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1 Bezugssysteme von Gesundheit und Krankheit Die Gesellschaft 1

1 Bezugssysteme von Gesundheit und Krankheit 1

1.1 Einleitung

1.2 Gesundheit und Krankheit


Begriff Definition Seite
statistische Norm bezieht sich auf tatsächliche, statistische Bezugswerte (Ist-Werte). 15
Idealnorm beschreibt einen wünschenswerten Soll-Wert. 15
Funktionsnorm bezieht sich auf eine ausreichende Funktionsfähigkeit. 15
therapeutische Norm bezieht sich auf die therapeutische Bedeutung eines Normwertes. 15
Morbidität Auftretenswahrscheinlichkeit einer Erkrankung. 16
Inzidenz Anzahl an Neuerkrankungen. 16
Prävalenz relative Häufigkeit einer Erkrankung (Anzahl erkrankter Personen). 17
Mortalität allgemeine Sterbeziffer (Anzahl an Todesfällen). 17
Letalität Anzahl an Personen, die an einer bestimmten Krankheit verstorben sind. 17

1.3 Die betroffene Person


Begriff Definition Seite
Short-Form-36 Health Fragebogen, der die gesundheitsbezogene Lebensqualität krankheitsübergreifend 17
Survey (SF-36) erfasst.
subjektive Krankheits- alle Annahmen, die die Patienten hinsichtlich ihrer Erkrankung haben. 18
theorien
Interozeption (Viszero-, Wahrnehmung körpereigener Prozesse (Viszerozeption: Organtätigkeit; Proprio- 18
Proprio-, Nozi-) zeption: Bewegungsapparat; Nozizeption: Schmerzen).
somatoforme Störungen Vorhandensein körperlicher Beschwerden, die nicht hinreichend organisch erklärt 18
(Hauptkennzeichen) werden können.

1.4 Die Medizin als Wissens- und Handlungssystem


Begriff Definition Seite
Internationale Klassifikation internationales Klassifikationssystem, in dem alle körperlichen und psychischen 20
der Krankheiten (ICD) Erkrankungen beschrieben werden. Herausgeber: WHO. Momentan in der 10.
Auflage (ICD-10).
Internationale Klassifikation Manual der ICD-10 zur Beschreibung von funktionalen Problemen, die mit einer 20
der Funktionsfähigkeit (ICF) Erkrankung einhergehen.
Diagnostisches und Statisti- Klassifikationssystem psychischer Störungen. Herausgeber: American Psychiatric 21
sches Manual Psychischer Association. Bis 2013 in der 4. Auflage (DSM-IV), aktuell DSM-5.
Störungen (DSM)

1.5 Die Gesellschaft


Begriff Definition Seite
Solidaritätsprinzip Höhe des Krankenkassenbeitrags bemisst sich am Einkommen des Versicherten. 22
Gilt in der GKV.
Sachleistungsprinzip Die Versicherten der GKV erhalten im Krankheitsfall die erforderlichen medizinischen 22
Gesundheitsleistungen, ohne selbst in finanzielle Vorleistung treten zu müssen.
Risikostrukturausgleich finanzieller Ausgleich zwischen den GKVs, der sich an der Risikostruktur der 22
Mitglieder orientiert (z. B. Anteil an chronisch Kranken).
Äquivalenzprinzip Höhe des Krankenkassenbeitrags bemisst sich am Krankheitsrisiko des Versicherten 22
und an den gewünschten tariflichen Leistungen. Gilt in der PKV.
Sozialversicherungssystem auch Bismarck-Modell; Gesundheitsleistungen werden über die gesetzliche 23
Krankenversicherung finanziert. Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen sich die
gesetzlich vorgeschriebenen Sozialversicherungsbeiträge.
Beveridge-Modell Gesundheitsleistungen werden von einem staatlichen Gesundheitsdienst erbracht 23
und durch Steuereinnahmen finanziert.
Etikettierungsansatz auch Labeling-Theorie; Stigmatisierungsprozesse (Zuschreibung negativer Merk- 24
male) sind die Ursache für psychische Störungen.

Kessler, Kurzlehrbuch Medizinische Psychologie und Soziologie (ISBN 978-3-13-244173-6), © 2021. Thieme. All rights reserved.
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2 Einleitung 2 Gesundheits- und Krankheitsmodelle

2 Gesundheits- und Krankheitsmodelle


2 2.1 Einleitung

2.2 Verhaltensmodelle
2.2.1 Der Überblick

2.2.2 Das lerntheoretische Modell

2.2.3 Das kognitive Modell

2.2.4 Das kognitiv-behaviorale Modell

2.2.5 Die Verhaltensmedizin

2.2.6 Die Verhaltensgenetik


Begriff Definition Seite
Diathese-Stress-Modell Bei der Entstehung einer Krankheit findet eine Interaktion zwischen der Veranlagung 30
(Disposition bzw. Diathese) und Belastungen (z. B. umweltbedingte Stressoren) statt.
Dabei spielen sowohl biologische (z. B. genetische) als auch psychosoziale (z. B.
Lerngeschichte) Diathesen eine Rolle.

2.3 Die psychobiologischen Modelle


2.3.1 Überblick

2.3.2 Der Stress und die Krankheit


Begriff Definition Seite
transaktionales Stress- Stress ist eine Anpassungsreaktion des Organismus auf Stressoren. Die kognitive 31
modell (Coping-Modell) Bewertung des Stressors bedingt die Stressreaktion (Coping, Bewältigung). Es werden
nach Lazarus 3 Phasen unterschieden: primäre, sekundäre Bewertung und Neubewertung.
Copingstrategien: Ziel emotionsorientierter Bewältigungsstrategien ist der Abbau unangenehmer 32
emotions- vs. problem- Emotionen. Ziel problemorientierter Bewältigungsstrategien ist die Beseitigung oder
orientiert Modifikation der belastenden Situation.
posttraumatische Ständiges Wiedererleben der traumatischen Situation (z. B. in Form von „Flashbacks“); 32
Belastungsstörung Vermeiden von Situationen oder Tätigkeiten, die an das Trauma erinnern; reduzierte
(wesentliche Kennzeichen) Reaktionsfähigkeit auf Umweltreize; hohes Erregungsniveau.
individualspezifische auch Individualstereotypie; ein Individuum reagiert auf unterschiedliche Reize mit 34
Hypothese einem bestimmten, typischen Reaktionsmuster.
reizspezifische Hypothese auch Situationsstereotypie; bestimmte Umweltreize rufen bei unterschiedlichen 34
Individuen immer das gleiche psychophysiologische Reaktionsmuster hervor.
allgemeines Adaptations- Stressmodell von Selye, das die Reaktion auf chronischen Stress beschreibt. 3 Phasen: 34
syndrom Alarm, Widerstand, Erschöpfung.

2.3.3 Der Schmerz


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visuelle Analogskala Lineal, auf dem der Patient zwischen „keine Schmerzen“ und „unerträglicher 38
Schmerz“ die Intensität seiner Schmerzen angeben kann.
McGill-Pain-Questionnaire Fragebogen, der Listen mit schmerzbeschreibenden Adjektiven beinhaltet. Eignet sich 39
besonders zur Erfassung der Schmerzqualität (jedoch auch der Schmerzintensität).

