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Musik

Wie geht das?


Kapitel 2 : Intervalle Musik besteht aus Tönen… oder aus Intervallen?
Eine Melodie besteht aus Tönen, die aufeinander
folgen. Also ist eine Melodie eine Tonfolge. Die Töne
haben aber an sich keine Ausdruckskraft. Dies kannst
du feststellen, in dem du die Töne einer Melodie
einzeln spielst oder singst. Die von der Melodie
losgelösten Töne sind in der Tat nicht vielsagend…
Wie kommt es denn, dass uns
verschiedene Melodien
aufmuntern, zum Weinen bringen
oder terrorisieren können???
Möglicherweise hast du an Rhythmus gedacht! Und das ist kein bisschen verkehrt,
denn eine Melodie kann sehr unterschiedliche Stimmungen erzeugen, wenn ihr
Rhythmus verändert wird. Aus derselben Melodie kann ein Tango, ein Funk-Lied
oder klassisches Ballett werden. Aber bleiben wir bei der Tonfolge…
Vielmehr als die Töne sind es die Abstände, die zwischen den Tönen liegen, die einer Melodie ihre Ausdruckskraft
verleihen. Und zwar sind hier nicht die zeitlichen, sondern die Tonhöhenabstände gemeint, also wie viel höher oder
tiefer ein Ton im Bezug auf den vorherigen Ton liegt. Diesen Tonhöhenunterschied nennen wir Intervall, was nichts
anderes bedeutet als Abstand.
Der Abstand, der zwei Töne verbindet, erzeugt eine gewisse Spannung. Diese Spannung ist je nach Abstand
unterschiedlich. Es gibt Intervalle, die ehr lieblich klingen, andere klingen hell und andere düster oder sogar
teuflisch! Probiere mit einem (online-)Instrument herum!
Wie mehrere Intervalle hintereinander kombiniert werden ist ebenso entscheidend. Ein bestimmtes Intervall kann in
verschiedenen Zusammenhängen unterschiedliche Wirkungen haben.
Das, was dazwischen liegt, ist also wichtiger in
der Musik, als der Klang an sich!
Wir könnten sagen, dass Intervalle die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten der Musik sind.
Schon haben wir ein wichtiges Geheimnis gelüftet: Intervalle sind die
Grundzutaten der Musik - zumindest der westlichen Musik.

Um zu erfahren, wie diese Grundzutaten vermischt werden, musst du erstmal


ihre Eigenschaften und ihre unterschiedliche Erscheinungsformen kennen.
Deshalb werden wir uns im Folgenden ziemlich intensiv mit Intervallen
beschäftigen…

Luft holen!!!
Diese Grundlagen
kennst du schon:

Die westliche Musik baut auf steigenden und absteigenden


Intervallen. Diese bestehen aus Ganz- und/oder Halbtönen…
… und wie du bereits im Kapitel 1 gelernt hast, sind am Klavier die Ganz- und Halbtöne leicht zu erkennen:

Ganzton

Halbton

➢ Zwischen jeder weißen Taste und den daneben liegenden schwarzen Tasten besteht immer ein Halbton.
➢ Zwischen zwei nebeneinander liegenden weißen Tasten besteht ein Ganzton, es sei denn, dazwischen liegt keine
schwarze Taste. Also bestehen zwischen E und F sowie zwischen H und C Halbtonschritte.
Halbtöne zählen: Schnell getan!
Die Größe eines Intervalls kannst du in Halbtönen
ausrechnen. Dies ist ganz easy. Du zählst einfach
ab dem Moment, da du vom unteren Ton des
Intervalls ausgehend den ersten Halbtonschritt
gehst, bis du beim oberen Ton des Intervalls
angekommen bist. Den oberen Ton zählst du also
mit, nicht so den unteren.
So gibt es zum Beispiel von C bis F …
5 Halbtöne!
Intervalle haben Namen. Sie werden mit lateinischen Ordinalzahlen

Die bezeichnet. Wie du im Kapitel 3 erfahren wirst, ist es seeehr hilfreich,


diese Bezeichnungen zu kennen. Sicher schaffst du es mit etwas
Namen Sprachgefühl, diese durcheinandergeratenen Intervallnamen in die

der
richtige Reihenfolge zu verbinden!
Prime

Intervalle
Quinte

Sexte

1. 2.. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Intervalle grob
bestimmen
Um herauszufinden, wie ein Intervall heißt, musst du
anders vorgehen, als beim Halbtöne Zählen. Nun
musst du alle Notennamen (C, D, E, F…) vom ersten
Ton des Intervalls bis zum letzten inklusiver dieser
beiden zählen.
Einfachheitshalber nehmen wir wie gehabt die C-
Dur-Tonleiter als Modell:
Schön! Und was ist mit den schwarzen Tasten???

