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ISSN 2196-8942
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E D I T O R I A L
Dr. Thomas Horst Klaus Prof. Dr. Ludolf Dr. Hartmut Dr. Angela Dr. Andreas Dr. Eva
Ritter Creutz Suckow Pelizaeus Häger Onasch Brandstetter Eggebrecht †
Ein Bericht aus der Feder von Regina Hölzl widmet sich der Restaurierung der histori-
schen Wand- und Deckendekoration in den Schauräumen der Ägyptisch-Orientalischen
Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien. Zudem blicken Katharina Stegbauer
und Daniela Rutica zurück auf die 13. Tage der Ägyptologie, die dieses Mal digital im
virtuellen Kloster Brenkhausen stattgefunden haben. Frank Förster berichtet über die erste
virtuelle Sonderausstellung im Ägyptischen Museum der Universität Bonn, und Joshua
Bilstein präsentiert die dort aufbewahrten Tiermumien, die Gegenstand seiner Bachelor-
arbeit waren.
Durch die Pandemie entstehen immer wieder neue Formate. Begleiten Sie Bernt Müller
und Andreas Schröder auf eine Reise nach Gebel es-Silsila und entdecken Sie dort Über
raschendes. Im Neuen Museum Berlin ist eine kleine Kabinettausstellung der altägypti-
schen Musik gewidmet, wie Olivia Zorn berichtet.
Zuletzt noch etwas in eigener Sache: Wir suchen Unterstützung für unsere Redaktion!
Wie Sie vielleicht erfahren haben, ist im letzten Jahr unsere Lektorin Erika Böning-Feuß
verstorben. Wenn Sie Interesse haben, unserer Redaktion tatkräftig unter die Arme zu
greifen, dann melden Sie sich einfach. Vielen Dank!
Und nun viel Vergnügen mit der neuen -Ausgabe – bleiben Sie gesund!
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Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .02
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S
Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 03
Bernt Müller / Andreas Schröder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .04
Minoisches am Gebel es-Silsila
Spiralmuster an der Decke der Felskapelle des Amenemhet
Frank Förster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10
Wenn Zeichen Rinder zerlegen…
Erste virtuelle Sonderausstellung im Ägyptischen Museum der Universität Bonn
Olivia Zorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16
Klangbilder – Musik im Alten Ägypten
Veranstaltungskalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Regina Hölzl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Zur Restaurierung der historischen Wand- und Deckendekoration
in den Schauräumen der Ägyptisch-Orientalischen Sammlung des KHM Wien
Joshua Bilstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Die Tiermumien im Ägyptischen Museum der Universität Bonn
Katharina Stegbauer / Daniela Rutica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .45
Ägyptische Helden erobern das Internet
Die digitalen Tage der Ägyptologie im virtuellen Kloster Brenkhausen
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .51
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Institut für Archäologie und Kulturanthropologie
Abteilung Ägyptologie mit Ägyptischem Museum
Gefördert durch:
Bonner Universitätsstiftung
Wenn Zeichen Rinder zerlegen…
Erste virtuelle Sonderausstellung im Ägyptischen
Museum der Universität Bonn
Frank Förster
W ie im letzten
digt (vgl.
-Heft angekün-
62, 2021, S. 21), hat
das Ägyptische Museum der Universität
des Mittleren Reiches (2. Jahrtausend v.
Chr.)“ zu sehen. Im Mittelpunkt steht eine
außergewöhnliche, ja einmalige Schlach-
Bonn nun seine erste virtuelle Sonderausstel- tungsszene aus dem monumentalen Grab des
lung realisiert. Seit dem 16. Juni 2021 – als Gaufürsten Wahka II. in Qau el-Kebir in
das Museum noch coronabedingt geschlos- Mittelägypten, das in das spätere Mittlere
sen war – ist die digitale Präsentation „Ver- Reich datiert. Das Grab ist heute in einem
menschlichte Zeichen als Schlächter: Singu- sehr schlechten Erhaltungszustand und seine
läre Ikonographie als Spuren sozio-politi- Wanddekoration unter dicken Rußschichten
scher Veränderungen im ägyptischen Niltal verborgen, wenn nicht bereits für immer ver-
Abb. 1: Blick ins Grab des Gaufürsten Wahka II. in Qau el-Kebir, Mittelägypten. Aufgrund des schlechten Erhal-
tungszustands sind die Wanddekorationen heute kaum mehr zu erkennen oder bereits völlig zerstört.
© Foto: Ghada Mohamed.
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Abb. 2: Die außergewöhnliche Schlachtungsszene im Grab des Wahka II. auf Grundlage einer alten Umzeichnung
von W.M.F. Petrie (1930: Taf. XXVIII). Die anthropomorphisierten Zeichen sind teilweise ergänzt und einge-
färbt. © Grafik: Mostafa Nagdy und Ghada Mohamed.