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2 Gesundheits- und Krankheitsmodelle Die soziologischen Modelle 3

2.4 Die psychodynamischen Modelle


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Regression Eine Person zeigt ein Verhalten, das nicht ihrer aktuellen Entwicklungsstufe entspricht. 44
2
Verdrängung Nicht akzeptablen, inneren Impulsen wird der Zugang zum Bewusstsein verwehrt. 46
Verleugnung Eine nicht akzeptable, unangenehme äußere Realität wird nicht wahrgenommen. 46
Verschiebung Negative Emotionen, die einer (i. d. R. höher gestellten) Person gegenüber empfunden 46
werden, werden auf eine andere (ungefährlichere) Person verschoben.
Isolierung auch Affektisolierung; eine Person trennt die Emotionen von einem bestimmten 47
Thema oder Objekt ab (zeigt sich z. B. darin, dass sie über ein emotionales Thema
ganz sachlich spricht).
Reaktionsbildung Eine Person tut genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich fühlt. 47
Rationalisierung Man redet sich etwas schön bzw. findet eine andere Erklärung für einen 47
unangenehmen Sachverhalt.
Projektion Eigene (unangenehme, bedrohliche) Emotionen werden in eine andere Person 47
verlagert.
Konversion Ein psychischer Konflikt wird in eine körperliche Symptomatik umgewandelt. 47
Sublimierung Unerwünschte Triebimpulse werden in gesellschaftlich akzeptables Verhalten 47
umgelenkt.
Ungeschehenmachen Man versucht etwas Vorausgegangenes rückgängig zu machen, indem aktiv eine 47
entgegengesetzte (jedoch unwirksame) Handlung durchgeführt wird.
Krankheitsgewinn primärer Krankheitsgewinn: direkter Nutzen durch die Ausbildung einer Krankheit 48
(primär und sekundär) (z. B. intrapsychischer Spannungsabbau); sekundärer Krankheitsgewinn: Nutzen durch
die Krankenrolle (z. B. Aufmerksamkeit der Angehörigen).

2.5 Die sozialpsychologischen Modelle


Begriff Definition Seite
Resilienz Fähigkeit, Lebenskrisen oder schwere Krankheiten ohne langfristige Beeinträchtigung 50
zu meistern.
Selbstwirksamkeits- Ausmaß der Überzeugung, dass man selber zu einem bestimmten Verhalten in der 50
erwartung Lage sei.
soziale Unterstützung kommt aus dem privaten, nicht-institutionalisierten Kontext und beinhaltet emo- 51
tionale Hilfe, Wissensvermittlung, materielle Hilfeleistungen und Übereinstimmung in
Einstellungen und Werten.

2.6 Die soziologischen Modelle


Begriff Definition Seite
soziale Verursachungs- Erhöhte Erkrankungshäufigkeit in den unteren Schichten wird durch die höhere 53
hypothese gesundheitsgefährdende Belastung und das erhöhte Risikoverhalten in den unteren
Schichten erklärt.
soziale Drifthypothese Erhöhte Erkrankungshäufigkeit in den unteren Schichten wird durch einen krank- 53
heitsbedingten sozialen Abstieg (= Drift) in die unteren Schichten erklärt.

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4 Einleitung 3 Methodische Grundlagen

3 Methodische Grundlagen
3.1 Einleitung

3
3.2 Die Hypothesenbildung
Begriff Definition Seite
Alternativ- oder Unter- Hypothese, die der Forscher belegen möchte. Sie postuliert, dass es den vermuteten 59
suchungshypothese bzw. gesuchten Effekt wirklich gibt.
Nullhypothese zur Alternativhypothese entgegengesetzte Hypothese. Sie postuliert, dass es den 59
vermuteten bzw. gesuchten Effekt nicht gibt.

3.3 Die Konstrukte und ihre Operationalisierung


Begriff Definition Seite
Operationalisierung Vorgang, nicht direkt beobachtbare Phänomene (Konstrukte) für die Beobachtung 59
und Messung zugänglich zu machen. Bei der Operationalisierung geht es immer
darum, wie ein Konstrukt erfasst wird.
Nominalskala auch Kategorialskala; einfachstes Skalenniveau; bei einer nominalskalierten Variable 60
(z. B. Geschlecht) werden Objekte (z. B. Personen) Kategorien (z. B. männlich/weiblich)
zugeordnet. Es sind Aussagen über die Gleichheit bzw. Verschiedenheit der Objekte
möglich.
Ordinalskala Bei einem ordinalskalierten Merkmal (z. B. Schulabschluss) können Objekte Rang- 60
plätzen zugeordnet werden (z. B. Haupt-, Realschule, Gymnasium). Die Abstände
zwischen den Rangplätzen sind nicht gleich. Es sind größer/kleiner Aussagen möglich.
Intervallskala Bei einem intervallskalierten Merkmal (z. B. Intelligenz, durch Intelligenztest erfasst) 60
sind die Abstände zwischen den Skalenpunkten gleich. Es sind Aussagen über
Differenzen möglich.
Verhältnisskala auch Rationalskala; bei verhältnisskalierten Merkmalen gibt es einen absoluten 61
Nullpunkt (z. B. Gewicht, Reaktionszeit). Es sind Aussagen über Verhältnisse zwischen
den Merkmalsausprägungen möglich.
Likert-Skala Antwortskala bei Fragebögen; Kennzeichen: 4- bis 5-stufiges Antwortformat mit 62
verbaler Verankerung; die Antworten des Probanden werden über mehrere Items zu
einem Summenwert zusammengerechnet.

3.4 Testdiagnostik
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Normierung auch Eichung; Gewinnung von Normwerten anhand einer repräsentativen Stichprobe. 64
Prozentränge Form der Normierung von Testwerten; ein Prozentrang sagt aus, wie viel Prozent der 65
Referenzgruppe einen Testwert haben, der kleiner oder gleich dem des Probanden ist.
Objektivität Unabhängigkeit des Tests von der Person des Testleiters. 66
Reliabilität Zuverlässigkeit oder Messgenauigkeit eines Tests. 66
Konfidenzintervall errechnet sich aus einem ermittelten Messwert plus/minus dem Standardmessfehler. 66
Gibt das Intervall an, in dem der wahre Wert mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit
– i. d. R. 95 % – zu liegen kommt.
Validität auch (inhaltliche) Gültigkeit; gibt an, ob der Test das Merkmal, das er zu messen 67
vorgibt, auch tatsächlich misst.
Änderungssensitivität Sensibilität gegenüber Veränderungen eines Merkmals. 67
Sensitivität gibt an, wie viele von denjenigen Personen, die tatsächlich krank sind, vom Test auch 69
als positiv identifiziert werden.
Spezifität gibt an, wie viele von denjenigen Personen, die tatsächlich gesund sind, vom Test 69
auch als negativ identifiziert werden.
positiver Prädiktionswert gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit Personen mit einem positiven Testergebnis 69
auch tatsächlich krank sind.
negativer Prädiktionswert gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit Personen mit einem negativen Testergebnis 69
auch tatsächlich gesund sind.

