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Musik

Wie geht das?


© M. Pérez García 2020
Kapitel 2 :
Musik ausmalen…
Akkorde
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Im Kapitel 2 hast du erfahren, dass Melodien eher aus
Intervallfolgen als aus bloßen Tönen bestehen. Dies wird uns
dadurch bestätigt, dass sie in die Höhe oder in die Tiefe
verschoben oder „transponiert“ werden können, also kann
eine Melodie mit unterschiedlichen Tönen beginnen und
trotzdem erkennen wir sie als dieselbe Melodie.
Damit weißt du schon eine Menge über Melodien! Es gibt
aber mehr dazu…
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Meistens hörst du Melodien mit instrumentaler Begleitung. Und selbst wenn wir eine
Melodie ohne Begleitung vorsingen oder an einem Instrument einstimmig spielen, liegt
dieser Melodie eine potentielle Begleitung zugrunde!

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Sicher hast du die Erfahrung gemacht, dass es sich anders
anfühlt, wenn wir „Happy Birthday“ a cappella singen – d.h.
nur mit der Stimme - als wenn jemand das Singen am
Klavier oder an der Gitarre begleitet. Es hört sich auf Viel
einmal viel voller an. Das musikalische Erlebnis erlangt fast besser!

eine andere Dimension. Die Melodie lässt sich dann mit


dem Umriss einer Zeichnung, die Begleitung mit dem
Ausmalen vergleichen.

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Zeichnungen können mit Farbe
ausgemalt werden. Das kann
selbst ein kleines Kind. Nun,
wie wird eine musikalische
Begleitung gezaubert?

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Eine musikalische oder „harmonische“ Begleitung besteht aus Akkorden.

Aber was sind denn Akkorde???

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Ein Akkord ist der Zusammenklang
mehrerer Töne, die gut zusammenpassen.
Der Begriff Akkord entstammt dem
lateinischen Wort accordare, das so viel
bedeutet wie „in Übereinstimmung
bringen“ oder „harmonisieren“.

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Damit ein Akkord für unser verwöhntes westliches
Ohr nach etwas klingt, muss er nach den seit
hunderten Jahren immer noch geltenden Regeln
gebaut werden. So langweilig sind Menschen!

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Allerdings beruhen die Regeln, nach denen die Akkorde der westlichen Musik gebaut werden, auf einem natürlichen
physikalischen Phänomen. Möglicherweise ist dies der Grund, weshalb westliche Musik auch für andere Kulturen
leicht zugänglich ist. Was für ein physikalisches Phänomen das ist, lassen wir aber für ein anderes Mal. Denn dein
Wissen über Intervalle reicht schon, um zu begreifen, wie Akkorde gebildet werden!
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Die Töne einer Melodie erklingen sukzessiv, d.h. nacheinander und
werden graphisch – also als Noten – auch nacheinander dargestellt.
Deshalb sagen wir, dass die Intervalle, die zwischen den Tönen einer
Melodie bestehen, melodische oder horizontale Intervalle sind.

Tja, und wenn es den Begriff horizontales Intervall gibt,


wird es wohl auch vertikale Intervalle geben…

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Korrekt!!!
Während Melodien aus „melodischen“ oder horizontalen Intervallen bestehen, bestehen
Akkorde aus „harmonischen“ Intervallen, auch „vertikale Intervalle“ genannt, weil alles,
was sich in der Musik gleichzeitig abspielt, übereinander dargestellt wird.

Die gute Nachricht ist, dass harmonische Intervalle die gleichen Eigenschaften und
Bezeichnungen (große Terz, reine Quinte…) haben, wie die melodischen, nur werden die
einzelnen Töne übereinander anstatt nebeneinander notiert. Also weißt du schon alles, was
man über harmonische Intervalle wissen muss!
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Und was ist mit den Regeln, nach denen Akkorde gebildet werden?

Es gibt verschiedene Arten von Akkorden. Aber eins haben sie alle gemeinsam:

Sie bestehen im Grunde aus übereinanderliegenden Terzen.

Wie große und kleine Terzen in einem Akkord kombiniert werden, bestimmt die Art des Akkords.

