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Kopf und Hals | 1 Übersicht

1.1 Regionen und tastbare Knochenpunkte

Regio Regio Regio


parietalis frontalis orbitalis

Regio temporalis

Regio zygomatica Regio nasalis

Regio Regio
infratemporalis infraorbitalis

Regio auricularis Regio oralis

Regio mastoidea Regio mentalis

Regio parotideo- Trigonum


masseterica submandibulare

Fossa retro- Trigonum


mandibularis submentale Regio
cervicalis
Regio buccalis Trigonum anterior
caroticum

Regio cervicalis Trigonum musculare


posterior (omotracheale)

Regio cervicalis Regio sterno-


lateralis cleidomastoidea

Fossa supra- Fossa supra- Fossa


clavicularis major clavicularis minor jugularis

A Regionen von Kopf und Hals


Ansicht von ventral-rechts.

C Regionen von Kopf und Hals (Regiones capitis und cervicales)

Kopfregionen Halsregionen
Regio (Regiones capitis) (Regiones cervicales)
parietalis
• Regio frontalis • Regio cervicalis anterior
• Regio parietalis – Trigonum submandibulare
Regio • Regio occipitalis – Trigonum caroticum
Regio temporalis
• Regio temporalis – Trigonum musculare
occipitalis
• Regio auricularis (omotracheale)
Regio
auricularis • Regio mastoidea – Trigonum submentale
Regio • Regio facialis
mastoidea • Regio sternocleidomastoidea
– Regio orbitalis
– Fossa supraclavicularis minor
– Regio infraorbitalis
Regio cervicalis – Regio buccalis • Regio cervicalis lateralis
posterior – Regio parotideomasseterica – Trigonum omoclaviculare
– Regio zygomatica (Fossa supraclavicularis
– Regio nasalis major)
– Regio oralis
• Regio cervicalis posterior
– Regio mentalis

Die Regionen von Kopf und Hals haben auch klinisch Bedeutung, da
Vertebra
prominens
viele Hautläsionen in beiden Regionen mit bloßem Auge zu erkennen
sind und ihre Lokalisation exakt beschrieben werden muss. Dies ist be-
sonders bei Hautkrebs wichtig, da die Lymphe, über die der Tumor seine
B Regionen von Kopf und Hals Zellen streuen kann, je nach Lokalisation in unterschiedliche Lymphkno-
Ansicht von dorsal-rechts. tenstationen abfließt.

2 Schünke, Schulte, Schuhmacher, Voll, Wesker, PROMETHEUS LernAtlas der Anatomie - Kopf, Hals und Neuroanatomie (ISBN 978-3-13-244421-8),
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form an Dritte weitergegeben werden!
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1 Übersicht | Kopf und Hals

Trigonum M. digastricus, M. digastricus,


submandibulare Venter anterior Mandibula Venter anterior

Trigonum M. digastricus,
submentale Venter posterior
M. digastricus,
Venter posterior
Os hyoideum M. sternocleido-
mastoideus
M. sternocleido-
Trigonum mastoideus Trigonum Regio cervicalis
caroticum submentale lateralis
M. trapezius
Trigonum Regio cervicalis
caroticum posterior

M. sterno- Trigonum
hyoideus omoclaviculare

a b
Regio cervicalis lateralis; Fossa Trigonum Fossa Clavicula
Trigonum cervicale posterius; supraclavicularis omoclaviculare supraclavicularis
Trigonum colli laterale minor minor

D Regionen des Halses in ein Muskelpräparat eingezeichnet Da die hier dargestellten Muskeln leicht sicht- und tastbar sind, eignen
a Ansicht von ventral bei leicht dorsalflektiertem Kopf; b Ansicht von sie sich besonders als Orientierungspunkte für eine topografische Eintei-
links. lung des Halses.

Os frontale Sutura
sagittalis
Incisura
frontalis

Incisura
supraorbitalis Os parietale

Os nasale
Sutura
Arcus zygomaticus lambdoidea Os occipitale

Foramen infraorbitale Protuberantia


Os temporale occipitalis
Maxilla externa
Proc. mastoideus
Protuberantia Angulus mandibulae Atlas,
mentalis Proc. transversus
Foramen mentale Angulus
Corpus ossis mandibulae
hyoidei Procc. spinosi
Incisura
thyroidea
superior

Larynx
Prominentia
laryngea

Cartilago
cricoidea
Clavicula

Manubrium Art. sterno- Scapula, Vertebra


a sterni clavicularis b Angulus superior prominens

E Tastbare Knochenpunkte an Kopf und Hals


a Ansicht von frontal; b Ansicht von dorsal.

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1.2 Kopf und Hals als Ganzes und Halsfaszien

Kopf und Hals bilden anatomisch und funktionell eine Einheit, wobei der
Hals den Kopf mit dem Rumpf verbindet. Deshalb enthält der Hals be-
sonders viele Leitungsbahnen, an welche die Halseingeweide sozusagen
im Nebenschluss angelagert sind. Während im Kopfbereich außer den Protuberantia
Organfaszien (z. B. um die Ohrspeicheldrüse) keine allgemeinen Faszien occipitalis
vorhanden sind, wird der Hals durch mehrere Faszien in Räume unter- externa
teilt. Sie sind hier der Besprechung von Organen und Leitungsbahnen
vorangestellt, da die folgenden Kapitel immer wieder auf die Lage der Spitze des
Proc. mastoideus
Strukturen innerhalb dieser Faszien Bezug nehmen.

A Gliederung des Kopf- und Halskapitels


Unterrand
Übersicht • Regionen und tastbare Knochenpunkte der Mandibula
Proc. spinosus
• Kopf und Hals als Ganzes und Halsfaszien
des 7. Halswirbels
• Klinische Anatomie von Kopf und Hals Clavicula
• Embryologie Gesicht
• Embryologie Hals Jugulum Acromion
sterni
Knochen • Schädelknochen
• Zähne
• Halswirbelsäule
• Bandapparat C Grenzflächen des Halses
• Gelenke Ansicht von links. Folgende tastbare Strukturen bilden die Grenzflächen
des Halses:
Muskulatur • mimische Muskulatur
• Kaumuskeln • kranial: Unterrand der Mandibula, Spitze des Proc. mastoideus und
• Halsmuskeln Protuberantia occipitalis externa;
Systematik • Arterien • kaudal: Jugulum sterni, Clavicula, Acromion und Proc. spinosus des
der Leitungs- • Venen 7. Halswirbels.
bahnen • Lymphknotenstationen
• Nerven
Organe und • Ohr Fascia cervicalis, Fascia cervicalis,
ihre Leitungs- • Auge Lamina superficialis Lamina pretrachealis
bahnen • Nase
• Mundhöhle
Eingeweide-
• Rachen faszie
• Kopfspeicheldrüsen
• Kehlkopf
• Schilddrüse und Nebenschilddrüsen
Vagina
Topografische • vordere Gesichtsregion carotica
Anatomie • Hals von ventral, oberflächliche Schichten
• Hals von ventral, tiefe Schichten
• oberflächliche Schicht des seitlichen Kopfes
• mittlere und tiefe Schicht des seitlichen Kopfes
• Fossa infratemporalis (Unterschläfengrube)
• Fossa pterygopalatina (Flügel-Gaumen-Grube)
• laterales Halsdreieck
• Übergang in die obere Thoraxapertur,
Fascia cervicalis,
Karotisdreieck und tiefe seitliche Halsregion Lamina
• hintere Halsregion und Hinterhauptsregion prevertebralis
• Kopf und Hals im Schnittbild

B Halsfaszie (Fascia cervicalis) D Faszienverhältnisse am Hals; Querschnitt in Höhe des 5. Hals-


Man unterscheidet eine Muskelfaszie mit drei Blättern sowie eine Lei- wirbels
tungsbahnen- und eine Eingeweidefaszie: Die gesamte Ausdehnung der Halsfaszie ist orientierend am besten in
einem Querschnitt zu erkennen:
1. Lamina superficialis: umhüllt den ganzen Hals und liegt dem
M. trapezius und dem M. levator scapulae außen an, sie umscheidet • Die Muskelfaszie spaltet sich in drei Blätter auf:
den M. sternocleidomastoideus – Lamina superficialis (orange),
2. Lamina pretrachealis: umscheidet die infrahyoidalen Muskeln – Lamina pretrachealis (grün) und
3. Lamina prevertebralis: umscheidet die Mm. scaleni, die prävertebrale – Lamina prevertebralis (violett);
Muskulatur und die autochthone Rückenmuskulatur • darüber hinaus gibt es eine Leitungsbahnenfaszie: Vagina carotica
4. Vagina carotica: umscheidet die Gefäß-Nerven-Straße (hellblau) und
5. Eingeweidefaszie: umscheidet Larynx, Trachea, Pharynx, Oesophagus • eine Eingeweidefaszie (dunkelblau).
und Gl. thyroidea

4 Schünke, Schulte, Schuhmacher, Voll, Wesker, PROMETHEUS LernAtlas der Anatomie - Kopf, Hals und Neuroanatomie (ISBN 978-3-13-244421-8),
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Mandibula

Gl. parotidea

Lamina
superficialis
M. sternocleido-
mastoideus
M. sternohyoideus
Vagina carotica

Eingeweidefaszie
Lamina
pretrachealis

Lamina
prevertebralis

M. trapezius

Clavicula

Lamina
superficialis

Lig. nuchae

Lamina Rückenmark
superficialis

Lamina Lamina
pretrachealis prevertebralis

Eingeweide-
faszie
sog. gefährlicher
Spalt
b

E Faszienverhältnisse am Hals mina prevertebralis sichtbar. Diese, durch die Faszien begrenzten Bin-
a Ansicht von ventral. Der sehr variabel ausgebildete Hautmuskel des degewebsschläuche des Halses haben klinisch insofern Bedeutung,
Halses, das Platysma, liegt oberhalb (epifaszial) der oberflächlichen als sie z. T. begrenzende Leitstrukturen darstellen, in denen sich Ent-
Halsfaszie, er wurde beiderseits in Höhe des Unterrandes der Man- zündungen ausbreiten können, wobei die Entzündung (zumindest
dibula entfernt. Die Halsfaszien bilden ein bindegewebiges Blatt um initial) auf diesen bestimmten Bindegewebsraum begrenzt bleiben
die Muskulatur, die Leitungsbahnen und die Halseingeweide (zur nä- kann.
heren Unterteilung s. B). Auf diese Weise unterteilen sie den Hals in b Ansicht von links. Mediansagittalschnitt: In dieser Darstellung er-
Räume, von denen einige, durch die die Leitungsbahnen ziehen, nach kennt man, dass das tiefe Blatt der Halsfaszie, die Lamina preverte-
kaudal und kranial hin offen sind. Unter dem oberflächlichen Blatt der bralis, median direkt auf der Wirbelsäule aufliegt und gespalten ist.
Halsfaszie, der Lamina superficialis, das mitte-links gefenstert wurde, Bei einer Knochentuberkulose der Halswirbelsäule z. B. kann sich hier
liegt das mittlere Blatt, die Lamina pretrachealis. Unterhalb der La- ein Senkungsabszess entlang der Faszie ausbilden (sog. gefährlicher
mina pretrachealis wird in einem Fenster die Eingeweidefaszie sicht- Spalt, Retropharyngealabszess). Lateral und dorsal umscheidet diese
bar. Die Leitungsbahnen sind von einer weiteren Faszie umgeben, der Faszie Muskulatur (s. D). Die weiter lateral gelegene Vagina carotica
Vagina carotica. Dorsal links wird das tiefe Blatt der Halsfaszie, die La- ist in diesem medianen Schnitt nicht mit anzutreffen.

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1.3 Klinische Anatomie

A Spalt- oder Spannungslinien am Kopf


Ansicht von schräg vorne.
Haut und Subkutis stehen unter Spannung,
weshalb ein Stich mit einer kleinen runden Na-
del zu einem kleinen länglichen Spalt in der
Haut führt. Dieser Spalt richtet sich nach den
Spannungslinien im Bereich des Einstichs aus.
Um eine rasche Wundheilung und wenig auf-
fällige Narbenbildung zu gewährleisten, müs-
sen Schnitte im Kopfbereich daher entlang
dieser Spannungslinien ausgerichtet werden.
Diese Schnittführung ist gerade im Bereich des
Kopfes wichtig, da dort Narben besonders gut
zu sehen sind.

Stirnhöhle
präaurikuläre

Kieferhöhle retroaurikuläre

nuchale,
okzipitale submentale

profunde submandi-
zervikale buläre

supra-
klavikuläre

a b c

B Projektionen klinisch wichtiger Strukturen auf den Kopf c Abführende Lymphknotenstationen am Übergang von Kopf zu Hals:
Ansicht von frontal (a u. b) und von schräg rechts (c). Die wichtigsten dieser Lymphknotenstationen sind hier benannt.
Wenn die Lymphknoten vergrößert sind, liegt z. B. eine Entzündung
a Austrittspunkte des sensiblen N. trigeminus: Sie sind für die klinische
oder ein Tumor im Einflussgebiet dieses Lymphknotens vor. Bei der
Prüfung der Sensibilität des Kopfes von Bedeutung. Wenn der Druck
klinischen Untersuchung des Kopfes sind die abführenden Lymph-
der Fingerkuppe an diesen Austrittspunkten Schmerzen auslöst, ist
knotenstationen daher abzutasten.
der entsprechende Trigeminusast gereizt.
b Hautareale über den Nasennebenhöhlen: Sie sind bei Entzündungen
der Nebenhöhlen, die sehr häufig vorkommen, (druck)schmerzemp-
findlich.

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1 Übersicht | Kopf und Hals

Regio cervicalis anterior


• Trigonum submandibulare
– submandibuläre Lymphknoten
– Gl. submandibularis
– N. hypoglossus
– Gl. parotis (dorsal)
• Trigonum caroticum
– Karotisbifurkation
b – Glomus caroticum
– N. hypoglossus
• Trigonum musculare
Trigonum – Gl. thyroidea
submandibulare – Larynx
Regio sterno-
cleidomastoidea Trigonum submentale Regio – Trachea
cervicalis – Oesophagus
Regio cervicalis posterior; Trigonum caroticum anterior
• Trigonum submentale
Regio colli posterior
Trigonum musculare; – submentale Lymphknoten
Trigonum omotracheale
Regio sternocleidomastoidea
• M. sternocleidomastoideus
• A. carotis
a • V. jugularis interna
• N. vagus
Fossa supra- • juguläre Lymphknoten
Regio cervicalis lateralis, Trigonum omoclaviculare; clavicularis minor
Trigonum cervicale posterius; Fossa supra- Regio cervicalis lateralis
Trigonum colli laterale clavicularis major • laterale Lymphknoten
• N. accessorius
C Zuordnung anatomisch wichtiger Umgekehrt kann bei pathologischen Verän- • Plexus cervicalis
Strukturen zu den topografischen Feldern derungen in einer Region auf die zugrundelie- • Plexus brachialis
und Regionen des Halses gende anatomische Struktur rückgeschlossen Regio cervicalis posterior
a Ansicht von ventral-rechts; b Ansicht von werden. So sind z. B. Glomustumoren im Trigo- • Nackenmuskeln
dorsal-links. num caroticum lokalisiert. • Trigonum arteriae vertebralis
Bestimmte tiefer gelegene Strukturen des
Halses projizieren auf verschiedene Regionen.

D Muskulärer Schiefhals (Torticollis E Retrosternale Struma F Abschätzung des zentralen Venendrucks


muscularis) links Eine Struma, die von den unteren Polen am Hals in halbaufrechter Körperhaltung
Schiefhals und Struma (s. E) können alleine (s. S. 224) der Schilddrüse ausgeht, kann bis in Normalerweise sind die Halsvenen im Sitzen
durch die Inspektion diagnostiziert wer- die obere Thoraxapertur reichen und dort die kollabiert. Liegt allerdings eine Rechtsherzin-
den (Blickdiagnose). Beim Schiefhals ist der Halsvenen komprimieren. Die Folge ist eine ve- suffizienz vor, so staut sich das Blut vor dem
M. sternocleidomastoideus – meist aufgrund nöse Stauung mit Venenerweiterung an Kopf rechten Herzen, was zu einem Rückstau des
intrauteriner Fehllage – verkürzt. Dadurch und Hals (sog. kongestionierter Hals). Blutes in die Vv. jugulares führt. Die Höhe des
halten die Betroffenen den Kopf zur erkrank- Rückstaus wird durch eine Pulsation in der
ten Seite geneigt und leicht zur Gegenseite V. jugularis externa erkenntlich (sog. Venen-
gedreht. Ohne Therapie (Krankengymnastik/ puls, Ende der oberen blauen Markierung). Je
Operation) führt der Schiefhals sekundär zu höher dieser Punkt liegt, desto mehr Blut wird
schiefem Wachstum von Wirbelsäule und Ge- rückgestaut. Folglich kann man an diesem
sichtsschädel. Die Schädelasymmetrie äußert Punkt die Schwere der Rechtsherzinsuffizienz
sich u. a. durch die Konvergenz der Gesichts- bestimmen.
ebenen auf der erkrankten Seite (s. Linien).

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Kopf und Hals | 1 Übersicht

1.4 Embryologie des Gesichts

Stirnfortsatz Stirnfortsatz

Riech- Auge Riechgrube


plakode Auge
Tränen- lateraler
Oberkiefer- Nasen-Furche Nasenwulst Tränen-
wulst Nasen-Furche
Stomodeum medialer
Unterkiefer- Nasenwulst Stomodeum
wulst

a b

lateraler
Nasenwulst
Auge
medialer
Nasenwulst Auge Tränen-
Nasen-Furche
Oberkiefer- Tränen-
fortsatz Nasen-Furche Philtrum

Unterkiefer-
c fortsatz d

A Gesichtswülste und deren Verschmelzung wülste, daran anschließend lateraler und medialer Nasenwulst. Beide
Ansichten von frontal. Um die Entstehung der klinisch wichtigen Lippen- medialen Nasenwülste grenzen an den Stirnfortsatz an.
Kiefer-Gaumen-Spalten (c ) zu verstehen, muss man die Entwicklung des b Beim sechs Wochen alten Embryo grenzen sich durch Furchung die
Gesichts kennen. Nasenwülste vom Oberkieferwulst ab.
c Beim sieben Wochen alten Embryo sind die medialen Nasenwülste in
a Fünf Wochen alter Embryo. Das Oberflächenektoderm des 1. Schlund-
der Mittellinie miteinander und an ihren lateralen Rändern mit den
bogens hat sich zum Stomodeum eingefaltet, das später Anschluss an
Oberkieferwülsten verschmolzen.
das endodermale Epithel der Mundhöhle gewinnt. Die Kontur des Ge-
d Beim zehn Wochen alten Embryo sind die Wanderungsbewegungen
sichts entwickelt sich aus Gesichtswülsten, deren Gewebe aus dem
abgeschlossen.
1. Schlundbogen oder aus Neuralleistenmesenchym stammt. Kaudal
des Stomodeums liegen die Unterkieferwülste, lateral die Oberkiefer-

B Derivate der Gesichtswülste

Gesichtswulst Derivate

Stirnfortsatz Stirn, Nasenwurzel, medialer und lateraler


Nasenwulst
Oberkieferfortsatz Wangen, laterale Anteile der Oberlippe

medialer Nasenwulst Philtrum, Nasenspitze und Nasenrücken

lateraler Nasenwulst Nasenflügel

Unterkieferfortsatz Unterlippe

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.1 Schädel (Cranium) von lateral

Sutura coronalis
Os frontale Sutura squamosa

Os parietale

Sutura
sphenoparietalis

Sutura
sphenofrontalis

Sutura
sphenosquamosa

Foramen
supraorbitale

Os sphenoidale,
Ala major

Os ethmoidale

Os lacrimale

Os nasale

Foramen
infraorbitale

Maxilla

Sutura
lambdoidea

Os occipitale

Os temporale, Os temporale, Os temporale,


Proc. Proc. Pars squamosa
styloideus mastoideus

Porus acusticus
Mandibula
externus

Arcus
zygomaticus
Os zygomaticum

Foramen mentale

A Schädel von lateral (Norma lateralis) Lerneinheit dient der Übersicht über die wichtigsten Strukturen am seit-
Ansicht von links. Diese Ansicht wurde als Einführung in das Gebiet des lichen Schädel. Das Kapitel insgesamt ist so aufgebaut, dass man sich
Schädels gewählt, weil in ihr die meisten Schädelknochen zu erkennen immer zunächst nur mit den Bezeichnungen der Knochen vertraut ma-
sind (in B mit unterschiedlichen Farben markiert). Die einzelnen Kno- chen kann, bevor man die Einzelheiten und Beziehungen der Knochen
chen und ihre markanten Punkte sowie die Suturen (= Nähte) und Öff- zueinander studiert. Die Zähne (Dentes) werden in eigenen Lerneinhei-
nungen werden in den nachfolgenden Lerneinheiten besprochen. Diese ten erklärt (s. S. 48 ff).

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Os temporale,
Pars squamosa
Os frontale Os parietale

Os sphenoidale,
Ala major

Os ethmoidale

Os lacrimale

Os nasale

Os zygo-
maticum

Maxilla
Os occipitale
Os temporale,
Mandibula Pars petrosa
Os temporale,
Pars tympanica

B Schädelknochen von lateral C Knochen von Neuro- (grau) und Viscerocranium (orange)
Ansicht von links. Die Knochen sind unterschiedlich farbig hervorgeho- Ansicht von links. Der Schädel bildet eine Knochenkapsel um Gehirn,
ben, damit die Ausdehnung bzw. Begrenzung des jeweiligen Knochens Sinnesorgane und Kopfeingeweide. Das Überwachsen des Neurocra-
deutlich wird. nium (Hirnschädel) über das Viscerocranium (Gesichtsschädel) ist ty-
pisch für Primaten und eine direkte Folge des Größenwachstums des
Gehirns.

E Knochen des Neuro- und Viscerocranium

Neurocranium (grau) Viscerocranium (orange)

• Os frontale • Os nasale
• Os sphenoidale (bis auf • Os lacrimale
Proc. pterygoideus) • Os ethmoidale (bis auf Lamina cribrosa)
• Os temporale (Pars • Os sphenoidale (Proc. pterygoideus)
squamosa, Pars • Maxilla
petrosa) • Os zygomaticum
• Os parietale • Os temporale
• Os occipitale (Pars tympanica, Proc. styloideus)
• Os ethmoidale • Mandibula
(Lamina cribrosa) • Vomer
• Gehörknöchelchen • Concha nasalis inferior
• Os palatinum
• Os hyoideum (s. S. 47)

D Ossifikation der Schädelknochen F Knochen des Desmo- und Chondrocranium


Ansicht von links. Die Knochen des Schädels entstehen entweder direkt
aus dem mesenchymalen Bindegewebe (desmale Ossifikation, grau) Desmocranium (grau) Chondrocranium (blau)
oder indirekt über den Umbau eines knorpeligen Modells (chondrale Os-
sifikation, blau). Anteile von desmaler und chondraler Ossifikation (Des- • Os nasale • Os ethmoidale
• Os lacrimale • Os sphenoidale
mocranium, Chondrocranium) können zu einem einheitlichen Knochen
• Maxilla (bis auf mediale Lamelle
verschmelzen (z. B. Os occipitale, Os temporale und Os sphenoidale).
• Mandibula des Proc. pterygoideus)
Von den Röhrenknochen ossifiziert nur die Clavicula desmal. Bei einer
• Os zygomaticum • Os temporale (Pars petrosa,
Entwicklungsstörung der desmalen Ossifikation, sind daher Schädel und
• Os frontale Proc. styloideus)
Clavicula betroffen: Dysostosis cleidocranialis. • Os parietale • Os occipitale
• Os occipitale (bis auf oberen Anteil der
(oberer Teil der Squama) Squama)
• Os temporale (Pars squamosa, • Concha nasalis inferior
Pars tympanica) • Os hyoideum (s. S. 47)
• Os palatinum • Gehörknöchelchen
• Vomer

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.2 Schädel von frontal

Os frontale

Incisura Os parietale
frontalis
Foramen
Margo supraorbitale
supraorbitalis
Os sphenoidale,
Os nasale Ala major

Os sphenoidale, Os temporale
Ala minor
Orbita
Os ethmoidale,
Lamina Os sphenoidale,
perpendicularis Ala major

Margo Os zygomaticum
infraorbitalis

Concha nasalis Apertura piriformis


media
Maxilla
Vomer

Concha nasalis Foramen


inferior infraorbitale

Spina nasalis Crista zygomatico-


anterior alveolaris

Dentes

Mandibula
Foramen
mentale

A Schädel von frontal (Norma facialis) erkennen, aus denen die Nervenäste austreten, die das Gesicht sensibel
In dieser Ansicht wird die Ausdehnung des Gesichts(Eingeweide-)schä- versorgen: Foramen supraorbitale, Foramen infraorbitale und Foramen
dels (Viscerocranium) besonders deutlich (zu den einzelnen Knochen mentale (s. S. 123 u. 227).
vgl. B). Die knöcherne Umrandung der Nasenhöhle (Apertura piriformis) Beachte: Bei Verdacht auf Mittelgesichtsfrakturen (v. a. Le Fort I und II)
stellt am Schädel den Beginn des Respirationstraktes dar. Die Nasen- sollte u. a. eine intraorale Palpation der Crista zygomaticoalveolaris er-
höhle dient ebenso zur Aufnahme von Sinnesorganen (Riechschleim- folgen (evtl. Stufenbildung und veränderte Mobilität des Oberkiefers ge-
haut) wie die Orbitae (Augenhöhlen). Zu den Nasennebenhöhlen s. C. In gen den Schädel bei dislozierten Jochbeinfrakturen).
der Frontalansicht sind auch die drei klinisch wichtigen Öffnungen zu

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Os frontale Stirnhöhle
Os parietale (Sinus frontalis)

Os sphenoidale, Siebbeinzellen
Ala major (Cellulae ethmoidales)
Os nasale
Os temporale Keilbeinhöhle
Os ethmoidale, Os sphenoidale, (Sinus sphenoidalis)
Concha Ala major
nasalis media Kieferhöhle
Os zygomaticum (Sinus maxillaris)
Concha
nasalis inferior Maxilla Nasenhöhle
(Cavitas nasi)

Mandibula

B Schädelknochen von frontal C Nasennebenhöhlen: Gewichtsreduktion durch Rahmen-


konstruktion
Ansicht von frontal. Im Bereich des Gesichtsschädels sind einige Kno-
chen pneumatisiert, das heißt sie enthalten im Inneren mit Luft gefüllte
Hohlräume, die eine Gewichtsersparnis bedeuten. Diese Hohlräume
heißen Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales). Sie besitzen Zugänge
zur Nasenhöhle und sind wie diese mit respiratorischem Flimmerepi-
thel ausgekleidet. Entzündungen dieser Nasennebenhöhlen und da-
Stirnnasen-
mit verbundene Beschwerden sind häufig. Da bei diesen Entzündungen
pfeiler
die Schmerzen z. T. auf die Hautoberfläche über den Höhlen projiziert
horizontaler werden, müssen die Projektionen der Höhlen auf den Schädel bekannt
senkrechter Jochpfeiler sein.
Jochpfeiler

Stirnnasen-
pfeiler

senkrechter
Jochpfeiler
I II III

horizontaler
b Jochpfeiler E Bruchlinien bei Mittelgesichtsfrakturen in der Einteilung
nach Le Fort
Durch die Rahmenkonstruktion ergeben sich im Bereich des Mittelge-
D Hauptkraftlinien (blau) im Bereich des Gesichtsschädels sichts verschiedene typische Bruchlinien (Le Fort I, II, III).
a Ansicht von frontal; b Ansicht von lateral. Das mechanische „Gegen- Le Fort I: Die Bruchlinie zieht quer durch die Maxilla oberhalb des har-
stück“ zu den pneumatisierten Nasennebenhöhlen (s. C ) sind Verdickun- ten Gaumens: Abriss des Oberkiefers unter Verletzung der Integrität der
gen (Pfeiler) der Knochensubstanz im Bereich des Gesichtsschädels, die Kieferhöhle: sog. unterer Querbruch.
die Höhlen des Gesichtsschädels teilweise umranden. Diese Verdickun- Le Fort II: Die Bruchlinie zieht quer über Nasenwurzel, Ossa ethmoida-
gen werden im Bereich der Hauptkraftlinien als Reaktion auf die me- lia, Ossa maxillaria und Ossa zygomatica. Die Integrität der Orbita wird
chanische Belastung gebildet (z. B. Kaudruck). Bildlich gesprochen kann bei diesem sog. Pyramidenbruch zerstört.
man die Rahmenkonstruktion des Gesichtsschädels mit der eines Fach- Le Fort III: Der Gesichtsschädel wird von der Schädelbasis abgerissen.
werkhauses vergleichen: Die Nebenhöhlen entsprechen den Zimmern Die Hauptbruchlinie zieht durch die Orbitae, es können zusätzlich noch
während die Verdickungen (entlang der Hauptkraftlinien) den Ständern Siebbeine, Stirnhöhlen, Keilbeinhöhlen und Jochbeine mit betroffen
entsprechen. sein.

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.3 Schädel von dorsal und Schädelnähte

Sutura
sagittalis

Os parietale

Sutura
lambdoidea

Planum
occipitale

Os temporale,
Pars squamosa

Linea nuchalis
suprema Os temporale,
Pars petrosa

Linea nuchalis Protuberantia


superior occipitalis externa

Linea nuchalis Foramen


inferior mastoideum

Vomer Os temporale,
Proc. mastoideus
Condylus
occipitalis
Os temporale,
Os palatinum Proc. styloideus

Foramen Os sphenoidale,
mandibulae Proc. pterygoideus

Maxilla,
Foramen
Proc. palatinus
incisivum

Mandibula Dentes

A Schädel von dorsal (Norma occipitalis) bzw. -ursprünge modelliert: die Lineae nuchales inferior, superior und
Das Os occipitale, das in dieser Ansicht dominiert, grenzt an die Ossa suprema. Einen topografisch-anatomischen Bezugspunkt stellt die Pro-
parietalia an, mit denen es durch die Lambdanaht (Sutura lambdoidea) tuberantia occipitalis externa dar: Sie kann äußerlich am Hinterhaupt ge-
verbunden ist. Die Schädelnähte (Suturen) sind eine Sonderform der tastet werden. Das Foramen mastoideum ist eine Durchtrittsstelle für
Syndesmosen (= Bandhaften, die im höheren Lebensalter verknöchern, eine Vene (s. S. 19).
s. F ). An seiner Außenfläche wird das Os occipitale durch Muskelansätze

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Os parietale

Os occipitale Os temporale,
Pars squamosa

Os temporale,
Vomer Pars petrosa
a b c d
Os palatinum Os sphenoidale

Maxilla D Schädeldeformitäten bei vorzeitigem Suturenverschluss


Mandibula Durch einen vorzeitigen Verschluss einer Sutur können charakteristische
Schädeldeformitäten entstehen, die Normvarianten ohne Krankheits-
wert darstellen. Folgende Nähte können vorzeitig verschlossen sein und
bestimmte Schädelformen bedingen:
a Sutura sagittalis (Scaphocephalus = Kahnschädel),
B Schädelknochen von dorsal
b Sutura coronalis (Oxycephalus = Spitzschädel),
Beachte: Das Os temporale setzt sich, entwicklungsgeschichtlich be-
c Sutura frontalis (Trigonocephalus = Dreiecksschädel),
dingt, aus zwei Knochen zusammen, der Pars squamosa und der Pars
d asymmetrische Nahtfusion, meist Sutura coronalis (Plagiocephalus =
petrosa (vgl. S. 28).
Schiefschädel).

