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naturfreundejugend.at

Ingrid Hagenstein und Dr. Johann Neumayer

Honig- und Wildbienen


Die Bedeutung von Bienen für unser Ökosystem

Die meisten Menschen lieben Wie unterscheiden sich beheimatet. Doch seit dem Beginn des 20.
Honigbienen von Wildbienen? Jahrhunderts wurden durch den Menschen
sie, die Bienen! Am bekann- Krainer Honigbienen in ganz Österreich
testen sind die Honigbienen Sowohl die Honig- als auch die Wildbienen verbreitet und die Dunkle Honigbiene an
gehören zur Überfamilie der „Grabwes- den Rand des Aussterbens gebracht. Es
– der „Spezialfall“ unter den pen und Bienen“. Zu den Bienen zählen gibt auch noch Bienen-Kreuzungen wie
europäischen Bienenarten. wiederum mehrere Familien, z. B. die der die Buckfastbiene. Weil die Honigbienen-
Seiden- und Maskenbienen, Sand- und Zot- paarung in der Luft stattfindet und nicht
Dass es daneben noch 690 telbienen oder der Apidae, zu denen auch kontrollierbar ist, ist es wichtig, dass in
Wildbienenarten in Österreich die Honigbienen und Hummeln gezählt einem Gebiet ausschließlich eine Unterart
werden. Die Honigbiene ist die einzige der Honigbiene vorkommt.
gibt, wissen die wenigsten. nicht mehr wildlebende Bienenart. Ur- Die Honigbiene ist ein staatenbilden-
Dabei sind gerade die Wild- sprünglich lebten die wilden Honigbienen des Insekt und überwintert als Volk. Im
in Baumhöhlen. Dort wurden sie z. B. im Sommer beherbergt ein Bienenstock bis zu
bienen der „Normalfall“ und Mittelalter von den sog. Zeidlern betreut. 70.000 Bienen. Die Arbeiterinnen füttern
von immenser Bedeutung für Erst später kamen die künstlichen Bienen- die Larven, versorgen die Königin und sam-
stöcke auf und so werden Honigbienen meln Nahrung. Im Sommer gibt es auch
unser Ökosystem. seit Jahrhunderten als Nutztiere gehalten. männliche Bienen im Bienenstock – die
Seitdem der Mensch die Varroamilbe aus
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Ostasien eingeschleppt hat, können sie


ohne menschliche Betreuung in Form von
Milbenbekämpfung nicht mehr überleben.
In Europa ist die Westliche Honigbiene
„Apis mellifera“ mit 25 Unterarten hei-
misch. Nördlich des Alpenhauptkammes,
also in allen Bundesländern außer Kärnten,
Steiermark und dem südlichen Burgenland
kam ausschließlich die „Dunkle Honig-
biene“ (Apis mellifera mellifera) vor, die
Bienen produzieren nicht nur Honig! Ihre
Krainer Honigbiene (Apis mellifera carni- Bestäubungs­leistung ist extrem wichtig für
ca) war südlich des Alpenhauptkammes die menschliche Nahrung.
Honig- und Wildbienen 02

Wo nisten Wildbienen?