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Fangen wir mit Dreiklängen, also mit Akkorden
aus drei Tönen, an.
Die wichtigsten Akkorde der westlichen Musik
bauen auf dem ersten Ton der Dur- und der
Molltonleiter. Ziemlich vorhersehbar…
Einfachheitshalber nehmen wir wieder C-Dur und
A-Moll als Modelltonleiter, dann haben wir nicht
mit Kreuzen oder Bes zu tun!
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Wir bauen als erstes einen Dreiklang über C und bedienen uns dabei nur der weißen Tasten des Klaviers.
C ist der untere Ton oder „Grundton“ unseres Akkords. Zusätzlich brauchen wir noch einen mittleren und einen oberen Ton, die jeweils in
Terzenabstand zu einander stehen:

1. Rechne eine steigende Terz von C aus. Zähle dafür drei Notennamen (vom ersten bis zum letzten Notenname inklusive dieser beiden!)
C-D-E. E ist der mittlere Ton des Dreiklangs..
2. Jetzt brauchst du noch eine Terz über dem E. Wiederhole also den gleichen Prozess vom E ausgehend…
E-F-G. G ist der obere Ton des Dreiklangs.

Schon hast du einen Akkord! Nun schauen wir uns die Eigenschaften dieses Akkords genau an. Du weißt, er besteht aus Terzen, aber was für Terzen?
Zeit zum Halbtöne zählen! Auch dies hast du bereits gelernt ☺
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Die goldene Regel

In der Musik wird immer von unten nach oben gerechnet. Merk dir dies!

Wir untersuchen also erstmal die untere Terz…

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C ist vier Halbtöne von E entfernt, also ist die untere Terz des Akkords groß.
Sowieso können Intervalle, die von C ausgehen und ausschließlich auf weißen
Tasten gespielt werden, nur groß bzw. rein sein. Also hätten wir uns diese
Rechnung sparen können…

Nun nehmen wir die obere Terz unter die Lupe: E ist nur drei Halbtöne von G
entfernt, also ist die obere Terz des Akkords klein.

Der Dreiklang, der auf C baut und keine kreuze oder Bes enthält, besteht also aus einer großen unteren Terz und einer kleinen
oberen Terz. Weil das der Akkord ist, der auf dem ersten Ton der Dur-Tonleiter baut, nennen wir so einen Dreiklang „Dur-Akkord“.

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Wie gesagt, besitzen vertikale Intervalle die gleichen Eigenschaften wie horizontale Intervalle. Dies bedeutet
unter anderem, dass auch vertikale Intervalle transponiert werden können. So kannst du einen Dur-Akkord
über jedem der 12 Töne der westlichen Musik bilden!
Was du dabei nicht vergessen darfst, ist, dass die untere Terz groß und die obere Terz klein sein muss.
Um dies zu gewährleisten, wirst du oft Kreuze oder Bes brauchen.
Fange IMMER mit der unteren Terz an! Das heißt, adjustiere falls nötig zunächst den Mittleren Ton mit
einem Kreuz oder einem Be und erst dann den oberen.

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Bisher alles klar?

Um sicherzustellen, dass du verstanden hast, wie ein Dur-Akkord aussieht, bilde Dur-Akkorde über folgende Töne
und notiere sie im Violinschlüssel:

1. G 3. Es 5. Fis

2. D 4. F 6. B

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Mal schauen, was passiert, wenn wir einen Dreiklang über A bauen (A Moll ist die Moll-Tonleiter, die keine Kreuze oder Bes
braucht und somit nur auf weißen Tasten gespielt wird).

1. Rechne eine steigende Terz von A aus. Zähle dafür drei Notennamen (vom ersten bis zum letzten Notenname inklusive dieser beiden!)
A-H-C. C ist der mittlere Ton des Dreiklangs.
2. Jetzt brauchst du noch eine Terz über dem C. Wiederhole also den gleichen Prozess vom C ausgehend…
C-D-E. E ist der obere Ton des Dreiklangs.

Und nun geht‘s weiter mit der Feinbestimmung der Terzen…


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Erstmal untersuchen wir die untere Terz: A ist 3 Halbtöne
von C entfernt, also ist die untere Terz des Akkords klein.
Und dann die obere Terz: C ist 4 Halbtöne von E entfernt,
also ist die obere Terz des Akkords groß.

Der Dreiklang, der auf A baut und keine kreuze oder Bes enthält, besteht also aus einer kleinen unteren Terz und
einer großen oberen Terz. Also anders herum als beim Dur-Akkord. Weil das der Akkord ist, der auf dem ersten Ton
der Moll-Tonleiter baut, nennen wir so einen Akkord „Moll-Akkord“.
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Moll-Akkorden auch klar?