Fonticulus
anterior
Sutura
Sutura
squamosa
coronalis
Fonticulus
Fonticulus
posterior
sphenoidalis
Sutura
Sutura
lambdoidea
spheno-
squamosa Fonticulus
mastoideus
a

a b
Fonticulus Sutura
anterior sagittalis

Sutura Fonticulus E Hydrocephalus und Microcephalus


frontalis posterior a Charakteristische Schädelmorphologie bei Hydrocephalus. Wird das
Gehirn durch Zunahme des Liquor cerebrospinalis („Hirnwasser“) vor
Sutura der Verknöcherung der Suturen auseinandergedrängt (Hydrocepha-
coronalis
lus, „Wasserkopf“), so vergrößert sich das betroffene Neurocranium,
b das Viscerocranium bleibt unverändert.
b Bei vorzeitigem Verschluss der Suturen entsteht ein Microcephalus.
Beachte das kleine Neurocranium und die im Vergleich dazu großen
C Schädel eines Neugeborenen Orbitae.
a Ansicht von links; b Ansicht von oben.
Die hier dargestellten, platten Schädelknochen müssen mit dem Gehirn
mitwachsen, so dass sie erst viel später knöchern zusammenwachsen
(s. F ). Beim Neugeborenen finden sich zwischen den noch wachsenden F Verknöcherungsalter der wichtigsten Suturen
Schädelknochen sogar Bereiche, die noch nicht einmal von Knochen be-
deckt sind: die Fontanellen (= Fonticulus). Ihr Verschluss erfolgt zu un- Sutur Verknöcherungsalter
terschiedlichen Zeiten (Fonticulus posterior: 3. Lebensmonat; Fonticu-
Sutura frontalis (Stirnnaht) Kindesalter
lus sphenoidalis: 6. Lebensmonat; Fonticulus mastoideus: 18. Lebens-
monat; Fonticulus anterior: 36. Lebensmonat). Die hintere Fontanelle Sutura sagittalis (Pfeilnaht) 20.–30. Lebensjahr
ist ein Orientierungspunkt für die Lage des kindlichen Kopfes unter der Sutura coronalis (Kranznaht) 30.–40. Lebensjahr
Geburt, die vordere Fontanelle ein möglicher Ort zur Liquorpunktion bei
Sutura lambdoidea (Lambdanaht) 40.–50. Lebensjahr
Säuglingen (z. B. bei Meningitisverdacht).

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2.4 Schädeldach (Calvaria) von außen und innen

Os frontale

Sutura
coronalis

Os Crista Sinus
Os parietale frontale frontalis frontalis
Sulcus sinus
sagittalis
Sutura superioris
sagittalis

a Foramen Sutura
parietale Os occipitale lambdoidea

Sulci
arteriosi

Os parietale

Foveolae
granulares

A Schädeldach von außen (a) und innen (b)


Die äußere Ansicht des Schädeldachs (Calvaria) ist im Unterschied zur b
inneren (s. b) relativ glatt. Sie wird von Os frontale, Ossa parietalia und
Os occipitale bestimmt, die durch die Suturae coronalis, sagittalis und Sulcus sinus Foramen
lambdoidea miteinander verbunden sind. Die äußere glatte Oberfläche sagittalis superioris parietale
wird durch das Foramen parietale, durch das die V. emissaria parietalis
(s. F ) zieht, unterbrochen. Auf der Innenseite sind dagegen – außer dem
Foramen parietale – noch mehrere Furchen und Ausbuchtungen zu er- • die Sulci arteriosi (in denen die Arterien der harten Hirnhaut verlau-
kennen: fen, wie z. B. die A. meningea media, die den größten Teil der harten
Hirnhaut und den darüber liegenden Knochen versorgt) sowie
• die Foveolae granulares (kleine Ausbuchtungen in das Schädeldach
• die Crista frontalis (ein Knochenkamm, an dem sich die Falx cerebri,
hinein, die durch Aussackungen der das Gehirn bedeckenden Spinn-
die bindegewebige Hirnsichel, anheftet, s. S. 308).
gewebshaut entstehen),
• der Sulcus sinus sagittalis superioris (eine Furche, in welcher der Am Os frontale fällt auf der Innenansicht zudem die Stirnhöhle (Sinus
gleichnamige venöse Blutleiter des Gehirns entlangzieht), frontalis) auf.

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Vv. diploicae V. emissaria

Os frontale Kopf-
schwarte
Lamina externa

Diploe

Sinus durae Lamina interna


matris
Os parietale

Os occipitale

B Knochen des Schädeldachs von außen oben (Norma verticalis) C Kopfschwarte und Schädeldach
Beachte den dreischichtigen Aufbau der Calvaria aus: Lamina externa,
Diploe und Lamina interna.
Die Diploe ist schwammartig aufgebaut und enthält rotes Knochen-
mark (Blutbildung!). Beim Plasmozytom (bösartige Entartung bestimm-
ter weißer Blutzellen) können viele kleine Nester von Tumorzellen die
umgebenden Knochenbälkchen zerstören, so dass es im Röntgenbild zu
multiplen Aufhellungen der Knochen des Schädeldaches kommt (wie
nach einem Schrotschuss: Schrotschussschädel). Durch die Calvaria
können Venen hindurchziehen, die eine Verbindung zwischen den venö-
sen Blutleitern des Gehirns und den Venen der Kopfschwarte herstellen,
die Vv. emissariae (vgl. F ; zu den Vv. diploicae s. E ).

D Brüchigkeit des Schädeldaches bei Gewalteinwirkung


Sinus sagittalis
Die Lamina interna ist bei äußerer Gewaltanwendung besonders brü- superior
chig, so dass sie selbst bei intakter Lamina externa gesplittert sein kann
(Röntgenkontrolle!). Sie wird deshalb auch als Glashaut (Lamina vitrea),
bezeichnet. V. emissaria
parietalis

V. diploica
temporalis Confluens
anterior sinuum
V. diploica Sinus
frontalis transversus V. emissaria
V. diploica occipitalis
temporalis
Sinus V. emissaria
posterior
sigmoideus mastoidea
V. diploica
occipitalis V. emissaria
condylaris
Plexus venosus
vertebralis
externus

E Diploevenen im Schädeldach F Venae emissariae am Hinterhaupt


Die Diploevenen (Vv. diploicae) liegen in der Spongiosa (= Diploe) der Emissarien stellen eine direkte Verbindung zwischen den Blutleitern der
Schädelknochen und werden nach Entfernung der Lamina externa der harten Hirnhaut (den Sinus durae matris) und den extrakraniellen Ve-
Kalotte sichtbar. Über die Emissarien stehen sie mit den venösen Blutlei- nen dar. Sie verlaufen über präformierte Schädelöffnungen wie das Fo-
tern der harten Hirnhaut (Sinus durae matris) und den Venen der äuße- ramen parietale und das Foramen mastoideum. Vv. emissariae sind des-
ren Kopfschwarte in Verbindung: Gefahr der Infektionsausbreitung! halb von klinischem Interesse, weil entlang der Emissarien Bakterien
von der Kopfschwarte bis nach innen zur harten Hirnhaut vordringen
und so eine Meningitis verursachen können.

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2.5 Schädelbasis von außen (Basis cranii externa)

Dentes

Maxilla

Os zygomaticum
Os palatinum

Os frontale
Concha nasalis
inferior
Os sphenoidale
Vomer
Os temporale,
Proc. zygomaticus

Os temporale,
Pars squamosa

Os temporale,
Pars tympanica

Os temporale,
Pars petrosa
Foramen
magnum

Os occipitale

Os parietale

A Knochen an der Schädelbasis von außen


Ansicht von kaudal. Die Schädelbasis ist mosaikartig aus verschiede-
nen Knochen zusammengesetzt, über deren Form und Lage man sich
zunächst orientieren sollte, ehe die weiteren Einzelheiten studiert wer- Sinus Fossa
den. cavernosus cranii media

Canalis
caroticus
B Topografische Beziehung des Foramen lacerum zum Canalis
caroticus und der A. carotis interna Faser- Os temporale,
Ansicht von links. Das Foramen lacerum ist ein künstliches Loch, das beim knorpel Pars petrosa
Lebenden durch eine Faserknorpelplatte verschlossen ist; es ist daher
Sinus
nur am mazerierten Schädel zu erkennen. Das Foramen lacerum steht in
spheno-
enger topografischer Beziehung zum Canalis caroticus und der darin ent- idalis A. carotis
haltenen A. carotis interna. Durch das Foramen lacerum ziehen der N. pe- Foramen interna
trosus major und der N. petrosus profundus (s. S. 127, 131 u. 136). lacerum

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Foramen
Sutura palatina incisivum Maxilla,
mediana Proc. palatinus

Dentes

Sutura palatina Maxilla,


transversa Proc. zygomaticus

Os palatinum
Choana

Foramen
palatinum majus Os zygomaticum,
Facies temporalis
Foramen
palatinum minus Fissura orbitalis
inferior
Vomer

Proc. pterygoideus, Arcus


Lamina medialis zygomaticus

Proc. pterygoideus,
Lamina lateralis Os temporale

Foramen ovale Tuberculum


pharyngeum
Foramen spinosum
Fossa
Foramen lacerum mandibularis

Canalis caroticus Proc. styloideus

Foramen jugulare Condylus occipitalis

Foramen Proc. mastoideus


stylomastoideum
Incisura mastoidea
Canalis nervi
hypoglossi Canalis condylaris

Foramen magnum
Foramen
mastoideum

Linea nuchalis Os parietale


inferior

Os occipitale
Linea nuchalis
superior

Protuberantia
occipitalis externa
Linea nuchalis
suprema

C Schädelbasis Wächst aufgrund einer solchen Störung der Canalis opticus ungenü-
Ansicht von außen. Die wichtigsten Strukturen der Schädelbasis von un- gend, wird der Sehnerv beschädigt, es kommt zu Gesichtsfeldausfällen.
ten sind hier beschriftet. Besonders wichtig sind die Öffnungen, durch Die Symptomatik bei solchen Läsionen richtet sich dann nach der betrof-
die Gefäße und Nerven ein- und austreten. Bei Störungen des Knochen- fenen Öffnung. Auf alle hier bezeichneten Strukturen wird in den späte-
wachstums können diese Öffnungen zu klein bleiben bzw. eingeengt ren Lerneinheiten Bezug genommen.
werden und so auf die hindurchziehenden Leitungsbahnen drücken.

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2.6 Schädelbasis von innen (Basis cranii interna)

Os frontale Os ethmoidale Fossa cranii


anterior
Os sphenoidale Jugum
sphenoidale Ala minor ossis
sphenoidalis
Os temporale,
Pars squamosa Dorsum Fossa cranii
sellae media
Os temporale,
Pars petrosa Foramen Margo superior
magnum partis petrosae

Fossa cranii
Os parietale posterior

Os occipitale
a

A Knochen an der Schädelbasis von innen Fossa cranii


anterior
Zur Übersicht mache man sich zunächst mit den verschieden farbig Fossa cranii
markierten Knochen vertraut. media
Fossa cranii
posterior

Stirnnasen-
pfeiler senkrechter
Jochpfeiler
vorderer
Foramen
Querbalken
horizontaler b magnum
Jochpfeiler
Flügelfort-
satzpfeiler B Schädelgruben (Fossae cranii) an der Schädelbasis
a Ansicht von innen; b Mediansagittalschnitt. Die innere Schädelbasis
medianer ist nicht flach, sondern weist drei hintereinander absteigende Gruben
Längsbalken hinterer auf: vordere, mittlere und hintere Schädelgrube (Fossae cranii anterior,
Querbalken media und posterior). Ihre Tiefe nimmt von frontal nach okzipital stetig
zu, diese treppenförmige Anordnung ist in b besonders gut zu erkennen.
Die Grenzen der drei Schädelgruben sind:
• vordere – mittlere: Alae minores ossis sphenoidalis, Jugum spheno-
idale,
a
• mittlere – hintere: Margo superior partis petrosae, Dorsum sellae.

C Schädelbasis, Hauptkraftlinien und häufige Bruchlinien


a Hauptkraftlinien; b häufige Bruchlinien (Ansicht jeweils von innen).
Aufgrund der mechanischen Belastungen (u. a. auch durch den Kau-
druck) sind die Knochen entlang dieser Hauptkraftlinien verstärkt (vgl.
mit der Kräfteverteilung in der Ansicht von frontal, S. 15). Bruchlinien
treten häufig in den nicht verstärkten Zwischenräumen auf, wodurch
es die hier typischen häufigsten Bruchlinien bei der Schädelbasisfrak-
tur gibt. Ein analoges Phänomen der typischen Bruchlinien findet sich
bei Mittelgesichtsfrakturen (vgl. die Le-Fort-Bruchlinien am Schädel von
frontal, S. 15).
b

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Lamina Crista Sinus


cribrosa frontalis frontalis

Canalis opticus

Proc. clinoideus
anterior
Os ethmoidale,
Fissura orbitalis Crista galli
superior (verdeckt)

Foramen rotundum Os frontale

Foramen ovale
Os sphenoidale,
Ala minor
Foramen
spinosum
Os sphenoidale,
Ala major
Sulcus
arteriosus
Os sphenoidale,
Fossa hypophysialis
Foramen
lacerum Proc. clinoideus
posterior
Clivus
Os temporale,
Pars petrosa

Canalis nervi Porus acusticus


hypoglossi internus

Foramen jugulare
Sulcus sinus
sigmoidei Foramen magnum

Fossa
cerebellaris

Sulcus sinus
transversi

Fossa
cerebralis

D Schädelbasis von innen leren oder hinteren Schädelgrube liegen. Zur Einteilung der Schädelgru-
Man vergleiche die Öffnungen der Schädelbasis von innen mit den Öff- ben s. B. Die Siebbeinplatte (Lamina cribrosa) des Siebbeins (Os ethmo-
nungen der Schädelbasis von außen (s. S. 21). Diese Öffnungen entspre- idale) verbindet die Nasenhöhle mit der vorderen Schädelgrube; durch
chen sich nicht immer, da einige Leitungsbahnen während ihres Durch- ihre Löcher ziehen die Riechfäden (s. S. 182).
tritts durch den Knochen abknicken bzw. einen längeren intraosseären Beachte: Aufgrund der hier verdünnten Knochenplatte kommt es bei Un-
Verlauf haben. Ein Beispiel dafür ist der Porus acusticus internus, durch fällen an dieser Stelle leicht zu Brüchen mit Einrissen der harten Hirn-
den u. a. der N. facialis aus dem Schädelinneren in das Felsenbein ein- haut. Es tritt dann Liquor cerebrospinalis in die Nase über: Gefahr der
zieht, während die meisten seiner Anteile an der äußeren Schädelbasis Meningitis, da die Bakterien von der unsterilen Nase in den sterilen Li-
das Felsenbein durch das Foramen stylomastoideum verlassen (Einzel- quor einwandern können!
heiten s. S. 126, 137 u. 151).
Zur Strukturierung und Portionierung des Lernens der einzelnen Durch-
trittsstellen orientiere man sich zunächst, ob sie in der vorderen, mitt-

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2.7 Hinterhauptsbein (Os occipitale) und Siebbein (Os ethmoidale)

Squama
occipitalis

Canalis nervi
hypoglossi

Foramen
magnum
A Einbau des Hinterhauptsbeins (Os occipitale) in die Schädelbasis
Beachte die Verbindung mit den benachbarten Knochen. Canalis
Das Os occipitale verwächst während der Pubertät mit dem Os spheno- condylaris
idale zum sog. Os tribasilare.
b Proc. jugularis

Pars basilaris

Canalis nervi Tuberculum


hypoglossi pharyngeum

Sulcus sinus
Foramen Condylus sagittalis
magnum occipitalis superioris

Canalis
Eminentia
condylaris Sulcus
cruciformis
sinus
transversi
Pars lateralis

Linea nuchalis
Crista inferior Canalis
occipitalis condylaris
externa
Foramen Proc.
magnum jugularis

Pars
lateralis
Linea nuchalis Protuberantia Linea nuchalis Pars
a superior occipitalis externa suprema c basilaris

B Isoliertes Os occipitale gnum liegt, gut zu erkennen. Die inneren Öffnungen des Canalis
a Ansicht von kaudal. Man erkennt die Pars basilaris, deren vorderer condylaris und des Canalis nervi hypoglossi sind sichtbar sowie der
Abschnitt mit dem Keilbein verwächst. Der Canalis condylaris endet Proc. jugularis, der sich am Aufbau des Foramen jugulare (s. S. 21) be-
hinter dem Gelenkfortsatz, während der Canalis hypoglossi unter- teiligt. Dieser Fortsatz entspricht dem Querfortsatz eines Wirbels.
halb des Gelenkfortsatzes verläuft. Ersterer enthält die V. emissaria c Ansicht von der Schädelinnenfläche. Hier sind die Rinnen für die ve-
condylaris, die im Sinus sigmoideus beginnt und im Plexus venosus nösen Blutleiter des Gehirns, die Sinus durae matris, zu erkennen.
vertebralis externus endet (Emissarie, s. S. 19), letzterer enthält ne- Die Eminentia cruciformis wird durch den Confluens sinuum hervor-
ben einem Venenplexus den N. hypoglossus (XII. Hirnnerv). Das Tu- gerufen. Man sieht an diesen Knochen, dass in Einzelfällen der Sinus
berculum pharyngeum ist eine Anheftungsstelle für die Schlundmus- sagittalis bevorzugt in den linken Sinus transversus drainiert. Im Re-
kulatur, während die Protuberantia occipitalis externa einen tastba- gelfall jedoch mündet er zu gleichen Teilen in beide Sinus transversi
ren Knochenpunkt am Hinterhaupt darstellt. (s. S. 384).
b Ansicht von links. In dieser Ansicht ist die Ausdehnung der Hinter-
hauptsschuppe (Squama occipitalis), die oberhalb des Foramen ma-

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2.7 Hinterhauptsbein (Os occipitale) und Siebbein (Os ethmoidale)

Squama
occipitalis

Canalis nervi
hypoglossi

Foramen
magnum
A Einbau des Hinterhauptsbeins (Os occipitale) in die Schädelbasis
Beachte die Verbindung mit den benachbarten Knochen. Canalis
Das Os occipitale verwächst während der Pubertät mit dem Os spheno- condylaris
idale zum sog. Os tribasilare.
b Proc. jugularis

Pars basilaris

Canalis nervi Tuberculum


hypoglossi pharyngeum

Sulcus sinus
Foramen Condylus sagittalis
magnum occipitalis superioris

Canalis
Eminentia
condylaris Sulcus
cruciformis
sinus
transversi
Pars lateralis

Linea nuchalis
Crista inferior Canalis
occipitalis condylaris
externa
Foramen Proc.
magnum jugularis

Pars
lateralis
Linea nuchalis Protuberantia Linea nuchalis Pars
a superior occipitalis externa suprema c basilaris

B Isoliertes Os occipitale gnum liegt, gut zu erkennen. Die inneren Öffnungen des Canalis
a Ansicht von kaudal. Man erkennt die Pars basilaris, deren vorderer condylaris und des Canalis nervi hypoglossi sind sichtbar sowie der
Abschnitt mit dem Keilbein verwächst. Der Canalis condylaris endet Proc. jugularis, der sich am Aufbau des Foramen jugulare (s. S. 21) be-
hinter dem Gelenkfortsatz, während der Canalis hypoglossi unter- teiligt. Dieser Fortsatz entspricht dem Querfortsatz eines Wirbels.
halb des Gelenkfortsatzes verläuft. Ersterer enthält die V. emissaria c Ansicht von der Schädelinnenfläche. Hier sind die Rinnen für die ve-
condylaris, die im Sinus sigmoideus beginnt und im Plexus venosus nösen Blutleiter des Gehirns, die Sinus durae matris, zu erkennen.
vertebralis externus endet (Emissarie, s. S. 19), letzterer enthält ne- Die Eminentia cruciformis wird durch den Confluens sinuum hervor-
ben einem Venenplexus den N. hypoglossus (XII. Hirnnerv). Das Tu- gerufen. Man sieht an diesen Knochen, dass in Einzelfällen der Sinus
berculum pharyngeum ist eine Anheftungsstelle für die Schlundmus- sagittalis bevorzugt in den linken Sinus transversus drainiert. Im Re-
kulatur, während die Protuberantia occipitalis externa einen tastba- gelfall jedoch mündet er zu gleichen Teilen in beide Sinus transversi
ren Knochenpunkt am Hinterhaupt darstellt. (s. S. 384).
b Ansicht von links. In dieser Ansicht ist die Ausdehnung der Hinter-
hauptsschuppe (Squama occipitalis), die oberhalb des Foramen ma-

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

C Einbau des Siebbeins (Os ethmoidale) in die innere Schädelbasis D Einbau des Siebbeins (Os ethmoidale) in den Gesichtsschädel
Ansicht von kranial. Der kraniale Abschnitt des Os ethmoidale bildet Ansicht von frontal. Das Siebbein ist der zentrale Knochen der Nasen-
einen Teil der vorderen Schädelgrube, seine kaudalen Teile bilden Ab- höhlen.
schnitte der Nasenhaupthöhlen. Seine Nachbarknochen sind Os fron-
tale und Os sphenoidale.

Lamina Crista galli


perpendicularis

Crista galli

Lamina Cellulae
cribrosa ethmoidales
Cellulae Lamina
ethmoidales orbitalis
Lamina Meatus nasi
orbitalis superior

Concha Lamina
a b nasalis media perpendicularis

Foramen ethmo-
idale anterius Crista galli
Crista galli Foramen
ethmoidale
Cellulae posterius
ethmoidales
Lamina
orbitalis
Concha
Bulla nasalis superior
ethmoidalis
Lamina Infundibulum
perpendi- Proc. ethmoidale
cularis Concha nasalis uncinatus
media
Concha Lamina
c d nasalis media perpendicularis

E Isoliertes Os ethmoidale c Ansicht von links. Man erkennt die Lamina perpendicularis und die
a Ansicht von kranial. Hier erkennt man die Crista galli, die der Anhef- eröffneten vorderen Siebbeinzellen. Die Orbita ist durch die Lamina
tung der Hirnsichel (Falx cerebri) dient (s. S. 308) sowie die horizontal orbitalis, eine dünne Knochenplatte, von den Siebbeinzellen ge-
verlaufende Siebplatte (Lamina cribrosa). Sie enthält Löcher, durch trennt.
die Riechfäden von der Nasenhöhle in die vordere Schädelgrube zie- d Ansicht von dorsal. Nur in dieser Ansicht erkennt man den Proc. un-
hen. Aufgrund dieser Durchlöcherung ist die Lamina cribrosa mecha- cinatus, der in situ fast vollständig von der mittleren Nasenmuschel
nisch schwach und bricht bei Traumen leicht. Klinisch erkennt man verdeckt wird. Er verschließt teilweise den Eingang in die Kieferhöhle,
eine solche Fraktur daran, dass Liquor aus der Nase tropft. Der Pati- den Hiatus semilunaris, und ist ein wichtiger Orientierungspunkt bei
ent klagt über Schnupfen! der endoskopischen Kieferhöhlenchirurgie. Die schmale Grube zwi-
b Ansicht von frontal. Die Mittellinienstruktur (Lamina perpendicularis schen Bulla ethmoidalis und Proc. uncinatus wird als Infundibulum
= Pendel wie bei einer Großvateruhr), die beide Nasenhöhlen trennt, ethmoidale bezeichnet. In diesen „Trichter“ münden Sinus frontalis,
ist zu sehen. Man erkennt die mittlere Muschel (Concha nasalis me- Sinus maxillaris und vordere Siebbeinzellen. Am dorsalen Siebbei-
dia), die ein Teil des Siebbeins ist (nur die untere Muschel ist ein eige- nende liegt die Concha nasalis superior.
ner Knochen), und die Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales), die sich
beiderseits der mittleren Muschel ausdehnen.

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.8 Stirnbein (Os frontale) und Scheitelbein (Os parietale)

A Stirnbein (Os frontale)


a Ansicht von vorne (Facies externa), b von
unten (Facies orbitalis) und c von hinten (Fa-
cies interna). Squama
Das Stirnbein bildet die knöcherne Grund- frontalis
lage des vorderen Schädelgewölbes (zur Lage
im Schädel s. S. 14 u. 34). Es entwickelt sich
aus zwei Knochen, die in der Mittellinie fusio-
nieren. Bei Jugendlichen ist die Trennlinie zwi-
schen beiden Knochen noch zu erkennen (Su- Glabella
tura frontalis); bei Erwachsenen ist sie in der
Arcus
Regel verknöchert, so dass keine Sutur mehr Facies superciliaris
vorliegt. Das Stirnbein gliedert sich in temporalis
• Squama frontalis (Stirnbeinschuppe, knö-
Foramen
cherne Grundlage der Stirn), supraorbitale
• zwei horizontale Partes orbitales (Hauptan-
teil der knöchernen Grundlage des Daches
der Orbitae) und a Incisura Pars Pars Margo
• die dazwischen gelegene Pars nasalis (Teil frontalis orbitalis nasalis supraorbitalis
des kranialen Nasenskeletts).
An der Squama frontalis unterscheidet man
eine Facies externa und eine Facies interna, die
einen Teil der vorderen Schädelgrube darstellt. Spina
Sie biegt nach beiden Seiten zur Facies tempo- nasalis
ralis um.
Klinisch sind beim Os frontale besonders die Margo
paarig angelegten und durch ein knöchernes nasalis
Septum getrennten Stirnhöhlen wichtig, die ei-
Proc.
nen Teil des Orbitadaches bilden. Von hier aus
zygomaticus
können sich Infektionen ausbreiten (s. C). Auch
Frakturen spielen hier eine Rolle. Sie entstehen
meist bei Arbeits- und Verkehrsunfällen, wenn
die Gewalt von frontal einwirkt (z. B. bei Auf-
fahrunfällen: Schädel prallt gegen die Wind- b
schutzscheibe). Die Folge ist eine frontoba-
sale oder vordere Schädelbasisfraktur. Sie wird Margo Pars Incisura
nach der anatomisch betroffenen Region nach sphenoidalis orbitalis ethmoidalis
Escher eingeteilt (s. B).

Margo Sulcus sinus


parietalis sagittalis superioris

Crista
frontalis

Pars
orbitalis

Proc. Incisura Foramen


zygomaticus ethmoidalis caecum

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

a b c d

B Einteilung der frontobasalen Frakturen nach Escher rhoe; Gefahr der aufsteigenden bakteriellen Infektion mit Menin-
a Typ I: Hohe frontobasale Fraktur: die Gewalt wirkt auf die oberen An- gitis).
teile der Squama ein. Die Frakturlinien ziehen von oben in die Stirn- c Typ III: Tiefe frontobasale Fraktur: Gewalteinwirkung zentral von
höhlen hinein. vorne. Mittelgesicht wird von der Schädelbasis abgerissen, was in die
b Typ II: Mittlere frontobasale Fraktur: Gewalteinwirkung in der Stirn- vertikalen oder transversalen Mittelgesichtsfrakturen übergeht (Le
Nasenwurzel-Region führt zur Impressionsfraktur der Stirnhöhle, des Fort III, s. S. 15).
Siebbeins und ggfs. auch der Keilbeinhöhle. Wenn die Dura mit ein- d Typ IV: Lateroorbitale Frakturen: Gewalt von seitlich vorn. Stirnhöhle
reißt, fließt Liquor cerebrospinalis durch die Nase ab (Rhinoliquor- und Orbitadach sind betroffen.

1 3
C Anatomische Basis der Komplikationen einer bakteriellen
Stirnhöhleninfektion
Ansicht von kranial auf das aufgesägte Stirnbein. Aufgrund der engen
2 Nachbarschaft der Stirnhöhle (als Bestandteil des Os frontale) zum Ge-
hirn, können Infektionen der Stirnhöhle leicht auf vitale Strukturen
übergreifen. Die Stirnhöhle selbst kann sich mit Eiter füllen (Empyem)
5 (1), der Eiter kann durch den Knochen auf die Dura mater durchbrechen
(epiduraler Abszess) (2). Wird die Dura durchbrochen, kommt es zur
4 Meningitis (3). Gelangt diese Infektion ins Gehirn, ist die Folge eine Abs-
zessbildung (4). Der Einbruch in den Sinus sagittalis superior führt zur
Sinusvenenthrombose (5).

Margo sagittalis Margo sagittalis

Linea temporalis Sulcus sinus


superior sagittalis superioris

Foramen
parietale

Margo
frontalis

Margo Margo
occipitalis occipitalis

Margo
squamosus
Sulcus arteriae Sulcus sinus
meningeae mediae sigmoidei
Linea temporalis
a inferior b

D Scheitelbein (Os parietale) in eine Facies externa und interna. An der Facies interna erkennt man
a rechtes Scheitelbein, Ansicht von lateral (Facies externa); b rechtes den Sulcus arteriae meningeae mediae. Die A. meningea media spielt
Scheitelbein, Ansicht von medial (Facies interna). eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit epiduralen Hämatomen
Beide Scheitelbeine bilden den mittleren Teil des Schädelgewölbes (s. S. 390).
mit seinem höchsten Teil, dem Scheitel. Man gliedert das Scheitelbein

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.9 Schläfenbein (Os temporale)

A Lage des Schläfenbeins (Os temporale) im Schädel


Ansicht von links. Das Schläfenbein ist ein wichtiger Knochen der Schä-
delbasis. Er bildet die Kapsel für das Gehör- und Gleichgewichtsorgan
Os
parietale und die Gelenkpfanne für den Kiefer. Damit hat sein Aufbau auch kli-
nische Bedeutung (s. B). Die Bezeichnung „Schläfenbein“ resultiert dar-
Os aus, dass man sich zum Schlafen auf diesen Knochen legt.
temporale Beachte die angrenzenden Knochen.

Os
occipitale

Os zygo- Os sphenoidale,
maticum Ala major

Fossa
mandibularis

Pars Proc. Pars


squamosa styloideus squamosa

Pars
tympanica

Pars Pars Pars


tympanica petrosa petrosa

a b

B Knochenanlagen eines linken Os temporale • Pars petrosa, Felsenbein (dunkeloliv), enthält Gehör- und Gleichge-
a Ansicht von links; b Ansicht von kaudal. wichtsorgan und
Das Schläfenbein entwickelt sich aus drei Anlagen, die zu einem einheit- • Pars tympanica, Paukenteil (türkis), bildet große Teile des äußeren
lichen Knochen verschmelzen. Man unterscheidet: Gehörgangs.
• Pars squamosa, Schläfenbeinschuppe (helloliv), trägt die Pfanne des Beachte: Der Proc. styloideus, den man von seiner Lage her fälschlicher-
Kiefergelenks, weise als Teil der Pars tympanica ansehen könnte, ist aufgrund seiner
Entwicklung ein Teil der Pars petrosa.

Chorda Cellulae C Projektion klinisch wichtiger Strukturen auf das linke


tympani N. facialis mastoideae Os temporale
Ansicht von lateral, Trommelfell (Membrana tympanica) durchsichtig
dargestellt. Da im Felsenbein Mittel- und Innenohr sowie das Trommel-
fell liegen, ist die Kenntnis seiner Anatomie von großer klinischer Be-
deutung für die Ohrchirurgie. Das Felsenbein formt an der inneren Schä-
delbasis ganz oder teilweise wichtige Durchtrittsstellen (vgl. D) für fol-
Trommelfell gende Strukturen: N. facialis, A. carotis interna und V. jugularis interna.
Durch die Paukenhöhle, die hinter dem Trommelfell liegt, zieht ein fei-
Tuba ner Nerv, die Chorda tympani. Sie geht aus dem N. facialis hervor, der
auditiva bei Operationen gefährdet ist (vgl. A, S. 126). Der Proc. mastoideus des
Felsenbeins bildet mit Luft gefüllte Kammern, die Cellulae mastoideae,
A. carotis deren Größe individuell sehr stark variiert. Da die Kammern mit dem
interna Mittelohr in Verbindung stehen, das seinerseits durch die Tube (Tuba
auditiva) mit dem Nasenrachen verbunden ist, können die Bakterien
V. jugularis
interna
über Nasenrachen → Tube → Mittelohr → Cellulae mastoideae ins Schä-
Proc. mastoideus delinnere gelangen und dort eine Hirnhautentzündung verursachen.

