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Vorwort
Im Arbeitskreis „Schmerztherapie“ werden in interdisziplinärer Zusammenarbeit für
die Klinikum Chemnitz gGmbH Therapieempfehlungen für die Schmerztherapie erar-
beitet.
Diese Therapieempfehlungen sind dazu gedacht, den Ärzten bei der täglichen Arbeit
am Krankenbett im Sinne einer optimalen Schmerztherapie als Unterstützung zu die-
nen. Sie basieren auf dem derzeit aktuellen Stand des Wissens und werden regel-
mäßig aktualisiert. Die Therapieempfehlungen beziehen sich zum einen auf in der
Literatur niedergelegte Erkenntnisse, es gehen aber auch eigene Erfahrungen der
Mitwirkenden des Arbeitskreises ein.
Ziel des Arbeitskreises ist es, differenzierte Empfehlungen für verschiedene
Schmerzbilder zu erstellen, welche im Laufe der Zeit aktuell an dieser Stelle allen
MitarbeiterInnen der Klinikum Chemnitz gGmbH zur Verfügung gestellt werden.
Mit den bisher vorliegenden Ergebnissen werden zunächst übersichtliche Hinweise
gegeben zu
Applikationsintervallen und maximalen Tagesdosen von Analgetika
Dosisanpassungen bei Organfunktionseinschränkungen
Prophylaxe und Therapie von Nebenwirkungen bei Opioid-Therapie
Teilbarkeit und Sondengängigkeit von Analgetika
Dosisanpassung bei Opioid-Wechsel
Anwendung von Ko-Analgetika.
Außerdem finden sich allgemeine praxisrelevante Handlungsanweisungen zur The-
rapie chronischer Schmerzen.
Haftungsausschluss
Die vorliegenden Zusammenstellungen zur Schmerztherapie wurden von den Autoren unter größt-
möglicher Sorgfalt nach dem aktuellen Stand des Wissens erstellt. Gleichwohl entbinden sie den Be-
nutzer nicht von seiner Verantwortung für jede diagnostische oder therapeutische Intervention. Der
Benutzer wird aufgefordert, die Fachinformationen der Hersteller zur Kontrolle heranzuziehen und im
Zweifelsfall einen Spezialisten zu konsultieren.
Weiterhin weisen die Autoren darauf hin, dass alle zitierten Quellen urheberrechtlich geschützt sind
und eine Verwertung dieser außerhalb des Urheberrechts ohne Zustimmung der jeweiligen Verlage
unzulässig und strafbar ist.
E. Awiszus Zentralapotheke
Dr. R. Haftmann Klinik für Radioonkologie K052
A. Müller Zentralapotheke
OA PD Dr. med. habil. D. Quietzsch Klinik für Innere Medizin II K111
OA Dr. Schulz Klinik für Unfall- u. Gelenkchirurgie K061
OÄ Dr. V. Wiedemann DRK-Krankenhaus Rabenstein S2
Handlungsanleitung zur Therapie chronischer
Schmerzen
Allgemeine Grundprinzipien
Immer ausführliche Schmerzanamnese vor die Therapie stellen
(aktuelle Beschwerden, frühere Ereignisse u. deren Bewältigung,
klinische Untersuchung & Diagnostik)
Schmerztherapie ist immer eine individuelle Therapie!
