Produkti-
onsunternehmens zur Anmietung einer Messestellfläche (Urteil v. 9.6.2020 - 9 K 1816/18 G,
NWB HAAAH-57055, NZB eingelegt, Az. beim BFH: III B 83/20). Der konkrete Geschäftsgegen-
stand der Klägerin als Produktionsunternehmen gebot es gerade nicht, dass sie permanent Mes-
sestände vorhält, um ihrer Tätigkeit wirtschaftlich erfolgreich nachgehen zu können.

ee) Zeitlich befristete Überlassung von Rechten


Zeile 46 Entgelte für die zeitlich befristete Überlassung von Rechten (insbesondere Konzessionen und Li-
zenzen, ausgenommen sog. Durchleitungsentgelte) werden in Höhe eines fingierten Finanzie-
rungsanteils von 25 % erfasst (§ 8 Nr. 1 Buchst. f GewStG).
Abgrenzung zur Überlassung Sofern mit dem Entgelt die Überlassung von gesetzlich ungeschütztem Erfahrungswissen
von Know-how sowie Dienst- (Know-how) abgegolten wird, scheidet eine Hinzurechnung aus (BFH, Urteil v. 12.1.2017 -
leistung
IV R 55/11, BStBl 2017 II S. 725, zu Franchiseverträgen). Eine Hinzurechnung unterbleibt auch,
Hubert, StuB 3/2019 wenn nach dem wirtschaftlichen Gehalt der Leistung die Rechteüberlassung nur eine nicht ins
S. 121 Gewicht fallende Nebenleistung einer Dienstleistung ist. Ist dies nicht der Fall, ist nur der auf die
Rechteüberlassung entfallende Teil hinzuzurechnen.

b) Beteiligungen unterhalb des gewerbesteuerlichen Schachtelprivilegs


Hinzurechnungen der bisher Dividenden und gleichgestellte Bezüge aus Beteiligungen an in- oder ausländischen Kapitalge-
steuerfreien Teile von Divi- sellschaften, Personenvereinigungen oder Vermögensmassen werden bei den Gesellschaftern
denden bei Nichterfüllung
aufgrund des Teileinkünfteverfahrens (§ 3 Nr. 40 EStG) bzw. aufgrund von § 8b Abs. 1 KStG steu-
des Schachtelprivilegs
erlich privilegiert (vgl. § 7 Satz 4 GewStG). Sofern nicht die Voraussetzungen des gewerbesteuer-
lichen Schachtelprivilegs (§ 9 Nr. 2a oder Nr. 7 GewStG, vgl. unten I, 4, c und e) oder eines abkom-
mensrechtlichen Schachtelprivilegs (vgl. BFH-Urteil v. 23.6.2010 - I R 71/09, BStBl 2011 II S. 129)
vorliegen, sind die steuerfreien Teile dieser Bezüge gem. § 8 Nr. 5 GewStG wieder hinzuzurech-
nen. Keine Hinzurechnung erfolgt demnach, soweit die Dividenden bereits nach § 8b Abs. 4 KStG
(Streubesitzregelung) in voller Höhe in die körperschaftsteuerliche Bemessungsgrundlage einge-
flossen sind. Die Anlage BEG dient der Anwendung des § 9 Nr. 2a, 7 oder 8 GewStG bzw. des § 8
.................. Nr. 5 GewStG (sowie des § 7a GewStG bei Organgesellschaften, s. dazu unten I, 6). Die Einträge
S. 1160 ⇓ in der Anlage BEG speisen den Eintrag in den Zeilen 64-68a des Formulars GewSt 1A.
Bisher unberücksichtigte Auf- Bei natürlichen Personen als Bezugsberechtigte erfasst die Hinzurechnung nach § 8 Nr. 5
wendungen reduzieren Hin- GewStG zunächst 40 % der Bezüge (vgl. § 3 Nr. 40 Buchst. d EStG), bei Kapitalgesellschaften als
zurechnungsbetrag
Bezugsberechtigte 100 % der Bezüge (vgl. § 8b Abs. 1 KStG). Der hinzuzurechnende Betrag ist
sodann um diejenigen Betriebsausgaben zu reduzieren, die nach § 3c Abs. 2 EStG bzw. § 8b
Zeile 15, 23 BEG Abs. 5 und 10 KStG unberücksichtigt geblieben sind. Bei Kapitalgesellschaften sind damit im Er-
gebnis regelmäßig 95 % der Bezüge hinzuzurechnen. Bei natürlichen Personen als Dividenden-
empfänger sind die bisher unberücksichtigten 40 % der Aufwendungen abzuziehen (allerdings
maximal bis zur Höhe des hinzuzurechnenden Teils der Beteiligungserträge, da eine negative
Hinzurechnung nicht möglich ist).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 97


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Keine Hinzurechnung bei Die Hinzurechnung nach § 8 Nr. 5 GewStG erfasst nicht die Privilegierungen bei der Veräußerung
Schachtelbeteiligungen und von Beteiligungen an Kapitalgesellschaften gem. § 3 Nr. 40 Buchst. a EStG bzw. § 8b Abs. 2 KStG.
Veräußerungsgewinnen
Sie gilt ebenfalls nicht für nach § 3 Nr. 41 Buchst. a EStG steuerfreie Dividenden.

c) Verluste aus Mitunternehmerschaft


Zeile 56 Nach § 8 Nr. 8 GewStG werden dem Gewinn die Anteile am Verlust einer in- oder ausländischen
Mitunternehmerschaft (d. h. auch der atypisch stillen Gesellschaft) wieder hinzugerechnet, so-
weit diese bei der Ermittlung des Gewinns aus Gewerbebetrieb abgesetzt worden sind. Die Re-
gelung soll gewährleisten, dass sich Verluste eines Gewerbebetriebs nur in dem Gewerbebetrieb
als Minderung der Gewerbesteuer auswirken, in dem sie entstanden sind. Weiterhin bewirkt die
Regelung, dass Verluste aus Beteiligungen an ausländischen Mitunternehmerschaften im Inland
nicht abgezogen werden können (zum Abzug sog. finaler Verluste ausländischer EU-Betriebs-
stätten vgl. unten I, 4, d).
Sind in den Verlustanteilen Beträge i. S. des § 8b KStG oder § 3 Nr. 40 EStG i. V. mit § 3c Abs. 2
EStG enthalten, sind diese Beträge im Rahmen der Hinzurechnung nach § 8 Nr. 8 GewStG nur in
der Höhe zu berücksichtigen, in der sie noch im Gewinn aus Gewerbebetrieb gemäß Zeile 33
enthalten sind, d. h. der hinzuzurechnende Betrag berücksichtigt die Privilegierung der über die
Mitunternehmerschaft erhaltenen Beteiligungserträge.
Unklar ist, ob eine Verlustzurechnung auch dann ausscheidet, wenn Gewinne der Mitunterneh-
merschaft über § 9 Nr. 2 GewStG i. V. mit § 7 Satz 8 GewStG der Gewerbesteuer unterliegen wür-
den (s. dazu oben I, 2, f).
JStG 2020: Neuregelung für Durch das JStG 2020 wurde § 8 Nr. 8 GewStG dahin ergänzt, dass die Vorschrift bei Lebens- und
Personenversicherungsunter- Krankenversicherungsunternehmen sowie Pensionsfonds nicht anzuwenden ist (§ 8 Nr. 8 Satz 2
nehmen
GewStG). Die Neuregelung ist ab dem Erhebungszeitraum 2020 anwendbar. Insoweit erfolgt
nun ein Gleichlauf mit dem Gewinnfall (§ 9 Nr. 2 Satz 2 GewStG).

4. Grundsätze wesentlicher Kürzungen gem. § 9 GewStG und aktuelle Entwicklungen


Zeilen 69-79 Die in § 9 GewStG geregelten Kürzungen verfolgen das Ziel, die mehrfache Besteuerung von Er-
trägen zu vermeiden. Zu diesem Zweck werden bestimmte Positionen, die den Gewinn bei der
Einkommen- bzw. Körperschaftsteuer erhöht haben, wieder abgezogen.

a) Pauschale und erweiterte Grundstückskürzung


Zeile 69: Pauschale Kürzung Gewerbebetriebe mit Grundbesitz unterliegen neben der Einkommen- bzw. Körperschaftsteuer
der Grundsteuer. Damit keine Belastung durch Gewerbesteuer hinzutritt, wird der Gewinn pau-
schal um 1,2 % des Einheitswerts des zum Betriebsvermögen gehörenden Grundbesitzes gekürzt
.................. (§ 9 Nr. 1 Satz 1 GewStG). Für die Inanspruchnahme der Kürzung kommt es darauf an, ob der
S. 1161 ⇓ Grundbesitz zu Beginn des Kalenderjahrs zum Betriebsvermögen gehört (§ 20 Abs. 1 Satz 2
GewStDV).
Zeile 70: Erweiterte Grund- Gewerbebetriebe, die ausschließlich eigenen Grundbesitz verwalten oder daneben bestimmte
stückskürzung andere erlaubte Tätigkeiten ausüben, können gem. § 9 Nr. 1 Satz 2 GewStG auf Antrag anstelle
der pauschalen Kürzung den gesamten Ertrag, der auf die Grundstücksverwaltung entfällt, ab-
Strenges Ausschließlichkeits- ziehen. Die Rechtsprechung interpretiert dieses sog. Ausschließlichkeitsgebot sehr streng. Jede
gebot (noch so geringe) schädliche Tätigkeit schließt die erweiterte Kürzung aus. Das Ausschließlich-
keitsgebot hat auch eine zeitliche Dimension: Das Unternehmen darf während des gesamten Er-
hebungszeitraums keine schädlichen Tätigkeiten ausüben.
Grundstücksverwaltung um- Der Begriff der „Grundstücksverwaltung“ umfasst in engen Grenzen auch sog. Nebentätigkei-
fasst auch Nebentätigkeiten ten, wenn sie der Verwaltung und Nutzung des eigenen Grundbesitzes im engeren Sinne dienen
und als zwingend notwendiger Teil einer wirtschaftlich sinnvoll gestalteten eigenen Grund-
stücksverwaltung angesehen werden können. Als derartige Nebentätigkeiten werden in der
Rechtsprechung des BFH insbesondere der Betrieb notwendiger Sondereinrichtungen (z. B. die

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 98


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Unterhaltung von zentralen Heizungsanlagen oder Gartenanlagen) angesehen (vgl. BFH-Urteil


v. 22.10.2020 - IV R 4/19, NWB TAAAH-68521, zur An- und Weitervermietung einer auf einem
fremden Nachbargrundstück befindlichen, als Anlieferungsweg und Warenlager genutzten Hal-
Korn, NWB 3/2021 le). Das FG Berlin-Brandenburg stuft dagegen die Erbringung von Reinigungsleistungen an die
S. 161, NWB JAAAH-69074 Gesellschafter der grundstücksverwaltenden GmbH nicht als solche Nebentätigkeit ein und ver-
sagt die erweiterte Kürzung (FG Berlin-Brandenburg, Urteil v. 7.7.2020 - 8 K 8320/17, NWB
EAAAH-58751, Revision eingelegt, Az. beim BFH: III R 49/20). Ebenso keine Nebentätigkeit soll
der Betrieb von vier Weihnachtsmarktständen an drei Tagen im Jahr sein. Dabei kommt es hin-
sichtlich der Beurteilung der Tätigkeit im Zusammenhang mit den Weihnachtsmarktständen
nicht auf das Verhältnis des zeitlichen Aufwands (drei Tage zu 365 Tagen) oder die Höhe der er-
zielten Einnahmen (unter 1 % im Verhältnis zu den Vermietungsumsätzen) oder Gewinne im
Verhältnis zur übrigen Tätigkeit der Klägerin an (FG Münster, Urteil v. 21.1.2020 - 6 K 1384/18 G,
F, NWB GAAAH-51384, Revision eingelegt, Az. beim BFH: IV R 6/20).
Mitvermietung von Betriebs- Ein häufiger Fallstrick für die Inanspruchnahme der erweiterten Kürzung ist die Mitvermietung
vorrichtungen schädlich von Betriebsvorrichtungen. Der Umfang des Grundvermögens ergibt sich aus § 68 BewG. Da-
nach zählen u. a. sonstige Vorrichtungen aller Art, die zu einer Betriebsanlage gehören (Betriebs-
vorrichtungen), nicht zum Grundvermögen, auch wenn sie wesentliche Bestandteile sind (§ 68
Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BewG). Die Schädlichkeit der (auch geringfügigen) Mitvermietung von Be-
triebsvorrichtungen beruht auf dem Zweck des § 9 Nr. 1 GewStG, die Doppelbelastung von
Grundbesitz mit Realsteuern – Gewerbesteuer und Grundsteuer – zu vermeiden. Bei Erträgen,
die nicht auf die Nutzung und Verwaltung von Grundbesitz im bewertungsrechtlichen Sinne zu-
rückzuführen sind, ist eine Doppelbelastung durch Grundsteuer und Gewerbesteuer nicht zu be-
fürchten. Eine allgemeine Geringfügigkeitsgrenze, wonach die Überlassung von Betriebsvorrich-
tungen der erweiterten Kürzung nicht entgegensteht, wenn die Betriebsvorrichtungen gegen-
über dem Grundvermögen von geringem Wert sind oder auf sie nur ein geringer Teil der Miete
oder Pacht entfällt, kommt aufgrund des strengen Ausschließlichkeitsgebots aber nicht in Be-
Schneider, NWB 44/2019 tracht (s. ausführlich BFH-Urteile v. 11.4.2019 - III R 36/15, BStBl 2019 II S. 705; III R 5/18, NWB
S. 3211 CAAAH-29628; III R 6/18, NWB MAAAH-29629).
Erlaubte, aber nicht begüns- Keine Verletzung des Ausschließlichkeitsgebots stellen die erlaubten, aber nicht begünstigten
tigte Tätigkeiten Tätigkeiten dar. Dies sind die Verwaltung und Nutzung von Kapitalvermögen oder die Betreu-
ung, Errichtung und Veräußerung bestimmter Wohnimmobilien (vgl. § 9 Nr. 1 Satz 2 bis 4
GewStG; vgl. zur Betreuung von Wohnungsbauten FG Berlin-Brandenburg, Urteil v. 7.7.2020 - 8
.................. K 8320/17, NWB EAAAH-58751). Damit soll sichergestellt werden, dass die Tätigkeit von Woh-
S. 1162 ⇓ nungsunternehmen als Bauträger nicht kürzungsschädlich ist. Die Erträge und Aufwendungen
aus diesen Tätigkeiten nehmen an der erweiterten Kürzung nicht teil, sind also aus dem zu kürz-
enden Gewinnanteil herauszurechnen.
Der Große Senat des BFH hat entschieden, dass „eigener“ Grundbesitz im Sinne der Vorschrift
auch dann vorliegt, wenn sich eine grundstücksverwaltende und gewerblich geprägte Gesell-
schaft an einer ausschließlich vermögensverwaltenden Personengesellschaft beteiligt (BFH, Be-
BFH: Beteiligung an gewerb- schluss v. 25.9.2018 - GrS 2/16, BStBl 2019 II S. 262). Im Nachgang zur Entscheidung des Großen
lich geprägter Personenge- Senats hat der IV. Senat die ständige Rechtsprechung bestätigt, dass es bei der Versagung der
sellschaft ist schädlich; an
erweiterten Kürzung auf Ebene der Obergesellschaft bleibt, wenn die Untergesellschaft zwar
vermögensverwaltender Per-
sonengesellschaft unschäd-
vermögensverwaltend tätig, aber gewerblich geprägt i. S. des § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG ist. Eine
lich „Durchschau“ durch den von der Untergesellschaft verwalteten Grundbesitz sei nicht möglich,
da § 15 Abs. 3 Nr. 2 EStG die im Fall der vermögensverwaltenden und nicht gewerblich geprägten
Untergesellschaft mögliche Bruchteilsbetrachtung nach § 39 Abs. 2 AO verdränge. Das Halten
der Beteiligung an einer solchen Gesellschaft ist daher eine schädliche Tätigkeit (BFH, Urteil
v. 27.6.2019 - IV R 45/16, NWB SAAAH-30553, dagegen Verfassungsbeschwerde, Az. beim
BVerfG: 1 BvR 2332/19).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 99


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Keine Kürzung im Rahmen Im Fall der Betriebsaufspaltung kann das Besitzunternehmen die erweiterte Kürzung aufgrund
von Betriebsaufspaltung der fingierten Gewerblichkeit seiner Tätigkeit nicht in Anspruch nehmen. Dies gilt sogar dann,
wenn die Betriebsgesellschaft eigentlich vermögensverwaltend tätig ist, die Einkünfte jedoch
aufgrund deren Rechtsform als Kapitalgesellschaft als gewerblich anzusehen sind (vgl. BFH-Ur-
teil v. 22.6.2016 - X R 54/14, BStBl 2017 II S. 529).
§ 9 Nr. 1 Satz 5 und 6 GewStG Selbst wenn der Steuerpflichtige ausschließlich begünstigte Grundstücksverwaltung und er-
schließen Kürzung aus laubte, aber nicht begünstigte Tätigkeiten ausübt, kann er in den in § 9 Nr. 1 Satz 5 und 6
GewStG geregelten Fallkonstellationen die erweiterte Kürzung ganz oder teilweise nicht in An-
spruch nehmen.
▶ Die erweiterte Gewinnkürzung ist gem. § 9 Nr. 1 Satz 5 Nr. 1 GewStG ausgeschlossen, wenn
der Grundbesitz „ganz oder zum Teil dem Gewerbebetrieb eines Gesellschafters dient“. Da-
bei ist es aus Sicht des FG Münster zum einen unerheblich, wenn die verpachteten Grund-
stücke nicht dem Gewerbebetrieb der Gesellschafter selbst, sondern dem Gewerbebetrieb
einer Mitunternehmerschaft dienen, deren Mitunternehmer die Gesellschafter sind (inso-
Grundbesitz darf nicht Gesell- weit Anschluss an BFH-Rechtsprechung). Zum anderen soll der Ausschluss der erweiterten
schaftern dienen Kürzung gem. § 9 Nr. 1 Satz 5 Nr. 1 GewStG auch gelten, wenn dieselben Gesellschafter an
der Grundstücksgesellschaft und der mietenden Gesellschaft beteiligt sind, selbst wenn die
Beteiligung an der mietenden Gesellschaft geringfügig ist (jeweils 0,3 % Beteiligung an der
mietenden Personengesellschaft), die Gesellschafter bei der mietenden Gesellschaft aber
der persönlichen Haftung unterliegen und zusammen gleichzeitig die Mehrheit an der
Grundstücksgesellschaft halten (FG Münster, Urteil v. 17.12.2020 - 5 K 631/20 G,F, NWB
NAAAH-70580, Revision eingelegt, Az. beim BFH: III R 3/21).
▶ Die erweiterte Kürzung entfällt gem. § 9 Nr. 1 Satz 5 Nr. 1a GewStG insoweit, als der Ge-
werbeertrag Vergütungen i. S. von § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG enthält, „die der Gesell-
schafter von der Gesellschaft für seine Tätigkeit im Dienst der Gesellschaft oder für die Hin-
gabe von Darlehen oder für die Überlassung von Wirtschaftsgütern, mit Ausnahme der
FG Düsseldorf: Versagung er- Überlassung von Grundbesitz, bezogen hat“. Nach Auffassung des FG Düsseldorf wird die
weiterter Kürzung auch bei erweiterte Kürzung des Gewerbeertrags bei einer Grundstücks-KG durch § 9 Nr. 1 Satz 5
Zahlung Sondervergütung an
Nr. 1a GewStG auch hinsichtlich der von einem nicht gewerbesteuerpflichtigen Kommandi-
nicht gewerbesteuerpflichti-
gen Gesellschafter
tisten als Sondervergütungen bezogenen Darlehenszinsen ausgeschlossen. Eine teleologi-
sche Reduktion der Vorschrift auf gewerbesteuerpflichtige Zahlungsempfänger scheide aus
..................
(FG Düsseldorf, Urteil v. 3.9.2020 - 9 K 3300/18 G,F, NWB CAAAH-59887, Revision eingelegt,
S. 1163 ⇓
Az. beim BFH: IV R 25/20; die gleiche Auffassung vertritt das FG Köln, Gerichtsbe-
scheid v. 25.3.2020 - 12 K 1954/18, NWB OAAAH-70571, Revision eingelegt, Az. beim BFH:
IV R 11/20).

b) Gewinne aus Beteiligungen an Mitunternehmerschaften


Zeile 71 Spiegelbildlich zu § 8 Nr. 8 GewStG regelt § 9 Nr. 2 GewStG, dass Gewinne aus der Beteiligung an
einer Mitunternehmerschaft (damit auch aus atypisch stillen Beteiligungen) auf Ebene der Mit-
unternehmer gekürzt werden, um insoweit eine doppelte Berücksichtigung des Gewinns zu ver-
meiden. Sind in den Gewinnanteilen Beträge i. S. des § 8b KStG oder § 3 Nr. 40 EStG, § 3c Abs. 2
EStG enthalten, sind diese Beträge im Rahmen der Kürzung nach § 9 Nr. 2 GewStG nur in der
Höhe zu berücksichtigen, in der sie noch im Gewinn aus Gewerbebetrieb gemäß Zeile 33 enthal-
ten sind; d. h. der kürzende Betrag berücksichtigt die Privilegierung der über die Mitunterneh-
merschaft bezogenen Beteiligungserträge.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 100


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Verweis auf § 7 Satz 8 Eine Kürzung für Einkünfte i. S. des § 7 Satz 8 GewStG (s. dazu oben) scheidet aus. Dies bezieht
GewStG sich auf ausländische Mitunternehmerschaften, die niedrig besteuerte passive Einkünfte i. S. des
§ 20 Abs. 2 AStG i. V. mit § 8 Abs. 1 und 3 AStG erzielen. Diese Ergänzung soll sicherstellen, dass
eine Kürzung auch dann ausscheidet, wenn die Einkünfte i. S. des § 20 Abs. 2 AStG über eine Per-
sonengesellschaft bezogen werden.