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3 Methodische Grundlagen Methoden der Datengewinnung 5

3.5 Untersuchungsplanung
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Experiment wissenschaftliche Untersuchungsmethode; erlaubt kausale Aussagen. Die vermutete 70
Ursache wird vom Versuchsleiter systematisch manipuliert und es wird die
Auswirkung auf eine andere Variable erfasst.
unabhängige Variable Variable, die planmäßig vom Experimentator variiert wird und deren Auswirkung man 70 3
überprüfen möchte. Variable, die man für die Ursache hält.
abhängige Variable Variable, die gemessen wird und die sich in Abhängigkeit von der Manipulation der 70
unabhängigen Variable verändert.
Randomisieren zufällige Zuteilung der Probanden zu den Versuchsbedingungen (engl. random = 71
Zufall).
Quasi-Experiment Experiment, bei dem die Zuteilung zu den Versuchsbedingungen nicht per Zufall 71
erfolgt ist.
interne Validität ist gegeben, wenn die erzielten Ergebnisse eindeutig für (oder gegen) die Hypothese 73
sprechen. Alternative Erklärungen für das Zustandekommen der Ergebnisse können
ausgeschlossen werden.
externe Validität ist gegeben, wenn nach einer Untersuchung korrekte Annahmen bezüglich der 73
Generalisierung der Studienergebnisse gemacht werden können.
Versuchsleiterfehler Untersuchungsfehler; auch Rosenthal-Effekt; liegt vor, wenn die Erwartungen des 73
Versuchsleiters die zu messenden Variablen beeinflussen.
Versuchspersonenfehler Untersuchungsfehler; auch Hawthorne-Effekt; liegt vor, wenn das Wissen, an einer 73
psychologischen Untersuchung teilzunehmen, die Reaktionen der Probanden beein-
flusst.
Querschnittsstudie Hier wird ein Merkmal zu einem Zeitpunkt bei Probanden unterschiedlichen Alters 74
erfasst.
Längsschnittstudie Hier wird ein Merkmal zu mehreren Messzeitpunkten bei derselben Gruppe von 74
Versuchspersonen erfasst.
prospektive Kohorten- Eine Gruppe von Personen mit einem gemeinsamen Ereignis (z. B. Arbeitsplatzverlust) 75
studie wird „nach vorne“ zu verschiedenen Zeitpunkten wiederholt untersucht; entspricht
einer Längsschnittuntersuchung. Wirkungsforschung.
retrospektive Kohorten- Eine Gruppe von Personen wird vom Zeitpunkt des Ereignisses (z. B. einer Krankheit) 75
studie ausgehend rückblickend (retrospektiv) befragt. Ursachenforschung.
Fall-Kontroll-Studie retrospektive Kohortenstudie mit einer parallelisierten Kontrollgruppe. 75
Feldstudie Studie, bei der die Daten direkt im „Feld“, also unter natürlichen Bedingungen 76
erhoben werden.
ökologische Studie Studie, die einen Zusammenhang von Risikofaktor und Krankheit auf der Ebene von 76
Regionen und Bevölkerungsgruppen untersucht.

3.6 Die Stichproben


Begriff Definition Seite
Zufallsstichprobe Stichprobe an Personen, die per Zufall ausgewählt wurden. Die Wahrscheinlichkeit 77
ausgewählt zu werden, muss für alle Probanden gleich sein. Damit sich alle relevanten
Merkmale genauso verteilen wie in der Gesamtpopulation, muss die Stichprobe
hinreichend groß sein.
Quotenstichprobe Stichprobe, bei der die prozentualen Anteile (Quoten) untersuchungsrelevanter 78
Merkmalskategorien den Quoten der Population, der die Stichprobe entstammt,
entsprechen müssen. Die Auswahl der Probanden bleibt dem Untersucher überlassen.
Nachteil: keine echte Zufallsstichprobe mehr, Verzerrungen möglich.

3.7 Die sozialwissenschaftlichen Methoden der Datengewinnung


Begriff Definition Seite
Sekundärdaten Daten, die aus zweiter Hand („second hand“) stammen. Sie sind also bereits erhoben 79
und registriert und wurden nicht vom Forscher selbst erhoben (= Primärdaten).
soziale Erwünschtheit Personen antworten (z. B. im Fragebogen, im Gespräch mit dem Arzt) so, dass sie sich 82
möglichst vorteilhaft darstellen.

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6 Psychobiologische Methoden der Datengewinnung 3 Methodische Grundlagen

3.8 Psychobiologische Methoden der Datengewinnung


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Spontan-EEG Potenzialschwankungen, die ohne einen Einfluss von außen im Wachzustand oder im 84
Schlaf zu messen sind.
EEG-Wellen und Beta: aufmerksamer Wachzustand; Alpha: entspannter Wachzustand, geschlossene 84
3 Bewusstseinsgrad Augen; Theta: Einschlafen; Delta: Tiefschlaf, Bewusstlosigkeit.
ereigniskorreliertes oder Veränderungen der elektrischen Aktivität, die durch ein Reizereignis hervorgerufen 85
evoziertes Potenzial (= evoziert) werden.
Alpha-Blockade Wechsel von Alpha- zu Beta-Wellen; wird bei vorher synchronisiertem EEG auch als 85
EEG-Desynchronisation bezeichnet.
Contingent Negative auch Bereitschaftspotenzial: langsame, negative Potenzialverschiebung im EEG- 85
Variation (CNV) Muster. Tritt auf, wenn durch einen ersten Signalreiz (= Alarmreiz) ein zweiter Reiz
angekündigt wird, auf den die Versuchsperson reagieren soll (= imperativer Reiz).

3.9 Die Datenauswertung und die Dateninterpretation


Begriff Definition Seite
Inferenzstatistik beschäftigt sich damit, wie man von den Ergebnissen einer Untersuchungsstichprobe 87
auf die Grundgesamtheit, aus der die Stichprobe stammt, schließen kann; bestimmt
die Fehlerwahrscheinlichkeit, die dabei entstehen kann.
Korrelation beschreibt den Zusammenhang zwischen zwei (oder mehr) Variablen. Erlaubt keine 90
kausale Interpretation.
positive Korrelation besagt, dass die Variablen gleichgerichtet zusammenhängen: je höher die Aus- 90
zwischen zwei Variablen prägung der einen, desto höher ist auch die Ausprägung der anderen Variable. Werte
zwischen r = + 0,1 und r = + 1 sind im Sinne einer positiven Korrelation zu inter-
pretieren.
negative Korrelation besagt, dass die Variablen gegenläufig zusammenhängen: je höher die Ausprägung 90
zwischen zwei Variablen der einen, desto niedriger ist die Ausprägung der anderen Variable. Werte zwischen
r = –0,1 und r = –1 sind im Sinne einer negativen Korrelation zu interpretieren.
Nullkorrelation zwischen besagt, dass die Variablen nicht zusammenhängen. Sie sind statistisch unabhängig 91
zwei Variablen voneinander. Die Ausprägung der einen Variablen ermöglicht keinen Rückschluss auf
die Ausprägung der anderen Variablen. Werte zwischen r = –0,1 und r = + 0,1 sind im
Sinne einer Nullkorrelation zu interpretieren.
Mediatorvariable Variable, die einen Zusammenhang zwischen zwei anderen Variablen vermittelt. 92
Moderatorvariable Variable, die eine bereits bestehende Beziehung zwischen zwei anderen Variablen 93
beeinflusst.