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loren (vgl. Abb. 1). Für die fragliche Szene sierte Zeichen oder Symbole die Rolle der
wurde auf eine alte Umzeichnung von Schlächter übernehmen (Abb. 2–3). Genau-
W.M.F. Petrie zurückgegriffen, die dieser er gesagt handelt es sich um mehrere Anch-,
1930 publizierte (Petrie 1930: Taf. XXVIII). ein Was- und ein Djed-Zeichen, die alle mit
Armen, Schlachtmessern oder anderen Ge-
Darstellungen von Rindern und ihrer genständen ausgestattet sind und, dergestalt
Schlachtung und Zerlegung waren bekannt- vermenschlicht, als eigenständige Akteure
lich den Gräbern der wohlhabenden Ägypter auftreten. Die Darstellung solcher anthro-
vorbehalten; sie sollten die ewige Fleischver- pomorphisierter, handelnder Sakralzeichen
sorgung der gut betuchten Toten im Jenseits war bis dahin ein königliches Privileg gewe-
sichern, da nach altägyptischer Auffassung sen, was eine Reihe interessanter Fragen auf
Darstellungen und Grabbeigaben auf magi- mehreren Ebenen aufwirft, denen die Son-
sche Weise real wurden. Das Besondere der derausstellung nachgeht – mehr sei an dieser
Schlachtungsszene im Fürstengrab des Wah- Stelle nicht verraten. Angereichert wird die
ka II. in Qau el-Kebir liegt nun darin, dass Präsentation durch konventionelle Schlach-
hier anstelle von Dienern anthropomorphi- tungsdarstellungen aus der Sammlung des
Abb. 4: Konventionelle Schlachtungsszene auf Fragmenten eines bemalten Kalksteinreliefs aus einem Grab des
Alten Reiches (Ägyptisches Museum Bonn, Inv.-Nr. BoSAe 104; Maße: 95,2 x 36,0 x 5,9 cm).
© Foto: Ghada Mohamed; Umzeichnung: Mostafa Nagdy und Ghada Mohamed.
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Ägyptischen Museums, die in der Gegen- abrufen (vgl. Abb. 6). Digitale Angebote
überstellung die Einzigartigkeit der Szene wie dieses, die im Unterschied zu „realen“/
von Qau el-Kebir betonen (Abb. 4–6). analogen Ausstellungen keiner Laufzeitbe-
schränkung unterliegen (jedenfalls solange
Die dankenswerterweise von der Bonner wie für die technischen Rahmenbedingun-
Universitätsstiftung geförderte Ausstellung gen gesorgt ist), sind nicht zuletzt mit Blick
wurde von Dr. Ghada Mohamed (Univer- auf die im nächsten Jahr anstehende Schlie-
sität Kairo) konzipiert und realisiert, die ßung und den temporären Umzug des Mu-
erst kürzlich an der Universität Bonn als seums aufgrund der Komplettsanierung des
DAAD-Stipendiatin erfolgreich ihre Promo- Uni-Hauptgebäudes von besonderer Bedeu-
tion über die Bedeutung anthropomorphi- tung. Der Interims-Standort, der für mehre-
sierter Sakralzeichen im alten Ägypten abge- re Jahre das neue Domizil des Museums sein
schlossen hat (Mohamed 2020). Die Sonder- wird, steht noch nicht fest; wir halten Sie
ausstellung wird auf Deutsch und Arabisch auf dem Laufenden. Aktuelles finden Sie wie
präsentiert, sowohl in Gestalt eingebetteter immer auf unserer Homepage: https://www.
PDFs im Rahmen des virtuellen 360°-Rund- aegyptisches-museum.uni-bonn.de
gangs durch das Museum (https://vr-easy.
com/tour/4750/) (Abb. 7) als auch auf zwei Literatur:
eigens eingerichteten Websites: Ghada Mohamed, Menschenhafte Zeichen:
Die anthropomorphisierten Sakralzeichen
Deutsch: https://bit.ly/2YftwJS im pharaonischen Ägypten, unpublizierte
Arabisch: https://bit.ly/3h0lgEe Dissertationsschrift, Bonn 2020 (Publika-
tion in Vorbereitung).
Seit der Wiedereröffnung des Museums William Matthew Flinders Petrie, Antaeo-
am 13. Juli 2021 lässt sich die Präsentati- polis. The Tombs of Qau, British School
on auch „live“ vor Ort, vor einer Vitrine of Archaeology in Egypt Publ. 51, London
mit den besagten Exponaten, bequem über 1930.
QR-Codes mit Smartphone oder Tablet
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Abb. 6: Vitrine mit den beiden Exponaten (Abb. 4–5) sowie Plakaten mit QR-Codes, die zur virtuellen Ausstel-
lung auf Deutsch und Arabisch führen. © Foto: Frank Förster.
Abb. 7: Screenshot von der Station der Virtual Reality-Tour, an der Ausstellungsplakat und -PDFs in deutscher
und arabischer Fassung digital eingebettet sind (https://vr-easy.com/tour/4750/).
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Ausgabe Oktober 2021
I M P R E S S U M
Heft-Nr. 63 / 23. Jahrgang
ISSN: 2196-8942 (Print)
Magazin für die Freunde
Ägyptischer Museen und Sammlungen ISSN: 2513-0161 (eBook)
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