Baue zur Befestigung Moll-Akkorde über folgende Töne:

1. C 3. E 5. D

2. G 4. Fis 6. H

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Jetzt weißt du, was ein Dur- und was ein Moll-Akkord ist. Das wichtigste hast du damit hinter dir!
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Nun, es gibt noch zwei weitere Akkorde, die auch eine entscheidende Rolle in der Musik spielen. Ohne sie
würde die Musik nicht so vorankommen. Sie bringen die Musik zum Laufen…
Den einen wirst du entdecken, wenn du die Akkorde untersuchst, die sich über die einzelnen Töne der C-
Dur-Tonleiter bauen lassen.
Bevor du in die nächste Folie schaust, baue also Akkorde über alle Töne der C-Dur-Tonleiter und
bediene dich dabei nur der weißen Tasten, verzichte also auf Kreuze und Bes. Dann, schaue welche
Akkorde Dur und welche Moll sind. Einer ist aber weder Dur noch Moll. Welcher denn?

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Falls du den Akkord über H weder als Dur- noch als Mollakkord identifizieren konntest, liegst du richtig!

Dieser Akkord besteht aus zwei kleinen Terzen, denn darin sind sowohl der Halbtonschritt e-f also auch der
Halbtonschritt h-c enthalten:

Wir nennen ihn „verminderter Akkord“, weil das Intervall, das zwischen dem untersten Ton (H) und dem
obersten Ton (F) besteht, eine verminderte Quinte ist. Sicher? Wir überprüfen es!
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Wir zählen die Halbtonschritte von H bis F…

h c d e f

Eine reine Quinte, also eine wie die, die C als unteren Ton hat und nur auf weißen Tasten gespielt wird,
besteht aus 7 Halbtönen, also ist die Quinte zwischen H und F mit nur 6 Halbtönen vermindert.
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Voilà! Jeder andere Akkord in C-Dur zeigt eine reine Quinte zwischen dem untersten und dem oberen
Ton auf, also muss dieser Akkord was an sich haben…
kleine Terz große Terz kleine Terz
+ große Terz + kleine Terz + kleine Terz

reine Quinte reine Quinte verminderte Quinte

Ähnlich wie eine übermäßige Quarte (dies ist das Intervall, das wir am Anfang der Simpsons‘ Melodie
hören), enthält die verminderte Quinte insgesamt drei Ganztöne. Dieses Intervall hat den Spitznamen
tritonus oder „diabulus in musica“ (Teufel in der Musik), weil es sich ziemlich schaurig anhört!

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Welche der folgenden Dreiklänge sind verminderte Akkorde? Spiele sie und zähle die Halbtöne.

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Der andere beschwingende Akkord lässt sich leicht über dem G in C-Dur
bauen und besteht nicht nur aus drei, sondern aus vier Tönen, also aus
drei übereinanderliegenden Terzen:

Bestimme, wie groß oder klein die drei Terzen sind und rechne
auch aus, welches Intervall zwischen dem untersten Ton (G) und
dem obersten Ton (F) besteht.
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Warum dieser Akkord Septakkord heißt, kannst du dir ausrechnen. Aber
eigentlich heißt er nicht nur Septakkord, sondern handelt es sich genauer
gesagt um einen Dominantseptakkord. Der Begriff Dominant wird, wie die
Funktion dieses und des verminderten Akkords, erst im Kapitel 4 erläutert…
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Eins darf dir aber jetzt schon verraten werden: Wenn du dir den Dominantseptakkord genau anguckst, wirst
du feststellen, dass es aus der Überlappung zweier Dreiklänge resultiert, und zwar…

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…aus der Überlappung von dem Akkord über G und dem Akkord über H!
Wunderschön! Diese beiden Akkorde könnten also eng verwandt sein…

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Baue schließlich Dominantseptakkorde über
folgende Töne: E

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Eine sympathische Sache über Akkorde, wie du sie bisher kennst, ist ihr Erscheinungsbild. Betrachte
nochmal diese Akkorde. Fällt deinem Auge etwas auf? Nun musst du keine Intervalle zählen, nur
hinschauen!

