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KompetenzCentrum Wirtschaft Mensch & Tier

Lehrgangsunterlagen

Lehrgang: Schulhund im Einsatz (IHK)

Modul 5

Ausdrucksverhalten
&
Kommunikation Mensch-Hund

Referent
& fachliche Leitung: mag.jur. Benjamin Kirmizi
info@hundeschulzentrum.de | www.hundeschulzentrum.de

Projektleitung: Juliette Behrens


juliette.behrens@potsdam.ihk.de | Tel. 0331 2786 278

BHV e. V. Christiane Backes


Kooperation: christiane.backes@hundeschulen.de | Tel. 06192 9581 136
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Ausdrucksverhalten

Ausdrucksverhalten ist ein in der Verhaltensbiologie verwendeter Begriff. Er bezeichnet alle


Verhaltensmuster, „die den Charakter eines Auslösers haben und der innerartlichen (gelegentlich auch
der zwischenartlichen) Verständigung dienen.“
(Grzimeks Tierleben, Sonderband Verhaltensforschung, S. 622)

Ausdrucksverhalten
• Verhaltensmuster, die der zwischen- und innerartlichen Kommunikation dienen

• Die einzelnen Elemente des Ausdrucksverhaltens zeigen die Gestimmtheit an und beeinflussen
dadurch das Verhalten anderer

• Dient der Bewertung von Befindlichkeiten

• Einteilung in Gruppen ( Gesamtausdruck ) nach Funktion und Zweck

• Überschneidung zwischen den Gruppen ( Reinform selten )

• Genetisch fixierte Komponenten

• Tradierte / ritualisierte Komponenten

• Gelernte Komponenten Hunde kommunizieren über:

• Optische Signale
o Gestik = Körperausdruck und
o Mimik = Ausdruck des Gesichtes

• Geruchliche Signale (olfaktorisch)

• ︎Berührungssignale (taktil)

• Lautsignale (akustisch)
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Akustische Kommunikation
Kommunikation im Fernbereich.
• Dient zur Verfeinerung/Verstärkung von optischen Signalen im Nahbereich

• „Hypertrophien in der Vokalisation“ als Anpassung an das Leben mit dem Menschen

• Wissenschaftliche Untersuchungen (zur Zeit) nur wenige, Datengewinnung und –


auswertung aufgrund der hohen Individualität schwierig

Taktile Kommunikation
Kommunikation im Nahbereich der Tiere
• fördert Bindungen zwischen den Gruppenmitgliedern

• fördert den Zusammenhalt

• auch Statusbestätigung in entspannter Stimmung

• Verhaltensweisen
o Grooming
o Kontaktliegen
o Schnauzenkontakte

Olfaktorische Kommunikation
Kommunikation auch über eine große zeitlich-räumliche Entfernung
• Anwesenheit des Senders nicht erforderlich

• Infos über
o Geschlecht, Alter
o hormoneller Status
o Wiedererkennung (Individuum/Gruppe)

• Markierung von Territorien (Ressourcen allgemein)

• Kot- und Harnabsatz

• Analdrüsen-, Hautdrüsensekrete (Pheromone)


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Gerüche und Emotionen:

• Gerüche lösen starke Emotionen aus

• Schnelleres Lernen bei emotionaler Beteiligung

• Bei Angst + Stressgeschehen:


Geruchs-Bewertung findet vor Geruchs- Erkennung statt

• Mensch und Hund leben in verschiedenen „Duft-Welten“

Ethogramm

• Beschreibt das gesamte Verhaltensinventar einer Art („Verhaltenskatalog“)



• Entsteht durch wertfreies Beobachten - ohne Interpretationen!

• Umfasst alle beobachtbaren, räumlich und zeitlich voneinander getrennten


Verhaltenselemente

• Einteilung in: Ethogramm 1. und 2. Ordnung

• In der Wissenschaft werden unterschiedliche Ethogramme verwendet: je nach Zweck/


Untersuchung/ Erkenntnis!

Ethogramm 1.und 2. Ordnung

• Ethogramm 1. Ordnung
o Stellungen und Haltungen oder Bewegungen der signalgebenden Körperteile. o Grundlage
für Mimik, Gestik
o Dazu gehören auch Lautäußerungen

• Ethogramm 2. Ordnung
o Einzelne Komponenten werden zu Verhaltensweisen (Signaleinheiten)
zusammengefasst
o Diese Signaleinheiten werden in Gruppen eingeteilt.