c) Schachtelprivileg bei inländischen Beteiligungen


Zeile 68 i. V. mit Anlage Erträge aus Beteiligungen an inländischen Kapitalgesellschaften und gleichgestellten Gesell-
BEG schaften sind zu kürzen, wenn die Beteiligungshöhe zu Beginn des Erhebungszeitraums mindes-
tens 15 % des Grund- oder Stammkapitals beträgt.
Beginn des Erhebungszeit- Es kommt darauf an, dass die entsprechende Beteiligungshöhe zu Beginn des Erhebungszeit-
raums entscheidend raums (damit am 1.1.2020) vorliegt, nicht seit Beginn des – ggf. vom Kalenderjahr/Erhebungs-
zeitraum abweichenden – im Erhebungszeitraum 2020 endenden Wirtschaftsjahrs. Die Beteili-
gungshöhe muss also nicht während des gesamten Erhebungszeitraums eingehalten werden.
Kürzung 60 % der Beteili- Die Kürzung gem. § 9 Nr. 2a GewStG erfasst bei natürlichen Personen 60 % der Beteiligungser-
gungserträge bei natürlichen träge, da nur dieser Anteil im Rahmen der Gewinnermittlung berücksichtigt wurde (§ 3 Nr. 40
Personen
Buchst. d EStG). Bis zur Höhe der zu berücksichtigenden Beteiligungserträge verringern mit die-
sen unmittelbar zusammenhängende Aufwendungen den Kürzungsbetrag bis auf null (§ 9
Nr. 2a Satz 3 GewStG). Dies gilt nicht für Aufwendungen, die den Gewinn nicht gemindert haben
(d. h. im Rahmen des Teileinkünfteverfahrens 40 % der Aufwendungen, gegenzurechnen sind da-
mit maximal 60 % der Aufwendungen). In Betracht kommen vor allem Zinsen aus Akquisitions-
darlehen. Eine eigenständige Hinzurechnung der Zinsen nach § 8 Nr. 1 Buchst. a GewStG unter-
bleibt in diesem Fall (vgl. § 9 Nr. 2a Satz 3 Halbsatz 2 GewStG). In der Anlage BEG werden die
Aufwendungen getrennt nach Zinsen und sonstigen Aufwendungen abgefragt (Zeilen 25 und 26
Anlage BEG).
Keine Kürzung der Schachtel- Bei Körperschaften hingegen werden die aufgrund der Fiktion des § 8b Abs. 5 KStG steuerpflich-
strafe bei Kapitalgesellschaf- tigen 5 % der Dividende nicht gekürzt (vgl. § 9 Nr. 2a Satz 4 GewStG).
ten
Sofern die ausschüttende Kapitalgesellschaft unbeschränkt oder beschränkt persönlich von der
Gewerbesteuer befreit ist, kann der Anteilseigner die Dividende nicht nach § 9 Nr. 2a GewStG
Besonderheiten kürzen (vgl. BFH-Beschluss v. 24.1.2012 - I B 34/11, NWB IAAAE-09067, zu Ausschüttungen einer
.................. nach § 3 Nr. 20 GewStG befreiten Gesellschaft).
S. 1164 ⇓
d) Gewinne und Verluste aus ausländischen Betriebsstätten
Zeile 73 Gemäß § 9 Nr. 3 GewStG wird der Gewinn um die Gewinnanteile gekürzt, die auf ausländische
Betriebsstätten entfallen. Falls in den ausländischen Betriebsstätten Verluste erwirtschaftet
wurden, kommt es zu einer gewerbesteuerlichen Hinzurechnung dieser Verluste („negative“ Kür-
zung i. S. des § 9 Nr. 3 GewStG). Für die Aufteilung der Gewinne zwischen ausländischem Ort der
Geschäftsleitung und inländischer Betriebsstätte hat das FG Düsseldorf unter Bezug auf den
Charakter der Gewerbesteuer als Objektsteuer auf die „Wertschöpfung“ der deutschen Betriebs-
Anwendung der BsGaV zur Er- stätte abgestellt. Die Ergebnisse eines „Joint Audits“ der Finanzverwaltungen beider Länder
mittlung des Betriebsstätten- (Deutschland und Niederlande) könnten die Aufteilung auf in- und ausländische Betriebsstätten
gewinns?
nicht bestimmen. Auch die Vorgaben des § 1 Abs. 5 AStG und der daraufhin ergangenen Be-
triebsstättengewinnaufteilungsverordnung (BsGaV) enthielten „insgesamt keinen geeigneten
Maßstab“ (FG Düsseldorf, Urteil v. 28.5.2020 - 9 K 1904/18 G, NWB EAAAH-56499, Revision ein-
gelegt, Az. beim BFH: I R 32/20). Nach Maßgabe der Finanzverwaltung ist für die Ermittlung des
Gewinnanteils ausländischer Betriebsstätten die BsGaV jedoch anzuwenden (vgl. Verwaltungs-
grundsätze Betriebsstättengewinnaufteilung, BMF-Schreiben v. 22.12.2016, BStBl 2017 I S. 182,
Rz. 25).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 101


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Verweis auf § 7 Satz 8 § 9 Nr. 3 Satz 1 GewStG ist dahingehend ergänzt worden, dass eine Kürzung für Einkünfte
GewStG i. S. des § 7 Satz 8 GewStG ausscheidet. Dies bezieht sich auf ausländische Betriebsstätten, die
niedrig besteuerte passive Erträge i. S. des § 20 Abs. 2 AStG i. V. mit § 8 Abs. 1 und 3 AStG erzie-
len. Unklar ist, ob auch die negative Kürzung von Betriebsstättenverlusten ausscheidet (die Ver-
luste also im Inland abzugsfähig bleiben), wenn Gewinne der Betriebsstätte über § 9 Nr. 3 i. V.
mit § 7 Satz 8 GewStG der Gewerbesteuer unterliegen würden. In der Regel wird die Anwendung
des § 9 Nr. 3 GewStG bereits über die „Inlandsfiktion“ des § 7 Satz 8 GewStG ausgeschlossen
sein.
Heckerodt, IWB 13/2018 Neue Entwicklungen gibt es in der Frage, ob ein Steuerpflichtiger Verluste ausländischer EU-Be-
S. 521 triebsstätten, die nach Maßgabe des lokalen Steuerrechts des Betriebsstättenstaats endgültig
nicht mehr nutzbar sind (sog. finale Verluste), im Inland abziehen kann. Der BFH hat dem EuGH
einen umfangreichen Fragenkatalog vorgelegt, der geeignet erscheint, die Voraussetzungen für
den Abzug finaler Verluste abschließend zu klären (BFH, Beschluss v. 6.11.2019 - I R 32/18, BStBl
2021 II S. 68 [Az. beim EuGH: C-538/20], bezogen auf Hessisches FG, Urteil v. 4.9.2018 -
Korn, NWB 44/2020 4 K 385/17, NWB OAAAG-97966). Dieser Vorlage ging eine uneinheitliche Rechtsprechung des
S. 3225, NWB VAAAH-62340 BFH und des EuGH voraus. Im Kern geht es um die Frage, ob der BFH zu seinen Grundsatzent-
scheidungen v. 9.6.2010 - I R 107/09 (NWB EAAAD-48038) und I R 100/09 (BStBl 2010 II S. 1065)
zurückkehren kann, in denen er entschieden hatte, dass finale Verluste in dem Veranlagungszeit-
raum, in dem die Finalität feststeht, auch im Rahmen der Ermittlung des Gewerbeertrags des
Stammhauses abzugsfähig sind. Diese Urteile beruhen auf der anfänglichen Rechtsprechung des
BFH: Erneute Vorlage an EuGH EuGH zu finalen Verlusten, insbesondere dem Urteil in der Rechtssache „Lidl Belgium“ (EuGH, Ur-
zur abschließenden (?) Klä- teil v. 15.5.2008 - Rs. C-414/06, BStBl 2009 II S. 692). Die nachfolgende Rechtsprechung des EuGH
rung der Behandlung „fina-
(insbesondere in der Rechtssache „Timac Agro“, Urteil v. 17.12.2015 - Rs. C-388/14, BStBl 2016 II
ler“ Verluste
S. 362) war vom BFH als Abkehr von den Grundsätzen des „Lidl Belgium“-Urteils verstanden wor-
den und hatte den BFH zur Aufgabe seiner Grundsatzentscheidungen veranlasst (BFH, Urteil
v. 22.2.2017 - I R 2/15, BStBl 2017 II S. 709). Der EuGH bestätigt im Urteil v. 12.6.2018 -
Rs. C-650/16 „A/S Bevola und Jens W. Trock ApS“ (NWB PAAAG-87352) jedoch die in der Rechts-
sache „Lidl“ aufgestellten Grundsätze (vgl. Kraft, NWB 33/2018 S. 2384; Löprick/Meger, StuB
22/2018 S. 805; Schulz-Trieglaff, StuB 2/2021 S. 71). Das Urteil des Hessischen FG, welches nun
den BFH zur erneuten Vorlage an den EuGH veranlasst hat, hat die Grundsätze des „Bevola“-Ur-
.................. teils für das deutsche Recht umgesetzt.
S. 1165 ⇓
e) Gewerbesteuerliches Schachtelprivileg bei ausländischen Beteiligungen
aa) Beteiligungen in Drittstaaten
Zeile 68 i. V. mit Anlage Gemäß § 9 Nr. 7 und 8 GewStG wird ein gewerbesteuerliches Schachtelprivileg auch für Erträge
BEG aus Kapitalgesellschaften gewährt, die im Ausland ansässig sind (ausländische Tochtergesell-
schaften). Liegen die Voraussetzungen des Schachtelprivilegs nicht vor, findet gem. § 8 Nr. 5
GewStG eine Hinzurechnung der bisher steuerfreien Teile der Dividenden statt (s. oben I, 3, b).
Neufassung des § 9 Nr. 7 Im Erhebungszeitraum 2020 findet erstmals die neugefasste, tatbestandlich an § 9 Nr. 2a
GewStG GewStG angeglichene Fassung der Vorschrift Anwendung. Das gewerbesteuerliche Schachtelpri-
vileg für ausländische Gesellschaften greift künftig einheitlich bei einer Beteiligung zu Beginn
des Erhebungszeitraums von mindestens 15 %, unabhängig davon, ob die ausländische Kapital-
gesellschaft innerhalb oder außerhalb der EU ansässig ist. Die Änderung der Vorschrift im Rah-
men des JStG 2019 erfolgte als Reaktion auf das Urteil des EuGH v. 20.9.2018 - Rs. C-685/16 „EV“
(BStBl 2019 II S. 111). Für Beteiligungen an Kapitalgesellschaften mit Sitz und Geschäftsleitung
Hörster, NWB 7/2020 in der EU wurde die Mindestbeteiligungshöhe zulasten der Steuerpflichtigen von 10 % auf 15 %
S. 450 erhöht.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 102


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

bb) DBA-Schachtelprivileg und gemeinsame Regelungen


Gehrmann, Schachtelpri- Sofern die erhaltenen Dividenden die Voraussetzungen der Freistellung nach Maßgabe des je-
vileg, infoCenter, NWB weiligen Doppelbesteuerungsabkommens erfüllen, sind die Dividenden bereits nicht Teil des Ge-
SAAAC-16270 werbeertrags (vgl. BFH-Urteil v. 23.6.2010 - I R 71/09, BStBl 2011 II S. 129). Auf § 9 Nr. 7 GewStG
kommt es nicht an. § 9 Nr. 8 GewStG geht über die in den Doppelbesteuerungsabkommen ge-
setzten Schachtelgrenzen hinaus und senkt diese unilateral auf 15 % herab. Eine in den einzel-
nen Doppelbesteuerungsabkommen vereinbarte niedrigere Mindestbeteiligung geht allerdings
vor (§ 9 Nr. 8 Satz 1 letzter Halbsatz GewStG). Besondere im Doppelbesteuerungsabkommen
vorgesehene Einschränkungen (z. B. Aktivitätsklauseln) sind zu beachten.
§ 9 Nr. 2a Satz 3 GewStG (Abzug von in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Aufwendun-
gen vom Kürzungsbetrag) und § 9 Nr. 2a Satz 4 GewStG (keine Kürzung in Höhe der Fiktion des
§ 8b Abs. 5 KStG) gelten im Rahmen des § 9 Nr. 7 und 8 GewStG entsprechend.

5. Gewerbeverlust
Zeilen 90a-107b Bei der Gewerbesteuer können Fehlbeträge, die sich in einem Erhebungszeitraum ergeben ha-
ben, in spätere Erhebungszeiträume vorgetragen und unter Beachtung der Mindestbesteuerung
(§ 10a Satz 2 GewStG) in folgenden Veranlagungszeiträumen mit positiven Gewerbeerträgen
verrechnet werden. Für Einzelgewerbetreibende und Personengesellschaften gilt dies nur für
Verluste, die nach Ingangsetzung des Gewerbebetriebs entstanden sind (vgl. oben I, 1, a).
Vorlage BFH an BVerfG bzgl. Die Frage, ob § 10d Abs. 2 Satz 1 EStG und § 10a Satz 2 GewStG in Fällen eines tatsächlichen
Verfassungsmäßigkeit der Ausschlusses des Verlustausgleichs (sog. Definitivwirkung, z. B. im Fall der Liquidation oder der
Mindestbesteuerung
Umwandlung) gegen das Leistungsfähigkeitsprinzip als Ausprägung des Gleichheitssatzes (Art. 3
Abs. 1 GG) verstoßen, ist weiterhin beim BVerfG anhängig (vgl. die Vorlage des I. Senats des BFH
v. 26.2.2014 - I R 59/12, BStBl 2014 II S. 1016; Az. beim BVerfG: 2 BvL 19/14; für die Verfassungs-
mäßigkeit vgl. Urteile des IV. Senats des BFH v. 20.9.2012 - IV R 36/10, BStBl 2013 II S. 498, und
IV R 29/10, BStBl 2013 II S. 505).
Kein Verlustrücktrag Unverändert gilt, dass § 10a GewStG keinen Verlustrücktrag vorsieht. Zwar hat der Gesetzgeber
für die Einkommen- und Körperschaftsteuer vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Belastun-
.................. gen durch die Corona-Krise Erleichterungen für den Verlustrücktrag eingeführt (wenn auch be-
S. 1166 ⇓ grenzt auf die Veranlagungszeiträume 2020 und 2021, vgl. § 111 EStG); dies gilt jedoch nicht für
die Gewerbesteuer.

a) Einzelunternehmen/Personengesellschaften
Besondere Voraussetzungen Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften ist Voraussetzung für den Abzug eines ge-
für Abzug des Verlustvortrags werbesteuerlichen Verlustvortrags, dass
▶ der im Abzugsjahr bestehende Gewerbebetrieb identisch ist mit dem Gewerbebetrieb, der
im Jahr der Verlustentstehung bestanden hat (sog. Unternehmensidentität) und
▶ der Gewerbetreibende, der den Verlustabzug in Anspruch nehmen will, den Gewerbever-
lust zuvor in eigener Person erlitten haben muss (sog. Unternehmeridentität).

Unternehmeridentität Die Unternehmeridentität entfällt bei einem Einzelunternehmen, wenn der Unternehmer den
Betrieb auf einen anderen überträgt, bei Personengesellschaften im Fall der Übertragung des
Mitunternehmeranteils. Der Verlustvortrag der Personengesellschaft entfällt in Höhe der Beteili-
gung des ausgeschiedenen Gesellschafters. Dies führt zu einem komplexen Nebeneinander der
gesellschaftsbezogenen Ermittlung des laufenden Gewerbeertrags nach §§ 7 bis 10 GewStG und
der gesellschafterbezogenen Betrachtung des Verlustabzugs nach § 10a GewStG.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 103


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Anlage EMU Die zur mitunternehmerbezogenen Verlustverrechnung notwendigen Angaben sind in der Anla-
ge EMU darzustellen. In Absprache mit dem Finanzamt kann die Verlustverrechnung auch form-
los erfolgen. In diesem Fall sind die Zeilen 96-107b des Hauptvordrucks auszufüllen.

b) Kapitalgesellschaften
Zeile 101 Veränderungen im Gesellschafterbestand können bei Körperschaften gem. § 10a Satz 10
GewStG i. V. mit § 8c KStG zum teilweisen oder vollständigen Untergang des Gewerbeverlusts
führen.
Zeilen 94, 95, 102 Der Verweis auf das Körperschaftsteuergesetz umfasst auch § 8d KStG, der (vereinfacht) bei Fort-
führung des Geschäftsbetriebs eine Aufrechterhaltung der Verluste ermöglicht. Im Rahmen des
JStG 2020 wurde ein selbständiges Antragsrecht für den Erhalt gewerbesteuerlicher Verlustvor-
JStG 2020: Selbständiges An- träge geschaffen (§ 10a Satz 11 GewStG). Auf die Fehlbeträge ist § 8d KStG entsprechend anzu-
tragsrecht bzgl. Verluste wenden, wenn ein fortführungsgebundener Verlustvortrag nach § 8d KStG gesondert festge-
i. S. des § 8d KStG
stellt worden ist. Unterbleibt eine Feststellung nach § 8d Abs. 1 Satz 8 KStG, weil keine nicht ge-
Hörster, NWB 2/2021 nutzten Verluste nach § 8c Abs. 1 Satz 1 KStG vorliegen, ist auf Antrag auf die Fehlbeträge § 8d
S. 92, 107 KStG entsprechend anzuwenden; für die Form und die Frist dieses Antrags gilt § 8d Abs. 1 Satz 5
KStG entsprechend. Die Neufassung ist auch für Erhebungszeiträume vor 2020 anzuwenden
(§ 36 Abs. 5a GewStG).
Zeile 103: Gewerbeverlust Durch einen schädlichen Gesellschafterwechsel i. S. des § 8c KStG bei einer Kapitalgesellschaft
bei nachgeordneten Perso- gehen auch Gewerbesteuerverluste einer Personengesellschaft unter, soweit die Kapitalgesell-
nengesellschaften
schaft als Mitunternehmerin an dieser Personengesellschaft beteiligt ist (§ 10a Satz 10 Halbsatz
2 GewStG). Der Verlust einer Personengesellschaft geht unter, wenn eine an dieser beteiligte Ka-
pitalgesellschaft die Beteiligung an der verlusttragenden Personengesellschaft nach den Regeln
Zeile 103: Abspaltung des des UmwG abspaltet. Der Verweis auf § 8c KStG (im Entscheidungsfall insbesondere die Kon-
Personengesellschaftsanteils zernklausel des § 8c Abs. 1 Satz 6 KStG) umfasst nur Wechsel im Gesellschafterbestand der ab-
führt zu anteiligem Unter-
spaltenden Kapitalgesellschaft selbst. Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus § 19 UmwStG,
gang der Verluste
der spezielle Regelungen für die Gewerbesteuer beim Übergang des Vermögens von einer Kör-
perschaft auf eine andere Körperschaft enthält. Der in § 19 Abs. 2 UmwStG enthaltene Verweis
.................. auf § 10a GewStG bezieht sich nach Auffassung des BFH ebenfalls nur auf Verluste der Kapital-
S. 1167 ⇓ gesellschaft selbst, nicht auf Verluste nachgeordneter Personengesellschaften. Bei der Abspal-
tung bleibt es daher bei den allgemeinen Grundsätzen des § 10a GewStG. Der durch die Abspal-
tung bewirkte Übergang der Beteiligung an der Personengesellschaft von der übertragenden auf
Brill, NWB 9/2021 S. 604, die übernehmende Gesellschaft führt zum Wegfall der Unternehmeridentität auf Ebene der Per-
NWB TAAAH-72843 sonengesellschaft und damit zum Untergang ihrer gewerbesteuerlichen Verlustvorträge (BFH,
Urteil v. 12.11.2020 - IV R 29/18, NWB EAAAH-72339).

