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BGI 5164

BG-Information

Planungsgrundlagen
von Anschlageinrichtungen
auf Dächern

August 2012
Vorwort Inhaltsverzeichnis

Arbeiten auf Dachflächen zählen zu den gefährlichsten Tätigkeiten. Nicht selten sind kurzfristige Instandhaltungseinsätze 1 Erläuterungen .......................................................................................................................................................4
oder Störungsbeseitigungen bei schlechten Witterungsbedingungen erforderlich. Die Beseitigung von Abflussverstopfungen, 1.1 Absturzgefahren..................................................................................................................................... 4
aufgerissenen Lichtkuppeln und Schneeansammlungen sind Beispiele für Extremsituationen verbunden mit hoher Absturz-
1.2 Gefahrenbereiche................................................................................................................................... 4
gefahr im gesamten Dachbereich. Diese besteht durch den Sturz vom oder durch das Dach, bei Stürzen durch eine Dachöff-
nung, wie auch dem Abrutschen von der Dachfläche (dies auch bei geringer Neigung). Die beschriebenen Gefährdungen sind 1.3 Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz ........................................................................................ 4
bereits bei der Planung des Gebäudes zu berücksichtigen. Bei der Auswahl der Schutzmaßnahmen muss dem kollektiven Ge-
1.4 Anwendungssysteme ............................................................................................................................. 5
fahrenschutz Vorrang vor individuellen Schutzmaßnahmen, z. B. persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz, eingeräumt
werden.
2 Planung ............................................................................................................................................................... 7
Zu den persönlichen Absturzschutzausrüstungen gehören auch Anschlageinrichtungen, die als Bestandteil eines Systems zur
Befestigung der PSA gegen Absturz mit der Dachfläche eingesetzt werden. Die richtige Auswahl von permanent auf der Dach- 2.1 Allgemeines .......................................................................................................................................... 7
fläche vorzusehenden Anschlageinrichtungen ist in Abhängigkeit der Art und Nutzung der Anschlageinrichtung unter Berück- 2.2 Empfohlene Ausführung für Flachdächer
sichtigung der Besonderheiten der Dachfläche vorzunehmen.
und flachgeneigte Dächer....................................................................................................................... 9
Diese Unterlage bietet eine Hilfestellung für die Situationen in denen die Bewertung der möglichen Maßnahmen bei der Pla- 2.3 Empfohlene Ausführung für Steildächer ............................................................................................... 10
nung des jeweiligen Gebäudes zur Anwendung von individuellen Schutzmaßnahmen führt bzw. wenn bei bestehenden Ge-
bäuden eine technische bzw. organisatorische Lösung nicht mehr möglich ist. Diese Broschüre dient dem Bauherren, sowie 2.4 Zugang zur Anschlageinrichtung ........................................................................................................... 12
dem Planer und Nutzer von Anschlageinrichtungen auf Dachflächen. Sie wurde im Rahmen der D-A-CH-S Arbeitsgruppe abge-
stimmt.
3 Anwendungsregeln für die persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz ..................................................... 13
Nationale Bestimmungen bleiben von diesen Empfehlungen unberührt. Soweit diese Vorschläge gegenüber nationalen
Recht abweichen geht der Anwender dieser Empfehlung im Umfang der Abweichung das volle rechtliche Risiko ein“
4 Anhang ............................................................................................................................................................... 14
4.1 Mindestausstattung von Dächern mit
Einrichtungen zum Schutz gegen Absturz .............................................................................................. 14
4.2 Montage und Prüfung von
Anschlageinrichtungen ........................................................................................................................ 16

Herausgeber

Berufsgenossenschaft Holz und Metall Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft


Wilhelm-Theodor-Römheld Straße 15 Hildegardstraße 29/30
55130 Mainz 10715 Berlin

Telefon: 0800 9990080-0 Präventions-Hotline der BG BAU:


Fax: 06131 802-20800 0800 8020100 (gebührenfrei)
E-Mail: servicehotline@bghm.de E-Mail: praevention@bgbau.de
Internet: www.bghm.de Internet: www.bgbau.de

Diese BGI gibt die Auffassung der


Internationalen Expertengruppe DACHS wieder. Was ist D-A-CH-S?
www.bauforumplus.eu/absturz D-A-CH-S ist eine internationale Arbeitsgruppe von Experten aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol,
Abdruck – ausser für kommerzielle Nutzung – deren Ziel es ist, eine länderübergreifende Vereinheitlichung der Regelungen für Absturzsicherungen an hochgelege-
mit Quellenangabe gestattet. nen Arbeitsplätzen anzustreben.

