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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig.

Weitere Bedeutungen sind unter Wein


(Begriffsklärung) aufgeführt.

Wein ist ein Kulturprodukt, hergestellt aus dem vergorenen

Saft der Weintraube. Wo Wein kultiviert wird, sind oft


einzigartige Kulturlandschaften entstanden: Nachhaltige Gefüge von Kultur (Foto: Radebeul)

… … und Landschaft (Foto: Wachau).


Wein (über mittelhochdeutsch und althochdeutsch wīn aus lateinisch vinum) ist ein alkoholisches
Getränk aus dem vergorenen Saft der Beeren der Edlen Weinrebe (Vitis vinifera). Wein ist
ein Genuss- und Rauschmittel. Durch spezifische önologische Ausbaumethoden kommt es bei
der Lagerung zu zahlreichen biochemischen Reifeprozessen, die sehr vielfältig sein können und
auch dazu führen, dass manche Weine jahrzehntelang reifen und haltbar sind.
Die häufigsten Weine sind Rot- und Weißweine sowie Roséweine. Schaumwein (Sekt, Cava,
Champagner) entsteht aus Wein während einer zweiten Gärung. Gering schäumende Weine
werden als Perlweine bezeichnet (Prosecco frizzante, Secco). Dabei wird in der Regel
dem Wein das Kohlendioxid technisch zugesetzt.
Die für die Weinherstellung benötigten Beerenfrüchte wachsen in traubenartigen,
länglichen Rispen an der Weinrebe (Vitis vinifera). Sie stammen überwiegend von ihrer Unterart
ab, der europäischen Edlen Weinrebe Vitis vinifera subsp. vinifera. Da diese zu den
nicht reblausresistenten Rebenarten gehört, wird sie zum Schutz vor der Reblaus auf
teilresistente Unterlagen (Wurzeln) der wilden Rebarten Vitis riparia, Vitis rupestris, Vitis
berlandieri bzw. deren interspezifischen Kreuzungen (Hybridreben) gepfropft.
Fachausdrücke zum Thema Wein werden im Artikel Weinsprache erläutert.

Inhaltsverzeichnis

 1Definitionen
 2Etymologie
 3Geschichte
o 3.1Antike Mythologie
o 3.2Antike und mittelalterliche Medizin
o 3.3Jüdische und christliche Religion
o 3.4Kunst- und Kulturgeschichte
o 3.5Literatur und Dichtung
 4Weinkultur
o 4.1Weinfeste
o 4.2Weinbruderschaften und Weinkonvente
 5Weinbau
o 5.1Wahl der Rebflächen
 5.1.1Geologische Faktoren (Bodentyp)
 5.1.2Klima, Hydrologie (Bodenfeuchte), Geländeform und weitere
Faktoren
o 5.2Rebsorten
o 5.3Pflegearbeiten im Weinberg
o 5.4Weinlese
 6Wein
o 6.1Inhaltsstoffe
o 6.2Herstellung
 6.2.1Gärung
 6.2.2Weißwein
 6.2.3Rotwein
 6.2.4Schaumwein
 6.2.5Likörwein
o 6.3Weinbehandlung und Stabilisierung
 6.3.1Schwefelung
o 6.4Verfälschungen
 7Qualitätsstufen in Deutschland
 8Lagerung der Weinflaschen
o 8.1Temperatur
o 8.2Temperaturschwankungen
o 8.3Luftfeuchtigkeit
 9Genuss
 10Wirtschaftliche Bedeutung
 11Ausbildungsmöglichkeiten für Weinbau und Kellerwirtschaft
o 11.1Deutschland
o 11.2Schweiz
o 11.3Österreich
o 11.4Italien
o 11.5Weinberufe
 12Gesundheitliche Aspekte
 13Alkoholfreier Wein
 14Siehe auch
 15Film
 16Literatur
 17Weblinks
 18Einzelnachweise

Definitionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Glas Rotwein und ein Glas Weißwein

Römischer Wein, Speyer um 325, Bodenfund 1867, gilt als


ältester erhaltener Traubenwein der Welt (Historisches Museum der Pfalz, Speyer)