Tja, ganz so einfach ist das nicht… denn die


schwarzen Tasten haben wir in der vorherigen Folie
tatsächlich ignoriert! Und selbst wenn wir in C-Dur
musizieren, kann es sein, dass ab und zu schwarze
Tasten gespielt werden.
Wie heißt denn z. B. das Intervall zwischen C und Es?
Oder das Intervall zwischen C und Fis? Dies ist ein
Tick komplizierter, also gehen wir Schritt für Schritt!
Rein & groß
Dir ist vielleicht aufgefallen, dass die Intervallnamen zum Teil in Rot, zum Teil in Blau
stehen. Der Grund hierfür ist, dass Intervalle in zwei Kategorien unterteilt werden: die
„reinen“ und die „großen“.
Die Prime, die Quarte, die Quinte und die Oktave heißen „rein“.
Die Sekunde, die Terz, die Sexte und die Septime tragen das Beiwort „groß“.
Ist der untere Ton eines Intervalls ein C und wird der obere Ton auch auf einer weißen
Taste gespielt, kann das nur entweder ein reines oder ein großes Intervall sein.
Aber ja, wenn wir in C-Dur die schwarzen Tasten gelegentlich einbeziehen, haben wir
mit kleineren und größeren Intervallen zu tun, als die reinen und großen Intervalle, wie
du sie bisher kennst…
Rein, groß & Co: Intervalle feinbestimmen

Wir brauchen also weitere Bezeichnungen, um solche Intervalle wie C-Es oder C-Fis bestimmen zu können.
Diese Bezeichnungen lauten…

im Fall der reinen Intervalle: übermäßig / vermindert

und im Fall der großen Intervalle: übermäßig / klein


Zurück zu den Intervallen C-Es und C-Fis…

C-E bildet eine große Terz, also wird das Intervall C - Es „kleine Terz“ heißen: C-F bildet eine reine Quarte. Also heißt das Intervall C - Fis „übermäßige Quarte“:

Bisher alles verstanden? Dann kann es weiter gehen!


Ähnlich… aber nicht identisch!
Es gibt auch zu bedenken, dass jede schwarze Taste zwei mögliche Namen hat, je nachdem, ob wir sie als Erhöhung der weißen Taste links von ihr
oder als Erniedrigung der weißen Taste rechts von ihr betrachten. Schauen wir uns z.B. die schwarze Taste Dis/Es an:

Zwischen C und Dis liegen gleich viele Halbtöne wie zwischen C und Es (und zwar
3), weil Dis und Es letztendlich nur verschiedene Namen für die gleiche Taste sind.
Also rein physikalisch gesehen handelt es sich um den gleichen Tonhöhenabstand.
Aber genauso, wie es zwei verschiedene Namen für die eine Taste gibt, gibt es
dementsprechend zwei verschiedene Namen für dieses Intervall…

Begreifen wir die Taste als Dis, lautet das Intervall C-Dis „übermäßige Sekunde“.
Begreifen wir die Taste als Es, nennen wir das Intervall C-Es „kleine Terz“.
Und noch ein Beispiel…

Fokussieren wir uns diesmal auf die Taste Fis/Ges.

Begreifen wir die Taste als Fis, lautet das Intervall C-Fis „übermäßige Quarte“.

Begreifen wir die Taste als Ges, lautet das Intervall C-Ges „verminderte Quinte“.

Merke dir, dass verkleinerte reine Intervalle, d.h. verkleinerte Primen, Quarten, Quinten und Oktaven, nicht klein heißen, sondern vermindert !
Moment!
Bisher haben wir uns nur Beispiele für Intervalle angeschaut, die C als untere Note haben!
Klar können Intervalle mit anderen Noten als C anfangen. Die Bestimmung dieser Intervalle ist
ein Tick komplizierter, denn in dem Fall spielen noch zwei Faktoren eine entscheidende Rolle:

➢ Natürlich muss berücksichtigt werden, ob der untere und/oder der obere Ton des
Intervalls ein Kreuz oder ein Be trägt.
➢ Auch darfst du nicht vergessen, dass es in den Dur- und Molltonleitern zwei
Halbtonschritte gibt. Ob zwischen dem unteren und dem oberen Ton des
Intervalls die Noten E-F und /oder die Noten H-C liegen, wird auch die
Größe des Intervalls mitbestimmen.
Hilfe!!!!!!!
Keine Sorge! Hat das Intervall nicht C als unteren Ton, dauert es mit der Ausrechnung des
Intervalls ein nur bisschen länger. So kannst du vorgehen:

1. Rechne aus, ob es sich um eine Sekunde, ein Terz, ein Quarte… handelt, indem du alle
Notennamen zählst. Dabei zählst du den unteren und den oberen Ton des Intervalls mit.
2. Um das Intervall fein zu bestimmen, musst du die Halbtöne, die das Intervall
ausmachen, zählen. Zähle nun erst ab dem Moment, wo du einen Halbtonschritt gehst!
3. Zuletzt vergleichst du die ausgerechnete Anzahl an Halbtönen mit der Anzahl an
Halbtönen des gleichnamigen Intervalls, der von C ausgeht und ausschließlich auf
weißen Tasten gespielt wird. Enthält dein Intervall mehr Halbtöne als das Modell-
Intervall, ist es übermäßig, enthält es weniger Halbtöne, ist es vermindert bzw. klein.
Eine gute Nachricht …