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Proc. zygo-
maticus Facies
temporalis

Porus acusticus
externus

Tuberculum Foramen
articulare mastoideum Proc.
styloideus
Fossa
mandibularis Meatus acusticus Proc. zygo-
externus maticus
Fissura petro-
tympanica Fissura
tympano- Fissura tympano-
mastoidea squamosa Tuberculum
Proc. Proc.
articulare
a styloideus mastoideus

Fossa
mandibularis

Canalis
Sulcus caroticus Porus acusticus
arteriosus externus
Fissura petro-
tympanica
Proc.
mastoideus
Fossa
jugularis
Incisura
Foramen stylo- mastoidea
mastoideum

Foramen
mastoideum
Felsenbein-
pyramide
b

Proc.
zygomaticus

Apex partis
Foramen petrosae
mastoideum
Porus acusticus
internus

Sulcus sinus Proc.


c sigmoidei styloideus

D Linkes Schläfenbein (Os temporale) aus. An der Fossa jugularis heftet sich der Anfang der V. jugularis in-
a Ansicht von lateral. Die wichtigsten Strukturen des Schläfenbeins terna an, die A. carotis interna gelangt durch den Canalis caroticus in
sind benannt. Durch das Foramen mastoideum (äußere Öffnung in a, das Schädelinnere.
innere Öffnung in c zu sehen) zieht eine Emissarie (zu den Vv. emis- c Ansicht von medial. Man erkennt die innere Öffnung des Foramen
sariae s. S. 19). Der Proc. mastoideus wird erst im Laufe des Lebens mastoideum sowie den Porus acusticus internus. Durch ihn ziehen
durch den Zug des M. sternocleidomastoideus ausgebildet und ist unter anderem der N. facialis und der N. vestibulocochlearis in das Fel-
von innen pneumatisiert (s. C ). senbein hinein. Der hier dargestellte Teil des Felsenbeins wird auch
b Ansicht von kaudal. In dieser Ansicht ist die flache Gelenkpfanne des als Felsenbeinpyramide bezeichnet, die Spitze der Pyramide (Apex par-
Kiefergelenks, die Fossa mandibularis, gut zu erkennen. Durch das tis petrosae) liegt im inneren Teil der Schädelbasis.
Foramen stylomastoideum tritt der N. facialis aus der Schädelbasis

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2.10 Oberkiefer (Maxilla)

A Lage der beiden Oberkiefer (Maxillae)


im Schädel
Ansicht von frontal. Die beiden Oberkiefer Proc. frontalis
(Maxillae) bestimmen durch ihre Struktur we-
sentlich die Form des Gesichts. Sie tragen die Margo Facies orbitalis
obere Zahnreihe und übertragen den Kau- infraorbitalis
druck mit Stirn- und Jochbogenpfeiler auf den Foramen
Hirnschädel. Durch ihre zentrale Lage sind sie infraorbitale
am Aufbau der Augen- (s. S. 36) und der Nasen- Spina nasalis
höhlenwand (s. S. 40) sowie am Aufbau des anterior
Corpus
Gaumens (s. S. 44 f) beteiligt. Die im Oberkie- maxillae
Sutura
fer gelegene Kieferhöhle (Sinus maxillaris) ist intermaxillaris
eine wesentliche Höhle der Nasennebenhöh-
len (s. S. 41 f u. 184).

Proc. alveolaris

Margo
Proc. lacrimalis Sulcus
frontalis infraorbitalis

Margo
infraorbitalis

Facies
infratemporalis
Foramen
infraorbitale

Tuber
Spina nasalis maxillae
anterior

Corpus
maxillae Foramina
alveolaria

Proc. Proc.
zygomaticus Margo frontalis
lacrimalis

Facies
Proc. nasalis
a Fossa canina alveolaris
Sulcus
lacrimalis
Sinus
maxillaris

Sulcus Spina nasalis


palatinus major anterior

Canalis
incisivus

B Isolierter Oberkieferknochen (Maxilla) Proc.


alveolaris
Ansicht von lateral (a) und von medial (b) mit b
eröffneter Kieferhöhle.

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a b

C Odontogene Zysten im Oberkiefer b Follikuläre Zysten entstehen durch die Ausweitung des Zahnsäck-
Sicht von vorne auf eine rechte Kieferhöhle. Die Zahnwurzeln der Zähne chens im Kronenbereich eines an seinem Durchbruch behinderten
im Oberkiefer wölben sich in die Kieferhöhle vor. Diese anatomische Zahnes (z. B. Weisheitszahn).
Beziehung ist klinisch wichtig, da in die Oberkieferhöhle projizierte
Klinisch muss deshalb bei einer Oberkieferhöhlenentzündung immer
Schmerzen von Zähnen ausgehen können. Umgekehrt können Entzün-
an eine Ursache in den Zähnen gedacht werden. Deshalb können Er-
dungen in der Kieferhöhle auf die Zähne im Oberkiefer übergreifen.
krankungen der Kieferhöhle die enge Zusammenarbeit zwischen HNO-
a Radikuläre Zysten gehen von der Wurzelspitze eines Zahnes aus. Die Ärzten und Zahnärzten erfordern.
chronische Entzündung in der Zahnwurzel führt dann zu einer Zys-
tenbildung in der Oberkieferhöhle.

a b c

D Oberkieferresektionen kalität der Operation. Man unterscheidet eine partielle Oberkieferresek-


Tumoren in der Kieferhöhle können chirurgisch entfernt werden. Je tion (a), eine Totalresektion (b) und eine Totalresektion mit zusätzlicher
nach Lage und Ausdehnung der Tumoren unterscheidet sich die Radi- Entfernung der Orbita und ihres Inhaltes (Exenteratio orbitae) (c).

E Chirurgischer Zugang zur Kieferhöhle


Um chirurgisch einen Tumor aus der Kieferhöhle zu entfernen, wird häu-
fig ein Zugang durch das Vestibulum oris gewählt. Dazu schiebt man
die Oberlippe mit einem Spatel beiseite und entfernt dann die vordere
Wand der Kieferhöhle. Dadurch wird die Kieferhöhle freigelegt. Dieser
Eingriff kann dann ggfs. in benachbarte Regionen erweitert werden
(u. a. Siebbein, Orbita, Keilbeinhöhle). Bei einer chronischen Sinusitis
wird ein endonasaler Zugang gewählt (s. Ed, S.25 u. F, S. 43).

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.11 Jochbein (Os zygomaticum), Nasenbein (Os nasale),


Pflugscharbein (Vomer) und Gaumenbein (Os palatinum)

Proc. frontalis
Foramen
zygomaticoorbitale a b

B Frakturen des Os zygomaticum


Facies orbitalis Ansicht von lateral (a) und von frontal (b).
Foramen Frakturen des Os zygomaticum sind relativ häufig nach stumpfem
zygomaticofaciale Trauma des lateralen Mittelgesichts. Oft bricht der Knochen an allen drei
Verbindungsstellen zu seinen beiden Nachbarknochen.
Aufgrund der Weichteilschwellung werden Jochbeinfrakturen jedoch
manchmal übersehen. Deshalb ist nach einem stumpfen Trauma immer
abzuklären, ob eine Jochbeinfraktur vorliegt. Dies geschieht durch Sei-
tenvergleiche (Form der Wangen, Bulbusmotilität) und Sensibilitätsprü-
fungen (der N. zygomaticus, der im knöchernen Kanal verläuft, ist evtl.
mitverletzt).

a Proc. temporalis
Os nasale

Foramen
Proc. frontalis nasale

Foramen
zygomaticoorbitale

C Nasenbein (Os nasale)


Die beiden Nasenbeine bilden die knöcherne Basis des Nasenrückens.
Ihre oberen Ränder verbinden sich mit dem Stirnbein, ihre seitlichen
mit der Maxilla. Der Unterrand ist Teil der Apertura piriformis (s. S. 14).
Frakturen des Nasenbeins sind häufig und bedürfen oft der Reposition.

Proc.
temporalis
Foramen
b zygomaticotemporale

A Jochbein (Os zygomaticum)


a Ansicht von links-lateral (Facies lateralis) und b von medial (Facies
temporalis).
Das Jochbein bildet eine Brücke, ein Joch (Name!) zwischen seitlicher
Schädelwand und Gesichtsschädel. Es ist die knöcherne Grundlage der
Wange und daher bei mageren Menschen oft gesichtsformend. Am
Jochbein unterscheidet man Wangenfläche, Facies lateralis, sowie Facies
orbitalis und temporalis.
Das Foramen zygomaticoorbitale an der Facies orbitalis stellt den Ein-
gang zum Canalis zygomaticus dar. Er spaltet sich innerhalb des Joch- a b
beins in zwei Kanäle auf, die am Foramen zygomaticofaciale und zygo-
maticotemporale enden. In den Canalis zygomaticus zieht der gleich- D Prinzip der Reposition der Nasenbeinfrakturen
namige Ast des N. maxillaris ein, der sich in den beiden Kanälen ver- Bei frontalem Trauma erfolgt die Reposition von innen mit einem Spatel
zweigt. (a), bei lateralem Trauma von außen manuell (b).

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Ala Sulcus Pars cuneiformis


vomeris vomeris vomeris

Proc. orbitalis

Incisura
sphenopalatina
Facies maxillaris
der Lamina
perpendicularis Proc.
sphenoidalis

Crista
choanalis
vomeris

Sulcus Proc.
a palatinus major pyramidalis
E Pflugscharbein (Vomer)
Ansicht von rechts lateral. Das Pflugscharbein (Vomer) bildet zusammen
mit der Lamina perpendicularis des Siebbeins die knöcherne Grundlage
des Nasenseptums (s. S. 14). An seiner oberen Kante bildet es zwei Flü-
gel (Alae vomeris), welche die Verbindung zum Keilbeinkörper herstel- Proc.
len. Als Mittellinienstruktur ist es an der Trennung der beiden hinteren orbitalis
Nasenöffnungen (Choanae) beteiligt (s. S. 44 u. 185).
Incisura
sphenopalatina

Proc.
sphenoidalis Facies nasalis
der Lamina
perpendicularis

Crista
conchalis
Facies
nasalis
Spina nasalis
Lamina
posterior
horizontalis

Proc.
pyramidalis Foramen
palatinum majus

F Nasenseptumkorrektur
Ansicht von kranial. Gekrümmte Nasensepten sind eine häufige Ursache
für die Behinderung der Nasenatmung. Bei der chirurgischen Korrektur Incisura
wird u. U. das Nasenseptum entnommen, begradigt und dann reimplan- sphenopalatina
tiert.
Lamina Sulcus
perpendicularis palatinus major

G Gaumenbein (Os palatinum)


a Gaumenbein von lateral, b medial und c dorsal. Facies
nasalis
Das Gaumenbein besteht aus einer waagerechten und einer senk-
rechten Platte (Lamina horizontalis und Lamina perpendicularis). Die Crista nasalis
Lamina horizontalis ist die hintere Begrenzung des harten Gaumens Lamina
(s. S. 41), die Lamina perpendicularis ist der Teil der lateralen Nasen- horizontalis
haupthöhle, der vor der Lamina medialis des Proc. pterygoideus liegt.
Das Os palatinum ergänzt die Maxilla von okzipital und grenzt – wie Facies
diese – die Mundhöhle von der Nasenhöhle ab. c Proc. pyramidalis palatina

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2.12 Keilbein (Os sphenoidale)

Os palatinum Os frontale

Os spheno-
Os spheno- Vomer idale Os parietale
idale

Os occipitale Os temporale Os occipitale Os temporale

a b

Os parietale

A Lage des Keilbeins (Os sphenoidale) im Schädel


Das Keilbein ist der am komplexesten aufgebaute Knochen des mensch-
lichen Körpers. Man benötigt daher verschiedene Ansichten, um die un-
terschiedlichen Strukturen alle gut zu erkennen (vgl. auch B): Os frontale
a Lage in der äußeren Schädelbasis. Das Keilbein bildet zusammen
mit dem Hinterhauptsbein (Os occipitale) die tragende Mittellinien-
struktur der Schädelbasis. Os spheno-
b Lage in der inneren Schädelbasis. Das Keilbein bildet die Grenze zwi- idale,
Ala major
schen vorderer und mittlerer Schädelgrube. Man erkennt deutlich die
Durchtrittsstellen für Nerven und Gefäße (Details s. B).
c Lage am Schädel links. Oberhalb des Jochbogens erkennt man Teile
des großen Flügels (Ala major), unterhalb des Jochbogens Teile des
Flügelfortsatzes (Proc. pterygoideus).
Beachte jeweils die benachbarten Knochen. Proc. Os
c pterygoideus temporale

B Isoliertes Os sphenoidale mit der Orbita verbindet. Die beiden Keilbeinhöhlen sind in ihrem In-
a Ansicht von unten; zur Lage in situ vgl. A. Man erkennt die Lami- neren durch ein Septum getrennt (s. S. 43).
nae medialis und lateralis des Flügelfortsatzes (Proc. pterygoideus). c Ansicht von oben. In dieser Ansicht erkennt man den Türkensattel
Zwischen beiden befindet sich die Fossa pterygoidea, in welcher der (Sella turcica), in dessen Mitte sich die Fossa hypophysialis für die Hy-
M. pterygoideus medialis liegt. Foramen spinosum und Foramen ro- pophyse befindet. Aus der Sicht der mittleren Schädelgrube erkennt
tundum verbinden die mittlere Schädelgrube mit der äußeren Schä- man das Foramen spinosum und das Foramen ovale sowie das Fora-
delbasis. men rotundum.
b Ansicht von vorne. In dieser Ansicht wird besonders schön deut- d Ansicht von hinten. Die Fissura orbitalis superior ist in dieser Ansicht
lich, warum das Keilbein ursprünglich Os sphecoidale (= Wespen- besonders deutlich, der Canalis opticus wird durch den Proc. clino-
bein) genannt wurde, bevor ein Übertragungsfehler zur Bezeichnung ideus anterior fast vollständig verdeckt. Das Foramen rotundum ver-
Os sphenoidale (= Keilbein) führte. Der beiderseits vorhandene Ein- bindet die mittlere Schädelgrube mit der äußeren Schädelbasis (Fo-
gang in die Keilbeinhöhle (Apertura sinus sphenoidalis) erscheint als ramen spinosum hier nicht zu sehen, vgl. a). Da Keilbein und Hinter-
Augen der Wespe, zwischen den Beinen der Wespe (den Flügelfort- hauptsbein (Os occipitale) während der Pubertät zusammenwachsen
sätzen des Keilbeins) sind die Fossae pterygoideae zu sehen. Man er- (= Os tribasilare), gibt es zwischen beiden Knochen keine Sutur mehr;
kennt die Fissura orbitalis superior, welche die mittlere Schädelgrube die Spongiosabälkchen liegen frei und erscheinen porös.

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Ala Crista Apertura sinus


minor sphenoidalis sphenoidalis

Ala major

Foramen
rotundum
Ala major
Lamina medialis Proc.
Lamina lateralis pterygoideus
Facies
temporalis Foramen ovale

Foramen
spinosum

Hamulus Fissura orbitalis Corpus Fossa Spina ossis


a pterygoideus superior pterygoidea sphenoidalis

Ala Crista Apertura sinus


minor sphenoidalis sphenoidalis

Facies orbitalis

Fissura orbitalis Facies


superior temporalis

Foramen
rotundum
Canalis
pterygoideus Spina ossis
sphenoidalis

Lamina
Fossa medialis Proc.
b pterygoidea pterygoideus
Hamulus Lamina
pterygoideus lateralis

Ala Canalis Jugum Fissura orbitalis


minor opticus sphenoidale superior

Ala major

Foramen
rotundum
Foramen ovale
Proc. clinoideus
Foramen
anterior
spinosum

Sella Fossa Proc. clinoideus Spina ossis


c turcica hypophysialis posterior sphenoidalis

Ala Canalis Proc. clinoideus


minor opticus posterior

Fissura orbitalis
superior
Proc. clinoideus
anterior Ala major,
Facies cerebralis

Foramen
Canalis rotundum
pterygoideus
Spongiosabälkchen

Dorsum Lamina medialis


Fossa sellae
d pterygoidea Lamina lateralis

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2.13 Augenhöhle (Orbita):


Knochen und Öffnungen für Leitungsbahnen

B Öffnungen für Leitungsbahnen der


Os frontale Orbita
Beachte: Das Foramen supraorbitale hat auch
Os sphenoidale, klinisch große Bedeutung, da man bei der kli-
Ala minor nischen Routineuntersuchung an dieser Stelle
Os ethmoidale
mit dem Daumen auf den Orbitarand drückt,
Os sphenoidale, Os lacrimale um die Sensibilität/Schmerzempfindung zu
Ala major prüfen, die durch den N. supraorbitalis ver-
Maxilla mittelt wird. Der N. supraorbitalis ist ein End-
ast des 1. Astes des N. trigeminus (V. Hirnnerv,
Os zygomaticum s. S. 122). Bei Schmerzen im Trigeminusbereich
kann an diesem Punkt eine erhöhte Druckemp-
findlichkeit bestehen.

a Durchtritts- Leitungsbahn
stelle

Canalis • N. opticus (N. II)


opticus • A. ophthalmica

Fissura • N. oculomotorius (N. III)


Os frontale orbitalis • N. trochlearis (N. IV)
Os ethmoidale superior • N. ophthalmicus (N. V1)
Os nasale – N. lacrimalis
Os sphenoidale – N. frontalis
Os lacrimale
– N. nasociliaris
Os palatinum
Maxilla
• N. abducens (N. VI)
• V. ophthalmica superior

b Fissura • N. infraorbitalis (aus N. V2)


orbitalis • N. zygomaticus (aus N. V2)
inferior • Rr. orbitales (aus N. V2)
• A. infraorbitalis
• V. ophthalmica inferior

Foramen • A., V. u. N. ethmoidalis


ethmoidale anterior
anterius
Os frontale Os sphenoidale,
Ala minor Foramen • A., V. u. N. ethmoidalis
Os zygomaticum ethmoidale posterior
Os sphenoidale, posterius
Ala major
Maxilla
Canalis • N. infraorbitalis (aus N. V2)
infraorbitalis • A. infraorbitalis

Foramen • N. supraorbitalis
supra- (R. lateralis)
Os palatinum, orbitale • A. supraorbitalis
Proc. pyramidalis
c Incisura • N. supraorbitalis
frontalis (R. medialis)
• A. supratrochlearis

A Knochen der rechten Augenhöhle idale und Os sphenoidale (s. a bzw. c ) sowie Os Foramen • N. zygomaticus
(Orbita) lacrimale und Os palatinum, die nur in der me- zygomatico- (aus N. V2)
Ansicht von frontal (a), lateral ( b) und medial dialen Ansicht (s. b) zu erkennen sind. orbitale
(c ); laterale bzw. mediale Orbitawand in b u. c Diese Lerneinheit behandelt den knöchernen
entfernt. Aufbau der einzelnen Orbita, die folgende Canalis • Ductus nasolacrimalis
Die Augenhöhle wird von sieben verschiede- Lerneinheit die Nachbarschaftsbeziehungen nasolacri-
nen Knochen (hier farbig markiert) gebildet: Os beider Orbitae zueinander. malis
frontale, Os zygomaticum, Maxilla, Os ethmo-

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Incisura frontalis
Foramen
supraorbitale Foramen ethmo-
idale posterius
Os frontale,
Pars orbitalis Foramen ethmo-
idale anterius
Foramen zygo- Canalis opticus
maticoorbitale
Os nasale
Fissura orbitalis
superior Maxilla,
Proc. frontalis
Os zygomaticum
Os lacrimale
Fissura orbitalis
inferior Os ethmoidale,
Lamina orbitalis
Sulcus
infraorbitalis

Maxilla, Foramen Os frontale, Os lacrimale


a Facies orbitalis infraorbitale Facies orbitalis

Maxilla,
Foramen ethmo- Proc. frontalis
idale anterius
Crista lacrimalis
Foramen ethmo- posterior
idale posterius (Os lacrimale)

Os ethmoidale Crista lacrimalis


anterior (Maxilla)
Canalis opticus
Fossa sacci
Fissura orbitalis lacrimalis
superior (mit Öffnung
für den Ductus
Foramen nasolacrimalis)
rotundum
Maxilla,
Fissura orbitalis Facies orbitalis
inferior
Canalis
infraorbitalis
Fossa ptery- Hiatus Sinus Foramen
b gopalatina maxillaris maxillaris infraorbitale
Os frontale,
Facies orbitalis

Sinus Fissura orbitalis C Öffnungen für Leitungsbahnen in einer rechten Orbita


frontalis superior Ansicht von frontal (a), lateral ( b) und medial (c ); in b u. c sind die la-
terale bzw. mediale Orbitawand entfernt. Folgende Öffnungen für Lei-
tungsbahnen (s. dazu B ) sind zu erkennen: Canalis opticus (a, b); Fissu-
Os zygomaticum,
Facies orbitalis Os sphenoidale, rae orbitales superior und inferior (a–c); Foramina ethmoidalia anterius
Ala minor und posterius ( a, b); Sulcus infraorbitalis ( a ), der in den Canalis infra-
Foramen zygo- orbitalis ( b, c) übergeht und im Foramen infraorbitale ( a, b) mündet;
maticoorbitale Os sphenoidale,
Ala major Foramen supraorbitale und Incisura frontalis (a); Foramen zygomatico-
Maxilla, orbitale (c ).
Facies orbitalis In b erkennt man die Öffnung des Ductus nasolacrimalis, über den die
Tränenflüssigkeit in den unteren Nasengang abgeleitet wird (s. S. 42).
Canalis
infraorbitalis
In der Ansicht von lateral ( b) ist der trichterförmige Aufbau der Orbita
gut zu erkennen. Er stellt eine Art „Gelenkpfanne“ dar, in der sich der
Fissura orbitalis Sinus Augapfel bewegt. Durch die Fissura orbitalis inferior gelangt man in die
inferior maxillaris Fossa pterygopalatina. Sie grenzt an die Hinterwand des Sinus maxilla-
ris; in ihr befindet sich das Ganglion pterygopalatinum, eine wichtige
Os palatinum, Umschaltstation des Parasympathikus (s. S. 239 u. 127). In der freige-
Proc. pyra- legten Kieferhöhle erkennt man den hochgelegenen Hiatus maxillaris,
midalis
durch den die Kieferhöhle unter der mittleren Nasenmuschel mit der
Nasenhöhle verbunden wird.
c

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2.14 Orbitae und Nachbarstrukturen

Sinus Os Fossa cranii B Klinisch wichtige Beziehungen


frontalis ethmoidale anterior zwischen den Orbitae und umliegenden
Strukturen
Os parietale Os frontale
Lage zur Orbita Benachbarte Struktur
Os temporale Os sphenoidale,
Ala minor kaudal • Kieferhöhle
Cellulae
(Sinus maxillaris)
Os sphenoidale,
ethmoidales
Ala major kranial • Stirnhöhle
(Sinus frontalis)
Fissura orbitalis Os zygo-
superior • vordere Schädelgrube
maticum
(führt zur Fossa (Fossa cranii anterior
cranii media) Sinus mit Frontalhirn)
maxillaris
Concha medial • Siebbeinzellen
nasalis inferior Vomer (Cellulae ethmoidales)

tiefer gelegene Strukturen, die klinisch-topo-


A Knochen der Orbitae und angrenzende • Siebbeinzellen (Cellulae ethmoidales*) und grafisch von Interesse sind:
Höhlen • Kieferhöhle (Sinus maxillaris).
• Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis)
Die schon bekannten und verschiedenfarbig
Krankheitsprozesse in der Orbita können auf • mittlere Schädelgrube
kolorierten Knochen, welche die Orbita bilden,
diese Höhlen übergehen bzw. aus diesen Höh- • Chiasma opticum
stellen z. T. Grenzen zu benachbarten Höhlen
len in die Orbita übertreten. • Hypophyse
dar. Folgende angrenzende Strukturen sind
• Sinus cavernosus
hier zu sehen:
* Die Terminologia anatomica hat den wei- • Fossa pterygopalatina
• vordere Schädelgrube (Fossa cranii anterior), terhin sehr gebräuchlichen Begriff „Sinus
• Stirnhöhle (Sinus frontalis), ethmoidalis“ gestrichen.
• mittlere Schädelgrube (Fossa cranii media),

Sinus Crista Os
frontalis galli ethmoidale Os frontale,
Facies orbitalis

Os sphenoidale,
Ala minor
Os ethmoidale,
Lamina perpen- Canalis opticus
dicularis
Os ethmoidale,
Fissura orbitalis Lamina orbitalis
superior (Lamina papyracea)

Concha Os sphenoidale,
nasalis superior Ala major,
Facies orbitalis
Fissura orbitalis
inferior Os zygomaticum,
Facies orbitalis
Orbitaboden
Canalis
Concha infraorbitalis
nasalis media
Sinus
Concha maxillaris
nasalis inferior
Proc. palatinus Vomer
maxillae

C Orbitae und Nachbarstrukturen ren auftreten und Tumoren und Entzündungen auf die Nachbarschaft
Frontalschnitt auf Höhe der beiden Orbitae in der Ansicht von frontal. übergreifen bzw. von ihr stammen. Durch die Fissura orbitalis superior
Die Wände der Orbita zu den Cellulae ethmoidales (0,3 mm, Lamina gelangt man in die mittlere Schädelgrube. Die hier nicht dargestellten
papyracea) und zum Sinus maxillaris (0,5 mm, Orbitaboden) sind sehr Strukturen Keilbeinhöhle, Hypophyse und Chiasma opticum liegen da-
dünn; deshalb können an diesen beiden Orten besonders leicht Fraktu- mit ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft der Orbita.

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Os frontale, Ala major, Os temporale,


Proc. zygomaticus Facies temporalis Pars squamosa

D Detaildarstellung der linken Fossa


pterygopalatina
Ansicht von lateral. Die Fossa pterygopalatina
Os ethmo- Sutura (Flügelgaumengrube) ist ein Knotenpunkt
idale spheno- zwischen mittlerer Schädelgrube, Orbita und
squamosa
Nase. Durch sie ziehen viele Nerven und Ge-
Foramen
spheno- fäße zur Versorgung dieser Strukturen. Lateral
palatinum geht die Fossa pterygopalatina ohne scharfe
Fossa
pterygo-
Begrenzung in die Fossa infratemporalis über.
Os zygo- Der hier dargestellte, seitliche Zugangsweg zur
palatina
maticum
Fossa pterygopalatina durch die Fossa infra-
Tuber maxillae Lamina lateralis,
temporalis wird bei der Operation von Tumo-
Proc. pterygo- ren dieser Region gewählt (z. B. beim Nasen-
Hamulus ideus Rachen-Fibrom).
pterygoideus

Ausschnitt s. E

Foramen E Verbindungen der linken Fossa


Fissura
orbitalis inferior rotundum pterygopalatina zu benachbarten
Strukturen
Ausschnitt von D. Die Fossa pterygopalatina
Foramen enthält u. a. das Ganglion pterygopalatinum
sphenopalatinum Canalis (s. S. 239 u.127), eine wichtige Umschaltstation
pterygoideus des Parasympathikus.
Canalis
Beachte deshalb die Verbindungswege, die zur
palatinus major Fossa pterygo- Fossa pterygopalatina hin bzw. von ihr weg
palatina führen.

Foramen
Fissura palatinum majus
orbitalis
inferior Foramen
palatinum minus F Benachbarte Strukturen der rechten
Facies Fossa pterygopalatina an der rechten
temporalis Choana Schädelbasis
Ansicht von kaudal. Der Zugang zur Fossa pte-
Crista infra- Os palatinum,
temporalis Proc. pyramidalis rygopalatina von der Schädelbasis aus ist durch
den Pfeil markiert. Sie selbst (in dieser Ansicht
Lamina Lamina medialis, nicht sichtbar) liegt lateral der Lamina lateralis
lateralis, Proc. pterygo- proc. pterygoidei ossis sphenoidalis.
Proc. ptery- ideus
Zu den Begrenzungen der Fossa pterygopala-
goideus
Foramen tina sowie Zugangswegen und Leitungsbah-
Foramen ovale nen s. S. 238 f.
spinosum

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2.15 Nase (Nasus):


Nasenskelett

Cartilago Cartilago
Glabella
alaris major, alaris major,
Crus laterale Crus mediale
Os nasale

Proc. frontalis
maxillae

Cartilago Naris
septi nasi,
Proc. lateralis Ala nasi Cartilago
septi nasi
Cartilago
alaris major Spina nasalis
anterior
Cartilagines
alares minores

A Skelett der äußeren Nase B Nasenknorpel


Ansicht von links. Das Skelett der Nase besteht aus Knochen, Knorpel Ansicht von unten. Man unterscheidet am großen Flügelknorpel (Carti-
und Bindegewebe. Sein kranialer Teil ist knöchern und deshalb häufig lago alaris major) ein Crus mediale und ein Crus laterale. Man erkennt
bei Mittelgesichtsfrakturen betroffen, während die kaudal-distalen An- die beiden Nasenöffnungen (Nares) als Eingänge in die beiden Nasen-
teile aus Knorpel bestehen, somit elastischer und weniger gefährdet höhlen. Die Nasenhöhlen sind durch das Nasenseptum (Septum nasi)
sind. Der kaudal-proximale Abschnitt der Nasenflügel (Alae nasi) besteht getrennt, dessen kleiner unterer knorpeliger Anteil sichtbar ist. In dieser
aus Bindegewebe mit eingelagerten kleinen Knorpelstücken. Die Knor- Lerneinheit wird zunächst der Aufbau der Wände einer Nasenhöhle ge-
pelplatte des Proc. lateralis stellt eine flügelartig abgespreizte Platte des schildert. Ihre Beziehung zu den Nasennebenhöhlen wird in der nächs-
knorpeligen Nasenseptums dar und ist kein eigenes Knorpelstück. ten Lerneinheit abgehandelt.

Os ethmoidale, Os ethmoidale, Os
Concha nasalis Concha nasalis ethmoidale Os
Os frontale superior media Os frontale sphenoidale

Os nasale Os nasale

Os lacrimale Cartilago
septi nasi

Vomer
Concha Os
nasalis sphenoidale Cartilago
inferior alaris major

Os palatinum Os palatinum
a Maxilla b Maxilla

C Knöcherne Wände der Nasenhöhle • die mediale Wand (Septum nasi, s. b u. E), die aus Knorpel und folgen-
a rechte Nase, Ansicht von links; Nasenseptum entfernt, um die Sicht den Knochen besteht: Os nasale, Os ethmoidale, Vomer, Os spheno-
auf die Nasenhöhle zu ermöglichen. b Paramedianschnitt, Ansicht von idale, Os palatinum und Maxilla, wobei die letzten drei nur mit klei-
links. nen Knochenspangen am Nasenseptum beteiligt sind.
Die Nasenhöhle hat vier Wände:
Von hinten wird die Nasenhöhle in ihrem oberen Abschnitt durch das
• das Dach (Os nasale, Os frontale und Os ethmoidale), Os sphenoidale begrenzt. Von den drei Conchae ist nur die Conchae na-
• den Boden (Maxilla und Os palatinum), salis inferior ein eigener Knochen, die beiden übrigen sind Bestandteile
• die laterale Wand mit Maxilla, Os nasale, Os lacrimale, Os ethmoidale, des Siebbeins.
Os palatinum und Concha nasalis inferior,

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Fossa cranii Lamina Meatus nasi


anterior cribrosa superior
Crista galli

Os frontale
Ala minor
Sinus frontalis
Fossa cranii media
Os nasale
Fossa hypophysialis
Os lacrimale
Sinus sphenoidalis
Proc. frontalis
maxillae Concha nasalis superior,
Os ethmoidale

Corpus,
Apertura Os sphenoidale
piriformis
Proc. pterygoideus,
Lamina medialis

Choana
Meatus nasi
medius Proc. pterygoideus,
Lamina lateralis

Concha nasalis Os palatinum,


inferior Lamina horizontalis
Concha
Maxilla, Meatus nasi nasalis media,
Proc. palatinus inferior Os ethmoidale

D Nasenhöhle mit Darstellung des Luftstroms durch die drei superior, medius und inferior zu den Choanen in den Nasenrachen. Die
Nasengänge drei Nasengänge werden durch die drei Muscheln, Conchae nasales su-
Ansicht von links. Die Luft tritt durch die Apertura piriformis in die knö- perior, media und inferior getrennt.
cherne Nasenhöhle ein und zieht über die drei Nasengänge, Meatus nasi

Fossa cranii Lamina


anterior cribrosa

Crista galli

Sinus
Sinus frontalis sphenoidalis

Os nasale Fossa
hypophysialis
Os ethmoidale,
Lamina Crista
perpendicularis sphenoidalis

Cartilago Vomer
septi nasi
Choana
Cartilago
alaris major,
Crus mediale Proc. posterior

Crista nasalis Os palatinum,


Lamina horizontalis
Canalis incisivus

Maxilla,
Cavum oris Proc. palatinus

E Nasenseptum des knorpeligen Septums wächst tief in den knöchernen Teil hinein. Ab-
Paramedianschnitt. Ansicht von links. Die linke laterale Wand der Na- weichungen des Nasenseptums sind häufig. Sie können den knorpeligen
senhöhle mit angrenzenden Knochen wurde entfernt. Das Nasensep- und/oder den knöchernen Anteil betreffen. Ist diese Septumdeviation
tum besteht aus einem vorderen, knorpeligen Anteil, der Cartilago septi so ausgedehnt, dass sie Beschwerden verursacht (Behinderung der Na-
nasi und einem hinteren, knöchernen Anteil (s. Cb). Der Proc. posterior senatmung), kann sie operativ korrigiert werden.