3.10 Die Ergebnisbewertung


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evidenzbasierte Medizin beweisgestützte Medizin; Anwendung von medizinischen Maßnahmen, deren 94
(EBM) Wirksamkeit durch wissenschaftliche Studien belegt ist.

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4 Theoretische Grundlagen Die psychobiologischen Grundlagen 7

4 Theoretische Grundlagen
4.1 Die psychobiologischen Grundlagen
4.1.1 Der Überblick

4.1.2 Untersuchungsmethoden der Neuropsychologie


4
4.1.3 Die Repräsentationen psychischer Funktionen im Gehirn
Begriff Definition Seite
Amygdala (psychische emotionale Bewertung von Information. Allgemein: Reaktion auf biologisch relevante 100
Funktion) Reize.
Hippocampus zentrale Rolle bei der Einspeicherung neuer Gedächtnisinhalte (Konsolidierung); 100
(psychische Funktion) bei Schädigung: anterograde Amnesie.
Frontallappen Planung und Steuerung von Verhalten (v. a. präfrontal); Persönlichkeit. 101
(psychische Funktion)
Agnosie Wahrnehmungsstörung. Unfähigkeit, Sinneseindrücke zu erkennen, ohne dass ent- 103
sprechende Sinnes- oder Aufmerksamkeitsstörungen vorliegen.

4.1.4 Die Lateralisation und die Hemisphärendominanz


Begriff Definition Seite
Lateralisation funktionale Spezialisierung der Gehirnhälften; links: sprachlliche Verarbeitung, 104
positive Emotionen; rechts: räumliche Wahrnehmung, negative Emotionen.

4.1.5 Die neuronale Plastizität und Regeneration


Begriff Definition Seite
neuronale Plastizität Fähigkeit des Gehirns, sich zu reorganisieren und ausgefallene Funktionen zu 105
kompensieren.

4.1.6 Botenstoffe im ZNS

4.1.7 Die Aktivation und das Bewusstsein


Begriff Definition Seite
Yerkes-Dodson-Gesetz beschreibt die Beziehung zwischen Aktivationsniveau und Leistung anhand einer 107
umgekehrt U-förmigen Beziehung: Leistung ist bei mittlerer Aktivation am größten
und lässt bei zu- oder abnehmendem Aktivationsniveau nach; gilt für Aufgaben
mittlerer Schwierigkeit.

4.1.8 Schlaf
Begriff Definition Seite
Schlaf-Apnoe-Syndrom anfallsweise auftretende Atemstillstände von mehr als 10 Sekunden Dauer während 110
(Hauptkennzeichen) des Schlafes.
Narkolepsie zwanghafte Schlafattacken während des Tages, die plötzlich eintreten und mehrere 110
(Hauptkennzeichen) Minuten dauern können.

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8 Lernen 4 Theoretische Grundlagen

4.2 Lernen
4.2.1 Der Überblick

4.2.2 Das klassische Konditionieren


Begriff Definition Seite
klassische Konditionierung Lernform, bei der der Organismus eine neue Assoziation (Verknüpfung) zwischen zwei 112
Reizen lernt.
4
unkonditionierter Stimu- Reiz, der angeborenerweise zu einer Reaktion (= unkonditionierte Reaktion) führt. 112
lus
neutraler Stimulus Reiz, der zu keiner oder einer irrelevanten Reaktion führt; kann durch Assoziation mit 112
dem unkonditionierten Stimulus in einen konditionierten Stimulus „verwandelt“
werden.
konditionierter Stimulus Reiz, der aufgrund einer Assoziation mit einem unkonditionierten Stimulus die gleiche 113
Reaktion (= konditionierte Reaktion) auslöst wie der unkonditionierte Stimulus.
Preparedness „Vorbereitetsein“; bedeutet, dass im Laufe der Evolution angeborene Lerndispositio- 115
nen ausgebildet wurden, die die Geschwindigkeit des Lernprozesses beeinflussen.
Löschung/Extinktion Tritt der konditionierte Stimulus über längere Zeit nicht mehr in Verbindung mit dem 115
unkonditionierten Stimulus auf, wird die konditionierte Reaktion immer schwächer,
bis sie schließlich ganz ausbleibt.
Reizgeneralisation Ausweitung der konditionierten Reaktion auf neue Reize, die dem gelernten Reiz 115
ähnlich sind.
Reizdiskrimination Der Organismus kann ähnliche Reize unterscheiden und zeigt nur auf den exakten 115
Trainingsreiz hin die konditionierte Reaktion.

4.2.3 Das operante Konditionieren


Begriff Definition Seite
operantes Konditionieren auch Lernen anhand von Konsequenzen; Lernform, bei der Verhaltensweisen erlernt 116
oder verlernt werden, je nachdem welche Konsequenz diesen Verhaltensweisen folgt.
Premack-Prinzip Eine beliebte Aktivität wird als Verstärker für eine unbeliebte Aktivität genutzt. 116
Verstärkung Eine Verhaltensweise, die verstärkt wird, tritt mit der Zeit häufiger auf; positive 116
Verstärkung: Hinzugabe eines angenehmen Reizes; negative Verstärkung: Entfernung
eines unangenehmen Reizes.
Bestrafung Eine Verhaltensweise, die bestraft wird, tritt mit der Zeit weniger häufig auf; positive 117
Bestrafung: Hinzugabe eines unangenehmen Reizes; negative Bestrafung: Entfernung
eines angenehmen Reizes.
Kontingenz Zusammenhang zwischen Verhalten und Folgen. 117
kontinuierliche Verstärkung wird jedes Mal nach Auftreten des gewünschten Verhaltens gegeben. 117
Verstärkung
intermittierende Verstärkung erfolgt nicht nach jedem gezeigtem Verhalten. 117
Verstärkung
operante Löschung/ Ein bisher verstärktes Verhalten wird nicht mehr verstärkt. 118
Extinktion
Time Out Wenn ein unerwünschtes Verhalten auftritt, werden der Person für eine festgelegte 118
Zeitspanne alle angenehmen Konsequenzen entzogen.
Reizgeneralisation Das gelernte Verhalten wird auch in anderen Situationen gezeigt. 118
Reizdiskrimination Der Organismus hat gelernt, dass sein Verhalten nur bei speziellen Gegebenheiten 119
(= diskriminative Hinweisreize) einen Effekt hat.
Shaping Ausformung eines komplexen Verhaltens durch schrittweise Verstärkung von 119
Teilhandlungen.
Prompting Es wird von außen ein Hinweisreiz (= Prompt) gegeben, um einen Lernprozess zu 119
initiieren.

4.2.4 Lernen am Modell


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Modelllernen Ein Individuum beobachtet ein Modellverhalten und eignet sich so ein neues Verhalten 119
an.

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4 Theoretische Grundlagen Lernen 9

4.2.5 Das Lernen durch Eigensteuerung

4.2.6 Das Lernen durch Einsicht

4.2.7 Der Lerntransfer


Begriff Definition Seite
Lerntransfer Übertragung von gelerntem Verhalten auf eine andere Situation; positiver Transfer: 120
ein gelernter Sachverhalt wird erfolgreich in einer anderen Situation angewandt; 4
negativer Transfer: das gelernte Verhalten wird in einer Situation gezeigt, in der dieses
nicht passt.