Die optische Ausdrucksregionen des Hundes

︎Ohren
Stirn
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Augen
Schnauze ︎
Rute
︎ Rückenhaare
Körperhaltung ︎
Gliedmaßen
Kopfhaltung

Ausdrucksregion Ohren - unterschiedliche Ohrformen

• Ohren – Stehohren
o Drehung nach vorn u. hinten,
o komplettes Anlegen und Aufstellen

• Ohren – Schlappohren
o abhängig von Gewicht und Größe nur eingeschränkte Bewegung an der
Ohrbasis möglich = Einschränkungen im Ausdrucksverhalten. o Wichtig: Ohrbasis beobachten!
o Stellungen von Schlappohren:
︎Ohrbasis tief
︎Ohrbasis angehoben

Ausdrucksregion Stirn
In Abhängigkeit von der Ohrstellung: Veränderung der Spannung und damit Furchenbildung in der
Stirnhaut:

• Ohren nach hinten gezogen = glatt, faltenlos

• Ohren nach vorn aufgestellt = Stirnfurchen, Falten

• ︎Bei manchen Rassen immer in Falten gelegt => Verlust der Signalfunktion

Ausdrucksregion Augen

• Steht im Zusammenhang mit der Ohrstellung

• Ohren nach hinten gezogen = schlitzförmige Augen

• Ohren nach vorne = Augen eher rund


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• Rassebedingte Unterschiede!

• Augenbrauen

Ausdrucksregion Schnauze

• Nasenrücken – glatt oder gerunzelt!

• Aufhellungen des Fells im Lefzenbereich verbessert Signalfunktion

• Lefzen können hochgezogen werden, Zahnreihen sichtbar, dabei Kräuseln des


Nasenrückens

• Lefzenspalt kurz und rund:


Nur Zähne des vorderen Bereichs sichtbar

• Lefzenspalt lang und spitz: Auch hintere Zähne sichtbar

Ausdrucksregion Ohren, Stirn, Augen, Schnauze (Lefzen)


Probleme durch Zucht!

Ausdrucksregion Rute
• Unterschiedliche Haltung + Bewegung möglich

• Bewegung kann in unterschiedlicher Frequenz und Amplitude erfolgen

• Veränderung durch Zucht, Rassebedingte Haltung

• Locker herabhängend, Ringelrute, unter den Bauch eingezogen

• Achtung: Schwanzwedeln ist nur Zeichen einer erhöhten Erregungslage – nicht mit
Freude gleichzusetzen!

Ausdrucksregion Rückenhaare

• Fellstreifen kann aufgestellt werden, je nach Erregungslage

• Je nach Fellstruktur gut oder nicht zu sehen


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• Durch Zucht – gegenüber Wolf - Veränderung in Länge, Struktur, Wuchsrichtung und
Farbe.

• Viele Hunde/Rassen können die Rückenhaare nicht aufstellen oder nicht sichtbar
aufstellen!

Ausdrucksregion Körper

• Haltung – Bewegung – Stellung absolut und zu Dritten

• Körper aufgerichtet / zusammengeschoben

• Körperspannung viel / wenig

• Muskulatur in einzelnen Bereichen angespannt / locker

• Beispiele:
neutrale, entspannte Haltung
Zusammengeschoben, Rücken eingezogen
durchgedrückt, angespannte Muskulatur

Ausdrucksregion Gliedmaßen

• Durchgestreckt

• Eingeknickt

• In lockerer Bewegung

• Eher steif

• Achtung: Rassebedingte Unterschiede

Ausdrucksregion Kopfhaltung

• Hoch getragen

• Tief getragen
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• Nach vorne gestreckt

• Blickrichtung!

Display

• Bündelung von Signalkomponenten, die eine Verhaltenseinheit bzw. eine Bedeutungseinheit


darstellen

• Bildet die Grundeinheiten des Verhaltensrepertoires einer Art

• Nach Feddersen-Petersen:
o Wölfen: knapp 60 mimische Displays,
o Haushunde: 14 (Pudel) bis 23 (Alaskan Malamute) mimische Displays

• Beispiele: Erregungsdisplay, Angstdisplay oder Spieldisplay.

Gesamtausdruck

• was „unterm Strich“ beim Empfänger ankommt

• setzt sich aus den optischen Signalen (unterschiedlichen Stellungen der


verschiedenen Ausdrucksregionen) und eventuell akustischen Signalen zusammen

• innerhalb kürzester Zeit Signale mit unterschiedlichen Schwerpunkten = ambivalentes


Verhalten. z.B. Annäherung, ︎Meideverhalten

Grundstimmungen
Neutral Aufmerksam Sicher Unsicher Ängstlich

Neutral bis Aufmerksam

• Ohrbasis leicht angehoben

• Maul leicht geöffnet

• Entspannte Körperhaltung

• Blick auf den Gegenüber oder auf etwas gerichtet


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• Achtung Unterschiede bei Hundetypen-/ Rassen

• Achtung: Unterschiede bei unterschiedlichen Hundetypen / Hunderassen

Neutrale Aufmerksamkeit

• Entspannt/ Kopf leicht aufgerichtet

• Rute meist auf Rückenhöhe oder hängt locker herab (je nach Rasse)

• Ohren hoch, Ohröffnung nach vorne

• Nasenrücken glatt

• Maul meist leicht offen, Lefzen entspannt

Sicherheit/Unsicherheit
In der Humanpsychologie beschreibt (Selbst-)Sicherheit bzw. (Selbst-)Unsicherheit einen emotionalen
Zustand, wobei Unsicherheit als bewusst wahrgenommener Mangel an Sicherheit bezeichnet wird.