Die Töne dieser Akkorde liegen alle entweder auf Linien oder in Zwischenräumen. Dadurch lassen sie sich
sehr schnell als Akkorde erkennen. So sehen Akkorde in ihrer Grundstellung aus. Aber Akkorde können auch
umgebaut werden! Dann spricht man von…
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Umkehrungen!
Anstatt des Grundtons des Akkords, können wir den zweiten Ton des Akkords
(also die Terz bezogen auf den Grundton) an unterster Stelle haben. Dies ist
die erste Umkehrung des Akkords.
Genauso kann der dritte Ton des Akkords (die Quinte bezogen auf den
Grundton) ganz unten vorkommen. Dies ist die zweite Umkehrung des
Akkords.
Besteht der Akkord aus vier Tönen, wie es der Fall beim Dominantseptakkord
ist, ist eine dritte Umkehrung nach dem gleichen Prinzip möglich. Dann
befindet sich der vierte Ton, also die Setpime, unten.

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Mit Akkorden Jonglieren…

Wenn Akkorde umgekehrt vorkommen, lässt sich nicht so


schnell erkennen, um welche Akkorde es sich handelt. Du
musst dann die Akkorde so umbauen, dass du nur
übereinanderliegende Terzen hast! Dann hast du den
Grundton an unterster Stelle und kannst somit den Akkord
nach seinem Grundton benennen und auch feinbestimmen.

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Nimm den obersten Ton
und pack ihn nach unten. Wenn du noch nicht in der
Grundstellung gelandet bist,
wiederhole den Vorgang In der Grundstellung kannst du
noch einmal. den Akkord bestimmen. Hier
erkennst du ein C-Dur-Akkord!
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Baue diese umkehrte Akkorde um, sodass sie in ihrer Grundstellung stehen. Um was für Akkorde
handelt es sich jeweils? Achte auf den Notenschlüssel!

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Weiteres Wissenswertes über Akkorde
Auch wenn die meisten Akkorde nur aus drei verschiedenen Tönen bestehen, dürfen sich diese Töne in der Höhe
oder in der Tiefe wiederholen. Dadurch wird ein größeres Register (Tonumfang) abgedeckt und eine lautere
Dynamik (Lautstärke) erzeugt. Am seltensten tauchen in der Musik Akkorde ohne Tonwiederholungen auf!

Achtung! Als unterster Ton eines Akkords gilt immer der tiefste Ton. Wenn also ein Akkord zweihändig gespielt wird, ist dies i.d.R der unterste Ton
der linken Hand. Auch wenn einige der Akkorde in diesem Beispiel nicht nach Terzen geordnet sind, stehen sie alle in ihrer Grundstellung, weil an
tiefster Stelle (in der linken Hand) hier immer der Grundton zu finden ist. Dies ist aber in der Praxis eher selten der Fall.
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Und noch spielerischer: Gebrochene Akkorde

Den Begriff „Akkord“ haben wir als Zusammenklang mehrerer Töne erklärt. Aber diese Töne müssen nicht
unbedingt gleichzeitig erklingen. Die Töne eines Akkords in ihrer Grundform oder in einer ihrer Umkehrungen
können in verschiedenen Kombinationen nacheinander gespielt werden, sodass der Akkord eher „läuft“ und
einen dynamischeren Charakter erlangt. Es ist dann von „gebrochenen“ oder „arpeggierten Akkorden“ die Rede.

Welche zwei Akkorde verstecken sich in der


Begleitung (linker Hand) der ersten Takte dieser
berühmten Mozart-Sonate? Du kennst sie beide!

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Akkorde sind also in der Praxis keine starre Stapelung von Terzen, sondern zeigen unzählige
Erscheinungsbilder auf. Der Spielraum im Umgang mit Akkorden beim Komponieren oder beim
Improvisieren ist nahezu unendlich. Günstig ist allerdings, aufeinanderfolgende Akkorde so zu bauen, dass
der Übergang von einem Akkord zum nächsten für die Hände des Instrumentalisten realisierbar bleibt!

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wow wow wow!!!
Du weißt eine Menge! Alle Grundlagen der musikalischen Cuisine hast du schon gelernt. Also kann es jetzt
richtig los gehen!!!

Im Kapitel 4 (Tonarten) wirst du endlich erfahren, wann welche Akkorde zum Einsatz kommen und
in welchem Verhältnis sie zur Melodie stehen. So wirst du verstehen können, wie deine
Lieblingslieder aufgebaut sind und diese mit etwas Experimentierfreude auch am Klavier, am
Keyboard oder an der Gitarre begleiten können!
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Jetzt kannst du dich entspannen!
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