Sie sind auf Seite 1von 1

Ist die Anbetung des dreieinigen Gottes Götzendienst?

Manche Christen betrachten die Lehre vom dreieinigen Gott als Irrlehre. Nur Gott-Vater sei der
„allein wahre Gott“ (Joh 17,3). Jesus sei von Gott geschaffen oder geboren worden und der heilige
Geist eine Kraft oder der „Geist“ Gottes. Die Trinitätslehre sei eine heidnische Vorstellung, die durch
den Einfluss Kaiser Konstantins auf den Konzilien von Nicäa 325 und Konstantinopel 381
durchgesetzt wurde.

Tatsächlich finden wir in der Bibel weder das Wort „Trinität“, noch eine umfassende Darstellung
Gottes. Erst als das griechisch-analytische Denken in das Christentum eindrang, versuchte man Gott
zu definieren. So entstanden verschiedene Irrlehren, die von der jungen Kirche bekämpft wurden.
Schließlich sah man sich gezwungen, eindeutigere Aussagen über Gott zu machen. Jede menschliche
Festlegung Gottes bleibt jedoch fehlerhaft und unwahr, egal ob man die Dreieinigkeit Gottes vertritt
oder bekämpft (vgl. 1 Kor 13,12).

Parallelen zu heidnischen Gottesvorstellungen bedeuten nicht unbedingt, dass die Christen diese
übernommen haben, sondern dass auch die Heiden etwas von Gott erkennen konnten (Röm
1,20.21) oder echte Gotteserkenntnisse ihrer Vorfahren nicht ganz vergessen hatten. Auch wurde
die Lehre von der Dreieinigkeit nicht einfach aus der Luft gegriffen. Schließlich finden wir in der Bibel
Texte, die diese unterstützen. Dazu gehört der Taufbefehl Jesu (Mt 28,19), nach dem wir im Auftrag
(Namen) des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft werden, oder der Segensgruß des
Paulus (2 Kor 13,13), gemäß dem wir mit dem heiligen Geist Gemeinschaft haben.

In Jesus ist außerdem „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (Kol 2,4). Bei einer Gottheit handelt es
sich in der griechischen und deutschen Sprache um mindestens zwei Personen. Diese
Schlussfolgerung wird vom hebräischen Wort Elohim unterstützt (Plural von El: Gott). Deshalb ist die
Übersetzung gerechtfertigt: „Und die Gottheit sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das
uns gleich sei ...“ (1 Mo 1,26).

Im NT werden Bibeltexte aus dem AT auf Jesus bezogen, in denen von Jahwe die Rede ist. So sah
Jesaja Jahwe auf seinem Thron (Jes 6,1–3). Johannes schreibt, dass dies Jesus war (Joh 12,37–41).
Gemäß Jesaja ist Jahwe allein Gott und sonst keiner (Jes 46,9; 45,21; 43,10.11). Außerdem nennt er
den Messias „Ewig Vater“ (Jes 9,5). Zusammen mit vielen Texten, in denen Jesus „Gott“ genannt und
angebetet wird (z. B. Joh 1,1.14; Hbr 1,6.8.9) zeigt dies, dass Jesus kein Geschöpf ist, sondern der
„einzigartige Gott, der Seiende im Schoß des Vaters“ (Joh 1,18 nach dem griech. Grundtext).

Auch wenn die Bibel den heiligen Geist nicht definiert, unterscheidet sie ihn doch von Jesus und
Gott-Vater. So redet der Heilige Geist nicht aus sich selber, sondern verkündigt, was er hört (Joh
16,13). Außerdem erscheint er in körperlicher Gestalt (Lk 3,22). Auch hier finden wir eine Dreiteilung:
Gott-Vater spricht vom Himmel, der Heilige Geist kommt in körperlicher Gestalt herab, und Jesus
befindet sich auf der Erde. Der Heilige Geist kann also nicht mit dem Vater oder Christus identisch
sein. Trotzdem ist er Teil der Gottheit, denn er geht von Gott-Vater aus (Joh 15,26).

Anhand dieser und weiterer Bibeltexte haben die frühen Christen versucht, Gott-Vater, Sohn und
heiligen Geist näher zu erklären, um Irrlehren abzuwehren. Dreieinigkeit bedeutete schon damals,
dass Vater, Sohn und Heiliger Geist sich im Denken, Wollen und Handeln einig sind. Letztlich bleibt
die Natur Gottes für uns aber ein Geheimnis, dass wir nicht befriedigend erklären können.

Das könnte Ihnen auch gefallen