6. Organschaft
Zeile 83 Es wird gesetzlich fingiert, dass die Organgesellschaft i. S. von § 2 Abs. 2 Satz 2 GewStG eine Be-
triebsstätte des Organträgers ist. Die Organgesellschaft hat gleichwohl ihren „eigenen“ Gewer-
beertrag zu ermitteln (vgl. R 2.3 Abs. 1 Satz 4 GewStR), so dass für sie eine eigene Gewerbesteu-
ererklärung abzugeben ist. Ihr Gewerbeertrag ist dem Organträger als alleinigem Steuerschuld-
Eliminierung von Doppelbe- ner anschließend zuzurechnen. In der Steuererklärung des Organträgers ist der Gewerbeertrag
lastungen und ungerechtfer- der Organgesellschaft in Zeile 83 und bei mehreren Organgesellschaften in einer beizufügenden
tigten Steuervorteilen
Einzelaufstellung anzugeben. Nach ständiger Rechtsprechung des BFH sind auf Ebene des Or-
ganträgers Doppelbelastungen oder ungerechtfertigte Steuervorteile zu eliminieren, die sich
aufgrund dieser Zurechnung ergeben (vgl. BFH-Urteil v. 5.11.2009 - IV R 57/06, BStBl 2010 II
BFH: Keine erweiterte Kür- S. 646). Unter Berufung auf diese Grundsätze hält der BFH die erweiterte Kürzung für Vermie-
zung innerhalb des Organ- tungen innerhalb des Organkreises für nicht anwendbar. Die Gewährung der erweiterten Kür-
kreises
zung würde dazu führen, dass die Mieterträge nicht der Gewerbesteuer unterliegen, während
die Mietaufwendungen abziehbar sind, obwohl sich diese Erträge und Aufwendungen innerhalb
des Organkreises wirtschaftlich ausgleichen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 104


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Keine Hinzurechnungen gem. Für Leistungsbeziehungen innerhalb des Organkreises unterbleiben Hinzurechnungen gem. § 8
§ 8 GewStG innerhalb der Or- GewStG (vgl. R 7.1 Abs. 5 Satz 3 GewStR). Entgeltliche Darlehens- oder Gebrauchsüberlassungen
ganschaft
innerhalb einer Organschaft führen daher nicht zu einer Hinzurechnung bei der zahlenden Ge-
sellschaft. Der Freibetrag von 200.000 € ist auch der Organgesellschaft zu gewähren.
Anwendung § 8b Abs. 1 bis 6 Besonderheiten sind zu beachten, wenn die Organgesellschaft selbst Beteiligungserträge erzielt,
KStG und § 3 Nr. 40, § 3c also eine dreistufige Struktur (Organträger – Organgesellschaft – Beteiligung) vorliegt. Für Zwe-
Abs. 2 EStG erst bei Organträ-
cke der Einkommen- und Körperschaftsteuer sind die Beteiligungsertragsbefreiungen erst auf
ger
Ebene der Organträger anzuwenden. § 8b Abs. 1 bis 6 KStG sind bei der Ermittlung des Ergebnis-
ses der Organgesellschaft daher nicht anzuwenden (§ 15 Satz 1 Nr. 2 Satz 2 KStG, sog. Bruttome-
thode).
Sonderregelung in § 7a Anders ist dies für die Gewerbesteuer. § 7a Abs. 1 GewStG schließt zunächst die eigentlich gebo-
GewStG bei Beteiligungser- tene Anwendung von § 9 Nr. 2a, Nr. 7 und Nr. 8 GewStG auf Beteiligungserträge auf Ebene der
trägen der Organgesellschaft
Organgesellschaft aus. Zugleich werden Aufwendungen, die in Zusammenhang mit den Beteili-
gungserträgen stehen, nicht nach § 8 Nr. 1 GewStG hinzugerechnet. Nach § 7a Abs. 2 GewStG ist
dann im Rahmen der Gewinnermittlung der Organgesellschaft darüber zu entscheiden, ob nach
Maßgabe der Verhältnisse beim Organträger § 8b Abs. 1 und 5 KStG sowie § 3 Nr. 40, § 3c Abs. 2
EStG anwendbar sind (§ 7a Abs. 2 Satz 1 GewStG i. V. mit § 15 Satz 1 Nr. 2 Satz 2 ff. KStG). So ist
also § 8b KStG im Rahmen der Ermittlung des Gewerbeertrags der Organgesellschaft anwend-
bar, wenn der Organträger eine Kapitalgesellschaft ist. Soweit auf Ebene der Organgesellschaft
die Voraussetzungen des § 9 Nr. 2a, Nr. 7 oder Nr. 8 GewStG erfüllt sind, wird die Dividende aus
dem Gewerbeertrag der Organgesellschaft gekürzt (sofern sie nach Anwendung der Beteili-
gungsertragsbefreiung noch in diesem Wert enthalten ist). Die Schachtelstrafe nach § 8b Abs. 5
KStG ist nicht kürzungsfähig (s. oben). Dies führt zu einem Gleichlauf mit dem Direktbezug des
.................. Beteiligungsertrags durch den Organträger selbst (dies war das mit der Einführung des § 7a
S. 1168 ⇓ GewStG verfolgte Regelungsziel). Soweit die Beteiligung die 15 %-Grenze der § 9 Nr. 2a, Nr. 7
oder Nr. 8 GewStG nicht erreicht, greift § 8 Nr. 5 GewStG.
Zugleich ist für Aufwendungen auf Ebene der Organgesellschaft, die im unmittelbaren Zusam-
menhang mit den Gewinnen aus Anteilen stehen, die Hinzurechnung nach § 8 Nr. 1 GewStG
vorzunehmen. § 7a Abs. 2 Satz 2 GewStG stellt sicher, dass der jeweilige Hinzurechnungsbetrag
nach § 8 Nr. 1 GewStG bei der Organgesellschaft unter Berücksichtigung der Korrekturbeträge
nach § 7a Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 GewStG ermittelt werden kann. So unterliegt nur der Teil der
Schuldzinsen der Hinzurechnung nach § 8 Nr. 1 Buchst. a GewStG , der nicht nach § 9 Nr. 2a
Satz 3, Nr. 7 Satz 2 GewStG den Kürzungsbetrag geschmälert hat.
Zeilen 84-87: Korrekturbe- Aufgrund der Sonderregelung für Dividenden in § 7a GewStG fragen die Zeilen 85-87 als Korrek-
träge turbeträge nur noch Veräußerungs- und gleichgestellte Vorgänge in Zusammenhang mit Antei-
len an Kapitalgesellschaften ab. Für Veräußerungsgewinne existieren keine Hinzurechnungs-
und Kürzungsvorschriften. Die Beteiligungsgewinnbefreiungen des § 8b Abs. 1 und 5 KStG sowie
§ 3 Nr. 40, § 3c Abs. 2 EStG schlagen daher für Veräußerungsgewinne auf den Gewerbeertrag des
Organträgers durch. In der Gewerbesteuererklärung des Organträgers sind die Korrekturbeträge
in Zeile 84 zu übernehmen. Bezüge i. S. des § 20 Abs. 1 Nr. 1, 2, 9 und 10 Buchst. a EStG sind in
der Anlage BEG zu erfassen. Eine Ermittlung eines Korrekturbetrags erübrigt sich insoweit, da
diese bereits in zutreffender Höhe im Zurechnungsbetrag der Organgesellschaft an den Organ-
träger enthalten sind (§ 7a Abs. 2 GewStG).
Zeilen 87a-d Ist die Organgesellschaft an einem Publikums- oder Spezialinvestmentvermögen im Sinne des
InvStG beteiligt, sind die im InvStG gewährten teilweisen Steuerbefreiungen auf Ebene des Or-
ganträgers zu berücksichtigen (§ 15 Satz 1 Nr. 2a KStG). Die auf Ebene der Organgesellschaft zu
berücksichtigenden Beträge werden in den Zeilen 87a-d abgefragt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 105


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

7. Sonstige Angaben
a) Möglichkeit für Erläuterungen
Zeile 32 Gemäß § 150 Abs. 7 AO ist dem Steuerpflichtigen die Möglichkeit zu geben, Angaben, die nach
seiner Auffassung Anlass für eine Bearbeitung durch Amtsträger sind, in einem dafür vorgesehe-
NWB 3/2019 S. 89, 92 nen Abschnitt oder Datenfeld der Steuererklärung zu machen. Das Feld soll nach Vorstellung der
Finanzverwaltung auch dann genutzt werden, wenn im Rahmen der Gewerbesteuererklärung
für eine Rechtsfrage bewusst von der Verwaltungsauffassung abgewichen werden soll.

b) Mitteilung von Steuergestaltungen


Zeile 32a, b Sofern der Steuerpflichtige eine grenzüberschreitende Steuergestaltung i. S. des § 138d Abs. 2
AO nutzt, deren steuerlicher Vorteil sich erstmals im laufenden Erhebungszeitraum auswirken
soll, ist die für die angezeigte Gestaltung erhaltene Registrier- oder Offenlegungsnummer
(§ 138f Abs. 5 AO) in der Steuererklärung anzugeben (§ 138k AO). Die §§ 138d ff. AO sind ab dem
1.7.2020 in allen Fällen anzuwenden, in denen das nach § 138f Abs. 2 AO maßgebliche Ereignis
(also die Bereitstellung, die Bereitschaft zur Umsetzung oder die Umsetzung der Gestaltung)
nach dem 30.6.2020 eingetreten ist (Art. 97 § 33 Abs. 1 EGAO).

II. Erklärung für die Zerlegung des Gewerbesteuermessbetrags


Zerlegungserklärung Wenn der Gewerbebetrieb Betriebsstätten (i. S. des § 12 AO) in mehreren Gemeinden unterhält
oder sich eine Betriebsstätte über mehrere Gemeinden erstreckt, ist der Gewerbesteuermessbe-
.................. trag nach § 28 GewStG auf diese Gemeinden aufzuteilen.
S. 1169 ⇓
1. Grundsätzlicher Zerlegungsmaßstab
Zeilen 12, 13: Zerlegung Der primäre Zerlegungsmaßstab ist gem. § 29 GewStG das Verhältnis der Arbeitslöhne. Beson-
nach Arbeitslöhnen als Regel- derheiten und Einschränkungen der zu berücksichtigenden Arbeitslöhne sind in § 31 GewStG
fall
und R 31.1 GewStR geregelt. § 29 Abs. 1 Nr. 2 GewStG stellt einen besonderen Zerlegungsmaß-
Windkraftanlagen stab bei Windkraftanlagen auf.

2. Zerlegungsmaßstab in Sonderfällen
Zeile 16-25: Betriebseinnah- Sofern die Zerlegung nach dem o. g. Maßstab zu offenbar unbilligen Ergebnissen führt, ist ein
men, Umsätze Zerlegungsmaßstab anzulegen, der die tatsächlichen Verhältnisse besser berücksichtigt (§ 33
Abs. 1 Satz 1 GewStG). Dabei handelt es sich um eine eng auszulegende Ausnahmevorschrift. Als
alternative Zerlegungsmaßstäbe kommen insbesondere das Verhältnis der Betriebseinnahmen
oder der Aufwendungen je Betriebsstätte in Betracht (vgl. OFD Magdeburg, Verfügung
v. 25.8.2014, NWB OAAAE-87448).

III. Besteuerungsverfahren
Verlängerte Abgabefrist (bis- Die Erklärung ist im Grundsatz bis zum 2.8.2021 (der 31.7.2021 fällt auf einen Samstag) in elek-
her) nur für Gewerbesteuer- tronischer Form abzugeben (§ 149 Abs. 2 AO). Wird die Erklärung von einem Angehörigen der
erklärung 2019
steuerberatenden Berufe erstellt, gilt eine allgemeine Fristverlängerung bis zum 28.2.2022. Je-
doch kann das Finanzamt anlassbezogen oder auf Basis einer zufälligen Auswahl die Erklärung
bereits vor diesem Termin anfordern (§ 149 Abs. 4 AO). Weitere Fristverlängerungen sind mög-
lich, wenn kein Verschulden vorliegt (§ 109 Abs. 2 AO). Nicht ausreichend dürfte eine Arbeits-
Baum, NWB 7/2021 überlastung des Beraters sein. Der Gesetzgeber hat die Abgabefrist für die Steuererklärung 2019
S. 472 auf den 31.8.2021 verlängert (Art. 97 § 36 Abs. 1 EGAO, eingeführt durch Gesetz v. 15.2.2021,
BGBl 2021 I S. 237). Für die Steuererklärung 2020 enthält das Gesetz eine solche Verlängerung
nicht.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 106


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

Hechtner, NWB 15/2020 Zur Berücksichtigung der Auswirkungen des Coronavirus können nachweislich unmittelbar und
S. 1043 nicht unerheblich betroffene Steuerpflichtige bis zum 31.12.2021 unter Darlegung ihrer Verhält-
nisse Anträge auf Herabsetzung des Gewerbesteuermessbetrags für Zwecke der Vorauszahlun-
Corona-Maßnahmen: Verein- gen stellen, ohne dass sie die entstandenen Schäden wertmäßig im Einzelnen nachweisen kön-
fachte Herabsetzung der Vo- nen müssen. Die mit den Ländererlassen v. 19.3.2020 (BStBl 2020 I S. 281) eingeführten Regelun-
rauszahlungen
gen wurden um ein Jahr verlängert (gleich lautende Erlasse der obersten Behörden der Länder
v. 25.1.2021, BStBl 2021 I S. 151).

FAZIT

Das steuerliche Umfeld des Jahres 2020 war geprägt von der Corona-Krise und den zur Abmilde-
rung der Krise getroffenen gesetzgeberischen Maßnahmen. Die Erleichterungen im Rahmen der
Körperschaft- und Einkommensteuer bezüglich eines pauschalierten vorläufigen Verlustrück-
trags oder einer pauschalen Anpassung der Vorauszahlungen (§§ 110, 111 EStG) wirken sich
nicht auf die Gewerbesteuer aus. Für gewerbesteuerliche Zwecke ist ein Verlustrücktrag weiter-
hin nicht möglich. Als isolierte gewerbesteuerliche Maßnahme ist die Verdoppelung des Freibe-
trags in § 8 Nr. 1 GewStG hervorzuheben.
Auf Seiten der Rechtsprechung waren zahlreiche erstinstanzliche Entscheidungen zur erweiter-
ten Kürzung zu verzeichnen, die nun beim BFH anhängig sind. Zudem scheint sich die Rechtspre-
chung zu § 8 Nr. 1 Buchst. d und e GewStG hin zu einer differenzierten Betrachtung des fiktiven
Anlagevermögens zu entwickeln. Ein Ende in Sicht ist hinsichtlich der Frage, ob und unter wel-
chen Voraussetzungen finale Verluste ausländischer Betriebsstätten für Zwecke der Gewerbe-
.................. steuer Berücksichtigung finden können. Der BFH mit einer umfassenden Vorlage beim EuGH den
S. 1170 ⇓ Weg geebnet, diese Frage abschließend zu klären. Bis zum Ergehen eines Urteils des EuGH und
einer (erneuten) Grundsatzentscheidung des BFH wird allerdings noch einige Zeit ins Land ge-
hen.
Vor dem Hintergrund der Corona-Krise verzögerten sich weitere Gesetzesinitiativen, z. B. die
Überarbeitung der Hinzurechnungsbesteuerung nach §§ 7 ff. AStG infolge der Umsetzung der
ATAD -Richtlinie. Der Regierungsentwurf des ATAD-Umsetzungsgesetzes vom 24.3.2021 geht
weiterhin davon aus, dass die Hinzurechnungsbesteuerung bei einer effektiven Steuerbelastung
einer ausländischen Gesellschaft von unter 25 % eingreift. Dies würde nach wie vor dazu führen,
dass niedrig besteuerte passive ausländische Einkünfte, die über § 7 Satz 7 ff. GewStG auch der
Gewerbesteuer unterliegen, übermäßig steuerlich belastet werden, wenn der Steuersatz im
Ausland zwischen 15 % und 25 % liegt. Denn in diesem Fall unterliegen die ausländischen Ein-
künfte zwar aufgrund der möglichen Anrechnung der ausländischen Steuer nicht der Körper-
schaftsteuer, aber – mangels weitergehender Anrechnungsmöglichkeit – zusätzlich der Gewer-
besteuer. Der Entwurf sieht die dringend erforderliche Erweiterung der Möglichkeit zur Anrech-
nung ausländischer Steuer auf die Gewerbesteuer jedoch nicht vor (s. aber das Urteil des FG
Hessen v. 26.8.2020 - 8 K 1860/16, NWB PAAAH-72584, welches eine Anrechenbarkeit ausländi-
scher Steuer im DBA-Fall aus dem DBA ableitet).
Positiv ist zu verzeichnen, dass die Finanzverwaltung (endlich) den Widerstand gegen die Recht-
sprechung des BFH zur Kürzung des Hinzurechnungsbetrags nach § 9 Nr. 3 GewStG a. F. für Zeit-
räume vor 2017 aufgegeben hat.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 107


STEUERRECHT | GEWERBESTEUERERKLÄRUNG 2020

AUTOR

Christian Rengier,
Rechtsanwalt, Steuerberater, ist Partner im Bereich Financial Services Tax der
Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Er berät Unterneh-
men des Finanzsektors in Fragen des nationalen und internationalen Steuer-
rechts.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 108


--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---
STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Umsatzsteuererklärung 2020

Gesetze, Rechtsprechung und Verwaltung: Neuerungen 2020, die Sie kennen


sollten

Dr. Martin Robisch und Stefan Greif

Hillmoth/Mann/Anemül- Auch aus umsatzsteuerlicher Sicht hat die Corona-Pandemie im Jahr 2020 ihre Spuren hinterlas-
ler, Steuerrecht aktuell Spezi- sen. Die Senkung der Umsatzsteuersätze im zweiten Halbjahr hat viele Unternehmen vor He-
al Steuererklärungen 2020, rausforderungen gestellt. Abrechnungsprozesse und Buchhaltungssysteme mussten sehr kurz-
NWB Verlag Herne 2021,
fristig angepasst werden. Zu den rund 20 Mrd. €, die die Senkung Bund und Länder gekostet hat,
ISBN: 978-3-482-67416-7,
lieferbar ab Mai 2021 kommt noch ein hoher Umsetzungsaufwand bei den Unternehmen. Der Erfolg der Maßnahmen
wird jedoch durchweg als gering bewertet. In der Gastronomie findet der ermäßigte Steuersatz
auf Speisen sogar noch bis Ende 2022 Anwendung. Der bisherige Erfolg dürfte aber angesichts
der langen Schließungen in der Gastronomie ebenfalls begrenzt sein. Eine weitere Neuerung,
auf die sich die Unternehmen teilweise kurzfristig einstellen mussten, war der Austritt des Ver-
einigten Königreichs aus dem Binnenmarkt zum Ende des Jahres 2020. Obwohl sich der sog. Bre-
xit lange angekündigt hatte, waren die genauen Modalitäten doch erst kurz vor dem Vollzug be-
kannt. Und auch das JStG 2020 konnte erst kurz vor Jahresende verabschiedet werden. Die Än-
derungen zum 1.1.2021 bei Telekommunikationsleistungen und bei den Durchschnittssätzen
für die Landwirtschaft dürften jedoch nur einen kleinen Teil der Steuerpflichtigen betreffen. We-
sentlich weitreichender dürften die Änderungen durch die Umsetzung des Mehrwertsteuer-Di-
gitalpakets im JStG 2020 sein, die jedoch erst zum 1.7.2021 in Kraft treten. Über diese Themen
und alle weiteren wichtigen Neurungen durch Gesetzgebung, Rechtsprechung und Finanzver-
waltung gibt der nachfolgende Beitrag einen Überblick.

Arbeitshilfe:
Die Erklärungsvordrucke für die Umsatzsteuer 2020 finden Sie in der NWB Datenbank un-
.................. ter der DokID NWB DAAAH-39378.
S. 1172 ⇓

I. Form und Frist der Umsatzsteuererklärung 2020


1. Frist und Zahlung
Frist 31.7.2021 Die Abgabefrist für die Umsatzsteuererklärung 2020 ist nach § 149 Abs. 2 und 3 AO der
31.7.2021 bzw. der nachfolgende Wochentag (2.8.2021). Sofern Personen, Gesellschaften, Ver-
bände, Vereinigungen, Behörden oder Körperschaften i. S. der §§ 3 und 4 StBerG, also insbeson-
dere Steuerberater und Lohnsteuerhilfevereine, mit der Erstellung der Umsatzsteuererklärung
Frist 28.2.2022 bei Beauftra- beauftragt sind, muss die Umsatzsteuererklärung 2020 bis zum 28.2.2022 eingereicht werden.
gung Steuerberater Eine weitere Fristverlängerung über den 28.2. hinaus ist grds. nur in Härtefällen möglich.
Fristverlängerung für 2019 in Jedoch war die Frist für die Abgabe der Umsatzsteuererklärung 2019 zum Ausgleich der durch
beratenen Fällen die Corona-Pandemie verursachten Nachteile durch das BMF-Schreiben v. 21.12.2020 (BStBl
2021 I S. 44) bei Abgabe der Erklärung durch einen Steuerberater bis 31.3.2021 verlängert wor-
Baum, NWB 7/2021 den (mit der Möglichkeit, auch darüber hinausgehende Verlängerungen zu beantragen). Später
S. 472 wurde dann die Frist für die Abgabe bei steuerlicher Vertretung sogar bis zum 31.8.2021 verlän-

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 110


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

gert. Hierzu wurde dem Art. 97 EGAO ein neuer § 36 hinzugefügt. Die zinsfreie Karenzzeit von 15
Monaten (§ 233a Abs. 2 AO) für Steuernachzahlungen und Steuererstattungen des Veranla-
gungszeitraums 2019 wurde ebenfalls um sechs Monate bis zum 1.10.2021 verlängert. Auch
wenn diese Verlängerung zunächst nur für den Veranlagungszeitraum 2019 gilt, erscheint eine
Verlängerung für den Veranlagungszeitraum 2020 möglich. Wir empfehlen, die aktuelle Entwick-
lung zu beobachten.
Zahllasten trotz verlängerter Eine möglicherweise verlängerte Abgabefrist sollte jedoch nicht dahingehend verstanden wer-
Frist nicht verschleppen, son- den, dass erhebliche Umsatzsteuernachzahlungen hinausgeschoben werden können, um hier-
dern ...
durch einen Liquiditätsvorteil zu erreichen. Es gilt weiterhin der Grundsatz: Sollten Sie feststel-
len, dass Umsätze nicht vollständig oder richtig in den Umsatzsteuer-Voranmeldungen dekla-
riert worden sind, müssen die betroffenen Voranmeldungen nach § 153 AO berichtigt werden.
... besser Herabsetzung Son- Bei coronabedingten Liquiditätsengpässen empfiehlt es sich stattdessen, die von der Finanzver-
dervorauszahlung oder ... waltung zur Verfügung gestellten Mittel zu nutzen. So kann z. B. eine Herabsetzung der für die
Dauerfristverlängerung erforderlichen Sondervorauszahlung auf 0 € beantragt werden. Hierzu
ist das einschlägige Formular „USt 1 H“ erneut zu übermitteln. Es ist in Kennzahl (Kz) 10 mit ei-
ner „1“ als berichtigte Anmeldung kenntlich zu machen. In Zeilen 24 und 25 sind 0 € einzutra-
gen. Darüber hinaus ist die berichtigte Anmeldung mit Hinweisen zu versehen, warum der Un-
ternehmer von der Pandemie betroffen ist. Hierzu ist in Kz 23 eine „1“ einzutragen und das Feld
... Stundung nutzen für zusätzlich Angaben zur Steueranmeldung zu nutzen. Zudem ist es weiterhin möglich, eine
zinslose Stundung der Umsatzsteuer zu beantragen.
Vorzeitige Anforderung mög- Ferner ist zu beachten, dass das Finanzamt berechtigt ist, die Steuererklärungen auch vor dem
lich 28.2. des Zweitfolgejahres anzufordern (vgl. § 149 Abs. 4 AO). Dies ist insbesondere möglich,
wenn die Steuererklärung im Vorjahr verspätet abgegeben wurde oder wenn sich im Vorjahr ei-
Vier Monate Frist bei vorzeiti- ne Abschlusszahlung von mehr als 10.000 € ergeben hat. Zudem erlaubt es die Abgabenordnung
ger Anforderung den Finanzämtern, Steuererklärungen durch eine automatisierte Zufallsauswahl vorzeitig anzu-
fordern. In allen Fällen der vorzeitigen Anforderung muss jedoch eine Frist von vier Monaten
nach Bekanntgabe der Anordnung gewährt werden. Ob die Finanzämter in der laufenden Pande-
mie von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden, ist noch unklar.
Abweichende Fristen bei Be- Die Frist bis 28.2. gilt nicht, wenn der Unternehmer seine gewerbliche oder berufliche Tätigkeit
endigung des Unternehmens vor oder mit dem Ablauf des Besteuerungszeitraums beendet. Wird die Tätigkeit mit dem Ablauf
des Besteuerungszeitraums beendet, gilt u. E. die Frist bis 31.7. Wird die Tätigkeit vor Ablauf des
.................. Besteuerungszeitraum beendet, wurde also die gewerbliche oder berufliche Tätigkeit nur in ei-
S. 1173 ⇓ nem Teil des Kalenderjahres ausgeübt, gilt § 16 Abs. 3 i. V. mit § 18 Abs. 3 Satz 2 UStG. Die Um-
satzsteuererklärung ist in diesem Fall binnen eines Monats nach Beendigung der unternehmeri-
schen Tätigkeit abzugeben.
Die zuvor genannten Fristen gelten wie immer nicht für Vorsteuer-Vergütungsanträge. Hier ist
Frist der 30.9.2021 für EU-ansässige Unternehmen und der 30.6.2021 für nicht in der EU ansässi-
ge Unternehmer. Diese Frist ist nicht verlängerbar!
Abschlusszahlung binnen ei- Zahllasten, die sich aus der Umsatzsteuererklärung ergeben, sind innerhalb eines Monats nach
nes Monats Abgabe der Erklärung zu entrichten, sofern das Finanzamt nicht einen abweichenden Bescheid
erlässt.