Bildhinweise: hutterdesign

3
Erläuterungen Erläuterungen

1 Erläuterungen

Im nachfolgenden werden einige Begriffsbestimmungen aufgeführt. Ein Anschlagpunkt ist die Stelle an dem die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz befestigt wird.

1.1 Absturzgefahren 1.3. Persönliche Schutz- Anschlagpunkt


Seil / Schiene

Als Absturzgefahren werden ausrüstung gegen


• der Sturz vom Dachrand,
• das Durchbrechen durch Dachflächen und
Absturz Anschlageinrichtung

• der Sturz durch eine Dachöffnung betrachtet.


Beweglicher
Die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz sichert den Einzelanschlagpunkt
Bei nicht durchbruchsicheren Dachelementen sind zusätz- Benutzer vor Absturz, durch Verhinderung eines Sturzes
Bauliche Verankerung
lich Sicherungsmaßnahmen gegen Durchbruch anzuordnen. (➜ Rückhaltesysteme). Ein freier Fall (➜ Auffangsysteme)
soll unbedingt verhindert werden. Bauliche Einrichtung
Anschlageinrichtungen

1.2 Gefahrenbereiche Anschlagpunkt, starr Anschlagpunkt beweglich, auf Seil oder Schiene

Die gesamte Dachfläche gilt als Gefahrenbereich. In der Re-


gel wird von einer besonderen Absturzgefahr ausgegangen,
wenn sich die Person in einem Bereich von bis zu 2,0 m Ab-
stand zu einer Absturzkante aufhält. Für diese Bereiche mit
1.4 Anwendungssysteme Arbeitsplatzpositionierungssysteme (SZP)

Absturzgefahr sind entsprechende Schutzmaßnahmen zu Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz, die es dem Be-
treffen. Ist ein Aufenthalt in diesen Bereichen bei den anste- Rückhaltesysteme nutzer ermöglicht, durch das Hineinlehnen in das System ei-
henden Arbeiten nicht erforderlich, sind diese Bereiche in ne Arbeitsposition einzunehmen, bei der ein freier Fall nicht
geeigneter Weise abzugrenzen. Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz, die den möglich ist.
Benutzer davon abhält, Bereiche mit Absturzgefahr zu errei- Weitere Informationen zu Seilunterstützten Zugangs- und
Beispiele für Bereiche mit Absturzgefahr: chen. Positionierungsverfahren siehe TRBS 2121 T3
Rückhaltesysteme Auffangsysteme
➜ der Benutzer gelangt nicht zur Absturzkante

Bestandteile persönlicher Schutzausrüstung


Gefahrenbereich gegen Absturz
Absturz 2,0 m
3 1
Gefahrenbereich Eine persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz besteht
aus einer Körperhaltevorrichtung und einem Befestigungs-
system. 2
3 2
1
Körperhaltevorrichtungen sind z. B. Auffanggurte, Haltegurte.
4
Bestandteile des Befestigungssystems können Verbindungs- 5
mittel (z. B. Seile), Verbindungselemente
Gefahrenbereich (z. B. Karabinerhaken), Auffanggeräte (z. B. Höhensiche-
Absturz 2,0 m rungsgeräte) und Anschlageinrichtungen sein.

2,0 m
Anschlageinrichtung Rückhaltesystem Zugangs- und Arbeitsplatzpositionierungssystem auf
geneigter oder senkrechter Fläche
Eine Anschlageinrichtung ist eine Zusammenstellung von
Teilen, die einen, mehrere ggf. auch bewegliche Anschlag- 1 = Anschlagpunkt 1 = Arbeitsseil
2,0 m

punkte beinhaltet. Sie stellen die Verbindung zwischen 2 = Verbindungsmittel 2 = Auf-/ Abseilgerät
Sicherungssystem und Bauwerks- oder Konstruktionsstruk- 3 = Körperhaltevorrichtung 3 = Sicherungsseil
tur dar. 4 = Mitlaufendes Auffanggerät
5 = Auffanggurt