(Persönlichkeit des Patienten beachten, interdisziplinäres Konzept)
tägliche Therapiekontrolle und Dokumentation, ggf. Therapieanpassung
(z.B. Schmerztagebuch, numerische Analogskala)
Begleitsymptome des Schmerzes (Angst, Depression, Schlaflosigkeit,
Inappetenz, Übelkeit, Schwitzen, Herzrasen) behandeln
nichtmedikamentöse Therapien in Erwägung ziehen (Strahlen-,
Physiotherapie, Lagerung)
(schriftliche) Aufklärung des Patienten über Therapie und Nebenwirkungen
(auch Fahrtauglichkeit, Aufklärungsbogen bei Opioideinsatz)
Empfehlung der erarbeiteten Therapie an den Hausarzt weitergeben
Koanalgetika
Tramal 100mg Supp. 4-8 (400)
Tramal 100mg/1ml Tropfen 48ml 4-8 (400)
Tramal long 100mg 100mg Tbl. 12 (400)
II Tramal long 200mg 200mg Tbl. 12 (400)
Tilidin/Naloxon Valoron N Tropfen 69,5/5,56mg/1ml Tropfen 30ml mind. 4 (600 / 48)
Valoron N retard 50/4mg 50mg/4mg Tbl. 12 (600 / 48)
Valoron N retard 100/8mg 100mg/8mg Tbl. 12 (600 / 48)
Valoron N retard 150/12mg 150mg/12mg Tbl. 12 (600 / 48)
Bei Insuffizienz der Stufe II wird das schwache Opioid durch ein starkes ersetzt
Morphin-HCl Morphin Merck 10mg 10mg/1ml Amp. 4-6
Opioidinduzierte Obstipation
Wirkstoff gelistete Präparate Dosierung Wirkeintritt Wirkweise, Anmerkung
Macrogol Movicol Pulver 1-3x tägl. 1 Beutel 6 - 8h osmotisch; Basislaxans
Natriumpicosulfat Natriumpicosulfat Trpf. 0,75% abends 10-20 Trpf. 10 - 12h antiresorptiv, hydragog; Basislaxans
Bisacodyl Pyrilax Dragees abends 1-2 Dragees 10h antiresorptiv, hydragog; Ergänzungslaxans
Milax Supp. 1-2x tägl. 1 Supp. 30min enddarmwirksam; Ergänzungslaxans
Glycerol
Pyrilax Supp. 1 Supp. 15 - 30min antiresorptiv, hydragog; Ergänzungslaxans
Sorbitol, Na-citrat,
Microklist 1 Miniklistier wenige Minuten osmotisch
-dodecylsulfoacet.
Sorbitol,
Yal-Colon-Kleaner 1 Klistier wenige Minuten osmotisch
Natriumdocusat
Sennoside Sennesblätter-Tee 1-2 Tassen/Tag 8 - 10h antiresorptiv, hydragog; Ergänzungslaxans
Lactulose Bifiteral Sirup 1-2x tägl. 7,5 - 15ml 2 - 10h osmotisch; Basislaxans
Die Kombination verschiedener Substanzen kann zur Verminderung dosisabhängiger Nebenwirkungen sinnvoll sein. Laxanzien während gesamter Opioid-Therapie
verordnen!
Stufenplanvorschlag*
1.) Macrogol
2.) Macrogol + Na-picosulfat
3.) Senna +/- Microklist
4.) Macrogol + Senna + Supp./Einlauf
5.) Manuelle Ausräumung *modifiziert nach Gillessen, Klaschik, Mansfelder-Nies
Opioid-Umrechnungstabelle* 24-h-Dosierung im mg
* nach R. Sittl und N. Grießinger, Schmerzambulanz der Klinik für Anästhesiologie der Uni Erlangen-Nürnberg
Die Dosierungen stellen nur Richtgrößen dar. Bei Präparatewechsel sollte die Richtdosis ermittelt werden und
mit 50-70% dieser Dosis beginnend erneut gegen den Schmerz titriert werden (Bedarfsmedikation mitverordnen!)
Koanalgetika
zur genaueren Bestimmung des vorliegenden Schmerztyps wird auf folgende Übersicht verwiesen:
Quietzsch, D: Systemische medikamentöse Schmerztherapie in der internistischen Onkologie (Teil 1). Mitteilungsblatt der
Sächsischen Krebsgesellschaft e.V., 3/2004 S. 7
Ko-Analgetikum / gelistete
Schmerztyp Initialdosis Dosierungs-/Applikationhinweise Besonderheit
Tagesdosis Präparate
Knochenschmerz Zoledronat 4mg alle 3-4 Zometa 4mg i.v.-Kurzinfusion (mind. 15min) in - Bondronat und Pamidro-Cell sind nur
(bes. durch Wo. 100ml bei Brustkrebs-assoziierten
osteolytische Pamidronat 90mg alle 3- Pamidro-Cell 90mg i.v.-Infusion über 2h in 250ml Knochenmetastasen zugelassen
Metastasen) 4 Wo. Inf.lsg.