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2.16 Nase:
Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales)

Sinus Cellulae Sinus Cellulae


frontalis ethmoidales frontalis ethmoidales 20. LJ

12. LJ

8. LJ
1. LJ
4. LJ
4. LJ
1. LJ
8. LJ

12. LJ

20. LJ

> 60. LJ
Sinus Sinus Sinus
a maxillaris b maxillaris sphenoidalis

A Projektion der Nasennebenhöhlen auf den Schädel B Pneumatisation der Kiefer- und Stirnhöhle
a Ansicht von frontal; b Ansicht von links. Ansicht von frontal. Stirn- und Kieferhöhle bilden sich erst im Laufe des
Die Nasennebenhöhlen sind mit Luft gefüllte Hohlräume (Leichtbau- Lebens während des Schädelwachstums aus (Pneumatisation); die Sieb-
weise des Schädels!). Da hier Entzündungen entstehen können, die evtl. beinzellen (Cellulae ethmoidales) sind dagegen schon von Geburt an
Schmerzen über der betroffenen Höhle verursachen (z. B. Stirnkopf- pneumatisiert. Nebenhöhlenentzündungen (Sinusitis ethmoidalis) fin-
schmerz bei Entzündung des Sinus frontalis), ist die Kenntnis der Lage den sich bei Kindern deshalb vorwiegend in den Siebbeinzellen (Gefahr
der Höhlen richtungsweisend für die Diagnostik. des Orbitadurchbruchs: zugeschwollenes rotes Auge, s. D).
Beachte: Die Bezeichnung „Cellulae ethmoidales (Siebbeinzellen)“ hat
den früher verwendeten Begriff „Siebbeinhöhle (= Nasennebenhöhle)“
abgelöst.

Fossa cranii Lamina Eingänge zu den


anterior cribrosa hinteren Siebbeinzellen

Sinus frontalis Schnittrand der


Concha nasalis superior,
Crista galli Os ethmoidale

Os frontale Fossa hypophysialis

Sinus sphenoidalis
Os nasale
Foramen spheno-
Bulla ethmoidalis
palatinum
Os lacrimale
Corpus,
Os sphenoidale
Proc. uncinatus

Proc. frontalis
maxillae

Hiatus maxillaris

Mündung des Ductus


nasolacrimalis Proc. pterygoideus,
Lamina medialis
Maxilla,
Proc. palatinus
Schnittrand der
Cavitas oris Concha nasalis media,
Os ethmoidale
Schnittrand der Os palatinum,
a Concha nasalis inferior Lamina horizontalis

b
C Laterale Wand der rechten Nasenhöhle
a u. b Ansicht von links; Nasenmuscheln entfernt, um die Mündungen
von Tränen-Nasen-Gang und Nasennebenhöhlen in die Nasenhaupt- Drainagewegen vgl. auch E). Neben den Öffnungen der Nebenhöhlen
höhle sichtbar zu machen (s. farbige Pfeile in b : rot: Ductus nasolacri- in die Nasenhaupthöhle wird hier auch die enge topografische Bezie-
malis; gelb: Sinus frontalis; orange: Sinus maxillaris; grün: Cellulae eth- hung der Nasenhöhle zu vorderer Schädelgrube (Fossa cranii anterior)
moidales anteriores bzw. posteriores; blau: Sinus sphenoidalis; zu den und Mundhöhle (Cavitas oris) sichtbar.

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Lamina Crista Sinus


cribrosa galli frontalis Os ethmoidale,
Fossa cranii Lamina
anterior perpendicularis
Septum
Os ethmoidale, Meatus nasi Cavitas nasi nasi
Lamina orbitalis superior

Concha nasalis Orbita


superior Sinus
Meatus nasi
medius maxillaris
Bulla ethmoidalis
Ostium sinus Schleimhaut-
Concha nasalis maxillaris falten der
media Concha nasalis Septum
Proc. uncinatus media
Sinus
Meatus nasi Sinus maxillaris Sinus cavernosus
inferior
sphenoidalis
Proc. palatinus
Concha nasalis maxillae
inferior Hypophysis A. carotis
Vomer Oberkiefermolar cerebri interna
a b

D Knöcherne Struktur der Nasenhöhlen rale Wand des Siebbeins zur Orbita ist papierdünn (Lamina orbitalis =
a Ansicht von frontal; b Transversalschnitt, Schleimhaut belassen, An- Lamina papyracea): Gefahr des Durchbruchs von Entzündungen und Tu-
sicht von kranial. moren in beide Richtungen.
Die zentrale Struktur der Nebenhöhlen ist das Siebbein (Os ethmoidale, Beachte: Der tiefste Punkt des Sinus maxillaris liegt im Wurzelbereich
rot), dessen Lamina cribrosa einen Teil der vorderen Schädelbasis bil- des Oberkiefermolaren (bei 30 % der Menschen weniger als 1 mm Ab-
det. Um das Siebbein herum liegen Stirn- und Kieferhöhle (Sinus fron- stand zwischen Sinus maxillaris und bukkaler Wurzel). Periapikale Ent-
talis und maxillaris). In der Haupthöhle sind unterer, mittlerer und obe- zündungen in diesem Bereich können daher bis zum Sinusboden durch-
rer Nasengang zu sehen (Meatus nasi inferior, medius und superior), die brechen. Eine Kieferhöhleneröffnung ist bei Extraktion eines oberen Mo-
von den analog benannten Muscheln (Conchae nasales inferior etc.) be- laren am wahrscheinlichsten.
grenzt werden. Die mittlere Muschel ist Orientierungspunkt bei Eingrif- Im Transversalschnitt (b) wird erkennbar, dass die Hypophyse, die hinter
fen im vorderen Siebbein und an der Kiefernhöhle, deren knöcherne Öff- der Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis) in der Fossa hypophysalis (s. C)
nung (Ostium sinus maxillaris) lateral dieser Muschel in den mittleren liegt, über die Nasenhöhle zugänglich und daher transnasal gut zu ope-
Nasengang mündet. Unter dieser Muschel liegt kranial die größte Kam- rieren ist. Am hier belassenen Schleimhautrelief ist sichtbar, wie eng die
mer des Siebbeins, die Bulla ethmoidalis. Am vorderen Rand ihrer knö- Nasenhöhle insgesamt ist und wie schnell sie aufgrund dessen zuschwel-
chernen Begrenzung ist ein knöcherner Haken zu sehen, der den Ein- len kann (s. E).
gang zur Kieferhöhle nach vorne begrenzt (Proc. uncinatus). Die late-

E Mündungen von Tränen-Nasen-Gang Stirnhöhle


und Nasennebenhöhlen Orbita

Nasengang Strukturen, die sich Nasenhaupthöhle


(Meatus nasi) in den Gang öffnen Siebbeinzellen

unterer • Tränen-Nasen-Gang mittlere Muschel


(Ductus nasolacrimalis)

mittlerer • Stirnhöhle
Nasenseptum
(Sinus frontalis)
• Kieferhöhle Kieferhöhle
(Sinus maxillaris) untere Muschel
• vordere Siebbeinzellen
(Cellulae ethmoidales
anteriores)

oberer • hintere Siebbeinzellen


(Cellulae ethmoidales
posteriores) F Ostiomeatale Einheit der linken Nase ren dort ebenfalls zu einer Sinusitis. Obwohl
Recessus • Keilbeinhöhle Frontalschnitt. Wenn die Schleimhaut (respi- der Sitz der Erkrankung also anatomisch in den
spheno- (Sinus sphenoidalis) ratorisches Flimmerepithel) in den Siebbein- Siebbeinzellen liegt, machen sich die Entzün-
ethmoidalis zellen (grün) aufgrund einer Entzündung (Si- dungssymptome in der Stirn- und Kieferhöhle
nusitis) anschwillt, blockiert sie den Sekret- bemerkbar. Bei einer chronischen Sinusitis ver-
fluss (s. Pfeile) aus Stirn- (gelb) und Kieferhöhle sucht man, durch Ausräumung dieser anato-
(ocker) in der ostiomeatalen Einheit (rot). mischen Enge den Sekretfluss wieder zu er-
Durch die Blockade des Sekretflusses verblei- möglichen und so die Erkrankung auszuheilen,
ben auch in den anderen Sinus Keime und füh- was in vielen Fällen erfolgreich ist.

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2.17 Harter Gaumen (Palatum durum)

Maxilla

Sinus
maxillaris

Os
palatinum
Os spheno-
idale

A Einbau des harten Gaumens (Palatum


durum) in die Schädelbasis
Ansicht von kaudal.

Maxilla

Choanen Os
palatinum

Os spheno-
idale Vomer

B Knochen des harten Gaumens


a Ansicht von kranial. Der harte Gaumen ist
eine horizontale Knochenplatte, die von b
Teilen der Maxilla und Teilen des Os palati-
num (Gaumenbein) gebildet wird. Er trennt
Mund- und Nasenhöhle voneinander. In die-
ser Ansicht blickt man auf den Boden der
Nasenhöhle, an dessen Unterseite sich die
Mundhöhle befindet. Der kraniale Teil der
Maxilla wurde entfernt. Dorsal an das Os
palatinum schließt sich das Os sphenoidale
an.
b Ansicht von kaudal. Am Hinterrand des
Concha
harten Gaumens beginnen die Choanen, nasalis media
die hinteren Öffnungen der Nasenhöhle. Choana
c Harter Gaumen und Nasenhöhle, Ansicht Vomer
Os spheno-
von schräg-dorsal. In dieser Ansicht er-
idale
kennt man die enge Beziehung zwischen Os
Mund- und Nasenhöhle. Os palatinum, palatinum
Beachte den Einbau des Proc. pyramidalis Proc. pyramidalis
des Gaumenbeins in die Lamina lateralis des Maxilla
Flügelfortsatzes des Keilbeins. c

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Canalis Spina nasalis


incisivus anterior
C Harter Gaumen
a Ansicht von kranial, kranialer Anteil der
Maxilla entfernt, Blick auf den Boden der
Sinus Crista
maxillaris nasalis Nasenhöhle (= kranialer Abschnitt des har-
ten Gaumens). Der harte Gaumen trennt
Proc. palatinus die Mundhöhle von den Nasenhöhlen. Der
maxillae kleine Verbindungskanal zwischen Mund-
Sutura palatina Os palatinum, und Nasenhöhle, der hier beiderseits vor-
transversa Lamina handene Canalis incisivus, verschmilzt in-
perpendicularis nerhalb des Knochens zu einem Kanal, so
Canalis dass an der Unterseite nur ein Foramen in-
palatinus major Os palatinum,
Proc. pyramidalis cisivum vorhanden ist (s. b).
Proc. pterygoideus, b Ansicht von kaudal.
Proc. pterygoideus, Beachte die Verbindung zwischen Nasen-
Lamina medialis
Spina nasalis Lamina lateralis
höhle (deren Boden durch den harten Gau-
a posterior
men gebildet wird) und Nasopharynx, die
Choanen.
Die beiden horizontalen Fortsätze der Ma-
xilla, die Procc. palatini maxillae, wachsen
während der Entwicklung aufeinander zu
Fossa und verschmelzen an der Sutura palatina
incisiva mediana miteinander. Unterbleibt diese Fu-
Proc. palatinus sion, entsteht eine Gaumenspalte. Grenzlinie
maxillae zwischen vorderen (Lippen-[Kiefer-]spalte)
Sutura palatina
und hinteren (Gaumenspalte) Spaltfehlbil-
Sutura palatina
transversa mediana dungen ist das Foramen incisivum. Solche
Spaltbildungen können auch als Lippen-Kie-
Foramen fer-Gaumen-Spalten kombiniert auftreten.
Foramen
palatinum majus
palatinum minus c Ansicht von schräg-dorsal, hinterer Teil des
Fissura orbitalis Keilbeins in Höhe des Keilbeinkörpers ent-
inferior Proc. pterygoideus, fernt; Blick auf die beiden durch ein Sep-
Lamina medialis
tum getrennten Keilbeinhöhlen. Die enge
Proc. pyramidalis topografische Beziehung zwischen der Na-
Fossa
pterygoidea senhöhle und dem harten Gaumen wird
Choana
deutlich. Wenn der harte Gaumen infolge
Spina nasalis Proc. pterygoideus, einer Spaltfehlbildung (vgl. b) unverschlos-
posterior Lamina lateralis sen bleibt, tritt folglich beim Saugen ein Teil
der Milch in die Nase über und wird nicht
b Canalis Vomer Foramen geschluckt. Dieser Defekt muss sofort nach
pterygoideus ovale der Geburt mit einer Platte versorgt wer-
den, damit es nicht zu Gedeihstörungen
kommt.
Proc. clinoideus Septum sinuum Canalis
anterior sphenoidalium opticus

Fissura orbitalis
superior
Apertura sinus
sphenoidalis
Concha nasalis
Fossa
media
pterygoidea
Vomer
Fissura orbi-
talis inferior
Concha nasalis
Choana inferior

Os palatinum Proc. pterygoideus,


Lamina lateralis
Sutura palatina
mediana Proc. pterygoideus,
Lamina medialis
Foramen
c incisivum Proc. palatinus maxillae

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.18 Unterkiefer (Mandibula) und Zungenbein (Os hyoideum)

Caput Proc.
mandibulae condylaris

Proc.
coronoideus

Linea
obliqua
Ramus
mandibulae

Caput
mandibulae
Pars
alveolaris
mandibulae

Foramen Juga Proc.


mentale alveolaria coronoideus

Foramen
Corpus mandibulae
a Tubercula mandibulae
Spina
mentalia
mentalis Fovea
superior sublingualis

Incisura
mandibulae Caput
mandibulae

Proc. Fovea
coronoideus pterygoidea

Proc. condylaris
Foramen
mandibulae Fovea
Sulcus mylo- b submandibularis
hyoideus
Fossa Linea
digastrica mylohyoidea

Ramus Spina mentalis


mandibulae inferior

Pars
alveolaris
mandibulae

Protuberantia Angulus
mentalis mandibulae

Foramen Linea
c mentale obliqua

A Unterkiefer (Mandibula) b Ansicht von dorsal. In dieser Ansicht ist das Foramen mandibulae be-
a Ansicht von frontal. Der Unterkiefer (Mandibula), selbst ein Teil des sonders gut zu erkennen. Durch dieses Loch zieht der N. alveolaris in-
Viscerocraniums, ist mit dem Neurocranium durch das Kieferge- ferior, der die Zähne des Unterkiefers sensibel innerviert. Sein Endast
lenk (Art. temporomandibularis) verbunden, als dessen Gelenkkopf tritt aus dem Foramen mentale aus. Beide Foramina sind durch den
das Caput mandibulae zu erkennen ist. Es sitzt am Ende des aufstei- im Unterkiefer verlaufenden Canalis mandibulae miteinander ver-
genden Asts (Ramus mandibulae), der im Unterkieferwinkel (Angu- bunden.
lus mandibulae) in den Körper (Corpus mandibulae) übergeht. Die c Ansicht von schräg-links. Proc. coronoideus, Proc. condylaris und die
Zähne sitzen in den Alveolarfortsätzen (Partes alveolares). Dieser Teil dazwischenliegende Incisura mandibulae sind gut zu erkennen. Erste-
der Mandibula unterliegt aufgrund der Zahnentwicklung im Laufe rer dient einem Muskelansatz, letzterer trägt das Caput mandibulae
des Lebens besonders starken Veränderungen (s. B). Durch das Fora- mit der Facies articularis, dem Gelenkköpfchen des Kiefergelenks. Die
men mentale zieht der gleichnamige Ast des N. trigeminus in seinen Fovea pterygoidea dient Teilen des M. pterygoideus lateralis als Mus-
knöchernen Kanal. Die Lokalisation dieses Loches ist für die klinische kelansatzfläche.
Untersuchung wichtig, da an dieser Stelle die Drucksensibilität des
Nervs geprüft wird (z. B. bei Trigeminusneuralgie, S. 123).

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B Altersabhängige Veränderungen der Mandibula


Die Struktur der Mandibula wird sehr stark durch die Alveolarfortsätze
der Zähne geprägt. Da sich der Angulus mandibulae den Veränderun- d
gen der Pars alveolaris anpasst, variiert auch sein Winkel je nach dem für
das Alter spezifischen Zustand der Bezahnung. Bei Neugeborenen be-
trägt der Winkel etwa 150°, beim Erwachsenen etwa 120–130° und beim c Erwachsenenalter, Mandibula mit Dauergebiss, Pars alveolaris voll
Greis ohne Zähne beträgt er wieder 140°. ausgeprägt.
d Greisenalter, Mandibula ohne Zähne. Wenn keine Zähne mehr vor-
a Neugeborenenalter, Mandibula ohne Zähne, Pars alveolaris noch
handen sind, bildet sich die Pars alveolaris zurück.
nicht angelegt.
b Kindesalter, Mandibula mit Milchzähnen, Pars alveolaris noch relativ Beachte: Durch die Rückbildung der Pars alveolaris verschiebt sich die
schwach ausgeprägt, da die Milchzähne im Vergleich zum Erwachse- Lage des Foramen mentale (normalerweise unterhalb des 2. Prämolaren,
nengebiss deutlich kleiner sind. s. c ). Dies ist bei der Präparation des N. mentalis zu berücksichtigen.

Cornu minus Cornu majus Cornu minus Cornu majus

a Corpus b Corpus

Cornu minus

Cornu majus

C Os hyoideum (Zungenbein) (s. S. 189). Er wird aber in den Terminologia anatomica unter den Schä-
a Ansicht von ventral; b Ansicht von dorsal; c Ansicht von schräg- delknochen aufgelistet. Das große Horn (Cornu majus) und der Zungen-
links. Das Zungenbein (Os hyoideum) ist ein Knochen, der im Hals in beinkörper (Corpus ossis hyoidei) sind am Hals zu tasten. Die Verschie-
eine Muskelkette zwischen Mundboden und Kehlkopf eingebettet ist bung des Zungenbeins ist während des Schluckaktes tastbar.

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2.19 Zähne (Dentes) in situ

A Charakterisierung der Zähne Schneidezähne Fossa


Die heutigen Zähne des Menschen sind das Er- (Dentes incisivi) incisiva
gebnis einer langen stammesgeschichtlichen
Entwicklung der Wirbeltiere. Sie beginnt bei Eckzahn Juga
den Fischen und setzt sich über Amphibien (Dens caninus) alveolaria
und Reptilien bis zu den Säugetieren, zu denen
auch der Mensch zählt, fort. Das typische Ge-
Sutura
biss der Säugetiere ist:
Backenzähne incisiva
• heterodont = vier verschiedene Zahnformen (Dentes
premolares) Sutura
(Schneide-, Eck-, Backen- und Mahlzähne),
• thekodont = federnd-elastische Veranke- palatina
mediana
rung über einen Zahnhalteapparat in den
Alveolen der Kieferknochen und
Septa
• diphyodont = zwei aufeinander folgende interalveolaria
Zahngenerationen (Dentes decidui und per-
manentes). Mahlzähne Septa
(Dentes interradicularia
Beachte: Beim Menschen betrifft die Diphyo- molares)
dontie nur die Milchzähne (1. Zahngeneration) Sutura palatina
und ihre Ersatzzähne (2. Zahngeneration). Die transversa
sog. Zuwachszähne (1., 2. und 3. Mahlzahn),
die hinter den Milchzähnen durchbrechen,
Caput
sind ihrem Charakter nach monophyodont, da
mandibulae
sie keine Vorläufer haben.

B Bleibende Zähne (Dentes permanentes) Trigonum


eines Erwachsenen retromolare
a Oberkiefer in der Ansicht von kaudal, so
dass man auf die Kauflächen der Zähne blickt;
b Unterkiefer in der Ansicht von kranial; rechte Proc.
coronoideus
Bildhälfte jeweils Aufsicht auf die Alveolarfort-
sätze von Ober- und Unterkiefer nach Entfer-
Septum
nung der Zähne. inter-
Im menschlichen Gebiss enthält jeder Kiefer alveolare
16 Zähne, die bilateral-symmetrisch ausgebil- Mahlzähne
det und an die unterschiedlichen Kaufunktio- (Dentes
molares)
nen in den jeweiligen Kieferabschnitten ange- Septum
passt sind. In jeder Hälfte eines Ober- und Un- interradiculare
terkiefers findet man folgende Front- und Sei-
tenzähne: Backenzähne
(Dentes
• Frontzähne: zwei Schneidezähne (Dentes premolares)
incisivi) und einen Eckzahn (Dens caninus), Alveoli dentales
• Seitenzähne: zwei Backenzähne (Dentes mit Lamina
Eckzahn cribiformis
premolares) und drei Mahlzähne (Dentes
(Dens caninus)
molares).
Beachte: Während die Frontzähne die Nahrung Schneidezähne
ergreifen und einzelne Bissen abtrennen, ver- b (Dentes incisivi)
richten die Seitenzähne die eigentliche Kautä-
tigkeit, d. h., sie zerkleinern und zermahlen die
Nahrungsteile. wölben die Zahnwurzeln in den Alveolen den Die Alveolen zweier benachbarter Zähne sind
Nach Entfernen der Zähne (s. jeweils rechte Kieferknochen teilweise stark nach vestibulär durch Septa interalveolaria, die Zahnfächer
Bildhälfte) werden die Zahnfächer (Alveolen) hervor, so dass sie als sog. Juga alveolaria tast- mehrwurzeliger Zähne durch Septa interradi-
sichtbar, in denen die Zähne mit ihren Wurzeln bar werden. An diesen Stellen ist die angren- cularia voneinander getrennt (zum Aufbau des
sitzen. Vor allem im Bereich der Frontzähne zende Kompakta extrem dünn (etwa 0,1 mm). Alveolarknochens s. S. 57).

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E Anzahl der Höcker, Wurzeln und Wurzelkanäle der bleibenden


Zähne des Ober- und Unterkiefers
Die Angaben über die Häufigkeiten sind zusammengefasst nach Leh-
mann et al. (2009) und Strup et al. (2003). Die Teilungsstelle der Wur-
zeln wird bei zwei Wurzeln als Bifurkation, bei drei Wurzeln als Trifurka-
tion bezeichnet.
M3 M2 M1 P2 P1 C I2 I1
Ober- Zahl der Zahl der Zahl der
kieferzahn Höcker Wurzeln Wurzelkanäle

I1 (11/21)* Schneidekante 1 1

I2 (12/22) Schneidekante 1 1

C (13/23) 1 (Kauspitze) 1 1

C Zahnformen im bleibenden Gebiss P1 (14/24) 2 2 (ca. 60 %) 2 (ca. 80 %)


Das Gebiss eines Erwachsenen enthält sowohl im Ober- als auch im Un- 1 (ca. 40 %) 1 (ca. 20 %)
terkiefer jeweils 8 unterschiedlich geformte Zähne. Sie sind von der Kie- 3 (selten) 3 (selten)
fermitte ausgehend nach lateral-hinten lückenlos hintereinander ange-
P2 (15/25) 2 1 (ca. 90 %) 1 (ca. 60 %)
ordnet:
2 (ca. 10 %) 2 (ca. 40 %)
• mittlerer Schneidezahn = Dens incisivus medialis (I1)
• seitlicher Schneidezahn = Dens incisivus lateralis (I2) M1 (16/26) 4 (ohne Tuber- 3 3 (ca. 45 %)
• Eckzahn = Dens caninus (C) culum carabelli 4 (ca. 55 %)
= akzessorischer
• 1. Prämolar = Dens premolaris primus (P1)
Zusatzhöcker am
• 2. Prämolar =Dens premolaris secundus (P2)
mesiopalatinen
• 1. Molar = Dens molaris primus (M1)
Höcker)
• 2. Molar = Dens molaris secundus (M2)
• 3. Molar = Dens molaris tertius, Dens serotinus, Dens sapientiae (M3) M2 (17/27) 4 3 3 (ca. 55 %)
Beachte: Die Molaren sind die größten Zähne des Menschen. Sie haben 4 (ca. 45 %)
ausgeprägte Höcker (Tubercula) und Grübchen/Spalten (Fossae). Der
M3 (18/28) meist 3 (außer- Wurzeln häufig unregelmäßig
1. Molar hat häufig einen zusätzlichen Höcker, das Tuberculum carabelli ordentlich form- verschmolzen
(vgl. E). Zum Aufbau der Kauflächen vgl. auch S. 51. unbeständig) (sog. Pfahlwur-
zeln)

Unter- Zahl der Zahl der Zahl der


Enamelum kieferzahn Höcker Wurzeln Wurzelkanäle
(Zahnschmelz)
I1 (31/41) Schneidekante 1 1 (ca. 70 %)
Dentinum 2 (ca. 30 %)
Corona
(Dentin, Zahnbein) 3 (selten)
dentis
Cavitas dentis;
Pulpa dentis I2 (32/42) Schneidekante 1 1 (ca. 70 %)
2 (ca. 30 %)
Sulcus
gingivalis C (33/43) Kauspitze 1 (ca. 80 %)
Cervix 2 (ca. 20 %)
dentis
Gingiva
P1 (34/44) 2 (75 %) 1 1 (ca. 75 %)
3 (25 %) 2 (ca. 25 %)
Alveolar- 3 (selten)
knochen
P2 (35/45) 3 (lingualer 1 1 (ca. 95 %)
Canalis
radicis dentis Höcker meist 2 (ca. 5 %)
Radix
zweigeteilt) 3 (selten)
dentis Cementum
(Zement) M1 (36/46) 5 2 3 (ca. 75 %)
2 (ca. 25 %)
4 (selten)
Apex radicis
dentis M2 (37/47) 4 2 3 (ca. 70 %)
2 (ca. 30 %)
4 (selten)

M3 (38/48) meist 4 meist 2 unregelmäßig


D Histologie eines Zahns (sehr variabel) (sehr variabel)
Als Beispiel ist ein Schneidezahn im Unterkiefer dargestellt. In dieser Ab-
bildung sind sowohl die Hartsubstanzen (Schmelz, Dentin, Zement) als * zur Kennzeichnung der Zähne mit zweistelligen Ziffern s. D, S. 50
auch die Weichteile (Zahnpulpa) dargestellt.

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2.20 Terminologie, Zahnschema und Zahnmerkmale

B Anatomische Bezeichnungen am Zahn

Bezeichnung Bedeutung

mesial im Zahnbogen der Kiefermitte (Mittellinie) zugewandt

labial
distal zum Ende des Zahnbogens hingewandt
oral zur Mundhöhle gerichtet
fazial zur Gesichtsseite gerichtet
palatinal lingual zur Zunge gerichtet (nur bei Unterkieferzähnen)
labial zur Lippe gerichtet
bukkal
bukkal zur Wange gerichtet
lingual palatinal zum Gaumen gerichtet (nur bei Oberkieferzähnen)
oral
vestibulär zum Mundvorhof gerichtet
approximal zwischen zwei Zahnkronen gelegen
vestibulär
inzisal zur Schneidekante hin
labial okklusal auf der Kaufläche gelegen
zervikal zum Zahnhals hin gerichtet
koronal kronenwärts gerichtet
apikal in Richtung der Zahnwurzel
pulpal in Richtung Zahnpulpa
A Richtungsbezeichnungen in der Mundhöhle

okklusal distoapproximal

distal zervikal
koronal
distal mesial
apikal bukkal lingual
oral/
vestibulär/ lingual
bukkal
mesial b mesioapproximal

oral/
lingual
C Richtungsbezeichnungen am Zahnbogen und am Zahn
distal a am Zahnbogen: Ansicht von kranial auf den rechten Unterkieferast;
mesial b am Zahn: unterer rechter 1. Molar (Zahn 46) von bukkal, distal und
vestibulär/ okklusal.
a labial

D Zahnschema (Zahnformel) des


1. Quadrant 2. Quadrant Dauergebisses
Die Kennzeichnung jedes einzelnen Zahnes
durch eine zweistellige Ziffer erlaubt eine ein-
fache Erfassung der Zähne in Datenbanken.
Die zweistelligen Ziffern, wie z. B. 11 oder 21
18 28 werden dabei nicht als Zahl insgesamt ausge-
17 27
16 26 sprochen, sondern als eins-eins, zwei-eins usw.
15 14 24 25
13 12 11 21 22 23 Früher wurden die Zähne nach einer Quadran-
48 38 teneinteilung benannt, was für das binäre Zeit-
47 37
alter ungeeignet ist. Man teilt die Zähne des
46 36
45
44 34
35 Ober- und Unterkiefers in vier Quadranten ein
43 42 41 31 32 33
und nummeriert die Quadranten mit dem Uhr-
zeigersinn (s. die jeweils 1. Ziffer im Schema
oben). Die Zähne jedes Quadranten werden
dann von vorn nach hinten aufsteigend num-
meriert (s. die jeweils 2. Ziffer), so dass „11“ be-
4. Quadrant 3. Quadrant deutet: der 1. Zahn im 1. Quadranten.

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Oberkiefer-
mitte

zentraler bukkal peripherer


Höckerabhang Höckerabhang
Wurzel Zahn-
achse lateraler Höckerspitze
Höckerabhang
(Höckergrat Foveae (Fossae)
bzw. -first)
Randleiste
Krone
Randleiste Längsfissur
s. a
Querfissur Höckerspitze
a distal mesial
a
palatinal
s. b

Fovea mesialis

Cuspis Cuspis
mesiobuccalis mesiopalatinalis
Schneide-
kante α1 α2 Fovea centralis Tuberculum
carabelli
α1 α2 Cuspis
b distal mesial
distobuccalis
Cuspis
vestibulär distopalatinalis

Schneide-
kante
r b Fovea distalis
r

distal mesial r = Krümmungs- Fovea distalis


c oral radius

E Gemeinsame Zahnmerkmale
Bereits 1870 beschrieb Felix Mühlreiter be- Cuspis distalis Cuspis
distolingualis
stimmte Zahnmerkmale, die allen Zähnen ge- s. c
meinsam sind und mit deren Hilfe man gleiche Cuspis Fovea centralis
Zähne sicher der rechten bzw. linken Kiefer- distobuccalis
Cuspis
hälfte zuordnen kann: mesiolingualis
Cuspis
a Wurzelmerkmal: wird bei der Betrachtung mesiobuccalis
des Zahnes von vestibulär beurteilt. Es be-
zieht sich auf die Verlaufsrichtung der Zahn-
c Fovea mesialis
wurzel. Diese ist nach distal gekrümmt,
weicht also geringfügig nach distal von der
Zahnachse ab.
F Aufbau der Kaufläche von Seitenzähnen auf (s. S. 53). Im Einzelnen unterscheidet man
b Winkelmerkmal: wird ebenfalls von vesti-
a Bestandteile der Kaufläche am Beispiel ei- Höckerspitzen, Höckerabhänge, Vertiefungen
bulär beurteilt und ist besonders deutlich
nes oberen rechten Prämolaren (P1 bzw. (Fossae bzw. Foveolae), Spalten (Fissuren) und
bei Schneidezähnen ausgebildet. Hierbei ist
Zahn 14), Ansicht von okklusal; Randleisten (Cristae marginales) (a). Die Fissu-
der Winkel, den die Schneidekante mit den
b Nomenklatur der Höcker des 1. oberen ren trennen die einzelnen Zahnhöcker in Form
Seitenflächen der Krone bildet, mesial klei-
Molaren (M1) des rechten Oberkiefers von Längs- und Querfissuren, an den Kreu-
ner als distal.
(Zahn 16), Ansicht von kaudal; zungsstellen und Gabelungen liegen Vertiefun-
c Krümmungs- oder Massenmerkmal: wird
c Nomenklatur der Höcker des 1. unteren gen, die als Prädilektionsstellen für Karies gel-
von inzisial bzw. okklusal betrachtet. Hier-
Molaren (M1) des rechten Unterkiefers ten. Innerhalb der Höcker einer Kaufläche un-
bei erkennt man, dass der Krümmungsra-
(Zahn 46), Ansicht von kranial. terscheidet man tragende und nichttragende
dius der Approximalfläche (= die dem Nach-
Höcker (s. S. 53). Akzessorische Höcker, sog.
barzahn zugewandte Kronenfläche) der Mit Ausnahme der beiden oberen und unte-
Tubercula anomalia, sind nicht selten (z. B. Tu-
Zähne mesial größer ist als distal, d. h., die ren Schneidezähne (Dentes incisivi) haben die
berculum carabelli am mesiopalatinalen Hö-
Zähne sind mesial deutlich massiger. Kauflächen des menschlichen Dauergebisses
cker des 1. oberen Molaren).
bis zu 5 Höcker (Cuspis dentis). Während die
Weitere Unterscheidungsmerkmale sind die Beachte: Während die anatomische Kaufläche
Eckzähne (Dentes canini) eine geteilte Schnei-
Zahnhalslinie (Verlauf der Schmelz-Zement-Li- von den beiden Randleisten sowie dem First der
dekante in Form einer Kauspitze aufweisen
nie), der Kronenäquator (anatomischer Äqua- Höckergrate begrenzt wird, greift die funktio-
und somit einhöckrig sind, weisen die Seiten-
tor), die Kronenflucht (besonders ausgeprägt nelle Kaufläche auf die Außenflächen (äußere
zähne (Dentes prämolares und molares) aus-
bei Unterkieferzähnen) sowie der Wurzelquer- Höckerabhänge) der tragenden Höcker über.
nahmslos zwei- bzw. mehrhöckrige Kauflächen
schnitt.