Schritt 3 der vorherigen Folie lässt sich


durch schönere und schnellere
Alternativen ersetzen!
Der Puzzle-Trick
Die Tastatur kann man mit einem Puzzle wie diesem vergleichen:

➢ Die 8 Puzzle-Teile stellen die weißen Tasten von c bis c1 dar, die Verbindungsstellen, die Schwarzen Tasten, die sowohl als Erhöhung
des linken Tons als auch als Erniedrigung des rechten Tons begriffen werden können.
➢ Die Zahlen über die Puzzleteile geben an, wie viele Halbtöne zwischen dem unteren C und dem jeweiligen Ton liegen. Achte auf die
Unterbrechung der Nummerierung an den Stellen, an denen zwischen zwei weißen Tasten keine schwarze liegt (E-F und H-C)!
Und die einfache Variante…
Wenn du einmal die Abbildung auf der vorherigen Folie verstanden hast, kannst du sie vereinfachen, indem
du die Nasen der Puzzleteile weglässt. Anstatt die Notennamen zu schreiben, trägst zu die Intervallnamen in
die Kästchen ein. Denke daran, zwischen dem dritten und dem vierten Kästchen sowie zwischen dem siebten
und dem achten keine Zahl zu notieren!
Und nun?
Nehmen wir z.B. das Intervall G-Es:

1. Du zählst alle Notennamen von G bis Es inklusive dieser beiden. Dann G-A-H-C-D-E 6 Sexte
stellst du fest, dass es sich um eine Sexte handelt.
2. Du zählst die Halbtonschritte, die zwischen G und Es liegen und zählst
dabei erst ab dem Moment, wo du einen Halbtonschritt gehst. Dann
stellt sich heraus, dass zwischen G und Es 8 Halbtonschritte liegen.
3. Schließlich kontrastierst du diese Informationen mit der vereinfachten
Puzzle-Abbildung. Die Zahl 8 liegt vor der Sexte, also ist das Intervall
G-Es eine kleine Sexte.
Hätte das Intervall G-E geheißt, dann hätten wir 9
Halbtonschritte gezählt, was laut der Abbildung einer großen
Sexte entspricht.
Alles verstanden?

Dann bist du jetzt dran!


Spiele die Intervalle auf der nächsten Folie und
bestimme ihre Größe. Achte dabei auf den
Notenschlüssel!
Kleiner Tipp: Um die absteigenden Intervalle zu bestimmen, drehe einfach in deinem Kopf die Reihenfolge der beiden Noten um. Der Abstand bleibt ja gleich,
egal ob es hoch oder runter geht!

Und jetzt im Bass-Schlüssel!


Und was
nutzt dir das
Geschafft!!!!! alles???
Jetzt kannst du transponieren!
Du hast im Kapitel 1 gelernt, dass eine Tonleiter transponiert werden kann,
d.h., dass sie in die Höhe oder in die Tiefe verschoben werden kann. Wenn
du dich mit Intervallen auskennst, kannst du auch ganze Lieder
transponieren! Dies kann sehr nützlich sein, wenn eine Melodie zu hoch
oder zu tief für deine Stimme ist. Ist dir eine Melodie zu hoch, kannst du
sie z.B. um eine kleine Terz nach unten transponieren. Wichtig ist, dass du
dann alle Töne um eine kleine Terz herabsetzt, sodass die melodischen
Intervallen und damit der melodische Umriss beibehalten werden. Die Töne
heißen dann anders, aber die Melodie ist trotzdem als diese oder jene
Melodie nach wie vor zu erkennen, solange die Verhältnisse zwischen den
Tönen stimmen. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass eine Melodie nicht
so sehr aus Tönen wie aus Intervallen besteht!
Ein einfaches Beispiel
Wir transponieren „Alle meine Entchen“ um eine kleine Terz nach oben:
Jetzt weißt du Bescheid: Es sind die Intervalle, und nicht die Töne, die eine Melodie ausmachen!
Du bist wieder dran!

Spiele und transponiere diese spanische Volksmelodie zweimal: Zum einen um eine reine Quinte nach oben und zum
anderen um eine kleine Terz nach unten. Überlege, an welche Stellen du Versetzungszeichen brauchst.
Kleiner Tipp: Du wirst für beide Transpositionen nur Kreuze brauchen, keine Bes!


Vorallem aber kannst du mit deinem breiten Wissen über Intervalle den
Pass beantragen, um deine Entdeckungsreise fortzusetzen. Bald wirst du zu
erfahren, wie Intervalle zu Ohrenschmaus vermischt werden…
Jetzt kannst du dich entspannen!

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