Ibandronat p.o.: 50mg Bondronat (nicht p.o.: 50mg oral besondere Einnahmehinweise - nicht beim akuten Knochenschmerz;
täglich, i.v.: gelistet) i.v.: 6mg beachten! i.v.-Infusion über 1h in initiale Schmerzzunahme möglich!,
6mg alle 3- 500ml Inf.lsg. Nierenfkt. überwachen!
4Wo
Viszeraler Schmerz Butylscopolamin Buscopan Amp. 20-40-mg i.m. oder langsam i.v.; max. spasmolytisch auf Urogenital- und
100mg/Tag Intestinaltrakt
+ Kolik Metamizol 3-6g Berlosin, p.o.: 500- langsam i.v.; nicht i.v. bei spasmolytisch auf Urogenital- und
Metamizol Tr. 1000mg Hypotonie, instab. Kreisl. Intestinaltrakt
+ Ödem Dexamethason 0,5-4mg Fortecortin 3-24mg initial höhere Dosierung! antiödematös, antiphlogistisch,
morgens roborierend, zahlreiche NW
+ Kapselspannung Dexamethason 0,5-4mg Fortecortin 3-24mg initial höhere Dosierung! appetitsstigernd, stimmungshebend,
morgens zahlreiche NW
Neuropathischer Amitriptylin 50mg Saroten 25mg zur Erhaltungsdosis: 0-25-25mg für langfristige Schmerzbehandlung
Schmerz (heiß, hell, Nacht zugelassen
brennend) Imipramin 25-75 (- Pryleugan, 10mg Erhaltungsdosis: 25-25-0mg stimmungsaufhellend, für langfristige
150)mg Imipramin morgens Schmerzbehandlung zugelassen
Trimipramin 25-75mg Stangyl 25mg zur stark sedierend; bes. bei
Nacht Erhaltungsdosis: 0-0-25(bis75)mg Schlafstörungen
Doxepin 50 (-150)mg Doneurin 25mg zur Erhaltungsdosis: 0-25-25mg dämpfend, sedierend
Nacht
Clomipramin 20 (-150)mg Clomipramin 10mg Erhaltungsdosis: 25-0-0mg leicht antriebssteigernd
ratiopharm morgens
Neuropathischer Carbamazepin 400-1200mg Tegretal, Finlepsin, 100mg (ret.) Blutspiegelkontrollen zahlreiche IA und KI; verminderte
Schmerz Timonil Fentanylwirkung
(einschießend) Phenytoin 300mg Phenhydan 300mg in 1- Blutspiegelkontrollen
3 ED
Pregabalin 150-300mg Lyrica 2 x 75mg 2-3 ED täglich
Gabapentin 1200- Neurontin 300mg/die Erhaltungsdosis in 3 ED
2400mg
Clonazepam 2-4 (-8)mg Antelepsin 2 x 0,5mg Erhaltungsdosis in 3-4 ED s. Carbamazepin; stark sedierend
Neuropathischer Oxcarbazepin 600-1200mg Timox 2 x 300mg Therapiedauer und -dosis nicht ggf. in Kombination mit anderen
Schmerz eindeutig Antikonvulsiva
(krampfartig, Baclofen 30-75mg Lioresal 3 x 5mg 3-4 ED täglich
Phantomschm.)