2. Neuerung beim Vordruck für die USt-Voranmeldung 2021


Neue Kz. 37 und 50 ... Eine Auswirkung der Corona-Pandemie dürften auch die Änderungen bei den Vordrucken für die
Umsatzsteuer-Voranmeldung 2021 sein. Neben einer veränderten Anordnung der Kennzahlen
wurden im neuen Vordruck, welcher mit BMF-Schreiben v. 22.12.2020 (BStBl 2021 I S. 65) veröf-
fentlicht wurde, die Kz 37 und 50 neu eingeführt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 111


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

... gelten für Fälle der Unein- Hat sich die Bemessungsgrundlage für einen steuerpflichtigen Umsatz geändert, hat der Unter-
bringlichkeit des Entgelts, ... nehmer den dafür geschuldeten Steuerbetrag nach § 17 Abs. 1 Satz 1 UStG zu berichtigen. Die
Änderungen sind bei den Bemessungsgrundlagen der jeweiligen Umsätze einzutragen, also z. B.
durch Berücksichtigung eines negativen Umsatzes in Kz 81. Gleiches gilt analog auf Seiten des
Leistungsempfängers, der die Vorsteuer anpassen muss. Erfolgt die Änderung nach § 17 Abs. 1
Satz 1, 2 i. V. mit Abs. 2 Nr. 1 Satz 1 UStG, weil das vereinbarte Entgelt für einen steuerpflichtigen
Umsatz uneinbringlich geworden ist, ist die Minderung der Bemessungsgrundlage zusätzlich in
der neuen Kz 50 (beim Leistenden) und die Minderung der abziehbaren Vorsteuerbeträge in der
Kz 37 (beim Leistungsempfänger) einzutragen.
Kennzahl 50 wird also insbesondere relevant, wenn der Kunde insolvent wird und das vereinbar-
te Entgelt nicht mehr bezahlen kann. In diesem Fall hat der Leistende einen negativen Umsatz in
der entsprechenden Kennzahl (z. B. 81) und die Korrektur zusätzlich in Kz 50 zu melden. Kz 37
müsste vom Leistungsempfänger verwendet werden, wenn dieser in Insolvenz gerät und seiner
Zahlungsverpflichtung nicht mehr nachkommen kann. Selbiges dürfte bei Streitigkeiten über die
Höhe des Entgelts zwischen den Beteiligten der Fall sein, die zu entsprechenden Minderungen
führen.
Hintergrund der neuen Kennzahlen dürfte sein, dass die Finanzverwaltung auf diese Weise coro-
nabedingte Zahlungsausfälle überwachen möchte, auch wenn die Wirtschaftsverbände in ei-
nem Schreiben v. 9.12.2020 an das BMF diesen Nutzen in Zweifel ziehen.

Hinweis:
... nicht für andere Fälle des Die neuen Kennzahlen sind nur für Fälle nach § 17 Abs. 1 Satz 1 i. V. mit Abs. 2 Nr. 1 Satz 1
§ 17 UStG, ... UStG, d. h. Uneinbringlichkeit des Entgelts, zu verwenden. Nicht aber für andere Fälle des
§ 17 UStG, auch wenn die Ausfüllanleitung in diesem Sinne missverstanden werden kann.
... z. B. Skonti, Jahresboni Fälle z. B. des § 17 Abs. 1 Satz 1 i. V. mit Abs. 2 Nr. 1 Satz 2 UStG (Nichtausführung der Leis-
tung) werden nicht in den neuen Kennzahlen gemeldet. Wird also z. B. der Leistende insol-
.................. vent und führt seine Leistung, für die der Leistungsempfänger eventuell schon eine Anzah-
S. 1174 ⇓ lung geleistet und daraus den Vorsteuerabzug geltend gemacht hat, nicht mehr aus, er-
folgt keine Meldung in Kz 37. Gleiches gilt insbesondere bei nachträglich gewährten Preis-
nachlässen (Skonti, Jahresboni etc.) oder nachträglich vereinbarten Preiserhöhungen sowie
bei der Rückgängigmachung von Umsätzen.

Salder, NWB 3/2021 Gegen die kurzfristige Einführung der neuen Kennzahlen hatten die Wirtschaftsverbände pro-
S. 153 (Gast-Editorial) testiert, da aus ihrer Sicht eine kurzfristige Umsetzung in den IT-Systemen unmöglich sei. Diese
Proteste hatte das BMF in seinem Antwortschreiben an den BDI zurückgewiesen. Die Software-
entwickler seien frühzeitig über die Änderungen informiert gewesen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 112


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Immerhin hat das BMF in seinem Schreiben ergänzend klargestellt, dass die neuen Kennzahlen
auch nicht für Änderungen der Bemessungsgrundlage bei innergemeinschaftlichen Erwerben,
Umsätze, für die der Leistungsempfänger die Steuer nach § 13b UStG schuldet, Änderungen im
Fall der Steuerschuld des Auslagerers (§ 13a Abs. 1 Nr. 6 UStG) und Änderungen bei der Lieferung
an den letzten Abnehmer im innergemeinschaftlichen Dreiecksgeschäft (§ 25b UStG) gelten.
Verbände fordern längere In einer erneuten Eingabe der Wirtschaftsverbände kritisieren diese, dass die Bekanntgabe der
Vorlaufzeit und Klarstellung neuern Formulare vor dem 22.12.2020 nur im Entwicklungsbereich auf www.elster.de erfolgt
zur Uneinbringlichkeit
sei. Da dieser nicht öffentlich ist, sei darin keine offizielle Bekanntgabe zu sehen. Es könne von
den Softwareentwicklern nicht verlangt werden, nicht offiziellen Entwicklungen vorzugreifen.
Zudem müssten nicht nur Software, sondern auch Buchhaltungsprozesse angepasst werden. Die
Verbände bitten daher darum, derart kurzfristige Anpassungen zukünftig zu unterlassen. Wei-
terhin bitten die Verbände um eine Klarstellung, wann genau von einer Uneinbringlichkeit aus-
zugehen sei. Angesichts einiger Finanzgerichtsurteile und OFD-Verfügungen sei z. B. nicht klar,
ob eine längere Nichtzahlung als Indiz für die Uneinbringlichkeit ausreicht.
Folgen bei unzutreffender Unklar ist derzeit auch, welche Folgen es haben kann, wenn die neuen Kennzahlen nicht ord-
oder unvollständiger Befül- nungsgemäß befüllt werden. Auf der einen Seite sind nach § 18 Abs. 1 Satz 1 UStG Voranmel-
lung unklar
dungen „nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz“ zu übermitteln. Grundsätzlich muss der
Vordruck also korrekt und vollständig ausgefüllt werden. Andererseits sieht § 18 Abs. 1 Satz 1
UStG nur vor, dass der Unternehmer die Steuer mit Hilfe dieses Datensatzes zu berechnen hat.
Da die beiden Kennzahlen aber keine Auswirkung auf die Steuerberechnung haben, könnte ihre
Nutzung als optional angesehen werden. Unmittelbare Sanktionen dürften bei einer nicht ord-
nungsgemäßen Nutzung der neuen Kennzahlen nicht greifen. Jedenfalls dürfte den Finanzäm-
tern kaum erlaubt sein, z. B. eine Minderung der Ausgangssteuer wegen einer Nichtbefüllung
der Kz 50 zu versagen.

3. Vordrucke für die Umsatzsteuererklärung 2020


Für das Jahr 2020 wurden die Formulare mit BMF-Schreiben v. 17.12.2019 (BStBl 2020 I S. 99;
geändert mit Schreiben v. 1.7.2020, BStBl 2020 I S. 600) veröffentlicht. Neue Kennzahlen oder
größere Änderungen am Aufbau des Formulars gibt es nicht zu vermelden. Es sei jedoch auf fol-
gende Punkte hingewiesen.
Erhöhung der Vorjahres-Um- Mit Wirkung zum 1.1.2020 wurde in § 19 Abs. 1 Satz 1 UStG die Betragsgrenze des Vorjahresum-
satzgrenze der Kleinunter- satzes, unterhalb derer von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch gemacht werde kann, von
nehmerregelung
17.500 € auf 22.000 € angehoben. Wenn also der Umsatz (zuzüglich Steuer) im Jahr 2019 nicht
mehr als 22.000 € betragen hat, der Unternehmer zu Beginn des Jahres 2020 nicht von einer
Überschreitung der Betragsgrenze von 50.000 € im Jahr 2020 ausgegangen ist und auf die An-
wendung des § 19 Abs. 1 UStG auch nicht verzichtet hat, hat er in der Umsatzsteuerklärung
.................. 2020 die Kz 238 und 239 auszufüllen.
S. 1175 ⇓ Mit Wirkung zum 1.1.2020 wurde der Anwendungsbereich der Steuerschuldnerschaft des Leis-
§ 13b UStG bei Übertragung tungsempfängers für die Übertragung der in § 13b Abs. 2 Nr. 6 UStG bezeichneten sog. CO 2-
von Gas- und Elektrizitätszer-
Emissionszertifikate auf die Übertragung von Gas- und Elektrizitätszertifikaten ergänzt. Derarti-
tifikaten
ge Umsätze sind in der Umsatzsteuererklärung 2020 vom leistenden Unternehmer in Kz 209
und vom Leistungsempfänger nebst Steuer in Kz 877/878 gesondert anzugeben.
Neue Anlage FV für Fiskalver- Weiterhin wurde zum 1.1.2020 § 22b Abs. 2 UStG geändert. Danach hat der Fiskalvertreter der
treter Umsatzsteuererklärung als Anlage eine Aufstellung beizufügen, die die von ihm vertretenen Un-
ternehmer mit deren jeweiligen Besteuerungsgrundlagen enthält. Hierfür wurde die neue Anla-
ge FV zur Umsatzsteuererklärung 2020 geschaffen. Dass diese abgegeben wird, ist im Mantelbo-
gen in Kz 126 mit einer „1“ anzuzeigen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 113


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

4. Mehrwertsteuer-Digitalpaket
Neuregelungen treten zum Größere Änderungen am Deklarationsprozess werden auf die Unternehmen durch die Umset-
1.7.2021 in Kraft zung der zweiten Stufe des Mehrwertsteuer-Digitalpakets im JStG 2020 zukommen. Die Neu-
erungen treten zum 1.7.2021 in Kraft. Kernpunkt der Neuregelung ist die Ausweitung des bishe-
rigen Mini-One-Stop-Shop-Verfahrens (MOSS), welches für elektronische Dienstleistungen im
B2C-Bereich gilt, zu einem One-Stop-Shop-Verfahren (OSS), welches auch für Versandhandel-
Dokument in der Onlineversi- sumsätze und bestimmte andere Dienstleistungen angewendet wird. Was zunächst nach einer
on anzeigen. Vereinfachung klingt, führt aber auch dazu, dass sich in Zukunft wesentlich mehr Unternehmer
NWB XAAAH-75318
(und vor allem auch kleinere Unternehmen) mit dem OSS werden auseinandersetzen müssen.
Wir möchten Ihnen an dieser Stelle einen kurzen Überblick über die Neuerungen geben. Weiter-
führende Informationen finden Sie z. B. bei Prätzler, StuB 4/2021 S. 157.

a) Änderungen bei der Versandhandelsregelung


Versandhandelsregelung wird Die Versandhandelsregelung nach § 3c UStG wurde grundlegend geändert. Lieferungen neuer
zur Regelung für Fernverkäu- Fahrzeuge, Lieferungen mit Montage und Lieferungen differenzbesteuerter Waren werden aus
fe
dem Anwendungsbereich ausgenommen. Zukünftig regelt die Vorschrift den Ort der Lieferung
bei sog. Fernverkäufen. Hierbei ist nach Fernverkäufen mit Drittlandsbezug und innergemein-
schaftlichen Fernverkäufen zu unterscheiden.

aa) Fernverkäufe mit Drittlandsbezug


Versteuerung im Bestim- Wird der verkaufte Gegenstand aus dem Drittland eingeführt und gelangt er im Rahmen des
mungsstaat Verkaufs in einen anderen Mitgliedstaat als den der Einfuhr, ist der Umsatz in diesem Bestim-
mungsstaat zu versteuern. Dies gilt zunächst unabhängig von der Ansässigkeit des Lieferers und
unabhängig davon, ob der Kunde ein Unternehmer ist.

Beispiel 1:
Der britischer Händler A führt über den Hafen von Calais Ware im Wert von 100 € ein, die
für einen Kunden in Deutschland bestimmt ist. Der Ort der Leistung liegt in Deutschland,
d. h. der Umsatz ist der deutschen Umsatzsteuer zu unterwerfen.

EUSt-Befreiung bei Sachwert § 5 Abs. 1 Nr. 7 UStG beinhaltet eine Befreiung von der Einfuhrumsatzsteuer (EUSt) für Warenlie-
bis maximal 150 € ferungen, wenn der Sachwert maximal 150 € beträgt und das besondere Besteuerungsverfahren
nach § 18k UStG n. F. (sog. IOSS-Verfahren) angewendet wird.

Beispiel 2:
Wie Beispiel 1. Hat sich A für das IOSS-Verfahren registriert und erklärt dies bei der Einfuhr,
bleibt die Einfuhr steuerfrei und A muss auf den Verkauf deutsche Umsatzsteuer über das
.................. IOSS-Verfahren abführen.
S. 1176 ⇓ Hat sich A nicht für IOSS registriert, fällt in Frankreich weiterhin EUSt an. A muss sich in
Deutschland registrieren, um den Umsatz zu versteuern.

Wird der Gegenstand im gleichen Mitgliedstaat eingeführt, in dem auch der Bestimmungsort
liegt, greift § 3c Abs. 3 Satz 1 UStG nur, wenn § 18k UStG angewendet wird.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 114


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Beispiel 3:
Der britischer Händler A führt über den Hafen von Hamburg Ware ein, die für einen Kunden
in Deutschland bestimmt ist.
Hat sich A für IOSS registriert, ist die Einfuhr steuerfrei. Der Ort der Leistung liegt in
Deutschland und die deutsche Umsatzsteuer wird über das besondere Besteuerungsver-
fahren abgeführt.
Hat sich A nicht für IOSS registriert (oder übersteigt der Warenwert 150 €), liegt der Ort der
Leistung in Großbritannien (Beginn der Warenbewegung). Die Lieferung selbst ist also
nicht in der EU steuerbar. Dafür muss aber die Einfuhr in Deutschland versteuert werden.
Geschieht dies durch A selbst, verlagert sich der Leistungsort gem. § 3 Abs. 8 UStG nach
Deutschland.

bb) Innergemeinschaftliche Fernverkäufe


Innergemeinschaftliche Fernverkäufe sind (wie bisher die Versandhandelsumsätze) im Bestim-
mungsmitgliedstaat zu versteuern.
Definition Innergemeinschaftliche Fernverkäufe sind definiert als Lieferungen von einem Mitgliedstaat in
einen anderen. Der Lieferer muss die Ware entweder selbst befördern oder versenden. Die Rege-
lung greift aber auch, wenn er zumindest indirekt am Transportarrangement beteiligt ist (z. B.
durch die Vermittlung von Dienstleistern, die den Transport zivilrechtlich im Auftrag des Kunden
durchführen). Die Leistungsempfänger müssen (anders als bei Fernverkäufen mit Drittlandsbe-
zug) Nichtunternehmer i. S. des § 3a Abs. 5 Satz 1 UStG oder keine Vollunternehmer (1a Abs. 3
Nr. 1 UStG) sein.
Senkung der Lieferschwelle Die bisher geltenden Lieferschwellen (100.000 € in Deutschland oder 35.000 € je nach Mitglied-
auf 10.000 € staat – ggf. in Landeswährung), die für jeden Mitgliedstaat gesondert zu überwachen waren,
werden nun durch eine für alle Mitgliedstaaten kumulierte Schwelle von 10.000 € ersetzt. Die
Besteuerung kann zwar über das MOSS-Verfahren (s. auch nachfolgend) erfolgen, dieses ist je-
doch wesentlich früher anzuwenden.

Beispiel 4:
Unternehmer B aus Hamburg beliefert gelegentlich Privatkunden in Dänemark, den Nie-
derlanden und Belgien. Die Umsätze betragen pro Jahr und Land ca. 4.000 €. Bislang hätte
B die Lieferschwelle in den Zielländern unterschritten und die Lieferungen mit deutscher
Umsatzsteuer abrechnen können. In Zukunft überschreitet er aber die kumulierte Liefer-
schwelle und muss in Dänemark, den Niederlanden und Belgien Umsatzsteuer über das
OSS-Verfahren abführen.

b) Lieferkettenfiktion bei „elektronischen Schnittstellen“


Schnittstellenbetreiber wird Durch den neuen § 3 Abs. 3a UStG wird bei bestimmten Warenlieferungen aus dem Drittland
Steuerschuldner bzw. innerhalb des Gemeinschaftsgebiets durch einen nicht im Gemeinschaftsgebiet ansässigen
Unternehmer über eine elektronische Schnittstelle (z. B. elektronischer Marktplatz) eine Liefer-
kette fingiert. Dadurch wird der Betreiber der elektronischen Schnittstelle Steuerschuldner für
die im Inland für diese Lieferungen anfallende Umsatzsteuer. Dies entspricht der Regelung bei
Lieferkettenfiktion bei elek- Kommissionsgeschäften (§ 3 Abs. 3 und 11 UStG) und der bestehenden Regelung bei Umsätzen
tronischen Marktplätzen er- über App-Stores (§ 3 Abs. 11a UStG). Die bestehenden gesetzlichen Regelungen zur Haftung für
setzt bisherige Haftungsrege-
Betreiber elektronischer Marktplätze (§§ 22f und 25e UStG) für nichtentrichtete Umsatzsteuer
lung
..................
S. 1177 ⇓
© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 115


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

durch auf ihrem Marktplatz tätige Händler/Unternehmen bleiben zwar bestehen, werden aber
modifiziert. Nach dem neu geschaffenen § 3 Abs. 6b UStG ist die Beförderung oder Versendung
Steuerfreie Lieferung an des Gegenstands stets der Lieferung durch den Schnittstellenbetreiber zuzuordnen. Die fiktive
Schnittstellebetreiber Lieferung an den Schnittstellenbetreiber ist gem. § 4 Nr. 4c UStG steuerfrei.

Beispiel 5:
Unternehmer C aus China lagert Ware in einem Lager in Deutschland, um den europä-
ischen Markt schneller beliefern zu können. Er verkauft die Ware über eBay an einen Kun-
den in Österreich.
C führt eine fiktive Lieferung an eBay aus. Diese ist ruhend und daher nach § 3 Abs. 7 Satz 1
UStG in Deutschland steuerbar und nach § 4 Nr. 4c UStG steuerfrei. Die Lieferung von eBay
an den Kunden in Österreich stellt einen innergemeinschaftlichen Fernverkauf dar und ist
daher in Österreich zu versteuern.
eBay kann die österreichische Umsatzsteuer über das OSS-Verfahren anmelden.

c) One-Stop-Shop (OSS) – EU-Regelung (§ 18j UStG)


Neues OSS gilt für Lieferun- Das bisherige besondere Besteuerungsverfahrens nach § 18 Abs. 4e und § 18h UStG (MOSS-Ver-
gen und Dienstleistungen fahren) für im Gemeinschaftsgebiet ansässige Unternehmer, die sonstige Leistungen nach § 3a
Abs. 5 UStG erbringen (elektronische Leistungen, Rundfunk-, Fernseh- oder Telekommunikations-
leistungen, jeweils an Nichtunternehmer), wird auf innergemeinschaftliche Fernverkäufe, Liefe-
rungen durch einen nicht im Gemeinschaftsgebiet ansässigen Unternehmer innerhalb eines
Mitgliedstaats über eine elektronische Schnittstelle und alle am Ort des Verbrauchs ausgeführ-
ten Dienstleistungen an Nichtunternehmer mit Sitz oder Wohnsitz im Gemeinschaftsgebiet er-
weitert. Diese neue Regelung in § 18j UStG wird auch als sog. EU-Regelung bezeichnet.
Nur einheitliche Anwendung Eine Teilnahme an dem besonderen Besteuerungsverfahren ist dem Unternehmer nur einheit-
auf alle Mitgliedstaaten und lich für alle EU-Mitgliedstaaten und alle Umsätze möglich. Es wäre also z. B. nicht möglich, die
Umsätze
Teilnahme am OSS auf Fernverkäufe in ein bestimmtes Land oder z. B. auf elektronische Dienst-
leistungen zu beschränken.

Beispiel 6:
Unternehmer D aus Deutschland ist Teilnehmer am OSS und tätigt innergemeinschaftliche
Fernverkäufe von Deutschland nach Österreich. Er ist in Österreich jedoch bereits regist-
riert, weil er in Wien auch ein Ladengeschäft betreibt.
D muss die Fernverkäufe dennoch über OSS melden.