 Handelsbezeichnung Wein: Nur ein Getränk, das von Früchten der Weinrebe


stammt, darf die Handelsbezeichnung „Wein“ (ohne weitere Erklärung) tragen. Laut
der Gesetzgebung in der EU muss ein Wein mindestens
8,5 Volumenprozent Alkohol enthalten.
 Als Weine im weiteren Sinne werden auch bezeichnet:
o Likörweine oder verstärkte Weine: Bei verstärkten Weinen wird der
Alkoholgehalt in der Regel durch eine Zugabe
von Weinbrand (Aufspritung) erhöht. Da die Hefen bei
17,5 Volumenprozent Alkohol absterben, kann die Gärung gestoppt
werden und die Restsüße bleibt erhalten. Zu den verstärkten Weinen
zählen u. a. Madeira, Marsala, Sherry, Portwein, der Vin Doux
Naturel Banyuls und der Schweizer Gletscherwein.
o Schaumweine: Als Schaumweine – wegen des Gehaltes an
perlendem Kohlendioxidgas mit einem Druck von mehr als 3 bar – gelten
der französische Crémant und Champagner, der deutsche Sekt und
der Winzersekt, der spanische Cava sowie der italienische Spumante.
Aufgrund eines Drucks von weniger als 2,5 bar in der Flasche werden der
deutsche Perlwein, der französische vin pétillant und der
italienische Frizzante als halbschäumender Wein bezeichnet.
o Nicht ausgegorener Wein: Wein, der noch während der Gärungsphase
getrunken wird, ist unter dem Oberbegriff Neuer
Wein als Federweißer, Federroter, Sauser, Sturm, Bremser oder
dergleichen im Handel.
 Weinhaltige Getränke enthalten außer Wein noch andere Stoffe – zur
Aromatisierung oder zur Verdünnung. Zu den weinhaltigen Getränken
gehören Sangría, Vermouth, Weinschorle (in Österreich auch Gespritzter oder G'sprit
zter genannt).
 Weinähnliche Getränke sind solche, die nicht aus dem Saft der Beeren der
Weinrebe hergestellt werden, sondern aus dem fruchtzuckerhaltigen Saft anderer
Früchte oder aus sonstigen zuckerhaltigen Grundstoffen,
wie Obstwein, Met (aus Honig), Rhabarber-Wein. Weine aus anderen Früchten als
Weintrauben müssen immer den Namen der vergorenen Frucht enthalten
(beispielsweise Wein aus Äpfeln = Apfelwein). Vergorene Erzeugnisse
aus stärkehaltigen Grundstoffen wie Reiswein werden nicht als weinähnliche
Getränke bezeichnet.

Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
„Wein“ ist ein klassisches Wanderwort, das im ganzen mediterranen Raum verbreitet war.
Das arabische wayn, das lateinische vinum, das griechische οἶνος [oínos] bzw. *ϝοῖνος [woínos] –
von myk. wo-no – sind miteinander verwandt, ohne dass man folgern könnte, aus welcher
Sprache es ursprünglich stammt. Vermutlich kann eine ähnliche Verbindung
zum georgischen Wort ღვინო [ghwino] gezogen werden. Zu beachten ist, dass nur das
georgische Wort Ghwino eine andere Bedeutung hat und „siedende“ bedeutet.
Das hochdeutsche Wort Wein (aus althochdeutsch wîn oder winam)
sowie engl. wine, walisisch gwin und irisch fíon sind alle gemeingermanisch aus lat. vinum bzw.
provinzlateinisch vino[1] entlehnt, während franz. vin (vgl. altfranzösisch li vins) direkt auf das
lateinische Wort zurückgeht. Dies erklärt sich durch den Umstand, dass sowohl Germanen als
auch Kelten erstmals über die Römer in größerem Umfang mit Wein in Berührung kamen und
somit das lateinische Wort übernahmen. [2]
Über spätere Handelsbeziehungen gelangte der Begriff des Weins von den Germanen bis zu
den Slawen (siehe das russische Wort vinó) und bis zu den Balten, wobei beispielsweise
in Litauen das Wort vynas und in Lettland das Wort vins bekannt ist.[3]
Das lateinische vinum ist wahrscheinlich aus einer mediterranen oder pontischen Sprache
entlehnt.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weinlese im Alten Ägypten, Grab des Nacht (TT52)