• „Unsicherheit zeigen“ bedeutet, Verhaltensweisen aus der Emotion „Angst“ heraus zu zeigen.

• Schnelle Angstbereitschaft kann genetisch bedingt sein oder aufgrund von (Lern-) Erfahrungen
entstehen.

• Oft lässt sich Angst in einer bestimmten Situation nicht auf eine konkrete Ursache zurückführen,
sondern man muss von mehreren Faktoren ausgehen.

• Manche Hunde zeigen in vielen unterschiedlichen Situationen Unsicherheitsverhalten eine


genetische Disposition oder Deprivation während der Sozialisationsphase spielt in diesen
Fällen oft eine große Rolle.

• Teilweise ist Unsicherheit auch auf ganz bestimmte Situationen beschränkt, in denen der Hund
schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht hat.

• Meist sind Hunde in einer Situation nicht ausschließlich unsicher oder sicher, sondern eher
ambivalent:
Signale, die für „Unsicherheit“ stehen und solche, die für „Sicherheit“ stehen, können
gleichzeitig gezeigt werden oder wechseln - „Stimmungswechsel“ teilweise sehr schnell
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• Wenn man von einem „unsicheren Hund“ oder „sicheren Hund“ sprechen, geht man von der
aktuell überwiegenden Gestimmtheit aus.

• Unsichere Hunde können Sicherheit „vorzutäuschen“

• Unsicheres oder sicheres Verhalten wird oft mit zusammen mit Verhaltensweisen aus
den anderen Gruppen gezeigt:
o Unsicheres / sicheres Imponieren
o Unsicheres / sicheres Drohen“
o Unsicheres / sicheres Spielverhalten

• Bei einigen Verhaltensgruppen, z.B. „Passiver Demut“ oder „Meide- / Fluchtverhalten“ ist
grundsätzlich Unsicherheit vorhanden.

Ausdruckselemente der Angst (als Vollbild)

• Blick vermeiden

• Kopf abwenden, tief halten

• Stirn flach ohne Falten

• Augen klein, schlitzförmig

• Ohren seitlich, nach hinten (bis zur Berührung)

• Lippen lang gezogen, spitzer Maulwinkel

• Rute tief, eingeklemmt

• Körper klein, rund (hinsetzen, auf Rücken rollen oder sich fallenlassen)

Ausdruck „Unsicher/ ängstlich“

• Gliedmaßen eingeknickt

• Rücken etwas abgerundet

• Ohren angelegt, zurück


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• Eingeklemmte Rute

Ambivalentes Verhalten
Oft ist ein Hund nicht eindeutig sicher/ unsicher: Stimmungen können teilweise extrem schnell wechseln
– oder dazwischen liegen!
Problem der Einschätzung vom menschlichen Beobachter

Ethogramm des Hundes


(Einteilung von Hundeverhalten) Validiertes Ethogramm: Gruppen von Verhaltenselementen

A) Verhalten der sozialen Annäherung


B) Imponierverhalten
C) Passive Submission
1) Drohverhalten

• 2) Gehemmtes offensives
Verhalten

Agonistisches
D) • 3) Ungehemmtes offensives
Verhalten
Verhalten

4) Flucht und Verhalten zur



Deeskalation
E) Verhaltensweisen bei Stress und Erregung
F) Spielverhalten
Aufmerksamkeit
Nicht einer bestimmten Gruppe Unsicherheit
G) zuzuordnende Kontaktaufnahme zum Besitzer
Verhaltenselemente

Soziale Annäherung
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Abstandsverringernde Verhaltensweisen (sozio-positive Verhaltensweisen) in entspannter und
freundlicher Stimmung

• Der Abstand zwischen den beteiligten Individuen wird verringert

• Motiviert durch das Bedürfnis nach Informationsgewinnung / -austausch bzw. um


soziale Bindungen aufzubauen oder zu festigen

• Die Begegnungen können kurz sein oder intensivere Kontakte einleiten

Beispiele für abstandsverringernde Verhaltensweisen / soziopositives Verhalten:

• Schnauzenkontakt, Beschnuppern

• Anogenital Schnuppern

• Fellschnuppern

• Umeinander herum laufen

• Kontaktliegen

• Kopfauflegen

• Körperkontakt

• Fellstoßen, Fellwittern

• Fellpflege, Knabbern, Lecken

• Über den Fang des anderen greifen

Soziale Annäherung - Begrüßung


Um sozialen Kontakt herstellen
Besonders junge Hunde gegenüber älteren Maulwinkellecken, Maulstoßen
Begriff aus dem Ethogramm 2. Ordnung: Aktive Demut
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Imponieren

• Stärke demonstrieren /
Gegenüber beeindrucken

• Wird gegenüber dem eigenen Geschlecht oder gegenüber einem vermeintlichen


Fortpflanzungspartner gezeigt

• soll den Konflikt mit direktem Körperkontakt und Verletzungsrisiko vermeiden:


ein imponierender Hund stellt Kraft und Größe zur Schau, um sein Gegenüber so zu
beeindrucken, dass dieses von einer körperlichen Auseinandersetzung absieht.