Verpflichtende Teilnahme bei Die Teilnahme am OSS-Verfahren ist möglich und bei Abgabe einer entsprechenden Teilnahme-
Überschreiten der Umsatz- erklärung verpflichtend, wenn die neue Umsatzschwelle von 10.000 € (s. oben) überschritten
schwelle
wird. Wichtig dabei ist, dass diese Umsatzschwelle nicht seperat je Bestimmungsland berechnet
wird, sondern kumuliert für innergemeinschaftliche Fernverkäufe und andere Umsätze in allen
Bestimmungsländern.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 116


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Beispiel 7:
Unternehmer D aus Beispiel 6 tätigt neben den Fernverkäufen nach Österreich auch in ge-
ringem Umfang (unter 10.000 € pro Jahr) elektronische Dienstleistungen. Auch diese muss
er dem OSS-Verfahren unterwerfen und darüber im Ansässigkeitsstaat des Kunden versteu-
ern.
Dies kann für D zu einem echten Mehraufwand führen, da die Ansässigkeit eines Empfän-
gers einer elektronischen Dienstleistung mitunter schwierig festzustellen sein kann. Bis-
.................. lang konnte D die Leistungen mit deutscher Umsatzsteuer abrechnen.
S. 1178 ⇓
Elektronische Anzeige mittels Die Teilnahme an OSS muss elektronisch angezeigt werden. Für in Deutschland ansässige Unter-
Registrierung beim BZSt ... nehmer ist das BZSt zuständig. In anderen EU-Staaten ansässige Unternehmer lassen sich bei
der zuständigen Behörde ihres Heimatlandes registrieren. Nicht in der EU ansässige Unterneh-
mer lassen sich in dem Mitgliedstaat erfassen, in dem sie eine Betriebsstätte haben oder in Er-
mangelung einer solchen in dem Mitgliedstaat, aus dem sie erstmalig Ware versenden.
... ab 1.4.2021 möglich Registrierungen sind ab 1.4.2021 möglich, auch wenn die Neuregelungen erst zum 1.7.2021 in
Kraft treten. OSS-Erklärungen sind dann vierteljährlich abzugeben (§ 16 Abs. 1d Satz 1 UStG).
Frist für die Abgabe der Erklärung und die Zahlung der Steuer ist das Ende des Folgemonats
(§ 18j Abs. 4 Satz 1, 3 UStG). OSS-Meldungen für Deutschland gelten als Steueranmeldung
i. S. des § 150 Abs. 1 Satz 3 AO und § 168 AO. Meldungen für andere Mitgliedstaaten unterliegen
dem Recht des jeweiligen Mitgliedstaates. Da das Verfahrensrecht nicht harmonisiert ist, kön-
nen sich Unternehmer also in Zukunft mit Anfragen und Prüfungen aus verschiedensten Län-
dern mit den verschiedensten Verfahrensvorschriften konfrontiert sehen.
Neue Bestimmung zur Um- In den Fällen der Angabe der Beträge in einer vom Euro abweichenden Landeswährung muss der
rechnung von Beträgen in Unternehmer bei der Umrechnung von Werten in diese Währung einheitlich den von der Euro-
Fremdwährungen
päischen Zentralbank festgestellten Umrechnungskurs des letzten Tags des Besteuerungszeit-
raums bzw., falls für diesen Tag kein Umrechnungskurs festgelegt wurde, den für den nächsten
Tag nach Ablauf des Besteuerungszeitraums festgelegten Umrechnungskurs anwenden (neuer
§ 16 Abs. 6 Sätze 4 und 5 UStG). Die Anwendung eines monatlichen Durchschnittskurses ent-
sprechend § 16 Abs. 6 Sätze 1 und 2 UStG ist ausgeschlossen.
Im Ausland ansässige Unternehmer, die im Inland nur Umsätze über das OSS-Verfahren melden,
müssen Vorsteuerbeträge weiterhin im Vorsteuervergütungsverfahren geltend machen.

d) One-Stop-Shop (OSS) – Nicht-EU-Regelung (§ 18i UStG)


Das besondere Besteuerungsverfahren nach § 18 Abs. 4c und Abs. 4d UStG (sog. VAT on e-Ser-
vices-Verfahren, umgangssprachlich bisher oft auch als MOSS bezeichnet) für nicht im Gemein-
schaftsgebiet ansässige Unternehmer, die elektronisch Leistungen, Rundfunk-, Fernseh- oder Te-
lekommunikationsleistungen nach § 3a Abs 5 UStG erbringen, wird auf alle Dienstleistungen an
Nichtunternehmer mit Sitz oder Wohnsitz im Gemeinschaftsgebiet erweitert, für die der Leis-
tende dort die Umsatzsteuer schuldet. Diese neue Regelung in § 18i UStG wird auch als „Nicht-
EU-Regelung“ bezeichnet. Da neben den Umsätzen nach § 3a Abs. 5 UStG im B2C-Breich aber
kaum Umsätze bestehen, die am Wohnsitz des Kunden ausgeführt gelten, dürfte diese Erweite-
rung eher von geringer praktischer Bedeutung sein.
Hinsichtlich der Abgabe der Meldungen und der Entrichtung der Steuer gelten im Grundsatz die
gleichen Voraussetzungen wie bei der EU-Regelung.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 117


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

e) Import-One-Stop-Shop (§ 18k UStG)


Neues Verfahren für Sendun- Das IOSS-Verfahren gilt für Fernverkäufe von Gegenständen in Sendungen mit einem Sachwert
gen bis 150 € Sachwert er- bis 150 € aus dem Drittlandsgebiet. Das Verfahren ist dabei nicht auf im Drittland ansässige Un-
setzt bisherige Freigrenze von
ternehmer beschränkt, sondern kann auch von in der EU ansässigen Unternehmern (inkl. Klein-
22 €
unternehmern) genutzt werden.
Erklärt der Unternehmer bei der Einfuhr die Teilnahme am IOSS-Verfahren, bleibt die Einfuhr
umsatzsteuerfrei. Eine zollrechtliche Abfertigung muss mit entsprechender Angabe weiterhin
.................. erfolgen, löst aber keine Abgaben aus.
S. 1179 ⇓ Die Vorschriften zur zollrechtlichen Einfuhr werden dahingehend geändert, dass ohne Anwen-
dung des IOSS-Verfahrens eine Einfuhr nur noch in dem Mitgliedstaat möglich sein wird, in dem
der Endkunde ansässig ist.

Beispiel 8:
Unternehmer E aus Deutschland lässt Ware in Taiwan fertigen und verkauft diese direkt an
Endkunden in der Slowakei. Die Waren gelangen über den Hafen von Hamburg in die EU.
Liegt der Sendungswert nicht über 150 € und zeigt E die Teilnahme am IOSS-Verfahren an,
ist die Einfuhr in Hamburg umsatzsteuerfrei und E erklärt die slowakische Umsatzsteuer im
IOSS.

Überschreitet der Wert der Sendung 150 € oder möchte der Unternehmer nicht am IOSS teilneh-
men, bleibt es bei der bisherigen Behandlung (im Beispiel 8 müsste E allerdings zukünftig in
Hamburg ein Versandverfahren eröffnen, da ohne Nutzung von IOSS eine Einfuhr nur noch im
Bestimmungsland möglich ist).
Berechnung Sachwert ohne Zu beachten sind die Regeln für die Berechnung des Sachwerts von 150 €. Nach Abschnitt 3.18
Umsatzsteuer und Transport- Abs. 7 UStAE i. d. F. des BMF-Schreibens v. 1.4.2021 (NWB XAAAH-75318) ist der Sachwert der
kosten, wenn letztere geson-
Preis der Ware. Die Umsatzsteuer wird nicht in den Wert von 150 € einbezogen. Transport- und
dert ausgewiesen und ange-
messen
Versicherungskosten werden ebenfalls nicht einbezogen, jedoch nur dann, wenn sie auf der
Rechnung gesondert ausgewiesen sind. Grundsätzlich darf der Kunde auf den angegebenen
Wert vertrauen, solange nicht ein eindeutiges Missverhältnis besteht.

Beispiel 9:
Kunde F kauft ein Mobiltelefon aus China. Auf der Rechnung sind der Wert des Mobiltele-
fons mit 100 €, deutsche Umsatzsteuer von 19 € und Frachtkosten von 250 € angegeben.
Wegen des offensichtlichen Missverhältnisses von Warenwert und Frachtkosten gilt der
Sachwert von 150 € als überschritten und IOSS kann nicht angewendet werden. Daher
muss der Paketdienstleister EUSt entrichten und bei F einfordern. F hat die Wahl, diese (zu-
sätzlich zur bereits an den Lieferanten gezahlten Umsatzsteuer zu entrichten und die Ware
zu erhalten) oder die Annahme der Ware zu verweigern und sich um eine Rückzahlung des
Rechnungsbetrags zu bemühen. Der Gesetzgeber setzt also offensichtlich auf eine Kontrol-
le der Lieferanten durch den Kunden.

150 € pro Sendung Der Wert von 150 € gilt grundsätzlich pro Sendung, auch wenn mehrere Sendungen den Kunden
am gleichen Tag erreichen. Insoweit wird weiterhin ein gewisser Gestaltungsspielraum beste-
hen.
Die Meldeformalitäten bei IOSS entsprechen der EU-Regelung.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 118


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Im Gegenzug für die Möglichkeit, die Umsatzsteuer auf Drittlandsware einfacher über IOSS mel-
den zu können, entfällt die bisherige Freigrenze von 22 € bis zu der Einfuhren bislang umsatz-
steuerfrei blieben.
Bei Nichtanwendung IOSS Flankierend zur Einführung von IOSS wird in einem neuen § 21a UStG eine Sonderregelung für
leichtere Einfuhrabwicklung Fälle eingeführt, in denen IOSS nicht genutzt werden kann/soll. Vereinfacht gesprochen, kann
durch Paketdienstleister
der Paketdienstleister (nach Beantragung einer entsprechenden Bewilligung) die Waren unmit-
telbar für den Endkunden einführen und dann nachgelagert (mit entsprechendem Zahlungsauf-
schub) die EUSt beim Endkunden kassieren. Der aufwändige Prozess, nach dem der Endkunde
den Paketdienstleister bisher vorab mit der Abwicklung der Einfuhr beauftragen musste, ent-
fällt. Der Paketdienstleister haftet in diesen Fällen für die EUSt und muss monatlich Meldung
über ausgelieferte Sendungen und vereinnahmte EUSt-Beträge machen. Sollte eine Sendung
nicht zugestellt werden können, muss der Paketdienstleister die EUSt nicht entrichten, wenn die
.................. Ware wieder ausgeführt oder nachweisbar vernichtet wird.
S. 1180 ⇓
f) Fazit zum Mehrwertsteuer-Digitalpaket
Neue Regeln sind nicht Die zweite Stufe des Mehrwertsteuer-Digitalpakets bringt einige Erleichterungen dahingehend,
selbsterklärend – informieren dass die Notwendigkeit von umsatzsteuerlichen Registrierungen in verschiedensten EU-Mit-
Sie sich rechtzeitig!
gliedstaaten stark reduziert wird. Zudem werden Besteuerungslücken im Handel mit dem Dritt-
land geschlossen. Die neuen Regelungen sind jedoch alles andere als selbsterklärend. Das sieht
man bereits daran, dass das BMF-Schreiben v. 1.4.2021 (NWB XAAAH-75318) zu den neuen Re-
gelungen ganze 35 Seiten umfasst. Die „Explanatory Notes“ der EU-Kommission (also sozusagen
der UStAE der EU-Kommission) erstrecken sich sogar auf 99 Seiten. Gerade weil die neuen Rege-
lungen bereits ab einem wesentlich geringeren Schwellenwert anwendbar sind als bisher, müs-
sen sich auch kleinere Unternehmen damit befassen. Hier dürfte es zu einigen Anlaufschwierig-
keiten kommen. Unternehmer, die Lieferungen und Dienstleistungen an Endkunden im EU-Aus-
land ausführen, sollten sich frühzeitig mit den neuen Regeln befassen.

5. Sonstiges
Ausstellen von Bescheinigun- Mit Schreiben v. 10.2.2021 (NWB ZAAAH-70965) hat das BMF klargestellt, dass die Bescheini-
gen bei Organschaft gungen USt 1 TG (Eigenschaft als Bauleistender), USt 1 TH (Wiederverkäufer von Gas oder Elek-
trizität) und USt 1 TQ (Wiederverkäufer von Telekommunikationsdienstleistungen) für alle im In-
land belegenen Unternehmensteile im Falle einer Organschaft vom Organträger bei dem für ihn
zuständigen Finanzamt zu beantragen sind.

II. Unternehmereigenschaft
1. Organschaft
EuGH-Vorlage: Darf eine Ge- Mit Beschluss v. 7.5.2020 - V R 40/19 (NWB WAAAH-51169) hat der BFH dem EuGH die Frage zur
sellschaft zum Organträger Entscheidung vorgelegt, ob es zulässig ist, die umsatzsteuerliche Organschaft dergestalt umzu-
bestimmt werden?
setzen, dass eine Gesellschaft zum Organträger wird und dieser die Umsätze der Organgesell-
schaften mit deklariert (so die derzeitige Umsetzung in Deutschland) oder ob die Organschaft so
auszugestalten ist, dass eine fiktive, neue Einrichtung (die sog. Mehrwertsteuergruppe) geschaf-
fen wird. Der XI. Senat des BFH sieht es insbesondere im Hinblick auf das EuGH-Urteil
v. 17.9.2014 - Rs. C-7/13 „Skandia America (USA)“ (NWB IAAAE-73524) zu einer sog. Mehrwert-
steuergruppe als klärungsbedürftig an, ob die Bestimmungen der Richtlinie „es einem Mitglied-
staat gestatten, anstelle der Mehrwertsteuergruppe (des Organkreises) ein Mitglied der Mehr-
wertsteuergruppe (den Organträger) zum Steuerpflichtigen zu bestimmen“ (vgl. BFH-Beschluss
v. 11.12.2019 - XI R 16/18, NWB TAAAH-45293).
Sollte der EuGH das bisherige deutsche Modell verwerfen, könnten zahlreiche Organträger ge-
gen ihre Umsatzsteuerfestsetzungen vorgehen, während dem Fiskus eventuell eine Umsatzsteu-
erfestsetzung gegen die sog. Mehrwertsteuergruppe verwehrt wäre.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 119


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Weiterhin hat der EuGH mit Urteil v. 15.4.2021 - Rs. C-868/19 auf Vorlage des FG Berlin-Branden-
burg hin entschieden, dass die Rechtsprechung des V. Senats des BFH (s. Abschnitt 2.8 Abs. 5a
UAStAE), wonach Personengesellschaften nur dann Organgesellschaften sein könnten, wenn ih-
nen als Gesellschafter, neben dem Organträger, nur Personen angehören, die i. S. von § 2 Abs. 2
Nr. 2 UStG finanziell in das Unternehmen des Organträgers eingegliedert sind, nicht mit Art. 11
MwStSystRL vereinbar ist. Es sei zur Vermeidung von missbräuchlichen Gestaltungen nicht not-
wendig, Personengesellschaften, zu deren Gesellschaftern natürliche Personen gehören, syste-
matisch von den Vorteilen der Organschaft auszuschließen. Der EuGH sieht ein milderes Mittel
.................. insbesondere darin, die Organschaft von einer Genehmigung der Finanzverwaltung abhängig zu
S. 1181 ⇓ machen, welche dann entsprechende Nachweise für die Eingliederungsvoraussetzungen anfor-
dern könnte.

2. § 2b UStG
Auch bei Anschluss- und Be- § 2b UStG bestimmt, unter welchen Voraussetzungen juristische Personen des öffentlichen
nutzungszwang führt privat- Rechts (also z. B. Städte und Gemeinden) als Unternehmer im Sinne des UStG anzusehen sind
rechtliche Ausgestaltung zu
und damit Umsatzsteuer auf ihre Leistungen abführen müssen. Mit Schreiben v. 9.7.2020 (BStBl
Steuerbarkeit
2020 I S. 643) hat das BMF einige Einzelfälle erläutert und in den neuen Absätzen 4 bis 9 des
Abschnitts 2b.1 UStAE dargestellt. Kreishandwerkerschaften gelten demnach nicht als Unter-
nehmer. Gebühren an Parkautomaten unterliegen ebenfalls nicht der Umsatzsteuer. Weinprä-
mierungen durch die Landwirtschaftskammern sind hingegen umsatzsteuerbar. Geklärt ist
ebenfalls, dass die privatrechtliche Ausgestaltung der Leistung (also z. B. über eine kommunale
GmbH) auch in den Fällen des Anschluss- und Benutzungszwangs dazu führt, dass kein Handeln
im Rahmen der öffentlichen Gewalt i. S. des § 2b Abs. 1 Satz 1 UStG vorliegt. Im Dezember 2020
hat das LfSt Niedersachsen eine gleich lautende Verfügung (v. 17.12.2019, NWB RAAAH-40269)
erlassen. Zudem hat das LfSt Niedersachsen Verfügungen zu weiteren Einzelfragen erlassen:
Leistungen der Friedhofsträ- ▶ Öffentlich-rechtliche Friedhofsträger erbringen eine Hoheitsaufgabe. Damit unterliegen
ger und Kopiergelder an z. B. Grabnutzungsrechte und die Benutzung von Abschiedshallen nicht der Umsatzsteuer.
Schulen in der Regel nicht
Hiervon ausgenommen sind Blumenverkäufe und Grabpflegearbeiten (LfSt Niedersachsen,
steuerbar
Vfg. v. 5.1.2021, NWB SAAAH-75684).
▶ Kopiergelder an öffentlichen Schulen sind nach der Rechtslage des § 2b UStG. steuerbar, so-
fern ihr Gesamtbetrag 17.500 € im Kalenderjahr übersteigt. Sie unterliegen aber nach § 2b
Abs. 2 Nr. 2 UStG nicht der Umsatzsteuer, sofern entsprechende Umsätze privater Bildungs-
einrichtungen unter den in Abschnitt 4.21.4 Abs. 2 UStAE genannten Voraussetzungen als
Nebenleistung zur Bildungsleistung nach § 4 Nr. 21 UStG steuerfrei wären (LfSt Nieder-
sachsen, Vfg. v. 22.2.2018, NWB NAAAG-78768).

III. Steuerbarkeit und Leistungsaustausch


1. Firmenwagen
Bisher: Kfz-Überlassung als Überlässt der Unternehmer (Arbeitgeber) seinem Personal (Arbeitnehmer) ein Firmenfahrzeug
entgeltliche Vermietung ei- auch zur privaten Nutzung (Privatfahrten, Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstät-
nes Beförderungsmittels
te sowie Familienheimfahrten aus Anlass einer doppelten Haushaltsführung), ist dies nach An-
sicht der Finanzverwaltung und des BFH regelmäßig als entgeltliche Vermietung eines Beförde-
rungsmittels anzusehen (vgl. Abschnitt 3a.5 Abs. 2 Satz 5, Abs. 4 Satz 1 UStAE und Abschnitt
Langenkämper, Firmen- 15.23 Abs. 8 bis 11 UStAE). Die Gegenleistung des Arbeitnehmers für die Fahrzeugüberlassung
wagen: Besteuerung der Ge- besteht regelmäßig in der anteiligen Arbeitsleistung, die er für die Privatnutzung des gestellten
stellung an Arbeitnehmer, Fahrzeugs erbringt. Nur im Ausnahmefall (z. B. ein Lkw-Fahrer darf seinen Lkw ausnahmsweise
Grundlagen, NWB
für seinen privaten Umzug nutzen) kann eine unentgeltliche Wertabgabe vorliegen.
MAAAE-60557
Diese Sichtweise hat die beiden folgenden wichtigen Auswirkungen:

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 120


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Leistungsort 1. Der Leistungsort der Leistung bestimmt sich nach § 3a Abs. 3 Nr. 2 UStG. Leistungsort ist
damit dort, wo der Leistungsempfänger seinen Wohnsitz hat. Handelt es sich bei dem Ar-
beitnehmer also um einen Grenzpendler, muss der Arbeitgeber im Nachbarland Umsatz-
steuer abführen und sich ggf. hierfür registrieren lassen.
Bemessungsgrundlage 2. Bemessungsgrundlage für die Umsatzsteuer sind, sofern nicht vereinfachend von der sog.
1 %-Methode Gebrauch gemacht wird, die Gesamtausgaben für die Überlassung des Fahr-
zeugs. Dies umfasst auch die Ausgaben, bei denen ein Vorsteuerabzug nicht möglich ist
.................. (vgl. Abschnitt 15.23 Abs. 10 Satz 4 f. UStAE).
S. 1182 ⇓
EuGH: Im Regelfall unentgelt- Mit Urteil v. 20.1.2021 - Rs. C-288/19 „QM“ (NWB AAAAH-70097) hat der EuGH jedoch die Auf-
licher Umsatz fassung vertreten, dass zumindest dann keine entgeltliche Leistung des Arbeitgebers an den Ar-
beitnehmer gegeben ist, wenn der Arbeitnehmer kein Bargeld entrichtet und auch nicht aus-
drücklich auf einen Anteil seiner Barvergütung oder andere Vorteile verzichtet. In diesen Fällen
Muche/Trinks, NWB liegt nach Ansicht des EuGH eine unentgeltliche Leistung vor. Diese unentgeltliche Leistung
8/2021 S. 540 kann auch nicht einer Vermietung eines Beförderungsmittels gleichgestellt werden, da – so die
Auffassung des EuGH – eine Vermietung zwingend die Entrichtung eines Mietzinses, also ein
Entgelt, voraussetzt.
Wenn sich diese Auffassung des EuGH durchsetzt, würde dies bezüglich der beiden o. g. Punkte
zu folgenden entscheidenden Änderungen führen:
Folgen für Leistungsort 1. Der Leistungsort würde sich nach § 3a Abs. 1 UStG bestimmen. Der Umsatz würde daher
und ... dort als ausgeführt gelten, wo der Leistende (Arbeitgeber) ansässig ist. Umsatzsteuerliche
Registrierungen im Nachbarland wären daher nicht mehr nötig.
... Bemessungsgrundlage 2. In die Bemessungsgrundlage wären nach § 10 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 UStG nur solche Kosten
einzubeziehen, die zum Vorsteuerabzug berechtigt haben. Wird also kein Vorsteuerabzug
vorgenommen (so im Urteilsfall) oder ist, wie in machen EU-Mitgliedstaaten (z. B. Öster-
reich) geregelt, bei Kfz-Kosten gar kein Vorsteuerabzug möglich, entfällt die Besteuerung
einer unentgeltlichen Wertabgabe. Zumindest wären Kosten wie die Kraftfahrzeugsteuer
und Versicherung nicht in die Bemessungsgrundlage einzubeziehen.