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2.21 Stellung der Zähne im Gebiss:


Orientierung im Gesichtsschädel und Okklusion der Zähne

Porus
Orbitarand
acusticus
externus
Frankfurter Horizontale
Arcus dentalis
10–15° Camper-Ebene superior

Okklusionsebene
Spina nasalis (Kauebene)
anterior

A Okklusale Bezugslinien bzw. Ebenen am Gesichtsschädel


Zur Beurteilung der Lage der Zähne in ihren jeweiligen Kiefern und zur
Orientierung im Gesichtsschädel eigenen sich folgende Hilfslinien bzw.
Arcus dentalis
Ebenen:
inferior
• Frankfurter Horizontale = Verbindungslinie vom oberen Rand des
Porus acusticus externus zum tiefsten Punkt des knöchernen Orbita-
randes.
• Camper-Ebene = nach Camper (1792) Verbindungslinie vom oberen
Rand des Porus acusticus externus zur Spina nasalis anterior. In der
heutigen klinischen Definition entspricht sie der Ebene zwischen den
C Oberer und unterer Zahnbogen
beiden dorsalen Weichteilpunkten (linker und rechter Tragus) und
Die Zähne sind im Ober- bzw. Unterkiefer jeweils in Form eines Bo-
dem anterioren Subnasalpunkt.
gens angeordnet (sog. Zahnbögen: Arcus dentalis superior bzw. infe-
• Okklusionsebene (Kauebene) = verläuft durch den Inzisalpunkt (s. B)
rior). Diese Zahnbögen sind definiert als Verbindungslinien zwischen
und den höchsten Punkt der distobukkalen Höckerspitzen (s. B) der
den Schneidekanten der Inzisivi, den Kronenspitzen der Eckzähne und
2. linken und rechten Unterkiefermolaren.
den bukkalen Höckerspitzen der Prämolaren und Molaren. Hierbei be-
Beachte: Während Camper-Ebene und Frankfurter Horizontale einen Win- schreibt der Arcus dentalis superior im Oberkiefer eine halbe Ellipse,
kel von 10–15° bilden, verlaufen Camper- und Okklusionsebene in einem der Arcus dentalis inferior im Unterkiefer eine Parabel. Aufgrund der
kleinen, nach dorsal hin offenen Winkel von etwa 8° nahezu parallel zu- unterschiedlichen Form der Zahnbögen überragen sowohl die Oberkie-
einander. ferfront- als auch die Oberkieferseitenzähne die ihnen entsprechenden
Zähne im Unterkiefer und bedecken somit sowohl die Schneidekanten
Okklusionsebene als auch die bukkalen Höcker.
(Kauebene) Beachte: Die den Zahnbogen bildenden Zähne berühren sich wegen der
konvex gewölbten Approximalflächen nur punktförmig (sog. Kontakt-
distobukkaler
punkte bzw. Approximalkontakte). Die Kontaktpunkte liegen gewöhn-
Höcker des 2. Unter-
kiefermolaren lich im oberen Kronendrittel und dienen der interdentalen Abstützung
a bzw. Stabilisation zweier benachbarter Zähne (s. B).

oberer mittlerer bukkaler


Schneidezahn Spee-Kurve Wilson-Kurve Höcker

Okklusionsebene
(Kauebene)

Inzisalpunkt lingualer
Höcker
unterer mittlerer
b Schneidezahn a 1. Molar b 1. Molar

B Okklusionsebene (= Kauebene) D Sagittale und transversale Okklusionskurve


a Kauebene in der Ansicht von links-vorne und oben; b Kauebene in a sagittale Okklusionskurve (sog. Spee-Kurve), Ansicht von vestibulär;
der Ansicht von vestibulär. b transversale Okklusionskurve (sog. Wilson-Kurve), Ansicht von distal.
Die Okklusionsebene wird am bezahnten Unterkiefer durch folgende Betrachtet man die Höckerspitzen der Unterkieferzahnreihe von vesti-
drei Punkte festgelegt: bulär, bildet die Verbindungslinie der bukkalen Höckerspitzen eine nach
unten konvexe Kurve, deren tiefster Punkt in der Gegend des 1. Mola-
• Inzisalpunkt (Berührungspunkt der Schneidekanten der beiden mitt-
ren liegt. Nach Spee (1870) berührt diese Kurve die vordere Fläche des
leren unteren Inzisivi),
Kiefergelenkköpfchens; ihr Zentrum soll in der Mitte der Orbita liegen.
• Spitze des distobukkalen Höckers des 2. Unterkiefermolaren rechts
Der Verlauf der transversalen Okklusionskurve entsteht dadurch, dass
(Zahn 47),
die lingualen Höcker der Unterkieferseitenzähne niedriger als die buk-
• Spitze des distobukkalen Höckers des 2. Unterkiefermolaren links
kalen liegen.
(Zahn 37).
Beachte: Sowohl die sagittale als auch die transversale Okklusionskurve
Damit verläuft die Kauebene in Höhe der Lippenschlusslinie und parallel ist bei der Aufstellung von künstlichen Zähnen von Bedeutung.
zur Camper-Ebene (s. A).

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E Definition der verschiedenen Okklusionstypen


Unter Okklusion versteht man jeglichen Berührungskontakt zwischen
den Zähnen des Ober- und Unterkiefers. Im Einzelnen unterscheidet
man:
• statische Okklusion = Zahnkontakte, die ohne Bewegungen des Un-
terkiefers zustande kommen,
• dynamische Okklusion = Zahnkontakte, die infolge einer Bewegung
des Unterkiefers entstehen (ältere Bezeichnung „Artikulation“),
• habituelle Okklusion = gewohnheitsmäßig eingenommene statische
Okklusion, die beim zwanglosen Kieferschluss eingenommen wird a b Neben- Haupt-
(ältere Bezeichnung „Schlussbisslage“). antagonist antagonist

Unter maximaler Interkuspidation versteht man den Zusammen-


schluss der Ober- unter Unterkieferzähne unter maximalem Vielpunk- F Okklusion der Zahnreihen bei Regelverzahnung
tekontakt, d. h. bei einer allseitigen und gleichmäßigen Höcker-Fissuren- a Ansicht von vorne; b Ansicht von vestibulär.
Verzahnung. Bei Regelverzahnung werden in Okklusionsstellung der Zahnreihen zwei
Phänomene erkennbar.
• Da die beiden Zahnbögen unterschiedlich groß sind, übergreifen die
Schneidekanten der oberen Frontzähne die der unteren Frontzähne
um etwa 3– 4 mm nach vestibulär (s. b u. Ga). Das Übergreifen der
bukkalen Höcker der Oberkieferzähne über die der Unterkieferzähne
nach vestibulär ist auf dieselbe Ursache zurückzuführen, wird hier je-
doch nicht sichtbar, s. Gc u. d).
Interinzisal- • Da der obere mittlere Schneidezahn breiter ist als der untere mitt-
winkel = 135° lere, kommt es zu einer mesiodistalen Verschiebung, die sich im Sei-
tenzahnbereich fortsetzt (s. b u. Gb).
3,5 mm

a
Ausschnitt s. d

Oberkiefer
Oberkiefer

8,5 9,0 10,0 7,0 7,0 7,5 6,5 8,5 vestibulär tragender
Höcker
tragender
5,5 5,6 oral
10,0 10,5 11,0 7,0 7,0 7,0 Höcker
Vestibulum
c oris
d Unterkiefer
b Unterkiefer

G Stellung der Zähne bei Regelverzahnung im Einzelnen Höcker des 1. oberen Molaren zeigt in Richtung der mesiobukkalen
a Okklusionsstellung der oberen und unteren Schneidezähne; Fissur des 1. unteren Molaren. Diese Stellung der Zähne wird als Neu-
b Schema der Stellung der Zähne in Ober- und Unterkiefer. Angegeben tralbisslage bezeichnet.
ist die mittlere mesiodistale Breite der Zähne in Millimetern; c Regel- c u. d In transversaler Richtung übergreifen bei Regelverzahnung die
verzahnung, Ansicht von distal; d Ausschnitt aus c. bukkalen Höcker der Oberkieferzähne die der Unterkieferzähne nach
vestibulär. Die Höcker, die in die Fissur bzw. die Fossa ihrer Antagonis-
a In der seitlichen Darstellung ist der sog. Schneidezahnüberbiss (s. F),
ten greifen, werden als tragende bzw. funktionelle Höcker bezeichnet
der auch als Scherenbiss bezeichnet wird, gut erkennbar. Dabei liegen
und sind im Gegensatz zu nichtragenden Höckern eher rund. Hierbei
die Okklusionskontakte der unteren Inzisivi an den Palatinalflächen
sind tragende Höcker im Oberkiefer palatinale Höcker, im Unterkiefer
der oberen Inzisivi und die Achsen der oberen und unteren Schneide-
dagegen bukkale Höcker.
zähne in einem Winkel von 135° (Interinzisialwinkel) zueinander.
b In sagittaler Richtung hat - mit Ausnahme von zwei Zähnen (1. unte- Beachte: Die Funktion der Kauflächen im Seitenzahngebiet ist haupt-
rer Schneidezahn, 3. oberer Molar) – jeder Zahn Kontakt zu zwei Zäh- sächlich Zerkleinerung bzw. Zerquetschung der Nahrung zwischen den
nen seines Gegenkiefers, dem Haupt- und Nebenantagonisten (= Ein- Höckern und den antagonistischen Gruben der Zähne. Hierbei dienen
zahn-zu-Zweizahn-Okklusion im Seitenzahnbereich, vgl. F). Hierbei die Fissuren als Abflussrillen für die zerquetschte Nahrung und gleichzei-
befindet sich die Spitze des oberen Eckzahns zwischen dem unteren tig als Freiraum für die Höcker bei Mahlbewegungen.
Eckzahn und dem folgenden unteren Prämolaren, der mesiobukkale

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2.22 Morphologie der bleibenden Zähne (Dentes permanentes)

bukkal distal palatinal labial distal palatinal labial distal palatinal labial distal palatinal

2. Schneidezahn 1. Schneidezahn
Eckzahn
11
12
1. Backenzahn
13
bukkal distal palatinal

2. Backenzahn
14

15

1. Mahlzahn
bukkal distal palatinal
16

2. Mahlzahn 17

bukkal distal palatinal

18

3. Mahlzahn

okklusal

bukkal distal palatinal a

A Morphologie der bleibenden Zähne des Ober- und Unterkiefers Regel sind alle Schneidezähne einwurzelig. Der obere mittlere Schnei-
a rechter Oberkiefer (1. Quadrant), Ansicht von okklusal; b rechter Un- dezahn ist der größte, der mittlere untere der kleinste Incisivus. Die pa-
terkiefer (4. Quadrant), Ansicht von okklusal. latinalen Flächen der beiden oberen Schneidezähne weisen jeweils zwei
(Isolierte Zähne in unterschiedlichen Ansichten; zur Nummerierung der Randleisten auf, dazwischen befindet sich beim mittleren Schneidezahn
einzelnen Zähne vgl. Zahnformel, S. 50.) ein Tuberculum dentis, beim seitlichen eine kleine Einziehung (Foramen
caecum). Ähnliche Merkmale sind bei den beiden unteren Schneidezäh-
Schneidezähne (Dentes incisivi): Entsprechend ihrer Funktion, Brocken nen weniger deutlich ausgebildet.
von der Nahrung abzubeißen, besitzen die Schneidezähne eine scharf- Eckzähne (Dentes canini): Die Eckzähne sind die formkonstantesten
kantige Krone (Meisel- bzw. Schaufelform). Außerdem bestimmen sie Zähne. Ihr gemeinsames Merkmal ist eine geteilte Schneidekante, die
maßgeblich das ästhetische Erscheinungsbild der Mundregion. In der eine Kauspitze bildet. Eckzähne sind in der Regel einwurzelig mit einer

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bukkal distal lingual

48

okklusal
bukkal distal lingual
47

46
bukkal distal lingual

45

44

bukkal distal lingual


43

42 41

labial distal lingual

b labial distal lingual labial distal lingual labial distal lingual

relativ langen Wurzel und unterstützen mit ihrer Funktion die Schneid- für, dass nun das Zermahlen der Nahrung gegenüber dem Abreißen in
zähne (bei Säugetieren häufig als Fang- bzw. Reißzahn ausgebildet). den Vordergrund tritt.
Während die Labialfläche zwei Facetten aufweist, besitzt die Oralfläche Mahlzähne (Dentes molares): Sie sind die größten Zähne des bleiben-
zwei gut ausgeprägte Randleisten, eine Medianleiste und ein Tubercu- den Gebisses und haben eine mehrhöckerige Kaufläche. Um den kräfti-
lum dentis. Krümmungs- und Wurzelmerkmal sind gut ausgebildet. gen Kaudruck aufzufangen, haben die Molaren des Oberkiefers drei Wur-
Backenzähne (Dentes premolares): Gemeinsame Merkmale der Prä- zeln, die des Unterkiefers in der Regel zwei. Nur die Wurzeln der 3. Mahl-
molaren ist eine zweihöckerige Kaufläche mit vestibulooraler Höcker- zähne (Weisheitszähne oder Dentes serotini, die erst nach dem 16. Le-
anordnung. Mit Ausnahme des 1. oberen Backenzahns sind sie einwur- bensjahr, oft auch – wenn überhaupt – später, durchbrechen) sind häufig
zelig. Die Backenzähne stellen ein Übergangsform von den Schneide- zu zu einer Pfahlwurzel verschmolzen (s. E, S. 49).
den Mahlzähen dar und besitzen Höcker und Fissuren. Ein Zeichen da-

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2.23 Zahnhalteapparat (Parodontium)

A Bestandteile und Funktionen des


Zahnhalteapparates (Parodontium) Schmelz
Die Befestigung der Zähne im Kiefer erfolgt
nicht knöchern, sondern durch eine Sonder-
interdentale
form der Syndesmose, einer sog. Gompho- Papille
sis (Syndesmosis dentoalveolaris). Als funkti-
Pulpahöhle
onelle Einheit werden zum Zahnhalteapparat freie Gingiva
alle Strukturen gerechnet, die den Zahn in der Margo gingivalis
befestigte Gingiva
Alveole des Kieferknochens befestigen: s. b
Saumepithel
Gingivafurche
• der Alveolarknochen,
Alveolar-
• das Wurzelzement (Cementum), muko-
knochenkamm
• die Wurzelhaut (Desmodontium) und gingivale
• das Zahnfleisch (Gingiva). Desmodont Grenzlinie

Wesentliche Funktionen des Parodontiums Zement Alveolar-


sind: schleimhaut
Dentin
• Verankerung des Zahns in der Alveole und Fibrae dento-
Wurzelkanal gingivales
Umwandlung des Kaudruckes in Zugkräfte,
• Vermittlung von Schmerzempfinden und Lamina cribiformis
Fibrae alveo-
Kaudruckregulierung über Nervenfasern Spongiosa Kompakta gingivales
und sensible Endigungen,
• Abwehr von Infektionen durch effiziente a
Trennung von Mundhöhlen- und Zahnwur- Sulcus gingivalis
zelmilieu und große Zahl von Abwehrzellen, Schmelz orales
• rascher Stoffwechsel und hohe Regenera- Sulkusepithel
Dentin
tionsfähigkeit (Anpassung an funktionelle orales
und topografische Veränderungen, z. B. Saumepithel Gingivaepithel
Stellungsänderungen von Zähnen durch kie- Bindegewebs-
ferorthopädische Maßnahmen) durch sehr papillen
gute Blutgefäßversorgung.
Zement gingivales
Bindegewebe
Schmelz
Hemi-
B Zahnfleisch (Gingiva) neutrophile
desmosomen
a Zahnfleisch im Überblick; b Saumepithel. Granulozyten
a Das Zahnfleisch (marginales Parodontium) Lamina rara
Stratum basale
gehört zur Mundschleimhaut und dehnt sich Lamina densa
vom Zahnfleischsaum (Margo gingivales) äußere
innere Basallamina Basallamina
bis zur mukogingivalen Grenzlinie aus. Dort mit Lamina densa
geht das blassrosane, meist glänzende Gin- und Lamina rara
givaepithel (mehrschichtiges, meist parake- b Stratum suprabasale
ratinisiertes Plattenepithel) in das deutlich
roter gefärbte Alveolarepithel (mehrschichti-
ges nicht keratinisiertes Plattenepithel) über. b Das Saumepithel haftet mit seiner inne- zellen zu abgeplatteten Zellen, die paral-
Man unterscheidet klinisch zwei Abschnitte: ren (oberflächlichen) Basallamina über He- lel zur Zahnoberfläche angeordnet sind.
midesmosomen am Schmelz und sorgt so Auf ihrem Weg zum Sulcus gingivalis, wo
• freie Gingiva (Pars libera, 1–2 mm breit)
für einen lückenlosen Anschluss der Mund- sie schließlich abgestoßen werden, bil-
= Zahnfleischsaum, umgibt den Zahnhals
schleimhaut an die Zahnoberfläche. Von api- den diese dem Schmelz anliegenden Zell-
wie eine Manschette und ist über das
kal nach koronal wird es immer breiter. Die schichten ständig neue Hemidesmoso-
Saumepithel (b) am zervikalen Schmelz
äußere (tiefe) Basallamina bildet die Grenze men, während alte aufgelöst werden;
befestigt. Die etwa 0,5–1 mm tiefe Rinne,
zum gingivalen Bindegewebe und setzt sich • es verfügt über eine spezielle Immunab-
die um den Zahn herum verläuft (Sulcus
in die Basallamina des oralen Sulkusepithel wehr (neutrophile Granulozyten durch-
gingivalis), bildet mit ihrem Boden den
fort. Das Saumepithel unterscheidet sich in wandern das Saumepithel ständig).
Abschluss des Saumepithels (s. b);
mehrfacher Hinsicht von den übrigen Epi-
• befestigte Gingiva (Pars fixa, 3–7 mm Beachte: Die Unversehrtheit des Saumepithels
thelien der Mundhöhle:
breit): beginnt auf Höhe der Gingivafur- ist Voraussetzung für die Gesundheit des ge-
che und reicht bis zur mukogingivalen • es besteht nur aus zwei Schichten: Stra- samten Zahnhalteapparates. Kommt es in-
Grenzlinie. Da sie über horizontal verlau- tum basale und Stratum suprabasale, folge einer bakteriellen Besiedlung zu einer
fende Kollagenfaserbündel (Fibrae dento- • an seiner Basis fehlen Bindegewebspapil- Entzündungsreaktion am Zahnhals (typische
gingivales und alveologingivales) unver- len, Plaquebildung durch schlechte Mundhygiene),
schiebbar sowohl am Zahnhals als auch • sein Zellumsatz ist hoch (Erneuerung alle verliert das Saumepithel seine Anheftung am
am Alveolarknochenkamm befestigt ist, 4–6 Tage): Während die kubischen Ba- Zahn, und es bilden sich sog. Zahnfleisch-
erscheint die Gingiva in diesem Bereich salzellen für den Zellnachschub zustän- taschen im Bereich des Sulcus gingivalis (Paro-
oft getüpfelt. dig sind, differenzieren sich die Tochter- dontose-Erkrankung).

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zervikal
zementoalveoläre
Fasern
(= Sharpey-Fasern)

Gingiva
Alveolar- Dentin mit
knochen Dentinkanälchen
Fibrae dento-
alveolares
Blutgefäße azelluläres-
fibrilläres Alveolen-
Zement Schnitt- wand
ebene
von b Wurzelhaut
desmodentaler Cementum
apikal Spalt

a b

C Wurzelhaut (Desmodontium)
Die Wurzelhaut (kurz Desmodont) ist ein gut vaskularisiertes, zell- und
faserreiches Bindegewebe, das den etwa 200 µm breiten Spalt zwischen
Wurzelzement und Innenseite des Alveolarknochens füllt. Es verfügt Fibrae
über ein kompliziertes System von Kollagenfasern (zementoalveoläre interdentales
decussatae
bzw. dentoalveoläre Faserbündel), über die der Zahn federnd in der Alve-
ole aufgehängt ist. Diese auch als Sharpey-Fasern bezeichneten kollage- Interdental-
nen Fasern sind sowohl im Zement als auch im Alveolarknochen veran- papille
kert. Sie verlaufen in unterschiedlichen Richtungen (s. D), so dass sie al- Fibrae
len Bewegungen des Zahnes (z. B. axialer Druck, seitliche Kipp- und Tor- circulares
sionsbewegungen) entgegenwirken und die Faserbündel stets auf Zug
beanspruchen können. Diese Zugbeanspruchung, die beim Kauen per- c
manent vorhanden ist, übt einen Reiz auf Knochen und Kollagenfasern
aus, der zu ihrer permanenten Regeneration führt. Verantwortlich für
den hohen Umsatz von kollagenen Fasern im Desmodont sind zudem D Verlauf von Kollagenfasern in der Wurzelhaut und im Zahnfleisch
hochaktive Fibroblasten, deren Vitamin-C-abhängige Kollagensynthese a u. b Längs- und Querschnitt durch den Zahn; c schematischer Verlauf
etwa 4-mal schneller als z. B. in der Haut abläuft (daher z. B. bei Vitamin der Fasern im Zahnfleisch
C-Mangel deutlicher Faserverlust innerhalb weniger Monate). Die Be- Während die zementoalveolären Faserbündel (Fibrae dentoalveolares)
deutung dieser kaufunktionellen Beanspruchung für den Knochen wird im Desmodont größtenteils schräg abwärts laufen (a), besteht der su-
auch daraus ersichtlich, dass in einem zahnlosen Kiefer der Alveolarfort- praalveoläre Faserapparat (Fibrae interdentales decussatae und Fibrae
satz nach und nach völlig atrophiert. (Färbung: H. E., Vergr. 75 fach) circulares) überwiegend aus zirkulär verlaufenden Bündeln (c).

bukkal Caput
mesiale distale Proc. mandibulae
Wurzel Wurzel Lamina Alveoli coronoideus
von M2 von M2 cribiformis dentales

Fovea
pterygoidea
E Aufbau des Alveolarknochens
a rechte Hälfte eines menschlichen Unter-
kiefers, Ansicht von oral (die Kompakta ist
auf beiden Seiten entfernt); b u. c Horizontal-
schnitte durch einen menschlichen Unterkiefer
b Wurzel- desmodon- c Septum
auf Höhe der Alveoli dentales mit ( b) und ohne
kanäle taler Spalt interradiculare
Zahnwurzeln (c), Ansicht von kranial (nach Prä-
mesial distal lingual
paraten der Anatomischen Sammlung der Uni-
Lingula versität Kiel).
M3 Die Alveolarfortsätze von Ober- und Unterkiefer
mandibulae
P2 M1 M2
C P1 sind von der Struktur her Lamellenknochen mit
I1 I2 Foramen
einer inneren (lingualen/palatinalen) und einer
mandibulae
äußeren (vestibulären/bukkalen) Kompakta so-
Schnittebene wie einer dazwischen liegenden Spongiosa. Zu-
von b u. c sätzlich enthalten sie den zum Zahnhalteappa-
rat zählenden Alveolarknochen, der am Aufbau
Angulus der Zahnfächer (Alveoli dentalis) beteiligt ist.
mandibulae
Die Alveoli dentalis gleichen Bechern, deren
Canalis
knöcherne Wände eine Vielzahl von Löchern
mandibulae aufweisen (Lamina cribiformis) und in die von
Spongiosa- außen Spongiosatrabekel einstrahlen. Durch
trabekel die Löcher dringen Blut- und Lymphgefäße in
Kompakta den desmodontalen Spalt und bilden ein dich-
Zahnwurzel
tes Korbgeflecht um die Zahnwurzeln.
a

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2.24 Milchzähne (Dentes decidui)

Neugeborenes

6 Monate

1 Jahr

a b c d e
2 ½ Jahre

A Milchzähne des linken Ober- und Unterkiefers


Das Milchgebiss besteht aus nur 20 Zähnen. Man unterscheidet:
a medialer Schneidezahn (Dens incisivus I),
b lateraler Schneidezahn (Dens incisivus II),
c Eckzahn (Dens caninus), 4 Jahre
d 1. Backenzahn (Dens molaris I) und
e 2. Backenzahn (Dens molaris II).
Zur Unterscheidung von den permanenten Zähnen beginnt die Numme-
rierung der Milchzähne in der Zahnformel (s. D) mit der Ziffer 5 anstelle
der Ziffer 1, d. h., die rechte Oberkieferhälfte erhält die Ziffer 5 usw.
6 Jahre

B Mittelwerte der Zahndurchbruchszeiten (nach Rauber/Kopsch)


Den Durchbruch der Milchzähne bezeichnet man als 1. Dentition, den
der dauerhaften Zähne als 2. Dentition. In der letzten Spalte wird die
Reihenfolge in Bezug auf den Zahndurchbruch angegeben. Als Beispiel:
Bei der 2. Dentition bricht der vordere Molar (Zahn 6) als erster durch 8 Jahre
(„Sechsjahrmolar“).
Beachte: Die Milchzähne werden mit römischen Ziffern nummeriert, die
bleibenen Zähne mit arabischen.

1. Dentition Zahn Zahndurchbruch Reihenfolge


10 Jahre
I 6.– 8. Monat 1
II 8.–12. Monat 2
III 15.–20. Monat 4
IV 12.–16. Monat 3 „1. Milchmolar“
V 20.–40. Monat 5 „2. Milchmolar“
12 Jahre
2. Dentition Zahn Zahndurchbruch Reihenfolge

1 6.– 9. Jahr 2
2 7.–10. Jahr 3
3 9.–14. Jahr 5
C Durchbruch von Milchzähnen und bleibenden Zähnen
4 9.–13. Jahr 4
Der Zahndurchbruch ist am Beispiel des linken Oberkiefers dargestellt
5 11.–14. Jahr 6
(Milchzähne schwarz, bleibende Zähne rot). Die Kenntnis der Durch-
6 6.–8. Jahr 1 „Sechsjahrmolar“ bruchszeiten der Zähne ist klinisch wichtig, da anhand dieser Daten
7 10.–14. Jahr 7 „Zwölfjahrmolar“ Wachstumsverzögerungen bei Kindern diagnostiziert werden können.
8 16.–30. Jahr 8 „Weisheitszahn“

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55 54 Foramen
53 52 51 61 62 63 64 65 infraorbitale
85 84 83 75
82 81 71 72 73 74
Spina
nasalis
anterior

D Zahnformel des Milchgebisses

Dens Sutura
premolaris 2 intermaxillaris
E Milchzähne (Dentes decidui) und
Anlagen der bleibenden Zähne im Ober- Dens Dens
und Unterkiefer eines sechsjährigen premolaris 1 molaris II
Kindes
Dens Dens
a u. b Ansicht von frontal; c u. d Ansicht von caninus molaris I
links. Die vordere Knochenlamelle über den Dens Dens Dens Dens
Wurzeln der Milchzähne wurde entfernt, die a incisivus 2 incisivus 1 incisivus II caninus
darunter liegenden Anlagen der bleibenden
Zähne (Dentes permanentes, bläulich) werden
sichtbar. Dens
Dieses Alter wurde gewählt, weil zu diesem caninus
Zeitpunkt alle Milchzähne (Dentes decidui*),
Dens Dens Dens
durchgebrochen und noch vollständig vorhan- Dens
incisivus I incisivus II molaris I
den sind; gleichzeitig beginnt aber der vordere molaris II
Mahlzahn als erster bleibender Zahn durchzu-
Dens
brechen (s. C). molaris 1

* decidui = hinfällig Dens


molaris 2

Dens
premolaris 2

b Dens
premolaris 1

Foramen
mentale Dens Dens Dens
incisivus 1 incisivus 2 caninus

Dens
caninus
Dens
Dens molaris 2
incisivus 2 Dens
molaris II
Dens
Dens premolaris 2 Dens Dens
premolaris 1 molaris I molaris 1
Dens
Dens
molaris 1 Dens
incisivus I
caninus
Dens
molaris II Dens
Dens Dens Dens incisivus II
c incisivus II caninus molaris I

Dens
incisivus 1
Dens
Dens molaris 2
incisivus 2
Dens
premolaris 2
Dens Dens
d caninus premolaris 1

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2.25 Zahnentwicklung (Odontogenese)

A Frühe Zahnanlage im Unterkiefer eines menschlichen Embryos


Lippenwall
Sicht auf einen Unterkiefer am Beginn der 7. Embryonalwoche (der ko-
ronare Schnitt liegt auf Höhe der Schmelzkappen der 2. Milchmolaren). Lippenfurche
Das erste morphologisch nachweisbare Anzeichen für den Beginn der
Zahnanlagen
Zahnentwicklung sind örtlich begrenzte Epithelverdickungen. Sie ver-
laufen hufeisenförmig parallel zu den Lippenrändern (sog. odontogene odontogene
Zahnleisten) und wachsen bei 5 Wochen alten menschlichen Embryo- Zahnleiste
nen in das Mesenchym der Ober- und Unterkieferanlage ein (vgl. Ba). Zungenanlage
Hierbei verdickt sich der freie Rand dieser sog. generellen Zahnleisten auf
beiden Seiten von mesial nach distal fortschreitend zu je 5 Epithel- bzw. Mundhöhlenepithel
Zahnknospen, entsprechend der 10 Milchzähne in jedem Kiefer. Jede Anlage des Unter-
dieser Epithelknospen wächst im weiteren Verlauf zunächst zu kappen- kieferknochens
förmigen und später zu glockenförmigen Schmelzorganen (Schmelz-
kappe und Schmelzglocke) heran (vgl. Bb u. c). Meckel-Knorpel

Zahnanlage Zungenmuskulatur
(s. Bb)

Mundhöhlenepithel

odontogenes Basallamina
Epithel Basalmembran
generelle Zahnleiste Kapillaren
determiniertes Reste der gene-
frühes
Mesenchym Stratum reticulare rellen Zahnleiste
Kappenstadium
der Schmelzpulpa (Serres-Körper)
a
Stratum intermedium äußeres
der Schmelzpulpa Schmelzepithel
generelle
inneres Schmelzepithel Präodontoblasten
Zahnleiste
(Vorläuferzellen der
Basallamina Ersatzzahnleiste Präameloblasten) Membrana
preformativa
Schmelzknoten äußeres
Schmelzepithel Blutgefäße
Bildung der Schmelz- Zahnpapille und Nerven
Schmelzpulpa
Zahnpapille organ
inneres zervikale
b Schmelzepithel c Schlinge

B Frühentwicklung der Zähne und Bildung des Zahnkeims Glockenstadium:


a frühes Kappenstadium; b spätes Kappenstadium; c Glockenstadium • Die Schmelzpulpa wird immer voluminöser und teilt sich in eine locke-
(nach Weiss). res Stratum reticulare und ein dichtes, dem inneren Schmelzepithel
Die Frühentwicklung der Milchzähne beginnt beim Menschen in der anliegendes Stratum intermedium.
5. Embryonalwoche und dauert bis zur Bildung der Zahnhartsubstanzen • Das vom Schmelzorgan umgebene mesenchymale Gewebe verdich-
etwa 3 Monate (15.–19. Embryonalwoche). tet sich zur Zahnpapille. In die Zahnpapille wachsen Blutgefäße und
Nervenfasern ein, hier bildet sich die spätere Zahnpulpa.
Frühes Kappenstadium: Durch intensive Zellproliferation im odontoge-
• Induziert durch die Zahnpapille entwickeln sich die Zellen des inne-
nen Epithel entstehen an umschrieben Stellen knospen- bzw. kappen-
ren Schmelzepithels zu Vorläuferzellen der Schmelzbildner (= Prä-
förmige Zellansammlungen. Sie vertiefen sich an der dem Epithel abge-
ameloblasten). Unter ihrem Einfluss ordnen sich die direkt benachbar-
wandten Seite zunehmend konkav und umwachsen so, vom Rand aus-
ten Mesenchymzellen zu einem epithelartigen Verband, den zukünf-
gehend, das determinierte Mesenchym (s. C).
tigen Dentinbildnern (Präodontoblasten) an.
Spätes Kappenstadium: • Die Basalmembran zwischen Präameloblasten und Präodontoblasten
• Am Schmelzorgan sind äußeres und inneres Schmelzepithel und die verdickt sich zur Membrana prefomativa. Im Bereich der zervikalen
dazwischen liegende Schmelzpulpa zu unterscheiden. Die Zellen des Schlinge geht die Basalmembran des inneren Schmelzepithels kon-
inneren Schmelzepithels werden im Bereich der basalen Eindellung, tinuierlich in die Basalmembran des äußeren Schmelzepithels über
v. a. im Bereich des Schmelzknotens, zunehmend säulenförmig, im und bedeckt so die gesamte Oberfläche des Schmelzorgans. Seine Er-
Bereich des äußeren Schmelzepithels immer flacher. In der Schmelz- nährung sichern die Kapillaren außen an der Basalmembran.
pulpa weichen die Zellen durch die zunehmende Produktion von • Die Verbindung zur generellen Zahnleiste wird zunehmend löchrig
extrazellulärer Matrix immer weiter auseinander. und löst sich bis auf einige Reste (Serres-Körper) vollständig auf.
• Vom palatinalen (Oberkiefer) bzw. lingualen (Unterkiefer) freien Rand • Schmelzglocke und Zahnpapille werden von einem lockeren mesen-
der generellen Zahnleiste aus entwickelt sich die sog. Ersatzzahn- chymalen Gewebe umgeben, das sich unter der Expansion des wach-
leiste, von der später die Bildung der bleibenden Zähne der 2. Denti- senden Zahnkeims zu einem Zahnsäckchen verdichtet, aus dem sich
tion (sog. „Ersatzzähne“) ausgeht. der spätere Zahnhalteapparat entwickelt (s. E).
Beachte: Die distal vom Milchgebiss gelegenen späteren Zuwachszähne Kurz bevor die Bildung der Zahnhartsubstanzen beginnt (vgl. D), besteht
(Mahlzähne des bleibenden Gebisses) entstehen dadurch, dass die gene- der Zahnkeim also aus dem glockenförmigen Schmelzorgan, der Zahnpa-
relle Zahnleiste nach distal verlängert wird. pille und dem Zahnsäckchen.