• kann ggf in Drohverhalten übergehen

• In einer etablierten sozialen Gruppe:


es imponieren überwiegend Hunde mit geringen Statusunterschieden gegeneinander – bei
Tieren mit großem Statusunterschied sind die Positionen und die Kräfteverhältnisse geklärt und
Konflikte treten mit geringerer Häufigkeit und Intensität auf

• Verhaltensweisen sind relativ fixiert / ritualisiert

• Konfrontationen mit intensiviertem oder verlängertem Körperkontakt werden eher


vermieden

Verhaltenselemente Imponieren

• Kopf erhoben

• Kopf zu gewandt oder abgewandt

• Partner Angucken (ohne Drohsignale): Blick wechselt zwischen abgewandt und hingewandt

• Ohren aufgestellt, nach vorne, „Dach“

• Erhobener Schwanz

• Körper aufgerichtet, angespannt

• T-Stellung

• Imponierpinkeln, Imponierscharren
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• Imponiertragen

Imponieren – verschiedene Postulate, die wissenschaftlich nicht bestätigt sind

• Imponieren ist „ungerichtetes Drohen“

• Imponieren mit ungerichtetem Drohen


gleichzusetzen, widerspricht den Ergebnissen
von Schöning (2006):

• bei ihren Untersuchungen war die Gruppe „Imponierverhalten“ deutlich gegen die
Gruppe „Drohverhalten“ abgegrenzt
„Imponieren zählt grundsätzlich zum agonistischem Verhalten“

Imponierverhalten grundsätzlich dem agonistischen Verhalten zuzuordnen, erscheint unter dem Aspekt,
dass Imponierverhalten nicht nur gegenüber Gleichgeschlechtlichen, sondern auch gegenüber einem
Fortpflanzungspartner gezeigt wird, nicht sinnvoll.
„Vor allem das von selbstsicheren Rüden gezeigte Imponierverhalten kann leicht in Droh- und
Angriffsverhalten übergehen“

• Widerspricht der Annahme, dass aggressive Verhaltensweisen eher von unsicheren Hunden als
von sicheren Hunden gezeigt werden.

• Besonders sichere Hunde zeichnen sich durch eine relativ hohe soziale Kompetenz aus
(und umgekehrt: soziale Kompetenz gibt Sicherheit), und aggressives Verhalten wird eher
selten gezeigt.

„Demutsverhalten“ - social glue

• nach Schenkel:
das „Streben des Unterlegenen nach freundlicher, harmonischer sozialer Reintegration“

• Schenkel unterschied als erster zwischen Aktiver Demut und Passiver Demut

• muss heute differenzierter betrachtet und neu eingeordnet werden


Neue Erkenntnisse „Aktive Demut“

• Bezeichnung „Aktive Demut“ und Einordnung in den Kontext „Verhalten bei


Bedrohung“ ist historischen Ursprungs
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• wichtigster „soziale Klebstoff“ für den Gruppenzusammenhalt

• zumindest bei Wölfen seltener als direkte Reaktion auf Bedrohung

• häufiger spontan bei der Kontaktaufnahme zwischen einzelnen Individuen.

Übertriebene o. lästige Demut

• Aktive Demut kann auch aufdringlich sein und in Belästigung übergehen!

• Achtung individuelle und Rasseunterschiede, was als Belästigung empfunden wird!

• Kann zu Drohverhalten/ aggressivem Verhalten des Begrüßten führen!

• Besonders durch junge oder aufgeregte Hunde gezeigt

• Sehr aufgeregtes, aufdringliches Zeigen von Aktiver Demut

• Wirkt belästigend

• Gegenüber reagiert mit Drohverhalten


(Knurren, Abwehrschnappen)

• Dadurch wird das Verhalten noch aufgeregter und intensiver gezeigt und der
Adressat wird immer genervter.

Passive Demut

• Wird als Reaktion auf eine empfundene Bedrohung, Gefahr oder aus starkem Stress heraus
gezeigt

• Ziel: Abstand zu vergrößern oder Abbruch des bedrohlichen Verhaltens!