Hinweis:
Sichtweise des EuGH nicht Die Sichtweise des EuGH vermag nicht vollständig zu überzeugen. Da der Arbeitnehmer
vollständig überzeugend den Firmenwagen nicht weiternutzen kann, wenn das Arbeitsverhältnis beendet wird,
dürfte es kaum der Lebenserfahrung entsprechen, dass er den Firmenwagen „geschenkt“
bekommt. Stattdessen dürfte es durchaus der Erfahrung der Arbeitnehmer entsprechen,
dass sie sich einen Firmenwagen hart erarbeiten müssen. Ob und in welcher Form die Fi-
Einspruch mit Verweis auf nanzverwaltung daher auf das Urteil reagieren wird, ist derzeit noch völlig unklar. Dass die
EuGH-Urteil möglich bisherige Auffassung einfach aufgegeben wird, erscheint jedoch unwahrscheinlich. Unter-
nehmen, die nur aufgrund der Kfz-Überlassung umsatzsteuerliche Pflichten in einem ande-
ren Mitgliedstaat haben, ist aber dennoch zu empfehlen, die Steuerbescheide der entspre-
chenden Veranlagungszeiträume durch das Einlegen von Rechtsmitteln offen zu halten. Bei
rein nationalen Sachverhalten könnte das Berufen auf die EuGH-Rechtsprechung zwar zu
einer anderen Bemessungsgrundlage führen, ob diese aber auch wirklich günstiger ist,
muss im Einzelfall genau berechnet werden.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 121


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

2. Leasing
Abgrenzung von Lieferung Bei der Überlassung von Gegenständen im Leasingverfahren ist aus umsatzsteuerlicher Sicht zu
und sonstiger Leistung unterscheiden, ob die Verfügungsmacht an dem Leasinggegenstand vom Leasinggeber auf den
Leasingnehmer übergeht und damit eine Lieferung i. S. des § 3 Abs. 1 UStG (Art. 14 MwStSystRL)
gegeben ist oder ob die Verfügungsmacht beim Leasinggeber verbleibt und dieser damit eine
sonstige Leitung i. S. des § 3 Abs. 9 UStG (unionsrechtlicher Begriff: Dienstleistung, s. Art. 24
MwStSystRL) erbringt.
Bisher: Verweis auf die er- Bisher stellte die deutsche Finanzverwaltung grds. auf die einkommensteuerrechtliche Behand-
tragsteuerliche Zuordnung lung ab. Danach galt z. B. ein Wirtschaftsgut als geliefert, wenn das wirtschaftliche Eigentum an
gemäß Leasing-Erlassen
dem Leasinggegenstand einkommensteuerrechtlich dem Leasingnehmer zuzurechnen war. Eine
reine Nutzungsüberlassung (sonstige Leistung) lag hingegen vor, wenn das Wirtschaftsgut beim
Leasinggeber bilanziert wurde. Maßgeblich waren damit auch in der Umsatzsteuer die sog. Lea-
sing-Erlasse.
Robisch/Greif, NWB Nach dem EuGH-Urteil v. 4.10.2017 - Rs. C-164/16 „Mercedes-Benz Financial Services UK Ltd“
31/2020 S. 2309 (BStBl 2020 II S. 179) war diese Sichtweise nicht mehr haltbar. Mit BMF-Schreiben v. 18.3.2020
.................. (BStBl 2020 I S. 286) hat die Finanzverwaltung den Abschnitt 3.5 Abs. 5 und 6 UStAE vollständig
S. 1183 ⇓ neu gefasst und an die EuGH-Rechtsprechung angepasst.
Anpassung UStAE an EuGH: Nunmehr müssen die beiden nachfolgenden Voraussetzungen für das Vorliegen einer Lieferung
Lieferung nur bei automati- kumulativ erfüllt sein. Andernfalls liegt eine sonstige Leistung vor.
schem Eigentumsübergang
1. Der Vertrag muss ausdrücklich eine Klausel zum Übergang des Eigentums an diesem Ge-
genstand vom Leasinggeber auf den Leasingnehmer enthalten und
2. aus den − zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung und objektiv zu beurteilenden − Ver-
tragsbedingungen muss deutlich hervorgehen, dass das Eigentum am Gegenstand auto-
matisch auf den Leasingnehmer übergehen soll, wenn der Vertrag bis zum Vertragsablauf
planmäßig ausgeführt wird.

Unverbindliche Kaufoption Darüber hinaus stellt die Finanzverwaltung klar, unter welcher Voraussetzung davon auszuge-
hen ist, dass eine Lieferung des Leasingobjekts vorliegt, sollte im dazugehörigen Vertrag ledig-
lich eine Optionsmöglichkeit zum Erwerb des Objekts vereinbart worden sein. Bietet der Vertrag
dem Leasingnehmer keine echte wirtschaftliche Alternative zur Ausübung der Kaufoption, liegt
eine Lieferung vor.

Hinweis:
Nichtbeanstandungsregelung Die neuen Grundsätze gelten für alle offenen Fälle. Für vor dem 18.3.2020 geschlossene
Verträge gilt allerdings eine Nichtbeanstandungsregelung.

Die Neuregelung vereinfacht die Beurteilung des Leasings aus umsatzsteuerlicher Sicht und
schafft mehr Rechtssicherheit. In der Praxis dürfte sich die Behandlung jedoch in vielen Konstel-
lationen gar nicht ändern.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 122


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

3. Werklieferungen
Begriff der Werklieferung Bereits mit Urteil v. 22.8.2013 - V R 37/10 (BStBl 2014 II S. 128) hatte sich der BFH grds. zum
wichtig für Anwendung § 13b Begriff der Werklieferung geäußert. Gerade für nicht in Deutschland ansässige Unternehmer ist
UStG
der Begriff der Werklieferung wichtig. Denn der deutsche Gesetzgeber hat Art. 194 MwStSysRL
dahingehend umgesetzt, dass auf normale Warenlieferungen innerhalb Deutschlands für nicht
ansässige Unternehmer die Steuerschuldnerschaft des Leistungsempfängers (§ 13b Abs. 5 UStG)
nicht gilt, bei Werklieferungen jedoch schon.

Beispiel 10:
Unternehmer S aus Spanien liefert für einen Kunden in Deutschland eine Produktionsanla-
ge. S liefert die dafür notwendigen Komponenten (z. B. Förderbänder) und schuldet deren
betriebsbereiten Aufbau.
Ist die Leistung als normale Lieferung zu behandeln, liegt der Ort der Leistung nach § 3
Abs. 7 Satz 1 UStG in Deutschland, weil die Produktionsanlage ihren vertraglich geschulde-
ten, betriebsbereiten Zustand erst in Deutschland erreicht. S schuldet die deutsche Um-
satzsteuer und muss sich in Deutschland umsatzsteuerlich registrieren lassen.
Liegt hingegen eine Werklieferung vor, kommt es zum Übergang der Steuerschuld auf den
Kunden nach § 13b Abs. 2 Nr. 1, Abs. 5 UStG und S kann ohne deutsche Umsatzsteuer ab-
rechnen. S muss sich nicht registrieren lassen, wenn er nicht noch andere Umsätze tätigt,
die eine Registrierung erfordern (z. B. innergemeinschaftliche Erwerbe).

Neue Sichtweise: Bearbeitung Erst mit BMF-Schreiben v. 1.10.2020 (BStBl 2020 I S. 983) wurde Abschnitt 3.8 Abs. 1 Satz 1
eines fremden Gegenstands UStAE an die Rechtsprechung des BFH angepasst. Die Anpassung besteht in einer Klarstellung,
nötig
dass Werklieferungen vorliegen, sobald zusätzlich zur Verschaffung der Verfügungsmacht (§ 3
.................. Abs. 1 UStG) ein fremder Gegenstand be- oder verarbeitet wird. Darüber hinaus stellt der BFH
S. 1184 ⇓ fest, dass die Be- oder Verarbeitung eigener Gegenstände des Leistenden nicht für die Annahme
einer Werklieferung ausreichend ist.
Nichtbeanstandungsregelung Das BMF-Schreiben gewährte zunächst eine Nichtbeanstandungsregelung nur bis zum 1.1.2021.
bis 1.7.2021 Mit BMF-Schreiben v. 11.3.2021 (NWB EAAAH-73684) wurde die Frist bis zum 1.7.2021 verlän-
gert.
Liermann, NWB 45/2020 In o. g. Beispiel würde das bedeuten: Allein der Aufbau der einzelnen Komponenten der Produk-
S. 3311 tionsanlage (d. h. Bearbeitung eigener Gegenstände) würde zur Begründung einer Werkliefe-
rung nicht ausreichen. S müsste daneben noch fremde Gegenstände bearbeiten. Dabei kann es
sich z. B. um das Grundstück des Kunden handeln, wenn die Produktionsanlage so stark mit dem
Gebäude oder Grundstück verbunden wird, dass sie sich nicht wieder entfernen lässt, ohne mehr
als geringfügige Spuren (z. B. Bohrlöcher) zurückzulassen (vgl. Abschnitt. 3a.3 Abs. 2 Satz 3
UStAE).

Hinweis:
Viele Montagelieferungen da- In der Praxis dürften damit gerade Montagelieferungen von Maschinen/Anlagen den Be-
her nicht mehr erfasst griff der Werklieferung nicht mehr erfüllen. Auch wenn die BFH-Rechtsprechung fast acht
Jahre alt ist, wurde die Behandlung solcher Leistungen als Werklieferung aber bisher in der
Praxis nicht beanstandet. Zukünftig dürfte jedoch mit einer genaueren Prüfung dieser Fälle

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 123


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

durch die Finanzverwaltung zu rechnen sein. Für die Leistenden kann eine Fehlbeurteilung
erhebliche Folgen haben (z. B. Zinsschaden oder sogar Steuerschaden, wenn der Kunde bei
Entdecken nicht mehr verfügbar ist). Eine genaue Prüfung vor Projektbeginn ist daher zu
empfehlen.

Verbände fordern Übergangs- Die Problematik wurde auch von DIHK und BDI erkannt. In einem Schreiben an das BMF
regelung und Erweiterung v. 25.11.2020 forderten die Verbände zum einen eine längere Übergangsregelung bis mindes-
§ 13b UStG
tens 1.7.2021. Dieser Forderung ist das BMF bereits nachgekommen. Weiterhin fordern die Ver-
bände eine Ausdehnung der Steuerschuld des Leistungsempfängers auch auf Montagelieferun-
gen, um einerseits Registrierungspflichten ausländischer Unternehmer zu vermeiden, aber auch
um auf Seiten der deutschen Kunden eine Rechtsunsicherheit dahingehend, ob zukünftig mit
Umsatzsteuer ausgestellte Rechnungen wirklich richtig sind, zu vermeiden. Eine Antwort des
BMF ist bislang nicht bekannt.

4. Ort der Leistung: Brexit


Großbritannien ab 1.1.2021 Dass das Vereinigte Königreich die Europäische Union zum Ende des Jahres 2019 und den euro-
als Drittland zu behandeln päischen Binnenmarkt zum 31.12.2020 verlassen hat, dürfte hinlänglich bekannt sein. Die um-
satzsteuerliche Folge davon ist auf der einen Seite trivial: Großbritannien ist seit 1.1.2021 wie
jedes andere Nicht-EU-Land (also z. B. wie die Schweiz, Norwegen und die USA) zu behandeln.
Eine Ausnahme gilt nur hinsichtlich Lieferungen (nicht aber Dienstleistungen!) nach Nordirland:
sie können zunächst weiter als innergemeinschaftliche Lieferungen behandelt werden. Die wei-
teren Folgen sind jedoch von durchaus gravierender praktischer Bedeutung:
▶ Lieferungen nach Großbritannien sind zukünftig keine innergemeinschaftlichen Lieferun-
gen mehr (Kz 41/741 in der Umsatzsteuervoranmeldung/-erklärung), sondern Ausfuhrlie-
ferungen (Kz 43/237). Entsprechende Belegnachweise (in der Regel Ausgangsvermerk) sind
vorzuhalten.
▶ Sonstige Leistungen sind nicht mehr in Kz 21/721 zu melden, sondern in Kz 45/205.

Hinweis:
Keine Meldung des Länder- Ab dem 1.1.2021 sind Umsatzsteuer-Identifikationsnummern (USt-IdNr.) mit dem
kennzeichens „GB“ in ZM Länderkennzeichen „GB“ nicht mehr gültig. Für Lieferungen nach Nordirland gilt nun-
mehr möglich
mehr das Länderkennzeichen „XI“. Für Lieferungen nach Großbritannien und sonstige
Leistungen nach Großbritannien und Nordirland entfällt grundsätzlich die Mitteilung
.................. in der Zusammenfassenden Meldung (ZM).
S. 1185 ⇓ Sofern Fälle des § 17 UStG (nachträgliche Minderungen oder Erhöhungen der Bemes-
sungsgrundlage, z. B. Jahresboni) auftreten, müssen diese im Zeitpunkt des Zahlungs-
flusses in der Umsatzsteuervoranmeldung gemeldet werden. Wird also für innerge-
meinschaftliche Lieferungen nach Großbritannien im Juni 2021 ein nachträglicher Ra-
batt gewährt, muss dieser in der Umsatzsteuervoranmeldung Juni 2021 in Kz 41 ge-
meldet werden. Eine Mitteilung in der ZM ist aber nicht mehr nötig oder möglich. In
diesen Fällen kann es also zu Abweichungen zwischen der Umsatzsteuervoranmel-
dung und der ZM kommen, die dem Finanzamt ggf. erläutert werden sollten.

▶ Eingangsleistungen aus Großbritannien, die dem Übergang der Steuerschuld nach § 13b
UStG unterliegen, sind nun in Kz 84/877 (Bemessungsgrundlage) und 85/878 (Umsatz-
steuerbetrag) zu melden.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 124


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

▶ Bestimmte Umsätze (insbesondere Finanzumsätze) an Leistungsempfänger in Großbritan-


nien zählen nicht mehr zu den Ausschlussumsätzen (§ 15 Abs. 3 Nr. 1 Buchst. b, Nr. 2
Buchst. b UStG).
▶ Bestimmte Umsätze an Endkunden in Großbritannien (z. B. Steuerberatungsleistungen)
BMF, Schreiben gelten nun nach § 3a Abs. 4 UStG am Wohnsitz des Endkunden ausgeführt.
v. 10.12.2020, BStBl 2020 I
S. 1370

Weitere Informationen zu den Folgen des „Brexit“ enthält das BMF-Schreiben v. 10.12.2020
(BStBl 2020 I S. 1370; vgl. auch Rukaber, USt direkt digital 3/2021 S. 14).

5. Gutscheine
BMF, Schreiben Bereits in den vergangenen beiden Jahren hatten wir über die Änderungen in Bezug auf Gut-
v. 2.11.2020, BStBl 2020 I scheine berichtet (vgl. NWB 16/2019 S. 1160 und NWB 16/2020 S. 1198) und im vergangenen
S. 1121 Jahr auch den Entwurf des BMF-Schreibens dazu vorgestellt.
Hammerl/Fietz, NWB Das BMF-Schreiben ist nun am 2.11.2020 (BStBl 2020 I S. 1121) veröffentlicht worden und ent-
48/2020 S. 3538 spricht im Wesentlichen dem Entwurf (vgl. zu detaillierten Informationen auch Denker/Schurk-
ötter, USt direkt digital 23/2020 S. 14).

6. Sonstiges
Leistungen von Verwertungs- ▶ Eine Verwertungsgesellschaft, die im eigenen Namen und für fremde Rechnung Vergütun-
gesellschaften gen für die öffentliche Wiedergabe von Musikwerken berechnet und einzieht, wird als
Kommissionär behandelt. Dies hat der EuGH mit Urteil v. 21.1.2021 - Rs. C-501/19 „UCMR –
ADA“ (NWB BAAAH-75911) beschlossen (vgl. hierzu Walkenhorst, USt direkt digital 4/2021
S. 9).
Entwurf BMF-Schreiben zu ▶ Zur umsatzsteuerlichen Behandlung von Abmahnungen bei Urheberrechtsverletzungen
Abmahnungen bei Urheber- gibt es den Entwurf eines BMF- Schreibens v. 23.7.2020. Darin sollen die BFH-Urteile
rechtsverletzungen
v. 21.12.2016 - XI R 27/14 (NWB ZAAAG-42488) und v. 13.2.2019 - XI R 1/17 (NWB
PAAAH-13852) umgesetzt werden. Zahlungen, die an einen Unternehmer als Aufwen-
dungsersatz aufgrund von urheberrechtlichen Abmahnungen zur Durchsetzung seines Un-
Hellmann, NWB 17/2020 terlassungsanspruchs geleistet werden, und Zahlungen, die an einen Unternehmer von
S. 1286 dessen Wettbewerbern als Aufwendungsersatz aufgrund von wettbewerbsrechtlichen Ab-
mahnungen geleistet werden, sollen zukünftig umsatzsteuerrechtlich als Entgelt im Rah-
men eines umsatzsteuerbaren Leistungsaustauschs zwischen dem Unternehmer und dem
von ihm abgemahnten Rechtsverletzer zu qualifizieren sein.
Umsätze aus dem Betrieb von ▶ Umsätze aus dem Betrieb von Geldspielautomaten mit Gewinnmöglichkeit (Glücksspiel
Geldspielautomaten mit Ge- mit Geldeinsatz) sind umsatzsteuerbar. Ein Aufsteller von Geldspielautomaten kann sich
winnmöglichkeit
für Umsätze ab dem 6.5.2006 nicht auf die Steuerbefreiung des Art. 135 Abs. 1 Buchst. i
MwStSystRL berufen. Bei Geldspielautomaten mit Gewinnmöglichkeit, die aufgrund
zwingender gesetzlicher Vorschriften so eingestellt sind, dass ein bestimmter Prozentsatz
der Spieleinsätze als Gewinn an die Spieler ausgezahlt wird, besteht die vom Betreiber für
.................. die Bereitstellung der Automaten tatsächlich erhaltene Gegenleistung nur in dem Teil der
S. 1186 ⇓ Einsätze, über den er effektiv selbst verfügen kann. Die Umsatzsteuer und eine innerstaatli-
Oldiges, NWB 36/2020 che Sonderabgabe auf Glücksspiele dürfen kumulativ erhoben werden, sofern die Sonder-
S. 2675 abgabe nicht den Charakter einer Umsatzsteuer hat. Diese Grundsätze hat der BFH mit Ur-
teil v. 11.12.2019 - XI R 13/18 (BStBl 2020 II S. 296) bestätigt. Ob es gegen das unionsrecht-
liche Beihilfeverbot verstößt, dass bei öffentlichen Spielbanken die Umsatzsteuer auf die
Spielbankabgabe angerechnet wird, hat der BFH aber mangels Entscheidungserheblichkeit
im konkreten Fall noch nicht geklärt.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 125


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

IV. Steuerbefreiungen
1. Innergemeinschaftliche Lieferung
BMF-Schreiben zur Neurege- Mit den sog. Quick Fixes hat sich bei den innergemeinschaftlichen Lieferungen einiges geändert
lung innergemeinschaftlicher (wir berichteten im Vorjahr). Mit Schreiben v. 9.10.2020 (BStBl 2020 I S. 1038) hat sich nun auch
Lieferungen
das BMF zu den geänderten Anforderungen bei innergemeinschaftlichen Lieferungen geäußert
(hierzu detailliert Höink, IWB 1/2021 S. 19). Die wichtigsten Aussagen des BMF-Schreibens sind
folgende:
Keine Steuerpflicht durch an- ▶ Gemäß § 4 Nr. 1 Buchst. b UStG ist die Steuerfreiheit der innergemeinschaftlichen Liefe-
dere Frist für Umsatzsteuer- rung davon abhängig, dass der Unternehmer seiner gesetzlichen Pflicht zur Abgabe einer
voranmeldung und ZM
ZM gem. § 18a UStG nachkommt und diese im Hinblick auf die jeweilige Lieferung richtig
und vollständig ist. Gibt der Unternehmer die ZM nicht richtig, vollständig oder fristgerecht
ab, erfüllt er die Voraussetzung für die Steuerbefreiung nicht. Die Feststellung, dass die Vo-
raussetzungen nicht erfüllt sind, kann erst nachträglich getroffen werden, da die Abgabe
einer ZM zu einer innergemeinschaftlichen Lieferung im Nachhinein, nämlich bis zum 25.
Tag nach Ablauf jedes Meldezeitraums, in dem die innergemeinschaftliche Lieferung aus-
geführt wurde, erfolgt. Damit ist geklärt, dass eine innergemeinschaftliche Lieferung nicht
bereits deshalb in der Umsatzsteuervoranmeldung als steuerpflichtig behandelt werden
muss, weil im Zeitpunkt der Abgabe der Umsatzsteuervoranmeldung die ZM noch nicht
übermittelt war. Auch wenn eine andere Handhabung praktisch so gut wie unmöglich ge-
wesen wäre, ist diese Klarstellung doch zu begrüßen.
Berichtigung der ZM verhin- ▶ Die Pflicht zur Berichtigung einer fehlerhaften ZM nach § 18a Abs. 10 UStG bleibt gem. § 4
dert Steuerpflicht Nr. 1 Buchst. b UStG unberührt. Eine fehlerhafte ZM ist gem. § 18a Abs. 10 UStG innerhalb
eines Monats zu berichtigen, wenn der Unternehmer nachträglich erkennt, dass die von
ihm abgegebene ZM unrichtig oder unvollständig ist. Berichtigt der Unternehmer die feh-
lerhafte ZM für den Meldezeitraum, in dem die betreffende Lieferung ausgeführt wurde,
nicht, ist die Steuerbefreiung für die betreffende Lieferung nachträglich zu versagen. Eine
Berichtigung von Fehlern in einer anderen ZM als der ursprünglichen führt zu keinem Auf-
leben der Steuerfreiheit für die betreffende Lieferung.
Rückwirkung der nachträgli- ▶ § 6a Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 UStG bestimmt, dass eine innergemeinschaftliche Lieferung nur vor-
chen Verwendung einer im liegt, wenn der Abnehmer gegenüber dem Unternehmer eine ihm von einem anderen Mit-
Lieferzeitpunkt gültigen USt-
gliedstaat erteilte gültige USt-IdNr. verwendet. Die nachträgliche Verwendung einer im
IdNr. durch Abnehmer
Zeitpunkt der Lieferung gültigen USt-IdNr. durch den Abnehmer entfaltet für Zwecke der
Steuerbefreiung Rückwirkung. Die (ausländische) USt-IdNr. muss nicht durch den Mitglied-
staat erteilt worden sein, in dem die Beförderung oder Versendung endet. Dies ist insbe-
sondere immer dann der Fall, wenn der Abnehmer mittlerer Unternehmer in einem Reihen-
geschäft ist und von der Vereinfachung für Dreiecksgeschäfte Gebrauch machen möchte.
Auch Verbringen muss in ZM ▶ Beim innergemeinschaftlichen Verbringen nach § 6a Abs. 2 UStG die Steuerbefreiung eben-
gemeldet werden falls davon abhängig, dass der Vorgang in dem anderen Mitgliedstaat der Erwerbsbesteue-
.................. rung unterliegt und das Verbringen in der ZM gem. § 4 Nr. 1 Buchst. b UStG zutreffend er-
S. 1187 ⇓ klärt wird.
Freie Wahl zwischen Gelan- ▶ Zwischen § 17a UStDV (neue Gelangensvermutung) einerseits und §§ 17b bzw. 17c UStDV
gensvermutung und Gelan- (Gelangensnachweis nach bisheriger Rechtslage) anderseits besteht kein Vorrangverhält-
gensnachweis
nis. Der Unternehmer kann den Belegnachweis entweder nach § 17a UStDV oder nach
§ 17b UStDV führen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 126


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Keine Lieferung an Amazon In Hinblick auf innergemeinschaftliche Lieferungen ist weiterhin auf folgende Rechtsprechung
bei sog. fulfillment by ama- hinzuweisen: Amazon bietet Unternehmen, die Waren über den sog. Amazon Marketplace ver-
zon
kaufen, an, die Lagerung und den Versand der Waren zu übernehmen (sog. fulfillment by ama-
zon). In einem Beschluss v. 29.4.2020 - XI B 113/19 (BStBl 2020 II S. 476) hat der BFH klargestellt,
dass es sich in diesem Fall um direkte Lieferungen des Unternehmers an den Endkunden und kei-
ne Reihengeschäfte mit einer ersten Lieferung an Amazon handelt. Der Unternehmer erbringt
daher im Regelfall keine Lieferungen an Amazon und kann daher auch nicht die Steuerbefreiung
für innergemeinschaftliche Lieferungen in Anspruch nehmen.

