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Bevor es an die Arbeit gehen kann, gilt es sich darüber Gedanken zu machen, was
überhaupt eine wissenschaftliche Arbeit ist und was eine solche ausmacht.
Allgemein gilt, dass jede wissenschaftliche Arbeit einen konkreten Nutzen für
eine definierte Zielgruppe haben sollte. Dies erfordert in der Regel eine klare Ab-
grenzung der Zielsetzung und dient der Gewinnung neuen Wissens bzw. neuer Er-
kenntnisse. Eine solche Arbeit bezieht und stützt sich dabei üblicherweise auf so-
lide, bereits publizierte Erkenntnisse und Fakten, deren Nachvollziehbarkeit und
Überprüfbarkeit durch entsprechende Quellenbelege unterstützt wird.
Eine allgemeingültige Liste klar definierter Qualitätskriterien, auf die sich alle
Wissenschaftler geeinigt hätten, existiert nicht. Im Laufe der Zeit haben sich je-
doch Gütekriterien etabliert, die zur Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten oft
verwendet werden, die ich im folgenden Text näher beschreiben möchte (siehe
Abb. 3.1):
1. Relevanz
2. Objektivität
3. Prägnanz
4. Formale Korrektheit
5. Aktualität
6. Gestaltung (Gliederung, Übersichtlichkeit, Sprache)
7. Nachvollziehbarkeit (Überprüfbarkeit, Zuverlässigkeit, Validität, Logik)
3.1 Relevanz
Jede wissenschaftliche Arbeit sollte einen Nutzen stiften und dazu beitragen, ein
existierendes und vom Autor klar benanntes und durch Quellenbeleg nachgewiese-
nes Problem zu behandeln. Die Arbeit sollte sowohl die Personen bzw. Organisati-
onen benennen, welche sich von der wissenschaftlichen Arbeit einen Nutzen ver-
sprechen, als auch eine Vorgehensweise wählen, die zur Reduzierung oder Lösung
des Problems beiträgt.
3.2 Objektivität 13
Die Relevanz mit den oben dargestellten Details sollte bereits durch das Lesen
des Abstracts deutlich erkennbar sein. Innerhalb der Arbeit sollte ersichtlich wer-
den, wie diese auf bereits vorhandenen Arbeiten aufbaut und sich andererseits auch
eindeutig von ihnen abgrenzt und somit ihre Einzigartigkeit und Rechtfertigung
abgeleitet werden kann. Auch eine reine Literaturarbeit kann von ausreichender
Einzigartigkeit sein, indem sie durch die Auswahl, Darstellung und logische Ver-
knüpfung der vorhandenen Literatur übereinstimmende und sich widersprechende
Literaturquellen aufzeigt und damit Lesern oder auch dem Autor selbst eine Basis
für vertiefende Betrachtungen ermöglicht. Es können sich neue Schlussfolgerun-
gen allein dadurch ergeben, dass die Erkenntnisse unterschiedlicher Quellen aufei-
nander bezogen und gegeneinander abgewogen werden. Die Relevanz einer Arbeit
wird aber insbesondere durch die kreative Beantwortung einer Forschungsfrage
oder die Lösung eines Problems unterstrichen.
3.2 Objektivität
3.3 Prägnanz
Grundsätzlich sollte der Autor sich auf das Wesentliche beschränken und dies
sollte in einem redundanzfreien, knapp und präzise formulierten Text erkennbar
sein. Auf unbedeutende Sachverhalte kann verzichtet werden und wenn wenige
Worte genügen, um eine Aussage zu machen, dann ist dies von höherer Qualität als
eine längere Textpassage mit dem gleichen Inhalt. Kurze und präzise Aussagen
sind zudem leichter verständlich und betonen das wirklich Bedeutsame, ganz ge-
treu dem Motto „weniger ist mehr“.
Der Abstract fasst die wesentlichen Inhalte auf maximal einer halben Seite zusam-
men und dient einem Interessierten zur ersten Information und oft als Basis der
Entscheidung, ob die Arbeit als interessant und relevant eingeschätzt wird. Ein
Abkürzungsverzeichnis stellt nur Abkürzungen vor, die nicht allgemein üblich und
daher im Duden (Duden 2014) enthalten sind. Anlagen eignen sich für das Anfügen
unterstützender Quellen, besonders, wenn diese nicht öffentlich zugänglich sind.