• Soll eine subjektiv empfundene Bedrohung deeskalieren

• Intensität von den bedrohlichen Signalen des Senders abhängig

• wenn vom Gegner nicht anerkannt => Abwehrdrohen / offensives Verhalten möglich

• Hinlegen, auf die Seite oder Rücken


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• Urinieren, Fiepen, Winseln

• Bein seitlich ausdrehen

• Hinlegen, auf die Seite oder Rücken => Achtung: Mythos „Alpharolle“

Passive Demut
- Missverständnis Rückenlage

• Sich im Rahmen von Demutsverhalten auf die Seite oder den Rücken legen => geschieht
„freiwillig“ ohne direkte körperliche Einwirkung des Gegenübers

• „Alpha-Rolle“ Mensch zwingt einen Hund in die Seiten- oder Rückenposition, um ihn „zu
unterwerfen“, ist – neben anderen Gründen – nicht sinnvoll
Im Gegenteil: belastet das Mensch-Hund-Miteinander!

Aktive Demut

• Begrüßung“ eines freundlich gesinnten und/oder vertrauten Sozialpartners

• In festen sozialen Gruppen oft spontan gezeigt,

• aber auch als Reaktion auf Droh- oder Imponierverhalten

• typisch: Maulwinkellecken, aus dem Maulwinkelstoßen der Welpen beim Futterbetteln


entwickelt.

• Hund bewegt sich aktiv auf den Gegenüber zu - Abstand soll verringert werden, oft aufdringlich

• „affiliative Behaviour“ – Zugehörigkeitsgeste

• Schnauzenkontakt, Lefzenlecken oder Stoßen

• Ohren: Ohrwurzeln tief, Ohren angelegt – oder in Bewegung

• Mundwinkel: nach hinten gezogen

• Rute: tief, wedelt – schnell

• Pfote: angehoben
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• Körperhaltung: „sich klein machen“, aber in Bewegung

Haben Hunde ein schlechtes Gewissen


A. Horowitz ( 2009 ) untersucht den „Guilty look“
Besitzer glauben: guckt der Hund „schuldig“, hat er tatsächlich etwas angestellt

• Versuchsaufbau:
o Hund wird in einem Raum mit einem Leckerli alleine gelassen, darf es nicht
nehmen,
o Tester entfernt Leckerli oder ersetzt ein gefressenes
o Besitzer kommt wieder und begrüßt den Hund bzw. schimpft ihn aus o gezeigtes submissives
Verhalten wird untersucht

• Ergebnisse

• Besitzer erkennen submissive Verhaltensweisen als „Schuldeingeständnis“

• Hunde, die von ihrem Besitzer ausgeschimpft werden, zeigen mehr submissives
Verhalten als Hunde, die normal begrüßt werden

• submissives Verhalten abhängig vom Verhalten des Besitzers, nicht davon, ob die
Hunde „schuldig“ waren oder nicht

Verhalten bei Bedrohung - Agonistisches Verhalten

• umfasst alle Verhaltensweisen, die gegen eine Bedrohung gerichtet sind, und / oder als
Reaktion auf Bedrohung, Angriff oder Störung gezeigt werden.

• enthält sowohl offensive als auch defensive Verhaltenselemente


• wird genutzt, um räumliche und/oder zeitliche Distanz zum jeweiligen Gegenüber herzustellen
oder zu halten

Agonistisches Verhalten – Unterteilung (Übergänge sind fließend)

• Drohverhalten

• gehemmtes (Angriffs-)Verhalten

• ungehemmtes (Angriffs-)Verhalten
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• Flucht bzw. Meideverhalten

Konfliktbewältigung /-strategien
Es gibt 2 Ebenen:

• die äußere Ebene: Kommunikation zu


einem Konfliktpartner

• die innere Ebene: den eigenen Stresszustand vermindern

• Meistens laufen diese Ebenen parallel: ein Beschwichtigungsverhalten nach außen


(aktiv gegen den Konfliktpartner) gerichtet sorgt gleichzeitig für „Beruhigung im Inneren“.
Einseitigkeit / Beidseitigkeit

• Beidseitigkeit:
beiden Konfliktpartnern ist bewusst, dass ein Konflikt vorliegt und beide befinden
sich in einem mentalen Konfliktzustand

• Einseitigkeit: nur ein Partner befindet sich in einem mentalen Konfliktzustand (z.B.
Frustration) und ein Unbeteiligter kann „Opfer“ dieses Konfliktzustandes werden
Wenn sich ein Lebewesen bedroht fühlt, hat es grundsätzlich 4 Möglichkeiten zu reagieren Ziel
ist die Vergrößerung der räumlich-zeitlichen Distanz - bei Konflikten innerhalb der eigenen
sozialen Gruppe soll die räumlich-zeitliche Distanz nicht unendlich werden, die soziale Gruppe
soll erhalten bleiben.
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Drohverhalten

• Aggressive Kommunikation

• kann sich z.B. aus Imponierverhalten in kaum sichtbaren Übergangsformen


entwickeln.