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tik – mit Ausnahme der Varroamilbe, die
nur Honigbienen befällt, trifft Wildbienen
Hummeln legen ihre Nester in Bauten von mindestens genauso wie die Honigbiene.
Kleinsäugern und manchmal auch von Denn schließlich nisten sie oft direkt ne-
höhlenbewohnenden Vogelarten an. Dort ben Äckern, in denen Gift ausgebracht
finden sie das isolierende Nistmaterial, das wird und bei Futtermangel kommt ihnen
sie brauchen. Einige wenige Arten nisten kein Imker zu Hilfe. Deshalb sind bereits
oberirdisch in trockenen Ansammlungen viele Wildbienenarten vom Aussterben
von Pflanzenmaterial unter Grasbüscheln bedroht. Die Zerstörung ihrer Lebensräume
und in Moospolstern. ist der Hauptgrund für den Zuwachs der
Bienen brauchen trockenwarme Nist- Wildbienen auf der Roten Liste. Wichtige
Die Sandbiene nistest an sandigen
Stellen, daher auch ihr Name. gelegenheiten. Knapp zwei Drittel der Lebensräume für Wildbienen sind Tro-
Solitärbienenarten und auch die sozialen ckenrasen, Streuwiesen, Auwälder, Berg-
Schmalbienenarten bauen Nester an tro- wiesen, aber auch aufgelassene und noch
Drohnen. Diese dienen der Fortpflanzung ckenen, warmen Bodenstellen. Ein Drit- offene Sand- oder Kiesgruben. Ebenfalls
und werden am Ende des Jahres von den tel nisten in Käferfraßgängen in Totholz als Lebensräume für die Wildbienen und
Arbeiterinnen aus dem Bienenstock ver- und wenige Arten bauen ihre Nester in viele andere Tiere von enormer Bedeutung
trieben. Ab August schlüpfen die Winter- so ausgefallenen Orten wie leeren Schne- sind naturnahe Waldränder, Totholzstruk-
bienen, die länger leben und somit über ckenhäusern, in markhaltigen Stängeln turen, extensives Grünland, Steilwände
den Winter kommen. Das Honigbienenvolk oder in Fliegengallen in Schilfhalmen. Oft oder Windschutz- und Blühstreifen. Nicht
überwintert mit einem reduzierten Staat haben sie unbemerkt ganz in der Nähe des zuletzt können naturnahe Gärten bis über
von ca. 10.000 Bienen in einer Winter- Menschen ihre Kinderstube. 100 Wildbienenarten beherbergen. Wild-
traube. Das heißt, die Bienen bilden eine bienen brauchen für ihr Überleben einen
enge Traube und halten auch bei eisiger geeigneten Nistplatz, ein ausreichendes
Außentemperatur eine Temperatur von bis Wie wild sind Wildbienen? Nahrungsangebot sowie geeignetes Bau-
zu 35 ° Celsius im Kern der Traube aufrecht. material für ihre Nester.
Schädlich sind für Honigbienen im Winter Wie die Honigbiene hat auch jede Wild- Bienen und andere Bestäubungsinsekten
Ruhestörungen wie Mäuse oder Vögel, aber biene einen Stachel. Aber keine Angst: spielen eine entscheidende Rolle in unse-
auch zu warmes Wetter stört die Bienen aus Wildbienen sind friedlich und stechen nur, rem Ökosystem. Rund 80 Prozent der hei-
der Winterruhe auf. Aufgrund des erhöhten wenn ihr eigenes Leben bedroht ist. mischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf
Energieverbrauchs können diese Störungen Im Gegensatz zur Honigbiene oder zu die Bestäubung durch Bienen angewiesen,
den Tod für das Bienenvolk bedeuten. manchen Hummeln verteidigen die meisten und die Liste der Pflanzen, die ohne Bienen
Die meisten Wildbienen leben solitär Wildbienen ihre Nester gegenüber Men- verschwinden würden, ist lange. Bienen
und nicht in einem Staat. Eine Ausnah- schen nicht, selbst wenn das Nest von ganz sind für die Vielfalt an Lebensmitteln auf
me sind Hummeln und einige Arten der nahe beobachtet wird. Der Stachel wird zur unseren Tellern verantwortlich. Laut UNEP
Schmalbienen, die einjährige Staaten bil- individuellen Verteidigung eingesetzt und (United Nations Enviroment Programme)
den. Ihre Königinnen überwintern alleine ist auch Kennzeichen der Stech(!)immen. werden von den hundert Nutzpflanzen, die
und bauen im Frühjahr wieder ein Volk auf. Stiche der Wildbienen, mit Ausnahme der über 90 Prozent der weltweiten Ernährung
Sie müssen daher wie die anderen Wild- Hummeln, schmerzen nur gering. Manche sicherstellen, mehr als siebzig von Bienen
bienenarten keinen Honigvorrat für den Wildbienen, wie zum Beispiel die Sand- bestäubt. Ein Beispiel aus China zeigt uns,
Winter anlegen. Sie legen jedoch für ihre oder Maskenbienen, haben auch einen viel welch katastrophale Auswirkung die Aus-
Brut sog. Honigtöpfchen an. Wildbienen zu schwachen Stachel, um die menschliche rottung von Bienen und anderen bestäu-
ernähren sich wie alle heimischen Bienen Haut zu durchdringen. benden Insekten hat: Die Bestäubung per
ausschließlich von Nektar und Blütenpol- Hand ist extrem arbeitsaufwändig, langsam
len. Pollen ist die Eiweißquelle und wird an und kostspielig. Sollen sich nur mehr we-
die Larven verfüttert. Weil alle Bienen von Die Situation von Bienen nige Menschen Äpfel, Himbeeren oder
Nektar und Pollen leben, erfüllen sie eine und anderen Bestäubern Tomaten leisten können? Nach dem Rind
sehr wichtige Aufgabe für die Natur und in Europa und weltweit und dem Schwein ist die Honigbiene das
die Menschen: Sie bestäuben den Großteil drittwichtigste Nutztier.
der Pflanzen und sorgen dadurch u.a. für In den Medien wird derzeit viel über das
eine reiche Obst- und Gemüseernte. Für Bienen-Sterben berichtet. Damit ist meis-
Foto: Sonja Calovini – Fotolia.com