Hinweis:
Hammerl/Fietz, NWB Amazon bietet auch den sog. paneuropäischen Versand an. Dabei verteilt Amazon die Wa-
23/2017 S. 1753 ren über seine Lagerhäuser in der EU und lagert Waren zwischen den Lagerhäusern, damit
eine möglichst schnelle Belieferung aller Kunden erfolgen kann. Diese Umlagerungen kön-
nen zu innergemeinschaftlichen Verbringensvorgängen führen und damit Registrierungs-
pflichten nach sich ziehen. Unternehmer, die dieses Versandmodell wählen, sollten sich
hierüber im Klaren sein. Den Unternehmern sollte auch bewusst sein, dass sie für die Kor-
rektheit der gemeldeten Daten verantwortlich bleiben und sich hierfür nicht vollständig
auf Amazon verlassen können.

2. Transporte im Zusammenhang mit einer Ausfuhr


Erweiterte Nichtbeanstan- Im Nachgang zum EuGH-Urteil v. 29.6.2017 Rs. C-288/16 „L.Č.“ (NWB SAAAG-49326) hatte das
dung bei Leistungen des Un- BMF mit Schreiben v. 6.2.2020 (BStBl 2020 I S. 235) den Abschnitt 4.3.2 Abs. 4 UStAE dahinge-
terfrachtführers bis 1.1.2022
hend angepasst, dass die Steuerbefreiung nach § 4 Nr. 3 Buchst. a UStG nur für die Leistung des
Hauptfrachtführers, nicht aber für die Leistungen der Unterfrachtführer in Betracht kommt, da
dieser die Beförderungsleistungen nicht unmittelbar an den Versender oder den Empfänger der
Gegenstände erbringt, sondern an den Hauptfrachtführer. Das BMF-Schreiben sah zunächst eine
Nichtbeanstandungsregelung bis 1.7.2020 vor.
Nach Eingaben der Interessenverbände wurde die Nichtbeanstandungsregelung aber zunächst
bis 1.1.2021 (BMF, Schreiben v. 2.6.2020, BStBl 2020 I S. 545) und dann sogar bis 1.1.2022 (BMF,
Schreiben v. 14.10.2020, BStBl 2020 I S. 1043) verlängert.

3. Sportvereine
Ein für alle Sportvereine wichtiges Urteil hat der EuGH am 10.12.2020 in der Rs. C-488/18 „Golf-
club Schloss Igling e. V.“ (NWB GAAAH-67322) getroffen.
Satzung wichtig für Steuer- Nach Art. 132 Abs. 1 Buchst. m und n MwStSystRL sind „bestimmte, in engem Zusammenhang
freiheit von Sportvereinen mit Sport und Körperertüchtigung stehende Dienstleistungen, die Einrichtungen ohne Gewinn-
streben an Personen erbringen, die Sport oder Körperertüchtigung ausüben“ steuerfrei. Nach der
nationalen Umsetzung in § 4 Nr. 22 Buchst. b UStG erstreckt sich die Steuerbefreiung auf andere
kulturelle und sportliche Veranstaltungen, die von juristischen Personen des öffentlichen Rechts,
von Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien, von Volkshochschulen oder von Einrichtungen, die
gemeinnützigen Zwecken oder dem Zweck eines Berufsverbands dienen, durchgeführt werden,
soweit das Entgelt in Teilnehmergebühren besteht. „Gemeinnützige Zwecke“ werden in §§ 52 ff.
AO definiert. Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf ge-
.................. richtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu för-
S. 1188 ⇓ dern. Selbstlosigkeit wiederum erfordert u. a., dass bei Auflösung oder Aufhebung der Körper-
schaft das Vermögen der Körperschaft nur für steuerbegünstigte Zwecke verwendet werden darf
(Grundsatz der Vermögensbindung). Dieser Grundsatz muss sich eindeutig aus der Satzung er-
geben.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 127


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Im Streitfall erzielte der Golfclub Einnahmen aus der Vermietung des Golfplatzes und von Aus-
rüstung sowie aus der Ausrichtung von Turnieren. Das Finanzamt verweigerte jedoch die Steuer-
befreiung, da der Grundsatz der Vermögensbindung nicht ausreichend klar in der Satzung gere-
gelt sei. Die Satzung enthielt eine Regelung, wonach das Vermögen bei Auflösung an eine von
der Mitgliederversammlung bestimmte Person oder Institution fällt.
Streitig war, ob die nationale Definition des Begriffs der Einrichtungen ohne Gewinnstreben der
MwStSystRL entspricht. Nach Ansicht des BFH, welcher den Fall dem EuGH vorlegte, war insbe-
sondere zu klären, ob der Grundsatz der Vermögensbindung mit dem Europarecht vereinbar ist
und ob sich Steuerpflichtige bei einer fehlerhaften Umsetzung direkt auf die MwStSystRL beru-
fen können.
EuGH billigt deutsche Rege- Im Ergebnis hat der EuGH das genannte Erfordernis für rechtmäßig erklärt und eine direkte Be-
lung rufung auf die Richtlinie abgelehnt.

Hinweis:
Sportvereine sollten ihre Satzung somit daraufhin prüfen, ob sie für den Fall der Auflösung
ausreichende Regelungen zur Übertragung des Vermögens auf eine andere begünstigte
Einrichtung getroffen haben.

4. Wohnungseigentümergemeinschaften
„Vereine“ ganz anderer Art sind vom EuGH-Urteil v. 17.12.2020 - Rs. C-449/19 „WEG Tevesstra-
ße“ (NWB WAAAH-67321) betroffen.
§ 4 Nr. 13 UStG europarechts- Nach § 4 Nr. 13 UStG sind die Überlassung des Gemeinschaftseigentums sowie Leistungen in Be-
widrig zug auf das Gemeinschaftseigentum (Instandhaltung, Lieferung von Wärme etc.) durch Woh-
nungseigentümergemeinschaften im Sinne des WEG an die Eigentümer steuerfrei. Damit ent-
fällt bei der Wohnungseigentümergemeinschaft auch der Vorsteuerabzug.
Im konkreten Fall war der Vorsteuerabzug bei der Wohnungseigentümergemeinschaft aus den
Anschaffungs- und Betriebskosten eines Blockheizkraftwerks strittig. Dieser war wegen der steu-
erfreien Ausgangsleistungen versagt worden.
Schmidt, NWB 7/2021 Nach dem Urteil des EuGH ist die Steuerbefreiung der Produktion und Lieferung von Wärme
S. 454 nicht von Art. 135 Abs. 1 Buchst. l MwStSystRL (Vermietung und Verpachtung von Grundstücken)
gedeckt und damit europarechtswidrig. Die deutsche Regierung hatte sich als Grundlage für § 4
Nr. 13 UStG auf eine Protokollerklärung der Tagung des Rates der Europäischen Union
v. 17.5.1977 berufen. Solche Protokollerklärungen sind nach der ständigen Rechtsprechung des
EuGH jedoch nicht bindend. Entscheidend für den EuGH war ausschließlich, dass die Wohnungs-
eigentümergemeinschaft mit dem Verkauf der Wärme steuerbare und steuerpflichtige Lieferun-
gen erbracht hat. Dass es hierdurch zu einer Ungleichbehandlung von Mietern (die die Wärme
umsatzsteuerfrei als Nebenleistung zur Miete erhalten) und Wohnungseigentümern kommt,
war für den EuGH nicht entscheidungserheblich.

Hinweis:
Ob der Gesetzgeber § 4 Nr. 13 UStG anpasst oder ob sich das Problem mit einer teleologi-
schen Reduktion bei Auslegung der bestehenden Vorschrift lösen lässt, bleibt abzuwarten
(vgl. hierzu Hummel, UR 2021 S. 173).

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 128


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

V. Bemessungsgrundlage
BMF-Schreiben Sog. unentgeltliche Wertabgaben nach § 3 Abs. 1b UStG unterliegen der Umsatzsteuer. Bei Sach-
v. 18.3.2021, NWB spenden führte dies dazu, dass Unternehmen für ihr soziales Engagement mit einer Umsatz-
UAAAH-74655 steuerbelastung auf den fiktiven Einkaufspreis im Zeitpunkt der Spende „bestraft“ wurden. Mit
.................. der Besteuerung der unentgeltlichen Wertabgaben soll ein systemwidriger unversteuerter Letzt-
S. 1189 ⇓ verbrauch verhindert werden. Dass eine Sachspende auch hierunter fallen soll, wurde vielfach
als ungerechtfertigt kritisiert, auch wenn die Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie keine Möglich-
keit vorsieht, bei Sachspenden aus einem Unternehmensvermögen aus Billigkeitsgründen ab-
weichend von diesen Grundsätzen auf eine Umsatzbesteuerung zu verzichten.
Reduzierte Bemessungs- Um hier eine Erleichterung zu schaffen, sieht der durch BMF-Schreiben v. 18.3.2021 (NWB
grundlage bei fehlerhafter UAAAH-74655) eingefügte Abschnitt 10.6 Abs. 1a UStAE vor, dass die Beschaffenheit oder Ver-
Ware soll möglich werden
kehrsfähigkeit der gespendeten Gegenstände zukünftig bei der Ermittlung der Bemessungs-
grundlage für die unentgeltliche Wertabgabe berücksichtig werden kann. Werden Ladenhüter,
fehlerhafte Ware (z. B. mit beschädigter Verpackung, beschädigte oder verschmutzte Retouren,
Ausstellungsware) oder Lebensmittel kurz vor Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums gespen-
det, soll es zukünftig möglich sein, von einer verminderten Bemessungsgrundlage (bis zu 0 €)
auszugehen.
BMF-Schreiben Unabhängig zu dieser allgemeinen Regelung zu Sachspenden möchte das BMF auch der Sonder-
v. 18.3.2021, NWB situation durch die Corona-Pandemie Rechnung tragen und hat ebenfalls mit BMF-Schreiben
KAAAH-74654 v. 18.3.2021 (NWB KAAAH-74654) bestimmt, dass bei Sachspenden von Einzelhändlern an steu-
erbegünstigte Organisationen vom 1.3.2020 bis 31.12.2021 auf die Besteuerung einer unent-
geltlichen Wertabgabe verzichtet wird.
Mindestbemessungsgrundla- Mit BMF-Schreiben v. 23.2.2016 (BStBl 2016 I S. 240) wurde klargestellt, dass die Mindestbemes-
ge bei der Lieferung von sungsgrundlage bei Leistungen an einen zum vollen Vorsteuerabzug berechtigten Unternehmer
Strom und Wärme
jedenfalls dann keine Anwendung findet, wenn der vom Leistungsempfänger in Anspruch ge-
nommene Vorsteuerabzug keiner Vorsteuerberichtigung nach § 15a UStG unterliegt. Mit Schrei-
ben v. 7.7.2020 (BStBl 2020 I S. 642) hat das BMF dies nun dahingehend konkretisiert, dass die
Mindestbemessungsgrundlage bei der Lieferung von Strom und Wärme an einen zum vollen
Vorsteuerabzug berechtigten Unternehmer auch keine Anwendung findet, wenn die Leistung im
Zeitpunkt der Lieferung verbraucht wird.

VI. Steuersatz
1. Befristete Steuersatzsenkung 2020
Rondorf, NWB 28/2020 Das wohl mit Abstand prominenteste Umsatzsteuerthema im Jahr 2020 war die befristete Sen-
S. 2068 kung der Steuersätze im zweiten Halbjahr. Da zu diesem Thema und den dazu ergangenen BMF-
Schreiben v. 30.6.2020 (BStBl 2020 I S. 584) und v. 4.11.2020 (BStBl 2020 I S. 1129) bereits viel
geschrieben wurde und die Umstellungen zum 1.7.2020 und 1.1.2021 inzwischen hoffentlich
Schmidt, NWB 26/2020 gut gemeistert sind, sei an dieser Stelle nur auf die Beiträge unserer Kollegen verwiesen (vgl. z. B.
S. 1912 Rondorf, NWB 40/2020 S. 2987; Seifert/Hammerl, NWB 38/2020 S. 2843).

Hinweis:
Prüfung des Steuersatzes von Im Rahmen der Umsatzsteuererklärung 2020 sollten Sie noch einmal darauf achten, dass
Eingangsleistungen bei den von Ihnen bezogenen Eingangsleistungen der zutreffende Steuersatz angewendet
wurde, da die Umsatzsteuererklärung 2020 die letzte Möglichkeit darstellt, einen zu hohen
Vorsteuerabzug (wenn der Leistende versehentlich statt mit 16 % noch mit 19 % abgerech-
net hat) oder eine unzutreffende Versteuerung von Eingangsleistungen nach § 13b UStG
oder innergemeinschaftlichen Erwerben ohne eine Berichtigung der Erklärungen anzupas-
sen.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 129


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Ermäßigter Steuersatz für Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von 7 % auf Speisen in der Gastronomie wurde im Übrigen
Gastronomie bis 31.12.2022 durch das Dritte Corona-Steuerhilfegesetz (BGBl 2021 I S. 330) über den 30.6.2021 hinaus bis En-
verlängert
de 2022 verlängert. Für Getränke bleibt es beim regulären Steuersatz von 19 %. Und es sei da-
.................. rauf hingewiesen, dass es nach dem BMF-Schreiben v. 2.7.2020 (BStBl 2020 I S. 610) nicht bean-
S. 1190 ⇓ standet wird, wenn zur Aufteilung des Gesamtkaufpreises von sog. Kombiangeboten aus Spei-
Rondorf, NWB 12/2021 sen inklusive Getränken (z. B. Buffet, All-inclusive-Angeboten) der auf die Getränke entfallende
S. 826 Entgeltanteil mit 30 % des Pauschalpreises angesetzt wird.

2. Ermäßigter Steuersatz für das „Legen eines Hauswasseranschlusses“


BMF-Schreiben Mit Urteil v. 7.2.2018 - XI R 17/17 (NWB OAAAG-80015) hat der BFH entschieden, dass das Legen
v. 4.2.2021, NWB eines Hauswasseranschlusses auch dann als „Lieferung von Wasser“ im Sinne des ermäßigten
PAAAH-70643 Umsatzsteuersatzes nach § 12 Abs. 2 Nr. 1 UStG i. V. mit Nr. 34 der Anlage 2 zum UStG anzuse-
hen ist, wenn diese Leistung nicht von dem Wasserversorgungsunternehmen erbracht wird, das
das Wasser liefert. Mit Schreiben v. 4.2.2021 (NWB PAAAH-70643) hat das BMF diese Rechtspre-
chung in den UStAE übernommen und weitere Einzelheiten geregelt. Das „Legen eines Haus-
wasseranschlusses“ umfasst alle Leistungen, die der den Anschluss verlegende Unternehmer ge-
genüber seinem Leistungsempfänger erbringt. Dabei umfasst die Begünstigung auch übliche
Nebenleistungen, wie z. B. den Bodenaushub, wenn diese von demselben Unternehmer erbracht
werden und der Hauptleistung „Legen eines Hauswasseranschlusses“ ausschließlich und unmit-
telbar dienen. Nicht begünstigt sind dagegen Eingangsleistungen gegenüber dem Unternehmer,
der die Leistung „Legen eines Hauswasseranschlusses“ erbringt. Ebenso wenig sind Leistungen
begünstigt, die nicht oder nicht ausschließlich das Legen eines Hauswasseranschlusses betref-
fen. Insbesondere nicht begünstigt sind Arbeiten, die der Herstellung eines Mehrfachanschlus-
ses (Strom, Telekommunikation, Gas und Wasser) dienen.
Reparatur-, Wartungs- und ähnliche Leistungen an den Hauswasseranschlüssen durch den Was-
serversorger oder einen Bauunternehmer unterliegen weiterhin dem ermäßigten Steuersatz.

VII. Steuerentstehung und -schuldnerschaft


Reverse Charge bei Telekom- Durch das JStG 2020 wurde durch den neuen § 13b Abs. 2 Nr. 12 UStG die Steuerschuldnerschaft
munikationsdienstleistungen des Leistungsempfängers (§ 13b UStG) auf Telekommunikationsdienstleistungen erweitert. Die
Funktionsweise ist dabei ähnlich wie bei den Bauleistungen (§ 13b Abs. 2 Nr. 4 UStG) oder der
Lieferung von Gas und Elektrizität (§ 13b Abs. 2 Nr. 5 Buchst. b UStG): Der Übergang der Steuer-
schuld findet nur statt, wenn es sich bei dem Leistungsempfänger um einen Unternehmer han-
delt, der selbst nachhaltig solche Leistungen erbringt (sog. Wiederverkäufer).
Grambeck, NWB 3/2021 Mit Schreiben v. 23.12.2020 (BStBl 2021 I S. 92) hat das BMF den UStAE um einen neuen Ab-
S. 158 schnitt 13b.7b erweitert, der Einzelheiten zur Anwendung regelt. Kernstück ist auch hier eine
Bescheinigung, mit der dem Steuerpflichtigen die Eigenschaft als Wiederverkäufer bescheinigt
werden kann. Hierfür wurde das Formular USt 1 TQ veröffentlicht.
Weiter Begriff der Telekom- Zur Definition von Telekommunikationsdienstleistungen verweist das BMF auf Abschnitt 3a.10
munikationsdienstleistungen UStAE (Telekommunikationsdienstleistungen im B2C-Bereich). Danach fallen unter den Begriff
die Übertragung von Signalen, Schrift, Bild, Ton, Sprache oder Informationen jeglicher Art über
Festnetz, Mobilfunk, Satellit und Internet, die Bereitstellung von Leitungskapazitäten oder Fre-
quenzen über die genannten Medien und auch beim Kabelfernsehen, die Verschaffung von Zu-
gangsberechtigungen und die Vermietung und die Zurverfügungstellung von Telekommunikati-
onsanlagen. So stellt auch die Einräumung des Zugangs zum Internet oder die Übertragung von
.................. E-Mails eine Telekommunikationsdienstleistung dar.
S. 1191 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 130


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Anwendung bei > 50 % Wei- Ein Wiederverkäufer ist ein Unternehmer, der mehr als die Hälfte der von ihm erworbenen Leis-
terverkauf tungen weiterveräußert und dessen eigener Verbrauch von untergeordneter Bedeutung ist. Der
eigene Verbrauch dieser Leistungen ist von untergeordneter Bedeutung, wenn nicht mehr als
5 % der erworbenen Leistungen zu eigenen (unternehmerischen sowie nichtunternehmerischen)
Zwecken verwendet wird. Maßgeblich sind die Verhältnisse im vorangegangenen Kalenderjahr.
Neue Bescheinigung USt 1 TQ Wurde dem Unternehmer die Bescheinigung USt 1 TQ erteilt, wird die Wiederverkäufereigen-
schaft vermutet. Der Unternehmer schuldet selbst dann die Umsatzsteuer, wenn er die Beschei-
nigung gegenüber seinem Lieferanten gar nicht verwendet oder wenn er die Leistung für den
nichtunternehmerischen Bereich bezieht.
Das BMF-Schreiben v. 23.12.2020 (BStBl 2021 I S. 92) enthält zudem Anwendungsregelungen,
z. B. zu Anzahlungs- und Schlussrechnungen rund um den 1.1.2021.

Hinweis:
Achtung: Auch für branchen- Die Neureglung betrifft keinesfalls nur große Telekommunikationsunternehmen! Durch
fremde Unternehmen rele- den weit gefassten Begriff der Telekommunikationsdienstleistung und die niedrige Hürde
vant
für eine Wiederverkäufereigenschaft (Weiterverkauf der Leistungen > 50 %), können auch
kleine und branchenfremde Unternehmen in den Anwendungsbereich fallen, z. B. Kranken-
häuser, die Telefone an Patienten vermieten, oder Unternehmen, die bezogene Telekomleis-
tungen teilweise an Gruppenunternehmen weiterbelasten.

VIII. Rechnungstellung
1. Rechnungsangaben
Rechnungsadresse muss bei Nach der Rechtsprechung des BFH (s. Abschnitt 14.5 Abs. 2 Satz 4 UStAE) setzt eine zum Vorsteu-
Rechnungsstellung gültig erabzug berechtigende Rechnung nicht voraus, dass die wirtschaftliche Tätigkeit des leistenden
sein
Unternehmers unter der Anschrift ausgeübt wird, die in der von ihm ausgestellten Rechnung an-
gegeben ist. Vielmehr reicht jede Art von Anschrift, einschließlich einer Briefkastenanschrift, aus,
sofern der Unternehmer unter dieser Anschrift erreichbar ist. Mit Schreiben v. 13.7.2020 (BStBl
2020 I S. 644) wurde der UStAE in Anlehnung an die weitere Rechtsprechung des BFH dahinge-
hend ergänzt, dass für eine Erreichbarkeit der Zeitpunkt der Rechnungsausstellung maßgeblich
ist.