• Drohverhalten beinhaltet keine direkte (absichtsvolle) körperliche Verletzung des


Gegenübers; es kann aber zum Körperkontakt und zu kleineren Verletzungen, z.B. Kratzern
oder Hautrissen kommen.
Die Korrekte Einschätzung von Drohverhalten ist wichtig im Sinne der Gefahrenvermeidung in
der Hund-Mensch-Kommunikation

• Drohsignale wie kurze Anspannung, leichtes Anheben der Lefzen oder kurzfristiges Blickfixieren
werden von Menschen übersehen

• Drohverhalten wird als „Auflehnung gegen den Besitzer“ verstanden - und der Mensch treibt mit
seiner Reaktion darauf (Annäherung, Schimpfen) die Eskalation voran
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• Es ist sinnvoller, Drohverhalten als eine
„Bitte um Abstand“ anzuerkennen

Verhaltenselemente Drohverhalten

• Blickfixieren

• Kurze Anspannung

• Anheben der Lefzen

• Nasenrückenrunzeln

• Zähne zeigen

• Knurren

• Bellen

• Vorspringen ︎ Schnappen!

Sicheres Drohverhalten / unsicheres Drohverhalten


Vorsicht auch ein unsicher drohender Hund kann leicht in den Angriff übergehen, wenn die Distanz
weiter unterschritten wird. Oft werden unsichere und sichere Elemente gemischt! = Ambivalentes
Verhalten!

Drohverhalten/ Drohgestik
Wichtig: Komponente Lernverhalten!

Ein Hund kann gelernt haben


• in Situationen, in denen er sich unsicher fühlt, auf die vermeidliche Bedrohung mit
sicherem/ offensiven Ausdruck zu reagieren.

• kein Drohverhalten zu zeigen, sondern gleich zum Angriff/ z.B. schnappen, beißen
überzugehen
Rassespezifische Dispositionen / Rassen mit wenig/ keiner Drohgestik oder Drohmimik!

Drohen und Angreifen

• Drohen kann in Angreifen übergehen


Muss es aber nicht, wenn z.B. der Gegenüber den Abstand nicht weiter unterschreitet! Und/
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oder mit deeskalierendem Verhalten auf das Drohverhalten reagiert.

Angriffsverhalten - offensiv aggressives Verhalten

• Umfasst alle Verhaltensweisen, die gehemmt oder ungehemmt auf die Beschädigung des
Gegners abzielen – unabhängig von der Stärke der Beschädigung
Übergänge zwischen reinem Drohverhalten und der offensivem Attacke sind fließend: wann ist
ein Abwehrverhalten (z.B. Abwehrschnappen) kein Drohverhalten mehr, sondern schon
offensives Aggressionsverhalten (z.B. gehemmter Angriff) ?

Verhaltenselemente Angriff

• Gehemmter Angriff:
o Sich aneinander hochstellen
o Rempeln und den anderen dabei runterdrücken
o Fechten, zustoßen mit offener Schnauze ohne Zubeißen („Prügeln“)

• Ungehemmter Angriff: o Beißen


o Beißen mit Festhalten o Beißschütteln

Flucht / Deeskalationsverhalten
Konfliktlösung durch nicht-aggressives
Verhalten

• ︎Eigene Ethogrammgruppe

• Umfasst Verhaltensweisen die sich in der statistischen Auswertung sehr deutlich als
Gruppe zusammenfassen ließen

• Trotzdem: schwammigere Grenzen zu Spielverhalten / Stressverhalten / passive


Demut

Deeskalation & Beschwichtigung

Konfliktbewältigung bedeutet einen möglichen Konfliktpartner zu beschwichtigen (und damit den


Stressor zu beseitigen). Eine „Distanz zum Problem“ hilft, den eigenen Stress- und Erregungszustand
herunterzufahren.
Hunde können zur Deeskalation bzw. Beschwichtigung fast ihr gesamtes Verhaltensrepertoire
einsetzen.
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Begriff „Deeskalation“ findet häufig dann Verwendung, wenn der Hund aus der direkten Kommunikation
mit dem Konfliktpartner ausbricht bzw. sich passiv verhält

Begriff „Beschwichtigung“
in der englischsprachigen Literatur: Appeasement Behaviour (to appease = beschwichtigen), beschreibt
ein Verhalten, das gezeigt wird, um kritische Situationen zu deeskalieren bzw. aggressives Verhalten im
Vorfeld zu verhindern

Flucht
Durch Flucht kann eine große Distanz zu einem bedrohlichen Gegenüber hergestellt werden. Die
jeweilige Situation entscheidet darüber, wie schnell und wie weit ein Hund sich zurückziehen will (oder
kann).
Der Rückzug kann sehr schnell ablaufen oder sehr langsam.