4.2.8 Die Habituation, die Dishabituation und die Sensitivierung


Begriff Definition Seite
Habituation Nachlassen der Reaktionsintensität bei wiederholter Darbietung eines Reizes. 120
Sensibilisierung Zunahme der Reaktionsintensität auf Reize nach einem schädigenden Reiz. 121
Adaptation Anpassung an kontinuierlich dargebotene Reize, indem die Reizschwelle eines 121
Sinnesorgans erhöht wird.

4.2.9 Die Anwendung der Lerntheorien: Die Entstehung von Angst

4.2.10 Die Anwendung der Lerntheorien: Verhaltensanalyse


Begriff Definition Seite
SORKC-Modell Gliederungsschema bei der Erstellung einer Verhaltensanalyse: S = Stimulus, aus- 122
lösende Bedingungen; O = Organismus, individuelle relevante Besonderheiten;
R = Reaktion, das interessierende Verhalten; K = Kontingenz, Zusammenhang zwischen
Reaktion und Konsequenz; C = Konsequenzen, die auf das interessierende Verhalten
(R) folgen.

4.2.11 Anwendung der Lerntheorien: Konfrontationsverfahren


Begriff Definition Seite
systematische schrittweise Konfrontation mit angstbesetzten Situationen. Einsatz von Entspannung. 123
Desensibilisierung
Reizüberflutung intensive Konfrontation mit einer stark angstbesetzten Situation. 123

4.2.12 Anwendung der Lerntheorien: Das Biofeedback


Begriff Definition Seite
Biofeedback Der Patient bekommt autonome, körperliche Veränderungen zurückgemeldet, die er 124
sonst nicht sehen könnte (z. B. Muskelspannung); er kann u. a. lernen, diese bewusst
selbst zu steuern.

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10 Die Kognition 4 Theoretische Grundlagen

4.3 Die Kognition


Begriff Definition Seite
sensorisches Gedächtnis Kapazität der aufgenommenen Sinneswahrnehmungen: unbegrenzt; Speicherdauer: 126
(Kennzeichen) sehr kurz (0,5–2 Sek.).
Kurzzeitgedächtnis Kapazität: 7 + /– 2 Elemente; Speicherdauer: ohne bewusste Weiterverarbeitung oder 126
(Kennzeichen) Wiederholung ca. 20 Sek.
Chunking bedeutungshaltige Gruppierung von Einzelelementen; verbessert die Kapazität des 126
Kurzzeitgedächtnisses.
4 Langzeitgedächtnis deklaratives Gedächtnis: semantisches Gedächtnis (Faktenwissen) und episodisches 127
(Subsysteme) Gedächtnis (persönliches Wissen); non-deklaratives Gedächtnis: u. a. prozedurales
Gedächtnis (Fertigkeiten und Gewohnheiten).
Priming Die Reaktion auf einen Zielreiz (target) ist erleichtert, wenn zuvor ein Bahnungsreiz (to 128
prime = vorbereiten) dargeboten wurde.
proaktive Hemmung Hemmung nach vorne: vorher Gelerntes überlagert später Gelerntes. 128
retroaktive Hemmung Hemmung nach hinten: später Gelerntes überlagert früher Gelerntes. 128
anterograde Amnesie Ereignisse nach einer Hirnschädigung können nicht mehr erinnert werden. 128
retrograde Amnesie Ereignisse vor einer Hirnschädigung können nicht mehr erinnert werden. 129
Konfabulation Überspielen von Gedächtnislücken durch frei erfundene Geschichten. 129
Zwei-Faktoren-Modell auch Generalfaktorenmodell; bei der Lösung einer Intelligenztestaufgabe sind immer 130
der Intelligenz nach die allgemeine Intelligenz (g-Faktor) und aufgabenspezifische Fähigkeiten (s-Faktoren)
Spearman beteiligt. Der g-Faktor ist übergeordnet (hierarchisches Intelligenzmodell).
Mehrfaktorentheorie von Intelligenz setzt sich aus sieben Primärfaktoren zusammen. Alle Faktoren sind dabei 131
Thurstone gleichrangig.
kristalline Intelligenz umfasst erworbenes (Allgemein)wissen. Steigt während der Schulzeit an und ist im 131
(nach Cattell) Erwachsenenalter weitgehend stabil.
fluide Intelligenz umfasst basale Fähigkeiten wie die Fähigkeit, sich in neuen Situationen orientieren zu 132
(nach Cattell) können, schlussfolgerndes Denken und Problemlösefähigkeiten. Wird ab dem
60. Lebensalter abgebaut.

4.4 Die Emotion


Begriff Definition Seite
Emotionstheorie von Nach dieser Theorie ist physiologische Erregung bzw. eine spezifische körperliche 136
James und Lange Reaktion eine hinreichende Bedingung für das Erleben von Emotionen. Reiz →
körperliche Reaktion → Emotion.
kognitive Emotions- auch Zwei-Komponenten-Theorie; nach dieser Theorie sind für das Erleben von 136
theorie von Schachter Emotionen zwei Komponenten nötig: „unspezifische Erregung“ und deren „kognitive
und Singer Bewertung“. Reiz → unspezifische Erregung + kognitive Bewertung → Emotion.
Sensitization Verhaltensstil hinsichtlich des Umgangs mit Angst. Sensitizer setzen sich bewusst mit 138
ihrer Angst auseinander und wollen möglichst viele Informationen über die Angst-
situation erhalten.
Repression Repressoren unterdrücken ihre Angstgefühle so weit wie möglich und setzen sich 138
möglichst wenig mit der Angstsituation auseinander.
Agoraphobie Angst vor Situationen, in denen eine Flucht schwierig (oder peinlich) sein könnte oder 139
(Hauptkennzeichen) in denen im Falle eines Auftretens von Panik keine Hilfe erreichbar sein könnte.
Panikstörung wiederholte Panikattacken wie „aus heiterem Himmel"; die Panikattacken sind nicht 139
(Hauptkennzeichen) auf eine spezifische Situation oder ein spezifisches Objekt bezogen und treten oft
spontan (d. h. unvorhersagbar) auf.
Frustrationstoleranz Fähigkeit, unvermeidliche Einschränkungen bei der Zielerreichung zu verarbeiten, 141
ohne dass das eigene Wohlbefinden beeinträchtigt wird oder ausweichendes
Verhalten als Kompensation nötig ist.
kognitive Triade negative Bewertung von sich selbst, der Umwelt und der Zukunft. Typisches 142
Denkmuster bei Menschen mit depressiven Symptomen.
Übergeneralisierung kognitiver Fehler. In einer Situation wird eine bestimmte Erfahrung gemacht. Es wird 142
angenommen, das diese Erfahrung auch auf alle ähnlichen Situationen zutrifft.
Übertreibung kognitiver Fehler; übermäßige Vergrößerung der negativen Aspekte einer Situation. 142
sokratischer Dialog Technik der kognitiven Therapie. Der Therapeut regt den Patienten mit Hilfe von 143
sokratischen Fragen an, seine Gedanken selbst zu hinterfragen und an der Realität zu
überprüfen.
Theorie der erlernten Die wiederholte Erfahrung von fehlender Kontrolle über wichtige (besonders aversive) 143
Hilflosigkeit nach Umweltereignisse zieht eine generalisierte Erwartung von Unkontrollierbarkeit und
Seligman depressive Symptome wie Passivität nach sich.

