Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Gefährdungsbeurteilung
Explosionsschutzkonzept
Sicherheit
Rechtlicher Wegweiser
im Explosionsschutz
Explosionen im Betrieb zählen zu den fünf häufigsten Ursachen für tödliche Arbeitsunfälle. Dies
unterstreicht die Bedeutung einer gut strukturierten Gefährdungsbeurteilung, durch die Gefahren
erkannt und bewertet werden. Besteht das Risiko einer Explosion, muss ein Explosionsschutz
konzept erstellt werden. Darin sind Maßnahmen zur Vermeidung einer Explosion oder zumindest
zur Reduzierung der Auswirkungen auf ein vertretbares Maß beschrieben. Diese Schrift gibt dies
bezüglich Hinweise zur Vorgehensweise und zu einschlägigen rechtlichen Bestimmungen.
Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) bildet in Verbindung mit der tet: Man kann bei Befolgung der Technischen Regeln davon aus-
Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) und der Betriebssicherheitsver- gehen, dass die Anforderungen der entsprechenden Verordnung
ordnung (BetrSichV) den rechtlichen Rahmen für den betrieblichen erfüllt sind.
Explosionsschutz. Die dort formulierten wesentlichen Verpflich-
tungen für den Unternehmer bzw. die Unternehmerin sind die: Abweichungen von Technischen Regeln sind möglich, jedoch
> Durchführung der Gefährdungsbeurteilung (siehe Abschnitt 2), muss in der Gefährdungsbeurteilung dann nachvollziehbar dar-
> Erstellung eines Explosionsschutzkonzeptes (siehe Abschnitt 3), gelegt werden, wie mindestens die gleiche Sicherheit und der
> Auswahl und Verwendung geeigneter explosionsgeschützter gleiche Gesundheitsschutz für die Beschäftigten erreicht werden.
Geräte (siehe Abschnitt 4),
> Durchführung von Prüfungen zur Gewährleistung der Explosi-
onssicherheit (siehe Abschnitt 5) und
> Dokumentation der Explosionsschutzmaßnahmen im Explosi-
onsschutzdokument (siehe Abschnitt 6).
2/2021
KB 028-2 Rechtlicher Wegweiser im Explosionsschutz
2
Rechtlicher Wegweiser im Explosionsschutz KB 028-2
Störungen (z. B. Versagen von Dichtungen, von Pumpen oder Wenn die Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre
Flanschen oder die Freisetzung von Stoffen infolge von Unfällen), möglich ist, sind Schutzmaßnahmen nach der folgenden Rang-
die beispielsweise Instandsetzung oder Abschaltung erfordern, folge festzulegen:
werden nicht als Normalbetrieb angesehen. Können für Sonder- 1. Verhindern der Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmo-
zustände oder seltene Betriebsphasen im Vorhinein keine Maß- sphäre
nahmen festgelegt werden, ist zumindest die Vorgehensweise 2. Vermeidung der Entzündung gefährlicher explosionsfähiger At-
darzulegen, wie die erforderlichen Maßnahmen im Bedarfsfall mosphäre
ermittelt und umgesetzt werden (z. B. Management of Change, 3. Beschränkung der Ausbreitung beziehungsweise der Auswir-
Freigabe über Erlaubnisscheinverfahren). kungen einer Explosion
*D
er Flammpunkt gilt bei Reinstoffen als sicher unterschritten, wenn die Temperatur der Flüssigkeit dauerhaft um 5 K darunter liegt. Bei Gemischen muss ein Sicherheits-
abstand von 15 K eingehalten werden. Diese Regel gilt nicht für Halogenkohlenwasserstoffe, wie z. B. Dichlormethan.
3
KB 028-2 Rechtlicher Wegweiser im Explosionsschutz
Nachfolgend gelten die Arbeitsbereiche als explosionsgefährdete Bereiche ( Prüfverpflichtung und Kenn-
zeichnungspflicht) und es sind Schutzmaßnahmen zur Verhinderung oder Einschränkung der g. e. A. erforderlich.
Da die Entstehung von g. e. A. nicht sicher vermieden werden kann und diese möglicherweise entzündet werden
kann, sind nun Maßnahmen zur Vermeidung der Entzündung erforderlich.