Das Literaturverzeichnis listet die in der Arbeit verwendeten Quellen auf. Abhän-
gig vom gewählten Zitationsstil gilt es hier unterschiedliche Anforderungen zu er-
füllen (siehe Abschn. 6.3.9). Eine eidesstattliche Erklärung bestätigt, dass die Ar-
beit eigenständig erstellt wurde und alle Quellen angegeben sind. Dies ist besonders
bei Abschlussarbeiten in der Regel ein Pflichtbestandteil. Als Besonderheit gilt,
dass sowohl auf der Titelseite als auch auf der Eidesstattlichen Erklärung keine
Seitenzahlen ausgewiesen werden.
3.5 Aktualität
Eine wissenschaftliche Arbeit erhebt den Anspruch auf Aktualität. Schon um die
Relevanz einer Arbeit nachzuweisen ist es unerlässlich, den gegenwärtigen Stand
des Wissens darzustellen, auch um aufzuzeigen, dass die Arbeit nicht bereits ander-
weitig erfolgt ist und wie die Arbeit Lücken in den bisherigen Publikationen schlie-
ßen soll.
Dieser Teil der Arbeit stellt dar, in welchem Umfang Sie sich mit dem aktuellen
Wissensstand über das Thema vertraut gemacht haben. Ein kompetenter Leser er-
kennt schnell, ob wesentliche Theorien, Konzepte oder empirische Erkenntnisse in
einer Arbeit fehlen. Autoren sollten sich daher über eine umfangreiche Literaturre-
cherche eine solide Wissensbasis erarbeiten und dies in die Arbeit entsprechend
einfließen lassen.
3.6 Gestaltung
• Gliederung: Eine logische Abfolge der Inhalte erleichtert das Lesen einer Ar-
beit. Folgende Elemente sollten in einer guten Arbeit nicht fehlen:
16 3 Qualitätskriterien
–– Überschriften werden für die Gliederung der Arbeit verwendet und sollten
nummeriert sein. Alle Gliederungselemente werden mit zugehöriger Seiten-
zahl im Inhaltsverzeichnis aufgeführt. Um eine Zergliederung der Arbeit zu
vermeiden, sollten maximal 5 Gliederungsebenen verwendet werden. Auf
jeder Gliederungsebene sollten mindestens zwei Gliederungspunkte existie-
ren. Zu jeder Überschrift folgt immer ein Text vor der nachfolgenden Über-
schrift, um einen guten Textfluss zu unterstützen (Hinleiten auf nachfolgen-
den Text).
–– Abbildungen und Tabellen werden mit arabischen Zahlen fortlaufend num-
meriert und erhalten eine Bezeichnung, die unterhalb der Abbildung oder
der Tabelle erscheint. Sofern Abbildungen bzw. Tabellen in einer Arbeit vor-
kommen, gilt es auch ein entsprechendes Verzeichnis in der Arbeit einzufü-
gen, aus dem die Nummerierung, die Bezeichnungen und die Seitenzahlen
hervorgehen.
• Sprache: Präzision in der Sprache stellt sicher, dass jedes Wort exakt das zum
Ausdruck bringt, was der Autor zu sagen beabsichtigt. Durch eine klare Sprache
sollen Missverständnisse vermieden werden. Umgangssprachliche ebenso wie
voreingenommene oder vorurteilsbasierte Formulierungen gilt es grundsätzlich
zu vermeiden.
3.7 Nachvollziehbarkeit
frei von Zufallsfehlern sind und sich die Untersuchung replizieren lässt. Repli-
zierbarkeit bedeutet, dass eine Untersuchung bei gleichen Rahmenbedingungen
zu nahezu gleichen Ergebnissen führt.
• Validität: Die Validität stellt ein Gütekriterium für die Belastbarkeit der neu
gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse dar, z. B. von Ursache-Wirkungs-
Zusammenhängen. Bei einem Messverfahren gibt die Validität an, wie genau
das gemessen wurde, was gemessen werden sollte. Wichtige Einflussfaktoren
auf die Validität sind dabei u. a. die Qualität und Größe der Stichprobe. Nähere
Details zu den verschiedenen Formen der Validität, u. a. Konstruktvalidität,
Messvalidität, Prognosevalidität, werden von Saunders et al. (2012, S. 192–194)
angegeben.
• Logik: Jedes in der Arbeit enthaltene Argument sollte logisch und nachvoll-
ziehbar sein. Logik wird in der Wissenschaft benötigt, um die Gültigkeit einer
Argumentation zu überprüfen, die auf Basis von Prämissen/Aussagen zu
Schlussfolgerungen führt. Werden unwahre Prämissen als Grundlage für eine
Argumentation verwendet, so verliert diese an Bedeutung. Von daher gilt es
durch Quellenbeleg die Wahrheit der Prämissen/Aussagen bestmöglich sicher-
zustellen.