4 5
Erläuterungen Planung

2 Planung

Auffangsysteme Soweit die bauliche Situation (z. B. Brüstung, Geländer) kei- Bei Auffangsystemen sind folgende Gefährdungen zu be-
nen Schutz gegen Absturz bietet, sind Anschlageinrichtun- rücksichtigen:
Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz, welche den Stürzenden auffängt! Während des Auffangvorganges wird die auf gen nach folgenden Grundsätzen zu planen. • Pendelsturz
dem Benutzer einwirkende Kraft begrenzt. • Kantenausbildung
• Seilauslenkung
Beispiele: • Auf- Anprallen
2.1 Allgemeines
Abstände der Anschlageinrichtungen zur Absturzkante:
4 2,5 m. Dieser Abstand wird gewählt, um den Bereich der wei-
Kollektive Schutzeinrichtungen (z. B. Geländer, Attika, terhin bestehenden Absturzgefahren in den Ecken so gering
4
Brüstung, Durchsturzgitter) haben absoluten Vorrang ge- wie möglich zu halten.
3 genüber dem Anseilschutz.
Um eine sichere Schneeräumung zu ermöglichen ist in
schneereichen Gebieten der Abstand zwischen Absturzkante
3 Es ist zu vermeiden, in die Situation eines Absturzes zu und Anschlageinrichtung größer zu wählen.
2
2 1 geraten. Daher sind Rückhaltesysteme zu bevorzugen.
Bei Bereichen mit Auffangfunktion ist der freie Fall auf Zur Minimierung der Bereiche mit Absturzgefahr werden bei
1 ein Minimum zu begrenzen! mehr als 2,5 m Abstand der Anschlageinrichtung zu den Ab-
sturzkanten zusätzliche Einzelanschlagpunkte angeordnet.

Bei einem Sturz in ein Auffangsystem sind Verletzungen Bei geneigten Dachflächen muss durch geeignete Schnee-
Auffangsystem mit Höhensicherungsgerät Auffangsystem mit Falldämpfer nicht auszuschließen und können lebensbedrohend sein. fänge das Abrutschen von Dachlawinen (Eis/Schnee) verhin-
dert werden um die Sicherungssysteme nicht zu überlasten.
1= Anschlagpunkt 1= Anschlagpunkt
2= Höhensicherungsgerät 2= Verbindungsmittel
3= ein- und ausziehbares Verbindungsmittel 3= Falldämpfer
4= Auffanggurt 4= Auffanggurt ≤ 0,47 m ≤ 0,47 m
≤ 0,47 m ≤ 0,47 m
≥ 1,00 m ≥ 1,00 m ≥ 1,00 m
≥ 1,00 m ≤ 0,47 m ≥ 1,00 m ≥ 1,00 m
≤ 0,47 m
1 5
3
2 4 4

1
2

Auffangsystem mit mitlaufendem Auffanggerät Auffangsystem mit Falldämpfer und horizontaler Anschlag-
einschließlich beweglicher Führung und horizontaler einrichtung
Anschlageinrichtung Baugeländer Durchsturzsichere Baugeländer Lichtkuppel
Lichtkuppel
1 = beweglicher Anschlagpunkt der horizontalen 1+ 2= horizontale Anschlageinrichtung mit
Anschlageinrichtung beweglichem Anschlagpunkt
2 = bewegliche Führung 3 = Verbindungsmittel
3 = mitlaufendes Auffanggerät mit Falldämpfer 4 = Falldämpfer
4 = Auffanggurt 5 = Auffanggurt

6 7
Planung Planung

> > 17 m

2,5 m
1/3 1/3 1/3

Orange Zone = Bereich mit Rückhaltesystem.


2,5 m
35 m
2.2 Empfohlene Ausführung für Flachdächer und
Ist wegen des geringen Absturzrisikos zu bevorzugen
flachgeneigte Dächer

> > 17 m
Rote Zone = Bereich mit Auffangsystem.
17 m

17 m

Muss aufgrund des Absturzrisikos möglichst klein gehalten werden! Rote Zone: 5,36 m²

2,5 m
• ideale Systemanordnung für alle
1/3 1/3 Nicht1/3
die Anzahl der Anschlageinrichtungen, sondern die richtige Dachformen
Rote Zone:
> > 17 m

62,02 m² Auswahl und Positionierung ist für die Sicherheit entscheidend! • für schneearme Gebiete

>17>m17 m
2,5 m
17 m 17 m
2,5 m

35 m

> 17 m

2,5 m2,5 m
> >> 17> m
2,5 m
1/3 1/3 1/3 In der Praxis sollen Seilsysteme den Einzelanschlagpunkten vor-
gezogen werden. 1/3 1/3 1/3
17 m