2. Rechnungskorrektur
Vorsteuerabzug setzt grds. Die Geltendmachung des Vorsteuerabzugs aus einer Leistung, für die der Leistende die Umsatz-
Rechnung voraus steuer schuldet (also „reguläre“ im Inland steuerbare und steuerpflichtige Leistungen, über die
mit einer Rechnung mit Umsatzsteuerausweis abgerechnet wird), setzt gem. § 15 Abs. 1 Satz 1
Nr. 1 UStG unter anderem voraus, dass der Leistungsempfänger im Besitz einer Rechnung
i. S. des § 14 UStG ist. Erst wenn eine in diesem Sinne vollständige und korrekte Rechnung vor-
liegt, kann der Leistungsempfänger den Vorsteuerabzug geltend machen (s. Abschnitt 15.2
Abs. 2 Satz 2 UStAE).
Strittig ist seit langem gewesen, inwieweit formale Mängel einer zunächst unvollständigen oder
formal nicht vollständig korrekten Rechnung mit Rückwirkung für den Vorsteuerabzug berichtigt
werden können. Dies ist aus praktischer Sicht vor allem deshalb wichtig, weil bejahendenfalls
ein vom Finanzamt aufgedeckter formaler Mangel der Eingangsrechnung nicht per se zu einem
Verlust des Vorsteuerabzugs führt, der erst in einem späteren Besteuerungszeitraum, nämlich
wenn die berichtigte und vollständig korrekte Rechnung eingeht, wieder ausgeglichen werden
kann.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 131


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Burbaum/Baumgartner, Zu den Voraussetzungen für eine solche Rückwirkung gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Ur-
Rechnungseingangskontrolle teilen des EuGH und BFH. Diese Rechtsprechung greift die Finanzverwaltung mit ihrem BMF-
und Rechnungsberichtigung, Schreiben v. 18.9.2020 (BStBl 2020 I S. 976) auf und formuliert, wann daran anknüpfend aus ih-
Grundlagen, NWB
rer Sicht eine Rechnungsberichtigung Rückwirkung für den Vorsteuerabzug entfaltet. Die we-
AAAAG-98211
sentlichen Kernaussagen zu diesem Themenkomplex trifft die Finanzverwaltung nunmehr in
..................
dem neu gefassten Abschnitt 15.2a Abs. 1a und Abs. 7 UStAE.
S. 1192 ⇓
Rechnungsfehler können in Damit eine Rechnung im Sinne des UStG überhaupt gegeben ist und mit Rückwirkung berichtigt
bestimmten Fällen rückwir- werden kann, muss das Dokument bestimmte Mindestbestandteile enthalten. Die Rechnung
kend auf den Vorsteuerabzug muss korrekte Angaben zum Rechnungsaussteller, zum Leistungsempfänger, zur Leistungsbe-
beseitigt werden schreibung, zum Entgelt und zur gesondert ausgewiesenen Umsatzsteuer enthalten. Diese An-
gaben dürfen nicht in so hohem Maße unbestimmt, unvollständig oder offensichtlich unzutref-
fend sein, dass sie fehlenden Angaben gleichstehen. Sind diese Anforderungen erfüllt, entfaltet
die Rechnungsberichtigung immer Rückwirkung (s. Abschnitt 15.2a Abs. 7 Satz 6 bis 8 UStAE).
Fietz/Körner, NWB Aus der Rechtsprechung folgt laut Finanzverwaltung nicht, dass ein Vorsteuerabzug gänzlich oh-
46/2020 S. 3388 ne Rechnung geltend gemacht werden kann (vgl. BFH-Urteil v. 15.10.2019 - V R 14/18, BStBl
2020 II S. 596, Rz. 39 ff.; Abschnitt 15.2a Abs. 1a Satz 4 UStAE). Ob das ein unumstößlicher
Grundsatz ist oder ob nicht doch Fälle denkbar sind, in denen auch gänzlich ohne Rechnung der
Vorsteuerabzug anzuerkennen ist, erscheint aber umstritten (vgl. Streit/von Streit, UStB 2017
S. 57; a. A. Leipold in Sölch/Ringleb, UStG Kommentar, § 14 Rz. 314). Die Finanzverwaltung selbst
öffnet hierzu die Tür ebenfalls einen Spaltbreit, indem sie in Abschnitt 15.11 Abs. 7 Satz 1 UStAE
den Vorsteuerabzug zumindest im Billigkeitsverfahren für möglich hält.
Ferner ist laut Finanzverwaltung aber ein Vorsteuerabzug ohne vollständig korrekte Rechnung,
die auch nicht berichtigt wurde, im Ausnahmefall möglich. Der Vorsteuerabzug muss demnach
unter Anwendung eines strengen Maßstabs gewährt werden, wenn die Finanzverwaltung über
sämtliche Angaben verfügt, um die materiellen Voraussetzungen zu überprüfen (vgl. EuGH-Ur-
teil v. 15.9.2016 - Rs. C-516/14 „Barlis 06“, NWB HAAAF-82025).
Berichtigung durch Storno Eine Rechnungsberichtigung kann entweder durch eine Rechnungsergänzung oder durch ein
oder Neuausstellung Storno der bisherigen Rechnung und Neuausstellung einer korrekten Rechnung erfolgen. Beide
Formen haben dieselbe umsatzsteuerliche Wirkung – ggf. also auch Rückwirkung auf das Recht
zum Vorsteuerabzug.

IX. Vorsteuerabzug
1. Vorsteuerabzug allgemein
Vorsteuerabzug bei einer Hol- Mit Urteil v. 12.2.2020 - XI R 24/18 (NWB DAAAH-50066) hat der BFH seine Holding-Rechtspre-
ding chung fortentwickelt und dazu entschieden, dass für die Qualifikation als Unternehmerin die
Leistungen der Holding an ihre Beteiligungsgesellschaften keine besondere Qualität aufweisen
müssen. Die Unternehmereigenschaft besteht dabei bereits dann, wenn die Erbringung von Leis-
tungen beabsichtigt ist. Auch im Wege einer Dienstleistungskommission beschaffte und weiter-
gereichte Leistungen sind ausreichend für die Einstufung als Unternehmerin.
Brill, NWB 7/2021 S. 462 Beachtung verdient zudem der BFH-Beschluss v 23.9.2020 - XI R 22/18 (NWB LAAAH-70948), mit
dem er ein weiteres Mal den EuGH zu einem Holding-Sachverhalt befragt. Es geht um die Frage,
ob eine Holding, die unternehmerisch tätig ist und steuerpflichtige Leistungen an die Beteili-
gungsgesellschaft erbringt, auch zum Vorsteuerabzug aus Eingangsleistungen berechtigt ist, die
sie nicht an die Beteiligungsgesellschaft verkauft, sondern nicht steuerbar einlegt. Würde diese
Frage bejaht, kämen die Beteiligten (Holding und Beteiligungsgesellschaft) im Streitfall in den
Genuss des Vorsteuerabzugs, obwohl die Beteiligungsgesellschaft eine operative Tätigkeit aus-
führt, die nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt. Man darf gespannt sein, wie sich der EuGH hier
aus der Affäre zieht, um den „gefühlt“ ungerechtfertigten Vorsteuerabzug aus einem derartigen
.................. Vorschaltmodell zu versagen.
S. 1193 ⇓
© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 132


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Vorsteuerabzug einer Ge- Mit BMF-Schreiben v. 18.1.2021 (BStBl 2021 I S. 121) setzt die Finanzverwaltung die Rechtspre-
meinde chung des BFH (Urteil v. 3.8.2017 - V R 62/16, BStBl 2021 II S. 109) zum Vorsteuerabzug von Ku-
rortgemeinden um und ergänzt den UStAE in den Abschnitten 3.4 Abs. 6 und 15.19 Abs. 2. Da-
nach ist der Vorsteuerabzug aus Aufwendungen für Anlagen, die sowohl für den unternehmeri-
schen Kurbetrieb als auch zur allgemeinen öffentlichen Nutzung getätigt werden, nur anteilig
zulässig. Im Gegenzug ist dann aber auch bei Mitbenutzung durch Nichtkurgäste keine unent-
geltliche Wertabgabe mehr zu versteuern.
Abzug der EUSt Zur Abzugsfähigkeit der EUSt hat die Finanzverwaltung mit BMF-Schreiben v. 16.7.2020 (BStBl
2020 I S. 645) einige Klarstellungen vorgenommen und Abschnitt 15.8 Abs. 4 und 5 UStAE er-
gänzt. Abzugsberechtigt ist die Person, die zum Zeitpunkt der Einfuhr die Verfügungsmacht an
der Ware hat. Das soll nicht anhand der Incoterms festgestellt werden, sondern anhand der um-
satzsteuerlichen Fiktionen zum Ort der Lieferung, die gleichzeitig den anzunehmenden Zeit-
punkt der Lieferung fingieren. Dies gilt laut BMF insbesondere auch bei Reihengeschäften. Nicht
entscheidend ist, wer als Zollanmelder die EUSt tatsächlich abgeführt und wer den Gegenstand
tatsächlich über die Grenze gebracht hat.

2. Vorsteueraufteilung
a) Vorsteueraufteilung bei gemischt genutzten Gebäuden
BFH, Urteil v. 11.11.2020 Der BFH hat mit Urteil v. 11.11.2020 - XI R 7/20 (NWB DAAAH-71713) zur Vorsteueraufteilung
- XI R 7/20, NWB bei Gebäuden entschieden und dabei seine bisherige Rechtsprechung bestätigt. Bestehen dem-
DAAAH-71713 nach bei gemischt genutzten Gebäuden erhebliche Unterschiede in der Ausstattung der ver-
schiedenen Zwecken dienenden Räume, sind Vorsteuerbeträge nach dem (objektbezogenen)
Umsatzschlüssel aufzuteilen (Bestätigung der Rechtsprechung; s. BFH-Urteil v. 10.8.2016 -
XI R 31/09, NWB NAAAF-82840; BFH, Beschluss v. 27.3.2019 - V R 43/17, NWB JAAAH-16005).
Im Urteilsfall errichtete die Klägerin in den Jahren 2009 und 2010 einen gemischt genutzten Ge-
bäudekomplex mit einem Supermarkt, der umsatzsteuerpflichtig verpachtet wurde, sowie einer
Senioren-Wohnanlage, die umsatzsteuerfrei verpachtet wurde („Stadtteilzentrum“). Da bei ge-
mischt genutzten Gebäuden der Vorsteuerabzug nur zulässig ist, soweit die bezogenen Ein-
gangsleistungen für steuerpflichtige Ausgangsumsätze verwendet werden, musste die Klägerin
die auf das Gebäude entfallende Vorsteuer unter Anwendung der Vorschrift des § 15 Abs. 4 UStG
aufteilen. Dazu legte sie zunächst einen Flächenschlüssel zugrunde, wonach knapp ein Drittel
der Vorsteuer abziehbar war. Später machte die Klägerin geltend, dass wegen der erheblichen
Ausstattungsunterschiede der verpachteten Flächen die Vorsteueraufteilung nach dem sog. Um-
satzschlüssel (dem Anteil der steuerpflichtigen Umsätze an den gesamten Umsätzen, die mit der
Verpachtung des Gebäudes erzielt werden) vorzunehmen sei, so dass ca. die Hälfte der Vorsteuer
abziehbar sei.
Einspruch und Klage beim Finanzgericht hatten keinen Erfolg. Die Eingangsleistungen seien laut
Finanzgericht trotz der erheblichen Ausstattungsunterschiede der Flächen im Wesentlichen
gleichartig.
Der BFH beurteilte dies anders und entschied, dass im Streitfall der Umsatzschlüssel anwendbar
sei. Steuerpflichtig genutzt werde umsatzsteuerrechtlich ein bestimmter Prozentsatz des „Stadt-
teilzentrums“, was den Rückgriff auf die konkrete Ausstattung eines bestimmten Gebäudeteils
ausschließe. Außerdem muss laut BFH nicht der Steuerpflichtige beweisen, dass der Umsatz-
schlüssel präziser ist als ein Flächenschlüssel – vielmehr dürfe das Finanzamt den Flächenschlüs-
sel nur anwenden, wenn er präziser ist.
Korn, NWB 8/2021 Die für die Praxis entscheidende Frage, welche Ausstattungsunterschiede so erheblich sind, dass
S. 532, NWB WAAAH-72278 der Umsatzsteuerschlüssel vorgeht, lässt sich nur im Einzelfall beurteilen und dürfte weiterhin
.................. streitanfällig sein. Gleichwohl wird mit diesem Urteil vergegenwärtigt, dass die in der Praxis
S. 1194 ⇓ standardmäßig erfolgende Anwendung des Flächenschlüssels keinesfalls alternativlos ist.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 133


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Der BFH erachtete es auch als unproblematisch, dass die Klägerin selbst zunächst den Flächen-
schlüssel angewendet hatte, weil keine Bindung an den vom Steuerpflichtigen gewählten
Schlüssel besteht, wenn dieser nicht sachgerecht ist.
Somit können auch Steuerpflichtige, die bei einem Objekt, für dessen Ankauf oder Errichtung die
Umsatzsteuerfestsetzung bereits unabänderbar festgesetzt ist, zumindest in den Folgejahren
gem. § 15a UStG aus einem Schlüsselwechsel Vorteile erzielen, sofern dieser Wechsel angesichts
von Ausstattungsunterschieden vertretbar erscheint. Ein Umsatzschlüssel könnte als Alternative
zum Flächenschlüssel auch nachteilig sein, wenngleich dieser Fall in der Praxis eher selten anzu-
treffen sein dürfte.

b) Vorsteueraufteilung nach einem Personalschlüssel


BFH, Urteil v. 23.10.2019 In einer weiteren Entscheidung v. 23.10.2019 - XI R 18/17 (NWB DAAAH-45294) hat der BFH ent-
- XI R 18/17, NWB schieden, dass eine Schätzung der Vorsteueraufteilung gem. § 15 Abs. 4 UStG unter Verwendung
DAAAH-45294 eines selektiven Personalschlüssels (sog. Philipowski-Methode) keine sachgerechte Methode sei.
Es bestehe daher kein Vorrang gegenüber einer Schätzung anhand des Verhältnisses der gesam-
ten steuerfreien zu den steuerpflichtigen Umsätzen.
Damit ist im Ergebnis aber nicht unbedingt jegliche Aufteilung nach einem Personalschlüssel
unzulässig. Im Streitfall hat der BFH die Methode vor allem deshalb abgelehnt, weil sie eine Viel-
zahl von Mitarbeitern nicht in die Berechnung einbezogen hatte (deshalb: selektiver Personal-
schlüssel). Das Unionsrecht, welches bei der Auslegung von § 15 Abs. 4 UStG berücksichtigt wer-
den muss, sieht grds. einen Gesamtumsatzschlüssel vor und belässt den Mitgliedstaaten aber
ein Wahlrecht, präzisere Aufteilungsmethoden anzuwenden. Wenn eine solche präzisere Metho-
de angewendet werden soll, muss sie allerdings wirklich nachvollziehbar präziser sein als eine
Aufteilung nach Umsätzen. Beim strittigen selektiven Personalschlüssel war das nach Ansicht
des BFH und der Vorinstanz nicht der Fall.

3. Vorsteuerkorrektur bei Gebäuden


Berichtigungsobjekte bei ab- Bei abschnittsweise fertiggestellten und in Gebrauch genommenen Gebäuden bleibt es laut
schnittsweise errichteten und BFH-Urteil v. 29.4.2020 - XI R 14/19 (BStBl 2020 II S. 613) bei dem bekannten und von der Finanz-
in Gebrauch genommenen
verwaltung vertretenen Grundsatz, dass unterschiedliche Berichtigungsobjekte gem. § 15a UStG
Gebäuden
vorliegen. Das hatte die Vorinstanz noch anders gesehen und die gewohnte Praxis damit infrage
gestellt.
Es war somit im Streitfall normspezifisch als Berichtigungsobjekt i. S. des § 15a UStG der Teil des
in Abschnitten errichteten Gebäudes zugrunde zu legen, der bereits in den Streitjahren verwen-
det wurde. Die Aufteilung in verschiedene Berichtigungsobjekte bei Gebäudeerrichtung nach
Baufortschritt entspricht auch der Ansicht der Verwaltung und Literatur (vgl. Abschnitt 15a.3
Abs. 2 Satz 1 bis 3 UStAE; Literaturhinweise im Urteil unter Rz. 23).

X. Sondertatbestand – Besteuerung von Reiseleistungen


Margenbesteuerung im B2B- Mit Inkrafttreten des sog. JStG 2019 (BGBl 2019 I S. 2451) wurde zum 18.12.2019 in § 25 Abs. 1
Sektor Satz 1 UStG der Passus „die nicht für das Unternehmen des Leistungsempfängers bestimmt
sind“ gestrichen. Damit erfolgte die unionsrechtlich gebotene Anpassung des Gesetzes, wonach
die Vorschrift nicht nur für Umsätze an Endverbraucher (B2C), sondern auch für Umsätze an Un-
.................. ternehmer angewendet werden muss.
S. 1195 ⇓

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 134


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

Unzulässigkeit der Bildung Ferner wurde in diesem Zuge auch § 25 Abs. 3 Satz 3 UStG, also die Option der Besteuerung von
von Gruppenmargen Gruppenmargen statt Einzelmargen, aufgehoben und die zugehörige Aufzeichnungsvorgabe des
§ 72 Abs. 3 UStDV gestrichen. Für die Aufhebung der Gruppenmargenbesteuerung gilt gem. § 27
Abs. 26 UStG eine Übergangsregelung, so dass sie erstmals auf Umsätze anzuwenden ist, die
nach dem 31.12.2021 bewirkt werden (zu den Änderungen ab 2020 vgl. z. B. Grambeck, NWB
46/2019 S. 3361; Weymüller, DStR 2020 S. 185, 196 ff.; Kanitz/Bohne, MwStR 2020 S. 20; Prätz-
ler, DB 2020 S. 241, 249; Raudszus/Grebe, UStB 2020 S. 57, 61; Pickelmann, MwStR 2020 S. 527).
BMF-Schreiben Die Finanzverwaltung stellt mit Schreiben v. 30.11.2020 (BStBl 2020 I S. 1338) klar, dass sich
v. 30.11.2020, BStBl 2020 I Steuerpflichtige auch schon für Zeiträume vor Inkrafttreten der Gesetzesänderung auf die uni-
S. 1338, zur Neuregelung onsrechtlich gebotene Anwendung berufen können. Die Ausübung des Wahlrechts ist transakti-
onsbezogen für jeden einzelnen Umsatz separat möglich. Die Besteuerung von Reiseleistungen
im B2B-Bereich dürfte aber immer dann, wenn der unternehmerische Leistungsempfänger zum
Vorsteuerabzug berechtigt ist, eher nachteilig statt vorteilhaft sein, denn sie führt zwangsläufig
durch den damit verbundenen Ausschluss des Vorsteuerabzugs auf Leistungseingangsseite zu
Kumulationseffekten.
Keine Anwendung für Unter- In einem weiteren BMF-Schreiben v. 29.1.2021 (BStBl 2021 I S. 250) wird darüber hinaus gere-
nehmer aus dem Drittland gelt, dass Anbieter aus dem Drittland die Margenbesteuerung gem. § 25 UStG nicht anwenden
können. Unternehmen aus dem Drittland müssen folglich die in Deutschland steuerbaren Leis-
tungsbestandteile in Deutschland der Umsatzsteuer unterwerfen und sich dazu umsatzsteuer-
lich erfassen lassen. Bei Leistungen an Unternehmer (also im B2B-Bereich) kann sich der Aus-
schluss aus der Margenbesteuerung aber als Vorteil erweisen, weil dadurch die für EU-ansässige
Anbieter drohenden Kumulationseffekte vermieden werden können.

AUSBLICK

Die gesetzgeberische Rechtsentwicklung im Jahr 2020 war geprägt von den Neuregelungen
durch die sog. Quick Fixes und der temporären Steuersatzsenkung. Darüber hinaus lohnt sich
schon jetzt der Blick auf 2021 und die anstehenden Neuerungen durch das sog. Digitalpaket,
wenngleich letzteres im Wesentlichen „nur“ Onlineplattformen und Händler mit grenzüber-
schreitenden B2C-Umsätzen betrifft. Für sie sind die Neuerungen dafür aber mit ganz erhebli-
chen Änderungen verbunden. Neben den gesetzgeberischen Entwicklungen ist wie immer eine
sehr vielfältige Entwicklung der Rechtsprechung festzustellen. Diese gilt es zu berücksichtigen
und ggf. daraus möglich erscheinende Vorteile auch geltend zu machen sowie sich abzeichnen-
de Änderungen zum eigenen Nachteil zu erkennen. Von all diesen Entwicklungen wird schließ-
lich auch die Finanzverwaltung getrieben. Sie ändert oder ergänzt in regelmäßigen Abständen
den inzwischen auf 764 Seiten angewachsenen UStAE. Vor diesem Hintergrund ist die Heraus-
forderung groß, bei der Umsatzsteuer in allen Bereichen „up to date“ zu sein.

AUTOREN

Dr. Martin Robisch,


Steuerberater und Partner, ist seit 1998 bei der Ernst & Young GmbH als Spezialist für Umsatz-
steuer tätig. Seit 2010 leitet er den Bereich Indirect Tax am Standort München. Er hat umfangrei-
che Erfahrung in der Umsatzsteuerberatung von Unternehmen aus allen Branchen hinsichtlich
jeglicher nationalen und internationalen Aspekte.

Stefan Greif,
Rechtsanwalt/Steuerberater, ist seit 2010 als Director bei der Ernst & Young GmbH am Standort

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 135


STEUERRECHT | UMSATZSTEUERERKLÄRUNG 2020

München im Bereich Indirect Tax beschäftigt. Er berät nationale und internationale Mandanten
in allen Bereichen des Umsatzsteuerrechts.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 136


--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---
--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---
--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---
SCHLUSSPUNKT | SOLIDARITÄTSZUSCHLAG

Der Soli ist tot – es lebe der Soli!

Die teilweise Abschaffung des Soli führt für einen Großteil der Steuerzahler zu einer spürbaren
Entlastung – doch leider profitieren längst nicht alle davon.

Dies ist die Kopie eines Schriftstücks, das uns ein Leser zur Veröffentlichung geschickt hat. Haben
auch Sie Stilblüten oder Anekdoten aus Ihrem Berufsleben, die sich in anonymisierter Form für
eine Veröffentlichung eignen? Dann schreiben Sie uns. Jede veröffentlichte Zuschrift honorieren
wir mit einer Flasche Single Malt Whisky, wahlweise mit einer Flasche Champagner.

© NWB Verlag. Das Dokument darf ausschließlich im vertraglich vereinbarten Rahmen und in den Grenzen des Urheberrechts
genutzt werden. Die Veröffentlichung im Internet ist nicht gestattet.

--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) --- PDF-Datei Seite 140


--- Lizenziert für j z (jzhu@signode.com) ---

Das könnte Ihnen auch gefallen