4
Rechtlicher Wegweiser im Explosionsschutz KB 028-2
Festlegung der keit von der Häufigkeit und Dauer des Auftretens
Ohne eigene Überlegung muss von dem dauerhaften Auftreten von g. e. A. im gesamten
Da die Entzündung von g. e. A. nicht sicher vermieden werden kann, sind nun Maßnahmen zur
und der Schutzmaßnahmen im Explosionsschutz-
dokument + Festlegung der Prüfverpflichtungen
Dokumentation des Explosionsschutzkonzeptes
5
KB 028-2 Rechtlicher Wegweiser im Explosionsschutz
3G 2 3D 22
* Es sind keine Smartwatches, Fitnessarmbänder oder ähnliche Geräte bekannt, die gemäß der EU-Richtlinien in explosionsgefährdeten Bereichen mitgeführt werden dürfen.
6
Rechtlicher Wegweiser im Explosionsschutz KB 028-2
Prüfungen müssen durchgeführt werden Die wiederkehrenden Prüfungen dienen der Aufrechterhaltung
> vor erstmaliger Inbetriebnahme (§ 15 BetrSichV), der Explosionssicherheit der Ex-Anlage sowie der Feststellung
> nach prüfpflichtigen Änderungen (§ 15 BetrSichV) und des ordnungsgemäßen Zustands und der sicherheitstechni-
> wiederkehrend (§ 16 BetrSichV). schen Funktionsfähigkeit der Geräte und Schutzsysteme mit ih-
ren Verbindungselementen als Bestandteil der Ex-Anlage.
Die Prüfanforderungen sind im Anhang 2 Abschnitt 3 der B
etrSichV
festgelegt und werden in der TRBS 1201 Teil 1 „Prüfungen von An- Die Fristen für die wiederkehrenden Prüfungen sind im Rahmen
lagen in explosionsgefährdeten Bereichen“ konkretisiert. der Gefährdungsbeurteilung zu ermitteln und festzulegen. Dabei
gelten maximale Prüffristen (siehe nachfolgende Tabelle).
Als „Anlage im explosionsgefährdeten Bereich“ wird die Gesamt-
heit der explosionsschutzrelevanten Arbeitsmittel einschließlich Die Prüfungen im Explosionsschutz sind in der Regel von zur Prü-
der Verbindungselemente sowie explosionsschutzrelevanten Ge- fung befähigten Personen durchzuführen. Die Qualifikationsan-
bäudeteile bezeichnet. Sie besteht üblicherweise aus forderungen an die zur Prüfung befähigten Personen sind jedoch
> explosionsgeschützten Geräten, Schutzsystemen, Kontroll- vom Prüfobjekt abhängig. Alle Prüfungen können auch durch
und Regeleinrichtungen (z. B. explosionsgeschützte Motoren, Sachverständige der zugelassenen Überwachungsstellen durch-
Stapler, Elektroinstallation, Zellradschleusen) sowie geführt werden. Dies ist für Anlagenprüfungen zwingend, wenn
> explosionsschutzrelevanten Inertisierungs-, Lüftungs- und Gas es sich bei der Ex-Anlage um einen Bestandteil einer erlaubnis-
warneinrichtungen (z. B. Lüftungseinrichtung zur Vermeidung pflichtigen Anlage im Sinne des § 18 BetrSichV handelt (z. B. La-
oder Einschränkung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre). ger für brennbare Flüssigkeiten > 10 t).
7
KB 028-2 Rechtlicher Wegweiser im Explosionsschutz
Bildnachweise:
Titelbild: Andrew Burgess/stock.adobe.com
Seite 1: sdecoret/stock.adobe.com
Seite 7: industrieblick/stock.adobe.com
8
Rechtlicher Wegweiser im Explosionsschutz KB 028-2
Für den Aufbau des Explosionsschutzdokuments gibt es keine rechtlichen Vorgaben. Bewährt hat sich jedoch folgender Aufbau:
2. Verantwortliche Person für den Betrieb/Betriebsteil/Arbeitsbereich, Erstellungsdatum und Anhänge sowie mitgeltende Dokumente
Um die Übersichtlichkeit und Nachvollziehbarkeit des Explosionsschutzdokuments zu gewährleisten, ist es sinnvoll, auf mitgeltende Dokumente
(z. B. Sicherheitsdatenblätter, Gefahrstoffverzeichnis, Betriebsanweisungen, Reinigungsmanagement) zu verweisen.