17 m

2,5 m
1/3 1/3 1/3
2,5 m

5m
1/3 1/3 1/3 2,5 m
35 m
2,5 m 35 m
2,5 m 2,5 m 35 m
5m
17 m

35 m
17 m17 m

17 m17 m
17 m 17 m
35 m
> 17 m

2,5 m
17 m

17 m
Rote Zone: Rote Zone: 6,84 m²
126,69 m²
5m

• für Dachbreiten über 17 m


17 m 17 m 17 m

max. 8,5 m
> > 17 m

• Abstand des Systems > 2,5 m von der

17>m17 m
> 17 m

2,5 m

2,5 m2,5 m
17 m 17 m Absturzkante um die Schneeräumung zu
2,5 m

17 m 5m 17 m erleichtern
2,5 m

>m
35 m • Einzelanschlagpunkte in den Ecken
> 17 m

> 17

2,5 m
Rote Zone: 85,04 m² reduzieren die roten Zonen

5 m5 m 5 m
5m

max. 8,5 m
2,5 m

• viele Einzelanschlagpunkte und Dachdurchdrin-


max. 7,5 m 2,5 m
2,5 m gungen
35 m • geringer Anwenderkomfort durch permanentem 5m 2,5 m
max. 8,5 m

5m
> > 17 m

Wechsel der Anschlagpunkte 5m 2,5 m 35 m


35 m
• hohes Absturzrisiko! 2,5 m
5m 35 m
2,5 m

35 m 35 m
> 17 m

max. 8,5 m
2,5 m

8,5 m8,5 m
> >m17 m

max. 7,5 m
max. 8,5 m

35 m Rote Zone: 20,60 m²

8,5max.
17

2,5 m2,5 m

m
> > >17> m

m max.
17>m17 m

2,5 m • für Dachbreiten bis 17 m


Die oben angegebene Dachlänge von 35m ist eine Annahme die nur zum

8,5 m8,5max.
> 17 m

• Abstand des Systems > 2,5 m von der


2,5 m

einfacheren Vergleich der verschiedenen Systeme dient. 35 m


Absturzkante um die Schneeräumung zu
2,5 m2,5 m
> 17> m
max. 8,5 m

erleichtern

8,5max.
max. 7,5 m
2,5 m

m
35 m • Einzelanschlagpunkte in den Ecken

max.
max. 7,5 m
2,5 m

reduzieren die roten Zonen


35 m 35 m

max.
max. 7,5 m
2,5 m
35 m
2,5 m 35 m
2,5 m
35 m 2,5 m 35 m
8 35 m 9
Planung Planung

2.3 Empfohlene Ausführung für Steildächer

Dächer mit Dacheindeckungen die bei Dächer mit Dacheindeckungen die bei
den zu erwartenden Arbeitsbedingungen den zu erwartenden Arbeitsbedingun-
eine ausreichende Sicherheit gegen Aus- gen keine ausreichende Sicherheit gegen
rutschen bieten. Ausrutschen bieten.
Hier ist der Einsatz von Dachauflegelei-
tern erforderlich.
Satteldach mit Sicherheitsdachhaken
geprüft nach EN 517 für die zu erwartenden
Belastungsrichtungen Wir empfehlen deshalb die Montage von
Sicherungshaken Dachzustieg Sicherungshaken Dachzustieg
Sicherungsdachhaken im maximalen
Rastermaß von horizontal 3,50 m und
vertikal 5,00 m.

Satteldach mit Sicherheitsdachhaken

Pultdach mit Sicherheitsdachhaken Körperhaltevorrichtung mit horizontaler


Führung in Kombination mit Sicherheitsdach-
Achtung Absturzkante – Halbfirst! haken

In schneearmen Gebieten oder bei Dächern


mit Aufbauten (wie z. B. Kamine, Antennen,
Lüftungsrohre …):

Horizontale Anschlageinrichtung entlang der


Sicherungshaken Dachzustieg Traufe in Kombination mit Sicherheitsdachha-
Sicherungshaken Dachzustieg
ken (für regelmäßige Wartung und Schneeräu-
mung entlang der Traufe)

In schneereichen Gebieten oder bei Dächern


ohne Aufbauten:

Körperhaltevorrichtung mit horizonta- Horizontale Anschlageinrichtung entlang des


ler Führung in Kombination mit Sicher- Firstes in Kombination mit Sicherheitsdach-
heitsdachhaken haken (für regelmäßige Wartung und Schnee-
räumung entlang der gesamten Dachfläche)

Bei nicht durchbruchsicheren Dächeren Achtung: Schneefanggitter gem. DIN 1055-5


sind zusätzliche Sicherungsmaßnahmen erforderlich, aber nicht als Anschlageinrich-
gegen Durchbruch anzuordnen. tung geeignet.
Sicherungshaken Dachzustieg
Sicherungshaken Dachzustieg