Biene im Anflug auf


Obstbäume und Blumenwiesen sind die tens der Rückgang der Honigbiene gemeint. eine Apfelblüte
Bienen also lebenswichtig! Ihr Bedrohungsszenario reicht von Krank-
In Österreich gibt es 690 verschiedene heiten, Parasiten bis zu Pestiziden in der
Arten von Wildbienen! Zum Beispiel Sand- Landwirtschaft und in privaten Gärten. Die
bienen, Mauerbienen, Holzbienen oder landwirtschaftlichen Monokulturen und
Wollbienen. Sie sind zwischen 4 Millimeter der Pflegewahn haben auch dazu geführt,
und höchstens 3 Zentimeter groß. Es gibt dass Bienen immer weniger Wildblumen,
pelzige und weniger behaarte Wildbienen. sprich Nahrung finden. Diese Problema-
Honig- und Wildbienen 03

Wie wir den Bienen

Foto: Naturfreunde Burgenland


helfen können: Bei einer Aktion der Naturfreunde Burgenland
entstanden viele tolle Insektenhotels.

❑❑ Verzicht auf Insektizide in Haus und


Garten. Der für Bienen gefährliche
Wirkstoff Imidacloprid ist beispielsweise
auch in Fensterfallen für Stubenfliegen
oder in Düngestäbchen für Zierpflanzen
zu finden.
❑❑ Lebensmittel aus dem Bioanbau kaufen:
In der Biolandwirtschaft kommen keine
chemisch-synthetischen Pestizide und
Saatgutbeizmittel zum Einsatz. Biole-
bensmittel sind also nicht nur gesund
und umweltschonend, sondern tragen
auch zum Schutz der Bienen bei.
❑❑ Heimischen Honig bevorzugen. ­Achten
Sie beim Honigkauf auf das Etikett. „Aus
Nicht-EU-Landwirtschaft“ bedeutet,
dass der Honig aus einem beliebigen
Land der Welt außerhalb der EU kom-
men kann. Mit dem Kauf von Honig aus
Österreich unterstützen Sie die heimi-
schen ImkerInnen.