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C Epithel-Mesenchym-Interaktionen wechselseitige
Die Entwicklung der Milchzähne ist das Resultat einer Interaktion von Induktion
Mesenchym Epithel
Oberflächenektoderm (Epithel der primitiven Mundhöhle = Stomodeum) kraniale Neuralleiste Mundhöhlenepithel
und darunter liegendem Mesenchym (aus der kranialen Neuralleiste).
Sie führt zu hoch spezialisierten Zellverbänden, den Odonto- und Ame-
determiniertes
loblasten. Diese wiederum leiten über parakrin sezernierte Wachstums- odontogenes Epithel
Zahnmesenchym
und Differenzierungsfaktoren (z. B. BMPs = bone morphogenetic prote-
ins, FGFs = fibroblast growth factors, SHh = Sonic hedgehog) die Sekre- Zahnleiste
tion der Zahnhartsubstanzen Prädentin und Schmelzmatrix ein (s. D).
Beachte: Die Wachstums- und Differenzierungsfaktoren konzentrieren Zahnknospe/Zahnkappe
sich in den sog. Schmelzknoten (s. Bb), den punktuellen Verdickun-
gen der Zahnleiste, die jeweils die Anlage eines Milchzahns darstellen. Zahnglocke mit
Schmelzknoten haben damit eine signalgebende Funktion für die indi- Zahnpapille innerem und äußerem
viduelle Zahnentwicklung (z. B. für Kronenform und Anzahl der Kronen- Schmelzepithel
höcker) und ähneln so z. B. den ektodermalen Randleisten, die das Aus-
wachsen der Extremitätenknopsen steuern. Präodontoblasten inneres Schmelzepithel

Odontoblasten Präameloblasten

Ameloblasten Prädentin

Prädentin Schmelz Ameloblasten

Odontoblasten mineralisiertes
mineralisiertes Dentin Schmelzmatrix
Dentin
Schmelzpulpa
Odontoblasten-
fortsatz
(Tomes-Faser) Basis der Schmelz
Zelle
Zahnpulpa Dentin
äußeres
Apex
Schmelzepithel
Prädentin
Amelo-
zervikale blasten Odontoblasten
Schlinge
Zahnpapille

Odontoblasten-
Zahnsäckchen differenzierung
Bildung von
D Bildung der Zahnhartsubstanzen im Bereich der Zahnkrone Zement
Wurzeldentin
Die Bildung der Zahnhartsubstanzen im Bereich der Zahnkrone ist – ähn-
lich wie die Frühentwicklung – das Ergebnis einer Kette von wechselseiti- differenzierte epitheliale
Mesenchym- Wurzelscheide
gen Induktionsvorgängen (s. Ba– c). Unter dem Einfluss einer sich verdi- zellen (= Hertwig-
ckenden Basalmembran (Membrana preformativa, s. Bc) differenzieren (Zemento- Scheide)
sich Präodontoblasten zu Odontoblasten und beginnen mit der Synthese blasten)
von organischer Dentinmatrix (Prädentin), die in Richtung Basalmemb-
Lamina Lamina Lamina
ran abgelagert wird. Dies induziert wiederum die Differenzierung der osteoblastica periodontoblastica cementoblastica
Präameloblasten zu sekretorischen Ameloblasten. Sie beginnen, sobald
die 1. Lage Prädentin mineralisiert ist, mit der Ausschüttung von orga- Zahnsäckchen
nischer Schmelzmatrix. Durch den Zerfall der Basalmembran liegen nun
Schmelz und Dentin direkt aneinander, wobei die Ablagerung immer E Bildung der Zahnwurzel und Differenzierung des Zahnsäckchens
inzisal bzw. okklusal beginnt und sich allmählich in Richtung Zahnhals Die Bildung der Zahnwurzel beginnt, wenn Schmelz und Dentin im Kro-
ausbreitet. Mit fortschreitender Bildung der beiden Zahnhartsubstan- nenbereich im Wesentlichen entwickelt sind. Sie organisiert sich ent-
zen entfernen sich die Odontoblasten und Ameloblasten in entgegen- lang der epithelialen Wurzelscheide (Hertwig-Scheide). Diese wächst als
gesetzter Richtung voneinander. Hierbei sezernieren die Ameloblasten zweischichtiges Epithel (inneres und äußeres Schmelzepithel liegen di-
säulenförmige Schmelzprismen, die später mineralisieren und apposi- rekt aufeinander, die Schmelzpulpa fehlt) von der zervikalen Schlinge im
tionell von der Dentin-Schmelz-Grenze gegen die Oberfläche wachsen. Bereich des späteren Zahnhalses ausgehend nach apikal. Bei mehrwur-
Auf diese Weise werden die Ameloblasten zunehmend nach außen ver- zeligen Zähnen bilden sich durch Aufzweigungen epitheliale Röhren (Va-
lagert und gehen später beim Durchtritt des Zahnes zugrunde. Dadurch gina epithelialis radicalis). Die Wurzelscheide induziert in der benach-
ist der Schmelz zellfrei und kann nicht nachgebildet werden. Auch die barten Zahnpapille die Differenzierung von Odontoblasten, die im Wei-
Odontoblasten weichen mit zunehmender Dentinbildung zurück, belas- teren mit der Synthese von Wurzeldentin beginnen. Die dabei entste-
sen jedoch einen dünnen Fortsatz (Odontoblastenfortsatz oder „Tomes- hende Pulpahöhle wird apikal immer mehr eingeengt und es entstehen
Faser“ in einem Dentinkanälchen, das die gesamte Dentinschicht durch- ein oder mehrere Wurzelkanäle (Canalis radicis dentis) für den Ein- und
zieht. Die postmitotischen Odontoblasten liegen mit ihrem Zellkörper Austritt von Gefäßen und Nerven. Durch fortschreitende Auflösung der
an der Pulpa-Dentin-Grenze und können zeitlebends neues Dentin (Se- epithelialen Wurzelscheide (von zervikal nach apikal) kommen die Mes-
kundär- bzw. Tertiärdentin) bilden. enchymzellen des Zahnsäckchens in Kontakt mit dem Wurzeldentin und
Beachte: Während die Kronenbildung bei den Milchzähnen zwischen beginnen mit der Bildung von Zement (Lamina cementoblastica). Weiter
dem 2. und 6. Lebensmonat abgeschlossen ist, endet innerhalb der peripher induziert das Wurzeldentin im angrenzenden Mesenchym des
1. Dentition die Bildung der Zahnwurzel etwa 2–3 Jahre nach deren Zahnsäckchens die Lamina periodontoblastica (spätere Wurzelhaut = Des-
Durchbruch. modont) sowie die Lamina osteoblastica (künftiger Alveolarknochen).

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2.26 Röntgendiagnostik der Zähne

Sinus Septum
maxillaris nasi Orbita Tuberculum
articulare

Fossa
mandibularis

Proc.
condylaris

18 28

38

48
(Dens molaris 3, Angulus
Weisheitszahn) mandibulae

47
Canalis
46 mandibulae
45 Aufbisshalter des
44 43 42 41 Aufnahmegerätes

A Panoramaschichtaufnahme (PSA)/Orthopantomogramm (OPG) durch die höhere Auflösung dieser Aufnahmen eine verfeinerte Diag-
Die Panoramaschichtaufnahme (PSA) ist eine Übersichtsaufnahme, die nostik zu ermöglichen (s. C–H).
einen ersten Überblick über Kiefergelenke, -höhlen und -knochen sowie Neben der konventionellen (analogen) Technik, die als Bildempfänger
den Zahnstatus (kariöse Läsionen, Lage der Weisheitszähne) verschafft. den Röntgenfilm verwendet, wird heute zunehmend die digitale Rönt-
Sie arbeitet nach dem Prinzip der Schichtuntersuchung, d. h., während gentechnik eingesetzt, bei der ein Sensor die absorbierten Röntgen-
der Aufnahme bewegen sich Strahler und Film um die darzustellende strahlen in digitale Signale umwandelt und am Computerbildschirm
Ebenen, wobei die außerhalb dieser Schichtebene liegenden Strukturen sichtbar macht. Ein wesentlicher Vorteil dieser Technik ist die Reduktion
verwischt werden. Entsprechend der Form der Kiefer ist die Ebene bei der Strahlenbelastung durch kürzere Belichtungszeiten und die leich-
der PSA parabelförmig. Bei dem hier dargestellten Gebiss ist eine Entfer- tere Datenübermittlung.
nung aller vier Weisheitszähne angezeigt, da diese entweder nicht voll- Beachte: Die oberen Schneidezähne sind breiter als die unteren. Dies
ständig durchgebrochen (18, 28 und 38) oder querverlagert sind (48) führt zur Höcker-Fissuren-Verzahnung (s. S. 53).
und deshalb nicht durchbrechen können. Kommt es aufgrund der PSA (Wir danken dem FB Zahnärztliches Röntgen, UKE Hamburg-Eppendorf,
zum Verdacht einer Karies oder eines Prozesses an der Zahnwurzel, wer- Herrn Prof. Dr. med. dent. U. J. Rother / Dr. Christian Scheifele für die Über-
den Einzelzahnaufnahmen der betroffenen Regionen angefertigt, um lassung des Röntgenbildes auf dieser Seite.)

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

B Einzelzahnaufnahmen auftrifft, so dass hintereinander liegende Strukturen deutlich voneinan-


Einzelzahnaufnahmen sind detaillierte Röntgenbilder von einzelnen der zu unterscheiden sind. Eine spezielle Form der Einzelzahnaufnahme
Zähnen und ihren Nachbarzähnen. In der Regel werden orthoradiale Auf- ist die sog. Bissflügelaufnahme (s. H), bei der nicht der gesamte Zahn,
nahmen angefertigt, bei denen der Röntgenstrahl senkrecht auf die Tan- sondern nur der Kronenbereich aufgenommen wird. Da der Röntgen-
gente des Zahnbogens auftrifft, also, stark vereinfacht, geradlinig von film mit einem Flügel versehen ist, auf den der Patient beißt, sind Ober-
außen auf den Zahn. Auf dem Röntgenbild sind folglich alle Strukturen, und Unterkieferzähne gleichzeitig zu sehen, so dass auch versteckte Ka-
die im Strahlengang hintereinander liegen, auch hintereinander zu sehen, ries, z. B. unter Zahnfüllungen oder auf den Kontaktflächen zu diagnos-
so dass sie sich überlagern. Bei mehrwurzeligen Zähnen sind dann z. B. tizieren sind.
einzelne Wurzelkanäle nicht sicher zu beurteilen (s. C). Dies lässt sich nur (Wir danken Herrn Dr. med. dent. Christian Friedrichs, Praxis für Zahner-
durch sog. exzentrische Aufnahmen erreichen, bei denen der Röntgen- haltung und Endodontie, Kiel, für die Überlassung der Röntgenbilder auf
strahl in einem bestimmten Winkel auf die Tangente des Zahnbogens dieser Seite.)

metalldichte
Verschattung
Zahn-
schmelz

C Unterkiefer, Front, Zähne 32–42 Kavität E Unterkiefer, Seitenzähne, Zähne 44–47


Auch einwurzelige Zähne, wie die hier darge- Metalldichte Verschattungen wie im Kronen-
stellten Schneidezähne, haben in ⅓ der Fälle D Oberkiefer, Front, Zähne 12–22 bereich der Zähne 46 und 47 können durch
zwei Wurzelkanäle. Dies äußert sich in Form Aufhellungen, wie hier an Zahn 21 distal, kön- Metallinlays, Kronen, Amalgamfüllungen oder
einer doppelten Parodontalspalte (s. Pfeile) nen Karies, offene Kavitäten oder – wie in die- moderne Zinkoxidkeramiken hervorgerufen
Ob tatsächlich zwei Wurzelkanäle vorhanden sem Fall – ein altes, nicht röntgenopakes Fül- werden.
sind, lässt sich aber durch die orthoradiale Auf- lungsmaterial darstellen. Das Unterfüllungs-
nahme nicht sicher feststellen (s. B). material ist schwach röntgenopak.

Wurzel- periapikale Dentin-


Jochbogen füllstift Aufhellung Dentikel karies

F Oberkiefer, Seitenzähne, Zähne 14–17 G Oberkiefer, Seitenzähne mit pathologi- tiefe Karies Schmelzkaries
Im Oberkiefer-Seitenzahnbereich kommt es schem Befund, Zähne 24–27
häufig zu einer Überlagerung von Zähnen und Nach einer Infektion des Wurzelkanalsystems H Bissflügelaufnahme zur Kariesdiagnostik
Jochbogen, hier am oberen linken Rand zu er- und einem Übergreifen auf den periapikalen Massiver Kariesbefall am Zahn 46 distal,
kennen. Die Wurzeln der Molaren sind in die- Knochen kann es zur Ausprägung einer Fistel Schmelzkaries und teilweise beginnende Den-
sem Bereich weniger deutlich dargestellt. kommen. Um den genauen Ort des entzünd- tinkaries an den Kontaktpunkten fast aller
lichen Prozesses festzustellen, wurde hier ein Zähne. Die Kontaktpunkte stellen neben den
Wurzelfüllstift aus Guttapercha von außen Okklusalflächen (Kauflächen) typische Karies-
in die Fistel eingebracht und die Röntgenauf- prädilektionsstellen dar. In den Lumina der Pul-
nahme erstellt. Rund um die distobukkale Wur- pakammern sind teilweise Dentikel zu erken-
zel des Zahns 26 ist eine Aufhellung als Zei- nen.
chen der ausgeprägten Entzündung zu erken-
nen. Der Zahn 27 ist mit einer Krone versorgt.

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2.27 Lokalanästhesie der Zähne

A Anatomische Grundlagen und Technik der Lokalanästhesie C Praktisches Vorgehen bei einer Infiltrationsanästhesie
Für die Lokalanästhesie bei zahnärztlichen Behandlungen sind detail-
lierte Kenntnisse der topografischen Anatomie der Kopf- und Halsregion • Darstellung des Injektionsortes durch Abhalten und Straffen der
essenziell. Besondere Bedeutung hat in diesem Zusammenhang der Ver- Weichteile
lauf des N. trigeminus. Er versorgt als größter und überwiegend sensori- • Penetration der Schleimhaut im Bereich der Umschlagsfalte in
scher Hirnnerv u. a. die zahntragenden Teile des Ober- und Unterkiefers Apexnähe
(Alveolarknochen, Zähne und Zahnfleisch). Daneben sind v. a. topografi- • Kanüle zum Knochen ausrichten
sche Kenntnisse der knöchernen Leitstrukturen unerlässlich, da sie ins- • Vorschieben der Kanüle bis zum Knochenkontakt, parallel zur Zahn-
besondere für die Orientierung eine wesentlich größere Rolle spielen als achse in einem Winkel von etwa 30° zur Knochenoberfläche
die Weichteile. Im Rahmen der zahnärztlichen Lokalanästhesie werden • Aspiration
v. a. die Infiltrations- und die Leitungsanästhesie eingesetzt (s. u.). Die Lokal- • langsame Injektion der Lokalanästhesielösung (1 ml/30 s) unter Kno-
anästhesielösungen enthalten zusätzlich einen Vasokonstriktor (z. B. Ad- chenkontakt
renalin), der die Wirkdauer des Lokalanästhetikums verlängert, toxische • Entfernen der Spritze aus der Mundhöhle
Plasmaspiegel verhindert und die lokale Blutungsneigung reduziert. • Abwarten der Anflutung unter Beobachtung des Patienten
Um eine akzidentelle intravasale Injektion auszuschließen, muss bei je-
der Infiltrations- und Leitungsanästhesie aspiriert werden. Schwerwie-
gendste Nebenwirkungen bei der versehentlichen Punktion eines Gefä-
ßes sind v. a. kardiovaskuläre und anaphylaktische Reaktionen. D Häufig eingesetzte Leitungsanästhesien in der Zahn-, Mund-
und Kieferheilkunde (Versorgungsgebiete einzelner Nerven
und Darstellung der zugehörigen Injektionsorte)
(Aus Daubländer M. Lokalanästhesie in der Zahn-, Mund- und Kieferheil-
kunde. In van Aken H, Wulf H. Lokalanästhesie, Regionalanästhesie, Re-
gionale Schmerztherapie. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2010)
Ziel der Leitungsanästhesie ist die reversible Ausschaltung eines kom-
pletten sensiblen peripheren Nervs. Entscheidend hierbei ist die exakte
Platzierung eines ausreichenden Volumens in Form eines Depots in en-
ger topografischer Beziehung zu dem entsprechenden Nerv, z. B. vor
dessen Eintritt in bzw. nach seinem Austritt aus dem Knochenkanal.

Nerv Innervationsgebiet Injektionsort Volumen

Oberkiefer
a
N. infra- Alveolarfortsatz, Foramen 1–1,5 ml
orbitalis vestibuläre Schleim- infroaorbitale
haut und Zähne im
Oberkieferfrontzahn-
bereich, Oberlippe, seit-
liche Nase und vordere
Rr. alveolares Wange
superiores
(vom N. maxillaris) N. naso- Gaumenschleimhaut Foramen 0,1–0,2 ml
palatinus im Bereich der Schnei- incisivum
dezähne
N. palatinus Gaumenschleimhaut Foramen 0,3–0,5 ml
major bis zur Eckzahnregion palatinum
der betreffenden Seite majus
b Nn. alveolares Alveolarfortsatz, Tuber 1–1,8 ml
maxillares vestibuläre Schleimhaut maxillae
posteriores und Zähne im Molaren-
B Prinzip einer Infiltrationsanästhesie bereich
a Injektionstechnik am Patienten; b schematische Darstellung mit Sen-
sibilitätsausfall. Unterkiefer
Die am häufigsten verwendete Anästhesie in der Zahnheilkunde ist die N. alveolaris Alveolarfortsatz, lingu- Foramen 1,5–2 ml
Infiltrationsanästhesie (zum praktischen Vorgehen, s. C). Sie eignet sich inferior ale Schleimhaut und mandibulae
v. a. für Behandlungen im Oberkiefer, da die überwiegend spongiöse Zähne der entsprechen-
Knochenstruktur der Maxilla mit ihrer äußerst dünnen Kompakta eine den Unterkieferhälfte,
Diffusion des Wirkstoffs durch den Knochen zum Apex der Zähne ermög- vestibuläre Schleimhaut
licht. Bei der Infiltrationsanästhesie werden die terminalen Nervenendi- im Frontzahngebiet
gungen, die das zu behandelnde Areal sensibel versorgen, mit Lokalanäs- N. buccalis vestibuläre Schleimhaut Vorderkante 0,5 ml
thesielösung umspült und somit blockiert. Die Applikation erfolgt in der im Molarenbereich des aufstei-
Regel supraperiostal im apikalen Bereich des zu behandelnden Zahnes. genden Un-
Beachte: Aufgrund der deutlich dichteren kortikalen Knochenstruktur terkieferastes
am Unterkiefer ist die Diffusion v. a. im Molarengebiet stark herabge-
N. mentalis vestibuläre Schleimhaut Foramen 0,5 –1 ml
setzt. Aus diesem Grund wird insbesondere bei Behandlungen der Un- im Frontzahngebiet mentale
terkieferzähne die Leitungsanästhesie eingesetzt (s. D u. E ).

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

N. palatinus
major

Foramen
palatinum majus

N. nasopalatinus

Foramen
incisivum

aufsteigender
Unterkieferast

N. alveolaris
inferior

E Injektionsorte typischer Leitungsanästhesien am Ober- und


Unterkiefer (Fotos aus Daubländer M. Lokalanästhesie in der Zahn-,
Mund- und Kieferheilkunde. In van Aken H, Wulf H. Lokalanästhesie,
Regionalanästhesie, Regionale Schmerztherapie. 3. Aufl. Stuttgart:
Thieme; 2010)
a Foramen palatinum majus (N. palatinus major)
Indikation: schmerzhafte Behandlung im Bereich der palatinalen
Schleimhaut und des Knochens im Molaren- und Prämolarenbereich
einer Oberkieferhälfte. (Schleimhauterhebung über dem Foramen incisivum) etwa 1 cm pa-
Vorgehen: Das Lokalanästhetikum muss möglichst nahe am Foramen latinal des Gingivarandes der Schneidezähne eingestochen und nach
palatinum majus abgegeben werden (bei Kindern palatinal des 1. Mo- medial-distal vorgeschoben.
laren, bei Erwachsenen weiter distal auf Höhe des 2.– 3. Molaren). Cave: Derbe Schleimhaut erfordert hohen Applikationsdruck.
Bei weit geöffnetem Mund und rekliniertem Kopf wird die Kanüle c Foramen mandibulare (N. alveolaris inferior)
– von der Prämolarenregion der kontralateralen Seite kommend – im Indikation: schmerzhafte Behandlung im Bereich der Unterkiefer-
45°-Winkel zur Gaumenoberfläche bis zum Knochenkontakt vorge- zähne sowie der bukkalen Schleimhaut mesial des Foramen mentale.
schoben. Vorgehen: Bei weit geöffnetem Mund palpiert der Zeigefinger des
Cave: Erfolgt die Injektion zu weit distal, kommt es zur Anästhesie Therapeuten – auf der Zahnreihe liegend – die Vorderkante des auf-
des ipsilateralen weichen Gaumens, was der Patient als unangenehm steigenden Unterkieferastes. Die Kanüle wird – von der Prämolaren-
(Schluckbeschwerden!) empfindet. region der Gegenseite kommend – etwas 1 cm oberhalb der Okklu-
b Foramen incisivum (N. nasopalatinus) sionsebene, lateral der Plica pterygomandibularis eingestochen und
Indikation: schmerzhafte Behandlung im Bereich des vorderen Gau- erreicht nach etwa 2,5 cm – kranial der Lingula mandibulae – das Fo-
mendrittels (bis zum linken und rechten Eckzahn). ramen mandibulae.
Vorgehen: Bei weit geöffnetem Mund und rekliniertem Kopf wird Cave: Bei Kindern liegt das Foramen mandibulae auf Höhe der Kau-
die Kanüle – von lateral kommend – direkt neben der Papilla incisiva ebene.

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2.28 Kiefergelenk (Articulatio temporomandibularis)

Proc. zygomaticus Tuberculum


ossis temporalis articulare

Spina ossis
sphenoidalis
Fissura
petrotympanica Fossa
mandibularis
Proc. styloideus
äußerer
Gehörgang
Proc. mastoideus (Porus acusticus
externus)

A Gelenkpfanne (Fossa mandibularis) des Kiefergelenks an der ist eine ausreichende Beweglichkeit des Kiefergelenks gewährleistet. Im
äußeren Schädelbasis Unterschied zu anderen Gelenkflächen ist die Fossa mandibularis mit Fa-
Ansicht von unten. Im Kiefergelenk artikuliert das Caput mandibulae serknorpel und nicht mit hyalinem Knorpel überzogen. Sie ist daher am
des Unterkiefers mit der hier dargestellten Gelenkpfanne, der Fossa Schädel nicht so genau abzugrenzen, wie das sonst bei Gelenken der
mandibularis. Sie ist ein Teil der Pars squamosa des Schläfenbeins. An Fall ist. Hinter der Pfanne des Kiefergelenks liegt der äußere Gehörgang.
der Vorderseite der Fossa mandibularis liegt das Tuberculum articu- Diese enge Nachbarschaft erklärt, warum es bei Gewalteinwirkung auf
lare. Da der Gelenkkopf (s. B) deutlich kleiner ist als die Gelenkpfanne, den Unterkiefer zu Schädigungen des Gehörgangs kommen kann.

Caput
mandibulae

Fovea Capsula
pterygoidea articularis
Collum
Proc. mandibulae Lig. laterale
coronoideus

Collum
mandibulae Lingula
mandibulae

Foramen Lig. stylo-


mandibulae mandibulare

Sulcus mylo-
hyoideus
a b

B Gelenkkopf (Caput mandibulae) des rechten Kiefergelenks C Linkes Kiefergelenk mit Bandapparat
Ansicht von frontal (a) und dorsal ( b). Der Gelenkkopf des Unterkie- Ansicht von lateral. Das Kiefergelenk ist von einer relativ schlaffen Kap-
fers, das Caput mandibulae, ist nicht nur deutlich kleiner als die Gelenk- sel umgeben (Gefahr der Luxation!), die dorsal bis an die Fissura petro-
pfanne, sondern auch walzenförmig. Diese Walzenform erhöht die Be- tympanica (s. A) heranreicht. Es wird von drei Bändern gesichert. In die-
weglichkeit des Kopfes zusätzlich, da sie Drehbewegungen um eine ver- ser Ansicht von lateral erkennt man das stärkste Band, das Lig. laterale,
tikale Achse zulässt. das auf der Kapsel liegt und mit ihr verwoben ist, sowie das schwächere
Lig. stylomandibulare.

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Proc. pterygoideus, Tuberculum


Lamina lateralis articulare

Lig. pterygo- Discus


spinale articularis

Incisura Capsula
mandibulae articularis

Lig. spheno- Caput


mandibulare mandibulae

Lig. stylo-
mandibulare
Lig. stylo-
Proc. pterygoideus, mandibulare
Lamina medialis

D Rechtes Kiefergelenk mit Bandapparat E Eröffnetes, linkes Kiefergelenk


Ansicht von medial. In der Ansicht von medial wird zusätzlich das Ansicht von lateral. Die Kapsel verläuft dorsal bis zur hier nicht darge-
Lig. sphenomandibulare sichtbar, das von der Spina ossis sphenoidalis stellten Fissura petrotympanica. Man erkennt den zwischen Kopf und
(s. A) zur Innenseite des R. mandibularis zieht. Pfanne gelegenen Discus articularis, der an allen Seiten mit der Kapsel
verwachsen ist.

Tuberculum mittlere Schädelgrube


articulare
Fossa mandibularis
hinteres Band
diskotemporale
Intermediär- Kammer
zone
Discus diskomandibuläre
articularis Kammer
vorderes Band
retroartikuläres
bilaminäre Polster
Zone

Capsula articularis

Caput mandibulae
M. pterygoideus
lateralis äußerer Gehörgang
(Caput inferius)

Gl. parotidea

F Histologie des Kiefergelenks hintere Abschnitt in zwei Blätter auf (sog. bilaminäre Zone). Das obere
Sagittalschnitt durch den lateralen Bereich eines menschlichen Kiefer- Blatt enthält elastische Fasern und inseriert im Bereich der Fissura pet-
gelenks, Ansicht von lateral (Originalpräparat: Prof. Dr. Dr. M. Schünke, rosquamosa, das untere Blatt zieht zum Collum mandibulae. Zwischen
Färbung: Azan, Schnittdicke 10 µm). den beiden Blättern liegt das sog. retroartikuläre Polster. Die Gelenkkap-
Der Discus articularis teilt das Kiefergelenk in zwei vollständig getrennte sel ist insgesamt schwach ausgebildet und wird lateral und medial von
Gelenkkammern, eine kraniale „diskotemporale“ und eine kaudale „dis- den Kollateralbändern (s. C) gesichert (im Bild nicht angeschnitten).
komandibuläre“ Kammer. Beim Diskus unterscheidet man einen vorde- Beachte: Während das Caput inferius des M. pterygoideus lateralis am
ren avaskulären, kollagenfaserreichen Abschnitt von einem hinteren, Proc. condylaris (Collum mandibulae) inseriert, zieht das Caput superius
vaskularisierten Abschnitt. Während der vordere Abschnitt in seiner Ge- des Muskel zum vorderen Band des Discus articularis (im Bild nicht zu
samtheit eine bikonkave Form mit einem vorderen und hinteren Band sehen).
und einer dazwischen liegenden Intermediärzone aufweist, teilt sich der

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2.29 Biomechanik des Kiefergelenks

transversale Achse Retrusion


durch Caput mandibulae
(Rotationsachse)

150° Caput
manibulae

a Medianebene b
Protrusion

Rotations- Rotations-
achse achse

ruhender
Condylus
schwingender
Condylus

Balanceseite Arbeitsseite
(entspricht (entspricht
Mediotrusion) Laterotrusion) Arbeitsseite Balanceseite

c Bennet-Winkel d

A Bewegungsmöglichkeiten im Kiefergelenk, Unterkiefer b Translationsbewegung. Bei dieser Bewegung wird der Unterkiefer
Ansicht von oben. Die meisten Bewegungen im Kiefergelenk sind kom- vorgeschoben und zurückgezogen (Protrusion bzw. Retrusion). Die
binierte Bewegungen. Sie lassen sich auf drei Grundbewegungen zu- Achsen dieser Bewegung verlaufen parallel zur Medianachse durch
rückführen: die Mitte der Kieferköpfchen.
c Mahlbewegung im linken Kiefergelenk. Bei der Mahlbewegung un-
• Rotationsbewegung (Öffnen und Schließen des Mundes),
terscheidet man den ruhenden und den schwingenden Condylus.
• Translationsbewegung (Schiebebewegung) und
Der ruhende Condylus auf der linken Arbeitsseite rotiert um eine na-
• Mahlbewegung.
hezu senkrechte Achse (ebenfalls eine Rotationsachse) durch das Ca-
a Rotationsbewegung. Die Gelenkachse bei der Rotationsbewegung put mandibulae, während der schwingende Condylus der rechten
geht quer durch beide Capita mandibulae. Beide Bewegungsachsen Balanceseite nach vorn-innen im Sinne einer Translationsbewegung
schneiden sich in einem individuell variablen Winkel von etwa 150° schwenkt. Das Ausmaß der Unterkieferschwenkung wird in Grad ge-
(Schwankungsbreite 110–180°). Bei dieser Bewegung ist das Kiefer- messen und als Bennet-Winkel bezeichnet. Beim Schwenken des Un-
gelenk ein Scharniergelenk (Abduktion, Senken, und Adduktion, He- terkiefers wird auf der Arbeitsseite eine Laterotrusion und auf der Ba-
ben, des Unterkiefers). Eine solch reine Rotationsbewegung erfolgt lanceseite eine Mediotrusion durchgeführt.
beim Menschen meist nur im Schlaf, bei leicht geöffnetem Mund d Mahlbewegung im rechten Kiefergelenk. Jetzt ist das rechte Kiefer-
(Öffnungswinkel bis etwa 15°, s. Bb). Bei jeder weiteren Öffnung des gelenk die Arbeitsseite, der rechte ruhende Condylus dreht sich um
Mundes über 15° hinaus ist sie mit einer Translationsbewegung kom- die nahezu senkrechte Rotationsachse, während der linke Condylus
biniert (Drehgleiten). nach vorn-innen schwenkt: Balanceseite.