10 11
Planung Anwendungsregeln für die persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz

3 Anwendungsregeln für die persönlichen


Schutzausrüstungen gegen Absturz

2.4 Zugang zur Anschlageinrichtung Jeder Benutzer muss dafür sorgen, dass die verwendete per-
sönliche Schutzausrüstung für den Einsatzzweck geprüft und
geeignet (CE – Kennzeichnung beachten) und mit den vor-
Zusätzlich zu den bestehenden Anschlageinrichtungen müs- Es kann erforderlich sein, an Dachaufstiegen und Dachaus- handenen Anschlageinrichtungen kompatibel ist.
sen sichere Zugänge zum Dach und zur Anschlageinrichtung stiegen zusätzliche Anschlagpunkte in Reichweite anzuord-
vorhanden sein. Gehwege, Dachaufstiege und Dachausstie- nen. Für Rückhaltesysteme gilt: die Länge des Systems muss im-
ge oder Leitern sind dazu gesondert festzulegen, ggf. Gefah- mer so eingestellt sein, dass Bereiche mit Absturzgefahr
renbereiche absperren. Beim Zugang zur Anschlageinrichtung sind die Positionen nicht erreicht werden können.
der Einstiegstellen und/oder Anschlagpunkte zu dokumen-
tieren. Für Auffangsysteme gilt,

Beispiel: • dass auf die erforderliche lichte Höhe unterhalb des Be-
nutzers in Abhängigkeit des vorgesehenen Auffangsystems
Gefahrenbereich Absturz 2,0 m Gefahrenbereich Absturz 2,0 m
geachtet wird!
• dass ein Anprallen des Benutzers an Teilen der Umgebung
beim Auffangvorgang vermieden wird!
• dass die Verbindungsmittel auch für eine Beanspruchung
bei einem Sturz über eine Kante geprüft sind!
Anschlageinrichtung Anschlageinrichtung • dass ein Pendelsturz möglichst vermieden wird!

Hinweis: auch kantengeprüfte Verbindungsmittel kön-


nen bei den in der Praxis vorkommenden Baukanten
(Beton, Stahlträger, Bleche) insbesondere bei Pendel-
sturz versagen. Besteht diese Gefahr, sind zusätzliche
Maßnahmen (Kantenschutz, Seilschutz) vorzusehen.

Die Rettung einer aufgefangenen Person muss innerhalb we-


Gefahrenbereich Gefahrenbereich niger Minuten erfolgen. Geeignete Rettungsmaßnahmen sind
bereits vor Beginn von Arbeiten mit Auffangsystemen festzu-
Dachaufstieg Zugang zur Anschlageinrichtung legen.
Kollektiver Absturzschutz festlegen

Gefahrenbereich Absturz 2,0 m Ausstieg mit zusätzlichem Nur unterwiesenes Personal darf das Absturzsiche-
Anschlagpunkt in Reichweite rungssystem benützen.

Gefahrenbereich Absturz 2,0 m

Bei Absturzgefahren am Zugang von Außen ist kollektiver In Abhängigkeit der Neigung und der Oberflächenbeschaf-
Absturzschutz (z. B. Rückenschutz und/oder Geländer) vor- fenheit der Dachfläche kann ein zusätzlicher Anschlagpunkt
zusehen. auch in der Nähe des Zugangs erforderlich sein.

12 13
Anhang Anhang

4 Anhang

4.1 Mindestausstattung von Dächern mit Einrichtungen zum Schutz gegen Absturz
Nutzungskategorie A B C D
Nutzungs- und Wartungs-
intensität > 5 Jahre Nutzungs- 2-5 Jahre Nutzungs- und < 2 Jahre Nutzungs- und mehrmals Jährlich Nutzungs-
und Wartungsintervall: Wartungsintervall: gering Wartungsintervall: mittel und Wartungsintervall: hoch
Berufsgattung
(Personengruppen) sehr gering (z. B. Schneeräumung, Lüftungs- Arbeiten auch bei ungünstiger
wartung, Sonnenkollektoren etc) Witterung und bei Dunkelheit