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4 Theoretische Grundlagen Die Persönlichkeit und die Verhaltensstile 11

4.5 Die Motivation


Begriff Definition Seite
Oxytocin (Bedeutung) Peptidhormon. Wichtige Bedeutung im Bereich sozialer Interaktionen (soziale 147
Bindung, Sexualität).
Prägung kurze sensible Lernphase, in der bestimmte (Schlüssel)reize irreversibel erlernt 148
werden.
Leerlaufhandlung Eine Instinkthandlung wird (aufgrund angestauter Triebenergie) ohne einen adäqua- 148
ten Schlüsselreiz gezeigt.
Übersprungshandlung Aufgrund zweier oder mehrerer gleichstarker Verhaltenstendenzen kommt es zu einer 148 4
Verhaltenshemmung. Daraufhin wird die Triebenergie in einen anderen Instinkt-
bereich übertragen.
Appetenz-Konflikt Eine Person muss sich zwischen zwei positiven Alternativen entscheiden. 150
Aversions-Konflikt Eine Person muss sich zwischen zwei unangenehmen Alternativen entscheiden. 150
Appetenz-Aversions- auch Ambivalenzkonflikt; eine Person strebt ein Ziel oder ein Verhalten an, das 150
Konflikt gleichzeitig über positive und negative Seiten verfügt.
doppelter Appetenz- Eine Person muss sich zwischen zwei Alternativen entscheiden, die beide positive und 150
Aversions-Konflikt negative Seiten haben.
Attributionen auch Kausalattributionen; subjektive Erklärungskonzepte für die Ursache bzw. 151
Begründung eines Ereignisses.
Attributionsstil zeitlich relativ stabile Tendenz einer Person, Ereignisse (z. B. Prüfungserfolg) stets auf 152
eine bestimmte Art von Ursachen zurückzuführen.
fundamentaler Tendenz von Beobachtern, Verhalten (z. B. aggressives Verhalten) in erster Linie auf 152
Attributionsfehler Personenfaktoren (Aggressivität) zu attribuieren und den Einfluss situationaler
Faktoren (z. B. gezielte Provokation) zu vernachlässigen.
Akteur-Beobachter- Aus der Sicht des Handelnden liegen die Ursachen eher in situativen Bedingungen, aus 152
Unterschied der Sicht des Beobachters liegen sie eher in der Person.

4.6 Die Persönlichkeit und die Verhaltensstile


Begriff Definition Seite
Trait überdauernde Persönlichkeitseigenschaft. 155
State bewusst erlebter Gefühlszustand, der durch eine spezifische Situation ausgelöst wird 155
und zeitlich nicht stabil ist.
Big 5 fünf anerkannte, globale Persönlichkeitseigenschaften: Verträglichkeit, Offenheit für 157
Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion vs. Introversion, Neurotizismus (emo-
tionale Stabilität vs. Labilität).
dissoziale oder antisoziale unverantwortliches Verhalten wie Gesetzesübertretungen, körperlich aggressives 159
Persönlichkeitsstörung Verhalten; Rücksichtslosigkeit; Impulsivität; emotionale Verarmung, Mangel an
(Kennzeichen) Empathie.
narzisstische übertrieben grandioses Selbstbild; überzeugt von der Einzigartigkeit seiner Fähig- 159
Persönlichkeitsstörung keiten; fordert ständig Aufmerksamkeit und Bewunderung; ausgeprägter Egoismus.
(Kennzeichen)
dependente oder geringes Selbstvertrauen; fühlt sich unfähig zu selbstständigen Entscheidungen; Angst 159
abhängige Persönlich- vor dem Alleinsein und Alleingelassenwerden; richtet sich vollständig nach Anderen,
keitsstörung ohne eigene Bedürfnisse zu berücksichtigen.
(Kennzeichen)
zwanghafte perfektionistisch, äußerst gewissenhaft, übertriebene Beschäftigung mit Plänen und 159
Persönlichkeitsstörung Regeln; Probleme beim Treffen von Entscheidungen.
(Kennzeichen)
Feldunabhängigkeit Wahrnehmungsstil oder kognitiver Stil; beschreibt die Tendenz, inwieweit Personen 160
autonom und unabhängig von Umgebungseinflüssen handeln.
Interferenzneigung Kognitiver Stil. Ausmaß der Störanfälligkeit eines Individuums gegenüber irrelevanten 160
Reizen. Kann z. B. mithilfe des Stroop-Tests erfasst werden.
Sensation Seeking Persönlichkeitskonstrukt; beschreibt die Tendenz, relativ neue stimulierende Situa- 160
tionen aufzusuchen.
internale Eine Person mit einem hohem Außmaß an Kontrollüberzeugung (= internal) geht 161
Kontrollüberzeugung davon aus, dass ihr eigenes Verhalten entscheidend für die Ereignisse ihres Lebens ist.
externale Eine Person mit geringer Kontrollüberzeugung (= external) nimmt an, dass die 161
Kontrollüberzeugung Ereignisse ihres Lebens von außen bestimmt werden.
Selbstkonzept alle auf die eigene Person bezogenen, einigermaßen stabilen Annahmen und 161
Bewertungen.

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12 Die Entwicklung und die primäre Sozialisation 4 Theoretische Grundlagen

4.7 Die Entwicklung und die primäre Sozialisation


Begriff Definition Seite
Sozialisation Sozialisation meint die lebenslangen Veränderungen, die im Zusammenhang mit 162
sozialen Erfahrungen stehen und bezieht sich damit auf das Hineinwachsen eines
Individuums in die Gesellschaft.
primäre Sozialisation Zeitraum: ca. 0–3 Jahre; beschreibt die Interaktion mit der Kernfamilie. 162
sekundäre Sozialisation Zeitraum: ab ca. 3 Jahren; bezieht sich auf die Freunde, Peers, Schule oder Beruf. 162
Fremdeln heftige emotionale Reaktion beim Anblick einer fremden Person (Versteifen, Schreien) 166
4 bei Kindern im Alter von 6–12 Monaten.
sicherer Bindungstyp Kind, das Vertrauen und Zuversichtlichkeit hinsichtlich der Verfügbarkeit der Mutter 166
(Verhalten in der Testsi- entwickelt hat. Reaktion auf Trennung: Weinen, zeigt Kummer. Bei Wiederkehr:
tuation) Begrüßung der Mutter, lässt sich leicht wieder beruhigen.
unsicher-vermeidender Kind, das (aufgrund häufiger Zurückweisungserfahrungen) kein Vertrauen hinsichtlich 167
Bindungstyp (Verhalten der Verfügbarkeit der Mutter entwickelt hat; reagiert mit Beziehungsvermeidung.
in der Testsituation) Reaktion auf Trennung: wirkt nach außen unbeeindruckt und unauffällig.
Bei Wiederkehr: sucht keine Nähe zur Mutter, zeigt wenig Emotionen.
unsicher-ambivalenter Kind, dessen Bindungssystem aufgrund der Ambivalenz des mütterlichen Verhaltens 167
Bindungstyp (Verhalten ständig aktiviert ist. Reaktion auf Trennung: deutlicher Kummer. Bei Wiederkehr: lässt
in der Testsituation) sich nur schwer beruhigen.
Objektpermanenz grundlegende Form des Denkens; ein Kind weiß, dass ein Gegenstand auch dann noch 168
existiert, wenn dieser aus seinem Blickfeld verschwunden ist.
Egozentrismus Das Kind kann nicht die Perspektive eines Anderen übernehmen. 168
autoritativer Erziehungs- klare Regeln und Forderungen, Beachtung von kindlichen und elterlichen Interessen, 171
stil offene Kommunikation und Wärme.
autoritärer Erziehungsstil zurückweisendes, kontrollierendes, wenig warmes Verhalten der Eltern, Eltern 171
erwarten Gehorsam, (harte) Bestrafung bei Fehlverhalten.