Verhaltenselemente Flucht
• Verlassen (ganzen Körper abwenden)

• Rückwärtsgehen

• Flüchten (zügiges Weglaufen)

• Ruhiges Weggehen

Deeskalationsverhalten
Umfasst Meideverhalten und Übersprungsverhalten

Meideverhalten
Beendigung eines Konflikts durch Abwenden aus der Interaktion

• Kopf oder ganzen Vorderkörper „demonstrativ“ zur Seite wenden, restlicher Körper bleibt
stationär

• Hund bleibt in seinem Stresszustand gefangen, da er nach wie vor eng beim Kontrahenten
verbleibt

• Menschen sollten dezentes Meideverhalten in Konfliktsituationen zu erkennen und


entsprechend reagieren: Hund nicht weiter bedrängen / bedrohen

Übersprungsverhalten
Verhaltensweisen, die “eigentlich” in der momentanen Situation keine adäquate Reaktion sind
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• In der Regel wird die aktive Kommunikation mit dem Gegenüber unterbrochen

• Wird unbewusst gezeigt, hohe Lernkomponente

• Beim Zeigen von Übersprungsverhalten kann der Hund sich aktiv verhalten und darüber Stress
abbauen – anders als dies beim Zeigen von Meideverhalten der Fall ist

Beispiele für Übersprungsverhalten

• Schnuppern am Boden

• Sich kratzen oder lecken

• Sich strecken (“Verbeugen”)

• Beschäftigung (Buddeln etc.)

• Stressverhalten beim Abwenden vom Gegner (Gähnen, Spielverhalten)

Deeskalationsverhalten – eine breite Palette

• Kopf abwenden!

• Langsame Bewegungen

• Erstarren/ Einfrieren

• Über die eigene Nase lecken („Züngeln“)

• Lefzen des anderen lecken

• Blinzeln

• Pfote heben („Pföteln)

• Sich klein machen/ eingeknickte Gliedmaßen

• Hinsetzen/ Hinlegen/ auf den Rücken legen

• Gähnen
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• Im Bogen gehen

• Am Boden schnüffeln (Übersprungverhalten)

• Vorderkörpertiefstellung

Verhaltensweisen bei Stress und Erregung

• Sich abwenden (Meideverhalten)

• Unsteter Blick

• Fiepen, Winseln, Bellen

• Hecheln

• Vermehrter Speichelfluss

• Wedeln

• Peniserektion

• Züngeln (eigene Schnauze lecken)

• Einfrieren

• Langsame Bewegungen oder hektische Bewegungen

• Schreckhaftigkeit

• Übersprungverhalten!

• Spielverhalten

• Keine Reaktion auf „eigentlich“ gut gelernte Signale

Spielverhalten

• Bewegungsabläufe und Kommunikation werden geübt (Junge Hunde!)


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• Überschüssige Energie abgebaut

• Testen eines möglichen Sexualpartners

• Alle Ausdrücke/ Elemente werden übertrieben

• z.B. Augen aufgerissen, Maul auf, Ohrenstellung wechselt häufig

• Kann auch zur Beschwichtigung eingesetzt werden

• Stressabbau

Verhaltenselemente Spielverhalten

• Vorderkörpertiefstellung

• Umeinander hopsen

• Plötzliches Losrennen

• Bellen

• „irrer Blick“ - aufgerissene Augen


Im Spiel vermischen sich verschiedene Funktionskreise: Beutefang, Pflege, Sexualverhalten
Achtung bei Mobbing!

Spielverhalten >> Aggressionsverhalten


Spielverhalten kann leicht kippen und in Aggressionsverhalten umschlagen - Gründe

• Unterschiedliche Rassen/ Probleme Kommunikation

• Unterschiedliche Spielweisen

• Vermischung der Verhaltenskreise beim Hund

Literaturhinweise für „Ethologie“


• Luigi Boitani u. David Mech, Hrsg:
„Wolves - Behav.Ecol. and Conservation“, University of Chicago Press
• Adam Miklosi:
Hunde – Evolution, Kognition und Verhalten, Kosmos Verlag
• John Bradshaw: Hundeverstand, Kynos Verlag
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• B. Schöning, K. Röhrs: Hundesprache, Kosmos Verlag
• B. Schöning:
Hundeverhalten, , Kosmos Verlag
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Kommunikation Mensch-Hund

1. Die Mensch-Tier-Beziehung und die unterschiedlichen Theorien

„ Der Wunsch, ein Tier zu halten, entspringt einem uralten Grundmotiv- nämlich der Sehnsucht
des Kulturmenschen nach dem verlorenen Paradies“
(Konrad Lorenz)

- Die Mensch-Tier-Beziehung wurde bereits seit den Anfängen der Menschheit dokumentiert
- Mensch- Tier- Beziehung für Menschen von großem Wert, da der Mensch durch das Tier positiv
beeinflusst wird

=>Mensch- Tier- Beziehung beruht also nicht nur auf pragmatisch – technischer
Natur, sondern dient vielmehr einem emotionalen Selbstzweck