Tipps für den bienen­


freundlichen Garten Infos zu Insektenhotels

Foto: Naturfreunde Schlierbach


❑❑ Bunte, blühende Blumenwiesen, Tot- Wildbienen finden in unserer Kulturland-
holzhaufen oder ein Nützlingshaus schaft oft nur mehr schwer Nistgelegen-
auf der Terrasse oder im Garten bie- heiten. Mit Insektenhotels und naturnahen
ten optimale Nistmöglichkeiten für die Gärten, Terrassen und Balkons können wir
Wildbienen. helfen, dass sich viele bestäubende oder
❑❑ Wildbienen lieben Pflanzen wie Platt- sonst für uns Menschen nützliche Insekten
erbsen, Glockenblumen und praktisch bei uns wohlfühlen. In Insektenhotels kön-
alle Gewürzkräuter. Hummeln lieben nen Mauerbienen oder Grabwespen ihre
dazu vor allem Taubnesseln, Beinwell Kinderstube gründen. Im Winter können
und Salbei. zudem Florfliegen, Marienkäfer oder Ohr-
❑❑ Eine artenreiche Hecke sieht nicht nur würmer überdauern. Für staatenbildende
freundlicher aus als eine Thujenhecke, Hummeln können spezielle Nistkästen
sondern bietet auch Nahrung für Bienen gebaut werden.
Foto: Naturfreunde Schlierbach

und Insekten. Wildbienen nisten in den Schilfstän-


❑❑ Unbegrünte und offene Bodenstellen geln und Bohrlöchern der Hölzer. Deshalb
sind Heimat vieler Wildbienenarten. sollten diese Materialien überwiegen. Bei
Bohrlöchern in Holz ist es wichtig, Hart-
holz zu verwenden und die Blöcke seitlich
Foto: Friedberg – Fotolia.com

anzubohren, nicht an der Stirnseite, weil


Wildbienen gerissene Löcher meiden, die
an der Stirnseite häufiger auftreten. Wichtig
ist, die Insektenhotels an besonnten, re-
gengeschützten Stellen aufzuhängen, wie
an Haus- und Hüttenwänden oder Ästen.
Natürlich können Insektenhotels auch auf
den Balkon gestellt werden.
Eine artenreiche Wiese bietet Nahrung Auch Phantasie und Kreativität haben Platz
für Bienen und viele andere Lebewesen. beim Bau eines Insektenhotels
Honig- und Wildbienen 04

Interessante Weblinks zum Thema Bienen

Viele Tipps, wie du den Bienen helfen kannst, findest du unter:


www.wildbienen.info (Wildbienen – die anderen Bienen)
www.wildbienen.de (auch Bienennisthilfen)
www.umweltberatung.at/bienen

Hier gibt’s Tipps zum Bau eines Insektenhotels:


http://naturschutzbund-ooe.at/service/bauanleitungen.html
http://naturschutzbund.at/details-artikel/items/augen-auf-beim-bienenhotel-kauf.html

Bienenschutzprojekte und Hummelkurse:


www.naturschutzbund.at (Bienenschutzfonds)
www.naturbeobachtung.at (Hummelbeobachtung)

Bienenpark errichten, Bienenvölker mieten und


viele Infos zum Thema gibt’s bei BEE SUPPORT:
www.bee-support.at

Hier kannst du die Forderung von Greenpeace für einen umfassenden Schutz
der Biene unterstützen:
http://bienenschutz.at/forderungen

In Zusammenarbeit mit: Gefördert aus Mitteln des:

Impressum AutorInnen
Herausgeber:  Naturfreundejugend Österreich
Ingrid Hagenstein Chefredakteurin der österreichweiten Zeitschrift
4600 Wels | Stadtplatz 55, Tel.:07242/90310
des Naturschutzbundes „Natur & Land“
jugend@naturfreunde.at | www.naturfreundejugend.at
Redaktion: DI Regina Hrbek und DI Irene Raffetseder Dr. Johann Neumayer Umweltbeauftragter der Erzdiözese Salzburg
Lektorat: Iris Erber und freiberuflicher Biologe
Grafik: Mag. Hilde Matouschek/www.officina.at
Wien, März 2015
www.naturfreundejugend.at

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