Da das Explosionsschutzdokument auch für Außenstehende nachvollziehbar sein muss, ist es sinnvoll, einen Überblick über die Lage und das
Umfeld des betrachteten Bereiches zu geben. Folgende Unterlagen unterstützen hierbei:
> Gebäudeplan
> Lageplan
> Aufstellungspläne der relevanten Betriebs- und Anlagenteile
> Gebäude- bzw. anlagenbezogene lüftungstechnische Einrichtungen
4. Verfahrensbeschreibung
Hier sollte kurz beschrieben werden, was in dem Arbeitsbereich getan wird und welche brennbaren Stoffe dabei eingesetzt bzw. freigesetzt
werden. Wichtig sind dabei z. B. Angaben
> zu den verwendeten Mengen (Reicht es zur Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre?),
> zur Verarbeitungstemperatur (Liegt sie über oder sicher unter dem Flammpunkt?),
> zur bereits vorhandenen Absaugung/Lüftung (Verhindert sie die Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre?) und
> zur Oberflächentemperatur (Liegt sie über oder ausreichend unter der Mindestzündtemperatur des brennbaren Stoffs?).
Diese Informationen legen den Grundstein, um die im nächsten Punkt gemachten Angaben einordnen zu können.
5. Stoffdaten
Hier sollten die relevanten Stoffe und die dazugehörigen, für die Gefährdungsbeurteilung wichtigen sicherheitstechnischen Kenngrößen (siehe
KB 028-1), genannt werden. Diese können den Sicherheitsdatenblättern oder Datenbanken, wie GESTIS, GisChem oder Chemsafe, entnommen
werden.
Hier sollte die entsprechend Abschnitt 4 dieser Schrift durchgeführte Gefährdungsbeurteilung erläutert werden. Dazu zählt die Möglichkeit der
Entstehung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre und die Festlegung explosionsgefährdeter Bereiche.
7. Explosionsschutzmaßnahmen (Explosionsschutzkonzept)
Diese Maßnahmen müssen durch die zugehörigen organisatorischen Maßnahmen ergänzt werden. Hierzu zählen u. a.
> die festgelegten Prüffristen inklusive der verantwortlichen Personen und der zur Prüfung befähigten Personen,
> die vorgesehenen Inhalte der Unterweisungen der Beschäftigten,
> die Anforderungen an die Beschäftigten, die Tätigkeiten ausführen, die zu Brand- und Explosionsgefahren führen können,
> die Maßnahmen bei der Zusammenarbeit verschiedener Firmen und
> die vorgesehenen Schutzmaßnahmen bei Instandhaltungsarbeiten (siehe TRBS 1112 Teil 1).
Als Teil der Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung muss > neue Informationen, insbesondere Erkenntnisse aus dem Un-
auch das Explosionsschutzdokument regelmäßig überprüft und fallgeschehen, vorliegen oder
bei Bedarf aktualisiert werden. Eine umgehende Anpassung ist > die Prüfung von Eignung und Funktion der Schutzmaßnahmen
erforderlich, wenn ergeben hat, dass die festgelegten Schutzmaßnahmen nicht
> Veränderungen der Arbeitsbedingungen einschließlich der wirksam oder nicht ausreichend sind.
Änderung von Arbeitsmitteln, der Anlage oder der eingesetz-
ten oder entstehenden Stoffe sicherheitsrelevant sind, Ausführliche Informationen zu den Anforderungen an ein Explo-
> Änderungen einer Anlage oder eines Arbeitsplatzes im explo- sionsschutzdokument, an dessen Inhalt und an mögliche In-
sionsgefährdeten Bereich Auswirkungen auf das Explosions- formationsquellen finden Sie in der DGUV Information 213-106
schutzkonzept haben, „Explosionsschutzdokument“. Mustervorlagen und Anleitungen
finden Sie unter www.exinfo.de.
9
Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie
Die VISION ZERO ist die Vision einer Welt ohne Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkran-
kungen. Höchste Priorität hat dabei die Vermeidung tödlicher und schwerer Arbeitsunfälle
und Berufskrankheiten. Eine umfassende Präventionskultur hat die VISION ZERO zum Ziel.