Dachberufe
Personen die im Umgang, mit der Herstellung temporärer
Absturzsicherungen und Anseilschutz geschult sind.
z. B. Dachdecker, Spengler, Zimmerleute, Stahlbauer ...
Ausstattungsklasse 1 Ausstattungsklasse 2 Ausstattungsklasse 2 Ausstattungsklasse 3
Atypische Dachberufe
Personen die im Umgang mit Anseilschutz geschult sind.
z. B. Lüftungstechniker, Gärtner, Anlagebau, Installateure, Schornsteinfeger ... Ausstattungsklasse 2 Ausstattungsklasse 2 Ausstattungsklasse 3 Ausstattungsklasse 3
private Nutzer
Personen die nicht im Umgang mit Anseilschutz geschult sind.
z. B. Eigentümer, Mieter, Hauspersonal ... Ausstattungsklasse 3 Ausstattungsklasse 3 Ausstattungsklasse 3 Ausstattungsklasse 3
Jedermann
Öffentlicher Personenverkehr
z. B. bei Spielplätzen auf Tiefgaragen, bei allgemein zugänglichen
Dachterrassen ...
Ausstattungsklasse 4 Ausstattungsklasse 4 Ausstattungsklasse 4 Ausstattungsklasse 4

Ausstattungsklasse 1 Ausstattungsklasse 2 Ausstattungsklasse 3 Ausstattungsklasse 4


• Anschlageinrichtungen mit Einzelanschlagpunkten; bei • Anschlageinrichtungen mit horizontalen Führungen (z. B. • An den Absturzkanten sind Verkehrswege und Arbeitsplätze • Verkehrswege und Arbeitsplätze sind entsprechend den
einfacher Montagemöglichkeit auch temporär zulässig Seilsicherungssysteme, Schienen) als Sicherung gegen Ab- mit kollektiven Schutzeinrichtungen (Seitenschutz gemäß Bauvorschriften auszuführen
sturz; gegebenenfalls Ergänzung durch Anschlageinrichtun- DIN EN 13374: 2011 mit 1m Höhe) auszustatten
• in der Ebene der Dacheindeckung verlegte Belichtungsele- gen mit Einzelanschlagpunkten zulässig bzw. erforderlich
mente sind gegen Durchsturz zu sichern (z. B. Kunststoff- • Dachbereiche mit niedrigerer Ausstattungsklasse sind dau-
Lichtwellplatten, die Elemente sind durch Verschmutzung, • Belichtungselemente generell durchsturzsicher erhaft und deutlich sichtbar abzugrenzen
Schnee u.dgl. oft nicht oder schwer erkennbar) (DIN EN 1873: 2006)
• Zugang zur Dachfläche über fest verlegtem Dachaufstieg
• Zugang zur Dachfläche über fest verlegtem Dachaufstieg • Zugang zur Dachfläche über fest verlegtem Dachaufstieg oder durch das Gebäude (z. B. innen oder außen liegende
oder durch das Gebäude (z. B. innen oder außen liegende oder durch das Gebäude (z. B. innen oder außen liegende Treppe, Leiter mit Rückenschutz bzw. Steigschutz); bis 5 m In der obenstehenden Tabelle sind Emp-
Treppe, Leiter mit Rückenschutz bzw. Steigschutz); bis 5 Treppe, Leiter mit Rückenschutz bzw. Steigschutz); bis 5 Absturzhöhe ist die Verwendung von Anlegeleitern ohne Zu- fehlungen für die Mindestausstattung von
m Absturzhöhe ist die Verwendung von Anlegeleitern ohne m Absturzhöhe ist die Verwendung von Anlegeleitern ohne satzmaßnahmen zulässig; Dächern mit Einrichtungen zum Schutz ge-
Zusatzmaßnahmen zulässig Zusatzmaßnahmen zulässig gen Absturz von Personen bei der Nutzung,
• stationäre Beleuchtung bei häufigen Wartungsarbeiten bei
Wartung und Instandhaltung dargestellt.
• Stromentnahmemöglichkeit im Wartungsbereich für Nut- Dunkelheit
zungskategorien C und D
Die Mindestausstattung wird von den Per-
• Stromentnahmemöglichkeit im Wartungsbereich für Nut- sonenkreisen, die zum Dach Zugang haben
zungskategorien C und D werden, und der Häufigkeit der Begehung
(bis zur ständigen Nutzung) beeinflusst.