Wein und Götter: Athene füllt aus einer Oinochoe Wein in


den Kantharos des Herakles; Tondo einer attisch-rotfigurigen Trinkschale des Python
und Duris, um 480/70 v. Chr.
→ Hauptartikel: Geschichte des Weinbaus
Im Altertum erfuhr der Weinanbau eine erhebliche Beachtung und Ausbreitung. Weinbau wurde
schon seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. in Vorderasien betrieben. Georgien sowie das
heutige Armenien gelten als die Ursprungsländer des Weines.[5][6][7][8][9][10][11][12][13]
Der Wein spielte seit dem Altertum als landwirtschaftliches Erzeugnis eine bedeutende Rolle,
sowohl in der Wirtschaft als auch in der Medizin [14] sowie im sozialen und rituellen Leben.
Insbesondere aber war und ist er ein Symbol zahlreicher Mythologien und Religionen.
Siehe auch: Wein im Alten Ägypten und Geschichte des Weinbaus in Griechenland
Antike Mythologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wein war und ist ein wesentlicher Bestandteil ritueller Praktiken in verschiedenen Kulturen. Die
im Weingenuss gesuchte Ekstase wurde als etwas betrachtet, das Nähe zu
einer Gottheit schaffen kann.
In der antiken Mythologie waren
es Osiris (Ägypten), Dionysos (Griechenland), Bacchus (römische Mythologie)
oder Gilgamesch (Babylonien), die den Wein und den Weingenuss repräsentierten.
In der griechischen Antike war der Wein ein Gegenstand religiöser Verehrung und Sinnbild der
Kultur. Er stand im Mittelpunkt der Kulte und Mysterien des griechischen Gottes Dionysos. Die
Bedeutung des Weines im antiken Kulturraum spiegelt sich auch in den Festen, die zu seinen
Ehren abgehalten wurden: Im Dezember feierte man die Lenäen, das Fest der Weinpresse.
Dabei wurde Dionysos der neue Wein geopfert. Im Februar folgten die Anthesterien, wo der Wein
der letzten Ernte gekostet wurde. Wein war zudem wichtiger Teil des griechischen und römischen
Libationsopfers. Dabei wurde Wein direkt auf die darzubringenden Opfer, auf die Erde oder ins
Feuer verspritzt. Die Römer verehrten Bacchus als Gott des Weines. Die Herstellung des Weines
war von religiösen Normen bestimmt: Priester setzen die Tage des Erntebeginns fest. Selbst das
Stutzen der Rebstöcke war eine religiöse Pflicht. Der Wein war auch ein wichtiger Bestandteil
religiöser Feste im Alten Rom, so zum Beispiel beim Frauenfest der Bona Dea, Göttin der
weiblichen Fruchtbarkeit.

Antike und mittelalterliche Medizin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Neben Öl, Wasser und Essig wurde Wein aufgrund seines Alkoholgehalts seit Anbeginn seiner
Entdeckung auch in der Medizin vielfach eingesetzt. Sehr früh und gerne nutze man Wein auf
diesem Gebiet als Desinfektionsmittel für Wunden, einen Rauschzustand auslösend als eines der
ersten Schmerzmittel und bediente sich seiner besonders im Mittelalter als Konservierungsmittel
sowie zur Herstellung von einfachen Arzneien, Tinkturen und Extrakten. Im Allgemeinen schrieb
man Wein, wie zahlreiche mittelalterliche Enzyklopädien belegen, ausgehend von der Antike,
eine sogenannte „feurige Natur“ zu und sagte ihm nach verdauungsfördernd, harntreibend und
reinigend auf den Körper einzuwirken. [15] Seine medizinische Anwendung im Zusammenhang von
Arzneien ist sehr ausführlich unter anderem im 12. Jahrhundert in den Schriften der
Äbtissin Hildegard von Bingen belegt.[16] Abgesehen von Konservierungszwecken wurde Wein in
Kombination von Kräutern und Mineralien im Mittelalter durch Einlegen, Bedampfen und anderen
zum Teil komplexen Extraktionsverfahren zur Herstellung von einfachen Arzneimitteln eingesetzt.
[16]
 Mit der Entdeckung verbesserter Destillationsverfahren zur Gewinnung von reinem Alkohol
wurde Wein spätestens seit der Neuzeit in der Medizin aber weitestgehend abgelöst.

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