4.8 Die Entwicklung und die Sozialisation im Lebenslauf


Begriff Definition Seite
Anforderungs-Kontroll- Belastung am Arbeitspatz entsteht durch ein hohes Ausmaß an Anforderungen bei 176
Modell gleichzeitig geringer Kontrollierbarkeit.
Modell beruflicher Hohe Belastung des Arbeitsplatzinhabers entsteht aus einem Ungleichgewicht zwischen 176
Gratifikationskrisen seinem persönlichen Einsatz und den erhaltenen Gratifikationen/Belohnungen.
Disengagementtheorie Theorie des Alterns. Alte Menschen verspüren den Wunsch nach einer stärkeren 179
Besinnung auf die eigene Person. Dies geht mit einer freiwilligen Aufgabe sozialer
Kontakte einher.

4.9 Die soziodemografischen Determinanten des Lebenslaufs


Begriff Definition Seite
demografisches Altern Zunahme alter Menschen an der Gesamtbevölkerung durch den Rückgang der 181
Geburtenziffer und einer gleichzeitig konstant niedrigen Sterbeziffer.
Natalität allgemeine Geburtenziffer; Anzahl an Geburten. 182
Fertilität allgemeine Fruchtbarkeitsziffer; Verhältnis der Anzahl von Geburten zu Frauen im 182
gebärfähigen Alter.
Netto-Reproduktionsziffer Verhältnis der gesund geborenen Mädchen zur Zahl der Mütter im gebärfähigen Alter. 182
Altenquotient Verhältnis der Personen in Rente zu den erwerbstätigen Personen. 182
Altersabhängigkeits- auch Belastungsquotient; Verhältnis der nicht erwerbstätigen Personen (Personen im 182
quotient Rentenalter und Personen unter 15 bzw. 20 Jahre) zu den erwerbstätigen Personen.
durchschnittliche Lebens- Anzahl an Jahren, die ein Mensch eines bestimmten Alters gemäß den bestehenden 182
erwartung Sterbeverhältnissen durchschnittlich noch zu erwarten hat.
DALY-Maß Disability adjusted life years. Die behinderungskorrigierte Lebenszeit gibt die Zeit in 184
Jahren an, die in Krankheit verbracht werden oder durch frühzeitigen Tod verloren gehen.
Integration nach dem Ein Auswanderer übernimmt Gewohnheiten/Wertvorstellung der fremden Kultur, 184
Akkulturationsmodell behält jedoch auch die der eigenen Kultur bei.
Malthus-Gesetz Theorie zur Bevölkerungsentwicklung (ca. 1800). Es kommt zu einer Hunger- 186
katastrophe, da das Bevölkerungswachstum exponentiell, die Menge an Nahrungs-
mitteln jedoch nur linear zunimmt.
epidemiologischeTransition Veränderung der Häufigkeit von Krankheiten und Todesursachen im Lauf der Geschichte. 186
Kontraktionsgesetz soziologische These Ende des 19. Jhdts. Der gesellschaftliche Entwicklungsprozess 187
führt zu immer kleineren Familien und die Solidarität zwischen Menschen bezieht sich
auf immer kleinere Kreise.

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4 Theoretische Grundlagen Sozialstrukturelle Determinanten 13

4.10 Die sozialstrukturellen Determinanten des Lebenslaufs


Begriff Definition Seite
sozialer Schichtindex Kennwert zur Bestimmung des sozioökonomischen Status. Ergibt sich aus der 188
Verrechnung von Ausbildungsstand, Einkommen und beruflicher Position. Auch
meritokratische Triade.
Intragenerationen- sozialer Positionswechsel innerhalb derselben Generation (bezieht sich auf eine 189
mobilität Person).
Intergenerationsmobilität sozialer Positionswechsel innerhalb mehrerer Generationen: Veränderung der sozialen 189
Position der Kinder gegenüber der der Eltern. 4
Fourastié-Hypothesen Hypothesen zur Entwicklung der Erwerbstätigkeit. Aufgrund des technischen Fort- 192
schritts kommt es zu einer Reduktion der Anzahl Beschäftigter im primären und
sekundären Sektor und zu einem Anstieg im tertiären Sektor.

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14 Ärztliche Berufstätigkeit 5 Arzt-Patient-Beziehung

5 Arzt-Patient-Beziehung
5.1 Ärztliche Berufstätigkeit

5.2 Die Arztrolle


Begriff Definition Seite
Erwartungen an die fachliche Kompetenz, affektive Neutralität (emotionale Zurückhaltung), Universalis- 200
Arztrolle nach Parsons mus (Behandlung aller Personen), funktionale Spezifität (fachliches Können wird in
5 spezifischen Kontexten angewendet), Altruismus/Kollektivitätsorientierung (Handeln
im Interesse des Patienten und nicht aus Eigeninteresse).
Intrarollenkonflikt Konflikt innerhalb einer Rolle bei einer Person z. B. mit dem Beruf Arzt (z. B. optimale, 201
jedoch gleichzeitig kostengünstige Behandlung für den Patienten).
Interrollenkonflikt Konflikt zwischen mehreren Rollen bei einer Person (z. B. Vereinbarung von 201
zeitintensivem Arztberuf und Familie).

5.3 Die Krankenrolle


Begriff Definition Seite
Erwartungen an die Entbindung von Rollenverpflichtungen, Bemühung um Wiederherstellung von 202
Patientenrolle nach Gesundheit, Verpflichtung zur Kooperation mit Ärzten.
Parsons

5.4 Die Kommunikation und die Interaktion


Begriff Definition Seite
paradoxe Die Aussagen einer Person stimmen auf Inhaltsebene („objektive“ Botschaft) und 206
Kommunikation Beziehungsebene (häufig para- und nonverbale Kommunikation) nicht überein.
symmetrische bei Gleichheit der Gesprächspartner (z. B. Gespräch unter Kollegen). 206
Kommunikation
asymmetrische bei ungleicher Machtposition der Gesprächspartner (z. B. Arzt-Patient). 206
Kommunikation
Kontingenz Ausmaß, in dem die Gesprächspartner ihren eigenen Verhaltensplänen folgen bzw. 207
diese auf ihr Gegenüber abstimmen.
wechselseitige, sym- Beide Gesprächspartner äußern ihre eigenen Bedürfnisse und gehen auf die des 207
metrische Kontingenz anderen ein.
asymmetrische Ein Gesprächspartner hält an seinen Verhaltensplänen fest und beeinflusst seinen 207
Kontingenz Partner, ohne auf dessen Bedürfnisse einzugehen (z. B. bei Anwendung von
ausweichenden Gesprächsstrategien durch den Arzt).
Kollusion Es wird angenommen, dass sich Menschen aufgrund ihrer meist unbewussten 208
Bedürfnisse bestimmte Partner suchen, die diese Bedürfnisse besonders gut erfüllen.
iatrogene Fixierung Der Patient entwickelt eine durch den Arzt bzw. sein Handeln hervorgerufene (griech. 208
iatros = der Arzt) Einstellung, Krankheit oder Symptomatik.
elaborierter Sprachcode zeichnet sich durch komplexe grammatikalische Strukturen, sowie zahlreiche Adjek- 209
tive und Adverbien aus; v. a. bei Mittel- und Oberschicht.
restringierter Sprachcode zeichnet sich durch kurze, einfache Sätze mit wenigen ausdrucksstarken Adjektiven, 209
Adverbien oder Konjunktionen aus; v. a. bei Angehörigen der unteren Schichten.