2. Einschlägige Erklärungsansätze der Mensch-Tier-Beziehung

a) Biophilie Hypothese
b) DU Evidenz
c) Bindungstheorie
d) Spiegelneurone

a) Biophilie-Hypothese
„Der Mensch fühlt sich aufgrund der ihm angeborenen Biophilie zu anderen Lebewesen
hingezogen.“ (Soziobiologe Edward O. Wilson in seiner Biophilie-Hypothese von 1984)

b) Du-Evidenz
„Mit Du – Evidenz bezeichnet man die Tatsache, dass zwischen Menschen und höheren Tieren
Beziehungen möglich sind, die denen entsprechen, die Menschen unter sich, bzw. die Tiere unter sich
kennen.“ (Greiffenhagen)

c) Die Bindungsthoerie
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Die Bindungstheorie ist eine psychologische Theorie, die auf der Annahme beruht, dass Menschen ein
angeborenes Bedürfnis haben, enge und von intensiven Gefühlen geprägte Beziehungen zu
Mitmenschen aufzubauen. (nach Bowlby)

d) Spiegelneurone
Nervenzelle, die im Gehirn beim Betrachten eines Vorgangs das gleiche Aktivitätsmuster zeigt wie bei
dessen eigener Ausführung. Es wird diskutiert, ob Spiegelneuronen an Mitgefühl (Empathie) beteiligt
sind.

3. Mensch - Hund - Beziehung

„Gegenseitiges Vertrauen ist der Grundstein jeder glücklichen Mensch-Hund-Beziehung“


(Zvolsky)

- Hund ältestes Haustier des Menschen


- Optimale Anpassung an unsere Lebensumstände wie kein anderes Tier
- In einer Mensch-Hund-Beziehung fließen von beiden Seiten die unterschiedlichsten Anlagen
und Begabungen ein, die es vom Menschen zu lenken und umzusetzen gilt

4. Allgemeine nachgewiesene Wirkungen von Hunden

a) Physische/ physiologische Wirkungen:

- Die alleinige Anwesenheit eines Hundes in einem Raum wirkt entspannend


- Stress und Ängste werden reduziert
- Herzfrequenz und Blutdruck werden gesenkt
- Stabilisierung des Kreislaufs

b) Stattfinden von biochemischen Veränderungen:

- Ausschüttung des Hormones Oxytocin:


=> erzeugt Handlungsbereitschaft und Wohlgefühl

c) Psychische/ psychologische Wirkungen:

- Steigerung des Selbstwertgefühls


- Motivieren durch ihre Anwesenheit
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- Stabilisierung der Befindlichkeit
- Abbau von Ängsten

d) Soziale Wirkung:

- Aufhebung von Einsamkeit und Isolation


- Nähe, Intimität und Körperkontakt können
- Beziehungen und Verbundenheit können erlebt werden
- Zusammengehörigkeitsgefühl (z.B. in der Familie)

5. Mögliche Probleme in der Mensch-Hund-Kommunikation

Ausdrucksverhalten Hund︎-Mensch
• Hunde können auf bestimmte Elemente aus dem „Ausdrucksverhalten des Menschen“
reagieren, als wäre es „Hundeverhalten“, z.B.:

• Blick-, Kopfabwenden => Deeskalationsverhalten


• von vorne über den Hund beugen => Drohverhalten

• dem Hund direkt in die Augen sehen => Drohverhalten

• dem Hund auf den Oberkopf => Drohverhalten

• in Rücken oder in den Flankenbereich fassen => Drohverhalten

Dabei gibt es große individuelle Unterschiede durch genet. Disposition und individuelle (Lern-)
erfahrungen (Sozialisation, Schmerz)

a) Menschen kommunizieren oft bewußt mit akustischen Signalen (Stimme) und


unbewußt mit optischen Signalen (Körpersprache)

ABER

b) Hunde kommunizieren überwiegend mit optischen Signalen (Körpersprache) und


reagieren dementsprechend in der Interaktion mit Menschen auf die Körpersprache

=> dadurch „Missverständnisse“ in der Kommunikation möglich

c) Imitieren menschlichen Verhaltens kann zu Missverständnissen führen

=> Nachahmendes „Grinsen“ des Hundes wird oft als Drohung interpretiert
!
KompetenzCentrum Wirtschaft Mensch & Tier

d) ungeeignete Hilfsmittel in der Kommunikation

- Würger ohne Stopp


- Stachelhalsband
- Stromreizgerät
- Geschirr mit Zugwirkung unter den Achseln
- Leinenruck
- sonstige Aversivmaßnahmen

=> alle Maßnahmen/Hilfmittel, die einen negativen (insbesondere Schmerz- oder


schreckhaften) Verstärker darstellen, können unter bestimmten
Vorraussetzungen die Kommunikation und damit auch die Bindung
verschlechtern

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