Weitere Informationen
KB 028-1
113-001
kurz & bündig
213-106 113-001 01
DGU V Regel 113-0
DGUV Information 213-106 DGUV Regel 113-001
hutz-Regeln
Explosionsschutz- Explosionssc
I II
(EX-RL) Explosionsschutz-Regeln
dokument Regeln für das
scher(EX-RL)
Sammlung techni en durch explos
Gefahr
ions-
Vermeiden der Sammlungelsam mlung
technischer Regeln für das
Brand- und Explosionsgefahren phäre mit Beispi ter Gefahren durch explosions-
fähige Atmos fährdeder
Vermeiden
explosionsge
Schutzmaßnahmen für sichere Tätigkeiten mit brennbaren Stoffen zur Einteilung fähige Atmosphäre mit Beispielsammlung
Zonen
Bereiche in zur Einteilung explosionsgefährdeter
Bereiche in Zonen
§ §
Bei Tätigkeiten mit brennbaren Stoffen muss das Risiko eines Brandes oder einer Explosion
beurteilt werden. Diese Schrift informiert über Voraussetzungen und Ursachen, die zu Bränden
und Explosionen führen können. Zudem gibt sie Hinweise zu geeigneten Schutzmaßnahmen.
Sie soll zur Unterstützung bei der Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung und zur Unterweisung
von Beschäftigten dienen.
1.1 Voraussetzungen für einen Brand Brennbare Stoffe sind alle diejenigen, die nach ihrer Entzündung
in Reaktion mit (Luft-)Sauerstoff (und weiteren oder anderen soge-
Für die Entstehung eines Brandes müssen drei Voraussetzungen nannten Oxidationsmitteln) verbrennen können. Sie kommen in
gleichzeitig gegeben sein: festem, flüssigem und gasförmigem Zustand vor. Abhängig davon
> Brennbarer Stoff und von der Art des Stoffes werden sie in unterschiedliche Brand-
> (Luft-)Sauerstoff klassen (A bis F) eingeteilt. Dies dient vor allem der Wahl des rich-
> Wirksame Zündquelle tigen Löschmittels (siehe Abschnitt 1.5, Brandbekämpfung).
(Luft-)Sauerstoff Bei brennbaren Flüssigkeiten ist zu beachten, dass nicht die Flüs-
sigkeit selbst, sondern nur die Dämpfe brennen, die sich über der
Flüssigkeitsoberfläche bilden. Die Dämpfe können sich ausbrei-
ten und eine Zündquelle finden. Dazu gibt es eine wichtige Kenn-
Wirksame
größe, den Flammpunkt. Dieser beschreibt die unter genormten
Zündquelle Versuchsbedingungen ermittelte, niedrigste Temperatur, bei der
eine brennbare Flüssigkeit genügend Dämpfe entwickelt, die
über der Flüssigkeitsoberfläche entzündet werden können.
09:45:10
März 2020 16.06.2020
11/2020
t_I.indd 1
01_Titelblat 001a_113-001_Titelblatt_II.indd 1 16.06.2020 09:45:55
001a_113-0
Verordnung zum Verordnung über KB 028-1: Brand- DGUV Information DGUV Regel 113-001:
Schutz vor Gefahr- Sicherheit und und Explosionsge- 213-106: Explosi- Explosionsschutz-
stoffen (Gefahr- Gesundheitsschutz fahren – Schutz- onsschutzdoku- Regeln (EX-RL), Teile 1
stoffverordnung – bei der Verwendung maßnahmen für ment2 und 21, 2
GefStoffV)4 von Arbeitsmitteln sichere Tätigkeiten
(Betriebssicherheits mit brennbaren
verordnung – Stoffen1
BetrSichV) 4
Bezugsquellen:
1 medienshop.bgrci.de
Mitgliedsbetriebe der BG RCI können – mit
wenigen Ausnahmen – Schriften der BG RCI in
einer der Betriebsgröße angemessenen Anzahl
kostenlos beziehen.
2 Freier Download unter publikationen.dguv.de
3 Freier Download unter www.baua.de
4 Buchhandel oder freier Download
unter www.gesetze-im-internet.de
TRGS 720: Gefähr TRBS 1201 Teil 1: TRBS 1201 Teil 3: Explosionsschutz-
liche explosions- Prüfung von An- Instandsetzung an portal der BG RCI
fähige Gemische – lagen in explosi- Geräten, Schutzsys- www.exinfo.de
Allgemeines3 onsgefährdeten temen, Sicherheits-,
Bereichen3 Kontroll- und Regel-
vorrichtungen im
Sinne der Richtlinie
2014/34/EU3
medienshop.bgrci.de | downloadcenter.bgrci.de | www.bgrci.de/praevention/vision-zero | fachwissen.bgrci.de
ISBN: 978-3-86825-411-2