14 15
Anhang Anhang

4.2 Montage und Prüfung von Anschlageinrichtungen Planung von Anschlageinrichtungen (AE) Kennzeichnung an der Anschlageinrichtung

• Die Lage und Art von Anschlageinrichtungen (AE) ist so zu An der AE müssen im Gebrauchszustand u. a. folgende Punk-
Anschlageinrichtungen sind Bestandteile von pers. Absturz- Ein persönliches Absturzschutzsystem besteht aus einer planen, dass die auszuführenden Arbeiten mit der ent- te erkennbar sein:
schutzsystemen (EN 363:2008) und kommen zum Einsatz, Körperhaltevorrichtung, die durch ein Befestigungssystem sprechenden PSA gegen Absturz sicher durchgeführt wer-
wo keine kollektiven Schutzmassnahmen getroffen werden mit einer zuverlässigen Verankerung verbunden ist. Eine An- den können. Hinweise zur Planung von Anschlageinrich- • Hersteller der AE & Produktbezeichnung
können. Zu ihnen gehören Rückhaltesysteme, Arbeitsplatz- schlageinrichtung ist eine Zusammenstellung von Teilen, die tungen und korrekten Anwendung von PSA gegen Absturz
positionierungssysteme, Systeme für seilunterstützte Arbei- einen oder mehrere bewegliche Anschlagpunkte beinhaltet. (www.bauforumplus.eu/absturz) • Zulässige Anzahl der Benutzer
ten, Auffangsysteme, Rettungssysteme.
• Der Zugang zur AE muss gefahrlos möglich sein. Erhöhte • Zulässige Belastungsrichtungen falls eingeschränkt
Anforderung berücksichtigen! (z. B. Dunkelheit, Schnee, (z. B. nur vertikal)
Nässe, Eis, Wind)
• Nächstes empfohlenes Prüfdatum (Hersteller/Sachkundiger)
h- • Ist die Tragfähigkeit des Untergrunds gewährleistet? (Be-
Dac ang
u s g
a urteilung der Krafteinleitung in das Bauwerk. Die Wirkung
von Umlenkkräften und Hebelarmen muss in der Bemes- Beispiel für eine Anlagenkennzeich-
2,50
m

m sung berücksichtigt werden! Im Zweifelsfall Statiker hinzu- nung


ax
17
.0
m

ziehen)
be

Da
ch
m
itt
e

Vor Verwendung ist die gesam-


Nur geprüfte und zugelassene Anschlageinrich- te Anschlageinrichtung durch
tungen (AE) einsetzen Sichtkontrolle auf offensichtli-
che Mängel zu prüfen z. B. lose
Schraubverbindung, Abnutzung,
• In der Regel müssen AE nach EN795 baumustergeprüft Korrosion etc
sein. (z. B. Seilsysteme nach EN795 Klasse C, Dachhaken
nach EN517 etc.)

• Bei der Bemessung und Konzeption von Sonderkonstrukti- Was ist ein Sachkundiger?
onen zur Befestigung der AE, sind die Angaben der AE-Her-
steller einzuhalten. Ein Sachkundiger ist eine Person, welche die erforderlichen
Kenntnisse über die regelmässige Überprüfung so wie über die
n Rückhaltebereich n Pendelsturz vermeiden!
• Bei der Verwendung von Einzelanschlagpunkten als Be- Anleitung des Herstellers hat, die für die jeweilige AE gelten.
n Auffangbereich n zu geringer Sturzraum standteil von Bauteilen oder Maschinen, sind zu deren Be-
n Seilriss an der Kante messung mind. 10kN (=1 to) in ungünstigster Laststellung • Er kann Schäden erkennen und Maßnahmen ergreifen
n Anprallen an Gebäudeteil
anzusetzen.
Empfehlung: • Er verfügt über die erforderlichen Fähigkeiten und Hilfs-
zusätzlichen Anschlag punkt 2,50 x 2,50m
von Ecke oder Eck-Geländer montieren. mittel
Beispiel Seilsystem auf Flachdach Anforderungen an das Montagepersonal
(Pfostenabstand = Objekt oder
• Er hat eine besondere Ausbildung des Herstellers für die
systembedingtes Mass)
• Fachkundig, mit dem Befestigungsverfahren und der An- Beurteilung von komplexen AE.
schlageinrichtung vertraut (z. B. Schulung / Autorisierung
durch Hersteller der Anschlageinrichtung und Befesti- • Fachliche Qualifikationen können über entsprechende
gungsmittel) Lehrgänge (z. B. BGG 906) oder Praxis erlangt werden.