5.5 Die Besonderheiten der Kommunikation und Kooperation


Begriff Definition Seite
Compliance Bereitschaft des Patienten, den Anordnungen des Arztes Folge zu leisten. 210
intelligente Non- Ein Patient befolgt die Anweisungen des Arztes nicht, jedoch aus sinnvollen 210
Compliance medizinischen Gründen.
Reaktanz Trotzreaktion, bei der genau das gegenteilige Verhalten von dem gezeigt wird, das 211
eigentlich erwünscht ist.

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5 Arzt-Patient-Beziehung Der Erstkontakt 15

5.6 Der Erstkontakt


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Primacy-Effekt Beurteilungsfehler; Überbetonung oder bessere Erinnerung an das zuerst dargebotene 213
Objekt in einer Reihe anderer.
Recency-Effekt Beurteilungsfehler; Überbetonung oder bessere Erinnerung an das zuletzt dargebo- 213
tene Objekt.
Halo-Effekt Beurteilungsfehler; auch Überstrahlungsfehler; von einer einzelnen hervorstechenden 213
Eigenschaft wird auf andere Eigenschaften geschlossen. Der Eindruck, der von dieser
Eigenschaft gewonnen wird, „überstrahlt“ also die weitere Wahrnehmung der Person.
Kontrastfehler Beurteilungsfehler; eine Person wird im Kontrast zu einer Referenzgruppe oder 213
-person beurteilt.
Effekt der zentralen Der Beurteiler vermeidet extreme Beurteilungen und wählt stattdessen mittlere 213
5
Tendenz Beurteilungen.

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16 Der Erstkontakt 6 Urteilsbildung und Entscheidung

6 Urteilsbildung und Entscheidung


7 Interventionsformen
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psychodynamische psychoanalytische und tiefenpsychologische Therapie; Aufarbeitung unbewusster 230
Therapien (Ziele, Konflikte; Neustrukturierung der Persönlichkeit; vergangenheitsorientiert; starke
Kennzeichen) persönliche Zurückhaltung des Therapeuten.
Übertragung Frühere Interaktionserfahrungen mit einer anderen Person werden in einer aktuellen 231
Beziehung reaktiviert. Im Rahmen einer Therapie geht die Übertragung vom Patienten
aus.
Gegenübertragung Meint im Rahmen einer Therapie die Gesamtheit der (emotionalen, kognitiven, 232
Verhaltens-) Reaktionen des Therapeuten auf die Übertragung des Patienten.
6 Verhaltenstherapie (Ziele) Symptomreduktion oder -beseitigung, Selbstkontrolle, Kompetenztraining; Konzent- 232
ration auf gegenwärtige Probleme und deren Lösung.
Stimuluskontrolle Beeinflussung von Verhalten durch eine Veränderung, ein geplantes Aufsuchen oder 233
Vermeiden der Reizbedingungen, die dem problematischen Verhalten vorausgehen.
kognitive Therapie (Ziele) Analyse und Veränderung von Gedanken, Grundannahmen, Einstellungen (= Kogni- 234
tionen).
Gesprächspsychotherapie auch klientenzentrierte Psychotherapie oder nicht direktive Gesprächspsychotherapie; 235
(Ziele, Kennzeichen) Aufbau, Findung und Stabilisierung der eigenen Persönlichkeit. Haltung des
Therapeuten sollte wertschätzend, empathisch und kongruent sein.

8 Besondere medizinische Situationen


Begriff Definition Seite
Transsexualität Nichtübereinstimmen von psychischer Geschlechtsidentität und körperlichen 247
(Hauptkennzeichen) Geschlecht.
Sterbephasen 1. Nicht-wahr-haben-Wollen, Abwehr 2. Protest begleitet von Wut/Ärger 248
nach Kübler-Ross 3. Verhandeln 4. Depression, Desorganisation 5. Akzeptieren, Reorganisation.

9 Patient und Gesundheitssystem


Begriff Definition Seite
Disease Management Behandlungskonzept, das für verschiedene Gruppen von chronisch kranken Patienten 257
entwickelt wurde. Ziel ist die Abstimmung aller Therapieschritte und eine komplette
Fallführung (case management) des Patienten.

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10 Prävention Der Erstkontakt 17

10 Prävention
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primäre Prävention Maßnahmen, die die Entstehung von Krankheiten verhindern sollen. Zielgruppe: 264
Gesunde.
sekundäre Prävention Maßnahmen zum frühzeitigen Erkennen von Krankheiten. Zielgruppe: Personen mit 266
Erkrankungsrisiko.
tertiäre Prävention Maßnahmen zur Verhütung bzw. Verminderung von Folgeschäden bei bereits 269
bestehenden chronifizierten Erkrankungen. Zielgruppe: Erkrankte Personen.
absolutes Risiko Wahrscheinlichkeit, mit der eine bestimmte Erkrankung auftritt. 267
relatives Risiko gibt an, um wie viel größer das Risiko für eine Erkrankung in einer Risikogruppe im 267
Vergleich zu einer Gruppe von Personen ohne Risikofaktor ist. Berechnung:
Erkrankungshäufigkeit der Exponierten/Erkrankungshäufigkeit der Nichtexponierten.
absolute Risikoreduktion Risiko-Differenz von Behandlungs- und Kontrollgruppe. 267
attributables Risiko auch zugeschriebenes Risiko; gibt an, zu welchem Anteil die Erkrankung auf den 268
Risikofaktor zurückgeht. Berechnung: Erkrankungshäufigkeit der Exponierten –
Erkrankungshäufigkeit der Nichtexponierten.
Theorie der kognitiven Menschen versuchen, Übereinstimmung (Konsonanz) zwischen ihren Einstellungen 268
Dissonanz und ihrem Verhalten herzustellen. Bei einer Diskrepanz entsteht ein unangenehmer
Zustand (= kognitive Dissonanz), den die Person auf verschiedene Weise wieder
aufzulösen versucht.
transtheoretisches 1. Abwehren 2. Bewusst werden 3. Vorbereitung (Stärkung der Selbstwirksamkeit 269
Stufenmodell der wichtig!) 4. Handeln 5. Rückschläge aushalten 6. Stabilisieren.
Verhaltensänderung

10
11 Maßnahmen

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