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M. pterygoideus lateralis, Tuberculum


Caput superius articulare

Fossa mandibularis

Discus articularis

Caput mandibulae

Capsula articularis

M. pterygoideus lateralis,
Caput inferius

M. pterygoideus lateralis,
Caput superius

Discus articularis

Caput mandibulae

Capsula articularis
Rotations-
M. pterygoideus lateralis, achse
15°
Caput inferius

M. pterygoideus lateralis,
Caput superius

Fossa mandibularis

Discus articularis

Capsula articularis

M. pterygoideus lateralis,
Caput inferius >15°

B Kiefergelenksbewegungen b Mundöffnung bis 15°. Bis zu diesem Grad der Abduktion verbleibt
Ansicht von links lateral. Auf der linken Seite ist jeweils das Gelenk inklu- das Caput mandibulae in der Fossa mandibularis;
sive Diskus und Kapsel sowie der M. pterygoideus lateralis dargestellt, c Mundöffnung größer als 15°. Das Caput mandibulae verlagert sich
rechts schematisch der Achsenverlauf. Muskel, Kapsel und Diskus bilden nach vorne auf das Tuberculum articulare; damit verschiebt sich die
ein funktionell gekoppeltes muskulo-disko-kapsuläres System, das beim Gelenkachse, die quer durch das Caput mandibulae verläuft, nach
Öffnen und Schließen des Mundes eng zusammenarbeitet. ventral. Der Discus articularis wird durch das Caput superius des
M. pterygoideus lateralis nach vorne gezogen, das Caput mandibulae
a Geschlossener Mund. In der Ausgangssituation bei geschlossenem
durch sein Caput inferius.
Mund ruht das Caput mandibulae in der Fossa mandibularis des Os
temporale.

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.30 Knochen der Halswirbelsäule

Arcus posterior Facies articularis Sulcus arteriae


atlantis superior vertebralis
Tuberculum
anterius Tuberculum
Tuberculum posterius
CI (Atlas) Tuberculum anterius
posterius Arcus posterior
atlantis
Foramen Proc.
transversarium transversus
CII (Axis) Facies articularis
Proc. inferior
spinosus
Sulcus
n. spinalis a 1. Halswirbel (Atlas)

Corpus
vertebrae
Dens axis
Art. zygapo-
Tuberculum physialis Facies articu-
anterius laris anterior Facies articularis
Proc. articu- posterior
Tuberculum laris inferior Facies articu-
posterius laris superior
Proc. articu- Proc.
laris superior Foramen spinosus
transversarium

Proc. Corpus
transversus vertebrae

Uncus corporis Proc.


vertebrae spinosus Proc. Facies articu- Arcus
(Proc. uncinatus) transversus laris inferior vertebrae

C VII (Vertebra
prominens) b 2. Halswirbel (Axis)

Foramen transversarium Foramen


(Foramen proc. transversi) transversarium Proc. articularis
superior

A Halswirbelsäule in der Ansicht von links Proc.


Facies articularis
Die Halswirbelsäule besteht aus sieben Wirbeln, von denen die obers- transversus
superior
ten beiden, Atlas und Axis, nicht dem allgemeinen Aufbau der Wirbel
entsprechen. Sie bilden die Kopfgelenke, die in der nächsten Lerneinheit Corpus Proc. articu-
vertebrae laris inferior
besprochen werden. Bei den übrigen fünf Wirbeln erkennt man die fol-
genden Bauelemente: Proc.
• einen Wirbelkörper (Corpus vertebrae), spinosus
Sulcus n. Facies articularis
• einen Wirbelbogen (Arcus vertebrae), spinalis inferior
• einen Dornfortsatz (Proc. spinosus),
• zwei Querfortsätze (Procc. transversi) und
c 4. Halswirbel
• vier Gelenkfortsätze (Procc. articulares).
Folgende Merkmale sind charakteristisch für Halswirbel:
Foramen Proc. articularis
• gegabelte Dornfortsätze, transversarium superior
• Foramen transversarium in den Querfortsätzen,
Facies articularis
• großes dreieckiges Foramen vertebrale sowie superior
• Unkovertebralgelenke (s. S. 76 f).
Proc. Proc.
Corpus transversus spinosus
vertebrae

Proc. articularis
inferior
Facies articularis
inferior

d 7. Halswirbel (Vertebra prominens)

B Halswirbel in der Ansicht von links

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Arcus posterior Tuberculum Facies articularis Arcus anterior


atlantis posterius superior atlantis

Facies articu- Massae Sulcus arteriae


laris superior laterales vertebralis
atlantis

Proc.
transversus
Foramen
transversarium
Fovea dentis Arcus anterior Foramen Facies articu- Tuberculum Proc. trans-
atlantis transversarium laris inferior anterius versus
Tuberculum
a 1. Halswirbel (Atlas) anterius a 1. Halswirbel (Atlas)

Proc. spinosus

Facies articularis Dens axis


Foramen Arcus vertebrae anterior
vertebrale
Facies articularis
Proc. articu-
Dens axis superior
laris inferior

Proc. Proc.
transversus transversus

Facies articu- Foramen


laris superior transversarium Facies articularis
inferior
Facies articularis Corpus
b 2. Halswirbel (Axis) anterior b 2. Halswirbel (Axis) vertebrae

Proc. Proc. articularis


Foramen Proc. spinosus
uncinatus superior
vertebrale
Arcus vertebrae
Lamina arcus Tubercu-
vertebrae lum pos-
Facies articu- Sulcus terius Proc.
laris superior n. spinalis trans-
Pediculus arcus Tubercu- versus
vertebrae Tuberculum lum an-
posterius terius
Proc. trans-
versus mit Foramen Corpus Facies articularis
Sulcus n. spinalis transversarium vertebrae inferior
Proc. spinosus
Corpus Tuberculum
c 4. Halswirbel vertebrae anterius c 4. Halswirbel

Proc. spinosus

Lamina arcus Proc. Proc. articularis


vertebrae uncinatus superior

Foramen Foramen Corpus


vertebrale transversarium vertebrae

Proc.
Proc. articu- Facies articu- Sulcus
transversus
laris inferior laris superior n. spinalis
Proc. Foramen
transversus transversarium
Sulcus Tuberculum
n. spinalis anterius
Proc. articularis Facies articularis
Corpus Proc. inferior inferior
vertebrae uncinatus Proc. spinosus

d 7. Halswirbel (Vertebra prominens) d 7. Halswirbel (Vertebra prominens)

C Halswirbel in der Ansicht von kranial D Halswirbel in der Ansicht von ventral

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.31 Bandapparat der Halswirbelsäule

A Bänder der Halswirbelsäule


Os occipitale a Ansicht von dorsal;
b Ansicht von ventral nach Entfer-
nung der vorderen Schädelbasis
Linea nuchalis
superior
Protuberantia (zum Bandapparat der oberen
occipitalis Halswirbelsäule, insbesondere
externa
Linea nuchalis Kopfgelenke, s. S. 74).
inferior
Membrana
Proc. atlantooccipitalis
mastoideus posterior
Atlas (C I)
Proc. styloideus

Proc. transversus Axis (C II)

Ligg. flava Lig. nuchae b a

Proc. transversus

Proc. spinosus
Capsula articularis
(Art. zygapophysialis)

Vertebra
prominens (C VII)

B Kopfgelenke
Als Kopfgelenke bezeichnet man die gelenki- Protuberantia
gen Verbindungen zwischen Atlas (1. Halswir- occipitalis interna
bel) und Os occipitale (Hinterhaupt) einerseits
Crista occipitalis
(Art. atlantooccipitalis) sowie zwischen Atlas interna Os occipitale,
und Axis (2. Halswirbel) andererseits (Artt. Pars basilaris
atlantoaxiales). Insgesamt sind sechs anato-
Art. atlantooccipitalis Membrana
misch getrennte Gelenke zu unterscheiden, (Lig. atlantooccipitale atlantooccipitalis
die jedoch mechanisch miteinander kombi- laterale) anterior
niert sind und somit eine Funktionsgemein-
Atlas (C I)
schaft bilden (vgl. S. 74). Proc. transversus
Foramina
Oberes Kopfgelenk (Art. atlantooccipitalis) Art. atlantoaxialis
transversaria
lateralis (Capsula
Paarige gelenkige Verbindung (Eigelenke) der articularis)
Axis (C II)
ovalen, leicht konkaven Foveae articulares
superiores des Atlas mit den konvex geform- Art. zygapophysialis
Lig. longitudinale (Capsula articularis)
ten Condyli occipitales des Hinterhaupts. anterius
Untere Kopfgelenke (Artt. atlantoaxiales)
Tuberculum
• Art. atlantoaxialis lateralis = paarige gelen- posterius
Sulcus n.
kige Verbindung (plane Gelenke) zwischen spinalis Tuberculum
den unteren Gelenkflächen des Atlas und anterius
den oberen Gelenkflächen des Axis
• Art. atlantoaxialis mediana = unpaares
Gelenk (Radgelenk mit einer vorderen und
Discus inter-
hinteren Abteilung) zwischen Dens axis, Fo-
vertebralis Vertebra
vea dentis atlantis und überknorpelter Flä-
prominens (C VII)
che des Lig. transversum atlantis (s. S. 74)
b

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Sella Lig. apicis Canalis n. Membrana


turcica dentis hypoglossi tectoria

C Bandapparat der Halswirbel-


Sinus säule: Lig. nuchae
sphenoidalis
Mediansagittalschnitt, Ansicht von
Os occipitale, links. Das Lig. nuchae ist der sagit-
Pars basilaris tal ausgerichtete, verbreiterte Teil
Protuberantia
Membrana occipitalis des Lig. supraspinale, der sich von
atlantooccipitalis externa der Vertebra prominens bis zur Pro-
anterior tuberantia occipitalis externa (s. A)
Dens axis (C II)
Arcus anterior erstreckt. (Zum Bandapparat des
atlantis (C I) Lig. transversum oberen und unteren Kopfgelenks
atlantis s. S. 74.)
Maxilla Fasciculi
longitu- Membrana
dinales atlantooccipitalis
posterior
Arcus posterior atlantis,
Tuberculum posterius Lig. nuchae

Capsula articularis der Ligg. flava


Wirbelbogengelenke
Arcus vertebrae
Discus inter- Foramen intervertebrale
vertebralis
Proc. spinosus
Lig. longitudinale
anterius Lig. interspinale

Lig. longitudinale Lig. supraspinale


posterius

Corpus vertebrae C VII


(Vertebra prominens)

Cisterna cerebello-
medullaris
Apex dentis

Tuberculum
Wirbelkörper posterius des Arcus
des Axis posterior atlantis

Lig. nuchae
Lig. longitudinale
posterius

Corpus vertebrae

Vertebra prominens
(7. Halswirbel)

Discus inter- Lig. supraspinale


vertebralis
Medulla spinalis

Subarachnoidal-
raum

D Nativröntgenbild der Halswirbelsäule E Magnetresonanztomografie (MRT) der Halswirbelsäule


von lateral Mediansagittalschnitt, Ansicht von links, T2-gewichtete TSE-Sequenz
(Originalabbildung Prof. Dr. med. S. Müller-Hülsbeck, Inst. für Diagnosti-
sche und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, DIAKO Kranken-
haus gGmbH Flensburg).

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.32 Oberes und unteres Kopfgelenk

Linea nuchalis Lig. atlanto- Crista occipitalis


superior Lig. nuchae occipitale laterale externa

Lig. atlanto- Protuberantia Foramen Protuberantia Art. atlanto-


occipitale laterale occipitalis externa magnum Os temporale occipitalis externa occipitalis

Os
occipitale

Condylus
occipitalis

Membrana
Proc. tectoria Proc. Arcus posterior
mastoideus mastoideus atlantis
Atlas (C I)
Proc. styloideus Membrana Membrana
Axis (C II) atlantooccipitalis tectoria
Membrana posterior
atlantooccipitalis Proc. transversus Arcus vertebrae
posterior
Ligg. flava Lig. longitudinale
Art. zygapophysialis, posterius
Capsula articularis Proc. spinosus

a b

Lig. atlanto- Ligg. Membrana Membrana Fasciculi Lig. apicis


occipitale laterale alaria tectoria tectoria longitudinales dentis

Fasciculi Ligg. alaria


Foramen longitudinales Lig. cruci- Atlas (C I),
transversarium forme Massa Dens axis,
Lig. transver- atlantis lateralis Facies articu-
Arcus posterior sum atlantis laris posterior
atlantis
Discus inter- Lig. transver-
Lig. cruci- Axis (C II),
Art. atlanto- vertebralis sum atlantis
forme Corpus
axialis lateralis Fasciculi
Corpus atlantis Discus inter-
longitudinales
Arcus vertebrae vertebralis
vertebrae
Proc. Foramen
transversus intervertebrale
Lig. longitudinale Lig. longitudinale
c posterius d posterius

A Bandapparat der Kopfgelenke c Nach Entfernung der Membrana tectoria erscheint das kreuzförmige
Schädel und obere Halswirbelsäule, Ansicht von dorsal. Band (Lig. cruciforme atlantis). Es besteht aus einem kräftigen hori-
zontal verlaufenden Schenkel, dem Lig. transversum atlantis, und
a Die Membrana atlantooccipitalis posterior, das „Lig. flavum“ (vgl.
schwächeren vertikal verlaufenden Längszügen, den Fasciculi longitu-
S. 72) zwischen Atlas und Os occipitale, zieht vom hinteren Atlasbo-
dinales.
gen zum hinteren Rand des Foramen magnum (auf der rechten Seite
d Das Lig. transversum atlantis und die Fasciculi longitudinales sind teil-
teilweise entfernt).
weise entfernt. Man erkennt die paarigen Ligg. alaria, die von den
b Nach Eröffnung des Wirbelkanals und Entfernung des Rückenmarks
Seitenflächen des Dens axis zu den jeweiligen Innenflächen der Con-
erkennt man als vordere Begrenzung des Wirbelkanals auf Höhe der
dyli occipitales ziehen und das unpaare Lig. apicis dentis, das von
Kopfgelenke die Membrana tectoria, eine verbreiterte Fortsetzung
der Spitze des Dens axis zum Vorderrand des Foramen magnum ver-
des Lig. longitudinale posterius.
läuft.

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Tuberculum
Art. atlantoaxialis anterius Ligg. alaria
mediana

Facies articularis Lig. apicis dentis


superior

Proc. Lig. transversum


transversus atlantis

Foramen
transversarium
Dens axis
Massa lateralis
atlantis Foramen
vertebrale
Fasciculi
longitudinales
Arcus posterior
Tuberculum atlantis
posterius (Atlas)
Proc. spinosus
(Axis)

B Bandapparat der Art. atlantoaxialis mediana


Atlas und Axis, Ansicht von kranial. (Fovea dentis als Bestandteil der
Art. atlantoaxialis mediana nicht zu sehen, da von der Gelenkkapsel ver-
deckt.)

Membrana Membrana Lig. apicis


atlantooccipitalis tectoria dentis
posterior

Ligg. alaria Fasciculi


longitudinales
Facies articularis
superior Dens axis

Arcus anterior Art. atlantoaxialis


atlantis mediana

Tuberculum
anterius atlantis

Art. atlantoaxialis Axis (C II), Ligg. Lig. apicis Fasciculi


lateralis Corpus alaria dentis longitudinales

Proc.
transversus Membrana
Facies articularis tectoria
superior, Massa
a lateralis atlantis Lig. transver-
sum atlantis
Foramen Capsula articularis,
transversarium Lig. atlantooccipitale Proc.
laterale transversus

Lig. inter-
transversarium
Sulcus arteriae
vertebralis Arcus posterior
atlantis

C Bandapparat der Kopfgelenke (Gelenkkapsel entfernt) Membrana Lig. nuchae


a Proximale Halswirbelsäule, Ansicht von ventral-kranial (Gelenkkapsel atlantooccipitalis
posterior
entfernt);
b Atlas und Axis, Ansicht von dorsal-kranial. Proc. spinosus

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Kopf und Hals | 2 Knochen, Bänder und Gelenke

2.33 Unkovertebralgelenke

Dens axis Atlas (C I)

Art. atlanto- Axis (C II)


axialis lateralis
Corpus Spaltbildung
vertebrae (Unkovertebralgelenk)

Procc. uncinati

Corpus Nucleus Tuberculum


vertebrae pulposus anterius

Tuber- Discus Sulcus n.


culum inter- spinalis Procc.
Proc. posterius vertebralis uncinati
trans- Anulus
versus Tuber-
fibrosus Tuberculum
culum
anterius Sulcus n. posterius
spinalis

Außenzone
des Anulus
fibrosus

Facies articu-
a laris inferior b

A Unkovertebralgelenke bei einem jungen Erwachsenen b 4.–7. Halswirbel. Zur besseren Darstellung der Unkovertebralgelenke
Halswirbelsäule eines 18-jährigen Mannes, Ansicht von ventral. bzw. -spalten sind die Wirbelkörper des 4., 5. und 6. Halswirbels fron-
tal geschnitten. Die Unkovertebralspalten werden seitlich von einer
a Beim 3.–7. Halswirbel besitzen jeweils die kranialen Deckplatten der
bindegewebigen Struktur, einer Art Gelenkkapsel, begrenzt und äh-
Wirbelkörper seitliche Erhebungen (Unci corporis vertebrae bzw.
neln daher den Gelenkspalten echter Gelenke. Diese Spalten bzw.
Procc. uncinati). Diese Erhebungen entstehen erst im Laufe der Kind-
Risse im Discus intervertebralis wurden bereits 1858 von dem Ana-
heit. Im Alter von etwa zehn Jahren treten sie allmählich mit einer
tomen Hubert von Luschka beschrieben, der sie als sog. „Hemiarthro-
halbmondförmigen Schrägkante an der Unterfläche des nächsten,
ses laterales“ bezeichnete. Er sah in ihnen primäre Einrichtungen, die
oben angrenzenden Wirbelkörpers in Kontakt. Dadurch kommt es
die Beweglichkeit der Halswirbelsäule begünstigen und daher einen
in den äußeren Anteilen der Zwischenwirbelscheiben zu seitlichen
funktionellen Vorteil darstellen (nach Präparaten der Anatomischen
Spaltbildungen (sog. Unkovertebralspalten oder -gelenke, s. b)
Sammlung der Universität Kiel).

A. vertebralis Dens axis Art. atlanto- B Topografische Beziehung von


im Foramen axialis lateralis Spinalnerv und A. vertebralis
transversarium
zum Proc. uncinatus
Proc.
spinosus a 4. Halswirbel mit Rückenmark,
Arcus Foramen N. spinalis Atlas (C I) Spinalwurzeln, Spinalnerven und
vertebrae vertebrale C1 Aa. vertebrales, Ansicht von kra-
Axis (C II)
nial;
Rücken- Radix b Halswirbelsäule mit beidseitiger
mark dorsalis A. vertebralis
A. vertebralis und austretenden
Radix Spinalnerven, Ansicht von ventral.
Facies Proc.
ventralis
articularis uncinatus
superior
Beachte den Verlauf der A. vertebra-
Spinalnerv lis durch die Foramina transversaria
Spinal- und den Verlauf des Spinalnervs auf
Proc.
ganglion
N. spinalis transversus Höhe der Foramina intervertebralia.
C5 Aufgrund ihrer unmittelbaren Nach-
R. ventralis
Spinalnerv barschaft können sowohl Arterie als
im Sulcus auch Nerv von Osteophyten, die im
A. verte- Corpus Proc. N. spinalis n. spinalis
bralis vertebrae transversus C7 Rahmen einer Unkarthrose entste-
hen, eingeengt werden (vgl. D).
Foramen Proc.
a transversarium uncinatus b Corpus vertebrae (C VII)

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2 Knochen, Bänder und Gelenke | Kopf und Hals

Art. atlanto- Foramen


Dens axis axialis lateralis transversarium

Atlas (C I)

Corpus vertebrae
(C II)

„Unkovertebral-
A. vertebralis gelenk“ C Degenerative Veränderungen im Bereich
der Halswirbelsäule (Unkarthrose)
Frontalschnitt durch die Halswirbelsäule eines
35-jährigen Erwachsenen, Ansicht von ventral.
Beachte den Verlauf der A. vertebralis beider-
seits der Wirbelkörper.
Procc. uncinati
Mit der Ausbildung der Unkovertebralgelenke
im Alter von etwa zehn Jahren beginnt auch
Disci intervertebrales
mit horizontalen
die zunehmende Rissbildung der Bandschei-
Spaltbildungen ben. Sie schreitet mit zunehmendem Alter wei-
ter in Richtung Bandscheibenzentrum fort, so
dass schließlich durchgehende transversale
Spalten entstehen, die die Bandscheiben in
zwei etwa gleich dicke Scheiben unterteilen.
Dadurch kommt es zu einer zunehmenden De-
generation, d. h. Abflachung der Bandscheiben
Corpus vertebrae mit daraus resultierender Instabilität der Bewe-
(C VII) gungssegmente (nach Präparaten der Anato-
mischen Sammlung der Universität Kiel).

Proc. spinosus

Corpus Incisura verte-


vertebrae bralis superior
Spondylo- Proc. articularis Proc. articularis
phyten inferior superior

Art. zygapo-
physialis
(kleines
Wirbelgelenk)

Spondylo-
Facies articu- phyten
laris superior
Foramen
intervertebrale
Foramen
transversarium

Proc. spinosus
Corpus Proc. Unkovertebral- Sulcus n.
a vertebrae uncinatus b gelenk spinalis

D Fortgeschrittene Unkarthrose im Bereich der Halswirbel sprechenden Bewegungssegmentes kommt es zu einer gleichzeitigen
a 4. Halswirbel, Ansicht von kranial; b 4. und 5. Halswirbel, Ansicht von Spondylarthrose der kleinen Wirbelgelenke mit nachfolgender Osteo-
lateral (nach Präparaten der Anatomischen Sammlung der Universität phytenbildung. Durch ihre enge topografische Beziehung zum Foramen
Kiel). intervertebrale und zur A. vertebralis haben die Osteophyten der Unko-
An den Unkovertebralgelenken treten degenerative Veränderungen auf, vertebralgelenke eine erhebliche klinische Bedeutung (Unkarthrose).
wie wir sie in vergleichbarer Weise auch an den übrigen Gelenken fin- Es kommt zu einer langsam fortschreitenden Einengung des Foramen
den, z. B. Osteophyten (an den Wirbelkörpern als Spondylophyten be- intervertebrale mit zunehmender Kompression des Spinalnervs und
zeichnet). Diese Knochenneubildungen dienen dazu, die Kraft aufneh- häufig auch der A. vertebralis (vgl. C). Gleichzeitig kann der Spinalkanal
mende Fläche zu vergrößern und auf diese Weise den Druck auf das Ge- durch Osteophyten massiv eingeengt werden (Spinalkanalstenose).
lenk zu reduzieren. Durch eine fortschreitende Destabilisierung des ent-

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Kopf und Hals | 3 Systematik der Muskulatur

3.1 Mimische Muskulatur:


Überblick

Galea
aponeurotica

Venter frontalis,
M. occipitofrontalis
M. depressor
supercilii
M. corrugator
supercilii
M. procerus

M. levator M. orbicularis
labii superioris oculi
alaeque nasi

M. levator
labii superioris
alaeque nasi

M. levator
M. nasalis labii superioris

M. zygomaticus
M. levator minor
labii superioris
M. zygomaticus
M. zygomaticus major
minor
M. levator
M. zygomaticus anguli oris
major
M. buccinator
M. levator
anguli oris M. masseter

M. risorius
M. orbicularis
oris

M. depressor M. depressor
anguli oris anguli oris

Platysma M. depressor
labii inferioris
M. depressor
labii inferioris M. mentalis

A Mimische Muskulatur beim Präparieren besondere Sorgfalt erforderlich. Aufgrund ihres Ansat-
Ansicht von vorne; rechte Gesichtshälfte oberflächliche Schicht, linke zes in der Haut können die mimischen Muskeln die Gesichtshaut bewe-
Gesichtshälfte tiefe Schicht. Die mimischen Muskeln stellen die ober- gen (sie z. B. in Falten legen, eine Funktion, die man durch Lähmung
flächliche Schicht der Muskeln im Gesichtsbereich dar und sind indivi- mit Botulinustoxin vorübergehend aufheben kann) und eben eine unter-
duell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Sie entspringen entweder direkt schiedliche Mimik hervorrufen. Darüber hinaus haben sie eine Schutz-
von der Knochenhaut oder von Nachbarmuskeln, mit denen sie verbun- funktion (Auge!) und stehen im Dienst der Nahrungsaufnahme (Mund-
den sind, und setzen entweder an anderen mimischen Muskeln an oder schluss beim Schlucken). Sämtliche mimischen Muskeln werden durch
strahlen direkt in das Hautbindegewebe ein. Das klassische Einteilungs- Äste des N. facialis innerviert, während die Kaumuskulatur (s. S. 82)
schema der übrigen somatischen Muskulatur nach Ursprung und meist durch motorische Fasern des N. trigeminus versorgt wird (der M. mas-
scharf definiertem Ansatz passt deshalb nicht so recht auf die mimische seter ist hier als ein Vertreter der Kaumuskulatur belassen worden). Um
Muskulatur. Da die mimischen Muskeln direkt im Unterhautfettgewebe die Vielzahl der Muskeln systematisch lernen zu können, teilt man sie
enden und im Gesichtsbereich die oberflächliche Körperfaszie fehlt, ist nach ihrer Lage in verschiedene Gruppen ein (s. S. 80).

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3 Systematik der Muskulatur | Kopf und Hals

Galea
aponeurotica

M. auricularis
superior

Venter frontalis,
M. occipitofrontalis

M. temporo-
parietalis

M. orbicularis
oculi

M. auricularis
anterior

M. nasalis

M. levator labii
superioris
alaeque nasi

M. levator labii
superioris
Venter occipitalis,
M. zygomaticus
M. occipitofrontalis
minor

M. orbicularis M. auricularis
oris posterior

M. zygomaticus
major

M. risorius

M. depressor
labii inferioris

M. mentalis

M. depressor
anguli oris
Platysma

B Mimische Muskulatur che des M. occipitofrontalis (Venter occipitalis und Venter frontalis) sind
Ansicht von links. In der Seitenansicht sind besonders die mimischen deutlich zu erkennen. Der M. temporoparietalis, dessen hinterer Anteil
Muskeln im Bereich von Ohr und Hals sichtbar. Eine straffe Sehne, die als M. auricularis superior bezeichnet wird, entspringt seitlich an der Ga-
Galea aponeurotica, spannt sich über das Schädeldach und ist locker mit lea aponeurotica. Der M. levator anguli oris ist hier – im Unterschied
dem Periost verbunden. Die Muskeln des Schädeldaches, die an ihr ent- zum Bild links – nicht zu sehen, da er von dem darüber liegenden M. le-
springen, werden kollektiv als M. epicranius bezeichnet. Die beiden Bäu- vator labii superioris verdeckt wird.

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Kopf und Hals | 3 Systematik der Muskulatur

3.2 Mimische Muskulatur:


Funktion

M. depressor M. corrugator M. orbicularis oculi,


supercilii supercilii Pars palpebralis

M. orbicularis oculi,
Pars lacrimalis

Crista lacrimalis
posterior

a M. levator labii M. nasalis M. orbicularis oculi, b Crista lacrimalis


superioris alaeque nasi Pars orbitalis anterior

A Mimische Muskeln der Lidspalte und der Nase b Der M. orbicularis oculi wurde bis auf den medialen Rand von der
a Ansicht von vorne. Der funktionell wichtigste Muskel ist der M. or- linken Orbita abpräpariert und nach nasal geklappt. Nur so ist seine
bicularis oculi, der die Lidspalte schließt (Fremdkörperschutzreflex). Pars lacrimalis (sog. Horner-Muskel) zu erkennen. Sie entspringt im
Fällt er als Folge einer Fazialislähmung aus (s. auch D), führt dies ne- Wesentlichen von der Crista lacrimalis posterior. Die Funktion dieses
ben dem Ausfall seiner Schutzfunktion auch zum Austrocknen des Muskelanteils wird konträr diskutiert (Tränensack erweitern oder Trä-
Auges, da nicht genügend Tränenflüssigkeit produziert werden kann. nensack entleeren).
Man prüft seine Funktion, indem man den Patienten bittet, die Au-
genlider zuzukneifen.

M. zygomaticus M. zygomaticus M. zygomaticus M. zygomaticus


minor minor minor major
M. zygomaticus M. levator M. zygomaticus
major labii superioris major

M. levator
labii superioris

M. levator
anguli oris

M. levator M. levator M. buccinator


anguli oris anguli oris
M. depressor
M. risorius M. buccinator anguli oris

Platysma M. orbicularis M. depressor


oris labii inferioris

M. depressor M. depressor M. mentalis


anguli oris anguli oris

M. depressor M. depressor b M. zygomaticus


a labii inferioris M. mentalis labii inferioris minor

B Mimische Muskeln des Mundes M. levator


a Ansicht von frontal, b Ansicht von links, c Ansicht von links, tiefere labii superioris
laterale Schicht.
M. levator
Der M. orbicularis oris bildet die muskuläre Grundlage der Lippen, seine anguli oris
Kontraktion verschließt die Lippenspalte. Die Funktion des M. orbicula-
ris oris kann man prüfen, indem man den Patienten bittet, zu pfeifen. M. buccinator
Eine Fazialislähmung kann zu Schwierigkeiten beim Trinken führen, da M. depressor
die Flüssigkeit beim Schluckakt durch den nicht geschlossenen Mund anguli oris
wieder herausläuft. Der M. buccinator liegt tiefer und bildet die Grund-
lage der Wange. Beim Kauen schiebt er die Nahrung aus dem Vestibu- M. depressor
labii inferioris
lum oris zwischen die Zahnreihen.
M. mentalis

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3 Systematik der Muskulatur | Kopf und Hals

D Mimische Muskulatur
Die verschiedenen mimischen Muskeln lassen sich leichter lernen, wenn
man sie nach Regionen getrennt, also portioniert studiert. Klinisch wich-
a b tig ist die Unterscheidung zwischen den Muskeln der Stirn sowie der Lid-
spalte und den übrigen mimischen Muskeln. Die Muskeln der Stirn und
der Lidspalte werden vom oberen Fazialisast innerviert, alle übrigen mi-
mischen Muskeln von anderen Fazialisästen. Bei einer zentralen Fazialis-
lähmung kann der Lidschluss daher noch vorgenommen werden, bei ei-
ner peripheren fällt er aus (Näheres s. S. 125).