Muskelschmerz Tetrazepam 50-200 (- Musaril 1 x 50mg Hauptdosis je nach tageszeitlichem Anwendungsdauer so kurz wie möglich
400)mg Schmerzprofil
Muskelspastik Baclofen 30-75mg Lioresal 3 x 5mg 3-4 ED täglich auch bei Myoklonien
Leberinsuffi- Niereninsuffi-
Stufe WHO Wirkstoff Bemerkung
zienz zienz
I Acetylsalicylsäure
Diclofenac bei längerer Anwendung regelmäßig Labor (Leber, Niere, BB)!
Flupirtin KI bei längerer Anwendung regelmäßig Leberkontrollen!
Ibuprofen bei längerer Anwendung regelmäßig Labor (Leber, Niere, BB)!
Indometacin Labor (Leber, Niere, BB)!
Metamizol hohe Dosen meiden, kurzfristig ohne Dosisanpassung möglich
Paracetamol nicht Mittel der Wahl bei LI / NI
II Diclofenac/Codein Labor (Leber, Niere, BB)!
Tilidin/Naloxon bei hochgradiger LI Wirkungsverlust
Tramadol Intervall Intervall KI bei schwerer LI / NI
III Buprenorphin KI bei schwerer LI
Fentanyl kein Pflaster bei NI
Hydromorphon
Methadon Dosis 50% reduzieren
Morphin nicht Mittel der Wahl bei NI
Oxycodon
Pethidin Intervall Vorsicht bei Leberzirrhose
Levomethadon
Piritramid Vorsicht bei Pankreatitis
Ko-Analgetika Amitriptylin
Baclofen
Butylscopolamin
Carbamazepin Vorsicht bei schwerer NI / LI, regelmäßig Labor, BB, Plasmaspiegel
Clomipramin Vorsicht bei schwerer NI / LI
Clonazepam Vorsicht bei schwerer NI / LI
Dexamethason bei schweren Lebererkrankungen: t1/2 größer
Doxepin Vorsicht bei schweren Leberschäden; BB
Gabapentin Dos.red. bei CrCl<80ml/min; Vorsicht bei Pankreatitis
Ibandronat ( ) Dosisreduktion, wenn Kreatinin-Clearance < 30ml/min!
Imipramin BB, Labor (Leber)!
Oxcarbazepin keine Daten für schwere LI
Pamidronat KI bei Kreatinin-Clearance < 30ml/min; Nierenfunktion überwachen!
Paroxetin wenn CrCl <30ml/min
Phenytoin regelmäßig Plasmakonzentration bestimmen
Pregabalin
Tetrazepam
Trimipramin
Zoledronat kaum Daten KI bei schwerer NI (CrCl <30ml/min)
Nicht-Opioide
Acetylsalicylsäure ASS-ratiopharm 500 Tbl. 500mg ja ja (gemörsert, suspendiert)
NSAR
Indometacin IndoPaed Suspension 25mg/5ml - ja (mit Wasser verdünnen)
Diclofenac Voltaren Resinat Kps. 75mg nein nein, alternativ: Volt. dipers
Schwache Opioide
Tramadol Tramal Kps. 50mg nein nein, alternativ: Tropfen
Starke Opioide
Morphin Morphin Hexal 10mg retard Tbl. 10mg nein nein
MST 30 Retard-Granulat 30mg nein ja
Hydromorphon Palladon 1,3mg Kps. 1,3mg nein ja (Inhalt trocken in Sonde füllen)
Palladon 4mg retard Kps. 4mg nein ja (Inhalt trocken in Sonde füllen)
Palladon 8mg retard Kps. 8mg nein ja (Inhalt trocken in Sonde füllen)
Palladon 16mg retard Kps. 16mg nein ja (Inhalt trocken in Sonde füllen)
Palladon 24mg retard Kps. 24mg nein ja (Inhalt trocken in Sonde füllen)
Tumorschmerztherapie:
Brausewein, C., S. Roller, R. Voltz: Leitfaden Palliativmedizin, Kapitel 8, S. 281 - 326, 2. Auflage
2004 Urban & Fischer Verlag; ISBN-Nr. 3-437-23310-6