• Fähigkeit zur Erstellung der Montagedokumentation

• Montagepersonal kann sich selbst fachgerecht sichern

Aufprallgefahr bei Balkonen, Vordä-


chern, Werbetafeln etc. Fähigkeit zur Beurteilung der tatsächlichen Einbausituation
und des Untergrundes ➜ Abgleich der Planungsdaten mit
der realen Bauwerkssituation
Weitere Informationen:
www.bauforumplus.eu/absturz
16 17
Anhang Anhang

Anforderungen an die Montagedokumentation Unterhalt und nachträgliche Prüfung von beste- Vorgehensweise zur Prüfung
von Anschlageinrichtungen (AE) henden Anschlageinrichtung von Anschlageinrichtungen (AE) Sachkundige
durch einen Sachkundigen: Prüfung von Anschlag-
Mit der Montagedokumentation wird gegenüber dem Auf- Eine nachträgliche Prüfung (Sachkundigenprüfung) bestehen- einrichtungen (AE)
traggeber der Nachweis erbracht, dass die Montage sach- der AE birgt verschiedenste Gefahren und darf nur von Perso-
gerecht erfolgt ist. Darüber hinaus ist sie die unverzichtbare nen mit fundierten Fachkenntnissen ausgeführt werden.
Grundlage für eine spätere Überprüfung der AE, da in vielen
Fällen die Befestigung der AE nicht einsehbar oder nicht zu- • unsachgemässe Prüfung:
gänglich ist. Dokumentkopien sind dem Auftraggeber nach • Befestigungsmittel können überbeansprucht werden, Be-
erfolgter Montage auszuhändigen und auf dem Bauwerk für schädigung der Dachhaut etc. (Realer Kräftefluss nicht er- Ja Nein Nein
die spätere Prüfung der AE vorzuhalten. Sicht- und Montagedokument Hersteller
kannt ➜ Prüfkräfte können um Faktoren zu hoch oder tief
Funktionsprüfung vorhanden? bekannt?
liegen.
• Eine Prüfung ist in jedem Fall schriftlich zu dokumentieren
Erforderliche Mindestangaben in der Montage- und entspricht so in aller Konsequenz einer Rezertifizie-
dokumentation: rung des Anschlagpunkts. Ja

• Objektidentifikation (Objekt XY in xxxx Ort) Überprüfung u. a. Nein


• Montagefirma (Firma ZZ aus 8989 auf Korrosion, Befestigung
Musterhausen) Verformungen, Risse, einsehbar?
• Verantw. Monteur (Montageverantwortlich: loseTeile etc.
Hr. xxx)
• Produktidentifikation (Hersteller der AE, Ja
Typ Modell / Artikel)
• Befestigungsmittel (Hersteller, Produkt, zulässige
Zug- & Querkraft, Bohrbild) Bewertung nach Bewertung nach
• Installation Dach-Schemaplan und Benutzer- Angaben des AE-Herstellers, Angaben des
information: (z.B. durch Drehmoment-, Befestigungsmittelherstellers
Wo befinden sich welche Anschlagpunkte? oder Zugversuche, mit Lastangaben des
➜ z. B. relevant bei Schnee Rüttelprobe, System- AE -Herstellers
Dieser Schemaplan muss am Bauwerk für jeden funktionskontrollen etc.)
ersichtlich angebracht sein z. B. beim Dachausstieg

Bestätigungen durch Montageverantwortlichen


(von diesem unterschrieben)
Nein
• Einbauanleitung des AE-Herstellers wurde eingehalten
Prüfung OK?
• Ausgeführt wie geplant, Untergrund wie vorgegeben
• Befestigt wie vorgegeben (z.B Anz. Dübel, Schweissnaht-
stärke etc.)
• Befestigungsmittel /-verfahren nach Herstellerangaben
geprüft & dokumentiert Anschlageinrichtung
• Fotodokumentation, insbesondere von Details, die im ersetzen
Endzustand unsichtbar sind. Ja
Musterabnahmeprotokoll

Download: www.bauforumplus.eu/absturz
Tipp: bei mehreren Anschlagpunkten zum Fotografieren
Zahlenschilder einsetzen, anschliessend die Nummerie-
rung auf das Befestigungsmittelprüfprotokoll und das Kennzeichnung Kennzeichnung
Dachgrundrissschema übertragen. und Dokumentation und Dokumentation
der Prüfung der Montage

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Berufsgenossenschaft Berufsgenossenschaft
Holz und Metall der Bauwirtschaft

Wilhelm-Theodor-Römheld-Straße 15 Hildegardstraße 29/30


55130 Mainz 10715 Berlin

Internet: www.bghm.de www.bgbau.de


Kostenfreie Servicehotline 0800 9990080-0 Präventions-Hotline der BG BAU:
0800 8020100 (gebührenfrei)

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