Region Muskel Anmerkungen


c d
Schädel- M. epicranius Muskel des Schädeldachs
dach besteht aus:
– M. occipitofrontalis Stirnrunzler
(bestehend aus:
– Venter frontalis u.
– Venter occipitalis) u.
e f – M. temporoparietalis keine mimische Funktion

Lidspalte M. orbicularis oculi Augenschließmuskel a)


gliedert sich in:
– Pars orbitalis fester Lidschluss
– Pars palpebralis Lidschlagreflex
– Pars lacrimalis wirkt auf Tränensack
g h
M. corrugator supercilii Augenbrauenrunzler b)
M. depressor supercilii Augenbrauensenker

Nase M. procerus Nasenwurzelrunzler


M. nasalis c) verengt Nasenloch
M. levator labii superioris Oberlippen- und Nasen-
alaeque nasi flügelheber d)
M. depressor septi nasi Nasenlochverenger
i j

Mund M. orbicularis oris Mundschließmuskel e)


M. buccinator Wangenmuskel (wichtig
bei Essen und Trinken) f)
M. zygomaticus major großer Jochbogenmuskel g)
M. zygomaticus minor kleiner Jochbogenmuskel
M. risorius Lachmuskel h)
M. levator labii superioris Oberlippenheber
M. levator anguli oris Mundwinkelheber i)
M. depressor anguli oris Mundwinkelsenker j)
k l
M. depressor labii inferioris Unterlippensenker k)
M. mentalis Kinnmuskel l)

C Änderungen der Mimik und deren Deutung bei Kontraktion Ohr M. auricularis anterior vorderer Ohrmuskel
der mimischen Muskeln M. auricularis superior oberer Ohrmuskel
a Kontraktion des M. orbicularis oculi im Bereich des äußeren Lidwin- M. auricularis posterior hinterer Ohrmuskel
kels drückt Besorgnis aus;
b Kontraktion des M. corrugator supercilii bei grellem Sonnenlicht: Hals Platysma Hautmuskel des Halses
„Denkerstirn“;
c Kontraktion des M. nasalis verkleinert das Nasenloch und ruft fröh-
lich-lüsternen Gesichtsausdruck hervor;
d stärkere Kontraktion des M. levator labii superioris alaeque nasi bei-
derseits gilt als Zeichen der Unzufriedenheit;
e Kontraktion des M. orbicularis oris signalisiert Entschlossenheit;
f Kontraktion des M. buccinator signalisiert Genugtuung;
g Kontraktion des M. zygomaticus major beim Lächeln;
h Kontraktion des M. risorius zeigt den Gesichtsausdruck des Handelns
an;
i Kontraktion des M. levator anguli oris signalisiert Selbstwertgefühl;
j Kontraktion des M. depressor anguli oris signalisiert Traurigkeit;
k Kontraktion des M. depressor labii inferioris senkt die Unterlippe und
drückt Beständigkeit aus;
l Kontraktion des M. mentalis drückt Unentschlossenheit aus.

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Kopf und Hals | 3 Systematik der Muskulatur

3.3 Kaumuskeln:
Überblick und oberflächliche Muskeln

Überblick Kaumuskeln (Mm. masticatorii) rygoidei wirken zusätzlich bei Mahlbewegungen mit (zur Funktion der
Zur Kaumuskulatur im engeren Sinne zählt man vier Muskeln: M. mas- einzelnen Muskeln s. A – C ). Die Mundöffnung erfolgt durch die supra-
seter, M. temporalis, M. pterygoideus medialis und M. pterygoideus la- hyoidale Muskulatur und die Schwerkraft. M. masseter und M. pterygo-
teralis. ideus medialis bilden eine Muskelschlinge, in der die Mandibula aufge-
Die primäre Funktion aller dieser Muskeln ist der Mundschluss und die hängt ist (s. S. 84).
Mahlbewegungen des Unterkiefers gegen den Oberkiefer. Alle heben Beachte: Alle Kaumuskeln werden vom N. mandibularis (3. Ast des N. trige-
die Mandibula und schließen dadurch den Mund. Die beiden Mm. pte- minus, V. Hirnnerv) innerviert; mimische Muskeln dagegen vom N. facialis.

M. masseter
Ursprung: • Pars superficialis: Arcus zygomaticus (vordere zwei
Drittel)
• Pars profunda: Arcus zygomaticus (hinteres Drittel)
Ansatz: Tuberositas masseterica am Angulus mandibulae
Funktion: • Heben des Unterkiefers (Kieferschluss = Adduktion)
• Vorschieben des Unterkiefers (Protrusion)
Innervation: N. massetericus, Ast des N. mandibularis (3. Ast des
N. trigeminus)

M. temporalis
Ursprung: Linea temporalis inferior des Planum temporale
(Fossa temporalis)
A M. masseter im Überblick
Ansatz: Spitze und mediale Fläche des Proc. coronoideus
mandibulae
Funktion: • Heben des Unterkiefers (Adduktion) durch alle,
jedoch vorwiegend vertikale Fasern
• Zurückziehen des vorgeschobenen Unterkiefers
(Retrusion) durch horizontale dorsale Fasern
• einseitige Kontraktion: Mahlbewegung (Verlagerung
des Caput mandibulae auf der Balanceseite nach vorne)
Innervation: Nn. temporales profundi, Äste des N. mandibularis
(3. Ast des N. trigeminus)

① M. pterygoideus medialis

Ursprung: Fossa pterygoidea und Lamina lateralis des


Proc. pterygoideus
Ansatz: mediale Fläche des Angulus mandibulae
(Tuberositas pterygoidea)
B M. temporalis im Überblick
Funktion: Heben des Unterkiefers (Adduktion)
Innervation: N. pterygoideus medialis, Ast des N. mandibularis
(3. Ast des N. trigeminus)

② M. pterygoideus lateralis

Ursprung: • Caput superius: Crista infratemporalis (Ala major ossis


sphenoidalis)

• Caput inferius: Außenfläche der Lamina lateralis des
Proc. pterygoideus
Ansatz: • Caput superius: Discus articularis des Kiefergelenks
① • Caput inferius: Proc. condylaris der Mandibula
Funktion: • beidseitige Kontraktion: Einleitung der Mundöffnung
durch Vorschieben des Unterkiefers (Protrusion) und
Verlagerung des Discus articularis nach ventral
• einseitige Kontraktion: Verschiebung des Unterkiefers
zur Gegenseite bei der Mahlbewegung
Innervation: N. pterygoideus lateralis, Ast des N. mandibularis
C Mm. pterygoidei medialis und lateralis im Überblick (3. Ast des N. trigeminus)

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3 Systematik der Muskulatur | Kopf und Hals

Arcus Os frontale Os parietale


zygomaticus

M. masseter, M. temporalis
Pars profunda

Porus acusticus
externus

Proc. mastoideus
Arcus
Capsula articularis zygomaticus M. temporalis

Proc. styloideus

M. masseter, Lig. laterale


a Pars superficialis

D Mm. temporalis und masseter


Ansicht von links, a oberflächliche
Schicht, b tiefe Schicht; M. masse-
ter und Arcus zygomaticus teilweise
entfernt.
In b wird der M. temporalis in seiner
vollen Ausdehnung sichtbar. Er ist
der mächtigste Kaumuskel und er-
bringt etwa die Hälfte der Kauleis-
tung. Der M. masseter besteht aus
einer Pars superficialis und einer
Pars profunda. Die Mm. temporalis
und masseter sind kräftige Heber
der Mandibula und damit Schließer
des Mundes. In b wird ein kleiner
Anteil des M. pterygoideus lateralis
Capsula
sichtbar. articularis

Lig. laterale

M. pterygoideus
lateralis

Proc. M. masseter
b coronoideus

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3.4 Kaumuskeln:
tiefe Muskeln

M. temporalis M. pterygoideus
lateralis,
Caput superius

M. pterygoideus Discus
lateralis articularis

M. pterygoideus
lateralis,
Caput inferius

M. pterygoideus M. pterygoideus
medialis medialis

M. masseter Proc. pterygoideus


lateralis

a b

A Mm. pterygoidei lateralis und medialis fortgeführt wird. Durch die Eröffnung des Kiefergelenks wird sicht-
Ansichten von links. bar, dass Fasern des M. pterygoideus lateralis in den Discus articularis
a Im Vergleich zur letzten Abbildung aus der vorigen Lerneinheit wur- einstrahlen. Dieser Muskel gilt als Führungsmuskel für das Kieferge-
den hier zusätzlich der Proc. coronoideus mandibulae sowie der un- lenk. Da seine verschiedenen Anteile (Caput superius, Caput inferius)
tere Teil des M. temporalis entfernt, so dass beide Mm. pterygoidei bei allen Bewegungen mitwirken, ist seine Wirkung komplexer als die
sichtbar werden. der übrigen Kaumuskeln. Der M. pterygoideus medialis zieht nahezu
b Der M. temporalis ist nun komplett entfernt, die Pars inferior des senkrecht zum M. pterygoideus lateralis, er beteiligt sich am Aufbau
M. pterygoideus lateralis gefenstert. Der M. pterygoideus lateralis lei- einer Muskelschlinge, die die Mandibula umfasst (s. B).
tet die Mundöffnung ein, die dann von den suprahyoidalen Muskeln

M. temporalis

M. pterygoideus
Discus articularis
lateralis,
Caput superius
Caput mandibulae,
Facies articularis
M. pterygoideus
lateralis,
Caput inferius

M. masseter,
Pars profunda

M. pterygoideus
medialis
B Kaumuskelschlinge
Ansicht von schräg-dorsal. Diese M. masseter,
Pars superficialis
Darstellung zeigt deutlich die Mus-
kelschlinge aus M. masseter und
M. pterygoideus medialis, in die die
Mandibula eingebettet ist. Diese
Schlinge bedingt eine Funktions-
einheit der beiden Muskeln und er-
möglicht so kraftvolles Zubeißen.

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3 Systematik der Muskulatur | Kopf und Hals

Sinus sagittalis
superior

Falx cerebri

Lobus
frontalis

Dura mater
Lobus encephali
temporalis
N. opticus
Cellulae
ethmoidales M. temporalis

Sinus M. pterygoideus
sphenoidalis lateralis,
Caput superius

M. masseter,
Pars profunda
Nasopharynx
M. pterygoideus
lateralis,
Gl. parotidea Caput inferius

M. pterygoideus
Cavitas oris
medialis

M. masseter,
Lingua Pars superficialis

Mandibula

Gl. sub- Platysma M. genio- M. digastricus, M. mylo-


mandibularis hyoideus Venter anterior hyoideus

C Kaumuskeln, Frontalschnitt in Höhe der Keilbeinhöhle


Ansicht von dorsal. In dieser Darstellung ist die Topografie der Kaumus-
keln und der benachbarten Strukturen besonders anschaulich.

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3.5 Muskelursprünge und -ansätze am Schädel

Mimische Muskulatur
(N. facialis, N. VII)

M. occipitofrontalis, Kopfwender
Venter occipitalis bzw. -aufrichter
(N. accessorius, N. XI)
M. corrugator supercilii
M. sternocleido-
M. orbicularis oculi, mastoideus
Pars orbitalis
Pars lacrimalis M. trapezius

M. levator labii
superioris alaeque nasi

M. zygomaticus major

M. zygomaticus minor
Nackenmuskulatur,
M. levator labii superioris autochthone
Rückenmuskulatur
M. levator anguli oris (Rr. posteriores der
Zervikalnerven)
M. nasalis,
Pars transversa M. semispinalis capitis
Pars alaris
M. obliquus capitis
M. depressor septi nasi superior

M. orbicularis oris M. rectus capitis


posterior major
M. buccinator
M. rectus capitis
M. mentalis Kaumuskulatur posterior minor
(N. mandibularis, N. V3)
M. orbicularis oris, M. splenius capitis
Insertio mandibularis
M. masseter
M. longissimus capitis
M. depressor
M. pterygoideus lateralis
labii inferioris
(s. b u. c)
M. depressor
anguli oris M. temporalis

Platysma M. pterygoideus medialis


a (s. b u. c)

M. temporalis M. pterygoideus
lateralis
A Muskelursprünge und -ansätze
am Schädel
a Ansicht von links, b Ansicht auf die Innen- M. buccinator
seite der rechten Mandibulahälfte, c Ansicht
auf die Schädelbasis.
Ursprungs- und Ansatzflächen der Muskeln
M. pterygoideus
sind farblich hervorgehoben (Ursprung: rot,
medialis
Ansatz: blau).

M. genioglossus
Zungenbeinmuskulatur

M. mylohyoideus

M. geniohyoideus

M. digastricus, Venter anterior


b

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Kaumuskulatur
(N.mandibularis, N. V3)

M. masseter

M. pterygoideus
medialis

M. pterygoideus
lateralis
Schlundmuskulatur
M. temporalis
(N. trigeminus, N. V3,
N. glossopharyngeus,
N. IX u. N. vagus, N. X)
Zungenmuskulatur,
(N. hypoglossus, N. XII) M. tensor veli palatini

M. hyoglossus M. levator veli palatini


(nicht dargestellt)
M. stylopharyngeus
M. genioglossus
(nicht dargestellt) M. constrictor
pharyngis medius
M. styloglossus (nicht dargestellt)

M. stylohyoideus

M. digastricus, Prävertebrale
Venter posterior Muskulatur
(Rr. anteriores der
Zervikalnerven bzw.
Nackenmuskulatur, Plexus cervicalis)
autochthone
Rückenmuskulatur M. rectus capitis
(Rr. posteriores der lateralis
Zervikalnerven)
M. longus capitis
M. splenius capitis
M. rectus capitis
anterior
M. longissimus capitis

M. obliquus capitis
superior
Kopfwender
M. rectus capitis bzw. -aufrichter
posterior major (N. accessorius, N. XI)

M. rectus capitis M. sternocleido-


posterior minor mastoideus

M. semispinalis capitis M. trapezius


c

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Kopf und Hals | 3 Systematik der Muskulatur

3.6 Halsmuskeln:
Überblick und oberflächliche Muskeln

A Systematische Gliederung der Muskelgruppen am Hals


Die nächsten Lerneinheiten folgen dieser Gliederung in der Darstellung
der Muskulatur. Dabei sind die Muskeln aus der Sicht der topografischen
Anatomie des Halses gegliedert – es können sich also auch andere Ein-
teilungschemata ergeben. So sind die Nackenmuskeln topografisch ge-
sehen ein Teil der Halsmuskulatur, funktionell gehören sie zur autoch-
thonen Rückenmuskulatur, die hier nicht näher besprochen wird. Die ①
Eingeweidemuskulatur des Halses, obwohl z. T. quergestreift, wird bei
den Eingeweiden besprochen.

Oberflächliche Halsmuskeln Prävertebrale Muskeln


• Platysma (tiefe gerade Halsmuskeln) ②
• M. sternocleidomastoideus • M. longus capitis
• M. trapezius* • M. longus colli
• M. rectus capitis anterior
Obere Zungenbeinmuskeln
• M. rectus capitis lateralis
(suprahyoidale Muskeln)
• M. digastricus Seitliche (tiefe) Halsmuskeln
• M. geniohyoideus • M. scalenus anterior
• M. mylohyoideus • M. scalenus medius ③
• M. stylohyoideus • M. scalenus posterior

Untere Zungenbeinmuskeln Nackenmuskeln (autochthone


(infrahyoidale Muskeln) Rückenmuskeln) = M. erector
• M. sternohyoideus spinae
• M. sternothyroideus • M. semispinalis capitis
• M. thyrohyoideus • M. semispinalis cervicis
• M. omohyoideus • M. splenius capitis
• M. splenius cervicis
* kein Halsmuskel im engeren • M. longissimus capitis
Sinne, wird hier nur wegen • M. iliocostalis cervicis C M. trapezius im Überblick
seiner topografischen • Mm. suboccipitales
Bedeutung aufgeführt
Ursprung: ① Pars descendens:
• Os occipitale (Linea nuchalis superior und
Protuberantia occipitalis externa)
• über das Lig. nuchae an die Procc. spinosi aller
Halswirbel
② Pars transversa:
Sehnenspiegel auf Höhe der Procc. spinosi der
M. sternocleido- 1.–4. Brust wirbel
mastoideus, ③ Pars ascendens:
Caput claviculare Procc. spinosi der 5.–12. Brustwirbel
Ansatz: • laterales Drittel der Clavicula (Pars descendens)
M. sternocleido-
• Acromion (Pars transversa)
mastoideus,
Caput sternale • Spina scapulae (Pars ascendens)
Funktion: • Pars descendens:
– zieht die Scapula schräg aufwärts und dreht sie
B M. sternocleidomastoideus im Überblick nach außen (synergisch mit der Pars inferior des
M. serratus anterior)
Ursprung: • Caput sternale: Manubrium sterni – neigt den Kopf zur ipsilateralen Seite und dreht
• Caput claviculare: mediales Drittel der Clavicula ihn zur kontralateralen Seite (Punctum fixum am
Ansatz: Proc. mastoideus und Linea nuchalis superior Schultergürtel)
Funktion: • einseitig: – Lateralflexion des Kopfes zur • Pars transversa: verlagert das Schulterblatt nach medial
ipsilateralen Seite • Pars ascendens: zieht die Scapula nach kaudal-medial
– Rotation des Kopfes zur kontralateralen (unterstützt die rotatorische Wirkung der Pars
Seite descendens)
• beidseitig: – Dorsalextension des Kopfes • gesamter Muskel: Fixierung des Schulterblatts am
– Atemhilfsmuskel mit Punctum fixum am Thorax
Kopf Innervation: N. accessorius (XI. Hirnnerv) und Plexus cervicalis (C 2–4)
Innervation: N. accessorius (XI. Hirnnerv) und direkte Äste aus dem
Plexus cervicalis (C1–2)

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M. depressor
anguli oris
M. sternocleido-
mastoideus

Platysma

D Hautmuskel des Halses (Platysma)


Ansicht von links. Das Platysma ist ein großflä- M. trapezius
chiger Hautmuskel, der oberhalb der Lamina
superficialis der Halsfaszie (epifaszial) lokali-
siert ist und keine eigene Faszie hat (zur Syste-
matik s. A). Er zählt zu den mimischen Mus-
keln und wird wie sie vom N. facialis innerviert.
Seine Ausdehnung ist individuell sehr variabel
und kann sich vom unteren Gesichtsteil bis auf
den oberen Thorax erstrecken. Er besitzt wie
alle mimischen Muskeln keine eigene Faszie
und ist deshalb schwerer zu präparieren.

E Oberflächliche Halsmuskeln: M. sterno- M. sternocleido-


cleidomastoideus und Halsteil des mastoideus
M. trapezius in der Ansicht von ventral
Beim sog. angeborenen Schiefhals ist der
M. sternocleidomastoideus einseitig verkürzt
und narbig degeneriert, s. D, S. 7. M. trapezius

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3.7 Halsmuskeln:
supra- und infrahyoidale Muskeln


① ③

② ④ ①

A Suprahyoidale Muskulatur im Überblick B Infrahyoidale Muskulatur im Überblick


Obere Zungenbeinmuskeln (suprahyoidale Muskulatur) Untere Zungenbeinmuskeln (infrahyoidale Muskulatur)

① M. digastricus ① M. sternohyoideus

Ursprung: • Venter anterior: Corpus mandibulae Ursprung: Hinterseite des Manubrium sterni und des Sternoklavi-
• Venter posterior: medial vom Proc. mastoideus kulargelenks
(Incisura mastoidea) Ansatz: Körper des Zungenbeins
Ansatz: über eine Zwischensehne mit bindegewebiger Schlaufe Funktion: • zieht das Zungenbein nach unten (Fixierung des
am Zungenbeinkörper Zungenbeins)
Funktion: • hebt das Zungenbein an (Schluckbewegung) • Verlagerung des Kehlkopfs und des Zungenbeins nach
• unterstützt die Kieferöffnung kaudal (Phonation, Endphase des Schluckaktes)
Innervation: • Venter anterior: N. mylohyoideus (aus N. mandibularis Innervation: Ansa cervicalis profunda* des Plexus cervicalis (C1– 3)
des V. Hirnnervs) sowie C4
• Venter posterior: N. facialis
② M. sternothyroideus
② M. geniohyoideus
Ursprung: Hinterseite des Manubrium sterni
Ursprung: Corpus mandibulae Ansatz: Schildknorpel (Cartilago thyroidea)
Ansatz: Zungenbeinkörper Funktion: • zieht den Kehlkopf bzw. das Zungenbein nach unten
Funktion: • zieht das Zungenbein nach vorne (Schluckbewegung) (Fixierung des Zungenbeins)
• unterstützt die Kieferöffnung • Verlagerung des Kehlkopfs und des Zungenbeins nach
Innervation: Rr. ventrales des 1. und 2. Zervikalnervs kaudal (Phonation, Endphase des Schluckaktes)
Innervation: Ansa cervicalis profunda des Plexus cervicalis (C1– 3)
③ M. mylohyoideus sowie C4
Ursprung: Innenseite des Unterkiefers (Linea mylohyoidea)
③ M. thyrohyoideus
Ansatz: über eine median gelegene Ansatzsehne (Raphe
mylohyoidea) am Zungenbeinkörper Ursprung: Schildknorpel (Cartilago thyroidea)
Funktion: • spannt und hebt den Mundboden Ansatz: Körper des Zungenbeins
• zieht das Zungenbein nach vorne (Schluckbewegung) Funktion: • Absenkung und Fixierung des Zungenbeins
• unterstützt die Öffnung und Seitwärtsbewegung • Anhebung des Kehlkopfes beim Schlucken
(Mahlbewegung) des Unterkiefers Innervation: Ansa cervicalis profunda des Plexus cervicalis (C1– 3)
Innervation: N. mylohyoideus (aus N. mandibularis des V. Hirnnervs) sowie C4

④ M. stylohyoideus ④ M. omohyoideus

Ursprung: Proc. styloideus des Os temporale Ursprung: Margo superior des Schulterblatts
Ansatz: mit gespaltener Sehne am Zungenbeinkörper Ansatz: Körper des Zungenbeins
Funktion: • hebt das Zungenbein nach oben (Schluckbewegung) Funktion: • Absenkung des Zungenbeins nach unten (Fixierung
• unterstützt die Kieferöffnung des Zungenbeins)
Innervation: N. facialis (VII. Hirnnerv) • Verlagerung des Kehlkopfs und des Zungenbeins nach
kaudal (Phonation, Endphase des Schluckaktes)
• spannt mit seiner Zwischensehne die Halsfaszie und
* Nach der neuesten Nomenklatur wird der Begriff Ansa cervicalis su- hält die V. jugularis interna offen
perficialis nicht mehr geführt; die Ansa cervicalis profunda wird als Innervation: Ansa cervicalis profunda des Plexus cervicalis (C1– 3)
Ansa cervicalis bezeichnet. Da die Begriffe in der Praxis jedoch weiter- sowie C4
hin sehr gebräuchlich sind, werden sie auch hier im Atlas verwendet.

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3 Systematik der Muskulatur | Kopf und Hals

M. stylohyoideus

M. digastricus,
Venter posterior

M. digastricus,
M. thyrohyoideus
Venter anterior

M. mylohyoideus M. sternothyroideus

M. omohyoideus,
M. sternohyoideus Venter superior
u. inferior

Zwischensehne
des M. omohyoideus

M. genio-
Proc. hyoideus Linea
coronoideus mylohyoidea

C Supra- und infrahyoidale Muskulatur in der Ansicht von links Caput


mandibulae

Foramen
mandibulae

R. mandibulae M. mylo-
hyoideus

Os hyoideum
M. digastricus,
(Corpus)
Venter anterior
M. mylohyoideus

Raphe mylohyoidea
M. digastricus, E Suprahyoidale Muskulatur: Mm. mylo-
Venter posterior hyoideus und geniohyoideus in der
Os hyoideum Ansicht von dorsokranial
M. stylohyoideus

M. thyrohyoideus M. sternohyoideus

Cartilago thyroidea M. omohyoideus,


Venter superior
M. sternothyroideus u. inferior

D Supra- und infrahyoidale Muskulatur in der Ansicht von ventral


Der M. sternohyoideus der rechten Seite ist gefenstert.

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Kopf und Hals | 3 Systematik der Muskulatur

3.8 Halsmuskeln:
prävertebrale und seitliche (tiefe) Muskeln

① ③


① ③

A Prävertebrale Muskeln im Überblick B Seitliche (tiefe) Halsmuskeln im Überblick

① M. longus capitis Mm. scaleni


Ursprung: Tubercula anteriora der Querfortsätze des 3.–6. Hals- Ursprung: ① M. scalenus anterior: Tubercula anteriora der Quer-
wirbels fortsätze des 3.–6. Halswirbels
Ansatz: Pars basilaris des Os occipitale ② M. scalenus medius: Tubercula posteriora der Quer-
Funktion: • einseitig: Lateralflexion und geringfügige Rotation fortsätze des 3.–7. Halswirbels
des Kopfes zur ipsilateralen Seite ③ M. scalenus posterior: Tubercula posteriora der Quer-
• beidseitig: Ventralflexion des Kopfes fortsätze des 5.–7. Halswirbels
Innervation: direkte Äste aus dem Plexus cervicalis (C1–4) Ansatz: • M. scalenus anterior: Tuberculum musculi scaleni der
1. Rippe
② M. longus colli (cervicis) • M. scalenus medius: 1. Rippe (dorsal des Sulcus
Ursprung: • Pars recta (medialer Teil): Vorderseiten der Wirbel- arteriae subclaviae)
körper des 5.–7. Halswirbels und des 1.–3. Brust wirbels • M. scalenus posterior: Außenfläche der 2. Rippe
• Pars obliqua superior: Tubercula anteriora der Quer- Funktion: • Punctum mobile an den Rippen: Inspiration (Heben
fortsätze des 3.–5. Halswirbels der oberen Rippen)
• Pars obliqua inferior: Vorderseiten des 1.–3. Brust- • Punctum fixum an den Rippen: Lateralflexion der HWS
wirbelkörpers zur ipsilateralen Seite (bei einseitiger Kontraktion)
Ansatz: • Pars recta: Vorderseiten des 2.–4. Halswirbels • Ventralflexion des Halses (bei beidseitiger Kontraktion)
• Pars obliqua superior: Tuberculum anterius des Atlas Innervation: direkte Äste aus dem Plexus cervicalis und dem Plexus
• Pars obliqua inferior: Tubercula anteriora der Quer- brachialis (C3–6)
fortsätze des 5. und 6. Halswirbels
Funktion: • einseitig: Lateralflexion und Rotation der HWS zur
ipsilateralen Seite
• beidseitig: Ventralflexion der HWS
Innervation: direkte Äste aus dem Plexus cervicalis (C2–4), sowie
direkte Äste aus C5, C6

③ M. rectus capitis anterior

Ursprung: Massa lateralis des Atlas


Ansatz: Pars basilaris des Os occipitale
Funktion: • einseitig: Lateralflexion im Atlantookzipitalgelenk
• beidseitig: Ventralflexion im Atlantookzipitalgelenk
Innervation: R. ventralis des 1. Zervikalnervs

④ M. rectus capitis lateralis

Ursprung: Proc. transversus des Atlas


Ansatz: Pars basilaris des Os occipitale (lateral von den Condyli
occipitales)
Funktion: • einseitig: Lateralflexion im Atlantookzipitalgelenk
• beidseitig: Ventralflexion im Atlantookzipitalgelenk
Innervation: R. ventralis des 1. Zervikalnervs

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3 Systematik der Muskulatur | Kopf und Hals

M. rectus capitis
anterior

M. rectus
capitis lateralis

Atlas

M. longus capitis

Pars obliqua
superior

Pars recta M. longus colli

Pars obliqua
inferior

M. scalenus
medius

M. scalenus M. scalenus
anterior medius

M. scalenus M. scalenus
posterior posterior

Skalenuslücke
M. scalenus
Sulcus arteriae anterior
subclaviae
2. Rippe

Tuberculum 1. Rippe
m. scaleni

C Prävertebrale und seitliche (tiefe) Halsmuskeln in der Ansicht fen) Halsmuskeln, sie spannen sich zwischen Halswirbelsäule und Brust-
von ventral korb aus, deshalb wirken sie auch als Atemhilfsmuskeln. Zwischen dem
M. longus capitis und M. scalenus anterior auf der linken Seite teilweise vorderen und mittleren Treppenmuskel befindet sich die Skalenuslücke,
entfernt. Die prävertebralen Muskeln spannen sich zwischen Halswirbel- eine topografisch wichtige Struktur, durch die der Plexus brachialis und
säule und Schädel aus und wirken somit auf beide. Die drei gestaffelt an- die A. subclavia ziehen.
geordneten Treppenmuskeln (Mm. scaleni) zählen zu den seitlichen (tie-

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Kopf und Hals | 4 Systematik der Leitungsbahnen

4.1 Systematik der arteriellen Versorgung an Kopf und Hals

Systematik der Arterien von


Kopf und Hals

Äste der A. carotis externa

Ventrale Äste
• A. thyroidea superior
– R. infrahyoideus
– A. laryngea superior
– R. cricothyroideus
– R. sternocleidomastoideus
– Rr. glandulares
• A. lingualis
• A. facialis
Medialer Ast
A. angularis
• A. pharyngea ascendens
Dorsale Äste
A. temporalis • A. occipitalis
superficialis • A. auricularis posterior
Endäste
• A. maxillaris
• A. temporalis superficialis
A. labialis A. auricularis
superior posterior Äste der A. subclavia
A. maxillaris A. thoracica interna
• Rr. mediastinales
A. occipitalis
• Rr. thymici
A. labialis A. pharyngea • A. pericardiacophrenica
inferior ascendens • Rr. mammarii
• Rr. intercostales anteriores
A. facialis A. facialis
• A. musculophrenica
A. carotis interna • A. epigastrica superior
A. vertebralis
Bifurcatio carotidis
A. lingualis • Rr. spinales
mit Glomus caroticum
• R. meningeus
A. thyroidea • Aa. spinales posteriores
superior • A. spinalis anterior
A. vertebralis • A. inferior posterior cerebelli
A. carotis • A. basilaris
externa
Truncus thyrocervicalis
A. carotis • A. thyroidea inferior
communis (A. cervicalis ascendens)
• A. transversa cervicis
– R. superficialis
(A. cervicalis superficialis)
– R. profundus
(A. dorsalis scapulae)
Truncus • A. suprascapularis
thyrocervicalis
Truncus costocervicalis
A. subclavia • A. cervicalis profunda
• A. intercostalis suprema

A Arterien von Kopf und Hals im Überblick Hals und Kopf. Im Halsbereich geben A. carotis communis und A. carotis
Ansicht von links. interna keine Äste ab. Der Hals wird also von Ästen der A. carotis externa
Kopf und Hals werden hauptsächlich von den beiden Karotiden, der versorgt! Zusätzlich zu diesen Ästen werden thoraxnahe Bereiche des
A. carotis interna und der A. carotis externa, mit Blut versorgt. Sie ent- Halses aus Ästen der A. subclavia versorgt.
stehen durch die Aufteilung der A. carotis communis, die aus dem Aor- In der Karotisbifurkation liegt das Glomus caroticum (nicht dargestellt),
tenbogen entspringt und sind über Anastomosen miteinander verbun- das Hypoxie und Änderungen des ph-Wertes des Bluts registriert und
den (s. D). Die A. carotis interna versorgt im Wesentlichen – aber nicht damit für die Atemregulation wichtig ist.
ausschließlich – intrakranielle Strukturen (Gehirn), die A. carotis externa

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